LICHTBLICK DIE ELTERNHAUS-ZEITUNG 2021 - ELTERNHILFE FÜR DAS KREBSKRANKE KIND GÖTTINGEN E.V.

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Die Elternhaus-Zeitung 2021

Elternhilfe für das krebskranke Kind Göttingen e.V.   1
LICHTBLICK DIE ELTERNHAUS-ZEITUNG 2021 - ELTERNHILFE FÜR DAS KREBSKRANKE KIND GÖTTINGEN E.V.
In meinem Haus, da wohne ich,
                                    da schlafe ich, da esse ich.
                            Und wenn du willst, dann öffne ich
                                die Tür und lass dich ein.
                             In meinem Haus, da lache ich,
                              da weine ich, da träume ich.
                           Und wenn ich will, dann schließe ich
                                 die Tür und bin allein.

                                                    Gina Ruck-Pauquèt

    33. Elternhaus Zeitung
    Impressum

    Herausgeber                                                   Verwaltung:
    Elternhilfe für das krebskranke Kind Göttingen e.V.           Tel: 0551 / 37 44 94
    c/o Elternhaus an der Universitätskinderklinik Göttingen      Fax: 0551 / 37 44 95
    Am Papenberg 9
    37075 Göttingen                                               Psychosoziales Team
                                                                  Elternhaus:
    Redaktion:                                                    Tel: 0551 / 50 31 20
    Moritz Brummer, Julia Dolle, Sandra Faust, Otfried Gericke,   Nachsorge:
    Dagmar Hildebrandt-Linne                                      Tel: 0551 / 50 31 211

    Layout:                                                       verwaltung@elternhaus-goettingen.de
    Micky Bartl / micosy.com                                      www.elternhaus-goettingen.de

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VORWORT

Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
wenn Sie den „Lichtblick“ regelmäßig erhalten, waren Sie sicher über-
rascht, als Sie die neue Ausgabe in Händen hielten. Seit 20 Jahren ist
der „Lichtblick“ in immer gleicher Aufmachung erschienen. Da wurde es
Zeit für ein neues Gesicht. Ob es Ihnen gefällt?
  Allerdings hat unsere Entscheidung auch eine bittere Seite. Unser
Grafiker Frank Hoppe, der diese Zeitschrift so lange gestaltet hat, ist
schwer erkrankt und kann seine Arbeit zurzeit nicht fortsetzen. Wir
möchten ihm auch auf diese Weise für seine immer wieder kreativen
Ideen für die Gestaltung des „Lichtblicks“ ganz herzlich danken. In
Micky Bartl haben wir eine Nachfolgerin gefunden, die uns mit ihren
neuen Vorschlägen überzeugt hat. Und so zeigt sich der „Lichtblick“ im
ganz neuen Gewand und auch inhaltlich gibt es neben den typischen
Rubriken auch besondere Schwerpunkte in dieser Ausgabe.
  Noch eine persönliche Bemerkung: Sie finden in dieser Ausgabe den
Abschiedsbrief von Erika Söder. Sie hat fast 30 Jahre als psychosoziale
Fachkraft die Arbeit des Teams im Elternhaus ganz entscheidend ge-
prägt. Wir verdanken ihr viel, insbesondere die Arbeit mit verwaisten Fa-
milien, Eltern und Geschwistern. Und sie war es auch, die 1996 die Idee
für eine Elternhauszeitung hatte und seitdem entscheidenden Anteil an
der inhaltlichen Gestaltung hatte. Ganz herzlichen Dank, liebe Erika Sö-
der!! In der kommenden „Lichtblick“-Ausgabe werden wir noch einmal
einen Rückblick über ihre Tätigkeit über all die Jahre hinweg geben.
  Natürlich hat Corona auch die Arbeit im Elternhaus und darüber hin-
aus in den letzten 12 Monaten deutlich eingeschränkt. Lesen Sie dazu
die Berichte von Dagmar Hildebrandt-Linne auf S. 13 und von Moritz
Brummer auf S. 11. Wir sind jedoch froh, dass wir bis jetzt das Haus
offen lassen konnten, wenn auch nur für deutlich weniger Familien.
  Auch in Coronazeiten tut sich Neues: So hat sich ein „Arbeitskreis
schwerkranke Kinder“ gebildet, zu dem sich verschiedene Elternvereine
und andere Einrichtungen, die sich um schwerkranke Kinder kümmern,
zusammengeschlossen haben. Es hat schon eine erste gemeinsame
Aktion gegeben. Für dieses Jahr sind weitere geplant.
  Vielen Dank an Sina für die Ausarbeitung einer Seite, die speziell für
betroffene Kinder und Jugendliche gestaltet ist. Eine wunderbare Idee!
  Auf der onkologischen Kinderstation 4031 hat eine neue Fachärztin
ihre Arbeit aufgenommen. Sie können sie beim Interview auf S. 50 ken-
nen lernen. Darüber hinaus finden Sie wieder Berichte von betroffenen
Eltern, einen Überblick über Aktionen für das Elternhaus, aktuelle Infor-
mationen über unsere Netzwerkpartner und vieles andere.
  Wir wünschen Ihnen, dass Sie gut durch die Coronakrise kommen.

Herzliche Grüße,

Ihr Redaktionsteam

                                                                                      3
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Inhaltsverzeichnis

              Erfahrungsberichte
               Gestrandet in Göttingen			            6
               Brief von Fam. Osmanaj			             7
               4 Wochen ein neues Zuhause gefunden   8
               Dieser Reichtum				10

                                 Das Elternhaus
                                   Die Coronakrise im Elternhaus			 11
                                   Ein starkes Team					13
                                   Rückmeldebogen Elternhaus			 14
                                   Abschiedsbrief Erika – Ein letztes Mal		 17
                                   Interview Abschied Marianne Ahlborn		 20
                                   Dienstjubiläum Marion Bellmann			       22
                                   Kurz notiert						26

              Die Nachsorge
               Von der Kunst sich überflüssig zu machen			         23
               Das Wochenende für verwaiste Familien			            24

                                 Kinder- und Jugendseite
                                   Die Kinderseite von Sina		      32
                                   Buchrezension „Freischwimmen“   34

              Das Ehrenamtsteam
               Vielleicht				35
               Gesichter des Ehrenamtsteams   37

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Inhaltsverzeichnis

Aktionen
Regenbogenfahrt 2020		             38
Kinderkrebstag			 39
Lichterlaufwoche			                42

                  Netzwerkpartner
                    Kinderklinik: Das Psychosoziale Team		             44
                    Klänge zur Entspannung – Musiktherapie		           45
                     Der Dachverband der Elternvereine			              47
                    Arbeitskreis schwerkranke Kinder und Jugendliche   48
                    G-CCC-Spitzenzentrum				                           49

Das Interview
Frau Dr. Sinning			                50

                  Spendenaktionen
                    Förderpenny				52
                    Aktionen in Coronazeiten		       53
                    weitere Spendenaktionen		        57

Verschiedenes
Unser Ferienhaus			                64
Aufgabenbereiche der Elternhilfe   65
So können Sie uns helfen		         66
Beitrittserklärung			              67
Der Vorstand				68
Das Team im Elternhaus		           70

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ERFAHRUNGSBERICHTE

                                Gestrandet in
                                 Göttingen
                                                                 FAMILIE GÜDESEN

