Krise. Katastrophe oder Einladung 2.2020 - Kirche für morgen
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2.2020 Krise. Katastrophe oder Einladung www.kirchefuermorgen.de Krise und Vertrauen und Kreativität und Entscheidung Verantwortung Engagement Ruth Maria Michel Bischof Dr. Cornelius-Bundschuh Bonn – Kuchen – Tübingen
Krise. Editorial & Inhaltsverzeichnis Katastrophe oder Einladung Liebe Leserinnen und Leser, Krise. Katastrophe oder Einladung „Die Musik der Zukunft hören“ die letzten Monate hatten es in sich. Jeder und jede von uns hatte so seine Editorial. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 2 ganz eigene Herausforderung zu meistern. “Für die Kirche liegen in den Folgen der Corona-Pandemie auch große Chancen”, Wir sind in einer Krise, so wurde immer Zum Thema sagt Jens Schnabel, 1. Vorsitzender von Kirche für morgen. wieder deutlich kommuniziert. Und jetzt? Wie damit umgehen? Kfm-Positionslicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3 Was hilft weiter? Jens Schnabel zum Titelthema Diesen Fragen haben wir uns gestellt. Die Not liegt. „Fürchte dich nicht“, ruft Gott uns zu. Vertrauen stärken, Verantwortung übernehmen. . . . . . . Seite 4 Ganz verschiedene und kreative Landesbischof Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh Die Corona-Pandemie hat uns alle vor Gott hat auch dann noch viele Möglichkei- Antworten darauf finden Sie in diesem zur Herausforderung in der Krise riesige Herausforderungen gestellt. Pläne ten, wenn uns nichts mehr einfällt. Der kro- Heft. Einige davon stellen wir hier vor: wurden durchkreuzt, wichtige Termine ab- atische Theologe Peter Kuznic hat einmal Krise. Katastrophe oder Einladung?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 6 Der badische Landesbischof Prof. Dr. gesagt. Die wirtschaftlichen Folgen sind gesagt: „Hoffnung ist die Fähigkeit, die Mu- Eine Begriffsklärung von Ruth Maria Michel Jochen Cornelius-Bundschuh zeigt uns immens, Arbeitsplätze bedroht oder ver- sik der Zukunft zu hören, Glaube ist der Dr. Jens Schnabel, die Bedeutung des Vertrauens auf, Von Corona zu Pest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 8 loren. Senioren, Familien und Kinder leiden Mut, in der Gegenwart danach zu tanzen.“ Gemeindepfarrer in Sindelfingen, um uns auf Ambivalenzen und Risiken Christian Kohler zur Lektüre von Albert Camus unter den Einschränkungen: der Schul- 1. Vorsitzender von einzustellen. rhythmus ändert sich gefühlt wöchentlich, Kirche für morgen Die Theologin Ruth Maria Michel ermutigt Pro & Contra Online-Abendmahl. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 10 Homeoffice mit kleinen Kindern ist äu- Die Chance Friedemann Stöffler und Jonathan Reinert mit konkreten Fragen, uns der Heraus- zur aktuellen Auseinandersetzung ßerst anstrengend, Betreuungsangebote Natürlich müssen wir Probleme ehrlich forderung zu stellen und sie zu bewältigen. sind ausgebucht usw. benennen. Selbstverständlich braucht es Kreative und ermutigende Ideen, wie Unterstützung für alle, die unter den Fol- eine Osternacht zu Coronabedingungen, Bausteine Auch in der Kirche kann vieles nicht wie gen der Pandemie besonders leiden. Aber der online Ständerling nach dem Gottes- Fragen an drei Synodale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12 gewohnt stattfinden, Konfirmationen wir sollten auch die neuen Möglichkeiten Ralf Walter, Marion Blessing, Oliver Römisch dienst, oder der Gottesdienst im Autokino mussten verschoben werden. Persönliche sehen. Für die Kirche liegen in den Folgen werden vorgestellt. Globale Pandemie? – globale Kirche! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 14 Begegnungen waren nicht mehr möglich, der Corona-Pandemie auch große Chan- Auch die Form des online Abendmahls Ein Blick über die Grenzen von Johannes Stahl Veranstaltungen und Konzerte wurden cen: Treffen und Besprechungen sind als wird diskutiert. verboten, gemeinsames Singen galt als zu Videokonferenzen möglich, das spart Zeit Kreativität und Engagement vor Ort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 16 gefährlich. Dazu kommen finanzielle Pro- und Fahrtkosten. Auch liegt darin eine Ermutigende Beispiele in Zeiten der Pandemie Wir wünschen Ihnen, dass der Zitronen- bleme durch zurückgehende Kirchensteu- Chance für mehr Beteiligung, weil es leicht falter Impulse gibt für Ihre ganz eigene Krisen und Chancen in der Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 18 ereinnahmen. ist, sich kurz einzuloggen. Mit digitalen Krisenbewältigung, neue Ideen für die Andreas Hiller über Einsichten Angeboten und Streaming erreichen wir Gestaltungsmöglichkeiten in der Gemeinde aus der Betriebseelsorge Menschen, die unsere Gebäude nie betre- und viel Ermutigung beim Lesen. Die Entscheidung ten würden. Gemeindeglieder, die ihre Kfm-intern Was tun? Unser Wort „Krise“ stammt Wohnung nicht verlassen konnten, feier- vom griechischen Wort für „Entschei- ten online Abendmahl. Viele Menschen Aktuelles von Kirche für morgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 19 dung“. Eine Krise ist ein Wendepunkt, an haben den Wert nachbarschaftlicher Hilfe Einkehrtage – EKD goes kfm – dem sich entscheidet, in welche Richtung ganz neu entdeckt. Weniger Reisen ent- Tabea Hieber und Johannes Stahl Regionaltreffen Tübingen vom Redaktionsteam es zukünftig gehen wird. Geht es ab jetzt lastet die Umwelt und ist ein Beitrag ge- bergab und die Zukunft wird düster? Oder gen den Klimawandel. Das Fehlen persön- Zu guter Letzt ergeben sich neue Wege und Chancen, licher Begegnungen macht vielen deut- Schwerer Segen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 20 die es zu ergreifen gilt? lich, wie wertvoll diese sind. All das und Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen wird in unseren Texten nur die männliche Form genannt, stets ist aber die weibliche und Ein Segen in Krisenzeiten vieles mehr gilt es wahrzunehmen. Hören von Dr. Martina Kreidler-Kos andere Formen gleichermaßen mitgemeint. Als Christinnen und Christen vertrauen wir hin, wo die Musik der Zukunft spielt wir darauf, dass die Zukunft in Gottes Hand und leben wir heute schon danach! Kfm ist jetzt auch auf Instagram unterwegs ©AdobeStock_lotharnahler IMPRESSUM Der Zitronenfalter wird Bankverbindung: Christian Kohler, Ostfildern; herausgegeben Evangelische Bank eG. Kassel Carmen Lauble, Remshalden; von Kirche für morgen e.V., IBAN: DE43520604100000 419435 Werner Lindner, Winnenden; Am Auchtberg 1, 72202 Nagold BIC: GENODEF1EK1 Friedemann