Lebendiger Rhein - Fluss der tausend Inseln - Kurt Lange Stiftung - www.lebendiger-rhein.de
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Lebendiger Rhein Fluss der tausend Inseln Umsetzung beispielhafter Maßnahmen zur Revitalisierung degradierter Uferabschnitte des Rheins
Lebendiger Rhein – Fluss der tausend Inseln Impressum INHALT Seiten © NABU Bundesverband Vorwort 3 NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. Einleitung 4–7 www.NABU.de Modellprojekte Charitéstraße 3 10117 Berlin Plittersdorfer Raukehle (OR1) 8–9 Tel. 030. 28 49 84-0 NSG „Reißinsel“ (OR6) 10 – 11 Fax 030. 28 49 84-20 00 NSG „Ballauf-Wilhelmswörth“ (OR7) 12 – 13 NABU@NABU.de Ingelheim-Nord (IR2a) 14 – 15 Projektleiter: Klaus Markgraf-Maué NABU-Naturschutzstation e.V. Heidenfahrt (IR2b) 16 – 17 Klaus.Markgraf@NABU-Naturschutzstation.de Duisburg-Rheinhausen (NR5) 18 – 19 www.lebendiger-rhein.de Duisburg-Beeckerwerth (NR8) 20 – 21 Modellprojekte am Niederrhein: Krappen Heidesheim (IR2d) 22 – 23 NABU-Naturschutzstation e.V. NSG „Auf der Schottel“ (MR2) 24 – 25 Bahnhofstraße 15 47559 Kranenburg NSG „Bislich-Vahnum“ (NR6) 26 – 28 Modellprojekte am Insel- und Mittelrhein: NSG „Emmericher Ward“ (NR1) 29 – 31 NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen Kommunikation An den Rheinwiesen 5 und Öffentlichkeitsarbeit 32 – 34 55411 Bingen Glossar 35 Modellprojekte am Oberrhein: Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Bühl Sandbachstraße 2 77815 Bühl Redaktion: Susanne Klostermann Texte: Klaus Markgraf-Maué, Dr. Jost Armbruster, Robert Egeling, Susanne Klostermann, Dr. Volker Späth Fotos: Bert Broekhoven, NABU-Naturschutzstation, NABU Naturschutzzentrum Rheinauen, Stand: September 2007 Artikel- Nr.: 5102 Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz, Hans Glader, Dr. Bernd Stemmer, Dr. Ina Quick, Michael Schmolz, photocase.com Karten / Bildredaktion: Daniel Doer Gestaltung: Christoph Frauenlob, flex-on.net Druck: Druckpunkt Offset GmbH www.druckpunktoffset.de Gedruckt auf Recyclingpapier
Vorwort Die vorliegende Broschüre stellt Ihnen chen Routinemaßnahmen der Wasser- und Schiff- einige beispielhafte Vorhaben aus fahrtsämter naturschutzfachliche Vorzugsvarian- dem Projekt „Umsetzung exemplari ten umzusetzen, ohne dass diese – im allerbesten scher Maßnahmen zur Revitalisie- Falle – Mehrkosten verursachen. Maßnahmen zur rung degradierter Uferabschnitte des Renaturierung von Uferbereichen wurden auch Rheins im Spannungsfeld zwischen am Rande von Ballungsgebieten durchgeführt. Naturschutz, Wasserstraße und Hoch- Für viele Stadtbewohner ergibt sich daraus die wasserschutz“ vor. Möglichkeit, ein Stück natürliche Flusslandschaft Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt wieder zu erleben. Damit verbinde ich die Hoff- (DBU) fördert und begleitet dieses nung, dass die Besucher auf diese Weise ein wenig Vorhaben nun seit mehreren Jahren. mehr für den Naturschutz als gesamtgesellschaftli- Ich freue mich natürlich darüber, dass die geplanten che Aufgabe sensibilisiert werden. Maßnahmen an Ober-, Mittel- und Niederrhein Ich würde mich freuen, wenn Sie die vorliegende umgesetzt wurden oder sich zumindest in einer Broschüre motivieren könnte, mitzuarbeiten an fortgeschrittenen Planungsphase befinden. Das der Entwicklung und Umsetzung zukunftsfähiger Projekt ist Bestandteil des Schwerpunkts „Hoch- Konzepte für den Naturschutz am Rhein. wasser- und Naturschutz“, den die DBU nach der Hochwasserkatastrophe an der Elbe im Spätsom- mer 2002 auf den Weg gebracht hat. Unterstützt werden dabei im Sinne des Förderbereichs Natur Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde schutz umsetzungsorientierte Projekte, denn die Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Maßnahmen für einen naturschutzkonformen Hochwasserschutz sind bereits hinreichend bekannt. Nun mag man anmerken, dass solche Hochwasser projekte gerade am massiv verbauten „Vater Rhein“ kaum messbare Einflüsse zeitigen werden. Anderer seits war es jedoch möglich, an einigen Uferberei- chen zu zeigen, dass es durchaus möglich ist, auch einem anthropogen stark überformten Fließgewäs ser ein Stück Natur zurückzugeben. Es konnten wichtige Impulse gesetzt werden für eine enge Kooperation zwischen Naturschützern und den Einrichtungen der Bundeswasserstraßen- verwaltung sowie anderen wichtigen Akteuren. Dabei wurde deutlich, dass es durchaus sinnvoll ist, Synergismen zu nutzen, um z. B. bei wasserbauli- photocase.com © Gerti G. 3
Lebendiger Rhein – Fluss der tausend Inseln Einleitung Die akute Vergiftung des letzten Jahrhunderts hat der Rhein weitgehend überstanden. Doch der rigorose Welchen Spielraum hat naturnaher Flusslebensraum Ausbau zur Wasserstraße hat ihm seine Vielfalt und viel an Europas meist befahrener Binnenwasserstraße? von seiner Kraft und Faszination genommen. Wie lässt sich neuer Raum für Flussnatur schaffen, Lässt sich etwas von der alten Lebendigkeit und Faszi- ohne die Wasserstraße zu beeinträchtigen? nation des Stromes Rhein zurückgewinnen? Zukunftsprogramm Rhein Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Projektes „Lebendiger Rhein – Fluss der tausend Inseln“. Anhand Mit dem „Rheinprogramm 2020“- verabschiedet in von 15 Modellprojekten zwischen Iffezheim und Straßburg im Januar 2001 - haben die Umweltminister niederländischer Grenze erprobte der NABU beispiel- der Rhein-Anliegerstaaten wichtige politische Weichen haft neue Wege zu mehr Flussnatur am Rhein. gestellt. Sie haben sich für die nächsten 20 Jahre weit gehende Verbesserungen des Ökosystems Rhein auf die Die vorliegende Broschüre stellt eine Auswahl der Fahnen geschrieben. Nachdruck erhalten die Ziele Modellprojekte vor. weiterhin durch die Anforderungen der EU-Wasser- rahmenrichtlinie. Für die Verwirklichung der anspruchsvollen Ziele müs- sen neue Lösungsansätze erprobt und neue Wege gefunden werden. Modellprojekte sind deshalb ein wichtiges Instrument des „Rheinprogramm 2020“. Auf zum Strand Sand unter den Füßen, Muscheln am Strand und Baden im sauberen Wasser! Schwimmen und Baden im Rhein – die verbesserte Wasserqualität lässt es wieder zu. Nirgendwo sonst in Europa wohnen und leben so viele Menschen an und mit einem großen Strom wie am Faszination Rhein Rhein. Nirgendwo sonst können so viele Menschen von neuer Flussnatur und deren Vielfalt und Lebendigkeit Der Rhein ist die meist befahrene Binnenwasserstraße profitieren. Doch statt flacher Strände treffen Erholungs Europas. An seinen Ufern reihen sich Ballungsräume suchende meist auf verbaute Ufer – unattraktiv für aneinander, deren Industrie und Wirtschaft den Strom Erholung und Natur. als Transportachse nutzen. Gleichzeitig war und ist der Rhein herausragende Lebensader für Tiere und Pflanzen zwischen Alpen und Nordsee, Erholungsraum für viele Millionen Anwohner und bedeutende kulturelle Bezugs- und Identifikations- größe. 4
