Krise. Katastrophe oder Einladung 2.2020 - Kirche für morgen

Die Seite wird erstellt Hein-Peter Hartwig
 
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Krise. Katastrophe oder Einladung 2.2020 - Kirche für morgen
2.2020

        Krise.
        Katastrophe
        oder Einladung

www.kirchefuermorgen.de

   Krise und              Vertrauen und                     Kreativität und
   Entscheidung           Verantwortung                     Engagement
   Ruth Maria Michel      Bischof Dr. Cornelius-Bundschuh   Bonn – Kuchen – Tübingen
Krise. Katastrophe oder Einladung 2.2020 - Kirche für morgen
Krise.
             Editorial & Inhaltsverzeichnis                                                                                                                                                                                                                                                                                    Katastrophe oder Einladung

Liebe Leserinnen und Leser,                                             Krise.
                                                                        Katastrophe oder Einladung                                                                                                                                                        „Die Musik der Zukunft hören“
die letzten Monate hatten es in sich.
Jeder und jede von uns hatte so seine
                                                                        Editorial. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 2
ganz eigene Herausforderung zu meistern.                                                                                                                                                                                                                  “Für die Kirche liegen in den Folgen der Corona-Pandemie auch große Chancen”,
Wir sind in einer Krise, so wurde immer                                 Zum Thema                                                                                                                                                                         sagt Jens Schnabel, 1. Vorsitzender von Kirche für morgen.
wieder deutlich kommuniziert.
Und jetzt? Wie damit umgehen?                                           Kfm-Positionslicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3
Was hilft weiter?                                                       Jens Schnabel zum Titelthema
Diesen Fragen haben wir uns gestellt.
                                                                                                                                                                                                                                                          Die Not                                       liegt. „Fürchte dich nicht“, ruft Gott uns zu.
                                                                        Vertrauen stärken, Verantwortung übernehmen. . . . . . . Seite 4
Ganz verschiedene und kreative                                          Landesbischof Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh                                                                                                                                   Die Corona-Pandemie hat uns alle vor       Gott hat auch dann noch viele Möglichkei-
Antworten darauf finden Sie in diesem                                   zur Herausforderung in der Krise                                                                                                                                                  riesige Herausforderungen gestellt. Pläne     ten, wenn uns nichts mehr einfällt. Der kro-
Heft. Einige davon stellen wir hier vor:                                                                                                                                                                                                                  wurden durchkreuzt, wichtige Termine ab-      atische Theologe Peter Kuznic hat einmal
                                                                        Krise. Katastrophe oder Einladung?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 6
Der badische Landesbischof Prof. Dr.                                                                                                                                                                                                                      gesagt. Die wirtschaftlichen Folgen sind      gesagt: „Hoffnung ist die Fähigkeit, die Mu-
                                                                        Eine Begriffsklärung von Ruth Maria Michel
Jochen Cornelius-Bundschuh zeigt uns                                                                                                                                                                                                                      immens, Arbeitsplätze bedroht oder ver-       sik der Zukunft zu hören, Glaube ist der         Dr. Jens Schnabel,
die Bedeutung des Vertrauens auf,                                       Von Corona zu Pest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 8                                                      loren. Senioren, Familien und Kinder leiden   Mut, in der Gegenwart danach zu tanzen.“         Gemeindepfarrer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         in Sindelfingen,
um uns auf Ambivalenzen und Risiken                                     Christian Kohler zur Lektüre von Albert Camus                                                                                                                                     unter den Einschränkungen: der Schul-                                                          1. Vorsitzender von
einzustellen.                                                                                                                                                                                                                                             rhythmus ändert sich gefühlt wöchentlich,                                                      Kirche für morgen
Die Theologin Ruth Maria Michel ermutigt
                                                                        Pro & Contra Online-Abendmahl. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 10
                                                                                                                                                                                                                                                          Homeoffice mit kleinen Kindern ist äu-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Die Chance
                                                                        Friedemann Stöffler und Jonathan Reinert
mit konkreten Fragen, uns der Heraus-                                   zur aktuellen Auseinandersetzung                                                                                                                                                  ßerst anstrengend, Betreuungsangebote            Natürlich müssen wir Probleme ehrlich
forderung zu stellen und sie zu bewältigen.                                                                                                                                                                                                               sind ausgebucht usw.                          benennen. Selbstverständlich braucht es
Kreative und ermutigende Ideen, wie                                                                                                                                                                                                                                                                     Unterstützung für alle, die unter den Fol-
eine Osternacht zu Coronabedingungen,
                                                                        Bausteine                                                                                                                                                                           Auch in der Kirche kann vieles nicht wie    gen der Pandemie besonders leiden. Aber
der online Ständerling nach dem Gottes-                                 Fragen an drei Synodale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12                                                                  gewohnt stattfinden, Konfirmationen           wir sollten auch die neuen Möglichkeiten
                                                                        Ralf Walter, Marion Blessing, Oliver Römisch
dienst, oder der Gottesdienst im Autokino                                                                                                                                                                                                                 mussten verschoben werden. Persönliche        sehen. Für die Kirche liegen in den Folgen
werden vorgestellt.                                                     Globale Pandemie? – globale Kirche! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 14                                                                                            Begegnungen waren nicht mehr möglich,         der Corona-Pandemie auch große Chan-
Auch die Form des online Abendmahls                                     Ein Blick über die Grenzen von Johannes Stahl                                                                                                                                     Veranstaltungen und Konzerte wurden           cen: Treffen und Besprechungen sind als
wird diskutiert.                                                                                                                                                                                                                                          verboten, gemeinsames Singen galt als zu      Videokonferenzen möglich, das spart Zeit
                                                                        Kreativität und Engagement vor Ort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 16
                                                                                                                                                                                                                                                          gefährlich. Dazu kommen finanzielle Pro-      und Fahrtkosten. Auch liegt darin eine
                                                                        Ermutigende Beispiele in Zeiten der Pandemie
Wir wünschen Ihnen, dass der Zitronen-                                                                                                                                                                                                                    bleme durch zurückgehende Kirchensteu-        Chance für mehr Beteiligung, weil es leicht
falter Impulse gibt für Ihre ganz eigene                                Krisen und Chancen in der Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 18                                                                                             ereinnahmen.                                  ist, sich kurz einzuloggen. Mit digitalen
Krisenbewältigung, neue Ideen für die                                   Andreas Hiller über Einsichten                                                                                                                                                                                                  Angeboten und Streaming erreichen wir
Gestaltungsmöglichkeiten in der Gemeinde                                aus der Betriebseelsorge                                                                                                                                                                                                        Menschen, die unsere Gebäude nie betre-
und viel Ermutigung beim Lesen.
                                                                                                                                                                                                                                                          Die Entscheidung                              ten würden. Gemeindeglieder, die ihre
                                                                        Kfm-intern                                                                                                                                                                          Was tun? Unser Wort „Krise“ stammt          Wohnung nicht verlassen konnten, feier-
                                                                                                                                                                                                                                                          vom griechischen Wort für „Entschei-          ten online Abendmahl. Viele Menschen
                                                                        Aktuelles von Kirche für morgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 19                                                                                  dung“. Eine Krise ist ein Wendepunkt, an      haben den Wert nachbarschaftlicher Hilfe
                                                                        Einkehrtage – EKD goes kfm –
                                                                                                                                                                                                                                                          dem sich entscheidet, in welche Richtung      ganz neu entdeckt. Weniger Reisen ent-
Tabea Hieber und Johannes Stahl                                         Regionaltreffen Tübingen
vom Redaktionsteam
                                                                                                                                                                                                                                                          es zukünftig gehen wird. Geht es ab jetzt     lastet die Umwelt und ist ein Beitrag ge-
                                                                                                                                                                                                                                                          bergab und die Zukunft wird düster? Oder      gen den Klimawandel. Das Fehlen persön-
                                                                        Zu guter Letzt                                                                                                                                                                    ergeben sich neue Wege und Chancen,           licher Begegnungen macht vielen deut-
                                                                        Schwerer Segen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 20                                                     die es zu ergreifen gilt?                     lich, wie wertvoll diese sind. All das und
Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen wird in unseren Texten
nur die männliche Form genannt, stets ist aber die weibliche und
                                                                        Ein Segen in Krisenzeiten                                                                                                                                                                                                       vieles mehr gilt es wahrzunehmen. Hören
                                                                        von Dr. Martina Kreidler-Kos
andere Formen gleichermaßen mitgemeint.                                                                                                                                                                                                                     Als Christinnen und Christen vertrauen      wir hin, wo die Musik der Zukunft spielt
                                                                                                                                                                                                                                                          wir darauf, dass die Zukunft in Gottes Hand   und leben wir heute schon danach!
          Kfm ist jetzt auch auf Instagram unterwegs
                                                                                                                                                                                                                               ©AdobeStock_lotharnahler