    Strand klingt gut. In der Tat waren         Als dann nach ein paar Tagen Bo nach
    unsere Koffer schon gepackt. Anfang         Göttingen kam, um in unserer Nähe zu
    Juli wollten wir an die Ostsee und ein      sein, fing auch für das Elternhaus ein
    bisschen Auszeit genießen. Aber es          neues Kapitel an. Ein anderer Junge
    kam anders.                                 wurde schnell Bos Spielkamerad, mit
       „Ich habe leider keine guten Nach-       dem er das Spielzimmer auf den Kopf
    richten für Sie.“ Bei diesem Satz denkt     stellte oder im Garten herumflitzte.
    man doch eher an einen schlechten           Aber irgendetwas fehlte… Genau, das
    Film. Aber genau das sagte der Neuro-       Sandspielzeug. Das war seit Beginn
    loge, der für unseren Sohn Tomte ein        des ersten Lockdowns im Schuppen
    MRT veranlasst hatte. Um herauszu-          verstaut. Nun war es an der Zeit, die
    finden, woher seine Entwicklungsverzö-      verstaubten Kisten herauszuholen. Für
    gerungen kamen. Wir haben mit vielem        Moritz Brummer war das ein bewegen-
    gerechnet, aber nicht mit einem Hirn-       des Erlebnis und die Kinder waren nicht
    tumor. Von jetzt auf gleich wurden wir      mehr zu halten.
    aus unserem bisherigen Leben katapul-
    tiert. Statt im Auto ans Meer ging es mit
    dem Rettungswagen nach Göttingen in
    die Uniklinik.
       Dort saß ich nun mit unserem zehn-                                                  Für Gerrit und Bo hieß es Ende Juli, in
    monatigen Tomte. Die großen Jungs,                                                     das alte Leben zurückzukehren. Wir
    mein Mann Gerrit und unser Dreijäh-                                                    hatten da ja auch noch ein Haus, das
    riger Sohn Bo, waren noch zu Hause.                                                    saniert werden wollte. Im Kindergar-
    In Windeseile musste umorganisiert                                                     ten sei es fast genauso schön wie im
    werden. Freunden überließen wir unse-                                                  Elternhaus, meinte Bo. Er fragte noch
    re Ferienwohnung, Bo wurde von den                                                     lange nach seinem Kumpel Feyssal, im
    Großeltern abgeholt. Gerrit griff ein                                                  Kinderzimmer hängen Fotos von den
    paar unserer Reisetaschen und kam zu                                                   beiden an der Wand.
    Tomte und mir nach Göttingen.                                                            Tomte und ich waren noch häufig auf
       Wir können von Glück sprechen, dass                                                 Station 4031. Jedes bekannte Gesicht
    im Elternhaus Platz für uns war und                                                    vor der Tür, jedes kurze Gespräch mit
    nicht, wie befürchtet, Aufnahmestopp           Für Bo war die Zeit im Elternhaus wie   anderen Bewohnern des Elternhauses,
    wegen Corona. Ein paar Tage war Gerrit      Urlaub. Genau das hat mir die meiste       jedes „Zwischendurch-Drüben-Hallo-
    allein in unserer zur Verfügung gestell-    Kraft und Trost geschenkt. Nach und        Sagen“ hat die Zeit angenehmer ge-
    ten Wohnung, besuchte uns auf Station       nach wurden auch die Kontakte zu den       macht und uns das Gefühl gegeben, in
    - oder wir verbrachten gemeinsame           anderen Bewohnern offener und gesel-       dieser schwierigen Situation stärkende
    Auszeiten im idyllischen Innenhof. Die      liger. Natürlich hatten alle die notwen-   Weggefährten zu haben.
    Gespräche mit den Mitarbeitern und          digen Abstands- und Hygieneregeln im         Somit hatten wir dieses Jahr zwar
    anderen Bewohnern haben uns gutge-          Kopf, aber wir genossen umso mehr die      keinen Strand, dafür aber unzählige
    tan und schnell für eine vertraute Um-      wieder aufblühenden Rituale des ge-        Sandkörner der Hoffnung und des Mut-
    gebung gesorgt.                             meinsamen Kochens und Essens.              machens. Dafür sind wir ewig dankbar.

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ERFAHRUNGSBERICHTE

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                                                                                         ein neues
                                                                                         Zuhause
                                                                                         gefunden,
                                                                                         vor allem im
                                                                                         Lockdown
                                                                                          FAMILIE DRENGK

    Am Samstag, dem 7. März 2020, wur-        dem Auto auf den Weg nach Göttin-          so immer in der Nähe unseres Sohnes
    de unser Sohn Justus, sechs Wochen        gen. Dort angekommen, mussten erst-        sein. Die erste Nacht verbrachte ich
    zu früh, im St. Ansgar Krankenhaus in     mal sehr viele Dokumente ausgefüllt        noch allein in Göttingen, fühlte mich
    Höxter geboren. Bei meiner Frau hat-      werden. Dabei fragte mich eine nette       aber im Elternhaus sehr gut aufgeho-
    te eine schnell eskalierende Schwan-      Schwester von der Station 133, ob ich      ben.
    gerschaftsvergiftung eingesetzt und       denn schon wüsste, wo ich übernach-           Am nächsten Nachmittag kam auch
    nachmittags wurde Justus per Kai-         ten werde. Damit hatte ich mich noch       meine Frau aus Höxter und Justus
    serschnitt geholt. Gegen 21 Uhr – wir     gar nicht beschäftigt. Sie erzählte mir,   Operation am Mittwoch war glückli-
    waren gemeinsam bei unserem Sohn          dass es hier nebenan ein Elternhaus        cherweise auch sehr erfolgreich. Jetzt
    gewesen und ich wollte mich gerade        gibt und sie dort mal nachfragen wird,     hieß es Ruhe bewahren und auf eine
    verabschieden – sollte ich nochmal auf    ob sie noch ein Zimmer für mich frei       gute Genesung in den folgenden Wo-
    die Frühgeborenen-Station kommen.         haben. Keine zwei Minuten später kam       chen hoffen. In den ersten Tagen war
    Man hatte bei Routineuntersuchungen       sie wieder zu mir und sagte, dass das      auch alles noch „normal“. Wir konnten
    festgestellt, dass seine Speiseröhre      Elternhaus noch ein Zimmer frei hätte,     nach einem stärkenden Frühstück, das
    nicht mit dem Magen verbunden war.        ich müsste mich aber beeilen, da für       wir uns in der Küche des Elternhauses
      Diese Diagnose kam für uns aus dem      heute nur noch zehn Minuten jemand         hergerichtet haben, dann gemeinsam
    Nichts und wir konnten die vielen Er-     da sei und ansonsten könnte ich erst       in die Klinik gehen. Dort hatte die Men-
    eignisse in den wenigen Stunden erst-     morgen nochmal nachfragen. Ich ging        sa noch geöffnet und wir haben im
    mal nicht verarbeiten. Dank der lieben    also sofort rüber und klingelte am El-     Kiosk einen kleinen Minihubschrauber
    Schwestern im Krankenhaus durfte ich      ternhaus.                                  als Erinnerung für Justus ersten Flug
    die Nacht bei meiner Frau bleiben. Da       Es öffnete mir Herr Brummer und          gekauft. Diese alltäglichen Dinge halfen
    ahnte noch niemand, dass wenige Tage      bat mich herein. Er muss wohl sofort       sehr, die Situation zu verkraften zwi-
    später so etwas unmöglich wäre. Am        gemerkt haben, dass ich sehr nervös        schen Milchpumpe und Inkubator.
    nächsten Tag wurden wir dann über         und mit meiner Situation überfordert          Aber schon wenige Tage später kam
    die Folgen aufgeklärt: Justus sollte am   war. Er bot mir einen Tee an und ich       dann der erste Lockdown. Plötzlich
    Montag, 9. März nach Göttingen ge-        musste ihm erstmal unsere Geschichte       mussten wir einen Fragenkatalog am
    bracht und dort dann operiert werden.     erzählen. Anschließend zeigte mir Herr     Eingang der Klinik beantworten und es
      Am Montagmorgen wurde Jus-              Brummer das Haus und erklärte mir          wurde die Temperatur gemessen. Wir
    tus zum Hubschrauber gebracht und         die Hausordnung. Wir konnten ein Ein-      durften dann nur noch getrennt in die
    gegen 10.30 Uhr machte ich mich mit       zelzimmer mit Beistellbett haben und       UMG. Zwischendurch hieß es, es darf

8      ERFAHRUNGSBERICHTE
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ERFAHRUNGSBERICHTE

überhaupt nur noch einer zu unserem      sich strikt an die Anwei-
Sohn, wobei wir einfach froh waren,      sungen zu halten und mög-
dass Kinder weiter besucht werden        lichst keinen Kontakt unter-
dürfen. Aber man war zusätzlich zu der   einander zu haben, um das
Situation sehr angespannt, weil man      Elternhaus geöffnet lassen
nicht wusste, welche Regeln der nächs-   zu können. Wir waren so-
te Tag bringen würde.                    undso schon so dankbar,
  Nach einigen Tagen wurden die Mas-     dass wir im Elternhaus wohnen konn-         wir im Innenhof einen Kaffee getrunken
ken knapp und auf den Toiletten der      ten und nicht in ein Hotel mussten.         haben, war man wie für sich alleine,
Klinik war auf einmal das Desinfekti-    Nun im Lockdown hätte es die Option         keine störenden Geräusche, die Sonne,
onsmittel weg. Die Mensa wurde für Ex-   einer anderen Übernachtung gar nicht        wenn sie dann schien, wärmte einen
terne geschlossen, genauso wie vieles    gegeben. Wir haben oft an die Familien      und man konnte die Sorgen vergessen.
andere. Und man hatte einfach Angst,     gedacht, denen solch eine Situation           Wir hatten sehr viel Glück.
dass man sich erkältet und nicht mehr    während des Lockdowns passiert und            Mit unserem Sohn, dass alles gut ge-
zu unserem Sohn dürfte.                  die Einschränkungen diese noch viel         gangen ist und er sich bis jetzt prächtig
  Auch im Elternhaus änderte sich        komplizierter machen.                       entwickelt.
fast alles. Die von den Ehrenamtlichen      Dank der Disziplin aller und der guten     Mit der Tatsache, dass wir beide die
organisierten Kochabende wurden ab-      Organisation konnte das Elternhaus ge-      ganze Zeit gemeinsam in Göttingen
gesagt, es durfte sich nur noch eine     öffnet bleiben.                             sein konnten.
Familie in der Küche aufhalten. Keiner      Wir haben uns im Elternhaus sehr           Mit dem Elternhaus, das uns so nett
wusste, was auf uns zukam: Kann das      wohl gefühlt und für uns war es ein         aufgenommen hat und uns das Gefühl
Elternhaus auf bleiben oder muss es      Rückzugsort, an dem wir abschalten,         gab, zu Hause zu sein.
geschlossen werden? Darf die Küche       Kraft sammeln und uns auch gegensei-          Ganz liebe Grüße und noch einmal
weiter benutzt werden? Darf man die      tig wiederaufbauen konnten.                 vielen Dank an Alle
Waschmaschinen benutzen? Reicht             Alle Mitarbeiter des Hauses waren          Familie Justus, Sonja und Bernd
das Toilettenpapier?                     immer sehr herzlich und hatten ein          Drengk
  Die Hausleitung bat alle Bewohner,     paar freundliche Worte für uns. Wenn