Durch die Revitalisierung bisher verbauter Ufer lassen sich wertvolle Erholungsmöglichkeiten am Rhein zurückgewinnen, lässt sich urwüchsige Flussnatur direkt vor den Toren der Städte erleben. Das Rhein-Projekt des NABU Ziel des NABU-Projektes „Lebendiger Rhein – Fluss der Tausend Inseln“ war es, zu erproben, wie an der meist befahrenen Binnenwasserstraße Europas wieder Platz für naturnahe Flussbett- und Uferstrukturen ökologischen Umbau von Strombauelementen, die geschaffen werden kann. Die gewonnenen Erfahrungen ohne langwierige Planfeststellungsverfahren realisiert liefern unter anderem Impulse für die Umsetzung des werden konnten. „Rheinprogramm 2020“. Zu diesen Maßnahmen erfolgten Erfolgskontrollen in In konkreten Modellvorhaben am frei fließenden Rhein Form der Erhebung verschiedener Parameter vor und zwischen Iffezheim und der deutsch-niederländischen nach Umsetzung der Maßnahme. Grenze setzte der NABU gemeinsam mit verschiedenen Planungsprojekte – Sechs Modellvorhaben widmeten weiteren Akteuren Maßnahmen für einen Rhein um, sich weitergehenden Fragestellungen und Zielen, die der nicht nur Schifffahrtsstraße, sondern auch Natur- nicht innerhalb von fünf Jahren zu realisieren waren, so landschaft ist. Dazu gehören: etwa die Anlage von Nebenrinnen oder der Umbau von • naturnahe Uferabschnitte Buhnenfeldern und Leitwerken. Zu diesen Vorhaben • dynamische Kiesinseln außerhalb der Fahrrinne erstellte der NABU innerhalb der Projektlaufzeit • flusstypische Flachwasserbiotope im Schutz von Machbarkeitsstudien und z. T. Entwurfspläne. Deren Leitwerken und Buhnen Realisierung soll sich im Rahmen weiterer Projekte • neue Rheininseln z.B. durch Anlage von Neben- anschließen. rinnen Der zeitliche und finanzielle Umfang des Projektes Drei NABU-Fachinstitute an Ober-, Mittel- und Nieder erforderte die Beschränkung auf eine Auswahl zu bear- rhein waren über eine Laufzeit von insgesamt fünf beitender Themen aus der Gesamtpalette struktureller Jahren mit der Realisierung des Projektes befasst. Probleme des Rheinstromes. Die Modellprojekte – Kernelemente des Projektes „Leben- Modellprojekte lassen sich folgen- diger Rhein – Fluss der tausend Inseln“ sind die 15 den Themen bzw. Handlungsfel- Modellprojekte zur Revitalisierung verbauter Ufer an dern zuordnen: der Wasserstraße Rhein. Auf den folgenden Seiten wird Rückbau von Uferbefestigungen eine Auswahl der Modellprojekte zu den verschiedenen und Redynamisierung der Ufer – Themenfeldern vorgestellt. Einen Überblick über die Steinschüttungen, Steinpackungen Modellprojekte geben die Tabelle und die Übersichts- und Ufermauern wurden in sechs karte auf Seite 6. Modellprojekten in unterschiedli- Realisierte Projekte – Sieben Modellmaßnahmen chen naturräumlichen und strombaulichen Situationen plante und setzte der NABU innerhalb der Projektlauf- rückgebaut und damit insgesamt etwa 2,6 km Rheinufer zeit um, vier weitere liegen als Planungen vor, konnten entsteint. Bei einzelnen Maßnahmen wurden zusätzlich aber aus verschiedenen Gründen nicht realisiert Uferpartien abgeflacht. Die weitere Gestaltung wurde werden. Bei den realisierten Projekten handelte es sich der Dynamik des Rheins überlassen. überwiegend um relativ einfach umzusetzende Vorha- Ökologischer Umbau von Strombauelementen – ben wie den Rückbau von Uferbefestigungen und den An vielen Abschnitten des Rheins kann mit Rücksicht auf die Wasserstraße, den Hochwasserschutz oder die 5
Lebendiger Rhein – Fluss der tausend Inseln NR 1 NR 6 Lippe NR 1 NR 8 Ruhr NR 5 Bebauung auf Strombauelemente und anliegende NR 6 Lippe NR 9 Befestigungen nicht verzichtet werden. Fünf Modell- NR 8 Projektgebiete Sieg Ruhr NR Niederrhein projekte stellen Beispiele vor, wie durch bauliche Lahn NR 5 MR Mittelrhein Anpassungen auch ökologische MR 2 Ziele integriert werden NR 9 IR Inselrhein können, ohne die strombaulichen IR 2 Funktionen Main zu beein- OR Oberrhein Mosel MR 1 gebiete trächtigen. Sieg Staatsgrenzen IR 1 Nahe OR 7 hein Lahn Nebenrinnen, Stromverzweigungen, Nebengewäs- Saar OR 6 hein MR 2 ser – Den natürlichen Rheinstrom prägte die enge Neckar ein Verzahnung von Strom und Aue. OR 2Inseln, Stromverzwei- IR 2 Main gungen, Nebenrinnen, Flutrinnen OR 1 und Altarme waren ein Mosel MR 1 Elemente einer amphibischen Stromlandschaft mit renzen IR 1 Nahe einer kleinräumigen Rhein Vielfalt an Tiefen-, Strömungs- OR 7 und Substratverhältnissen. Der Ausbau zu einer dauer- Saar OR 6 haft befahrbaren Schifffahrtsstraße konzentrierte das Wasser immer stärker auf den Hauptstrom. Damit ver- Neckar OR 2 schwand die natürliche Vielfalt der Gewässerstrukturen zunehmend. Die Wiederherstellung solcher Gewässer- OR 1 strukturen in direkter Verbindung zum Rhein ist Gegenstand mehrerer Planungsprojekte. Rhein Für diese Broschüre ausgewählte Viele Köche … Modellprojekte Für den Strom und seine Überschwemmungsgebiete – Realisierte Projekte – Planungsprojekte sind zahlreiche Behörden und Institutionen zuständig, die zudem auf Bund und Länder verteilt sind. Dies erschwert die Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Rückbau Uferbefestigung Revitalisierung des Flusses. Plittersdorfer Raukehle OR1 Um neue Wege und Kooperationen im Spannungsfeld NSG „Reißinsel“ OR6 Wasserstraße, Naturschutz und Hochwasserschutz zu NSG „Ballauf-Wilhelmswörth“ OR7 entwickeln und zu erproben und um durchsetzbare Ingelheim-Nord IR2a Planungen zu erhalten, praktizierte der NABU die früh- Heidenfahrt IR2b zeitige und umfassende Einbindung der Akteure auf Duisburg-Rheinhausen NR5 allen Projektebenen. Umbau Leitwerke & Buhnen Duisburg-Beeckerwerth NR8 Krappen Heidesheim IR2d NSG „Auf der Schottel“ MR2 Anlage Nebenrinnen NSG „Bislich-Vahnum“ NR6 NSG „Emmericher Ward“ NR1 6
