LAND AM STROM Das Jahresmagazin von - Juni 2015 - Oesterreichs Energie
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EDITORIAL Dr. Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie. Ö sterreichs Elektrizitätsunternehmen leisten mehr, als Steckdosen mit Spannung und Strom zu versorgen. Damit jederzeit Strom in ausrei- chender Menge und Qualität zu einem fairen Preis verfügbar ist, müssen viele Systeme zu- sammenarbeiten, nicht nur in unserem Land, sondern in Europa. Mit der Energiewende wird die Elektrizitätsversorgung immer stärker auch international vernetzt. Zusätzlich erlebt die E- Wirtschaft auch eine digitale Revolution und eine Effizienzrevolution, die viele neue Tech- nologien zum Wirken bringen wird. Darüber wollen wir Ihnen in diesem Heft berichten. Doch nicht nur Strom ist unser Thema, das zei- gen die ganz besonderen Berufsbilder, die es in der E-Wirtschaft auch noch gibt. Zu guter Letzt bieten wir Ihnen noch einen kleinen Überblick über die Highlights des Jah- res 2014 – im Land am Strom. Ihre Barbara Schmidt Der Weg in Richtung einer weitgehend CO2-freien Energieversorgung im Interesse des Klimaschut- zes wurde von der Politik eingeleitet und wird auch im kommenden Jahrzehnt fortgesetzt. Strom ist in Österreich die einzige Energieform, die schon heute zu über 77 Prozent aus erneuerbaren Ener- gieträgern stammt. Durch kluge Investitionen und passende Rahmenbedingungen kann dieser Anteil weiter ausgebaut werden. Effiziente Energienut- zung trägt zusätzlich zur Emissionsreduktion bei. Strom aus erneuerbarer Erzeugung ist damit die einzig sinnvolle Alternative, um langfristig von fos- silen Energieträgern unabhängig zu werden, wobei effiziente thermische Kraftwerke noch über Jahr- zehnte als Brückentechnologie zur Absicherung der Versorgungssicherheit benötigt werden. Strom, die intelligente Energieform der Zukunft, hilft Österreich damit maßgeblich, seine Klima- ziele zu erreichen – für eine CO2 freie Energiezu- kunft. Die umweltfreundliche Energie Die umweltfreundliche Erzeugung von Strom aus bau der Wasserkraft. Der Beitrag der Wasserkraft Als einzige Energieform wird Strom in Österreich Wasserkraft hat in Österreich Tradition. Schon in zur Stromerzeugung konnte um rund 300 Prozent schon heute zu 77 Prozent aus erneuerbaren Ener- der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstan- gesteigert werden. Heute werden aus Wasserkraft gieträgern erzeugt. Und es wird täglich mehr. Denn den an vielen Flüssen kleine Wasserkraftanlagen, fast 46.000 GWh umweltfreundlichen Stroms ge- Strom ist die intelligente Lösung für eine CO2- freie die von regionalen Unternehmen betrieben wurden wonnen. 352 größere Laufkraftwerke, rund 2500 Energiezukunft. und nahegelegene Betriebe und Ortschaften mit kleinere Kraftwerke und 112 Speicherkraftwerke Elektrizität versorgten. Der große Ausbau begann stehen im Einsatz. Die umweltfreundliche Energie- in den 1950er-Jahren mit dem ersten Donaukraft- quelle böte noch erhebliches Zukunftspotenzial: werk Ybbs-Persenbeug sowie dem Speicherkraft- Mehr als 3500 GWh CO2-freien Stroms ließen sich werk Kaprun. Beide Projekte waren auch Symbole mit den bereits projektieren Wasserkraftwerken für den Wiederaufbau und die Industrialisierung bis 2025 noch gewinnen. Der Ausbau stockt aller- Österreichs. Und sie boten für die damalige Zeit gi- dings. Einerseits führen Einsprüche bei den Ge- gantische Leistungen: Ybbs-Persenbeug erzeugte nehmigungsverfahren zu Verzögerungen. Anderer- nach seiner Fertigstellung zu Beginn der 1960er- seits machen die niedrigen Strompreise an den Jahre 1.335.900 MWh. Seit damals investierte die internationalen Börsen den weiteren Ausbau oft Elektrizitätswirtschaft kontinuierlich in den Aus- unrentabel. 2 Land am Strom
Bankomat. Tag für Tag ziehen Tausende Strom aus, ist damit Schluss: Das Display von Österreichern ihren Bargeldbedarf aus erlischt, die Verbindung zur Bank wird einem Bankomaten. Rund 8500 von ihnen gekappt und im schlimmsten Fall bleibt sogar zählte die Nationalbank im Vorjahr. Fällt der die Karte stecken. Europameister bei erneuerbaren Energien Drei Viertel des in Österreich produzierten Stroms stammen von erneuerbaren Energieträ- gern. Damit stehen wir weltweit an der Spitze. Heimische Kraftwerke sind mit modernen diese aufgrund der Strompreisentwicklung Rauchgasreinigungsanlagen ausgestattet. kaum noch kostendeckend betrieben werden Rund 80 Prozent des Stroms aus kalorischen können. Sie werden aber gebraucht, um neben Kraftwerken kommen überdies aus sogenann- der Fernwärmelieferung auch die schwan- ten Kraftwärmekopplungsanlagen, bei denen kende Produktion von Windkraft und Photo- die Abwärme der Stromproduktion genützt voltaik auszugleichen. wird – etwa für Beheizungszwecke. Der Wir- kungsgrad einer solchen Anlage liegt deshalb Energieform der Zukunft. Größter hei- bei bis zu 90 Prozent. Ein Teil der Kraftwerke mischer Stromnutzer ist die Industrie, auf sie wird sogar mit einem erneuerbarem Energie- entfällt fast die Hälfte des Verbrauchs, etwa ein träger – Biomasse – betrieben. Viertel benötigen die privaten Haushalte, ein Die CO-Bilanz der heimischen Stromerzeu- Fünftel der Dienstleistungsbereich. Nach allen gung kann sich folglich sehen lassen. Umgelegt Prognosen wird der Stromverbrauch in Zu- auf die Kilowattstunde fallen bei der Erzeugung kunft weiter wachsen. Vor allem, weil die um- in Österreich lediglich 157 Gramm an. Auch weltfreundliche und saubere Energie andere das ist ein europäischer Spitzenwert. Nur in Energieträger ersetzen wird. S iebenundsiebzig Prozent – also rund Frankreich und in Schweden ist der CO-Aus- Ein markantes Beispiel ist die Elektromobilität, drei Viertel des heimischen Stroms – stoß der Stromerzeugung noch geringer. Laut der alle Experten große Wachstumschancen werden heute aus erneuerbaren Ener- Energiebericht ersparen Großwasserkraft- prophezeien. Aber auch in vielen anderen Be- gieträgern gewonnen. Das ist eine werke 13,4 Millionen, Kleinwasserkraftwerke reichen – etwa mit Wärmepumpen – kann Elek- internationale Spitzenleistung. Weltweit liegt 1,9 Millionen, Biomasse und Laugen 1,8 Millio- trizität fossile Energieträger ersetzen und da- der Anteil der Erneuerbaren an der Strompro- nen sowie Windkraft und Photovoltaik 1,1 Mil- mit CO-Emissionen verringern sowie duktion gerade einmal bei 19 Prozent, selbst im lionen Tonnen CO-Äquivalent. Ressourcen schonen. EU-Durchschnitt sind es erst rund 24 Prozent – Ein Teil des heimischen Stroms stammt – ob- Um den wachsenden Bedarf zu decken, wird ein Drittel des heimischen Wertes. An der Spitze wohl die Produktion in den vergangenen zehn Österreichs Energiewirtschaft noch stärker als der erneuerbaren Energieträger steht in Öster- Jahren um 1,2 Prozent pro Jahr angestiegen ist bisher auf erneuerbare Energieträger setzen. reich die Wasserkraft. Rund zwei Drittel des hei- – nicht aus heimischer Erzeugung, sondern Neben Wasserkraft werden Windkraft und mischen Stroms werden damit erzeugt. An muss importiert werden. 