Thurgauer Wirtschaftsbarometer
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Thurgauer Wirtschaftsbarometer August 2021 > Die Thurgauer Wirtschaft kommt immer mehr in Schwung > Das Härtefallprogramm hat sein Ziel erreicht Links Online- atzinfos mit Zus eter.tg.c h ftsbarom wir tscha Unsere Partner
2 Thurgauer Wirtschaftsbarometer Die Thurgauer Wirtschaft kommt immer mehr in Schwung Die Thurgauer In den letzten Monaten hat die Thurgauer Wirt- Mehr Bestellungen schaft zunehmend an Fahrt gewonnen. Im zweiten Quartal 2021 gingen in der Thur- Wirtschaft erholt gauer Industrie erneut mehr Bestellungen ein. Industrie: Aufschwung festigt sich Der Auftragsbestand liegt inzwischen wieder sich rasch und auf In der Thurgauer Industrie setzte sich der in einem üblichen Rahmen, jener aus dem Aus- breiter Front. rasante Aufschwung der Vormonate fort. Im land gilt sogar verbreitet als hoch. Juli 2021 beurteilten die Betriebe ihre Lage so Trotz der markanten Aufwärtsbewegung wer- In den kommenden gut wie seit Ende 2018 nicht mehr. den noch immer viele Industriebetriebe durch Die Produktion zog im zweiten Quartal 2021 eine ungenügende Nachfrage gebremst. Monaten dürfte sich weiter an, die Kapazitätsauslastung erhöhte das Wachstums- sich. Inzwischen werden die Kapazitäten nicht Stabilisierung erwartet mehr als zu gross bezeichnet, obwohl sie in Für das dritte Quartal 2021 gehen die Thur- tempo verlangsamen. den letzten Monaten ausgebaut wurden. Auch gauer Industriebetriebe von einem langsa- der Personalbestand sowie die Lager gelten meren Expansionstempo aus. Die Produktion nicht mehr als zu gross. Die Ertragslage, die wird voraussichtlich weiter leicht steigen, der sich im ersten Quartal erstmals wieder verbes- Bestellungseingang hingegen eher stagnie- serte, hellte sich weiter auf. ren. Verbreitet rechnet man mit höheren Ein- Konjunkturausblick Schweiz Mit den Lockerungen Nach den Lockerungsschritten Anfang März einer Ausweitung der Investitionen und der 2021 hat in der Schweizer Wirtschaft eine Personalbestände gerechnet. Für das Gesamt- der Corona-Mass- kräftige Aufholbewegung eingesetzt. Der Kon- jahr 2021 prognostiziert die Expertengruppe sum hat angezogen und die Industrieproduk- Konjunkturprognosen des Bundes ein BIP- nahmen erholt sich tion ist deutlich gestiegen, gestützt von der Wachstum von 3,6 % (Sportevent-bereinigt). die Schweizer stark anziehenden Nachfrage bei wichtigen Handelspartnern. Über Vorkrisen-Niveau Wirtschaft zügig. Damit würde das BIP im zweiten Halbjahr Schwungvolle Erholung 2021 klar über das Vorkrisenniveau steigen. Die Konjunkturerholung dürfte im weiteren Auch für das Jahr 2022 erwarten die Öko- Jahresverlauf an Breite gewinnen. Insbesonde- nomen des Bundes ein überdurchschnittli- re in Konsumbereichen, die pandemiebedingt ches Wirtschaftswachstum: Das BIP dürfte um eingeschränkt waren, erwartet man erhebliche 3,3 % steigen. Für Wachstumsimpulse sollte, Aufholeffekte. Bei den Unternehmen wird mit getragen von der internationalen Wirtschafts- erholung, der Aussenhandel sorgen. Insbeson- dere der Handel mit Dienstleistungen, etwa im Konjunkturprognose Schweiz 2019 2020 2021p 2022p Tourismus, dürfte an Fahrt gewinnen. Bruttoinlandprodukt (BIP), real1,2 1.6 – 2.7 