Stöffler, Tübingen; Fon: (0700) 36 69 36 69, Wir danken allen, die durch ihre Spende Reinhard Wenzelmann, Kirchheim/Teck red@kirchefuermorgen.de, die kostenlose Weitergabe des www.kirchefuermorgen.de Zitronenfalters ermöglichen. Layout: AlberDESIGN, Filderstadt Redaktionsteam: Druck: Druck + Medien Zipperlen GmbH, Dornstadt Erscheinungsweise: Johannes Stahl, Göppingen (ViSdP); Versand: LWV. Eingliederungshilfe Tannenhof Ulm 2-3 x jährlich. Marc Bihlmaier, Plüderhausen; Redaktionsadresse: red@kirchefuermorgen.de Bestellung (auch weitere Pina Gräber-Haag, Gronau; und über die Geschäftsstelle Exemplare) bei der Geschäftsstelle. Tabea Hieber, Markgröningen; Anzeigenpreise: lindner-service@gmx.de Die Zusendung ist kostenlos. Andreas Hiller, Sindelfingen; Titelbild: ©iStock-wildpixel Bitte melden Sie sich, wenn Sie künftig mehr oder weniger Exemplare des Zitronenfalters wünschen, bei: Geschäftsstelle Kirche für morgen e.V. Am Auchtberg 1, 72202 Nagold, Tel.: +49 (0700) 36693669, Mail: info@kirchefuermorgen.de 2 3
Krise. Katastrophe oder Einladung Vertrauen stärken, Die Pandemie zwingt uns, innezuhalten. Was einmal wegen der Pandemie vor dem Nichts ste- Verantwortung übernehmen viele individuell durch eine Krankheit oder einen hen, weil unsere Textilfirmen einfach abbestellen. Unfall erfahren, wird mit dem Corona-Virus welt- Wir hören, wie unsere geschöpfliche Mitwelt weit spürbar: Auf einmal ist alles anders! Wir ha- stöhnt, weil wir ihren Lebensraum mit unserem ben das Leben nicht in der Hand! Wir sind geschaf- Produzieren, Wohnen und unserer Mobilität immer fen: Leben inmitten von Leben, das leben will (Al- weiter einengen. Was ist die Aufgabe der Kirche in der Krise? bert Schweitzer) und dabei auch in Konflikt mitei- nander gerät. Als Kirchen sind wir gefragt, gegen diese Logik Wie muss Kirche gerade jetzt prophetisch unterwegs sein und voran gehen? des „immer schneller, immer mehr, immer effizi- Wegweisendes dazu von Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh. Viele führt die Unterbrechung in eine neue Nach- enter“ das Vertrauen der Menschen zu stärken; denklichkeit und oft sogar eine Demut. Wie im Lau- sie zu ermutigen, Verantwortung für andere zu fe einer langen Fastenzeit entwickelt sich ein neu- übernehmen; eine Haltung der Ehrfurcht vor dem es Bewusstsein für unsere Möglichkeiten, Grenzen Leben zu fördern, eine Balance zwischen Regio- und Beziehungen: Wir können nicht alles kontrol- nalität und Globalisierung zu suchen. lieren. Wir leben aus dem Vertrauen. Menschen überwinden ihren Zweifel und ihre Wie wächst ein solches Vertrauen? Es lebt aus Furcht. Sie spüren das Zutrauen Gottes; sie entde- dem Vertrauen, das Gott uns entgegenbringt. Es cken die Kraft, die sie trägt. Sie erkennen, dass zeigt sich in der Erfahrung, getragen zu sein, auch sie persönlich gefragt sind und wichtig für Andere. wenn ich wenig oder nichts zu geben habe. Es ge- Sie übernehmen Verantwortung in der Nachbar- deiht, wenn ich die Erfahrung mache dazuzugehö- schaft. Sie finden neue Wege einander zu stärken ren, auch wenn ich die Erwartungen der anderen und zu trösten. Sie singen auf den Balkonen und nicht erfülle. Es wächst, wenn wir geliebt werden, blasen „Christ ist erstanden“ auf den Kirchtürmen. auch wenn wir am Anfang unseres Lebens noch Sie demonstrieren gegen Rassismus und für De- nicht oder am Ende nicht mehr für uns sorgen kön- mokratie. nen. Es bewährt sich, wenn wir trotz Hilfsbedürf- tigkeit in unserer Würde ernst genommen und Deshalb führt mich das Innehalten dieser Wo- nicht entmündigt werden, sondern uns auch als chen auch in die Dankbarkeit: für ein Gesundheits- Kind, im Alter, mit unseren Beeinträchtigungen et- system, das von den Menschen und ihrer Not her was zugetraut wird. denkt und nicht nur von ökonomischer Effizienz; für Menschen in Politik und Verwaltung, die darum Wir feiern dieses Glück des Vertrauens an jedem gerungen haben, das Leben möglichst vieler Men- Sonntag und in jedem Fest: Ein Kind bringt der schen zu schützen, gerade auch derjenigen, die Welt Frieden. Schon in der Schöpfung schenkt Gott besonders gefährdet sind; für Pfarrerinnen und uns (und sich) einen Tag der Ruhe; damit wir uns Pfarrer, die telefoniert haben, die Besuche am Gar- gemeinsam in dieses wechselseitige Vertrauen tenzaun und am Balkon gemacht haben, die da einüben. Am Sonntag halten wir inne und verge- waren, wenn es ums Sterben ging, auch wenn sie wissern uns: Wir sind Menschen und nicht Gott, keine „normalen“ Gottesdienste feiern konnten; von Gott geliebte Menschen! In dieser Bindung er- für die vielen, die in ihrem Alltag Verantwortung fahren wir Trost und lassen uns ermutigen, Krisen für sich und andere übernommen haben und ihren und Konflikte nach den Kriterien des zweiten Ti- Gemeinsinn ganz selbstverständlich gelebt haben: motheusbriefes zu gestalten: kraftvoll, liebevoll durch den regelmäßigen Anruf bei der Nachbarin, und besonnen. ob sie denn etwas braucht und wie es ihr geht, durch das Gebet für die Kranken. Christus traut uns zu, Verantwortung zu über- nehmen, aber er mutet uns auch zu, dabei nicht Wo das Vertrauen wächst, wächst auch die Kraft, nur unsere eigenen Interessen zu verfolgen, son- die Krise zu gestalten. Menschen übernehmen für- dern das Leben unserer Mitmenschen und der gan- einander Verantwortung und erleben, dass es ge- zen Schöpfung im Blick zu haben. So weitet sich lingt, die Pandemie zu begrenzen. Wir werden die- beim Innehalten im Vertrauen auf Gott unser Ho- ses Vertrauen, den Mut und die Tatkraft auf dem rizont: Rechts und links von uns entdecken wir Weg in die Zukunft weiter brauchen, um den Klima- ©AdobeStock_complize/M.Martins Menschen, die von der Pandemie besonders be- wandel, aber auch die weitere Polarisierung und die droht sind; manche von uns gehören vielleicht Militarisierung von Konflikten zu begrenzen. selbst dazu: Wer arm ist, psychisch krank oder wohnungslos, ist erschreckend stärker durch die- Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh ses Virus gefährdet als andere. war Leiter des Predigerseminars der Kirche von Kurhessen-Waldeck, lehrt als außerplan- mäßiger Professor in Heidelberg und ist seit In den Blick kommen Menschen wie zum Bei- 2014 Landesbischof der Evangelischen Kirche spiel in den Textilfabriken in Bangladesh, die auf in Baden (EKiBa). 4 5