15 Prozent waren es Photovoltaik massiv ausgebaut. Die verstärkte zweiter Stelle folgt Windkraft mit einem Anteil im Durchschnitt der Jahre 2002 bis 2013. Auf- Nutzung dieser beiden Energieträger stellt auf- von rund sieben Prozent, danach Photovoltaik. grund des billigen Angebotes an den europäi- grund der stark dezentralisierten und wetter- schen Börsen stieg diese Zahl 2014 aber deut- bedingt schwankenden Produktion aber auch Erfreuliche CO2-Bilanz. lich an und betrug zeitweise bis zu 40 Prozent. neue Anforderungen an die Steuerung der Rund ein Viertel der österreichischen Strom- Die Stromimporte gingen vor allem zulasten Stromnetze. Sie müssen mit großen Investitio- erzeugung stammt aus thermischen Kraftwer- der umweltfreundlichen thermischen Erzeu- nen intelligenter gemacht werden, damit die ken. Auch hier wird Wert auf umweltfreundli- gung in Gaskraftwerken mit Kraftwärmekopp- hohe Versorgungssicherheit auch in Zu- che, klimaschonende Produktion gelegt. lung. Das Problem dieser Entwicklung ist, dass kunft gewährleistet bleibt. Land am Strom 3
Wie wir effizienter werden Seit 1. Jänner 2015 ist das neue Energieeffizienz- gesetz in Kraft. 40 Prozent der geplanten Einsparungen müssen im Haushalt erzielt werden. Elektrizität ist Energieform der Zukunft Strom macht derzeit in Österreich lediglich rund 20 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs aus, bei dem mit rund 56 Prozent fossile Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle domi- nant sind. Vor dem Hintergrund, dass von den jährlich etwa 71 Milliarden Kilowattstunden erzeugten Strom hierzulande etwa 77 Prozent aus nachhaltiger Produktion stammen, ergäbe sich durch die Umstellung verschiedenster Bereiche auf Elektrizität wie beispielsweise bei Raumwärme, Klimatisierung oder bei der Mobilität (E-Mobility) ein beachtliches Potenzial zur Einsparung von CO-Emissionen. Der Beitrag zur CO-Reduktion durch die E-Wirtschaft ist schon bisher beachtlich. Diese Emissionen sind seit 1990 so stark gesunken, dass sie mittlerweile unter jenen der Landwirtschaft liegen. Und durch das Setzen von weiteren Effizienzmaßnahmen überall dort, wo Elektrizität zum Einsatz kommt, werden sie weiter sinken. Weniger Eis, weniger Kosten Oft können aber auch mit ganz einfachen praktischen Maßnahmen gute Sparresultate erzielt werden. Bei einem Kühlschrank kann sich der Energie- verbrauch bei starker Vereisung um zehn bis fünfzehn Prozent erhöhen. Daher sollte spätestens bei einer Eisschicht von einem Zentimeter abgetaut werden. Beim Kauf eines neuen Kühlschranks sollte auf eine möglichst hohe Energieeffi- zienzklasse ohne Abtaufunktion geachtet werden, da für diese zusätzliche Energie benötigt wird. A+++-Geräte mit No-Frost- Mehr Energieeffizienz für Funktion und ohne Abtauautomatik verbrauchen rund 40 weniger Geld Prozent weniger Energie als A++-Geräte mit derselben Ende 2014 hat der Europäische Rat die neuen Ausstattung. Und Haushalte, die ihre Waschmaschine Energie- und Klimaziele bis 2030 beschlossen: 27 ganz befüllen, sparen jährlich rund 20 Euro. Prozent mehr Energieeffizienz, 27 Prozent erneuerbare Ener- gieträger und 40 Prozent CO-Reduktion. Ein Teil dieser ambiti- onierten Zielsetzungen wird in Österreich seit 1. Jänner 2015 durch das Energieeffizienzgesetz des Bundes (EEffG) umgesetzt. Das Gesetz verpflichtet unter anderem große energieverbrauchende Unter- nehmen, ein zertifiziertes Energie- oder Umweltmanagementsystem einzuführen oder alle vier Jahre ein externes Energieaudit durchzu- führen. Darüber hinaus müssen Energielieferanten jährlich Effizienz- maßnahmen von 0,6 Prozent ihres vorjährigen Energieabsatzes nachweisen. 40 Prozent der Effizienzmaßnahmen müssen dabei im Haus- haltsbereich gesetzt werden. Das kann im Rahmen von Energieberatungen der Endkunden oder sonstigen technischen Dienstleistungen bzw. Hilfestel- lungen geschehen. 4 Land am Strom
Sparen beim Kochen und Backen Mit 20. Februar sind in der EU zu den bereits früher verabschiedeten drei weitere Ökodesignvor- schriften hinzugekommen. Die Regelungen betreffen den Energieverbrauch und die funktionale Leistungsfähig- keit von mit Strom oder Gas betriebenen Haushaltsback- öfen, Kochfeldern sowie Dunstabzugshauben. Ein Umstieg auf die verbesserten Energiesparmodelle, die jetzt sukzes- Wärmepumpen gegen den sive auf den Markt kommen, wird sich für den jeweiligen Klimawandel Haushalt mit barem Geld auszahlen. Durch den Einsatz Die Wärmepumpe ist nicht nur die erste Wahl für solcher Geräte der höchsten Energieeffizienzklasse Konsumenten, die Energiekosten sparen wollen, spart ein Haushalt jährlich bis zu 50 Euro im Jahr, sondern durch die Nutzung von Umweltwärme trägt sie davon zehn bis 15 Euro bei Öfen, 15 bis 20 auch maßgeblich zur Verbesserung der Treibhausgasbilanz Euro bei Kochfeldern und 15 Euro bei unseres Landes bei. Bei Jahresarbeitszahlen zwischen drei und Dunstabzugshauben. vier wird mit einer Kilowattstunde elektrischer Energie bis zu vier Kilowattstunden (kWh) nutzbare Wärme erzeugt. Das heißt, dass beim Einsatz einer Wärmepumpe die Umwelt drei kWh Wärme kostenlos zuliefert. Nicht zuletzt deshalb sind sie beim Verbrauchskostenvergleich ungeschlagen, wie die Österreichi- sche Energieagentur errechnet hat. So schlagen Wärme- pumpen mit Tiefenbohrung pro Jahr in thermisch sanierten Gebäuden mit lediglich 583 Euro zu Buche, bei Luftwärme mit nur 735 Euro. Zum Vergleich: Bei einer Gaszentralheizung liegen die Verbrauchskosten bei 1005 Euro. Dem Standby den Strom abschalten Noch immer sind viele Hightech-Geräte wie Fernseher, HiFi-Anlagen oder Sat-Receiver mit einer Standby-Funktion ausgestattet. Sie unterstützt zwar unsere Bequemlichkeit, erhöht aber gleichzeitig auch den Stromverbrauch. Österreich steht Neue Geräte sind mit einem Anteil von 2,5 Prozent an Standby-Stromverbrauch am Sparmeister Gesamtverbrauch europaweit an zweiter Stelle. Laut Berechnungen Ein durchschnittlicher Haushalt bei einer von Experten ist für die Erzeugung des Stroms für alle sich im Standby- Wohnungsgröße von 90 Quadratmetern verbraucht Modus befindenden Geräte ein Kraftwerk mit einer Leistung von rund im Jahr etwa 4150 Kilowattstunden, was mit jährlichen 150 Megawatt nötig. Mit dieser Leistung könnten 2,5 Millionen Stromkosten von rund 747 Euro zu Buche schlägt. 