10 Jahre Deutsch O ensive - Deutsch lernen? - Ja, bitte! Jetzt! - ein Projekt des Ausländer- und Integrationsbeirates

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10 Jahre Deutsch O ensive - Deutsch lernen? - Ja, bitte! Jetzt! - ein Projekt des Ausländer- und Integrationsbeirates
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                – Ja, b

10 Jahre
Deutsch Offensive
ein Projekt des Ausländer- und Integrationsbeirates
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Inhaltsverzeichnis

Grußworte                               Seite 5
Sprache als Schlüssel zur Integration   Seite 9
Deutschkenntnisse ERlangen              Seite 11
Die Deutsch-Offensive heute             Seite 13
Aus dem Kursleben                       Seite 15
Das Konzept „Mama lernt Deutsch“        Seite 25
Das Schreibprojekt für Frauen           Seite 26
Fazit - Ausblick                        Seite 28
Anhang                                  Seite 30

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Grußwort

Erlangen gilt als eine internationale Stadt. Menschen aus 150 verschiede-
nen Ländern leben zeitlich begrenzt oder auf Dauer in unserer Stadt. Diese
Vielfalt haben wir als großes Potenzial schätzen gelernt, sie prägt auch das
Selbstverständnis unserer Stadt. Daher haben wir früher als andere Kommu-
nen die Integration von Migranten zu einem zentralen und ressortübergrei-
fenden Bestandteil kommunaler Politik und Verwaltung gemacht.
Integration kann aber nur über eine gemeinsame Sprache erfolgen. Die
Beherrschung der deutschen Sprache ist der Schlüssel für schulischen und
beruflichen Erfolg und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Mit dem
Start der Erlanger Deutsch-Offensive vor zehn Jahren hat die Stadt gemein-
sam mit dem Ausländer- und Integrationsbeirat eine vielbeachtete Erfolgs-
geschichte für mehr Chancengleichheit von Menschen mit ausländischer
Herkunft gestartet. Mit großem ehrenamtlichen Engagement ist es gelun-
gen, ein breites, flächendeckendes, stadtteilnahes und auf die Bedürfnisse
der verschiedenen Zielgruppen, insbesondere der Klein- und Schulkinder
und deren Mütter, ausgerichtetes Angebot an Sprachkursen anzubieten,
das sich bis heute großer Akzeptanz erfreut.
Großer Dank und Anerkennung gelten allen, die an der Entwicklung und
Umsetzung dieses einzigartigen Sprachförderprogramms mitwirken, insbe-
sondere den Mitgliedern des Runden Tisches, des Ausländer- und Integra-
tionsbeirats sowie den Kursanbietern und -leitern. Die Deutsch-Offensive ist
zentraler Bestandteil unserer Integrationsbemühungen und damit Grundla-
ge für ein gutes soziales Miteinander in unserer Stadt.

Dr. Siegried Balleis
Oberbürgermeister

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Babylonische Sprachverwirrung

Einst bestrafte Gott die Verfehlungen des Volkes Babel mit der sprichwört-
lich gewordenen Sprachverwirrung. Indem er ihnen ihre gemeinsame
Sprache nimmt, nimmt er ihnen zugleich die Grundlage menschlichen Zu-
sammenlebens. Der einzige Ausweg für die Bewohner Babels besteht darin,
sich in Gruppen mit gleicher Sprache zusammenzuschließen und selbststän-
dige Gemeinschaften aufzubauen.
In einem Einwanderungsland wie Deutschland ist Mehr- und Vielsprachig-
keit, die einst zur Herausforderung für das Volk Babels wurde, alltäglich
gelebte Realität. Neben den vielen Muttersprachen und Dialekten, die die
Einwanderer mitbringen und an ihre Kinder weitergeben, ist eine gemein-
sam gesprochene Sprache nach wie vor die Basis des menschlichen Mitein-
anders und der gemeinsamen Kommunikation und damit auch der Integra-
tion.
In der Sprache gibt es Regewendungen, Begrifflichkeiten und Ausdrücke,
die die Kultur und Sichtweise widerspiegeln. Daher ist die deutsche Sprache
für alle Migranten, die in Deutschland leben möchten, ein unverzichtbarer
Bestandteil.
Wir freuen uns daher, dass das Projekt Deutsch-Offensive in diesem Jahr
seinen zehnten Geburtstag feiert. Seit 2002 bietet das Projekt verschiedens-
ten Zielgruppen die Möglichkeit, ihre Sprachkompetenzen zu verbessern
und schließt so Lücken, die beispielsweise durch Integrationskurse oder
allein durch Kindergarten und Schule nicht geschlossen werden können.
Die Kurse der Deutsch-Offensive sind praxisnah, werden nach Bedarf auch
mit Kinderbetreuung und in den verschiedenen Stadtteilen Erlangens an-
geboten. Menschen verschiedenster Altersgruppen erlernen so die nötigen
Voraussetzungen, um sich aktiv und erfolgreich im gesellschaftlichen, wirt-
schaftlichen und beruflichen Leben zu beteiligen.
Im Namen des Ausländer- und Integrationsbeirates bedanke ich mich
herzlich bei allen Vereinen, Institutionen und ehrenamtlich Tätigen für ihr
unermüdliches Engagement, ohne das die Deutsch-Offensive kein so gro-
ßer Erfolg geworden wäre.

Khalil Bardag
Vorsitzender des Ausländer- und Integrationsbeirats

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Sprache als Schlüssel zur Integration – zur Entstehung der „Deutsch-Offensive Erlangen“

Ende der 90er Jahre wurde das Fehlen von Sprachkursen und damit der Bedarf an Sprachunterricht für verschiede-
ne Zielgruppen regelmäßig an die Geschäftsstelle des Ausländerbeirats herangetragen.
Staatliche Integrationspolitik war zu diesem Zeitpunkt ein "pragmatisches Improvisieren", wie der erste Süßmuth-
Bericht 1998 die Integrationspolitik der 90er Jahre beschrieb.
Dies war für uns Anlass als Kommune tätig zu werden und im Jahr 2000 einen Runden Tisch zu initiieren.
Eingeladen wurden alle Akteure, die in ihrer täglichen Arbeit mit Sprachförderung befasst oder mit Sprachproble-
men konfrontiert waren.
Nach einer Analyse der aktuellen Angebote wurde in moderierten Sitzungen den Bedarf ermittelt und geeignete
Maßnahmen für vier verschiedene Zielgruppen entwickelt: Kinder von drei bis sechs Jahren, Schüler/innen von
sechs bis sechzehn Jahren, Mütter und berufstätige Frauen und Erwachsene, die bislang entweder keine Chance
hatten, Deutsch zu lernen oder die ihre Deutschkenntnisse vertiefen wollten.
Ziel war von Anfang an, eine stadtteilbezogene und trägerübergreifende Vernetzung aller Anbieter von Sprach-
und Integrationskursen zu erreichen.
Unter dem Arbeitstitel „Deutsch-Offensive Erlangen“ wurde ein Konzept für ein flächendeckendes Angebot für die
verschiedenen Zielgruppen erarbeitet und im Jahr 2001 dem Stadt-rat vorgelegt.
„Integration durch Sprache“ wurde von allen Fraktionen als wesentliches kommunales Handlungsfeld anerkannt
und zur Realisierung ab 2002 mit jährlich 40.000,- € finanziell abgesichert.
Als zentrales Erfolgskriterium der Deutsch-Offensive Erlangen haben sich die Niederschwelligkeit und die Orientie-
rung der Angebote an den verschiedenen Bedürfnissen und Lebenslagen der Betroffenen erwiesen:
        - die Angebote sind stadtteilnah
        - die Lehrinhalte werden praxisnah vermittelt
        - Aspekte der Alltagsbewältigung und Alltagserfahrung werden miteinbezogen
        - Individuelle Bedürfnisse werden berücksichtigt
        - Kinderbetreuung wird bei Bedarf gewährleistet.
Von Anfang an haben wir, lange bevor dies durch staatliche Maßnahmen ergänzt wurde, auf die sprachliche Früh-
förderung in Kindertagesstätten gesetzt, um Kindern mit Migrationshintergrund bei der Einschulung wenn schon
nicht gleiche, so doch ähnliche Startbedingungen zu ermöglichen und damit zur Chancengerechtigkeit beizutra-
gen.
Die Zielgruppe der Mütter wurde durch das Angebot „Mama lernt Deutsch“ erreicht, ein Modell das mittlerweile
bundesweit Karriere gemacht hat.
Eine weitere Besonderheit des Konzeptes bestand (und besteht) darin, dass die Angebote nicht an Aufenthaltssta-
tus und Pass gekoppelt waren: auch Flüchtlinge oder Spätaussiedler konnten von den Angeboten profitieren.
Nachdem das Konzept auf Nachhaltigkeit angelegt war, wurde auf Qualitätssicherung und Transparenz großen
Wert gelegt: der Sprachunterricht erfolgte durch qualifiziertes Fachpersonal, für das in Kooperation mit der vhs
regelmäßige Fortbildungsangebote aufgelegt wurde. Darüber hinaus konnte mit Mitteln des Bayerischen Staatsmi-
nisteriums für Arbeit und Sozialordnung nach dem ersten Jahr eine Evaluierung durchgeführt werden, der „Runde
Tisch“ mit den Trägern tagte zweimal jährlich, um das Fortschreiben sicherzustellen.
Seit dem Jahr 2005 wird mit den Integrationskursen (bestehend aus einem Sprach- und einem Orientierungskurs)
bundesweit erstmals ein flächendeckendes Angebot für Neuzuwanderer vorgehalten, das von der Bundesregie-
rung als wichtigste integrationspolitische Fördermaßnahme bezeichnet wird.
Als Kommune waren wir in der Lage, die Ausrichtung der Deutsch-Offensive schnell an die neuen Bedingungen
und Erfordernisse anzupassen. So konnte der Schwerpunkt der Angebote ab 2005 ohne Probleme auf den Bereich
der Frühförderung verlagert und weiterentwickelt werden.
Mit der Deutsch-Offensive Erlangen ist es gelungen, die bestehenden Sprachkursangebote zielgenau zu ergänzen,
sie ist ein großer und bunter Stein im Erlanger Mosaik der Sprachförderung und wird auch sicher in den nächsten
10 Jahren einen wichtigen Beitrag zur sprachlichen Integration leisten.

