"Zeit" Ausgabe 2/2019 - FDP Hombrechtikon
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EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser «Hesch Ziit für en Kafi?» – «Nei, ich mues na ...» die Nachbarn noch kennenlernen muss. Die ist dann leider oft die Antwort, die postwen- Antworten werden alle identisch sein, denn dend kommt. Schade – es wäre doch schön überall braucht es Zeit. Zeit für Neues, Zeit zur gewesen, etwas Zeit zusammen zu verbringen. Verarbeitung, Zeit zum Nachdenken. Was bedeutet denn eigentlich Zeit? Minuten, Stunden, Tage oder Jahre? Zeit nimmt jeder Wir hoffen, Sie finden genügend Zeit, die vor- von uns unterschiedlich wahr. Und je nach liegende Ausgabe zu lesen, sich über dies Situation vergeht sie im Flug oder es will und und das Gedanken zu machen und dabei den will nicht werden. hektischen Alltag zu vergessen. Wir wünschen Ihnen viel Zeit, um unvergesslich schöne Ereig- Wir nahmen uns die Zeit, zu überlegen, wor- nisse so richtig geniessen zu können. über wir zu diesem Thema schreiben möch- ten und wen wir dazu befragen könnten. Und wir fanden Zeitzeugen aus Hombrechtikon, Im Namen des Redaktionsteams Menschen, deren Beruf bzw. Hobby mit Zeit- Rösli Konrad-Menzi Zeit zum Geniessen. messern verbunden ist, Mitbewohner, die sich eine Auszeit gönnten, und solche, die sich mit Zeitlosem befassen. Die Tage werden merklich länger und die Nächte entsprechend kürzer – wir sind bereits im Frühling angekommen. Zeit des Aufbruchs, Zeit der Natur, Zeit des Aufblühens – denn schon bald steht die wärmere Jahreszeit bevor. Nehmen wir uns die Zeit für einen Rück- und einen Ausblick. Worauf freuen wir uns dieses Jahr speziell, was davon haben wir schon er- lebt und in die Kategorie «positiv» eingeordnet und was gehört weiterhin zu den kühnsten Träumen? Vielleicht stellt sich auch die Frage, was hat sich in letzter Zeit alles geändert? Ich bin überzeugt, jeder hat seine eigenen Erlebnis- se – vom Update eines gewohnten Programms bis zu eigenen Gewohnheiten, weil man bei- spielsweise wieder mehr Sport treibt. Oder weil die Kinder ausgezogen sind und man sich neu orientieren muss. Weil man umgezogen ist und sich an die Umgebung gewöhnen sowie Editorial 3
INHALTSVERZEICHNIS April-Ausgabe 2019 Editorial 3 Vereine, Organisationen, Gewerbe Gewerbeverein Hombrechtikon 37 Thema «Zeit» 5 Gasthof zur Metzg 39 Hombi-Markt 2019 39 Auf einen Kaffee … 22 Bläserklasse Zürichsee 41 HAAR-monie 43 Gemeinde und Schule Theater im Hof 45 Der Gemeinderat informiert 25 Flausenkids 45 Aktuelles aus dem Kantonsrat 29 Adonia-Musical 46 Schule Hombrechtikon 31 Neubebauung Landi-Areal 47 Veranstaltungskalender 32 Daily HR 48 Politik Wettbewerb 49 FDP 35 Notfallnummern/Impressum 50 Galerie Atelier TonArt Inge Louven Grüningerstrasse 19 CH-8634 Hombrechtikon Kommen Sie einfach vorbei und schauen Sie sich die ausgestellten Werke an. Herzlich Willkommen! Geöffnet Donnerstag – Freitag - Samstag jeweils von 14.00 – 17.00 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung. +41 79 205 69 12 │ inge.louven@ateliertonart.ch │ www.ateliertonart.ch 4 Ährenpost 2/2019
(NICHT) MIT DER ZEIT GEHEN Moderne Medien versus leben ohne Smartphone Kann man auch ohne moderne Kommu- nikationsmittel leben? Der pensionierte Seklehrer Jakob Müller verzichtet wei- testgehend darauf. Der Student Andreas Wenger nutzt sie hingegen täglich. Im «Ährenpost»-Interview erzählen die beiden Hombrechtiker, weshalb sie die neuen Mög- lichkeiten nutzen bzw. eben nicht, und loten Vor- und Nachteile der digitalen Medien aus. Stellen Sie sich bitte kurz vor. Jakob Müller: Ich bin mit Jahrgang 1934 in Rüti ZH aufgewachsen. Wegen frühen Tods des Vaters hatten unsere Mutter und unsere Grossmutter uns fünf Kinder mit grossen An- strengungen «durchzubringen». Ich besuchte die Primar- und Sekundarschule in Rüti. An- schliessend war ich Absolvent des Unter- und Oberseminars in Küsnacht bzw. Zürich. Dann kamen zwei Jahre Praxis als Primarlehrer. Da- hen und sie mich und meine Eltern. Allgemein Kontroverse Ansichten mit rauf folgte ein Seklehrerstudium an der Uni würde ich sagen, dass durch die neuen Tech- Enthusiasmus … Zürich. Ich war danach 38 Jahre Sekundarleh- nologien der Informationsfluss schneller und rer hauptsächlich in Stäfa. 1997 folgte die Pen- auch breiter möglich ist. sionierung. Ich bin verheiratet und Vater von Müller: Einerseits ist es für mich ein Zeitge- drei erwachsenen Söhnen und einer Tochter, winn, da ich mich nicht mit dieser Technik her- früher in Wolfhausen und Ürikon wohnhaft umschlagen muss, so habe ich auch mehr Zeit, und nun seit 2010 in Hombrechtikon ansässig. um die Zeitung zu lesen. Andererseits verlasse Andreas Wenger: Ich wurde 1997 geboren ich mich auf meine Nachkommen, dass sie mir und bin in Stäfa aufgewachsen, wo ich auch behilflich sind, wenn die Information für mich … sowie mit Respekt und zur Schule ging. Danach habe ich meine Ma- wichtig ist. Mein Raster tagsüber ist natürlich Freundschaft. tura, mit dem Profil Wirtschaft und Recht, an der Kantonsschule Enge abgeschlossen und studiere nun an der Universität St. Gallen. Welches sind Ihre Gründe, moderne Kommunikationstechnologien und Medien konsequent zu nutzen bzw. weitgehend darauf zu verzichten? Wenger: Moderne Kommunikationstechno- logien erlauben es mir, flexibler zu sein. Ich kann mit meinem Smartphone von zu Hause, oder auch unterwegs Anrufe tätigen. Noch viel flexibler bin ich, wenn ich ein Whatsapp schreibe und die Nachricht einfach absende, ohne darauf angewiesen zu sein, dass der an- dere gerade Zeit hat, um mit mir zu sprechen. Diese neuen Technologien ermöglichen es mir, mich von überall und schnell mit anderen zu unterhalten, z. B. mit meinen Grosseltern in Ecuador. Mit ihnen unterhalte ich mich auch via Skype, dabei kann ich sie sogar noch se- Thema 5
