Ausgabe 4/2017 - Festakt Gestresste Mausmakis - Deutsches Primatenzentrum
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Festakt Gestresste Mausmakis Eröffnung der Ausstellung zum Jubiläum sterben früher „Primaten“ Z DP e hr Ja 40 Ausgabe 4/2017
Editorial Liebe Leserinnen Inhalt und Leser, wenn man viel erlebt, ver- Highlights aus der Forschung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 geht die Zeit wie im Flug. So kommt mir auch unser Wissenschaftspolitik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Jubiläumsjahr vor, das sich Kongresse und Workshops . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 allmählich dem Ende neigt. Veranstaltungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Wir haben ordentlich gefeiert (siehe Seite 20), eine 120-seitige DPZ-Chronik veröffentlicht, 14 zusätzliche Jubiläum: 40 Jahre DPZ. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Führungen für Besucher durchgeführt und neben den DPZ intern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 15 Vorträgen im Rahmen des DPZ-Kolloquiums noch elf öffentliche Vorträge, drei Movie Nights, eine Aus- Abschlüsse und Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 stellungseröffnung und eine Lehrerfortbildung veran- Aus der Leibniz-Gemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 staltet. Dazu kommen noch acht, meist mehrtägige Termine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Seminare und Workshops, wie beispielsweise das Pri- mate Neurobiology Symposium und die im Dezember stattfindenden Freilandtage. Wer jetzt noch nichts vom DPZ gehört hat, ist selber schuld – beziehungs- weise hat noch bis zum 28. Februar Zeit, die Ausstel- lung „Primaten“ zu besuchen. In der vierten und damit letzten Jubiläumsausgabe von DPZ aktuell haben wir die durchaus bewegten letzten zehn Jahre der DPZ-Historie zusammenge- fasst. Vier der derzeit neun Abteilungsleiter haben seit 2008 am DPZ angefangen, außerdem zwei For- schungs- und drei Nachwuchsgruppenleiter. Das Hormonlabor wurde als eigenständige Serviceein- heit etabliert, der Leibniz-Wissenschaftscampus „Pri- matenkognition“ ins Leben gerufen und die Initia- tive „Tierversuche verstehen“ gegründet. Dass unse- re DPZ-Geschichte spannend weitergeht, hoffen wir doch sehr – vielleicht ja bald mit dem einen oder an- deren Exzellenzcluster an der Universität Göttingen, an deren Anträgen unsere Wissenschaftler gerade intensiv (mit)arbeiten. Wir halten Sie auf dem Lau- fenden. Ein Grauer Mausmaki (Microcebus murinus) schaut hinter einem Baum hervor. DPZ-Wissen- Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. schaftler haben in einer kürzlich erschienenen Ihre Susanne Diederich Studie herausgefunden, dass chronischer Stress bei dieser Primatenart mit einer erhöhten Kon- zentration des Hormons Cortisol und einer be- grenzten Lebenserwartung korreliert. A gray mouse lemur (Microcebus murinus) looks out from behind a tree. DPZ scientists have found in a recent study that chronic stress correlates with a higher level of the hormone cortisol and a limited life expectancy in this primate species. Photo: Anni M. Hämäläinen
Highlights aus der Forschung Ein Grauer Mausmaki (Microcebus murinus). Die nachtaktiven Tiere gehören mit durchschnittlich 60 Gramm Körpergewicht zu den kleinsten Vertretern unter den Primaten. A gray mouse lemur (Microcebus murinus). The animals with an average weight of 60 grams are among the smallest representatives among the primates. Photo: Anni M. Hämäläinen Gestresste Mausmakis sterben früher Wissenschaftler am Deutschen Primatenzentrum untersuchen den Zusammen- hang zwischen Stress und Überlebenschancen bei Lemuren Chronischer Stress hat auch einen negativen Einfluss Einen Zusammenhang zwischen parasitärem Befall auf die Gesundheit und damit auf die Überlebens- der Tiere und Überlebenswahrscheinlichkeit konn- chancen unserer nächsten Verwandten. Das haben ten die Wissenschaftler dagegen nicht feststellen. Wissenschaftler des Deutschen Primatenzentrums Der Cortisol-Wert aus Ablagerungen in Haaren ist (DPZ) und der Universität Göttingen in einer Studie demnach besser geeignet, die Gesundheit von frei- mit freilebenden Lemuren in Madagaskar heraus- lebenden Lemuren abzuschätzen, als andere bislang gefunden. Demnach korrelieren dauerhaft erhöhte verwendete Parameter. Konzentrationen des Stresshormons Cortisol in den Haaren von Grauen Mausmakis (Microcebus murinus) Graue Mausmakis sind baumbewohnende Lemuren, mit einer begrenzten Lebenserwartung. Dies zeigte die in den Wäldern Madagaskars leben. Die nachtak- sich vor allem in der Fortpflanzungszeit, die für die tiven Tiere wiegen durchschnittlich 60 Gramm und Tiere einen zusätzlichen Energieaufwand bedeutet. gehören damit zu den kleinsten Vertretern unter den Mausmakis mit einer guten körperlichen Kondition Primaten. Die Wissenschaftler des Deutschen Prima- hatten zwar allgemein bessere Überlebenschancen, tenzentrums studieren die Mausmakis seit über 20 waren jedoch aufgrund höherer Anforderungen wäh- Jahren an einer Freilandstation im Kirindy-Wald an der rend der Jungenaufzucht ebenfalls beeinträchtigt. Westküste Madagaskars. DPZ aktuell, November 2017 3
Highlights aus der Forschung Um nachzuweisen, dass chronischer Stress einen die Ursachen der Sterblichkeit zulässt, deuten die Er- negativen Einfluss auf das Überleben der Tiere hat, gebnisse darauf hin, dass die Cortisol-Konzentration verfolgten die Forscher von 2012 bis 2014 eine Po- in den Haaren ein wichtiger Indikator für die Gesund- pulation Grauer Mausmakis im Kirindy-Wald. Neben heit freilebender Lemuren und anderer Säugetierar- den Cortisol-Werten in den Haaren wurden auch die ten sein kann. „Die Erkenntnisse könnten den Schutz körperliche Kondition – gemessen als Verhältnis zwi- der Tiere erleichtern, da die Cortisol-Konzentration schen Körpergewicht und Größe – sowie der Befall der ein wesentliches Instrument darstellt, mit dem man Tiere mit Parasiten von den Wissenschaftlern in bis zu Probleme innerhalb der Populationen effizient erken- 171 Tieren gemessen. In einer Sub-Population von 48 nen und letztlich die Reaktionen der Lemuren auf Mausmakis wurden alle drei Gesundheitsindikatoren Umweltveränderungen vorhersagen könnte“, sagt in Beziehung zur Überlebenswahrscheinlichkeit über Josué Rakotoniaina. die Fortpflanzungszeit betrachtet. Mausmakis mit niedrigen Cortisol-Werten in den Stressed lemurs have worse chances of Haaren wiesen eine 13,9 Prozent höhere Überlebens- survival wahrscheinlichkeit auf als solche mit hohen Corti- sol-Konzentrationen. Tiere, die eine gute körperliche High levels of hair cortisol are associated with reduced Kondition hatten, überlebten zu 13,7 Prozent besser survival in wild gray mouse lemurs als Artgenossen mit einem schlechten körperlichen Zustand. Weibchen überlebten zudem eher als Männ- Researchers at the German Primate Center and Georg chen. Bei Mausmakis, die mit Parasiten infiziert wa- August University Göttingen found that gray mouse le- ren, konnten die Forscher keinen Zusammenhang zur murs with high levels of the stress hormone cortisol in Überlebenswahrscheinlichkeit feststellen. their fur were less likely to survive both long-term and over the reproductive season. The study is now pub- „Die Konzentration an Stresshormonen wird oft als lished in the open access journal BMC Ecology. Anzeiger für Gesundheit und Fitness herangezogen“, sagt der Erstautor der Studie Josué Rakotoniaina. Josué Rakotoniaina, the corresponding author said “De- „Unsere Untersuchung ist aber eine der ersten, die spite the wide use of stress hormone levels as an index einen Zusammenhang zwischen chronischem Stress of health and condition, this study is among the first und Überleben in einer freilebenden Lemurenpopu- to correlate an index of chronic stress with survival in lation zeigt.