Deutsche Akademie auf Mallorca - Akademie an Bord & Deutsche Akademie auf Mallorca
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Prof. Dr. Erwin Leibfried Akademie an Bord & Deutsche Akademie auf Mallorca 1 Akademie an Bord & Deutsche Akademie auf Mallorca litblockín Verlag & www.komet-goethe.de Kulturwissenschaften und das wahre Leben Deutsche Akademie auf Mallorca Die Stufe des Wissens aber ist die höchste Stufe. Arabisches Sprichwort Warum eine Akademie auf Mallorca? Ziel des Projekts: · weil auf Mallorca viele tausende Deutschsprechende Erkundung der Akzeptanz geisteswissenschaftlicher (nicht nur Deutsche) dauernd leben. Für sie gibt es zwar ein Fachinhalte in der Lebenswelt des 20. Jahrhunderts [Oder großes kulturelles Angebot, besonders Musik im Sommer. Beantwortung der Frage: Kann man vom Verkauf Goethes Es gibt aber bislang kein deutschsprachiges, verbales Kul- und Schillers leben?] turprogramm. Dieser Bericht umfaßt nicht alle Veranstaltungen, die tat- · weil der Mensch vom Brot allein nicht lebt. Es gibt Be- sächlich durchgeführt wurden, z. B. einen Kurs Kreatives dürfnisse, die mit dem Begriff Kultur erinnert und nicht Schreiben, ein Seminar Psychologie und ein workshop bloß durch Zivilisation (immer mehr Technik) befriedigt reden und sprechen von Bernd Holling, Folkwang Schule werden. Essen. Ebenso sind nicht aufgeführt die Exkursionen unter der Leitung von Herrn Dipl-Ing. Walter Ulitzsch. Es werden Vorträge, Seminare, workshops mit aktiver Be- teiligung der Teilnehmer durchgeführt. Innerhalb der Aka- demie wird etwa im Umfang der geisteswissenschaftlichen Fakultäten einer Universität ein Programm angeboten (also z. B. Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte, Geographie, Warum? Philosophie, Psychologie; aber auch allgemeinverständliche Veranstaltungen von Experten über Physik, Chemie etc.). · weil auf Mallorca viele Deutschsprechende (nicht nur Auf Dauer wird die Themengestaltung in Absprache mit Deutsche) leben. Für sie gibt es zwar ein großes kulturelles den Akademie - Hörern stattfinden. Angebot, besonders Musik im Sommer. Es gibt aber bis- lang kein deutschsprachiges, verbales Kulturprogramm. C. Oriente, 135 E-07620 Llucmajor, ; · Die Akademie auf Mallorca ist zunächst als Idee bei Telefon 12 01 06 Univ.-Professor Dr. Erwin Leibfried entstanden. Hinter- Konto-Nr. 010123.011.6, Banca March, Llucmajor grund bei ihm war die Sorge um die berufliche Perspektive von Studierenden der Geisteswissenschaften. Es ist be- Blumenstr. 26 kannt, daß z. B. auch das Lehrerstudierende nicht mehr mit D-35463 Fernwald einer Einstellung rechnen kann. im Blick auf die zuneh- Telefon und Telefax (0 64 04) 95 07 41 mende Freizeit und die damit entstehende Aufgabe, diese freie Zeit sinnvoll, menschlich zu verbringen, entstand die- © 2001 litblockín Verlag
Prof. Dr. Erwin Leibfried Akademie an Bord & Deutsche Akademie auf Mallorca 2 se Meinung: dort, wo jetzt schon besonders viele Deutsche Interesse besteht. denn man möchte dort die Gäste näher quasi in Muße ihre Zeit verbringen, mit einem breiten Bil- kennenlernen.) dungsangebot zu beginnen. Damit sollte überhaupt einmal abgeprüft werden, inwieweit die alten europäischen Bil- · Für die Gründungsphase wird ein Fond eingerichtet, in dungsinhalte: Philosophie, Literatur, Theologie, Homer, den jeder Interessierte spenden kann in Form des in den Sophokles, Dante, Shakespeare, Goethe etc. etc noch eine angelsächsischen Ländern so verbreiteten Sponsoring, zu- Chance haben. gleich wird ein Förderverein gegründet; die Mitglieder finanzieren mit ihren Beiträgen die Veranstaltungen. · Denn eines war gewiß: daß wir das dort bewußt Gemachte immer präsent brauchen, wenn wir als Menschen leben · Schon jetzt leben ständig Tausende Deutschsprechende wollen. auf der Insel. Die Zahl der Langzeiturlauber, die weithin im Winterhalbjahr für 4-6 Wochen Mallorca besuchen, wird · Mich selbst, ganz wie ich da bin, auszubilden, das war weiter wachsen; sie dürfen als potentielle 'Kunden' der dunkel von Jugend auf mein Wunsch und meine Absicht: Akademie gelten. Es ist davon auszugehen, daß Freizeit läßt Goethe - und er denkt dabei an sich selber - seinen noch zunimmt. Arbeitszeit in allen Formen (Tages-, Wo- Romanhelden Wilhelm Meister sagen, der am Anfang die- chen-, Monats-, Jahres- und Lebensarbeitszeit) wird unter- ses Goetheschen Bildungsromans noch gar kein Meister, schiedlich gewichtet, unterschiedlich schnell zurückgehen. kaum ein Lehrling ist. Aber er spürt schon, wo es für den Menschen lang gehen müßte. Wenn er seinem Schwager, · Die AKADEMIE AUF MALLORCA verdankt sich dem dem Kaufmann Werner schreibt: Über dem Bilanzieren und Bewußtsein, daß wir ohne Kultur in der Zivilisation unter den Zahlen vergeßt ihr das eigentliche Fazit des Lebens. gehen. Die Gründer gehen davon aus, daß die weitere ge- Goethe versteht unter Ausbildung nicht Herrichtung für schichtliche Entwicklung den Menschen immer mehr von eine berufliche Tätigkeit. Die Akademie möchte jene Be- notwendiger subsistenzsichernder Arbeit befreit und so dingungen bereit stellen, die das Fazit des Lebens zu ziehen seine Freiräume verbreitert. Ohne Begründung wird als erlauben. Axiom gesetzt: daß ein Bedürfnis nach Kultur, nach geisti- ger Tätigkeit vor vorhanden ist. Daß der Mensch, um · Innerhalb der Akademie wird etwa im Umfang der gei- Mensch zu werden, anderes braucht als ihm die Lebenswelt steswissenschaftlichen Fakultäten einer Universität ein des Alltags anbietet. Aus diesen nur grob angedeuteten Programm angeboten (also z. B. Literaturwissenschaft, Momenten baut sich die AKADEMIE AUF MALLORCA Kunstgeschichte, Geographie, Philosophie, Psychologie). ihre Fundamente. · Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, kann als Motto über dem, was begonnen wird, stehen. Es gibt Bedürfnisse, Geschichte des Projekts die mit dem Begriff Kultur erinnert und nicht bloß durch Zivilisation (immer mehr Technik) befriedigt werden. End- · Seit 1987 mehrere Erkundungsexkursionen nach Mallorca. lich kann man einmal in der Freizeit das tun, was der graue Alltag des Arbeitslebens durch Streß bislang verhindert hat. In Deutschland gibt es immer