ein anderer. Ich habe Zeit, zu warten, bis ich Wie informieren Sie sich, wann und wo meinen Gesprächspartner telefonisch erreicht das nächste ÖV (-Haltestelle) Sie von habe, dabei nutze ich gleich noch die Gelegen- A nach B bringt und wie lösen Sie eine heit, mit ihm über anderes zu reden und Er- Fahrkarte? lebnisse auszutauschen. Sonst schreibe ich ei- Müller: Mit gedrucktem Fahrplan und am Au- nen handgeschriebenen Brief und freue mich tomaten an Bahnstationen, Einzelbillette löse auf die Antwort. Bei meiner Schwiegertochter ich auch im Bus. habe ich auch schon mit dieser Technologie Wenger: Wenn ich zu Hause bin, entweder Kontakt gehabt und konnte so mit meinem mit dem Computer oder unterwegs selbstver- jüngsten Sohn in Kolumbien reden und ihn ständlich mit dem Smartphone. Da ich zuvor, Der pensionierte Seklehrer: sehen – aber Bilder muss ich nicht unbedingt mit diesen Medien nachgeschaut habe, wel- Jakob Müller. haben. che die optimale Verbindung ist, kaufe ich auch gleich noch online das Ticket. Warum gerade Wie kommunizieren Sie (früher) beruflich? das eine Zeitfrage sein kann, verstehe ich nicht. Müller: Ab 1941 von Hand und ab 1954 mit Sie könnten ja auch gemütlich zu Hause an der «Hermes Baby» (mech. Schreibmaschine, der Wärme mit dem Handy eine Verbindung Anm. d. Red.). In den Neunzigerjahren mit heraussuchen und auch das Ticket lösen, dabei Computer und Notebook, seit der Pensionie- haben sie Zeit gewonnen und können sich am rung wieder alles von Hand per Brief oder mit Bahnhof mit wichtigeren Dingen beschäftigen. dem Telefon. Müller: Ja, da fahr ich mit dem Velo rechtzeitig Wenger: Briefe und längere Dokumente mit zum Bahnhof und habe dann noch Zeit, mich dem PC. Im Studium v. a. per E-Mail, wenn mit jemandem zu unterhalten oder auf den ich mit der Studienadministration oder mit See hinaus zu schauen, und ausserdem tut es den Dozenten kommuniziere. Wenn ich mich mir gut, ab und zu auch in der Kälte zu warten, mit meinen Kommilitonen austausche, nutze ich bin abgehärtet ... ich Facebook, Whatsapp und zum Teil auch Instagram. Im Studium gilt bei meiner Hoch- Wie sieht Ihr Engagement bezüglich Ver- schule noch das Kopf-Herz-Hand-Prinzip, d. h. brauch von Ressourcen und Energie (Pa- ich muss an der Vorlesung anwesend sein pier, Geräte, Mobilität, Auto und ÖV) aus? und das ist auch gut so, obwohl ich täglich Müller: Damals war ich an einem Computer- nach St. Gallen fahren muss. Mit den oben kurs für Lehrer; Fazit: Mit dem Einsatz von erwähnten Kommunikationsmitteln habe ich Computern kann der Papierverbrauch nicht ausserdem noch die Möglichkeit, gleichzeitig reduziert werden! Von E-Learning halte ich Dokumente und Bilder auszutauschen als Er- nicht viel, der direkte Kontakt zum Lehrer ist gänzung zum Text, mit denen ich so mehrere mir wichtig. Was ich bei den mobilen Geräten Personen gleichzeitig erreiche. Handy und Ta- problematisch finde, ist die Strahlenbelastung, blets sind an Prüfungen strikt verboten. insbesondere bei der Handystrahlung z. B. mit dem zukünftigen 5G-Netz. Wir sparen beim Wie kommunizieren Sie privat? Verbrauch von Ressourcen so weit wie mög- Müller: Festnetztelefon, Briefe und Karten lich, leisten uns jedoch eine grosse Eigentums- handschriftlich. Weihnachtskarten versenden wohnung. Unseren Kleinwagen brauchen wir wir sehr gezielt und bewusst. so wenig wie möglich. Ein Velo und ein E-Bike Wenger: Hauptsächlich durch Whatsapp mit kommen oft zum Einsatz. meinem Smartphone für Konversationen Wenger: Dokumente drucke ich eigentlich mit Freunden, Familie und Bekannten. Auch nicht aus. Ich kaufe mir nicht jedes Jahr ein Instagram, Facebook, Twitter und Jodel. Ich neues Smartphone oder andere elektronische habe in diesen Medien «nur» sogenannte Geräte, nur wenn es nötig ist. Meine Genera- Der Student: echte Freunde, die ich auch physisch kenne. tion telefoniert übrigens weniger, und wenn, Andreas Wenger. Die Kommunikation ist dabei nicht anonymer dann versenden wir Sprachnachrichten z. B. geworden (ausg. Jodel) – im Gegenteil öffent- per Whatsapp, die nicht zeitgebunden sind licher. Leute in der Öffentlichkeit anzuspre- und der Empfänger antworten kann, wann chen, ist nicht jedermanns Sache, da finde ich er Zeit und Lust hat. Zum Thema Energiever- moderne Medien diskreter. Mobbing in mo- brauch schaue ich, dass wenn ich in die Ferien dernen Medien ist tatsächlich ein Problem, gehe, meinen Computer zu Hause ausstecke, aber das gab’s auch schon vor dem digitalen und generell habe ich auf all meinen Geräten Zeitalter. den selbstständigen Ruhemodus aktiviert. Müller: Das gibt es auch heute noch auf dem Schulhof – verschärft durch diese neuen Hans J. Tobler Medien. Fotos: Andreas Dändliker 6 Ährenpost 2/2019
IN DER AUSZEIT IST DIE ZEIT AUS Jean Pierre Bünter entdeckt auf dem Jakobsweg das Zeitgefühl wieder Jean Pierre Bünter unterbrach seine An- Ort aber liebenswürdige und hilfsbereite stellung als Sek-Lehrer für eine Auszeit. Menschen an. Oft kam ich erst in der Nacht Mit dem Segen seiner Familie trat er den an, ziemlich «auf den Knien», doch nach ei- langen Jakobsweg nach Santiago de Com- ner währschaften Mahlzeit und einem tiefen postela an – ohne Handy, ohne Luxus, da- Schlaf ging es am nächsten Tag weiter. Ein fran- für mit viel Zeit. In der «Ährenpost» be- zösischer Priester, der den Jakobsweg schon richtet der Hombrechtiker exklusiv über mehrfach absolviert hatte, hatte mir das Motto seine Erfahrungen. «Ich bin dann mal weg …» Nein, es war nicht «Am Morgen gehen dir die Schatten voraus, und Kerkelings Bestseller, sondern Hans Aeblis «Santiago, Santiago … Auf dem Jakobsweg zu am Abend siehst du die Sonne untergehen.» Fuss durch Frankreich und Spanien», das mich aufs Pilgern brachte. Glückliche Umstände erlaubten mir eine unvergleichliche Auszeit. mitgegeben: Système MMD = Marcher-Man- Nach ein paar Probeetappen in der Schweiz ger-Dormir. Die Einfachheit des Jakobswegs ging es am 1. März 2004 richtig los. Ich ver- verblüfft. Einfach nach Westen gehen. So ge- abschiedete mich von meiner Familie, fuhr hen dir am Morgen die Schatten voraus, und Jean Pierre Bünter: nach Seyssel (60 km südwestlich von Genf) am Abend siehst du die Sonne untergehen. Trotz Regen überglücklich, und marschierte los. Ohne Handy, aber mit Zu jeder Etappe und zu jedem Ort könnte ich den wichtigen Meilenstein einer kleinen Minox-Kamera. Der