“ a wild population of lemurs. This was only possible by combining hair cortisol levels with several years of life Die Forscher betonen außerdem, dass besonders in history data that was gathered from a long-term moni- der Paarungszeit Stress eine wichtige Rolle spielt, vor toring project of mouse lemurs.” allem für männliche Mausmakis. Gestresste Tiere sind häufig nicht in der Lage, mit der zusätzlichen energe- Lemurs with low hair cortisol levels had on average tischen Belastung während der Paarungszeit adäquat a 13.9 per cent higher chance to survive than those umzugehen. with high levels of hair cortisol. Lemurs with very good body condition – that is optimal body mass and size – „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Cortisol-Konzen- survived on average 13.7 per cent better than lemurs tration in den Haaren ein besserer Indikator für das with poor body condition and females survived, on Überleben und damit für die Gesundheit der Tiere ist, average, better than males. Variations in parasitism, als andere Parameter“, so Rakotoniaina. „Cortisol wird such as the number of parasite infections, were not vom Haar während des Wachstums aufgenommen. linked to survival. Das erlaubt uns eine Analyse der Konzentration über eine längere Zeitspanne und nicht nur zu einem be- Josué Rakotoniaina added: “Our findings indicate that stimmten Zeitpunkt.“ hair cortisol concentrations are a much better predic- tor of survival, and thus a better index of health, than Obwohl der genaue Mechanismus, durch den Cortisol other commonly used health indicators. Cortisol is tak- im Haar aufgenommen wird, noch nicht vollständig en up by hair as it grows so its concentration in a hair bekannt ist, und die Studie keine Rückschlüsse auf sample allows assessment of overall cortisol levels over 4 DPZ aktuell, November 2017
Highlights aus der Forschung time rather than – as single samples of blood, saliva or Although the exact mechanism by which cortisol is urine do – at one time point.” To test their hypothesis built into hair is not yet fully understood and the ob- that high hair cortisol concentration as a measure of servational nature of the study does not allow conclu- long-term stress is related to individual survival, the sions about the causes of mortality, the findings sug- researchers studied a population of gray mouse lemurs gest that hair cortisol concentration may be a valid in Kirindy Forest, Madagascar from 2012 to 2014. They indicator of health in wild lemur populations. Josué assessed the relationship between hair cortisol concen- Rakotoniaina said: “This important information could tration and long-term survival in 171 lemurs, while the facilitate conservation decisions as it provides conser- effect of body condition on long-term survival was as- vationists with an essential tool that could be used sessed in a sub-sample of 149, and the link between all to detect issues emerging at the population level and health indicators (hair cortisol level, body condition and ultimately predict wild populations’ responses to envi- parasitism) and survival during the mating season was ronmental challenges.” assessed in a group of 48 lemurs. Original publication The researchers suggest that the benefits of having low stress levels may be even more pronounced prior to the Rakotoniaina JH, Kappeler PM, Kaesler E, Hämäläinen mating season. Individuals that are more affected by AM, Kirschbaum C, Kraus C (2017): Hair cortisol con- challenging conditions may not be able to cope with centrations correlate negatively with survival in a wild the additional stress during mating season which is primate population. BMC Ecology 2017 DOI: 10.1186/ particularly challenging for male mouse lemurs. s12898-017-0140-1 Ein Grauer Mausmaki (Microcebus murinus) im Kirindy-Wald. Hohe Cortisol-Werte in den Haaren der Tiere weisen auf chronischen Stress hin, was mit einer begrenzten Lebenserwartung einhergeht. A gray mouse lemur (Microcebus murinus) in the Kirindy Forest. High cortisol levels in the hair of the animals indicate chronic stress, which is associated with a limited life expectancy. Photo: Anni M. Hämäläinen DPZ aktuell, November 2017 5
Highlights aus der Forschung Darstellung der Wirkungsweise des Bioreaktors. How the bioreactor works. Image: UKD Medizinische Klinik III Erfolg für die Transplantationsforschung Wissenschaftlern gelingt die Transplantation tierischer Inselzellen ohne Eingriff ins Immunsystem Einem internationalen Forscherteam, an dem auch Diabetes mellitus Typ 1 wird durch die Zerstörung Wissenschaftler des Deutschen Primatenzentrums der Insulin-produzierenden Inselzellen der Bauch- beteiligt waren, ist in einer vielversprechenden Stu- speicheldrüse durch das körpereigene Immunsystem die die Transplantation von artfremden Insulin-pro- ausgelöst. Warum das geschieht, ist bislang noch duzierenden Inselzellen in Rhesusaffen gelungen. unklar. Durch das fehlende Insulin kommt es zu ei- Die Zellen stammen aus der Bauchspeicheldrüse ner dauerhaften Überzuckerung des Blutes, was zu von Schweinen und sind in einer als Bioreaktor funk- zahlreichen Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf- tionierenden Kapsel eingeschlossen. Somit können Erkrankungen, Nieren- und Nervenschädigungen Abstoßungsreaktionen des Immunsystems verhin- führt. Laut Robert-Koch-Institut sind in Deutschland dert werden. Die Studie fand unter Federführung derzeit etwa acht Millionen Menschen an Diabetes der Dresdner Wissenschaftler Barbara Ludwig, Ste- erkrankt. Rund 400.000 davon an Typ 1. Betroffene fan Ludwig und Stefan R. Bornstein vom Universi- müssen ihrem Körper lebenslang Insulin von außen tätsklinikum Carl Gustav Carus statt. Die Forscher zuführen. haben den künstlichen, für die Insulinproduktion verantwortlichen, Inselapparat der Bauchspeichel- Die Transplantation menschlicher Inselzellen zur drüse zusammen mit der israelischen Firma „Beta-O2 Behandlung von Typ-1-Diabetes ist bislang nur be- Technologies Ltd.“ entwickelt. Die Transplantationen grenzt möglich und deshalb Hochrisiko-Patienten wurden am Deutschen Primatenzentrum durchge- vorbehalten, deren Erkrankung einen kritischen führt. Die Spenderzellen funktionierten auch nach Verlauf zeigt. Sowohl die lebenslange Gabe von einem halben Jahr noch gut und produzierten Insu- Medikamenten, die das Immunsystem unterdrü- lin in ausreichender Menge. Die Studie eröffnet da- cken (Immunsuppressiva) und der Mangel an ge- mit neue, zellbasierte Behandlungsmöglichkeiten für eigneten Spenderzellen beschränken den Einsatz Diabetes-Patienten (PNAS). der Methode. 6 DPZ aktuell, November 2017
