Konjunkturmonitor Thüringen - Konjunktur in Thüringen bislang widerstandsfähig 06.03.2020 Dr. Guido Zimmermann, Senior Economist - Die LBBW
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06.03.2020 Dr. Guido Zimmermann, Senior Economist Konjunkturmonitor Thüringen Konjunktur in Thüringen bislang widerstandsfähig
Konjunktur in Thüringen bislang widerstandsfähig LBBW BIP-Wachstumsprognosen (in %) für Thüringen und Deutschland 5,0% • Die Konjunktur Thüringens kann sich vom 4,5% negativen, rezessiven Deutschland-Trend 4,0% abkoppeln. 3,5% • Für 2020 erwarten wir eine Wachstumsrate für das 3,0% reale BIP von durchschnittlich 0,3% (Deutschland: minus 0,1%), für 2021 von starken 1,7% (1,4%). 2,5% • Herausfordernd für das Bundesland Thüringen, das 2,0% stark durch den Automobilsektor geprägt ist, dürfte in 1,5% den Folgequartalen zum einen die Auswirkungen des 1,0% Corona-Virus‘ auf die Exporte sein. Mittelfristig dürften 0,5% sich u. U. auch Anpassungen in den globalen Wertschöpfungsketten ergeben. Denn diese dürften 0,0% vor dem Hintergrund der Corona-Krise in Zukunft von -0,5% den Automobilherstellern verstärkt hinterfragt werden – -1,0% insbesondere, was die Rolle von Asien hier ist. 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 (P) (P) (P) (P) (P) BIP (Y/Y) Thüringen BIP (Y/Y) Deutschland Quelle: Refinitiv, LBBW Research 06.03.2020 Konjunkturmonitor Thüringen 2
Wachstumsranking 2020 der Bundesländer LBBW BIP-Wachstumsprognosen (in %) für ausgewählte Bundesländer Berlin Brandenburg Sachsen Thüringen Hamburg Bayern Rheinland-Pfalz Sachsen-Anhalt Niedersachsen NRW Hessen Baden-Württemberg -1,00% -0,50% 0,00% 0,50% 1,00% 1,50% Quelle: Refinitiv, LBBW Research 06.03.2020 Konjunkturmonitor Thüringen 3
Geschäftsklima Ostdeutschland auf dem Weg der Besserung? – Corona-Virus steht dem entgegen! ifo Geschäftsklima Ostdeutschland, saisonbereinigt, Februar 2020 • Im Februar 2020 erholte sich das ifo Geschäftsklima für Ostdeutschland wieder leicht. Der ifo Geschäftsklimaindex für die gesamte regionale Wirtschaft erhöhte sich von 98,8 auf 99,4 Punkte. Sowohl die Lageeinschätzungen der befragten Unternehmer als auch ihre Geschäftserwartungen stiegen. Insgesamt scheint die Wirtschaft in Ostdeutschland im Februar wieder besser gestimmt. • Im ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbe stieg die Stimmung im Februar deutlich. Im ostdeutschen Dienstleistungssektor ging der Geschäftsklimaindex dagegen leicht zurück. Im ostdeutschen Handel stieg die Stimmung deutlich. Im ostdeutschen Bauhauptgewerbe erwärmte sich das Geschäftsklima spürbar. • Es dürfte angesichts der Ende Februar einsetzenden, durch den Corona-Virus induzierten Negativentwicklung für das weltwirtschaftliche Klima zweifelhaft sein, ob sich auch in Ostdeutschland das Geschäftsklima weiter erholt. Quelle: ifo, IW Halle. 06.03.2020 Konjunkturmonitor Thüringen 4
Zwischen Stagnation und Skepsis: Thüringen vor dem Ausbruch des Corona-Virus‘ Konjunkturklimaindex des IHK-Bezirkes Erfurt, Jahresbeginn 2020 • Schon vor Ausbruch des Corona-Virus‘ in Europa sahen die thüringer Unternehmen nur mit Skepsis in die Zukunft und erwarteten für 2020 eine Stagnation. • Im Januar rechnete die IHK Erfurt noch mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate für das reale BIP von Thüringen von 0,5% für 2020. • Von dieser Erwartung muss man sich u. E. leider trennen. Für 2020 erwarten wir eine Wachstumsrate für das reale BIP von durchschnittlich 0,3% (Deutschland: minus 0,1%), für 2020 von starken 1,7% (1,4%). • Dies ist aber ein relativ starkes Ergebnis im Vergleich zum Deutschland-Trend und im Bundesländervergleich. Quelle: IHK Erfurt 06.03.2020 Konjunkturmonitor Thüringen 5
China ist ein wichtiges Exportland Thüringens Außenhandel Thüringens, Ausfuhren 2018, in EUR Italien 721.154.626 Niederlande 744.730.672 Österreich 835.267.895 Spanien 887.428.351 Polen 892.634.246 Vereinigtes Königreich 941.612.219 Volksrepublik China 947.841.073 Ungarn 981.029.927 Frankreich 1.010.705.740 Vereinigte Staaten 1.076.175.205 0 200.000.000 400.000.000 600.000.000 800.000.000 1.000.000.000 1.200.000.000 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik, LBBW Research. 06.03.2020 Konjunkturmonitor Thüringen 6