Rucksack Geschichten erzählen, und wenn ich andere «Gibraltar» kurz vor den wog 13 Kilogramm, inklusive Pilgerführer und Jakobspilger antreffe, dann schwärmen wir Pyrenäen erreicht zu haben. Dort, bei Ostabat, kommen Pilgerpass. Es nieselte und es war kühl. Die stundenlang von unseren Erlebnissen, die wir die drei französischen Rhone floss neben mir her und ich fühlte mich immer mit einem Ort verbinden können, den Hauptwege nach Santiago frei. Wie hatte Wolfgang Büscher die 2550 km der andere auch durchschritten hat. zusammen. von Berlin nach Moskau zu Fuss alleine ge- schafft? Werde ich meine Reise auch schaffen? Es ohne meine Lieben aushalten? Und das Kleiderwaschen? Da ich nichts reserviert hatte, war man im Restaurant Diane de Chautagne bass erstaunt, als da ein nasser Pilger ankam. Doch bereiteten sie mir ein feines Essen zu und heizten das Zimmer. Der Wirt anerbot sich, ein Hotel in Yenne, dem nächsten Etap- penziel, anzurufen. So konnte ich die nächsten 35 km beruhigt angehen. Da ich selber nie im Voraus reservierte, war ich jeweils gespannt, wo ich am nächsten Tag die Nacht verbringen würde. Die Unterkünfte hatten romantische Namen: Au fer à cheval, La ferme du bonheur, Au-dessus des nuages … Jeder Tag wurde so zum Abenteuer. Marcher-Manger-Dormir Die Zeit begann sich auszudehnen. Nach ei- ner Woche war ich gefühlt schon einen Monat unterwegs. Was? Am Montag war ich noch in Seyssel gewesen, und jetzt bin ich nach einer Woche schon 220 Kilometer weiter, und zwar über Berg und Tal, und habe unterdessen die Rhone zum ersten Mal überquert. Dabei er- lebte ich Schnee und Regen, traf an jedem Thema 7
Jakobsweg – Ort der Begegnung Nachricht vom Attentat in Madrid: Es ist die Doch ganz so einfach ist es auch nicht immer: Rede von Hunderten von Toten und Tausen- Kleinste Fehler können sich fatal auswirken. den von Verletzten. Diese M11 genannten Am achten Tag schmerzt mich der Rist meines Anschläge im Bahnhof Atocha trafen mich, als rechten Fusses derart, dass ich schon fürchte, hätte ich dort Verwandte verloren. Wer so al- aufgeben zu müssen! Eine Lasche des Schuhs leine unterwegs ist, ist offener, verletzlicher, hatte den Rist wundgerieben, ich konnte ausgelieferter; andererseits fühlte ich mich mit nachts vor Schmerzen nicht mehr schlafen der Welt verbunden. und fand auch keinen Schuhmacher, der mir diese Lasche hätte richten können. Irgendwie Gemeinsam marschieren Nach der Pilgermesse in der Kathedrale von Le Puy-en-Velay und dem Segen des Bischofs, der «Auf dem Jakobsweg hat man Zeit. den noch spärlichen Pilgern der «Vorsaison» das Marien-Medaillon mitgibt – das ich heute Man wird entschleunigt.» noch trage – und mit ihnen das Salve Regina singt, geht es bergauf und bergab weiter. Und ich lerne andere Pilger kennen. Mit einem jun- schaffe ich es bis zum nächsten Ort, zünde in gen blonden Australier werde ich den ganzen der Kirche von Tence bei der Marienstatue ein Weg bis nach Santiago gehen. Unterwegs tref- Kerzlein an und wandere weiter. In Araules lädt fen wir zwei Franzosen und einen Schotten, die mich eine Frau zum Kaffee ein. Als es sich he- uns streckenweise begleiten. Und in Spanien rausstellt, dass wir beide den Näfelser Pfarrer trifft sich die ganze Welt. Zeitweise sind wir kennen, den ich schon auf dem Brünigpass eine internationale Gruppe aus vier Kontinen- angetroffen hatte, ruft sie ihn gleich an und ten, die jeweils getrennt marschieren, aber verbindet mich mit ihm. Der Jakobsweg ist ein sich abends wieder treffen. Man verliert sich Ort der Begegnung und Wiederbegegnung! und findet sich wieder, was jeweils Anlass zu Erst zwei Tage später löst sich mein Schuhpro- riesiger Freude ist. Und ja, Krisen gibt es auch. blem, als ich in Le Puy-en-Velay einen Schuh- Und ja, in Santiago, nach 71 Tagen täglichen macher finde. Gehens über rund 1800 Kilometer, fliessen die Tränen. Bis Le Puy-en-Velay, dem legendären Startort des über tausendjährigen Pilgerwegs, war ich Vertrauen ins Leben alleine unterwegs. Als ich am 11. März 2004 Was bleibt? Es bleibt eine Verbundenheit mit von ferne die drei charakteristischen Vulkan- Menschen aus der ganzen Welt. Auf dem Ja- Die Kathedrale in Santiago de Compostela, hügel der Stadt erblickte, hörte ich auf meinem kobsweg hat man Zeit. Man wird entschleu- Ziel der Pilgerherzen. zündholzschachtelgrossen Kopfhörerradio die nigt. Das digitale Zeitalter hat uns an die un- menschliche Lichtgeschwindigkeit gewöhnt: Auf dem Weg ist aber unser Schritt das Zeit- mass, weshalb wir wieder Menschen werden können. Das wiederentdeckte Zeitgefühl lenkt unseren Blick vom Chronos, den wir mit dem Chronometer messen und der Geld bedeutet, auf den Kairos, den günstigen Zeitpunkt, wo einem Lösungen geschenkt werden. So ent- steht ein Vertrauen ins Leben, ein Vertrauen, dass es immer eine Lösung gibt: Es gilt, die Augen offenzuhalten und Geduld zu haben, dann treffen unglaubliche Überraschungen ein. Kein Wunder, dass auf dem Jakobsweg Menschen nicht nur zu sich selber, sondern auch zu einem persönlichen Glauben finden. Und man wird dankbar. Ich bin meiner Frau und meinen Töchtern dankbar, dass sie mir diese Erfahrung gestattet haben. Und ich bin mit frischem Mut wieder an die Arbeit gegan- gen. Diese Auszeit war ein Riesengeschenk, das mich weitergebracht hat. Jean Pierre Bünter 8 Ährenpost 2/2019
