LANDWIRTSCHATS-BEIZIEHUNGER EU-AFRIKA: WIE GEHT ES - SPECIAL REPORT | DEZEMBER 2020 Euractiv
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LANDWIRTSCHATS- BEIZIEHUNGER EU-AFRIKA: WIE GEHT ES SPECIAL REPORT | DEZEMBER 2020 https://eurac.tv/9Smm Mit der Unterstützung von
LANDWIRTSCHATS- BEIZIEHUNGER EU-AFRIKA: WIE GEHT ES SPECIAL REPORT Die Europäische Union gestaltet ihren Umgang mit https://eurac.tv/9Smm Afrika neu – in der Hoffnung, langfristig nachhaltige Nahrungsmittelsysteme zu fördern und den Menschen vor Ort zu helfen, mit den Auswirkungen der COV- ID-19-Pandemie umzugehen. Die Klimaziele, die in den Green Deal der EU eingebe- ttet sind, haben das Thema Nachhaltigkeit ganz oben auf die Afrika-Agenda der Union gebracht. Das gilt auch für den Bereich Landwirtschaft. Die Herausforderungen für die Landbevölkerung, die durch die Pandemie entstanden sind, sowie die Not- wendigkeit, lokale Lebensmittel besser zu schützen, sollen ebenfalls im Fokus der künftigen EU-Aktivitäten in Afrika stehen. In diesem Special Report bietet EURACTIV einen Überblick über die neuen Prioritäten der EU-Afri- ka-Partnerschaft und wagt einen Blick in die Zukunft.
Inhalt Wegen Pandemie und Klimazielen: Agrar-Beziehungen zu Afrika sollen sich ändern 4 UN-Vertreter: Afrika braucht seine eigene Farm-to-Fork- Strategie 6 EU-Afrika-Beziehungen: Geschützte Ursprungsangaben als Entwicklungsmotor? 9 Für einen Wandel im Lebensmittelsystem braucht es europäisch-afrikanische Partnerschaft 11 Kritik an GAP-Auswirkungen auf Entwicklungsländer nicht gerechtfertigt? 13
4 SPECIAL REPORT | LANDWIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN EU-AFRIKA: WIE GEHT ES WEITER? | EURACTIV Wegen Pandemie und Klimazielen: Agrar-Beziehungen zu Afrika sollen sich ändern V o n : B e n j a m i n F o x | E U R A C T I V. c o m Viele afrikanische Staaten haben die virusbedingte Unterbrechung von Lebensmittelimporten genutzt, um der heimischen landwirtschaftlichen Produktion und der Ernährungssicherheit Priorität einzuräumen. [SHUTTERSTOCK/PINTO] A ngesichts der weiterhin afrikanischen Ernährungssicherheit, Zu den Prioritäten der Taskforce grassierenden Coronavirus- die Vermittlung und Weitergabe von gehören nun sowohl die Auswirkungen Pandemie und den Fähigkeiten, die Anpassung an den der COVID-19-Pandemie als auch verschärften Klimazielen der EU soll Klimawandel und Investitionen in das die Umstellung auf ehrgeizigere sich nun auch die Kooperation mit den „Agribusiness“ des Kontinents. Klimaziele im Zusammenhang mit afrikanischen Staaten verändern. dem Green Deal der EU. Anfang dieses Jahres hat sich Als die Europäische Kommission das Mandat nun erweitert; und Als die Pandemie im März und die Afrikanische Union (AU) insbesondere die Arbeit an den Zielen 2020 erstmals Europa und Afrika im Mai 2018 eine zwölfköpfige für die kommerzielle afrikanische erreichte, gab es zunächst vor allem gemeinsame Taskforce für das Agrarwirtschaft wurde durch die Befürchtungen, dass die afrikanische ländliche Afrika einrichteten, waren COVID-19-Pandemie beschleunigt. Agrarproduktion durch die ihre Prioritäten die Förderung der Unterbrechung der Lieferketten stark Fortsetzung auf Seite 5
SPECIAL REPORT | LANDWIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN EU-AFRIKA: WIE GEHT ES WEITER? | EURACTIV 5 Fortsetzung von Seite 4 beeinträchtigt werden würde. Grundnahrungsmitteln wie Reis die Europäische Kommission ein und Mais verzeichnen. „Die COVID- Unterstützungspaket von 180 Bei der ersten Sitzung 19-Pandemie ist eine einmalige Millionen Euro für Kleinbauern und einer Taskforce zu den Gelegenheit für Ghana, um die Fischer in Tunesien an. Im November Auswirkungen von COVID-19 Nahrungsmittelproduktion zu wurde ein ähnliches Förderprogramm auf die Lebensmittelsicherheit optimieren, um den heimischen in Höhe von 38 Millionen Euro und Ernährung in Afrika, Bedarf zu decken, um unsere Exporte für Angolas Landwirte aufgelegt, die von der Ernährungs- und zu steigern und um Arbeitsplätze um damit Mais-, Bohnen- und Landwirtschaftsorganisation der zu schaffen,“ fasste der ghanaische Sorghumsaatgut sowie Düngemittel, Vereinten Nationen (FAO) und Landwirtschaftsminister Owusu Arbeitsgeräte und andere kleinere der Afrikanischen Union im Mai Afriyie Akoto bereits