stärker wachsend in den Uni- · Im Frühjahr 1989: Kleinanzeigen im Mallorca Magazin. versitätsstädten das Gast-Studium, auch für Senioren. Das Es gehen ca. 50 interessierte Anfragen ein. z.B. soll auch auf Mallorca möglich werden. · Es werden Vorträge. Seminare, workshops mit aktiver · Im Herbst 1989: Zusammenarbeit mit Wolfgang Wetzel, Beteiligung der Teilnehmer durchgeführt. Es wird gedacht Andraitx. Die Akademie hat einen festen Vertreter auf der an den Gesprächskreis am Morgen, an die Rederunde am Insel. Vorbereitung der Gründung. Mittag, die Talkshow am Abend. Wir schreiben unser Insel- Tagebuch, wir filmen mit Video und texten unsere Filme. Auf Dauer wird die Themengestaltung in Absprache mit · An Weihnachten/Neujahr 1989-1990: erste Veranstal- den AKADEMIE-Hörern stattfinden. Wesentlich für die tungsreihe; Gründung am 09. Januar 1990 im Instituto Lu- Programmgestaltung wird die finanzielle Kraft der AKA- liano. Vgl. Programm 1 (Windmühlen-Programm). DEMIE AUF MALLORCA sein, die kaum mit öffentlicher Kontakte mit der lokalen Presse (Gabriela Kunze) und dem Unterstützung vorab rechnen kann und ganz auf ihre Hörer Rundfunk (Interviews und Berichte in der Antena alemana). und Hörerinnen angewiesen ist. Allenfalls auch ist auf das kulturelle Engagement von Firmen zu hoffen, die durch eine Förderung der Akademie ganz wesentlich ihr eigenes Warum braucht Mallorca eine Akademie? Oder: war- Image profilieren. um ein deutscher Universitätsprofessor die Idee hat, eine Akademie auf Mallorca zu gründen - eine not- · Auch z. B. dem Gedanken der Völkerverständigung, be- wendige Betrachtung über Bildung und Kultur sonders auf Mallorca in einem geeinten Europa. Die Aka- Schiller, den unsere Großmütter noch auswendig aufsagen demie möchte auch Veranstaltungen in der Landessprache konnten, der aber heute allenfalls noch ein Straßenname ist, (mallorquin) für die Inselbewohner anbieten (wofür ein hatte bemerkt: daß der Mensch nur als Bruchstück sich © 2001 litblockín Verlag
Prof. Dr. Erwin Leibfried Akademie an Bord & Deutsche Akademie auf Mallorca 3 ausbildet, ewig das eintönige Geräusch des Rades, das er scher Christian, die sich gegen Kapitän Bligh auflehnten, umtreibt, im Ohre. Er entwickelt nie die Harmonie seines verweigerten eine Rückkehr ins neblig-nordische England. Wesens, und anstatt die Menschheit in seiner Natur auszu- Was sie mit ihrer Rebellion an menschlichen Wünschen prägen, wird er bloß zu einem Abdruck seines Geschäfts. und Sehnsüchten aufdeckten, wird - unterstützt von Dias - Diese Gedanken sind zu entfalten. zu untersuchen sein. Einführung in das Denken des Abendlandes Schiller heute?! - notwendige Anmerkungen zu einem Straßennamen Das abendländische Denken beginnt als Reflexion über die Welt und den Menschen vor fast 3 000 Jahren. Es hat sich Lange Zeit war Schiller ein Punkt, an dem die deutsche seither in bedeutenden Phasen entwickelt: Identität sich bilden konnte. Heute gilt er nichts mehr. Hat auf der einen Seite bis hin zu einer humanistisch- er dies etwa insofern verschuldet, als die ganze Beschäfti- aufgeklärten-toleranten-demokratischen Mentalität, die gung mit seinen Dichtungen - und unsere Eltern kannten jeden Menschen als Inividuum und Person achtet. Auch der noch vieles auswendig - nicht die Katastrophen dieses Jahr- totalitäre Osten scheint soeben in der Arbeit von Gorba- hunderts verhindern konnte? Wir fra-gen, ob und wenn wie tschow dieses Menschenbild gegen stalinistische Traditio- der große Marbacher uns heute noch wichtig sein kann. nen zu entfalten. auf der anderen Seite entwickelte sich - und zu- Warum geht die Ziege nicht zum Tanzen? Weil sie nächst nur im Abendland - eine naturwissenschaftlich- keinen Bock hat! - eine Einführung ins Neudeutsche technologische Position, die ganz zweifellos einen Fort- schritt in der Geschichte der Menschheit bedeutet, indem Die deutsche Sprache hat sich schon immer entwickelt; das sie nicht zuletzt auch die Lebensqualität merklich erhöhte. zeigt z.B. ganz deutlich die sog. hochdeutsche Laut- Zugleich aber hat sie zu einer globalen Gefährdung der verschiebung, die aus Water Wasser gemacht hat. Wir wol- Erde und ihrer Bewohner geführt. len diesmal besonders die Sprache unserer Kinder und En- kel, die Sprache der Jugend, aber überhaupt auch Goethes Farbenlehre experimentell Tendenzen der Gegenwartssprache beobachten. Der Mann auf dem DM 100.- Schein Was ist Philosophie? Seit langem gilt dieses Fach nicht mehr viel; unsere moder- · Ostern 1990: Zweite Veranstaltungsreihe - Ein bunter ne Lebenswelt scheint die philosophische Reflexion nicht Frühlingsblumenstrauß mehr zu benötigen. Der Philosophie widerfährt damit das, was sie selbst der Theologie, die vor ihr an der Spitze stand, Vom Meer umgeben - eine Kulturgeschichte des antat. Wir betrachten, welche Rolle diese alte Disziplin Wassers heute spielt und was sie in sich selbst ist. Im Anschluß an die Vorträge soll nach einer Pause - auch anhand von Tex- Auf der Insel Mallorca lebend liegt es nahe, einmal anzu- ten - über die Thematik gesprochen werden. schauen, welche Rolle das Wasser im Leben der Menschen spielt: es geht dabei nicht um H2O, die Chemie des Was- sers, vielmehr um die Bedeutung dieses Elementes im men- · Im Herbst 1990: Dritte Veranstaltungsreihe: Buntes talen-emotionalen Bereich. Herbstlaub Coexistenz gegengesetztester Zustände Wer war Multatuli? - Hinweis auf einen Holländer (to pharmakon) Erst zur Feier der Erinnerung seines 100. Todestages (1987) Gibt es Fortschritt? nahm ein Mitglied der königlich-niederländischen Familie zum ersten Mal an einem Multatuli-Ereignis teil: diesmal Unsere germanischen Ahnen machten Medizin noch ma- gleich mit einer Denkmalsenthüllung. Bis dahin hatte das gisch: durch Handauflegen und beschwörende Worte. Wir Königshaus alle Multatuli-Erinnerungen boykottiert. Das haben es bis zur Pharmakeule gebracht. Oder auch: die Nachbarland gedachte zudem mit einer Sonderbriefmarke Entwicklung der Menschheit verlief vom Einbaum zu Ein- eines Schriftstellers, der - trotz aller Differenzen in der stein. Wir wollen über die hier entstehenden Probleme Beurteilung - als der größte Hollands gilt. nachdenken. Wir kennen ihn nicht. Wenngleich er als Emigrant (nach seinem Selbstverständnis aus dem Vaterland vertrie- Warum ist die Meuterei auf der Bounty ein Urereignis? ben) lange Jahre im Rheinland lebte. Lassen Sie sich ein abenteuerliches Leben erzäh- Die Meinung: die Meuterei auf der Bounty tauge allenfalls len, seine Schriften referieren ... Sie dürfen eine wesentli- als Vorlage für einen Hollywood-Film, wird diesem Ereig- che Bereicherung erwarten: eine Lebens- und nis, das vor zweihundert Jahren zur Zeit der Französischen Gedankenfülle, die Sie verblüffen wird! Revolution stattfand, nicht gerecht. Die Männer um Flet- © 2001 litblockín Verlag