Highlights aus der Forschung Kleiner Bioreaktor mit großer Wirkung dem Menschen ähnlich sind, sind deshalb im Vorfeld klinischer Studien unverzichtbar.“ Um diesem Umstand entgegenzuwirken, entwickel- ten die Dresdner Wissenschaftler eine neue Strategie, Im nächsten Schritt wird das Paul-Ehrlich-Institut, das um Inselzellen von Schweinen in einer Kapsel dauer- deutsche Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedi- haft überleben zu lassen. Die artfremden Zellen sind zinische Arzneimittel, die Studie auf die Anwendbar- durch eine Membran vom Rest des Körpers abge- keit beim Menschen prüfen. Sollten klinische Studien grenzt. Sauerstoff, Glucose und Nährstoffe, die die Zel- zugelassen werden, könnte der Bioreaktor in einigen len zum Überleben benötigen, können in das System Jahren Erkrankten helfen und so die Insulingaben ein- eindringen, Insulin kann hinausgeschleust werden. schränken oder sogar ganz überflüssig machen. Bestimmte Abwehrzellen des Immunsystems, die den Zellen schaden könnten, kommen jedoch nicht durch Der Forschungsverbund SFB – Transregio 127 die Hülle. Die Gabe von Immunsuppressiva ist somit nicht notwendig. Die Studie wurde im Rahmen des Transregio-Son- derforschungsbereiches (TRR) 127 durchgeführt. In Der kleine Bioreaktor, der die Inselzellen enthält, dem DFG-geförderten Forschungsverbund arbeiten wurde drei Rhesusaffen am DPZ transplantiert. „Wir seit 2012 zahlreiche Experten auf dem Gebiet der haben die Tiere auf die OP vorbereitet und auch de- Xenotransplantation zusammen. Die Wissenschaft- ren Nachsorge übernommen“, sagt Uwe Schönmann, ler erforschen alternative Organersatzverfahren mit Koloniemanager in der DPZ-Primatenhaltung. „Die dem Ziel, artfremde Organe, Gewebe oder Zellen aus künstlichen Organe haben in den Affen gut funktio- Schweinen für den Menschen nutzbar zu machen. niert und Insulin produziert, wenn der Blutzuckerspie- Dabei arbeiten die Wissenschaftler in eng vernetzten gel stieg. Schwere Nebenwirkungen haben wir nicht Forschungsprojekten zusammen. Dem DPZ kommt beobachtet. Nun muss untersucht werden, ob das hierbei eine zentrale Rolle zu, da das Institut die Emp- Fremdtransplantat auch im Menschen funktioniert.“ fängertiere zur Verfügung stellt, die Projektpartner Neben Schönmann waren noch die Tierärztinnen mit der Expertise im Umgang mit nicht-menschlichen Yvonne Knauf und Martina Bleyer vom DPZ an der Stu- Primaten unterstützt und in Tierschutzfragen berät. die beteiligt. Projektleiter am DPZ ist Franz-Josef Kaup, Leiter der Abteilung Infektionspathologie und der Pri- matenhaltung. Milestone reached in transplantation research Franz-Josef Kaup: „Sicherheitsstudien an Affen sind unverzichtbar“ Successful transplantation of porcine islets without im- munosuppression „Bevor man Fremdtransplantate bei kranken Men- schen einsetzen kann, müssen die Methoden in ge- An international team of researchers, that includes eigneten Tiermodellen getestet werden“, sagt Kaup. scientists from the German Primate Center (DPZ), has „Sicherheits- und Machbarkeitsstudien mit Affen, die completed a successful transplantation study of por- cine insulin-producing islets in rhesus monkeys. The islets, taken from porcine pancreas, are enclosed in a Prof. Dr. Franz-Josef Kaup ist capsule that serves as a bioreactor. This prevents rejec- Leiter der Abteilung Infek- tionspathologie und Tier- tion reactions of the immune system. The study was schutzbeauftragter sowie conducted under the leadership of Barbara Ludwig, Projektleiter des Forschungs- Stefan Ludwig and Stefan R. Bornstein of the Univer- verbundes SFB/TRR 127 am sity Hospital Carl Gustav Carus in Dresden. In coopera- DPZ. Prof. Dr. Franz-Josef tion with the Israeli company “Beta-O2 Technologies Kaup is the head of the Pa- Ltd”, the researchers developed the artificial pancre- thology Unit, the Animal Welfare Officer at the DPZ as atic islet apparatus that has the ability to produce in- well as project manager of sulin. The transplants were performed at the German the Research Association SFB/ Primate Center. After six months, the donor cells pro- TRR 127. Photo: Privat duced sufficient insulin and were still intact. The study DPZ aktuell, November 2017 7
Highlights aus der Forschung provides new cell-based treatment options for diabetic tercare,” says Uwe Schönmann, colony manager of the patients (PNAS). DPZ Primate Husbandry. “The artificial organs showed promising results in the monkeys and produced insu- The autoimmune disease, diabetes mellitus type 1 is lin as soon as the blood sugar levels increased. We did triggered by the destruction of insulin-producing islets. not observe any serious side-effects. It is now time to The reason for this occurrence remains a mystery. The investigate the effects of the xenografts on humans.” In lack of insulin leads to permanent hyperglycemia that addition to Schönmann, the DPZ veterinarians Yvonne can lead to numerous secondary diseases such as car- Knauf and Martina Bleyer were also involved in the diovascular disease, kidney and nerve damage. Accord- study. Franz-Josef Kaup, head of the Pathology Unit and ing to the Robert Koch Institute, about eight million Primate Husbandry is the project leader at the DPZ. people are currently suffering from diabetes in Germa- ny. Approximately 400,000 suffer from type 1 diabetes Franz-Josef Kaup: and must provide the body with insulin for the rest of “Safety studies on monkeys are indispensable” their lives. “Before the transplantation of xenografts are allowed in The transplantation of human islets for the treatment sick people, the methods must be tested in suitable ani- of type 1 diabetes is currently limited and therefore re- mal models,” says Kaup. “Safety- and feasibility studies served for high-risk patients where the disease has taken with non-human primates are therefore indispensable a turn for the worst. Both the lifelong administration of in the run-up to clinical trials.” drugs that suppress the immune system (immunosup- pressant) and the lack of suitable donor cells, limit the In the next step the Paul Ehrlich Institute, the German implementation of this method. Federal Institute for Vaccines and Biomedicines, will examine the study’s applicability to humans. If clinical Small but highly effective bioreactor trials are allowed in the next few years, the bioreactor could help patients and thereby reduce or even elimi- To counteract this condition, scientists from Dresden de- nate insulin administration. veloped a new strategy to allow for the permanent sur- vival of porcine islets in a capsule. A membrane separat- The Research Association SFB – Transregio 127 ed the islets from the rest of the body. Oxygen, glucose and nutrients that are vital for cell survival are able to The study