Literatur Theater - Stadt Chemnitz
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VORWORT Un ir shteyt un kukt azoy zikh Und ihr steht und blickt um euch Mit farleygte hent, Mit verschränkten Armen, Un ir shteyt un kukt azoy zikh – Und ihr steht und blickt um euch – Undzer shtetl brent! Unser Schtetl brennt! Als wir im Dezember dieses Motto der 31. Tage der jüdischen Kultur er- wählten, hatte niemand von uns eine Vorstellung, welche Dimension diese Zeilen von Mordechai Gebirtig bekommen haben würden. In seinem Lied „Undzer Shtetl brent“ oder auch nur „s´brent“ genannt singt der Krakauer Liedersänger und jiddische Komponist prophetisch von den antisemitischen Pogromen in der heute untergegangenen Schtetl-Welt Polens 1936 und ruft zu Widerstand auf. Wir hatten zunächst besorgt die Landratswahlen in Sachsen, die selbst- ernannte Querdenker-Bewegung, die allwöchentlich unbekümmert zu- sammen mit der neuen Rechten auf die Straße geht und die allgemein eher bedrohliche politische Stimmung in Sachsen, im Sinne gehabt. Die Brücke zu Gebirtig schlug außerdem die Beteiligung unseres Vorsitzenden und Mitverfassers dieser Zeilen, Egmont Elschner, an der interkulturellen Kam- meroper „Undzer Shtetl brent“ Anfang Dezember letzten Jahres in Köln. Wir freuen uns Ihnen diese Produktion, sowie weitere besondere Aufführungen rund um das Werk Mordechai Gebirtigs ankündigen zu können! Die surrea- le Oper basiert auf den Gedichten, die Gebirtig in den Jahren 1941/42 im Krakauer Ghetto schrieb und, soweit wir wissen, nie vertonte. Am 4. Juni 1942 wurde der 65-jährige Mordechaj Gebirtig von einem deutschen Be- satzungssoldaten auf offener Strasse erschosssen. 80 Jahre... Gebirtigs Zeilen jedoch erscheinen nun angesichts des Kriegs gegen die Ukraine wieder bedeutungsvoll prophetisch: „Die Hilfe liegt alleine in euren Händen, wenn euch das Shtetl teuer ist, nehmt die Eimer, löscht das Feuer, löscht mit eurem eigenen Blut, beweist, dass ihr das könnt.“
Über jüdischen Widerstand ist hier mehr zu sprechen. Rache. Und wer denkt da nicht an den Verteidigungskampf der Ukraine? An den ver- zweifelt hilfesuchenden ukrainischen Präsiden- ten Selenskyj, der immer wieder die Untätigkeit des Westens anklagt. Ist es nicht angesichts der Greuel des Krieges lächerlich und gefährlich, dass sich gerade Deutschland auf wirtschaft- liche Interessen zurück zieht? Das Recht auf Mordechaj Gebirtig Leben und körperliche Unversehrtheit gilt wohl 4. Mai 1877-4. Juni 1942 nur im Interesse des eigenen Staatsvolkes? Wie wir wissen wurden nie im Handstreich Milliarden zur Ausrottung des Hun- gers auf der Welt in die Wirtschaft gepumpt, wie es die Industriestaaten in der Pandemie ohne viel Diskussionen taten. Und nie wurden Flüchtende so willkommen geheißen, wie jetzt als dieser schreckliche Krieg weiße, blonde Europäer zu uns trieb. Und wieder ohne große Diskussionen mal eben 100 Milliarden in die Rüstung. Keine lange Debatte, nicht zur Zeitenwende, nicht nach den Hilferufen des ukrainischen Präsidenten. Nach Adorno gab es nur eine Maxime: Nie wieder Auschwitz. Hier waren Interessen zum Völkermord pervertiert. Jedoch Völkermord fand und findet weiter statt! Während wir die Arme verschränken und das russische Gas den Kessel feuert. Man könnte den Glauben verlieren und die Hoffnung – bleibt nur die Liebe. Die Liebe zur Kunst allemal! Egmont Elschner und Chris Münster
Sonntag, 24. April Ein Leben in Büchern – Salman Schocken | Ausstellung Donnerstag, 28. April 19:00 Unvollendete Leben | Ausstellungseröffnung Donnerstag, 12. Mai 20:00 Uhr Wie ist die Welt so stille | Konzert Dienstag, 17. Mai 17:00 Jüdisches Leben in Chemnitz | Ausstellung/Lesung 19:00 Ukraine-Benefiz-Konzert Freitag, 20. Mai 19:00 Harry´s Freilach | Klezmerkonzert Sonntag, 22. Mai 11.00 Schattenstunde | Film 19:00 Eröffnung der 31. Tage der jüdischen Kultur Montag, 23. Mai 19:00 Irmi | Film 19:30 Erkenntnis statt Bekenntnis | Vortrag 19:30 Diagnose Judenhass | Lesung Dienstag, 24. Mai 18:00 Salman Schocken und das „jüdische Buch“ | Vortrag 19:00 Ein einfacher Mensch | Film Mittwoch, 25. Mai 16:30 Heym Forum, Abschied und Ankunft | Führung und Film 18:00 Die Mikwe – aus archäologischer und religiöser Perspektive | Vortrag 20:00 Israel Klezmer Orchestra | Konzert Donnerstag, 26. Mai 18:00 Walter Kaufmann – Welch ein Leben! | Film 20:00 Undzer Shtetl Brent | Kammeroper Samstag, 28. Mai 21:30 Meritxell Neddermann | Konzert Sonntag, 29. Mai 11:00 Führung über den Jüdischen Friedhof Gemeindetag 15:00 Kiryat Bialik durch die Linse | Ausstellungseröffnung 15:30 Shira Bazibur | Konzert 16:00 Führung durch die Synagoge 17:00 Tanzworkshop mit der Tanzgruppe „Simchat Hora“ 19:00 Sacha van Ravenswalde | Konzert 19:15 Plan A – Was würdest Du tun? | Film
Montag, 30. Mai 19:00 Multidirektionale Erinnerung | Vortrag 19:00 Jüdischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Chemnitz | Vortrag Dienstag, 31. Mai 18:00 Jüdische Verleger in Leipzig – Vortrag 18:00 Holocaust, Kolonialismus, Postkolonialismus | Vortrag 19:30 Barbara und Juliette Gréco | Ein literarisch-musikalischer Abend Mittwoch, 1. Juni 18:00 Wir bleiben da! | Ausstellungseröffnung 18:30 Die Chemnitzer Juden und ihr Fürsorgewesen | Vortrag Donnerstag, 2. Juni 16:00 Die Kastanie am einstigen Antonplatz | Rundgang 18:00 Schocken – Ein deutsches Leben | Film 18:00 James Loeb: Bankier, Sammler, Menschenfreund | Vortrag 18:00 Valeriya Shishkova und die Vanderer | Konzert 19:00 Kein Platz für Jüdinnen? | Vortrag Freitag, 3. Juni 17:00 Helmut Flieg – eine Jugend in Chemnitz | Führung 19:00 Öffentlicher Gottesdienst 19:30 Es brennt | Lesung und Konzert Samstag, 4. Juni 19:00 Mincha, Tikkun, Hawdala | Lernnacht 19:30 REFLEXIONEN | Konzert 21:00 Chemnitz, Stadt der Nachtigallen | Konzert und Film Sonntag, 5. Juni 22:00 Hip-Hop Jam | Konzert Montag, 6. Juni 12:00 Komm und setz dich an meinen Tisch | Picknick 16:30 Äthiopischer Tanz | Workshop 17:00 Shimshon | Konzert 18:00 LamLam Ensemble | Tanzperformance 18:30 Kayan Project | Konzert Dienstag, 7. Juni 18:00 Nickelmann erlebt Berlin | Puppentheater 19:30 Bertha Pappenheim – ein Porträt | Vortrag Sonntag, 12. Juni 11:00 Vergiss mein nicht | Konzert Donnerstag, 16. Juni 19:00 Peter Wortsman | Lesung und Empfang