Exportgeschäft dürfte durch Krise in China leiden: Chinesische Einkaufsmanager-Indizes massiv eingebrochen Einkaufsmanager-Indizes China in Indexpunkten • Die offiziellen chinesischen 70 70 Einkaufsmanager-Indizes sind im Februar auf Rekordtief- stände gefallen – niedriger als zu Zeiten der Finanzkrise 2008. 60 60 • Insbesondere im Dienst- leistungssektor, der sich in den vergangenen Jahren weit- gehend stabil im expansiven 50 50 Bereich oberhalb von 50 Punkten gehalten hatte, war der Absturz dramatisch. • Zwar ist eine Erholung in den 40 40 kommenden Monaten aufgrund sinkender Neuinfektionszahlen und der massiven staatlichen Unterstützung wahrscheinlich, 30 30 doch unterstreichen die Daten einmal mehr, dass die volks- wirtschaftlichen Auswirkungen im 1. Quartal massiv ausfallen 20 20 werden. 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 PMI Manufacturing (NBS) PMI Non-Manufacturing (NBS) Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research Quelle: Refinitiv 06.03.2020 Konjunkturmonitor Thüringen 7
China: Hauptszenario BIP-Wachstum in China mit LBBW-Prognosen in % Y-Y • In unserem Hauptszenario 12 12 leidet China zunächst einmal direkt unter der Epidemie. • Darüber hinaus werden nun 10 10 aber auch andere Länder von der Ausbreitung der Infektion in Mitleidenschaft gezogen. 8 8 • Auch darunter leidet die chine- sische Wirtschaft, z.B. durch einen Rückgang der Nachfrage 6 6 auch nach chinesischen Ex- portprodukten aus anderen betroffenen Staaten. • Hinzu kommt, dass sich die 4 4 Infektion in China auch über den Frühling hinaus weiter ausbreiten könnte, da die 2 2 Erkrankung wohl keinem saisonalen Muster folgt. • Wir revidieren unsere BIP- 0 0 Prognose für China im Jahr 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 2020 daher noch einmal von China: BIP (% YY) 5,2 % auf nunmehr 3,9 %. Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research Quelle: Refinitiv, LBBW Research 06.03.2020 Konjunkturmonitor Thüringen 8
Autos: 2020 bestenfalls kleines Absatzplus zu erwarten – inkl. Corona-Effekten -2 bis -5% zu befürchten Absatzprognose für GJ 2020 Veränderungen Schätzungen 01/20 vs. 10/19 in % zum Vorjahr in Tsd. Einheiten -0,3% Welt Welt -1,0% Westeuropa Westeuropa . Deutschland Großbritannien Osteuropa Japan 3,2% Frankreich Italien -1,5% USA Spanien China 0,4% Osteuropa Russland -4,0% Japan USA China Brasilien/Arg. 2,5% Japan Indien Rest der Welt 0,5% Brasilien -2.400 -2.000 -1.600 -1.200 -800 -400 0 400 -6% -4% -2% 0% 2% 4% 6% • Absatz rd. 90 Mio. Einheiten weltweit, das sind -7,6 Mio. • Welt -2.013 Tsd. Einheiten (-2,2 PP) gegenüber Planung 2018. Effekte aus dem Coronavirus China -1.459 Tsd. Einheiten (-2,8 PP) Westeuropa -213 Tsd. Einheiten (-1,3 PP) sind dabei noch nicht berücksichtigt! Osteuropa -134 Tsd. Einheiten (-3,3 PP) • Wir befürchten eine Korrektur auf -2 bis -5% für den • USA +206 Tsd. Einheiten (+1,1 PP) weltweiten Absatz 2020. Brasilien +96 Tsd. Einheiten (+1,8 PP) China entscheidet mit rd. 28% Absatzanteil über Wachstum oder Rückgang des Automobilmarktes. Quelle: LMC Automotive (01/20), LBBW Research 06.03.2020 Konjunkturmonitor Thüringen 9
Asiatische Länder z.T. sehr eng mit China verflochten Anteil Chinas am Außenhandel in % des Außenhandels 2019 • Vor allem asiatische Schwellen- Indien 3,2 länder sind wirtschaftlich sehr eng mit China verflochten. Japan 6,1 • Die von uns prognostizierte Wachstumsabschwächung im Indonesien 7,2 Reich der Mitte zieht folglich auch die asiatische Nachbarre- Australien 12,3 gion in Mitleidenschaft und führt Philippinen 17,1 hier zu reduzierten Wachstums- raten des BIP. Thailand 17,3 • Noch offen bleibt, wie stark diese Länder direkt unter einer Südkorea 17,5 Ausbreitung der Epidemie auf ihr Staatsgebiet betroffen sein Singapur 24,8 werden. Malaysia 33,9 Taiwan 38,9 Vietnam 61,9 0 10 20 30 40 50 60 70 Quelle: GTAI, IWF, LBBW Research 06.03.2020 Konjunkturmonitor Thüringen 10
