Wir vom DRK - Sicherheit rund um die Uhr DRK-Hausnotruf: DRK Cuxhaven/Hadeln
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Magazin der DRK-Kreisverbände 127 /September 2020 Land Hadeln und Cuxhaven Aus Liebe zum Menschen wir vom DRK www.drk-cuxhaven-hadeln.de DRK-Hausnotruf: Sicherheit rund um die Uhr DRK und Corona BFD oder FSJ? Selbach-Interview 7 DRK bietet Chance 14
Unser Ehrenamt DRK Cuxhaven / Hadeln Ich bin Mitglied. Und du? Helfen zu können, wo Hilfe gebraucht wird, Teil einer Gemeinschaft zu sein – ein tolles Gefühl und unschlagbar wichtig. Machen Sie mit und engagieren Sie sich. Wir informieren Sie gern: 0 47 51. 99 09 - 0 www.drk-cuxhaven-hadeln.de
wir vom DRK Mobilruf bietet beim DRK-Hausnotruf zusätzlich „Sicherheit auf Knopfdruck“ Liebe Leserinnen und Leser, kürzlich durften wir den 1400. Teilnehmer mit einem DRK-Hausnotrufsystem aus- Hausnotruf statten. Seit rund 35 Jahren ist dieses Sys- tem fester Bestandteil unserer Hilfsange- 1400. Anschluss installiert 4-6 bote für ältere, kranke oder körperlich Fragen und Antworten eingeschränkte Menschen. Mich macht es stolz, dass so viele Menschen auf unse- Interview mit Dr. Ralf Selbach 7-13 re Kompetenz vertrauen. Das positive Feedback unserer zufriede- nen Teilnehmer spornt uns dabei zur Weiterentwicklung an. Freiwilligendienste Wichtig ist es für uns aber auch, zu schauen, was es Neues auf Engagement vor Ort 14/15 dem Markt der Sicherheit gibt. Doch erst, wenn wir neue Dinge ausgiebig getestet und uns davon überzeugt haben, dass sie gut Corona-Krise und zuverlässig funktionieren, werden sie von uns auch angebo- Probleme und Lichtblicke 16-19 ten. So auch beim neuen „Mobilruf“, der mit unterschiedlichen Systemen betrieben werden kann. Einige haben wir ausprobiert Ortsvereine und Erfahrungswerte unserer Hausnotrufzentrale eingeholt: Wel- che Geräte laufen am zuverlässigsten und überzeugen in der Defibrillator gestiftet 20/21 Handhabung? Inzwischen ist es soweit: Unser Angebot wurde Blutspende um den „Mobilruf“, der den Nutzern unterwegs und in den eige- nen vier Wänden „Sicherheit auf Knopfdruck“ bietet, erweitert. Stammgäste und Premieren 21-26 Gerne möchte ich an dieser Stelle auch einmal die Gelegenheit nutzen und mich bei allen Kolleginnen und Kollegen für die Un- Seniorenheime terstützung und tolle Zusammenarbeit bedanken. Sie machen Viele Aktionen im Sommer 27-33 alle einen sehr guten Job! Kindertagesstätten Kirsten Lohse (Hausnotruf-Leiterin) Zwei große Bauprojekte 34-41 Jugendrotkreuz Impressum: „Sommertour“ in Cuxhaven 42-44 Die Verlagsbeilage „Wir vom DRK“ erscheint am 30. September 2020 im „Hadler Kurier“ und im „Cuxhaven Kurier“. Jugendhilfestationen Angebote in den Ferien 45-47 Herausgeber: DRK-Kreisverband Land Hadeln (Am Großen Specken 14, 21762 Otterndorf, Telefon: 04751/99090) und DRK-Kreisverband Cuxhaven Erste Hilfe (Meyerstraße 49, 27472 Cuxhaven, Telefon: 04721/42240). Besonderes Hygienekonzept 48 Verantwortlich für den Inhalt: Hartmut Ahlf, Volker Kamps. Viele Gewinne „Wir vom DRK“ erscheint sechs Mal jährlich in einer Auflage von 49 690 Exemplaren. Losaktion für Beschäftigte 49 Leitung Vermarktung: Lars Duderstadt , Ulrike von Holten (stellv.). Infos und Termine Druck: Druckzentrum Nordsee der Nordsee-Zeitung GmbH, Am Grollhamm 4, DRK - alles auf einen Blick 50-54 27574 Bremerhaven 4 Rezept-Serie Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 5. November 2020 Kürbiscremesuppe 55 DRK-Berichte aus den Vereinen und Einrichtungen an die Redaktion können auch an die folgende neue E-Mail-Adresse geschickt werden: wirvomdrk@drk-cuxhaven-hadeln.de.
4 | HAUSNOTRUF WIR VOM DRK Hausnotruf: 1400. Anschluss an ein zuverlässiges System Hans Traeger und dessen Frau bei der Installation des Anschlusses mit Geschenken überrascht / „Unsere Teams sind bestens ausgerüstet“ / Sicherheitsgedanke stand bei der Entscheidung für DRK-Angebot im Mittelpunkt CUXHAVEN / LAND HADELN. In einer nicht möglich, ihm wieder auf die Beine Anmeldung beim DRK-Hausnotruf er- Cuxhavener Wohnsiedlung lebt das Ehe- zu helfen. folgt war, folgte der für Familie Traeger paar Traeger in seinem Einfamilienhaus. „In solchen Situationen ist fachmänni- überraschende Anruf mit der Nachricht: Das Paar organisiert den Alltag weitest- sche Hilfe von außen Gold wert“, weiß „Herr Traeger, Sie sind unser 1400. Teil- gehend selbstständig, auch Lebensmit- Hausnotruf-Einrichtungsleiterin Kirsten nehmer. Dazu möchten wir Ihnen herz- teleinkäufe erledigt Helga Traeger größ- Lohse. „Unsere Teams sind bestens aus- lich gratulieren und Sie mit einem klei- tenteils alleine im nahe gelegenen gerüstet. Jedes unserer Einsatzfahrzeuge nen Präsent überraschen.“ Markt. Jederzeit können die beiden rüsti- ist mit einem Navigationssystem, einer gen Senioren auf die Unterstützung ihrer Erste-Hilfe-Tasche für die Erstversorgung Präsentkorb überreicht Tochter bauen, die gleich nebenan vor Ort und einem Hebekissen, welches wohnt und bei ihren Eltern täglich nach sich beim Aufrichten von Personen be- So installierte Hausnotruftechniker Dirk dem Rechten schaut. Und doch gab es reits häufig als effizientes und für beide von Kroge kürzlich nicht nur das System eine Schlüsselsituation, die den Wunsch Seiten rückenschonendes Hilfsmittel be- im Wohnzimmer der Familie – ein freier nach mehr Sicherheit stärkte: Im März währt hat, ausgestattet.“ Nachdem der Steckplatz an der Telefondose und eine stürzte Hans Traeger. Seiner Frau war es Entschluss gefasst und die telefonische Stromversorgung in erreichbarer Nähe sind ausreichend –, sondern überreichte auch einen mit Leckereien gefüllten Prä- sentkorb. Zusätzlich freuen sich die Neu- kunden über eine kostenfreie Nutzung des Hausnotrufsystems im ersten halben Jahr und die Ersparnis der einmaligen Anschlussgebühr. „Anschließend belaufen sich die monat- lichen Kosten, da ein Pflegegrad vorliegt, lediglich auf 13,90 Euro“, so von Kroge, der nach erfolgreicher Installation und einem Testdurchlauf wichtige Informa- tionen zu örtlichen Gegebenheiten (zum Beispiel Lage des Hauseingangs, Stand- ort des Hausnotruf-Basisgerätes), zur Person (wie Name und Erreichbarkeit des Hausarztes, Vorliegen eines Medika- mentenplans, gegebenenfalls Einsatz von Hilfsmitteln und Name des Pflege- dienstes) sowie Namen und Kontaktda- ten der im Bedarfsfall zu benachrichti- genden Personen in einem Kundenda- tenblatt zusammenfasste. „Wenn Sie das Haus länger als 24 Stunden verlas- sen, melden Sie sich bitte bei der Haus- notrufzentrale ab“, informierte von Kro- Hans Traeger aus Cuxhaven setzt auf den Hausnotruf, der ihm, seiner Frau und der gesamten Fa- ge die Kunden. milie mehr Sicherheit verschafft. (Fortsetzung auf Seite 5)