Projektdaten Laufzeit: Vorphase 2001 – 2002 … starke Partner Hauptphase 2003 – 2007 Projektbeirat – Auf der Bundesebene begleitete ein Kosten: Vorphase 146.000 € Beirat das Projekt. Dieser bestand aus Vertretern des Hauptphase 1.340.000 € Bundesumweltministeriums, des Bundesamtes für Finanzierung: Naturschutz, der Wasser- und Schifffahrtsdirektionen Gesamtprojekt West und Südwest, der Bundesanstalt für Gewässer- • Deutsche Bundesstiftung Umwelt kunde, der Deutschen Kommission zur Reinhaltung • Europäische Gemeinschaft (INTERREG IIIB) des Rheins, der Universitäten Rostock und Karlsruhe • Michael Otto Stiftung für Umweltschutz sowie der beteiligten Länder. • Deutsche Umwelthilfe e.V. Der Beirat erörterte die Modellvorhaben vorab und dis- • Kyocera-Mita Deutschland kutierte grundlegende Fragen der Realisierung. Die • Naturschutzbund NABU Ressort übergreifende Diskussion auf dieser Ebene Einzelne Modellprojekte erwies sich als wichtiges Element für den Erfolg des • Land Rheinland-Pfalz Projektes. Den Beiratsmitgliedern gilt unser besonderer • Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg Dank. • Kurt Lange Stiftung Projektbegleitende Arbeitskreise – Auf der Ebene Projektdurchführung: der einzelnen Modellvorhaben kamen weitere Beteili- • Oberrhein: Institut für Landschaftsökologie gungsinstrumente zum Einsatz. Neben Projekt beglei- und Naturschutz (ILN), Bühl tenden Arbeitskreisen, in denen die regionalen Akteure • Mittel- und Inselrhein: und die relevanten gesellschaftlichen Gruppen zu NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen, Bingen wesentlichen Planungsschritten eingebunden wurden, • Projektleitung und Niederrhein: fanden Behördentermine, Expertenrunden und zahl- NABU-Naturschutzstation, Kranenburg reiche Einzel-Konsultationen statt. Projektträger Modellprojekte: Förderer – Das Projekt wurde unterstützt von der • NABU Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), der Deut- • Land Baden-Württemberg schen Umwelthilfe (DUH), der Michael Otto Stiftung • Land Rheinland-Pfalz für Umweltschutz, der Kurt Lange Stiftung, der Stiftung • Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg / Rhein Naturschutzfonds Baden-Württemberg, dem Land Rheinland-Pfalz, der EU (INTERREG III B) und mit- Ergebnisse: telbar von der Firma Kyocera-Mita Deutschland. • Rückbau von uferdeckenden Steinschüttungen, Steinpackungen auf 2.600 m Länge • Rückbau einer Ufermauer auf 720 m Länge • Ökologische Umgestaltung von Strombauele- menten (Buhnen und Leitwerken) auf 650 m Uferlänge • Machbarkeitsstudien und Entwurfsplanungen zur Schaffung Wellen geschützter Flachwasser- zonen, zum Umbau von Leitwerken und zur Anlage von Nebenrinnen 7
Realisierte Projekte Rückbau Uferbefestigung or 1 pLITTersdorfer rAukeHLe, rAsTATT Rheinkilometer 342,10 – 342,35 Rechtes Ufer Die Zurückverlegung des Leinpfades bei Rastatt stellt Raum für die Entwicklung eines naturnahen Uferprofils zur Verfügung. Die Steinpackung wird abgetragen und der Leinpfad um ca. 7 Meter nach Osten verlagert. Dadurch wird eine eigendynamische Entwicklung ermöglicht und zugleich im Hinblick auf die Belange der Wasserstraße eine Grenze eingezogen. sTeINIger weg Zum ZIeL Nach Vorlage der technischen Entwurfsplanung im Jahr 2003 sah sich das WSA Freiburg zu einer erneuten Die Standortwahl für die bei Rastatt identifizierten Prüfung veranlasst. Entscheidendes Argument gegen Modellprojekte ist das Ergebnis eines insgesamt vier- die Planung war die Lage unmittelbar im Einbaubereich jährigen intensiven Abstimmungsprozesses mit der der Geschiebezugabe Iffezheim. Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Ursprünglich wurde im Jahre 2002 gemeinsam mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Freiburg die Sand- ALTerNATIVeN gefuNdeN bachmündung als möglicher Standort für eine Beseiti- Gemeinsam mit dem WSA Freiburg wurde daher 2004 gung der Uferbefestigungen ausgewählt. Im Jahr 2002 ein alternativer Standort gesucht und im Bereich nörd- war eine Uferabflachung oberhalb der Vollschiffigkeit lich der Plittersdorfer Raukehle bei Rastatt gefunden. bei einem Abfluss von Q = 1.500 m³/s vereinbart Auf Anraten der Bundesanstalt für Wasserbau wurde in worden. den tiefer zu legenden Uferbereichen zusätzlich eine Grundsicherung unter dem abgeflachten kiesigen Ufer als Erosionsschutz vorgesehen. Die neuen Planungen stießen bei den beteiligten Gebietskörperschaften auf Zustimmung. Durch die Umplanungen und die geforderte Grund- sicherung verteuerte sich die Maßnahme letztlich auf 1.500 € pro Meter Uferstrecke, davon 1.100 € Baukos- ten. © Geobasisdaten Landesvermessungsamt Baden-Württemberg Az.: 2851.2-D/3568 8
Vorher Das Ufer ist mit einer Steinpackung und dem unmittelbar angrenzen- den Leinpfad naturfern ausgebaut. Kiesanlandungen in den Buhnen- feldern deuten auf ein hohes Entwicklungspotenzial hin. Nachher Oberhalb Mittelwasser + 0,5 m ist ein naturnahes Flachufer mit Kies und Sand entstanden, das vom Rhein frei gestaltet wird. Der Spielraum für den Rhein wird begrenzt durch eine unterlagernde Grundsicherung und den um ca. 7 Meter nach Osten verlagerten Leinpfad. Projektdaten Ziele: Naturnahes Uferprofil mit Länge: 250 m Uferlänge Projektträger: eigendynamischer Entwicklung Land Baden-Württemberg Finanzierung: Gefördert aus Mitteln Pionierstadien mit Kies-, Lehm- der Stiftung Naturschutzfonds Baden- Projektpartner: WSA Freiburg, und Sandflächen und Ansiedlung von Württemberg, des Regierungspräsidiums Regierungspräsidium Karlsruhe, Weichholzauenwald Karlsruhe und der Deutschen Bundes- Stadt Rastatt, (Bundesanstalt für stiftung Umwelt (DBU) Wasserbau) Maßnahmen: Verlegung des Leinpfades, Entfernung Deckwerk, Baukosten: ca. 275.000 € Einbau Grundsicherung 9
Realisierte Projekte Rückbau Uferbefestigung or 6 Nsg „reIssINseL“ mANNHeIm Rheinkilometer 418,50 – 418,80 Rechtes Ufer Entfernung von Steinschüttungen und Steinpflaster auf der Reißinsel südlich des Mannheimer Rheinstrandbads Auf einer Länge von 300 Metern werden insgesamt ca. 2.000 Tonnen Steine abgetragen, um die eigendynamische Entwicklung und damit die Ausbildung eines natürlicheren Rheinufers zu ermöglichen. © Geobasisdaten Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz Az.: 26 722-1.401 projekTIdee uNd AusfüHruNg Der insgesamt zweijährige Abstimmungsprozess für dieses Modellprojekt zwischen NABU, Land Baden- Im Bereich des Naturschutzgebietes Reißinsel sollte Württemberg und Wasser- und Schifffahrtsverwaltung durch Abtrag der Setzsteinlagen und Steinschüttungen war von großer Kooperationsbereitschaft geprägt. im Gleithangbereich ein naturnahes, flaches Ufer ent- stehen, das im Weiteren der natürlichen Eigendynamik des Rheins überlassen wurde. Nach