zusammen. Ausrüstungsgegenstände zu kaufen. einberufen wurde, betonte Wolfgang Burtscher von der Generaldirektion „Wir sehen, dass immer Andernorts konzentrieren sich Landwirtschaft der EU-Kommission mehr Unternehmen in die Initiativen wie die Europe-Africa die Bedeutung des Handels und Lebensmittelproduktion einsteigen,“ Research & Innovation Partnership die Rolle der Regierungen, die erklärte auch Botswanas Ministerin on Food and Nutrition Security sicherstellen müssten, dass die für Handel und Investitionen, Peggy and Sustainable Agriculture Lieferketten nicht unterbrochen Serame, im Gespräch mit EURACTIV. (FNSSA) auf Afrikas langfristigen werden. com. Landwirtschaftssektor. Im April bezeichneten Gleichzeitig folgen die Preise für Die EU und die AU hatten im Juni die FAO und die AU das Grundnahrungsmittel nicht dem darüber hinaus eine gemeinsame Lebensmittelversorgungssystem Preisverfall, den andere Rohstoffe Agrar- und Ernährungsplattform ins als „einen wesentlichen Dienst, erlebten. Afrika verzeichnete Leben riefen, die den afrikanischen der in Zeiten von Lockdown, außerdem lediglich einen leichten und europäischen Privatsektor Notstand, Ausgangssperre und Anstieg seines Agrarhandels, da die miteinander vernetzen soll, um so anderen Eindämmungsmaßnahmen Länder meist versuchen, ihre eigenen nachhaltige Investitionen in den weiter funktionieren muss“. Nur Nahrungsmittelbestände zu halten. Agrarbereich zu fördern. so könne sichergestellt werden, dass die landwirtschaftlich „Das Problem sind nicht die „Landwirtschaft ist Biologie, und geprägten Kommunen und die Vorräte oder die Produktion, sondern unsere Landwirtschaft ist nur so gut Lebensmittelversorgung im der Transport dieser Produkte,“ stellt wie unsere Wissenschaft. Das Forum Allgemeinen geschützt werden. Arif Husain, der Chefökonom des UN- für Agrarforschung in Afrika (FARA) Welternährungsprogramms, fest. treibt das Ziel der Afrikanischen Geschichten und Hinweise Union voran, die Anwendung von aus einer Reihe von afrikanischen Die Weltbank warnt weiter, dass Wissenschaft und Technologie zu Ländern deuten nun allerdings darauf eine tiefgehende Unterbrechung stärken, um den landwirtschaftlichen hin, dass diese trotz des tatsächlichen der Produktions- und Lieferketten Wandel in Afrika zu beschleunigen,“ Rückgangs der landwirtschaftlichen nach wie vor „eine Krise der erklärte außerdem Yemi Akinbamijo, Produktion (um bis zu 25 Prozent) die Ernährungssicherheit“ in Afrika Exekutivdirektor des FARA. Pandemie und die damit verbundene auslösen könnte. Wenn es zu weiteren Unterbrechung ihrer Versorgung Handelsbeschränkungen kommen Er weiß: „Als Nachbarn und mit Lebensmittelimporten vielmehr sollte, prognostiziert sie einen zunehmend auch als Handelspartner genutzt haben, um der heimischen Rückgang der landwirtschaftlichen haben Europa und Afrika viele landwirtschaftlichen Produktion und Produktion um bis zu sieben gemeinsame Interessen und können der Ernährungssicherheit Priorität Prozent und einen Rückgang der viel voneinander lernen, wenn es einzuräumen. Lebensmittelimporte um 25 Prozent. darum geht, die Herausforderungen Ghana ist eines von mehreren Die EU stellt ihrerseits unterdessen der Zukunft für unsere afrikanischen Ländern, die in finanzielle Unterstützung und Ernährungssysteme zu meistern.“ letzter Zeit einen Anstieg der technische Hilfe zur Verfügung. Erst nationalen Produktion von in der vergangenen Woche kündigte
6 SPECIAL REPORT | LANDWIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN EU-AFRIKA: WIE GEHT ES WEITER? | EURACTIV IN TERVIEW UN-Vertreter: Afrika braucht seine eigene Farm-to-Fork-Strategie V o n : G e r a r d o F o r t u n a | E U R A C T I V. c o m | t r a n s l a t e d b y T i m S t e i n s Dr. Donal Brown vom Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung der UN (IFAD). [IFAD] A frika brauche eine „Farm to Management beim Internationalen Fonds In Afrika hat die COVID-19- Fork“-ähnlich Strategie, um für landwirtschaftliche Entwicklung der Pandemie gezeigt, wie abhängig seine Lebensmittelsysteme UN (IFAD). die Welt von Kleinbauern ist, und nachhaltiger zu gestalten, so ein gleichzeitig die Verwundbarkeit der hoher Beamter des Fonds der Mit ihrer Farm-to-Fork-Strategie (F2F, Nahrungsmittelsysteme sowie der Vereinten Nationen für ländliche dt. auch „Vom Hof auf den Tisch“) Leben und der Existenzgrundlage von Landwirtschaft. Die EU könne ein versucht die EU-Kommission, die Kleinproduzenten verdeutlicht. Ein Orientierungspunkt sein und im europäischen Lebensmittelsysteme zu Großteil von ihnen lebt in Armut und Zentrum dieses Wandels stehen. einem globalen Standard im Bereich hat aktuell kaum Lebensmittel auf Nachhaltigkeit zu machen. Glauben dem Tisch. Dr. Donal Brown ist stellvertretender Sie, dass dieses F2F-Modell nach Vizepräsident der Abteilung Programm- Afrika „exportiert“ werden kann? Es liegt auf der Hand, dass wir Fortsetzung auf Seite 7