WIR VOM DRK HAUSNOTRUF | 5 (Fortsetzung von Seite 4) serfeste Notrufauslöser sollte rund um Installation: „Wenn wir mal unterwegs Hans Traeger und auch seine Frau, die die Uhr getragen werden – auch beim sind, gibt uns der Hausnotruf einfach Si- das System kostenfrei mitnutzen kann, Duschen! cherheit.“ haben sich jeweils dazu entschieden, i den sogenannten Funkfinger um den Unkomplizierte Umsetzung Weitere Informationen zum Hals zu tragen. Von Kroge: „Jetzt tragen Hausnotrufsystem, seinen Erwei- Sie Partnerlook.“ Zudem ist er bewusst so klein gehalten, terungs- und auch mobilen Einsatz- Alternativ besteht die Möglichkeit, ihn dass er auch im Alltag kaum jemandem möglichkeiten gibt es telefonisch un- wie eine Uhr am Handgelenk zu befesti- auffällt. ter: (0 47 21) 42 24 25 oder auch im gen. Froh ist auch Tochter Heike über die un- Internet unter www.drk-cuxhaven- Wichtig und entscheidend: Dieser was- kompliziert erfolgte Beauftragung und hadeln.de. »Reicht denn nicht das Telefon?« Hier die Unterschiede – entscheiden Sie selbst. Notruf über das Telefon Notruf über das DRK-Hausnotruf-System Sie müssen Ihr Telefon erreichen und den Hörer abheben. Sie haben per Knopfdruck überall in Ihrer Wohnung Sprech- kontakt mit Ihrer Hausnotruf-Zentrale. Sie müssen die richtige Rufnummer wählen. Die Rufnummer ist im System gespeichert, die Verbindung wird per Knopfdruck automatisch hergestellt. Sie wissen nicht, wo und von wem Ihr Anruf angenommen wird. Sie erreichen sofort einen DRK-Mitarbeiter. Sie müssen neben Ihren Beschwerden, Verletzungen bzw. Alle im Notfall wichtigen Daten und Informationen zu Ihrer den genauen Umständen Ihrer Notlage Ihren Namen, Ihre Person stehen Ihrem Gesprächspartner in der Hausnotruf- Adresse und weitere Angaben zu Ihrer Person mitteilen. Zentrale im Moment des Notrufs automatisch zur Verfügung. Wenn Sie in der Notsituation überfordert sind und z. B. unter Sie müssen nur Ihr akutes Problem beschreiben. Auch wenn Schock stehen oder bewusstlos werden, kann es passieren, dass Sie selber nicht in der Lage sind zu sprechen, wissen die Helfer, Sie gar nicht als Notrufabsender identifiziert werden können. wer Sie sind und wo Sie zu finden sind. Nach der Aufnahme Ihres Notrufes wird aufgelegt – Ihr Ansprechpartner bleibt am Telefon solange bei Ihnen, und Sie warten. bis die Hilfe vor Ort eintrifft. Zu Ihrer Notlage treten weitere Unsicherheitsfaktoren hinzu: Die Art der Hilfeleistung passt sich flexibel an die Situation an. Wer ist auf dem Weg zu mir? Wann trifft die Hilfe ein? Sie erhalten immer die Form von Hilfe, die Sie benötigen und Kommen die Helfer in meine Wohnung? Wird meine Wohnungs- wünschen. Zu jeder Zeit wissen Sie, was gerade passiert tür aufgebrochen? Was muss ich selbst tun? und was Sie erwartet. Hausnotruf Meyerstraße 49 27472 Cuxhaven T 0 47 21 . 42 24-25 F 0 47 21 . 42 24-46 hausnotruf @ drk-cuxhaven-hadeln.de www.drk-cuxhaven-hadeln.de Cuxhaven/Hadeln
6 | HAUSNOTRUF WIR VOM DRK Maximum an Sicherheit DRK hat Angebot um Mobilruf erweitert / Auch unterwegs Sicherheit und 24-Stunden-Service CUXHAVEN / LAND HADELN. Men- entfernt. Sogar im Extremfall, wenn Sie Notruftaste drückt? „Wir wissen sofort, schen wollen sich frei bewegen und ihr zum Beispiel nach einem Unfall an einem wo Sie sind. In der DRK-Hausnotrufzen- Leben möglichst sorglos und entspannt abgelegenen Ort nicht mehr selbst spre- trale erscheinen Ihre hinterlegten Daten gestalten. chen und Ihren Standort beschreiben und Ihre genaue Position umgehend auf Der „Mobilruf“, mit dem das DRK erst können, ermöglicht dies die Satelliten- dem Bildschirm“, so das DRK. kürzlich sein Angebot erweitert hat, ist Ortung (eingeschaltetes Gerät und Funk- eine ideale Lösung für unterwegs und die kontakt vorausgesetzt)“, heißt es beim Direkte Verbindung eigenen vier Wände. DRK, wenn man sich über die Funktiona- lität des Systems informiert. Zugleich werde eine direkte Sprechver- Individuelle Lösung Der DRK-Mobilruf ist ein Angebot für alle bindung zu einem DRK-Mitarbeiter in der Menschen, die gern auf Knopfdruck mit Hausnotrufzentrale hergestellt – rund „Wir bieten Ihnen moderne Kommunika- einer Notrufzentrale verbunden sein um die Uhr, 365 Tage im Jahr: „Dieser tionstechnik und professionelles Notfall- möchten, die Wert auf einfache Bedie- weiß sofort, was zu tun ist. Im Notfall – management auf dem neuesten Stand. nung legen, aber auch für Frischluftfans etwa auch dann, wenn Sie nicht selbst Mit einer ganz auf Sie zugeschnittenen (wie beispielsweise Wattwanderer, Klet- sprechen können – wird sofort die Ret- Mobilruflösung vom Deutschen Roten terer, Angler, Spaziergänger, Radfahrer tungsorganisation vor Ort alarmiert. Die Kreuz schöpfen Sie das heute verfügbare oder Reiter), Angehörige bestimmter Be- Helfer haben bereits auf dem Weg alle Maximum an Sicherheit bei all Ihren Frei- rufsgruppen (zum Beispiel Förster, Land- Informationen über Ihre Lage und die ge- luftaktivitäten aus. Mit Satelliten-Ortung wirte, Mitarbeiter von Sicherheitsdiens- gebenenfalls hinterlegten medizinischen und dem professionellen 24-Stunden- ten) und alle, die ihren Angehörigen und Daten zu Ihrer Person. Wir verständigen Notfallmanagement Ihrer DRK-Hausnot- Freunden ein sicheres Gefühl geben die von Ihnen vorab festgelegten Perso- rufzentrale sind Sie jederzeit nur einen möchten, wenn sie unterwegs sind. nen (unter anderem Angehörige und Knopfdruck von schnellstmöglicher Hilfe Was passiert eigentlich, wenn man die Hausarzt).“ „Es ist eine dankbare und sinnvolle Aufgabe“ Notruf-Team ist Tag und Nacht im Einsatz / Für jede Situation die passende und schnelle Lösung finden / Auch Ute Pieloth-Meyer engagiert sich LAND HADELN / CUXHAVEN. Ute Pie- Weit und breit gab es für mich kein Ziel Kein Einsatz ähnelt dem anderen, immer loth-Meyer gehört zum DRK-Notruf- zu entdecken. Ausgerüstet mit Taschen- muss man sich auf eine unbekannte Si- Team, das rund um die Uhr für schnelle lampe, Handy, Schlüssel und Erste-Hilfe- tuation einstellen und zugunsten der Hilfe sorgt. Sie schildert, wie Einsätze ab- Tasche fand ich eine Zufahrt zu zwei Teilnehmer eine Lösung finden. Es ist laufen können: Häusern in absoluter Alleinlage. eine dankbare und sinnvolle Aufgabe.“ „Meinen ersten Einsatz werde ich nicht vergessen: Anruf von einer Mitarbeiterin Neue Situationen aus Heide mitten in der Nacht. Ein Teil- nehmer hatte den Notrufknopf gedrückt Es brannte nirgendwo ein Licht, die rich- und meldete sich auf Ansprache nicht. tige Hausnummer war versteckt ange- Ute Pieloth-Meyer bracht. Nach Orientierung im Haus ent- gehört zum Team, das Fahrt bei Regen und Sturm deckte ich den Teilnehmer in misslicher in Notfallsituationen Lage unter seinem Rollator im Schlafzim- so schnell wie mög- Bei Sturm und Regen führte mich das Na- mer. Er zeigte Symptome eines Schlag- lich vor Ort ist. vigationsgerät auf einer schmalen Straße anfalls und konnte sich verbal kaum äu- durch hohe Maisfelder in den Wald hi- ßern. nein und zeigte auf unwegsamem Ge- Der angeforderte Rettungsdienst kam lände an: ‘Sie haben das Ziel erreicht, das umgehend, um den Patient zu überneh- Ziel liegt auf der rechten Straßenseite.’ men und in ein Krankenhaus zu bringen.