    IMPRESSUM
    Der Zitronenfalter wird               Bankverbindung:                                                Christian Kohler, Ostfildern;
    herausgegeben                         Evangelische Bank eG. Kassel                                   Carmen Lauble, Remshalden;
    von Kirche für morgen e.V.,           IBAN: DE43520604100000 419435                                  Werner Lindner, Winnenden;
    Am Auchtberg 1, 72202 Nagold          BIC: GENODEF1EK1                                               Friedemann Stöffler, Tübingen;
    Fon: (0700) 36 69 36 69,              Wir danken allen, die durch ihre Spende                        Reinhard Wenzelmann, Kirchheim/Teck
    red@kirchefuermorgen.de,              die kostenlose Weitergabe des
    www.kirchefuermorgen.de               Zitronenfalters ermöglichen.                                   Layout: AlberDESIGN, Filderstadt
                                          Redaktionsteam:                                                Druck: Druck + Medien Zipperlen GmbH, Dornstadt
    Erscheinungsweise:                    Johannes Stahl, Göppingen (ViSdP);                             Versand: LWV. Eingliederungshilfe Tannenhof Ulm
    2-3 x jährlich.                       Marc Bihlmaier, Plüderhausen;                                  Redaktionsadresse: red@kirchefuermorgen.de
    Bestellung (auch weitere              Pina Gräber-Haag, Gronau;                                      und über die Geschäftsstelle
    Exemplare) bei der Geschäftsstelle.   Tabea Hieber, Markgröningen;                                   Anzeigenpreise: lindner-service@gmx.de
    Die Zusendung ist kostenlos.          Andreas Hiller, Sindelfingen;                                  Titelbild: ©iStock-wildpixel

Bitte melden Sie sich, wenn Sie künftig mehr oder weniger Exemplare des Zitronenfalters wünschen, bei: Geschäftsstelle Kirche für morgen
e.V. Am Auchtberg 1, 72202 Nagold, Tel.: +49 (0700) 36693669, Mail: info@kirchefuermorgen.de

2                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    3
Krise. Katastrophe oder Einladung 2.2020 - Kirche für morgen
Krise.
                                                                                                                                                                              Katastrophe oder Einladung

    Vertrauen stärken,                                                                                        Die Pandemie zwingt uns, innezuhalten. Was          einmal wegen der Pandemie vor dem Nichts ste-

Verantwortung übernehmen
                                                                                                            viele individuell durch eine Krankheit oder einen     hen, weil unsere Textilfirmen einfach abbestellen.
                                                                                                            Unfall erfahren, wird mit dem Corona-Virus welt-      Wir hören, wie unsere geschöpfliche Mitwelt
                                                                                                            weit spürbar: Auf einmal ist alles anders! Wir ha-    stöhnt, weil wir ihren Lebensraum mit unserem
                                                                                                            ben das Leben nicht in der Hand! Wir sind geschaf-    Produzieren, Wohnen und unserer Mobilität immer
                                                                                                            fen: Leben inmitten von Leben, das leben will (Al-    weiter einengen.
               Was ist die Aufgabe der Kirche in der Krise?                                                 bert Schweitzer) und dabei auch in Konflikt mitei-
                                                                                                            nander gerät.                                           Als Kirchen sind wir gefragt, gegen diese Logik
Wie muss Kirche gerade jetzt prophetisch unterwegs sein und voran gehen?                                                                                          des „immer schneller, immer mehr, immer effizi-
  Wegweisendes dazu von Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh.                                              Viele führt die Unterbrechung in eine neue Nach-   enter“ das Vertrauen der Menschen zu stärken;
                                                                                                            denklichkeit und oft sogar eine Demut. Wie im Lau-    sie zu ermutigen, Verantwortung für andere zu
                                                                                                            fe einer langen Fastenzeit entwickelt sich ein neu-   übernehmen; eine Haltung der Ehrfurcht vor dem
                                                                                                            es Bewusstsein für unsere Möglichkeiten, Grenzen      Leben zu fördern, eine Balance zwischen Regio-
                                                                                                            und Beziehungen: Wir können nicht alles kontrol-      nalität und Globalisierung zu suchen.
                                                                                                            lieren. Wir leben aus dem Vertrauen.
                                                                                                                                                                    Menschen überwinden ihren Zweifel und ihre
                                                                                                              Wie wächst ein solches Vertrauen? Es lebt aus       Furcht. Sie spüren das Zutrauen Gottes; sie entde-
                                                                                                            dem Vertrauen, das Gott uns entgegenbringt. Es        cken die Kraft, die sie trägt. Sie erkennen, dass
                                                                                                            zeigt sich in der Erfahrung, getragen zu sein, auch   sie persönlich gefragt sind und wichtig für Andere.
                                                                                                            wenn ich wenig oder nichts zu geben habe. Es ge-      Sie übernehmen Verantwortung in der Nachbar-
                                                                                                            deiht, wenn ich die Erfahrung mache dazuzugehö-       schaft. Sie finden neue Wege einander zu stärken
                                                                                                            ren, auch wenn ich die Erwartungen der anderen        und zu trösten. Sie singen auf den Balkonen und
                                                                                                            nicht erfülle. Es wächst, wenn wir geliebt werden,    blasen „Christ ist erstanden“ auf den Kirchtürmen.
                                                                                                            auch wenn wir am Anfang unseres Lebens noch           Sie demonstrieren gegen Rassismus und für De-
                                                                                                            nicht oder am Ende nicht mehr für uns sorgen kön-     mokratie.
                                                                                                            nen. Es bewährt sich, wenn wir trotz Hilfsbedürf-
                                                                                                            tigkeit in unserer Würde ernst genommen und             Deshalb führt mich das Innehalten dieser Wo-
                                                                                                            nicht entmündigt werden, sondern uns auch als         chen auch in die Dankbarkeit: für ein Gesundheits-
                                                                                                            Kind, im Alter, mit unseren Beeinträchtigungen et-    system, das von den Menschen und ihrer Not her
                                                                                                            was zugetraut wird.                                   denkt und nicht nur von ökonomischer Effizienz;
                                                                                                                                                                  für Menschen in Politik und Verwaltung, die darum
                                                                                                              Wir feiern dieses Glück des Vertrauens an jedem     gerungen haben, das Leben möglichst vieler Men-
                                                                                                            Sonntag und in jedem Fest: Ein Kind bringt der        schen zu schützen, gerade auch derjenigen, die
                                                                                                            Welt Frieden. Schon in der Schöpfung schenkt Gott     besonders gefährdet sind; für Pfarrerinnen und
                                                                                                            uns (und sich) einen Tag der Ruhe; damit wir uns      Pfarrer, die telefoniert haben, die Besuche am Gar-
                                                                                                            gemeinsam in dieses wechselseitige Vertrauen          tenzaun und am Balkon gemacht haben, die da
                                                                                                            einüben. Am Sonntag halten wir inne und verge-        waren, wenn es ums Sterben ging, auch wenn sie
                                                                                                            wissern uns: Wir sind Menschen und nicht Gott,        keine „normalen“ Gottesdienste feiern konnten;
                                                                                                            von Gott geliebte Menschen! In dieser Bindung er-     für die vielen, die in ihrem Alltag Verantwortung
                                                                                                            fahren wir Trost und lassen uns ermutigen, Krisen     für sich und andere übernommen haben und ihren
                                                                                                            und Konflikte nach den Kriterien des zweiten Ti-      Gemeinsinn ganz selbstverständlich gelebt haben:
                                                                                                            motheusbriefes zu gestalten: kraftvoll, liebevoll     durch den regelmäßigen Anruf bei der Nachbarin,
                                                                                                            und besonnen.                                         ob sie denn etwas braucht und wie es ihr geht,
                                                                                                                                                                  durch das Gebet für die Kranken.
                                                                                                              Christus traut uns zu, Verantwortung zu über-
                                                                                                            nehmen, aber er mutet uns auch zu, dabei nicht           Wo das Vertrauen wächst, wächst auch die Kraft,
                                                                                                            nur unsere eigenen Interessen zu verfolgen, son-      die Krise zu gestalten. Menschen übernehmen für-
                                                                                                            dern das Leben unserer Mitmenschen und der gan-       einander Verantwortung und erleben, dass es ge-
                                                                                                            zen Schöpfung im Blick zu haben. So weitet sich       lingt, die Pandemie zu begrenzen. Wir werden die-
                                                                                                            beim Innehalten im Vertrauen auf Gott unser Ho-       ses Vertrauen, den Mut und die Tatkraft auf dem
                                                                                                            rizont: Rechts und links von uns entdecken wir        Weg in die Zukunft weiter brauchen, um den Klima-
                                                                           ©AdobeStock_complize/M.Martins

                                                                                                            Menschen, die von der Pandemie besonders be-          wandel, aber auch die weitere Polarisierung und die
                                                                                                            droht sind; manche von uns gehören vielleicht         Militarisierung von Konflikten zu begrenzen.
                                                                                                            selbst dazu: Wer arm ist, psychisch krank oder
                                                                                                            wohnungslos, ist erschreckend stärker durch die-                 Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh
                                                                                                            ses Virus gefährdet als andere.                                  war Leiter des Predigerseminars der Kirche
                                                                                                                                                                             von Kurhessen-Waldeck, lehrt als außerplan-
                                                                                                                                                                             mäßiger Professor in Heidelberg und ist seit
                                                                                                              In den Blick kommen Menschen wie zum Bei-                      2014 Landesbischof der Evangelischen Kirche
                                                                                                            spiel in den Textilfabriken in Bangladesh, die auf               in Baden (EKiBa).

4                                                                                                                                                                                                                           5
Krise. Katastrophe oder Einladung 2.2020 - Kirche für morgen
Krise.
          Katastrophe oder Einladung

Krise. Katastrophe oder Einladung?

