Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei Nordrhein-Westfalen vom Gestern zum Heute - Eine Chronik der ...

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Landesamt für Ausbildung, Fortbildung
und Personalangelegenheiten der Polizei
Nordrhein-Westfalen
vom Gestern zum Heute ...

Eine Chronik der Jahrzehnte
Impressum

Herausgeber:
Landesamt für Ausbildung, Fortbildung
und Personalangelegenheiten der Polizei
Nordrhein-Westfalen
Im Sundern 1
59379 Selm

Text/Redaktion: Heide Lukosch/Ulrich Senff/Susanne Aye
Layout und Druck: André Kloß und Heide Lukosch
Mit freundlicher Unterstützung der Pressestelle des LAFP NRW
2., aktualisierte Auflage, Januar 2008
LAFP-Chronik: Inhalt

Inhalt

Grußwort des Behördenleiters                                                          1
Zeittafel                                                                             2
Vom Gestern ...: Düsseldorfer „Kaiserzeiten“ nach der Jahrhundertwende               15
Erster Umzug: „Verbesserte Ausbildung“ in den 10er Jahren                            17
Die Anfänge in den „goldenen“ 20er Jahren                                            19
Vorläufiges Ende: Die düsteren 30er Jahre                                            22
Wiedereröffnungen ...: Die zweite Hälfte der 40er Jahre                              24
... und Neugründungen: Das „Wirtschaftswunder der 50er Jahre“                        26
Ruhe vor dem Sturm: Die 60er Jahre                                                   32
Neue Aufgaben: Die „wilden“ 70er Jahre                                               35
Ein neues Zeitalter bricht an: Die Informationstechnologie der 80er Jahre            38
„Reformation“: Die 90er Jahre der neuen Ausbildung                                   42
Ein neues Jahrtausend: Das Institut für Aus- und Fortbildung der Polizei NRW         47
... zum Heute: Das LAFP NRW                                                          54
Quellen                                                                              57
LAFP-Chronik: Grußwort

Grußwort

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Direktor des Landesamtes für Ausbildung, Fortbildung und
Personalangelegenheiten des Landes Nordrhein-Westfalen ist es
mir eine Freude, Ihnen mit dieser Chronik einen Einblick in „unsere“
Geschichte geben zu können.

Das LAFP NRW wurde im Juli 2007 errichtet.
Wir tragen unseren Auftrag im Namen: Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und
Personalangelegenheiten der Polizei NRW. Diese noch „junge Organisation“ stellt sich den
erforderlichen Veränderungen und ist gleichzeitig bestrebt, Bewährtes zu erhalten.
Die Erfahrungen, die heute in unsere Arbeit einfließen, wurden in einem halben Jahrhundert in
unterschiedlichen Einrichtungen gesammelt. Jede dieser Einrichtungen hatte ihre eigene
Identität, und es war unsere Absicht, dies für Sie festzuhalten.

Heute sind wir „ein neues Haus“ mit breit gefächerten Kompetenzen für diese wichtige
Dienstleistungsfunktion in der Polizei Nordrhein-Westfalen, die wir im Zusammenwirken mit
unseren Partnern erfüllen.

Bereits bei der Zusammenstellung des Materials für diese Chronik waren wir uns dessen
bewusst, dass wir vielen Menschen und Ereignissen nicht den Raum geben können, der ihnen
gebührte! Doch der Spaziergang durch die Zeiten sollte für Sie kein mühseliges Unterfangen
werden, sondern ein „lesbares Vergnügen“ bleiben.

Mit freundlichen Grüßen

                                                                                                 1
LAFP-Chronik: Zeittafel

               Zeittafel

              Vom Gestern ...: Düsseldorfer „Kaiserzeiten“ nach der Jahrhundertwende

              15.02.1902      Einrichtung der ersten Polizeischule im Kaiserreich in Düsseldorf,
                              Gerresheimer Straße, ausgehend von der

                                      „Vereinigung zum Zwecke der
                                      besseren Ausbildung der
                                      Polizeianwärter“.

              Erster Umzug: „Verbesserte Ausbildung“ in den 10er Jahren
                 1912         Umzug der Polizeischule in Düsseldorf in die Ulmenstraße.

                 1913         Erster Kurs für „untere Kriminalbeamte“ und „Unterbeamte“ auch aus nicht
                              preußischen Verwaltungen.

              Die Anfänge in den „goldenen“ 20er Jahren
              20.10.1920      Gründung der „Polizeischule Rheinland-Westfalen“ in Münster mit dem
                              vorläufigen Leiter Polizei-Major von der Oelsnitz.

                 1926         Die „Polizeischule Rheinland-Westfalen in Münster“ wird zur „Staatlichen
                              Polizeischule Münster“.

2
LAFP-Chronik: Zeittafel

Vorläufiges Ende: Die düsteren 30er Jahre
 Die „Staatliche Polizeischule Münster“ wird zur Landespolizeischule.              1934

 Die Landespolizeischule wird geschlossen.                                         1935

Wiedereröffnungen ... : Die zweite Hälfte der 40er Jahre
 Die Landespolizeischule in Münster wird zur „Provinzial-Polizeischule             1945
 Westfalen“.

 Die „Provinzial-Polizeischule Westfalen“ bekommt den neuen Namen                  1946
 „Regional-Polizeischule“.

 Ein bekannter und doch nicht gleicher Name wird in Münster gewählt:               1947
 „Landes-Polizeischule Münster“.

 Übernahme der neuen „Landespolizeischule Düsseldorf“ durch das                 20.01.1947
 Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen von den Briten.

 Die Landes-Polizeischule (LPS) erhält den Zusatz „Carl Severing“.                 1949

 Der neu gegründeten Polizeischule auf dem Gelände Tannenstraße in              24.05.1949
 Düsseldorf werden die Aufgaben der Aus- und Fortbildung für die Schutz- und
 Kriminalpolizei übertragen.

                                                                                                         3
LAFP-Chronik: Zeittafel

              ... Und Neugründungen: Das „Wirtschaftswunder“ der 50er Jahre
                 1950         Durchführung erster Kriminalfachlehrgänge in Düsseldorf.

              08.02.1951      Aufstellung einer Polizeieinheit in Form der Bereitschaftspolizei auf
                              Grundlage des Verwaltungsabkommens über die Einrichtung einer
                              Bereitschaftspolizei NRW.

              13.06.1951      Verlegung der 5. und 6. Einsatzhundertschaft von Düsseldorf nach Bochum, in
                              die umgebaute Polizeiunterkunft „Staatsminister Severing“.

              24.11.1951      Umzug der 9. Hundertschaft aus Düsseldorf nach Wuppertal-Barmen.

              26.11.1951      Übergabe der ehemaligen Luftwaffenmunitionshauptanstalt („Muna“) in Bork
                              als Polizeiunterkunft an die 1. Hundertschaft der Bereitschaftspolizei.

                 1952         Einzug der 2., 3. und 4. Hundertschaft in Bork. Verlegung der 10. Hundert-
                              schaft von der Landespolizeischule Münster zur Bereitschaftspolizeiabteilung
                              (BPA) III nach Wuppertal.

              29.02.1952      Umzug der 13. Einsatzhundertschaft aus Düsseldorf in die neu gebaute
              14.03.1952      Einrichtung für eine Bereitschaftspolizei in Linnich.
              09.09.1952      Es folgen die 14. Einsatzhundertschaft, die 16. Stabshundertschaft sowie die
              07.10.1952      15. Einsatzhundertschaft.

              07.04.1952      Einrichtung einer Unterhaltungsbücherei im Archiv der BPA in Bork mit einer
                              Spende des Bertelsmann-Verlags als Grundstock.

                 1953         Start der Aus- und Weiterbildung der Polizeibeamten in Bochum in Hinsicht
                              auf geschlossene Einsätze und auf die spätere Verwendung im Einzeldienst.

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LAFP-Chronik: Zeittafel

Die Außenstelle „Technik“ in Essen wird als „Landespolizeischule für Technik         1956
und Verkehr“ eine selbständige Einrichtung.

Neubildung des Lehr- und Führungsstabes (LFSt) in Bork, dem die Hundert-             1957
schaften der vier Bereitschaftspolizeiabteilungen unterstellt sind und dem die
Dienst- und Fachaufsicht über die Landes-Polizeischulen „Carl Severing“ in
Münster, Technik und Verkehr (TuV) in Essen, „Erich Klausener“ in Bork
sowie die Diensthundführer in Bork übertragen wird.