Silvia Klein
Initiatorin der Deutsch-Offensive
Leiterin der Koordinationsstelle Integration

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Deutschkenntnisse ERlangen – Gemeinsam zum Ziel

Die Bedeutung ausreichender Sprachkenntnisse für eine erfolgreiche Integration ist unumstritten. Integration funk-
tioniert nur über die Sprache und ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess. Daher wird der Sprache oft bildhaft die
Aufgabe eines Schlüssels bzw. einer Brücke zugewiesen. Es gilt folglich, Türen zu öffnen oder Brücken zu bauen,
d.h. Hindernisse bzw. Grenzen zu überwinden. Von dem bekannten Philosophen Ludwig Wittgenstein stammt der
berühmte Satz „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“. Demnach bedeutet Spracherwerb
auch die Erweiterung der Weltsicht. Diese Schlüsselkompetenz gilt es mit zahlreichen Maßnahmen zu fördern. Hier-
bei sind gesellschaftliche Voraussetzungen für ein gutes Miteinander gefragt, das sich vor allem durch Offenheit,
Toleranz und gegenseitigen Respekt auszeichnet.
Die Landschaft der Deutschkursanbieter in der Stadt Erlangen ist groß und vielfältig. Neben vielen privaten Institutio-
nen bietet die städtische Volkshochschule jährlich fast 6000 Stunden Deutschunterricht an und erreicht über 2500
Teilnehmende. Das differenzierte Kursangebot umfasst alle sprachlichen Niveaustufen. Damit gehört sie zu den
größten Einrichtungen ihrer Art in Bayern. Trotz dieses scheinbar ausreichenden Angebots an Deutschkursen in
der Stadt, gibt es einige Zielgruppen, die nur schwer erreicht werden können.
Und genau an diesem Punkt orientiert sich die Zielsetzung der Deutsch-Offensive. Nach der Gründung eines Run-
den Tisches im Jahr 2000 wurden zunächst zielgruppenspezifische Arbeitsgruppen ins Leben gerufen. In meiner
Funktion als Moderator der Zielgruppe der Erwachsenen befassten wir uns zunächst mit einer umfassenden und
kritischen Bestandsaufnahme des bereits in Erlangen existierenden Sprachkursangebots. Demnach sollen die Kurse
der Deutsch-Offensive Lücken schließen und vor allem diejenigen erreichen, die aus den unterschiedlichsten Grün-
den noch keinen oder wenig Deutschunterricht erhalten haben. Die Lernenden sollen dort „abgeholt“ werden,
wo sie sich befinden. Dies kann man auf zweierlei Art und Weise interpretieren. Zunächst sollen es ortsnahe Kurs-
angebote sein, z.B. in den einzelnen Stadtteilen. Was das Lernkonzept betrifft, so knüpfen die Kurse der Deutsch-
Offensive an die jeweils individuellen Voraussetzungen der Lernenden an. Darüber hinaus gilt es aber auch, die
Lernumgebung Stadt in den Unterrichtsprozess miteinzubeziehen. Die Angebote des vhs Club INTERNATIONAL u.
a. mit den Unterrichtsmaterialien „Deutsch lernen mit der Geschichte Erlangens“ sind eine ideale Ergänzung und
Bereicherung des Unterrichts. Hier besteht bereits eine enge Zusammenarbeit zwischen der Deutsch-Offensive,
dem Stadtmuseum und der Volkshochschule. Die Einbeziehung weiterer solcher Lernorte in der Stadt außerhalb
des Klassenzimmers sollte ein künftiges Ziel der Sprachkursanbieter in Erlangen sein. Neben der motivationsstei-
gernden Wirkung dieser Angebote, tragen solche Maßnahmen auch erheblich neben der sprachlichen auch zur
gesellschaftlichen Integration bei.
Die Deutsch-Offensive feiert ihren 10.Geburtstag und kann mit Stolz und Zufriedenheit auf eine erfolgreiche Arbeit
zurückblicken. Sie ist zu einem wichtigen, unverzichtbaren Baustein in der Erlanger Deutschkurslandschaft gewor-
den und wird dies mit ihrem zukunftsfähigen Konzept auch weiterhin bleiben. Dabei kann sie sich der Hilfe und
Unterstützung der Volkshochschule Erlangen sicher sein.

Reinhard Beer
stv. Direktor und Programmbereichsleiter Sprachen
der Volkshochschule Erlangen

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Die Deutsch-Offensive heute
1. Organisation eines Kurses
Durch die bisherige Vernetzung ist die        der Deutsch-Offensive teilnimmt. Positiv         Persönlicher Kontakt zu den Multipli-
Deutsch-Offensive in weiten Teilen der        hat sich vernetztes Handeln vor Ort aus-         katoren der Migrantenvertretungen
„lernenden“ Einrichtungen und in den          gewirkt, um Personen, die noch wenig             oder der Besuch in den Vereinen er-
Migrantenvereinen sowie Bürgertreffs          Deutsch sprechen, zu erreichen. Ein Ge-          reicht ebenfalls die Zielgruppe, die die
bekannt. Sehen Einrichtungen einen            spräch von wenigen Minuten, Offenheit            Deutsch-Offensive anspricht. Daneben
Bedarf in ihrem Bereich, treten sie an        und Hilfsbereitschaft, kann die Motivati-        wirken traditionelle Vorgehensweisen,
den Ausländer- und Integrationsbeirat         on oder die Einsicht, Deutsch zu lernen,         wie muttersprachliche Flyer, Plakate und
heran.                                        erhöhen. Dozenten der Deutsch-Offen-             Presse.
Sie sollten als Träger eines Kurses folgen-   sive haben daher an offiziellen Termi-
de Voraussetzungen erfüllen:                  nen, z.B. der Schulen, mit einem Infotisch
                                              über die Möglichkeit, Deutsch zu lernen,
• mindestens 10 Kursinteressenten für         teilgenommen. Dies waren Schulanmel-
  Erwachsenenkurse                            dung, erste Elternabende und auch ge-
  bzw. für 4 Kinder im Kindergartenbe-        meinsame Sitzungen des Elternbeirats
  reich liegen vor                            aller Grund- und Hauptschulen.
• zeitlicher Umfang ist geklärt und
  Räume sind vorhanden
• die inhaltliche Konzeption liegt vor
• eine qualifizierte Kursleitung ist vor-
  handen
• Teilnehmerbeiträge (pro Unterrichts-
  einheit: 1 € für Erwachsene, 50 Cent
  für Kinder)
• Mögliche Drittmittelförderung ist
  geklärt

Der Träger stellt entsprechend seinen
Antrag an die Geschäftsstelle des Aus-
länder- und Integrationsbeirates, in dem
alle Grunddaten angegeben sind.
Auf den Sitzungen des „Runden Tisches“
werden alle Anträge vorgelegt und in
der Regel nach folgenden Kriterien ge-
nehmigt:
• ausgewogene Kursvielfalt in den
  Stadtteilen
• dem Bedarf angemessen
• den Zielgruppen entsprechend
• der Etat ist ausreichend (bis 2011
  standen 40.000,-- € zur Verfügung,
  für 2012 wurde der Etat um 5.000,--
  € erhöht)
Bisher musste mehrmals die Anzahl der
Kurswochen aus Etatgründen reduziert
werden. Das Honorar der Lehrkräfte
wurde 2003 auf 20,00 € pro Stunde ge-
kürzt und bis heute beibehalten. Nach
Bewilligung erhalten die Träger einen
schriftlichen Bescheid. Bei Kursende füllt
der Träger einen Verwendungsnach-
weis mit evaluierenden Fragen aus und
erhält daraufhin die bewilligte Summe.
2. Wie werden die Zielgruppen
erreicht?
In Kindergärten werden die Eltern von
den Gruppenleiterinnen über das Ange-
bot eines Deutschkurses informiert und        Mit diesem Plakat wurde ab 2003 für die Kurse geworben. Wichtig war den Designern, den Impuls zu
entscheiden daraufhin, ob ihr Kind an         geben             anzufangen.