                                                                                                                                                                                                                       Foto: Verena Kaspar, Winterthur
Die Theologin und geistliche Begleiterin Ruth Maria Michel nimmt uns mit hinein in
die Bedeutung, die Krisen für uns Menschen haben können: Einen Abbruch oder ei-
nen Aufbruch in unserem Leben. Sie gibt uns praktische Hilfen damit umzugehen.
                                                                                                                                                                                 Mein Herz in Deinem Herz

                                                      3. Ich vergegenwärtige mir vertieft den                 4. Ich versichere mir erneut
  Das griechische Verb «krinein», von dem «Kri-                                                                                                                                  Mein kleines Herz
                                                          tragenden Grund meines Lebens.                           meine Identität von Gott her                                  in Deinem grossen Herz
sis» stammt, bedeutet «scheiden, trennen, son-
dern» und stammt von der Wortwurzel “schneiden,         „Hört auf mich ... ihr alle, ... die ihr von mir ge-     (aus Jesaja 43,1-5): Nun spricht der Herr, der                  Mein schwaches Herz
zerschneiden”. Ich muss Bekanntes zurücklassen,       tragen worden seid, seit ihr den Schoß eurer Mut-        dich geschaffen hat…: Fürchte dich nicht, denn ich                in Deinem starken Herz
ohne zu wissen, wie das Neue aussehen wird. Was       ter verlassen habt. ... Ich bleibe derselbe, so alt      erlöse dich; ich habe dich bei deinem Namen ge-
bisher vertraut war, hat seine Gültigkeit verloren.   ihr auch werdet, bis ihr grau werdet, trage ich          rufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst,                  Mein verunsichertes Herz
                                                      euch. Ich habe es getan und werde euch weiterhin         will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme                   in Deinem beständigen Herz
   Die Krise ist also ein Scheidepunkt, an dem sich   tragen, ich will tragen und erretten.“                   gehst, sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du ins
die weitere Entwicklung des Menschen entschei-        (aus Jesaja 46, 3-5)                                     Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flam-                Mein ängstliches Herz
det. Dies ist vergleichbar mit einer Wasserscheide,                                                            me wird dich nicht versengen. … Du bist teuer in                  in Deinem sicheren Herz
an der sich entscheidet, ob das Wasser nach der         Das „Beten mit dem Atem“ kann mich dabei un-           meinen Augen und wertvoll und ich habe dich lieb.                 Mein bedürftiges Herz
einen oder anderen Seite hinfließt. In der Krise      terstützen. Ich binde während 15 Minuten oder            … So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir.                in Deinem erbarmungsvollen Herz
kommt es zum (teilweisen) Bruch mit dem Bishe-        zwischendurch im Alltag auch kürzer an meinen
rigen, zum Um-Bruch. Wie kann sie zum Auf-Bruch       Atem die Worte:                                            Ich rufe mir in Erinnerung, wer ich bin –                       Mein sehnsüchtiges Herz
werden?                                                                                                        unabhängig meiner Krisensituation:                                in Deinem stillenden Herz
                                                              beim Einatmen:                                      Ich bin eine Geschaffene –
                                                                                                                                                                                 Mein hartes Herz
Ich stelle mich folgenden Fragen:                             Ich werde getragen mit …                            habe einen Ursprung.
                                                                                                                                                                                 in Deinem sanftmütigen Herz
                                                              beim Ausatmen:                                       Ich bin ein Erlöster –
1. Was fällt weg? Was ist nicht mehr -                       … ich lasse mich tragen mit …                       ich brauche nicht für immer in ungesunden                      Mein misstrauisches Herz
    ganz oder teilweise?
                                                                                                                  Gebundenheiten zu leben.                                       in Deinem treuen Herz
                                                        Wenn Gedanken und Gefühle, Pläne, Sorgen                    Ich bin eine Gerufene –
     as erfahre ich als Erleichterung?
    W                                                 oder Überlegungen auftauchen, nehme ich sie                 ich bin angesprochen, gewollt und nicht                        Mein zweifelndes Herz
    Was erfahre ich als Verlust? Verlust,            wahr und versuche dann, sie mit jedem Ausatmen              vergessen.                                                     in Deinem verstehenden Herz
    weil es wertvoll war? Existenzsichernd?           Gott zu über-lassen, mich tragen lassen. Hilfreich             Ich bin ein beim Namen Genannter –                         Mein verwundetes Herz
     Ich schaue zurück und danke für das erfahre-   ist, dies möglichst konkret zu tun. Beispiel:               nicht anonym unter Milliarden                                  in Deinem verwundeten Herz
    ne Kostbare, Wertvolle, Bereichernde, Gute.                                                                   anderer Menschen verwechselbar.
     Ich schaue zurück und gebe der Trauer und               Ich werde getragen –                                    Ich bin Gott gehörig,                                     Mein zerbrochenes Herz
    Tränen Raum. Ich schreibe einen Klagepsalm                mit meiner Angst.                                   habe eine eindeutige, ewige Zugehörigkeit                      in Deinem zerbrochenen Herz
    „Gott, ich hatte so gehofft, dass…“                       Ich lasse mich tragen –                             und bin deshalb nicht allein und einsam.
                                                                                                                                                                                 Mein leidendes Herz
      Will ich noch etwas ansprechen,                        mit meiner Angst.                                        Ich bin ein teurer Mann / eine teure Frau –
    in Ordnung bringen?                                                                                           von Jesus Christus erkauft.                                    in Deinem mitleidenden Herz
       Ich überlasse das Vergangene Gott und                 Ich werde getragen –                                      Ich bin eine Wertanlage,
    bitte ihn um sein Erbarmen und das                        mit meinen ungelösten Fragen.                       wertvoll und voller Wert(e),                                   Mein Herz in Deinem Herz
    Vertrauen, dass er auch aus Scheitern                     Ich lasse mich tragen –                             die mir niemand wegnehmen kann.
                                                                                                                                                                                 Aufgehoben
    Frucht wachsen lassen kann.                               mit meinen ungelösten Fragen.                              Ich bin eine Geliebte / ein Geliebter –
                                                                                                                  mit ewiger, unvergänglicher Liebe geliebt.                     Gehalten
                                                              Ich werde getragen –                                                                                               Verankert
2. Was bleibt?                                               mit meiner Not.
                                                                                                                                                                                 Eingebettet
                                                              Ich lasse mich tragen –
   Was bedarf der Erneuerung?                                 mit meiner Not.                                                                                                    Geborgen
    Ich unterscheide und entscheide:                                                                                                                                            Behütet
    Ich treffe die Wahl zwischen dem, was ich                 Ich werde getragen –
    verwerfe oder was nicht mehr möglich ist                  mit ...                                                                                                            Mein Herz in Deinem Herz
    und dem, was ich mir neu aneigne.                         Ich lasse mich tragen –                                                                                            Du mein Herr und mein Gott
     Was ist lebensfördernd?                                 mit ...                                                    Ruth Maria Michel,
                                                                                                                         Leiterin VBG-Ressort Spiritualität
      Was ist lebenshindernd?                                                                                           und geistliche Begleitung (www.vbg.net),
                                                                                                                         Ausbildung in Theologie,
                                                                                                                         Exerzitienbegleitung, Seelsorge, Zürich      Verena Kaspar, 2013
                                                                                                                                                                      Heilpädagogische Lehrerin, Winterthur,
                                                                                                                                                                      Leiterin VBG-Meditationsgruppe Zürich
6                                                                                                                                                                                                                  7
Krise. Katastrophe oder Einladung 2.2020 - Kirche für morgen
Krise.
                                                                                                                                                                                                    Katastrophe oder Einladung

                                                                                                                                                                        sonntags*], das ist seine Art, euch zu lie-
                                                                                                                                                                        ben, und offen gesagt, ist es die einzige
                                                                                                                                                                        Art zu lieben.“ (S. 112). „Jetzt endlich
                                                                                                                                                                        wisst ihr, dass man zum Wesentlichen
                                                                                                                                                                        kommen muss.“ (S. 112).

Von „Corona“                                                                                                                                                               Pater Paneloux hofft „wider alle Hoff-
                                                                                                                                                                        nung“ (S. 114), dass die Menschen da-

       zur „Pest“
                                                                                                                                                                        mals „das einzige Wort an den Himmel
                                                                                                                                                                        richten würden, das christlich sei, nämlich
                                                                                                                                                                        das Wort der Liebe.“ (S. 114) Gott werde
                                                                                                                                                                        das Übrige tun.

                                                                                                                                                                          Die zweite Predigt spitzt noch mehr zu.              Hat eine
                                                                                                                                                                        Spricht von der Wahl, der Entscheidung,
                                                                                                                                                                        die es zu treffen gelte: Gott zu hassen                Pandemie
                                                                                                                                                                        oder zu lieben (S. 258). Die Liebe zu Gott
                                                                                                                                                                        als eine „schwierige Liebe“ (S. 258); der              eine Art
                                                                                                                                                                        Glaube an diesen Gott als der „grausame,
                                                                                                                                                                        in den Augen Gottes entscheidende Glau-                „Botschaft“?
                                                                                                                                                                        be, dem wir uns nähern müssen.“ (S. 259).

                                                                                                                                              Peste_à_Rome_(Delaunay)
                                                                                                                                                                          Mich beeindruckt, was hier, kurz nach
                                                                                                                                                                        Ende des Zweiten Weltkrieges, formuliert
                                                                                                                                                                        worden ist. Und ich denke, dass „Die
                                                                                                                                                                        Pest“ für Camus im Grunde ein Bild für
                                                                                                                                                                        den Krieg, noch schlimmer als ein realer
                                                                                                                                                                        Pestausbruch, gewesen ist.

