Literatur Theater - Stadt Chemnitz

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Literatur Theater - Stadt Chemnitz
Literatur

              Theater

Ausstellung
                                Tanz

                        TAGE
                        DER JÜDISCHEN
                        KULTUR
                        CHEMNITZ
                        22. Mai – 6. Juni 2022
Literatur Theater - Stadt Chemnitz
VORWORT
             Un ir shteyt un kukt azoy zikh      Und ihr steht und blickt um euch
                          Mit farleygte hent,             Mit verschränkten Armen,
            Un ir shteyt un kukt azoy zikh –    Und ihr steht und blickt um euch –
                        Undzer shtetl brent!                   Unser Schtetl brennt!

Als wir im Dezember dieses Motto der 31. Tage der jüdischen Kultur er-
wählten, hatte niemand von uns eine Vorstellung, welche Dimension diese
Zeilen von Mordechai Gebirtig bekommen haben würden. In seinem Lied
„Undzer Shtetl brent“ oder auch nur „s´brent“ genannt singt der Krakauer
Liedersänger und jiddische Komponist prophetisch von den antisemitischen
Pogromen in der heute untergegangenen Schtetl-Welt Polens 1936 und
ruft zu Widerstand auf.
Wir hatten zunächst besorgt die Landratswahlen in Sachsen, die selbst-
ernannte Querdenker-Bewegung, die allwöchentlich unbekümmert zu-
sammen mit der neuen Rechten auf die Straße geht und die allgemein eher
bedrohliche politische Stimmung in Sachsen, im Sinne gehabt. Die Brücke
zu Gebirtig schlug außerdem die Beteiligung unseres Vorsitzenden und
Mitverfassers dieser Zeilen, Egmont Elschner, an der interkulturellen Kam-
meroper „Undzer Shtetl brent“ Anfang Dezember letzten Jahres in Köln. Wir
freuen uns Ihnen diese Produktion, sowie weitere besondere Aufführungen
rund um das Werk Mordechai Gebirtigs ankündigen zu können! Die surrea-
le Oper basiert auf den Gedichten, die Gebirtig in den Jahren 1941/42 im
Krakauer Ghetto schrieb und, soweit wir wissen, nie vertonte. Am 4. Juni
1942 wurde der 65-jährige Mordechaj Gebirtig von einem deutschen Be-
satzungssoldaten auf offener Strasse erschosssen. 80 Jahre...
Gebirtigs Zeilen jedoch erscheinen nun angesichts des Kriegs gegen die
Ukraine wieder bedeutungsvoll prophetisch: „Die Hilfe liegt alleine in euren
Händen, wenn euch das Shtetl teuer ist, nehmt die Eimer, löscht das Feuer,
löscht mit eurem eigenen Blut, beweist, dass ihr das könnt.“
Literatur Theater - Stadt Chemnitz
Über jüdischen Widerstand ist hier mehr zu
sprechen. Rache. Und wer denkt da nicht an den
Verteidigungskampf der Ukraine? An den ver-
zweifelt hilfesuchenden ukrainischen Präsiden-
ten Selenskyj, der immer wieder die Untätigkeit
des Westens anklagt. Ist es nicht angesichts der
Greuel des Krieges lächerlich und gefährlich,
dass sich gerade Deutschland auf wirtschaft-
liche Interessen zurück zieht? Das Recht auf                Mordechaj Gebirtig
Leben und körperliche Unversehrtheit gilt wohl         4. Mai 1877-4. Juni 1942
nur im Interesse des eigenen Staatsvolkes? Wie
wir wissen wurden nie im Handstreich Milliarden zur Ausrottung des Hun-
gers auf der Welt in die Wirtschaft gepumpt, wie es die Industriestaaten in
der Pandemie ohne viel Diskussionen taten. Und nie wurden Flüchtende so
willkommen geheißen, wie jetzt als dieser schreckliche Krieg weiße, blonde
Europäer zu uns trieb. Und wieder ohne große Diskussionen mal eben 100
Milliarden in die Rüstung. Keine lange Debatte, nicht zur Zeitenwende, nicht
nach den Hilferufen des ukrainischen Präsidenten.
Nach Adorno gab es nur eine Maxime: Nie wieder Auschwitz. Hier waren
Interessen zum Völkermord pervertiert. Jedoch Völkermord fand und findet
weiter statt! Während wir die Arme verschränken und das russische Gas den
Kessel feuert. Man könnte den Glauben verlieren und die Hoffnung – bleibt
nur die Liebe. Die Liebe zur Kunst allemal!
                                         Egmont Elschner und Chris Münster
Literatur Theater - Stadt Chemnitz
Sonntag, 24. April   Ein Leben in Büchern – Salman Schocken | Ausstellung
Donnerstag, 28. April   19:00 Unvollendete Leben | Ausstellungseröffnung
 Donnerstag, 12. Mai    20:00 Uhr Wie ist die Welt so stille | Konzert
    Dienstag, 17. Mai   17:00 Jüdisches Leben in Chemnitz | Ausstellung/Lesung
                        19:00 Ukraine-Benefiz-Konzert