intensiver und enger fLussNATur Im VormArscH Abstimmung mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Mannheim sprachen für die Auswahl dieses Eineinhalb Jahre nach der Entsteinung des Ufers hat Rheinabschnitts mehrere Kriterien: sich als Folge mehrerer Hochwasser bereits ein natur- • Die Reißinsel ist Naturschutzgebiet. nahes Gleitufer ausgebildet. Bislang steilere, ehemals • Die Lage in einer Rheininnenkurve mit günstigen durch Pflaster geschützte Uferbereiche haben sich abge- hydraulischen Bedingungen. flacht. Naturnahe Kies- und Sandufer sind entstanden. • Es wird kein zwingend erforderlicher Bewirtschaf- Bei günstigen Wasserständen können Silberweiden und tungsweg der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Schwarzpappeln auf dem Rohboden keimen und sich tangiert, d.h. dass kein Leinpfad in den Vorhabens- etablieren. Außer für spezialisierte Käfer- und Spinnen- bereichen vorhanden ist. arten ist der Kiesstrand auch für Flussregenpfeifer und Flussuferläufer attraktiv. uNTer BeoBAcHTuNg Ein Monitoring dokumentiert auf der Reißinsel die Veränderung der Lebensgemeinschaften und die morphologische Entwicklung der Uferstruktur. Dazu wurde vor und nach den Bauarbeiten sowie nach den größeren Hochwasserereignissen 2005 das Rheinprofil vermessen. Seit 2006 wertet die Bundesanstalt für Wasserbau das Modellprojekt aus, um Empfehlungen Balzende für naturnahe Ufersicherungen abzugeben. Flussregenpfeifer auf einem Da wegen der Insellage eine Zufahrt von Land aus nicht Das Modellprojekt wurde aus Mitteln der Deutschen Rhein-Kiesstrand möglich war, wurden die Baumaßnahmen mit einem Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Stiftung Foto: H. Glader Bagger von einem Ponton aus durchgeführt. Wegen ver- Naturschutzfonds Baden-Württemberg gefördert. Das landeter Buhnenfelder im Nahbereich der Baustelle Vorhaben wurde von der Stadt Mannheim freundlich konnte nur bei hohen Wasserständen gearbeitet werden. unterstützt. 10
Gepflastertes Ufer auf der Reißinsel vor der Maßnahme im Oktober 2003 Vorher Ufersicherungen aus Steinschüt- tungen und -pflaster prägen auf großer Strecke den Oberrhein zwischen Basel und Mannheim; so auch am Naturschutzgebiet Reißinsel bei Mannheim. Anlan- dungs- und Abtragungsprozesse mit Gleit- und Prallhangbildung, wie sie für naturnahe Fließ gewässer typisch sind, werden dadurch unterbunden. Nachher Nach Abtrag des Deckwerkes hat sich ein naturnahes, flaches Kiesufer eingestellt. Die weitere Gestaltung bleibt dem Rhein überlassen. Projektdaten Ziele: Ausbildung eines naturnahen Finanzierung: Gefördert aus Mitteln Projektträger: Uferprofils in eigendynamischer der Stiftung Naturschutzfonds Baden- Land Baden-Württemberg Entwicklung Württemberg, Projektpartner: Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Maßnahmen: Entfernung der Land Baden-Württemberg, Wasser- Michael Otto Stiftung für Umweltschutz, Uferbefestigung mittels Schwimmponton und Schifffahrtsamt (WSA) Mannheim, Deutsche Umwelthilfe e.V. Stadt Mannheim Länge: 300 m Uferlänge Baukosten: ca. 75.000 € 11
Realisierte Projekte Rückbau Uferbefestigung or 7 Nsg „BALLAuf-wILHeLmswörTH“ mANNHeIm Rheinkilometer 433,20 – 433,45 und 433,60 – 433,78 Rechtes Ufer Entfernung der Steinschüttung im Naturschutzgebiet „Ballauf-Wilhelmswörth“ bei Mannheim In leichter Gleithangsituation entwickelte sich durch mehrere Hochwasser bereits nach gut einem Jahr ein vielfältiges, naturnahes Uferprofil mit Sand- und Kiesflächen. 3.500 ToNNeN sTeINe eNTferNT Der insgesamt zweijährige Abstimmungsprozess für dieses Modellprojekt zwischen NABU, Land Baden- Der Modellabschnitt Ballauf-Wilhelmswörth bei Rhein- Württemberg und Wasser- und Schifffahrtsverwaltung km 433 an der nördlichen Peripherie Mannheims liegt war von großer Kooperationsbereitschaft geprägt. auf einer Rheininsel in einem sehr hochwertigen Auen- bereich. Ab mittleren Wasserständen ist sie trockenen Fußes nicht mehr erreichbar. rHeIN NImmT ANgeBoT AN Ausschlaggebend für die Auswahl dieser Projektstrecke Eineinhalb Jahre nach der „Entsteinung“ hat sich infol- waren: ge mehrerer Hochwasser im Anschluss an die Niedrig- • Die Insellage mit geringem Besucherdruck wasserlinie ein flaches Ufer ausgebildet. Landseitig sind • Das Fehlen des Leinpfades lokal steile Abbrüche in der freigelegten, mehr als zwei • Günstige hydraulische Rahmenbedingungen Meter mächtigen Auelehmschicht entstanden. • Die Lage im Naturschutzgebiet mit einem dadurch bedingten reduzierten Pflege- und Unterhaltungs- Im Rahmen des Monitorings konnten im Jahr 2006 auf aufwand. dem Kiesstrand bereits drei Laufäferarten nachgewie- sen werden, die zuvor als Zielarten für die Revitalisie- Im Frühjahr 2005 wurden auf einer Länge von 430 rung benannt worden waren. Die neu entstandenen Metern insgesamt ca. 3.500 Tonnen Steine entnommen Uferabbrüche bieten heute Lebensraum für Wildbienen und das Ufer der Dynamik des Flusses überlassen. und Potenzial für Bruthöhlen von Eisvogel und Ufer- Die Beseitigung der Schüttsteine an der relativ steilen schwalbe. Böschung ließ eine natürliche Abflachung des Ufers erwarten. uNd dIe wAssersTrAsse? Durch die Uferrückverlagerung wurde der Querschnitt des Rheins geringfügig aufgeweitet. Mit Querschnitts- vermessungen im Rahmen des Monitorings wird zurzeit u.a. untersucht, ob dadurch die Situation in der Fahrrinne nachteilig beeinflusst wird. Seit 2006 wertet die Bundesanstalt für Wasserbau dieses Modellprojekt aus, um Empfehlungen für naturnahe Ufersicherungen abzugeben. Das Modellprojekt wurde aus Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg gefördert. Das Vorhaben wurde von der Stadt Mannheim freundlich unterstützt. 12
Projektdaten Ziele: Ausbildung eines naturnahen Uferprofils in eigendynamischer Entwicklung Vorher Maßnahmen: Entfernung der Uferbefestigung mittels Am NSG „Ballauf-Wilhelmswörth“ Schwimmponton bei Mannheim ist das Ufer in leichter Gleithangsituation mittels Länge: 430 m Uferlänge Steinschüttungen gesichert. Im Finanzierung: Gefördert Hinterland verläuft parallel zum aus Mitteln der Stiftung Natur- Rhein der Altrhein „Ballauf “. schutzfonds Baden-Württem- Dadurch ergibt sich für das berg, Deutsche Bundesstiftung Projektgebiet eine unzugängliche Umwelt, Michael Otto Stiftung Inselsituation in einem ökologisch für Umweltschutz, hochwertigen Umfeld. Deutsche Umwelthilfe e.V. Baukosten: ca. 110.000 € Nachher Projektträger: Das „entfesselte“ Ufer hat zunächst Land Baden-Württemberg noch das steile Profil des früheren Projektpartner: befestigten Zustandes. Land Baden-Württemberg, Rund ein Jahr nach der „Entstei- Wasser- und Schifffahrtsamt nung“ und nach Durchgang (WSA) Mannheim, verschiedener Hochwasser hat sich Stadt Mannheim ein flaches Sand- und Kiesufer mit anschließenden Steiluferabschnit- ten eingestellt. April 2005 © Geobasisdaten Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz Az.: 26 722-1.401 Juli 2006 13
