Landkonzentration und Land Grabbing in Osteuropa - Die Rolle österreichischer Unternehmen
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Landkonzentration und Land Grabbing in Osteuropa Die Rolle österreichischer Unternehmen Alexandru Babos via Wikimedia Commons Landkonzentration und Land Grabbing1 sind nicht nur ein Problem des Globalen Südens, sondern schreiten auch in Europa voran – vor allem in Süd- und Osteuropa. In Rumänien, der Ukraine, Serbien und Ungarn kontrollier- en auch österreichische Akteure bereits große Landflächen.2 Fast die Hälfte der land- Agrarbusiness und Spekulanten dar wirtschaftlichen Betriebe in Europa – speziell in Süd- und Osteuropa. »Der Zugang zu Land ist eine sind kleine Bauernhöfe mit weniger Kleinbäuerliche Betriebe erhalten Grundvoraussetzung für Ernährungssouveränität in als zwei Hektar, die aber nur zwei hingegen immer weniger Förderun- Europa. Doch die aktuelle Prozent der landwirtschaftlichen gen. Zehntausende werden jedes EU-Agrarpolitik erschwert Nutzfläche kontrollieren. Dem Jahr aus der Landwirtschaft ver- diesen Zugang, indem sie gegenüber nutzen Grundbesitzer_ drängt. Landkonzentration und innen mit über 100 Hektar, das Land Grabbing verschärft. sind gerade drei Prozent der Die EU ist der weltweit größte Wir alle sind von der Res- landwirtschaftlichen Betriebe, Nahrungsmittelexporteur. Eine source Land abhängig. Land die Hälfte der gesamten land- Tatsache, die von vielen europä- muss daher als öffentliches wirtschaftlichen Nutzfläche in ischen politischen Entscheidungs- Gut betrachtet werden. der EU-27.3 Diese „Landeliten“ träger_innen als Erfolgsbeweis Zugang zu Land sollten jene werden im Rahmen der gemein- gewertet wird. Dieser „Erfolg” be- bekommen, die darauf ar- samen europäischen Agrarpolitik gründet sich jedoch auf einem nicht beiten. Kleinbäuerliche und (GAP) aktiv durch öffentliche nachhaltigen Landwirtschaftsmodell. ökologische Landwirtschaft muss Vorrang gegenüber Gelder gefördert – u.a. durch Der Zugang zu fossilen Brennstoffen konzentrierter, kommer- flächenbezogene Subventionen. und importierten Rohstoffen (zum zialisierter und industri- Dominante Investitionspolitiken Beispiel Soja für Futtermittel) und alisierter Landwirtschaft bevorzugen ein industrialisiertes der Zugang zu landwirtschaftlichen bekommen, die nur den Agrarmodell, große Landeinheiten Flächen (sowohl in Europa als auch Profitinteressen einiger und befördern in vielen Fällen die anderswo) sind die Voraussetzungen Weniger dient.« nicht-landwirtschaftliche Nutzung für ein zunehmend industriali- — Irmi Salzer, ÖBV – von Land. Das stellt einen wich- siertes Ernährungs- und Agrarsys- Via Campesina Austria tigen Anreiz für Großbetriebe, tem. Dieses Produktionsmodell geht
Hand in Hand mit der üblichen technischen Herange- Concentration, Land Grabbing and People’s Struggles in hensweise an Landverwaltung. Der Zugang zu Land ist Europe”6 belegt diese Trends. FIAN hat die gemeinsamen aber auch in Europa eine menschenrechtliche Angelegen- Forschungen der European Coordination Via Campesina heit, denn ein Teil der europäischen Bevölkerung ist für (ECVC) und der Hands-Off The Land (HOTL) Alliance seine Lebensgrundlage auf direkten Zugang zu Land und mitunterstützt.Vor allem in Osteuropa belegen die Unter- natürlichen Ressourcen angewiesen. suchungen die steigende Konzentration von Landbesitz, die sich in den letzten Jahrzehnten extrem beschleunigt Österreich und auch Serbien, Rumänien, Ungarn und hat und Dimensionen erreicht, wie in Brasilien, Kolum- die Ukraine sind Vertragspartner_innen4 des Menschen- bien oder den Philippinen – alle bekannt für ihre un- rechtspakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle gleiche Verteilung von Land. In der Ukraine kontrollieren Rechte5 und haben sich damit u.a. dazu verpflichtet, das die zehn größten Agrarholdings ungefähr 2,8 Millionen Recht auf Nahrung zu respektieren, zu schützen und Hektar.7 Das österreichische Agrarunternehmen MCB zu gewährleisten. Die Verwirklichung des Menschen- Agricole soll laut Dragon Capital in der Ukraine be- rechts auf angemessene Nahrung verlangt nach einer reits 96.000 Hektar kontrollieren.8 Maharishi Organic nachhaltigen Produktion und dem Zugang zu gesunden Agriculture, ein österreichisch-japanisches Projekt soll Nahrungsmitteln für jedes Mitglied der Gesellschaft. Das in der Kalanchak Region eine Farm auf 48.000 Hektar beinhaltet das Recht der Menschen ihre Lebensmittelver- betreiben.9 Auch in Rumänien, Serbien und Ungarn sind sorgung so zu organisieren, dass sie ihren eigenen Ent- österreichische Investor_innen aktiv, die sich im großen scheidungen und Präferenzen über Produktion und Stil Land angeeignet haben. Durch die massive Ver- Konsum entspricht. Die Verwaltung von Land und schiebung der Besitzverhältnisse in diesen Ländern sind natürlichen Ressourcen sollte daher auf die nachhaltige weitreichende Änderungen für die lokale Landwirtschaft Produktion von gesunden Nahrungsmitteln für die Ver- zu erwarten. Es ist zu befürchten, dass die kleinbäuer- wirklichung des Rechts auf Nahrung abzielen. liche Landwirtschaft durch den Investitionsboom kaum profitieren wird. Taschenverträge in Ungarn Laut der ungarischen Regierung befinden sich un- gefähr 1-1,5 Millionen Hektar Land in den Händen von ausländischen Investor_innen, die meisten von ihnen aus Österreich, weitere kommen aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark oder Großbritannien.10 Der Gesandte für Agrar- und Umweltangelegenheiten der Ös- terreichischen Botschaft in Budapest schätzt die Zahl mit 500.000 - 600.000 Hektar deutlich niedriger ein. Etwa 90 „Wir haben es satt”-Kundgebung in Wien - 95 Prozent der 200 österreichischen Investor_innen in Ungarn haben auch in Österreich einen landwirtschaftli- chen Betrieb und haben sich in Ungarn ein zweites Stand- Viele Länder in Osteuropa - wie auch Ungarn, bein geschaffen. Es gibt in Ungarn etwa 500 Betriebe mit Rumänien oder die Ukraine - durchliefen die Transforma- über 1.000 Hektar, darunter auch welche aus Österreich. tion kollektivierter Landnutzung hin zu einer radikalen Der größte in österreichischer Hand befindliche Betrieb Landprivatisierung und -fragmentierung nach dem Fall bewirtschaftet etwa 4.000 Hektar.11 Nach Schätzungen des eisernen Vorhangs im Jahr 1989. Das führte zu einer des österreichischen Landwirtschaftsministeriums Situation, in der die Landnutzung sowohl konzentriert als bewirtschaften die rund 200 österreichischen Betriebe auch fragmentiert ist und die Anzahl der kleinbäuerlichen 200.000 Hektar Land in Ungarn, das sind vier Prozent Betriebe relativ hoch ist – so zum Beispiel in Rumänien. der ungarischen Agrarfläche.12 Der EU-Beitritt Ungarns Nach dem Jahr 1989 haben viele Bäuer_innen ihr ur- im Jahr 2004 hat den Druck auf die Ressource Land sprüngliches Land vom Staat zurückerhalten. All diese verstärkt. Der im Vergleich zu den „alten“ EU-Ländern kleinen nicht wettbewerbsfähigen Landflächen wurden niedrige Bodenpreis in Ungarn war ein wesentlicher auf einen Schlag ein einfaches Ziel für verschiedenste