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3. Der „Runde Tisch“ – ein Instru-
ment der Vernetzung
Der Runde Tisch ist eine Zusammenar-
beit von städtischen Dienststellen (Ju-
gend-amt/Abteilung Kindertagesstätten
und Abteilung Soziale Gruppenarbeit,
Kultur- und Freizeitamt, VHS, Bürgermeis-
teramt, Schulamt), Vertreterinnen und
Vertretern des Stadtrats, Leiter und Lei-
terinnen staatlicher Schulen, kirchlichen
Trägern, verschiedenen Vertreterinnen
und Vertreter der Migrantenvereine, Ini-
tiativen, Dozentinnen und Dozenten der
Deutsch-Offensive, Vertretern des Bun-
desamtes für Migration und Flüchtlinge,
Integrationsbeauftragten der Regierung
Mittelfranken, Migrationsberatung und
Jugendmigrationsberatung. Viele teil-
nehmende Einrichtungen sind gleich-
zeitig Träger von Kursen.
Alle Einrichtungen und Personen be-
fassen sich mit dem Thema Sprachför-
derung und Integration in ihrer tägli-
chen Arbeit. Der Runde Tisch bietet die     Besuch der Bay. Staatsministerin für Arbeit- und Sozialordnung, Familie und Frauen, Christa Stewens
Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, das
vorhandene Wissen besser als bisher zu      die als Mitglieder des Runden Tisches                 länder- und Integrationsbeirats, Leh-
vernetzen und die dabei entstehenden        regelmäßig mit anwesend waren, disku-                 rerinnen, der Leiterin des Bürgertreffs
Synergieeffekte zu nutzen.                  tiert, anschließend über die Stadträte an             Isarstraße und Mitgliedern des Stadtrats
Erfahrungen aus dem Kursgeschehen           den damaligen Bürgermeister Gerd Loh-                 kontinuierlich geleistet. Hieraus ist z.B.
einzelner Träger werden in den Runden       wasser herangetragen, der seinerseits                 die Umsetzung von Anmeldetagen mit
Tisch eingespeist und helfen mit, das       alle zur Lösung beitragenden Einrichtun-              individueller Beratung der Kursinteres-
Projekt nachhaltig auszubauen. Planun-      gen und Personen einlud. Mit vereinten                senten (wenn möglich in Mutterspra-
gen der Kurse werden gemeinsam ab-          Kräften konnte nach geraumer Zeit der                 che) entstanden.
gestimmt. Bis 2010 traf sich der Runde      erste Jugendintegrationskurs stattfinden.             4. Im Verwendungsnachweis zur Ab-
Tisch zweimal im Jahr. Ab 2011 wurde        4. Qualitätssicherung                                 rechnung des Kurses sind evaluierende
ein einmaliges Treffen als ausreichend                                                            Fragen zur Qualitätssicherung einge-
befunden, da das Konzept und Alltags-       Die Sicherung der Qualität der Kurse und              fügt.
fragen keinen großen Raum mehr ein-         des gesamten Konzeptes wird mit unter-
                                                                                                  5. Die Bezeichnungen des angestrebten
nehmen. Stattdessen stehen Themen,          schiedlichen Strategien gewährleistet:
                                                                                                  Sprachniveaus wurden an den Europäi-
die von allgemeinem Interesse sind, auf     1. Alle Dozenten geben vor ihrem Ein-                 schen Referenzrahmen angepasst.
der Tagesordnung. Hierzu werden je-         satz über ihre Kompetenz und Qualifi-                 6. Die Projektsteuerung erfolgt durch die
weils Referenten geladen. Eine Auswahl      zierung in einem Fragebogen Auskunft,                 Geschäftsstelle.
der Themen in den letzten Jahren:           den die Geschäftsführung in der Funkti-
                                            on der Projektsteuerung auswertet und                 5. Ehrenamtliches Engagement
 • Deutschförderung im Kindergarten
                                            danach den Einsatz genehmigt. Spezi-                  Sowohl die Träger als auch die Lehr-
 • Vorstellung der Erlanger Bildungsof-
                                            ell für das Kurskonzept im Kindergarten               kräfte selbst bringen einen sehr hohen
   fensive
                                            wurden immer wieder Fortbildungen                     Anteil an zusätzlicher Arbeit und Enga-
 • Beschulung von jugendlichen Quer-        für Dozenten und Kindergartenleiter/                  gement ein, der finanziell nicht ausge-
   einsteigern                              innen durchgeführt. Der Anteil unserer                glichen wird. Hier einige Bereiche des
 • Erfahrungen einer Schulärztin            Dozenten mit eigenem Migrationshin-                   Engagements:
 • Vortrag „ Eltern als Ressource“          tergrund ist im Anwachsen.                            1. Kursorganisation:
                                            2. Die VHS öffnete ihre Fortbildung für               Telefonate, Familienkontakte, Motivation
Ein konkretes Beispiel der Vernetzung
                                            Dozenten auch für die Lehrkräfte der                  und Planung von neuen Kursen
war das Problem der Beschulung von
                                            Deutsch-Offensive.                                    2. Persönlicher Kontakt:
Jugendlichen, die nicht mehr der Schul-
pflicht unterstehen. Eingebracht vom        3. Die Bewertung und Fortschreibung                   Besonders bei Anfängerkursen muss
Jugendmigrationsdienst wurde das The-       des Konzepts wurde 2004/2005 durch                    nach dem Unterricht Zeit für Fragen
ma gemeinsam mit Stadträten und ei-         ein kleines Team, bestehend aus der                   und Hilfestellung bei allgemeinen Prob-
nem Vertreter des staatlichen Schulamts,    Geschäftsführerin, Mitgliedern des Aus-               lematiken eingerechnet werden.