Umzug der Polizeischule „Erich Klausener“ nach Bork.                                 1957

Beginn von Grundlehrgängen in Linnich, zunächst als Außenlehrgänge für die        04.05.1959
Landespolizeischule „Carl Severing“ in Münster.

Ruhe vor dem Sturm: Die 60er Jahre
Einrichtung einer Außenstelle der Landes-Polizeischule „Erich Klausener“ in          1965
Bergkamen-Oberaden für 150 Lehrgangsteilnehmer.

Weitere Außenstellen der Landes-Polizeischule „Erich Klausener“ werden in         01.02.1966
Altena und Stukenbrock eingerichtet. Die Außenstelle in Stukenbrock nimmt         30.05.1966
ihren Dienst als Ausbildungsstandort zunächst als Untermieter des Sozialwerks
Stukenbrock auf.

Der Innenminister NRW erklärt die Landeskriminalschule in Düsseldorf zur          04.04.1966
selbständigen Einrichtung im Sinne des Landesorganisationsgesetzes und über-
trägt ihr die Aufgaben der Aus- und Fortbildung der Kriminalpolizei.

                                                                                                           5
LAFP-Chronik: Zeittafel

                 1966         In Linnich werden die Grundlehrgänge in eigener Zuständigkeit durchgeführt.

                 1968         Einführung der Amtsbezeichungen „Polizei-/Kriminalbezirkskommissar”

              02.01.1968      Eröffnung der Polizeisportstätte bei der BPA III in Wuppertal.

              28.05.1968      Installation der ersten Sprachlaboranlage bei der BPA II in Bochum.

                 1969         Umbenennung des Lehr- und Führungsstabes in Bork zur „Direktion der
                              Bereitschaftspolizei NW“ (BPD).

              01.10.1969      Die „Landespolizeischule Münster“ erhält den Namen „Höhere
                              Landespolizeischule NRW“.

              Neue Aufgaben: Die „wilden“ 70er Jahre
              01.04.1970      Die Landespolizeischule „Erich Klausener“ wird von Bork nach Schloß
                              Holte-Stukenbrock verlegt.

                1971/72       Festlegung der Umbaumaßnahmen in Bork durch das Innenministerium NRW.

              15.08.1972      In allen Kreispolizeibehörden werden Einstellungsberater eingesetzt.

              16.08.1973      Grundsteinlegung für die Bereitschaftspolizei-Abteilung V in Brühl.

              01.10.1974      Dienstaufnahme in der Bereitschaftspolizei-Abteilung V in Brühl.

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LAFP-Chronik: Zeittafel

Die „Landes-Polizeischule Carl Severing“ in Münster wird zur „Höheren       01.01.1975
Landespolizeischule Carl Severing“.

Der Werbe- und Auswahldienst wird der Direktion der Bereitschaftspolizei
NW in Bork unterstellt.

Die Direktion übernimmt die Betreuung der Polizeirats- und                     1975
Kriminalratsbewerber in Bork.

Umbenennung der Amtsbezeichnung des „Polizeibezirkskommissars“ in
„Erster Polizeihauptkommissar“.

Feierlichkeiten zum 25. Jubiläum der Bereitschaftspolizei NW.                  1976

Planung der Umbaumaßnahmen in Stukenbrock.

Die Landes-Polizeischule für Diensthundführer wird von Selm nach Schloß        1977
Holte-Stukenbrock verlegt.

Erstes Angebot von Lehrgängen zur Vorbereitung auf die I. Fachprüfung in    01.10.1977
Linnich.

Einführung der bundeseinheitlichen Uniform.                                    1978

Aus der „Landespolizeischule Erich Klausener“ in Stukenbrock wird die       01.01.1979
„Bereitschaftspolizei-Abteilung VII Erich Klausener“.

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LAFP-Chronik: Zeittafel

              Ein neues Zeitalter bricht an: Die Informationstechnologie der 80er Jahre
                 1981         Die Film- und Bildstelle wird von der BPA Essen zur BPD Selm verlagert.

              01.10.1982      Die PHW-(Stabs-)Hundertschaften werden aufgestellt: die 8.
                              Stabshundertschaft (PHW) in Bochum, die 4. Stabshundertschaft (PHW) und
                              die 2. Einsatzhundertschaft (PHW) in Bork. Durch die Aufstellung der PHW-
                              Hundertschaften erfolgt die völlige Trennung von Ausbildung und Einsatz.

                              Erstmalig beginnen 74 Frauen als „Polizeihauptwachtmeister-Anwärterinnen“
                              (PHW-A’in) ihre Ausbildung im Bereich der Direktion der Bereitschaftspolizei
                              NW.

                 1983         Umbenennung der Amtsbezeichnung „Schutzpolizeidirektorin/-direktor“ in
                              „Polizeidirektorin/-direktor“.

              01.10.1984      Die „Landespolizeischule für Technik und Verkehr“ in Essen wird in „BPA
                              Essen“ umgetauft und mit der Bereitschaftspolizei-Abteilung II Bochum
                              zusammengelegt. Deren neue Bezeichnung ist „Bereitschaftspolizei NRW –
                              Abteilung Bochum/Essen“.

              01.10.1984      Die ersten Frauen ziehen in die Räume der 8. Hundertschaft in Bochum ein.

                 1985         Der Werbe- und Auswahldienst wird in die „Höhere Landespolizeischule
                              Carl Severing“ eingegliedert.

              19.10.1986      Die ersten 10 „Datenendgeräte“ für Ausbildungszwecke werden bei der
                              Direktion der Bereitschaftspolizei NRW angeliefert.

8
LAFP-Chronik: Zeittafel

Die Film- und Bildstelle wird in das Dezernat „Medienzentrum der Polizei          1987
NRW“ umbenannt.

Die Lehrpläne für die neuen Fächer „Informations- und
Kommunikationstechniken (IuK)“ und „Verhaltenstraining und
Kommunikation (VTK)“ werden in Kraft gesetzt.

Das neue Hörsaalgebäude in Stukenbrock wird seiner Bestimmung übergeben.       April 1989

Umbenennung von „Polizeioberlehrerinnen und -lehrern“ in „Studienrätinnen         1989
und -räte“ bei der Bereitschaftspolizei-Abteilung VI in Selm.

Je eine Einsatzhundertschaft (PHW) der Bereitschaftspolizei-Abteilungen II
(Bochum), III (Wuppertal) und IV (Linnich) wird wegen vermehrter
Einstellungen in Lehrgruppen umgewandelt.

Reformation: Die 90er Jahre der neuen Ausbildung
Erstmalig werden Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte in die Funktion des        1990
Sozialen Ansprechpartners (SAP) eingeführt.

Die Stelle einer Gleichstellungsbeauftragten wird bei der Direktion der
Bereitschaftspolizei NW eingerichtet.

Die Einsatzhundertschaften (PHW) bei den Bereitschaftspolizei-Abteilungen I       1991
(Selm), II (Bochum), V (Brühl) und VII „EK“ (Schloß Holte-Stukenbrock)
werden aufgelöst.

Die Lehrpläne für den Laufbahnabschnitt I werden mit Erlass des                16.03.1992
Innenministeriums NRW in Kraft gesetzt.

                                                                                                        9
LAFP-Chronik: Zeittafel

                  1994         Die Landeskriminalschule zieht von Düsseldorf nach Neuss.

               01.04.1995      Die reformierte Ausbildung in eigenen Polizeiausbildungsinstituten beginnt.

               25.11.1995      Die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung Laufbahnabschnitt I tritt in Kraft.

                  1996         Die „Direktion der Bereitschaftspolizei NW“ wird in „Direktion für
                               Ausbildung der Polizei NRW“ (PAD) umbenannt.

                               Die Landeskriminalschule wird zum „Polizeifortbildungsinstitut Neuss“.

                               Die Hundertschaften gehen in die Behörden. Die Bereitschaftspolizei-
                               Abteilungen NW werden zu Polizeiausbildungsinstituten.

                               Das 1. Studienjahr zur Ausbildung für den höheren Polizeivollzugsdienst star-
                               tet in Selm.