3.6 3.3 Konsumentenpreise¹ 0.4 – 0.7 0.4 0.5 Die Konjunkturrisiken bleiben hoch. Bei erneu- ten einschneidenden Corona-Eindämmungs- Arbeitslosenquote, in % 2.3 3.1 3.1 2.8 massnahmen im In- oder Ausland könnte sich 3-Monats-Libor, in % – 0.7 – 0.7 – 0.7 – 0.7 die Erholung spürbar verzögern. Rendite 10-jährige Staatsanleihen, in % – 0.5 – 0.5 – 0.2 – 0.1 Realer Wechselkursindex 0.7 3.9 – 2.7 – 0.3 Detaillierte Informationen 1 Veränderung zum Vorjahr in % 2 Sportevent-bereinigt p = Prognose wirtschaftsbarometer.tg.ch/ausblick Quellen: Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes/SECO (Prognose vom 15. Juni 2021), BFS
August 2021 3 Erstmals seit längerem bezeichnen die Industriebetriebe ihre Kapazitäten nicht mehr als zu gross. kaufspreisen, die wohl nur teilweise an die Kundschaft weitergegeben werden können. Für den längeren Zeitraum bis Ende 2021 erwarten die Industriebetriebe mehrheitlich eine unveränderte Geschäftslage. Baukonjunktur bleibt lebhaft Die Thurgauer Bauwirtschaft ist weiter im Hoch. Die Bautätigkeit zog im zweiten Quartal 2021 – ausgehend von einem bereits hohen Stand – weiter an und die Nachfrage nahm zu. Die Reichweite des Auftragsbestandes hat sich auf 6 Monate erhöht. Gebremst wird der Höhenflug durch einen Mangel an Arbeitskräften. Schweizerinnen und Schweizer entdecken den Thurgau: Bild: Alex Buschor Die Thurgauer Hotellerie verbuchte im zweiten Quartal rekordhohe Übernachtungszahlen. Die Baubetriebe sind zuversichtlich, dass die gute Lage anhält. Für das dritte Quartal erwar- verbessert. Im Juli 2021 beurteilten die Detail- ten sie eine noch regere Bautätigkeit und handelsbetriebe ihre Geschäftslage insgesamt Industrie: eine weiter leicht steigende Nachfrage; der als gut; gegenüber der April-Umfrage ist vor Mehr Personal Personalbestand soll aufgestockt werden. Im allem bei kleineren Betrieben der Anteil an Erstmals seit Beginn der Gegensatz zu den letzten Quartalen dürften «schlecht»-Meldungen zurückgegangen. Pandemie planen die Indus- die Preise steigen. Der näheren Zukunft sehen die Betriebe triebetriebe wieder eine Für den weiteren Zeithorizont bis Ende 2021 verhalten entgegen. Bis zum Jahresende Aufstockung des Personal- gehen die meisten Baufirmen von einer unver- 2021 rechnen sie mit einer minim besseren bestands. änderten Geschäftslage aus. Geschäftslage. Arbeitsmarkt erholt sich Der Thurgauer Arbeitsmarkt erholt sich zuse- hends. Seit Jahresbeginn sinken die Arbeits- Belastete losenzahlen, die Arbeitslosenquote ging zwi- Branchen schen Februar und Juli 2021 von 2,9 % auf Teile des Dienstleistungssek- 2,2 % zurück. Im Juli waren noch 3’417 Perso- tors wie die Event-Branche nen arbeitslos gemeldet, das sind 589 weniger werden noch immer durch als im Vorjahr. Im Vergleich zu vor der Pande- die Pandemie und die Mass- mie sind die Arbeitslosenzahlen jedoch noch nahmen zu ihrer Bekämpfung immer höher. gebremst. Die Entspannung auf dem Arbeitsmarkt zeigt sich auch bei den Voranmeldungen zur Kurz- arbeit. Im Juli 2021 reichten nur noch 52 Betriebe Voranmeldungen zur Kurzarbeit ein. In der Industrie läuft es derzeit so Bild: Adobe Stock Seit Beginn der Pandemie wurde der Arbeits- gut wie schon lange nicht mehr markt massgeblich durch Kurzarbeit gestützt: Bis zum 9. August 2021 wurden 261 Millionen Positive Stimmung im Detailhandel Franken COVID-19-bedingte Kurzarbeitsent- Im Thurgauer Detailhandel hat sich die Stim- schädigungen an 4’226 Firmen ausbezahlt, Detaillierte mung weiter aufgehellt. Im zweiten Quartal davon 100 Millionen Franken im Jahr 2021. Informationen 2021 stiegen die Warenverkäufe mengenmäs- wirtschaftsbarometer.tg.ch sig spürbar. Die Ertragslage hat sich vielerorts Ulrike Baldenweg, Dienststelle für Statistik Thurgau
4 Thurgauer Wirtschaftsbarometer Der Aufschwung in der Thurgauer Wirtschaft ist immer breiter abgestützt In der Industrie hat sich die Geschäftslage Das Hoch für die Thurgauer Bauwirtschaft rasant erholt hat sich weiter verstärkt Die Geschäftslage in der Thurgauer Industrie hat sich weiter Die Baukonjunktur bleibt lebhaft. Seit dem Frühling 2021 hat aufgehellt. Im Juli 2021 beurteilten die Betriebe ihre Lage so sich das Hoch nochmals verstärkt. Im Juli meldeten sechs gut wie seit Ende 2018 nicht mehr. 40 % meldeten eine gute, von zehn Betrieben eine gute Geschäftslage. Von einer die meisten übrigen eine befriedigende Situation. schlechten Lage sprachen nur Vereinzelte. Geschäftslage in der Industrie Geschäftslage im Baugewerbe Saldo aus den Geschäftslage-Beurteilungen «Gut» und «Schlecht» Saldo aus den Geschäftslage-Beurteilungen «Gut» und «Schlecht» gut gut schlecht schlecht 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Thurgau Schweiz Thurgau Schweiz Quelle: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich Quelle: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich wirtschaftsbarometer.tg.ch/industrie wirtschaftsbarometer.tg.ch/bau Im Thurgauer Detailhandel blickt man Für das nächste Halbjahr erwarten auf ein gutes zweites Quartal zurück die Betriebe kaum Veränderungen Auch im Detailhandel ist die Stimmung gemäss der Juli-Um- Nach dem raschen Aufschwung der letzten Monate erwar- frage positiv. Fast 40 % der befragten Betriebe bezeichneten ten die Thurgauer Industriebetriebe eine Stabilisierung: ihre Lage als gut, nur wenige (kleinere Unternehmen) da- Bis Ende 2021 gehen die meisten von einer unveränderten gegen als schlecht. Geschäftslage aus. Auch im Baugewerbe rechnet man, ausgehend vom derzei- Geschäftslage im Detailhandel Saldo aus den Geschäftslage-Beurteilungen «Gut» und «Schlecht» tigen Hoch, mit einer gleichbleibenden Situation. Verhalten zuversichtlich zeigt man sich im Detailhandel: Die Betriebe erwarten in sechs Monaten eine minim bessere Geschäftslage. gut Erwartete Geschäftslage in sechs Monaten Kanton Thurgau, Umfrage vom Juli 2021 Industrie Bau Detailhandel schlecht 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Thurgau Schweiz Quelle: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich Quelle: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich wirtschaftsbarometer.tg.ch/detailhandel wirtschaftsbarometer.tg.ch