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3. Eigene Weiterqualifizierung:              den Besuch eines Deutschkurses kön-         In schwierigen Fällen, wenn z.B. eine
Teilnahme an Fortbildungen im Bereich        nen sie jetzt im geschützten Rahmen         Familie nur von einem Verdienst leben
Deutsch als Fremdsprache bzw. Deutsch        und in kleineren Gruppen den ersten         muss oder bereits ergänzende Sozialhilfe
als Zweitsprache                             Versuch wagen, die deutsche Sprache         beziehungsweise Arbeitslosengeld be-
                                             zu erlernen und angstfrei zu sprechen.      zieht, bemüht sich der Ausländer- und
4. Bei Interesse der Kursteilnehmer kön-
                                             Sie gewinnen wieder Selbstvertrauen,        Integrationsbeirat stets um eine Lösung.
nen sie Prüfungen bei der VHS ablegen.
                                             was notwendig ist, um mit einer neuen
Das bedeutet für Lehrkraft:
                                             Sprache, die sie noch nicht so gut be-
Vorbereitung der Teilnehmer/innen auf        herrschen, am gesellschaftlichen Leben      Kurse für Kinder im
Prüfungskurse: Abfragen der Prüfungs-        teilzunehmen.                               Kindergartenalter
anforderungen, Rücksprachen mit der
                                             Im Unterschied zu anderen vorhande-         Infolge der demographischen Entwick-
VHS, Prüfungsvorbereitung der Prüflin-
                                             nen Kursangeboten haben die Lehr-           lung wächst die Zahl der Kinder und
ge (außerhalb der Kurszeiten)
                                             kräfte keinen exakt vorgeschriebenen        Jugendlichen in Bayern, die einen Zu-
5. Öffentlichkeitsarbeit:                    Kursinhalt, sondern können stets auf        wanderungshintergrund haben. Junge
Erstellen von Materialien für die Infota-    Themen eingehen, die die Kursteilneh-       Menschen mit Migrationshintergrund
feln und Infotische, Einsatz mit Auf- und    mer bewegen.                                stehen vor einer zweifachen Herausfor-
Abbau an Schulfesten, Stadtteilfesten,       In den Kursen lernen sie andere Migran-     derung: Sie müssen sich in einer ande-
Schuleinschreibungen, Einschulungen;         ten mit ähnlichen Problemen kennen          ren Kultur als der im Elternhaus vermit-
Teilnahme an den ersten Elternabenden        und kommen ins Gespräch. Die Not-           telten zurechtfinden und gleichzeitig
in Schulen und Kindergärten; Unterstüt-      wendigkeit, Deutsch zu lernen, wird klar,   den schwierigen Prozess des Heran-
zung der Geschäftsstelle beim Versand        da die Kursteilnehmerinnen und Kursteil-    wachsens bewältigen. Ein besonderes
von Infomaterial und Plakaten                nehmer aus vielen verschiedenen Län-        Augenmerk verdient die Sprachentwick-
6. Konzeptarbeit (2004/05):                  dern kommen und nur Deutsch als Ver-        lung. Viele Familien erziehen ihre Kinder
Teilnahme am „kleinen Team“ zur Fort-        kehrssprache benutzt werden kann.           in ihrer Muttersprache oder auch zwei-
schreibung des Konzepts;                     Wenn die Eltern Interesse entwickeln        sprachig. Im Kindergarten angekommen
vertragliche Abwicklung der Kinderbe-        und Spaß daran finden, Deutsch zu ler-      nutzen sie nun die Chance, die deutsche
treuung                                      nen, sind sie eher bereit, sich auch um     Sprache zu lernen. Nach Rücksprache
7. Unterricht für Kontingentflüchtlinge      den Sprachunterricht ihrer Kinder zu        mit Eltern organisieren die Leiter/innen
und Alphabetisierung:                        kümmern oder ihnen zu Hause Bücher          der Kindergärten kleine Gruppen für
                                             vorzulesen.                                 Deutschunterricht im Rahmen der „Of-
Lehrkräfte unterrichteten bis 2006 eh-
                                             Es ist sehr wichtig, dass der Unterricht    fensive“.
renamtlich und erhielten lediglich die Er-
stattung von Fahrt- und Materialkosten.      Neugier auf die neue Umgebung weckt         Vier bis zehn Kinder lernen die deutsche
                                             und in einer lockeren, humorvollen At-      Sprache gemeinsam auf sehr spielerische
Dieser aufgezählte ehrenamtliche Ein-
                                             mosphäre stattfindet, in der viel gelacht   Art. In den meisten Fällen kommt eine ex-
satz wird bis auf die Punkte 3. und 6.
                                             wird – nicht übereinander, aber mitein-     terne Lehrkraft in den Kindergarten, die
jedes Jahr geleistet. Bei Bezahlung müss-
                                             ander. Der geringe Kostenbeitrag für die    sich auf die Ebene der kleinen Schüler
ten bei einem Stundensatz von 20,-- €
                                             Kurse der Deutsch-Offensive Erlangen        einlassen kann und zusätzlich Fachkom-
zusätzlich bis zu 8.000 € aufgebracht
                                             von 1 Euro pro Unterrichtseinheit er-       petenz zur Sprachvermittlung mitbringt.
werden.
                                             leichtert die Entscheidung für eine Teil-   Ein Studium des Faches „Deutsch als
                                             nahme.                                      Fremdsprache“ reicht hier nicht aus.
Aus dem Kursleben
Im Folgenden werden einige Erfahrun-
gen aus den verschiedenen Bereichen
geschildert, die Kinder im Kindergarten-
alter, Schüler und Jugendliche sowie
Erwachsene betreffen. Als Erstes gibt die
nachfolgende Tabelle einen Überblick
über die Kurse im Verlauf von 10 Jah-
ren.
Viele Migranten knüpfen nur langsam
soziale Kontakte außerhalb ihrer häusli-
chen Umgebung. Sie erhalten in vielen
Fällen „erste Hilfe“ durch ihre schon hier
lebenden Landsleute und schnappen
durch sie, durch Nachbarn oder ihre
Kinder, die schneller Deutsch lernen, ein
paar Wörter auf. Sehr weit kommen sie
damit nicht, was dazu führt, dass sie sich
isoliert oder ausgegrenzt fühlen. Durch

                                                                15
Sehr gute Erfahrungen haben die Träger
mit Erzieherinnen als Lehrkraft gemacht,
die Zusatzqualifikationen erworben ha-
ben.

Aller Anfang ist schwer
Gerade zu Beginn im Jahre 2002 war
es durchaus schwierig, geeignete Perso-
nen für diesen Lehrauftrag zu finden.
Zu diesem Zeitpunkt war eine zusätz-
liche Qualifizierung sehr wichtig. Der
Ausländer- und Integrationsbeirat hat in
seiner Rolle als Projektverantwortlicher
mehrere Fortbildungen für die Dozen-
ten bedarfsgerecht organisiert.
Die Kinder kommen mit unterschiedlich
guten, teilweise sehr geringen Deutsch-
kenntnissen in den Kindergarten. Viele
sind hier geboren und aufgewachsen
und haben beim Spielen mit Nach-
barskindern oder auf dem Spielplatz
etwas Deutsch aufgeschnappt. Andere
wiederum sind später hierhergezogen
und brauchen eine stärkere Förderung:
Deutsch-Offensive und Vorkurse. War
es vor zehn Jahren nicht unbedingt
die Regel, dass Kinder nicht deutscher
Herkunft den Kindergarten besuchten,
nehmen heute immer mehr Migranten
das Angebot an, ja wünschen sich sogar
mehr Sprachunterricht im Kindergarten
als nur ein- bis zweimal in der Woche.
Die Kontinuität der Sprachförderung ist
sehr wichtig und manche Kinder nüt-
zen das Angebot der Deutsch-Offensive
mehrere Jahre. Der Unterricht fängt also
ab drei Jahren an.                           Eine Hand – viele Hände, Kinder im Kindergarten St. Marien

                                             Früh geförderte Mehrsprachig-                       den. Sobald die Kinder besser Deutsch
                                             keit ist ein Schatz                                 untereinander reden können, werden
                                             Kleine Kinder lernen gern und sind von              sie sicherer und haben an allen Aktivi-
                                             Natur aus neugierig. Aus Gesprächen                 täten, die ein Kindergartenalltag bietet,
                                             mit Fachkräften und bilingualen Fami-               mehr Spaß, was wiederum dazu bei-
                                             lien wissen wir, dass Kinder zwei, aber             trägt, dass sie ihre Deutschkenntnisse
                                             auch mehrere Sprachen lernen und be-                verbessern.
                                             nützen können. Deshalb müssen sie so                Die Dozentin Frau Martina Matiack ist in
                                             früh wie nur möglich gefördert werden.              einem Brucker Kindergarten tätig:
                                             Kinder, die in der Familie mit mehreren             „Ich finde die Deutsch-Offensive im Kin-
                                             Sprachen aufwachsen, bringen die bes-               dergarten so wertvoll, da Kinder sich in
                                             ten Voraussetzungen mit, in der Schule              dieser Zeit mitten in ihrer Sprachentwick-
                                             gut und schnell zu lernen. Die Bedeu-               lung (4,5 - 5 Jahre) befinden und spie-
                                             tung der Mehrsprachigkeit kann nicht                lerisch mit neuen Sprachregeln vertraut
                                             hoch genug geschätzt werden.                        gemacht werden. Die Kinder sind in
                                             Im Kindergarten lernen die Kinder in klei-          dieser Phase sehr offen für das Erlernen
                                             nen Gruppen. Fingerspiele, Rollen- und              neuer sprachlicher Regeln und Inhalte.
                                             Bewegungsspiele, Lieder singen und                  Regeln und Strukturen sind noch nicht
                                             Malaktionen helfen dabei. Auch Bilder-              so gefestigt, wie sie es zu einem späte-
Lernen mit Material, das die Kinder kennen   bücher können später angeschaut wer-                ren Zeitpunkt wären. D.h. Kinder lernen

                                                                   16
Neues und übertragen diese Struktur
des Neuen leicht auf ihr bekanntes Re-
gelwerk, in ihren Alltag. Sie probieren,
testen, kombinieren mit Freude: ich esse
= gegessen -> Perfektbildung = „ge“
Sehr wichtig ist der ständige Austausch

  • Regeln werden spielerisch gelernt:
    z.B. ich kaufe ein - eingekauft
  • Nächste Stufe: ich habe eingekauft
  • Nächste Stufe: ich habe die Brezel
    eingekauft

zwischen Trägern, Erziehern und Eltern,
um die Fortschritte der Kinder zu bespre-
chen oder auf besondere Schwächen           Der frühere Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière beim Besuch im Erna-Zink-Kindergarten beim
                                            Deutsch Offensive Unterricht für Vorschulkinder
aufmerksam zu machen. Eltern mit gerin-
gen Sprachkenntnissen waren anfangs
                                                                                            Altersstruktur Kiga 2010
schwer zu erreichen, aber laut Aussage
langjährig tätiger Lehrkräfte verbesserte
sich die Situation.
                                             180
                                                                                      157
                                             160
                                             140

                                             120                                                         111

                                             100
                                                80
                                                                    58
                                                60
                                                40
                                                20                                                                        10

                                                      0
                                                               3 Jahre           4 Jahre            5 Jahre             6 Jahre      älter als 6
                                                                                                                                        Jahre

                                                                                Anzahl derKiga
                                                                                            Kinder     2002 - 2010
                                                                                               Teilnehmer

                                                      400

                                                      350                                         334                             336
                                                                                                                                                   312
                                                                                            298                   300
                                                                                                           290             291           292
                                                      300

                                                      250
                                             Anzahl

                                                      200                       180

                                                      150

                                                                         92
                                                      100

                                                          50   32

                                                          0
                                                               2002      2003   2004    2005      2006     2007   2008     2009   2010   2011      2012

                                                                                                           Jahr

                                                                           17
Über die Erfahrungen mit Kursen der Deutsch-Offensive Erlangen

Konstantin Imamaliev, Mitglied im Ausländer- und Integrationsbeirat, im Interview mit
Abdelrahim Ibrahim, dem Vater eines Kindes aus der Deutsch-Offensive.