Anreiz für Landinvestitionen. Die Bodenpreise steigen Formen von Land Grabbing. In Serbien begann die Priva- laufend, aber sie sind immer noch wesentlich niedriger tisierungswelle erst im Anschluss an den Zerfall Jugoslaw- als in Westeuropa. Derzeit liegen die ungarischen iens rund um das Jahr 2000. Der EU-Beitritt von Ungarn Bodenpreise bei 3.000 - 5.000 Euro je Hektar.13 In ein- im Jahr 2004 und Rumänien im Jahr 2007 beinhaltete die igen Dörfern nahe der österreichischen Grenze wurden Verpflichtung der Liberalisierung des Landmarktes. Das bereits 80 Prozent des Agrarlandes aufgekauft oder bedeutet gleichzeitig auch die Öffnung des Landmarkts gepachtet.14 für ausländische Käufer_innen, die 2014 voll in Kraft treten soll. Zusammen mit dem Fehlen staatlicher Hilfe Landinvestitionen werden in Ungarn nicht nur von für kleine und mittelgroße Bäuer_innen hat das zu Land ausländischen Investor_innen vorangetrieben. Natio- Grabbing und zur steigenden Konzentration von Landei- nale Oligarchen haben in den letzten zwei Jahrzehnten gentum beigetragen. Das 2013 erschienene Buch „Land enge Beziehungen zu Ungarns politischer Elite aufge- 2
baut und sich große Landflächen und die damit ein- nach einem 2013 erlassenen Gesetz rückwirkend ihre hergehenden EU-Agrarsubventionen angeeignet. Nach Gültigkeit verlieren.17 Pachteinnahmen sind in Ungarn, 1990 wurden die großen sozialistischen Kooperativen wo fast alles hoch besteuert ist, steuerfrei. Landeigentum großteils aufgelöst. Staatliche Höfe wurden aufgeteilt ist daher eine Quelle für hohe Gewinne. Ungarische Me- und günstig verkauft oder langfristig verpachtet. Das dien berichten, dass von Landenteignungen und -neuver- bevorzugte Akteure, die Zugang zum nötigen Kapital gabe in erster Linie Kader der regierenden Fidesz, deren hatten. Es waren in der Regel nicht jene, die das Land Familien und „Bekannte” profitiert hätten, obwohl der tatsächlich bestellten, sondern Banken und auch Nationale Bodenfonds Kleinbauernfamilien mit Kindern Investor_innen aus dem Ausland, die das Land in bevorzugen sollte. Besondere Aufregung gab es um den erster Linie als Investition betrachteten. Das verursacht plötzlichen Großgrundbesitz des Bürgermeisters von Or- laufend soziale Spannungen in den ländlichen Regionen báns Heimatgemeinde Felcsút und Orbáns Kanzleramts- Ungarns. Die Anzahl der Bäuer_innen reduziert sich, minister János Lázár.18 Dörfer werden verlassen, die bäuerliche Bevölkerung überaltert zusehends. Die Selbstversorgung mit In den letzten zwei Jahrzehnten sollen etwa eine Nahrungsmitteln wird mehr und mehr zerstört. Die Million Hektar Land von ausländischen Investor_innen Landkonzentration nimmt zu, die Kluft zwischen über sogenannte „Taschenverträge” angeeignet worden den „Zwergen“ und „Riesen“ im Agrarsektor steigt. sein, dazu auch etwa 300 - 500 Million HUF (1,1 - Die durchschnittliche Fläche des sogenannten Groß- 1,8 Millionen Euro) an nationalen und europäischen grundbesitzes ist mit 3.200 Hektar in Ungarn eine Agrarsubventionen.19 Mit den Taschenverträgen wurde der größten in Europa.15 Orbán ließ eine Kommission den bisherigen Eigentümer_innen bereits die Kontrolle einrichten, die verdächtige Transaktionen prüfen soll. über ihre Äcker entzogen. Taschenverträge sind unter- Von über 1.500 angezeigten Fällen befand diese nur 26 zeichnete Kaufverträge ohne Datum, die so lange in den als möglicherweise begründet. Sie betreffen nicht mehr Taschen der Käufer_innen liegen, bis ein legaler Erwerb als 77 Hektar. Der weit größere Teil des Ackerlandes möglich ist. Dann wird das Datum ergänzt, der Verkauf wurde durch ausländische Investor_innen nach der bei den Behörden registriert und ausländische Investor_ damaligen Gesetzeslage legal erworben. Sie sollen aber innen damit auch offiziell Eigentümer_innen. Ungar_ innen fungierten oft als „Strohmänner” für die Investor_ Istvan Takacs via Wikimedia Commons innen.20 Die rechtskonservative ungarische Regierung von Ministerpräsident Orbán hat die Taschenverträge ins neue Strafgesetzbuch aufgenommen. Das beunruhigte in den letzten Monaten einige der in Ungarn tätigen Ös- terreicher_innen – die Mehrzahl von ihnen Großgrund- besitzer_innen. Zwischen 1990 und 1994 war der Land- kauf für Ausländer_innen erlaubt, aber auch danach fanden viele österreichische Investor_innen Wege, um das Gesetz zu umgehen. Eine Möglichkeit dafür war der Taschenvertrag.21 Für Beunruhigung sorgte besonders die Bestimmung, dass auch zwischen dem Jahr 1994 und Ende 2001 erworbene Nießbrauchrechte, die im Grund- buch eingetragen sind, ungültig werden sollen.22 Spendenfieber in Bajánsenye In Bajánsenye in der Örség Region ist Holzwirtschaft in Rumänien ein seltsames „Spendenfieber“ ausgebro- chen. Der Reihe nach spendeten Dorfbe- Konflikte um Grund und Boden nehmen auch in wohner_innen ihr Land an eine ungarische Rumänien zu. Kein anderes Thema bewegt rumänische Frau, die Land für ihren österreichischen Landwirt_innen derzeit mehr, als der Verlust von Acker- Mann sammelte. Sie kaufte auch Land auf, flächen an Großinvestor_innen und Spekulant_innen. insgesamt kam sie so an eine Fläche von In Rumänien hat die Regierung seit den 90er Jahren 63 Hektar. Eine lokale Bäuerin focht diese den Einstieg ausländischer Großinvestor_innen stark „Landspenden“ an, da sie ihrer Einschätz- begünstigt. Trotz gesetzlicher Hürden sollen sich etwa ung nach Konstruktionen waren, um das 700.000 Hektar oder 8,5 Prozent der rumänischen Vorkaufsrecht der lokalen Bäuer_innen landwirtschaftlichen Fläche bereits in den Händen von zu umgehen. Die Gerichte gaben ihr Recht transnationalen Unternehmen befinden, so der rumä- und sprachen ihr das Vorkaufsrecht auf 49 nische Landwirtschaftsminister Valeriu Tabara Ende Hektar zu. Leider war das nur ein kleiner 2011. Österreichische Investor_innen sollen 6,13 Pro- Erfolg, denn in Bajánsenye befinden sich zent dieser 700.000 Hektar kontrollieren.23 bereits 80 Prozent von 1.200 Hektar verfüg- barem Agrarland in ausländischen Händen, Im Zuge des EU-Beitritts wurde Rumänien dazu ge- darunter drei österreichische Unterneh- zwungen, den Bodenmarkt zu liberalisieren und auch für men.16 ausländische Investor_innen zu öffnen. Gesetze sollen den Landkauf für Ausländer_innen ab 2014 erlauben, 3