AUSSTELLUNG Ein Leben in Büchern – Salman Schocken. Wirtschaft. Kultur. Zionismus. 24. April – 31. Juli | Kulturzentrum Villa Facius Lugau Die Ausstellung im Kulturzentrum Villa Facius in Lugau zeigt Salman Scho- ckens „Leben in Büchern“ zwischen Zwickau und Berlin, zwischen Jeru- salem und New York. Sein Leben war geprägt durch sein Wirken in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Zionismus. In der Ausstellung wird dieses Wirken sichtbar gemacht anhand von zahlreichen Büchern und anderen Druckschriften, die in enger Verbindung mit Salman Schocken stehen. Die Schocken-Kaufhäuser sind in Sachsen bis heute noch ein Begriff, u. a. in Chemnitz und Zwickau, in Oelsnitz und Lugau. Ausstellung geöffnet: Do 15:00–18:00 Uhr, So 14:00–17:00 Uhr sowie nach Vereinbarung Begleitprogramm zur Ausstellung: Sonntag, 8. Mai, 14:00 Uhr „Salman Schocken als Bücher-Liebhaber“ (Wolfgang Frech) Sonntag, 12. Juni, 14:00 Uhr „Simon Schocken – nicht nur der Bruder“ (Dr. Jürgen Nitsche) Sonntag, 10. Juli, 14:00 Uhr „Jüdisches Leben in Sachsen im 21. Jahrhundert“ (Dr. Ruth Röcher, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz)
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG Unvollendete Leben 28. April | 19 Uhr | DAStietz Wir laden zur Ausstellungseröffnung ins Foyer des Tietz. Unvollendete Leben ist eine Ausstellung, die Künstler*innen aus unter- schiedlichen Ländern vorstellt, die von den Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Abstammung inhaftiert, misshandelt und ermordet wurden und das tragische Los der europäischen Juden während des Zweiten Weltkrie- ges teilten. Inmitten der Hölle versuchten die Künstler weiterhin, sich durch Musik, Theater, Literatur und Kunst zum Ausdruck zu bringen. Sie lebten in einer Welt verkommener Werte. Ihr Schaffen ist ihr Testament, das sie uns hinter- lassen haben. Initiiert und gestaltet wurde die Wanderausstellung von der Bente-Kahan-Stiftung Breslau (Wrocław). Der Eintritt ist frei, sofern nicht anders angegeben! Bitte beachten Sie die aktuellen Corona Schutzverordnungen und informieren Sie sich über eventuell geltende Maßnahmen. Anmeldung, Anregungen und Fragen, sofern nicht anders angegeben, unter: post@tdjk.de Weitere Informationen unter: www.tdjk.de
KONZERT Wie ist die Welt so stille 12. Mai | 20 Uhr | Foyer DAStietz Wie ist die Welt so stille – Bente Kahan vetont Gedichte von Ilse Weber in Begleitung von Adam Skrzypek. Das Konzert basiert auf den Zeugnissen eines Menschen, der das Leben in der Gefangenschaft beschreibt. Wenig Material, das während des Holocausts geschrieben wurde, kann mit der Poesie von Ilse Weber verglichen werden. Sie beschreibt in kurzen Ge- dichten das Leid der Menschen, ihre Situationen und Emotionen, und ihr Schreibstil ist der eines Beobachters, der seiner Zeit voraus ist. Die von Bente Kahan komponierten Melodien machen die Gedichte für ein größeres Publikum zugänglich; Musik, die die Texte von Ilse Weber nie in den Schatten stellt. Bente Kahan hatte schon lange den Wunsch, ein Konzert nur mit Gedichten von Ilse Weber zu veranstalten, aber erst als Hanus Weber, Ilses Sohn, der noch in Stockholm lebt, vor einigen Jahren darauf bestand, dass sie mehr Melodien zu den Gedichten seiner Mutter komponieren sollte, begann sie ernsthaft mit dieser anspruchsvollen und wichtigen Aufgabe. Im Rahmen der Ausstellung „Unvollendete Leben“. Eintritt 10 € / 8 € ermäßigt
AUSSTELLUNG/LESUNG Jüdisches Leben in Chemnitz 17. Mai | 17 Uhr | Volkshochschule Chemnitz, DAStietz, 5. OG In einem Projekt gemeinsam mit funktionalen Analphabeten entstand an der Volkshochschule ein Buch in einfacher Sprache, dazu eine Ausstellung über das jüdische Leben in Chemnitz. Wir laden Sie nun herzlich ein, die Ausstellung zu besichtigen und mit jüdischer Küche, mit Musik und Kunst und natürlich in Begegnung mit den Protagonisten ganz besondere Einbli- cke in die jüdische Alltagskultur in Chemnitz zu erlangen. Eine Veranstaltung der Volkshochschule Chemnitz. UKRAINE-BENEFIZ-KONZERT Solidarität ist der Boden für Europas Demokratie / Freiheit 17. Mai | 19 Uhr | Carlowitz-Center Chemnitz Chemnitzer Jazzclub e. V. präsentiert: JazzOnkelzz – Quartett, Lukas Heinig – Jazz-Piano, Horst Adler-Band – Rock aus Chemnitz Ukrainische Künstler in Chemnitz – AG Ukraine Chemnitz Ganna Gryniva & Tal Arditi Eintritt 25 € Ganna Gryniva & Tal Arditi
KONZERT Harry‘s Freilach 20. Mai | 19:00 | Dietrich-Bonhoeffer-Kirche Harry‘s Freilach aus Berlin spielt Klezmermusik. Sie treten vom Duo bis zum Quintett seit 1992 auf: Öffentlich und privat, in Konzerthallen und open air, in Kirchen und Clubs, auf Festen und Feiern. Zum Programm gehören tra- ditionelle Freilachs, Horas, Nigunim und chassidische Tänze sowie neuere Kompositionen im Klezmer-Stil. Eine Veranstaltung des Evangelischen Forums. Gefördert durch den LAP. FILM Schattenstunde 22. Mai | 11 Uhr | Kino Metropol DE2021, R: Benjamin Martins, 78min., FSK12 Dem Film liegen Jochen Kleppers umfangreiche Tagebuchaufzeichnungen zugrunde. Klepper war in den 1940er Jahren Dichter, Journalist und gläu- biger Christ mit jüdischer Frau und Stieftochter. Die Bedrängnis, die halbjü- dische Familien durch die Nationalsozialisten erfahren mussten, gibt Regis- seur Benjamin Martins in dem Film deutlich an das Publikum weiter. Denn so wie auch das Leben der Kleppers immer mehr eingeschränkt wurde, wird in „Schattenstunde“ auch das Blickfeld der Kinozuschauer:innen ein- geschränkt, indem der Film als Quadrat (1:1) auf der Leinwand zu sehen ist. Eintritt 6 € / 5 € ermäßigt
TAGE DER JÜDISCHEN KULTUR CHEMNITZ
ERÖFFNUNG DER 31. TAGE DER JÜDISCHEN KULTUR 22. Mai | 19 Uhr | smac Zur Eröffnung unserer 31. Tage laden wir Sie ins Foyer des smac zu Reden, Wein und Musik. Wir freuen uns besonders, Ihnen dieses Jahr passend zum thematischen Motto der 31. Tage eine besondere Premiere anküdigen zu können: André Ochodlo und Band spielen Lieder von Mordechai Gebirtig André Ochodlo ist einer der bedeutendsten Förderer jiddischer Poesie un- serer Zeit. Der vielseitige Künstler wurde einst in Plauen geboren, lebt aber seit langem in Polen und ist Regisseur, Schöpfer und Leiter des legendären Agnieszka Osiecka Atelier Theaters in Sopot. Seine Lieder sind sowohl raffi- nierte als auch ausdrucksstarke Interpretationen von Gedichten der größten jiddischen Dichter des 20. Jahrhunderts, die dank der Zusammenarbeit mit bekannten polnischen und hochkarätigen internationalen Komponisten und Musikern entstanden sind, insbesondere durch die enge Zusammenarbeit mit Adam Żuchowski, einem kreativen Jazzer der jungen Generation, talen- tiertem Komponisten, Arrangeur und Kontrabassisten.