was conducted within the framework of the enter the system and insulin is then transferred to the Transregio-Special Research Field (TRR) 127. Since 2012, body. However, certain immune system cells that could numerous xenotransplantation experts have been damage the islets are not allowed to pass through the working together in the DFG-funded research network. membrane. The addition of immunosuppression is Scientists are investigating alternative replacement therefore superfluous. procedures for organs, tissues or cells from pigs. The DPZ plays a pivotal role in this because it provides the re- The transplantation of the small bioreactor with the is- cipient animals, give advice to the project partners with lets, occurred at the DPZ. “We prepared three animals their expertise in dealing with non-human primates for the surgeries and were also responsible for their af- and provide information on animal welfare issues. Uwe Schönmann ist Kolonie- Original publication manager in der Primatenhal- tung des DPZ. Uwe Schön- Ludwig B, Ludwig S, Steffen A, Knauf Y, Zimmermann mann is the colony manager of the DPZ Primate Husban- B, Heinke S, Lehmann S, Schubert U, Schmid J, Bleyer dry. Photo: Karin Tilch M, Schönmann U, Colton C, Bonifacio E, Solimena M, Reichel A, Schally A, Rotem A, Barkai U, Grinberg-Rashi H, Kaup FJ, Avni Y, Jones P, Bornstein SR (2017): Favorable outcome of experimental islet xenotransplantation without immunosuppression in a nonhuman primate model of diabetes. PNAS, Proceedings of the National Academy of Sciences, doi: 10.1073/pnas.1708420114 8 DPZ aktuell, November 2017
Highlights aus der Forschung Leber eines Javaneraffen mit kreisförmigen Herpes-B-Virus-Infektionsherden. Liver of a cynomolgous monkey with circular herpes B virus with necrotic lesions. Photo: Michael Suntz Gesundheitsgefahr durch Herpes-B-Infektion Infektionsbiologen des DPZ entwickeln Verfahren zum Nachweis der für Men- schen gefährlichen Virusinfektion in Makaken Die überwiegende Anzahl der Erwachsenen in Deutsch- am DPZ, hat einen der seltenen Fälle identifiziert, bei land ist mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) dem ein Makake an einer schweren, akuten Herpes-B- infiziert. Die Infektion ist für die Lippenbläschen ver- Virus-Infektion verstarb und erlangte dabei wichtige antwortlich, die häufig nach einer Schwächung des Einblicke in die Ausbreitung des Virus im Tier. Außer- Körpers auftreten. Ein schwerer Verlauf einer HSV-1- dem hat Kaul ein Nachweisverfahren für die Herpes-B- Infektion wird jedoch nur in Ausnahmefällen beob- Virus-Infektion von Makaken etabliert und ist dabei, achtet. Makaken tragen ein dem HSV-1 verwandtes dieses Testsystem für die Diagnostik im Menschen Virus, das Herpes-B-Virus. Analog zur Situation beim weiterzuentwickeln. Menschen, zeigen Herpes-B-Virus-infizierte Tiere meistens keine, oder nur milde Symptome. Nach einer Die Übertragung des Herpes-B-Virus von Makaken Übertragung auf den Menschen können Betroffene auf den Menschen kann eine schwere Erkrankung jedoch eine schwere Erkrankung entwickeln. Maka- verursachen. Dies wurde erstmals in den 1930er ken mit unklarem Herpes-B-Status stellen daher eine Jahren beobachtet, als ein Wissenschaftler, der von Gesundheitsgefahr für den Menschen dar. Artur Kaul, einem Makaken gebissen worden war, eine tödlich Wissenschaftler in der Abteilung Infektionsbiologie verlaufende Enzephalitis entwickelte. Anschließend DPZ aktuell, November 2017 9
Highlights aus der Forschung wurden mindestens 30 Fälle einer Herpes-B-Virus- Kot infizierter Tiere eine mögliche Ansteckungsquelle Übertragung auf Menschen registriert, von denen bis darstellen kann. zu 70 Prozent tödlich verliefen. Auch wenn heute die Herpes-B-Problematik bekannt ist, entsprechende „Es ist wichtig, den Herpes-B-Virus-Infektionsstatus Schutzmaßnahmen getroffen werden sowie Thera- von Makaken zu bestimmen, die Kontakt zu Men- pie zur Verfügung steht, stellt die Herpes-B-Virus-In- schen haben“, sagt Artur Kaul. „Gesunde Tiere kön- fektion immer noch eine ernstzunehmende Gesund- nen das Virus tragen und ausscheiden und somit heitsgefahr für Menschen dar, die mit Makaken oder Menschen anstecken. Makaken entwickeln vermut- Makakenproben arbeiten. lich nur bei einer Immunschwäche eine schwere Er- krankung, bei der hohe Mengen an Virus produziert In Makaken verursacht die Herpes-B-Virus-Infekti- werden können.“ on nur in seltenen Fällen eine schwere Erkrankung. Die Analyse infizierter Tiere kann wichtige Infor- Das krankmachende Potential des Herpes-B-Virus mationen über die Entwicklung der Krankheit und macht es notwendig, Testverfahren zu entwickeln, mögliche Übertragungswege liefern. Artur Kaul und mit deren Hilfe die Infektion sicher nachgewiesen Martina Bleyer, Tierärztin am DPZ, sowie Kollegen werden kann. Artur Kaul hat auf der Basis publizierter am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Arbeiten ein Nachweisverfahren etabliert, mit dem Freiburg und Stuttgart haben einen Javaneraffen un- Antikörper gegen das Herpes-B-Virus in Makaken mit tersucht, der innerhalb von zwölf Stunden an einer hoher Sensitivität nachgewiesen werden können. unvermittelt aufgetretenen Erkrankung verstarb. Die Dieses System wurde in einer Publikation in der Zeit- Leber des Tieres wies Verletzungen auf, die Herpes- schrift Primate Biology beschrieben und wird gegen- B-Virus-Partikel enthielten. Außerdem konnten hohe wärtig eingesetzt, um die Makaken-Kolonien am DPZ Mengen an Herpes-B-Virus-Erbgut in der Leber und zu testen. Das langfristige Ziel ist es jedoch, Herpes-B- weiteren Organen sowie im Kot nachgewiesen wer- Virus spezifische Antikörper in Menschen nachweisen den. Diese Beobachtungen, die im Journal of Medical zu können. Primatology publiziert wurden, weisen darauf hin, dass die Leber ein wichtiges Zielorgan der Herpes-B- „Dieser Nachweis ist schwierig, da lediglich Antikör- Virus-Infektion darstellt. Außerdem zeigen sie, dass per detektiert werden dürfen, die gegen das Herpes- Dr. Artur Kaul ist Wissenschaftler in der Abteilung Infektionsbiologie am Deutschen Primatenzentrum. Gemeinsam mit seinen Kolle- gen hat er ein sensitives Verfahren zum Nachweis der Herpes-B-Infektion in Makaken entwickelt. Dr. Artur Kaul is a scientist in the Infection Biology Unit at the German Primate Center. Together with his colleagues, he has developed a sensitive method for the detection of herpes B infection in macaques. Photo: Karin Tilch 10 DPZ aktuell, November 2017