Prof. Dr. Erwin Leibfried Akademie an Bord & Deutsche Akademie auf Mallorca 4 Serie: Große Maler - Paul Gauguin Sokrates, der selbst keinen Buchstaben schrieb, ist durch sein philosophisches Wirken doch zu einer Symbolfigur Man sollte oft wünschen, auf einer der Südseeinseln als Europas geworden. Seine Schüler, allen voran Plato, haben sogenannter Wilder geboren zu sein, um nur einmal das das Leben und Denken ihres Meisters überliefert. Sokrates menschliche Dasein, ohne falschen Beigeschmack, durch- war im Athen seiner Zeit eine VIP; er mußte seine Auftritte, aus rein zu genießen. besonders auf dem Marktplatz seiner Heimatstadt mit dem Tode büßen. Er achte die alten Götter nicht und verderbe Goethe zu Eckermann, 1828 durch seine Reden die Jugend: waren die Anklagepunkte Flucht in die Südsee: Der Maler Paul Gauguin vor Gericht. Sie dürfen erwarten, die Mentalität eines frühen Paul Gauguin, an den immer wieder in großen Ausstellun- Aussteigers, der sich dem ordentlichen Leben verweigerte, gen erinnert wird, verließ zunächst seinen Beruf [in dem er spannend zu erleben. sehr erfolgreich war], dann Europa. Auf Tahiti fand er freilich nicht, was Goethe dort Philosophie des Gartens schon vermutet hatte. Gauguin schreibt in seinem Tage- buch: Das war ja Europa, das Europa, von dem ich mich zu Seit wir aus dem Garten Eden vertrieben wurden, dessen befreien geglaubt hatte! Und dann noch unter erschweren- Pforte nunmehr der Cherub mit dem flammenden Schwert den Umständen ... bewacht - uns bleibt der Eintritt verwehrt - ist die Sehn- sucht nach dem Paradies nie mehr erloschen. Sie realisiert [Mit Dias] sich bei vielen zumindest in dem Gärtchen, das sie beim Häuschen bebauen wollen. Serie: Berühmte Inseln - die Osterinsel Wir betrachten die Kulturgeschichte des Gartens und fragen, ob der Neander aus dem Tal schon einen Garten Seit ihrer Entdeckung durch den Holländer Roggeveen am hatte, fragen, wie die Hängenden Gärten der Semiramis zu Ostertag 1722 hat diese vulkanische Insel im östlichen Pa- Babylon aussahen, fragen, wie es mit den Gärten und Parks zifik die Phantasie und Forschung bewegt. Wir kennen alle im Abendland weiterging: von der römischen Villa über das die riesigen Monumente; es gibt auch eine hieroglyphenar- Klostergärtchen des Mittelalters, den Barockgarten, den tige Schrift. Was wissen wir aber wirklich über die Hoch- englischen Landschaftpark ... bis in die Gegenwart. kultur, die dort bis kurz vor der Entdekkung durch die Europäer bestand? Warum mußte sie untergehen? Die neue- re Erkundung dieser einsamen Insel in der Südsee hat inter- · Ostern 1991: Fünfte Veranstaltungsreihe essante Thesen aufgestellt und z.T. stark belegen können. Serie: Große Weltumsegler und Weltumseglungen – Modelle der menschlichen Seele Deutsche als Begleiter von Captain James Cook Ein Blick in die Werkstatt ... Die Erforschung der Südsee im 18. Jahrhundert Textbewegungen bei Goethe James Cook gilt als einer der größten Seefahrer und Ent- Goethe hat zwar oft im Stehen diktiert und was dann ge- decker, der seine Unternehmungen mit dem Tod bezahlte. schrieben war, lief nach dem Satz des Pilatus: was ich ge- Auf seiner zweiten Weltumseglung wurde er von den bei- chrieben habe, habe ich geschrieben. den Forsters, Vater und Sohn, begleitet. Sie haben einen Der Weimarer hat aber auch sehr oft seine Texte wichtigen und interessanten Reisebericht vorgelegt [der 'nachgebessert'. Manchmal ist auch nicht klar zu entschei- auch den des Captains selbst an Niveau weit übertrifft]. den, was er vorgezogen hat. So steht in einem Gedicht: Cook umsegelt als erster die Antarktis; man ist auf Mein Lied ertönt der unbekannten Menge ... Es gibt aber der Suche nach dem großen Südland, das man in der Hoff- auch Fassungen, die lauten: Mein Leid ertönt ... Hat Goethe nung, Gold zu finden,, aus geostatischen Gründen irgendwo hier sich nur verschrieben und i und e vertauscht? dort unten vermutet. Die beiden Deutschen sind als Wissen- Diese Veränderungen zu beobachten ist sehr inter- schaftler bei der Expedition dabei. essant und aufschlußreich für die Arbeit an der Sache, um die es Goethe jeweils ging. [Mit Dias] · Weihnachten/ Neujahr 1990/ 1991: · Herbst 1991: Sechste Veranstaltungsreihe Vierte Veranstaltungsreihe Was ist New Age? Serie: Abendländische Symbolgestalten - Berühmte Philosophen I: Sokrates Schon seit einiger Zeit werden unter dem Schlagwort New Age: Neues Zeitalter, jene Tendenzen zusammengefaßt, die Vielleicht kennen Sie bislang nur die Frau dieses Atheners: von der Erwartung einer neuen Zeit ausgehen. Der Was- Xanthippe. Aber auch hier soll es nicht so sein, wie Mann sermann verspricht eine Wende; die Geburt eines Neuen sich das so denkt. Menschen, der weltweite Friede, eine Bewußtseinserweite- © 2001 litblockín Verlag