               15.03.1996      Der Werbe- und Auswahldienst bei der HLPS „Carl Severing“ in Münster
                               wird zur Abteilung „Werbung und Auswahl“ bei der Direktion für Ausbildung
                               der Polizei NRW.

                01. und        Jubiläumsveranstaltung der Landespolizeischule für Diensthundführer aus
               02.06.1996      Anlass der Jubiläen „100 Jahre Polizeihund“, „50 Jahre Ausbildungsstätte für
                               Diensthundführer“ und „40 Jahre Landespolizeischule für Diensthundführer“.

               01.10.1997      Die Polizeiausbildungsinstitute Bochum und Wuppertal werden aufgelöst.

               01.08.1998      Die Polizeisportbildungsstätte Wuppertal wird dem PAI Selm zugeordnet.

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LAFP-Chronik: Zeittafel

Auflösung der Polizeimusikkorps und Einrichtung eines                              1999
Landespolizeiorchesters NRW bei der Direktion für Ausbildung der Polizei
NRW in Selm mit Dienstort Wuppertal.

Die PAD bietet ein sechswöchiges Training für Polizeibeamtinnen und
Polizeibeamte an, die eine Führungsfunktion im gehobenen Dienst überneh-
men sollen.

Einstieg der PAD/PAI ins Intranet.

... Ein neues Jahrtausend: Das IAF NRW
In der PAD wird Lernsoftware (CBT = Computer Based Training) eingesetzt.           2000
Multimediales und interaktives Lernen sind in der polizeilichen Ausbildung
nicht länger Zukunftsmusik.

Endgültige Einführung der gleitenden Arbeitszeit (GLAZ) bei der PAD zur         29.09.2000
Flexibilisierung der Arbeitszeiten.

Die Abteilung „Werbung und Auswahl“ beginnt mit der Werbekampagne                  2001
„Zweigeteilte Laufbahn“.

Im Rahmen des Studiums an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung
werden unter anderem in Stukenbrock und Linnich die Trainingspraktika 1 und
2 sowie das Seminar „Einsatz aus besonderem Anlass“ als Teil der fachprakti-
schen Studienzeit vermittelt.

Einführung der zweigeteilten Laufbahn: Alle Polizei-Anwärter und                   2002
-Anwärterinnen in Nordrhein-Westfalen werden nur noch im gehobenen Dienst
eingestellt. Die Einstellung in den mittleren Dienst wird abgeschafft.

                                                                                                         11
LAFP-Chronik: Zeittafel

               03.07.2002      Die Amtsbezeichnung „Direktorin/Direktor der Bereitschaftspolizei“ wird
                               ersetzt durch „Direktorin/Direktor des Instituts für Aus- und Fortbildung der
                               Polizei Nordrhein-Westfalen“.

               01.11.2002      Das Pilotprojekt „Alternierende Telearbeit“ startet zunächst für 2 Jahre bei der
                               PAD.

               28.08.2003      Mit Wirkung vom 11.09.2003 werden die bisherigen Polizeieinrichtungen
                               Direktion für Ausbildung der Polizei (PAD), PAI Linnich,
                               PFI „Carl Severing“ Münster, PAI Selm, PFI Neuss, PAI Schloß Holte-
                               Stukenbrock „Erich Klausener“, Landespolizeischule für Diensthundführer
                               und PAI Brühl im neu errichteten Institut für Aus- und Fortbildung der Polizei
                               NRW (IAF NRW) zusammengeführt.

               10.09.2003      Innenminister Dr. Behrens übergibt LPD Dieter Schmidt den Errichtungserlass
                               für das Institut für Aus- und Fortbildung der Polizei NRW.

               18.12.2003      Die erste gemeinsame Weihnachtsfeier des IAF NRW findet in der Mensa des
                               Standortes Selm statt.

               05.02.2004      Die Erlasse für die „Organisation des Instituts für Aus- und Fortbildung der
                               Polizei NRW“ sowie die „Bewertung von Funktionen höherer Dienst im
                               Bereich der Polizei“ sind eingegangen.

               25.03.2004      Im Rahmen einer Dienstbesprechung gibt Herr Ministerialdirigent Salmon als
                               Vertreter des Innenministeriums NRW bekannt, dass am Standort Linnich nur
                               noch spezielle Fortbildungen, jedoch keine Ausbildung mehr stattfinden soll.

               19.06.2004      Im Bildungszentrum Brühl werden „10 Jahre Auslandseinsätze“ gefeiert. Als
                               Ehrengast mit dabei: Innenminister Dr. Behrens.

12
LAFP-Chronik: Zeittafel

Durch Erlass werden die Aufgaben des IAF NRW gegliedert in die Bereiche         14.12.2004
Recht und Verwaltung, Ausbildung, Fortbildung, Unterstützung sowie
Sonderdienstleistungen.

Einführung der regionalen Fortbildung.                                             2004

Dienstvereinbarung zur Erprobung der alternierenden Telearbeit.                 10.03.2005

Durchführung einer landesweiten Befragung zur Mitarbeiterzufriedenheit.          Mai/Juni
                                                                                  2005

Die neue Bibliothek/Mediathek des IAF NRW mit modernem Lehr- und                 Mai 2006
Arbeitsbereich wird eröffnet.

Die Fußballweltmeisterschaft findet in Deutschland statt. Das IAF NRW unter-      09.06-
stützt den begleitenden polizeilichen Einsatz im größtmöglichen Sinne.          09.07.2006

Das IAF NRW ist seiner Zeit voraus: Für alle Räumlichkeiten des IAF NRW         01.12.2006
gilt ab sofort ein Rauchverbot.

Der Landtag NRW beschließt das „Gesetz zur Änderung des                         28.03.2007
Polizeiorganisationsgesetzes“ (POG II). Damit wird zum 01.07.2007 die bis-
herige Mittelinstanz der Polizei bei den Bezirksregierungen aufgelöst.

Das Innenministerium NRW gibt bekannt, dass die zentrale Fortbildung im         11.05.2007
Standort Linnich zum 01.01.2008 eingestellt wird.

Um der demografischen Entwicklung bei der Polizei entgegen zu wirken, ent-      13.06.2007
scheidet die Landesregierung, für 2008 sowie die folgenden drei Jahre die
Anzahl der Einstellungen von 500 auf 1100 zu erhöhen.

                                                                                                         13
LAFP-Chronik: Zeittafel

                               Zum Heute ...

               01.07.2007      Das IAF NRW ist Vergangenheit und das neue Landesamt für Ausbildung,
                               Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei Nordrhein-Westfalen
                               (LAFP NRW) errichtet. Das LAFP NRW ist neben dem LKA NRW
                               (Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen) und dem neu errichteten LZPD
                               NRW (Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste Nordrhein-Westfalen) eine
                               von drei Landesoberbehörden in Nordrhein-Westfalen.

               06.09.2007      Unter dem Motto ‘Tag der Kulturen’ führt die Abteilung 3 des LAFP NRW
                               eine Sonderveranstaltung zum Thema „Interkulturelle Polizei NRW“ im
                               Bildungszentrum „Carl Severing“ in Münster durch.

               22.10.2007      Im Rahmen der Internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Aus- und
                               Fortbildung nimmt eine Delegation russischer Polizeiangehöriger im LAFP
                               NRW in Selm an einem einwöchigen Seminar über Einsatztaktik teil.

               24.10.2007      Im LAFP NRW in Selm wird eine dreitägige Veranstaltung „Internationale
                               Finanzermittlung“ mit dem Themenschwerpunkt „Rechtliche und taktische
                               Möglichkeiten der Vermögensabschöpfung in den Oststaaten der EU“ durchge-
                               führt. Referenten aus insgesamt 8 Staaten stellen ihre jeweils landesspezifi-
                               schen Regelungen vor.

14
LAFP-Chronik: Vom Gestern ...: Düsseldorfer „Kaiserzeiten“ nach der Jahrhundertwende

                                           Am 22. Januar 1901 schließt Königin Victoria für immer
                                           ihre Augen. Henriette Arendt wird 1903 als erste
                                           Polizistin Deutschlands beim Stadtpolizeiamt Stuttgart
                                           eingestellt. 1909 quittiert sie wegen „Mobbings“ den
Vom Gestern ...:                           Dienst. Die ersten Gedanken zur Relativitätstheorie ver-
Düsseldorfer „Kaiserzeiten“                öffentlicht Albert Einstein 1905. Die Unfallstatistik 1907
                                           verzeichnet für Deutschland 48.900 Verkehrsunfälle mit
nach der Jahrhundertwende                  145 Getöteten. Arnold Schönberg entwickelt 1908 die
                                           Zwölftonmusik.