August 2021 5 Die Thurgauer Wirtschaft hat sich seit dem Frühling 2021 rasch erholt. Der Thurgauer Arbeitsmarkt In den meisten Branchen gibt es heute erholt sich Jobs weniger Arbeitslose als vor einem Jahr Jobs Im Juli 2021 lag die Arbeitslosenquote im Kanton Thurgau In den meisten Branchen entspannte sich der Arbeitsmarkt. bei 2,2 %, fast 600 Personen weniger als im Vorjahr waren Im Vergleich zu vor der Pandemie ist die Arbeitslosenquote arbeitslos. Noch immer sind jedoch mehr Menschen von Ar- allerdings noch verbreitet höher. Im Gastgewerbe und in der beitslosigkeit betroffen als vor der Pandemie. Metallindustrie liegt sie über der 4-Prozent-Marke. Arbeitslosenquote Arbeitslosenquoten nach ausgewählten Branchen Monatswerte bis Juli 2021, in % Thurgau, beschäftigungsstärkste Branchen mit den höchsten Arbeitslosenquoten, in % 4.2 % 4 Gastgewerbe 4.1 % 2.8 % Metall, 3 Metallerzeugnisse 2.2 % 2.6 % Baugewerbe 2 2.6 % Handel; Reparatur- 1 und Autogewerbe 2.5 % Maschinenbau 0 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Thurgau Schweiz 0 1 2 3 4 5% Juli 2019 Juli 2020 Juli 2021 Neue Berechnungsgrundlage seit Januar 2017 Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Arbeitslosenstatistik Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Arbeitslosenstatistik wirtschaftsbarometer.tg.ch/arbeitsmarkt wirtschaftsbarometer.tg.ch/arbeitsmarkt Insbesondere im Dienstleistungssektor Viele Gäste aus der Schweiz arbeiten immer mehr Grenzgänger Jobs übernachteten in Thurgauer Hotels Im zweiten Quartal 2021 arbeiteten fast 6’000 Grenzgän- Die Thurgauer Hotellerie verbuchte im zweiten Quartal 2021 gerinnen und Grenzgänger im Thurgau. Ihre Zahl nimmt seit so viele Übernachtungen wie noch nie in dieser Jahreszeit. 2019 wieder stetig zu. Dies gilt insbesondere für den Dienst- Gäste aus der Schweiz besuchten den Thurgau rege und leistungssektor, wo zwei Drittel der Grenzgänger tätig sind. machten den Ausfall ausländischer Gäste mehr als wett. Grenzgängerinnen und Grenzgänger Logiernächte nach Herkunftsland der Gäste Kanton Thurgau, Quartalswerte bis 2. Quartal 2021, in Personen Kanton Thurgau, Monatswerte bis Juni 2021 +3.9 % 60’000 6’000 5’993 2. Q. 2. Q. 2. Q. 5’768 2. Quartal 2. Quartal 50’000 4’919 4’000 40’000 Von den 5’993 Grenzgängern arbeiten 30’000 3’998 im Dienstleistungssektor 2’000 (5,6 % mehr als im Vorjahr) 20’000 1’948 in Industrie und Gewerbe 10’000 47 in der Land- und Forstwirtschaft 0 0 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2019 2020 2021 Schweiz Deutschland Übrige Quelle: Bundesamt für Statistik, Grenzgängerstatistik Quelle: Bundesamt für Statistik, Beherbergungsstatistik (HESTA) wirtschaftsbarometer.tg.ch/arbeitsmarkt wirtschaftsbarometer.tg.ch/tourismus
6 Thurgauer Wirtschaftsbarometer Das Thurgauer Härtefallprogramm hat sein Ziel erreicht Es war ein Kampf Seit der ersten Ankündigung des Bundesrates im November 2020, dass von den Auswirkun- ums wirtschaftliche gen der Pandemie stark betroffene Unterneh- men wirtschaftliche Hilfe in Form von Härte- Überleben, den viele fallgeldern erwarten können, änderte der Bund Betriebe im Thurgau die Spielregeln für das Härtefallprogramm mehrfach. Laut Daniel Wessner, Leiter des coronabedingt Amtes für Wirtschaft und Arbeit (AWA) wurde jeder Kanton gezwungen, innert kürzester Zeit geführt haben. sein eigenes Härtefall-Konzept zu kreieren, Inzwischen ist er- Gelder zu sprechen, die politischen Grund- lagen dazu zu erarbeiten und die notwendigen sichtlich, dass sich Prozesse sowie Ressourcen bereitzustellen. die finanziellen Dies führte seiner Ansicht nach