DIE ZEIT DES LEICHENWAGENS (1873–1993) Wie das «das letzte Geleit» im Dorf bis vor 50 Jahren stattfand Der Tod und die Verabschiedung von ei- chenwagen der Kirchgemeinde in Anspruch zu nem Menschen spielt sich heute oft «im nehmen (siehe das Benutzungsreglement in engsten Kreis der Angehörigen» ab. Oft der Dorfchronik). Den ersten Einsatz hatte der wird im Spital gestorben. Binnen weniger noch nicht fertig lackierte Leichenwagen beim Stunden ist die Leiche beim Bestatter oder Begräbnis der seligen Mutter des Spenders. gleich im Krematorium. Mit älteren Hom- brechtikern spürten wir der Zeit nach, als Einsargung und Aufbahrung der 1874 der Kirchgemeinde geschenkte im Trauerhaus Leichenwagen noch fuhr und die wenig Klara Dändliker-Böni, die als Katholikin in eine befahrenen Strassen ein Totengeleit im reformierte Familie geheiratet hatte, erinnert Dorf erlaubten. sich an den Tod ihres Schwiegervaters, des Ge- meindepräsidenten Jean Dändliker: «Er starb Zu «Kaffee und Kuchen» lud ich die Ur-Hom- zu Hause und wurde dort eingesargt. Drei brechtiker Klara Dändliker-Böni, Maria und Tage nahm man von ihm im Haus Abschied.» Otto Odermatt und Gottfried Schaufelberger Gottfried Schaufelberger erinnert sich: «Ja, ins Restaurant Arcade ein, um von ihren Er- man ging damals persönlich vorbei, um sein innerungen an die Zeit des Leichenwagens Beileid auszudrücken. Brachte Blumen zum zu berichten. In seiner im Herbst 1999 ab- Trauerhaus.» – «Dann kam zur Beerdigung der geschlossenen Chronik «Hombrechtikon: Aus Leichenwagen, und auch der Blumenschmuck der Dorf- und Kirchengeschichte» schreibt wurde auf den Friedhof geführt», fährt Klara Marc-André Lutz, 1964 bis 1980 reformierter Dändliker fort, «beim Gemeindepräsidenten Pfarrer in Hombrechtikon und danach Lehrer Jean Dändliker brauchte es einen zweiten Lei- für Kirchengeschichte am Schweizerischen chenwagen, um alle Blumengaben zu trans- Diakonissenhaus in Greifensee: «Ende der portieren.» 1960er-Jahre fiel eine alte Sitte in Hombrech- tikon dem wachsenden Autoverkehr zum Op- Die Ordnung im Leichenzug fer. Das Leichengeleite zur Abdankungsfeier in Klara Dändliker-Böni erinnert sich: «Unsere der Kirche wurde von den Angehörigen immer Familie war aus katholischem Gebiet nach Im Restaurant Arcade weniger, schliesslich nicht mehr verlangt.» Feldbach gezogen. Als die Mutter starb, ka- versammelt v.l.n.r.: men die katholischen Verwandten zur Beer- Maria Odermatt, Gottfried Schaufelberger, Klara Der Leichenwagen digung, und sie beteten den ganzen Weg von Dändliker und Otto Odermatt. Die Hauptrolle spielte dabei der von Pferden Feldbach bis zum Friedhof Rosenkränze, was Unter dem Notizbuch die gezogene Leichenwagen, welcher der refor- im reformierten Hombrechtikon unüblich war. Dorfchronik von Pfarrer Lutz. mierten Kirchgemeinde Hombrechtikon 1874 von dem in Bern seit 1855 als Diakonissenva- ter wirkenden Hombrechtiker Friedrich Dänd- liker-von Wurstemberger gestiftet wurde. Im «Kulturkampf» hatte die Kirche gelitten. Nur eine Petition rettete die Reformierte Landes- kirche in die direktdemokratische Zürcher Kan- tonsverfassung von 1869, und mit der Bun- desverfassung von 1874 traten die Kirchen das Zivilstands- und Bestattungswesen an den Staat ab. In jeder Gemeinde übernahm der Gemeindeschreiber Aufgaben, die zuvor von Pfarrer (Führung des Tauf-, Ehe- und Totenre- gisters) und «Stillstand» (Verwaltung des Fried- hofs) wahrgenommen wurden. Jeder Hom- brechtiker, ob arm oder reich, ob reformiert, katholisch oder konfessionslos, erhielt das An- recht, für sein «letztes Geleit», die Überführung von seinem Sterbehaus zum Friedhof, den Lei- Thema 9
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Erst fand die Beerdigung auf dem Friedhof statt, danach die Messe in der katholischen Kirche.» Gottfried Schaufelberger erinnert sich an die Beerdigung seiner Eltern in Uetzikon in den Fünfzigerjahren: «Der Fuhrhalter und der Gemeindeschreiber kamen auf dem Bock des Leichenwagens angefahren. Der Gemein- deschreiber musste als Amtsperson überwa- chen, dass die richtige Leiche in das vorbe- reitete Grab gelangte. Als der Sarg auf dem Wagen war, wurden die Pferde von Fuhrhalter Werner Pfister senior am Zaum geführt und der Gemeindeschreiber schritt neben dem Sarg her. Viele Dorfbewohner warteten gsun- tiget am Strassenrand und reihten sich dann in den Trauerzug ein. Der Pfarrer erwartete die Trauergemeinde in der Kirche. Während der Sarg im Friedhof vom Totengräber in das ausgehobene Grab eingesenkt wurde, fand in Dass bei den Totenfeiern die Gemeinde, wenn Der Leichenwagen von 1874 der Kirche die Abdankung statt.» Etwas anders auch unter Tränen, im Lied Gott erhebt, ist noch ein letztes Mal fotogra- der Ablauf in der Chronik: «Beim Trauerhaus auch Sitte in unserem Dorf.» fiert, bevor er entsorgt wurde. versammelten sich die Angehörigen und die Im Archiv von Pro Hom- brechtikon erinnern noch Trauergemeinde. Der Pfarrer sprach ein Ge- Erdbestattung oder Kremation? die beiden Seitenlaternen bet. Dann setzte sich der Zug in Bewegung und Mit der Eröffnung des Krematoriums in Rüti und die schwarzen Pferde- auf dem gemeinsamen Weg zum Gotteshaus 1929 ergab sich die die zusätzliche Möglichkeit schabracken an ihn. stiessen weitere Leute dazu», schreibt Pfarrer der Kremation und Urnenbestattung. Die im Lutz in der Chronik. Einen mündlichen Bericht «Arcade» versammelte Runde ist erstaunt, wie Das blumengeschmückte gibt Lutz in seiner Chronik wieder: «Schon beim früh es diese Möglichkeit für Hombrechtiker Trauerhaus der am 19. April Auflegen des Sarges in den Wagen war darauf schon gab. Otto Odermatt, der während des 1965 verstorbenen Louise- zu achten, dass die Leiche mit den Füssen Krieges von Stans nach Hombrechtikon kam, Inäbnit-Senn im Lätt: «Die voran zu liegen kam. Der Leichenwagenführer erinnert sich: «Unter den Katholiken war die Abdankung findet am 22. April 1965, um 14.00 Uhr in der schritt vor dem Pferd, das den kranzbehäng- Kremation sehr verachtet.» Das tradierte Bild reformierten Kirche Hom- ten Wagen zog. Neben dem Wagen gingen von der Auferstehung der Toten, das auf den brechtikon statt. Abgang vom der Schreiner als Gehilfe und Bremser, der Propheten Ezechiel zurückgeht: Trauerhaus um 13.40 Uhr.» Bestattungsbeamte der politischen Gemeinde sowie links und rechts am hindern Ende die nächsten Nachbarn. Dann folgten bei einer männlichen Leiche hinter dem Wagen die Söh- ne, Brüder, Schwiegersöhne, dann die übrigen verwandten Männer, erst danach die Witwe, Töchter, Schwiegermütter und die übrigen ver- wandten Frauen und nun noch die Gemeinde- glieder. Bei einer weiblichen Leiche schritten hinter dem Wagen als erstes die Töchter und Schwiegertöchter, dann die verwandten Frau- en usw. ‹Binere Zütterete (verzettelter Zug) sait me gäbs glii wieder e Liich.›» Sinn der Abdankungsfeier Mit dem Abschiednehmen auf dem Friedhof endete das Trauergeleit, und es folgte die Ab- dankung in der Kirche. Pfarrer Lutz erklärt die Bedeutung der reformierten Abdankung: «Bei dem Abschiedsgottesdienst soll Gott Ehre und Dank dargebracht werden für das, was er in jeden Menschen hineinlegt. Damit die «Lei- chenpredigt nicht zur Lügenpredigt» wird, wie der Volksmund sagt, soll Gottes Wort und das ewige Leben in Christus zum Trost werden. (...) Thema 11