                                             Am 15. Oktober 1902 wird in Düsseldorf in
                                             der Gerresheimer Straße 28 die erste
                                             Polizeischule im Kaiserreich errichtet.
                                             Die Städte Düsseldorf, Duisburg, Essen,
                                             Barmen und Crefeld haben, einer Anregung
                                             des damaligen Präsidenten des
                                             Regierungsbezirkes Düsseldorf, von
                                             Holleuffer, folgend, eine „Vereinigung zum
                                             Zwecke der besseren Ausbildung ihrer
                                             Polizeianwärter“ gebildet.
         Rheinische Polizeischule
               Düsseldorf

Erster Leiter der „Rheinischen Polizeischule“ wird der Hauptmann im Korpsstabe der
Landgendarmerie und Rittmeister a. D. von Dewitz.

                                                                                                        15
LAFP-Chronik: Vom Gestern ...: Düsseldorfer „Kaiserzeiten“ nach der Jahrhundertwende

     Als Fachlehrer werden ein pensionierter Polizeikommissar, ein Polizei-
     oberwachtmeister und zwei Volksschullehrer eingestellt.

     Polizeianwärter müssen mindestens 8 Jahre beim Militär gedient haben.
     Diese Frist wird aufgrund des wachsenden Personalbedarfes der Polizei
     bald auf 4 Jahre verkürzt.

                                   Ausbildungskurs der Polizei-Schule Düsseldorf
                                       vom 24. August bis 20. Oktober 1908

16
LAFP-Chronik: Erster Umzug: „Verbesserte Ausbildung“ in den 10er Jahren

                                   Deutschland hat 56 Millionen Einwohner, die durchschnittliche
                                   Lebenserwartung beträgt 40 - 50 Jahre. Im April 1912 sinkt die
                                   Titanic. 1914 beginnt der 1. Weltkrieg, das Attentat auf den
                                   österreichisch-ungarischen Thronfolger in Sarajewo gilt als
Erster Umzug:                      Auslöser. Lise Meitner und Otto Hahn entdecken 1918 das
                                   Element Protaktinium (Pa). 1919 wird die Weimarer Republik
„Verbesserte Ausbildung“           begründet. Die Wochenarbeitszeit für Beamte beträgt 54
in den 10er Jahren                 Stunden.

1912 wird die Polizeischule in Düsseldorf unter der Leitung des neuen „Dirigenten“
Bartels in die Ulmenstraße 25 in Düsseldorf verlegt. Das Gebäude diente zuvor unter-
schiedlichen Waffengattungen als Unterkunft.

1913 wird hier erstmals ein vierwöchiger Kurs
für „untere Kriminalbeamte“ abgehalten, an
dem auch „Unterbeamte“ aus den nicht
preußischen Verwaltungen teilnehmen kön-
nen. 23 Beamte aus kleineren und größeren
Städten der Rheinprovinz, der Provinzen
Hannover, Hessen-Nassau, Sachsen und
Brandenburg sowie aus dem Königreich und
Großherzogtum Sachsen nehmen an diesem                     Anzeige für einen Ausbildungskurs
                                                               zwischen 1910 und 1920
Kurs teil.

Während des Ersten Weltkriegs wird die Schule geschlossen; die Räumlichkeiten wer-
den dem Militär zur Verfügung gestellt.

                                                                                                    17
LAFP-Chronik: Erster Umzug: „Verbesserte Ausbildung“ in den 10er Jahren

     Am 14. Juli 1919 nimmt die Schule im gleichen Gebäude ihre Lehrtätigkeit wieder auf.
     Laut Staatsarchiv hatte die Rheinische Polizeischule bis dahin 71 Ausbildungskurse für
     Unterbeamte, 10 Kurse für Kommissare und Kommissaranwärter, 2 Kurse für
     Polizeiwachtmeister zu Kriminalwachtmeistern sowie einen Fortbildungskurs für
     Polizeikommissare und Inspektoren mit insgesamt 2.948 Teilnehmern durchgeführt.

     Zu Anfang des 20. Jahrhunderts besteht noch keine einheitliche Einsatz- und
     Führungslehre. In den Polizeischulen steht zunächst der Rechtsunterricht im Mittelpunkt.
     Gesetzmäßiges und damit berechenbares polizeiliches Handeln markiert den Fortschritt
     gegenüber früherer militärischer bzw. ständischer Willkür.

18
LAFP-Chronik: Die Anfänge in den „goldenen“ 20er Jahren

                                    1922 wird Mahatma Gandhi in Indien zu 6 Jahren Haft verur-
                                    teilt, von denen er nur 2 Jahre absitzen muss. 1923 ruft Kemal
                                    Atatürk die Republik Türkei aus. Edwin Hubbel beweist im
                                    gleichen Jahr die Existenz von Himmelskörpern außerhalb der
Die Anfänge in den                  Milchstraße. Die Volkszählung 1925 ergibt 62,5 Milionen
„goldenen“ 20er Jahren              Einwohner in Deutschland. Alexander Fleming entdeckt 1928
                                    durch Zufall das erste Antibiotikum Penicillin. Am 24.10.1929
                                    beginnt mit dem „schwarzen Donnerstag” an der New Yorker
                                    Börse die Weltwirtschaftskrise.

Die zwanziger Jahre sind eine Zeit der Modernisierung der Polizei. Fortschritte in der
Kriminaltechnik und die flächendeckende Nutzung von Fingerabdrücken sind nur zwei
von vielen Beispielen, welche die Innovationen dieser Zeit charakterisieren.

                                            Am 10. Oktober 1920 wird die Polizeischule
                                            für Rheinland-Westfalen in Münster gegründet.
                                            Zu dieser Zeit ist die neue Polizei des Staates
                                            Preußen bereits aus dem Experimentierstadium
                                            heraus.

                                             Die ersten Stammabteilungen der Sicherheits-
                                             wehr und späteren Sicherheitspolizeischule in
      Polizeischule für Rheinland-Westfalen,
                     Münster
                                             Münster bilden in ihrem Aufgabenkreis keine
                                             Schulen im engeren Sinne, sondern sind Aus-
bildungsabteilungen und Ersatzdepots für die im Ruhrgebiet eingesetzten Hundert-
schaften. Dem Leiter der Schule, Oberst von Caprivi, gelingt es, die Sicherheitspolizei in
eine neue Schutzpolizei umzuwandeln, die sowohl die alten preußischen Schutz-
mannschaften sowie Teile der erprobten Sicherheitspolizei umfasst.

                                                                                                     19
LAFP-Chronik: Die Anfänge in den „goldenen“ 20er Jahren

     Der Rahmen ist damit gegeben, und aus den Hundertschaften der Sicherheitspolizei soll
     sich eine Beamtenorganisation entwickeln, für deren Nachwuchsbildung nicht
     ‚Handgeld’, sondern ein grundlegendes Wissen um Staat und Recht Voraussetzung sein
     muss.

     Schon die Heranbildung der zukünftigen Hilfslehrer bezeugt, dass hier nicht mehr an die
     Zusammenstellung von Hundertschaften gedacht wird, sondern erstmals ein Lehrauftrag
     durchzuführen ist, dessen engeres Ziel noch nicht umrissen ist, jedoch auf die
     Verwirklichung einer polizeilichen Neuorganisation hinweist.

     Durch die Verschmelzung von roter (kommunale Schutzmannschaften), blauer (ehemals
     kgl. Preuß. Schutzmannschaften) und grüner (Sicherheitspolizei) Polizei ergibt sich
     zunächst die Aufgabe, diese neu geschaffene Schutzpolizei zu einem einheitlich ausge-
     bildeten und rechtlich geschulten Polizeikörper zu vereinen. Diesem Ziel dienen dann
     auch die ersten Lehrgänge der Polizeischule Münster.