Highlights aus der Forschung B-Virus, aber nicht gegen das eng verwandte HSV-1 gerichtet sind“, sagt Artur Kaul. „Ein entsprechendes Nachweisverfahren für Menschen wird gegenwärtig nur von Kollegen in den USA angeboten. Diesen Test können wir hier aber leider nicht benutzen, da wir am DPZ noch kein humandiagnostisches Labor haben. Die Etablierung einer leistungsstarken Alternative am DPZ ist deshalb wünschenswert, um Mitarbeitern, die möglicherweise mit dem Herpes-B-Virus in Kontakt gekommen sind, zeitnah eine Risikoabschätzung lie- fern zu können.“ Zukünftig planen Artur Kaul und Kollegen in der Ab- teilung Infektionsbiologie weitere grundlegende For- schungsarbeiten zum Herpes-B-Virus. So ist immer noch unklar, warum Herpes-B-Virus-Infektionen des Menschen nur in den USA beobachtet wurden, wäh- rend ähnliche Fälle in Asien, wo viele Menschen Kon- takt mit dort freilebenden Makaken haben, nicht do- kumentiert wurden. Ein Javaneraffe in der Primatenhaltung am DPZ. Diese Primaten- art gehört zur Gattung der Makaken, die häufig mit dem Her- pes-B-Virus infiziert sind. A long-tailed macaque in the prima- Health threat associated with herpes B te husbandry at the DPZ. This primate species belongs to the virus infection genus of macaques, which are often infected with the herpes B virus. Photo: Margit Hampe Researchers of the DPZ Infection Biology Unit develop diagnostic tests for detection of herpes B virus infection That transmission of herpes B virus from macaques to humans can cause serve disease was first observed in The majority of adults in Germany are infected with the 1930s when a scientist who was bitten by a ma- herpes simplex virus type 1 (HSV-1). Infection is asso- caque developed lethal encephalitis. Subsequently, at ciated with lib blisters, which can arise when immune least 30 cases of herpes B virus transmission to humans defenses are weakened. Severe disease upon HSV-1 in- were detected and the majority of patients died from fection is rare. Macaques harbor a HSV-1 related virus, the ensuing disease. Although the threat associated the herpes B virus. Similar as for humans, herpes B virus with herpes B virus is known today, preventive measures infected animals usually remain asymptomatic or de- are in place and therapy is available, herpes B virus in- velop mild symptoms. However, transmission of herpes fection still poses a considerable threat to humans, who B virus from macaques to humans can induce severe are in contact with macaques. disease. Therefore, macaques with unclear herpes B status pose a threat to human health. DPZ researcher In macaques, herpes B virus rarely causes severe disease. Artur Kaul, head of the virus diagnostics lab of the In- However, the analysis of afflicted animals can pro- fection Biology Unit, has identified one of the rare cases vide important information on viral pathogenesis and of herpes B virus associated severe disease in a non- routes of transmission. Artur Kaul and Martina Bleyer, human primate: A cynomolgus macaque had died from a veterinarian at DPZ, jointly with colleagues at the severe acute disease within 12 hours. Artur Kaul found Chemical and Veterinary Investigatory Offices Freiburg that the disease was associated with massive herpes B and Stuttgart analyzed a cynomolgus macaque that virus amplification and he obtained interesting insights had died within 12 hours from a severe acute disease into viral tropism, i.e. the ability of the virus to infect of unknown origin. They detected lesions in the liver certain cells, tissues and organs. Moreover, Artur Kaul that contained herpes B virus particles. Moreover, high developed a diagnostic test for detection of herpes B vi- amounts of herpes B virus DNA were detected in the rus infection of macaques and is currently adapting this liver and other organs as well as in feces. These obser- system for use in human diagnostics. vations, which were published in the Journal of Medi- DPZ aktuell, November 2017 11
Highlights aus der Forschung cal Primatology, suggest that the liver is an important directed against herpes B virus and not the closely re- target organ of herpes B virus infection. Moreover, they lated HSV-1. Such a test system is currently only avail- indicate that feces can be a source of infection. able in the USA. Unfortunately, we cannot use this test here because we do not yet have a human diagnostic “It is important to know the herpes B virus status of ma- laboratory at the DPZ. However, the development of caques that have contact to humans”, says Artur Kaul. an alternative test is desirable in order to provide col- “Healthy animals can carry and shed the virus, even leagues potentially exposed to herpes B virus with a in the absence of detectable antibody levels. However, timely risk assessment”. they may develop severe disease only in case of an im- munodeficiency and this may be associated with pro- In the future, Artur Kaul and colleagues also plan to duction of high amounts of virus.” conduct basic research on herpes B virus infection. Thus, it is still unclear why herpes B virus transmission The pathogenic potential of herpes B virus makes it to humans has only been observed in the USA while imperative to develop diagnostics. On the basis of pub- similar cases were not reported in Asia, where many lished work Artur Kaul developed a test that allows humans have contact with wild macaques. detection of antibodies against herpes B virus in ma- caques with high sensitivity. The establishment of this Original publication test system was reported in the journal Primate Biology and the test is currently used to screen the macaque col- Pöhlmann S., A. Krüger, W. Hafezi, S. Schneider, J. Gru- onies at DPZ. However, the long term goal of Mr. Kaul is ber, M. Winkler, and A. Kaul (2017): Detection systems to establish a diagnostic test that allows detecting her- for antibody responses against herpes B virus. Primate pes B virus infection of humans. Biol. 4, 9-16. “Establishing such a test is challenging”, says Artur Stefan Pöhlman, Artur Kaul Kaul, “since it should only detect antibodies that are Elektronenmikroskopische Darstellung von Herpes-B-Viruspartikeln, die aus der Leber des infizierten Javaneraffen isoliert wurden. Electronmicroscopic representation of herpes B virus particles isolated from the liver of the infected cynomolgous monkey. Photo: Valerij Akimkin 12 DPZ aktuell, November 2017
Wissenschaftspolitik Ein Javaneraffe in der Primatenhaltung am DPZ. Foto: Christian Schlögl Exzellenzcluster-Antrag „Primatenkognition“ einen Schritt weiter Insgesamt vier Anträge der Universität Göttingen wurden zum Vollantrag aufgefordert Die Universität Göttingen und ihre Partner am Göt- werden; die endgültige Entscheidung über die Förde- tingen Campus sind im Wettbewerb um Fördergelder rung der Cluster fällt im September 2018. aus der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern dabei. Anfang April 2017 hatte die Universität sechs „Wir sind stolz, das Expertengremium mit diesen An- Antragsskizzen für Exzellenzcluster eingereicht; sie trägen überzeugt zu haben“, freut sich Universitäts- kann nun Vollanträge für vier Cluster einreichen. präsidentin Ulrike Beisiegel. „Dies eröffnet uns eine Durchsetzen konnten sich „Multiscale Bioimaging“, sehr gute Chance, dass wir am Wettbewerb ,Exzellenz- „Primatenkognition“, „Konstruktionen des Religiö- universität‘ teilnehmen können, für den wir mit der sen“ und „Integrative Landnutzungswissenschaften langfristigen Strategie der Universität mit dem Göt- für nachhaltige Entwicklung“. Das DPZ ist federfüh- tingen Campus gut aufgestellt sind. Nun haben wir rend für den Antrag „Primatenkognition“ und am eine weitere wichtige Arbeitsphase vor uns. Ich danke Antrag „Multiscale Imaging“ beteiligt. Bis 21. Febru- allen beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissen- ar 2018 müssen die Cluster-Vollanträge eingereicht schaftlern für ihren Einsatz.“ DPZ aktuell, November 2017 13