ERÖFFNUNG DER 31. TAGE DER JÜDISCHEN KULTUR 22. Mai | 19 Uhr | smac Anlässlich der Eröffnung der 31. Tage der jüdischen Kultur kehrt André Ochodlo erstmals seit seiner Jugendzeit in die Region zurück und bringt Texte und Musik von Mordechai Gebirtig auf die Bühne, in einem Pro- gramm, dass aus bereits für seine Gebirtig CD „Kroke“ eingespielten Stü- cken und neuen Kompositionen der bekannten polnischen Komponistin Ewa Kornecka nach Gebirtig Liedern bestehen wird. Das Programm wurde – eigens für diesen Abend entwickelt und einstudiert. Eintritt frei. Einlass ab 18:30 Uhr und nur mit vorheriger Anmeldung unter info@smac.sachsen.de bis 16.05.2022.
André Ochodlo © Piotr Dłubak
FILM Irmi 23. Mai | 19 Uhr | Auktionshaus Heickmann Dokumentarfilm USA 2020 – Regie: Veronica Selver & Susan Fanshel – Original mit dt. UT Das dokumentarische Porträt „IRMI“ beleuchtet auf sehr eindrückliche Weise das Leben der 1906 in Chemnitz geborenen Irmi Selver. Der ergrei- fende Film folgt ihrem Lebensweg durch das 20. Jahrhundert. Er erzählt von Schicksalsschlägen und unerschütterlichem Lebenswillen, vom Ver- lust ihres ersten Ehemannes Karl Goeritz und den beiden gemeinsamen Kindern auf der Flucht vor den Nazis, über den zweimaligen Neuanfang in New York, Zwischenstationen in Holland, England und Frankreich bis hin zu ihrem Lebensabend in Truro / Cape Cod. Die Tochter der Protagonistin und Regisseurin Veronica Selver kompiliert einzigartige Fundstücke aus dem Familienarchiv zu einem Film, der tief berührt. Wir präsentieren den bislang nur auf Festivals gezeigten Film als Chemnitz- Premiere in Anwesenheit von Veronica Selver. Einleitend unterhalten sich die Ehrenbürgerin der Stadt und langjährige Direktorin der Kunstsammlun- gen Chemnitz Frau Dr. h. c. Ingrid Mössinger und der Historiker Dr. Jürgen Nitsche über die Bedeutung dieser Lebensgeschichte für die Stadt Chem- nitz. Im Anschluss an die Filmvorführung wollen wir mit Veronica Selver ins Gespräch kommen. Eine Veranstaltung der Buntmacher*innen in Kooperation mit den Tagen der Jüdischen Kultur, der Stadt Chemnitz, dem Sächsischen Industriemu- seum und dem Auktionshaus Heickmann. Zugang barrierefrei. Maximale Personenzahl: 60. Wir bitten um verbindliche Anmeldung per Email unter info@buntmacherinnen.eu. Mit freundlicher Unterstützung des US-Generalkonsulats Leipzig.
Irmi Selver, 1968
VORTRAG Erkenntnis statt Bekenntnis – Plädoyer für eine erneuerte Erinnerungskultur 23. Mai | 19:30 Uhr | Lehmanns Café © picture alliance/Martin Schutt/dpa Vortrag und Gespräch mit Herrn Jens-Christian Wagner. Welche Rolle spielt die Erinnerungskultur? Diese beschränkt sich sehr da- rauf, um die Toten zu trauern. Sie fragt nicht, warum Menschen zu Opfern gemacht werden. Warum so viele Deutsche bis zum Ende des Kriegen bereitwillig mitgemacht haben. In das Konzentrationslager auf dem Ettersberg bei Weimar hatten die Nazis zwischen 1937 und 1945 mehr als eine Viertelmillionen Menschen aus ver- schiedenen Ländern verschleppt. Rund 56.000 Menschen wurden ermor- det oder starben an den Folter, Hunger oder Zwangsarbeit. Prof. Dr. Jens-Christian Wagner ist Leiter der Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora.
LESUNG Diagnose Judenhass – Lesung mit Eva Gruberová und Helmut Zeller 23. Mai | 19:30 Uhr | Gemeindezentrum an der Kreuzkirche Die Wiederkehr einer deutschen Krankheit: Bis vor wenigen Jahren hieß es in Deutschland stets, jüdisches Leben sei ein selbstverständlicher Teil der Normalität. Aber spätestens nach dem Überfall auf die Synagoge in Halle 2019 und der massiven Ausbreitung von antisemitischen Verschwörungs- mythen in der Corona-Krise bekam dieses Bild tiefe Risse. Eva Gruberová und Helmut Zeller sind durch Deutschland gereist und ha- ben zugehört – von Rostock über Berlin bis Dortmund und nach München, mit einem Abstecher nach Wien. Dabei zeigt sich, dass Juden hierzulande kein normales Leben führen können, es sei denn, man hält Polizei und Si- cherheitszäune vor jüdischen Kindergärten, Brandanschläge auf Synagogen oder perfide Witze für etwas, das zur deutschen Normalität gehört. Jüdin- nen und Juden erleben Übergriffe und Anfeindungen auch aus muslimisch geprägten Milieus. Was aber viele nicht sehen: Antisemitismus kam und kommt aus der „bürgerlichen Mitte“. Die Reportagen, Interviews und Analy- sen machen sichtbar, dass der Judenhass tief in der Gesellschaft verwurzelt ist – und uns alle angeht. Eine Veranstaltung des Evangelischen Forums. Gefördert durch den LAP.
VORTRAG Salman Schocken und das „jüdische Buch“ 24. Mai | 18 Uhr | smac Vortrag von Dr. Matthias Hambrock (Thomasius-Forschungsstelle am In- terdisziplinären Zentrum für die Erforschung der europäischen Aufklärung, Halle/Saale). Salman Schocken (1877–1959) ist gleichermaßen für die erfolgreichen und innovativen Strategien seines Kaufhauskonzerns mit Sitz im sächsischen Zwickau wie für sein vielfältiges kulturelles Engagement bekannt. Als Jude in jungen Jahren der religiösen Tradition entfremdet, fand er in den 1910er Jahren zum Judentum in der weltlich-zivilisationskritischen Form des Kul- turzionismus zurück. Er trat für ein Reformprogramm ein, das eine kollekti- ve Rückbesinnung auf die jüdische Herkunft ermöglichen sollte. Die Förde- rung des „jüdischen Buches“ war ein Kernstück dieser Überlegungen. 1931 gründete Schocken schließlich unter den ungünstigen Rahmenbedingun- gen der Weltwirtschaftskrise einen eigenen Verlag. Das Ideal der Neuorien- tierung hatte inzwischen eine ganz neue Dringlichkeit bekommen: Als das NS-Regime von 1933 an jüdisches Leben immer mehr aus der Gesellschaft ausschloss und nur noch auf erkennbar „jüdischen“ Tätigkeitsfeldern zuließ, wurde der Schocken-Verlag für die bedrängten Menschen eine wichtige moralische und geistige Stütze. Veranstaltung im Rahmen des Festjahres #2021JLID
FILM Ein einfacher Mensch 24. Mai | 19 Uhr | Off-Bühne Komplex Film von Karl Fruchtmann, Kamera Günther Wedekind. Yakov Silberberg ist Bäcker und lebt mit seiner Frau Luba im Tel Aviv der 1980er-Jahre. „Das Leben kann so schön sein, aber die Vergangenheit lässt uns nicht los.“ sagt Luba. Die Vergangenheit, die beide verbindet und zu- gleich trennt, ist der Holocaust. Yakov war im Sonderkommando des Ver- nichtungslagers Auschwitz und musste dort die ermordeten Menschen aus den Gaskammern holen und verbrennen. Er hat überlebt, findet aber nicht ins Leben zurück. Karl Fruchtmann machte ihn in Tel Aviv ausfindig und porträtierte ihn und seine Familie für diesen Dokumentarfilm mit Spielsze- nen. Fruchtmann, der selbst in Sachsenburg und Dachau inhaftiert wurde zeigt einfühlsam das Ringen Yakov und Luba Silberbergs mit den Folgen des Überlebens, dem Versuch unbeschreibliches in Worte zu fassen und der eigenen seelischen Zerstörung zu begegnen. Der Film wurde 1987 im Fernsehen erstmals gezeigt und mit dem Adolf- Grimme-Preis in Gold ausgezeichnet. Im Anschluss an die Filmvorführung kann gemeinsam mit der Lehrerin und Historikerin Anna Schüller (Geschichtswerkstatt Sachsenburg) über die Ein- drücke diskutiert werden. Eine Veranstaltung des Student_innenrats der TU Chemnitz in Kooperation mit der Geschichtswerkstatt Sachsenburg e. V.