WIR VOM DRK INTERVIEW | 7 „Mehr Investitionen in den Bevölkerungsschutz“ Dr. Ralf Selbach (Vorstandsvorsitzender des DRK-Landesverbandes Niedersachsen) fordert in „Wir vom DRK“ Konsequenzen angesichts der Corona-Krise / Fachkräftemangel in der Pflege sorgt für wachsende Probleme / Veränderungsprozesse bei ehrenamtlicher Arbeit Vor zehn Jahren hat Dr. Ralf Selbach sein Amt als Geschäftsführer des DRK-Lan- desverbandes Niedersachsen angetre- ten. Dr. Selbach, der in den vergangenen Jahren häufig im DRK-Kreisverbands- haus in Otterndorf zu Gast war und sich über die haupt- und ehrenamtliche DRK- Arbeit im Cuxhavener und Hadelner Raum informierte, ist inzwischen Vor- standsvorsitzender des DRK-Landesver- bandes Niedersachsen. In einem Inter- view mit „Wir vom DRK“ äußert er sich zu verschiedenen Themen, die das DRK beschäftigen – von den Veränderungen ehrenamtlichen Engagements über He- rausforderungen im Rettungsdienst bis hin zu den Bemühungen, mehr junge Menschen für die Mitarbeit im DRK zu begeistern. Ein Thema wurde natürlich auch nicht ausgeklammert: Corona. Mit welcher Wucht hat das Corona-Vi- rus die ehren- und hauptamtliche Ar- beit des Deutschen Roten Kreuzes er- wischt und wo traten und treten aus Dr. Ralf Selbach hat vor zehn Jahren als Landesgeschäftsführer seine Tätigkeit in Hannover auf- Ihrer Sicht die größten Probleme auf? genommen und ist heute Vorstandsvorsitzender des DRK-Landesverbandes Niedersachsen. War man beim DRK eigentlich auf eine solche Ausnahmesituation vorberei- schäftsstelle und Einrichtungen des Lan- chen Kräfte des DRK auf ganz vielfältige tet? Oder besser gesagt: Konnte man desverbandes, dass rund 100 Mitarbeite- Weise, viele quasi an vorderster Front im sich eigentlich – in Form von Katastro- rinnen und Mitarbeiter von einem Tag Rettungsdienst und Sanitätsdienst, in phenschutzszenarien – darauf vorbe- auf den anderen zu Hause mobil arbeiten Krankenhäusern und Pflegeeinrichtun- reiten? mussten, auch unser Einsatzstab. Was gen. Ehrenamtliche Helferinnen und Hel- Selbach: Das DRK ist auf Krisen- und Ka- übrigens hervorragend funktionierte. fer des Roten Kreuzes betreiben mobile tastrophenlagen generell gut vorberei- Unsere Rettungsschulen in Hannover und stationäre Corona-Teststationen im tet, ich möchte in diesem Zusammen- und Goslar, die Familienbildungsstätte in Auftrag von Landkreisen, Gesundheits- hang auch an die Erfahrungen aus der Hannover sowie unsere Bildungsstätten ämtern oder der Kassenärztlichen Verei- Flüchtlingskrise oder aus Flutkatastro- in Bad Pyrmont und Einbeck mussten wir nigung. Andere haben Einkaufshilfen für phen erinnern. Aber eine Pandemie erle- vorübergehend schließen. Mittlerweile Kranke oder Ältere oder Menschen in ben wir in der Praxis auch das erste Mal. hat sich die Situation erfreulicherweise Quarantäne organisiert. Unsere Kitas ha- Natürlich gab es Pandemiepläne. Die entspannt und unsere Einrichtungen dür- ben Notbetreuungen ermöglicht und mit müssen aber stets auch an die jeweilige fen wieder Seminare anbieten. viel Kreativität den Kontakt zu Kindern Situation angepasst werden. Der Lock- Bei der Bewältigung der Corona-Krise und Familien gehalten, um nur einige down im März bedeutete für die Ge- unterstützen die haupt- und ehrenamtli- (Fortsetzung auf Seite 8)
8 | INTERVIEW WIR VOM DRK (Fortsetzung von Seite 7) bunden. Seit Jahren fordern wir übri- dringend nötige Aufstockung finanzieller Beispiele zu nennen. Auf Bundes- und gens, dass mehr für den Bevölkerungs- Mittel durch diese. In Fahrzeuge, mobile Landesebene ist das DRK gemeinsam mit schutz getan werden muss, auch ange- medizinische Versorgungseinheiten und den anderen Hilfsorganisationen in en- sichts neuer Bedrohungslagen. Das be- Schutzkleidung für Einsatzkräfte muss gem Kontakt mit Innen- und Sozialminis- trifft sowohl die Zuständigkeiten des mehr investiert werden. terien sowie in deren Krisenstäbe einge- Bundes, als auch die der Länder und die Auch die wachsenden Vorhalte- und Be- triebskosten können die Hilfsorganisa- tionen nicht dauerhaft selbst tragen. Längst überfällig ist eine Novellierung Ihre Sozialstationen des Katastrophenschutzgesetzes dahin- DRK Cuxhaven/Hadeln gehend, dass unsere ehrenamtlichen Helfer mit denen der Freiwilligen Feuer- wehren gleichgestellt werden. Auch der vielfach diskutierte Voralarm sollte nun endlich umfassend und für alle entspre- chenden Lagen gesetzlich verankert wer- den. Eine der tragenden Säulen des DRK ist das Ehrenamt. In den Ortsvereinen ist die gesellschaftliche Arbeit (insbesondere für die ältere Generation) nahezu voll- ständig zum Erliegen gekommen. Wel- che Folgen hat das aus Ihrer Sicht? Selbach: Das DRK hat eine Fürsorge- pflicht gegenüber Risikogruppen. Das betrifft sowohl seine (aktiven) Mitglie- der, ungebundenen Helferinnen und Hel- fer, als auch Menschen, die Hilfe benöti- gen oder um Hilfe nachfragen. Darüber hinaus gibt es Menschen, die in dieser Krisensituation aktiv werden wollen, und Menschen, die lieber erst einmal Zurück- haltung wahren. Alle Erwartungen muss ein Verband wie das DRK „bedienen“. Das ist in erster Linie die Aufgabe der hauptamtlichen Ehrenamtskoordinato- Aus Liebe zum Menschen. rinnen und -koordinatoren, die aktuelle Informationen bereithalten, beraten und Sie möchten auch im Alter oder im Falle Sozialstation einer pflegebedürftigen Krankheit weiterhin Cuxhaven den Erwartungen und Wünschen der eh- in Ihren eigenen vier Wänden wohnen? 0 47 21.42 24 24 renamtlich Engagierten ein jeweiliges Wir helfen Ihnen dabei, die Vorzüge Ihrer Sozialstation Forum geben. vertrauten Umgebung zu genießen, sich Samtgemeinde Hadeln Es gibt auch ehrenamtlich Engagierte, rundum sicher und versorgt zu fühlen und 0 47 51.99 09 91 die die „Hoch-Zeit“ der Pandemiephase bieten Ihnen viele Pflege- und Unterstüt- mit „Hilflosigkeit“ und „Einsamkeit“ er- Sozialstation zungsangebote. lebt haben. Denn „klassische“ ehren- Am Dobrock/Sietland 0 47 77.8 00 91 90 amtliche DRK-Betätigungsfelder der Lernen Sie unsere vielfältigen Möglichkei- ten kennen! Wir sind jederzeit für Sie da Sozialstation Wohlfahrts- und Sozialarbeit kamen teil- und informieren Sie gerne in einem persön- Hemmoor/Börde Lamstedt weise ganz zum Erliegen, wie zum Bei- lichen Gespräch. 0 47 71.6 46 50 spiel Hausbesuche, Bewegungsangebo- te für die Zielgruppe älterer Menschen oder Tagesangebote in Pflegeeinrichtun- gen. Es entstanden aber auch vielerorts www.drk-cuxhaven-hadeln.de Cuxhaven/Hadeln neue, alternative Aktivitäten, an denen (Fortsetzung auf Seite 9)