27 60-Watt-Glühbirnen gleichzeitig betrieben werden. Vermeiden lässt Prozent davon entfallen auf Informationstechnik, TV und sich dieser Verbrauch zum einen durch neuere Geräte mit einem Audio, 17 Prozent auf Kühl- und Gefriergeräte, 13 Prozent bis zu 98 Prozent geringeren Standby-Verbrauch, zum anderen auf Waschen und Trocknen, elf Prozent auf Kochen, aber auch dadurch, dass man sie komplett vom Netz trennt. zehn Prozent auf Beleuchtung und 22 Prozent auf Schaltbare Steckerleisten hierfür gibt es im Handel. Das Sonstiges. Durch den Austausch von alten und den Einsparpotenzial wird von Experten bei einem Einsatz von modernen energieeffizienteren Haus- durchschnittlichen Haushalt mit jährlich haltsgeräten können Verbrauch und Kosten 105 Euro beziffert. deutlich gesenkt werden. Wenn dem Haushalt ein Licht aufgeht Große Einsparpotenziale für Haushalte bieten sich bei der Beleuchtung. Rund zehn Prozent der Stromkosten eines durchschnittlichen Haushalts entfallen auf diesen Bereich. Die erste Wahl hierbei sind LED-Lampen. Sie sind zwar in der Anschaf- fung etwas teuer, sparen aber langfristig eine Menge Energie. Im Vergleich zur Glühbirne ist beispielsweise eine Stromersparnis von bis zu 83 Prozent möglich, und selbst die besten Energiesparlampen werden von den Leuchtdioden noch um bis zu 20 Prozent übertroffen. Marken- produkte sind außerdem mit einer Betriebsdauer von 40.000 bis 50.000 Stunden extrem langlebig und schonen die Umwelt, da sie frei von giftigen Zusatzstoffen wie Quecksilber sind. Durch eine Umstellung auf LED-Lampen kann ein durchschnittlicher Haushalt jährlich rund 50 Euro an Stromkosten sparen. Unternehmen der E-Wirt- schaft haben daher in jüngerer Zeit in Kooperation mit Handelsunternehmen einen Umstieg der Haushalts- kunden finanziell unterstützt. Land am Strom 5
Technologien mit Zukunftspotenzial D ie Zeiten, in denen der Strom fast aus- schließlich in einigen Großkraftwer- ken produziert wurde, sind bald Ge- schichte. Erneuerbare Energiequellen Strommengen angemessen verbucht und wei- ren Schritt auch zu (künstlichem) Methangas spielen eine immer größere Rolle. Dabei wird tergeleitet werden. Dies kann nur über gut aus- weiterverarbeiten, womit man einen vollwerti- ein wachsender Anteil des Strombedarfs de- gebaute Netze erfolgen. Eine weitere Verbesse- gen Ersatz für das natürliche Erdgas bekommt zentral von Klein- und Kleinstkraftwerken, rung bringen intelligente Netze (Smart Grids) (Power-to-Gas). Aus heutiger Sicht wird man etwa durch Photovoltaik oder Windkraft, ge- in Kombination mit dem Einsatz von Smart- mit keiner dieser Optionen allein in der Lage deckt. Der immer größere Anteil an erneuerba- Metern. sein, diese Probleme zu lösen. Dazu bedarf es ren Energiequellen bringt aber auch neue He- des kombinierten Einsatzes dieser und weiterer rausforderungen. Wind und Sonne richten sich Energiespeicher im Fokus. Zudem ge- Technologien sowie der intelligenten Vernet- nicht nach dem aktuellen Strombedarf. winnt die Frage effizienter Energiespeicher an zung im europaweiten Elektrizitätsver- Neben der Aufgabe, überhaupt genügend Bedeutung. Neben Pumpkraftwerken gibt es bund. Strom aus nachhaltigen Energiequellen zu pro- hier eine Reihe von Lösungsansätzen. So kann duzieren, kommt daher noch die Problematik, der Strom aus lokalen Photovoltaik- oder Wind- überschüssigen Strom effizient zu nutzen. Hier kraftanlagen in Form von Wärmeenergie ge- sind grundsätzlich zwei Säulen zu nennen: speichert und genutzt werden (Power-to- einerseits die Netzinfrastruktur. Um Versor- gungssicherheit zu gewährleisten ist ein euro- Heat). Eine weitere Alternative ist die Produktion von Wasserstoff. Dieser kann dann als geringer Aus Sonnenenergie paweiter Verbund notwendig – inklusive leis- tungsfähiger, transnationaler Leitungen. Auf Anteil direkt in Erdgas-Infrastruktur eingespeist werden – oder zum Betrieb von Brennstoffzel- wird Wasserstoff lokaler Ebene müssen ins Netz eingespeiste len dienen. Man kann ihn aber in einem weite- Wasserstoff ist ein aussichtsreicher Energieträ- ger, vor allem für den Verkehr, wo Brennstoffzel- len als effiziente und emissionsfreie Energiequel- len dienen können (siehe Artikel rechts). Wasserstoff könnte aber auch eine wichtige Rolle in der zukünftigen Stromversorgung spielen – und zwar als Speichermedium. Windkraft und Photovoltaik sind zwar saubere Energiequellen, Konsumenten werden Wärme aus Wind und allerdings sind sie unregelmäßigen Fluktuationen unterworfen. Überschüsse müssen zwischenge- zu Prosumern Sonnenenergie speichert werden. Hier kann Power-to-Gas Abhilfe schaffen: Mit Mit dezentralen Kleinstkraftwerken und Photovol- Erneuerbare Energiequellen wie Wind oder Sonnen- dem überschüssigen Strom erneuerbarer Ener- taikanlagen in Verbindung mit Batterien als Spei- energie haben einen Nachteil: Sie produzieren nur giequellen wird Wasser in Sauerstoff und Was- cher werden die Konsumenten auf dem Strom- dann, wenn das Wetter es will. In Zeiten, in denen serstoff gespalten und der Wasserstoff danach markt auch zu Produzenten. Um diese „Prosumer“ die Nachfrage geringer ist als das Angebot, braucht dem Gasnetz beigemischt. Alternativ zur Wasser- in das Netz einzubinden, braucht es eine neue, in- es Möglicheiten, die Energie aus erneuerbaren stoff-Produktion kann mittels Strom aus erneuer- telligentere Netzinfrastruktur, sogenannte Smart Quellen zu speichern. Eine Möglichkeit sind – ge- baren Energiequellen auch synthetisches Methan Grids. Die Herausforderung ist, diese so zu gestal- rade im gebirgigen Österreich – Pumpspeicherkraft- hergestellt werden. Das hat den Vorteil, dass die ten, dass ein stabiler und effizienter Netzbetrieb si- werke. Eine andere ist die Produktion von Wasser- Energie in natürlichen Gaslagerstätten gespei- chergestellt wird und Anreize für Konsumenten stoff (Power-to-Gas, siehe Artikel rechts). Daneben chert und sicher in bereits vorhandener Infra- entstehen, aktiv am Smart Grid teilzunehmen. Ös- Forschung. Um für die rückt auch Power-to-Heat immer mehr in den Fokus struktur transportiert werden kann. terreich ist hier Vorreiter. Mit dem Strategieprozess Zukunft gerüstet zu sein, der Experten: Die Verwertung des Überschuss- In einer Forschungsanlage der OÖ Ferngas in Smart Grids 2.0 unterstützt das BMVIT die Ent- engagiert sich die österrei- Stroms in Form von Wärmeenergie. Zu den Vorteilen Haid bei Linz etwa wird Power-to-Gas bereits seit wicklung von Entscheidungsgrundlagen aus den chische E-Wirtschaft in dieses Verfahrens zählt, dass Strom – idealerweise 2013 erfolgreich erprobt und Sonnenstrom zur Erkenntnissen der Forschungs- und Pilotprojekte. einer Reihe von aus nachhaltigen Quellen – mit fast 100-prozenti- Wasserstoff-Gewinnung genutzt. Die Versuchs- Im Rahmen der Smart Grids Week im Mai wurde ger Effizienz in Wärme umgewandelt werden kann. anlage zählt damit zu einer der ersten in Europa. Forschungs- und Innova- mit der Seestadt Aspern eines der nachhaltigsten Seit Kurzem ist im Salzburger Heizkraftwerk die ös- In einem weiteren Forschungsprojekt namens tionsprojekten. Ob im und innovativsten Projekte präsentiert. Die Techno- terreichweit erste Power-to-Heat-Anlage im Einsatz. Underground Sun Storage werden die noch unbe- Bereich E-Mobility oder der logieplattform Smart Grids Austria präsentierte da- Bei „Power2Heat“ erfolgt die Speicherung in Form kannten Auswirkungen von Wasserstoff auf Energieeffizienz, bei neuen rüber hinaus die Roadmap für Smart Grids in Ös- von Wärme, die für die Fernwärmeversorgung Salz- Untertag-Gasspeicher und die gesamte Erdgas- terreich: Die Umsetzung von technologischen, Speicher- und Netztechno- burgs genutzt wird. Dies bringt jährlich 2000 Ton- infrastruktur erforscht. Das von einem heimi- regulatorischen und legistischen Maßnahmen soll logien oder Smart-City-Lö- nen an CO2-Einsparungen, da die Wärme nicht schen Konsortium unter Leitung der RAG Rohöl- bereits 2015 beginnen, ab 2016 starten großflä- sungen – Österreichs Ener- durch einen Verbrennungsprozess erzeugt werden Aufsuchungs Aktiengesellschaft durchgeführte chige Projekte, und ab 2017 bis 2020 soll die Im- gieversorger sind ganz muss. Die gesamte Regelungsleistung steht inner- Projekt soll voraussichtlich bis 2016 abgeschlos- plementierungsphase erfolgen. vorne mit dabei. halb von fünf Minuten zur Verfügung. sen sein. 6 Land am Strom