Zivilstandsbeamten, Gemeindeschreiber und Pfarrer mit Einwilligung der Behörden die To- tenfeier für kremierte Personen in die eigene Kirche verlegt», berichtet Pfarrer Lutz über den Wandel, «heute (1999) sind Kremationen ‹gang und gäbe›. Die Urnen beanspruchen auf dem Friedhof einen kleineren Platz. Die Ver- brennung wird auch der Hygiene willen der Erdbestattung vorgezogen.» Der Anteil der Kremationen an den Hombrechtiker Bestat- tungen hat sich von 68 Prozent im Jahr 2003 auf 98 Prozent im Jahr 2017 erhöht. Bei den katholischen Bestattungen nahm er im selben Zeitraum von 54 auf 90 Prozent zu. «Im engsten Familienkreise»? Bleistiftzeichnung eines Hombrechtiker Trauergeleites Mit dem neuen Kirchengesetz 1963 bekam bei Regen 1923. im Kanton Zürich auch die katholische Kirche den öffentlich-rechtlichen Status und die Re- «So spricht GOTT, der Herr, zu diesen Gebei- formierte Landeskirche wurde eine eigenstän- nen: Siehe, ich selbst bringe Geist in euch, dige Körperschaft mit Steuerrecht. Der explo- dann werdet ihr lebendig. Ich gebe euch Seh- dierende Autoverkehr, die Abwendung von nen, umgebe euch mit Fleisch und überziehe Traditionen nach «1968» und der zunehmen- euch mit Haut; ich gebe Geist in euch, sodass de Individualismus liessen den Leichenwagen ihr lebendig werdet. Dann werdet ihr erken- immer seltener zum Zuge kommen. Pfarrer nen, dass ich der HERR bin» ist schwer mit Lutz bedauert in seiner Chronik: «Eine neue einem Häufchen Asche in einer Urne in Ver- (Un-?) Sitte macht sich seit den 1980er-Jahren bindung zu bringen. breit. Es ist die Abdankung als möglichst priva- te und bloss familiäre Angelegenheit. Es wird Die Älteren erinnern sich: «Vom letzten Fuhr- erst nach der Totenfeier, die zwar noch immer halter, der den Leichenwagen fuhr, hiess es, in der Kirche gehalten wird, Anzeige gemacht. er habe angeblich ‹eine böse Frau› zu Hause. Die Dorfgemeinschaft wird hier nicht mehr als Darum schätzte er es, wenn er aus dem Haus etwas Tragendes, Stärkendes und Tröstliches kam und mit dem Leichenwagen am Egelsee empfunden. Die Kirche möchte aber immer vorbei nach Rüti ins Krematorium fahren durf- die Gemeinschaftsbildung fördern, denn jeder te. Damals gab es noch sehr wenig Verkehr. Mensch gehört nicht nur sich selbst oder nur Der Kutscher blieb dann auch gern bei einem seiner Familie. Er gehört zum Quartier und Glas sitzen und grüsste auf der Rückfahrt hei- zum Dorf.» ter vom Bock des Leichenwagens links und rechts, wen er kannte.» – «Bis 1964 war es Edi Senn, der einst den Volg Feldbach führ- für die Bevölkerung unbequem und kompli- te, schaut mit seiner Frau bei unserer Runde ziert, zur Abdankung bei Kremationen nach vorbei: «Der Leichenwagen? Aber natürlich, Rüti ziehen zu müssen. So wurde zwischen den fuhr doch jeweils der Schaggi Baumann, der einstige Friedensrichter, der auch den Das erste Leichenwagen-Reglement (1874) Kehricht fuhr!» – «Aber war es denn nicht der Bösch?» – «Doch, später der Bösch, aber erst 1. Der Leichenwagen kann bei allen Begräbnissen in der Gemeinde der Baumann.» – «Und in den Fünfzigern der Hombrechtikon unentgeltlich benützt werden. Werner Pfister senior.» Es kommt Leben in 2. Der Kirchenpfleger Bosshard im Eichthal hat einstweilen die Auf- die Runde, aber der Schreiberling muss zum bewahrung und Reinhaltung desselben übernommen. nächsten Termin. Soll ich Klara Dändliker wie- 3. Ebenderselbe besorgt die Führung des Leichenwagens. Die Gebühr der ins Langenriet fahren? «Ich will noch etwas für das Pferd ist auf 3 Franken und das Trinkgeld für den Knecht auf bleiben, wo ich jetzt mal unter Leuten bin.» – 50 Centimes festgesetzt. Für Almosengenössige bezahlt das Armengut. «Wir fahren sie nach Hause», übernimmt Maria 4. Wenn mehrere Beerdigungen auf den gleichen Tag zusammentref- Odermatt die Aufgabe. Wie schrieb Pfarrer fen, so hat die erste Anmeldung das Vorrecht und bei gleichzeitiger Lutz? «… denn jeder Mensch gehört nicht nur Anmeldung diejenige von dem entfernteren Ort. sich selbst oder nur seiner Familie. Er gehört 5. Für die nöthige Hülfe bei dem Auflegen und Abheben des Sarges haben zum Quartier und zum Dorf.» die Angehörigen zu sorgen. Giorgio Girardet 12 Ährenpost 2/2019
SO VIEL ZEIT MUSS SEIN Das Grüssen ist aus der Mode gekommen Kennen Sie ihn auch, den erstaunten sen den Hut ziehen, auch die Frage beim Platz- Blick des Zeitgenossen, dem Sie gerade nehmen im Zug, ob es gestattet und der Platz auf dem Weg begegnen und einen Gruss frei sei, ist nicht mein Anliegen (obwohl beides zusenden – ein «Grüezi» oder «Guete charmante Zeichen der Zuwendung sind …). Tag» oder «Hallo», vielleicht auch nur ein Nein, ich finde es schade und als sichtbaren Lächeln und einen Augenaufschlag? Der Ausdruck der fortschreitenden Entsolidari- Zeitgenosse schaut Sie an, als verstehe sierung, dass wir unsere Mitmenschen – und er nicht, was das soll, und schaut pikiert dies zum Teil ganz bewusst, gar demonstrativ zur Seite oder so, als fühle er sich ertappt, – nicht mehr wahrnehmen, nicht mehr wahr- und grüsst erschrocken zurück … nehmen wollen. Das ist schade! Es ist aus der Mode gekommen: das Grüs- sen! Auch in Hombrechtikon, unserem Dorf «Ist das nicht zumindest ein Lächeln wert?» auf dem Land. Dort selbst in den Quartieren mit überschaubarer Bewohnerzahl. Und nicht etwa bei den Kindern nur, längst schon bei den Warum ich das schade finde? Grüssen ist ein Erwachsenen. Das ist schade! sozialer Akt. Ich bin ein Mensch, du bist ein Mensch! Wir nehmen – wenn auch nur für die Kurios wirds in der S-Bahn! In Uerikon, Stäfa Zeitspanne eines Augenblicks – voneinander oder einer der nächsten Stationen steigen Notiz: Gut, bist du, bin ich nicht alleine auf der Passagiere zu, nehmen Platz gegenüber oder Welt … Ein anderer Grund erscheint mir eben- gar berührungsintensiv neben dir. Der Ver- so einsichtig: Auf der riesengrossen Erde und such eines Blickfangs zum kurzen Gruss des in der ewigen Flut der Zeit begegnen wir beide Neuankömmlings wird durch angestrengtes uns auf diesem Quadratmeter des Planeten in Wegschauen vereitelt: An dir vorbei, aus dem dieser einen Sekunde – ist das nicht zumindest Fenster, in die Luft (die besonders peinlich ein Lächeln wert? und dämlich aussehende Variante) und dann, rettend: aufs Smartphone. Das ist schade! Auch wenn ich als Nostalgiker gelten werde, ich finde: So viel Zeit müsste sein … Man verstehe meine zugegebenermassen et- was bissigen Darstellungen richtig: Ich meine Rolf Bezjak nicht, man solle wieder wie früher beim Grüs- Das Handy schützt vor Augenkontakt. Thema 13