Realisierte Projekte Rückbau Uferbefestigung Ir 2a INgeLHeIm-Nord Rheinkilometer 520,10 – 520,80 Linkes Ufer Entfernung einer 700 m langen Ufermauer in Ingelheim Das freigestellte Ufer unterliegt der freien Gestaltung durch den Rhein. Wo vorher Gebäudereste, Steinschüttungen und Abfall das Bild bestimmten, kehrt die Flussnatur zurück. © Geobasisdaten Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rhei nlan dIe Idee Steinschüttungen seitens des Wasser- und Schifffahrts- amtes Bingen keine Bedenken. Gleichzeitig befinden Der Inselrhein zwischen Mainz und Bingen ist ein vom sich die landseitigen Flächen in Besitz der Wasserwirt- Flussbau intensiv geprägter Rheinabschnitt. Zahlreiche schaftsverwaltung des Landes Rheinland-Pfalz, so dass Längsleitwerke zur Wasserstandsregulierung trennen keine Konflikte mit Grundstückeigentümern zu lösen große Stillwasserbereiche vom Rhein ab. Geschützt vom waren. Wellenschlag der Schiffe haben sich so Wasserflächen ausgebildet, die unter anderem für den internationalen Im Rahmen einer wasserrechtlichen Genehmigung und Wasservogelschutz von großer Bedeutung sind. durch eine privatrechtliche Vereinbarung zwischen Aufgrund der geschützten Lage hinter einem Leitwerk NABU und Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen wurde bestanden gegen eine Entfernung von Ufermauer und die Maßnahme planungsrechtlich abgesichert. VorHer Im Umfeld des Strandbades Ingel- heim stehen bis Ende der 90er Jahre zahlreiche illegale Wochenend- häuser am Rheinufer. Im Jahr 2000 werden die meisten Gebäude aus Gründen des Hochwasserschutzes und der Schadensminimierung im Überschwemmungsbereich abgeris- sen. Zurück bleibt eine etwa 700 m lange Ufermauer. Teilweise befinden sich auch noch massive Terrassen- bauten, Bauschuttansammlungen und Steinschüttungen am Ufer. NAcHHer Nach Entfernung der Ufermauer und der Bauschuttreste wurde das Uferprofil nur leicht angepasst. Die weitere Ausgestaltung des Ufers wird der Eigendynamik des Rheins überlassen. 14
Weidenblättriger Alant Besucherinformation und -lenkung Aufgrund der Nähe zum Strandbad Ingelheim gab es Befürchtungen seitens der Naturschutzbehörden, ein neues Badeufer könnte sich nach der Uferrevitalisie- Rhei nland-Pfalz Az.: 26 722-1.401 rung entwickeln. Mittels einer gezielten Öffentlichkeits- arbeit und Besucherlenkung (Schranken, Wegbegren- zung) konnte eine intensive Nutzung des Ufers Ein Gewinn für Gewässer- verhindert werden. Gleichzeitig werden Besucher struktur und NATURA 2000 flankierend durch den Auenservice des NABU über die Bedeutung des Uferbereiches informiert. Das Projektgebiet liegt vollständig innerhalb eines FFH- und EU-Vogelschutzgebietes (NATURA 2000-Gebiet). Durch die Maßnahme konnten sowohl Entwicklungs- Pioniere am Ufer ziele des NATURA 2000-Gebietes – Schaffung natur naher Ufer als Lebensraum für Schlammuferfluren und Im Rahmen erster Monitoringuntersuchungen konnten flussbegleitende Auenwälder – als auch Ziele des im revitalisierten Uferbereich Pionierarten wie das „Rheinprogramm 2020“ umgesetzt werden. Gleichzei- Große Flohkraut und die vom Aussterben bedrohte tig ist ein naturnaher Uferbereich entstanden, der den Laufkäferart Bembidion striatum nachgewiesen werden. Erholungssuchenden eine Augenweide bietet. Aufgrund des veränderten Uferprofils kam es zu Ablagerungen von organischem Material und Sand durch den Rhein. Der Erfolg überzeugt Im Winter 2004/2005 konnte der NABU einen ersten Eine kurze Chronik Uferstreifen von ca. 400 Metern Länge revitalisieren. Die Erfahrungen in den darauf folgenden zwei Vegeta- • 1906 / 1908 Errichtung des Strandbades tionsperioden waren so positiv, dass der NABU Ende • 1915 die letzte Seeschwalbenkolonie 2006 auch die Revitalisierung eines zweiten Ufer am Inselrhein abschnittes von 300 Metern Länge durchführte. • vor dem 2. Weltkrieg Errichtung von Wochenendhäusern • 60er Jahre: Errichtung eines Campingplatzes • in der Folge: zahlreiche illegale Gebäude, massive Befestigungen am Ufer etc. Projektdaten • 2000 Räumung und Abriss des Campingplatzgeländes Ziele: Schaffung flacher Länge: 720 m Uferlänge • 2002 erste Konzepte zur Uferrevitalisierung Uferpartien als Lebensraum für Finanzierung: durch das NABU-Projekt „Lebendiger Rhein – Watvögel Land Rheinland-Pfalz Fluss der tausend Inseln“ Bereitstellung von Standorten für • 2003 Planungswerkstatt der Stadt Ingelheim Baukosten: 121.000 € flussbegleitende Weichholzauen- zur Entwicklung des westlichen Rheinufers wälder und Schlammuferfluren Projektträger: • Winter 2004/2005 Uferrevitalisierung auf einer NABU-Naturschutzzentrum Länge von 400 Metern Maßnahmen: Abriss der Rheinauen • April 2005 Eröffnungsfeier Ingelheimer Rheinufer Ufermauer, Aufreißen des • 2. Revitalisierungsabschnitt Nov. / Dez. 2006 rheinseitigen Weges 15
Realisierte Projekte Rückbau Uferbefestigung Ir 2b HeIdeNfAHrT Rheinkilometer 512,50 – 513,00 Linkes Ufer Naherholung am Naturufer des Rheins In Heidenfahrt entsteht durch Rückbau der Steinschüttung ein neues Naturufer. Im Ballungsraum Mainz – Bingen in unmittelbarer Ortslage erweist es sich schnell als Anziehungs- punkt für Strandhungrige. projekTeNTwIckLuNg eINgescHräNkTe BIoTop- fuNkTIoN durcH Die Idee zu einer Uferrenaturierung im Bereich Hei- INTeNsIVe NAHerHoLuNg denfahrt brachte unter anderem der NABU im Rahmen des Projektes „Rheinauenentwicklung Mainz-Bingen“ Die begleitenden Untersuchungen ergaben erwartungs- ein. Auf einer Länge von ca. 200 Metern wurde im gemäß, dass die renaturierten Bereiche des Rheinufers Januar 2004 das Ufer von der Steinschüttung befreit, die durch die intensive Naherholung nur eine einge- Böschung abgeflacht und der Leinpfad landeinwärts schränkte Biotopfunktion besitzen. Dennoch profitie- verlegt. Die Durchführung der Maßnahme erfolgte ren unter anderem Wasser- und Watvögel in der Brut- durch die Wasser wirtschaftsverwaltung des Landes und Zugzeit vom veränderten Uferprofil und den Rheinland-Pfalz unter Mitwirkung der Ortsgemeinde