Die Energiewelt im 21. Jahrhundert ist ein großes Experimentierlabor. Eine Auswahl von Innovationen, die möglicherweise schon bald zum Alltag gehören werden. Mobilität: Brennstoff- Akkus für die Eigen- zelle als Alternative stromspeicherung Im Rennen um den Autoantrieb der Zukunft ist Wasserstoff immer noch eine attraktive Alterna- Manchmal hilft ein klingender Name, eine Idee der Das Haus als tive. Vor allem in Form der Brennstoffzelle. In die- Umsetzung näher zu bringen. So hat der Elektro- ser wird Wasserstoff elektrochemisch in gewöhnli- auto-Hersteller Tesla mit der Ankündigung aufhor- Minikraftwerk ches Wasser umgewandelt, wobei Strom erzeugt chen lassen, neben Auto-Akkus auch Batterien für Eigenheime und Unternehmen zu bauen. Die nahe- Im Zuge der Energiewende emanzipieren sich die wird. Das geschieht praktisch emissionsfrei. liegende Idee, Strom aus privaten Photovoltaik- Verbraucher auch ein Stück weit von den Strom- In der Vergangenheit galt die Erzeugung von Was- oder Windkraftanlagen in Akkus zwischenzuspei- versorgern. Energieautarke Häuser, die sich selbst serstoff als energieaufwendig und ineffizient. In- chern, ist keineswegs neu. Schon seit einigen mit Strom und Wärme versorgen und sogar über- zwischen gibt es mit der sogenannten Dampfre- Jahren bietet Panasonic im Heimmarkt Japan er- schüssige Leistung ins Stromnetz abgeben kön- formierung ein effizientes Verfahren: Dabei folgreich Akkus für Eigenheime an. Diese Speicher nen, sind keine Zukunftsvisionen, sondern in Form werden Wasserdampf und Erdgas vermischt und können – wie die Akkus in Elektroautos – helfen, von Pilotprojekten längst Realität. Ein Kernele- erhitzt und reiner Wasserstoff gewonnen. Die selbst produzierten Strom besser zu nutzen. Ein Bei- ment solcher Systeme ist das Blockheizkraftwerk. OMV erzeugt so jährlich rund 100.000 Tonnen spiel, wie Akkus die Stromversorgung in größerem Hierbei handelt es sich um einen Generator, des- Wasserstoff. Maßstab sicherstellen können, ist ein vom Unter- sen Betriebswärme nach dem Muster der Kraft- Neben der wirtschaftlichen Verfügbarkeit von nehmen Yumicons für den deutschen Ökostromer- Wärme-Kopplung genutzt wird, was einen sehr ho- Wasserstoff – und der entsprechenden Infrastruk- zeuger WEMA errichteter Speicher mit Lithium-Bat- hen Gesamtwirkungsgrad und effizienten Einsatz tur – ist bei der Einführung der zukunftsträchtigen terien. Die Anlage mit den Ausmaßen einer der Primärenergie ermöglicht. In Kombination mit Sporthalle wurde im September 2014 in Betrieb ge- Photovoltaik liefert er Strom, wenn gerade kein Technologie auch die Automobilindustrie gefragt. nommen und leistet bis zu fünf MW. Zum Vergleich: Sonnenstrom verfügbar ist. Hier erwarten Experten ab den Jahren 2020 bis Die Spitzenlast im Wiener Netz beträgt 2000 MW. Die Abwärme kann nicht nur zum Heizen, Kühlen 2025 ein verstärktes Interesse, da dann die Her- Batteriespeicher können daher nur Spitzen ver- und zur Warmwasserbereitung dienen, speziell in steller aufgrund der gesetzlichen Vorgaben ver- schieben oder „abschneiden“. Um bei hohem Anteil Unternehmen kann die Abwärme von Blockheiz- stärkt Null-Emissions-Modelle in ihren Flotten be- erneuerbarer Energiequellen die Versorgung sicher- kraftwerken auch zur Trocknung und Dampferzeu- nötigen. zustellen, braucht es Speicher mit höherer Kapazi- gung, ihr CO2-Ausstoß zur Düngung – etwa von Doch schon heute gibt es einzelne Vorreiter: Wie tät wie etwa Pumpspeicherkraftwerke. Gewächshäusern – eingesetzt werden. auch bei batteriebetriebenen Elektro- und Hybrid- General Electric hat an seinem Standort in Berlin fahrzeugen sind es zuallererst kommunale Dienst- ein solches System in Betrieb genommen. Photo- leister der öffentlichen Hand, die einschlägige Pi- voltaik, ein Jenbacher Blockheizkraftwerk und lotprojekte starten. So verkehren etwa in Hamburg eine Batteriespeicherung werden dabei intelligent und Stuttgart bereits Brennstoffzellenbusse. Auch vernetzt, sodass bedarfsgerecht Energie und die französische Post testet in Dole Renault-E-Lkw Wärme produziert werden. Überschüssige Energie wird in das Netz eingespeist. In diesem Pilotpro- mit Brennstoffzellen als Range-Extender. jekt geht es in erster Linie darum, zu eruieren, wel- Den endgültigen Sprung zum Endverbraucher che Potenziale der Energieeffizienz- und -autarkie machte die Technologie vor Kurzem mit dem ix35 sich erschließen lassen. von Hyundai. Der SUV ist ab Mai in der Version Fuel Cell FCEV mit Brennstoffzellen-Antrieb ver- fügbar. Nahversorgung. Ohne Strom bricht im Supermarkt der Ausnahmezustand aus. Denn nicht nur die Bank- omatzahlung läuft elektro- nisch, auch die Scanner an der Kassa und das gesamte Warenwirtschaftssystem funktionieren nicht mehr. Die Kühlung fällt ebenfalls aus. Mitarbeitern bleibt daher im Falle eines (längeren) Stromausfalls nur mehr die Option, das Geschäft zu schließen. Land am Strom 7
Über Strom und Geld Strompreis ist nicht gleich Strom- preis. Neben den unterschiedli- chen Kundengruppen spielen auch Steuern und Gebühren eine große Rolle. Industriestrompreise Steuern und Abgaben Ähnlich wie der Haushaltsstrompreis liegt in Österreich Wer als Kunde auf die Stromrechnung blickt, ent- auch der Industriestrompreis mit 13 Cent pro Kilowatt- deckt, dass mehr als ein Drittel (exakt 37 Prozent) stunde unter dem EU-Schnitt von 14,5 Cent/kWh. Öster- des Strompreises auf Steuern und Abgaben (in- reich belegt damit im Kreis der EU-28 Rang 15. Wie relativ klusive Ökostromförderung) entfällt. Tendenz stei- günstig Strom im Vergleich zu fast allen Nachbarländern ist, gend. Denn während der Strompreis für Energie- belegen die Eurostat-Daten von 2013 am Beispiel von und Netzanteil – also jener Anteil, den die Deutschland und Italien. So zahlen die südlichen und nördli- Stromlieferanten, -erzeuger und Netzbetreiber er- chen Nachbarn mit 20 beziehungsweise 19 Cent um sieben halten – in den vergangenen 16 Jahren gerade bzw. sechs Cent/kWh deutlich mehr. Ebenso wie beim einmal halb so stark gestiegen ist wie die allge- Haushaltsstrom zeigt sich aber auch hier neben den relativ meine Durchschnittsteuerung im Land, sind Steu- geringen Nettopreisen (Energie und Netz) eine vergleichs- ern und Abgaben in die Höhe geschnellt. So mach- weise hohe Steuerbelastung (Platz fünf in Europa) auf ten vor der Liberalisierung Steuern und Abgaben Strom für Großkunden. für Österreichs