Krise. Katastrophe oder Einladung Krise. Katastrophe oder Einladung? Foto: Verena Kaspar, Winterthur Die Theologin und geistliche Begleiterin Ruth Maria Michel nimmt uns mit hinein in die Bedeutung, die Krisen für uns Menschen haben können: Einen Abbruch oder ei- nen Aufbruch in unserem Leben. Sie gibt uns praktische Hilfen damit umzugehen. Mein Herz in Deinem Herz 3. Ich vergegenwärtige mir vertieft den 4. Ich versichere mir erneut Das griechische Verb «krinein», von dem «Kri- Mein kleines Herz tragenden Grund meines Lebens. meine Identität von Gott her in Deinem grossen Herz sis» stammt, bedeutet «scheiden, trennen, son- dern» und stammt von der Wortwurzel “schneiden, „Hört auf mich ... ihr alle, ... die ihr von mir ge- (aus Jesaja 43,1-5): Nun spricht der Herr, der Mein schwaches Herz zerschneiden”. Ich muss Bekanntes zurücklassen, tragen worden seid, seit ihr den Schoß eurer Mut- dich geschaffen hat…: Fürchte dich nicht, denn ich in Deinem starken Herz ohne zu wissen, wie das Neue aussehen wird. Was ter verlassen habt. ... Ich bleibe derselbe, so alt erlöse dich; ich habe dich bei deinem Namen ge- bisher vertraut war, hat seine Gültigkeit verloren. ihr auch werdet, bis ihr grau werdet, trage ich rufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, Mein verunsichertes Herz euch. Ich habe es getan und werde euch weiterhin will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme in Deinem beständigen Herz Die Krise ist also ein Scheidepunkt, an dem sich tragen, ich will tragen und erretten.“ gehst, sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du ins die weitere Entwicklung des Menschen entschei- (aus Jesaja 46, 3-5) Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flam- Mein ängstliches Herz det. Dies ist vergleichbar mit einer Wasserscheide, me wird dich nicht versengen. … Du bist teuer in in Deinem sicheren Herz an der sich entscheidet, ob das Wasser nach der Das „Beten mit dem Atem“ kann mich dabei un- meinen Augen und wertvoll und ich habe dich lieb. Mein bedürftiges Herz einen oder anderen Seite hinfließt. In der Krise terstützen. Ich binde während 15 Minuten oder … So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. in Deinem erbarmungsvollen Herz kommt es zum (teilweisen) Bruch mit dem Bishe- zwischendurch im Alltag auch kürzer an meinen rigen, zum Um-Bruch. Wie kann sie zum Auf-Bruch Atem die Worte: Ich rufe mir in Erinnerung, wer ich bin – Mein sehnsüchtiges Herz werden? unabhängig meiner Krisensituation: in Deinem stillenden Herz beim Einatmen: Ich bin eine Geschaffene – Mein hartes Herz Ich stelle mich folgenden Fragen: Ich werde getragen mit … habe einen Ursprung. in Deinem sanftmütigen Herz beim Ausatmen: Ich bin ein Erlöster – 1. Was fällt weg? Was ist nicht mehr - … ich lasse mich tragen mit … ich brauche nicht für immer in ungesunden Mein misstrauisches Herz ganz oder teilweise? Gebundenheiten zu leben. in Deinem treuen Herz Wenn Gedanken und Gefühle, Pläne, Sorgen Ich bin eine Gerufene – as erfahre ich als Erleichterung? W oder Überlegungen auftauchen, nehme ich sie ich bin angesprochen, gewollt und nicht Mein zweifelndes Herz Was erfahre ich als Verlust? Verlust, wahr und versuche dann, sie mit jedem Ausatmen vergessen. in Deinem verstehenden Herz weil es wertvoll war? Existenzsichernd? Gott zu über-lassen, mich tragen lassen. Hilfreich Ich bin ein beim Namen Genannter – Mein verwundetes Herz Ich schaue zurück und danke für das erfahre- ist, dies möglichst konkret zu tun. Beispiel: nicht anonym unter Milliarden in Deinem verwundeten Herz ne Kostbare, Wertvolle, Bereichernde, Gute. anderer Menschen verwechselbar. Ich schaue zurück und gebe der Trauer und Ich werde getragen – Ich bin Gott gehörig, Mein zerbrochenes Herz Tränen Raum. Ich schreibe einen Klagepsalm mit meiner Angst. habe eine eindeutige, ewige Zugehörigkeit in Deinem zerbrochenen Herz „Gott, ich hatte so gehofft, dass…“ Ich lasse mich tragen – und bin deshalb nicht allein und einsam. Mein leidendes Herz Will ich noch etwas ansprechen, mit meiner Angst. Ich bin ein teurer Mann / eine teure Frau – in Ordnung bringen? von Jesus Christus erkauft. in Deinem mitleidenden Herz Ich überlasse das Vergangene Gott und Ich werde getragen – Ich bin eine Wertanlage, bitte ihn um sein Erbarmen und das mit meinen ungelösten Fragen. wertvoll und voller Wert(e), Mein Herz in Deinem Herz Vertrauen, dass er auch aus Scheitern Ich lasse mich tragen – die mir niemand wegnehmen kann. Aufgehoben Frucht wachsen lassen kann. mit meinen ungelösten Fragen. Ich bin eine Geliebte / ein Geliebter – mit ewiger, unvergänglicher Liebe geliebt. Gehalten Ich werde getragen – Verankert 2. Was bleibt? mit meiner Not. Eingebettet Ich lasse mich tragen – Was bedarf der Erneuerung? mit meiner Not. Geborgen Ich unterscheide und entscheide: Behütet Ich treffe die Wahl zwischen dem, was ich Ich werde getragen – verwerfe oder was nicht mehr möglich ist mit ... Mein Herz in Deinem Herz und dem, was ich mir neu aneigne. Ich lasse mich tragen – Du mein Herr und mein Gott Was ist lebensfördernd? mit ... Ruth Maria Michel, Leiterin VBG-Ressort Spiritualität Was ist lebenshindernd? und geistliche Begleitung (www.vbg.net), Ausbildung in Theologie, Exerzitienbegleitung, Seelsorge, Zürich Verena Kaspar, 2013 Heilpädagogische Lehrerin, Winterthur, Leiterin VBG-Meditationsgruppe Zürich 6 7
Krise. Katastrophe oder Einladung sonntags*], das ist seine Art, euch zu lie- ben, und offen gesagt, ist es die einzige Art zu lieben.“ (S. 112). „Jetzt endlich wisst ihr, dass man zum Wesentlichen kommen muss.“ (S. 112). Von „Corona“ Pater Paneloux hofft „wider alle Hoff- nung“ (S. 114), dass die Menschen da- zur „Pest“ mals „das einzige Wort an den Himmel richten würden, das christlich sei, nämlich das Wort der Liebe.“ (S. 114) Gott werde das Übrige tun. Die zweite Predigt spitzt noch mehr zu. Hat eine Spricht von der Wahl, der Entscheidung, die es zu treffen gelte: Gott zu hassen Pandemie oder zu lieben (S. 258). Die Liebe zu Gott als eine „schwierige Liebe“ (S. 258); der eine Art Glaube an diesen Gott als der „grausame, in den Augen Gottes entscheidende Glau- „Botschaft“? be, dem wir uns nähern müssen.