unweigerlich zu interkantonalen Wettbewerbsverzerrungen. Hilfspakete – allen Liquidität verschaffen voran das Härtefall- Rückblickend kann festgestellt werden, dass programm – gut das Thurgauer Modell – trotz gewisser Kritik Daniel Wessner, Leiter Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Thurgau Bild: Raffael Soppelsa aus der Gastrobranche – sehr gut funktionierte bewährt haben. und seinen Zweck erfüllte. Das Härtefallpro- gramm verhalf Betrieben mit finanziellen Eng- Raiffeisenbank sowie der TKB materiell beur- pässen schnell zu Liquidität. Tatsache ist, dass teilt. Schliesslich kam deren Empfehlung für es während der Pandemie kaum zu Konkursen den finalen Entscheid zum Härtefallrat (Ver- oder Massenentlassungen kam. Wessner zur tretungen der Finanz- und Steuerverwaltung Kritik aus der Gastrobranche: «Ich verstehe sowie des AWA). die schwierige Situation verschiedener Wirtin- Das effiziente Vorgehen bei der Prüfung und nen und Wirte, aber für sie galten dieselben bei der Auszahlung begrüssten nicht nur die Bezahlte Härtefallgelder Kriterien wie für andere Unternehmen. Wer betroffenen Unternehmen, sondern auch die Seit dem Start am 1. Februar Geld wollte, musste seine Geschäftszahlen Industrie- und Handelskammer (IHK) Thurgau 2021 erfasste die Härtefall- offenlegen und den Antrag wahrheitsgetreu und der Thurgauer Gewerbeverband (TGV). Sie abteilung bis und mit 9. August ausfüllen.» Gesuche mit korrekten Unterlagen wurden in Bezug auf das Härtefallprogramm 2021 folgende Kennzahlen: wurden laut Wessner innert 14 Tagen bearbei- von ihren Mitgliederfirmen insbesondere dann • Gesprochene Härtefall tet und das Geld gesprochen. Unvollständige kontaktiert, wenn es um Zuständigkeitsfragen entschädigungen: Unterlagen oder unwahre Angaben hätten ging. TGV-Geschäftsführer Marc Widler lobt 77’054’745 Franken aber in einigen Fällen den Prüfprozess unnötig die Zusammenarbeit mit dem AWA und den • Davon A-Fonds-Perdu- verlängert oder gar verunmöglicht. Der Kanton regelmässigen Informationsaustausch. Dass Beiträge: 74’735’934 Franken habe, so betont Wessner, die Verpflichtung für immer auch kontroverse Ansichten besprochen • Ohne Anspruch (aufgrund den verantwortungsvollen Umgang mit Steuer- werden konnten, war Widler besonders wichtig. Nichterfüllung der gesetz- geldern. lichen Vorgaben): 40 Anträge Kontroverse um A-Fonds-Perdu- Effizienz war wichtig Beiträge Rund 50 Prozent der Anträge Im Thurgau erfolgte die Zulassungs-Prüfung Kontrovers diskutiert wurden vor allem die Här- stammten aus der Gastro- der Härtefallgesuche in der Regel innert 24 tefallleistungen, die in der 1. Phase als nach- nomie. Weitere Schwerpunkte Stunden durch ein neues, im AWA imple- rangige, zinsfreie Darlehen ausbezahlt worden bildeten Tourismus, Freizeit mentiertes Härtefall-Team. Anträge, die den sind und ab 13. April 2021 in der 2. Phase bereich, Detailhandel Non- definierten Kriterien entsprachen, wurden zu nicht rückzahlbaren Beiträgen umgewan- Food und die Eventbranche. anschliessend von den Wirtschaftsprüfern von delt wurden. Diese automatische Anpassung Ernst & Young und den Finanzspezialisten der befreite die betreffenden Unternehmen vor