                                                                                         ERFAHRUNGSBERICHTE                      9
LICHTBLICK DIE ELTERNHAUS-ZEITUNG 2021 - ELTERNHILFE FÜR DAS KREBSKRANKE KIND GÖTTINGEN E.V.
Dieser Reichtum
                                                       M A NUEL A LIEBSCHER

     Es gibt etwas auf dieser Erde, das man      Ich weiß noch, dass ich in den ersten    Sie haben sich die Zeit mit mir genom-
     nicht mit allem Gold und Geld bezahlen      Wochen mit niemandem reden wollte        men viel geredet und mit mir viel durch-
     kann, die größten Diamanten wiegen es       und ich lief immer mit gesenktem Kopf    gestanden und überstanden. Darum:
     nicht auf. Alles scheint wertlos zu sein,   durch die Gegend. Händchenhalten war     Was Sie hier leisten und schaffen ist
     wenn man das Elternhaus mit dem             ein Gewinn für mich in meinem Herzen     nicht selbstverständlich und keines-
     Team kennen lernen durfte. Ich durfte       und Kraft für meinen Sohn Andy.          wegs bloße Pflicht. Ihre Hilfe war sehr
     dieses Glück in dem Moment erfahren,                                                 groß und tröstlich, darum ein ganz be-
     in dem es bei uns am Schwersten war.        Es ist in dieser stressigen und sehr     sonders herzliches
     Jeder Aufenthalt in der Klinik war eine     schnellen Welt nicht selbstverständ-     DANKESCHÖN
     Zerreißprobe und auch immer mehr ein        lich, dass man so ein Zuhause auf Zeit   von ganzem Herzen.
     Abschied von meinen Sohn, aber ohne         geschenkt bekommt. Gerade wenn
     Ihr Tun hätte ich diesen Weg nicht so       man mit der Last auf der Schulter, mit   Ich werde Sie vermissen, Ihre Hilfe war
     durchstehen können. All die Unterstüt-      den Gedanken im Kopf und mit dem         mir sehr viel wert.
     zung, Gespräche und immer ein offe-         Schmerz im Herzen so alleine steht       In Erinnerung an die gemeinsame Zeit,
     nes Ohr haben mir in den letzten drei       ,wie ich gestanden habe, weiß man        Andy hat sich bei Ihnen im Garten auch
     Jahren mehr Stärke gegeben, als ich in      das Elternhaus sehr zu schätzen. Am      immer sehr wohl gefühlt.
     mir gesehen habe.                           Anfang war ich sehr schüchtern, aber     Ihre dankbare Frau Manuela Liebscher
                                                 mit jedem Aufenthalt – und die wurden    und R.I.P Andy
                                                 immer häufiger – wurde ich auch offe-
                                                 ner und fühlte einfach diese Wärme des
                                                 Hauses und ich fühlte mich nicht mehr
                                                 so alleine.

                  Auf einmal bist du nicht mehr da,                                  Und immer sind da
                     und keiner kann‘s versteh‘n.                                 Spuren deines Lebens,
                 Im Herzen bleibst du uns ganz nah                           Gedanken, Bilder und Augenblicke.
                bei jedem Schritt, den wir nun geh‘n.                         Sie werden uns an dich erinnern,
                 Du bist nicht mehr da, wo du warst,                         uns glücklich und traurig machen
                  aber du bist überall, wo wir sind.                          und dich nie vergessen lassen.

10
DAS ELTERNHAUS

                           Wie die Corona-Krise
                             für einige Monate
                         das Herz des Elternhauses
                            hat abkühlen lassen
                                                    MORITZ BRUMMER

Im Elternhaus zu arbeiten hat schon         niken kamen, als in den Jahren zuvor.      such (nicht einmal der Vorstand) das
immer eine besondere Aufmerksam-            Natürlich mussten sich neben unserem       Elternhaus betreten. Wir wollten unbe-
keit und Achtsamkeit beim Thema             Team alle Eltern im Elternhaus an die      dingt dafür sorgen, dass sich die im El-
Hygiene und Sauberkeit gefordert.           Abstandsregelungen halten, wodurch         ternhaus wohnenden Eltern sicher und
Somit gibt es schon im normalen All-        über Monate keine wirkliche „Hausge-       wohl fühlen, Beratungen in der Nach-
tag unserer Arbeit immer mal wieder         meinschaft“ entstehen konnte. Dies ist     sorge und alle weiteren Aktivitäten wie
Mund-Nasen-Schutz, klare Vorsicht           eigentlich typisch im Elternhaus, dass     Freizeiten, Wochenenden für verwaiste
im Umgang mit möglichen Anste-              Eltern sich gegenseitig kennen lernen,     Geschwister oder Familien, mussten
ckungen durch Erkältungen und auch          Kontakte halten, sich gegenseitig unter-   ausfallen. Wir haben zwar nach Alter-
Rücksicht bei der Ansammlung von            stützen und einfach in ähnlichen Erfah-    nativlösungen außerhalb des Eltern-
Menschenmengen. Wir sind gut ge-            rungen voneinander verstanden fühlen.      hauses gesucht, jedoch keine wirklich
schult mit sensiblen Personengrup-          Doch für Monate huschten die Familien      befriedigenden gefunden.
pen angemessen Kontakt oder auch in         vorsichtig durch die Küche und die Gän-       Von dem, was das Elternhaus eigent-
ihrem Sinne bewusst keinen Kontakt          ge, manche waren nur bei An-und Ab-        lich ausmacht, ist letztendlich für Mo-
zu haben.                                   reise zu sehen.                            nate nur noch das reine Wohnen übrig
   Als wir im März 2020 dann die Nach-                                                 geblieben.
richt bekommen haben, dass behörd-                 Von dem, was das                       Zwar ist das zunächst die wichtigs-
liche Regelungen im Umgang mit Co-                                                     te Funktion des Elternhauses, dass
                                                 Elternhaus eigentlich
rona umgesetzt werden sollen, klang                                                    Eltern während der Behandlung in den
dies zunächst nach gar nicht so großen        ausmacht, ist letztendlich               Kinderkliniken in der Nähe ihrer Kinder
Veränderungen. In der konkreten Um-            für Monate nur noch das                 bleiben können. Das, was das Eltern-
setzung gestaltete sich dies jedoch            reine Wohnen geblieben.                 haus jedoch für die meisten Familien
nicht nur als recht kompliziert, weil die                                              zu solch einem besonderen Ort macht,
Vorgaben der Behörden, aber auch der                                                   hat jedoch mit Nähe, Zusammenkom-
Kinderkliniken, sich in kurzen Abstän-      Für unser Team mussten wir durch           men, Austausch und Herzlichkeit zu
den veränderten. Es wurde auch deut-        unsere räumlichen Begrenzungen in          tun – alles Dinge, die in dieser Zeit ein-
lich, dass die Corona-Regelungen unse-      ein Arbeitsmodell wöchentlich wech-        fach nicht oder einfach nur ganz an-
ren Arbeitsalltag und das Elternhaus in     selnder Teams in allen Bereichen um-       ders möglich waren.
seinen wesentlichen Werten und auch         schalten. So arbeitete in der Verwal-         Zum Glück kamen in dieser Zeit im-
Funktionen eingeschränkt hatten.            tung, dem psychosozialen Team und in       mer mehr Erkenntnisse über das Co-
   Konkret bedeutete dies zunächst,         der Hauswirtschaft jeweils eine Person     rona-Virus zusammen und so konnten
dass wir nur noch die Hälfte aller Zim-     pro Woche, gewechselt wurde dann am        wir in Zusammenarbeit mit dem Ge-
mer vergeben konnten, um im Haus            kommenden Montag. Das hieß auch,           sundheitsamt im Juli gemeinsam mit
(vor allem in der Küche) die Abstandsre-    dass wir im Haus weniger präsent wa-       den Kinderkliniken einige Dinge ver-
gelungen möglich zu machen. Dies war        ren und in der Konsequenz viel weniger     ändern. Unter Einhaltung aller Corona-
zunächst ohne weiteres umsetzbar, vor       für Beratungen angefragt wurden. Dies      Regelungen konnten wir wieder mehr
allem weil auch in den Frühlingsmona-       war auch besonders in der Nachsorge        Familien aufnehmen, Beratungen im
ten 2020 wegen Corona viel weniger          zu spüren, denn in den ersten Monaten      Elternhaus stattfinden lassen und so-
Zimmeranfragen von den Kinderkli-           der Corona-Krise durfte keinerlei Be-      gar einige Aktivitäten, wie eine Escape-