FÜHRUNG/FILM Führung durch das Stefan Heym Forum mit anschließender Filmvorführung von „Abschied und Ankunft“ 25. Mai | 16:30 Uhr | DAStietz, Stefan-Heym-Forum (3.OG) Im Sommer 2020 zog die Arbeitsbibliothek des Ehepaars Heym von Berlin nach Chemnitz um. Auf etwa 240 qm Fläche wurde das Stefan-Heym- Forum mit der Arbeitsbibliothek von Stefan und Inge Heym errichtet. In der 30-minütigen Führung möchten wir Sie mit dem Forum kurz vertraut machen. Anschließend läuft 17:00 Uhr im Stefan-Heym-Forum der Film „Abschied und Ankunft“. Die aus Chemnitz stammende Filmemacherin Beate Kunath hat Inge Heyms Vorbereitungen auf den Umzug der Biblio- thek mit der Kamera begleitet. Ergänzt um Archivaufnahmen aus Interviews mit Stefan Heym, ist dabei ein einfühlsames Doppelporträt entstanden, das überraschende neue Einblicke in Heyms Leben und literarisches Schaffen bietet. VORTRAG Die Mikwe – aus archäologischer und religiöser Perspektive 25. Mai | 18 Uhr | Jüdische Gemeinde Seit Herbst 2021 wird vom Landesamt für Archäologie Sachsen am Rand der Chemnitzer Innenstadt die Fläche zwischen der Augustusburger Straße und der Theresenstraße untersucht. Dort legten die Archäologen kürzlich die Überreste einer Mikwe, eines rituellen jüdischen Tauchbades, frei. Wir haben Dr. Rebecca Wegener vom Landesamt für Archäologie und Rabbiner Daniel Morag eingeladen, um mit Ihnen darüber ins Gespräch zu kommen – aus archäologischer Sicht und aus religiöser. Was lässt sich nach bishe- rigen Erkenntnissen über die Funde sagen? Was ist eine Mikwe und wofür dient diese? Darüber möchten wir aufklären und interessierten Bürger*in- nen die Möglichkeit geben Ihre Fragen loszuwerden.
KONZERT Israel Klezmer Orchestra 25. Mai | 20 Uhr | Kulturhaus Arthur Das Israel Klezmer Orchestra (IKO) ist ein großes Musikensemble, das Klez- mer-Musik, das musikalische Erbe der osteuropäischen Juden, aufführt. Die Gruppe, die weltweit einzigartig ist, zeichnet sich durch ihre Größe und Energie aus, die an das frühe 20. Jahrhundert erinnern, als große Klezmer- Orchester noch in Mode waren. Das in Jerusalem ansässige Ensemble besteht normalerweise aus etwa 20 Musikern, die eine Vielzahl von Instru- menten wie Holzbläser, Blechbläser, Streicher und Schlagzeug spielen. Das Repertoire des Orchesters umfasst neben virtuoser Instrumentalmusik und traditionellen jüdischen Tänzen auch Lieder auf Jiddisch, Hebräisch und Englisch. Eintritt 10 € / 8 € ermäßigt
FILM Walter Kaufmann – Welch ein Leben! 26. Mai | 18 Uhr | Kino Metropol DE2021, R: Karin Kaper und Dirk Szuszies, 101 min., FSK12 Die Dokumentation folgt den wesentlichen Lebenslinien und weltweiten Erfahrungen des Walter Kaufmann († 2021). Der vermutlich einzige jüdi- sche DDR-Bürger mit australischem Pass erlebte persönlich die vielfältigen Wirren des 20. Jahrhunderts: Als Schriftsteller und Korrespondent nahm er Anteil an der Bürgerrechtsbewegung in den USA, am Prozeß gegen Angela Davis, an der Revolution in Kuba, den Auswirkungen der Atombombenab- würfe in Japan, der unendlichen Geschichte des israelisch-palästinensi- schen Konfliktes und der Entwicklung und dem Zusammenbruch der DDR. Eintritt 6 € / 5 € ermäßigt KAMMEROPER Undzer Shtetl Brent 26. Mai | 20 Uhr | St. Markuskirche Angesichts des in Deutschland wieder grassierenden Antisemitismus hat sich der Opernmacher Christian von Götz für dieses neue Projekt des En- sembles MUSIKDEBATTE KÖLN künstlerisch intensiv mit der nahezu kom- plett durch den Holocaust vernichteten Kultur des Shtetls auseinanderge- setzt. Zusammen mit dem Komponisten Ralf Soiron hat er eine in jiddischer Sprache gesungene interkulturelle Kammeroper konzipiert und erarbeitet, die auf den späten Texten des 1942 im Krakauer Ghetto ermordeten jiddi- schen Komponisten und Dichters Mordechai Gebirtig basiert. Musikalisch lassen Ralf Soiron und Christian von Götz in „Undzer Shtetl Brent“ die alte jiddische und synagonale Musik mit einer Neuen Musik, die auf Viertelton- Skalen aufgebaut ist, produktiv kollidieren. Eintritt 10 € / 8 € ermäßigt
Egmont Elschner hat in der Kölner Produktion mitgespielt und wir freuen uns diese nun einmalig auch in Chemnitz zeigen zu können.
KONZERT Meritxell Neddermann – Konzert im Kerzenschein 28. Mai | 21:30 Uhr | Lesecafé Odradek Die Musik von Meritxell Nedder- mann ist ein Geschenk für die Sinne. Als Pianistin, Komponistin und Sängerin präsentiert Merit- xell Neddermann live eine frische Mischung aus Klavier-Avantgarde, Neo-Soul, Avant-Jazz und Singer- Songwriting. In diesem einzig- artigen Konzert wird Neddermann einigen alten jüdischen Melodien, die ihre Familie zu Hause zu spie- len pflegte, Tribut zollen, kombi- niert mit den Liedern ihres ersten Albums „In The Backyard Of The Castle“, und begleitet von dem Sänger, Performer und Gitarristen Adriano Galante. Um die Stim- mung ihrer Musik zu unterstrei- chen wird das Konzert im Kerzen- schein erklingen. Eintritt 8 € / 6 € ermäßigt
FÜHRUNG Steine und Namen 29. Mai | 11-12 Uhr | Jüdischer Friedhof Führung über den Jüdischen Friedhof mit Dr. Jürgen Nitsche „In Gedenken an die verstorbenen Bewohner des Jüdischen Alters- und Siechenheimes am Antonplatz“. Anlässlich der 31. Tage der jüdischen Kultur begeben wir uns erneut auf Gräbersuche auf dem Jüdischen Friedhof im Ortsteil Altendorf. Diesmal geht es um die Grabstätten von 17 Bewohnern des Jüdischen Altersheimes, die dort in den Jahren 1940 bis 1943 lebten und starben. Ihre Mitbewohner (über 50) wurden in die Vernichtungslager des Ostens oder Zuchthäuser im Altreich deportiert. Nur vier Heimbewohner (drei Frauen und ein Mann) überlebten die Shoa. Die Herren werden vielmals gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen. © Udo Mayer
GEMEINDETAG | 29. MAI Jüdisches Gemeindezentrum 15 Uhr | Kiryat Bialik durch die Linse | Ausstellungseröffnung Die Fotoausstellung „Kiryat Bialik durch die Linse“ ist eine Ausstellung der Einwohner von Kiryat Bialik, die mit der Kamera ihre persönliche Sicht auf ihre Stadt vermitteln. Kiryat Bialik ist eine der grünen Städte des Staates Israel, die trotz der be- schleunigten Entwicklung und der massiven Bautätigkeit einen „familiären“ und „heimatlichen“ Charakter bewahrt hat. Eine Städtepartnerschaft zwi- schen Chemnitz und Kiryat Bialik ist in Vorbereitung. 15:30 Uhr | Shira Bazibur Mit Freunden und Verwandten zu singen, ist eine alte internationale Tradi- tion. Juden singen, singen an Schabbat, singen an Feiertagen, singen vor Freude und vor Wehmut. Wir laden Sie und ihre Freunde ein, gemeinsam mit uns und einem wunderbaren Musiker jüdische, israelische und deutsche Lieder zu summen. Igor Ginzburg hat Musik an der Musikhochschule in der ehemaligen UdSSR studiert, hat in mehreren Orchestern in der Ukraine und Israel gespielt, jetzt unterrichtet er Musik in Berlin. 16 Uhr | Führung durch die Synagoge Renate Aris zeigt die Synagoge und ihre Bedeutung im Gottesdienst, erläu- tert die Jahresfeste und beantwortet Fragen. Die Herren werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen.