     Freitag, 20. Mai   19:00 Harry´s Freilach | Klezmerkonzert
    Sonntag, 22. Mai    11.00 Schattenstunde | Film
                        19:00 Eröffnung der 31. Tage der jüdischen Kultur
     Montag, 23. Mai    19:00 Irmi | Film
                        19:30 Erkenntnis statt Bekenntnis | Vortrag
                        19:30 Diagnose Judenhass | Lesung
    Dienstag, 24. Mai   18:00 Salman Schocken und das „jüdische Buch“ | Vortrag
                        19:00 Ein einfacher Mensch | Film
   Mittwoch, 25. Mai    16:30 Heym Forum, Abschied und Ankunft | Führung und Film
                        18:00 Die Mikwe – aus archäologischer und religiöser
                        Perspektive | Vortrag
                        20:00 Israel Klezmer Orchestra | Konzert
 Donnerstag, 26. Mai    18:00 Walter Kaufmann – Welch ein Leben! | Film
                        20:00 Undzer Shtetl Brent | Kammeroper
    Samstag, 28. Mai    21:30 Meritxell Neddermann | Konzert
    Sonntag, 29. Mai    11:00 Führung über den Jüdischen Friedhof
                        Gemeindetag
                        15:00 Kiryat Bialik durch die Linse | Ausstellungseröffnung
                        15:30 Shira Bazibur | Konzert
                        16:00 Führung durch die Synagoge
                        17:00 Tanzworkshop mit der Tanzgruppe „Simchat Hora“
                        19:00 Sacha van Ravenswalde | Konzert
                        19:15 Plan A – Was würdest Du tun? | Film
Literatur Theater - Stadt Chemnitz
Montag, 30. Mai     19:00 Multidirektionale Erinnerung | Vortrag
                        19:00 Jüdischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus in
                        Chemnitz | Vortrag
   Dienstag, 31. Mai    18:00 Jüdische Verleger in Leipzig – Vortrag
                        18:00 Holocaust, Kolonialismus, Postkolonialismus | Vortrag
                        19:30 Barbara und Juliette Gréco | Ein literarisch-musikalischer
                        Abend
   Mittwoch, 1. Juni    18:00 Wir bleiben da! | Ausstellungseröffnung
                        18:30 Die Chemnitzer Juden und ihr Fürsorgewesen | Vortrag
 Donnerstag, 2. Juni    16:00 Die Kastanie am einstigen Antonplatz | Rundgang
                        18:00 Schocken – Ein deutsches Leben | Film
                        18:00 James Loeb: Bankier, Sammler, Menschenfreund | Vortrag
                        18:00 Valeriya Shishkova und die Vanderer | Konzert
                        19:00 Kein Platz für Jüdinnen? | Vortrag
     Freitag, 3. Juni   17:00 Helmut Flieg – eine Jugend in Chemnitz | Führung
                        19:00 Öffentlicher Gottesdienst
                        19:30 Es brennt | Lesung und Konzert
    Samstag, 4. Juni    19:00 Mincha, Tikkun, Hawdala | Lernnacht
                        19:30 REFLEXIONEN | Konzert
                        21:00 Chemnitz, Stadt der Nachtigallen | Konzert und Film
    Sonntag, 5. Juni    22:00 Hip-Hop Jam | Konzert
    Montag, 6. Juni     12:00 Komm und setz dich an meinen Tisch | Picknick
                        16:30 Äthiopischer Tanz | Workshop
                        17:00 Shimshon | Konzert
                        18:00 LamLam Ensemble | Tanzperformance
                        18:30 Kayan Project | Konzert
    Dienstag, 7. Juni   18:00 Nickelmann erlebt Berlin | Puppentheater
                        19:30 Bertha Pappenheim – ein Porträt | Vortrag
   Sonntag, 12. Juni    11:00 Vergiss mein nicht | Konzert
Donnerstag, 16. Juni    19:00 Peter Wortsman | Lesung und Empfang
Literatur Theater - Stadt Chemnitz
AUSSTELLUNG
Ein Leben in Büchern – Salman Schocken.
Wirtschaft. Kultur. Zionismus.
24. April – 31. Juli | Kulturzentrum Villa Facius Lugau
Die Ausstellung im Kulturzentrum Villa Facius in Lugau zeigt Salman Scho-
ckens „Leben in Büchern“ zwischen Zwickau und Berlin, zwischen Jeru-
salem und New York. Sein Leben war geprägt durch sein Wirken in den
Bereichen Wirtschaft, Kultur und Zionismus. In der Ausstellung wird dieses
Wirken sichtbar gemacht anhand von zahlreichen Büchern und anderen
Druckschriften, die in enger Verbindung mit Salman Schocken stehen. Die
Schocken-Kaufhäuser sind in Sachsen bis heute noch ein Begriff, u. a. in
Chemnitz und Zwickau, in Oelsnitz und Lugau.
Ausstellung geöffnet: Do 15:00–18:00 Uhr, So 14:00–17:00 Uhr sowie nach
Vereinbarung