                                                                                                    DAS ELTERNHAUS                  11
DAS ELTERNHAUS

     Room-Tour durch Göttingen, machen.          Zeit der Pandemie. Dies werden wir in
     Das wöchentliche Mittagessen konnte         den nächsten Monaten und Jahren se-
     wieder angeboten werden und dort            hen. Es war jedoch schön zu sehen, wie
     wurde spürbar, wie groß das Bedürfnis       wir in all den Monaten nur verständnis-
     nach Austausch und Nähe ist.                volle und rücksichtsvolle Eltern im El-
        Ein magischer Moment war, als            ternhaus erleben durften. Unser Team
     uns nach Monaten der „Funkstille“ im        hat es gut geschafft, durch diese Krise
     Elternhaus, ein Vater morgens beim          zu gehen, wir haben schnell und klar re-
     Frühstück nicht nur erzählte, wie es sei-   agiert, konnten uns so sicher, auch für
     nem Kind ging, sondern auch von den         die Familien sicher, fühlen.
     Kindern der anderen Familien im Haus.         Mit Blick in die Zukunft würde ich
     Es zeigte sich, wie die Familien wieder     mir wünschen, dass dieser Text hier
     in den Austausch kommen und, bei Ein-       in der Tat ein Rückblick ist, auf eine
     haltung aller Corona-Regelungen, das        Zeit, in der auf spezielle Art und Wei-
     Elternhaus für mehr als nur das Woh-        se spürbar wurde, was das Elternhaus
     nen nutzen.                                 mit all seinen Facetten so besonders
        Zum Zeitpunkt des Schreibens (Sep-       macht.
     tember 2020) dieses Artikels können
     wir noch gar nicht sagen, ob dieser Text
     eigentlich ein Rückblick ist oder nur ein
     Ausschnitt aus einer langanhaltenden

12      DAS ELTERNHAUS
DAS ELTERNHAUS

                                   Ein starkes TEAM
                      Elternhausteam, Vorstandsteam und
                     Ehrenamtsteam in Zeiten der Pandemie
                                                 DAGM AR HILDEBRANDT-LINNE

An dieser Stelle möchte ich Ihnen, lie-         schränkte die Begleitung der Familien         Ich denke, nun können Sie erahnen, vor
be Leser*innen, einen kleinen Einblick          stark ein, was überhaupt nicht unserer        welchen Herausforderungen der eh-
in die personelle Situation des letzten         eigentlichen Haltung entsprach, und           renamtliche Vorstand der Elternhilfe
Corona-Jahres geben.                            schließlich begleitete uns immer auch         stand, als er dem Elternhaus fernblei-
   Mitte März 2020 mussten wir von              die Sorge vor Ansteckung. Auch sollte         ben und die alltäglichen Geschäfte mit
jetzt auf gleich mit einer gehörigen            das letzte Arbeitsjahr von Erika Söder        der dazugehörigen Verantwortung der
Portion Unwissen- und Unsicherheit              vor Rentenbeginn besonders schön ge-          Geschäftsführung überlassen musste.
den Elternhausbetrieb herunterfahren.           staltet werden. Dennoch ist es erstaun-         Krisen dieser Art und dann in der
Mit Hilfe eines starken Teams und der           lich, welche Möglichkeiten, vor allem         noch nie dagewesenen Schwere und
guten Zusammenarbeit mit der UMG                digital, wir in verschiedenen Bereichen       Länge können nur mit Menschen, die
und dem Gesundheitsamt, die uns ins-            erkannt haben und erfolgreich umset-          einander vertrauen und füreinander ein-
besondere in den Anfangszeiten sehr             zen konnten.                                  stehen, gemeistert werden. Das ist uns
geholfen hat, sind wir bis heute gut               Unser aktives und aus knapp 30 en-         im Elternhaus gemeinsam mit Bravour
und sicher durch die Krise gekommen.            gagierten Menschen bestehende Eh-             gelungen.
Seit April 2020 arbeitet das Elternhaus-        renamtsteam befindet sich ebenfalls             Daher ist es mir persönlich ein gro-
team in Kurzarbeit, Schichtbetrieb und          bis dato im Teil-Lockdown und sehnt           ßes Anliegen, mich bei meinen Kollegin-
Homeoffice. Die Kolleginnen und Kolle-          sich nach den Aktivitäten für die Eltern-     nen und Kollegen, beim Vorstand, beim
gen sehen sich teilweise über Monate            hilfe, vor allem auch die persönliche         Ehrenamts- und Lichterlauf-Orgateam
nicht persönlich. Vorstandssitzungen,           Nähe zum Elternhaus. An dieser Stel-          für das Vertrauen, das herausragende
Gesamtteamsitzungen, Ehrenamtstref-             le sei all unseren ehrenamtlichen Mit-        Engagement, das Fernbleiben, das Mit-
fen, Spendenübergaben mit Gruppen,              arbeiter*innen herzlich gedankt für die       machen und für die hohe Akzeptanz
Hausführungen, öffentliche Veranstal-           köstliche kulinarische Versorgung an          der doch sehr strengen Maßnahmen-
tungen, .... all das kann bis heute nicht       drei Wochentagen und den hunderten            regelungen zu bedanken.
persönlich stattfinden.                         selbstgenähten Alltagsmasken für die            Ich bin sehr stolz darauf, ein Teil
   Wie auch viele andere Menschen               im Elternhaus lebenden Familien. Dan-         dieser starken Teams zu sein, und bin
arbeitet das hauptamtliche Elternhaus-          ke für jeden bemalten Stein, für jeden        sicher, wir kommen gemeinsam und
team seit Beginn der Pandemie unter             von 1.000 aufgefädelten Kranichen,            wohlbehalten am Ende der Pandemie
extrem hoher emotionaler Belastung.             die Gestaltung des Blumenbeetes, vor          an!
Die Infektionszahlen und die damit ver-         allem aber Danke für die guten Gedan-
bundenen Maßnahmen änderten sich                ken und Wünsche in dieser herausfor-
ständig, das coronabedingte Arbeiten            dernden Zeit.

      ÜBERNACHTUNGEN ÜBER DAS JAHR HINWEG

600
                             Mittel seit 2010

450
                            2020/21
300

150

0
         MÄRZ       APRIL      MAI      JUNI       JULI      AUG      SEPT       OKT        NOV    DEZ     JAN

                                                                                                          DAS ELTERNHAUS                13
DAS ELTERNHAUS

                              Und jetzt mal ganz ehrlich...!
                       Warum denn eigentlich ein Feedback-
                           Fragebogen an das Elternhaus?!

                                                         JULI A DOLLE

                      Schon seit längerem bewegte uns als Mitarbei-
                      ter*innen des Elternhauses die Idee eines Feed-
                      back-Fragebogens für Familien im Haus, doch
                      setzten wir diese Idee vielleicht bislang nicht um,
                      weil wir zumeist einen guten persönlichen Aus-
                      tausch mit den Familien im Haus hatten. Doch
                      mit der Zeit verkürzt sich die Aufenthaltsdauer
                      von Familien bei uns im Haus mehr und mehr, so
                      dass der persönliche Kontakt zeitlich und auch in
                      seiner Qualität z.T. weniger ausgeprägt ist. Seit
                      Beginn der Coronapandemie sind nun leider alle
                      Gespräche auf ein Minimum konzentriert und Fa-
                      milien sind am Ende ihres Aufenthaltes bei uns
                      meist einfach nur froh und dankbar, das Eltern-
                      haus genutzt haben zu können, ebenso wie sie
                      froh und dankbar sind, nun auch wieder nach
                      Hause zu dürfen!