17 Uhr | Tanzworkshop mit der Tanzgruppe „Simchat Hora“ Die Chemnitzer Synagoge mit Gemeidezentrum ist ein Ort des Gebetes und der Begegnung zugleich. Mit ihrem Tanz, Spiel und Musik entführen die Tänzerinnen die Zuschauer nicht nur zurück zu den historischen Wurzeln des jüdischen Tanzes, nein, als Nebenwirkung fördern sie die Gesundheit. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich, ein Workshop für die ganze Fami- lie! Kommen und einfach tanzen! © Vladimir Shvemmer
Sacha van Ravenswalde
KONZERT Sacha van Ravenswalde 29. Mai | 19 Uhr | Gemeindesaal Jüdische Gemeinde Wir freuen uns den Oberkantor von Amsterdam mit einem besonderen Konzertprogramm zum Abschluss des Gemeindetages präsentieren zu können! Der Tenor Sacha van Ravenswade ist sowohl auf kantorale Musik als auch auf die Oper spezialisiert. Als Oberkantor von Amsterdam und als Konzert- sänger reist er durch Europa. Sacha begann seine kantorale Ausbildung im Alter von sechzehn Jahren. Später setzte er sein Musikstudium bei dem niederländischen Tenor Marcel Reijans und der weltbekannten Gesangs- pädagogin Margreet Honig fort. Begleitet wird er von Maarten Hillenius am Piano. Das Programm ist eine Mischung aus kantoraler Musik und italie- nischer Belcanto-Musik. Beide Stile wurden musikalisch in die Person von Sacha integriert. Dieses Programm ist daher eher eine Reise durch Sachas musikalische Reise über die Jahre des Musikstudiums. Eintritt 10 € / 8 € ermäßigt FILM Plan A – Was würdest Du tun? 29. Mai | 19:15 Uhr | Kino Metropol DE/ISR2021, R: Y.Paz, 110min., FSK12 Eine unfassbare, beinahe unbekannte und wahre Geschichte, die gleicher- maßen berührt und schockiert. 1945 plant eine Gruppe Holocaust-Über- lebender die größte Racheaktion der Geschichte: Für jeden ermordeten Juden soll ein Deutscher sterben. Mit exklusiver Aufzeichnung des Filmge- sprächs mit Hauptdarsteller August Diehl in Berlin (Dezember 2021). Eintritt 6 € / 5 € ermäßigt
VORTRAG „Multidirektionale Erinnerung“, „Sakralisierung des Holocausts“ und „Katechismus der Deutschen“? – Zum postkolonialen Angriff auf die Singularität des Holocausts – Vortrag von Ingo Elbe 30. Mai | 19 Uhr | Lesecafé Odradek Das Gedenken an den Holocaust wird seit einigen Jahren von antirassisti- schen und postkolonialen Ansätzen radikal in Frage gestellt. Insbesondere Michael Rothbergs auch in Deutschland gefeierte Theorie einer „multidi- rektionalen Erinnerung“ stellt die „Verflechtung“ von Gewaltgeschichten in den Vordergrund, um einer, wie er meint, gefährlichen „Opferkonkurrenz“ vorzubeugen und von Rassismus betroffene Menschen in den westlichen Erinnerungsdiskurs zu integrieren. Zu diesem Zweck wird es als produk- tiv erachtet, die Geschichte der Vernichtung der europäischen Juden in kolonialen Termini zu erzählen und die Geschichte von Kolonialverbrechen auf den Holocaust zu beziehen, um damit eine Solidarität der Opfer von Massenverbrechen herzustellen. Der Vortrag kritisiert diese erinnerungspolitische Strategie, indem gezeigt wird, dass dabei der Holocaust und der Antisemitismus ihrer Spezifik be- raubt werden und an ihre Stelle ein „universell drapierter moralisierender Diskurs über unterschiedslose Opferschaft“ tritt (Dan Diner). Die volkspä- dagogischen Dogmen und die in der politischen Praxis vertretene Agenda dieses Diskurses weisen zudem eine israelfeindliche und den Antisemitis- mus der „Subalternen“ oder „Anderen“ verharmlosende Dimension auf. Dr. Ingo Elbe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Privatdozent am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg. Eine Veranstaltung des Student_innenrats der TU Chemnitz.