Jetzt mitmachen: rootshow.ch Meiers Rootshow ... Wurzeln für die Zukunft Zum 125-jährigen Firmenjubiläum verlosen wir 125 Bäume im Gesamtwert von 25 000 Franken. Mit der Teilnahme an diesem Jubiläums-Wettbewerb leisten Sie Ihren persönlichen Beitrag Nennen Sie uns Ihren Lieblingsplatz in der für mehr Biodiversität. Denn Region, an dem es einfach noch einen Baum braucht: Ihr Lieblings-Aussichtspunkt, jeder Baum zählt! den Spielplatz Ihrer Kinder, Schulen, Sport- plätze, Vereinslokale, Rastplätze, u.v.m. Unter allen Einsendungen verlosen wir Linden, Erlen, Buchen und Eichen. Jetzt teilnehmen: www.rootshow.ch bis zum 27. April 2019 Jahre Gärtnerei Meier 1894–2019 Garten-Center Meier – Kreuzstrasse 2 – 8635 Dürnten Telefon 055 251 71 71 – info@meier-ag.ch – www.meier-ag.ch Wir sind für Sie da: Mo – Fr 8.30 – 18.30 Uhr l Sa 8 – 17 Uhr D i re k t an d e r A53 – z w i s che n Rap p e r s w i l un d H i nw i l, Au s fahr t D ü r nte n 14 Ährenpost 2/2019
ZEITLOSES IM «HAUS ZUM STERNEN» Inge Louven, Künstlerin, betreibt seit 2014 die «Galerie Atelier TonArt» Ein goldohriger, fauchender Drache am Inge Louven mit der regionalen Kunstszene. Eck zeigt zeitloses Treiben an der Ster- Obsession (Wetzikon), Myriam Kirschke, MYKO nen-Kreuzung: Wir trafen sonntags eine (Kehlhof, Stäfa), und drachenschmiedende Re- Eva, die Naturaugenblicke in impressio- nate Güntensperger von Bubikon, um nur eini- nistischem Acryl festhält, einen pensio- ge zu nennen. Und dann und wann schafft es nierten Chemiker, der das Licht in gefal- einer, wie der einstige «Mal-Kollege» Heinrich tetem Acrylglas bricht, den Darsteller von Bobst als tüftelnder Lichtplastiker an die Bien- Bürgermeister Röist aus dem Zwingli-Film, nale nach Venedig! der welkende Natur auf ewig fotografisch fixiert und Menschen mit vielen gezeich- neten Gesichtern eines Künstlers, der lei- «Oft trifft man wen, der Bilder malt – der nicht mehr unter uns ist. Und … Inge Louven, Künstlerin und Galeristin, Gast- viel selt’ner wen, der sie bezahlt!» Wilhelm Busch geberin zwischen Provinz und Prominenz jonglierend zwischen den Kunstmärkten «eins», «zwei» und «drei». In Hombrechtikon wird Galerie Atelier TonArt zur AG Es war die Liebe, die Inge Louven, die Aachener Hombrechtikon bietet ihr seit 2014 an der Metzgerstochter und einst Tchibo-Verkaufs- Grüningerstrasse ebenerdig 200 m2 Ausstel- trainerin, in die Schweiz, ins Zürcher Oberland lungsraum. Im Jahr zuvor wurde die Galerie und nach Hombrechtikon brachte: Das ist die Atelier TonArt zur AG: «Die Gesellschaft be- knackige journalistische Formel. Die wahre zweckt den Betrieb einer Künstler-Galerie so- Sage summt der von Renate Güntensperger wie die Erbringung von Dienstleistungen aller (Bubikon) geschmiedete goldohrige Drache Art zur Förderung und Unterstützung von «TonArtus von Humbracht» an der Sternen- Künstlern», sagt der Zweckartikel. «Ton ist nicht kreuzung im Sturmwind. In Heidelberg hörte nur eine Hommage an die Musik meines Man- sie ihren künftigen Mann, Hans Bernhard aus nes, sondern auch an den Ton als Material für Zürich, über «sich selbst und andere führen» meine keramische Kunst, und drittens weist er referieren. Sie verlor ihr Herz. Er ist nicht nur Unternehmenspsychologe, sondern auch ein begnadeter Jazzer am Klavier (= TON) und als er Inge Louven willens sah, ihm in die Schweiz zu folgen, frug er: «Du hast ein Hobby?» Galerie in der alten Post Wernetshausen Einen Zeichenkurs der Migros Klubschule und einen Keramikkurs (=TON) später war die Spätzünderin erfolgreiche Künstlerin (= ART). 2003 wohnten sie in Wernetshausen in der alten Post, in welcher sie ihr Atelier einrich- tete, malte und bildhauerte und beschloss: «Diese Post soll wieder – wie einst – ein Ort der Kommunikation, der Begegnung und ... der Geldflüsse werden». Sie stellte aus und ver- kaufte nicht nur die eigenen Werke, sondern auch jene befreundeter Künstler: Die Galerie Atelier TonArt war geboren. Die Sammler am Ort machten die neben dem Dorfladen ge- legene Galerie zum beliebten samstäglichen Treff über der Nebelgrenze. Mit der Teilnahme Die Künstlerin und Galeristin Inge Louven neben dem Schutz- am «Kunst und Design Forum» 2002 an der drachen der Galerie «TonArtus Zürcher Oberland Messe (ZOM) vernetzte sich von Humbracht». Thema 15
Ob nah oder fern … … macht’s immer gern. Wir sind der richtige Partner für Transporte aller Art. Umzüge, Waren- und Möbeltransporte Eichhöhe 6 · CH-8634 Hombrechtikon Tel. 055 244 22 65 · www.kummer-transporte.ch Mittwoch, 10. April 2019 Restaurant Arcade, Hombrechtikon Jass-Turnier Besuchen Sie uns im privat geführten Denner. Wir bieten viele regionale Produkte und ein attraktives Zusatzsortiment. Weiterhin gewähren wir am ersten Donnerstag im Monat den AHV-Bezüger 10% auf das gesamte Sortiment.* Von 14–17 Uhr wird die Jasskönigin *Ausgeschlossen sind Tabakwaren,Spirituosen,Gebührenmarken,Gutscheine oder der Jasskönig erkoren ! und Parfum. Zu gewinnen gibt es tolle Preise. Der Turniereinsatz beträgt Fr. 5.– pro Person. T&M Denner Partner GmbH Öffnungszeiten: Im Zentrum 10 8634 Hombrechtikon Montag bis Samstag Anmeldung erforderlich bis 8. April bei Tel. 058 999 65 71 von 8.00 bis19.00Uhr Annelies Aschinger, 079 414 31 28, Fax.058 998 65 71 ------------------------ jassen@gfhombi.ch Bon «Gut Jass!» 10% Rabatt* *Ausgeschlossen sind Tabakwaren,Spirituosen,Gebührenmarken Gutscheine und Parfum. Nicht kumulierbar mit anderen Rabatten. Gültig bis 31.05.2019 Wir freuen uns auf Ihren Besuch 16 Ährenpost 2/2019