                                                                                                                                                                          Ich frage mich, ob wir uns nicht auch in
   Wie umgehen mit einer lebensgefährlichen Krankheit? Individuell und gesellschaft-                         lichen Überlegungen des Romans: Was                        diesem Jahr 2020, gerade als Christen, der
   lich. Exemplarisch hat dies Albert Camus in seinem weltberühmten Roman „Die                               macht es mit dem Menschen, wenn er mo-                     Härte und Grausamkeit, der Brutalität
                                                                                                             natelang der Lebensgefahr ausgesetzt ist?                  menschlichen Handelns stellen müssen?!
   Pest“ auf literarische Weise getan. Ob sich Antworten für unsere Situation im Jahr                        Elend und Tod jeden Tag neu und sich stei-                 Denn das Auftreten des Corona-Virus hat
   2020 darin finden lassen?                                                                                 gernd erlebt? Und immer auch mit der Fra-                  ja ursächlich mit unserem Umgang mit
                                                                                                             ge konfrontiert ist, inwiefern sie/er nicht                Gottes Schöpfung zu tun. (Wo immer das
                                                                                                             das nächste Opfer sein könnte.                             Virus letztendlich herstammen mag).                    Das Wort der
                    Spannen wir einen Bogen. Einen Bogen          Kehren wir aus unserer Aktualität zur
                  vom ersten Satz des 1947 erschienenen         „Pest“ zurück. Und begegnen in diesem          Wenden wir uns nun der Predigt des Pa-                     Vielleicht kann uns ja ein Buch wie „Die             Liebe an den
                  Romans „Die Pest“ des Literaturnobel-         Roman einem Arzt, Dr. Bernard Rieux, der     ter Paneloux zu: Sie beginnt mit einem                     Pest“ neu herausfordern zu jener „schwie-
      Ein Virus   preisträgers Albert Camus (1913 – 1960),      gegen die Pest und für die Menschen          knallharten Satz: „Liebe Brüder, ihr seid                  rigen Liebe zu Gott“?! Die letztendlich,               Himmel richten
                  aktuell in der 92. (!) Auflage als Rowohlt-   kämpft. Neben dessen existentiellen Fra-     im Unglück, liebe Brüder, ihr habt es ver-                 wenn wir nicht im bitteren Zynismus lan-
  bringt alles    Taschenbuch vorliegend. Jener erste Satz,     gen auch der christliche Glaube themati-     dient.“ (S. 109). Die Pest, als „Geißel Got-               den wollen, keine Alternative hat. Und
                  der lautet: „Die seltsamen Ereignisse, die    siert wird. Insbesondere verkörpert in ei-   tes“, solle die Mitbewohner Orans dazu                     uns, als von Gott selbst geschenkte Liebe,
durcheinander     Gegenstand dieser Chronik sind, haben         nem katholischen Priester, Pater Pane-       bringen, „auf die Knie zu fallen.“ (S. 109).               einmal mehr, zu „ora et labora“ („Bete
                  sich 194` in Oran zugetragen.“ Der nach       loux, der aus Anlass zweier Predigten (die   Der „Augenblick zum Nachdenken“ sei ge-                    und arbeite!“) ermutigt.
                  350 Seiten in den Schlusssatz mündet:         Seiten 108 bis 114 und 250 bis 259 in der    kommen (S. 110), Gott habe sein „erbar-
                  „…dass vielleicht der Tag kommen würde,       aktuellen Taschenbuch-Ausgabe) aus-          mendes Antlitz“, seinen „Blick abge-                       *[Ergänzungen des Autors]

                  an dem die Pest zum Unglück und zur Be-       führlich zu Wort kommt. Und im Fort-         wandt“, müde und enttäuscht von den
                  lehrung der Menschen ihre Ratten wecken       schreiten der Pest in Oran dann seiner-      Menschen. Wobei Paneloux klar hervor-
                  und zum Sterben in eine glückliche Stadt      seits stirbt.                                hebt: „dieses Unheil ist nicht von Gott ge-
                  schicken würde.“                                                                           wollt“ (S. 110).
                                                                   Hat eine Seuche Sinn? Hat eine Pande-
                    Es ist schier unglaublich: Ein Virus, ein   mie eine Art „Botschaft“? Oder rast da nur     Und noch eine Aussage des Romans,
                  winzig kleines Etwas, bringt alles durchei-   eine sinnlose Mutation durch die Welt?       die mich als christlichen Theologen tief                                Christian Kohler (65),
                  nander! Stürzt das Gefüge der Welt, aber         Auch keine/r von uns, die wir dieses      beeindruckt: „Gott ist nicht lau. Diese lose                            Pfarrer i.R. in Ostfildern-Scharnhausen
                                                                                                                                                                                     und Mitglied im Redaktionsteam
                  euch viele, viele einzelne Menschen in        Heft von kfm in Händen halten, wird inner-   Beziehung [der Menschen zu ihm*] genüg-                                 „Zitronenfalter“, hat nach 2006 in der
                  Leid und Tod, bedroht ärmste und reichste     lich nicht hin- und hergerissen sein. Kann   te seiner verzehrenden Zuneigung nicht.                                  „Corona-Zeit“ den Roman von Camus
                  Staaten.                                      sich wiederfinden in den ganz grundsätz-     Er wollte euch länger sehen [nicht nur                                  fasziniert ein zweites Mal gelesen.

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Krise. Katastrophe oder Einladung 2.2020 - Kirche für morgen
&
                  Krise.

                                                                                           PRO CONTRA
                  Katastrophe oder Einladung

      Online-Abendmahl
      In Zeiten der Corona-Krise wurde heftig diskutiert: Soll Online-Abendmahl erlaubt sein                         men von Online-Abendmahl eine Absage erteilt. Jonathan Reinert und Friede-
      oder nicht? Die Württembergische Landeskirche hat in einem Schreiben am Beginn der                             mann Stöffler, Mitglieder der Jakobusgemeinde in Tübingen, haben sich zu
      Karwoche einerseits die Erlaubnis zum Hausabendmahl erteilt, gleichzeitig aber allen For-                      dieser Frage in einer öffentlichen Videokonferenz ein Streitgespräch geliefert.

       Pro                                                                                                              Contra
     Online-Abendmahl ist nicht nur möglich, sondern geboten!                                                           Orientierung am Ursprung

     Die Kirche hat die Aufgabe, das Abendmahl als Sak-     auf die später kommenden Sklaven nicht gewartet             „Die Mahlfeier ist an die leibliche Präsenz der Kom-                 So steht auch die Frage im Raum: Sollte neben Got-
     rament unter den gegebenen jeweiligen Rahmenbe-        wird. Dafür gilt das Pauluswort: Wer es unwürdig isst       munikantinnen und Kommunikanten gebunden.                            tesdienst-Livestreams, Gebetsgemeinschaften etc.
     dingungen zu ermöglichen. Das ist zu allen Zeiten so   und trinkt, trinkt es sich zum Gericht!                     Wortgeschehen und Mahlgeschehen gehören un-                          in Zukunft auch das Abendmahl online gefeiert wer-
     gewesen, selbst in Zeiten der Pest. Eine Kirche, die   In Zeiten der Corona-Krise ist die Kirche besonders         trennbar zusammen.“ (GTH 5.4.4)                                      den? Jede und jeder für sich zu Hause? Nicht be-
     keine Form des Abendmahls für alle Christen anbie-     aufgefordert, leibliche Formen der Gegenwart Chris-         So formuliert das jüngste ökumenische Dokument                       schränkt auf bestimmte Orte und bestimmte Zeiten?
     tet, wird ihrem Auftrag nicht gerecht.                 ti zu ermöglichen. Das Online-Abendmahl ermöglicht          zum Abendmahl eine gemeinsame christliche Über-
     Brot und Wein werden zu Leib und Blut Christi durch    eine Form der erfahrbaren Leiblichkeit und Begeg-           zeugung. Die Debatte rund um das ‚Online-Abend-
     Einsetzungs- und Spendeworte. Auch beim Online-        nung mit Christus – auch und gerade für Menschen,           mahl‘ war dabei noch gar nicht im Blick. Es geht also
                                                                                                                                                                                             Die konkrete Zusage
     Abendmahl bleibt dieser Zusammenhang erhalten.         die allein sein müssen.                                     nicht um die Rechtfertigung eines Verbotes – das in                  Natürlich könnte Gott immer und überall gegenwär-
     Beim Online-Abendmahl werden mir Brot und Wein         Karl Rahner, der berühmte katholische Theologe des          einem beeindruckenden Schnellschuss durch den                        tig werden. Aber der christliche Glaube orientiert
     symbolisch vom Austeilenden gereicht. Im Glauben       20. Jahrhunderts, wurde im Rahmen einer Vorlesung           hiesigen Oberkirchenrat aufgestellt wurde. Nein, es                  sich nicht an dem, was theoretisch denkbar ist, son-
     bleibt dieser Zusammenhang selbstverständlich er-      gefragt, ob es denn möglich sei, Eucharistie ohne           geht um das eigentlich Selbstverständliche: „Und er                  dern an dem, was Gott zugesagt hat. Dass Gott in
     halten. Christus ist sowohl beim Austeilenden als      Priester und Kirche im üblichen amtlichen Sinne zu          nahm das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen                    seinem Sohn an einem bestimmten Ort zu einer be-
     auch beim Empfangenden gegenwärtig und er stellt       feiern, ob denn Jesus da auch wirklich zugegen sein         und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben                  stimmten Zeit Mensch geworden ist, geredet, ge-
     somit – durch das Wort – die Verbindung her. Wer       könne. Rahner entgegnete trocken: „Probieren Sie            wird; das tut zu meinem Gedächtnis.“ (Lk 22,19)                      handelt, sein Leben für uns gegeben hat und aufer-
     kann sich anmaßen, diese Verbindung zu leugnen?        es doch mal aus!“                                                                                                                standen ist, bleibt der Bezugspunkt unseres Glau-
     Christus spricht: „Kommet her zu mir alle, die ihr     Ich wünsche mir eine Kirche, die diesen Geist Karl                                                                               bens und die Grundlage unserer Hoffnung. Und so
     mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“   Rahners hat und damit zum Ermöglicher statt zum
                                                                                                                        Die neue Situation                                                   lebt auch das Abendmahl von dem konkreten, leib-
     Ein Abendmahl, das alle bedürftigen Alleinlebenden     Verhinderer wird.                                           Aber, so mag man einwenden, Internet gab es zu Jesu                  lichen Geschehen, in dem und durch das Jesus
     ausschließt – wie es im Hausabendmahl geschieht                                                                    Zeiten nicht. Und welch ein Segen dieses für uns                     Christus die heilvolle, erneuernde Gemeinschaft mit
     –, wird weder diesem Christuswort noch dem ge-         Friedemann Stöffler hat in Corona-Zeiten öfters                  selbstverständliche Medium in der Zeit der Be-                  sich selbst und uns untereinander zugesagt hat:
     recht, was Paulus im Korintherbrief kritisiert: Dass   Abendmahl per Video- oder Telefonkonferenz gefeiert                  schränkungen durch die Pandemie war und                     Zum Kern des Abendmahls gehört, dass eine Person
                                                            und unter www.kurzelinks.de/abendmahl einen öf-                       ist, ist nicht in Abrede zu stellen. Im Gegen-             einer anderen die Gaben reicht und das Wort zu-
                                                            fentlichen Appell an die Kirchenleitung geschickt. Bis                teil: Ich hoffe, dass die in vielen Gemein-                spricht und die andere Person die Gaben empfängt
                                                            heute hat er dazu keine offizielle Antwort erhalten.                  den gezeigte Kreativität für neue Formen                   und das Wort annimmt.
                                                                                                                                  der Verkündigung des Evangeliums und der
                                                                                                                                     geistig-geistlich-digitalen Gemeinschaft
                                                                                                                                         nicht wieder eingefroren wird!