Prof. Dr. Erwin Leibfried Akademie an Bord & Deutsche Akademie auf Mallorca 5 rung und Vergeistigung sei zu erwarten. So nehmen beson- · Sommer 1992: Aufbauarbeit vor Ort - besonders Aufbau ders magisch-mystische, mythische Gedanken, die ein (Inventarisierung, Katalogisierung) einer Bibliothek. Kon- ganzheitlicheres und natürlicheres Weltbild entfalten wol- taktgespräche len, einen breiteren Raum ein. Wir wollen diese Tendenzen, die auch Mallorca schon erreicht haben, genauer betrachten. · Oktober 1992: Achte Veranstaltungsreihe Caspar David Friedrich - ein Maler der Romantik Wie der Neander aus dem Tal reden lernte. Oder: Goethe spricht von den "wunderbaren Landschaften" dieses Ursprung und Entwicklung der Sprache Dresdner Malers. "Ein Nebelkirchhof. Ein offenes Meer". Es gibt viele bevorzugte Motive: Wald-, Gebirgs- und Kü- Können Tiere schon reden? Welcher Tierfreund würde stenlandschaften, Ruinen- und Baumbilder, Mondland- bestreiten wollen, daß sein Liebling versteht, was er ihm schaften, Re-genbogen und Nordlichtbilder, Winterbilder sagt. Gut, ab und an will er nicht verstehen und ist ungehor- und Eismeermotive, Hafenbilder, Schiffe auf See. "Wun- sam. Aber, das Tier kann auch selbst seinem Herrchen und derbar" ist Friedrich, weil in seinen Werken nicht etwa die Frauchen etwas mitteilen: daß es Angst hat, Hunger, daß es pure Natur quasi photographisch abgebildet würde; viel- sich freut usw. Es gibt ein sehr kluges Buch über "Die mehr enthält sie eine Dimension vielleicht des Metaphysi- Sprache der Bienen". Viele Heilige sollen mit den Tieren schen, was immer das heißt, jedenfalls der Bedeutung und gesprochen haben - und überhaupt ist das ein mythisches der Stimmungen, die "immer neu zum Denken veranlassen" Motiv, das erdweit in den Erzählungen der Völker auf- (wie Kant von der Kunst überhaupt sagt). taucht. Wir versuchen, auch mit Hilfe von Bildern, eine Noch Nietzsche hat es ironisch zitiert: das Tier nähere Vorstellung von diesem Romantiker zu gewinnen. wolle mit dem Menschen reden, aber jedesmal, wenn es vorhabe, mit dem Sprechen anzufangen, sei dieser Vorsatz 12. Oktober 1492 schon wieder vergessen. Über den dunklen Ursprung und die Entwicklung Schon heuer wird, wenn auch das Jubiläum erst nächstes der Sprache(n) nachzudenken, bereitet eine große intellek- Jahr ansteht, gefeiert: und obwohl vielleicht kein Grund tuelle Lust. Es gibt eine riesige wissenschaftliche Literatur, vorhanden ist und Wichtgeres zu tun wäre. die diesen Fragen nachgeht (auch die Bibel hat Stellung Wie immer: uns interessiert an dieser ganzen Sa- genommen). Wilhelm von Humboldt, der bedeutende Be- che eines: warum dieser Genueser oder Mallorquiner auf- gründer der deutschen Universitäten, hat jahrelang India- brach, was ihn bewog, das sichere Land zu verlassen, die nerdialekte studiert, um hier weiterzukommen. Wir wollen weniger gefährliche Küstenschiffahrt aufzugeben und sich versuchen, durch eine rationale Rekonstruktion - was das aufs freie Meer hinauszuwagen? sein kann, wird sich zeigen - aus dem lebensweltlichen Columbus [die lateinische Namensform umgeht Alltagskontext schon des Neandertalers einer Lösung dieser Probleme, die z. B. auch bei Kopernikus ärgerlich sind, um Fragen näher zu kommen. den sich Polen und Deutsche (und Kaschuben) streiten] - Columbus soll als Symbolfigur des Abendlands beschrie- Serie: Große Reisende - Reisen und Reisende ben werden, der das freiwillig plante und ausführte, was der antike Odysseus noch vom verärgerten Gott verfolgt ge- Die ersten Reisenden der Menschheit sind Vertriebene. zwungermaßen erlebte. Adam und Eva brauchen freilich noch keine Koffer zu pak- Platon ken. Sie waren ja im Paradies unbekleidet und mußten ganz neu beginnen und alles aus sich selbst erschaffen. Ein nicht ganz unbedeutender Philosoph unserer Zeit be- Wir wollen betrachten, wie die Menschen zum hauptete, die gesamte abendländische Philosophie bestehe Reisen kamen; es ist anzunehmen, daß am Anfang die Not nur in Fußnoten zu Platon. So steht dieser Athener, wie auf stand. Der erste Reisende auf der Erde ist ein Sucher und dem Bild von Raphael [Die Schule von Athen], im Mittel- Sammler, der immer weiter muß, wenn alles abgeerntet ist. punkt, am Anfang der systematischen Reflexion. Er gilt als Der Jäger zieht dem Wild hinterher und die Menschen brei- "Idealist" und wurde auch durch seine sog. Ideenlehre be- ten sich so auf der Erde aus. Straßen mußten sie keine bau- kannt, natürlich auch bekämpft. Schon sein Schüler Aristo- en, sie konnten die Fährten und Triften der Tiere benutzen. teles, der Lehrer Alexanders des Großen, ist ihm in Später gesellen sich andere Reisende hinzu: der Kaufmann, wesentlichen Punkten nicht gefolgt. der Krieger - Alexander, der nach Ägypten und Indien auf- Wir wollen versuchen, einen ersten Einstieg in die bricht, muß als Reisender begriffen werden , der Pilger, der sehr inter-essanten Fragestellungen dieses Philosophen zu pur Neugierige: Herodot der Griechebereist die Alte Welt, finden. nur um zu sehen, was die Menschen machten. Im Mittelpunkt soll diesmal ein unfreiwillig Rei- sender stehen: Odysseus, der von der Wut des Meergotts · Ostern 1992: Siebente Veranstaltungsreihe von Schiffbruch zu Schiffbruch getrieben wird und der erst nach langer Suche die Heimat wiederfindet. Er ist zu einer Romantische Lebensläufe Symbolfigur des Abendlandes geworden. Bis hin zu Tasso Teleskop und Mikroskop: vom Kleinsten zum Größten © 2001 litblockín Verlag
Prof. Dr. Erwin Leibfried Akademie an Bord & Deutsche Akademie auf Mallorca 6 wird sein Schicksal erzählt und jeweils anders erzählt - was Durch einen Neudruck bekanntgeworden ist die umfang- wichtige Schlüsse erlaubt. reichste Darstellung überhaupt der Balearen durch den Erz- Den Grund allen Reisens aber hat Augustinus herzog Ludwig Salvator; sie ist auch deshalb wichtig, weil angedeutet: inquietum est cor nostrum, donec requiescat in sie ein altes, vergangenes Mallorca zeigt. Auch für alle, die te (unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir). sich diesen Neudruck nicht leisten konnten: Mallorca, wie es war, Land und Leute, Sitten im 19. Jahrhundert. · Frühjahr 1993: Neunte Veranstaltungsreihe · Fünfter Jahrestag der Gründung April/Ostern 1995: Kulturgeschichte des Lesens Dreizehnte Veranstaltungsreihe Was ist barock Eine "Fastenpredigt" · Weihnachten/Neujahr 1993/1994: Im katholischen Spanien wird es diese Art von kirchlichen Zehnte Veranstaltungsreihe Veranstaltungen noch geben, zur Fastenzeit eine Fastenpre- digt (una cuaresma). Im deutschsprachigen Raum ist der Was ist modern? barocke Pater Abraham a Santa Clara für seine wortgewal- tigen Wiener Auftritte bekannt. Schiller hat ihm ein Denk- Wer kennt schon noch Ernst Eckstein? mal im Wallenstein gesetzt. Wir wollen uns eine solche "Fastenpredigt" anhören, die aktuelle Tagesthemen philo- Faust sophisch vertieft; so aber, daß wir