aber noch versucht die Regierung leisten. Um der Armutsspirale zu das zu umgehen. Schon jetzt entkommen, finden sie sich dann genügt aber eine um 150 Euro in allzu oft als erdbeerpflückende Rumänien registrierte Firma, um Niedriglohnempfänger_innen auf den Prozess zu beschleunigen.24 spanischen Plantagen wieder.33 Die Motive für Landaneignungen sind vielfältig: Landwirtschaft, Österreichische Investor_innen Bergbau, Holzwirtschaft, Energie- sind in Rumänien dicht vertreten. gewinnung, Tourismus, Wasser- Andreas Bardeau, Honorarkonsul Radu Ana Maria via Wikimedia Commons ressourcen und pure Spekulation. von Rumänien, steht für zahlreiche Die Großkonzerne zielen besonders österreichische Agrarier, die in auf intensiv bewirtschaftete, auf »Die Kleinbäuerliche Rumänien in Grund und Boden den Export ausgerichtete Mono- Landwirtschaft war über investieren. Firmen, die dem öster- Jahrhunderte das Rück- kulturen ab. Damit kommt der reichischen Investor zugeordnet grat der rumänischen landwirtschaftliche Ertrag kaum Gesellschaft und werden, kaufen in den westlichen der lokalen Bevölkerung zu Gute. verkörperte die Vision der Landkreisen Timis und Caras- Rumänien ist zudem stark abhän- Ernährungs- und Land- Severin seit Jahren Land auf gig von Agrarrohstoffen aus dem souveränität. und investieren in Ackerbau und Ausland. 70 Prozent der Nahrungs- Die Zeiten haben sich je- Rinderhaltung. Das Unternehmen mittel werden importiert.25 doch geändert, am startete im Jahr 2000 in Rumänien Gipfel des internation- und wurde schnell zu einem der alen Wettlaufs um Land Die Großgrundbesitzer_innen flächenmäßig größten agrarischen und Ressourcen, stehen profitierten von billigen Arbeits- Millionen Kleinbäuer_ Grundbesitzer_innen in kräften - der Monatslohn der innen vor dem Verschwin- Rumänien.34 Die Bardeau Gruppe Landarbeiter_innen beläuft sich den und junge Bäuer_ soll mittlerweile der viertgrößte nur auf etwa 160 Euro - und innen werden in die Aus- ausländische Investor in Rumänien fruchtbarem Boden zu Schnäpp- wanderung gedrängt. Das sein.35 Die rund 21.000 Hektar chenpreisen. Die Landpreise in muss ein Ende haben. Land, die laut der Bardeau Gruppe Rumänien sind mit 2.500 Euro pro Rumänien braucht seine ausgelaugt und meist in verwilder- Hektar weit unter den Bodenprei- Kleinbäuer_innen, tem Zustand übernommen wurden, genauso wie die Welt sen in anderen EU-Mitglieds- werden von Bardeau seit 2001 Ernährungssouveränität ländern, in denen sie schon bis zu braucht!« sukzessive in Betrieb genommen. 15.000 Euro pro Hektar In der Bardeau Holding Romania erreichen können.26 Seit der — Attila Szocs, Ecoruralis gruppieren sich 16 Unternehmen, Jahrtausendwende hat sich der – Kleinbäuer_innen-Netz- die auf Ackerbau für Brotweizen Bodenpreis in Rumänien verdrei- werk in Rumänien und spezielle Sonnenblumen für die facht.27 Lokale mittlere und kleine Kartoffelchipsherstellung, Milch- Betriebe haben beim Landkauf das viehhaltung, Weiderinderhaltung Nachsehen. Rumänische Zwischen- sind.29 Geld, das kleinen Betrieben sowie Lagerhaltung der Acker- händler_innen kaufen Land par- oft allein aufgrund bürokratischer früchte spezialisiert sind.36 Ziel ist zellenweise auf und üben Druck Barrieren verwehrt bleibt.30 70 die gesamte Wertschöpfungskette auf die Landbevölkerung aus, die Prozent der rumänischen Bäuer_ abzudecken - Klein- und Mittel- mit der Situation oft überfordert innen qualifizieren sich nicht für betriebe können da meist nicht ist. Ist das Land dann erst zu einem diese Zahlungen.31 EU-Förderun- mithalten.37 Puzzle zusammengefügt, geht gen betragen etwa 180 Euro pro der Boden dann nicht selten zum Hektar, das ist ungefähr die Hälfte Die Bardeau Gruppe will sich zehnfachen Preis an internationale der üblichen Rate in Westeuropa. selbst nicht in einen Topf mit Firmen.28 In der neuen GAP-Periode soll sich Spekulanten werfen lassen, son- diese Zahl an das westliche dern sieht sich als sehr notwendi- Die Bevölkerung hat kaum eine Niveau angleichen.32 Große Be- ger landwirtschaftlicher Investor. andere Wahl, als das Auftauchen triebe wachsen exponentiell, tragen Man habe in Rumänien 150 Jobs europäischer Agroindustrieunter- zur Senkung der Nahrungsmittel- geschaffen und viel in die Ausbil- nehmen zu akzeptieren, die sich preise bei und treiben Kleinbäuer_ dung der Mitarbeiter_innen inves- über Pacht oder Kauf von Land innen an die äußersten Ränder tiert.38 Die drei Millionen Euro an niederlassen. Die nationale des Markts. Sie sind mit ihren EU-Subventionen im Jahr brauche Gesetzgebung und die Aussicht Produkten nicht mehr konkurrenz- es, um geringere Ernten und den auf EU-Agrarsubventionen unter- fähig. Damit bleibt der Verkauf des höheren Aufwand in Rumänien stützen diese Entwicklungen. Die Bodens oft als einzige Option. abzufedern.39 2012 hatte die Hälfte der rumänischen EU-Agrar- Zusätzliche Flächen, um auf Bardeau Holding Romania über subventionen im Jahr 2012 wurde Betriebsgrößen zu kommen, die 500 Gerichtsfälle um Nutz- und von einem Prozent der Höfe be- sie benötigen, um ihre Familien Eigentumsrechte anhängig.40 Laut zogen, die je über 500 Hektar groß zu erhalten, können sie sich nicht der Bardeau Gruppe soll sich das 4
vor allem in juridisch mangelhaft übertragenen Grund- Gavrila Stetco via Wikimedia Commons parzellen und der prekären Situation der Grundbüch- er begründen.41 Bis zum Jahr 2011 hatte Bardeau in Zusammenarbeit mit der Esterházy-Gruppe die Ester- házy Bardeau Silvicultura betrieben und großflächig Wald und Almen aufgekauft.42 Die Esterházy-Gruppe stößt laut rumänischen Bäuer_innen regional auf wenig Gegenliebe. Sie bewirtschafte in Rumänien gut 10.000 Hektar an Forsten. Es sei geplant die Holzexporte nach Österreich zu verzwei- bis verdreifachen, so Der Stan- dard.43 Bardeau’s Erfolg hat auch andere österreichis- che Unternehmen angezogen. Die AMB Agro Company bewirtschaftet in Oltenien seit 2007 eine Gesamtfläche von 700 Hektar. „Günstige klimatische Verhältnisse, die AMB-Holding-Silva Property will das Unternehmen die nährstoffreiche Schwarzerde und der Fluss Olt auch auf den rumänischen Holzmarkt drängen: „Die schaffen ideale Voraussetzungen für ein fruchtbares Suche nach neuen Wäldern führt in das neue Europa.“ Investment”, so die AMB Agro Company.44 Neben Rumänien verfügt nach Polen über die zweitgrößte der Säge- und Papierindustrie sucht auch die Energie- absolute Waldfläche unter den Ländern Zentral- und wirtschaft verstärkt nach Holzbiomasse und stößt Mitteleuropas. Für die AMB-Holding eröffne das neue damit in Westeuropa zunehmend an ihre Grenzen. Über Perspektiven, um das Portfolio zu ergänzen. Noch werde nach geeigneten Flächen gesucht.47 Migrantische Erntehelfer_innen Illegaler Holzeinschlag ist in Rumänien ein drama- in Österreich tisches Problem. Bis 2012 hat sich der illegale Holzein- Tausende ausländische Arbeitskräfte schlag in nur fünf Jahren verdoppelt. In den letzten 20 sorgen Jahr für Jahr in Österreich dafür, Jahren wurden 80 Millionen Kubikmeter Holz un- dass das reife Obst und Gemüse rechtzeitig rechtmäßig geschlagen, so der Delegierte des Ministers bei den Konsument_innen landen. Im Jahr für Wasser und Wälder.48 Laut Greenpeace Rumänien 2013 wurde 7.187 ausländischen Erntehelfer_ hat die rumänische Regierung zwischen 2009 und 2011 innen eine auf sechs Wochen beschränkte über 30.000 Fälle von illegalem Holzeinschlag Arbeitserlaubnis erteilt. Über 6.000 von registriert.49 Die am meisten von der Entwaldung ihnen kamen aus Rumänien. Zusätzlich betroffenen Gebiete liegen in Harghita und Covasna kamen im selben Jahr 9.454 Personen über im Zentrum und Maramures im Norden Rumäniens. Saison-Beschäftigungsbewilligungen für Der Kahlschlag hat schwere Konsequenzen für den das Kontingent Land- und Forstwirtschaft natürlichen Lebensraum von Mensch und Tier. Auch für maximal sechs Monate nach Öster- die Flächen der Naturparks, in denen jegliche Forst- reich. Auch hier kamen die meisten Ernte- wirtschaft verboten ist, schrumpft von Jahr zu Jahr helfer_innen aus Rumänien (4.232), gefolgt - allein zwischen 2008 und 2012 um 380.000 Hektar. von der Ukraine, Bosnien-Herzegowina und Rumänien ist ein großer Holzexporteur. 