Friedemann Stöffler,                                                                                                                                                                                                              Dr. Jonathan Reinert,
Studiendirektor i.R.,                                                                                                                                                                                                             wissenschaftlicher
Kirchengemeinderat                                                                                                                                                                                                                Mitarbeiter an der
der Jakobusgemeinde                                                                                                                                                                                                               Ev.-Theol. Fakultät der
Tübingen und Mitiniti-                                                                                                                                                                                                            Uni Tübingen,
ator von „Kirche für                                                                                                                                                                                                              Geschäftsführer des
morgen“ und immer                                                                                                                                                                                                                 Evangelischen Bundes
noch in Sachen Inno-                                                                                                                                                                                                              Württemberg und
vation in Kirche und                                                                                                                                                                                                              ehrenamtlich in der
Schule beratend und                                                                                                                                                                                                               Jakobusgemeinde in
gestaltend unterwegs.                                                                                                                               Literatur: GTH = Gemeinsam am Tisch des Herrn. Ein Votum des Ökume-           Tübingen aktiv
                                                                                                                                                    nischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen, hg. v. Do-

                                                                                                                                                                                                                                                            ©iStock-KingMatz
                                                                                                                                                    rothea Sattler und Volker Leppin, Freiburg im Breisgau 2020 (online zugäng-
                                                                                                                                                    lich unter: https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/fb2/zentrale-
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                                                                                                                                                    nischen_arbeitskreises_evangelischer_und_katholischer_theologen.pdf)
Krise. Katastrophe oder Einladung 2.2020 - Kirche für morgen
©Evang. Medienhaus, G. Stoppel
                                       Bausteine                                                                                                                                                                                                                                                             Bausteine

                  Eine Handvoll Fragen
                  an drei Synodale von Kirche für morgen ...                                                                                                                                                                                          Marion Blessing                                     Oliver Römisch
                                                                                                                                                                                                                                                      Sozialarbeiterin,                                   Pfarrer,
                                                                                                                                                                                                                                                      Gesprächskreisleitung                               Neckarwestheim
                                                                                                                                                                                                                                                      Kirche für morgen                                   Gesprächskreisleitung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Kirche für morgen

                                                                                                                                                                                                                               1. Die erste Synode liegt hinter dir.                1. Die erste Synode liegt hinter dir.
                                                                                                                                                                                                                               Was waren deine Highlights in diesen Tagen?          Was waren deine Highlights in diesen Tagen?
                                                                                                                                                                                                                               Wir zwölf Zitronen sind als starke, bunte und        Die gute Gemeinschaft, Thema „Online-Abend-
                                                                                                                                                                                                                               präsente Gesprächsgruppe in Erscheinung ge-          mahl“ und eine tolle Stimmung unter den zwölf
                                                                                                                                                                                                                               treten. Für die Gespräche und Begegnungen mit        kfm-Synodalen.
                                                                                                                                                                                                                               den Mitsynodalen aus allen Gesprächskreisen
                                                                                                                                                                                                                               bin ich dankbar und freue mich auf die Herbst-       2. In welchen Bereichen siehst du deinen
                                                                                                                                                                                                                               synode.                                              Schwerpunkt in deiner synodalen Arbeit?
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Ich will, dass unsere Landeskirche in Zukunft
                                                                                                                                                                                                                               2. In welchen Bereichen siehst du deinen             „anders tickt“ als bisher. Sie soll innovativer, le-
                                                                                                                                                                                                                               Schwerpunkt in deiner synodalen Arbeit?              bensweltbezogener, unbürokratischer, flexibler
Götz Kanzleiter   Reiner Klotz   Matthias Vosseler   Matthias Böhler   Tobi Wörner   Marion Blessing   Bernd Wetzel   Ralf Walter   Anja Faißt   Britta Gall   Oliver Römisch   Kai Münzing
                                                                                                                                                                                                                               Mir ist es ein Herzensanliegen, dass wir die Men-    und agiler werden.
                                                                                                                                                                                                                               schen im Blick behalten, die schnell unserem
                                                                                                                                                                                                                               Blick entschwinden. Dies kann nur gelingen,          3. Vor welchen Herausforderungen steht unsere
                    Wir setzen uns ein und bleiben dran – am Aufbruch für morgen!                                                                                                                                              wenn wir zu den Menschen gehen, wie Jesus es         württembergische Kirche?
                                                                                                                                                                                                                               getan hat. Das habe ich in meinen Statements         Sie steht vor den gleichen Herausforderungen
                                                                                                                                                                                                                               in der Synode deutlich gemacht.                      wie unsere Welt hinsichtlich des Klimawandels:
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Es ist ein radikaler Wandel notwendig, weil sich
                                                                                                             wicklung mit Kai Münzing als Vorsitzendem hof-                                                                    3. Vor welchen Herausforderungen steht unsere        das Leben und die Lebenswelt der Menschen
                                                         Ralf Walter
                                                                                                             fen wir auf eine Weichenstellung in Richtung In-                                                                  württembergische Kirche?                             verändern. Ich sehe erste Anzeichen dafür, dass
                                                         Heidenheim                                          novation.                                                                                                         Laut der „Freiburger Studie“ treten viele im Alter   Kirchenleitung, Kirchengemeinden und Synoda-
                                                         Ausschuss für Kirchen- und                                                                                                                                            zwischen 20 und 35 Jahren aus. Wo sind wir als       le zu so einem Wandel bereit sind, doch es fehlt
                                                         Gemeindeentwicklung                                 3. Vor welchen Herausforderungen steht unsere                                                                     Kirche in dieser Lebensphase präsent und wie         noch die letzte Entschlossenheit. Ich bin in der
                                                                                                             württembergische Kirche?                                                                                          gelingt es uns, diese Altersgruppe mit der Bot-      Landessynode, um diese „letzte Entschlossen-
                                                                                                             Die größte Herausforderung ist, aus der Falle                                                                     schaft von Jesus Christus zu erreichen?              heit“ zu fördern.
                                                                                                             des Fatalismus herauszukommen. Wir sollten                                                                        10% für Innovation und neue Gemeindeformen.
                                                                                                             den prognostizierten Mitgliederrückgang nicht                                                                     Das ist jetzt dran.                                  4. Was war dein kreativstes, witzigstes
                                                                                                             als unumstößlich hinnehmen. Wenn wir uns mu-                                                                                                                           oder überraschendstes Erlebnis während des
                                                                                                             tig auf neue Wege begeben, werden auch Men-                                                                       4. Was war dein kreativstes, witzigstes oder         Lockdowns?
                   1. Die erste Synode liegt hinter dir. Was waren                                           schen eine Heimat in der Kirche finden, die wir                                                                   überraschendendes Erlebnis während des Lock-         Konfirmandenunterricht via Zoom, KGR-Sitzun-
                   deine Highlights in diesen Tagen?                                                         noch nicht im Blick haben.                                                                                        downs?                                               gen mit Microsoft Teams, Gottesdienste per Vi-
                   Während der drei Tage wehte immer wieder ein                                                                                                                                                                Am Ostersonntag fuhren wir als Familie mit den       deoaufzeichnung und Livestream und eine Kir-
                   Lüftchen der Veränderung durch den Hospital-                                              4. Was war dein kreativstes, witzigstes oder                                                                      Fahrrädern zu den Großeltern, um Osternester         chenleitung, die flexibel reagiert hat… Es gab
                   hof. Die Corona-Krise, gepaart mit den kurz vor                                           überraschendestes Erlebnis während des Lock-                                                                      zu suchen. Die Osterbotschaft „Der Herr ist auf-     unglaublich viele solcher Erlebnisse.
                   der Synode veröffentlichten Zahlen an Kirchen-                                            downs?                                                                                                            erstanden!“, bunt und in großen Buchstaben ge-
                   austritten, war für viele ein Weckruf. Plötzlich                                          Ein Comic aus dem Internet: Gott und Satan bli-                                                                   schrieben auf Gehsteigen und Straßen, beglei-        5. Gibt es ein Erlebnis in dieser Krise,
                   sind Dinge möglich, über die man vor einem Jahr                                           cken auf die Erde. Satan sagt zu Gott: „Mit Co-                                                                   tete unseren Weg.                                    das dein Verhalten nachhaltig verändert hat?
                   noch nicht mal diskutiert hätte. Mein Gebet ist,                                          vid-19 habe ich alle deine Kirchen geschlossen.“                                                                                                                       Am Ende einer Beerdigung gebe ich als Pfarrer
                   dass aus dem Lüftchen der Veränderung ein                                                 Gott antwortet prompt: „Im Gegenteil – ich habe                                                                   5. Gibt es ein Erlebnis in dieser Krise,             den Angehörigen die Hand und spreche ihnen
                   echter Innovations-Wind wird.                                                             gerade in jedem Wohnzimmer eine Neue eröff-                                                                       das dein Verhalten nachhaltig verändert hat?         mein Beileid aus. Wegen Corona war das nicht
                                                                                                             net.“                                                                                                             Die Zunahme der sozialen Ungleichheit erschüt-       erlaubt. Wie kann es sein, dass heilsame
                   2. In welchen Bereichen siehst du einen                                                                                                                                                                     tert mich zutiefst.                                  menschliche Nähe nicht mehr erlaubt ist? Darü-
                   Schwerpunkt in deiner synodalen Arbeit?                                                   5. Gibt es ein Erlebnis in dieser Krise,                                                                                                                               ber denke ich immer noch nach und das hat
                   Mein Herzensanliegen ist es, Menschen mit dem                                             das dein Verhalten nachhaltig verändert hat?                                                                                                                           mich verändert.
                   Evangelium zu erreichen, die wir mit herkömm-                                             Kein spezifisches Erlebnis. Aber die Krise - mit
                   lichen kirchlichen Angeboten nicht erreichen                                              all ihren gesundheitlichen, aber auch wirtschaft-
                   werden.                                                                                   lichen Risiken für unsere Firma - hat mich neu
                   Im Ausschuss für Kirchen- und Gemeindeent-                                                Gottvertrauen gelehrt.