     Für die jungen Polizeianwärter sind zunächst einjährige Ausbildungslehrgänge vorgese-
     hen, in denen sie das Grundwissen vermittelt bekommen sollen, das für den Dienst auf
     der Straße unerlässlich ist. Es folgen Lehrgänge für ältere Beamte zur Anstellung auf
     Lebenszeit sowie Beförderungslehrgänge und „Beschulungen der sogenannten
     Zivildienstanwärter“ – für Beamte, die nach ihrer Polizeidienstzeit in die allgemeine
     Verwaltung übertreten wollen.

     Die Polizeischule Münster ist zunächst angesiedelt im Rennbahnlager an der Hammer
     Chaussee. Nach einem Großbrand zieht sie um in das ehemalige Kriegsgefangenen-

20
LAFP-Chronik: Die Anfänge in den „goldenen“ 20er Jahren

barackenlager auf dem früheren Standorttruppenübungsplatz in Haus Spital. Diese
Kapazitäten reichen jedoch nicht aus, so dass die Schule 1922 in das ehemalige
Korpsbekleidungsamt des VII. A.K. in Münster in die Grevener Straße umzieht, wo sie
für die nächsten 13 Jahre bleibt.

Mit der Übernahme der Leitung der Schule durch Oberst Kleinow wird der Ausbildung
eine neue Richtung gegeben, die über die Kernziele der Grundausbildung herausgeht.
Diese neue Richtung wird am besten durch ein Zitat von Oberst Kleinow wiedergegeben:

                                   „Leib und Seele der Anwärter wurden zu einer produktiv wir-
                                   kenden Einheit gestaltet, berufsethische Werte und
                                   Volksverbundenheit wurden mit dem Sinn für Heimat und Volk
                                   gefördert, die von Versorgungsgedanken erfüllte
                                   Berufsauffassung wurde auf Verantwortung und Pflicht umge-
                                   stellt.
                                   Zur Förderung des Erziehungs- und Ausbildungszieles erhielten
                                   Unterkunfts- und Wohnräume eine freundlich wirkende
                                   Gestaltung, wurden Wasch- und andere hygienisch wirkende
                                   Einrichtungen neu gebaut, und fand die Wohnungskultur unter
                                   stärkster Betonung der Sparsamkeit eine sich günstig auswir-
                                   kende Pflege. Die Wohlfahrtsräume wurden, in einfachster
                                   Form behaglich ausgestattet, zum Sammelpunkt froher junger
       Ausbildungsunterlagen zu    Leute und zur Pflanzstelle ethischer Werte.
         Polizei-Waffen, 1925      Der Berufsgeist wurde gehoben in vaterländischen
                                   Unterhaltungsabenden, die, mit eigenen Kräften durchgeführt,
                                   in der Unterkunft und an den Stätten stattfanden, die die Schule
                                   auf ihren regelmäßigen 5-6-tägigen Herbstwanderungen
                                   besuchte.“

                                                                                                      21
LAFP-Chronik: Vorläufiges Ende: Die düsteren 30er Jahre

                                                  1930 baut Hitler die SS konsequent für den Polizeidienst
                                                  innerhalb der Partei aus und erweitert sie bis September
                                                  auf über 2.700 Mann. Hitler wird 1933 Reichskanzler. Ein
                                                  Leben mit Schrecken beginnt für die nächsten 12 Jahre,
     Vorläufiges Ende:                            das seinen grauenvollen Höhepunkt im II. Weltkrieg
     Die düsteren 30er Jahre                      erreicht.
                                                  Sicherheitsdienst und geheime Staatspolizei werden zu
                                                  willenlosen Herrschaftsinstrumenten.

     Die staatliche Polizeischule Münster bleibt bis 1934 (Leitung durch Polizei-Oberst
     Strecker) bestehen. Von 1934 bis 1935 wird sie zur Landespolizeischule unter Leitung
     von Polizei-Major von Leyser, Polizei-Oberstleutnant Scheffer sowie Polizei-Major
     Porath.

     1929 wird Heinrich Himmler zum „Reichsführer SS”
     ernannt. Zu dieser Zeit ist die SS noch eine
     Untereinheit der Sturmabteilung (SA) mit 280
     Mitgliedern. Himmler baut die SS zu einer effizien-
     ten innerparteilichen Polizeitruppe aus. Seine oberste
     Maxime bei der Personalauswahl und -führung sind
     stets seine rassistischen Vorstellungen, die bald den
     Geist der SS bestimmen. 1930 baut Himmler die SS
     konsequent für den Polizeidienst innerhalb der Partei Polizeidirektor Dr. Erich Klausener bei einer
                                                               Rede im Berliner Hoppegarten 1934
     aus und erweitert sie bis September auf über 2.700
     Mann. Nach der Machtübernahme der National-
     sozialisten 1933 wird Himmler zusätzlich zum Polizeipräsidenten von München ernannt.

22
LAFP-Chronik: Vorläufiges Ende: Die düsteren 30er Jahre

Schon nach der Machtübernahme machen sich erste Tendenzen einer Änderung der
Ausbildungsziele für den Polizeidienst bemerkbar. Der Lehrplan wird gemäß der von
Berlin eingehenden Anweisungen auf Waffen- und Geländedienst umgestellt. Ebenso wer-
den die Lehrabteilungen wieder in Hundertschaften umbenannt und nach Art der alten
Unteroffiziersschulen zwei Jahrgänge je Hundertschaft eingerichtet.

Die grünuniformierte Landespolizei wechselt offen in den militärischen Bereich über, und
die staatliche Polizeischule Münster wird zu einer Landespolizeischule. Die meisten
bisherigen Polizeioffiziere und Hilfslehrer werden zur Schutzpolizei versetzt.

                                       1936 wird Himmler Reichsführer SS und Chef der Polizei
                                       und kann nun die beiden Sicherheitsapparate, den
                                       staatlichen und den der Partei, zusammenführen. Ein
                                       umfassendes Überwachungs- und Terrorsystem ist somit
                                       geschaffen. Mit Hilfe der „vorbeugenden Verbrechens-
                                       bekämpfung“ kann die Gestapo ab 1937 vermeintliche
                                       Regimegegner ohne die Justiz verfolgen und direkt in KZs
                                       inhaftieren.

                                       Bis heute weiß man nicht genau, wie weit die Kriminal-
                                       und Schutzpolizei während der dreißiger und frühen
                                       vierziger Jahre unpolitisch blieb oder wie bereitwillig sie
                                       sich den neuen Machthabern andiente. Sicher ist aber, dass
                                       Sicherheitsdienst und Staatspolizei während der
                                       Naziherrschaft zu deren wichtigsten Herrschafts-
          Vorschriften zur             instrumenten zählten.
“Körperschulung der Polizeianwärter”
         aus dem Jahr 1931

                                                                                                           23
LAFP-Chronik: Wiedereröffnungen ...: Die zweite Hälfte der 40er Jahre

                                             Bertolt Brecht beendet 1940 seine Arbeiten an „Das Leben des
                                             Galilei“. Im Kino sieht man Charlie Chaplins „Der große
                                             Diktator“. 1945 wird die Welt endlich vom NS-Terror befreit.
                                             Atombomben werden über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen.
                                             1946 wird die neue Währung „Deutsche Mark“ eingeführt. Die
     Wiedereröffnungen ...:                  ersten demokratischen Wahlen in den Besatzungszonen finden
                                             1946 und 1947 statt. Am 23.05.1948 verkünden die Vereinten
     Die zweite Hälfte der                   Nationen die Gemeinsame Erklärung der Menschenrechte. Die
     40er Jahre                              zwei deutschen Staaten werden 1949 gegründet, das Grundgesetz
                                             der BRD wird am 23. Mai verkündet.
     Nach Beendigung des Zweiten
     Weltkrieges erklären die Alliierten die Entnazifizierung der Polizei zum obersten Ziel, die
     wegen des schnellen und umfangreichen Rekrutierungsbedarfes der Polizei aber nicht
     ohne weiteres durchführbar ist.

     Die Tradition des heutigen Bildungszentrums „Erich Klausener“ in Schloß Holte-
     Stukenbrock findet seinen Ursprung in der nach Kriegsende von der britischen
     Militärregierung gegründeten Northrine-Province-Police-Trainings-School in Düsseldorf.
     Dort beginnt am 15. Oktober 1945 für die ersten Polizeianwärter die Ausbildung in den
     durch Kriegseinwirkung beschädigten Gebäuden der ehemaligen Ludendorff-Kaserne.