Wie haben Sie von der Deutsch-Offensive erfahren?
Ich habe durch den Erna-Zink-Kindergarten davon erfahren. Zwei meiner Kinder wa-
ren schon in diesem Kindergarten. Der Große ist inzwischen in der Schule und einer
ist noch im Kindergarten. Er hat auch schon an der Deutsch-Offensive teilgenom-
men.

War es für Sie selbstverständlich, Ihr Kind anzumelden oder fanden Sie das als
eine zusätzliche Belastung für Ihr Kind?
Nein, für mich war es selbstverständlich und auch notwendig, dass Kinder mit Migra-
tionshintergrund, die mehrsprachig aufwachsen, an der Deutsch-Offensive teilneh-
men, um ihre deutsche Sprache zu verbessern, bevor sie in die Schule kommen.

Welche Hoffnungen haben Sie mit dem Unterricht verbunden und in welchem
Maß wurden sie erfüllt?
Meine Hoffnung ist, dass die Kinder die deutsche Sprache richtig beherrschen, be-
vor sie in die Schule oder in das Vorschulprogramm kommen. Ich würde sagen,
dass diese Hoffnung auch zum größten Teil erfüllt wurde. Es wäre besser, wenn der
Unterricht auch noch intensiviert würde. Das heißt, dass die Kinder nicht erst mit 4
Jahren, sondern schon eher, zum Beispiel im Alter von 3 Jahren anfangen sollten, die
deutsche Sprache spielerisch zu lernen.

Hat Ihr Kind sichtbare Fortschritte in der deutschen Sprache gemacht? Sind Sie
über die Entwicklung der deutschen Sprache mit der Lehrerin in Kontakt? Oder
mit der Gruppenleiterin?
Ja, ich bin mit der Gruppenleiterin in Kontakt und mein Kind hat definitiv Fortschritte
gemacht. Die Lehrerin kenne ich auch und habe ab und zu schon mit ihr gespro-
chen. Ich finde, sie macht es ganz gut und gibt auch Feedback, was das Kind zum
Beispiel gut macht und ob es Fortschritte macht. Sie hat mir auch angeboten, mit
den Kindern selbst zu sprechen und zu fragen, wie sie den Unterricht finden. Die
Fortschritte in der deutschen Sprache merkt man im Alltag schon.

Sind Sie mit der Deutsch-Offensive zufrieden?
Generell ja, aber ich würde den Unterricht intensivieren. Ich glaube, einmal in der
Woche ist nicht ausreichend. Das könnte man mindestens zwei Mal in der Woche
machen.

Wie lange ist Ihr Kind bereits in der Deutsch-Offensive - wie lange wollen Sie das
Angebot wahrnehmen?
Für meinen Sohn ist es jetzt das letzte Jahr im Kindergarten und dann kommt er in die
Schule. Er hat von Anfang an an der Deutsch-Offensive teilgenommen und jetzt ist
er Vorschulkind. Er besucht jetzt den Vorkurs, der in der Schule stattfindet. Da es sein
letztes Jahr ist, wird er demnächst keinen Gebrauch mehr von der Deutsch-Offensive
machen. Aber ich fühle mich auch verpflichtet, für andere Migrantenkinder zu spre-
chen, die jetzt noch im Kindergarten sind und auch daran teilnehmen. Ich unterhalte
mich ab und zu mit den Kindern und merke auch bei ihnen Fortschritte.

Welche Sprache sprechen Sie zuhause?
Wir sprechen Arabisch und Deutsch zuhause. Unsere Muttersprache ist Arabisch,
aber die Kinder reden unter sich Deutsch. Mit dem großen Kind, das schon in der
Schule ist, reden wir auch Deutsch, da wir ihm mit den Hausaufgaben helfen. Wir
versuchen, dass die Kinder beide Sprachen lernen, also sowohl Arabisch als auch
Deutsch und mit beiden Sprachen aufwachsen. Die Kinder lernen die arabische
Sprache noch zusätzlich in der Islamischen Gemeinde in Erlangen. Sie haben dort
jeden Samstag Unterricht. Wir wollen, dass die Kinder die deutsche Sprache nicht
nur von uns lernen, weil wir sie mit Akzent sprechen. Deshalb finde ich die Deutsch-
Offensive sehr wichtig. Die Kinder sollen von einem deutschsprachigen Erzieher und
Lehrer die richtige Aussprache lernen.

                   18
Kurse für Schüler und
Jugendliche

Schulkinder, deren Muttersprache nicht
die deutsche Sprache ist, sind oft un-
sicher in der Anwendung der Gram-
matik und/oder in der Bedeutung von
Ursache und Wirkung. Dies führt oft zu
Verständnisschwierigkeiten, nicht nur
im Deutschunterricht, sondern z.B. auch
im Mathematikunterricht. Wie soll eine
Textaufgabe gelöst werden, wenn die
Fragestellung nicht erkannt wird oder
komplexe geometrische Aufgaben ver-
standen werden sollen.
Nicht nur Kinder, die spät nach Deutsch-
land eingereist sind, sondern auch viele
in Deutschland geborene Kinder neh-
men diese sprachliche Förderung in An-       Lernen in der Gruppe in der Islamischen Gemeinde Erlangen
spruch.                                      Lehrkraft gestaltet den Unterricht ähn-              Hierbei zeigt sich ein Dilemma. Die El-
Die Träger melden dem Beirat zurück,         lich der Kombiklassen in den Grundschu-              tern signalisieren, dass sie nicht wissen,
dass der Bedarf an Schülerkursen höher       len, d.h. sie teilt den Kurs in Gruppen und          an wen sie sich wenden sollen, und
ist als momentan durch die bestehen-         vergibt verschiedenen Aufgaben und                   gleichzeitig beklagen sich Leiter/innen
den Kurse abgedeckt ist. Bisher konnten      nutzt gleichzeitig das Wissen der Kinder,            von Kindertagesstätten und Schulen
aus Budgetgründen keine zusätzlichen         um sich gegenseitig zu unterstützen. Ein             über die geringe Resonanz bei Eltern-
Kurse finanziert werden.                     Träger hat den Kurs nicht fortgesetzt und            abenden.
Die Auswertung zeigte auch, dass die         möchte erst mit dem Ausländer- und                   Eltern von Schülern der 3. und 4. Klas-
vorgegebene Gruppengröße von min-            Integrationsbeirat und mit geeignetem                sen hoffen, dass ihren Kindern durch
destens zehn Kindern zu groß ist: “Es sind   pädagogischem Personal ein Konzept                   die Unterstützung der Übertritt auf eine
zu viele Kinder aus einem zu großem Al-      entwickeln.                                          weiterführende Schule gelingt. Hier hat
ters- und Wissensspektrum“ formulierte                                                            sich auch das Bewusstsein der Eltern in
es eine der Lehrkräfte. Die Schüler stam-    Der Kontakt zwischen Schule                          den letzten Jahren gewandelt. Ihnen ist
men aus verschiedenen Klassenstufen          und Eltern – kein leichtes Thema                     es wichtig geworden, dass ihr Kind eine
und aus verschiedenen Schultypen und                                                              höhere Schule besucht und noch wichti-
kommen mit unterschiedlichsten Erwar-        Elternkontakte sind sehr wichtig. Wenn               ger: es ist ihnen klar geworden, dass dies
tungen und Wissensständen in den             sich das Vertrauen entwickelt hat, wer-              nur Erfolg haben kann, wenn man dafür
Kurs. Die Motivation und vor allem die       den die Lehrkräfte mit vielen Fragen                 arbeitet. Die Lehrkräfte haben bemerkt:
Konzentrationsfähigkeit der Schüler sind     konfrontiert, die nicht alle nur mit dem             wenn die Eltern motiviert sind, dann sind
ebenfalls nicht einheitlich.                 „Deutschlernen“ zu tun haben.                        es die Kinder auch.
Das Anforderungsprofil für die Lehrkräf-
                                                    Anzahl der Schüler nach Aufenthaltsdauer in Deutschland
te ist dementsprechend ein Fächer aus                       Anzahl der Schüler nach Aufenthaltsdauer
sozialer Kompetenz, Fachkompetenz,             45
Durchsetzungsvermögen und vertrau-
ensbildenden Maßnahmen.                        40