August 2021 7 Gemäss Härtefallverordnung des Bundes war der Kanton verpflichtet, jeden Härtefallantrag einzeln zu überprüfen. administrativem Aufwand. Bei Betrieben, die auf behördlichen Beschluss hin mindestens 40 Tage schliessen mussten, wurden die Darle- hen zu 100 Prozent in A-Fonds-Perdu-Beiträ- ge umgewandelt. Bei Betrieben mit einer coro- nabedingten Umsatzeinbusse von mindestens 40 Prozent wurden die nachrangigen, zinsfrei- en Darlehen zu 75 Prozent als A-Fonds-Perdu- Beiträge gesprochen. Dass der Kanton Thurgau dieses 2-Phasen- Prinzip wählte, hat laut AWA-Amtsleiter Daniel Wessner konkrete Gründe: «Es war ein ord- nungspolitischer Entscheid der Regierung, in der ersten Phase des Programms Kredite zu gewähren. Ausserdem machten wir im Thurgau keine Branchenbeschränkung und mussten darum davon ausgehen, dass die Anzahl der Härtefall-Anträge für direkte A-Fond-Perdu- Beiträge derart hoch gewesen wäre, dass Rund 1’000 Härtefallgesuche wurden vom 1. Februar 2021 bis 30. Juni 2021 online Bild: AWA TG bei der Härtefallabteilung eingereicht. die Bearbeitung der Gesuche – auch von nicht expliziten Härtefällen – sehr viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Dadurch hät- ten sich dringliche Zahlungen an notleidende Zusammenarbeit mit Betriebe verzögert. Die spätere automatische Wirtschaftsverbänden Umwandlung der Darlehen in A-Fond-Perdu- Die ständigen Änderungen bei den Rahmen- Beiträge ab Mitte April ging absolut unbüro- bedingungen, die unterschiedliche Umsetzung in kratisch über die Bühne.» den Kantonen und die Dringlichkeit haben das Härtefallprogramm für alle Beteiligten vor gros- Umfassendes Reporting und se Herausforderungen gestellt. COVID-Kredite, Missbrauchsbekämpfung Kurzarbeit, Erwerbsausfallentschädigung und Wessner weist darauf hin, dass der Kanton die Härtefallprogramm haben in den Betrieben oft zu Marc Widler, Bild: TGV gesamten zugesicherten Härtefallgelder vor- Verwirrung und Unsicherheiten bei der zuständi- Geschäftsführer Thurgauer finanzieren musste und dem Bund rückwirkend gen Anlaufstelle geführt. Gewerbeverband (TGV) Rechnung stellt. «Gemäss der Härtefallverord- nung des Bundes waren wir verpflichtet, jeden Das AWA hat frühzeitig und regelmässig mit den Wirtschaftsverbänden Kontakt Härtefallantrag einzeln zu überprüfen und jede aufgenommen und die bevorstehenden Anpassungen im Härtefallprogramm ange- Zahlung für die Rückforderung an den Bund zeigt. Durch den Informationsvorsprung war es den Wirtschaftsverbänden möglich, zu dokumentieren. Die Leitplanken waren klar sich auf die Anfragen der Mitgliedbetriebe einzustellen und die Informationen gesetzt; die Kriterien für eine Anspruchs- rechtzeitig und empfängergerecht aufzubereiten. Auf diesem Weg konnten aber berechtigung liessen keinen Interpretations- auch kritische Rückmeldungen und weitere Anliegen eingebracht werden, welche spielraum zu.» Das Härtefallprogramm von konstruktiv aufgenommen und wo möglich umgesetzt wurden. Das AWA hat für Bund und Kanton ist auf die Dauer von zehn die schwierige Lage der Unternehmen sehr viel Verständnis gezeigt und dadurch Jahre ausgerichtet. Während dieser Zeit ist Augenmass und Kundennähe bewiesen. Dank der engen Zusammenarbeit zwi- der Kanton beauftragt, ein exaktes Monitoring schen dem AWA und den Wirtschaftsverbänden hat das Härtefallprogramm die zu betreiben und Missbräuche zu bekämpfen. gewünschte Wirkung erzielt und der Thurgau als «Kanton der kurzen Wege» sich Beispielsweise gilt es zu prüfen, ob die Bezü- – einmal mehr – sehr bewährt. ger von Härtefallgeldern keine Dividenden Marc Widler, Thurgauer Gewerbeverband ausschütten. Regula Marti, Amt für Wirtschaft und Arbeit Thurgau