SPECIAL REPORT | LANDWIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN EU-AFRIKA: WIE GEHT ES WEITER? | EURACTIV 7 Fortsetzung von Seite 6 in Afrika Ernährungssysteme dazu geführt, dass viele Kleinbauern bei der Koordinierung einer möglichst brauchen, die in gewisser Weise der ihre Ernte nicht verkaufen konnten internationalen Reaktion für den „Farm to Fork“-Vision folgen, die und somit kein Einkommen hatten. Wiederaufbau nach der Pandemie? also nachhaltig und klimaangepasst sind, die ausreichend nahrhafte Außerdem haben viele Tagelöhner Es gibt wahrscheinlich zwei Lebensmittel für alle bereitstellen – und andere informell Tätige ihre besondere Herausforderungen. Die auch für diejenigen, die sie produzieren Arbeit verloren. Frauen und junge erste besteht darin, schnell, flexibel – sowie Ernährungssysteme bieten, Menschen waren dabei in der Regel und effektiv zu reagieren. Dazu haben die effizient und widerstandsfähig am stärksten betroffen, da sie am wir viele unserer internen Abläufe sind. Um dies zu erreichen, braucht häufigsten informell beschäftigt sind. vereinfacht, um unsere bestehenden es politischen Willen, Wissen und Investitionsprojekte möglichst finanzielle Ressourcen. Was müsste getan werden, um schnell umzuwidmen. Außerdem Unterstützung für den Wiederaufbau haben wir dank der Unterstützung Die Kommission und die möglichst zielgenau einzusetzen? von Kanada, Deutschland, den EU-Mitgliedstaaten könnten Niederlanden, Schweden und der bei der Umgestaltung der Während Nothilfeorganisationen Schweiz zusätzliche Mittel im Rahmen Lebensmittelsysteme in Afrika Hilfe leisten, damit hungernde einer „Fazilität zur Unterstützung eine zentrale Rolle spielen, Menschen jetzt Zugang zu der armen Landbevölkerung“ indem sie eine Führungsrolle Nahrungsmitteln haben, ist es (Rural Poor Stimulus Facility, RPSF) übernehmen, Wissen weitergeben ebenso wichtig, sicherzustellen, in Höhe von 74 Millionen Euro und lokale Lösungen fördern sowie dass es in Zukunft keine hungernden mobilisiert. Diese soll Aktivitäten umfangreiche finanzielle Mittel für Menschen mehr gibt. Um auf diese finanzieren, die es Kleinerzeugern die landwirtschaftliche Entwicklung Herausforderung zu reagieren, ermöglichen, ihre Produktions- bereitstellen. Das würde auch zum hat der IFAD Kleinbauern in und Vermarktungskapazitäten zu Kampf gegen extreme Armut und Afrika dabei unterstützt, Zugang bewahren. Hunger sowie zur Erreichung der zu Betriebsmitteln, Märkten, Ziele für nachhaltige Entwicklung Informationen und Finanzmitteln Eine zweite Herausforderung (SDGs) beitragen.- zu erhalten, die sie benötigen, um bestand und besteht darin, die weiterhin Nahrungsmittel anzubauen Bedingungen in abgelegenen Welche Herausforderungen und zu verkaufen. ländlichen Gebieten genau zu ergeben sich aus der Pandemie verstehen und sicherzustellen, für die Landbevölkerung auf dem Aber es muss noch mehr getan dass unsere Bemühungen afrikanischen Kontinent? werden. Es ist wichtig, in die und Lösungsansätze auch den Stärkung der Widerstandsfähigkeit tatsächlichen Problemen der armen Während sich die der Landbevölkerung in den ärmsten Kleinerzeuger entsprechen. Hier gesundheitlichen Auswirkungen der Ländern Afrikas zu investieren, damit haben wir uns weniger auf Daten Pandemie in den ländlichen Gebieten sie diese Krise überstehen, ihr Leben gestützt – denn die gab es einfach Afrikas bisher in Grenzen halten, schnell wieder aufbauen können und nicht – und mehr auf das lokale haben die wirtschaftlichen Effekte künftige Schocks überstehen. Wissen unserer Mitarbeitenden und zweifellos zu einem Anstieg von Partner vor Ort. Armut und Hunger