WIR VOM DRK INTERVIEW | 9 (Fortsetzung von Seite 8) sich unterschiedliche Altersgruppen be- teiligen können wie zum Beispiel die Nachbarschaftshilfe oder das Nähen von Alltags-Masken. Und in vielen Fällen nutzten die pausierenden Ehrenamtli- chen die Zeit, um Aktivitäten für die Zu- kunft neu zu überdenken und zu planen: Wie können zukünftig Weihnachtsfeiern aussehen und wie können zum Beispiel Jahreshauptversammlungen geplant werden. Wo „klassische“ ehrenamtliche Betätigungsfelder nicht wieder so schnell zu aktivieren waren oder sind, kann man über einen Zeitraum auf hauptamtliches Personal zurückgreifen oder die Kontakte in digitaler Form und per Telefon umsetzen. Im zukünftig ver- stärkten Einsatz von Digitalisierung in der sozialen Kommunikation liegt zwar nicht der volle Ersatz, aber eine Überbrü- ckungsmöglichkeit, um in Kontakt zu bleiben und für Beschäftigung zu sorgen. Beispiel: das Versenden von kleinen Ta- gesbotschaften oder von Bewegungs- übungen. Ehrenamtlich wurden weiterhin Blut- spendetermine organisiert – unter be- sonderen Hygiene- und Vorsichtsmaß- nahmen. Wie haben die Spenderinnen und Spender reagiert? Selbach: Die akute Lockdown-Phase war von einer außergewöhnlich hohen Spendebereitschaft geprägt. Die Bevöl- Kommen wir zum Hauptamt: In den Kin- ten in vollem Umfang und die Beschäf- kerung hat die Spendeterminangebote dertagesstätten wurde der Betrieb coro- tigten arbeiten wieder im Präsenzbe- unseres Blutspendedienstes gut ange- nabedingt nahezu eingestellt. Jetzt soll trieb, also bei den Kindern in der Kinder- nommen. Eine er (weitgehend) tageseinrichtung. Dies klingt zunächst, Vielzahl an Termi- normal wieder als sei alles wieder so – und so kommt es nen ist zum „Aufgrund der hohen Spendebereit- stattfinden. Wie bei den Eltern auch oft an – wie vor der Schutz unserer schaft und des geringeren Blutbedar- sieht diese „Nor- Corona-Pandemie. Das ist jedoch ein fes der Kliniken war die Blutversor- ehrenamtlichen gung in Niedersachsen jederzeit gewähr- malität“ aber nicht ganz stimmiger Eindruck, denn die Helferinnen und leistet.“ aus? Halten Sie Pandemie besteht fort und macht es er- Helfer oder auf- den Kurs und die forderlich, dass strenge Hygienevor- grund fehlender Konzepte der schriften und Abstandsregelungen ein- coronageeigneter Spendelokale ausge- Landesregierung für angemessen und gehalten werden müssen, um die Aus- fallen. Aufgrund der hohen Spendebe- richtig? breitung des Corona-Virus möglichst ge- reitschaft und des geringeren Blutbedar- Selbach: Nach der Notbetreuung von ring zu halten. Dies beeinflusst den pä- fes der Kliniken war die Blutversorgung Kindern, deren Eltern bestimmten (und dagogischen Alltag deutlich, vor allem in Niedersachsen jederzeit gewährleis- explizit benannten) systemrelevanten im Bereich der Entwicklung sozialer tet. Die Spendebereitschaft hat in den Berufen zugehörig waren, folgte die Kompetenzen, aber auch im Blick auf die heißen Sommertagen nachgelassen. Es schrittweise Öffnung der Kitas, der soge- Förderung der Selbstständigkeit. gilt nun, trotz der erschwerten Bedingun- nannte eingeschränkte Betrieb. Seit dem Auch die Elternarbeit steht noch vor He- gen, die Motivation zur Blutspende auf- 1. August 2020 gilt nun wieder der Re- rausforderungen, denn die wichtigen recht zu halten. gelbetrieb. Die Betreuungsverträge gel- (Fortsetzung auf Seite 10)
10 | INTERVIEW WIR VOM DRK (Fortsetzung von Seite 9) Tür-und-Angel-Gespräche und die Ge- staltung von Elternabenden oder Festen sind durch die Hygienevorschriften stark eingeschränkt. Für die Mitarbeiter ist es eine Herausforderung, den Spagat zwi- schen dem Recht der Kinder auf Bildung und die oft im Widerspruch dazu stehen- de Einhaltung des Infektionsschutzes zu meistern. Die Mitarbeiter in Kindertageseinrichtun- gen freuen sich, dass mit dem Regelbe- trieb seit dem 1. August die pädagogi- sche Arbeit wieder mehr in den Vorder- grund getreten ist, pädagogische Kon- zepte wieder zum Tragen kommen. Sie sind aber auch teilweise um die eigene In den Kindertagesstätten sei – so Selbach – mit dem Regelbetrieb seit dem 1. August „die pä- Gesundheit besorgt, da die Arbeit mit dagogische Arbeit wieder mehr in den Vordergrund getreten“ und pädagogische Konzepte kämen Kindern weder das Tragen von Masken wesentlich mehr zum Tragen. (Foto: Paul-Philipp Braun / DRK) noch die Einhaltung von Abständen in der täglichen Arbeit möglich macht. Hier und nach aber trotz steigender Corona- diensten ist höchst unterschiedlich. In fühlen sich die Mitarbeiter, wenn es um Zahlen aufgeweicht wurde? Läuft man der Tagespflege gab es zunächst ver- ihren Gesundheitsschutz geht, einem Ri- nicht Gefahr, durch die Zunahme von Be- mehrt Absagen durch Gäste aufgrund siko ausgesetzt. Dies betrifft insbesonde- suchsmöglichkeiten eine Ausbreitung der Angst vor einer Infektion mit Corona. re Mitarbeiter, die aufgrund einer chroni- des Corona-Virus in diesen Einrichtun- Dann kamen die Phasen der behördli- schen Erkrankung oder einer dauerhaf- gen zu riskieren – mit all ihren Folgen? chen Schließung und teilweisen Wieder- ten Einschränkung des Immunsystems Selbach: Die Corona-Pandemie ist ein öffnung mit begrenzten Platzkapazitä- stärker gefährdet sind. Ereignis, das auch die Seniorenheime in ten. Mittlerweile gibt es keine direkte Be- Anzumerken bleibt, dass es im Fall eines dieser Form noch nicht zu bewältigen schränkung der Platzkapazitäten mehr. Ansteigens der Infektionszahlen auf der hatten. Die massiven Einschränkungen Aufgrund der Anforderungen an den In- Grundlage des Infektionsschutzgesetzes waren zu Beginn der Pandemie sicher fektionsschutz sind aktuell trotzdem nur wieder zu Einschränkungen des Regelbe- richtig, da der Verlauf nicht absehbar ge- 50 bis 70 Prozent der Plätze belegbar. triebs kommen wesen ist und kann. Das zustän- „Für die Mitarbeiter in den Kindertagesstät- der Gesamt- Das DRK Cuxhaven/Land Hadeln hat dige Kultusminis- ten ist es eine Herausforderung, den Spa- verlauf deut- frühzeitig damit begonnen, alle 14 Tage gat zwischen dem Recht der Kinder auf Bil- terium unterschei- dung und die oft im Widerspruch dazu stehen- lich drastischer die in der Pflege tätigen Beschäftigten det dabei drei Sze- de Einhaltung des Infektionsschutzes zu meis- prognostiziert auf das Corona-Virus zu testen. Dies be- narien: Szenario A tern.