                                               35
                                                                                                                                       40
Die Größe der Gruppen ist
                                               30
wichtig für den Erfolg
                                               25
Die Deutsch-Offensive wird zukünftig re-
agieren und die Mindestgruppengröße            20
neu festlegen müssen, das heißt, kleine-
                                               15
re und homogenere Gruppen.                                                            17
Bisher haben die Träger und die Lehr-          10
kräfte Möglichkeiten gesucht, um damit                  11                                             10
umzugehen. Ein Träger hat zum Beispiel          5                        9
im eigenen Verein eine weitere ehren-           0
amtlich tätige Lehrkraft gefunden, die               unter 1 Jahr    1 - 5 Jahre   6 - 10 Jahre    11 - 15 Jahre   über 15 Jahre   in Deutschland
einen Teil der Kinder übernimmt. Eine                                                                                                   geb.

                                                                    19
Die große Hoffnung: der Übertritt                   Eine Erlanger Schulstudie (Katharina See-    Hier ein Zeitungsbericht über die erfolg-
Eine Besonderheit bilden die Jugend-                baß) aus dem Jahr 2006 belegt, dass die      reiche Mitwirkung einer ehemaligen
lichen, die sehr spät nach Deutschland              Abbruchquote bei Gymnasiasten nach           „Deutsch-Offensive-Schülerin“ bei einem
kommen. Wenn sie bereits die Schul-                 der 5. und 6. Klasse bei Migrantenkinder     Planspiel zur Existenzgründung.
pflicht erfüllt haben, stehen sie vor Pro-          besonders hoch ist. Daher ist die Förde-     (Erlanger Nachrichten)
blemen, die bis heute nicht befriedigend            rung der Kinder gerade aus diesem Jahr-
gelöst werden konnten. In ihrer bisheri-            gangsstufen besonders wichtig.

                  Die Schüler kommenSchulen
                                     aus folgenden Schularten

                 30
                          24                                     24
                 25
                                                        19              Anzahl der Schüler
                 20                     17
        Anzahl

                 15

                 10

                  5                 2           1
                  0
                      Grundschule        Schulart   Gymnasium

gen Heimat waren sie oft gute Schüler.              Unsere Erfahrungen:
Hier in Deutschland fehlen ihnen zu-
                                                    Die Laufbahnen der Kinder wurden
nächst die Sprache und die Orientierung
                                                    nicht systematisch ausgewertet. Bei man-
im Schulsystem.
                                                    chen Kindern konnte der Bildungsweg
Die Übergangsklasse(n) bietet Kindern               verfolgt werden. Zwei der älteren Kinder
eine gute Orientierungs- und Qualifizie-            haben letztes Jahr das Abitur bestanden
rungsmöglichkeit, die durch die Deutsch             und haben sich für ein Studium bewor-
Offensive unterstützt werden kann.                  ben, wobei für einen der Schüler eine
Ein sofortiger Eintritt in weiterführende           explizite Empfehlung seitens der Schule
Schulen – auch bei guten Schülern und               für den Besuch der Hauptschule vorlag.
unterstützen-dem Elternhaus - oft zu                Dies scheint nach den Erfahrungen aus
unüberwindbaren Anforderungen. Für                  Elterngesprächen seitens der Deutsch-
diese Kinder gibt es an den Realschulen             Offensive Dozenten kein Einzelfall zu sein   Nach Aussagen der Lehrkraft Frau Mu-
und Gymnasien zu wenige Fördermög-                  und die Eltern sehr zu verunsichern.         hammad wäre es sicher vermessen, den
lichkeiten. Kinder aus einem Elternhaus                                                          Erfolg nur der Deutsch-Offensive zu-
mit wenig finanziellen Ressourcen ha-                                                            zuschreiben. Dennoch muss man den
ben kaum eine Chance. Nachhilfe ist                                                              Stellenwert hoch ansetzen. Die Kinder
nicht finanzierbar.                                                                              erfahren hier nicht nur „Stoffvermitt-
       Klassenverteilung der Schüler, die bereits ein Gymnasium                                  lung“. Ihnen wird Mut gemacht und ihr
                 Gymnasiumbesuchen
                               Klassenverteilung                                                 Selbstvertrauen gestärkt. Sie sehen, dass
  14                                                                                             andere Kinder ähnliche Probleme ha-
                                                                                                 ben und finden auch Vorbilder. In den
  12                                                                                             höheren Klassen nutzen sie die Kontakte
  10
                         12                                                                      zu „ihrem“ Lehrer der Deutsch-Offensive
                                                                                                 und melden sich sporadisch bei Schwie-
   8                                                                                             rigkeiten. Das gibt ihnen die Sicherheit,
                                                                                                 die sie notwendig brauchen.
   6

   4
                                                    6
   2
                                                                             1
   0

                      5. Klasse              6. Klasse                  8. Klasse

                                                                       20
Eine besondere Zielgruppe:
                                                                                             Frauen Teilnehm erzahl
Jugendliche im ALG-II-Bezug
Die Idee einen Deutschkurs für Jugendli-               100             94
che direkt in der GGFA anzubieten geht                  90
bis in die Anfänge der Optionskommu-                    80      74                       73
ne 2005 zurück. Schnell war damals al-                                                                                                65
                                                        70
len Beteiligten klar, dass es Sinn macht,                                        61
                                                                                                                  57
                                                                                                                                             60
                                                        60                                         54                                               54
Qualifizierungsmaßnahmen für Jugend-

                                              Anzahl
                                                                                                                           49
liche eng mit dem Deutschkursange-bot                   50
                                                                                                           39
der Deutsch-Offensive zu verknüpfen.                    40
Es handelt sich um Jugendliche, die zu                  30
ALG-II- Empfänger wurden. Sie haben                     20
teilweise keinen Schulabschluss, stam-
                                                        10
men teilweise aus schwierigen Lebens-
situationen. Fast allen gemeinsam ist der                   0
                                                                2002   2003     2004    2005      2006    2007    2008    2009        2010   2011   2012
Wunsch nach einem guten Beruf und
                                                                                                          Jahr
– leider – auch die Erkenntnis, dass sie
über unzureichende Deutschkenntnisse
verfügen.                                   reichend Deutsch zu sprechen, einige                          und sind bei der Stange geblieben. Die
                                            kommen sogar ganz ohne Deutsch-                               Kurse finden meistens vormittags statt,
Daher bietet die GGFA parallel zu den
                                            kenntnisse aus. Als die sogenannten                           wenn die Kinder in der Schule oder im
Qualifizierungskursen die Deutschförde-
                                            „Gastarbeiter“ zu uns kamen, waren für                        Kindergarten sind. Für Mütter mit unter
rung im Rahmen der Deutsch-Offensive
                                            sie und später für ihre nachkommenden                         3jährigen Kindern haben sich Kurse mit
an.
                                            Familien gar keine Sprachkurse vorgese-                       Kinderbetreuung sehr bewährt. Diese
Der sensible Punkt der Anbindung der        hen. Sie würden ja bald in ihre Heimat                        Möglichkeit gibt ihnen die Chance, einen
Jugendlichen an diesen Deutschkurs          zurückkehren. Als sich die meisten dann                       Kurs zu besuchen. In der Auswertung
wurde durch die räumliche und perso-        doch entschieden zu bleiben, um ihren                         hat sich bewiesen, dass die Kurskombina-
nelle Verzahnung auf elegante Art ge-       inzwischen hier geborenen Kindern                             tion mit Kinderbetreuung durchlaufend
löst, da das Kursangebot direkt in den      eine bessere Zukunft zu bieten, hatten                        stattgefunden hat. Berufstätige - Männer
Räumen der GGFA stattfindet, in denen       sie andere Sorgen oder Aufgaben. Die                          und Frauen - nehmen lieber an Abend-
die Schüler/innen auch sonst „zur Schu-     Situation hat sich erst in den letzten Jah-                   kursen nach der Arbeit teil. Muslimische
le gehen“. Bei Bedarf werden die Ju-        ren ein wenig verbessert, seit das Wort                       Frauen wünschen sich oft Frauenkurse
gendlichen durch ihre Kursleiter/innen      „Integration“ in aller Munde ist, aber für                    ohne männliche Teilnehmer. Auf alle
zum Angebot der Deutsch-Offensive           viele jetzt ältere Zuwanderer, vor allem                      Bedürfnisse und Wünsche versucht die
begleitet. Es hilft bei der Überwindung     aus der Türkei, Griechenland, Italien oder                    Deutsch-Offensive einzugehen.
von Schwellenängsten und erleichtert        dem ehemaligen Jugoslawien, kommen                            Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer
den Einstieg.                               die Ange-bote zu spät. Die Deutsch-Of-                        können nur in ihrer eigene Schrift lesen
Da das Sprachniveau der Teilnehmer/in-      fensive sieht es als eine Art Bringschuld,                    weil sie andere Zeichen nutzen und be-
nen stark schwankt, ist eine individuelle   diese Migranten – vor allem die Frauen -                      nötigen Alphabetisierungskurse, andere
Unterrichtsvorbereitung und Betreuung       zu erreichen, auch wenn es nicht immer                        Migranten, die in ihrer Heimat die Schule
durch die Lehrkraft nötig. Der Unterricht   ganz leicht ist.                                              nur kurz oder gar nicht besucht haben,
ist praxisnah und wird durch Unter-                                                                       erfordern ein individuelles Lernen: hier
                                            Kinderbetreuung erleichtert die
richtsgänge, Besuche von Geschäften,                                                                      gilt es, diese besonders gut zu motivie-
Kennenlernen der Stadt und ihrer Se-        Teilnahme
                                                                                                          ren und vor allem ihnen ihre Ängste zu
henswürdigkeiten erweitert. Den Erfolg      Frauen - und einige Männer - den Weg                          nehmen.
dieses Konzeptes verdanken wir nicht        in die angebotenen Kurse gefunden
zuletzt dem großen Engagement der
Dozentin.                                                                               Frauen 2010 Berufstätigkeit