geführt. Ohne Unterstützung droht vielen afrikanischen Ländern ein Welchen Eindruck haben Sie von Ländliche Kommunen in Afrika verlorenes Jahrzehnt: Hunger und der EU-Zusammenarbeit in und mit und deren Bevölkerung sind Armut könnten weitere Konflikte und Afrika? besonders gefährdet, da die Menschen Instabilität auslösen sowie Millionen ohne wirtschaftliche Sicherheitsnetze junger Menschen zur Migration In den vergangenen sieben Jahren von der Hand in den Mund leben. zwingen. haben der IFAD und die EU ihre Bewegungseinschränkungen Kräfte in wichtigen Bereichen von und andere Maßnahmen zur Was sind für Finanzinstitutionen wie gemeinsamem und strategischem Eindämmung der Pandemie haben die Ihre die größten Herausforderungen Interesse gebündelt. Fortsetzung auf Seite 8
8 SPECIAL REPORT | LANDWIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN EU-AFRIKA: WIE GEHT ES WEITER? | EURACTIV Fortsetzung von Seite 7 Dazu gehören zum Beispiel Die EU und IFAD arbeiten auch das Wissen und die Fähigkeiten Agrarforschung mit Fokus auf im Rahmen des sogenannten Agri- entwickeln, um die mit Technologien arme Menschen, Überweisungen Business Capital (ABC) Fonds in Afrika und Finanzierungen verbundenen für Entwicklung, Unterstützung zusammen. Was genau ist das? Möglichkeiten zu nutzen. für Bauernorganisationen und Netzwerke, Partnerschaften zwischen Der ABC Fund ist ein unabhängiger Gerade Internet- und neue dem öffentlichen und dem privaten Impact Fund, der in Kleinbauern sowie Computertechnologien können eine Sektor sowie Risikomanagement in kleine und mittlere Unternehmen entscheidende Rolle dabei spielen, der Landwirtschaft. im ländlichen Raum investiert. diese Brücke zu schlagen. Ein Beispiel: Diese sehen sich immer wieder Mit Mobiltelefonen – auch ohne Als Ergebnis der gemeinsamen Schwierigkeiten ausgesetzt, Zugang zu Internetzugang – könnten Landwirte Zusammenarbeit gibt es inzwischen 17 Finanzmitteln zu erhalten, um ihren auf Beratungsdienste zugreifen, die laufende Vereinbarungen im Wert von Betrieb weiter zu entwickeln. Tipps zur Produktivitätssteigerung, 246 Millionen Euro. oder zur Gesunderhaltung des Seit Beginn der Investitionen Ende Viehbestands oder auch aktuelle Durch die Zusammenarbeit treiben 2019 hat der Fonds Bauernkooperativen Wetterinformationen anbieten. die EU und der IFAD Innovationen in der Elfenbeinküste, kleine und in diesen Bereichen voran und mittelgroße Agrarunternehmen Gleichzeitig hat sogenanntes haben insbesondere in Afrika, aber in Burkina Faso und Ghana sowie „Mobiles Geld“ der ländlichen auch darüber hinaus, neue Ansätze Finanzinstitute in Ecuador, Kenia Bevölkerung neue Wege zum Zugang entwickelt, die inzwischen als und Uganda, die ihrerseits Kredite zu Finanzdienstleistungen eröffnet: entscheidend für das Erreichen der an Kleinbauern vergeben, mit einem Die M-Pesa-Initiative hat fast 146 SDGs angesehen werden. Gesamtwert von rund zehn Millionen Millionen aktive Nutzerinnen und Euro unterstützt. Nutzer in Afrika südlich der Sahara. Könnten Sie uns ein Beispiel nennen? Sie macht ganze zehn Prozent der BIP- In Burkina Faso zum Beispiel gab Flüsse in der Region aus. Eine der Initiativen ist der Yield es Kredite für einen Cashew-Nuss- Uganda Investment Fund, eine Verarbeiter, der nach Europa und in Partnerschaft zwischen öffentlichen die USA exportiert. Damit konnte und privaten Investoren, die mit EU- für über 1.200 Produzenten via Bio- Mitteln über den IFAD eingerichtet und Fair-Trade-Zertifizierungen wurde. Marktzugang sowie sehr gute Preise gesichert werden. Die meisten dieser Der Fonds bietet innovative und Produzenten waren Frauen. maßgeschneiderte Finanzlösungen unter Einsatz von Eigenkapital, Welche Innovationen im Bereich Semi-Eigenkapital und Fremdkapital Landwirtschaft könnte die für kleine und mittelgroße Landbevölkerung Ihrer Ansicht nach landwirtschaftliche Unternehmen und brauchen? Bauernkooperativen vor Ort. Kleinerzeuger benötigen eine Dies erzielt eine Wirkung, indem ganze Reihe von Innovationen – von die Gründung neuer Unternehmen landwirtschaftlichen Technologien oder Produktlinien in Uganda auf dem Hof über Finanzierungen erleichtert, Märkte geschaffen und bis hin zur Marktgestaltung – um Dienstleistungen für Kleinerzeuger lebensfähige, marktorientierte angeboten werden. Gleichzeitig Erzeuger und Unternehmer zu werden auch Arbeitsplätze für Frauen werden. Sie müssen auch Zugang und Jugendliche geschaffen. zu Informationen erhalten sowie