2011 wurden Serbien.45 fast 5.000.000 Tonnen Holz und Holzprodukte aus- Exemplarisch für die prekären Beschäf- geführt, vor allem in arabische Länder, die Türkei, nach tigungsverhältnisse und niedrigen Löhne China und Japan. Die größten europäischen Abnehmer der Erntehelfer_innen in Österreich steht finden sich in Italien, Österreich, Ungarn und ein Beispiel aus Tirol aus dem Herbst 2013. Deutschland.50 50 vorwiegend rumänische und serbische Erntehelfer_innen, die bei einem Thaur- Das österreichische Unternehmen Holzindustrie er Gemüsebauern als Saisonarbeitskräfte Schweighofer ist im Holzsektor Rumäniens aktiv und angestellt waren, setzten sich gegen ihre stößt mit seinen Investitionen nicht nur auf Gegenliebe, Arbeitsverhältnisse zur Wehr und traten sondern derzeit auch auf starken lokalen Widerstand. in den Streik. Die Bezahlung der Erntehel- Schweighofer verdränge mit seinen Sägewerken fer_innen lag deutlich unter dem ohnehin Kleinunternehmer_innen und für den Holzbedarf beschämend niedrigen Kollektivvertrag, von Schweighofer würden Waldflächen exzessiv abge- teilweise mussten sie ihre Arbeitsuten- holzt, so lauten die Vorwürfe lokaler NGOs. Der silien selbst besorgen und hatten oftmals WWF Rumänien, die rumänische Umweltorganisation eine 70-Stunden-Woche. Rund 1.000 Euro Agent Green und das Transylvanian Wildlife Project erhielten sie als monatlichen Lohn dafür. haben sich bereits mehrfach gegen die Aktivitäten Nach ihren Protesten und der folgenden von Schweighofer ausgesprochen.51 Holzindustrie Kündigung im Oktober 2013 erhielten die Schweighofer weist die Vorwürfe zurück und gibt Saisonarbeiter_innen eine korrigierte an, nur Rundholz am freien Markt zuzukaufen und Abrechnung und mehr Lohn.46 das ausschließlich, wenn legale Herkunftsdokumente vorliegen.52 Cascade Empire ist Teil der Schweighofer Holzindustrie und zuständig für den Erwerb von Im- 5
mobilien, Land und Waldflächen in Rumänien. Cascade es laut der Zeitung „Blick ins Land“ ganz handfeste Empire soll laut Wirtschaftsblatt mit Stand 2009 ins- wirtschaftliche Gründe: „Die Infrastruktur ist weit gesamt 11.000 Hektar Wald in Rumänien besitzen.53 besser als im benachbarten Rumänien oder Kroatien, das Arbeitskräfteangebot ist enorm, Lohnkosten und Holzindustrie Schweighofer betreibt bereits Holz- verarbeitungsstandorte in Sebes und Radauti. Der jährliche Einschnitt der Schweighofer-Gruppe beträgt 2,7 Millionen Festmeter, 260.400 Tonnen Pellets und Briketts werden jährlich produziert.54 Ende 2013 erhielt Schweighofer von der örtlichen Behörde die Geneh- migung für den Bau des fünften Werkes in Rumänien, in Reci (Kreis Covasna). Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2015 geplant. Investitionssumme sind 150 Millionen Euro. Im dann dritten Sägewerk der Gruppe ist eine jährliche Einschnittkapazität von 800.000 Fes- tmeter vorgesehen. Weiters sollen 100.000 Kubikmeter Leimholzprodukte für Japan sowie 130.000 Tonnen Pellets pro Jahr produziert werden.55 Durch die Menge Bjoertvedt via Wikimedia Commons an benötigtem Holz befürchten NGOs Raubbau an den umliegenden Wäldern, unschätzbare Verluste und Schäden für das Ökosystem und die Freisetzung von »Die serbische Provinz Vojvodina als Korn- Treibhausgasen. Eine Petition fordert den Baustopp des kammer am Balkan entwickelt sich zu einer neuen Werks.56 lukrativen Zone für westliche Agrarinvestor- en – mit Renditeaussichten, von denen man Im September 2013 haben etwa 100 Personen in der EU derzeit nur träumen kann.« gegen die Ausdehnung von Schweighofer demonstriert. — Blick ins Land (6-7/2012) Die Demonstrant_innen fürchten, dass neben einem unwiederbringlichen Schaden für die Natur, das Projekt das wirtschaftliche Ende für kleine Sägewerke der Bodenpreise sind (noch) gering.“62 Die Bodenpreise be- Umgebung wäre und tausende Arbeiter_innen in klei- wegen sich zwischen 8.000 und 9.000 Euro je Hektar nen lokalen Holzverarbeitungsbetrieben dadurch und kosten damit gerade ein Viertel von vergleichbaren arbeitslos werden.57 Auch Arbor, eine Arbeitgeber- Böden in Österreich. Investor_innen hoffen auf eine vereinigung von 150 kleinen und mittelständischen Wertsteigerung um 100 Prozent bis 2018.63 Betrieben, befürchtet mit der weiteren Ausbreitung von Schweighofer den Niedergang der lokalen holzver- Ähnlich wie in Rumänien, der Ukraine oder Ungarn arbeitenden Betriebe.58 Schweighofer entgegnet, dass verbietet das Gesetz den Verkauf von Agrarland an aus- durch das neue Werk 650 direkte Arbeitsplätze für die ländische Investor_innen. Aber das wurde umgangen, Region geschaffen würden und für lokale, kleine Fir- indem man Unternehmen als serbische Firmen men die Möglichkeit besteht, ihre Produkte aus deren registriert und so ihr Kapital in privatisierte Agrar- Sägewerken an Schweighofer zu verkaufen und Ko- unternehmen investierte. In manchen Fällen versuchten operationen einzugehen.59 200 Personen protestierten Zusammenschlüsse von Kleinbäuer_innen im Wett- am 15. Jänner 2014 in Covasna gegen die Entscheidung bewerb gegen Großgrundbesitzer_innen standzuhalten der Behörden, die Schweighofer die Baugenehmigung und Staatsland in ihrer Gegend zu pachten. Das führte für das Sägewerk in Reci erteilten. Die Entscheidung zu teils konflikthaften Situationen bei öffentlichen sei ohne Zustimmung der lokalen Bevölkerung getrof- Auktionen.64 Der serbische Staat vergibt bis zu einem fen worden, so der Vorwurf der Demonstrant_innen. Maximum von 100 Hektar 150 Euro Subventionen pro Deshalb forderten sie die Rücknahme der Entscheidung Hektar. Kleinbauernverbände beschweren sich, dass durch die Bezirksregierung.60 Eine erste vom Ministeri- einige Großgrundbesitzer_innen mehr als die ihnen um angeordnete Untersuchung der lokalen Behörde in zustehenden Subventionen beziehen, indem sie einen Bezug auf die Erteilung der Baugenehmigung hat keine Teil ihres Landes über Familienmitglieder oder Freund_ Unrechtmäßigkeiten im Prozess gefunden.61 innen registrieren. Vier Jahre nachdem das serbische Stabilisierungs- und Assozisierungsabkommen mit der EU in Kraft tritt, wird es ausländischen Serbiens Äcker – „ein lohnendes Asset“ Investor_innen offiziell erlaubt sein, Land zu erwerben. Während viele Nachbarländer versuchen diesen Prozess In Serbien haben von insgesamt 780.000 bäuerli- hinauszuzögern und ausländische Investitionen in Land chen Betrieben 140.000 weniger als zwei Hektar Fläche zu erschweren, treibt Serbien die Liberalisierung des zur Verfügung. Ein Viertel der Bevölkerung arbeitet in Landmarkts voran. Im Jänner 2013 unterzeichnete die der Landwirtschaft. Die Region Vojvodina verfügt über Regierung einen Vorvertrag mit den Vereinigten 1,8 Millionen Hektar fruchtbares Ackerland, darunt- Arabischen Emiraten über die Pacht von mehr als er Schwarzerde-Böden mit hohem Potential in der 16.000 Hektar.65 Saatgutproduktion. Für Investitionen in Serbien gibt 6