auch auf meine Workshops für Künstler hin, (D) sowie Andreas Hürlimann (CH). «Ich unter- V.l.n.r.: Stefan Kurt, nicht wo es um den richtigen Ton geht, um ein Publi- scheide die Kunstmärkte ‹eins› (die grossen nur Schauspieler («Papa kum anzusprechen», erklärt mir die Künstlerin Messen und Biennalen), ‹zwei› (arrivierte in- Moll», «Zwingli»), bearbeitet Fotografien von Pflanzen, und Galeristin. Als sie nach Hombrechtikon ternationale, nationale und regionale Künstler, Heinrich Bobst, pensionierter kam, machte sie einen ersten Versand an alle die ein Auskommen finden), und ‹drei› (lokale Chemiker, ist mit seinen Lichtplastiken der Durchbruch Einfamilienhaus- und Reihenhausbesitzer, weil Hobby-Künstler). Ich habe aus allen drei Kunst- in den Kunstmarkt «eins» sie dort das Budget und leere Wandflächen märkten Künstler. Von Stäfa habe ich Karin geglückt, Eva Hoppert hält für Kunst vermutete. Ihr Prospekt für das drei- Pinato und Michael Siegrist, aus Schmerikon taufrische Naturimpressionen fest und der verstorbene tägige Intensivseminar «Ready for Take-off? – Raphaela Wespe (22), eine talentierte junge niederländische Künstler erfolgreich Kunst verkaufen – Türen zum Kun- Künstlerin, die ich seit vier Jahren fordere und Harmen Wagenmakers fragt nach dem «wahren Gesicht». den öffnen» enthält das träfe Zitat von Wilhelm fördere. Und meine derzeit älteste Künstlerin, Busch: «Oft trifft man wen, der Bilder malt – viel Nazrat Dällenbach (92), wohnte bis 2018 in selt’ner wen, der sie bezahlt!» Neben jenen, Hombrechtikon, war jetzt mehr als ein Jahr in die von der Kunst Einblick in die tiefsten Ge- Südamerika bei ihrer Tochter und kommt im heimnisse des Universums erwarten, gebe Mai wieder in die Schweiz.» es das berechtigte Bedürfnis «ich hätte gern was Schönes an der weissen Wand über dem Vernissagenbesuch am Sonntag neuen roten Sofa», erklärt die Galeristin und So besuchen wir die Vernissage zu «Louvens deutscht es aus: «Kundenorientierung ist für ArtCircle 2019 #1» am 3. Februar 2019. Gleich mich ein wichtiges Thema.» So sehr sie den ins Auge stechen die grossformatigen Fotogra- Standort ihrer Galerie mittlerweile ins Herz fien von fehlfarbenen Pflanzenteilen von Ste- geschlossen hat: «Im Sommer die Pferde auf fan Kurt, ich versinke in den impressionistisch der Weide hinter dem Haus, der Blick auf die in Acryl schwungvoll hingepinselten Natursze- Kirche und der alte Baumbestand ringsum» nen der Nürtinger Künstlerin Eva Hoppert und so fehlt die Laufkundschaft. Auf dem Land dann fesseln mich Heinrich Bobsts auf den gebe es eine Hemmschwelle, eine Galerie zu ersten Blick unscheinbaren Licht-Plastiken, betreten. «Es besteht keine Kaufverpflichtung umgebogenes Acrylglas, welches das Licht in und ich freue mich über jeden Besuch. Und: Spektralfarben zerlegt und jedem Betrachter Kunst muss nicht teuer sein. Von verschiede- ein anderes Farbenspiel zeigt. Dass Menschen nen Künstlern habe ich limitierte Kleinserien verschiedene Gesichter haben und je nach von Drucken oder Fotografien, die zu einem Situation auch zeigen, ist Thema der Zeich- vernünftigen Preis zu haben sind und es gibt nungen des am 24. Dezember 2018 verstor- Bei Inge Louvens Galerie: für weniger als hundert Franken kleine Unika- benen niederländischen Künstlers Harmen ungelogen richtig. te», ermutigt sie die Hombrechtiker. Wagenmakers. Auf einem geschmiedeten Mär- chenbuffet von Renate Güntensperger gibt es «Jeder Mensch ein Künstler?» Häppchen und ein Glas Wein oder Prosecco. Nach welchen Kriterien wählt sie die Künst- Die drei Künstler sind da und beantworten ler für ihr bunt und überraschend gemischtes Fragen. Dazwischen sind auch Kinder und Künstlerportfolio aus? «Ihre Werke müssen Menschen jeden Alters. Und die Kunst der in mein Galeriekonzept passen. Und ich will Inge Louven? «Zu ‹Fünf Jahre Galerie Atelier mit der Kunst dem interessierten Betrachter TonArt› wird im Frühherbst eine Ausstellung Freude bereiten. Selbstverständlich muss es allein nur mit meinen Werken zu sehen sein.» auch kritisch und aufrüttelnde Kunst geben, Wir werden hingehen und bis dahin – ab und aber ich denke, dies passt eher in die Stadt an – an verregneten Wochenenden im «Haus oder auf eine Messe.» Derzeit vertritt sie rund zum Sternen» Kunst-Kraft tanken. 20 international tätige Künstler darunter Eck- hard Besuden (D), Stefan Kurt (CH), Max Seiz Giorgio Girardet Thema 17
PEGOL Schule Stäfa Private Tagesschule Bahnhofstrasse 10 Private Tagesschule in Stäfa 8712 Stäfa 1. bis 6. Primarklasse, Zwischenjahr möglich 044 926 17 17 www.pegol.ch 1. bis 3. Sek A und B info@pegol.ch 10. Schuljahr Nachhilfe und Gymivorbereitung Lega- und Dyskalkulietherapie Seit 10 Jahren in Stäfa die Schule mit viel persönlichem Engagement für Ihr Kind Immobilien-Verkauf Erstvermietung Bewirtschaftung Ihr engagiertes Familienunternehmen im Zürcher Oberland, welches für Kompetenz und zufriedene Kunden im Immobiliensektor steht. Möchten Sie Ihr Eigenheim vermieten oder verkaufen? Wir sind kompetent, charmant und schnell im Service und erfüllen unsere Aufgaben mit viel Leidenschaft. Wir freuen uns, auch Sie von unseren attraktiven Konditionen überzeugen zu dürfen. Tel. 055 264 12 44 oder info@immorise.ch; www.immorise.ch Hausmann Reinigungen das R-Team GmbH Bau-, Fenster-, Umzugs- und Unterhaltsreinigungen, Hauswartungen, Gartenpflege Im Kampf gegen den Schmutz… …und für die Werterhaltung Ihrer Liegenschaft! 8634 Hombrechtikon Tel. 055 244 21 82 www.rteam.ch info@rteam.ch fh D. Berner AG Bodenbeläge Malergeschäft Telefon 055 244 18 24 info@berner-bodenbelaege.ch www.berner-bodenbelaege.ch Ihr Spezialist im Dorf für Bodenbelags- und Malerarbeiten 18 Ährenpost 2/2019