Haushaltskunden 2,7 Cent pro Ki- Wie aus einer Untersuchung von Energie-Control Austria lowattstunde aus, wohingegen heute mehr als das hervorgeht, hat die Industrie in den vergangenen 16 Jahren Doppelte für gesetzlich vorgegebene Belastungen Haushaltsstrompreise von der Strommarktliberalisierung für Großkunden stark profitiert. Seit Februar 1999 können Industriebetriebe mit zu bezahlen ist. Was genau in die Kategorie Steuern und Abgaben Bevor eine Kilowattstunde verbraucht ist, leuchtet einem Jahresverbrauch von mindestens 40 Gigawattstun- fällt, zeigt beispielhaft die Strompreiszusammen- eine 100-Watt-Glühlampe zehn Stunden lang. den ihren Stromlieferanten frei wählen. Ein Jahr später setzung eines lokalen Anbieters im Netzbereich Oder es kann ein Mittagessen für vier Personen wurde der Markt auch für Industriebetriebe mit einem jährli- Wien (Haushaltskunden, 3500 Kilowattstunden gekocht, Lebensmittel können drei Tage gekühlt chen Stromverbrauch von 20 Gigawattstunden geöffnet. Mit per annum). Demnach beträgt die Umsatzsteuer oder zwei Tage im Gefriergerät gelagert, fünf Kilo- der vollen Liberalisierung 2001/2002 halbierte sich der 16,67 Prozent des gesamten Strompreises und gramm Bunt- und Kochwäsche bei 60 Grad gewa- Preis für einen Wiener Industriebetrieb von 5,65 Cent auf stellt somit den größten Anteil der gesetzlichen schen bzw. 90 Minuten lang auf einem großen 2,27 Cent pro Kilowattstunde, womit ein Tiefpunkt erreicht Belastung dar. Auf den Plätzen folgen Ökostrom- Plasmabildschirm ferngesehen werden. Jede ein- wurde. Eine Studie des Wifo zeigte vor vier Jahren, dass die förderbetrag und Ökostrompauschale (zusammen zelne dieser Tätigkeiten kostet für Frau und Herrn Liberalisierung allen Unternehmen zusammen jedes Jahr 9,3 Prozent), Elektrizitätsabgabe (7,2 Prozent) und Österreicher rund 20 Cent – so der Preis für eine rund eine Milliarde Euro durch geringere Strompreise er- Gebrauchsabgabe Stadt Wien (3,78 Prozent). Kilowattstunde Strom in heimischen Haushalten. spart. Der Großteil davon entfällt auf die Industrie. Die seit Durch die Elektrizitätsabgabe wird unter anderem Davon entfallen 37 Prozent auf Steuern/Abgaben 2001 festgelegten Stromnetztarife brachten zusätzliche elektrische Energie einer Besteuerung unterzogen. (Mehrwertsteuer, Elektrizitätsabgabe, Ökostrom- Einsparungen von jährlich rund 170 Millionen Euro. Ohne Die Gebrauchsabgabe ist eine von Gemeinden pauschale, Gebrauchsabgabe, Kosten für Förde- Liberalisierung wäre der Strompreis laut E-Control für die vorgeschriebene Abgabe für die Benutzung von öf- rung von Ökostrom), 37 Prozent auf Energie (Be- Industrie heute um rund 56 Prozent höher. fentlichem Grund und Boden, zum Beispiel für schaffungs- und Erzeugungskosten, Vertriebs- Nachdem die Großhandelspreise an der Börse, an denen Stromnetze. Fakt ist, dass die Steuer- und Abga- kosten, Kosten für Herkunftsnachweise) und die sich der Strompreis für Industriekunden orientiert, in den benbelastung auf Strom für Haushaltskunden in verbleibenden 24 Prozent auf das Netz (Entgelt vergangenen Jahren stark gefallen sind, gehen Experten kaum einem anderen europäischen Land höher für Messleistungen, Netznutzungs- und Netzver- davon aus, dass sich daran auch künftig wenig ändern wird. ausfällt als in Österreich. Ähnlich stellt sich die lustentgelt). Die reinen Energiekosten für die Lieferung von Strom zeigen Situation für Industrie- und Gewerbekunden dar. Im europäischen Vergleich liegen die heimischen weiter sinkende Tendenz, steigende Systemkosten gleichen Hier wird die hohe Steuerbelastung in Österreich Strompreise im Mittelfeld auf Rang neun der EU- diese Entwicklung jedoch aus. Insgesamt wird damit ge- nach aktuellsten Daten der europäischen Statis- 28. Dabei muss allerdings differenziert werden. rechnet, dass die Stromkosten für die Industrie in Summe in tikbehörde Eurostat nur von vier europäischen Während bei den Netto-Haushaltsstrompreisen absehbarer Zukunft stabil bleiben. Ländern übertroffen. (Energie und Netz) mit 13,6 Cent pro Kilowatt- stunde ein moderater Wert zu Buche steht, ist die absolute Steuerbelastung auf Strom (6,6 Cent/ kWh) im Vergleich zu Ländern mit ähnlichem Kaufkraftniveau relativ hoch. Die höchsten Strom- preise in Europa zahlen laut jüngsten Eurostat Er- http://oesterreichsenergie.at/daten-fakten/statistik.html hebungen übrigens die Dänen mit 30 Cent/kWh. Auf den Plätzen folgen Deutschland (29,2 Cent), Zypern (27,6) und Irland (23). Die Haushalte in der Slowakei, in Malta und Großbritannien dürfen sich hingegen über die niedrigsten Strompreise in- nerhalb Europas (je 17 Cent/kWh) freuen. Österreichische Stromkunden profitieren jeden- falls von einer hohen Stabilität des Strompreises. Im Gegensatz zu vielen anderen vergleichbaren EU-Ländern, in denen starke Preissprünge im Mehr als ein Drittel des Endverbrauchspreises für Halbjahresabstand nicht unüblich sind, zeigt sich der heimische Strompreis weitgehend konstant. Haushaltsstrom machen Steuern und Abgaben aus. 8 Land am Strom
Smart sparen Intelligente Stromnetze, sogenannte Smart Grids, gelten als eine entscheidende Komponente der Energieversorgung der Zukunft. Eine wichtige Rolle beim Management der Smart Grids spielen intelligente Stromzähler, Smart Meter, die künftig die bisher üblichen Ferraris-Zähler ersetzen wer- den. Ziel dieser Maßnahmen ist es auch, in Haus- halten eine Senkung des Energieverbrauchs zu er- zielen. Durch den Einbau des digitalen Zählers soll der Konsument in Zukunft die Möglichkeit haben, seinen Energieverbrauch zeitnah abzulesen und somit steuernd eingreifen zu können. Hoffnungen werden in den Smart Meter künftig auch dahinge- hend gesetzt, dass neue Dienstleistungen entste- hen (zum Beispiel Inhome-Displays, variable Tarif- systeme, Schnittstellen zu Smart-Home- Lösungen), die dem Konsumenten eine verbes- Ökostromförderung Netzgebühren serte, leichtere Überwachung und Steuerung sei- ner Verbräuche ermöglichen. Am Ende steht ein flexibles System bei gleichzeitiger Senkung der Strom aus erneuerbaren Energien ist in der Erzeu- Die Stromkosten setzen sich aus drei Teilen zu- Stromkosten. Denn Smart Meter werden von Ex- gung teurer als Strom, der aus der konventionellen sammen. Während der eigentliche Strompreis für perten als Basis für den effizienten Umgang mit Erzeugung mit fossilen Energieträgern wie Gas die verbrauchte Energie an den Stromlieferanten Strom, die Stabilisierung des Stromnetzes und und Kohle oder aus bestehenden Wasserkraftwer- geht und Steuern wie Abgaben dem Finanzminis- den Ausbau der Elektromobilität gesehen. Smart ken gewonnen wird. Dementsprechend wird er ter bzw. den Gebietskörperschaften zufließen, Meter können auch die neue Basis für innovative finanziell gefördert. geht der Netzanteil an den Netzbetreiber. Dieser Tarifangebote der E-Wirtschaft werden. Mit Juli 2012 trat das neue Ökostromgesetz in Netzanteil ist demnach keine Steuer, sondern Kraft. Ziel war es unter anderem, einen neuen dient der Finanzierung der Infrastruktur. Er