                  12                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  13
Krise. Katastrophe oder Einladung 2.2020 - Kirche für morgen
Krise.
              Katastrophe oder Einladung                                                                                                                                                                 Bausteine

                                                                                                                      Alles ist geschlossen, man soll Hygie-
                                                                                                                    neregeln beachten, Abstand halten, Mas-
                                                                                                                    ken tragen. Und möglichst zu Hause blei-
                                                                                                                    ben. Jedoch leben über 90% der Men-
                                                                                                                    schen von der Hand in den Mund und kön-
                                                                                                                    nen nicht – wie gefordert – daheimbleiben.
                                                                                                                    Wie sollen sie durchhalten ohne Kranken-
                                                                                                                    versicherung, ohne regelmäßiges Gehalt
                                                                                                                    und ohne jegliche Rücklagen, wenn sie

          Globale Pandemie? –
                                                                                                                    nicht durch kleinen Straßenhandel das
                                                                                                                    Geld verdienen, um für heute Lebensmit-
                                                                                                                    tel oder lebensnotwendige Medikamente

                      Globale Kirche!
                                                                                                                    zu kaufen?

                                                                                                                    Jede Krise eine Chance
                                                                                                                      Ich habe den Eindruck, dass die Men-
                                                                                                                    schen in Kamerun Krisen besser meistern
      „Wie geht es Euch? Wir beten für Euch in der Krise!“ So lese ich fast jeden Tag                               nach dem Motto: „In jeder Krise liegt eine
      kurze Nachrichten von Freunden im globalen Süden auf dem Handy. “Betet für                                    Chance!“ Die Menschen leben jeden Tag
                                                                                                                    mit Unglück oder Tod, da ist Corona halt ein
      alle Menschen”, fordert uns der erste Brief an Timotheus (Kapitel 2,1) auf.                                   Problem mehr. Punkt. Vom Staat kann nie-
                                                                                                                    mand was erwarten, da gibt es nur offiziell
                                                                                                                    die Aufforderung: „Schneidere Dir die Mas-
                         Waren wir in Europa auf eine Pandemie        sind Meinungsmacher und haben ihre Mit-       ke selbst!“ („Make your mask sew!“).
                       vorbereitet? Wir waren es nicht. Ein besin-    glieder dazu angehalten, die Verhaltens-
                       nungsloser Wettlauf nach Scheinfreihei-        regeln der Regierungen zur Eindämmung           Nach der anfänglichen Panik versuchen
 Ein besinnungs-       ten hielt viele Menschen im globalen Nor-      der Verbreitung des Virus zu befolgen. Af-    Organisationen und engagierte Menschen
                       den gefangen – mehr Billigfleisch, mehr        rikanische Kirchen waren auf Covid-19         auf lokaler Ebene mit viel Kreativität, das
   loser Wettlauf      Billigflüge, mehr Bequemlichkeit. Im           vorbereitet und übernehmen besonders          Beste aus der Situation zu machen. Es
                       „Lockdown“ erfahren wir schmerzlich die        in abgelegenen ländlichen Gebieten einen      werden große, durchsichtige Wasserfla-
    nach Schein-       Unfreiheit. Hat unser grenzenloses An-         beträchtlichen Anteil der Gesundheitsver-     schen zu Schutzschilden für das Gesicht
                       spruchsdenken etwas damit zu tun?              sorgung. In dieser Funktion nutzen Kirchen    umfunktioniert. Sie unterstützen sich ge-
   freiheiten hielt                                                   ihre medizinischen Einrichtungen, um          genseitig darin, verantwortlich zu handeln        Die Partnerkirche in Kamerun feiert seit
                         „Die Wahrscheinlichkeit von Pandemien        Ersthilfe an vorderster Front zu leisten.“    zum Schutz vor Ansteckung.                     Beginn der Pandemie Gottesdienste mit
  viele Menschen       steigt mit zunehmender Vernichtung von                                                                                                      Mundschutz und Abstand. „Wir haben
                       Ökosystemen und Pflanzenvielfalt“, so             Die Pandemie hat in Kamerun das Leben        Die traditionelle Heilkunde erfährt jetzt    jetzt sonntags sechs Gottesdienste par-
     im globalen       der Biologe und Wirtschaftswissenschaft-       auf den Kopf gestellt – geschätzt im zeit-    viel Aufmerksamkeit mit ihren Möglichkei-      allel in verschiedenen Räumen, und täg-
                       ler Joachim Spangenberg in einem Inter-        lichen Verlauf ca. vier Wochen hinter         ten, das Immunsystem in der Bekämpfung         lich einen in jedem Stadtteil“ schreiben
Norden gefangen.       view auf spektrum.de. Er sieht einen di-       Deutschland. Seit März sind Grenzen und       von COVID-19 zu stärken und Heilkräuter        sie. „Die Menschen brauchen in der Krise           Wir können
                       rekten Zusammenhang zwischen der mas-          Schulen geschlossen. Das Gesundheits-         bei der Behandlung zu nutzen. Das zeigt        Verbundenheit, Empathie und Zuversicht
                       senweisen Abrodung von Regenwald und           system funktioniert schon in normalen         eine wachsende Wertschätzung der eige-         aus der guten Nachricht, dass jede und             von Kirchen
                       zunehmender Übertragung von Virus-             Zeiten mehr schlecht als recht. Mit einem     nen Kultur.                                    jeder wichtig ist und von Gott geliebt.“
                       krankheiten von Wildtieren auf den Men-        Notfallplan der Regierung wurden wenige                                                                                                         in Afrika
                       schen.                                         Labore für die Tests eingerichtet und Cam-       Eine andere Hoffnung entwickelt sich          Wir können von Kirchen in Afrika lernen,
                                                                      ping-Lazarette als Anlaufstellen für COVID    aus der zusammenbrechenden wirtschaft-         gerade in der Krise. Wir brauchen einan-           lernen, gerade
                                                                      Patienten bestimmt. Das medizinische          lichen Situation. Es gibt Diskussionen, die    der in gegenseitiger Solidarität und Für-
                       Afrika ist nicht Italien                       Personal ist schlecht ausgestattet, es gibt   Ressourcen des Landes wie Holz, Palmöl,        bitte. „Wie geht es Euch? Wir beten für            in der Krise.
                         Die Menschen Afrikas haben viel Erfah-       weder Masken noch Alkohol, oft noch           Kakao, Obst oder Kaffee vermehrt in eige-      Euch in der Krise!“
                       rung im Umgang mit Krisen. „Afrika ist         nicht mal fließendes Wasser. Es heißt, vie-   nen Industrien zu verarbeiten. Das stärkt
                       nicht Italien“, sagten sie und sollten recht   le medizinische Fachkräfte seien infiziert    die Wirtschaft im Land und schafft Ar-                    Johannes Stahl
                       behalten. Dr. Fidon Mwombeki, General-         und einige verstorben. Die Menschen ha-       beitsplätze. Zu vieles wird billig als Roh-               ist über soziale Medien eng mit Menschen
                                                                                                                                                                              und Kirchen in Afrika verbunden.
                       sekretär der Gesamtafrikanischen Kir-          ben – oft berechtigt – Angst, sich in Kran-   stoff ausgeführt und als verarbeitetes Pro-               Er arbeitet als Referent für Partnerschaft
                       chenkonferenz (AACC), sagt über die Rol-       kenhäusern anzustecken, meist kommen          dukt teuer zurückgekauft. Hoffen wir,                     und Gemeinde für die Basler Mission und ist
                       le seiner Kirchen in der Krise: „Kirchen       nur noch Notfälle.                            dass auf Worte Taten folgen!                              Mitglied im Redaktionsteam Zitronenfalter.