VON DER SONNEN- ZUR ARMBANDUHR Heidi und Hanspeter Meier: Uhrmacher, Uhrensammler, Schmuckexpertin Am 2. April 2019 durften Heidi und ke EPOS als nur einer von zehn Händlern in Hanspeter Meier mit ihrem Uhren- und der Schweiz anbieten. Qualität und Service Schmuckgeschäft ihr 40-Jahr-Jubiläum bilden nach wie vor die Eckpfeiler des Erfolgs. feiern. Liebhaber alter Wand- und Standuhren sind beim ausgewiesenen Fachmann an der rich- Ein 40-Jahr-Jubiläum ist für ein KMU im De- tigen Adresse. Selbst fehlende und defekte tailhandel nicht selbstverständlich. Nach ei- Teile werden individuell nachgefertigt und die ner Lehre als Uhrmacher und verschiedenen Lieblingsuhr kann wieder in voller Pracht die Tätigkeiten in der Uhrenbranche hat sich das Stunden schlagen. Perlen sind ein spezielles Ehepaar Meier am 2. April 1979 auf gerade Anliegen von Heidi Meier. einmal 10 m2 in der eigenen Wohnung an der Mit der Region verbunden Eichtalstrasse 11 selbstständig gemacht. Das Natürlich sind Heidi und Hanspeter Meier mit kleine, aber feine Sortiment an Markenuhren der Region verbunden. Sie engagieren sich im und Schmuck wurde damals dank der kreati- Dorf sowie im Gewerbeverein und freuen sich ven Ader von Heidi Meier mit handgefertigten über jeden Besuch, jedes neue Gesicht und Puppen und Clowns ergänzt. Der Kundenkreis jedes interessante Gespräch. Das Ehepaar wuchs ständig, sodass nach zehn Jahren im Untergeschoss ein Ladenlokal mit Schaufens- ter entstand. «En richtige Lade», wie es da- mals in der Werbung hiess. «Werte erhalten» Heidi und Hanspeter Meier nehmen sich viel Zeit für die Wünsche ihrer Kunden und versu- chen nicht «nur» um jeden Preis zu verkaufen. Sie möchten auch Werte erhalten und sind Spezialisten, wenn es um die Reparatur einer defekten Uhr oder um Sonderwünsche geht. Im Jahr 2002 konnten dann neue und grös- sere Räumlichkeiten an der Eichtalstrasse 7 bezogen werden, dort, wo sie auch heute noch täglich Batterien wechseln, Uhrenbänder an- probieren und hochwertige Uhren sowie ed- len Schmuck verkaufen. Man setzt nach wie vor auf bezahlbare Markenprodukte, sucht jedoch auch Nischenprodukte aus der heimi- schen Uhrenbranche. So darf Meier Uhren & Schmuck heute beispielsweise die Uhrenmar- Meier ist motiviert, seine Leistungen und Pro- Heidi und Hanspeter Meier. dukte noch weitere Jahre anzubieten. Die Kun- den können dazu beitragen, indem sie ihre Wünsche zu Sortiment und Produkten äus- sern, damit sie weiterhin ihre Uhr und ihren Schmuck in die Hand nehmen und aussuchen können. Heidi und Hanspeter Meier bedanken Bild ganz links: Golduhr Aero- sich bei ihren Kundinnen und Kunden herzlich watch, Tourbillon Renaissance. für ihre Treue in den vergangenen 40 Jahren. Limitiert auf 10 Stück (Werk- bild). Mit diversen Events und Aktionen wird das ganze Jahr gefeiert! Weitere Informationen un- Bild links: Pariser Pendule, ter: www.meier-uhren.ch Jahrgang etwa 1820. Thema 19
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Zeit und Zeitmessung selben Prinzip funktionierten, wird auch die Als älteste Zeitmessung darf wohl die Son- Feueruhr erwähnt. Erste mechanische Uhren nenuhr angesehen werden. Was jedoch viele wurden um 1200 in verschiedenen Ländern nicht wissen, ist die Tatsache, dass man mit gebaut. Der Antrieb bestand aus schweren Hilfe der Sonnenuhr sowie eines sog. Gno- Gewichten, als Regulierorgan diente ein so- mons, das als ältestes bekanntes Zeitmessin- genanntes Foliot, eine Waageunruh. Das Fo- strument bekannt ist, auch die Himmelsrich- liot-Prinzip wurde noch viele Jahrhunderte im tungen bestimmen kann: Uhrenbau verwendet, insbesondere bei den sog. Eisenuhren. Diese Uhren waren meistens in Klöstern in Gebrauch und sehr oft schon mit einem Schlagwerk versehen, um die Gebets- stunden anzukündigen. Die ältesten öffentli- chen Turmuhren wurden in der Folge gebaut: Paris: 1300; London: 1348; Strassburg: 1354 sowie 1407 die Rathausuhr in Basel. Die Erfin- dung der Feder im 15. Jahrhundert veränderte die Konzeption der Uhrmacherei vollkommen. Es wurden die ersten tragbaren Tischuhren mit Federzug gebaut. Der Schlosser Peter Henlein aus Nürnberg war anscheinend der Erste, der Bestimmen der Nordrichtung mithilfe um 1500 eine aus «Eisen» bzw. Stahl gefertigte des Gnomons. Taschenuhr baute. Erste Uhren wurden also von Schlossern konstruiert und gebaut – eine Um die Nordrichtung bestimmen zu können, Handwerkskunst auf höchster Ebene. ist es zunächst notwendig, den Zeitpunkt zu finden, zu dem die Sonne ihren Höchststand Der Uhrmacher heute erreicht. Auf der horizontalen Oberfläche, zu Wenig bekannt sind auch die Anforderungen, welcher der Gnomon senkrecht steht, wird ein die schon vor 40 Jahren an einen gelernten Kreis eingezeichnet, dessen Mittelpunkt der Uhrmacher gestellt wurden. Ein ausgebildeter Schattenstab selbst bildet. Im Verlauf des Ta- Uhrmacher ist nach seiner vierjährigen Lehr- ges stimmt die Schattenlänge des Gnomons zeit in einer Uhrmacherschule oder bei einem am Nachmittag, wie auch einmal am Vormit- Uhrmachermeister in der Lage, Reparaturen tag, genau ein weiteres Mal exakt mit dem und Unterhalt an allen vorkommenden Uh- Radius überein (s. Abb. oben). Verbindet man nun die beiden Schnittpunkte mit dem Mit- telpunkt und zeichnet die Winkelhalbierende der entstehenden Scheitel ein, zeigt diese auf der nördlichen Halbkugel, genau zum geogra- fischen Norden. Foliot-Prinzip Als weitere Zeitmessinstrumente werden im Fachbuch «Schmuck Edelsteine Uhren» aus dem Archiv von Hanspeter Meier folgende Ge- genstände aufgezählt, die über die Jahrtau- sende verwendet wurden: Neben Sanduhr, Maschineller Eigenbau einer Wasseruhr und Öluhr, die alle etwa nach dem- Foliot-Waageunruh-Uhr. renarten, vom einfachsten Wecker über die komplizierteste Pendule und bedingt auch bis zur elektronischen Uhr auszuführen. Zu- dem sollte er imstande sein, eine einfache Uhr selbstständig herzustellen. Nicht selten müssen auch fehlende Teile von wertvollen antiken Uhren berechnet und rekonstruiert werden, um danach diese Teile von Hand oder maschinell anzufertigen. Bild links: Das Prinzip der Foliot-«Waag»-Uhr. Hans J. Tobler Bild: Wikimedia. Thema 21
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