Wissenschaftspolitik Primatenkognition Konstruktion des Religiösen Der beantragte Cluster „Primatenkognition – Informa- Der beantragte Cluster „Konstruktionen des Religi- tionsintegration in einer komplexen sozialen Welt“ will ösen“ zielt auf Grundlagenforschung zu Praktiken die Mechanismen verstehen, die dem Sozialverhalten religiöser Grenzziehungen in verschiedenen histo- und der Kognition von Menschen und nicht-mensch- rischen Perioden und kulturellen Kontexten. Unter- lichen Primaten zugrunde liegen. Hierfür sollen von sucht werden Abgrenzungen religiöser und nicht-re- der Freiland-Forschung bis ins Labor mit innovativen ligiöser Sphären ebenso wie inter- und intrareligiöse Methoden Verhaltens-, Hormon- und neurophysiolo- Differenzen. Die enge Verschränkung globaler und gische Daten von Individuen in sozialen Interaktionen transregionaler Forschung mit historischen Ver- erhoben und ausgewertet werden. Sprecherin des Vor- gleichsperspektiven sowie eine intensive interdiszi- habens ist Julia Fischer, Professorin für Primatenkogni- plinäre Zusammenarbeit der Geistes- und Sozialwis- tion an der Universität Göttingen und am Deutschen senschaften sollen das Verständnis gegenwärtiger Primatenzentrum. Sie wird von Hannes Rakoczy, Anne- religiöser Rekonfigurationen befördern. Sprecher kathrin Schacht und Stefan Treue unterstützt. des Vorhabens sind der Religionssoziologe Matthias Koenig, die Historikerin Hedwig Röckelein und Ran Multiscale Bioimaging Hirschl, Alexander von Humboldt-Professor für Kom- parativen Konstitutionalismus, von der Universität Ziel des beantragten Clusters „Multiscale Bioimaging: Göttingen. von molekularen Maschinen zu Netzwerken erregba- rer Zellen“ ist es, die strukturellen und die sich daraus Integrative Landnutzungswissenschaften ergebenden funktionellen Eigenschaften erregbarer Zellen in Herz und Hirn über mehrere Längenskalen Der beantragte Cluster „Integrative Landnutzungswis- hinweg zu verstehen. Hierzu sollen neue biophysikali- senschaften für nachhaltige Entwicklung (LUSci)“ ver- sche Verfahren, im Besonderen abbildende Methoden, knüpft forst- und agrarwissenschaftliche Forschung entwickelt werden. Mit den gewonnenen Erkennt- und hat globale Probleme der Landnutzung vor allem nissen sollen neuartige diagnostische und therapeu- in Entwicklungs- und Schwellenländern im Blick. Un- tische Ansätze für Erkrankungen von Herz und Hirn tersucht werden soll, wie Landnutzung nachhaltig ermöglicht werden. Sprecher des Vorhabens sind der betrieben werden kann. Dabei wird ein Spektrum von Neurowissenschaftler Tobias Moser, Universitätsme- der Bodenzusammensetzung bis zu Klimaeinflüssen dizin Göttingen und Deutsches Primatenzentrum, die abgedeckt. Sprecher des Vorhabens sind der Forstwis- Chemikerin Claudia Steinem von der Universität Göt- senschaftler Edzo Veldkamp, der Agrarökonom Bern- tingen und der Molekularbiologe Patrick Cramer vom hard Brümmer und die Ökologin Kerstin Wiegand von Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie. der Universität Göttingen. Bared-teeth display zwischen zwei Berber- affen. Foto: Christian Schlögl 14 DPZ aktuell, November 2017
Kongresse und Workshops Die Initiatoren des Symposiums Prof. Julia Fischer und Dr. Dietmar Zinner (rechts) mit Prof. Clifford J. Jolly (zweiter von links) und DPZ-Direktor Prof. Stefan Treue (links). Foto: Karin Tilch Gesammeltes Wissen über Paviane Pavianforscher trafen sich in Göttingen zum Symposium „Frontiers in Baboon Research“ Wer sich für die Evolution des Menschen interessiert, zu identifizieren. Dafür sollten die Beobachtungen kommt um Paviane nicht herum: Da sie in ähnlichen aus mehreren Langzeit-Forschungsprojekten von Habitaten und unter ähnlichen ökologischen Bedin- verschiedenen Feldstationen miteinander in Verbin- gungen leben wie frühe Menschenformen, schafft dung gebracht und neueste genetische Erkenntnis- die Erforschung dieser Primatengattung ein besseres se einbezogen werden. Die einzelnen Beiträge zum Verständnis für die Bedingungen und Mechanismen Symposium und die Quintessenz werden demnächst sozialer Evolution. Abgesehen davon, sind Paviane veröffentlicht. Die Deutsche Forschungsgemein- aber auch für sich genommen höchst spannend. Man schaft (DFG), der Leibniz ScienceCampus „Prima- unterscheidet aktuell sechs Arten, die unterschiedli- tenkognition“ sowie die Fakultät für Biologie und che Sozialsysteme und Verhaltensweisen aufweisen, Psychologie der Universität Göttingen unterstützten aber gelegentlich auch hybridisieren, ähnlich wie Ne- das Treffen finanziell. andertaler und Homo sapiens im eiszeitlichen Europa. 25 führende Pavianforscher folgten der Einladung Neben den geladenen Sprechern nahmen weitere 45 von Julia Fischer und Dietmar Zinner und trafen sich Wissenschaftler am Symposium teil. Bei schönstem vom 17. bis zum 20. Oktober 2017 zum Symposium Herbstwetter trafen die Teilnehmer in Göttingen „Frontiers in Baboon Research“ am Deutschen Prima- ein. Dabei kamen einige direkt von ihrer Feldstation tenzentrum. und hatten entsprechend abenteuerliche Reisewe- ge hinter sich. Die Atmosphäre war von Beginn an Ziel des Symposiums war es, das gesammelte Wis- sehr familiär, da das Forschungsfeld recht klein ist sen über die verschiedenen Pavianarten zusam- und sich viele der Teilnehmer persönlich kannten. menzuführen und neue Forschungsschwerpunkte Clifford J. Jolly, eröffnete das Symposium mit einem DPZ aktuell, November 2017 15
Kongresse und Workshops öffentlichen Vortrag. Er ist emeritierter Professor Ross) und dem Niokolo Koba Nationalpark, Senegal der New York University und begann bereits in den (Julia Fischer), wo die Abteilung Kognitive Ethologie 1960er Jahren Paviane zu untersuchen. In seinem des DPZ eine Feldstation betreibt, um das Verhalten Vortrag „The fourth dimension“ betonte er die Be- der noch wenig erforschten Guinea-Paviane zu un- deutung einer historischen Erklärungskomponente tersuchen. Der späte Mittwochnachmittag gab dann um die Eigenarten verschiedener Pavianarten zu besonders den Nachwuchswissenschaftlern die Ge- verstehen; diese wären alleine durch ein rein ökolo- legenheit, ihre Ergebnisse bei einer Posterpräsenta- gisches Modell nicht zu erklären. Dabei gab er einen tion darzustellen. detaillierten Überblick über die unterschiedlichen Pavianarten. Auch der dritte Konferenztag war gefüllt mit Vor- trägen und Präsentationen. Der Abend, an dem alle Am nächsten Tag ging es weiter mit der Reise in die Teilnehmer zum Konferenzdinner im Foyer des DPZ evolutionäre Geschichte der Paviane. Jeffrey Rogers, eingeladen waren, gab aber ausreichend Zeit die Sprecher des Baboon Genome Analysis Consortium, Diskussionen bei einem Glas Wein zu vertiefen. Am referierte über die Sequenzierung des Paviange- Freitag rückte mit dem Vortrag