     Auch in Münster wird eine neue Polizeischule eröffnet. Als Oberst Weiberg am 15.
     August 1945 das Barackenlager im Haus Spital von der britischen Besatzungsmacht
     übernimmt, sieht er sich einem englischen Schulstab unter der Leitung von Major Carson
     unterstellt. Beinah unüberwindliche Probleme suchen hier nach Lösungen. Von der Küche
     bis zum Stuhl im Hörsaal ist quasi nichts vorhanden.

24
LAFP-Chronik: Wiedereröffnungen ...: Die zweite Hälfte der 40er Jahre

Als dennoch schon am 17. September 1945 die ersten Anwärterlehrgänge beginnen, hat
sich deren Bild zu Vorkriegszeiten stark gewandelt. Sie sind auf wenige Wochen abge-
kürzt und Struktur sowie Lehrpläne und Lehrerverteilung haben sich grundlegend verän-
dert. Deutsche Vorschläge werden dabei kaum oder gar nicht berücksichtigt.

Am 15. Oktober 1946 – nach Gründung des Landes NW – wird die Provinzial-
Polizeischule in Münster in ‚Regional-Polizeischule’ umbenannt. Sie erhält ihre
Weisungen nun durch den Innenminister Dr. Menzel, jedoch immer unter
Berücksichtigung der Kontrollgewalt des britischen Schulstabes. Anfang des Jahres 1947
wird die Schule endgültig durch das neu gebildete Land NW übernommen und heißt jetzt
Landes-Polizeischule Münster. Im Rahmen einer Feierstunde übernimmt der
                                               Innenminister des Landes Nordrhein-
                                               Westfalen am 20. Januar 1947 auch die
                                               neue „Landespolizeischule Düsseldorf“.

                                                       Wegen Mangel an Kapazitäten zieht die
                                                       Regional-Polizeischule in Münster um in
                                                       die ehemalige Schlieffen-Kaserne in der
                                                       Weseler Straße, wo sie auch heute noch
                                                       ihren Sitz hat. Als Zeichen des
                                                       Abschlusses der Aufbaumaßnahmen wird
                                                       die Schule in Münster am 26. April 1949
                                                       offiziell eingeweiht und erhält zu Ehren
                                                       des Schöpfers der Preußischen
                                                       Schutzpolizei den Namen Landes-
        Beurteilungsbogen eines Bewerbers der          Polizeischule „Carl Severing“.
       Northrine-Province-Police-Trainings-School

                                                                                                           25
LAFP-Chronik: ... und Neugründungen: Das „Wirtschaftswunder der 50er Jahre“

                                            1951 wird in Düsseldorf die erste Langspielplatte vorgestellt.
                                            Königin Elisabeth II. wird 1953 in der Westminster Abbey
                                            gekrönt. Ab 1954 benötigt man im Grenzverkehr zwischen
                                            Deutschland und Frankreich kein Visum mehr. 1955 erblickt das
                                            Brettspiel „Scrabble“ das Licht der Welt. Das Saarland wird
     ... und Neugründungen:                 1957 11. Bundesland der BRD. Ein Jahr später treten die römi-
                                            schen Verträge zur Gründung der EG in Kraft. Während 1959
     Das „Wirtschaftswunder                 Alaska der 49. und Hawaii der 50. Bundesstaat der USA wer-
     der 50er Jahre“                        den, ergreifen in Kuba Ché Guevara und Fidel Castro mit ihrer
                                            Bewegung des 26. Juli die Macht.

     Nach dem Krieg ist die Polizei in den „Westzonen“ dezentralisiert und fast völlig ent-
     waffnet. Dennoch widmet sie sich ihren Aufgaben, so auch der Aus- und Fortbildung.
     Nachdem die New Yorker Außenministerkonferenz von 1950 „grünes Licht“ gegeben hat,
                                         verpflichtet sich das Land Nordrhein-Westfalen durch
                                         das „Verwaltungsabkommen über die Errichtung
                                         einer Bereitschaftspolizei“ vom 8. Februar 1951 dem
                                         Bund gegenüber, zur Aufrechterhaltung der inneren
                                         Sicherheit und Ordnung Polizeieinheiten in einer
                                         Stärke bis zu 2.700 Mann aufzustellen.

                                             Die allgemeinen Regelungen des Verwaltungs-
                                             abkommens werden durch das „Gesetz über die
                                             Bereitschaftspolizei“ vom 3. August 1951 konkreti-
                                             siert, das der Bereitschaftspolizei neben der
              Die Polizei als Helfer:
                Ernteeinsatz 1954
                                             Unterstützung der Behörden unter anderem die

26
LAFP-Chronik: ... und Neugründungen: Das „Wirtschaftswunder der 50er Jahre“

Aufgabe zuweist, den Nachwuchs für den Einzeldienst
zu stellen und Polizeibeamte auf eigenverantwortliche
Tätigkeiten vorzubereiten. Damit ist der Grundstein für
die Aus- und Fortbildung bei der Polizei gelegt.

Aus Düsseldorf ziehen im November 1951 die 1. und
die 9. Hundertschaft nach Wuppertal in die ehemalige
„Polizeikaserne“ Wuppertal-Barmen auf dem
Lichtenplatz.                                                            „Schießausbildung“

                              In Linnich wird die Regelung am 31. Juli 1951 mit der
                              Genehmigung des Landtages, eine Bereitschaftspolizei in
                              Linnich anzusiedeln, umgesetzt.
                              Die 13. Hundertschaft zieht am 29. Februar 1952 in das ehe-
                              malige Lehrerseminar an der Rurdorfer Straße ein.
                              Am 14. März folgt die 14. Hundertschaft, die aus Münster
                              nach Linnich kommt. Im September und Oktober ziehen die
                              16. und die 15. Hundertschaft ein.
                              Während dieser Zeit werden in Linnich zahlreiche Um- und
                              Neubauten durchgeführt: Das ehemalige Seminargebäude
                              wird umgebaut, es entstehen die Anlagen für den
                              Abteilungsstab sowie die Kfz-Garagen, die Kraftfahrzeug-,
 Die Hundertschaften kommen   Waffen- und Fernmeldewerkstätten und das
                              Wirtschaftsgebäude.

                                                                                                       27
LAFP-Chronik: ... und Neugründungen: Das „Wirtschaftswunder der 50er Jahre“

     Am 24. November 1951 ziehen die ersten bei-
     den Hundertschaften in die 1927 erbaute
     Unterkunft in Wuppertal ein. In Selm-Bork
     findet am 26. November 1951 die Übergabe
     der ehemaligen „Muna“ (Luftwaffenmunitions-
     hauptanstalt) als Polizeiunterkunft an die
     1. Hundertschaft der Bereitschaftspolizei-
     Abteilung I statt. Es folgen 1952 die 4., 2. und
     die 3. Hundertschaft. Diese Organisation wird
     bis 1957 beibehalten.                                              Noch etwas spartanisch:
                                                                          die Unterbringung

     In Bochum wird die ehemalige Polizeiunterkunft „Staatsminister Severing“ umgebaut, so
     dass am 13. Juni 1952 die 5. und 6. Einsatzhundertschaft von Düsseldorf nach Bochum
     umziehen können, die nun als Reserve für das Ruhrgebiet vorgesehen sind. Anfang 1953
                                          kann auch der Fernmeldezug der 8. (Stabs-)
                                          Hundertschaft nach Bochum umziehen. Die
                                          7. Einsatzhundertschaft und die verbliebenen Züge
                                          der 8. (Stabs-) Hundertschaft schließen die Umzugs-
                                          maßnahmen im Sommer 1953 ab. Der Standort
                                          Bochum widmet sich von nun an der Aus- und
                                          Weiterbildung in Hinsicht auf geschlossene Einsätze
                                          und auf die spätere Verwendung im Einzeldienst. Zur
                                          Ausbildung gehören neben dem Fachunterricht auch
               Polizeisport 1953          die Sport-, Gelände- und Schießausbildung.