Begleitprogramm zur Ausstellung:

Sonntag, 8. Mai, 14:00 Uhr
„Salman Schocken als Bücher-Liebhaber“ (Wolfgang Frech)

Sonntag, 12. Juni, 14:00 Uhr
„Simon Schocken – nicht nur der Bruder“ (Dr. Jürgen Nitsche)

Sonntag, 10. Juli, 14:00 Uhr
„Jüdisches Leben in Sachsen im 21. Jahrhundert“ (Dr. Ruth Röcher,
Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz)
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AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG
Unvollendete Leben
28. April | 19 Uhr | DAStietz

Wir laden zur Ausstellungseröffnung ins Foyer des Tietz.

Unvollendete Leben ist eine Ausstellung, die Künstler*innen aus unter-
schiedlichen Ländern vorstellt, die von den Nationalsozialisten wegen ihrer
jüdischen Abstammung inhaftiert, misshandelt und ermordet wurden und
das tragische Los der europäischen Juden während des Zweiten Weltkrie-
ges teilten.

Inmitten der Hölle versuchten die Künstler weiterhin, sich durch Musik,
Theater, Literatur und Kunst zum Ausdruck zu bringen. Sie lebten in einer
Welt verkommener Werte. Ihr Schaffen ist ihr Testament, das sie uns hinter-
lassen haben. Initiiert und gestaltet wurde die Wanderausstellung von der
Bente-Kahan-Stiftung Breslau (Wrocław).

                 Der Eintritt ist frei, sofern nicht anders angegeben!
                 Bitte beachten Sie die aktuellen Corona Schutzverordnungen und
                 informieren Sie sich über eventuell geltende Maßnahmen.
                 Anmeldung, Anregungen und Fragen, sofern nicht anders angegeben,
                 unter: post@tdjk.de
                 Weitere Informationen unter: www.tdjk.de
Literatur Theater - Stadt Chemnitz
© Lukasz Giza   Bente Kahan
Literatur Theater - Stadt Chemnitz
KONZERT
Wie ist die Welt so stille
12. Mai | 20 Uhr | Foyer DAStietz

Wie ist die Welt so stille – Bente Kahan vetont Gedichte von Ilse Weber in
Begleitung von Adam Skrzypek. Das Konzert basiert auf den Zeugnissen
eines Menschen, der das Leben in der Gefangenschaft beschreibt. Wenig
Material, das während des Holocausts geschrieben wurde, kann mit der
Poesie von Ilse Weber verglichen werden. Sie beschreibt in kurzen Ge-
dichten das Leid der Menschen, ihre Situationen und Emotionen, und ihr
Schreibstil ist der eines Beobachters, der seiner Zeit voraus ist.

Die von Bente Kahan komponierten Melodien machen die Gedichte für ein
größeres Publikum zugänglich; Musik, die die Texte von Ilse Weber nie in
den Schatten stellt.
Bente Kahan hatte schon lange den Wunsch, ein Konzert nur mit Gedichten
von Ilse Weber zu veranstalten, aber erst als Hanus Weber, Ilses Sohn, der
noch in Stockholm lebt, vor einigen Jahren darauf bestand, dass sie mehr
Melodien zu den Gedichten seiner Mutter komponieren sollte, begann sie
ernsthaft mit dieser anspruchsvollen und wichtigen Aufgabe.
Im Rahmen der Ausstellung „Unvollendete Leben“.

Eintritt 10 € / 8 € ermäßigt
Literatur Theater - Stadt Chemnitz
AUSSTELLUNG/LESUNG
Jüdisches Leben in Chemnitz
17. Mai | 17 Uhr | Volkshochschule Chemnitz, DAStietz, 5. OG
In einem Projekt gemeinsam mit funktionalen Analphabeten entstand an
der Volkshochschule ein Buch in einfacher Sprache, dazu eine Ausstellung
über das jüdische Leben in Chemnitz. Wir laden Sie nun herzlich ein, die
Ausstellung zu besichtigen und mit jüdischer Küche, mit Musik und Kunst
und natürlich in Begegnung mit den Protagonisten ganz besondere Einbli-
cke in die jüdische Alltagskultur in Chemnitz zu erlangen.
Eine Veranstaltung der Volkshochschule Chemnitz.

