LEERSTAND BIETET CHANCEN - BEI PWC SCHWEIZ
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11. Dezember 2020 Immobilien Business Leerstand bietet Chancen Retailimmobilien - Bisher erweist sich der Detailhandel in den Highstreets der grossen Schweizer Städte als relativ krisenresistent. Doch Topmieten sind auch dort nicht mehr überall zu erzielen; Experten sprechen von zunehmender Polarisierung der Bestlagen. Von Susanne Osadnik - Fotos: Depositphotos.com; Frederike Asael; zVg Seit Kurzem steht fest, dass die Zürcher bei SPG Intercity Zurich AG, zu den Top- na sind die Leerstandsraten auf fast Bahnhofstrasse mit der Hausnum- Standorten für internationale Retailer. gleichem Niveau wie im Vorjahr geblie- mer 32 eine neue Mieterin erhält: Die Leerstand im Erdgeschoss kennt man ben, wie aus einer aktuellen Studie von 550 Quadratmeter grosse Verkaufsflä- hier kaum. Denn wer Luxus verkaufen CBRE Schweiz hervorgeht. che wird ein internationales Fashion- will, Weiss genau, was er will: den bes- Das Immobilienberatungsunternehmen label im Luxussegment beziehen. In ten Standort, an dem zu hundert Prozent hat mit Stand Ende September rund absoluter Premiumlage in der Nähe des alles stimmt. Und den findet man hier 1.400 Highstreet-Detailhandelsflächen Paradeplatzes sucht man nicht allzu - daran hat auch die Corona-Krise in der Schweiz untersucht und kommt lange nach Nachmietern - selbst in die- nichts geändert. Denn aus Erfahrung auf einen Gesamtleerstand von nur 1,9 sen schwierigen Zeiten nicht. wüssten solche Retailer, «dass auf Kri- Prozent. Verglichen mit den Ergebnis- sen häufig ein Wirtschaftsaufschwung sen des dritten Quartals 2019 macht das Auf Krise folgt Aufschwung folgt», so Brandenberg. einen leichten Anstieg von 0,4 Prozent Dasscheintauch fürdie wichtigsten und aus. In Zürich liegt der Leerstand un- Denn diese Lagen gehören laut Gabrie- bekanntesten Einkaufsstrassen anderer verändert bei einem Prozent, in Genf bei la Brandenberg, Head Office and Retail Schweizer Städte zu gelten. Trotz Coro¬ 2,8 Prozent (+0,4 Prozent), in Basel bei tel. +41 41 531 22 15 www.newsradar.ch Clipping-Seite 14/16
11. Dezember 2020 Immobilien Business «In neuen Wohn- und Arbeitsquartieren ist es enorm wichtig, die Erdgeschosstagen publikumswirksam zu gestatten.» Marie Seiler, PwC Schweiz «Mit neuen Konzepten «Auf Krisen folgt häufig eine Weiterentwicklung der ein Wirtschaftsaufschwung.» Lage anschieben.» Gabriela Brandenberg, SRG Intercity Zurich Michael Dressen, CBRE Switzerland 2,9 Prozent (+0,8 Prozent). In Luzern er- «Wir beobachten schon seit geraumer Unterstützungen wegfallen und irgend- höhte sich der Leerstand auf 0,8 Pro- Zeit, dass sich die A-Lagen grundsätz- wann wieder auf «Normalbetrieb» um- zent, und in Bern kennt man gar keinen lich immerstärkerverdichten und selbst geschaltet werden muss. Dann heisst Leerstand (0 Prozent) an den untersuch- in einer Rue de Rhone, die international es auch für Vermieter: flexibel sein und ten Strassen. Nur Lausanne liegt mit 4,8 für ihre Luxuslabels berühmt ist, nicht neue Wege gehen. Prozent Leerstand an der Spitze (+0,7 mehr überall Top-Mieten zu erzielen Prozent). Wie Michael Dressen, Head of sind», sagt der CBRE-Detailhandels- «Lokale Themen» im Vorteil Retail CBRE Switzerland, betont, muss experte. «Die Polarisierung der Best- jedoch auch dieserWert relativiert wer- lagen hat durch Corona noch einmal Als krisenresistent hat sich in diesem den. «Wir haben in Lausanne insgesamt einen zusätzlichen Schub bekommen.» Jahr die Niederdorfstrasse/Oberdorf- 146 Ladenlokale näher betrachtet», so Während man im mittleren Teil der Lu- strasse in der Zürcher Altstadt erwie- Dressen. «Davon standen gerade einmal xus-Shopping-Meile noch für Quadrat- sen. Der