be- Mechanismus für die Aufbringung der Kosten der inhaltet im Wesentlichen Grundgebühr, ver- Ökostromförderung zu schaffen sowie für mehr brauchsabhängige Gebühr, Netzverlustentgelt Transparenz auf der Stromrechnung zu sorgen. und Entgelt für Messleistungen. Die vom Strom- Wurden bis 2012 dem Kunden die Ökostrom- verbrauch unabhängige Grundgebühr (Leistungs- mehrkosten von den Stromlieferanten in wenig pauschale) richtet sich nach der Art des Stroman- nachvollziehbarer Art in Rechnung gestellt, so schlusses, ihre Höhe wird von der Regulierungs- brachte das neue Gesetz tatsächlich mehr Klarheit behörde in regelmäßigen Abständen pro Netzge- für den Konsumenten. Eingeführt wurden zwei – biet bestimmt. gesondert auf der Stromrechnung ausgewiesene Für sämtliche Stromkunden steigen über alle – Komponenten, mit denen der Verbraucher zur Netzebenen die Stromnetzentgelte im Österreich- Finanzierung der Ökostromförderkosten beiträgt: Schnitt um 0,33 Prozent. Dennoch zahlen alle Zum Ersten der Ökostromförderbeitrag, der sich Stromkunden in Österreich jährlich rund 633 Mil- als prozentueller Aufschlag auf die Netznutzungs- lionen Euro weniger an Netzgebühren als noch auf und die Netzverlustentgelte errechnet, und zum Basis der Entgelte von 2001 – und dies ohne Be- Zweiten eine Ökostrompauschale. rücksichtigung der Inflation. Die relativ stabile Ent- Mehr Kostenklarheit auf der einen Seite stehen wicklung der Entgelte ist besonders vor dem Hin- stetig anwachsende Kosten für die österreichi- tergrund, dass in den Jahren 2012 und 2013 mehr schen Haushalte auf der anderen Seite gegenüber. investiert wurde als in den 20 Jahren zuvor, positiv Denn der Ökostromförderbeitrag wird jährlich per zu sehen. So sind die Investitionen mit rund 750 Verordnung neu festgelegt und erfuhr zuletzt eine Millionen Euro pro Jahr mehr als doppelt so hoch Kommunikation. Wenn massive Erhöhung. Zahlte ein Durchschnittshaus- wie in den Anfangsjahren der Regulierung zwi- es zu einem Stromausfall halt (3500 Kilowattstunden Stromverbrauch pro schen 2001 und 2004. Investitionen, die im Sinn kommt, ist Information Jahr) 2012 noch 32 und 2013 noch 65 Euro, so der Versorgungssicherheit für eine Zukunft der gefragt. Wie lang wird er wiesen die Stromrechnungen für die Ökoförde- Netze unter anderem durch Ausgaben für intelli- dauern? Was ist passiert? rung 2014 bereits 82 Euro aus. 2015 müssen für gentes Netzmanagement auf Basis moderner Fernseher und Radio fallen den Ausbau bzw. die Förderung von sauberem Informations- und Kommunikationstechnologien als Informationsquelle Strom von den heimischen Haushalten sogar je- bedingt sind. weils 94 Euro gezahlt werden. Ebenso wurde die sofort aus, das Smartphone fixe Ökostrompauschale zuletzt von elf auf 30 überdauert in der Regel nur Euro angehoben. Haushalte mit zwei Stromzäh- einen Tag, dann muss auch lern (zum Beispiel Nachttarif, Wärmepumpentarif) dieses an eine Steckdose. trifft das besonders. Sie zahlen für die Ökostrom- Das heißt: ohne Strom pauschale fast 80 Euro (inklusive USt). Eine Aus- keine Information. nahme bilden einkommensschwache Haushalte, die GIS-befreit sind und somit Anspruch auf eine Deckelung der Ökostromförderkosten haben. Kri- tik am Kostenanstieg kam zuletzt unter anderem von der Arbeiterkammer, die eine Reform der Öko- stromförderung fordert, damit die aktuelle Öko- stromfinanzierungslücke von 800 Millionen Euro nicht auf alle Stromverbraucher übergewälzt wird. Land am Strom 9
Was Österreich mit Europa verbindet Die heimische E-Wirtschaft denkt schon lang grenzüber- schreitend. Um den Strombinnenmarkt weiter auszubauen, muss die EU allerdings noch einige Hausaufgaben machen. Eine davon ist die Harmonisierung der Abgabenbelastung. 10 Land am Strom
Euro Bilanzsumme entweder ein zertifiziertes Energie- oder Umweltmanagementsystem ein- führen oder alle vier Jahre ein externes Ener- gieaudit durchführen. Energielieferanten, die im Vorjahr in Österreich mehr als 25 Millionen kWh Energie an Endkunden abgegeben haben, müssen wiederum jährlich Effizienzmaßnah- men von 0,6 Prozent des vorjährigen Energie- absatzes nachweisen. Für Energiedienstleister, die über die fachliche Eignung und Befugnis verfügen, ein externes Energieaudit durchzu- führen, ist zudem ein öffentlich zugängliches Register zu führen. Einheitliches Marktdesign. Trotz des Voranschreitens der Integration auf dem Strombinnenmarkt haben in den vergangenen Jahren Netzengpässe an den Grenzen erhebli- che Preisdifferenzen zwischen den einzelnen Marktgebieten entstehen lassen. Um die ener- M it über 500 Millionen Einwohnern Wasserversorgung: Eine spielt darin eine gewichtige Rolle. „Die heimi- giepolitischen Gesamtziele der EU effizienter und einem jährlichen Strombedarf der kritischsten Situationen sche E-Wirtschaft ist längst europäisch“, betont erreichen zu können, drängt Österreich auf ein von knapp 3,5 Millionen Gigawatt- bei einem längeren Strom- Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oes- europäisches Strommarktdesign der Zukunft. stunden (GWh) zählt die Europäi- terreichs Energie. Nur wer Allianzen sucht und Der CO-Markt sollte dabei das Leitsystem zur ausfall betrifft die öffent- sche Union zu den größten Strommärkten der in Europa seine Stimme erhebt, werde auch et- Erreichung der Energiewende und zur Unter- liche Infrastruktur wie die Welt. Einen gemeinsamen Stromaustausch in- was verändern können. Um die natürlichen stützung des Ausbaus der Erneuerbaren bzw. Wasserversorgung. Da die nerhalb Europas gab es aber schon immer. Standortvorteile der einzelnen Mitgliedstaaten CO-armer Erzeugungstechnologien sein. Eine Hatte dieser vor der Liberalisierung der Strom- Trinkwasser- und Abwas- beim Ausbau der erneuerbaren Energien sinn- unabhängige, europäische CO-Kommission märkte vor allem eine ausgleichende Funktion, serversorgung in vielen voll nutzen zu können, ist aus Sicht von Oester- könnte eingerichtet werden, die den Marktme- um Systemstabilität zu gewährleisten, so ha- Gebieten ohne natürliches reichs Energie ein Gemeinschaftsziel unab- chanismus entwickelt, umsetzt und überwacht. ben sich die Austausche im Zuge der Liberali- Gefälle auf Pumpen ange- dingbare Voraussetzung. So unterstützt die Empfohlen wird eine möglichst rasche Einglie- sierung und der Weiterentwicklung des euro- wiesen ist, kann etwa nicht Interessenvertretung der österreichischen E- derung der erneuerbaren Erzeugungsanlagen päischen Binnenmarkts deutlich erhöht. mehr geduscht werden und Wirtschaft die Entscheidung der EU-Kommis- in den Wettbewerbsmarkt, mit gleichen Rech- Während die Stromnetze vor 2001 vornehmlich auch viele Toilettenspü- sion vom 23. Oktober 2014, die Verringerung ten und Pflichten wie alle übrigen Kraftwerke. als nationale Netze gebaut wurden, sind seit- lungen funktionieren nicht der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 Auch eine vollständige Liberalisierung der dem immer stärker grenzüberschreitende mehr. Selbst bei Wasser- als Hauptziel für die Mitgliedstaaten festzule- Großhandelsmärkte für Primärenergieträger internationale Leitungen und Systemlösungen versorgungsnetzen, die gen. Angestrebt wird das Ziel, eine Senkung der und Strom sowie der Endverbrauchermärkte in gefragt. Insbesondere das Bekenntnis zum CO-Emissionen um 40 Prozent gegenüber allen Mitgliedsstaaten gilt es durchzusetzen. über ein natürliches Gefälle Ausbau erneuerbarer Energien hat einen tief- 1990 zu erreichen. Im Fokus steht ebenso, den Im Bereich der Stromproduktion müsste verfügen, sind in vielen greifenden Transformationsprozess in der Anteil erneuerbarer Energien bis zum Jahr außerdem eine Harmonisierung der national Fällen Probleme europäischen E-Wirtschaft ausgelöst. Neue, 2030 auf 27 Prozent (von 14,1 Prozent im Jahr unterschiedlichen Abgabebelastung für Erzeu- volatile und schwer prognostizierbare Erzeu- programmiert. 