UKRAINE-BENEFIZ-KONZERT
Solidarität ist der Boden für Europas Demokratie / Freiheit
17. Mai | 19 Uhr | Carlowitz-Center Chemnitz
                                              Chemnitzer Jazzclub e. V.
                                              präsentiert:

                                              JazzOnkelzz – Quartett,
                                              Lukas Heinig – Jazz-Piano,
                                              Horst Adler-Band – Rock
                                              aus Chemnitz
                                              Ukrainische Künstler in
                                              Chemnitz – AG Ukraine
                                              Chemnitz
                                              Ganna Gryniva & Tal Arditi

                                              Eintritt 25 €
 Ganna Gryniva & Tal Arditi
KONZERT
Harry‘s Freilach
20. Mai | 19:00 | Dietrich-Bonhoeffer-Kirche
Harry‘s Freilach aus Berlin spielt Klezmermusik. Sie treten vom Duo bis zum
Quintett seit 1992 auf: Öffentlich und privat, in Konzerthallen und open air,
in Kirchen und Clubs, auf Festen und Feiern. Zum Programm gehören tra-
ditionelle Freilachs, Horas, Nigunim und chassidische Tänze sowie neuere
Kompositionen im Klezmer-Stil.
Eine Veranstaltung des Evangelischen Forums.

Gefördert durch den LAP.

FILM
Schattenstunde
22. Mai | 11 Uhr | Kino Metropol
DE2021, R: Benjamin Martins, 78min., FSK12
Dem Film liegen Jochen Kleppers umfangreiche Tagebuchaufzeichnungen
zugrunde. Klepper war in den 1940er Jahren Dichter, Journalist und gläu-
biger Christ mit jüdischer Frau und Stieftochter. Die Bedrängnis, die halbjü-
dische Familien durch die Nationalsozialisten erfahren mussten, gibt Regis-
seur Benjamin Martins in dem Film deutlich an das Publikum weiter. Denn
so wie auch das Leben der Kleppers immer mehr eingeschränkt wurde,
wird in „Schattenstunde“ auch das Blickfeld der Kinozuschauer:innen ein-
geschränkt, indem der Film als Quadrat (1:1) auf der Leinwand zu sehen ist.

Eintritt 6 € / 5 € ermäßigt
TAGE
DER JÜDISCHEN
KULTUR
CHEMNITZ
ERÖFFNUNG DER 31. TAGE DER JÜDISCHEN KULTUR
22. Mai | 19 Uhr | smac

Zur Eröffnung unserer 31. Tage laden wir Sie ins Foyer des smac zu Reden,
Wein und Musik. Wir freuen uns besonders, Ihnen dieses Jahr passend zum
thematischen Motto der 31. Tage eine besondere Premiere anküdigen zu
können:

André Ochodlo und Band spielen Lieder von Mordechai Gebirtig

André Ochodlo ist einer der bedeutendsten Förderer jiddischer Poesie un-
serer Zeit. Der vielseitige Künstler wurde einst in Plauen geboren, lebt aber
seit langem in Polen und ist Regisseur, Schöpfer und Leiter des legendären
Agnieszka Osiecka Atelier Theaters in Sopot. Seine Lieder sind sowohl raffi-
nierte als auch ausdrucksstarke Interpretationen von Gedichten der größten
jiddischen Dichter des 20. Jahrhunderts, die dank der Zusammenarbeit mit
bekannten polnischen und hochkarätigen internationalen Komponisten und
Musikern entstanden sind, insbesondere durch die enge Zusammenarbeit
mit Adam Żuchowski, einem kreativen Jazzer der jungen Generation, talen-
tiertem Komponisten, Arrangeur und Kontrabassisten.
ERÖFFNUNG DER 31. TAGE DER JÜDISCHEN KULTUR
22. Mai | 19 Uhr | smac

Anlässlich der Eröffnung der 31. Tage der jüdischen Kultur kehrt André
Ochodlo erstmals seit seiner Jugendzeit in die Region zurück und bringt
Texte und Musik von Mordechai Gebirtig auf die Bühne, in einem Pro-
gramm, dass aus bereits für seine Gebirtig CD „Kroke“ eingespielten Stü-
cken und neuen Kompositionen der bekannten polnischen Komponistin
Ewa Kornecka nach Gebirtig Liedern bestehen wird. Das Programm wurde
– eigens für diesen Abend entwickelt und einstudiert.