Kontraktpartner_innen des österreichischen Unternehmens Advance Management bewirtschaften »Menschen in Machtpositionen haben diese eine Gesamtfläche von 100.000 Hektar. So können nachteiligen Entscheidungen getroffen. ausländische Akteur_innen indirekt in die serbische Wenn man ihnen diese Macht nimmt, Agrarwirtschaft investieren. Auf den Flächen wird von können ihre Entscheidungen rückgängig mittleren bis großen privaten und staatlichen Betrieben gemacht werden und das Land wieder jenen über Vertragsanbau Weizen, Mais- und Sonnenblumen- zurück gegeben werden, die darauf arbeiten saatgut produziert – bis 2012 auch im Auftrag von und davon leben. […] Alternative Kunden wie der Raiffeisen Ware Austria. Oberstes Ziel Wirtschaftsformen müssen selbstbestimmt, der Agrarier ist der Erwerb und die Bewirtschaftung selbstständig und auf ihren eigenen von Agrarflächen - mit lokalen Partner_innen.66„Wir Ressourcen basierend sein und in der haben begonnen in der Region Feketic Land zu kaufen Kontrolle der lokalen Bevölkerung liegen. und zu pachten und unsere landwirtschaftlichen […] Landwirtschaftliche Böden dürfen nicht Aktivitäten aufzubauen.“ Advanced Agro bietet auch an Marktspekulanten oder Agrarbusiness- Betriebsführungsdienste für Landinvestor_innen.67 Unternehmen verkauft werden. Serbien er- Advance Management erhielt über eine Wirtschafts- wirtschaftet die höchsten Profite über den partnerschaft der Austrian Development Agency (ADA) Export von landwirtschaftlichen Produkten, 200.000 Euro für ein Projekt in der Vojvodina.68 aber gleichzeitig sterben in Serbien Men- Advance Management hat mit Unterstützung der schen an Hunger. Solange das so ist, bedeutet ADA ein Kontraktmodell entwickelt, bei welchem mit das, dass die Dinge gegen jegliche Vernunft lokalen Partner_innen für internationale Saatgutfirmen organisiert sind. Die lokale Bevölkerung Saatgut produziert wird. Die Gesamtfläche, auf der muss die Kontrolle über ihre natürlichen Advance Management Saatgut produziert, ist ca. 1.000 Ressourcen und die darauf erwirtschafte- Hektar groß.69 ten Profite haben und diese müssen gerecht innerhalb der Bevölkerung verteilt werden, anstatt der Geschäftemacherei einer klei- Es war von der ADA auch geplant, über eine nen Gruppe von Personen zu dienen.« weitere Wirtschaftspartnerschaft in Serbien den Marga- rineproduzenten SENNA Nahrungsmittel „dabei [zu] — Milenko Sreckovic, Pokret za Slobodu - unterstütz[en] südosteuropäische Märkte zu erobern“. eine Arbeiter_innen- und Kleinbäuer_ Ziel der Partnerschaft war der Aufbau von Margarine- innen-Organisation in Serbien74 produktion und die Entwicklung von Zuliefererketten in Serbien.70 Es kam jedoch nicht zum Vertragsab- schluss. Es bleiben Zweifel, ob in dieser Form der Partnerschaften die Interessen von lokalen Kleinbäuer_ Group Serbien zählt zu den führenden Agrarunterne- innen im Zentrum stehen. hmen Südosteuropas und produziert unter anderem Zucker, Mais und Weizen und bewirtschaftet nach Großflächige Landaneignungen sind im Vorfeld der eigenen Angaben über ihre Agrarunternehmen 20.000 EU-Beitrittsverhandlungen wieder in den Vordergrund Hektar Land.75 Die MK Group Serbien bezieht einen getreten und haben in Serbien während der Zeit der langfristigen Kredit von der österreichischen Entwick- Privatisierung nach dem Jahr 2000 begonnen. Serbische lungsbank in der Höhe von 15 Millionen Euro. „Ziel und internationale Unternehmen haben die Gelegenheit der Kreditlinie ist es, über Investitionen in moderne genützt, um die Kontrolle über große Flächen Land Agrarinfrastruktur sowie energieeffiziente Maschinen zu erlangen. Zwischen 2001 und 2012 wurden 253 bzw. Technologien die Wettbewerbsfähigkeit des Un- Agrarunternehmen privatisiert und im Zuge dessen ternehmens zu sichern und einen positiven Beitrag zur 65.000 Arbeiter_innen entlassen.71 Wie der Ende 2012 Entwicklung des serbischen Agrarsektors zu leisten.“76 vom Anti-Korruptions Rat der serbischen Regierung Die MK Group hat bereits ihre Fühler in die Ukraine veröffentlichte Bericht zu Staats- und Kooperativen- ausgestreckt und dort über die Tochterfirma Agro Land im Privatisierungsprozess feststellte „wurden Invest Ukraine in Kiev, Vinnitsa, Cherkassy und Zhyto- viele Agrarunternehmen privatisiert, ohne in Frage myr in 40.000 Hektar Land investiert.77 zu stellen, ob die Eigentumsverhältnisse von land- wirtschaftlichen Flächen vorab geklärt wurden.“ Es gab eine Reihe von Rechtswidrigkeiten im Prozess der Rechtsschutz – für wen? Privatisierung, vor allem wegen unklarer Regelungen in Bezug auf Landeigentum. Vorhandene Schlupf- Unternehmen aus Österreich zählen – auch im Agrar- löcher ermöglichten im Zuge des Privatisierungsproz- bereich – in vielen süd- und osteuropäischen Ländern esses großflächige Landaneignungen. Das volle Aus- zu den bedeutendsten ausländischen Investor_innen.78 maß ist unklar, aber es hatte Auswirkungen auf die Geschützt werden die österreichischen Investor_innen Landkonzentration in Serbien. Laut Branislav Gulan, in diesen Ländern durch die sogenannten Intra-EU-BITs einem Experten für Landfragen in Serbien, besitzen (Bilateral Investment Treaties, BITs), das sind bilaterale die vier größten serbischen Landeigentümer_innen Investitionsschutzabkommen zwischen EU-Mitgliedsstaat- zusammen mehr als 100.000 Hektar Land.72 Einer von en, welche die Rechtssicherheit für im Ausland inves- ihnen ist die MK Group mit 24.000 Hektar.73 Die MK tierende Unternehmen erhöhen sollen. Österreich hat 12 7
Intra-EU BITs mit neuen EU-Mitgliedsstaaten vor deren EU-Beitritt abgeschlossen.79 Diese Abkommen enthalten Maastrichter Prinzipien unter anderem umstrittene Investor-vs.-Staat-Schieds- gerichtsverfahren. Schiedsgerichtsverfahren gegen Staaten Im September 2011 wurden die „Maas- ermöglichen Angriffe auf grundlegende Menschenrechte, trichter Prinzipien zu den Extraterritor- wie das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard. ialen Staatenpflichten im Bereich der Sie widersprechen zwingenden Normen des allgemeinen Wirtschaftlichen, Sozialen und Kulturellen Völkerrechts, das nach öffentlichen Verfahren unter Menschenrechte“ im Rahmen des ETO demokratischer Kontrolle und rechtsstaatlichen Mitteln Consortiums verabschiedet. Sie sind eine verlangt. Besonders osteuropäische Staaten stehen zuneh- recht- liche Meinung internationaler Men- mend im Fokus westeuropäischer Unternehmen. 