dadurch entstandenen Möglichkeiten zur Nahrungs- Heidesheim. beschaffung. Die neuen Flachwasserbereiche über sandig-schlammigem Grund werden von Fischen Der NABU führte im Rahmen des Projektes „Lebendi- genutzt. Nach Hochwässern lagert sich am Ufer eine ger Rhein – Fluss der tausend Inseln“ ein begleitendes dünne Schlammschicht ab. Sie bildet die Grundlage für Monitoring durch. die Entwicklung kleinflächiger Schlammpionierfluren. Im Rahmen des Monitorings wurden vom NABU Vorschläge für eine naturnahe Pflege des Uferbereiches BegLeITeNde AkTIVITäTeN entwickelt. Das NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen begleitete die Entwicklung des Rheinufers in Heidenfahrt mit folgenden Maßnahmen: • Öffentlichkeitsarbeit • Umweltpädagogische Programme zur Information über Tier- und Pflanzenarten des Rheines und seiner Auen • Besucherinformation im angrenzenden Natur- schutzgebiet „Königsklinger Aue – Hader Aue“ • Monitoring der Uferentwicklung durch regel- mäßige Untersuchungen und Dokumentationen zu ausgewählten Artengruppen Pionierarten wie der Der flache Sandstrand Ampferknöterich erwies sich als sehr attraktiv stellten sich schnell ein für Erholungssuchende. 16
Vorher Nachher Eine Blocksteinschüttung Nach Entfernung der Blockstein- Das neu entstandene Sandufer in charakterisiert den naturfernen schüttung entwickelte sich ein ortsnaher Lage erweist sich als sehr Uferzustand und entwertet flacher Sandstrand, von Pionier attraktiv für Erholungssuchende. diesen Rhein-Abschnitt in der arten der Ufervegetation schnell Dadurch können angrenzende, Gemeinde Heidesheim auch für angenommen. störungsempfindlichere Abschnitte die Naherholung. im Naturschutzgebiet „Königs klinger Aue – Hader Aue“ entlastet werden. Projektdaten Ziele: Schaffung von Lebens- räumen für Wasser- und Watvögel sowie Schlammufer- fluren und landeinwärts Stromtalwiesen Maßnahmen: Entfernung der Steinschüttung Naturnahe Anlage einer Grabenmündung Länge: 200 m Uferlänge © Geobasisdaten Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz Az.: 26 722-1.401 Finanzierung: Land Rheinland-Pfalz Projektträger: Gemeinde Heidesheim, Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes Rheinland-Pfalz Projektpartner: NABU hat als Projektpartner das Monitoring der Uferflächen übernommen 17
Realisierte Projekte Rückbau Uferbefestigung Nr 5 duIsBurg-rHeINHAuseN Rheinkilometer 774,30 – 775,70 Linkes Ufer In Duisburg-Rheinhausen entsteht im urbanen Umfeld durch Rückbau und Überschüttung der Uferbefestigungen aus Schlacke und Basalt- Blocksteinschüttung ein naturnahes Kiesufer. projekTIdee Im Gleithang soll ein unbefestigtes Naturufer wieder- hergestellt werden, das vom Rhein frei gestaltet wird und ungelenkter Erosion und Sedimentation unterliegt. Die entnommenen Wasserbausteine sollen für Instand- setzungsarbeiten an anderen Uferabschnitten wieder eingesetzt werden, so dass zugleich eine Rohstoffein- sparung erreicht wird. Die Gestaltung der freigestellten Ufer sollte dem Rhein überlassen werden. Probenah- men zeigten jedoch, dass abschnittsweise mit Boden- belastungen zu rechnen war. Die Sanierungskosten überstiegen das Projektbudget bei weitem, so dass auf eine Aufarbeitung verzichtet werden musste. In diesem Abschnitt wurde stattdessen versuchsweise die Schlacke mit Kies aus Fahrrinnenbaggerungen überdeckt. An anderen Abschnitten wurde die Basaltblockschüt- tung in Teilen zurückgebaut. Hier stellte sich sukzessive ein naturnahes, Kies geprägtes Ufer ein. Auf Zum sTrANd Mitten in Duisburg gelegen, kommt die neue Flussnatur vor allem auch den Anwohnern zugute, ermöglicht ein dynamisches Kiesufer das Erlebnis von Flussnatur im Kontrast zur Industriekulisse der gegenüberliegenden Rheinseite. Zum Abschluss des ersten Bauabschnittes wurde daher im Rahmen des ersten europäischen Flussbadetages „Big Jump“ ein Strandfest für die Anwohner organisiert. Im Strandcafé unter freiem Himmel nahmen viele Besucher neuen Kontakt zu „ihrem“ Fluss auf und ließen sich über Idee und Ziele der Maßnahmen infor- mieren. 18
Projektdaten Ziele: Naturnahes Kiesufer Finanzierung: Gefördert aus im Gleithang, Laichgrund Mitteln der Deutsche Bundes strömungsgebundener Fisch stiftung Umwelt, Michael Otto arten, Naturufer für natur- und Stiftung für Umweltschutz, flussbezogene Naherholung im Deutsche Umwelthilfe e.V. urbanen Raum Baukosten: Keine Baukosten, Maßnahmen: da Ziel durch Unterlassen der Entfernung der Unterhaltung erreicht Basaltblockschüttung Rückbau zur Gewinnung von Überdeckung der Schlacke Wasserbausteinen mit Kies Projektträger: WSA Duisburg- Länge: 700 m Uferlänge Rhein; Umsetzung im Rahmen von Unterhaltungsmaßnahmen © Geobasisdaten Landesvermessungsamt NRW Mitten in Duisburg? Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling mochte es kaum glauben, als die Einladung zum feierlichen Baustart auf ihrem Tisch lag: Mitten in Duisburg, der Stadt des Vorher weltgrößten Binnenhafens, sollte der Rhein wieder Bei Duisburg-Rheinhausen, wenig entfesselt werden. Eine Bedrohung für die Sicherheit stromaufwärts des Duisburger und Funktion der Stadt? Frau Zieling ließ sich von den Hafens gelegen, ist ein Gleithang- Fachargumenten überzeugen und erkannte die neuen bereich zum Teil mit einer Basalt- Naturufer im städtischen Raum als Gewinn für Duis- blockschüttung und im anderen burg. Sie bekam zum Dank den ersten Stein aus dem Teil mit Hochofenschlacke Uferpflaster überreicht, handsigniert von NABU- naturfern ausgebaut. Unverbaute Präsident Olaf Tschimpke. Ufer gibt es im urbanen Bereich Duisburgs nur auf wenigen kurzen Abschnitten. Naturufer Mangelware Im Bereich der Städte Duisburg-Krefeld-Moers weisen die Rheinufer sehr hohe Verbauungsgrade auf. Rechts- Nachher rheinisch erstreckt sich die Uferbefestigung mit Die Basaltblockschüttung wurde Ausnahme von Rheinkilometer 764 nahezu durchgän- abschnittsweise entfernt, ein gig auf etwa 30 Stromkilometer, linksrheinisch auf etwa naturnahes Kiesufer hat sich 7 Kilometer, bis wieder weniger befestigte Abschnitte ausgebildet. auftreten. Der Revitalisierung von Uferabschnitten kommt hier regional eine Schlüsselfunktion im Biotop- Die Schlacke ist versuchsweise mit verbund zu. Kiesmaterial aus nahe gelegenen Strombaggerungen überdeckt. Das Material wird bei Hochwasser vom Rhein umgelagert und „sortiert“ und bildet einen naturnahen Kiesuferaspekt. Darunter ist die Schlackeschicht erhalten. 19