“ wurde, als er deutet eine erhebliche finanzielle Belas- beschreibt den au- bisher einge- tung, die aber seit Monaten als Vorsor- genblicklich geltenden Regelbetrieb, treten ist. Die Maßnahmen schrittweise gemaßnahme eigenverantwortlich Szenario B den eingeschränkten Betrieb. und kontrolliert zurückzufahren ist eben- durchgezogen wurde und wird und in- Bei Szenario C gilt wieder der Notbe- falls richtig, da die Einschränkungen eine zwischen auf die gesamte Belegschaft trieb, bei dem die Infektionslage dazu starke Belastung für pflegebedürftige ausgeweitet worden ist. Wie sieht das in führt, dass Gruppen oder die Einrichtung Menschen und deren Angehörige bedeu- anderen Regionen aus? Und: Wäre es geschlossen werden und nur einzelne ten, die langfristig ebenfalls zu einem nicht Aufgabe des Staates, solche Tests Kinder, deren Eltern in systemrelevanten großen Schaden führen könnten. in den sensiblen Bereichen der Pflege Berufen arbeiten, aufgenommen werden und Kitas zu finanzieren oder zumindest können. Wie hat sich Corona in den ambulanten mitzufinanzieren? Schließlich hat man es und teilstationären Einrichtungen (Sozi- gerade im Bereich der Pflege ja mit Risi- Problematisch gestaltete sich auch in Se- alstationen und Tagespflege) ausge- kogruppen zu tun. niorenheimen die Aufrechterhaltung ei- wirkt? Selbach: Ein ähnlich umfassendes Vor- nes halbwegs „normalen“ Betriebes. Ist Selbach: Für beide Versorgungsformen gehen ist uns aus anderen Regionen es aus Ihrer Sicht richtig gewesen, zu- bedeutet der gestiegene Infektions- nicht bekannt. Es wäre sicher grundsätz- nächst ziemlich rigide eine Art „Kontakt- schutz einen Mehraufwand. Das Kun- lich zu begrüßen. Allerdings braucht es sperre“ auszusprechen, die jetzt nach denverhalten in den ambulanten Pflege- (Fortsetzung auf Seite 11)
WIR VOM DRK INTERVIEW | 11 (Fortsetzung von Seite 10) dafür die Umsetzung einer wirksamen und finanzierten Teststrategie für ganz Niedersachsen, die die Bereiche von Risi- kogruppen besonders berücksichtigt. Dabei sind natürlich die Testkapazitäten insgesamt zu berücksichtigen. Stichwort Pflege: Wie kann das DRK in seinen Einrichtungen dem personellen Engpass im Bereich der Pflege begeg- nen? Welches Szenario erwarten Sie ge- nerell in den kommenden Jahren und Jahrzehnten angesichts der absehbaren Diskrepanz zwischen der Zahl qualifizier- ter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Zahl der Pflegebedürftigen? Ist ein Desaster überhaupt noch zu vermeiden? Selbach: Es liegen die Ergebnisse einer Studie der Universität Bremen über die Einführung einer einheitlichen Personal- bemessung in der vollstationären Pflege vor, die einen nicht unerheblichen Mehr- personalisierungsbedarf ergeben. Hier- für bedarf es nun eines mehrstufigen und systematischen Umsetzungskonzeptes, da das benötigte Personal schlichtweg nicht vorhanden ist. Um mehr Menschen dafür zu begeistern, einen Pflegeberuf zu ergreifen, ist eine allgemeine gesell- schaftliche Aufwertung dieser Tätigkeit seit langem überfällig. Ein anderes Thema: Das DRK hat – eben- so wie andere Verbände und Organisa- demie zeigen, dass überall Menschen dernisse der ehrenamtlich Engagierten tionen – mit der Entwicklung zu kämp- selbstlos gern mit anpacken und helfen. mit der ehrenamtlichen Aufgabe/Aktivi- fen, dass sich im ehrenamtlichen Bereich Was wir als DRK zusammen mit anderen tät. Und auch hier steht hauptamtliche immer weniger Menschen engagieren „klassischen“ Organisationen wahrneh- Ehrenamtskoordination vermittelnd zur wollen. Mit welchen innovativen Kon- men, ist, dass eine Mitgliedschaft in ei- Seite. Die Lösung liegt unserer Erfahrung zepten begegnen Sie dieser Entwicklung nem Ehrenamt nicht sofort eingegangen nach zum einen in einer vielschichtigen oder ist es ein (verlorener) „Kampf ge- wird. Stattdessen gibt es sogenannte Angebotspalette für ehrenamtliches En- gen Windmühlen“? „ungebundene Helfende“, die in be- gagement und zum anderen in der Selbach: Die pauschale Aussage, dass stimmten Hilfe-Situationen wie der Coro- Schaffung arbeitsteiliger Strukturen, um sich immer weniger Menschen ehren- na-Pandemie oder regionalen Flutwar- „ungeliebte“ Aufgaben auf mehr Schul- amtlich engagieren wollen, kann ich nungen kurzfristig und für diese Aktion tern zu verteilen. Hier bietet sich ein wei- nicht bestätigen. Der letzte Freiwilligen- zeitlich begrenzt einspringen möchten. tes Experimentierfeld in erster Linie auf survey und neuere Umfragen ergeben, Weniger Menschen möchten sich lang- der Ebene der Ortsvereine und Kreisver- dass rund 45 Prozent der Bevölkerung in fristig für die nächsten Jahre an ein Eh- bände an. Deutschland ehrenamtliches Engage- renamt fest binden. Sie sind daher zum ment ausüben oder dazu bereit sind. Und Beispiel weniger am Ehrenamt als Orts- Wie begeistert das DRK junge Menschen laut dem letzten Freiwilligensurvey ist vereins-Vorstand interessiert. Es gilt für ein ehrenamtliches Engagement? Mit das Bundesland Niedersachsen eines der auch für das DRK, sich an diese veränder- Angeboten des Jugendrotkreuzes in sei- meist aktiven Bundesländer. Die Zeit der te Nachfrage anzupassen. In den Vorder- nen Orts- und Kreisgruppen allein ist es erhöhten Flüchtlingszahlen und die dies- grund rückt das Matching: das Zusam- wahrscheinlich nicht getan, oder? jährige Entwicklung in der Corona-Pan- menbringen der Vorstellungen und Erfor- (Fortsetzung auf Seite 12)
12 | INTERVIEW WIR VOM DRK (Fortsetzung von Seite 11) che Vorgaben und den Entzug von Fi- Selbach: Die Jugendorganisation im nanzmitteln zu verhindern. Das erste Verband ist das eigenständige Jugend- Treffen des Bündnisses fand am 18. Fe- rotkreuz, das mit einer breiten Aktivitäts- bruar 2020 statt, Anlass war der am 8. palette Möglichkeiten bietet, junge Men- Januar 2020 von Bundesminister Spahn schen für DRK-Aufgaben und -Inhalte zu vorgelegte Gesetzentwurf zur Reform begeistern. Immer attraktiver wird auch der Notfallversorgung. der Mix der Generationen: Gerade die Die Bündnispartner waren sich einig: Corona-Pandemie zeigt uns, dass das Wenn die Pläne des Bundes Wirklichkeit technisch-digitale Know-how junger werden, wird ohne Not in Landeskompe- Menschen den älteren Personen und tenzen eingegriffen und der funktionie- nicht so technikaffinen Menschen eine rende Rettungsdienst ohne Not gefähr- wichtige Hilfestellung leistet. Aber auch det. Die Pläne des Bundes würden dem die Mischung beim Blutspende-Termin funktionierenden System in Niedersach- macht´s. Sei es, dass sich zum Beispiel sen auf einen Schlag Finanzmittel in Jugendrotkreuzler um die von Blutspen- Höhe von mehr als 302 Millionen Euro denden mitgebrachten Kinder kümmern „Alarmstufe Rot“: „Nicht ohne Not in Lan- pro Jahr entziehen. Der Rettungsdienst deskompetenzen eingreifen und den funktio- oder die Begleitung von Erstspendenden nierenden Rettungsdienst gefährden“, warnt ist wesentlicher Teil unseres vernetzten übernehmen. Auch hier lassen sich be- Dr. Selbach vor einer vom Bund geplanten