VORTRAG Jüdischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Chemnitz – Vortrag von Bertram Seidel 30. Mai | 19 Uhr | Neue Sächsische Galerie Das Narrativ, die Juden in ihrer Gesamtheit hätten sich wie Schafe zur Schlachtbank führen lassen, dominierte Jahrzehnte lang die öffentliche Vorstellung über das Verhalten der Verfolgten während der Shoa, ob- wohl zahlreiche Beschreibungen von Überlebenden des Holocausts sowie Untersuchungen von Historikern ein ganz anderes Bild zeichneten. Wäh- rend sich aber widerständiges Verhalten jüdischer Menschen außerhalb des Deutschen Reiches sowohl vom Umfang als auch von der Vielfalt her an unzähligen Tatsachen dokumentieren ließ, war dies in Bezug auf die jüdische Bevölkerung Deutschlands schwieriger. Dafür gab es handfeste Gründe, die im Vortrag von Bertram Seidel – projiziert auf die Stadt Chem- nitz – ebenso dargestellt werden wie die vielfältigen Beiträge von Juden aus unserer Stadt bei der Bekämpfung des nationalsozialistischen Terror- regimes. Ihr Widerstand hatte viele Gesichter: Sie betätigten sich in illegalen politischen Gruppen im In- und Ausland, wirkten propagandistisch oder geheimdienstlich aus der Emigration nach Deutschland hinein, beteiligten sich am spanischen Bürgerkrieg auf republikanischer Seite, kämpften in den regulären Streitkräften der Alliierten gegen die nazistische Militärmaschine- rie oder retteten jüdische Mithäftlinge in den Vernichtungslagern. Aber auch als das NS-Regime noch nicht zum Massenmord übergegangen war, widersetzten sich deutsche Juden in vielfältiger Form gegen ihre stän- dig zunehmende Unterdrückung, Entwürdigung und Ausplünderung. Veranstaltung im Rahmen des Festjahres #2021JLID
VORTRAG Jüdische Verleger in Leipzig – Vortrag von Nora Pester 31. Mai | 18 Uhr | smac Vortrag von Dr. Nora Pester (Verlegerin und In- haberin des Hentrich & Hentrich Verlags Leipzig). Seit dem 18. Jahrhundert zählt Leipzig zu den bedeutendsten Messe- und Verlagsstädten in Deutschland. Obwohl nur eine Minderheit in der Buchbranche, waren ab Mitte des 19. Jahr- hunderts auch jüdische Verleger, Autor*innen und Künstler*innen an diesem Erfolg beteiligt, darunter Henri Hinrichsen (Edition Peters) oder Kurt Wolff. Viele andere sind heute fast ver- gessen. Wichtige Publikationen des liberalen Judentums entstanden um 1850 dank speziali- sierter Verlagshäuser und Druckereien in Leipzig. Jüdische Verleger waren vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts vielseitig aktiv: Ihre Publikatio- nen reichten von religiösen Schriften über die berühmten Notendrucke der Edition Peters bis zu wissenschaftlichen Werken, Stadtplänen und Zeitschriften oder Künstlerbüchern der Moder- ne. Die Ausstellung und das dazugehörige Buch „Uns eint die Liebe zum Buch. Jüdische Verleger © Christane Gundlach in Leipzig (1815–1938)“ stellt jüdische Verleger und ihre Verlage vor, die den Ruf Leipzigs als „Buchstadt“ nachhaltig mitprägten. Veranstaltung im Rahmen des Festjahres #2021JLID
VORTRAG Holocaust, Kolonialismus, Postkolonialismus. Die Transformation der Erinnerung – Vortrag von Jan Gerber 31. Mai | 18 Uhr | Subbotnik Es ist noch nicht lange her, da konnte aus guten Gründen vermutet werden, dass die Erinnerung an den Holocaust eher zu- als abnehme. Diese Zeit scheint inzwischen vorbei zu sein. Dafür spricht nicht nur die deutliche Ver- breiterung des rechten Randes, sondern auch die Leichtigkeit, mit der min- destens ein Teil der politischen Linken von der Vorstellung der Präzedenz- losigkeit des Holocaust abrückt. Fast scheint es so, als würden die größten Herausforderungen für die Erinnerung an die Vernichtung der europäischen Juden in Zukunft eher von links als von rechts kommen. Denn während die rechtskonservativen Versuche, den Holocaust zu relativieren, völlig zu Recht für große Empörung sorgen, sind die linken Anwürfe oft akzeptier- ter Bestandteil der Debattenkultur. Das gilt insbesondere, wenn sie, wie im Kontext der Mbembe-Debatte oder der Black-Lives-Matter-Proteste, im Namen des Postkolonialismus und eines zur Ideologie erstarrten Antirassis- mus formuliert werden. Im Rahmen des Vortrags soll dieser Entwicklung, den Hintergründen und Dynamiken der postkolonialen Auseinandersetzung mit dem Holocaust sowie den Ursachen der damit verbundenen Transfor- mation der Erinnerung nachgegangen werden. Jan Gerber ist Historiker, Politik- und Medienwissenschaftler. Er ist Autor diverser Bücher, darunter „Karl Marx in Paris. Die Entdeckung des Kommu- nismus“. Eine Veranstaltung des Student_innenrats der TU Chemnitz.
EIN LITERARISCH-MUSIKALISCHER ABEND Barbara und Juliette Gréco – zwei „Grand Dames“ des französischen Chansons 31. Mai | 19:30 Uhr | Lila Villa „Ich werde singen“, wusste Barbara bereits als Kind. Erst nach der Befreiung von den Nazis – ihre jüdische Familie wurde verfolgt – kann sie Gesangs- und Klavierunterricht nehmen und ab 1947 klassische Musik studieren. Viel später wird sie Chansons u.a. von Juliette Gréco singen. Berühmt wird sie mit ihrem Chanson „Göttingen“, das als Beitrag zur Völkerverständigung geehrt und bejubelt wird. Juliette Gréco sang wie Barbara schon als Kind. Beide Künstlerinnen ver- band eine ähnlich distanzierte Haltung zu Deutschland. Ihre erfolgreiche Karriere begründeten beide im legendären Pariser Café L´écluse. Die Sängerin Valérie Suty skizziert den Lebensweg der Sängerinnen Barbara und Juliette Gréco und bringt dazu Chansons beider Künstlerinnen zu Ge- hör. Sie wird begleitet vom Pianisten Lukas Heinig. Eintritt: 5€ AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG Wir bleiben da! – 135 Jahre wechselvolle Geschichte der jüdischen Gemeinde in Chemnitz 1. Juni | 18 Uhr | VHS im Kultukaufhaus DAStietz | 4. Etage Vor nunmehr 136 Jahren war der Anfangspunkt einer Geschichte von Auf- stieg und Erfolg, Zerstörung und Vernichtung, mühsamem Wiederaufbau und Umstrukturierung. Eine Geschichte, die vom festen Willen geprägt ist, die Gemeinde zu erhalten und die Herausforderung durch den Mitglieder- zuwachs durch die Kontingentflüchtlinge aus der ehemaligen UDSSR zu meistern.
Wir sind stolz einen Ausschnitt dieser Geschichte Ihnen vom 01.06.22 bis zum 31.07.22 auch in der Chemnitzer Volkshochschule näherbringen zu können. Zur Eröffnung wird eine kleine Theaterszene mit dem Titel „Jüdisches Jahr“ von Kindern der Theatergruppe der Jüdischen Gemeinde Chemnitz auf- geführt. VORTRAG Die Chemnitzer Juden und ihr Fürsorgewesen – oder der lange Weg zu einem eigenen Alters- und Siechenheim (1940–1943) – Vortrag von Dr. Jürgen Nitsche 1. Juni | 18:30 Uhr | Neue Sächsische Galerie Die Israelitische Religionsgemeinde in Chemnitz stand nach der Macht- übernahme der NSDAP vor völlig neuen Aufgaben. Bislang hatte die Für- sorge der Alten dort eine eher untergeordnete Rolle in der Gemeindearbeit gespielt. Da die Gemeinde erst fünf Jahrzehnte zuvor gegründet worden war, war der Anteil der älteren und pflegebedürftigen Mitglieder noch über- schaubar. Die damit verbundenen Aufgaben konnten bislang in Zusam- menarbeit mit den Behörden der Stadt Chemnitz und den benachbarten jüdischen Gemeinden in Leipzig und Dresden geschafft werden. Angesichts von Flucht und Auswanderung wurde die zunehmende „Vergreisung“ der verbliebenen Gemeindemitglieder zu einer Herausforderung, der sich die Chemnitzer Juden in der Folgezeit stellen mussten.