SPECIAL REPORT | LANDWIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN EU-AFRIKA: WIE GEHT ES WEITER? | EURACTIV 9 EU-Afrika-Beziehungen: Geschützte Ursprungsangaben als Entwicklungsmotor? V o n G e r a r d o F o r t u n a | E U R A C T I V. c o m | t r a n s l a t e d b y T i m S t e i n s Penja-Pfeffer aus Kamerun könnte das erste anerkannte g.U.-Produkt in der EU werden, das aus Subsahara-Afrika stammt. [SHUTTESTOCK/JEANLUCICHARD] D ie lange Tradition und und in festgelegten Regionen der Europäischen Kommission, für enorme Vielfalt afrikanischer produziert werden können. Dadurch die Wirtschaftsdaten von insgesamt Agrarprodukte könnte von würden Qualität und einzigartige 3.207 g.U.-geschützten Produkten aus einem Sonderschutz in Form von Eigenschaften der Lebensmittel der gesamten EU gesammelt wurden, offiziellen Herkunftsbezeichnungen gesichert. ergab, dass diese Produkte einen profitieren. Derartige geografische Verkaufswert von 74,76 Milliarden Ursprungsbezeichnungen sind Für europäischen Bürgerinnen Euro erzielen. zumindest ein Instrument, das und Bürger sind solche Erzeugnisse den EU-Produzenten sehr ans Herz mit den roten und blauen Etiketten Derartig geschützte Produkte gewachsen ist. für lokale Spezialitäten im stellen somit eine Erfolgsgeschichte Supermarktregal ein gewohnter dar – und die EU möchte sie weltweit, Im Laufe der Jahre hat sich in den EU- Anblick. Die Produktnamen sind insbesondere nach Afrika, exportieren Länder das Konzept der geschützten darüber hinaus in das EU-System und dort fördern. Ursprungsbezeichnungen (g.U.) und der geistigen Eigentumsrechte geschützten geografische Angaben aufgenommen, wodurch sie rechtlich Die Afrikanische Union (AU) hat (g.g.A.) immer stärker durchgesetzt. vor Nachahmung oder illegaler die UN-Lebensmittelagentur FAO Dieses soll die Namen bestimmter Nutzung geschützt sind. ihrerseits bereits um Unterstützung Produkte so schützen, dass diese dabei gebeten, ebenfalls eine nur nach gewissen Methoden Eine kürzlich erschienene Studie kontinentweite Strategie für Fortsetzung auf Seite 10
10 SPECIAL REPORT | LANDWIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN EU-AFRIKA: WIE GEHT ES WEITER? | EURACTIV Fortsetzung von Seite 9 derartige Angaben zu entwickeln. Biodiversität auf dem afrikanischen Eine weitere geplante Aktion ist Es ist ein Aufruf, der von anderen Kontinent beitragen könnten, da die Veröffentlichung eines Handbuchs globalen Institutionen aufgegriffen traditionelle Produktionsmethoden über g.U.-geschützte Produkte in wurde, darunter die Europäische ohne den zusätzlichen „Boost“ durch Afrika, das von der AU und der EU- Kommission, die französische diese Form des Schutzes aufgegeben Kommission gemeinsam finanziert Agentur für Entwicklung (AFD) und und vergessen werden könnten. werden soll. die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO). Aus Umweltsicht könnte eine Seit dem Start der g.U.-Strategie starke Abhängigkeit von bestimmten der Afrikanischen Union im Jahr 2017 Die erarbeitete Strategie für Produkten jedoch auch Monokulturen wurde in der DG AGRI ein Ausschuss geografische Angaben in Afrika verstärken. Daher unterstützt die eingerichtet, der die Umsetzung der wurde schließlich im Oktober 2017 FAO Praktiken, diese Lebensmittel Strategie begleitet. Er setzt sich aus vorgelegt. Sie erhielt die unmittelbare mit Methoden wie Agrarökologie der Kommission der Afrikanischen Unterstützung der EU, die die Angaben zu produzieren, die weniger Union (AUC), den beiden afrikanischen als Teil des Protokolls zu den geistigen Auswirkungen auf die Umwelt haben. Ämtern für geistiges Eigentum (OAPI Eigentumsrechten der Afrikanischen und ARIPO) und der Europäischen Kontinentalen Freihandelszone Laut Slattery von der FAO sind Kommission zusammen. (AfCFTA) betrachtet – ein wichtiges geschützte Produkte auch auf sozialer Vorzeigeprojekt der AU, bei dem Ebene vorteilhaft: Da sie traditionelle FAO, WIPO und EUIPO sind als sich die EU verpflichtet hat, volle Arbeitsweisen und Erzeugnisse Beobachter ebenfalls eingespannt. Unterstützung zu leisten. fördern, werde die