65 Pro- schenrechtsexpert_innen und definieren zent der bekannten Schiedsverfahren gegen mittel- und auf Grundlage bestehenden internation- osteuropäische Staaten basieren auf Intra-EU-BITs.80 alen Rechts die Inhalte der ETOs. Unter den 40 Unterzeichner_innen aus aller Welt Österreich wurde noch nie auf Basis eines Inves- finden sich Vertreter_innen zivilgesell- titionsschutzabkommens geklagt, aber umgekehrt haben schaftlicher Organisationen wie Universi- österreichische Unternehmen sehr wohl Klagen auf Basis täten, gegenwärtige und frühere Mitglieder bilateraler Investitionsschutzabkommen eingebracht von UN- Vertragsorganen sowie UN-Sonder- oder zumindest angedroht. Die Ukraine wurde schon auf berichterstatter_innen. Die Maastrichter Grundlage des Österreich-Ukraine-Investitionsschutz- Prinzipien gelten als Quelle internation- abkommens geklagt81, ähnlich erging es Kroatien82, der alen Rechts gemäß Art. 38 der Statuten des Slowakei83 oder Bulgarien.84 Noch sind keine Schieds- Internationalen Gerichtshofes. gerichtsverfahren von österreichischen Investor_innen im Agrarbereich in Osteuropa bekannt, die grundsätz- liche Anwendungsmöglichkeit besteht aber. Bilaterale Inves- titionsschutzabkommen spielen global bereits in vielen Gemäß den Maastrichter Prinzipien zu den extra- Ländern eine wichtige Rolle in der Absicherung von territorialen Staatenpflichten im Bereich der wirtschaft- Landinvestitionen und erschweren mögliche Land- refor- lichen, sozialen und kulturellen Rechte müssen Staaten men. Landreformen und Enteignungen wurden mit Bezug „Maßnahmen ergreifen, um die wirtschaftlichen, sozialen auf bestehende Investitionsschutzabkommen bereits ver- und kulturellen Rechte der Personen innerhalb und hindert. Menschenrechtlich und demokratisch legitimierte außerhalb ihres Territoriums zu schützen.“86 Die Aktivi- Landreformen werden stark erschwert und demokratische täten von Privatunternehmen im Ausland stellen einen Gestaltungsmöglichkeiten zugunsten von Investorenrech- wichtigen Anwendungsbereich dieser Prinzipien dar. ten für lange Zeit eingeschränkt.85 Österreich muss demzufolge Vorkehrungen treffen, dass heimische Unternehmen, bei ihrer Geschäftstätigkeit im Ausland sich an keinerlei Aktivitäten beteiligen, die die Extraterritoriale Staatenpflichten Verwirklichung wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Rechte (WSK-Rechte) verunmöglichen oder beeinträchti- Von Land Grabbing oder mangelndem Zugang zu gen. Land betroffene Bevölkerungsgruppen haben kaum Rechtsmittel, um sich effektiv gegen die mächtigen Inter- Der UN-Ausschuss für WSK-Rechte überwacht die essen von Investor_innen zur Wehr zu setzen. Das zeigen Einhaltung des Internationalen Paktes über wirtschaftli- auch die Beispiele aus Ungarn, Rumänien und Serbien. che, soziale und kulturelle Rechte. Im November 2013 In vielen Fällen sind es auch ausländische staatliche wurde die österreichische Bundesregierung in den wie nicht-staatliche Akteur_innen, die Individuen und Empfehlungen zum österreichischen Staatenbericht zu Gemeinschaften den Zugang zu zentralen natürlichen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechten vom Ressourcen wie Land streitig machen. Die vorherrschende zuständigen UN-Ausschuss gerügt und zum Handeln auf- Interpretation menschenrechtlicher Verpflichtungen von Staaten, z.B. als Unterzeichnerstaaten des Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte, beschränkt sich auf das eigene Territorium. Wie die Fallbeispiele zeigen, ist die Verwirklichung der Menschen- rechte aber gerade auch von Handlungen von Staaten, internationalen Organisationen und privaten Akteur_ innen außerhalb des betroffenen nationalen Territoriums abhängig. Zum Beispiel ist die Verwirklichung des Rechts auf Nahrung auch von ausländischen Land- oder Agrar- investitionen beeinflusst. Die extraterritorialen Staaten- pflichten (Extraterritorial State Obligations, ETOs) können als „Missing Link“ im Menschenrechtssystem verstanden werden, indem sie eine Rechtsgrundlage für unsere globalisierte Welt bereitstellen und damit ein recht- Präsentation des Schattenberichts in Genf im November 2013 liches Vakuum füllen. 8
gefordert. Bemängelt wurde unter anderem die fehlende die Liberalisierung von Landmärkten. Das passiert entge- Aufsicht über im Ausland tätige österreichische Unter- gen den Bestimmungen der Leitlinien, deren leitende nehmen in Hinblick auf Menschenrechtsverletzungen in Prinzipien die Nichtdiskriminierung (3B2) mitein- Drittländern.87 FIAN Österreich koordinierte den Schat- schließen. Das beinhaltet auch das Verbot der Diskrimi- tenbericht88 der Nichtregierungsorganisationen, der sich nierung basierend auf dem Mangel von ökonomischen auch Österreichs extraterritorialen menschenrechtlichen Ressourcen (4.6). Verpflichtungen widmete. Die Empfehlungen des Aus- schusses bestätigten viele Forderungen des Schattenbe- Wie einige der Beispiele illustrieren, ist Land Grabbing richts. Dazu gehört die Empfehlung zur Einrichtung von auch in Europa ein wachsendes Thema. Dahingehend menschenrechtlichen Folgeabschätzungen in der Entwick- fordern die CFS Leitlinien die Staaten dazu auf, Maß- lungszusammenarbeit und anderen Außenwirtschaftsbe- nahmen zu ergreifen, die den Schutz von „Landnutzungs- ziehungen. Möchte Österreich zu einer sozialen und rechten, Menschenrechten, Lebensgrundlagen, internationalen Ordnung beitragen, in der die Menschen- Ernährungssicherheit und der Umwelt sicherstellen.“ rechte vollständig verwirklicht werden, dann sollte es (12.6). Vorgesehene Maßnahmen sind die Einführung seine extraterritorialen Pflichten respektieren und von Obergrenzen für erlaubte Landtransaktionen und die umsetzen. Förderung von Produktions- und Investitionsmodellen, die nicht zu großflächigem Transfer von Nutzungsrechten an Investor_innen führen (12.6). In Bezug auf Investiti- Vom Mythos einer guten Landver- onsprojekte unterstreichen die Leitlinien die Notwendig- waltung in Europa keit von „vorab durchgeführten unabhängigen Begut- achtungen der potentiellen positiven und negativen Die skizzierten Beispiele aus Rumänien, Serbien und Auswirkungen dieser Investitionen“ (12.10). Das ist ein Ungarn zeigen nicht nur die Rolle transnational agieren- Minimalstandard, der in vielen – wenn nicht allen – der Akteur_innen auf, sondern legen auch grundlegende europäischen Ländern bislang fehlt, denn es geht dabei Probleme in der Verwaltung von Land und natürlichen z.B. auch um die Untersuchung der Auswirkungen von Ressourcen in Europa offen. Europa gilt gewöhnlich als Investitionen auf die Verwirklichung des Rechts auf ange- Vorzeigebeispiel für gelungene Landverwaltung. Diese messene Nahrung, nicht nur um Umweltverträglichkeits- Einschätzung setzt ein sehr enges Verständnis von Land prüfungen. Im europäischen Kontext bedeutet das, dass voraus. Landverwaltung wird dabei in erster Linie als eine die Auswirkungen eines Investitionsprojekts auf Land- technische Angelegenheit gesehen, die sich durch starke konzentration, Landnutzung und die kleinbäuerliche (private) Eigentumsrechte, gut funktionierende Grund- Landwirtschaft untersucht und bei der Entscheidung für kataster und Landmärkte auszeichnet. Aus einer men- oder gegen ein Projekt berücksichtigt werden muss. schenrechtlichen Perspektive gibt es bei der Land- verwaltung in Europa jedoch dringenden Reformbedarf. Die „CFS Leitlinien für die verantwortungsvolle Ver- waltung von Boden- und Landnutzungsrechten, Fischgründen und Wäldern“ verdeutlichen, dass der Zugang zu Land, Fischgründen und Wäldern keine rein wirtschaftliche Angelegenheit ist, sondern ein grund- legendes Menschenrecht, das respektiert, geschützt und gewährleistet