Eintritt frei. Einlass ab 18:30 Uhr und nur mit vorheriger Anmeldung unter
info@smac.sachsen.de bis 16.05.2022.
André Ochodlo
  © Piotr Dłubak
FILM
Irmi
23. Mai | 19 Uhr | Auktionshaus Heickmann
Dokumentarfilm USA 2020 – Regie: Veronica Selver & Susan Fanshel –
Original mit dt. UT

Das dokumentarische Porträt „IRMI“ beleuchtet auf sehr eindrückliche
Weise das Leben der 1906 in Chemnitz geborenen Irmi Selver. Der ergrei-
fende Film folgt ihrem Lebensweg durch das 20. Jahrhundert. Er erzählt
von Schicksalsschlägen und unerschütterlichem Lebenswillen, vom Ver-
lust ihres ersten Ehemannes Karl Goeritz und den beiden gemeinsamen
Kindern auf der Flucht vor den Nazis, über den zweimaligen Neuanfang in
New York, Zwischenstationen in Holland, England und Frankreich bis hin zu
ihrem Lebensabend in Truro / Cape Cod. Die Tochter der Protagonistin und
Regisseurin Veronica Selver kompiliert einzigartige Fundstücke aus dem
Familienarchiv zu einem Film, der tief berührt.
Wir präsentieren den bislang nur auf Festivals gezeigten Film als Chemnitz-
Premiere in Anwesenheit von Veronica Selver. Einleitend unterhalten sich
die Ehrenbürgerin der Stadt und langjährige Direktorin der Kunstsammlun-
gen Chemnitz Frau Dr. h. c. Ingrid Mössinger und der Historiker Dr. Jürgen
Nitsche über die Bedeutung dieser Lebensgeschichte für die Stadt Chem-
nitz. Im Anschluss an die Filmvorführung wollen wir mit Veronica Selver ins
Gespräch kommen.
Eine Veranstaltung der Buntmacher*innen in Kooperation mit den Tagen
der Jüdischen Kultur, der Stadt Chemnitz, dem Sächsischen Industriemu-
seum und dem Auktionshaus Heickmann. Zugang barrierefrei. Maximale
Personenzahl: 60. Wir bitten um verbindliche Anmeldung per Email unter
info@buntmacherinnen.eu.
Mit freundlicher Unterstützung des US-Generalkonsulats Leipzig.
Irmi Selver, 1968
VORTRAG
Erkenntnis statt Bekenntnis – Plädoyer für eine erneuerte
Erinnerungskultur
23. Mai | 19:30 Uhr | Lehmanns Café

                                                                             © picture alliance/Martin Schutt/dpa
Vortrag und Gespräch mit Herrn Jens-Christian Wagner.
Welche Rolle spielt die Erinnerungskultur? Diese beschränkt sich sehr da-
rauf, um die Toten zu trauern. Sie fragt nicht, warum Menschen zu Opfern
gemacht werden. Warum so viele Deutsche bis zum Ende des Kriegen
bereitwillig mitgemacht haben.
In das Konzentrationslager auf dem Ettersberg bei Weimar hatten die Nazis
zwischen 1937 und 1945 mehr als eine Viertelmillionen Menschen aus ver-
schiedenen Ländern verschleppt. Rund 56.000 Menschen wurden ermor-
det oder starben an den Folter, Hunger oder Zwangsarbeit.
Prof. Dr. Jens-Christian Wagner ist Leiter der Gedenkstätte Buchenwald und
Mittelbau-Dora.
LESUNG
Diagnose Judenhass –
Lesung mit Eva Gruberová und Helmut Zeller
23. Mai | 19:30 Uhr | Gemeindezentrum an der Kreuzkirche

Die Wiederkehr einer deutschen Krankheit: Bis vor wenigen Jahren hieß es
in Deutschland stets, jüdisches Leben sei ein selbstverständlicher Teil der
Normalität. Aber spätestens nach dem Überfall auf die Synagoge in Halle
2019 und der massiven Ausbreitung von antisemitischen Verschwörungs-
mythen in der Corona-Krise bekam dieses Bild tiefe Risse.
Eva Gruberová und Helmut Zeller sind durch Deutschland gereist und ha-
ben zugehört – von Rostock über Berlin bis Dortmund und nach München,
mit einem Abstecher nach Wien. Dabei zeigt sich, dass Juden hierzulande
kein normales Leben führen können, es sei denn, man hält Polizei und Si-
cherheitszäune vor jüdischen Kindergärten, Brandanschläge auf Synagogen
oder perfide Witze für etwas, das zur deutschen Normalität gehört. Jüdin-
nen und Juden erleben Übergriffe und Anfeindungen auch aus muslimisch
geprägten Milieus. Was aber viele nicht sehen: Antisemitismus kam und
kommt aus der „bürgerlichen Mitte“. Die Reportagen, Interviews und Analy-
sen machen sichtbar, dass der Judenhass tief in der Gesellschaft verwurzelt
ist – und uns alle angeht.
Eine Veranstaltung des Evangelischen Forums.