selbst auch mitreden und unsere Meinungen und Positionen äußern. · Ostern 1994: Elfte Veranstaltungsreihe 1995-1945 - Das Leben ist eine große Reise hin zum Licht. Wortgeschichten Fünfzig Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Tragödie Herrschaft kann man das Damalige für tiefe Vergangenheit halten, vergessen, verdrängt - oder sich erinnern und nach- fragen: Wie konnte es geschehen? ·Weihnachten/Neujahr 1994/1995: Zwölfte Veranstaltungs- Mit biographischen Anmerkungen und Lesungen reihe aus ihren Briefen wollen wir uns dem Leben der Geschwi- ster Scholl und den namentlich weniger bekannten Mitglie- Ludvig Salvator der der WEISSEN ROSE nähern: Wolfhard Kluge - Esther Leibfried - Barbara Kluge Ludwig Salvator von Toscana, Erzherzog von Österreich wurde 1847 in Florenz geboren; er war der zweitjüngste Aus Anlaß des 175. Geburtstages - Lesung aus den Sohn des letzten regierenden Großherzogs aus der toscani- frisch aus dem Holländischen übersetzten Briefen schen Nebenlinie der Habsburger. Er verweigerte sich den Multatulis politischen Pflichten - er war als Jurist ausgebildet und in seiner Jugend auf der Prager Statthalterei der kk-Monarchie Die niederländischen Nachbarn haben eben mit einer gro- tätig. Stattdessen entwickelte er seine naturwissenschaftli- ßen Feier, zu der Kronprinz Willem Alexander erschien, chen Interessen, pflegte seine großen Sprach- und Zeichen- den 175. verjaarsdag (Geburtstag) ihres größten Schriftstel- talente, nutzte seine riesigen Einnahmen, um ganz seinen lers erinnert. Wir haben auf Multatuli in einem Vortrag Neigungen zu leben: hauptsächlich zu reisen. Dafür ließ er schon einmal hingewiesen. sich eigens eine Segeldampfjacht bauen, die "Nixe". Er ließ Diesmal wollen wir uns in einer Lesung weniger aber auch auf Mallorca Märchen sammeln, die er übersetzte die weltliterarisch bedeutsamen Schriften Eduard Douwes und veröffentlichte. Seine Werke sind in Deutschland heute Dekkers ansehen als den Menschen, wie er in den privaten durchaus zugänglich; freilich selten geworden: wohl auch, Briefen sich darstellt. Sie zeigen Dekker-Multatuli in des weil Büchersammlern sie suchen werden, angezogen von Lebens Drang und wälzen die größ're Hälfte seiner Schuld der teils prunkvollen Ausstattung der Bände. den unglückseligen Gestirnen zu (auch wieder wie Schiller Wir wollen uns das Leben, die Bücher und die von Wallenstein sagt). Sie werden Multatuli eurem Herzen Reisen diesen interessanten Adligen aus einer vergangenen menschlich näher bringen. Epoche näher anschauen. Serie: Berühmte Inseln - Mallorca · Sommer 1995: Mitarbeiter beschäftigen sich mit der Ein- In einer früheren Veranstaltung hatten wir eine Insel in der richtung der Bibliothek; es finden wissenschaftlich geleitete fernen Südsee näher betrachtet; diesmal soll, was wir alle Exkursionen statt mit geographischem und kunstgeschicht- kennen [?], Thema sein. lichem Schwerpunkt © 2001 litblockín Verlag
Prof. Dr. Erwin Leibfried Akademie an Bord & Deutsche Akademie auf Mallorca 7 · Jahreswechsel 1995 /1996: · April/Ostern 1996: Fünfzehnte Veranstaltungsreihe Vierzehnte Veranstaltungsreihe Johannette Lein Wiedergeburt Neujahrsansprache: Tendenzen des Zeitalters Wiederholte Fastenpredigt Angewandte Freizeitkultur Akademie an Bord Rahmenplan Vielmehr auch von einer Tätigkeit, die Kopf und Herz be- schäftigt. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit Freizeitkultur; ein Prof. Leibfried von der Universität Giessen will Bereich dieser Tätigkeit ist die Kreuzfahrt. Ich arbeite an gemeinsam mit Ihnen unterschiedliche Veranstaltungen der Entwicklung von Programmen, die etwas außerhalb der durchführen und anbieten, die jeweils auch im Bordfernse- bislang üblichen Angebote liegen [Diavortrag über Land hen und im Tagesprogramm angekündigt werden: und Leute]. Ich habe festgestellt, daß gerade das Kreuz- Vorträge, die allgemein seefahrtsbezogen sind, fahrtpublikum Interessen und Bedürfnisse hat, die etwa diesmal z. B.: Berühmte Kämpfe mit Riesenfischen; Vor- unter dem Titel "Akademie an Bord" bedient werden kön- träge, die fahrtroutenspezifische Themen behandeln: dies- nen. mal z. B. die Meuterei auf der Bounty. Dann: ein Schreibseminar, einen Experimentalkurs Entwickelt habe ich im Rahmen einer Akademie an Bord zur Farbenlehre, eine Rederunde am Morgen (oder auch Folgendes, was sich in diesen Gruppen sortieren läßt: Abend: wir sind für Ihre Wünsche offen), eine Talkshow über interessante Themen und vieles mehr. ¨ workshops, Seminare mit aktiver Beteiligung der Gäste ¨ die fahrtroutenbezogenen Darbietungen (multimedialreali- Gibt es Fortschritt? sierte Vorträge: mit Dias, Overhead, Video), z. B. bei Mit- telmeerfahrten: Die Irrfahrten des Odysseus; Mitteilungen, die fast nur aus Fragen bestehen, aus der Rederunde am Morgen an Bord von TS Maxim Gorki auf ¨ die allgemein seefahrtsbezogenen Darbietungen (z. B. der Reise von Südamerika durch die Südsee nach Australi- Kämpfe mit Riesenfischen; Piraten, Pilger, Blinde- Passa- en vom 25.01.1990-21.02.1990 giere an Bord. Von der christlichen und unchristlichen See- fahrt). notiert von Erwin Leibfried ¨ allgemein bildungs- und kulturgeschichtliche Themen In Callao, dem Hafen von Lima, startete Thor Heyerdahl mit seinem Balsaholzfloß Kon Tiki; nach drei Monaten Im folgenden stelle ich nur beiher zum Durchblättern einige landete er in der Nähe von Tahiti. Seine These, die er durch Veranstaltungsankündigungen zusammen, die sowohl an die gefährlich-abenteuerliche Fahrt belegen wollte: daß Bord - im Rahmen der Akademie an Bord - wie auch auf Ozeanien von Südamerika aus besiedelt worden sei, gilt Mallorca - im Rahmen der Deutschen Akademie auf Mal- heute in der Wissenschaft als abwegig. Aber, was solls, lorca - gehalten wurden; so mag ein erster Eindruck mög- vielleicht sind doch einige Indianer mit ähnlich primitiven lich werden. Booten in den Pazifischen Ozean aufgebrochen, bewegt von einer den Menschen bestimmenden Unruhe und Neu- gier, von der Hoffnung, doch noch den Ort des Paradieses Akademie an Bord der * * * * * lädt ein! zu finden auf jenen einsamen Inseln, die so verlassen in der unendlichen Wasserlandschaft unter der tropischen Sonne Die Akademie an Bord will die langen Seetage nach dem schwimmen. Motto ausfüllen: der Mensch lebt nicht vom Brot allein. © 2001 litblockín Verlag