Realisierte Projekte Umbau Leitwerke & Buhnen Nr 8 duIsBurg- BeekerwerTH Rheinkilometer 783 – 784 Rechtes Ufer Umgestaltung einer Parallelschüttung in Duisburg-Beeker- werth. Es werden wellengeschützte Flachwasserzonen in ständiger ökologischer Verbindung zum Rhein geschaffen. LeBeNsrAum fLAcHwAsserZoNe Durch den Ausbau des Rheins im Standardprofil und die Befestigung der Ufer sind die ehemals vielfältigen Flachwasserzonen weitgehend verloren gegangen. Als strömungsberuhigte, nahrungsreiche projekTdATeN und sonnendurchwärmte Zonen kommt ihnen unter anderem große Ziele: Wellengeschützte Bedeutung als Kinderstube der Flachwasserzonen, u.a. als Fische zu. Die in Buhnenfeldern Laich- und Jungfischhabitat noch verbliebenen Flachwasser- maßnahmen: bereiche sind zumeist stark dem Schlitzung des Leitwerkes Wellenschlag durch vorbeifahrende Anlage einer Hakenbuhne Schiffe ausgesetzt, Jungfische wer- den. Neben der Schlitzung der Schüttungen kam eine den geschädigt oder ans Ufer Länge: 650 m Uferlänge Hakenbuhne zum Einsatz, die die Ausbildung wellen- geworfen. Durch Sog und Schwall geschützter Flachwasserbereiche in den Buhnenfeldern finanzierung: Gefördert aus treten ständig erhebliche Wasser- ermöglichen sollte. Mitteln der Deutsche Bundes- standsschwankungen und gegen- stiftung Umwelt, Michael Otto läufige Strömungen auf, so dass die Die Umsetzung der Arbeiten erfolgte durch das Stiftung für Umweltschutz, Lebensraumfunktion stark beein- Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein im Zuge Deutsche Umwelthilfe e.V. trächtigt wird. der Gesamtmaßnahme. Baukosten: Keine Baukosten, In diesem Bereich bei Beekerwerth da Umsetzung im Rahmen in Gleithangsituation standen akut ANLAge eINer HAkeNBuHNe einer Maßnahme der Wasser- Arbeiten der Wasser- und Schiff- und Schifffahrtsverwaltung fahrtsverwaltung an. Dies wurde Im mittleren der drei Buhnenfelder wurde die Block- genutzt, um mit relativ wenig Auf- steinschüttung vollständig abgetragen und als Haken- projektträger: wand zugleich eine ökologische buhne wieder eingebaut. Dabei wurde eine Parallelschüt- WSA Duisburg / Rhein Verbesserung der Ufersituation zu tung an der Spitze der oberen Buhne angesetzt, jedoch erreichen und verschiedene wasser- bauliche Gestaltungselemente zu erproben. Die paral- lelwerkartige Schüttung sollte in diesem Zuge dauerhaft passierbar gemacht und so die dahinter gelegenen Flachwasserbereiche mit dem Rhein verbunden wer- Junge Barben profitieren von wellengeschützten Flachwasserzonen Foto: Dr. B.Stemmer 20
VorHer Eine Blocksteinschüttung trennt bei Wasserständen bis Mittelwasser + 1m die dahinter gelegenen Flachwasserbereiche vom Rhein. In Niedrigwasserphasen im Herbst fallen die Flachwasserzonen trocken, ohne dass sich die dort lebenden Organismen in tieferes Wasser zurückziehen können. NAcHHer Im mittleren Buhnenfeld ersetzt jetzt eine Hakenbuhne das Parallel- werk. In den anderen beiden Buhnenfeldern wurde das Parallel- werk mehrfach unterbrochen, die Flachwasserbereiche wurden erweitert. In beiden Fällen sind Flachwasserzonen entstanden, die laufend mit dem Strom in Verbin- nicht bis zur nächsten Buhne durchgezogen. Etwa ein dung stehen und die zugleich Drittel des Buhnenfeldes blieb offen. Der „Haken“ soll gegen den Wellenschlag vorbeifah- den Einfluss von Wellenschlag, Sog und Schwall vermin- render Schiffe abgeschirmt sind. dern und so die Ausbildung ökologisch hochwertiger Flachwasserbereiche mit Stromanbindung ermöglichen. scHLITZuNg des pArALLeLwerkes In zwei weiteren Buhnenfeldern wurde die Parallel- schüttung in ihrer Position belassen und an je zwei Stellen bis zum Grund geschlitzt. Die Öffnungen haben bei Mittelwasser etwa eine Breite von drei Metern. Die Flachwasserbereiche hinter den Durchläs- senn wurden erweitert und zum Teil vertieft. Ähnlich wie bei der Hakenbuhne wurden durch diese Maßnah- men die negativen Einflüsse passierender Schiffe auf die Flachwasserbereiche gemildert. ersTe erfoLge Wenige Wochen nach Abschluss der Arbeiten wies ein Fischökologe bereits zahlreiche Barbenlarven in den neuen wellengeschützten Flachwasserzonen nach. © Geobasisdaten Landesvermessungsamt NRW 21
Planungsprojekte Umbau Leitwerke & Buhnen Ir 2d krAppeN HeIdesHeIm Rheinkilometer 510,20 – 510,90 Linkes Ufer Altarm Krappen Eine neue Insel soll entstehen – Umbau eines Leitwerkes bei Heidesheim (Rheinhessen) VorHer Eine von zahlreichen Rheininseln zwischen Mainz und Bingen ist die Königsklinger Aue. Sie ist von der Fahrrinne des Rheines und dem Eltviller Altarm umflossen. Innerhalb des Eltviller Altarmes, der seinerseits durch Leitwerke vom Rhein abgetrennt wurde, befindet sich ein Leitwerk, das heute keine für die Schifffahrt relevante wasserbauliche Funktion mehr erfüllt. Bei niedrigen Wasserständen des Rheins trennt das Leitwerk eine Wasserfläche vollständig von der Frischwasserzufuhr des Rheines ab. NAcHHer Eine neue Insel wird entstehen. Das Leitwerk soll umgestaltet werden, so dass es ähnlich einer Insel umflossen wird. Hierzu soll es unter- und oberstromig stärker geöffnet werden, damit auch bei niedrigen Wasserständen die Wasserfläche durchströmt werden kann. 22
Projektdaten Ziele: Entwicklung wellen geschützter Flachwasserbereiche als Laich- und Jungfischhabitat Maßnahmen: Umgestaltung des Leitwerkes Länge: ca. 500 m Uferlänge Finanzierung: Gefördert aus Mitteln der Deutsche Bundes- stiftung Umwelt, Deutsche Umwelthilfe e.V., Michael Otto Stiftung für Umweltschutz Kalkulierte Baukosten: 25.000 € Projektträger: © Geobasisdaten Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz Az.: 26 722-1.401 Planungsprojekt des NABU- Naturschutzzentrum Rheinauen Kostengünstige Lösung Realisierung bleibt Folgeprojek- Da das Leitwerk keine Funktion für die Schifffahrts- ten vorbehalten, Trägerschaft straße Rhein besitzt, hat das WSA zugesagt, dass es auf steht noch nicht fest. ein Genehmigungsverfahren verzichtet. Projektpartner: Wasser- Durch ein Fachbüro für Wasserbau wurde eine Kurz- und Schifffahrtsamt Bingen, planung erstellt, die nun als Basis für die Durchführung Wasserwirtschaftsverwaltung des Projektes dient. In Kooperation mit dem Wasser- des Landes Rheinland-Pfalz und Schifffahrtsamt Bingen wird nach Möglichkeiten der Umsetzung gesucht. Sinnvolle Ergänzung Die Öffnung des Leitwerkes stellt eine sinnvolle Ergän- zung zu einer weiteren Maßnahme im Gebiet dar: Die Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Bodenschutz, Mainz der Struktur- und Genehmi- gungsdirektion Süd (SGD-Süd) plant das Altgewässer „Krappen“ ober- und unterstromig stärker an den Rhein anzubinden. Es mündet in den neu zu öffnenden Bereich. Altarm Eltviller Aue 23