                      Da wir im Zuge der Weiterentwicklung und Ver-
                      besserung unserer Arbeit allerdings stets daran
                      interessiert sind, wie wir das Elternhaus für des-
                      sen Bewohner*innen bzw. deren Nutzungsan-
                      sprüche verbessern können, brauchen wir Rück-
                      meldung, neue Ideen und wo es dran ist, auch
                      kritische Bemerkungen und Hinweise darauf, wo
                      etwas fehlt. Denn wir als Mitarbeiter*innen ha-
                      ben einen anderen Blick als die im Haus wohnen-
                      den Familien und brauchen daher ihre Perspek-
                      tive. Mit Hilfe des folgenden teilstandardisierten
                      Fragebogens möchten wir nun versuchen, uns
                      ein kompaktes Bild der unterschiedlichen Sicht-
                      weisen von Familien zur Nutzung aller Angebo-
                      te des Hauses zu verschaffen, und freuen uns,
                      wenn künftig möglichst viele Familien vor ihrer
                      Abreise den im Zimmer befindlichen Feedback-
                      Fragebogen ausfüllen und an uns zurückgeben.
                         Wir danken allen Familien, die sich die Zeit neh-
                      men für ihre Rückmeldungen an uns, und freuen
                      uns, wenn es auch zum Feedback-Fragebogen
                      Ergänzungs- oder Veränderungsvorschläge gibt!
                         Vielen Dank!

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DAS ELTERNHAUS

                   Feedback an das Elternhaus
Liebe Familien,

um auch in Zukunft unser Angebot so wert- und sinnvoll wie möglich für Sie zu gestalten, freuen wir uns, wenn Sie sich zum
Ende Ihres Aufenthalts im Elternhaus kurz Zeit nehmen, um uns unverblümt Rückmeldung zu geben. Bitte teilen Sie uns mit,
wenn Ihnen etwas für Ihr persönliches Wohlbefinden gefehlt hat, Sie etwas besonders geschätzt haben und was wir
ansonsten verbessern können.Vielen herzlichen Dank hierfür, alles Gute für Sie und Ihre Familie und vielleicht ja auch bis
zum nächsten Mal!
Ihr Elternhausteam

AN KU NF T / AUFN A H M E IM H AU S

Wie wurden Sie im Elternhaus empfangen?                                         O         O         O         O         O

In welchem Zustand haben Sie Ihr Zimmer / Ihre Wohnung vorgefunden?             O         O         O         O         O

Welchen Gesamteindruck hatten Sie von der Atmosphäre im Haus?                   O         O         O         O         O

Verbesserungsvorschläge zur Ankunft / Aufnahme im Haus ___________________________________________________________________

_________________________________________________________________________________________________________________________________

WÄH R E ND IH R E S AU FE NT H ALTS
                                                                                                                       nicht
Wie hat Ihnen die Ausstattung der Gemeinschaftsräume gefallen?                                                        genutzt

•   Spielzimmer                                                         O         O         O         O         O         O

•   Küche                                                               O         O         O         O         O         O

•   Wohnzimmer                                                          O         O         O         O         O         O

•   Halle                                                               O         O         O         O         O         O

•   Garten                                                              O         O         O         O         O         O

Besonders gut gefallen an der Ausstattung hat ________________________________________________________________________________

In der Ausstattung gefehlt hat _________________________________________________________________________________________________

Wünsche / Verbesserungsvorschläge zur Ausstattung des Hauses ____________________________________________________________

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                                                                                                     DAS ELTERNHAUS                 15
DAS ELTERNHAUS

     Wie hat Ihnen der Kontakt mit den Mitarbeiter*innen                                                                  kein
     des Elternhauses gefallen?                                                                                         Kontakt

     •    psychosoziales Team                                            O         O         O         O         O         O

     •    Verwaltung und Geschäftsführung                                O         O         O         O         O         O

     •    Reinigungsteam                                                 O         O         O         O         O         O

     •    Ehrenamtliche Mitarbeiter                                      O         O         O         O         O         O

     •    Hausmeister                                                    O         O         O         O         O         O

     Gibt es aus Ihrer Sicht bestimmte Zeiträume, in denen die Präsenz des psychosozialen Teams besonders sinnvoll ist?
     Welche?

     _______________________________________________________________________________________________________________________________

     Inwiefern haben Sie Begleitung durch unser psychosoziales Team in Anspruch genommen?

     ________________________________________________________________________________________________________________________________

     An welcher Stelle hätten Sie sich mehr Begleitung gewünscht?

     ________________________________________________________________________________________________________________________________

     Wie viele Nächte haben Sie im Haus verbracht? ______________________________________________________________________________

     Wenn Sie, ganz frei, einen Wunsch äußern könnten über Angebote / Gegenstände / Einrichtung im Elternhaus,
     was wäre das?

     ________________________________________________________________________________________________________________________________

     Ich möchte eine Kontaktaufnahme / Einladungen bekommen (Bitte zutreffendes ankreuzen)

     O   einfach weiter über das Elternhaus informiert bleiben
     O   Geschwisteraktivitäten
     O   Familienaktivitäten
     O   Angebote für Eltern
     O   Angebote für Großeltern
     O   Feste (Sommerfest, Weihnachtsfeier, etc.)
     O   Angebote für verwaiste Geschwister
     O   Angebote für verwaiste Familien
     O   Ich möchte eine Kontaktaufnahme wegen __________________________________________________________________________________

     Meine E-Mail Adresse zur Kontaktaufnahme __________________________________________________________________________________

     O Ich möchte ausführlichere Informationen zu den Tätigkeiten und Aktivitäten des Elternhauses und des Vereins bekommen
       und würde gerne Mitglied im Verein werden, um seinen Fortbestand zu unterstützen.

16       DAS ELTERNHAUS
DAS ELTERNHAUS

                                  EIN LETZTES MAL…
                                                         ERIKA SÖDER

„Es war ein anderer Sommer,                                                                          punkt und mir eine große Her-
es war ein anderes Jahr“,                                                                            zensangelegenheit.
heißt der Song der Gruppe                                                                               Doch warum hat mich die-
Silbermond vom Herbst 2020                                                                           se Arbeit überhaupt so lange
und er beschreibt sehr tref-                                                                         begeistert, erfüllt und beseelt?
fend die Lebenssituation der                                                                         Da gibt es einige Gründe und
meisten Menschen – so auch                                                                           einer der zentralen ist, dass
die meine.                                                                                           die Familien mit ihren An-
  Anfang März 2020 startete                                                                          liegen immer im Mittelpunkt
ich eine Reha, wollte nochmal                                                                        stehen konnten. Natürlich
ein bisschen Energie sam-                                                                            gab es auch in dieser Institu-
meln, fit werden, um dann                                                                            tion Regeln und es mussten
meine letzten eineinhalb Jah-                                                                        Kompromisse entwickelt wer-
re bis zur Rente im Elternhaus                                                                       den, doch die Abhängigkeit
zu gestalten. Doch in den                                                                            von Spendengeldern hatte
Wochen stiegen erstmals die                                                                          den großen Vorteil, dass wir
Zahlen der an Corona infizier-                                                                       inhaltlich unabhängig und
ten Menschen an, der erste                                                                           nur an unsere Satzung gebun-
Lockdown begann. Gegen                                                                               den waren – also die Beglei-
Ende der Reha rief mich Dag-                                                                         tung und Unterstützung von
mar Hildebrandt-Linne an, um                                                                         Familien mit einem lebens-
zu besprechen, wie es weiter-                                                                        bedrohlich erkrankten Kind!
gehen könnte.                                                                                        Keine politischen, religiösen
  Im Elternhaus war vieles                                                                           oder andere Sichtweisen be-
anders geworden, weniger El-                                                                         einflussten die Ausrichtung
tern im Haus, keine Geschwis-                                                                        der inhaltlichen Arbeit. Diese
ter, keine Besucher*innen, keine Grup-       nen Ausnahmen geblieben. Seit Januar         konnte zudem am Bedarf der Familien
penangebote, keine Hausbesuche und           2021 bin ich nun zu 100% in Kurzarbeit!      weiterentwickelt werden wie z.B. mit
anderes mehr. In der Konsequenz bedeu-          Ich habe mir mein gut letztes Jahr im     Hausbesuchen bei Familien mit einem
tet dies, viel weniger mögliche Arbeit für   Elternhaus nach über 28 Jahren Tätig-        Kind in der letzten Lebensphase bereits
zu viel Personal und alle machen Kurz-       keit dort ganz anders vorgestellt, doch      Mitte der 90ziger Jahre – lange Zeit vor
arbeit. Für mich bedeutete dies, dass ich    das Corona-Virus hat gehörig dazwi-          dem ambulanten Kinder-Palliativ-Team
zunächst meinen restlichen Urlaub vom        schen gefunkt. Ich habe in all den Jahren    der Kinderklinik.
Vorjahr nehmen musste, um dann eben-         mit großer Leidenschaft und Freude dort        Die Arbeit war immer vielfältig, Freu-
falls mit der Kurzarbeit zu starten und      gearbeitet und diese verordnete Voll-        de und Leid lagen sehr dicht beieinan-
dies hieß den Rückzug aus dem soge-          bremsung war/ist nicht leicht zu akzep-      der und die Tage hielten viele Überra-
nannten Alltagsgeschäft im Elternhaus,       tieren, wenngleich es inhaltlich natürlich   schungen bereit, denn das Wenigste
da wir nicht mit mehreren Personen           absolut Sinn macht. Letztendlich geht        war planbar, sondern orientierte sich an
wegen der Abstandsregeln im Büro sein        es auch nicht um meine Befindlichkeit,       der Befindlichkeit der Familien. Ich fand
durften. Außerdem bin ich ja die „Alte“ im   sondern um die Sicherheit der Familien       es überwiegend absolut spannend, mor-
Team und mein Rentenbeginn im Som-           und dass ich nun auf diese Weise mit         gens nicht zu wissen, was der Tag an
mer 2021 war/ist in Sicht. So machte ich     Abschied konfrontiert bin, entbehrt auch     Begegnungen und Herausforderungen
hauptsächlich Beratungen „to-go“ mit         nicht einer gewissen Ironie, denn in all     bringen würde.
verwaisten Eltern und Geschwistern bei       den langen Jahren war immer das The-
Spaziergängen und dabei ist es mit klei-     ma Abschied und Trauer mein Schwer-