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Krise. Katastrophe oder Einladung 2.2020 - Kirche für morgen
Krise.
                                                                                                                                                                                                                                                                                Bausteine
                                                                                                                                                                                                                                                                                kfm Einladung
                                                                                                                                                                                                                                                                    Katastrophe oder intern

                                                                                                                                                                                 Foto: Evang. Kirchengemeinde Kuchen
                            Kreativität und Engagement
Foto: Julius Zemaitis

                                                                                                                                                                                                                       Foto: Julius Zemaitis
                                             Das mit ABSTAND schönste                       sichter. Die Stimmung war andächtig, der         sonen, die diesen besonderen Gottes-                                                              sichter zu sehen und sich auszutauschen.      Es war toll,
                                             Osterfest                                      Gesang erfüllte die Straße. Im Schein der        dienst mitgefeiert haben.                                                                         Ähnlich wie nach den früheren, normalen
                                                                                            Straßenlaterne wurde das Osterevangeli-            Wir haben viele positive Rückmeldun-                                                            Gottesdiensten war es auch hier bunt ge-      mit Leuten
                                               Sollte das größte Fest der Kirche aus        um vorgelesen; einsame und kranke Men-           gen erhalten; v.a. die Dankbarkeit darü-                                                          mischt: Ältere und Jüngere, Rentner, Stu-
                                             Schutz vor der Ausbreitung von Covid 19        schen ins Gebet eingeschlossen. Nach der         ber, dass ein Gottesdienst angeboten wur-                                                         denten, Angestellte, Freiberufler, Allein-    ins Gespräch
                                             wirklich nicht stattfinden können? Könnte      kleinen Liturgie haben wir uns gegenseitig       de, nahmen viele mit nach Hause. Und: Es                                                          stehende, Familien mit kleinen oder gro-
                                             es nicht möglich sein, auch ohne Oster-        Ostereier geschenkt und mit den gefüllten        kamen Menschen, die in „normalen“ Zei-                                                            ßen Kindern, Menschen mit den unter-          zu kommen,
                                             messe und Gedränge auf Kirchenbänken           Weingläsern aus der Ferne angestoßen:            ten nicht zu einer Gottesdienstfeier in die                                                       schiedlichsten Hintergründen.
                                             die Auferstehung Christi zu feiern?            Frohe Ostern auch in diesen Zeiten! Trotz        Kirche gekommen wären (ein positiver Ne-                                                            Es war toll, mit Leuten ins Gespräch zu     mit denen man
                                               Durch eine langjährige Nachbarschaft         der Distanz zwischen uns waren wir in die-       beneffekt dieser Krise, in der man Neues                                                          kommen, die man zum Teil jahrelang nach
                                             und aktives Gemeinwesen stehen sich die        ser Osternacht vereint und vielleicht konn-      einfach ausprobieren durfte).                                                                     dem Gottesdienst zwar gesehen hatte, mit      noch nie wirklich
                                             Bewohnerinnen unserer Straße nahe. Un-         ten Hoffnung und Zuversicht auch in an-            Eine Besucherin sagte: „Die Gemein-                                                             denen man aber noch nie wirklich ein Wort
                                             ser Nachbar kam auf die Idee, eine kleine      dere Straßen getragen werden.                    schaft und Verbundenheit von Auto zu                                                              gewechselt hat. JEDER war irgendwie von       ein Wort
                                             österliche Feier kurz vor Mitternacht in un-                                                    Auto war schön und ich habe mitgesun-                                                             den Folgen der besonderen Zeit betroffen
                                             serer Straße stattfinden zu lassen. Wir                                                         gen. Das fällt mir bei Online-Gottesdiens-                                                        und somit haben wir uns über die unter-       gewechselt hat
                                             wollten ein Zeichen setzen.                               Ellen Czerwinka,                      ten auf dem Sofa schwer.“ Die Mutter ei-                                                          schiedlichsten Erfahrungen und Erlebnis-
                                                                                                       Lehrerin in Hannover, war als Kind
                                               Aufgrund der Beschränkungen war es                      und Jugendliche aktives Gemeinde-
                                                                                                                                             nes Säuglings berichtete: „Für mich war                                                           se ausgetauscht. Manchmal waren es zwi-
                                             notwendig, dass jeder Haushalt auf sei-                   mitglied der Kirche Maria Magdalena   es total entspannt. Ich konnte im Auto mit-                                                       schen 20 und 30 Personen. Jede und jeder
                                             nem eigenen Grundstück blieb. Mein Va-                    in Bonn/Endenich. Dort war sie auch   feiern und nebenher mein Kind stillen“.                                                           konnte in einer moderierten Austausch-
                         Könnte es nicht     ter kümmerte sich im Voraus um die mu-                    zu Ostern 2020.                                                                                                                         runde von sich und seinem Leben in Co-
                                             sikalische Begleitung. Es wurden Einla-                                                                                                                                                           rona-Zeiten berichten, Fragen stellen, sein
                           möglich sein,     dungskarten mit dem Ablauf der kleinen                                                                     Matthias D. Ebinger,
                                                                                                                                                        seit September 2013
                                                                                                                                                                                                                                               Leid klagen, mit anderen reden, Gesichter
                                             Feier in die Briefkästen geworfen und das      Erster Autogottesdienst im Filstal                          Pfarrer in Kuchen                                                                      sehen und zuhören.
                              auch ohne      kurze Programm vorbereitet: Liedauswahl,
                                                                                            – Große Dankbarkeit
                                                                                                                                                                                                                                                 Ich denke, dass allen bewusst ist, dass
                                             Lesung, Gebet, sowie die Bitte, auf dem                                                                                                                                                           dies kein Ersatz für persönliche Begeg-
                        Ostermesse und       eigenen Grundstück zu bleiben und Kerzen         Unsere Kirchengemeinde in Kuchen/Fils                                                                                                            nungen sein kann; trotzdem waren diese
                                             und Weingläser vor die Tür zu bringen.         hat sich zu Beginn der Corona Krise so                                                                                                             regelmäßigen Treffen in dieser Zeit schön
                           Gedränge auf        Zu Beginn der milden Osternacht er-          manches überlegt, um für die Gemeinde-                                                                                                             und wichtig. Für den einen oder anderen
                                             klangen die hellen Töne einer Querflöte in     glieder weiterhin präsent zu sein. Nach          Online Ständerling in Jakobus                                                                     vielleicht sogar ein Highlight während der
                          Kirchenbänken      sanfter Begleitung einer zupfenden Gitar-      einigen wenigen Gemeinden deutschland-             In der Tübinger Jakobusgemeinde gibt                                                            Woche.
                                             re. "Von guten Mächten wunderbar gebor-        weit wagten wir uns am 26. April an einen        es normalerweise jeden Sonntag nach der
                        die Auferstehung     gen, erwarten wir getrost, was kommen          Auto-Gottesdienst.                               Kirche einen Ständerling. Natürlich ist
                                             mag." Unsere alte Nachbarin, die Nach-           Unsere Gebetsanliegen – schönes Wet-           auch der in der Zeit des Shutdowns ent-                                                                      Jan Obersten-Len,
                        Christi zu feiern?   barskinder und Verwandten, Eltern und          ter und funktionierende Technik – wurden         fallen. Aber etwas Neues ist entstanden:                                                                     Jakobusgemeinde Tübingen
                                             Großeltern stellten auf ihrem Grundstück       erhört und wir wurden regelrecht über-           Der Online-Ständerling sonntags um
                                             Kerzen auf. Insgesamt waren 20 Personen        rannt. Von Nah und Fern kamen die Autos          11.30 Uhr. Ein Kirchkaffee als Videokon-
                                             in korrektem Abstand auf der Wendeplat-        hergefahren, mancher musste auch wie-            ferenz bei Zoom. Wie schön war es in die-
                                             te unserer Straße „zusammen“ gekom-            der kehrt machen. Am Ende waren es rund          ser Zeit der Kontaktarmut, bekannte Ge-
                                             men. Der Kerzenschein erhellte die Ge-         150 Autos und schätzungsweise 450 Per-