Ge- Bevölkerungsschutzes nach Landesrecht, stimmt noch mehr Aktivitäten für junge setzesänderung hinsichtlich der Zuständigkei- was durch die innerverbandliche Vernet- Menschen schaffen. ten. zung von haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräften sowie materieller Res- Wie hat sich die Zahl der Mitglieder in gesundheitsminister Spahn angestoße- sourcen ein schnelles, koordiniertes Han- den vergangenen zehn Jahren entwi- nen Strukturreform in diesem Bereich? deln auch im Katastrophenfall ermög- ckelt? Das Deutsche Rote Kreuz ist ja licht. Hochproblematisch wäre die im nicht nur auf aktive, sondern auch auf Selbach: Das Bündnis „Rettet die 112 Gesetzentwurf gegenwärtig vorgesehe- passive Mitglieder mit ihren Beiträgen und den Rettungsdienst“ hat sich im ne Grundlohnsummenbindung. Dann angewiesen. September 2019 auf Initiative des Nie- könnten wir auf Dauer nicht einmal mehr Selbach: Das Rote Kreuz hat eine mehr dersächsischen Landkreistages (NLT) die Tarifsteigerungen finanzieren – nicht als 160-jährige Geschichte. Wir sind und wesentlich auch des DRK in Nieder- auszumalen, was das für die Patienten- weltweit die größte und bekannteste sachsen gegründet. Ihm sind praktisch versorgung bedeuten würde: Das wäre Hilfsorganisation. Im Gegensatz zum eh- alle niedersächsischen Landkreise, die buchstäblich lebensgefährlich. renamtlichen Engagement können wir in Region Hannover, die landesweit im Ret- Einig waren sich die Bündnispartner der Tat eine Abnahme passiver Mitglie- tungsdienst tätigen Hilfsorganisationen auch darin, dass das Hauptproblem bei der verzeichnen. Dies hängt zum Teil mit wie das Deutsche der Versorgung der der demografischen Entwicklung unserer Rote Kreuz, die Jo- Patienten im aktu- „Im Gegensatz zum ehrenamtlichen Enga- Gesellschaft zusammen. Ein Teil unserer hanniter-Unfall- gement können wir in der Tat eine Abnah- ell nicht funktio- passiven Mitglieder stammt noch aus ei- Hilfe Niedersach- me passiver Mitglieder verzeich- nierenden ärztli- ner Generation, die den letzten Welt- sen/Bremen, der nen. Dies hängt zum Teil mit der demogra- chen Bereitschafts- krieg miterlebt hat. Arbeiter Samariter fischen Entwicklung unserer Gesell- dienst liege. Hier Die nachwachsenden Generationen bin- Bund Niedersach- schaft zusammen.“ müsse der Bund den sich zum Teil nicht so lange in einer sen und der Malte- die Regelungen so Mitgliedschaft, sondern wechseln diese ser-Hilfsdienst in Niedersachsen, der verschärfen, dass ein verbindlicher und häufiger. Daher ist auch hier mehr Fluk- Landesverband der privaten Rettungs- verlässlicher kassenärztlicher Bereit- tuation zu verzeichnen. dienste in Norddeutschland, weitere schaftsdienst den Patienten rund um die Landesverbände des Deutschen Land- Uhr telefonisch und durch einen aufsu- Im Landkreis Cuxhaven gibt es seit Jah- kreistages, der Fachverband Leitstellen, chenden Notdienst schnell hilft. ren ein zähes Ringen um die Finanzie- der Niedersächsische Städtetag, der Nie- Dass Katastrophen und Krisen nur zu be- rung und Strukturierung des Rettungs- dersächsische Städte- und Gemeinde- wältigen sind, wenn eine große Basis an dienstes. Auch der DRK-Landesverband bund und zahlreiche Gemeinden und qualifizierten ehrenamtlichen Kräften zur engagiert sich mit anderen Verbänden Städte sowie weitere Organisationen Verfügung steht, zeigt uns auch diese und Kommunen im niedersächsischen beigetreten. Ziel des Bündnisses ist, den Pandemie sehr deutlich. Dies sind zum Bündnis „Rettet die 112 und den Ret- Rettungsdienst als kommunal getragene Beispiel Menschen, die sanitätsdienstli- tungsdienst!“. Was steckt dahinter und Aufgabe der Länder zu erhalten und Ver- che und medizinische Kenntnisse haben was befürchten Sie bei einer von Bundes- schlechterungen durch bundesgesetzli- (Fortsetzung auf Seite 13)
WIR VOM DRK INTERVIEW | 13 (Fortsetzung von Seite 12) Selbach: Das DRK ist der größte Anbie- gendienstes aus. Hier ist die Politik ge- oder im Umgang mit chemischen, biolo- ter im Bereich der Freiwilligendienste. fragt, denn ein Freiwilligendienst sollte gischen, radioaktiven und nuklearen Vor allen Dingen bieten sie die Möglich- für jeden, der es möchte, auch möglich Stoffen bei Notfällen geschult sind. Sie keit, soziale Berufe kennenzulernen, sich sein. müssen Hand in Hand mit den haupt- zu engagieren und auch beruflich zu ori- amtlichen Kräften des Rettungsdienstes entieren. In den vergangenen Jahren gab Abschlussfrage: Ihr Wunsch für die DRK- arbeiten. Daher muss der Rettungsdienst es einen steten Zuwachs bei den Freiwil- Arbeit im kommenden Jahr? Wahr- vorrangig an Hilfsorganisationen wie das ligendiensten des DRK, insbesondere im scheinlich, dass die Corona-Glocke ver- Rote Kreuz vergeben werden, die zu- Vergleich zu anderen Trägern. In diesem schwindet, unter der das DRK agiert? gleich eine solche Basis an ehrenamtli- Jahr gibt es aufgrund der Umstellung von Selbach: Wir wünschen uns natürlich, chen Kräften vorhalten, ausstatten und G 8 auf G 9 einen abiturfreien Jahrgang dass wir weiterhin überall da helfen kön- permanent schulen. Dies sollte rechtssi- in Niedersachsen. nen, wo wir gebraucht werden. Und wir cher gestaltet und entsprechend im Nie- Daraus resultiert eine geringere Anzahl freuen uns über jeden, der uns dabei un- dersächsischen Rettungsdienstgesetz fi- an Teilnehmerinnen und Teilnehmern im terstützt. Ob als Fördermitglied, durch xiert werden, durch die Aufnahme der Bereich der Freiwilligendienste, sodass ehrenamtliches Engagement, hauptamt- sogenannten Bereichsausnahme. einige Stellen nicht besetzt werden liche Tätigkeit oder Spenden. konnten. Dennoch wünschen wir uns, Selbstverständlich wäre es fantastisch, Um Engpässe in vielen Bereichen, die dass der Freiwilligendienst mehr gesell- wenn sich das Corona-Virus quasi „in das DRK betrifft, ansatzweise zu beseiti- schaftliche Anerkennung erfährt, etwa Luft auflöst“. Aber dafür sind wir zu rea- gen, setzen auch Sie auf Freiwilligen- bei zukünftigen Ausbildungsbetrieben listisch, um damit zu rechnen. Wir wer- dienste. Doch längst nicht alle ausge- und Arbeitgebern, aber auch in finanziel- den aber Wege finden, damit zu leben. schriebenen Stellen werden besetzt. Wo- ler Hinsicht zum Beispiel durch die kos- Als Rotes Kreuz werden wir auch weiter- ran liegt das? Hat das DRK ein Imagepro- tenfreie Nutzung von öffentlichen Ver- hin dazu unseren Beitrag leisten, zum blem oder stimmen die Rahmenbedin- kehrsmitteln. Diese Aspekte wirken sich Schutz und zum Wohl der Bevölkerung gungen seitens der Politik nicht? generell auf das Image des Freiwilli- auch in dieser Pandemiesituation.