                                                                                                        DAS ELTERNHAUS                  17
DAS ELTERNHAUS

     Da das Schicksal, ein lebens-                                                                   auch kein richtig oder falsch,
     bedrohlich krankes Kind zu                                                                      sondern im Mittelpunkt ste-
     bekommen, keiner Regel                                                                          hen nur die Befindlichkeit der
     folgt, gehören zur Zielgruppe                                                                   Familie und ihre ganz per-
     im Elternhaus Familien aus                                                                      sönlichen Vorstellungen, ihre
     verschiedenen Kulturen, aus                                                                     Werte und Wünsche – wenn
     allen sozialen Gruppierungen                                                                    sie schon ihr Kind nicht auf-
     und unterschiedlichsten Al-                                                                     wachsen erleben dürfen! Un-
     ters. In kaum einer sozialen                                                                    zählige Situationen, Kinder
     Institution ist eine solche                                                                     und Familien ziehen gerade,
     Bandbreite zu finden und ich                                                                    während ich dies schreibe,
     habe dies als große Bereiche-                                                                   an meinem inneren Auge vor-
     rung erlebt, denn im persönli- Erika Söder (rechts) zusammen mit Slawik und seiner Mama         bei und jede war ein Unikat
     chen Alltag wäre ich mit ganz im Jahr 1995                                                      für mich! Jedes Mal habe ich
     vielen dieser Menschen nicht                                                                    mich mit der Familie auf den
     in Kontakt gekommen.                        ses Angebot immer wieder Familien zu Weg gemacht, um zu schauen, wie es für
        Bereits in meinem zweiten Jahr dort machen. Dies war der Beginn, dass die eben diese Familie sich stimmig entwi-
     habe ich eine alleinerziehende Mutter be- Arbeit mit Familien, denen der Tod ihres ckeln konnte – von ganz traditionell mit
     gleitet, die mit ihrer Tochter deren letzte Kindes zugemutet wurde, die Gestal- dem Rosenkranz-Beten im katholischen
     Lebensphase unbedingt zu Hause ge- tung von Trauerfeiern und etwas später Eichsfeld bis hin zu keinem religiösen In-
     stalten wollte und dies auch gemacht dann auch Wochenenden für verwaiste halt mit allen möglichen Zwischentönen.
     hat. Einmal die Woche machte ich dort Familien mein Schwerpunkt wurde, der              Auch bei den Wochenenden für ver-
     über ein halbes Jahr einen Hausbesuch mir ein zentrales Anliegen blieb. Vieles waiste Familien, den Tagen für verwaiste
     und es kristallisierte sich heraus, dass im Leben kann, wenn es denn mal nicht Eltern oder auch den Wochenenden für
     die Familie nicht kirchlich gebunden ist, so gelungen verlaufen ist, beim nächs- verwaiste junge erwachsene Geschwis-
     so dass die Trauerfeier Thema wurde. ten Mal verändert, verbessert werden. ter war es für mich von zentraler Bedeu-
     Recht spontan habe ich angeboten, dass Doch alles, was rund um den Tod eines tung, dass es sehr unterschiedliche An-
     wir diese selbst gestalten könnten, was Kindes geschieht, sollte IMMER so sein, gebote sind, die an den Tagen gemacht
     wir dann einige Wochen später auch ge- dass die Familie es bei aller Trauer, bei werden, denn nicht wir als psychosoziale
     macht haben. Bis heute sind mir nahe- allem Schmerz als für sich stimmig er- Kolleg*innen wissen, was hilfreich ist,
     zu alle Details in Erinnerung und es war leben darf und nicht mit einem Gefühl sondern nur die Betroffenen selbst kön-
     ein so persönlicher facettenreicher Ab- zurückbleibt, dieses oder jenes hätte nen dies für sich einschätzen. Je viel-
     schied, der mich sehr ermutigt hat, die- ganz anders verlaufen sollen. Da gibt es fältiger unsere methodischen Übungen

18      DAS ELTERNHAUS
DAS ELTERNHAUS

                           „Die Arbeit war immer vielfältig, Freude und Leid lagen
                              sehr dicht beieinander und die Tage hielten viele
                                          Überraschungen bereit...“

und Einladungen zu Phantasiereisen, zu        dem wir vielen betroffenen Eltern, Ge-       bereichern!
Gesprächsinhalten, zu kreativen Dingen,       schwistern und ehemals erkrankten Kin-         Die Arbeit mit dem Team fehlt mir
zu sportlichen Aktivitäten und anderem        dern/Jugendlichen eine Stimme geben          ebenfalls sehr, denn sie war geprägt
mehr, desto größer die Chance, dass die       möchten. Es ist einfach wunderbar auf        von einem hohen Maß an Miteinander
Betroffenen etwas entdecken, das für          meiner Zielgeraden im Elternhaus noch        – trotz und mit allen Unterschiedlich-
sie in ihrer Trauer passend ist und das       an einem ganz neuen Projekt miteinan-        keiten. Danke daher auch Euch für all die
sie in ihren Alltag integrieren können. Wir   der zu arbeiten! Im Jahr 2022 wird es        facettenreichen Erfahrungen! Eine für
können einen Rahmen bieten, innerhalb         erscheinen und darf dann reichlich ge-       mich so wertvolle Zeit.
dessen ausgewählt wird oder vielleicht        kauft werden.                                  Ich möchte zum Schluss noch beto-
sogar entdeckt wird, dass der Rahmen            Diesen Abschiedsbrief möchte ich           nen, wie schön und besonders es war,
nicht passt und beides ist möglich.           auch nutzen, den Familien zu danken,         im Elternhaus immer auch zusammen
   Besonders geschätzt habe ich in all        die mir oft so viel Vertrauen geschenkt      lachen zu können – natürlich hat das
den Jahren, dass der Vorstand uns in          haben. In einer Zeit größter Heraus-         Weinen dort seinen Platz und darf ihn
der inhaltlichen Gestaltung von Ver-          forderungen zeigten sich die meisten         dort haben.
anstaltungen für Familien mit großer          Familien offen für eine wie auch immer         Das Leben macht vor dem Tod nicht
Offenheit begegnet ist und wir all die        umfangreiche psychosoziale Begleitung        halt!
entwickelten Ideen umsetzen konnten.          – nicht selbstverständlich, wie ich finde.     Möge es allen, in welcher Weise auch
Natürlich gab es in der langen Zeit auch      Diese Begegnungen, Gespräche, Ange-          immer, Familien, Ehrenamtlichen, Spen-
Konflikte, doch es gab auch immer Lö-         bote für und mit den Familien oder ein-      der*innen, Mitarbeiter*innen, Vorstands-
sungen und zumeist ein gemeinsames            zelnen Familienmitgliedern fehlen mir        mitgliedern gelingen, sich dem Leben
Ziel. Danke daher auch an dieser Stelle       sehr, denn sie waren auch immer Ge-          (wieder) zuzuwenden – vielleicht anders
für das Engagement der ganzen Vor-            schenk und Bereicherung für mich!            als gehofft, anders als geplant und den-
standsmitglieder, die ich erlebt habe! Es       Danke auch der gesamten Elternhaus-        noch hoffnungsvoll und mutig!
ist ja schwierig, jemand als Einzelnen        Crew sowie dem Ehrenamtsteam für               Alles Gute und allerliebste Grüße,
hervorzuheben, doch an dieser Stelle er-      die gemeinsame Arbeit, teilweise über        Erika Söder
laube ich es mir und möchte Herrn Geri-       Jahrzehnte. Ebenso ein herzliches Dan-
cke nennen, den ich von Anfang bis heu-       ke an die unzähligen Spender*innen, die      PS: Ich würde mich riesig über das eine
te als jemanden schätzen gelernt habe,        die Institution Elternhaus unterstützen      oder andere Lebenszeichen von Euch in
der ein extrem hohes Maß an Einsatz           und sich immer wieder neue Aktionen          welcher Form auch immer freuen…
zeigt, immer offen für neue Wege ist und      einfallen lassen oder auch Bewährtes
                                                                                                                         DANK!
                                                                                               HERZLICHEN
sich auch gegenüber kritischen Stim-          über einen langen Zeitraum engagiert
men nicht verschließt. Jetzt arbeiten wir     durchführen! Ebenfalls ein buntes Völk-
an einem gemeinsamen Buchprojekt, in          chen, die die Arbeit nicht nur finanziell