Gefördert durch den LAP.
VORTRAG
Salman Schocken und das „jüdische Buch“
24. Mai | 18 Uhr | smac

Vortrag von Dr. Matthias Hambrock (Thomasius-Forschungsstelle am In-
terdisziplinären Zentrum für die Erforschung der europäischen Aufklärung,
Halle/Saale).

Salman Schocken (1877–1959) ist gleichermaßen für die erfolgreichen und
innovativen Strategien seines Kaufhauskonzerns mit Sitz im sächsischen
Zwickau wie für sein vielfältiges kulturelles Engagement bekannt. Als Jude
in jungen Jahren der religiösen Tradition entfremdet, fand er in den 1910er
Jahren zum Judentum in der weltlich-zivilisationskritischen Form des Kul-
turzionismus zurück. Er trat für ein Reformprogramm ein, das eine kollekti-
ve Rückbesinnung auf die jüdische Herkunft ermöglichen sollte. Die Förde-
rung des „jüdischen Buches“ war ein Kernstück dieser Überlegungen. 1931
gründete Schocken schließlich unter den ungünstigen Rahmenbedingun-
gen der Weltwirtschaftskrise einen eigenen Verlag. Das Ideal der Neuorien-
tierung hatte inzwischen eine ganz neue Dringlichkeit bekommen: Als das
NS-Regime von 1933 an jüdisches Leben immer mehr aus der Gesellschaft
ausschloss und nur noch auf erkennbar „jüdischen“ Tätigkeitsfeldern zuließ,
wurde der Schocken-Verlag für die bedrängten Menschen eine wichtige
moralische und geistige Stütze.

Veranstaltung im Rahmen des Festjahres #2021JLID
FILM
Ein einfacher Mensch
24. Mai | 19 Uhr | Off-Bühne Komplex

Film von Karl Fruchtmann, Kamera Günther Wedekind.
Yakov Silberberg ist Bäcker und lebt mit seiner Frau Luba im Tel Aviv der
1980er-Jahre. „Das Leben kann so schön sein, aber die Vergangenheit lässt
uns nicht los.“ sagt Luba. Die Vergangenheit, die beide verbindet und zu-
gleich trennt, ist der Holocaust. Yakov war im Sonderkommando des Ver-
nichtungslagers Auschwitz und musste dort die ermordeten Menschen aus
den Gaskammern holen und verbrennen. Er hat überlebt, findet aber nicht
ins Leben zurück. Karl Fruchtmann machte ihn in Tel Aviv ausfindig und
porträtierte ihn und seine Familie für diesen Dokumentarfilm mit Spielsze-
nen. Fruchtmann, der selbst in Sachsenburg und Dachau inhaftiert wurde
zeigt einfühlsam das Ringen Yakov und Luba Silberbergs mit den Folgen des
Überlebens, dem Versuch unbeschreibliches in Worte zu fassen und der
eigenen seelischen Zerstörung zu begegnen.

Der Film wurde 1987 im Fernsehen erstmals gezeigt und mit dem Adolf-
Grimme-Preis in Gold ausgezeichnet.

Im Anschluss an die Filmvorführung kann gemeinsam mit der Lehrerin und
Historikerin Anna Schüller (Geschichtswerkstatt Sachsenburg) über die Ein-
drücke diskutiert werden.

Eine Veranstaltung des Student_innenrats der TU Chemnitz in Kooperation
mit der Geschichtswerkstatt Sachsenburg e. V.
FÜHRUNG/FILM
Führung durch das Stefan Heym Forum mit anschließender
Filmvorführung von „Abschied und Ankunft“
25. Mai | 16:30 Uhr | DAStietz, Stefan-Heym-Forum (3.OG)
Im Sommer 2020 zog die Arbeitsbibliothek des Ehepaars Heym von Berlin
nach Chemnitz um. Auf etwa 240 qm Fläche wurde das Stefan-Heym-
Forum mit der Arbeitsbibliothek von Stefan und Inge Heym errichtet. In
der 30-minütigen Führung möchten wir Sie mit dem Forum kurz vertraut
machen. Anschließend läuft 17:00 Uhr im Stefan-Heym-Forum der Film
„Abschied und Ankunft“. Die aus Chemnitz stammende Filmemacherin
Beate Kunath hat Inge Heyms Vorbereitungen auf den Umzug der Biblio-
thek mit der Kamera begleitet. Ergänzt um Archivaufnahmen aus Interviews
mit Stefan Heym, ist dabei ein einfühlsames Doppelporträt entstanden, das
überraschende neue Einblicke in Heyms Leben und literarisches Schaffen
bietet.