Prof. Dr. Erwin Leibfried Akademie an Bord & Deutsche Akademie auf Mallorca 8 Jedenfalls wir heute fahren von Peru aus mit der MAXIM das Gespräch auf dem Weg zum Brunnen, das Gespräch am GORKI (die alle nach dem Malta-Gipfel Maxim Gorbi Brunnen ein Moment von Menschlichkeit, das heute immer taufen wollen). Und wir haben mit diesem Bild und konkret seltener wird? Stehen wir nicht sprachlos im Lift und blik- erlebbar ganz plastisch die Situation, aus der das Thema der ken leer aneinander vorbei? Runde entsteht: vom Holzfloß zur Maxim!? Vom Einbaum zum Luxusdampfer: als roter Faden der Entwicklung der Wir unterscheiden bald zwischen Menschheit. Wie verläuft die Geschichte dieses Lebewe- sens, das einmal Affe war, aufrecht gehen lernte und so die - einem technisch-zivilisatorischen Bereich und Arme frei bekam, um Werkzeuge herzustellen, mit denen es sich, nach der biblischen Anweisung, die Erde untertan - einem moralisch-sittlichen, auch kulturellen Gebiet, das machte? etwas ganz anderes ist. Natura non fecit salta? (Die Natur macht Im Technisch-Zivilisatorischen haben wir es herrlich weit keine Sprünge) gebracht: wir haben den Tiger im Tank. Aber: sitzt weiter- hin ein Kamel hinter dem Steuer? War der Neander aus Der Übergang vom Tier zum Menschen kann kaum konti- dem Tal menschlicher als wir es sind, zumindest aber gar nuierlich gedacht werden; es ist ein Quantensprung. Zwar nicht unmenschlicher? Die provokante These lautet: der hat das Tier schon Sprache (Angstschreie, Warnrufe etc.), Fortschritt, sowieso nur im Technischen (ermöglicht durch Erinnerungsvermögen (der Hund zittert vor dem Stock), die Naturwissenschaften) ist zugleich ein Rückschritt, im- Gefühle (der Hund freut sich, wenn eine ihm bekannte Per- mer auch wird er mit Nachteilen erkauft. Geschichte ist son nach einer Abwesenheit wiederkommt). eine Echternacher Springprozession: drei Schritte nach Aber: der Gebrauch von Werkzeugen, gar syste- vorn, zwei Schritte zurück. Der Philosoph Ludger Oeing- matisch hergestellten; der Gebrauch des Feuers; die Beherr- Hanhoff spricht von den technischen Fortschritten imma- schung einer grammatisch strukturierten, hochkomplexen nenten Regressionen (z. B. Umweltverschmutzung), Zivili- Sprache; der Gebrauch von Moral (und wichtiger: die Mög- sationskrankheiten, die selbst wieder nur durch Fortschritt lichkeit, unmoralisch zu sein): das neben anderem sind rein allein beseitigt werden können; jedenfalls behauptet dieser menschliche Merkmale. Denker eine Ambivalenz des technischen Fortschritts. K. Sammelnd und jagend folgt der Mensch den Fähr- Jaspers, einer der ganz großen Nachkriegsphilosophen, ten der Tiere; sie bauen ihm die ersten Straßen. Der ameri- hatte sehr bedeutend von der gesamten Unverläßlichkeit der kanische Kontinent soll vor 40 000 Jahren so besiedelt Welt gesprochen; alles Weltsein sei durch Unzuverlässig- worden sein: von Sibirien folgten über eine Landbrücke keit (leider) ausgezeichnet: etwas, was von der Fraktion der nomadisierende Jäger riesigen Mammutherden, die als Nah- Optimisten völlig negiert wird. Hierher gehört etwa der rungsfundus dienten, mas o menos leicht zu fangen. Der Chinese Mao, der in enthousiastischer Begeisterung pro- Jäger und Sammler verhält sich quasi noch wie ein Tier, klamiert hatte: Die Welt schreitet fort, die Zukunft ist glän- aber der Ackerbauer, der zudem seine Nahrung zubereitet, zend, niemand kann diese Tendenz der Geschichte ändern. ist über das Tierstadium hinausentwickelt. (Nachzulesen im sog. Roten Buch des Vorsitzenden.) So zeigt sich, wie Verblendung immer auch zum Menschen *** gehört. Ist es nicht schon so, daß wir unsere Erde unrevi- Fortschritt ist das Substantiv zu dem Verbum fortschreiten. dierbar zerstören, verbrauchen wir nicht alle Ressourcen? Fortschreiten: wohin? War es ein Fortschreiten zum Besse- Fahren wir nicht ganz nah am Mururoa-Atoll vorbei, wo die ren? Ist es ein Fortschritt zum Untergang? Wartet das Riff Franzosen mit Atombomben spielen? Forschen wir falsch? schon, an dem das Schiff zerschellen wird? Oder treibt gar Sollten wir, statt Raketen in den Weltraum zu schießen, in den Weiten dieses Stillen Ozeans auf unseren Dampfer nicht doch an die Sahelzone denken und ob man deren wei- zu jene Mine aus dem Weltkrieg, die vom Radar nicht be- tere Austrocknung verhindern kann? merkt wird? Findet das Fest auf der Titanic statt? Das Fest, Oder sind diese Fragen viel zu kurzsichtig, viel zu das zumindest der gutsituierte westliche Teil der Welt fei- kleinmütig gestellt? Heißt denn: Raketen in den Himmel ert? Bei modernen, negativen Denkern wie Kafka und nicht auch: Navigationssatelliten zu plazieren, die Kommu- Adorno findet man paradoxe, bewußt irritierende Thesen, nikation der Menschen untereinander zu verbessern? Frei- die sich eetwa so übersetzen lassen: was wir Fortschritt lich: die tägliche Zeitungsnotiz: Israel schießt einen nennen, ist nur der Widerstand gegen den Zerfall. Aufklärungssatelliten in den Himmel, also immer noch Ist Fortschritt allenfalls Veränderung? Ist, ob es haben wir Militärtechnologie, die notwendende Ziviltech- eine Verbesserung gibt, überhaupt konsensual, so, daß alle nologie verdrängt. Aber natürlich der Zwischenruf: auf das zustimmen, ausmachbar? War die Kutsche, mit der man Satellitenfernsehprogramm verzichte ich gern! Und jene, früher durch Pommern fuhr, etwa doch "besser" als der die schauen? Mit Recht? Fug und Unfug sind wie überall Porsche, den man wohlverdient durch ein erfolgreiches gemischt: Hollywood-Glitzer-Glamour in unsäglichen Berufsleben heute fährt? Freilich, was ist besser? War es Filmschwarten neben weltweiter Kommunikation, die ein besser, das Wasser am Brunnen zu holen, besser als den wichtiges Moment von Publizität bringt. Der schon genann- Hahn aufzudrehen? Gab es andere Lebensqualitäten, solche te Existenzphilosoph Karl Jaspers hat diese so ermöglichte die wir heute etwa gar vermissen, wieder benötigten? War Weltöffentlichkeit als eine wichtige Bedingung humaner © 2001 litblockín Verlag