werden muss. Die CFS Leitlinien89 wurden im Mai 2012 im Welternährungsausschuss der Vereinten Nationen (Committee on World Food Security, CFS) von 125 Staaten angenommen. Diese Leitlinien bieten eine Anleitung für Regierungen, um die Verwaltung von Land, Fischgründen und Wäldern zu verbessern - auch Verabschiedung der CFS Leitlinien im Mai 2012 in Rom in Europa. Sie sind das erste internationale Instrument, FAO/Alessia Pierdomenico das einen menschenrechtsbasierten Ansatz, im Speziellen wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, auf die Die aktuellen Investitionspolitiken in Europa - Verwaltung von natürlichen Ressourcen anwendet. Die allen voran das Subventionsregime der Gemeinsamen Leitlinien sind verankert in bestehenden Verpflichtungen Agrarpolitik der EU – fördern den Prozess der Landkon- unter internationalem Völkerrecht. zentration und ein industrielles Landwirtschaftsmodell. Das missachtet die Vorgaben der Leitlinien, die unterstre- Der menschenrechtliche Fokus der Leitlinien bringt ichen, dass eine verantwortungsvolle Landverwaltung ein besonderes Augenmerk auf marginalisierte Gruppen auch verantwortungsvolle Investitionen unterstützen soll, mit sich. In Europa betrifft das im Besonderen Klein- um so eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion bäuer_innen und zukünftige Bäuer_innen. Sie werden zu stärken (12.1). Anstatt nicht nachhaltige Modelle zu durch Politiken auf nationaler und EU-Ebene diskrimi- unterstützen, die nur ein paar wenigen Agroindustrie- niert, als Resultat des Fehlens von öffentlichen Unterstü- konzernen zu Gute kommen, rufen die Leitlinien zu einer tzungsleistungen, durch eine Raumplanung, die klein- Investitionspolitik auf, die „breitere soziale, wirtschaft- bäuerliche Landwirtschaft verschwinden lässt und durch liche und umweltbezogene Ziele unter einer Vielfalt von 9
Landwirtschaftssystemen unter- gen in Europa. Die Forderung wird stützt.” (12.1) Um die nachhaltige Abgesehen von den untermauert durch die Leitlinien, Produktion von gesunden Lebens- Politiken selbst, gibt es die anerkennen, dass umverteilende mitteln zu fördern, anerkennen die gravierende Probleme Reformen „breiten und gerechten Leitlinien die zentrale Bedeutung in der Entwicklung und Zugang zu Land und inklusive kleinstrukturierter Implementierung. Noch ländliche Entwicklung fördern“ genereller – es geht (15.1). Besonders zu tragen kommt Lebensmittelproduzent_innen und um die Art in der Ent- rufen die Staaten dazu auf, die scheidungen fallen. Die das in Zusammenhängen, wo „eine Investitionen in eine kleinbäuerliche Leitlinien rufen auf zu hohe Landkonzentration verbunden Landwirtschaft zu stärken (12.2). angemessener Teilhabe ist mit einem erheblichen Anteil Das unterstützt die Forderung von in Entscheidungsprozes- ländlicher Armut hervorgerufen Kleinbäuer_innen in ganz Europa, sen und Transparenz. Der durch den mangelnden Zugang zu das aktuelle Fördersystem der GAP Zugang zu Information Land“ (15.3). zu reformieren und bäuerliche über verfügbare (öffent- Landwirtschaft für eine nachhaltige liche) Flächen wird z.B. Auch die CFS Leitlinien legen auch gebraucht, um mar- Lebensmittelproduktion zu unter- offen, dass die existierenden Prob- ginalisierten Gruppen stützen. dieses Land zugänglich zu leme in der Landverwaltung in machen. Im Zusammen- Europa dringend angegangen Bei öffentlichem Land und hang mit Transparenz werden müssen. Aktuelle Politiken auch Wäldern besteht für Staaten sprechen die Leitlinien und Rahmenbedingungen sowohl eine besondere Verantwortlichkeit. auch das Thema Korrup- auf nationaler als auch auf EU- Die Leitlinien raten dabei nicht zur tion an und unterstützen Ebene brauchen eine Überarbeitung. Privatisierung dieser Ressourcen, Maßnahmen dagegen. Im In diesem Zusammenhang bieten die Besonderen gilt es Inter- Leitlinien, als ein breites und legiti- sondern leiten Staaten dazu an „die essenskonflikte anzu- Nutzung und Kontrolle dieser Res- sprechen und klarere miertes Instrument, eine Analyse- sourcen im Licht breiterer sozialer, Regeln und Regulierun- basis für existierende Probleme und wirtschaftlicher und umweltbezoge- gen zu verabschieden beinhalten einige Elemente dafür wie ner Anliegen festzulegen“ (8.1) und (6.9). diese Reformen aussehen sollten. Die „die gerechte Verteilung von Leitlinien unterstützen Forderungen Leistungen aus Land, Fischgründen vieler Gemeinschaften, sozialer, und Wäldern im Staatsbesitz“ in dass Werte, so wie soziale, kultur- bäuerlicher Bewegungen und zivil- einem inklusiven Konsultations- elle und umweltbezogene Werte, gesellschaftlicher Organisationen für prozess zu entwickeln (8.6, 8.7). nicht immer gut durch unregulierte eine Neuausrichtung der Politiken Die Leitlinien fordern eine Offenle- Märkte bedient werden. Staaten im Kontext von Land, Fischgründen gung aller Informationen über die sollen die breiteren Interessen von und Wäldern in Europa. Das Ziel verfügbaren öffentlichen Flächen, Gesellschaften durch angemessene dabei ist, Land Grabbing zu stoppen um eine öffentliche Diskussion Politiken und Gesetze zu Nutzungs- und die Landkonzentration über die Nutzung dieses Landes zu rechten schützen.“ (11.2) Die umzukehren, um einen gerechten führen (8.4). Die Leitlinien unter- Leitlinien unterstreichen die Pflicht, Zugang zu Land und natürlichen streichen weiter, dass öffentliches Landmärkte zu regulieren und Ressourcen zu sichern, mit beson- Land gemeinschaftlich genutzt und sicherzugehen, dass die Landnutz- derem Fokus auf die Gruppen, die verwaltet werden kann (8.3) und ungsrechte kleiner Lebensmittelpro- aktuell benachteiligt werden, und rufen zum Schutz und der Stärkung duzent_innen geschützt werden und eine Neuorientierung von Land- des Gemeinguts (der „Commons“) so die „zentrale Bedeutung kleiner nutzung für eine nachhaltige in Europa auf. Lebensmittelproduzent_innen für die Lebensmittelproduktion anstatt für nationale Ernährungssicherheit und die Profite einiger weniger machtvol- Wie einige der Beispiele illus- soziale Stabilität“ (11.8) anzuerken- ler Akteur_innen. trieren, haben Privatisierungs- und nen. Liberalisierungsprozesse von Land- märkten die Landkonzentration und Einer der Schlüsselfaktoren, der Grundstücksspekulation verstärkt. Kleinbäuer_innen und zukünftigen Die CFS Leitlinien rufen die Staaten Bäuer_innen benachteiligt, ist die dazu auf, „Maßnahmen zu ergreifen, ständig steigende Landkonzentra- um unerwünschte Auswirkungen auf tion in Europa. Eine der wichtigen lokale Gemeinschaften […] und ver- Gegenmaßnahmen sind Landrefor- wundbare Gruppen zu vermeiden, men. Die Umverteilung von Land an die unter anderem durch Grund- landlose und anstrebende Bäuer_ stücksspekulation, Landkonzen- innen sind dabei eine dringende Auf- tration und Missbrauch von ge- gabe. Das ist eine Hauptforderung wohnheitsrechtlichen Nutzungs- der Europäischen Koordination der formen entstehen können und Via Campesina (ECVC) und von andere Parteien sollen anerkennen, vielen ländlichen sozialen Bewegun- 10