28
LAFP-Chronik: ... und Neugründungen: Das „Wirtschaftswunder der 50er Jahre“

                                      Am 1. Oktober 1952 wird die Landespolizeischule in
                                      Düsseldorf im Gedenken an den von den National-
                                      sozialisten ermordeten ehemaligen Leiter der
                                      Polizeiabteilung im Preußischen Innenministerium in
                                      Landespolizeischule „Erich Klausener“ umbenannt.

                                      In den Aufbaujahren polizeilicher Ausbildung wer-
            Vorführung der            den neben Anwärterlehrgängen auch Lehrgänge für
           Diensthundführer           die Kriminalpolizei, für das Kraftfahr- und Verkehrs-
                                      wesen, für Diensthundführer und Waffenmechaniker
durchgeführt. Auch die ersten Hundertschaften der 1951/52 aufgestellten Bereitschafts-
polizei befinden sich hier in der Ausbildung.

In diesen Jahren wird immer deutlicher, dass die
Weiterbildung in der Bereitschaftspolizei durch die
unterschiedlichsten Einsätze gehemmt wird. Dadurch
macht man sich in Nordrhein-Westfalen schon früh-
zeitig Gedanken darüber, wie die Spannungen zwi-
schen Einsatz und Ausbildung beseitigt und eine zu-
sammenhängende Ausbildung erreicht werden könnte.

Das Jahr 1956 bringt dann auch erste gravierende
Organisationsveränderungen in der Polizeiausbildung.
Die Außenstelle „Technik“ in Essen wird als
„Landespolizeischule für Technik und Verkehr“ selb-
ständige Einrichtung.                                          Hubschrauberausbildung in Essen 1956

                                                                                                      29
LAFP-Chronik: ... und Neugründungen: Das „Wirtschaftswunder der 50er Jahre“

     Aus den Lehrgängen für die Kriminalpolizei
     entsteht die Landeskriminalschule.

     Die „Landespolizeischule für Diensthund-
     führer“ wird mit einem Erlass des Innenminis-
     ters offiziell benannt und bekommt den Status
     einer eigenständigen Polizeieinrichtung des
     Landes NW.
                                                            Erklärung zur gemeinschaftlichen Unterbringung der
     Im September 1956 wird die Verbindungsstelle         Polizeianwärter und zur Heiratserlaubnis ...
     Bork der International Police-Association
     (IPA) gegründet. Am 19. November desselben Jahres wird der bereits bestehende
     Einsatzstab der Führungsstelle der Bereitschaftspolizei von Düsseldorf nach Bork verlegt.
                                         Aus ihm wird am 3. Dezember der Lehr- und
                                         Führungsstab in Bork.

                                                Die Hundertschaften werden 1957 dem neu gebilde-
                                                ten Lehr- und Führungsstab (LFSt) in Bork unter-
                                                stellt. Diesem wird auch die Fachaufsicht über die
                                                Landespolizeischulen „Carl Severing“ in Münster,
                                                Technik und Verkehr in Essen, „Erich Klausener“ in
                                                Bork und der Diensthundführer in Bork übertragen.

                                                Wegen der ständig steigenden Zahl der Auszu-
                                                bildenden zieht die Landespolizeischule 1957 von
         ... und die Genehmigung einer Heirat   Düsseldorf nach Bork.

30
LAFP-Chronik: ... und Neugründungen: Das „Wirtschaftswunder der 50er Jahre“

Auch die Landespolizeischule
„Carl Severing“ in Münster kann bald den
steigenden Kapazitätsanforderungen in der
Ausbildung nicht mehr entsprechen. So
werden 1959 Grundlehrgänge nach Linnich
als Außenlehrgänge übergeben. Die
Bereitschaftspolizei existiert hier nun nur
noch als 16. Stabshundertschaft.
In den fünfziger Jahren dominiert in der Ausbildung der Polizei der „waffenpolizeiliche
Dienst“. Der Stellenwert des „Polizeikampfes“ (Geländekampf, Straßenkampf,
Gebäudekampf) wird noch höher angesiedelt als in der Weimarer Republik. Der
Fachunterricht tritt in jenen Jahren noch in den Hintergrund.

                                      Ausbildungsstunden

                                                                                                    31
LAFP-Chronik: Ruhe vor dem Sturm: Die 60er Jahre

                                            Die Berliner Mauer entsteht mit der Schließung der Grenze
                                            zwischen den beiden deutschen Staaten am 13.08.1961. Im
     Ruhe vor dem Sturm:                    Hamburger „Star-Club“ kreischen die Fans am 13.04.1962 den
     Die 60er Jahre                         Beatles zu. Am 22.11.1963 stirbt John F. Kennedy bei einem
                                            Attentat. Neil Armstrong betritt als erster Mensch am
                                            20.07.1969 den Mond, die Apollo-11-Mission ist erfolgreich.
                                            Verschwörungstheorien besagen, die Mondlandung sei von der
     Seit dem 1. April 1960 besteht         NASA fingiert worden. Ende der 60er Jahre geht aus dem mili-
     bei der Landespolizeischule            tärischen ARPANET das für wissenschaftliche Zwecke nutzba-
     „Carl Severing“ Münster die            re Internet hervor.
     Abteilung „Werbe- und Aus-
     wahldienst“ als ein Teil des Dezernates 6 bei der
     Direktion der Bereitschaftspolizei NW.

     Selbst nach dem Umzug der Landespolizeischule von
     Düsseldorf nach Bork reichen die Unterbringungs-
     kapazitäten für die Auszubildenden nicht aus. Es wer-
     den 1965 in Bergkamen-Oberaden, 1966 in Altena und
                                  Stukenbrock Außenstellen
                                  eröffnet.
                                                                         Lehre der Eingriffstechniken ...

                                      Die Außenstelle in
                                      Stukenbrock nimmt ihre Ausbildung als Untermieter des
                                      Sozialwerks Stukenbrock auf. Hier stehen ausreichend
                                      Unterkünfte und Schulungsräume zur Verfügung. Dennoch
                                      gestaltet sich der Aufbau der polizeilichen Aus- und
                                      Fortbildung hier zunächst als schwierig.
           ... und der Ersten Hilfe

32
LAFP-Chronik: Ruhe vor dem Sturm: Die 60er Jahre

Provisorien bestimmen den Tagesablauf, Improvisationstalent und Pioniergeist sind
ständig gefragt.

1966 führt der Standort Linnich unabhängig
von Münster selbständig Grundlehrgänge
durch. 1968 wird die Amtsbezeichnung
„Polizeibezirkskommissar“ eingeführt. Im
gleichen Jahr wird die erste Sprachlabor-
anlage bei der Bereitschaftspolizei-
Abteilung II in Bochum installiert.

In Wuppertal wird Polizeisport schon seit                Bereitschaftspolizei-Abteilung II in Bochum
der Gründung des Polizeiausbildungs-
instituts – dessen Zentrum ein Radstadion darstellt – groß geschrieben.
Entengangkilometer, Sprossenwand, Märsche mit Waffen und Ausrüstung, Ballspiele
jeglicher Art, Schwimmübungen, Langläufe und Circuittraining sind nur einige der Dinge,
                                                 die in Wuppertal die Ausbildung ergänzen. Im
                                                 Januar 1968 gründet der damalige
                                                 Innenminister des Landes NW Willi Weyer
                                                 die Polizeisportbil-dungsstätte des Landes
                                                 NW, deren Geschichte von nun an große
                                                 sportliche Namen wie Günter Danner,
                                                 Manfred Kinder oder Manfred Knickenberg
                                                 (Handball und Leicht-athletik) oder Josefa
                                                 Idem und Petra Zindler (Bronzemedaillen
                                                 Kajak und Schwimmen bei den Olympischen
      Vereidigung in der Sporthalle in Wuppertal
                                                 Spielen 1984) zieren.

                                                                                                       33
LAFP-Chronik: Ruhe vor dem Sturm: Die 60er Jahre

                                                   Der ehemalige Lehr- und Führungsstab wird
                                                   1969 in „Direktion der Bereitschaftspolizei
                                                   NW“ umbenannt und findet nun Unterkunft in
                                                   den Gebäuden der ehemaligen Reichsluftwaffe
                                                   im Eingangsbereich des Geländes in Bork.