Bauernschaft stolzer auf das, was sie produziert. Darüber Die Umsetzung der Strategie hat hinaus kann die Rolle von Frauen, die letztendlich das Ziel, die Probleme beim CHANCE FÜR DIE für die landwirtschaftliche Produktion internationalen Schutz geschützter ENTWICKLUNG- in Entwicklungsländern entscheidend Produkte zu beheben, indem SZUSAMMENARBEIT? sind, gestärkt werden. einheitliche Regeln und Praktiken durchgesetzt werden. Dies soll den Der Schutz bestimmter BEMÜHUNGEN DER EU Handel fördern und die Positionierung Produkte könnte helfen, die reiche afrikanischer Produkte auf regionalen, landwirtschaftliche Tradition Afrikas Im Hinblick auf den bevorstehenden kontinentalen und internationalen zu bewahren und zu fördern, einen 6. AU-EU-Gipfel im kommenden Jahr hat Märkten verbessern. rechtlichen Rahmen für geistiges die Generaldirektion Landwirtschaft Eigentum zu schaffen und gleichzeitig der EU-Kommission (DG AGRI) einige Die EU-Exekutive hat außerdem zur ländlichen Entwicklung in konkrete Maßnahmen zu geschützten Mittel bereitgestellt, um zusammen afrikanischen Ländern beizutragen. Produkten vorgeschlagen, die alle vom mit dem EUIPO ein internationales Amt der EU für geistiges Eigentum Kooperationsprojekt namens AfrIPI „Es ist ein sehr langer Prozess, (EUIPO) unterstützt werden. Das EUIPO zu starten. Es zielt auf die Schaffung, aber geografische Angaben ist für die Verwaltung und den Schutz den Schutz und die Durchsetzung von stellen ein wirklich gutes von Marken im EU-Binnenmarkt geistigen Eigentumsrechten in ganz Werkzeug für die Entwicklung zuständig. Afrika ab. dar. Und wenn sie erfolgreich sind, können sie der gesamten Eine dieser Maßnahmen wäre Lebensmittelwertschöpfungskette, die umgehende Registrierung von einschließlich der Kleinbauern, einen Penja-Pfeffer aus Kamerun als g.U.- Nutzen bringen,“ zeigt sich auch Produkt in der EU. Es wäre das erste Sibylle Slattery, Projektkoordinatorin derartige in der EU zugelassene in der Abteilung Lebensmittel und Erzeugnis aus Subsahara-Afrika sowie Ernährung der FAO, im Gespräch mit das erste Produkt mit geschützter EURACTIV.com überzeugt. Ursprungsangabe aus einem afrikanischen Land – mit Ausnahme Sie fügt hinzu, dass geschützte Südafrikas. Produkte auch zum Erhalt der
SPECIAL REPORT | LANDWIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN EU-AFRIKA: WIE GEHT ES WEITER? | EURACTIV 11 Für einen Wandel im Lebensmittelsystem braucht es europäisch-afrikanische Partnerschaft V o n : N a t a s h a F o o t e | E U R A C T I V. c o m Es gibt Kritik, dass gerade die Zivilgesellschaft von den Diskussionen zwischen der EU und der AU ausgeschlossen wird. [Shutterstock] N ach der Coronavirus- (FANRPAN), betonte während einer Die Bewältigung dieser Pandemie werde die Veranstaltung über die mögliche Herausforderungen sowie derjenigen, Zusammenarbeit zwischen Rolle einer nachhaltigen europäisch- die den Lebensmittelsektor in der der EU und Afrika wichtiger denn je afrikanischen Forschungs- und Zukunft erwarten, könne nicht sein, um die Nahrungsmittelsysteme Innovationsplattform im Hinblick auf eigene Faust erfolgen, betonte zu stärken und zu transformieren. auf die Widerstandsfähigkeit von sie und hob die Notwendigkeit Es müsse aber darauf geachtet Lebensmittelsystemen, dass Afrika hervor, „globale Partnerschaften“ zu werden, dass eine gleichberechtigte und Europa beide „mit beispiellosen fördern, um die Transformation des Partnerschaft entsteht, betonen Herausforderungen durch COVID- Agrarsektors zu unterstützen. Expertinnen und Experten. 19 konfrontiert sind, die sich negativ auf unsere Lebensmittelsysteme „Wenn wir mit unserem engsten Lindiwe Sibanda, Leiterin des ausgewirkt haben – wodurch ein Nachbarn Europa in Sachen Forschung Food, Agriculture and Natural kollaborativer Ansatz nun sehr und Innovation zusammenarbeiten, Resources Policy Analysis Network wichtig ist.“ können wir alle Engpässe und Probleme Fortsetzung auf Seite 12