China wichtigstes Importland von Thüringen Außenhandel Thüringens, Einfuhren 2018, in EUR Vereinigte Staaten Belgien Frankreich Österreich Tschechische Republik Niederlande Vereinigtes Königreich Italien Polen Volksrepublik China 0 200.000.000 400.000.000 600.000.000 800.000.000 1.000.000.000 1.200.000.000 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik; LBBW Research. 06.03.2020 Konjunkturmonitor Thüringen 11
Zulieferketten: Alle leiden unter Covid-19 Anteil ausländischer Wertschöpfung an den Exporten Werte „value added“ von 2010 in % EU 39 • Globale Wertschöpfungsketten könnten durch die Epidemie Mittelamerika 31 empfindlich getroffen werden. Entwickelte Länder 31 • Denn alle Wirtschaftsräume von Ost- und Südostasien 30 globaler Bedeutung sind mehr Global 28 oder weniger von Zulieferungen Asien 27 aus anderen Staaten abhängig. Schwellenländer 25 • Z.B. können viele Exporte nur Karibik 21 durchgeführt werden, wenn zuvor Bauteile aus anderen Lateinamerika und Karibik 21 Ländern importiert wurden. Japan 18 Störungen in diesen Zuliefer- Westasien 16 ketten schlagen rasch wachs- Südamerika 14 tumsdämpfend auf alle in die- ses Netzwerk integrierte Afrika 14 Staaten durch. Transitionsländer 13 • Dies gilt auch für Länder der Südasien 11 EU, wie z.B. Deutschland. USA 11 • Branchen wie die Elektronik- 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 industrie, die Autoindustrie oder der Maschinenbau sind sehr stark von diesem Netzwerk ab- hängig. Quelle: UNCTAD, LBBW Research 06.03.2020 Konjunkturmonitor Thüringen 12
Covid-19 dämpft Weltkonjunktur Prognoserevisionen • Vor diesem Hintergrund haben wir im Rahmen unseres neuen Hauptszenarios die BIP-Wachstumsprognosen für 2020 für alle Länder nach unten revidiert: China: von 5,2 % auf 3,9 % USA: von 1,9 % auf 1,5 % Deutschland: von 0,4 % auf -0,1 % Euroraum: von 0,8 % auf 0,0 % Großbritannien: von 1,6 % auf 0,8 % Japan: von 0,5 % auf 0,2 % Weltwirtschaft: von 3,0 % auf 2,4 % Quelle: LBBW Research 06.03.2020 Konjunkturmonitor Thüringen 13
SARS-CoV-2: Unsere neuen Szenarien Szenarien Auswirkungen Positivszenario Rückläufige Ansteckungszahlen in Der Expansionspfad der Weltwirtschaft China, 35 % flacht ab, bleibt aber aufwärts gerichtet, Eindämmungsmaßnahmen außerhalb V-förmige Erholung nach schwachem Chinas greifen langsam, Q1, Abklingen der Epidemie ab März/April Chinesisches Wachstum bei knapp 5%, Hauptszenario Ausbreitung in vielen Regionen der Welt, Epidemie noch „unter Kontrolle“ - 60 % Rezession in Deutschland und Ausgangssituation flammt aber an verschiedenen Orten Euroraum immer wieder auf, Chinesisches Wachstum fällt unter 4% Eindämmungsmaßnahmen belasten Konjunktur spürbar Negativszenario Weltweite Verbreitung, 5% Weltweite Rezession Pandemie „außer Kontrolle“ 06.03.2020 Konjunkturmonitor Thüringen 14
Deutschland: Corona bringt die Rezession ifo-Geschäftsklima und BIP Y/Y Index bzw. % zum Vorjahresquartal 6 110 • Bis vor kurzem standen die Zeichen für die deutsche Konjunktur auf „Bodenbildung“. Nach den teils 4 105 schlechten Zahlen 2019 gab es sowohl einen An-stieg des ifo Geschäftsklimas als auch leicht 2 100 bessere Zahlen für das BIP- Wachstum in Q3 und Q4 2019. 0 95 • Nun zieht die Covid-19-Epide-mie einen Strich durch alle bisherigen Prognosen: Es ist zwar weniger die -2 90 Krankheit als die Angst vor ihr und die dadurch ausgelösten Maßnahmen. Aber an der Wirkung -4 85 gibt es kaum Zweifel. Wir rechnen mit einem Rückgang um je 0,2% in den ersten beiden Quartalen. Dieser -6 80 Rückschlag kann bis Jahres-ende 2020 nicht aufgeholt wer-den, so dass wir unsere Prognose für das -8 75 Gesamtjahr von 0,4% auf -0,1% 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 senken. BIP Y/Y Ifo-Geschäftsklima (RECHTE SKALA) Quelle: Refinitiv, LBBW Research 06.03.2020 Konjunkturmonitor Thüringen 15
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