                                                Bis Ende der sechziger Jahre ist die Anzahl
                                                der Einsätze der Bereitschaftspolizei noch
                                                einigermaßen überschaubar. Dies ändert sich
                                                nun durch die Wahlen zum Bundestag, mit
                Polizeistreife der 60er Jahre   denen sich eine große Koalition bildet, sowie
                                                der Entstehung der APO
     (Außerparlamentarischen Opposition). Die Schwelle zur Gewaltbereitschaft bei den
     Demonstranten ist zunehmend niedriger, die Bereitschaftspolizei wird dazu aufgefordert,
     zum Beispiel Springer-Verlagshäuser oder
     politische Einrichtungen und Vertretungen in
     Bonn zu bewachen.

                                                                     Übung: Floßbau

34
LAFP-Chronik: Neue Aufgaben: Die „wilden“ 70er Jahre

                                          Nach der Kranzniederlegung am Ehrenmal des jüdischen Ghettos
                                          in Warschau fällt Willy Brandt auf die Knie. Der erste „Tatort“
                                          wird am 29.11.1970 ausgestrahlt. Am 30.01.1972, dem
Neue Aufgaben:                            „Blutsonntag“, kommen mindestens 14 Menschen in
Die „wilden“ 70er Jahre                   Londonderry, Nordirland, ums Leben. Elvis „The King“ Presley
                                          stirbt an den Folgen seiner Drogen- und Alkoholsucht am
                                          16.08.1977. Im gleichen Jahr sterben 3 Polizeibeamte bei der
                                          Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer
                                          durch die RAF.

Vom 01. Januar 1970 an werden Grundlehrgänge nun auch in Euskirchen als Außenstelle
der Bereitschaftspolizei-Abteilung IV in Linnich durchgeführt.

Im Juli 1970 wird der Standort der Polizeischule „Erich Klausener“ nach Stukenbrock
verlegt und es wird mit umfangreichen baulichen Umstrukturierungsmaßnahmen be-
gonnen. Nach den endgültigen Plänen sind ein- bis dreigeschossige Gebäude vorgesehen,
                                        die sich um ein zentral stehendes Unterrichts-
                                        gebäude mit Sport- und Schwimmhalle und
                                        Verwaltungsgebäude mit Mensa gruppieren
                                        sollen. Damit sind die Grundlagen für eine der
                                        größten Polizeischulen Europas mit ca. 1350
                                        Auszubildenden geschaffen.

                                                Nach erfolgreichem Verlauf eines Modellversuchs
                                                werden durch einen Erlass des Innenministeriums
                                                NW vom 15. August in allen Kreispolizeibehör-
     Polizeiabzeichen aus dem Jahr 1970         den des Landes 179 Einstellungsberater einge-
                                                setzt.

                                                                                                            35
LAFP-Chronik: Neue Aufgaben: Die „wilden“ 70er Jahre

     Während die Standorte Bork, Bochum, Wuppertal und Linnich in den Jahren 1952 und
     1953 aus damals vorhandenen Ruinen und Kasernen entstanden sind, ist die Bereitschafts-
     polizei-Abteilung V in Brühl im Jahre 1974 der erste Gesamtneubau im Land Nordrhein-
     Westfalen, in dem am 1. Oktober der Dienst offiziell aufgenommen wird.

     In den siebziger Jahren finden auf dem Gelände in
     Selm-Bork umfangreiche Neubaumaßnahmen mit
     Unterkunftsgebäuden, einem Heizwerk und den
     neuen Sport- und Schwimmstätten statt. Es werden
     zwei selbständige Bereitschaftspolizei-Abteilungen
     und deren Verwaltung eingerichtet. Wegen der
     Baumaßnahmen wird die Schule für Diensthund-
     führer 1974 nach Stukenbrock verlegt.
     Am 1. Oktober 1974 wird die Bereitschaftspolizei-           Eröffnung der Schwimmhalle 1977
     Abteilung V in Brühl aufgestellt. Im gleichen Jahr
                                          wird der Direktion der Bereitschaftspolizei die zen-
                                          trale Verwaltung und Verteilung aller Dienstvor-
                                          schriften für die Polizei des Landes NW übertragen.

                                              Am 1. Januar 1975 wird die Höhere Landespolizei-
                                              schule NRW in Münster in „Höhere Landespolizei-
                                              schule ‚Carl Severing’“ umbenannt. Die Bezeich-
                                              nung „Polizeibezirkskommissar“ wird im selben Jahr
                                              in „Erster Polizeihauptkommissar“ geändert.
        Schießausbildung in den 70er Jahren

36
LAFP-Chronik: Neue Aufgaben: Die „wilden“ 70er Jahre

Das Ausbildungsvolumen steigt in den siebziger Jahren stark an. Anfang 1976 befinden
sich insgesamt 5.431 Beamte in der Ausbildung im Bereich der Direktion der Bereit-
schaftspolizei NW. Das sind immerhin 18,19% der Ist-Stärke der Schutzpolizei oder
15,5% der gesamten Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen. Inhalte der Ausbildung sind
neben Staatsbürgerkunde und Polizei- und Ordnungsrecht Fächer wie Maschinenschreib-
unterricht, kraftfahr-, foto- und fernmeldetechnische Ausbildung sowie die Sport- und
Schießausbildung. Die auf Einsätze vorbereitende Ausbildung ist weitere Grundlage für
den späteren Dienst in den Polizeibehörden.

1977 wird die Landespolizeischule für Dienst-
hundführer endgültig von Selm nach Stukenbrock
verlegt. 1978 wird die bundeseinheitliche Uniform
eingeführt. Am 1. Januar 1979 wird aus der
Landespolizeischule „Erich Klausener“ die
Bereitschaftspolizei-Abteilung VII „Erich
Klausener“. Mit der Bezeichnung ändern sich
auch die Aufgaben des Standortes.                          Namens- und Schilderwechsel

Die siebziger Jahre sind für die
Bereitschaftspolizei geprägt von Demonstrationen, die mit den Unruhen der späten 60er
                                   Jahre begonnen hatten. Auch die Olympischen Spiele
                                   1972 in München werden von nordrhein-westfälis-
                                   chen Polizisten unterstützt. Atomkraftwerke und
                                   Endlager sind Ziel von vermehrten Demonstrationen
                                   in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre.

                                                                                                37
LAFP-Chronik: Ein neues Zeitalter bricht an: Die Informationstechnologie der 80er Jahre

                                                     Seit 1982 sind auch Frauen im Polizeidienst zugelassen.
                                                     Am 02.08.1984 wird die erste deutsche E-Mail versendet.
                                                     Im Jahr 1987 stirbt der Künstler Andy Warhol, der nicht
                                                     nur für seinen Satz „In Zukunft wird jeder Mensch für
     Ein neues Zeitalter bricht an:                  15 Minuten Berühmtheit erlangen“ berühmt ist. Der
     Die Informationstechnologie                     Physiker Stephen Hawking schreibt 1988 „Eine kurze
                                                     Geschichte der Zeit“. Mit dem Fall der Berliner Mauer
     der 80er Jahre                                  am 09.11.1989 steht der Wiedervereinigung Deutschlands
                                                     nun nichts mehr im Wege.

     1980 erfolgt durch die Aufstellung von PHW (Polizeihauptwachtmeister-) Hundert-
     schaften die völlige Trennung von Ausbildung und Einsatz. Die Landespolizeischule für
     Technik und Verkehr wird im selben Jahr in „Bereitschaftspolizei-
     Abteilung Bochum/Essen“ umbenannt.

     Am 9. September 1980 tritt ein neuer Lehrplan für die Ausbildung
     des mittleren Dienstes der Schutzpolizei (PDV 245 NW) in Kraft.
     Die Bereitschaftspolizei des Landes NW begeht im selben Jahr ihr
     30-jähriges Jubiläum.

                           Im Mai des Jahres 1981 wird die Film- und          Die Film- und Bildstelle
                                                                                 der Polizei NRW
                           Bildstelle der Polizei NW von der Bereitschafts-
                           polizei-Abteilung Essen zur Direktion der
                           Bereitschaftspolizei NW Selm verlagert und als Sachgebiet für
                           Medien dem Dezernat 2 angegliedert.

          Die ersten       Erstmalig werden 1982 auch Frauen in den Dienst der Polizei in
         Polizistinnen     Nordrhein-Westfalen eingestellt, was auch Veränderungen für die Aus-

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