Prof. Dr. Erwin Leibfried Akademie an Bord & Deutsche Akademie auf Mallorca 9 Verhältnisse beschrieben. Schon wegen der wechselseitigen Wir bestreiten gar nicht, daß es vernünftigerweise richtig Relativierung, Abarbeitung dogmatischer Positionen. Die ist, in bestimmten Bereichen von fortschreitendem Fort- Chomeini-Mullahs dürfen nicht mit Zustimmung rechnen; schritt zu sprechen: in der Medizin etwa. Hier auf Pitcairn, der Bombenbauer Saddam Hussein wird geächtet, Südafri- wo die Nachkommen der Bounty-Meuterer schon längst ka immer wieder ermahnt. Die globale, tägliche Präsenz nicht mehr meinen, die paradiesische Insel gefunden zu aller Ereignisse in den Medien (Presse, Rundfunk, Fernse- haben, kann schon ein Beinbruch, der Sturz eines Kindes - hen) ermöglicht ein Weltgewissen, eine Beurteilung, auch wie wir hautnah erleben - zum Problem werden. Aber: ge- Verurteilung: des amerikanischen Präsidenten, der mit weit gen den Schnupfen ist noch kein Kraut gewachsen, von überzogenen Mitteln einen Verbrecher in Panama einfan- Aids und Krebs redet niemand. Aber von den Problemen, gen läßt (und die Passage der MAXIM GORKI durch den die durch den Fortschritt entstehen: wird Leben verlängert, Kanal durchaus gefährdet); eine Ermutigung Gorbatschows, wo es nur noch Qual bedeutet? Ist die moderne Apparate- aber auch eine Beobachtung seiner Grenzen (in Litauen, im und Gerätemedizin, unterstützt von der Pharmakeule eine Festhalten an Lenin, der doch die Weichen für den stalin- Antwort, die keine Korrektur nötig hätte? schen Terror stellte). Schiller hatte im Wilhelm Tell die Jahrhunderttausende bewegte der Mensch sich Befreiung eines Volkes von fremder Herrschaft poetisch quasi gemütlich im Tiertempo: zu Pferd, mit einer pferde- dargestellt: die Schweizer schütteln das Habsburger Joch ab gezogenen Kutsche, mit dem windabhängigen Segelboot. und lösen sich aus dem Verband des Deutschen Reiches. Mit dem Beginn der Moderne erst entfaltet sich allmählich Frage: ist der Oberste Sowjet bereit, sich eine Aufführung und dann im 19. Jahrhundert bis ins rasende sich beschleu- dieses Schillerschen Dramas anzusehen? Denkt er etwa gar nigend eine Entwicklung, die durch die Ausnutzung der daran, dessen Lehren zu übernehmen? Elektrizität, die Erfindung des Verbrennungsmotors, die Gibt es überhaupt bei all diesen Fragen die Hoff- technische Ausnutzung der chemischen Erkenntnisse (Dün- nung auf eine allgemeine Einigung? Oder wird jeder es auf ger), des biologischen Wissens (Züchtung des Superwei- Dauer immer anders sehen? So viele Meinungen wie Köp- zens, der Supermilchkuh, des Hyperschweins etc.) den fe? Kann man das eine festhalten, ohne das andere fallenzu- gegenwärtigen Stand herbeiführte. lassen? Also Weltraumforschung und Sahel? Verzicht auf Ist außer Fortschritt im Technischen auch noch Atomkraftwerke und doch Erhaltung des hohen Lebens- anderes nötig, wie verhält es sich mit dem Menschlichen, standards? mit Moral? Etwa gar auch: muß der Fortschritt gebremst Natürlich stellen wir erst einmal Fragen; aber wo werden? Brauchen wir eine Besinnung? O Gott, eine alte die Antworten holen? Weiß die Wissenschaft bescheid? Sache, die wir heute vergessen, verdrängt haben: zu alt, Wir erinnern uns an Pompidou: drei Dinge können einen veraltet, hinausgemendelt in der Entwicklungsgeschichte Mann ruinieren: Wetten, Frauen und der Rat von Fachleu- der Menschheit: wir leben, stressgepeitscht, eine vita activa; ten. für deren Pendant: die vita contemplativa, wollen wir kei- Die Wissenschaft ist nicht immer in der Lage, klar nen Deut mehr wetten. und deutlich sagen zu können, wo es langzugehen hat, d.h. Wir stellen Fragen; und das aus der Verwunderung alle Kausalitäten zu erkennen. Der Streit der Experten ge- heraus, aus der Beobachtung eines Phänomens. Dies Phä- hört als notwendiges wechselseitiges Korrektiv zum Pro- nomen hat zwei Seiten: zeß, der Wissenschaft als Fortschritt erst ermöglicht. Es ist jeweils eine bewußt gewollte Entscheidung - zivilisatorische (technisch-wissenschaftliche) Leistungen, nötig; ein Willensentschluß, der aus Verantwortung kom- auch Hochleistungen gab es innerhalb der Geschichte der men müßte: wissenschaftliche Daten sind oft noch nicht Menschheit schon immer, auch immer wieder: die Ägypter und nicht immer lebensbedeutsam bezogen: ob wir die bauen wie die Inkas Pyramiden, die Chinesen erfinden Pul- Atomkraftwerke abschalten sollen, kann uns die Wissen- ver und Papier. schaft nicht einmütig sagen; sie zerfällt in Fraktionen, die durchaus jeweils rational begründet konträre Meinungen - das gilt auch für kulturelle Erfindungen: Erkenntnisse, haben. Die Mehrheit der Bürger, vertreten durch ihre ge- Weisheiten (Buddha, Konfuzius, Jesus). Wichtige Erfah- wählten Politiker muß hier entscheiden: und u.U. so, daß es rungen sind hier kondensiert, evtl. widersprüchlich, evtl. wehtut. Daß man auf Lebensqualität etwa gar, zumindest müssen sie gefiltert werden - was immer das heißt- aber sofern sie in Konsum besteht. verzichten müßte. darüber kann kaum ein Zweifel sein, daß auch bei den gro- Orkane über Europa: wir hören die Nachrichten ßen Dichtern und Denkern Menschliches erarbeitet wurde, mit Furcht und Schrecken und fragen: wer macht das Wet- das wir alle brauchen: die großen Werte, Ideen der ter? Haben wir es schon so weit gebracht, zwar nicht das Menschheit: Freiheit, Persönlichkeit (als individuelle Per- Paradies - tags die Sonne, nachts den nötigen Regen - aber son), Subjekt, Toleranz, Menschenrechte, Verzicht auf Ge- wenigstens die Katastrophe produzieren zu können? Und, walt, dafür Argumentation, der einzige legitime Zwang: die wenn wir schon mit der Technologie als dem so schwieri- Macht des besseren Arguments, Überzeugung im Gespräch, gen Kind der Naturwissenschaften all das angerichtet haben Bereitschaft zur wechselseitigen Revision der eigenen Posi- sollen - können wir es dean auch wieder mit ihr selbst, mit tion, Glücksanspruch, Glücksverlangen: Erlösungsgewiß- einer gesteigerten Technologie beseitigen? heit, Erlösungsverlangen: so oder so, als Glaube an das transmundane Paradies, die Verheißung der Erlösung (theo- *** logisch), als Hoffnung auf Befreiung (säkularisiert), Solida- rität, usw.: bewußt unsortiert. © 2001 litblockín Verlag