14 | FREIWILLIGENDIENST WIR VOM DRK Freiwilligendienste im DRK: Engagement vor Ort beim DRK Möglichkeiten im Bereich der DRK-Kreisverbände Land Hadeln und Cuxhaven CUXHAVEN / LAND HADELN. Das Pflichtjahr für alle und einen ‚Freiwilligen Um die Vergütung nicht zu sehr in den Deutsche Rote Kreuz ist der größte Trä- Wehrdienst im Heimatschutz’. Was wir Vordergrund zu rücken, aber die Freiwil- ger für Freiwilligendienste in Deutsch- jedoch ablehnen, ist ein Wettbewerb der ligendienste dennoch attraktiver und für land. Und auch im Bereich der DRK- Angebote für Freiwilligendienste, der vor Menschen aller Bevölkerungsgruppen Kreisverbände Land Hadeln und Cuxha- allem über monetäre Anreize geführt zugänglich zu machen, fordert das DRK ven sind Interessierte gefragt, die sich wird“, sagt DRK-Präsidentin Gerda Has- nicht nur eine höhere Entlohnung, son- beim DRK für einen solchen Freiwilligen- selfeldt. dern auch kostenlose Bahn- und ÖPNV- dienst interessieren – ob im Rahmen ei- Der geplante „Freiwillige Wehrdienst im Tickets für alle Freiwilligen: „Außerdem nes „Freiwilligen Sozialen Jahres“ oder Heimatschutz“ bei der Bundeswehr solle schlagen wir vor, die schulischen Ab- des „Bundesfreiwilligendienstes“. mit rund 1550 Euro pro Monat vergütet schlussnoten nach einem Freiwilligen- Koordinationsstelle ist dabei der DRK- werden. Teilnehmer der „klassischen“ dienst im Nachgang um 0,2 Punkte zu Landesverband Niedersachsen, der mit Freiwilligendienste (Freiwilliges Soziales verbessern sowie einen Rentenpunkt für Fachkompetenz und Engagement Frei- Jahr, Freiwilliges Ökologisches Jahr, ein Jahr Freiwilligendienst zu veranschla- willige und Einsatzstellen zusammen- Bundesfreiwilligendienst oder „Interna- gen.“ bringt und diese auch betreut: „Wir bie- tionaler Freiwilligendienst“) erhielten Das DRK biete im „Freiwilligen Sozialen ten eine Vielzahl an Einsatzstellen, die je derzeit ein „Taschengeld“ von wenigen Jahr“ – siehe auch Seite 15 – 12 000 nach Begabung und Interesse unter- Hundert Euro. „Der Unterschied bei der Plätze an; mehr als jeder andere Wohl- schiedliche Chancen der persönlichen Vergütung ist zu groß. Es darf nicht der fahrtsverband. Hinzu kämen rund 3000 und beruflichen Entwicklung eröffnen.“ Eindruck eines Zwei-Klassen-Systems Plätze beim Bundesfreiwilligendienst. Unabhängig davon fordert das DRK bes- zwischen zivilem und militärischem i sere Rahmenbedingungen für den frei- Dienst entstehen, der zu Frustration bei Einen Link zur Bewerbung für willigen Einsatz. „Die Corona-Pandemie denjenigen führen könnte, die sich im eine Tätigkeit im Freiwilligen- zeigt, wie wichtig ehrenamtliches und Rahmen der Freiwilligendienste in der dienst vor Ort gibt es auch im Internet freiwilliges Engagement für den Zusam- Altenpflege, in Kitas, in der Jugendhilfe auf der DRK-Homepage www.drk- menhalt unserer Gesellschaft ist. Wir be- oder anderen sozialen Bereichen enga- cuxhaven-hadeln.de (Stichwort: grüßen daher auch die Debatte um ein gieren“, so Hasselfeldt weiter. „Stellenangebote“). Aus Liebe zum Menschen. Wir haben einen Job für Sie! Sind Sie interessiert? www.drk-cuxhaven-hadeln.de/stellenangebote Cuxhaven/Hadeln
WIR VOM DRK FREIWILLIGENDIENST | 15 Freiwilligendienste Soziales Engagement beim DRK – dein Pluspunkt im Lebenslauf. Sammle bei uns erste Berufserfahrungen, gewinne Einblick in soziale Bereiche und beeindrucke deine späteren Arbeitgeber*innen. Während deines Freiwilligendienstes kannst du dich in einer sozialen Einrichtung engagieren, deinen Weg finden und gleichzeitig die Wartezeit auf einen Studienplatz oder eine Ausbildungsstelle sinnvoll nutzen. Neben der praktischen Tätigkeit in deiner Einsatzstelle nimmst du an unseren Bildungsseminaren teil. Diese verteilen sich auf fünf Wochen und finden in der Regel als Übernachtungsseminar statt. Für wen ist das FSJ geeignet? Für wen ist der BFD-U27 geeignet? • Alter: 16 bis 26 Jahre • Alter: 16-26 Jahren • Beginn: in der Regel im August • Beginn: in der Regel im September • Umfang: Vollzeit • Umfang: Vollzeit • Dauer: in der Regel 12 Monate • Dauer: 6 bis 18 Monate • Seminare: 25 Bildungstage • Seminare: 25 Bildungstage (bei 12 Monaten) (bei 12 Monaten), davon 5 Tage politische Bildung Für wen ist der BFD-27 Plus geeignet? • Alter: ab 27 Jahren • Beginn: in der Regel im September • Umfang: Vollzeit oder Teilzeit (mehr als 20 Stunden) • Dauer: 6 bis 18 Monate (in der Regel 12 Monate) • Seminare: 12 Bildungstage (bei 12 Monaten) Online-Bewerbung und weitere Informationen auf unserer Homepage: https://freiwilligendienste.drk-nds.de E-Mail: bfd@drklvnds.de / fsj@drklvnds.de
16 | CORONA-KRISE WIR VOM DRK Pflege: „Läuft doch alles normal wieder – oder?“ Abteilungsleiter Christian Stollmeier wirft einen differenzierten Blick auf die Auswirkungen der Corona-Krise und warnt vor voreiligen Entwarnungen LAND HADELN / CUXHAVEN. Christi- Zudem wurde versucht, unsere Kontroll- und Bewohner, aber natürlich auch um an Stollmeier ist beim hiesigen DRK der maßnahmen zu umgehen, indem man den Schutz unserer Mitarbeiterinnen und für den Pflegebereich zuständige Abtei- über Zäune geklettert ist und so in die Mitarbeiter geht. Um nicht mehr, aber lungsleiter. Er beleuchtet im nachfolgen- Gebäude gelangen wollte. Manchmal auch nicht um weniger. den Bericht die aktuelle Situation im Be- konnte man den Eindruck gewinnen, reich der stationären, teilstationären und dass uns unterstellt wird, dass es uns Dankbarkeit von Angehörigen ambulanten Pflege in Corona-Zeiten: Spaß macht, die Bewohnerinnen und Be- wohner unserer Pflegeeinrichtungen von Es gab aber nicht nur Unverständnis, „Sechs Monate Corona: Läuft doch alles ihren Angehörigen fernzuhalten. sondern an ganz vielen Stellen auch Zu- wieder normal in unseren Einrichtungen spruch und Dankbarkeit von Angehöri- – oder? Mitnichten! Auch wenn das Um- „Nicht mehr, nicht weniger“ gen gegenüber unseren Mitarbeiterin- feld unserer Einrichtungen sowie eigent- nen und Mitarbeitern. Die zurückliegen- lich das gesellschaftliche Leben insge- Wir können Ihnen auch an dieser Stelle den Wochen und Monate geben uns mit samt uns dies tagtäglich suggerieren