“ (S. 259). Peste_à_Rome_(Delaunay) Mich beeindruckt, was hier, kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, formuliert worden ist. Und ich denke, dass „Die Pest“ für Camus im Grunde ein Bild für den Krieg, noch schlimmer als ein realer Pestausbruch, gewesen ist. Ich frage mich, ob wir uns nicht auch in Wie umgehen mit einer lebensgefährlichen Krankheit? Individuell und gesellschaft- lichen Überlegungen des Romans: Was diesem Jahr 2020, gerade als Christen, der lich. Exemplarisch hat dies Albert Camus in seinem weltberühmten Roman „Die macht es mit dem Menschen, wenn er mo- Härte und Grausamkeit, der Brutalität natelang der Lebensgefahr ausgesetzt ist? menschlichen Handelns stellen müssen?! Pest“ auf literarische Weise getan. Ob sich Antworten für unsere Situation im Jahr Elend und Tod jeden Tag neu und sich stei- Denn das Auftreten des Corona-Virus hat 2020 darin finden lassen? gernd erlebt? Und immer auch mit der Fra- ja ursächlich mit unserem Umgang mit ge konfrontiert ist, inwiefern sie/er nicht Gottes Schöpfung zu tun. (Wo immer das das nächste Opfer sein könnte. Virus letztendlich herstammen mag). Das Wort der Spannen wir einen Bogen. Einen Bogen Kehren wir aus unserer Aktualität zur vom ersten Satz des 1947 erschienenen „Pest“ zurück. Und begegnen in diesem Wenden wir uns nun der Predigt des Pa- Vielleicht kann uns ja ein Buch wie „Die Liebe an den Romans „Die Pest“ des Literaturnobel- Roman einem Arzt, Dr. Bernard Rieux, der ter Paneloux zu: Sie beginnt mit einem Pest“ neu herausfordern zu jener „schwie- Ein Virus preisträgers Albert Camus (1913 – 1960), gegen die Pest und für die Menschen knallharten Satz: „Liebe Brüder, ihr seid rigen Liebe zu Gott“?! Die letztendlich, Himmel richten aktuell in der 92. (!) Auflage als Rowohlt- kämpft. Neben dessen existentiellen Fra- im Unglück, liebe Brüder, ihr habt es ver- wenn wir nicht im bitteren Zynismus lan- bringt alles Taschenbuch vorliegend. Jener erste Satz, gen auch der christliche Glaube themati- dient.“ (S. 109). Die Pest, als „Geißel Got- den wollen, keine Alternative hat. Und der lautet: „Die seltsamen Ereignisse, die siert wird. Insbesondere verkörpert in ei- tes“, solle die Mitbewohner Orans dazu uns, als von Gott selbst geschenkte Liebe, durcheinander Gegenstand dieser Chronik sind, haben nem katholischen Priester, Pater Pane- bringen, „auf die Knie zu fallen.“ (S. 109). einmal mehr, zu „ora et labora“ („Bete sich 194` in Oran zugetragen.“ Der nach loux, der aus Anlass zweier Predigten (die Der „Augenblick zum Nachdenken“ sei ge- und arbeite!“) ermutigt. 350 Seiten in den Schlusssatz mündet: Seiten 108 bis 114 und 250 bis 259 in der kommen (S. 110), Gott habe sein „erbar- „…dass vielleicht der Tag kommen würde, aktuellen Taschenbuch-Ausgabe) aus- mendes Antlitz“, seinen „Blick abge- *[Ergänzungen des Autors] an dem die Pest zum Unglück und zur Be- führlich zu Wort kommt. Und im Fort- wandt“, müde und enttäuscht von den lehrung der Menschen ihre Ratten wecken schreiten der Pest in Oran dann seiner- Menschen. Wobei Paneloux klar hervor- und zum Sterben in eine glückliche Stadt seits stirbt. hebt: „dieses Unheil ist nicht von Gott ge- schicken würde.“ wollt“ (S. 110). Hat eine Seuche Sinn? Hat eine Pande- Es ist schier unglaublich: Ein Virus, ein mie eine Art „Botschaft“? Oder rast da nur Und noch eine Aussage des Romans, winzig kleines Etwas, bringt alles durchei- eine sinnlose Mutation durch die Welt? die mich als christlichen Theologen tief Christian Kohler (65), nander! Stürzt das Gefüge der Welt, aber Auch keine/r von uns, die wir dieses beeindruckt: „Gott ist nicht lau. Diese lose Pfarrer i.R. in Ostfildern-Scharnhausen und Mitglied im Redaktionsteam euch viele, viele einzelne Menschen in Heft von kfm in Händen halten, wird inner- Beziehung [der Menschen zu ihm*] genüg- „Zitronenfalter“, hat nach 2006 in der Leid und Tod, bedroht ärmste und reichste lich nicht hin- und hergerissen sein. Kann te seiner verzehrenden Zuneigung nicht. „Corona-Zeit“ den Roman von Camus Staaten. sich wiederfinden in den ganz grundsätz- Er wollte euch länger sehen [nicht nur fasziniert ein zweites Mal gelesen. 8 9
& Krise. PRO CONTRA Katastrophe oder Einladung Online-Abendmahl In Zeiten der Corona-Krise wurde heftig diskutiert: Soll Online-Abendmahl erlaubt sein men von Online-Abendmahl eine Absage erteilt. Jonathan Reinert und Friede- oder nicht? Die Württembergische Landeskirche hat in einem Schreiben am Beginn der mann Stöffler, Mitglieder der Jakobusgemeinde in Tübingen, haben sich zu Karwoche einerseits die Erlaubnis zum Hausabendmahl erteilt, gleichzeitig aber allen For- dieser Frage in einer öffentlichen Videokonferenz ein Streitgespräch geliefert. Pro Contra Online-Abendmahl ist nicht nur möglich, sondern geboten! Orientierung am Ursprung Die Kirche hat die Aufgabe, das Abendmahl als Sak- auf die später kommenden Sklaven nicht gewartet „Die Mahlfeier ist an die leibliche Präsenz der Kom- So steht auch die Frage im Raum: Sollte neben Got- rament unter den gegebenen jeweiligen Rahmenbe- wird. Dafür gilt das Pauluswort: Wer es unwürdig isst munikantinnen und Kommunikanten gebunden. tesdienst-Livestreams, Gebetsgemeinschaften etc. dingungen zu ermöglichen. Das ist zu allen Zeiten so und trinkt, trinkt es sich zum Gericht! Wortgeschehen und Mahlgeschehen gehören un- in Zukunft auch das Abendmahl online gefeiert wer- gewesen, selbst in Zeiten der Pest. Eine Kirche, die In Zeiten der Corona-Krise ist die Kirche besonders trennbar zusammen.“ (GTH 5.4.4) den? Jede und jeder für sich zu Hause? Nicht be- keine Form des Abendmahls für alle Christen anbie- aufgefordert, leibliche Formen der Gegenwart Chris- So formuliert das jüngste ökumenische Dokument schränkt auf bestimmte Orte und bestimmte Zeiten? tet, wird ihrem Auftrag nicht gerecht. ti zu ermöglichen. Das Online-Abendmahl ermöglicht zum Abendmahl eine gemeinsame christliche Über- Brot und Wein werden zu Leib und Blut Christi durch eine Form der erfahrbaren Leiblichkeit und Begeg- zeugung. Die Debatte rund um das ‚Online-Abend- Einsetzungs- und Spendeworte. Auch beim Online- nung mit Christus – auch und gerade für Menschen, mahl‘ war dabei noch gar nicht im Blick. Es geht also Die konkrete Zusage Abendmahl bleibt dieser Zusammenhang erhalten. die allein sein müssen. nicht um die Rechtfertigung eines Verbotes – das in Natürlich könnte Gott immer und überall gegenwär- Beim Online-Abendmahl werden mir Brot und Wein Karl Rahner, der berühmte katholische Theologe des einem beeindruckenden Schnellschuss durch den tig werden. Aber der christliche Glaube orientiert symbolisch vom Austeilenden gereicht. Im Glauben 20. Jahrhunderts, wurde im Rahmen einer Vorlesung hiesigen Oberkirchenrat aufgestellt wurde. Nein, es sich nicht an dem, was theoretisch denkbar ist, son- bleibt dieser Zusammenhang selbstverständlich er- gefragt, ob es denn möglich sei, Eucharistie ohne geht um das eigentlich Selbstverständliche: „Und er dern an dem, was Gott zugesagt hat. Dass Gott in halten. Christus ist sowohl beim Austeilenden als Priester und Kirche im üblichen amtlichen Sinne zu nahm das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen seinem Sohn an einem bestimmten Ort zu einer be- auch beim Empfangenden gegenwärtig und er stellt feiern, ob denn Jesus da auch wirklich zugegen sein und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben stimmten Zeit Mensch geworden ist, geredet, ge- somit – durch das Wort – die Verbindung her. Wer könne. Rahner entgegnete trocken: „Probieren Sie wird; das tut zu meinem Gedächtnis.