„Die Jugendlichen wachsen mir sehr
                                                       60
ans Herz“, meint Frau Anita Ferner, die
den Kurs nun schon seit über acht Jah-                 50
                                                                                                                                 53
ren leitet. Dass sich dieses Konzept be-               40
währt hat, dafür sprechen die Zahlen
                                              Anzahl

und nicht zuletzt die Zufriedenheit der                30

Schüler/innen und der Lehrkraft.                       20

Kurse für Erwachsene                                   10                        12
Viele Frauen und Männer mit Migra-                     0
tionshintergrund leben schon lange                                          Berufstätig ja                               Berufstätig nein
in Deutschland, ohne gut oder aus-

                                                                        21
Das Lernen lernen
Viele müssen einfach das Lernen neu
lernen und entdecken, welche Türen
eine neue Sprache doch öffnen kann.
Es verlangt Mut, das vertraute Terrain
unter Landsleuten zu verlassen und viele
erkennen den Sinn eines Deutschkurses
nicht, wenn es doch so lange auch ohne
gut gegangen ist.
Kontakte mit anderen Kursteilnehmern
wecken langsam Neugier auf die Spra-
che und befreien viele aus ihrer Isolation.
Sie entdecken ihren Stadtteil neu und
wollen an Angeboten der Bürgertreffs
oder des BIG-Projekts teilhaben, um nur
ein paar Beispiele zu nennen.
Lehrkräfte, die Deutschkurse für er-
wachsene Migranten abhalten, ha-
ben meistens das Fach „Deutsch als
                                              sich konzentrieren auf… , sich freuen über: die deutsche Sprache erfordert Übung –
Fremdsprache“ studiert, was natürlich         Frauenkurs im Bürgertreff Isarstraße
eine gute Grundlage bietet, aber nicht
ausreicht, um erfolgreich zu sein, d.h.
die Kurse am Leben zu halten. Weitere                                          Altersstruktur Frauen 2010
Fähigkeiten sind wünschenswert, vor
allem Flexibilität, um nicht nur die unter-               25
schiedlichsten Wünsche zu befriedigen,
sondern auch auf Stimmungen, Sorgen                       20                    22
oder Frustrationen einzugehen. Geduld,
wenn es nicht weitergeht und Humor,                       15
                                                 Anzahl

um Situationskomik aufzufangen, sind
keine schlechten Begleiter, mit anderen                                                   13
                                                          10
Worten: interkulturelle Kompetenz, die
sich aber erst im Laufe der Zeit einstellt.                                                         8
Die Fettnäpfchen stehen für die Lehrer                     5            7
                                                                                                              6
noch jahrelang im Raum. Mit Körper-                             4
                                                                                                                        3
sprache und Pantomime gilt es, die ers-                    0                                                                     1     1
ten Unterrichtswochen zu überbrücken,                          20-25   26-30   31-35    36-40     41-45     46-50    51-55     56-60 über 60
wenn wenig Wortschatz vorhanden ist                                                            Altersstufen
und keine Möglichkeit zu Erklärungen
besteht. Aber die Körpersprache ist nicht
überall gleich und bietet sehr viel Raum      würde das Vorteile bringen.                          Trotz der unterschiedlichsten Bildungs-
für Missverständnisse, mal komisch, mal       Die meisten Kursleiter bringen aber auch             stufen bleiben viele Frauen, Männer
unhöflich bis beleidigend oder unan-          eigenes Material mit, z.B. einen Versand-            eher nicht, bis zu drei Jahren in einem
ständig. Die Lehrkraft muss also im Kurs      Katalog (Was kostet das Kleid, die Bluse?            Kurs. Einige Kurse haben dann komplett
für eine entspannte Atmosphäre sorgen,        Das ist aber teuer!!!)                               Prüfungen an der Volkshochschule ab-
die diese Missverständnisse verkraftet.                                                            gelegt. Wollten sie anfangs vielleicht nur
                                              Beim Essen können alle mitre-
Gestik, Bewegung sowie eine gewisse                                                                ihren Alltag besser bewältigen lernen,
schauspielerische Ader setzen eine allge-     den
                                                                                                   entdecken sie plötzlich die Notwendig-
meine gute Kondition und auch Mut zur         Beim Thema Kochen oder Lebensmittel                  keit, auch ihre schriftlichen Sprachfä-
Übertreibung voraus. Aber wie erklärt         braucht man normalerweise kein zu-                   higkeiten zu verbessern, um eventuelle
man sonst den Unterschied zwischen            sätzliches Lehrmaterial, die Freude am               Bewerbungen zu schreiben oder ihren
Dativ und Akkusativ im Deutschen?             Gespräch ist gesichert. Ausgeschnittene              Kindern bei den Hausaufgaben zu hel-
Man geht in die Schule, aber man lernt        Bilder, die beschrieben werden wollen,               fen. Die wenigsten äußern jedoch den
Deutsch in der Schule. Also man geht          können auch hilfreich sein.                          Wunsch, ein deutsches Buch zu lesen
oder man sitzt!!!!                            Nach einigen Wochen, wenn der Wort-                  oder mit den Kindern ins Theater zu ge-
Als Lehrmaterial wird „Themen neu“            schatz gewachsen ist, ist die Zeit reif für          hen.
empfohlen, weil das Buch auch in vie-         Rollenspiele, die Alltagssituationen wie             Eine Teilnehmerin gibt ihre Erfahrung so
len anderen Kursen, z. B an der VHS           Kaffee trinken oder Telefongespräche                 wieder: „Ja, ich will ganz klar sagen, ich
verwendet wird. Bei einem Kurswechsel         führen, betreffen.                                   bin nicht immer dort gewesen.