2012) zu steigern. Ein Teil dieser ambitionier- gungsanlagen erfolgen. Zusätzlich zu den gungsformen, neue Verbrauchsmuster sowie ten Zielsetzungen wird in Österreich seit 1. Jän- marktseitigen Maßnahmen ist zur Vermeidung steigende Preise bei fossilen Treibstoffen ma- ner 2015 durch das Energieeffizienzgesetz des von Netzengpässen bzw. Versorgungsunter- chen das Zusammenwachsen der Systeme zur Bundes (EEffG) umgesetzt. In den Bestimmun- brechungen der Ausbau der Übertragungs- Notwendigkeit, um gemeinsam die Herausfor- gen werden vom EEffG im Wesentlichen große netze unbedingt erforderlich. derungen der Energiezukunft zu meistern. energieverbrauchende Unternehmen, Ener- Österreichs Experten sind überzeugt: Nur eine gielieferanten mit mehr als 25 GWh Vorjahres- europaweit harmonisierte Umsetzung dieser Drehscheibe Strombörse. Eine zent- absatz und Energiedienstleister erfasst. So Programmpunkte wird langfristig zu Versor- rale Rolle für die Entwicklung des europäi- müssen seit Anfang des Jahres Unternehmen gungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Nach- schen Strombinnenmarktes kommt dem Han- mit mehr als 249 Beschäftigten oder mehr als haltigkeit führen. Nach dem Motto: del mit der zunehmenden Vielfalt an 50 Millionen Euro Umsatz und 43 Millionen mehr Markt und weniger Regulierung. Stromprodukten zu. Da die Unternehmen der E-Wirtschaft im Wettbewerb stehen, müssen sie versuchen, Strom zu möglichst attraktiven Kosten zu beschaffen. Im Rahmen des Handels „Die heimische E-Wirtschaft ist gewinnen die in den vergangenen zehn Jahren entstandenen, als zentrale Drehscheiben auf- längst europäisch.“ (Barbara tretenden Strombörsen an Bedeutung. Auf die- sen Marktplätzen treffen Energieangebot und Schmidt, Generalsekretärin von Energienachfrage aufeinander, wodurch die bestmögliche Deckung des aktuellen Energie- Oesterreichs Energie) verbrauchs erreicht werden soll. Die Preisbil- Lebensmittel: dung an Strombörsen erfolgt dabei nach dem Besonders kritisch wird es Merit-Order-Prinzip. Die Börse reiht die Strom- bei einem längeren Strom- lieferanten nach ihren Preisforderungen und ausfall in der Nahversor- bezieht den Strom vom jeweils billigsten An- bieter, der noch über Kapazitäten verfügt und gung. Nicht nur die logisti- zur jeweiligen Angebots- und Nachfragesitua- sche Infrastruktur ist in tion auf dem Markt gerade noch kostende- Gefahr, auch in der Land- ckend Strom anbieten kann. Damit wird si- wirtschaft bricht der chergestellt, dass alle Bezieher über den Notstand aus. Da viele Börsenpreis die niedrigstmöglichen Kosten Betriebe heutzutage hoch vorfinden. Für Österreich, das seit 2001 Netto- technisiert sind, werden stromimporteur ist (Stromverbrauch übersteigt viele Arbeitsschritte extrem die Erzeugung im Inland), sind der Handel und erschwert. Wenn beispiels- seine Mechanismen von großer Wichtigkeit. weise die Melkanlagen Erst über den Stromhandel kommt es zu einem nicht mehr funktionieren, Ausgleich der Erzeugungskapazitäten zwi- kann es bei den Tieren zu schen den EU-Ländern und zu marktgerechten Euterentzündungen Preisen. kommen, die in der Folge zu Österreich ist europäisch. Österreich ihrem Tod führen. Bei oft bildet zusammen mit Deutschland, Frank- Hunderten von Tieren ist reich, der Schweiz und den Benelux-Ländern das Ausweichen auf Hand- den zentraleuropäischen Strommarkt – und melken unmöglich. Land am Strom 11
Die Strommacher CHRISTIAN KASPERS Arbeitstag be- ginnt um sechs Uhr früh. Der Straßen- meister der Silvretta-Hochalpenstraße ist mit seinem vierköpfigen Team für die 28 Kilometer lange Passstraße mit 34 Spitzkehren verantwortlich, die Parte- Alpinisten, Straßenmeister, Insektenhotelbetreiber, nen in Vorarlberg mit Galtür in Tirol ver- bindet. „Wir arbeiten im Hochgebirge Telefonisten, Kraftwerkserhalter, Trassenarchitekten, mit all den Naturgefahren wie Muren, Steinschlag oder Lawinen. Wenn man IT-Servicemanager – bei der Arbeit. dann bei stürmischem Wetter nicht ein- mal mehr sieht, wo die Straße ist, muss man das erst einmal bewerkstelligen“, so Kasper, der weiß, von welchen Ris- ken er spricht. Sein Vorgänger als Stra- ßenmeister verunglückte 2001 bei einem Arbeitsunfall tödlich. Zu den vielfältigen Aufgaben zählen nach dem Winter die Schneeräumung, die je nach Schneelage zwischen fünf Tagen und bis zu zehn Wochen bean- sprucht. Im Anschluss daran sind Kas- per und Kollegen gemeinsam mit dem Bautrupp der Illwerke intensiv mit Fels- räumarbeiten beschäftigt. Sobald die Straße und die Böschungen von losem Material wie Ästen, Felsen und Steinen befreit ist, werden rund 1500 Schnee- stangen entfernt und etwa 50 Verkehrs- schilder montiert. „Nach 28 Jahren in diesem Job kenne ich jeden einzelnen Standort auswen- dig. Pläne sind schon lang nicht mehr vonnöten“, so Kasper, der in seinem Job auch eine ganze Reihe nicht alltäglicher Dinge zu erledigen hat. Zum Beispiel die Begleitung des Almauf- und -abtriebs von Rindern oder die Pflege und In- standhaltung einer Kapelle. Mit seinen 60 Jahren steht Kasper nunmehr kurz vor seiner Pension: „Ein Grund mehr, meine intensive Arbeit täglich bewusst zu genießen.“ WOLFGANG WARMUTH ist nur selten im die sich auf Seehöhen von über 2000 Me- Büro anzutreffen. Das Revier des Alpinis- tern befinden.“ Kein Problem für den ten ist die bergige Natur. Wenn seine Kol- Berg- und Skiführer, ausgebildeten legen von der Kelag und der Kärnten-Netz Sprengbefugten sowie Elektrikermeister, Arbeiten im Hochgebirge oder in sehr der an seiner Tätigkeit insbesondere die steilen Lagen zu erledigen haben, sorgen Kombination der Arbeit in alpinen Regio- Alpinisten wie Warmuth für deren Sicher- nen mit den Aufgaben im Zuge von heit. Anlagenkontrollen schätzt. Des „Wir sichern zum Beispiel Personen im besonderen Risikos im Hochgebirge ist KRISTINA IVANOVIC „ist für Sie da“. Die- zu ihrem heutigen Beruf: „Ich bewarb mich Zuge von Druckrohrleitungskontrollen. sich Warmuth natürlich bewusst: „Unsere ses Gefühl will die 27-jährige Mitarbeiterin für ein Praktikum und bekam danach die Wenn es im Sommer nach Unwettern Mission ist es, die Risken in jeder Situa- des Costumer Care Centers von Wien Ener- Chance, als Mitarbeiterin bei Wien Energie Vermurungen gibt, sind wir Alpinisten ge- tion richtig zu beurteilen. Bis jetzt sind wir gie ihren Kunden täglich vermitteln. Eine mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag fix fordert, die notwendigen Sicherheits- und mit unseren Einschätzungen zum Glück besonders wichtige Aufgabe, wie Ivanovic eingestellt zu werden. Diese Anstellung er- Räumungsarbeiten zu organisieren“, so immer gut gelegen.