Leerstand von 1,5 Prozent im sieben leer, und dies ist nur eine Mo- meterpreise von 6.500 Franken vermie- dritten Quartal 2019 sank auf 0,8 Prozent mentaufnahme.» ten kann, reduziert sich der Mietzins Ende September 2020. Das ist Dressen Auch der Leerstand in einzelnen Seiten- sowohl am östlichen als auch am west- zufolge vor allem den zahlreichen loka- strassen der Haupteinkaufszonen deu- lichen Ende der Strasse teilweise, je len Anbietern zu verdanken, die auch die tet auf geringe Bewegung hin. So kommt nach angebotener Fläche, auch auf ge- einheimische Bevölkerung frequentiert. etwa die Löwenstrasse in Zürich als B- rade einmal 2.500 Franken. Das kann Allein in den vergangenen zwölf Mona- Lage zwar auf drei Prozent Leerstand mittelfristig schon zu Verschiebungen ten haben sich neun neue Geschäfte an- faktisch stehen aber von 67 Geschäften in der Bewertung von Einzellagen füh- gesiedelt. Der Marktladen «Berg und nur zwei leer. «Das ist häufig die Art von ren, birgt aber auch die Chance für neue Tal», der auf handwerklich gefertigte leerstehenden Flächen, die zukünftig Handelsformate. «Insbesondere dort, Lebensmittel von Kleinproduzenten aus auch mit neuen Konzepten eine Weiter- wo es natürliche Barrieren wie Plätze derSchweiz setzt, habe in diesem Som- entwicklung der Lage anschieben kön- oder eine grössere Strasse gibt, über mer sogar seinen zweiten Laden in der nen», sagt Dressen. die hinausdie Luxus-Label-Anbieterneu Altstadt eröffnet, so der CBRE-Experte: nicht mehr mieten würden, können sich «In Zeiten von Corona zeigen Anbieter Chance für neue Handelsformate neue junge Retailer, Gastronomen oder mit lokalen Themen eine gewisse Stär- sogar ein Food-Discounter ansiedeln», ke gegenüber den internationalen La- Deutlicherats in Zürich könnte eine sol- sagt Dressen und kündigt an, dass dies bels, die momentan stark mit der Be- che Entwicklung für Genf anstehen in Zürich demnächst an einer innerstäd- reinigung ihrer grossen Ladennetze beispielsweise in der Rue de Rhone, wo tischen sehr zentralen Lage der Fall sein beschäftigt sind und die Filialen aufge- von 113 untersuchten Ladenlokalen der- werde. Vor drei Jahren habe die Eröff- ben, die nicht an den Toplagen stehen zeit fünf nach neuen Mietern suchen und nung des Food-Discounters Lidl in einer und stattdessen in ihre Flagship-Stand- damit einen Leerstand von 4,4 Prozent Top-Lage noch Wellen geschlagen orte investieren.» dokumentieren. Eigentlich wäre dies heutzutage werde das sicher nicht mehr Diese Erfahrungen machen in der kein grosses Problem. so sein, ist sich Dressen sicher. Schweiz immer mehr Städte. Struktu- Aber Veränderungen wird es dennoch Ein Umdenken wird nicht zuletzt auch relle Veränderungen im Detailhandel, mit sich bringen. Denn die leerstehen- deshalb angesagt sein, weil sich aus Onlinebestellungen und manchmal die den Geschäfte konzentrieren sich im Sicht von Detailhandelsfachleuten die Konkurrenz eines Shoppingcenters in westlichen Bereich der Einkaufsstras- Zahl der Insolvenzen im kommenden nächster Nähe, lassen die Erdgeschoss- se, wo zurzeit auch noch gebaut wird. Jahr erhöhen dürfte - sobald staatliche lagen der Innenstädte immer schneller tel. +41 41 531 22 15 www.newsradar.ch Clipping-Seite 15/16