“ (Lk 22,19) handelt, sein Leben für uns gegeben hat und aufer- kann sich anmaßen, diese Verbindung zu leugnen? es doch mal aus!“ standen ist, bleibt der Bezugspunkt unseres Glau- Christus spricht: „Kommet her zu mir alle, die ihr Ich wünsche mir eine Kirche, die diesen Geist Karl bens und die Grundlage unserer Hoffnung. Und so mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Rahners hat und damit zum Ermöglicher statt zum Die neue Situation lebt auch das Abendmahl von dem konkreten, leib- Ein Abendmahl, das alle bedürftigen Alleinlebenden Verhinderer wird. Aber, so mag man einwenden, Internet gab es zu Jesu lichen Geschehen, in dem und durch das Jesus ausschließt – wie es im Hausabendmahl geschieht Zeiten nicht. Und welch ein Segen dieses für uns Christus die heilvolle, erneuernde Gemeinschaft mit –, wird weder diesem Christuswort noch dem ge- Friedemann Stöffler hat in Corona-Zeiten öfters selbstverständliche Medium in der Zeit der Be- sich selbst und uns untereinander zugesagt hat: recht, was Paulus im Korintherbrief kritisiert: Dass Abendmahl per Video- oder Telefonkonferenz gefeiert schränkungen durch die Pandemie war und Zum Kern des Abendmahls gehört, dass eine Person und unter www.kurzelinks.de/abendmahl einen öf- ist, ist nicht in Abrede zu stellen. Im Gegen- einer anderen die Gaben reicht und das Wort zu- fentlichen Appell an die Kirchenleitung geschickt. Bis teil: Ich hoffe, dass die in vielen Gemein- spricht und die andere Person die Gaben empfängt heute hat er dazu keine offizielle Antwort erhalten. den gezeigte Kreativität für neue Formen und das Wort annimmt. der Verkündigung des Evangeliums und der geistig-geistlich-digitalen Gemeinschaft nicht wieder eingefroren wird! Friedemann Stöffler, Dr. Jonathan Reinert, Studiendirektor i.R., wissenschaftlicher Kirchengemeinderat Mitarbeiter an der der Jakobusgemeinde Ev.-Theol. Fakultät der Tübingen und Mitiniti- Uni Tübingen, ator von „Kirche für Geschäftsführer des morgen“ und immer Evangelischen Bundes noch in Sachen Inno- Württemberg und vation in Kirche und ehrenamtlich in der Schule beratend und Jakobusgemeinde in gestaltend unterwegs. Literatur: GTH = Gemeinsam am Tisch des Herrn. Ein Votum des Ökume- Tübingen aktiv nischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen, hg. v. Do- ©iStock-KingMatz rothea Sattler und Volker Leppin, Freiburg im Breisgau 2020 (online zugäng- lich unter: https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/fb2/zentrale- 10 seiten/aktuelles/gemeinsam_am_tisch_des_herrn._ein_votum_des___kume- 11 nischen_arbeitskreises_evangelischer_und_katholischer_theologen.pdf)
©Evang. Medienhaus, G. Stoppel Bausteine Bausteine Eine Handvoll Fragen an drei Synodale von Kirche für morgen ... Marion Blessing Oliver Römisch Sozialarbeiterin, Pfarrer, Gesprächskreisleitung Neckarwestheim Kirche für morgen Gesprächskreisleitung Kirche für morgen 1. Die erste Synode liegt hinter dir. 1. Die erste Synode liegt hinter dir. Was waren deine Highlights in diesen Tagen? Was waren deine Highlights in diesen Tagen? Wir zwölf Zitronen sind als starke, bunte und Die gute Gemeinschaft, Thema „Online-Abend- präsente Gesprächsgruppe in Erscheinung ge- mahl“ und eine tolle Stimmung unter den zwölf treten. Für die Gespräche und Begegnungen mit kfm-Synodalen. den Mitsynodalen aus allen Gesprächskreisen bin ich dankbar und freue mich auf die Herbst- 2. In welchen Bereichen siehst du deinen synode. Schwerpunkt in deiner synodalen Arbeit? Ich will, dass unsere Landeskirche in Zukunft 2. In welchen Bereichen siehst du deinen „anders tickt“ als bisher. Sie soll innovativer, le- Schwerpunkt in deiner synodalen Arbeit? bensweltbezogener, unbürokratischer, flexibler Götz Kanzleiter Reiner Klotz Matthias Vosseler Matthias Böhler Tobi Wörner Marion Blessing Bernd Wetzel Ralf Walter Anja Faißt Britta Gall Oliver Römisch Kai Münzing Mir ist es ein Herzensanliegen, dass wir die Men- und agiler werden. schen im Blick behalten, die schnell unserem Blick entschwinden. Dies kann nur gelingen, 3. Vor welchen Herausforderungen steht unsere Wir setzen uns ein und bleiben dran – am Aufbruch für morgen! wenn wir zu den Menschen gehen, wie Jesus es württembergische Kirche? getan hat. Das habe ich in meinen Statements Sie steht vor den gleichen Herausforderungen in der Synode deutlich gemacht. wie unsere Welt hinsichtlich des Klimawandels: Es ist ein radikaler Wandel notwendig, weil sich wicklung mit Kai Münzing als Vorsitzendem hof- 3. Vor welchen Herausforderungen steht unsere das Leben und die Lebenswelt der Menschen Ralf Walter fen wir auf eine Weichenstellung in Richtung In- württembergische Kirche? verändern. Ich sehe erste Anzeichen dafür, dass Heidenheim novation. Laut der „Freiburger Studie“ treten viele im Alter Kirchenleitung, Kirchengemeinden und Synoda- Ausschuss für Kirchen- und zwischen 20 und 35 Jahren aus. Wo sind wir als le zu so einem Wandel bereit sind, doch es fehlt Gemeindeentwicklung 3. Vor welchen Herausforderungen steht unsere Kirche in dieser Lebensphase präsent und wie noch die letzte Entschlossenheit. Ich bin in der württembergische Kirche? gelingt es uns, diese Altersgruppe mit der Bot- Landessynode, um diese „letzte Entschlossen- Die größte Herausforderung ist, aus der Falle schaft von Jesus Christus zu erreichen? heit“ zu fördern. des Fatalismus herauszukommen. Wir sollten 10% für Innovation und neue Gemeindeformen. den prognostizierten Mitgliederrückgang nicht Das ist jetzt dran. 4. Was war dein kreativstes, witzigstes als unumstößlich hinnehmen. Wenn wir uns mu- oder überraschendstes Erlebnis während des tig auf neue Wege begeben, werden auch Men- 4. Was war dein kreativstes, witzigstes oder Lockdowns? 