12 SPECIAL REPORT | LANDWIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN EU-AFRIKA: WIE GEHT ES WEITER? | EURACTIV Fortsetzung von Seite 11 der Ernährungsunsicherheit Kommissarin für Humanressourcen, „Damit diese Plattform effizient ist gemeinsam angehen und die Wissenschaft und Technologie, und eine Partnerschaft wird, die kein Ernährungslage auf unserem ausgerichtet wurde. reines Hilfsprogramm ist, müssen Kontinent verbessern,“ glaubt auch wir eine Angleichung der Visionen Adipala Ekwamu, Exekutivsekretär Lutzeyer betonte weiter, dass erreichen und zusammenarbeiten. des Regionalen Universitätsforums sich die EU-Förderung auf weitere Der Schlüssel dazu ist, dass beide für Kapazitätsaufbau in der Investitionen durch Horizon Kontinente und ebenso alle Landwirtschaft (RUFORUM). Europe konzentrieren werde, Stakeholder an Bord sind.“ zum Beispiel in den Bereichen Er plädiere für gegenseitige Pflanzengesundheit, Agrarökologie Insbesondere die Stimmen Unterstützung der Kommissionen der und Mangelernährung. von Kleinbauern, Verbrauchern Afrikanischen und der Europäischen und zivilgesellschaftlichen Union, um dieses Vorhaben in die Tat Er betonte die Notwendigkeit, Organisationen müssten umzusetzen. Innovationen in afrikanischen dementsprechend gehört werden, Nahrungsmittelsystemen durch forderte er. Ähnlicher Meinung war auch gemeinsame Forschung auf Hans-Jörg Lutzeyer, Senior Policy beiden Kontinenten zu stärken. Seine Kommentare kommen vor Officer in der Generaldirektion „Ich denke, wir sollten weitere dem Hintergrund der Kritik, dass Forschung und Innovation der Chancen und Möglichkeiten gerade die Zivilgesellschaft von den Europäischen Kommission, der die nutzen, wenn wir Netzwerke Diskussionen zwischen der EU und Bedeutung der EU-AU-Forschungs- europäischer Universitäten aufbauen der AU ausgeschlossen wird. und Innovationspartnerschaft und verknüpfen.“ Dies werde im für Ernährungssicherheit und kommenden Jahr auf der Agenda Diese Organisationen warnen, nachhaltige Landwirtschaft stehen. der Prozess dürfe nicht zu einer „Top- (FNSSA), die Zehnjahres-Roadmap Down-Aktion“ der politischen Eliten sowie die geplante Plattform für Philippe Petithuguenin, werden. eine langfristige Zusammenarbeit stellvertretender Direktor für hervorhob. Forschung und Strategie von Leap 4 FNSSA, der langfristigen Forschungs- Diese Plattform soll Stakeholder- und Innovationspartnerschaft Gruppen zusammenbringen, die zwischen der AU und der EU, durch Forschung und Investitionen erinnerte hingegen daran, dass die zu widerstandsfähigeren Partnerschaft in beide Richtungen Nahrungsmittelsystemen beitragen funktionieren müsse und nur dann können. einen Mehrwert für Europa und Afrika bieten werde, wenn kooperiert wird. FORSCHUNG UND INNOVATIONEN AUF „Wir lernen voneinander; jeder BEIDEN KONTINENTEN Kontinent lernt vom anderen VERKNÜPFEN Kontinent,“ betonte er. Die Veranstaltung fand Petithuguenin wies weiter darauf vor dem Hintergrund des hin, es handle sich nicht um ein ersten EU-AU-Forschungs- und Hilfsprogramm und unterstrich, Innovationsministertreffens in dass die Herausforderungen und diesem Jahr statt, das von der EU- Umstände zwar unterschiedlich sein Innovationskommissarin Marija mögen, die beiden Parteien aber ein Gabriel und von Sarah Agbor, der AU- gemeinsames Ziel verfolgen müssten:
SPECIAL REPORT | LANDWIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN EU-AFRIKA: WIE GEHT ES WEITER? | EURACTIV 13 Kritik an GAP-Auswirkungen auf Entwicklungsländer nicht gerechtfertigt? V o n : N a t a s h a F o o t e | E U R A C T I V. c o m | t r a n s l a t e d b y T i m S t e i n s Kritiker bemängeln, die EU-Agrarpolitik “bestrafe” Kleinbauern in Entwicklungsländern, die sich einem unfairen Wettbewerb mit europäischen Konzernen gegenüber sehen. [SHUTTERSTOCK] K ritiker, die die Auswirkungen Matthews, ehemaliger Professor für GAP in den vergangenen Jahren, der Gemeinsamen europäische Agrarpolitik am Trinity wobei Kritiker bemängeln, die EU- Agrarpolitik (GAP) der EU College in Dublin. Agrarpolitik „bestrafe“ insbesondere auf Entwicklungsländer in Afrika Kleinbauern in Entwicklungsländern, monieren, haben nach Ansicht eines Im Gespräch mit EURACTIV.com die sich einem unfairen Wettbewerb GAP-Experten eine „übertriebene betont er, das Export-Wachstum lasse mit europäischen Erzeugern und Sicht“ auf die Bedeutung der GAP sich hauptsächlich auf Asien und nicht Konzernen gegenüber sehen. außerhalb Europas. Einige spezifische auf Afrika zurückführen. Er weist Bereiche und bestimmte Produkte jedoch auch darauf hin, dass die EU Diese unzweifelhaft bestehenden geben dennoch weiterhin Anlass zur eine engere Beziehung zu Westafrika Probleme würden jedoch oft Sorge, räumt auch er ein. pflege, wo EU-Produkte etwa 50 überschätzt oder missverstanden, Prozent der Importe ausmachen. meint Matthews: „Wenn man es aus Auf globaler Ebene macht die einer globalen Perspektive betrachtet, EU etwa 15 Prozent des Welthandels Seine Kommentare kommen vor konzentriert sich die Kritik an der GAP aus; sie sei also „keineswegs ein dem Hintergrund einer intensiven vor allem auf eine Handvoll Produkte“, dominanter Akteur“, so Alan Auseinandersetzung mit der sagt er und hebt dabei Milchpulver, Fortsetzung auf Seite 14