Planungsprojekte Umbau Leitwerke & Buhnen mr 2 Nsg „Auf der scHoTTeL“ Rheinkilometer 575,50 bis 577,80 Rechtes Ufer Umgestaltung eines Leitwerkes bei Osterspai am Mittelrhein Das Leitwerk soll so umgestaltet werden, dass es neben der Strombaufunktion verstärkt auch ökologische Funktionen erfüllen kann. Durch Hinterströmung soll das Leitwerk als Inselinitiale entwickelt und zugleich die Wasserqualität im Nebenschluss verbessert werden. des eINeN freud ... Während Naherholungssuchende von dem neuen Bade- und Strandangebot vor ihrer Haustür erfreut sind, muss Seit in den 70er Jahren das Längsleitwerk „Auf der die Entwicklung aus Sicht der Flussökologie und des Schottel“ bei Osterspai an das rechte Rheinufer ange- Naturschutzes kritisch gesehen werden. schlossen wurde, hat eine stetige Verlandung hinter dem Leitwerk eingesetzt. Die Gewässerbeschaffenheit hinter dem Leitwerk ist heute flussuntypisch mit hoher Sedimentationsrate und Stillwassercharakter. Auf Dauer droht der Verlust dieses Gewässerteiles durch Verlandung. Zudem ist die Nut- zung des Sandstrandes inmitten des Naturschutzgebie- tes mit den Schutzzielen nicht vereinbar. VorHer Typisch für den Mittelrhein – ein sehr langes Leitwerk bringt die Fahrrinne auf Standardbreite und macht aus dem dahinter gelegenen Teil des Rheins in wesentlichen Teilen des Jahres ein Stillgewässer, geprägt durch flussuntypische Zustände wie eine rückwärtsge- richtete Strömung und eine stetige Verlandung. NAcHHer Von oberstrom soll eine ständige Durchströmung des „Nebengewäs- sers“ erfolgen. Das Leitwerk entwickelt sich durch Anlagerung von Sedimenten bei Hochwasser zu einer umströmten Rheininsel. 24
Projektdaten Ziele: Schaffung von Lebensräumen für Wasser- und Watvogelarten Entwicklung eines Laich- und Jungfischhabitats Erhalt dynamischer Schlammfluren Flussuferläufer nutzen Schlammufer zur Nahrungssuche Foto: H. Glader Maßnahmen: Absenkung des Abschlussdammes Von der Idee Viele Interessen bis zur Umsetzung Länge: ca. 2.200 m Neben den naturschutzfachlichen Vom NABU wurde zunächst eine Konzeptskizze ausge- und hydraulischen Anforderungen Finanzierung: Gefördert aus arbeitet und mit den betroffenen Behörden abgestimmt. an eine Umgestaltung des Leit Mitteln der Deutsche Bundes- Kernpunkte sind die regelmäßige Umströmung und werkes spielt die gesellschaftliche stiftung Umwelt, Deutsche damit die Verbesserung der Sauerstoffsituation hinter Akzeptanz eine große Rolle. Umwelthilfe e.V., Michael Otto dem Leitwerk und die Verhinderung einer Verlandung. Stiftung für Umweltschutz Bei Interviews mit Schlüsselperso- Im Rahmen eines Behörden übergreifenden Experten- nen wurde deutlich, dass eine Baukosten: gesprächs wurden im August 2006 grundsätzliche Umgestaltung des Leitwerks nur Kostenschätzung 300.000 € Chancen für eine Verbesserung der flussökologischen auf Akzeptanz vor Ort stößt, wenn Projektträger: Situation hinter dem Leitwerk „Auf der Schottel“ disku- sie den Konflikt Naherholung und Planungsprojekt des NABU- tiert. Als prioritäre Maßnahmen wurden das Schaffen Naturschutz lösen kann. Naturschutzzentrum Rheinauen einer dauerhaften Frischwasserzufuhr und eine Absen- kung des Abschlussdammes auf Mittelwasserniveau Realisierung bleibt Folge herausgearbeitet. projekten vorbehalten, Träger- schaft steht noch nicht fest Gleichzeitig wurden weitere Arbeitsschritte (Zusam- mentragen von Untersuchungsergebnissen, Kosten abschätzung, hydraulische Folgenabschätzung) verein- bart. Das Projekt soll in den nächsten Jahren intensiv weiter bearbeitet werden. © Geobasisdaten Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz Az.: 26 722-1.401 25
Planungsprojekte Anlage Nebenrinnen Nr 6 Nsg „BIsLIcH-VAHNum“ Rheinkilometer 823,50 – 827,00 Rechtes Ufer Im Deichvorland bei Bislich soll durch Verbindung von Abgrabungsrestgewässern eine regelmäßig mitströmende Nebenrinne zum Rhein entstehen. Stromverzweigungen und Nebengerinne waren hier früher ein charakteristisches Element des Stroms. projekTIdee Einseitig angebundene Stillgewässer sind am Nieder- rhein vereinzelt als Altwasser und in größerer Zahl in Vor dem technischen Ausbau waren Stromspaltungen Form von Restseen der Kiesentnahme vorhanden. und regelmäßig durchflossene Nebengerinne mit ihrer Schnell durchströmte Nebengerinne, die parallel zum Vielfalt an Strömungs- und Substratverhältnissen ein Hauptstrom verlaufen und den größten Teil des Jahres typisches Element des Niederrheins. Mit deren Verlust mitströmen, fehlen dagegen heute vollständig. Die im Zuge des Ausbaus zur Wasserstraße wurde das Wiederherstellung einer mitströmenden Nebenrinne Struktur- und Habitatangebot im Fluss entscheidend zielt auf die Verbesserung des ökologischen Zustandes eingeschränkt. Diese Situation trifft im Wesentlichen des Stromes durch Schaffung vielfältiger Lebensräume auf alle großen, als Bundeswasserstraßen genutzten insbesondere für strömungsgebundene Tierarten des Tieflandsflüsse Mitteleuropas zu. Rheins, die in der Hauptstromrinne heute fehlen oder durch den schifffahrtsbedingten Wellenschlag entwer- tet sind. Zugleich soll die Nebenrinne unter Wahrung der Interessen der Bundeswasserstraße als Instrument zur örtlichen Hochwasserentlastung und damit als kostengünstiges und naturschutzverträgliches Element des Hochwasserschutzes erprobt werden. HoffNuNgsTräger NeBeNrINNe Die Wiederherstellung parallel strömender Nebenge- rinne ist Gegenstand der einschlägigen Konzepte. Das geomorphologische Leitbild für den Niederrhein (Quick 2004)1 enthält für den hier vorliegenden Strom- abschnittstyp V die Elemente Stromverzweigung und Nebengerinne als wichtigen Bestandteil des naturnahen Flusscharakters. Im ‚Höchsten ökologischen Potenzial’ für diesen Rheinabschnitt „sind die im Leitbildzustand ausgedehnten, langsam und flach überströmten Sand- und Kiesbänke im Hauptgerinne ... auf deutlich redu- zierter Fläche in den zahlreichen Nebenrinnen ... vor- handen“ (LUA 2005)2. Das Biotopverbundkonzept der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR 2006)3 sieht die Neuschaffung von Nebengerinnen am Niederrhein als wesentlichen Baustein für den interna- Rotschenkel Foto: H. Glader tionalen Biotopverbund am Rhein vor. 26
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