                                                                                                        DAS ELTERNHAUS                 19
DAS ELTERNHAUS

     Liebe Marianne,
     DAGM AR HILDEBR ANDT-LINNE

     du hast vom 18.2.2019 bis 31.03.2021 die El-         Wir sind neugierig, wie Du rückblickend deine
     ternzeitvertretung in der Verwaltung für Anne        Zeit im Elternhaus wahrgenommen hast, und
     Wucherpfenning im Bereich der Finanzbuchhal-         wir sind auch neugierig, mit wem und mit was
     tung übernommen. Gleich vom ersten Tag an war        du deine Zeit nach dem Elternhaus verbringen
     uns klar, dass wir in dir eine fachlich kompetente   möchtest. Nachstehend ein paar Fragen an Dich,
     Kollegin gefunden haben, die mit Struktur, Ruhe      auf deren Antworten wir gespannt sind.
     und Gelassenheit den oft unvorhergesehenen El-
     ternhausalltag mit uns stemmen wird.

                                                                                                   „Ich bin noch immer
                                                                                                   beeindruckt, mit
                                                                                                   welcher Offenheit,
                                                                                                   Anteilnahme und
                                                                                                   Herzlichkeit jedem,
                                                                                                   der ins Elternhaus
                                                                                                   kommt, begegnet
                                                                                                   wird – egal ob
                                                                                                   betroffene Familie,
                                                                                                   Mitarbeiter,
                                                                                                   Ehrenamtlicher oder
                                                                                                   „nur“ Besucher.“

     Du hast dich vor zwei Jahren mit 61        IT-Unternehmen als kaufmännische An-      bengebiet sehr regelmäßig wiederkeh-
     Jahren auf die befristete Stelle in der    gestellte tätig.                          rende termingebundene Tätigkeiten gab,
     Verwaltung beworben. Wer oder was                                                    musste ich immer wieder auf unvorherge-
     hat dich dazu motiviert?                   Ein Arbeitsalltag im Elternhaus ist im-   sehene Herausforderungen reagieren –
       Zum einen wollte ich weiter im kauf-     mer wieder besonders und fast nie         sei es im Austausch mit dem gesamten
     männischen Bereich arbeiten und zum        planbar – auch wenn der Arbeits-          Team, beim Umgang mit Handwerkern
     anderen reizte es mich aber, in einem      schwerpunkt in der Verwaltung liegt.      oder auch vereinzelt im Umgang mit den
     sozialen und damit für mich neuem Um-      Wie würdest du deinen Arbeitsalltag in    Familien. Aber genau das habe ich be-
     feld tätig zu werden. Zuvor war ich in     einem Satz beschreiben?                   sonders gemocht.
     verschiedenen kleinen Handwerks- und         Obwohl es gerade in meinem Aufga-

20      DAS ELTERNHAUS
DAS ELTERNHAUS

Welches war deine größte Herausfor-        Was wirst Du ganz bestimmt nicht ver-       lien und das Team im Elternhaus mit
derung in der Elternhauszeit?              missen?                                     der so wichtigen Nähe, wenn sie ge-
  Die größte Herausforderung war             Da fällt mir auf Anhieb eigentlich        wünscht ist. Bald wieder die so wich-
wohl mein Start im Elternhaus durch        nichts ein. Die kleinen Stolpersteine des   tigen Gruppenangebote für Eltern,
den Ausfall meiner „Vorarbeiterin“. Ich    Alltags gehören einfach dazu und wer-       Geschwister und ganze Familien. Wei-
war in der ersten Woche ab dem zwei-       den aus dem Weg geräumt. Sonst wäre         terhin die so tolle Unterstützung durch
ten Tag auf mich gestellt und musste       es auch langweilig.                         die vielen Spender.
mich erstmal alleine in die neuen Auf-
gaben „reinwurschteln“.                    Was wirst du mit deiner vielen freien       Welches Zitat würdest Du dem Eltern-
                                           Zeit anstellen?                             hausteam zum Abschied mit auf den
  Teilst Du mit uns eine oder mehrere        Bei sechs (bald sieben) Enkelkindern      Weg geben?
besondere Begegnungen oder Mo-             im Alter bis 7 Jahren mache ich mir kei-      Du musst dich zu sehr vielen Dingen,
mente in deiner Vertretungszeit?           ne Sorgen, zu viel freie Zeit zu haben.     willst du sie tun, geradzu zwingen!
   Schon mein erster Eindruck vom El-      Außerdem ist mein Mann bereits Rent-        Trotzdem wirkt das – was dir gelungen –
ternhaus war außerordentlich positiv       ner und wir hoffen, jetzt mehr Raum         oft zwingend leicht und ungezwungen.
und ich fühlte mich bereits im Vorstel-    für spontane Unternehmungen und             (Heinz Erhardt)
lungsgespräch herzlich willkommen.         Kurzreisen zu haben. Und es lässt sich
Als ich dann loslegen durfte, habe ich     auch super ohne schlechtes Gewissen         Ergänze bitte folgenden Satz: Wenn
mich vom ersten Tag an als „vollwer-       einfach so oder mit einem guten Buch        ich in fünf Jahren das Elternhaus be-
tiges“ Mitglied des Teams gefühlt und      „chillen“.                                  suche, dann ...
nie nur als Vertretung. Dadurch habe                                                     …..hat sich bestimmt einiges verän-
ich auch gerade bei dem unplanmä-          Welche drei Wünsche würdest du in           dert, aber das Gefühl, willkommen zu
ßigen Einstieg einen tollen Rückhalt       Bezug auf die Zukunft des Elternhau-        sein, empfindet noch immer jeder, der
durch alle Kollegen erfahren. Das Ge-      ses nennen?                                 ins Haus kommt.
fühl, Teil eines funktionierenden Teams      Meine Wünsche sind durch diese
gewesen zu sein auch und gerade wäh-       „verrückte“ Pandemie bestimmt: Bald         Vielen Dank für die letzten zwei Jahre.
rend der herausfordernden Pandemie-        wieder „normales“ Leben für die Fami-
Zeit, wird mir immer in guter Erinnerung
bleiben.
   Ich bin noch immer beeindruckt, mit
welcher Offenheit, Anteilnahme und
Herzlichkeit jedem, der ins Elternhaus
kommt, begegnet wird – egal ob be-
troffene Familie, Mitarbeiter, Ehrenamt-
licher oder „nur“ Besucher.

Gibt es etwas, auf das Du richtig stolz
bist?
  Na klar! Es freut mich sehr, dass ich
viel Anerkennung für meine Arbeit er-
fahren habe und dass ich den Arbeits-
platz gut organisiert an Anne Wucher-
pfennig zurückgeben konnte.

Was wird dir am meisten fehlen?
  Mir wird sicher der Kontakt zu den
Kollegen und zu unseren Ehrenamtli-
chen fehlen und die damit verbundene
Wertschätzung, die ich immer wieder
spüren konnte.

                                                                                                   DAS ELTERNHAUS                21
DAS ELTERNHAUS

 25jähriges Dienstjubiläum von
       Marion Bellmann
                                                                                    Liebe Marion,
                                                                                    herzlichen Glückwünsch zu dei-
                                                                                    nem 25jährigen Dienstjubiläum,
                                                                                    auch im Namen des Eltern-
                                                                                    hausteams und DANKE für eine
                                                                                    vertrauensvolle und verlässliche
                                                                                    Basis unserer Zusammenarbeit.
                                                                                    In dir haben wir eine wunderbare
                                                                                    Kollegin im Elternhaus.

                                                                                    DAGM AR
                                                                                    HILDEBRANDT-LINNE

                                    Du bist eine Kollegin,
                                                      …
              auf die wir uns                 die besonnen in stressigen                   die Ruhe und
              verlassen können                Situationen bleibt                           Gelassenheit ausstrahlt

              der auch Familien               die immer für Familien                       die wie der Fels in der
              gern ihr Herz                   und das Elternhausteam                       Brandung ist, nämlich
              ausschütten                     ansprechbar ist                              fast immer da

              die dafür sorgt,                die den Überblick in                         der ein freundlicher und
              dass wir immer was              allen Räumen des                             hilfsbereiter Umgang
              zu liegen haben ;-)             Elternhauses hat                             miteinander wichtig ist

                                              die zu einer
                                              harmonischen                                 mit der wir Spaß haben
- 1.9.2020
   1.9.1995

                                              Teamatmosphäre                               und von Herzen lachen
                                              beiträgt                                     können

                                              die einen guten Blick für                    mit der wir gut und
                                              Deko hat und für Sauber-                     sicher durch
                                              keit im Elternhaus sorgt                     Coronakrisen kommen

                                    Du bist eine Kollegin, die ihren Job sehr gerne macht und mit der wir einfach sehr
                                    gerne zusammenarbeiten. Wir wünschen uns mit Dir noch ganz viele engagierte
                                    Jahre im Dienst des Elternhauses und hoffen, dass wir noch viele gemeinsame
                                    Arbeitszeiten miteinander gesund verbringen werden.