von Joël Fagot (Aix noms. Erste Ergebnisse zeigen, dass es in der Vergan- Marseille Université) schließlich die Kognition in den genheit mehrfach Genaustausch zwischen den Arten Mittelpunkt. Joël Fagot stellte dar, wie kognitive Leis- gegeben haben muss, es kam also zu Hybridisierung. tungen von Pavianen durch unterschiedliche Kontex- Anschließend verschob sich der Fokus der Vorträge te, beispielsweise die An- oder Abwesenheit anderer auf das Verhalten der Tiere und auf die Beobachtun- Tiere, beeinflusst werden können. Das Symposium gen aus den Feldstationen. Die Sprecher präsentier- endete mit zwei Diskussionsgruppen, in welchen über ten unter anderem Ergebnisse ihrer Studien aus dem weitere Projekte in der Paviangenetik und der Feldfor- Gombe Nationalpark, Tansania (Anthony Collins), schung diskutiert wurden. dem Amboseli Nationalpark, Kenia (Susan Alberts) und Gashaka Gumti Nationalpark, Nigeria (Caroline Rebecca Jürgens Referenten des Symposiums „Frontiers in Baboon Research“, das vom 17. bis 20. Oktober 2017 am DPZ stattfand. Foto: Karin Tilch 16 DPZ aktuell, November 2017
Kongresse und Workshops Biotechnological methods are essential for biological and biomedical research. A symposium on this topic was held at the DPZ on 26 September. Photo: Thomas Steuer Biotechnology has finally arrived Around 100 scientists met at the DPZ for the first Göttingen Biotech Symposium What are the latest emerging tools used in therapeu- This year’s program included talks about translational tics? This question and many more were addressed medicine, T-cell engineering, delivery tools, next-ge- at the first Göttingen Biotech Symposium (GoeBio- neration sequencing (NGS), CRISPR-Cas9 and TALENs, Sym2017) hosted this year by the German Primate proteomics, and patents in biotechnology, given by Center on the 26th of September. This event was speakers from academia and industry. We were very organized by PhD students from the University of happy to welcome Matthias Mann, one of the foun- Göttingen, the Max Planck Institute for Biophysical ders of proteomics research and director at the Max Chemistry, Göttingen, the Max Planck Institute for Planck Institute of Biochemistry in Munich, as one of Experimental Medicine, Göttingen and the German our speakers. Primate Center. GoeBioSym2017 was very well received by the 100 During this one-day symposium graduates, undergra- participants who joined this year’s event and revealed duates, and scientists from all fields had the oppor- the high demand among scientists in Göttingen to tunity to learn from and network with researchers learn more about biotechnology. working with classical and emerging techniques in biotechnology. Hanan Al-Moyed and Andreia Cepeda DPZ aktuell, November 2017 17
Kongresse und Workshops Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Veterinär-Symposiums am 26. Oktober 2017. Foto: Luzie J. Almenräder Veterinär-Symposium zu Narkose und Schmerzbehandlung Über 100 Tierärzte trafen sich Ende Oktober am DPZ Die Beherrschung der Narkose (Anästhesie) und Thema „Anästhesie und Analgesie beim Versuchs- auch der Schmerzausschaltung (Analgesie) ist ein tier“, welches am 26. Oktober 2017 im Rahmen des essentieller Teil der tierärztlichen Arbeit. Dies gilt 40-jährigen DPZ-Jubiläums stattfand. nicht nur für behandelnde Tierärzte in der Praxis, sondern auch für tierexperimentell arbeitende Ve- Die Sorge, ob sich genug interessierte Teilnehmer terinärmediziner in großen Versuchstierhaltungen. finden würden, zerstreute sich schnell. 110 Tierme- Aus der Gruppe der Versuchstierärzte Göttingen diziner kamen zu dem eintägigen Symposium nach kam es daher schon vor über einem Jahr zu der Idee, Göttingen, um so auch der vorgeschriebenen Fortbil- eine spezielle Fortbildung zu dem Thema zu organi- dungspflicht für Tierärzte in einem für sie relevanten sieren, um artenübergreifend Neues zu lernen und Bereich nachzukommen. Dank der starken Unterstüt- Altbekanntes aufzufrischen. Der Kontakt zu Eva zung der Primatenhaltung konnten sogar noch zwei Eberspächer-Schweda von der Abteilung Anästhesie Führungen angeboten werden, welche auf großen und perioperative Intensivmedizin der Veterinär- Zuspruch stießen. medizinischen Universität Wien ermöglichte eine erste Programmplanung. Für die Anästhesie bei Den Vormittag gestaltete Ulrike Sauer mit Vorträgen Primaten und neugeborenen Tieren ergänzte dann zur Anästhesie bei Primaten und Anästhesie bei Neu- Ulrike Sauer, ebenfalls aus Wien angereist, das Re- geborenen. Anschließend stand die Erkennung von ferenten-Team für ein Veterinär-Symposium zum Schmerz im Vortrag „Pain Assessment“ im Vorder- 18 DPZ aktuell, November 2017
Kongresse und Workshops grund. Es flossen persönliche Anekdoten in die Vorträ- Detailfragen entweder mit den Referentinnen oder ge ein, so dass keine Langeweile aufkam. Nach einer mit Kollegen. Stärkung in der Mittagspause übernahm Eva Eberspä- cher-Schweda das Mikrofon und sprach über Schmerz- Ich möchte mich ausdrücklich bei der Geschäftsfüh- therapie beim Versuchstier, veraltete Anästhesieme- rung des DPZ für die Unterstützung bedanken, eben- thoden und der Narkose beim Lama und Alpaka. so wie bei den hilfsbereiten Kollegen aus dem Haus für die Hilfe bei der praktischen Umsetzung. So ein Die Resonanz der Teilnehmer, welche aus dem ge- Symposium ist zwar viel, aber lohnenswerte Arbeit, samten Bundesgebiet anreisten, war durchweg po- so mein Fazit. sitiv. In den Pausen gab es Zeit für die Klärung von Charis Drummer DVD-Tipp: Der Fisch in uns Dokumentationen zur Evolution lebende Fossilien. Die abwechs- tiv unterhalten werden möchte, des Menschen beginnen meist lungsreiche Präsentation mit pa- wird sich mit „Der Fisch in uns“ mit unserer Urahnin Lucy, jener läontologischer Feldforschung, In- nicht langweilen. berühmten Australopithecus afa- terviews, erklärenden Grafiken rensis-Frau, die vor 3,2 Millionen und Animationen, stellt die oft Der Fisch in uns – Die Entwick- Jahren lebte und 1974 wieder- komplexen Zusammenhänge ver- lungsgeschichte des Menschen. entdeckt wurde. Gelegentlich ständlich dar und lässt die Doku- Lighthouse, 2015. Dreiteilige wird auch noch ein Blick auf 80 mentation nie langweilig werden. Dokumentation, Laufzeit: 135 Millionen Jahre Evolution der Pri- Dem Film liegt das gleichnamige min., Sprache: Deutsch. EAN 425- maten geworfen, um dieses oder Buch von Neil Shubin aus dem 012841499-9. jenes Merkmal des Menschen zu Jahr 2009 zugrunde, so dass die erklären. Neil Shubin, Paläontolo- Forschungsergebnisse vielleicht Stefanie Heiduck ge und Leiter des Instituts für or- nicht absolut auf dem ganische Biologie und Anatomie aktuellen Stand sind, der Universität Chicago, startet und Primatologen soll- seine Reise durch die Entwick- ten gerade beim dritten lungsgeschichte des Menschen Teil mit dem Titel „Der jedoch vor 375 Millionen Jahren, Affe in uns“ nicht so als ein prähistorischer Fisch als genau hinhören, wenn erster jene Gliedmaßen entwi- ständig der Mensch mit ckelte, die später zu unseren Ar- „den Primaten“ vergli- men und Beinen wurden. Shubin chen wird – als würde arbeitet sich durch die Evolution er nicht dazu gehören. der Amphibien, Reptilien und Alles in allem ist es aber Säugetiere bis hin zu den Prima- auch für den Zuschau- ten und greift von jeder Gruppe er mit Vorkenntnissen diejenigen Merkmale auf, die eine interessante Dar- beim Menschen noch heute er- stellung, die im Gegen- kennbar sind. Sein Ziel ist es, zu satz zu vielen anderen zeigen, warum wir so sind, wie Dokumentationen nicht wir sind und was uns dazu mach- nur an der Oberfläche te. Wir lernen auf dieser Reise vie- kratzt, sondern punktu- le Fossilien ausgestorbener Arten ell auch tiefergehendes kennen, aber auch rezente Arten, Wissen vermittelt. Wer die sehr ursprüngliche Merkmale an einem verregneten beibehalten haben, sogenannte Wochenende informa- © Lighthouse 2015 DPZ aktuell, November 2017 19