1. Die erste Synode liegt hinter dir. Was waren schen eine Heimat in der Kirche finden, die wir überraschendendes Erlebnis während des Lock- Konfirmandenunterricht via Zoom, KGR-Sitzun- deine Highlights in diesen Tagen? noch nicht im Blick haben. downs? gen mit Microsoft Teams, Gottesdienste per Vi- Während der drei Tage wehte immer wieder ein Am Ostersonntag fuhren wir als Familie mit den deoaufzeichnung und Livestream und eine Kir- Lüftchen der Veränderung durch den Hospital- 4. Was war dein kreativstes, witzigstes oder Fahrrädern zu den Großeltern, um Osternester chenleitung, die flexibel reagiert hat… Es gab hof. Die Corona-Krise, gepaart mit den kurz vor überraschendestes Erlebnis während des Lock- zu suchen. Die Osterbotschaft „Der Herr ist auf- unglaublich viele solcher Erlebnisse. der Synode veröffentlichten Zahlen an Kirchen- downs? erstanden!“, bunt und in großen Buchstaben ge- austritten, war für viele ein Weckruf. Plötzlich Ein Comic aus dem Internet: Gott und Satan bli- schrieben auf Gehsteigen und Straßen, beglei- 5. Gibt es ein Erlebnis in dieser Krise, sind Dinge möglich, über die man vor einem Jahr cken auf die Erde. Satan sagt zu Gott: „Mit Co- tete unseren Weg. das dein Verhalten nachhaltig verändert hat? noch nicht mal diskutiert hätte. Mein Gebet ist, vid-19 habe ich alle deine Kirchen geschlossen.“ Am Ende einer Beerdigung gebe ich als Pfarrer dass aus dem Lüftchen der Veränderung ein Gott antwortet prompt: „Im Gegenteil – ich habe 5. Gibt es ein Erlebnis in dieser Krise, den Angehörigen die Hand und spreche ihnen echter Innovations-Wind wird. gerade in jedem Wohnzimmer eine Neue eröff- das dein Verhalten nachhaltig verändert hat? mein Beileid aus. Wegen Corona war das nicht net.“ Die Zunahme der sozialen Ungleichheit erschüt- erlaubt. Wie kann es sein, dass heilsame 2. In welchen Bereichen siehst du einen tert mich zutiefst. menschliche Nähe nicht mehr erlaubt ist? Darü- Schwerpunkt in deiner synodalen Arbeit? 5. Gibt es ein Erlebnis in dieser Krise, ber denke ich immer noch nach und das hat Mein Herzensanliegen ist es, Menschen mit dem das dein Verhalten nachhaltig verändert hat? mich verändert. Evangelium zu erreichen, die wir mit herkömm- Kein spezifisches Erlebnis. Aber die Krise - mit lichen kirchlichen Angeboten nicht erreichen all ihren gesundheitlichen, aber auch wirtschaft- werden. lichen Risiken für unsere Firma - hat mich neu Im Ausschuss für Kirchen- und Gemeindeent- Gottvertrauen gelehrt. 12 13
Krise. Katastrophe oder Einladung Bausteine Alles ist geschlossen, man soll Hygie- neregeln beachten, Abstand halten, Mas- ken tragen. Und möglichst zu Hause blei- ben. Jedoch leben über 90% der Men- schen von der Hand in den Mund und kön- nen nicht – wie gefordert – daheimbleiben. Wie sollen sie durchhalten ohne Kranken- versicherung, ohne regelmäßiges Gehalt und ohne jegliche Rücklagen, wenn sie Globale Pandemie? – nicht durch kleinen Straßenhandel das Geld verdienen, um für heute Lebensmit- tel oder lebensnotwendige Medikamente Globale Kirche! zu kaufen? Jede Krise eine Chance Ich habe den Eindruck, dass die Men- schen in Kamerun Krisen besser meistern „Wie geht es Euch? Wir beten für Euch in der Krise!“ So lese ich fast jeden Tag nach dem Motto: „In jeder Krise liegt eine kurze Nachrichten von Freunden im globalen Süden auf dem Handy. “Betet für Chance!“ Die Menschen leben jeden Tag mit Unglück oder Tod, da ist Corona halt ein alle Menschen”, fordert uns der erste Brief an Timotheus (Kapitel 2,1) auf. Problem mehr. Punkt. Vom Staat kann nie- mand was erwarten, da gibt es nur offiziell die Aufforderung: „Schneidere Dir die Mas- Waren wir in Europa auf eine Pandemie sind Meinungsmacher und haben ihre Mit- ke selbst!“ („Make your mask sew!“). vorbereitet? Wir waren es nicht. Ein besin- glieder dazu angehalten, die Verhaltens- nungsloser Wettlauf nach Scheinfreihei- regeln der Regierungen zur Eindämmung Nach der anfänglichen Panik versuchen Ein besinnungs- ten hielt viele Menschen im globalen Nor- der Verbreitung des Virus zu befolgen. Af- Organisationen und engagierte Menschen den gefangen – mehr Billigfleisch, mehr rikanische Kirchen waren auf Covid-19 auf lokaler Ebene mit viel Kreativität, das loser Wettlauf Billigflüge, mehr Bequemlichkeit. Im vorbereitet und übernehmen besonders Beste aus der Situation zu machen. Es „Lockdown“ erfahren wir schmerzlich die in abgelegenen ländlichen Gebieten einen werden große, durchsichtige Wasserfla- nach Schein- Unfreiheit. Hat unser grenzenloses An- beträchtlichen Anteil der Gesundheitsver- schen zu Schutzschilden für das Gesicht spruchsdenken etwas damit zu tun? sorgung. In dieser Funktion nutzen Kirchen umfunktioniert. Sie unterstützen sich ge- freiheiten hielt ihre medizinischen Einrichtungen, um genseitig darin, verantwortlich zu handeln Die Partnerkirche in Kamerun feiert seit „Die Wahrscheinlichkeit von Pandemien Ersthilfe an vorderster Front zu leisten.“ zum Schutz vor Ansteckung. Beginn der Pandemie Gottesdienste mit viele Menschen steigt mit zunehmender Vernichtung von Mundschutz und Abstand. „Wir haben Ökosystemen und Pflanzenvielfalt“, so Die Pandemie hat in Kamerun das Leben Die traditionelle Heilkunde erfährt jetzt jetzt sonntags sechs Gottesdienste par- im globalen der Biologe und Wirtschaftswissenschaft- auf den Kopf gestellt – geschätzt im zeit- viel Aufmerksamkeit mit ihren Möglichkei- allel in verschiedenen Räumen, und täg- ler Joachim Spangenberg in einem Inter- lichen Verlauf ca. vier Wochen hinter ten, das Immunsystem in der Bekämpfung lich einen in jedem Stadtteil“ schreiben Norden gefangen. view auf spektrum.de. Er sieht einen di- Deutschland. Seit März sind Grenzen und von COVID-19 zu stärken und Heilkräuter sie. „Die Menschen brauchen in der Krise Wir können rekten Zusammenhang zwischen der mas- Schulen geschlossen. Das Gesundheits- bei der Behandlung zu nutzen. Das zeigt Verbundenheit, Empathie und Zuversicht senweisen Abrodung von Regenwald und system funktioniert schon in normalen eine wachsende Wertschätzung der eige- aus der guten Nachricht, dass jede und von Kirchen zunehmender Übertragung von Virus- Zeiten mehr schlecht als recht. Mit einem nen Kultur. jeder wichtig ist und von Gott geliebt.“ krankheiten von Wildtieren auf den Men- Notfallplan der Regierung wurden wenige in Afrika schen. Labore für die Tests eingerichtet und Cam- Eine andere Hoffnung entwickelt sich Wir können von Kirchen in Afrika lernen, ping-Lazarette als Anlaufstellen für COVID aus der zusammenbrechenden wirtschaft- gerade in der Krise. Wir brauchen einan- lernen, gerade Patienten bestimmt. Das medizinische lichen Situation. Es gibt Diskussionen, die der in gegenseitiger Solidarität und Für- Afrika ist nicht Italien Personal ist schlecht ausgestattet, es gibt Ressourcen des Landes wie Holz, Palmöl, bitte. „Wie geht es Euch? Wir beten für in der Krise. Die Menschen Afrikas haben viel Erfah- weder Masken noch Alkohol, oft noch Kakao, Obst oder Kaffee vermehrt in eige- Euch in der Krise!