VORTRAG
Die Mikwe – aus archäologischer und religiöser Perspektive
25. Mai | 18 Uhr | Jüdische Gemeinde
Seit Herbst 2021 wird vom Landesamt für Archäologie Sachsen am Rand
der Chemnitzer Innenstadt die Fläche zwischen der Augustusburger Straße
und der Theresenstraße untersucht. Dort legten die Archäologen kürzlich
die Überreste einer Mikwe, eines rituellen jüdischen Tauchbades, frei. Wir
haben Dr. Rebecca Wegener vom Landesamt für Archäologie und Rabbiner
Daniel Morag eingeladen, um mit Ihnen darüber ins Gespräch zu kommen
– aus archäologischer Sicht und aus religiöser. Was lässt sich nach bishe-
rigen Erkenntnissen über die Funde sagen? Was ist eine Mikwe und wofür
dient diese? Darüber möchten wir aufklären und interessierten Bürger*in-
nen die Möglichkeit geben Ihre Fragen loszuwerden.
KONZERT
Israel Klezmer Orchestra
25. Mai | 20 Uhr | Kulturhaus Arthur
Das Israel Klezmer Orchestra (IKO) ist ein großes Musikensemble, das Klez-
mer-Musik, das musikalische Erbe der osteuropäischen Juden, aufführt.
Die Gruppe, die weltweit einzigartig ist, zeichnet sich durch ihre Größe und
Energie aus, die an das frühe 20. Jahrhundert erinnern, als große Klezmer-
Orchester noch in Mode waren. Das in Jerusalem ansässige Ensemble
besteht normalerweise aus etwa 20 Musikern, die eine Vielzahl von Instru-
menten wie Holzbläser, Blechbläser, Streicher und Schlagzeug spielen. Das
Repertoire des Orchesters umfasst neben virtuoser Instrumentalmusik und
traditionellen jüdischen Tänzen auch Lieder auf Jiddisch, Hebräisch und
Englisch.
Eintritt 10 € / 8 € ermäßigt
FILM
Walter Kaufmann – Welch ein Leben!
26. Mai | 18 Uhr | Kino Metropol
DE2021, R: Karin Kaper und Dirk Szuszies, 101 min., FSK12
Die Dokumentation folgt den wesentlichen Lebenslinien und weltweiten
Erfahrungen des Walter Kaufmann († 2021). Der vermutlich einzige jüdi-
sche DDR-Bürger mit australischem Pass erlebte persönlich die vielfältigen
Wirren des 20. Jahrhunderts: Als Schriftsteller und Korrespondent nahm er
Anteil an der Bürgerrechtsbewegung in den USA, am Prozeß gegen Angela
Davis, an der Revolution in Kuba, den Auswirkungen der Atombombenab-
würfe in Japan, der unendlichen Geschichte des israelisch-palästinensi-
schen Konfliktes und der Entwicklung und dem Zusammenbruch der DDR.
Eintritt 6 € / 5 € ermäßigt

KAMMEROPER
Undzer Shtetl Brent
26. Mai | 20 Uhr | St. Markuskirche
Angesichts des in Deutschland wieder grassierenden Antisemitismus hat
sich der Opernmacher Christian von Götz für dieses neue Projekt des En-
sembles MUSIKDEBATTE KÖLN künstlerisch intensiv mit der nahezu kom-
plett durch den Holocaust vernichteten Kultur des Shtetls auseinanderge-
setzt. Zusammen mit dem Komponisten Ralf Soiron hat er eine in jiddischer
Sprache gesungene interkulturelle Kammeroper konzipiert und erarbeitet,
die auf den späten Texten des 1942 im Krakauer Ghetto ermordeten jiddi-
schen Komponisten und Dichters Mordechai Gebirtig basiert. Musikalisch
lassen Ralf Soiron und Christian von Götz in „Undzer Shtetl Brent“ die alte
jiddische und synagonale Musik mit einer Neuen Musik, die auf Viertelton-
Skalen aufgebaut ist, produktiv kollidieren.
Eintritt 10 € / 8 € ermäßigt
Egmont Elschner hat in der Kölner Produktion
mitgespielt und wir freuen uns diese nun
einmalig auch in Chemnitz zeigen zu können.
KONZERT
Meritxell Neddermann – Konzert im Kerzenschein
28. Mai | 21:30 Uhr | Lesecafé Odradek

                                Die Musik von Meritxell Nedder-
                                mann ist ein Geschenk für die
                                Sinne. Als Pianistin, Komponistin
                                und Sängerin präsentiert Merit-
                                xell Neddermann live eine frische
                                Mischung aus Klavier-Avantgarde,
                                Neo-Soul, Avant-Jazz und Singer-
                                Songwriting. In diesem einzig-
                                artigen Konzert wird Neddermann
                                einigen alten jüdischen Melodien,
                                die ihre Familie zu Hause zu spie-
                                len pflegte, Tribut zollen, kombi-
                                niert mit den Liedern ihres ersten
                                Albums „In The Backyard Of The
                                Castle“, und begleitet von dem
                                Sänger, Performer und Gitarristen
                                Adriano Galante. Um die Stim-
                                mung ihrer Musik zu unterstrei-
                                chen wird das Konzert im Kerzen-
                                schein erklingen.