Endnoten 1 Land Grabbing beschreibt eine Entwicklung der letzten Jahre, in der sich internationale Konzerne oder Finanzinvestoren und nation- ale Eliten riesige Flächen Land sichern. Land Grabbing ist kein vollkommen neues Phänomen. Der neueste Wettlauf um Land und damit verknüpfte Ressourcen wie Wasser hat jedoch seine spezifischen Merkmale - wie rasante Landkonzentration - und muss im Kontext und als Reaktion auf multiple globale Krisen gesehen werden: der Klimakrise, der Ernährungskrise, der Energiekrise und der Finanzkrise. 2 Die vorliegende Publikation soll als Anstoß für weitere Recherchen verstanden werden und zeigt anhand einiger konkreter Beispiele exemplarisch die Auswirkungen großflächiger (Agrar)Investitionen in Osteuropa. 3 European Union, 2012: Eurostat Pocketbooks: Agriculture, fishery and forestry statistics, 2012 Edition. Luxembourg: European Union Publications. S. 27 4 United Nations: International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights. 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MTUSZ and Friends of the Earth. A paper that is part of the European Coordination of Via Campesina (ECVC) and Hands-Off The Land Study on Land Concentration and land Grabbing in Eu- rope. Amsterdam: Transnational Institute. 11 Schriftliche Stellungnahme der Österreichischen Botschaft Budapest, Gesandter für Agrar- und Umweltangelegenheiten, 14.3.2014 12 Die Presse, 6.2.2014: Ungarn verschärft Gangart gegen österreichische Bauern. Zugriff: http://diepresse.com/home/wirtschaft/interna- tioal/1559123/Ungarn-verschaerft-Gangart-gegen-osterreichische-Bauern-?from=suche.intern.portal 13 Schriftliche Stellungnahme der Österreichischen Botschaft Budapest, Gesandter für Agrar- und Umweltangelegenheiten, 14.3.2014 14 Fidrich, a. a. O. 15 Szabó, Rebeka, 2013: Hungarian land-grabbing: family farmers vs. politically backed oligarchs. In: Green European Journal, Volume 5. 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Zugriff: http://diepresse.com/home/ wirtschaft/international/1559123/Ungarn-verschaerft-Gangart-gegen-osterreichische-Bauern-?from=suche.intern.portal 22 Schriftliche Stellungnahme der Österreichischen Botschaft Budapest, Gesandter für Agrar- und Umweltangelegenheiten, 14.3.2014 23 Romania News Agency, 22.11.2011: The agricultural land owned by foreigners in Romania, 700,000-plus ha. Zugriff: http://farmland- grab.org/19636 24 Wiener Zeitung, 16.4.2013: Hands off the land – In Europa verschwinden die kleinen Landwirte. Zugriff: http://www.wienerzeitung. at/nachrichten/europa/europaeische_union/539761_In-Europa-verschwinden-die-kleinen-Landwirte.html 25 Weltbank, 2013: World Bank Group Romania Partnership - Program Snapshot. S.4. Zugriff: http://www.worldbank.org/content/dam/World- bank/document/eca/Romania-Snapshot.pdf 26 Romania News Agency, 22.11.2011, a. a. O. 27 Arc 2020, 2013: Romanians confront land grab ‘scout’. Zugriff: http://farmlandgrab.org/post/view/21549#sthash.bGe48plT.dpuf 28 Der Standard, 29.4.2013: Landraub in Rumänien. Zugriff: http://derstandard.at/1363709565175/Landraub-in-Rumaenien 29 Bouniol, Judith, 2013: Scramble for land in Romania jeopardizes rural territories development. EcoRuralis. A paper that is part of the European Coordination of Via Campesina (ECVC) and Hands-Off The Land Study on Land Concentration and land Grabbing in Europe. Amsterdam: Transnational Institute. 30 Der Standard, 29.4.2013, a. a. O. 31 The Huffington Post, 22.11.2013: Buffalo, Betting and Power Boat Racing - The Bizarre Story of Land-Grabbing in Romania. Zugriff: http://www.huffingtonpost.co.uk/luke-daleharris/romania-land-grabbing_b_4316642.html 32 PressEurop, 30.4.2012: Romania: A fertile land of opportunity. Zugriff: http://farmlandgrab.org/post/view/21508 33 Wiener Zeitung, 16.4.2013, a. a. O. 34 Schriftliche Stellungnahme Bardeau Gruppe, 12.3.2014 35 Arc 2020, 2013:.Bardeau’s Empire: an Austrian landgrabber. Zugriff: http://www.arc2020.eu/front/2013/04/bardeau%E2%80%99s-empire- case-study-of-a-austrian-landgrabber/ 36 Schriftliche Stellungnahme Bardeau Gruppe, 12.3.2014 37 Wiener Zeitung, 16.4.2013, a. a. O. 38 Schriftliche Stellungnahme Bardeau Gruppe, 12.3.2014 39 Der Standard, 29.4.2013, a. a. O. 40 Opinia Timisoarei, 6.2.2012: Averea unui magistrat din Timisoara va fi verificata de ANI. Se poate ajunge la confiscarea averii si sesizarea Parchetului Zugriff: http://www.opiniatimisoarei.ro/averea-unui-magistrat-din-timisoara-va-fi-verificata-de-ani-se-poate-ajun- ge-la-confiscarea-averii-si-sesizarea-parchetului/06/02/2012/ 41 Schriftliche Stellungnahme Bardeau Gruppe, 12.3.2014 42 Arc 2020, 2013, a. a. O. 43 Der Standard, 29.4.2013, a. a. O. 44 Amb Holding, Agro Company: Neustart in der Kornkammer Europas. Zugriff: http://www.amb-holding.at/index2.php?auswahl=agrocompany/ info 45 AMS-Statistiken: Erteilte Saison- Beschäftigungsbewilligungen für Erntehelfer nach Nationalität, Jahr 2013. 46 Tiroler Tageszeitung, 11.12.2013: Zusätzlich 100.000 € für Erntehelfer. Zugriff: http://www.tt.com/home/7607707-91/zus%C3%A4t- zlich-100.000--f%C3%BCr-erntehelfer.csp 47 Amb Holding. Silva property: Wertholzproduktion in CEE. Zugriff: http://www.amb-holding.at/index2.php?auswahl=silvaproperty/info 48 APF, 22.2.2014: Massive logging leaves deep scars in Europe. Zugriff: http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5jntBak- tllbnKE49ESRf31lnM3a1Q?docId=23b2c9ae-3861-4d1b-a6be-806f67d9b0e2&hl=en 49 Romania Insider, 14.5.2012: Romania loses more than 280,000 hectares of forest in 10 years. Zugriff: http://www.romania-insider. com/romania-loses-more-than-280000-hectares-of-forest-in-10-years/57249/ 50 Balas, Orlando, 19.11.2013: Dossier Wald: Halt der Zerstörung des rumänischen Waldes. Zugriff: http://www.forumcivique.org/de/ar- tikel/dossier-wald-halt-der-zerst%C3%B6rung-C3%A4nischen-waldes 51 Terra daily, 26.10.2011: WWF urges Romania to protect ist virgin forests. Zugriff: http://www.terradaily.com/reports/WWF_urges_Ro- mania_to_protect_its_virgin_forests_999.html 52 Schriftliche Stellungnahme Holzindustrie Schweighofer, 17.3.2014 53 Wirtschaftsblatt, 7.10.2009: Rumänien: Schweighofer kauft Wald auf Vorrat. Zugriff: http://wirtschaftsblatt.at/home/nachrichten/ europa_cee/1118317/index 54 Presseinformation Holzindutrie Schweighofer, 28.3.2013 55 Holzindustrie Schweighofer, 23.1.2014: Zugriff: http://www.schweighofer.at/de/unternehmen/schweighofer-news.html 56 Forcechange.com: Stop the Deforestation of Eastern European Woodlands. Zugriff: http://forcechange.com/64458/stop-the-deforesta- tion-of-eastern-european-forests/ 57 Budapest Telegraph, 11.9.2013: Tug-of-war continues over a planned Austrian sawmill in Transylvania. Zugriff: http://www.budapest- telegraph.com/news/466/tug-of-war_continues_over_a_planned_austrian_sawmill_in_transylvania_ 58 Budapest Telegraph, 19.4.2013: Austrian wood-working project gets mixed reaction in Romania. Zugriff: http://www.budapesttele- graph.com/news/343/austrian_wood-working_project_gets_mixed_reaction_in_romania 59 Schriftliche Stellungnahme Holzindustrie Schweighofer, 17.3.2014 11
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