22    DAS ELTERNHAUS
DIE NACHSORGE

                        Von der Kunst sich
                       überflüssig zu machen
              die Rolle der psychosozialen Arbeit im Elternhaus
                                                  H ANS-HERM ANN MIEST

Früher, als Kind, haben mich die              „Das Ziel ist immer die Wie-             werden. Nach dem Motto: So viel Unter-
Abenteuergeschichten des Baron von          derherstellung der Autonomie               stützung wie nötig, so wenig wie mög-
Münchhausen fasziniert, besonders                                                      lich.
                                             von Patient*innen und Fami-
als er sich am eigenen Schopfe pa-                                                        Ist es nicht erstaunlich, wie viele Pa-
                                              lien. Das Gefühl, nach einer
ckend aus dem Sumpf herauszog, in                                                      rallelen es zwischen einer körperlichen
                                             schweren Erkrankung wieder
dem er zu versinken drohte.                                                            und einer psychischen Unterstützung
                                             sagen zu können: »Ich packe               gibt?
   Heute, als Erwachsener, mache ich
das genaue Gegenteil. Ich bemühe
                                                es wieder allein. Ich fühle               Denn in unserem Selbstverständnis
mich, mich selbst überflüssig zu ma-        mich wieder in der Lage, selb-             befolgen wir als psychosoziales Team
chen. Also nicht wirklich ich als Person,     ständig und selbstwirksam                im Elternhaus ähnliche Regeln. Wir
sondern meine Arbeit.                          mein Leben in die Hand zu               sind da, wenn uns jemand benötigt und
   Wie das??? Drei Fragezeichen.            nehmen.« Dieses Gefühl muss                unsere Hilfe möchte. Wir bieten Unter-
   Um das zu erklären, gehe ich gedank-      doch einfach großartig sein.“             stützung da an, wo sie angefragt wird.
lich ungefähr ein Jahr zurück: Beginn                                                  Wir sind eine Stütze unter vielen, die je-
der Coronakrise, erster Lockdown, gro-                                                 mand aufgrund einer Krise in Anspruch
ße Unsicherheit. Wie gehen wir mit die-                                                nehmen möchte. Wir bieten so viel an
ser Situation um?                           Wir, also die psychosozialen Mitarbei-     wie nötig und so wenig wie möglich.
   Einige Nachsorgeteams aus Eltern-        ter*innen, sollten uns immer wieder        Denn das Ziel ist immer die Wiederher-
vereinen in verschiedenen Städten,          bewusst machen, in welcher Lebens-         stellung der Autonomie von Patient*in-
auch Göttingen, begannen, sich über         situation Familien uns kennenlernen.       nen und Familien. Das Gefühl, nach ei-
Videositzungen regelmäßig auszutau-         Ein Kind der Familie ist gerade er-        ner schweren Erkrankung wieder sagen
schen. „Wie ist die Situation bei euch?     krankt, schwer erkrankt. Das bisherige     zu können: „Ich packe es wieder allein.
Welche Regeln habt ihr? Wie gestaltet       Familienleben wird durcheinander ge-       Ich fühle mich wieder in der Lage, selb-
ihr den Kontakt zu Familien? Was bietet     wirbelt, bisherige Regeln und Alltags-     ständig und selbstwirksam mein Leben
ihr an?“ Es war enorm, mit wieviel Ener-    abläufe passen nicht mehr, Angst vor       in die Hand zu nehmen.“ Dieses Gefühl
gie kreativ Ideen entwickelt wurden, um     einer ungewissen Zukunft. Dafür gibt       muss doch einfach großartig sein, ein
Familien Kontaktmöglichkeiten anzu-         es ein kurzes Wort: Krise. In einer Kri-   Gefühl von innerer Kraft und Stärke.
bieten. Ein immer wieder genanntes          se gelten andere Regeln als sonst, ge-     Und es wäre doch schade, wenn wir
Motiv war: „Die Familien dürfen uns         wohnte Rituale fallen aus. Wertigkeiten    durch ein Überangebot an psychosozi-
nicht vergessen.“                           verschieben sich, soziale Beziehungen      aler Unterstützung das Erlangen dieses
   Diese Frage ließ mich nachdenken.        verändern sich. Das Leben ist instabil.    Gefühls behindern würden.
Ist dies ein legitimes Argument? Für        In dieser Instabilität ist es durchaus        Daher zum Abschluss zwei Sätze an
wen ist es wichtig, dass Familien die       hilfreich, Unterstützung zu erhalten, so   alle betroffenen Familien:
Angebote von psychosozialen Teams           wie Gehhilfen nach einer Beinoperation        „Wir freuen uns, wenn wir Sie in Ihrer
nicht vergessen? Die Frage ist doch:        nützlich sind. Und auch die Gehhilfen      Krise unterstützen können. Und wir
Warum dürfen uns die Familien nicht         sollen nur für einen begrenzten Zeit-      freuen uns, wenn Sie Ihr Leben wieder
vergessen? Ja, ist es nicht vielmehr ein    raum so lang genutzt werden, wie der       eigenständig sinngebend gestalten
erstrebenswertes Ziel, dass die Fami-       eigene Körper sie braucht. Denn die        können.“
lien unsere Unterstützung nicht mehr        Selbstheilungskräfte sollen gleichzeitig      Es ist schön zu merken, wenn die
benötigen und uns vergessen?                aktiviert und der Organismus gestärkt      eigene Arbeit überflüssig wird.

                                                                                                      DIE NACHSORGE                 23
DIE NACHSORGE

      „Das Leben kann nur rückwärts verstanden
       und muss doch vorwärts gelebt werden…“
                                                             ERIKA SÖDER

          „Das zentrale Element dieser Wochenenden ist das Miteinander
          der betroffenen Eltern! Sie geben einander so wertvolle Unter-
          stützung – allein indem die ganz neuen Eltern erleben, dass
          dieses Schicksal zwar für immer das Leben verändert, doch
          dass es möglich ist, auch wieder Lebensfreude zu entwickeln,
          dass es möglich ist, mit der Trauer leben zu lernen.“

     Dies war das Leitmotiv für das Wo-           weitig betreuen zu lassen und für man-     Der Freitagabend wird traditionell damit
     chenende für verwaiste Eltern im             che war es undenkbar, ohne Kinder an-      gestaltet, dass die verstorbenen Kinder
     August 2020. Wer aufmerksam die              zureisen, freuen sich doch gerade die      symbolisch in die Mitte geholt und den
     Artikel im Lichtblick verfolgt, wird viel-   etwas Größeren dabei zu sein. Für die      anderen in ihren Besonderheiten vor-
     leicht stutzen und sich fragen, wieso        meisten ist es nämlich die einzige Ge-     gestellt werden. Wir haben die Anwe-
     Eltern und nicht Familien wie in all den     legenheit im Jahr, mit anderen betroffe-   senden eingeladen, sich einen vielleicht
     Jahren seit etwa Mitte der Neunziger.        nen Geschwistern zusammen zu sein.         sogar magischen Moment mit ihrem
        An dieser Stelle kommt das Corona-          Andererseits gab es auch Eltern, für     Kind auszuwählen, an den sie sich be-
     Virus bereits in den Fokus, denn wir         die diese Konstellation etwas einfacher    sonders gern erinnern und von diesem
     haben im Vorfeld schon entschieden,          schien, denn ist das einzige Kind ver-     den anderen zu berichten. Diese Runde
     dass wir das Wochenende ohne Kinder          storben, ist ein Wochenende ohne Ge-       ist immer hoch emotional, oft mit vielen
     planen, denn die Herausforderung des         schwister mutmaßlich emotional weni-       Tränen verbunden und lässt eine große
     Regelwerkes wie Abstand etc. hielten         ger belastend.                             Nähe in der Gruppe entstehen.
     wir für zu groß. Gleichzeitig war uns          Wir haben mit unserer Entscheidung          Wir hatten jedoch die Planung ohne
     klar, dass wir damit Familien ausgren-       sozusagen das kleinere „Übel“ gewählt,     die Masken gemacht… Natürlich saßen
     zen, denn es war nicht allen möglich,        ein Wochenende nur mit Eltern besser       wir mit entsprechendem Abstand im
     ihre Kinder für ein Wochenende ander-        als gar nicht angesehen…                   Kreis, nur die Paare durften nah beiei-

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