                                                                       22
Aber, ich denke, diese Grundregeln,
das sie mir gegeben hat, die sind sehr
wichtig…. Regeln, die ich nie bekommen
habe“
Viele Kursleiterinnen begleiten die Teil-
nehmerinnen und Teilnehmer ins Mu-
seum oder in die Stadtbücherei, andere
organisieren Ausflüge oder Picknicks im
Schlossgarten, im Bürgertreff wurde am
Ende des Unterrichts gemeinsam Kaffee
getrunken.
Dazu erzählt eine Lehrkraft folgende
Anekdote:
In einem Kurs kam die Frage auf: „Was
bedeutet denn `Du hast sie nicht alle‘?“
Und die Antwort: „Eigentlich heißt der
Ausdruck ‚Du hast nicht alle Tassen im
Schrank‘ und das wiederum heißt Du          praktischer Deutschkurs: Museumsführung durch Erlangens Geschichte
bist wohl verrückt oder Du spinnst!“
                                            nach Deutschland. Viele wirken apa-               viel und bedeutet Belastung, wenn nicht
Aha!!!
                                            thisch und müde und verlassen nicht               Überforderung. Das müssen wir hinneh-
Als später die Leiterin des Bürgertreffs    gern ihre Unterkünfte, so ungemütlich             men - es ändert sich mit der Zeit. Ein Be-
den Kurs begrüßte und auf den schön         sie auch sein mögen. Die Notwendig-               such im Rathaus ist mit Angst und Ver-
gedeckten Kaffeetisch zeigte, kam die       keit, einen Deutschkurs zu besuchen,              unsicherung verbunden. Arztbesuche
logische Bemerkung: „Sandra hat nicht       leuchtet nicht jedem ein. So mussten sie          wiederum sind für die Flüchtlinge sehr
alle Tassen im Schrank, denn die meisten    am Anfang auch aus dem Heim abge-                 wichtig, fast lebenswichtig. Sie kommen
stehen hier auf dem Tisch!!!“               holt und überredet werden.                        häufig krank bei uns an, da die Gesund-
Kurse für Flüchtlinge und                   Die Situation der Flüchtlinge                     heitsversorgung in der Heimat nicht
Senioren                                                                                      ausreichend war oder wie in Afghanis-
Obwohl Kurse für Erwachsene von An-         Vor 10 Jahren lebten in Erlangen mehr             tan unter der Herrschaft der Taliban für
fang an großen Anklang fanden und           als 300 Flüchtlinge aus vielen verschie-          Frauen gar nicht zugänglich war. Für
vor allem unter Frauen auf reges Inter-     denen Ländern, aus Afghanistan und                ihre häufige Traumatisierung bräuchten
esse stießen, war uns im Ausländer- und     dem Irak. Heute leben etwa 230 Perso-             sie psychologische Hilfe.
Integrationsbeirat klar, dass es besser     nen in Erlangen.                                  Die Unsicherheit, in der ein Flüchtling
wäre, besondere Kurse für Flüchtlinge       Der aktuelle Kurs wird von Katrin Klee-           hier lebt, ob er anerkannt wird oder
und wenn möglich auch für Senioren          mann-Mouhejri geleitet, die beruflich             nicht, ob ihm eine Duldung erteilt wird
einzurichten.                               gleichzeitig Flüchtlingsbetreuerin ist. In        oder nicht und für wie lange, sorgt nicht
Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer und         einem Gespräch hat sie folgendes er-              gerade für eine Zukunft mit Perspekti-
spätere EFIE-Mitglieder (Ehrenamtliche      zählt:                                            ven. Dennoch gilt es, diese Menschen
Flüchtlingshilfe in Erlangen) hatten in     „In meinem Kurs habe ich 10 Teilnehmer            zu motivieren, Deutsch zu lernen und
den vorangegangenen, als Erlangen           aus Äthiopien, Armenien, Aserbaidschan,           Hoffnung zu schöpfen. Viele Flüchtlin-
mehr Flüchtlinge als heute be-herberg-      und dem Kosovo, aber immer Neue aus               ge haben in ihrer Heimat, wo Krieg und
te, in einzelnen Fällen in den Gemein-      Afghanistan und dem Irak und Iran. Die            Hungersnöte, Folter und Verfolgung
schaftsunterkünften Deutsch unterrich-      meisten haben aus der Beratung über               den Alltag bestimmten, kaum Schulen
tet, aber Kurse hatten, aus Raummangel,     die Deutschkurse gehört und wollen                besucht und deshalb nicht Lernen ge-
nicht statt gefunden. Es bot sich an,       die Sprache lernen. Da sie in Zirndorf oft        lernt. Neugier auf das neue Land oder
diese Kurse in den Bürgertreff Isarstraße   einen Deutschkurs besucht haben, kon-             gar die nächste Umgebung entsteht
zu verlegen, einen Ort, den die meisten     nen sie schon einige Worte lernen. So             sehr langsam.
Flüchtlinge kannten und der nicht weit      muss ich nicht von Null anfangen.                 Diese Gesamtsituation muss ich in den
von den Unterkünften in der Michael-        Ja – sie kommen gerne in den Kurs,                Kursen berücksichtigen und als Lehrkraft
Vogel-Straße entfernt war. Flüchtlinge      wenn auch nicht immer regelmäßig.                 muss ich unbedingt auf Fragen und
aus anderen Unterkünften konnten            Aber Menschen, die z.B. aus Afrika oder           Wünsche eingehen, z.B. Briefe vom Rat-
umsonst durch EFIEs Unterstützung mit       dem Orient zu uns kommen, haben ein               haus übersetzen und erklären und bera-
dem Bus kommen.                             anderes Zeitgefühl oder gehen mit der             tend zur Seite stehen. Dennoch hatten
Ein besonderer Kurs für Flüchtlinge bot     Zeit anders um. Oft schieben sie Termi-           viele Flüchtlinge Spaß an den Kursen
die Möglichkeit, auf ihre Situationen       ne vor, um den Kurs nicht besuchen                und sie knüpften neue soziale Kontakte.
und Nöte einzugehen. Die meisten von        zu können. Und vielleicht haben sie ja            Die Kurse bieten ihnen etwas Abwechs-
ihnen haben eine dramatische Flucht         auch zwei Termine in der Woche, einen             lung in ihrer Isolation und sie freuen sich
erlebt und große Verluste erlitten und      Behördengang im Rathaus oder einen                auf ein Wiedersehen mit den anderen
kommen oft krank und traumatisiert          Arztbesuch. Das ist für die meisten sehr          Kursteilnehmern.“

                                                                 23
Senioren
Kursträger Deutsch-Offensive Erlangen von 2002 - 2012
                                                                    Ältere Menschen, die zu uns nach
                                                                    Deutschland kommen, haben meist den
Städtische Einrichtungen:
                                                                    größten Teil ihres Lebens in ihrer bishe-
Jugendamt:
                                                                    rigen Heimat verbracht. Sie sind geprägt
- Hort Kindertagesstätte Äußere Brucker Straße
                                                                    von ihrer dortigen Berufstätigkeit, ihrer
- Kindergarten Michael-Vogel-Straße
                                                                    Kultur und der Lebensumstände. Dieser
- Kindergarten Rasselbande
                                                                    Personenkreis fühlt sich oft im Kreis jün-
- Kindergarten Sandbergstraße
                                                                    gerer Kursteilnehmer, oft junge Mütter,
- Kindergarten Stadtinsel
                                                                    nicht tatsächlich wohl. Besser ist es, mit
- Lernstube Max-Planck-Straße
                                                                    Gleichaltrigen in vertrauter Umgebung
- Spielstube Bruck
                                                                    zu lernen.
Kultur und Freizeitamt / Bürgertreff Isarstraße
                                                                    Im Deutschkurs in der Jüdischen Kultus-
Städtische Tochtergesellschaft:                                     gemeinde lernen ältere Kursteilnehmer
GGFA Gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung der Arbeit Erlangen   gemeinsam. Sie haben in ihrer früheren
                                                                    Heimat hochqualifizierte Berufe ausgeübt
Schulen:                                                            und waren es gewohnt, anspruchsvolle
Grundschule an der Brucker Lache                                    kulturelle Veranstaltungen zu besuchen.
Grundschule Büchenbach-Nord (Mönauschule)                           Aufgrund ihrer Sprachkenntnisse ist dies
Grundschule Pestalozzischule                                        in Deutschland viel schwerer möglich.
Michael-Poeschke-Schule                                             Die Deutsch-Offensive greift dieses In-
Sonderpädagogisches Förderzentrum Teilzentrum II Erlangen           teresse auf und bereitet anspruchsvolle
                                                                    Themen in verständlicher Sprache auf.
Einrichtungen kirchlicher Träger:                                   Der Unterricht wird zusätzlich begleitet
Evangelischer Kindergarten Arche Tennenlohe                         von Ausflügen, dem Besuch von Kon-
Evangelischer Kindergarten St. Matthäus am Röthelheim               zerten, von Museen, Ausstellungen etc.
Evangelischer Kindergarten St. Matthäus                             Im Unterricht werden die Teilnehmer
Evangelischer Kindergarten Tausendfüßler                            gezielt darauf vorbereitet.
Jugendtreff Beatship / Hl. Kreuz
Katholischer Kindergarten Heilig Kreuz
Katholischer Kindergarten Heilige Familie
Katholischer Kindergarten St. Albertus Magnus
Katholischer Kindergarten St. Bonifaz
Katholischer Kindergarten St. Marien
Katholischer Kindergarten St. Theresia

freie Träger:
AK Afrika
                                                                    Seniorengruppe in der jüdischen Gemeinde
Brücken e. V.
Deutsch Brasilianischer Verein für Integration und Kultur Franken
Diakonisches-Zentrum Büchenbach
Erna-Zink-Kindergarten (AWO)
Frauenhaus
Frauenzentrum
Flüchtlingsunterstützung Erlangen / Flunterl
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
HIPPY
Islamische Gemeinde
Jüdische Kultusgemeinde                                             Lebenslanges Lernen
Stadtteilhaus Treffpunkt Röthelheimpark
Türkisch-Islamischer Kulturverein e.V.
Türkischer Kulturverein e.V.

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