11. Dezember 2020 Immobilien Business brach liegen. Etwa St.Gallen, wo die top-gelegenes Innenstadtquartier erst Shopping Arena mit ihren 36.500 Quad- langsam anlief und sich inzwischen eta- ratmetern viel Kaufkraft aus der City bliert hat, weil es eine gute Mischung bündelt und die Ausblutung der Innen- aus Wohnen und Arbeiten, aus kleinen stadt beschleunigt hat. Boutiquen, Mode-Flagshipstores, Sport- und Outdoor-Artikeln, vielfältiger Zwischennutzungen als Konzept Gastronomie, Bars, aberauch schicken gegen innerstädtischen Leerstand Beauty-Salons bietet.» Dass Erdge- schosslagen grundsätzlich dem Detail- Stadtverantwortliche und Wirtschafts- handel, den Ateliers und der Gastrono- vertreter haben versucht, einer solchen mie Vorbehalten bleiben sollten, findet Entwicklung mithilfe dervorvier Jahren die Immobilienexpertin richtig. gross angelegten Initiative «Zukunft St.Galler Innenstadt» entgegenzuwir- Auf die Mischung kommt es an ken. Zu den zahlreichen Massnahmen gehörte unter anderem auch die erleich- «Vor allem in neu entstehenden Wohn- terte Eröffnung von Pop-up-Stores. Laut und Arbeitsquartieren ist es enorm Abschlussbericht in diesem Sommer wichtig, die Erdgeschosslagen publi- hat man so zwischen 2018 und 2019 kumswirksam zu gestalten», ist Marie also immerhin zwei Jahre lang - 21 Zwi- Seiler überzeugt. «Egal, wie schwierig schennutzungen realisieren können. es anfangs erscheinen mag. die richti- Gleichwohl bleibt abzuwarten, wie sich gen Mieter und die beste Mischung zu die St.Galler Innenstadt und ihre Erd- finden, gibt es keine Alternative dazu. geschosslagen mittel- bis langfristig Wenn man attraktive und lebendige entwickeln werden. Denn bekannter- Quartiere schaffen will, bedarf es einer massen braucht es eine gewisse Zeit, guten Durchmischung bei den Bewoh- bis Orte, Konzepte und Neuerungen von nern, aber auch beim Angebot an Ein- der Bevölkerung angenommen werden. kaufs- und Verweilmöglichkeiten.» Diese Zeit müssen insbesondere die bei Man müsse von Anfang an so kalkulie- der Entwicklung von neuen Quartieren ren, dass die Mieten für Detailhändler beteiligten Akteure einplanen und ein- und Bar- oder Restaurantbetreiber at- kalkulieren. traktiv gestaltet werden können und erst Exemplarisch zeigt sich dies an der Ent- später - wenn auch die letzte Baustelle wicklung des Grossprojekts Europaallee beseitigt ist und alle neuen Bewohner in Zürich. Das direkt hinter dem Haupt- eingezogen sind - die Mieten sukzessive bahnhof gelegene und bis an die Aus- erhöhen, empfiehlt die PwC-Expertin. gangsmeile Langstrasse reichende Eine Quersubventionierung, wie sie neue Quartier wurde von Anfang an in- manche Projektentwickler anstreben, klusive einer attraktiven Begegnungs- ist aus Sicht von Seiler nicht nötig. zone mit hoher Aufenthaltsqualität ge- «Wenn von vornherein feststeht, dass plant und auch so realisiert - und ein Quartier entsteht, in dem man sich dennoch hat es einige Jahre gedauert, zum Afterwork-Drink oder im Cafe um bis es als eine Einkaufsmeile funktio- die Ecke treffen kann, mit den Kindern nierte, die heute zum Bummeln und Ver- abends beim Quartiers-Italiener essen weilen einlädt. «Quartiersentwicklung kann oder in der Vorweihnachtszeit in bringt eine längerfristige Dauerbaustel- Kooperation mit den Detailhändlern und le mit sich, und daher muss man Geduld Gastronomen ein kleiner Markt stattfin- mitbringen und abwarten, bis die letzten det, werden die Wohnungsmieter gerne Baukräne verschwunden sind, bis die höhere Mieten an so einer schönen Lage Bodenbeläge der Begegnungszonen bezahlen.» einwandfrei und mit Blumenbeeten ge- Biete man ihnen indes nichts als Woh- schmückt sind und bis die Menschen die nen, könne man weder auf ein entspre- neuen Gegebenheiten entdeckt haben», chendes Mietniveau hoffen noch auf ein gibt Marie Seiler, Partnerin und Head lebendiges Quartier, mahnt Marie Seiler. Real Estate Advisory PwC Schweiz, zu «Dann haben wir wieder das, was nie- bedenken. Aus ihrer Sicht ist die Euro- mand mehr will: die Schlafstadt aus ver- paallee ein gutes Beispiel dafür, «wie ein gangenen Jahrzehnten.» A tel. +41 41 531 22 15 Clipping-Nr. 2722799164 www.newsradar.ch Clipping-Seite 16/16
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