                            16                                                                                                                                                                                                                                                                          17
Krise. Katastrophe oder Einladung 2.2020 - Kirche für morgen
Bausteine                                                                                                                                                                                kfm intern

                  Jede Krise eine Chance?                                                                                        Für Kurzentschlossene
                                                                                                                                                       – bitte gleich anmelden

                  Was haben Wirtschaftsunternehmen und Kirche gemeinsam? Am Beispiel der Auto-                                             Einkehrtage von Kirche für morgen e.V.
                  mobil-Branche schildert ein erfahrener Betriebsseelsorger deren Umgang mit Krisen.
                                                                                                                                           BeGEISTert unterSCHEIDEN
                                                                                 2015, die Transformation hin zum batte-
                                                                                 rieelektrischen Antrieb, autonomes Fah-             6. bis 8. November 2020                  Impulse zum Thema, Meditation, Reflexion, Austausch,
                                                                                 ren, Fahrverbote für Dieselfahrzeuge …              Kloster Kirchberg,                       gemeinsamer Gottesdienst, auf Wunsch Schweigezeiten.
                                                                                 – es sind viele Baustellen, mit denen sich          Sulz am Neckar                           Eingeladen sind Mitglieder von Kirche für morgen und
                                                                                 etablierte Automobilhersteller schon vor                                                     alle Interessierte.
                                                                                 Corona konfrontiert sahen. Dazu eine                mit Ruth Maria Michel,                   Beginn ist Freitag, 06.11. 18 Uhr, Ende Sonntag 08.11.
                                                                                 Wirtschaft, die vor lauter Streben nach             Zürich                                   13 Uhr. Kostenbeitrag 220 Euro im Doppelzimmer, 250
                                                                                 Wachstum und Gewinn Wesentliches aus                                                         Euro im Einzelzimmer
                                                                                 den Augen verloren hat: ihre Kunden, die
                                                                                 Ökologie und die Nachhaltigkeit.                               Ruth Maria Michel,            Schriftliche Anmeldung
                                                                                                                                                Theologin,
                                                                                                                                                                              bei Inge Frank, info@kirchefuermorgen.de bei gleichzei-
©Harm Bengen

                                                                                                                                                Exerzitienbegleiterin,
                                                                                   Krisen fordern entschlossenes und ziel-                      Leiterin Ressort              tiger Überweisung des Kostenbeitrags auf das Konto von
                                                                                 orientiertes Handeln. In der Krise braucht                     Spiritualität der VBG
                                                                                                                                                                              Kirche für morgen mit dem Vermerk “Einkehrtage”, IBAN:
                                                                                                                                                (Vereinte Bibelgruppen),
                                                                                 es Konzepte, die neu und anders sind. Das                      Zürich                        DE43 5206 0410 0000 4194 35
                                                                                 Motto „Früher war alles besser!“ trägt
                                     Der Corona-Lockdown hat die Wirt-           nicht mehr. Mut zum Risiko, Öffnung für
                                   schaft schwer getroffen. Anvisierte Jahres-   Neues, selbst Rückschläge muss man ein-
                                   ziele sind passé, Kurzarbeit, Einstellungs-   kalkulieren, um nach neuen Lösungen zu
                         Krisen    stopp, Umstrukturierung – wie gehen Un-       suchen. Anders kann man in der Krise
                                                                                                                                 EKD goes Kfm                                               Regionaltreffen Tübingen
                                   ternehmen mit Krisen um?                      nicht überleben (vergleiche das biblische       Kirche auf gutem Grund. 11 Leitsätze                         Beim gemeinsamen Essen in Tübingen-
               verlangen nach                                                    Gleichnis von den anvertrauten Talenten,        für eine aufgeschlossene Kirche                            Schwärzloch kamen 15 kfm-Mitglieder und In-
                                     Krisen gehören zum Geschäft. Hier ein       Evangelium nach Matthäus 25,14-30).                                                                        teressierte mit gebührendem Abstand in einen
                Veränderung.       Zulieferer, der schließt, daneben einer,                                                        Mit ihrem neuesten Papier wagt die EKD einen             spannenden Austausch: „Welche Erlebnisse mit
                                   der neu eröffnet. Normaler Alltag in der        Die Krise der Autoindustrie ist im Grun-      deutlichen Schritt nach vorne. Leitend für die 11          Kirche hatte ich in der Coronazeit?“ Es waren
                                   Automotive-Branche. Dazu kommen gro-          de auch eine Vertrauenskrise. Der Betrug        Leitsätze ist die Frage, „was der Kommunikation            mehr positive als negative Erlebnisse.
                                   ße Verwerfungen, die in bestimmter Re-        am Kunden wurde vor allem dem deut-             des Evangeliums nach innen und außen unter
                                   gelmäßigkeit auftauchen: 9/11 (2001),         schen Diesel-PKW zum Verhängnis.                den sich verändernden Bedingungen der Gegen-                 Pfr. Dr. Johannes Reinmüller ermutigte dazu
                                   Finanzkrise (2008), Corona (2019) – Kli-                                                      wart dient und was nicht.“ (Link zum EKD-Papier:           die Herausforderungen anzunehmen und Kirche
                                   mawandel!                                       Jede Krise eine Chance? Krisen verlan-        www.kirchefuermorgen.de)                                   jetzt umzugestalten. Es dürfe nicht darum ge-
                                                                                 gen nach Veränderung. Auch für uns in der                                                                  hen, möglichst schnell wieder zu den alten Ver-
                                     Jede Krise stellt die Frage nach der Zu-    Kirche ist Corona eine Nagelprobe. Schon          Die EKD greift endlich auf, was wir von Kirche           hältnissen zurückkehren zu wollen, also von den
                                   kunftsfähigkeit. Das Coronavirus ist am       lange redet man über die Vertrauenskrise        für morgen schon länger in die Formel „10% für             „Fleischtöpfen Ägyptens“ zu träumen. Wie Wüs-
                                   gefährlichsten für diejenigen, die an Vor-    unter den Mitgliedern. Wenn Kirchensteu-        Innovationen“ gepackt haben. Auch an vielen                tenzeit für Israel Heilszeit war, so könne die Co-
                      vor lauter   erkrankungen leiden. Das gilt bei einem       ern wegbrechen, stellt sich die Frage nach      anderen Stellen atmet das EKD-Papier den Geist             ronazeit für die Kirche Wendezeit werden. Jede
                                   Lockdown auch für angeschlagene Unter-        der Zukunftsfähigkeit unseres Finanzie-         von Kfm. Wenn Kirche eine Zukunft haben will,              Krise habe Entwicklungspotenziale. Dazu zähle
                Streben nach       nehmen.                                       rungssystems. Und nicht zuletzt braucht         muss sie in der Tat „risikobereiter werden“. Wir           die Erfahrung mit digitalen Medien ebenso wie
                                                                                 es eine neue entschlossene Suche nach           von Kirche für morgen sagen: Mehr davon!                   die Konzentration auf das Wesentliche, auf un-
               Wachstum und           Die Frage der persönlichen Betroffen-      zeitgemäßen Formen kirchlichen Lebens.                                                                     sere Kernbotschaft.
                                   heit. Wenn Arbeitsplätze abgebaut wer-
                        Gewinn     den, ist das schlimm, wenn auch mein Be-        Jede Krise eine Chance? Es kommt dar-                   Dr. Jens Schnabel,
                                                                                                                                           Gemeindepfarrer in Sindelfingen,
                                                                                                                                                                                              Der Synodale Kai Münzing rief dazu auf, von
                                   trieb betroffen ist, ist es schlimmer. Aber   auf an, ob Krisen zu tiefgreifenden Ände-                 1. Vorsitzender von Kirche für morgen            der „Komm-Struktur“ zur „Geh-Struktur“ zu
                 Wesentliches      wenn ich persönlich den Job verliere, hat     rungen führen dürfen, oder ob wir uns lie-                                                                 kommen. Wir sollten uns auch weiterhin fragen,
                                   die Krise mich erreicht; dann wird aus ei-    ber dem „Weiter so – halt schneller!“ ver-                                                                 welche Menschen wir morgens um 10 Uhr errei-
               aus den Augen       ner Krise meine Krise – und ich muss re-      schreiben.                                                                                                 chen – und welche eben nicht. Das Treffen war
                                   agieren.                                                                                                Matthias Böhler,
                                                                                                                                                                                            ermutigend und sicherlich nicht das letzte!
                       verloren                                                                                                            Sprecher des Gesprächskreises
                                     Krisen fördern Schwachstellen zutage.                                                                 Kirche für morgen
                                   „Das Corona-Virus ... traf auf eine ge-                 Andreas Hiller ,                                in der Landessynode                                         Werner Kremers,
                                                                                           Mitglied im Redaktionsteam und                                                                              Tübingen, engagiert sich in seinem Ruhe-
                                   schwächte Wirtschaft, die schon längst                  Betriebsseelsorger in Sindelfingen,                                                                         stand in der Flüchtlingsarbeit und befasst
                                   auf dem Weg in eine Rezession war.“ (D.                 nah dran am „automobilen Puls-                                                                              sich mit weltweit vernetzenden charisma-
                                   Stelter, Coronomics). Der „Dieselgate“ von              schlag“ in der Region Stuttgart                                                                             tischen und evangelikalen Strömungen.

                 18                                                                                                                                                                                                                                 19
©iStock-francescoch                         Zu guter Letzt

                      Martina Kreidler-Kos
                      Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Autorin
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