“ betont: „Wir von der Vermittlung sehen uns möglichte mir ein unabhängigeres, selbstbe- Warmuth, der mit seinen Kollegen zudem Die Berge lassen den 31-jährigen Kärnt- als das Herz des Unternehmens und stellen stimmteres Leben.“ für die Kontrollen der Staudämme der ner, der in seinem heutigen Berufsstand- per Telefon oft den Erstkontakt mit und für Neben der Telefonie mit Kunden unterstützt Speicherseen in der Kraftwerksgruppe ort Flattach aufgewachsen ist, übrigens die Kunden her. Wir nehmen die Menschen die Wienerin mit kroatischen Wurzeln die Fragant zuständig ist. „Wir kontrollieren auch in seiner knapp bemessenen Frei- ,an die Hand‘ und bringen sie mit viel sehbehinderten Praktikanten im Unterneh- etwa die Sickerwässer in den Drainagie- zeit nicht los: „Klettern und Eisklettern ge- Freundlichkeit und Kompetenz an ihr ge- men und gibt ihre Erfahrungen und lebens- rungen der Dämme. Weiters sichern wir hören zu meinen Lieblingshobbys. Berg- wünschtes Ziel.“ praktischen Fertigkeiten im Arbeitsalltag bei jeder Witterung die Zufahrtswege zu fex bleibt Bergfex. Sonst wäre ich für Eine Kooperation zwischen Wien Energie gern weiter. Ein Alltag, den Ivanovic unter den Krafthäusern und Pumpstationen, diesen Job wohl auch nicht geeignet.“ und dem Bundesblindeninstitut öffnete Iva- das persönliche Motto „Jeden Tag eine neue novic, die von Geburt an vollblind ist, die Tür positive Herausforderung!“ gestellt hat. 12 Land am Strom
CHRISTIAN KLUG macht es möglich, dass spiel ihre Baggerschiffe auf der Donau. Der HENRIKE BAYER ist Hotelière – mit Vor kästen für baumhöhlenbrütende Vögel und sich Mensch und Maschine auf wenige Zen Baggerfahrer kann dann exakt erkennen, ob liebe für tierische Gäste. Die 44jährige 150 Nistkästen für Fledermäuse. timeter in Lage und Höhe exakt positionie er mit der Baggerschaufel bereits das ge Grazerin von der Energie Steiermark be „Insgesamt betreuen wir in unserem Team ren können. Genauer gesagt ist das von der wünschte Sollniveau erreicht hat oder nicht. treibt Hotels und Nistplätze für Insekten, 105 Maßnahmen für die Murkraftwerke Wiener Netze GmbH angebotene und von Eposa stellt ihm sozusagen ein Werkzeug Schmetterlinge, Fledermäuse und Vögel und lassen uns dabei von Experten bera Klug betreute EposaService (Echtzeit Posi dafür zur Verfügung“, erklärt Klug. Die Her bei den Murkraftwerken Gössendorf und ten“, so Bayer. tionierung Austria) dafür verantwortlich. Zu ausforderung bestehe darin, den Kalsdorf. Viele Fragen gilt es zu klären. Wann müs den Anwendungsbereichen der Echtzeit störungsfreien Betrieb der nötigen Server Es begann im Rahmen des Projektes „Vom sen einem Insektenhotel nahestehende datendienstleistung gehören die Steuerung und Infrastruktur zu gewährleisten. „Meine Kraftwerk zum Insektenhotel“ mit dem Bau Bäume und Sträucher zurückgeschnitten von Traktoren in der Landwirtschaft für Pre Aufgabe ist die Koordination der dafür rel von drei Insektenherbergen an der Kraft werden, um die sonnige Lage cise Farming, Bagger und Baggerschiffe, Lo vanten Abläufe und die stetige Weiterent werksbaustelle Gössendorf, gefertigt von aufrechtzuerhalten? Im welchem Monat ist komotiven, Vermessungsaufgaben, Überwa wicklung der Services und Angebote für den den Schülern der neuen Mittelschule in es am günstigsten, Erhebungen durchzu chungsmessungen von Rutschhängen oder Kunden.“ Aufgaben, die unter anderem in Feldkirchen bei Graz. „Die Insektenhotels führen, weil gerade dann die jeweilige Tier Leitungsdokumentationen. Kooperation mit der Technischen Universität sind eine Nist und Überwinterungshilfe für art ihre Hauptaktivität hat? Von Frühjahr bis „Zwei Baufirmen steuern damit zum Bei Wien erledigt werden. solitäre Bienen und andere Hautflügler“, er Herbst werden zudem Hotels und Nistkäs zählt Bayer. Die Auszeichnung des Projekts ten besucht, um kleinere Schäden zu behe zum UnescoDekadenprojekt war Ansporn, ben und Gästezahlen festzustellen. „Seit die Herbergen besonders gut zu betreuen meiner Tätigkeit gehe ich viel bewusster und weitere zu errichten. Hinzu kamen ein mit Ressourcen um“, resümiert Bayer Sinn Schmetterlingshotel in Kalsdorf, 75 Nist Lohn ihrer Arbeit. ANDREAS DIGRUBER hat einen beson deren Arbeitsplatz. Sein Dienstort, das Kraftwerk Wienerbruck, ist nicht per Straße, sondern nur mit einem Schräg aufzug erreichbar, der in knapp sechs Minuten zur Bergstation führt. „Der Auf zug ist neben einem Fußweg die einzige Möglichkeit, den Arbeitsplatz und die nahegelegene Familiendienstwohnung zu erreichen. Im Winter ist es bei schlechtem Wetter und starkem Schneefall manchmal nicht möglich, unseren Wohnort zu verlassen, weil zu erst die Schienentrasse des Aufzugs ge räumt werden muss“, erzählt Digruber. Zu seiner Arbeit im Dienst der Energie versorgung Niederösterreich (EVN) als SVEN ABERLE ist Experte für Ökologi des Sakerfalken ins Leben gerufen. Im Werkserhalter gehört neben der tägli Fotos: Dimo Dimov (5), Helmut Lunghammer, miromedia.net sches Trassenmanagement und Leiter Fokus stand die Entwicklung geeigneter chen Durchsicht des Kraftwerkes auch einer Vielzahl von Vogelschutzprojekten. Nistplattformen und kästen. Mittlerweile die Kontrolle des Speichersees des Und das beim Übertragungsnetzbetreiber ziehen rund zwei Drittel der österreichi Kraftwerks Erlaufboden. „Ich erhalte Austrian Power Grid (APG). schen Sakerfalkenpaare auf APGStrom ebenso den Istzustand der Wasserkraft „Technik und Natur sind nur auf den ersten masten ihre Jungen auf. Ein großer Erfolg anlage, um den Schaden bei Defekten Blick unvereinbar. Wir planen und betrei und ein nachhaltiger Beitrag zur Erhaltung und damit verbundene Ausfallszeiten ben alle unsere Anlagen mit Rücksicht auf einer weltweit bedrohten Greifvogelart“, gering zu halten.“ die unberührten Naturräume“, sagt der an freut sich Aberle. Für Reparaturen aller Art steht dem ge der Uni Salzburg ausgebildete Geoinfor Eine Idee kreieren, technische Fragen lö lernten Schlosser eine Schlosser matiker. sen, Projekte mit konkreten Maßnahmen werkstätte zur Verfügung, der – beson Dass es auch viel mehr als bloße Rücksicht umsetzen – so lautet die Formel für einen ders bei Schneekatastrophen und der sein kann , zeigt beispielhaft das Sakerfal kreativen Arbeitsalltag im Zeichen von damit verbundenen Abgeschnittenheit kenprojekt. „Gemeinsam mit der VetMed Technik und Natur, der im Erfolgsfall „ein von der Außenwelt – besondere Bedeu Uni Wien haben wir ein Projekt zum Schutz sehr gutes Gefühl“ hinterlässt. tung zukommt. Land am Strom 13
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