14 SPECIAL REPORT | LANDWIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN EU-AFRIKA: WIE GEHT ES WEITER? | EURACTIV Fortsetzung von Seite 13 gefrorenes Geflügel, Zwiebeln und Konvergenz, zeigt sich Matthews Menschen vor Ort im Fokus Tomatenmark hervor. optimistischer, obwohl vieles stehe. Dennoch: „Wenn man das vom Ergebnis der laufenden betriebswirtschaftliche Know-how Mit diesen Produkten hatte er sich Verhandlungen über die Zukunft der privater Unternehmen nutzen kann auch in einem Bericht für das Jahr GAP zwischen dem Europäischen und dazu noch etwas öffentliches 2019 eingehend beschäftigt. Dabei Parlament, dem Rat und der Geld, könnte sich tatsächlich ein ging es um die „sehr spezifischen Kommission abhängen dürfte. gutes Programm entwickeln.“ Probleme bei diesen Produkten und in dieser Region, und nicht um die WERBUNG FÜR DIE Als Beispiel verweist er auf allgemeine Kritik, dass die GAP die PRIVATWIRTSCHAFT Molkereiriesen wie den irischen EU-Exporte generell subventioniert,“ Milchverarbeiter Arla und den fügt Matthews hinzu. Aus Matthews Sicht ist es dennoch Nahrungsmittelkonzern Glanbia. wichtig, die Auswirkungen der EU- Beide betreiben Fabriken in Nigeria. NEGATIVE SICHT AUF DIE Politik in anderen Ländern weiterhin GAP „VERALTET“? im Auge zu behalten – vor allem angesichts der Tatsache, dass mit Ein Großteil der Missverständnisse der COVID-19-Pandemie die Zahl der und Kritik im Zusammenhang mit Hungernden wahrscheinlich deutlich der GAP sei veraltet und stamme ansteigen wird und dass Länder mit aus der Zeit, als die EU noch aktiv weniger Reaktionsmöglichkeiten am Exportsubventionen einsetzte, heftigsten betroffen sein dürften. so Matthews. Obwohl die Kritik zu dieser Zeit „völlig berechtigt“ „Es besteht kein Zweifel, dass gewesen sei, ist sie heute nicht mehr diese Länder stärker betroffen sind. das Hauptthema, betont Matthews, Ich bin nur nicht wirklich davon der sich selbst als „ausgesprochenen überzeugt, dass die GAP ein derart Kritiker“ der GAP sieht. relevantes Instrument diesbezüglich ist,“ fasst er zusammen und erinnert, Er fügt jedoch hinzu, dass es immer dass afrikanische Länder bereits noch einige spezifische Bereiche gibt, komplett zollfreien Zugang zum EU- die in der EU-Agrarpolitik Anlass Markt haben. zur Sorge geben. Insbesondere weist er darauf hin, dass die sogenannte Matthews ist daher gekoppelte Stütze im EU-Milchsektor sicher: „Was benötigt wird, ist weiterhin Anwendung findet. Entwicklungsunterstützung, und Wirtschaftlich mache dies zwar weniger etwas, das wir im Rahmen nicht viel aus, sei aber dennoch eine der GAP tun können.“ „legitime Quelle der Kritik“. Matthews fügt hinzu, dass Eine Reduzierung oder die Entwicklung von öffentlich- Abschaffung der gekoppelten Stütze privaten Partnerschaften ebenfalls wäre demnach ein Schritt in die ein effektiverer Weg für positive richtige Richtung. Es sei aber nicht Veränderungen sein könnte als die davon auszugehen, dass dies in GAP. absehbarer Zeit auf der Tagesordnung der EU stehe, so der Forscher. Er warnt jedoch, dass dies mit Vorsicht angegangen werden In anderen Bereichen, wie müsse, da bei Investoren in Afrika beispielsweise bei der internen nicht unbedingt die Armut der
THE D U TCH B I D F O R E M A From London to... the Amsterdam Metropolitan Area Weitere Informationen zu Special Reports von EURACTIV... Kontaktieren Sie uns Gerardo FORTUNA Agriculture & Health Editor gerardo.fortuna@euractiv.com tel. +32 (0) 2 788 36 69 Teresa DOMINGUEZ EU Affairs Manager teresa.dominguez@euractiv.com www. net h e rlan d sfo re m a.e u tel. +32 (0) 47 601 78 26
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