RUNDGANG Die Kastanie am einstigen Antonplatz. Rundgang auf der Suche nach dem Jüdischen Alters- und Siechenheim 2. Juni | 16 Uhr | Treffpunkt: Restaurant HECK-ART Häuser, Stolpersteine und ein Baum. Ein kulturhistorischer Rundgang mit Dr. Jürgen Nitsche: Im Mittelpunkt steht das längst abgerissene Wohnhaus Antonplatz Nr. 15. In ihm befand sich das Jüdische Alters- und Siechen- heim, das die Jüdische Kultusvereinigung im Frühjahr 1940 für ihre greisen und gebrechlichen Mitglieder errichtet hatte. Das Haus gehörte dem jüdischen Kaufmann Julius Sommerfeld, dessen Le- ben am 16. März 1940 im Konzentrationslager Sachsenhausen gewaltsam endete. Die Spurensuche kann nur in den Köpfen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer stattfinden, da der Antonplatz ein Opfer der Neugestaltung der Innenstadt Ende der 1960er-Jahre wurde. FILM Schocken – Ein deutsches Leben 2. Juni | 18 Uhr | Kino Metropol DE/ISR2021, R: N.Schory, 75min., FSK6 Dokumentarfilm über den jüdischen Unternehmer Salman Schocken, der 1904 in Zwickau eine Kaufhauskette mit einer bahnbrechenden Ge- schäftsidee gründete: der Lebensstil der „kleinen Leute“ sollte revolutioniert werden. Das Unternehmen verband zeitgemäßes Management mit sozialen Leistungen für seine Angestellten. Schocken nutzt seinen Erfolg, um sich in den Dienst des Humanismus zu stellen – und jüdischen Menschen eine kulturelle Heimat zu geben. Besucher:innen der Schocken-Dauerausstellung im „smac“ erhalten gegen Vorlage einer smac-Eintrittskarte vom 22.05.–02.06. das Filmticket zum Sonderpreis von 4 €. Eintritt 6€ / 5€ ermäßigt
VORTRAG James Loeb: Bankier, Sammler, Menschenfreund 2. Juni | 18 Uhr | smac Der jüdische, in den USA geborene Bankier James „Jimmy“ Loeb (1867 – 1933) fand eine zweite Heimat in Bayern. Geprägt von engen Freund- schaften zu Personen aus der Kultur lebte er hier seine Leidenschaft für die Antike aus. Zudem unterstützte er großzügig soziale und medizinisch- psychiatrische Einrichtungen. Aus seiner Sammlung antiker Kunst stammen herausragende Stücke der heutigen Staatlichen Antikensammlungen in München. Eine kleine Auswahl an Schmuckstücken ist seit April in der Ausstellung „Chic! Schmuck. Macht. Leute.“ im smac zu sehen. Referentin: Dr. Yvonne Schmuhl, Kuratorin am smac Eintritt 3 €, VVK an der Museumskasse © Staatliche Antikensammlungen u. Glyptothek
KONZERT Valeriya Shishkova und die Vanderer 2. Juni | 18 Uhr | St. Jakobikirche © Hans Lepel Valeriya Shishkova gilt als eine der deutschlandweit überzeugendsten Inter- pretin jiddischer Lieder. Die zahlreichen Konzertgastspiele von Bremen bis München brachten ihr in den vergangenen Jahren große Anerkennung in Deutschland, aber auch in der internationalen Szene: sie ist Preisträgerin der 3. International Jewish Music Competition in Amsterdam. Und das liegt an der besonderen Persönlichkeit der Sängerin, die Wärme, Empathie und innige Anteilnahme zu verschenken weiß. Für dieses Programm hat die russisch-jüdische Sängerin, die seit 2003 das Publikum mit jiddischen Liedern begeistert, wieder Lieder ausgewählt, die sie selbst emotional berühren.
VORTRAG Kein Platz für Jüdinnen? Formen des feministischen Antisemitismus – Vortrag von Randi Becker 2. Juni | 19 Uhr | Lesecafé Odradek Feminist*innen bezeichnen sich heute oft als „intersectional feminist“. Das soll abbilden, dass Feminist*innen für sich beanspruchen, nicht nur gegen sexistische Diskriminierung zu kämpfen, sondern für einen inklusiven Femi- nismus stehen wollen, der auch die Kategorien race und class, also rassisti- sche und klassistische Diskriminierungen in den Blick nimmt. So versuchen aktuelle feministische Strömungen Feminismus nicht nur als Bewegung weißer Mittelstandsfrauen zu definieren, sondern Feminismus als gemein- samen Kampf unterschiedlichster Frauen und LGBTIQ zu verstehen. Trotz dieser vermeintlichen Sensibilität gegenüber verschiedenen Dis- kriminierungsformen nehmen die antisemitischen Tendenzen in aktuellen feministischen Strömungen zu oder treten sichtbarer und hörbarer zutage. Viele (queer-) feministische Gruppen unterstützen BDS (Boycott Divestment Sanctions), werfen Israel Homonationalismus und Pinkwashing vor und ver- treten so antizionistische und antisemitische Positionen. Im Vortrag führt die Referentin in verschiedene Formen von modernem Antisemitismus ein und zeigt, wie sich diese Formen auch in feministischen Theorien und Strömungen der Vergangenheit und Gegenwart finden. Sie fragt daran anschließend, wie unser Feminismus tatsächlich „intersectio- nal“, im Sinne von alle Diskriminierungsformen reflektierend, sein kann oder könnte. Randi Becker hat Sozialwissenschaften, Soziologie und Politische Theorie in Gießen, Darmstadt und Frankfurt studiert und ist Doktorandin der Universi- tät Passau.
FÜHRUNG Helmut Flieg – eine Jugend in Chemnitz. Führung von Grit Linke 3. Juni | 17 Uhr | Gerhart-Hauptmann-Platz 13 Die Führung geht den täglichen Wegen und Lebensstationen des jungen Stefan Heym nach, von der elterlichen Wohnung zur Grundschule, zur Syn- agoge, zum Gymnasium. Lesepassagen aus seiner Autobiografie „Nachruf“ ergänzen diesen literarischen Stadtrundgang. Treffpunkt: Gerhart-Haupt- mann-Platz 13, Ende: Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium, Hohe Str. 25. Dauer: ca. 2 Stunden ÖFFENTLICHER GOTTESDIENST 3. Juni | 19 Uhr | Jüdisches Gemeindezentrum Wir laden Sie herzlich in die Gemeinde ein zum Schabbat Gottesdienst mit Rabbiner Daniel Morag. Teilnehmer*innen melden sich bitte telefonisch in der Gemeinde an unter 0371 355970. Shavuot (Wochen) ist das jüdische Erntedankfest, das 50 Tage, also sieben Wochen plus einen Tag, nach dem Pessachfest gefeiert wird. In der Tora hat das Fest mehrere Namen, zum einen Wochenfest, zum anderen „Fest der Ernte“, „Tag der Erstfrüchte“. Mischna und Talmud kennen das Fest auch als Atzeret, deutsch „feierliche Versammlung“. Die vielen Na- men spiegeln die verschiedenen Bedeutungen wider, die das Fest hat. Nach der jüdischen Tradition erhielt das Volk Israel an diesem Tag am Berg Sinai die Tora. Daher der Name; Chag Matan Tora. D. h.: Das Fest der Über- gabe der Tora. Die Tradition in der ersten Nacht zu lernen basiert auf dem Midrasch, der erzählt, dass das jüdische Volk den Empfang der Tora fast verschlafen hat. Moses hat sie geweckt. Mit dem langen Lernen in dieser Nacht machen wir „Tikkun“, d. h. wir korrigieren das damalige Verhalten. Heute gibt es Gruppen, die die ganze Nacht lernen.