Prof. Dr. Erwin Leibfried Akademie an Bord & Deutsche Akademie auf Mallorca 10 Und das ist keine Schwäche des Denkens, keine Nacht, in der Porschepilot das Hirn eines Affen hat (was seine menta- der alle Katzen grau sind. Es ist die Dämmerung, in der die len, geistigen, seelischen Bedürfnisse angeht). Zwar sind Eule zu fliegen beginnt: der Vogel, welcher der Göttin bestimmte Kopfpartien weit entwickelt: der moderne Athene zugeordnet ist, die auch für Einsicht steht. Bei He- Mensch kann rechnen, konstruieren, zivilisieren. Aber er gel wird sie zum Symbol für die Philosophie, die als Refle- hat weithin die Fähigkeit zu kultivieren verkümmern lassen. xion am Abend, wenn die Ereignisse des Tages gelaufen Ihm genügen Kotelett, Hamlet ist überflüssig. sind, ihr Leben anfängt. Oder auch, als wirklich letzte Frage: hat der Affe Eine gewisse Ungewißheit, eine Koexistenz von einen Smoking angezogen? Klarheit und Unklarheit, von Bestimmtheit und Unbe- stimmtheit, ein Schweben: ist erst einmal das, was fest Nachtrag bleibt. Denn die genannten Werte waren europäische; im asiatischen Raum ist individuelle Person, Unsterblichkeit Die FAZ, hinter der immer ein kluger Kopf steckt, berichtet (eine Idee, die Kant fest behauptet - der sonst sehr religi- in ihrer Ausgabe vom 23. April 1990 über ein Symposion onskritisch argumentiert) gar nicht so wichtig. Eher das "Hochschule 2000", zu dem die Spitzenorganisationen der Gegenteil: Nirwana, Nichts, Auflösung. deutschen Wirtschaft (der Bundesverband der Arbeitgeber- Aber zurück zum staunenerregenden Urphänomen: verbände, der Bundesverband der Deutschen Industrie, das wir beobachten eine Entwicklung der menschengemachten Institut der deutschen Wirtschaft [IW]) besonders die Uni- Produkte, Werkzeuge vom Einbaum, durch Einstein ermög- versitätspräsidenten eingeladen hatten. Motto: was die deut- licht, zur Maxim Gorki und zwar seit Jahrtausenden, welt- sche Wirtschaft der deutschen Wissenschaft rät. Glaubt weit; aber, akzeleriert, beschleunigt in man dem Berichterstatter dieses konservativen Blattes, so schwindelerzeugende Geschwindigkeiten: im zentraleuro- stimmte man bald in dem Ziel überein, Wissenschaft und päischen, nordamerikanischen Raum. Wir staunen, daß in Universitäten auf die Bedürfnisse der Wirtschaft auszurich- Afrika, Asien, in Südamerika, in Ozeanien diese Entwick- ten. Diese rein materiell orientierte Sicht begründete der lung allenfals importiert, imitiert wurde. Sie bleibt als ra- Präsident des IW: "Nicht einmal die griechische Antike hat sende das Produkt des europäischen Menschen. es fertiggebracht, in ihrem Verständnis von Autonomie Das ist eine Tatsachenhehauptung oder - Geist und Materie so realitätsfern zu trennen, wie es im beschreibung und noch kein Werturteil etwa gar aus ari- deutschen Hochschulsystem geschieht." Und die FAZ scher Arroganz fließend. Ob das gut, ob das schlecht ist, ob kommentiert unverbesserbar: Nicht einmal die griechische die Europäer die intelligenteren - durch Genmutation - Antike also! Und was das schon für Spintisierer waren, Menschen sind, bleibt unentschieden. Immerhin denkbar: weiß man ja. Weiter aus der FAZ: Am deutlichsten wurde wenn man z. B. beachtet, daß die Wiege der Menschheit in der baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Afrika gestanden haben soll, daß wir also, Adam und Eva, Späth. Er haspelte zunächst den bekannten Hinweis auf die braun waren und wir Europäer quasi geweißt sind, gebleicht Notwendigkeit von Forschung und Bildung [...] ab und wurden - durch Genmutation stabilisiert - warum sollte forderte dann mehr Studienplätze für Ingenieure. Aber auch dann nicht auch im Mentalen eine Wandlung eingetreten die musische Bildung soll nicht zu kurz kommen, weil es sein? Die Frage muß auch gar nicht beantwortet werden. sonst am "kreativen Potential" fehle [...] Die Geisteswissen- Die Phänomene sind schon - wie Goethe meinte - die Leh- schaften nehmen in diesem Szenario am Katzentisch Platz re: wir sehen eine immer wachsende Verwissenschaftli- und beschäftigen sich mit der Technologiefolgenabschät- chung und Technisierung, die global ist und schon versucht, zung. Dabei ist - auch bei ungeputzter Brille - prima vista transglobal zu werden: so wie die Europäer vor 500 Jahren evident, daß die Folgen der Technik nur vom Techniker aufbrachen - Columbus entdeckte Amerika 1492 - , die selbst abgeschätzt werden können (Näheres hierzu findet Erde zu missionieren und zu kolonialisieren, so versucht man schon bei Platon, Ion). Die FAZ weist darauf hin, daß der weiße Mensch heute, das Weltall zu erobern. Dem Fort- vor einiger Zeit - bei den linken Vögeln - alles gesellschaft- schritt scheint keine Grenze gesetzt. liche Relevanz besitzen mußte; heute sei Geltung nur noch zu erreichen, wenn etwas wirtschaftlich verwertbar sei. Schiller dichtete aber schon: Völlig altmodisch und deshalb vergessen sei, wie der in höchstem Maße zu lobende FAZ-Berichterstatter notiert, Zu des Südpols nie erblickten Sternen daß Bildung zunächst und vor allem ein Recht des einzel- Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, nen sei. Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten - nur das Paradies nicht auf. * ** Der Klassiker, den wir heute nur noch als Straßennamen Sowohl die AKADEMIE AN BORD wie die kennen, hat damit angedeutet, daß der fortschreitende mate- AKADEMIE AUF MALLORCA sind eine Replik auf diese rielle Fortschritt noch lange nicht das Glücks- und Erlö- Situation: zu beider Philosophie gehört das Bewußtsein sungsverlangen des Menschen stillt. Es kann verschüttet dessen, was die Bibel schon seit Jahrtausenden als gewiß werden, besonders dort, wo Kultur durch Konsum ersetzt versichert: daß der Mensch vom Brot allein nicht lebe. Die ist; aber zunächst muß quasi theologisch daran festgehalten Arbeit am Recht auf Bildung ist der Inhalt der Akademie- werden, daß der Mensch mehr ist als er ißt. Freilich, gerade Tätigkeiten. wenn man an Genmutation denkt: die Chance bleibt, daß © 2001 litblockín Verlag
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