nur noch einmal versichern, dass es uns unseren Maßnahmen bis heute zumin- will: Die Maskenpflicht wird eher als not- um das Wohl unserer Bewohnerinnen (Fortsetzung auf Seite 17) wendiges Übel angesehen und gerne auch mal vergessen oder der Sommerur- laub musste im Ausland stattfinden und die Ansteckungsgefahren in vielen Re- gionen wurden einfach ignoriert. Christian Stollmei- So gibt es viele Beispiele, die den Ein- er ist beim DRK in druck entstehen lassen, dass die Gefahr Cuxhaven und Land des Corona-Virus eigentlich vorbei war. Hadeln für den Be- Dass das nicht so zu sein scheint, zeigen reich der Pflege zu- ständig. Er sieht zwar die steigengenden Fallzahlen nicht nur in eine gewisse Entspan- Deutschland. nung in der Corona- Daher haben wir uns in den Pflegeein- Krise, allerdings richtungen von der trügerischen Ruhe im warnt er auch vor Eu- Juni und Juli in Bezug auf die Anste- phorie bei der Be- kämpfung der Pande- ckungszahlen mit dem Coronavirus nicht mie und rät zur Auf- blenden lassen. Natürlich haben wir die merksamkeit bei Kon- stationären Pflegeeinrichtungen wieder takten zu Angehöri- für Besucher geöffnet; aber nur unter der gen der Menschen, Einhaltung strenger Hygiene- und Ab- die sich in stationärer, standsregeln. Jeder Besucher muss sich teilstationärerer oder ambulanter Pflege be- in Listen (zur Nachverfolgung im Falle ei- finden. Die Corona- nes Falles) eintragen und bekommt eine Pandemie sei schließ- kurze Einweisung in unsere Hygienere- lich noch nicht be- geln, damit er sich dann frei im Gebäude siegt. bewegen kann. Dies ist leider nicht im- (Foto: Dahmke-Photografie, mer auf Verständnis gestoßen und unse- Otterndorf) re Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten sich teilweise heftig beschimp- fen lassen.
WIR VOM DRK CORONA-KRISE | 17 (Fortsetzung von Seite 16) da es im Hintergrund passierte. Kaum je- neregeln halten, sind unsere Pflegeein- dest Recht: Wir haben bislang keine uns mand weiß, dass zum Beispiel bei einem richtungen so sicher, wie sie es in Zeiten anvertrauten Menschen mit einer Infekti- Neueinzug in ein Pflegeheim unsere Mit- einer Pandemie eben sein können. on in unseren Einrichtungen – egal ob arbeiter in die Häuslichkeit der neuen Be- Aber auch in vielen anderen Bereichen Pflegeheim, Tagespflege oder Sozialsta- wohner fahren, dort Gespräche führen sind unsere Beschäftigten bemüht, den tion – gehabt. Und das soll auch so blei- und schon mal einen Corona-Test durch- Bewohnerinnen und Bewohnern so viel ben. führen. Zieht der neue Bewohner dann Normalität wie möglich zu bieten. Im bei uns ein, folgt in der Regel eine Qua- Speisesaal gibt es zwar kein Büfett mehr, Corona-Tests seit April rantänezeit bis zu einem weiteren nega- sondern es wird am Platz serviert. Zudem tiven Testergebnis. In dieser Zeit müssen sind die Tische neu aufgestellt und es Wir testen seit Anfang April alle Mitar- sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitar- wird auf Abstand geachtet. Aber man beiterinnen und Mitarbeiter aus der Pfle- beiter bei jedem Besuch in dem Zimmer konnte seit Beginn der Corona-Krise wei- ge und seit Juni sogar alle 1200 Mitar- des neuen Bewohners besonders schüt- terhin zusammen die Mahlzeiten einneh- beiterinnen und Mitarbeiter des DRK alle zen. Neben Handschuhen und Mund- men. 14 Tage auf das Corona-Virus. Nicht für schutz bedeutet dies, auch einen Schutz- Aus großen Festen in unseren Einrichtun- eine Schlagzeile in der Presse oder die kittel und eine Kopfhaube zu tragen – gen wurden viele kleine Feste und Aktio- Anerkennung in irgendwelchen Corona- auch bei 30 Grad Außentemperatur. nen, aber das „miteinander schöne Stun- Foren, sondern ausschließlich für eine den erleben“ haben wir durch den tollen möglichst hohe Sicherheit unserer Be- „Ruhiges Gewissen“ Einsatz unserer Mitarbeiterinnen und wohnerinnen, Klienten und Gästen und Mitarbeiter trotzdem hinbekommen. die Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen Sicherlich könnte man einige Regeln ak- Wir haben an vielen Stellen mehr Perso- und Mitarbeiter, ohne die eine Versor- tuell lockern; das machen wir aber nur nal eingesetzt, um die soziale Isolation gung der uns anvertrauten Menschen bedingt. Durch unsere Vorgehensweisen von Bewohnerinnen und Bewohnern zu schlichtweg nicht möglich ist. Und eben schaffen wir es, dass man auch in dieser verhindern und ein halbwegs normales diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schwierigen Zeit ruhigen Gewissens in Leben in unseren Einrichtungen zu er- leisten seit Beginn der Corona-Pandemie unsere Pflegeeinrichtungen einziehen möglichen. Und so werden wir auch wei- Großartiges, wie Sie an vielen Stellen in kann. termachen. dieser und der letzten Ausgabe der ‘Wir Wenn sich die Besucher unserer Einrich- vom DRK’ lesen können und konnten. tungen und auch unsere Bewohner in „Größtmögliche Sicherheit “ Vieles konnten Sie aber auch nicht lesen, den Einrichtungen zudem an die Hygie- Wir werden nicht blind jeder Vorschrift oder vor allem Lockerung von Maßnah- men folgen, sondern immer genau über- legen, was das Beste für die uns anver- trauten Menschen sowie unsere Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter ist. Ähnlich sieht es in unseren Tagespflege- einrichtungen aus, die seit ein paar Wo- chen wieder eingeschränkt geöffnet sein dürfen. Auch hier haben wir uns Konzepte über- legt, wie wir mit größtmöglicher Sicher- heit den Besuch wieder ermöglichen können. Unerlässlich sind auch hier die Hygiene- und Abstandsregeln. Das beginnt bereits bei der Abholung am Morgen durch un- seren Fahrdienst. Wenn möglich, fährt unser Fahrdienst einmal mehr, sodass nicht zu viele Gäste im Auto sind. Vor dem Einsteigen in den Bus überprüft der Fahrer unsere Gäste auf typische Symp- Der Transport zu Tagespflegeeinrichtungen ist ebenfalls gesichert. Kurzer Hinweis in eigener Sa- tome einer Infektion mit dem Corona-Vi- che: Das Archivfoto entstand vor den coronabedingten Einschränkungen. (Archiv-Foto: Jörg. F. Müller rus. Zudem werden die Kontaktflächen- /DRK) (Fortsetzung auf Seite 18)
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