© Vladimir Shvemmer
LESUNG/KONZERT „Es brennt“ – Lesung und Konzert mit Uwe von Seltmann und Daniel Kahn 3. Juni | 19:30 Uhr | DAStietz Foyer Wenn die Geschichte anders verlaufen wäre und nicht Millionen Juden mit- samt ihrer Kultur vernichtet worden wären, so der italienische Künstler Rudi Assuntino, wäre der jiddische Dichter Mordechai Gebirtig heute so populär wie die Gershwin-Brüder. Doch rund 170 seiner Gedichte und Lieder haben die Shoah überlebt. Heute wie damals sind sie ein bedeutendes Zeugnis jüdisch-europäischer Kultur und werden weltweit von namhaften Künst- lern gesungen und interpretiert. „Es brennt“ ist die erste deutschsprachige Biografie Mordechai Gebirtigs – eine Pionierarbeit und ein Buch gegen das Vergessen. Daniel Kahn, in Detroit geborener jiddischer Troubadour neuer und alter Lieder, geschmuggelt über die Grenzen von Jiddisch, Englisch, Russisch und Deutsch, wird an diesem Abend passend zur Lesung eine zeitgemäße Sammlung aus brüchigen Balladen, windschiefem Klezmer, Gefängnisla- mentos, Revolutionshymnen und apokalyptischem Blues vor allem aus der Feder von Mordechai Gebirtig darbieten. LERNNACHT Mincha, Tikkun, Hawdala 4. Juni | 19 Uhr | Jüdisches Gemeindezentrum Die jüdische Gemeinde Chemnitz lädt zu „Tikkun“ ein. Das Wort Tikkun kommt aus dem hebräischen Verb „Letaken“. Es bedeutet „Wiederherstel- len“. Gemeint ist das Lernen in der ersten Nacht von Schawuot. Teilnehmer*innen melden sich bitte telefonisch in der Gemeinde an unter 0371 355970
Daniel Kahn
KONZERT REFLEXIONEN – Konzert mit Markus Kaufmann, Klavier, Tobias Bäz, Cello, und den Dresdner Streichersolisten 4. Juni | 19:30 Uhr | Lutherkirche Chemnitz Das Edikt Kaiser Konstantins vom 11. Dezember 321 für die Stadt Köln be- legt, dass Juden mit ihrer Kultur einen festen Platz im öffentlichen Leben der europäischen Länder hatten. Besonders in der Musik finden wir sehr fruchtbare gegenseitigen Beeinflussungen, aber auch immer wieder anti- semitische Tendenzen. Im Konzert erklingen Werke von Prokofjew und Bruch, die unter dem Ein- fluss der jüdischen Musik entstanden; das Oktett von Mendelssohn Bar- tholdy, dessen Kompositionen wegen seiner jüdischen Herkunft mit einem Aufführungsverbot in Deutschland ab 1933 belegt waren. Welche starken antisemitischen Tendenzen in Frankreich mit der Dreyfus-Affäre aufloder- ten, erlebte Grieg, als er sich öffentlich positionierte. Erst seine „Bauerntän- ze op. 72“ vermochten die französische Bevölkerung wieder versöhnlich zu stimmen. Eintritt: 15 € / 10 € ermäßigt VVK im Pfarramt der Lutherkirche, Altenhainer Straße 26 (Tel. 0371 52039590), Lesewelt Chemnitz EVABU, Reitbahnstraße 19, und außerdem in den Freie-Presse-Shops. Eine Kooperationsveranstaltung der Städtischen Musikschule und der Lutherkirchgemeinde, der Tage der jüdischen Kultur, der Deutsch- Israelischen Gesellschaft und des Evangelischen Forums.
Markus Kaufmann © Wolfgang Schmidt / Bildreporter
David Rothenberg Jeffrey Goldberg
ABENDVERANSTALTUNG Chemnitz, Stadt der Nachtigallen – eine Abendveranstaltung in 3 Teilen 4. Juni | 21 Uhr | Weltecho Der Jazz-Klarinettist, Komponist, Philosoph, Naturforscher und Autor David Rothenberg und der Komponist, Pianist und Educator Jeffrey Goldberg erforschen die musikalischen Möglichkeiten des Liedes der Nachtigall, von der ZWEI Arten in Chemnitz zu finden sind, einem der wenigen Orte, an denen eine solche glückliche Biodiversität besteht. David Rothenberg ist Autor zahlreicher Bücher und CDs über Musik und Natur und musizierte schon mit u.a. Pauline Oliveros, Marilyn Crispell Scanner, Glen Velez, Peter Gabriel. Jeffrey Goldbergs Kompositionen reichen von Werken für Klang- heilung, Crossover und Multimedia Events bis hin zu zwei Aufträgen für das Staatstheater Hannover. Die beiden, die seit über 35 Jahren musikalisch zusammenarbeiten, präsen- tieren einen Abend in 3 Teilen: Nach einem Duo-Improvisations-Konzert, dass Ätherisches, Jazz, Klassisches sowie Zeitgenössisches und andere Klänge aus der ganzen Welt mit Tierstimmen kombiniert, wird der einstün- dige Film NIGHTINGALES IN BERLIN von Rothenberg und Tanttu gezeigt. Der Film, sowie das gleichnamige Buch und CD, erzählt die Geschichte von Rothenbergs Bemühungen, eine internationale Gruppe von Musikern zusammenzubringen, um die Artengrenze zu überschreiten und Musik mit Nachtigallen zum Leben zu erwecken. Anschließend begeben sie sich mit den Zuhörern zu einem speziellen Ort in der Chemnitzer Gegend, wo Nachtigallen häufig vorkommen – dort wird „live“ mit Vogelsang musiziert. Eintritt: 15 € (Konzert und Film), 10 € (Konzert oder Film)
GEPLANTE ANGEBOTE DES SCHALOM RESTAURANTS IN CHEMNITZ VORTRAG zwei Vorträge zu „koscherer Küche“ Besonderheiten und Bandbreite in der eingeschränkten Produktauswahl; eine „koscher-Wein-Verkostung“ mit Vortrag über die Entwicklung verschiedener Winzerin in Israel und in Europa; Vortrag und Gesprächsrunde mit dem Historiker und Politikwissenschaftler Professor Julius Hans Schoeps zum Thema Restitutionsfälle: 1998 schloss sich Deutschland der Selbstverpflichtung von 44 Staaten an, von den Nazis geraubte Kunstwerke zu identifizieren, die Fälle öffentlich zu machen und mit den früheren Besitzern eine „gerechte und faire Lösung zu finden“. Vortrag und Gesprächsrunde mit Dietrich Schulze-Marmeling, Autor, „Der FC Bayern, seine Juden und die Nazis“, „Davidstern und Lederball“, „Cronik des FC Bayern München“ und weiter Beiträge zum Thema Walther Bense- mann, … Thema „Jüdische Sportler und Mäzene – ihre prägende Rolle beim Fußball in den frühen Jahren besonders in Deutschland“. LESUNG Lesung mit Renate Aris und Nea Weissberg, Verlegerin, aus dem Buch „Halle ist überall | Stimmen jüdischer Frauen | Ausgewählt und herausge- geben von Nea Weissberg, Fotos von Sharon Adler und anderen“. Termine entnehmen Sie bitte der Website des Schalom.
2000–2022 Jahre SCHALOM Restaurant in Chemnitz 22 Jahre koschere Alltagskultur | Getränke • Essen • Gespräche Heinrich-Zille-Straße 15 | 09111 Chemnitz +49 (0) 371 69 57 769 | +49 (0) 172 91 50 345
Sima Noon © Pasha Matz
KONZERT 2. International HipHop Jam Live dabei: Sima Noon, Mangisto, Sharon, Osloob, Mazzaj Rap, Dyaa4, Malo Spal und Viele mehr! 5. Juni | 22 Uhr | Transit Wir laden zur zweiten Edition des International Hip Hop Jam ins Transit. Wieder geht es darum den kosmopolitischen Geist dieser Subkultur zu feiern, die längst so sehr in Mainstream angekommen ist, dass oft die Hin- tergründe in Vergessenheit geraten und am wirtschaftlichen Erfolg allein gemessen wird. Dabei ging es im Hip Hop von Anfang an um mehr als nur Sex‘n‘Crime. Rap ist auch Spoken Word: mit gesellchaftskritischen Texten die Interessen der eigenen Community vertreten. Und Respekt, egal woher man kam. Innerhalb weniger Jahrzehnte hat sich die Hip Hop Kultur auf der ganzen Welt verbreitet und Menschen unterschiedlichster Kulturen vereint. Dieses Potential möchten wir in diesem Jam zelebrieren und gemeinsam in tausend Zungen freestylen, in den freshsten Styles tanzen, uns freaky ver- kleiden und mit den schrägsten Rollenbildern spielen, denn: „Its bigger than Hip Hop“. Seid dabei und macht mit! Eintritt: 10 € / 8 € ermäßigt PICKNICK Komm und setz dich an meinen Tisch 6. Juni | 12 Uhr | Vorplatz St. Jakobikirche Alle sind eingeladen, an einer langen Tafel Platz zu nehmen und miteinan- der ins Gespräch zu kommen über ihre Herkunft, ihren Glauben, die Dinge, die uns gegenwärtig umtreiben. Ein Projekt der Kirchgemeinde St. Jakobi- Kreuz gemeinsam mit der DIG und der Mozartgesellschaft. Eintritt ist frei, Picknick sollte möglichst mitgebracht werden.
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