“ rung im Umgang mit Krisen. „Afrika ist nicht mal fließendes Wasser. Es heißt, vie- nen Industrien zu verarbeiten. Das stärkt nicht Italien“, sagten sie und sollten recht le medizinische Fachkräfte seien infiziert die Wirtschaft im Land und schafft Ar- Johannes Stahl behalten. Dr. Fidon Mwombeki, General- und einige verstorben. Die Menschen ha- beitsplätze. Zu vieles wird billig als Roh- ist über soziale Medien eng mit Menschen und Kirchen in Afrika verbunden. sekretär der Gesamtafrikanischen Kir- ben – oft berechtigt – Angst, sich in Kran- stoff ausgeführt und als verarbeitetes Pro- Er arbeitet als Referent für Partnerschaft chenkonferenz (AACC), sagt über die Rol- kenhäusern anzustecken, meist kommen dukt teuer zurückgekauft. Hoffen wir, und Gemeinde für die Basler Mission und ist le seiner Kirchen in der Krise: „Kirchen nur noch Notfälle. dass auf Worte Taten folgen! Mitglied im Redaktionsteam Zitronenfalter. 14 15
Krise. Bausteine kfm Einladung Katastrophe oder intern Foto: Evang. Kirchengemeinde Kuchen Kreativität und Engagement Foto: Julius Zemaitis Foto: Julius Zemaitis Das mit ABSTAND schönste sichter. Die Stimmung war andächtig, der sonen, die diesen besonderen Gottes- sichter zu sehen und sich auszutauschen. Es war toll, Osterfest Gesang erfüllte die Straße. Im Schein der dienst mitgefeiert haben. Ähnlich wie nach den früheren, normalen Straßenlaterne wurde das Osterevangeli- Wir haben viele positive Rückmeldun- Gottesdiensten war es auch hier bunt ge- mit Leuten Sollte das größte Fest der Kirche aus um vorgelesen; einsame und kranke Men- gen erhalten; v.a. die Dankbarkeit darü- mischt: Ältere und Jüngere, Rentner, Stu- Schutz vor der Ausbreitung von Covid 19 schen ins Gebet eingeschlossen. Nach der ber, dass ein Gottesdienst angeboten wur- denten, Angestellte, Freiberufler, Allein- ins Gespräch wirklich nicht stattfinden können? Könnte kleinen Liturgie haben wir uns gegenseitig de, nahmen viele mit nach Hause. Und: Es stehende, Familien mit kleinen oder gro- es nicht möglich sein, auch ohne Oster- Ostereier geschenkt und mit den gefüllten kamen Menschen, die in „normalen“ Zei- ßen Kindern, Menschen mit den unter- zu kommen, messe und Gedränge auf Kirchenbänken Weingläsern aus der Ferne angestoßen: ten nicht zu einer Gottesdienstfeier in die schiedlichsten Hintergründen. die Auferstehung Christi zu feiern? Frohe Ostern auch in diesen Zeiten! Trotz Kirche gekommen wären (ein positiver Ne- Es war toll, mit Leuten ins Gespräch zu mit denen man Durch eine langjährige Nachbarschaft der Distanz zwischen uns waren wir in die- beneffekt dieser Krise, in der man Neues kommen, die man zum Teil jahrelang nach und aktives Gemeinwesen stehen sich die ser Osternacht vereint und vielleicht konn- einfach ausprobieren durfte). dem Gottesdienst zwar gesehen hatte, mit noch nie wirklich Bewohnerinnen unserer Straße nahe. Un- ten Hoffnung und Zuversicht auch in an- Eine Besucherin sagte: „Die Gemein- denen man aber noch nie wirklich ein Wort ser Nachbar kam auf die Idee, eine kleine dere Straßen getragen werden. schaft und Verbundenheit von Auto zu gewechselt hat. JEDER war irgendwie von ein Wort österliche Feier kurz vor Mitternacht in un- Auto war schön und ich habe mitgesun- den Folgen der besonderen Zeit betroffen serer Straße stattfinden zu lassen. Wir gen. Das fällt mir bei Online-Gottesdiens- und somit haben wir uns über die unter- gewechselt hat wollten ein Zeichen setzen. Ellen Czerwinka, ten auf dem Sofa schwer.“ Die Mutter ei- schiedlichsten Erfahrungen und Erlebnis- Lehrerin in Hannover, war als Kind Aufgrund der Beschränkungen war es und Jugendliche aktives Gemeinde- nes Säuglings berichtete: „Für mich war se ausgetauscht. Manchmal waren es zwi- notwendig, dass jeder Haushalt auf sei- mitglied der Kirche Maria Magdalena es total entspannt. Ich konnte im Auto mit- schen 20 und 30 Personen. Jede und jeder nem eigenen Grundstück blieb. Mein Va- in Bonn/Endenich. Dort war sie auch feiern und nebenher mein Kind stillen“. konnte in einer moderierten Austausch- Könnte es nicht ter kümmerte sich im Voraus um die mu- zu Ostern 2020. runde von sich und seinem Leben in Co- sikalische Begleitung. Es wurden Einla- rona-Zeiten berichten, Fragen stellen, sein möglich sein, dungskarten mit dem Ablauf der kleinen Matthias D. Ebinger, seit September 2013 Leid klagen, mit anderen reden, Gesichter Feier in die Briefkästen geworfen und das Erster Autogottesdienst im Filstal Pfarrer in Kuchen sehen und zuhören. auch ohne kurze Programm vorbereitet: Liedauswahl, – Große Dankbarkeit Ich denke, dass allen bewusst ist, dass Lesung, Gebet, sowie die Bitte, auf dem dies kein Ersatz für persönliche Begeg- Ostermesse und eigenen Grundstück zu bleiben und Kerzen Unsere Kirchengemeinde in Kuchen/Fils nungen sein kann; trotzdem waren diese und Weingläser vor die Tür zu bringen. hat sich zu Beginn der Corona Krise so regelmäßigen Treffen in dieser Zeit schön Gedränge auf Zu Beginn der milden Osternacht er- manches überlegt, um für die Gemeinde- und wichtig. Für den einen oder anderen klangen die hellen Töne einer Querflöte in glieder weiterhin präsent zu sein. Nach Online Ständerling in Jakobus vielleicht sogar ein Highlight während der Kirchenbänken sanfter Begleitung einer zupfenden Gitar- einigen wenigen Gemeinden deutschland- In der Tübinger Jakobusgemeinde gibt Woche. re. "Von guten Mächten wunderbar gebor- weit wagten wir uns am 26. April an einen es normalerweise jeden Sonntag nach der die Auferstehung gen, erwarten wir getrost, was kommen Auto-Gottesdienst. Kirche einen Ständerling. Natürlich ist mag." Unsere alte Nachbarin, die Nach- Unsere Gebetsanliegen – schönes Wet- auch der in der Zeit des Shutdowns ent- Jan Obersten-Len, Christi zu feiern? barskinder und Verwandten, Eltern und ter und funktionierende Technik – wurden fallen. Aber etwas Neues ist entstanden: Jakobusgemeinde Tübingen Großeltern stellten auf ihrem Grundstück erhört und wir wurden regelrecht über- Der Online-Ständerling sonntags um Kerzen auf. Insgesamt waren 20 Personen rannt. Von Nah und Fern kamen die Autos 11.30 Uhr. Ein Kirchkaffee als Videokon- in korrektem Abstand auf der Wendeplat- hergefahren, mancher musste auch wie- ferenz bei Zoom. Wie schön war es in die- te unserer Straße „zusammen“ gekom- der kehrt machen. Am Ende waren es rund ser Zeit der Kontaktarmut, bekannte Ge- men. Der Kerzenschein erhellte die Ge- 150 Autos und schätzungsweise 450 Per- 16 17