8 Thurgauer Wirtschaftsbarometer Veranstaltungs- tipps Wirtschaft und Politik im Jahr 2030 Finanzwissen für KMU Das 25. Wirtschaftsforum Thurgau blickt nicht Die TKB führt kostenlose Kompaktsemina- zurück, sondern beleuchtet die Zukunft des re für Unternehmerinnen und Unternehmer Wirtschaftsstandorts Thurgau (4. November durch. Themen sind Firmengründung, Vorsorge 2021, Kongresszentrum Thurgauerhof Wein- oder Liquiditätsplanung. Alle Informationen felden und online). gibt es hier: wft.ch tkb.ch/seminar Mehr zur Thurgau in Zahlen 2021 Gemeindeporträts Thurgauer Kompakt und handlich – und neu mit noch In den statistischen Gemeindeporträts der mehr Grafiken: Das Leporello «Thurgau in Thurgauer Dienststelle für Statistik stehen Wirtschaft Zahlen 2021» ist erschienen. Es lädt zum Nachschlagen, aber auch zum Schmökern und Ihnen neu noch mehr Grafiken und Kennzahlen zur Verfügung. Die Gemeindeporträts können Entdecken ein. Bestellen Sie sich Ihr kosten- online angeschaut oder als Bericht herunter- loses Exemplar oder lesen Sie online: geladen werden. Welche Gemeinde interessiert Sie? statistik.tg.ch statistik.tg.ch Gemeindesteuerfüsse 2021 minim gesunken Nachhaltigkeit: Auf Kurs? 6 Politische Gemeinden haben 2021 ihren Die Nachhaltigkeitsindikatoren MoniThur zei- Steuerfuss gesenkt, 2 Gemeinden haben ihn gen den Fortschritt der nachhaltigen Ent- heraufgesetzt. Bei den Schulsteuerfüssen wicklung im Kanton Thurgau. Die 48 Indika- kam es in 24 der 72 Schulgemeinden zu Sen- toren wurden kürzlich aktualisiert. Was ist auf kungen. «Nachhaltigkeits-Kurs», was weniger? Mehr dazu erfahren Sie hier: Entdecken Sie selbst: statistik.tg.ch monithur.tg.ch Herausgeber Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, 8510 Frauenfeld, www.statistik.tg.ch, 058 345 53 60 Redaktionelle Verantwortung Ulrike Baldenweg, Dienststelle für Statistik; Seiten 6 –7: Regula Marti, Amt für Wirtschaft und Arbeit In Zusammenarbeit mit Amt für Wirtschaft und Arbeit, TKB, IHK, TGV Gestaltung: Joss & Partner Werbeagentur AG, Weinfelden; Titelbild: Adobe Stock; I N. Druck: Ströbele Kommunikation, Romanshorn Erscheint vierteljährlich. Diese Ausgabe T N E R AR wurde am 12. 08. 2021 abgeschlossen. ist KE P sam r e mei n r neh me ST A R «Thurgauer Wirtschaftsbarometer» online: . G e h a f t Un t www.wirtschaftsbarometer.tg.ch rsc a ls . r t ne ab e ic h len k a n n r Pa je de r T K B h ic h z ä h Neben der elektronischen Ausgabe des i n Thurgauer Wirtschaftsbarometers stehen t w ie it d e f d ie Ihnen hier zusätzliche Informationen zur E s i s rker. M er i n , au n s tä P a r t n aktuellen Wirtschaftslage zur Verfügung. ma ei ne Der «Thurgauer Wirtschaftsbarometer» kann kostenlos bei der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau abonniert werden: tkb.ch / firmen statistik@tg.ch, Telefon 058 345 53 60
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