Veranstaltungen Mit einem Festakt mit Grußworten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik feierte das DPZ am 17. August 2017 sein 40-jähriges Be- stehen. Das Foto zeigt Ministerialdirektorin Bärbel Brumme-Bothe, Ministerialdirigent Rüdiger Eichel, DPZ-Geschäftsführer Michael Lankeit, HIV-Forscher Prof. Dr. Ronald C. Desrosier, DPZ-Direktor Prof. Dr. Stefan Treue und Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der Volks- wagenstiftung, (von hinten links nach vorne rechs) bei der Betrachtung der Poster zur DPZ-Geschichte. Foto: Karin Tilch Festakt: 40 Jahre DPZ Das DPZ feiert mit zahlreichen Gästen und Mitarbeitern Forschung, Service und Transparenz – dafür steht das mit Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik Deutsche Primatenzentrum seit nunmehr 40 Jah- sowie einer Feier für alle Mitarbeiter. ren. Seit seiner Gründung im August 1977 betreibt es erfolgreich biologische und biomedizinische For- Eröffnet wurde die Veranstaltung im vollbesetzten schung auf allen Gebieten, in denen Studien mit Pri- Hörsaal mit einem Film zur DPZ-Geschichte. Die High- maten eine zentrale Rolle spielen. Konkret bedeutet lights aus 40 Jahren DPZ-Forschung zusammengefasst das heute: 400 Mitarbeiter, 1.300 Affen, vier For- in einer zehnminütigen Slideshow stimmten die Gäste schungsstationen in Peru, Senegal, Madagaskar und auf die Jubiläumsfeier ein. Anschließend betrat DPZ-Di- Thailand sowie neun wissenschaftliche Abteilungen rektor Stefan Treue das Podium. In seiner Begrüßungs- in den Sektionen Infektionsforschung, Neurowissen- rede rekapitulierte er zunächst die langwierige und schaften und Primatenbiologie. Daneben bietet das teilweise beschwerliche Anfangsphase des DPZ. Zehn DPZ mit seiner Expertise in der Haltung und Zucht Jahre hatte es gedauert bis der Gesellschaftsvertrag verschiedener Primatenarten einen einzigartigen zur Institutsgründung unterzeichnet werden konnte. Service für die deutsche Wissenschaft und hat sich „Von seinerzeit 25 Mitarbeitern ist die Zahl auf über zudem seit seinen Gründungstagen immer der offe- 400 gestiegen, aus anfänglich vier wissenschaftlichen nen Diskussion über die schwierige Frage nach Tier- Abteilungen sind heute neun geworden und an Nutz- versuchen gestellt. Am 17. August 2017 würdigte das fläche stehen uns nicht mehr 8.000, sondern 27.000 Institut sein 40-jähriges Bestehen mit einem Festakt Quadratmeter zur Verfügung“, fasste Treue die Ent- 20 DPZ aktuell, November 2017
Veranstaltungen wicklung des DPZ zusammen. Seinen Dank richtete er lung“, die das Institut seit seiner Gründung genom- an die Zuwendungsgeber, ohne deren Unterstützung men habe. Das DPZ sei ein „Leuchtturm internati- das Institut seine Aufgaben, die es an sich selbst stelle, onaler Spitzenforschung“. Auch die Entwicklung in nicht adäquat erfüllen könne. Darüber hinaus bedank- finanzieller Hinsicht sei beachtlich, da dem DPZ heute te sich Treue auch bei allen Mitarbeitern. „Wir wissen, besonders durch Drittmitteleinwerbungen und Li- was Sie leisten. Was wir hier schaffen, basiert auf Ihrer zenzeinnahmen aus eigener Forschung ein Vielfaches Arbeit, Ihrem Know-how und exzellenter Teamwork, seines Gründungsbudgets zur Verfügung stehe. Wich- ohne die es dieses Institut nicht gäbe“, betonte er. tig sei auch die Bedeutung des DPZ bei der ethischen Debatte um Tierversuche, so Brumme-Bothe. Es zeich- Die nachfolgenden Grußworte schlugen einen Bogen ne das DPZ aus, dass es dieser Diskussion nie ausgewi- von den Zuwendungsgebern bis hin zur internatio- chen sei, erklärte sie. nalen Forschung. Ministerialdirigent Rüdiger Eichel überbrachte Doppelglückwünsche in seiner Funktion Auf die Notwendigkeit von Tierversuchen in der als Vertreter der Niedersächsischen Landesregierung Forschung, ging auch Ronald C. Desrosiers von der und als Vorsitzender des DPZ-Aufsichtsrats. Respekt Universität Miami, Miller School of Medicine, ein. und Anerkennung sei dem Institut für seine hervor- In seinem Kurzvortrag strich er die Bedeutung von ragende Forschungsarbeit zu zollen, sagte er. Dank nicht-menschlichen Primaten heraus, die diese in der gebühre aber auch den Gründern, die vor 40 Jahren Impfstoffforschung gespielt hatten. Anfang des 20. Mut und Weitblick bewiesen hätten. Auch ihnen sei Jahrhunderts seien noch tausende Erkrankte an der es anzurechnen, dass das DPZ heute in der vorders- Polio-Infektion gestorben, vor allem Kinder. Durch den ten Reihe lebenswissenschaftlicher Forschungsein- Impfstoff, für dessen Entwicklung in den 1950er Jah- richtungen in Deutschland stehe. Außerdem lobte ren Rhesusaffen eingesetzt wurden, sei die Krankheit er die gute lokale und regionale Vernetzung des DPZ, heute fast ausgerottet, ähnlich sei es mit den Pocken. die sich besonders in den zehn gemeinsamen Brü- Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit sei ckenprofessuren mit der Universität und der Uni- es, einen Impfstoff gegen HIV/AIDS zu entwickeln, was versitätsmedizin Göttingen sowie der Tierärztlichen ohne den Einsatz von nicht-menschlichen Primaten Hochschule Hannover manifestiere. undenkbar, angesichts 1,8 Millionen Neuinfektionen pro Jahr aber enorm wichtig sei. Auch Bärbel Brumme-Bothe, Ministerialdirektorin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, „Das DPZ ist uns schon seit jeher lieb und teuer“, be- betonte in ihrem Grußwort die „großartige Entwick- gann Wilhelm Krull, Generalsekretär der Volkswagen- Stiftung, seine Festrede und spielte damit augenzwinkernd auf die finanziellen Mittel an, die das Institut von der Stiftung erhalten hatte. „Mit zwanzig regiere der Wille, mit dreißig der Verstand und mit vierzig das Urteilsvermögen“, zitier- te er anschließend Benjamin Franklin und betonte, dass es auf Letztgenanntes mehr denn je ankäme. Die Forschung mit Tieren stehe an einem Schei- deweg. Die Tierschutzrichtlinie der EU von 2010 bekenne sich einerseits klar zur Notwendig- keit von Tierversuchen, ande- rerseits sei das langfristige Ziel Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der Volkswagen-Stiftung, bei seiner Festrede zum DPZ- deren vollständige Abschaf- Jubiläum. Foto: Karin Tilch fung. Dabei, so Krull weiter, DPZ aktuell, November 2017 21
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