Bausteine kfm intern Jede Krise eine Chance? Für Kurzentschlossene – bitte gleich anmelden Was haben Wirtschaftsunternehmen und Kirche gemeinsam? Am Beispiel der Auto- Einkehrtage von Kirche für morgen e.V. mobil-Branche schildert ein erfahrener Betriebsseelsorger deren Umgang mit Krisen. BeGEISTert unterSCHEIDEN 2015, die Transformation hin zum batte- rieelektrischen Antrieb, autonomes Fah- 6. bis 8. November 2020 Impulse zum Thema, Meditation, Reflexion, Austausch, ren, Fahrverbote für Dieselfahrzeuge … Kloster Kirchberg, gemeinsamer Gottesdienst, auf Wunsch Schweigezeiten. – es sind viele Baustellen, mit denen sich Sulz am Neckar Eingeladen sind Mitglieder von Kirche für morgen und etablierte Automobilhersteller schon vor alle Interessierte. Corona konfrontiert sahen. Dazu eine mit Ruth Maria Michel, Beginn ist Freitag, 06.11. 18 Uhr, Ende Sonntag 08.11. Wirtschaft, die vor lauter Streben nach Zürich 13 Uhr. Kostenbeitrag 220 Euro im Doppelzimmer, 250 Wachstum und Gewinn Wesentliches aus Euro im Einzelzimmer den Augen verloren hat: ihre Kunden, die Ökologie und die Nachhaltigkeit. Ruth Maria Michel, Schriftliche Anmeldung Theologin, bei Inge Frank, info@kirchefuermorgen.de bei gleichzei- ©Harm Bengen Exerzitienbegleiterin, Krisen fordern entschlossenes und ziel- Leiterin Ressort tiger Überweisung des Kostenbeitrags auf das Konto von orientiertes Handeln. In der Krise braucht Spiritualität der VBG Kirche für morgen mit dem Vermerk “Einkehrtage”, IBAN: (Vereinte Bibelgruppen), es Konzepte, die neu und anders sind. Das Zürich DE43 5206 0410 0000 4194 35 Motto „Früher war alles besser!“ trägt Der Corona-Lockdown hat die Wirt- nicht mehr. Mut zum Risiko, Öffnung für schaft schwer getroffen. Anvisierte Jahres- Neues, selbst Rückschläge muss man ein- ziele sind passé, Kurzarbeit, Einstellungs- kalkulieren, um nach neuen Lösungen zu Krisen stopp, Umstrukturierung – wie gehen Un- suchen. Anders kann man in der Krise EKD goes Kfm Regionaltreffen Tübingen ternehmen mit Krisen um? nicht überleben (vergleiche das biblische Kirche auf gutem Grund. 11 Leitsätze Beim gemeinsamen Essen in Tübingen- verlangen nach Gleichnis von den anvertrauten Talenten, für eine aufgeschlossene Kirche Schwärzloch kamen 15 kfm-Mitglieder und In- Krisen gehören zum Geschäft. Hier ein Evangelium nach Matthäus 25,14-30). teressierte mit gebührendem Abstand in einen Veränderung. Zulieferer, der schließt, daneben einer, Mit ihrem neuesten Papier wagt die EKD einen spannenden Austausch: „Welche Erlebnisse mit der neu eröffnet. Normaler Alltag in der Die Krise der Autoindustrie ist im Grun- deutlichen Schritt nach vorne. Leitend für die 11 Kirche hatte ich in der Coronazeit?“ Es waren Automotive-Branche. Dazu kommen gro- de auch eine Vertrauenskrise. Der Betrug Leitsätze ist die Frage, „was der Kommunikation mehr positive als negative Erlebnisse. ße Verwerfungen, die in bestimmter Re- am Kunden wurde vor allem dem deut- des Evangeliums nach innen und außen unter gelmäßigkeit auftauchen: 9/11 (2001), schen Diesel-PKW zum Verhängnis. den sich verändernden Bedingungen der Gegen- Pfr. Dr. Johannes Reinmüller ermutigte dazu Finanzkrise (2008), Corona (2019) – Kli- wart dient und was nicht.“ (Link zum EKD-Papier: die Herausforderungen anzunehmen und Kirche mawandel! Jede Krise eine Chance? Krisen verlan- www.kirchefuermorgen.de) jetzt umzugestalten. Es dürfe nicht darum ge- gen nach Veränderung. Auch für uns in der hen, möglichst schnell wieder zu den alten Ver- Jede Krise stellt die Frage nach der Zu- Kirche ist Corona eine Nagelprobe. Schon Die EKD greift endlich auf, was wir von Kirche hältnissen zurückkehren zu wollen, also von den kunftsfähigkeit. Das Coronavirus ist am lange redet man über die Vertrauenskrise für morgen schon länger in die Formel „10% für „Fleischtöpfen Ägyptens“ zu träumen. Wie Wüs- gefährlichsten für diejenigen, die an Vor- unter den Mitgliedern. Wenn Kirchensteu- Innovationen“ gepackt haben. Auch an vielen tenzeit für Israel Heilszeit war, so könne die Co- vor lauter erkrankungen leiden. Das gilt bei einem ern wegbrechen, stellt sich die Frage nach anderen Stellen atmet das EKD-Papier den Geist ronazeit für die Kirche Wendezeit werden. Jede Lockdown auch für angeschlagene Unter- der Zukunftsfähigkeit unseres Finanzie- von Kfm. Wenn Kirche eine Zukunft haben will, Krise habe Entwicklungspotenziale. Dazu zähle Streben nach nehmen. rungssystems. Und nicht zuletzt braucht muss sie in der Tat „risikobereiter werden“. Wir die Erfahrung mit digitalen Medien ebenso wie es eine neue entschlossene Suche nach von Kirche für morgen sagen: Mehr davon! die Konzentration auf das Wesentliche, auf un- Wachstum und Die Frage der persönlichen Betroffen- zeitgemäßen Formen kirchlichen Lebens. sere Kernbotschaft. heit. Wenn Arbeitsplätze abgebaut wer- Gewinn den, ist das schlimm, wenn auch mein Be- Jede Krise eine Chance? Es kommt dar- Dr. Jens Schnabel, Gemeindepfarrer in Sindelfingen, Der Synodale Kai Münzing rief dazu auf, von trieb betroffen ist, ist es schlimmer. Aber auf an, ob Krisen zu tiefgreifenden Ände- 1. Vorsitzender von Kirche für morgen der „Komm-Struktur“ zur „Geh-Struktur“ zu Wesentliches wenn ich persönlich den Job verliere, hat rungen führen dürfen, oder ob wir uns lie- kommen. Wir sollten uns auch weiterhin fragen, die Krise mich erreicht; dann wird aus ei- ber dem „Weiter so – halt schneller!“ ver- welche Menschen wir morgens um 10 Uhr errei- aus den Augen ner Krise meine Krise – und ich muss re- schreiben. chen – und welche eben nicht. Das Treffen war agieren. Matthias Böhler, ermutigend und sicherlich nicht das letzte! verloren Sprecher des Gesprächskreises Krisen fördern Schwachstellen zutage. Kirche für morgen „Das Corona-Virus ... traf auf eine ge- Andreas Hiller , in der Landessynode Werner Kremers, Mitglied im Redaktionsteam und Tübingen, engagiert sich in seinem Ruhe- schwächte Wirtschaft, die schon längst Betriebsseelsorger in Sindelfingen, stand in der Flüchtlingsarbeit und befasst auf dem Weg in eine Rezession war.“ (D. nah dran am „automobilen Puls- sich mit weltweit vernetzenden charisma- Stelter, Coronomics). Der „Dieselgate“ von schlag“ in der Region Stuttgart tischen und evangelikalen Strömungen. 18 19
©iStock-francescoch Zu guter Letzt Martina Kreidler-Kos Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Autorin
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