                                Eintritt 8 € / 6 € ermäßigt
FÜHRUNG
              Steine und Namen
              29. Mai | 11-12 Uhr | Jüdischer Friedhof
              Führung über den Jüdischen Friedhof mit Dr. Jürgen Nitsche „In Gedenken
              an die verstorbenen Bewohner des Jüdischen Alters- und Siechenheimes
              am Antonplatz“.
              Anlässlich der 31. Tage der jüdischen Kultur begeben wir uns erneut auf
              Gräbersuche auf dem Jüdischen Friedhof im Ortsteil Altendorf. Diesmal
              geht es um die Grabstätten von 17 Bewohnern des Jüdischen Altersheimes,
              die dort in den Jahren 1940 bis 1943 lebten und starben. Ihre Mitbewohner
              (über 50) wurden in die Vernichtungslager des Ostens oder Zuchthäuser
              im Altreich deportiert. Nur vier Heimbewohner (drei Frauen und ein Mann)
              überlebten die Shoa.
              Die Herren werden vielmals gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen.
© Udo Mayer
GEMEINDETAG | 29. MAI
Jüdisches Gemeindezentrum
15 Uhr | Kiryat Bialik durch die Linse | Ausstellungseröffnung

Die Fotoausstellung „Kiryat Bialik durch die Linse“ ist eine Ausstellung der
Einwohner von Kiryat Bialik, die mit der Kamera ihre persönliche Sicht auf
ihre Stadt vermitteln.
Kiryat Bialik ist eine der grünen Städte des Staates Israel, die trotz der be-
schleunigten Entwicklung und der massiven Bautätigkeit einen „familiären“
und „heimatlichen“ Charakter bewahrt hat. Eine Städtepartnerschaft zwi-
schen Chemnitz und Kiryat Bialik ist in Vorbereitung.

15:30 Uhr | Shira Bazibur

Mit Freunden und Verwandten zu singen, ist eine alte internationale Tradi-
tion. Juden singen, singen an Schabbat, singen an Feiertagen, singen vor
Freude und vor Wehmut. Wir laden Sie und ihre Freunde ein, gemeinsam
mit uns und einem wunderbaren Musiker jüdische, israelische und deutsche
Lieder zu summen.
Igor Ginzburg hat Musik an der Musikhochschule in der ehemaligen UdSSR
studiert, hat in mehreren Orchestern in der Ukraine und Israel gespielt, jetzt
unterrichtet er Musik in Berlin.

16 Uhr | Führung durch die Synagoge

Renate Aris zeigt die Synagoge und ihre Bedeutung im Gottesdienst, erläu-
tert die Jahresfeste und beantwortet Fragen.
Die Herren werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen.
17 Uhr | Tanzworkshop mit der Tanzgruppe „Simchat Hora“
                      Die Chemnitzer Synagoge mit Gemeidezentrum ist ein Ort des Gebetes
                      und der Begegnung zugleich. Mit ihrem Tanz, Spiel und Musik entführen die
                      Tänzerinnen die Zuschauer nicht nur zurück zu den historischen Wurzeln
                      des jüdischen Tanzes, nein, als Nebenwirkung fördern sie die Gesundheit.
                      Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich, ein Workshop für die ganze Fami-
                      lie! Kommen und einfach tanzen!
© Vladimir Shvemmer
Sacha van Ravenswalde
KONZERT
Sacha van Ravenswalde
29. Mai | 19 Uhr | Gemeindesaal Jüdische Gemeinde
Wir freuen uns den Oberkantor von Amsterdam mit einem besonderen
Konzertprogramm zum Abschluss des Gemeindetages präsentieren zu
können!
Der Tenor Sacha van Ravenswade ist sowohl auf kantorale Musik als auch
auf die Oper spezialisiert. Als Oberkantor von Amsterdam und als Konzert-
sänger reist er durch Europa. Sacha begann seine kantorale Ausbildung im
Alter von sechzehn Jahren. Später setzte er sein Musikstudium bei dem
niederländischen Tenor Marcel Reijans und der weltbekannten Gesangs-
pädagogin Margreet Honig fort. Begleitet wird er von Maarten Hillenius am
Piano. Das Programm ist eine Mischung aus kantoraler Musik und italie-
nischer Belcanto-Musik. Beide Stile wurden musikalisch in die Person von
Sacha integriert. Dieses Programm ist daher eher eine Reise durch Sachas
musikalische Reise über die Jahre des Musikstudiums.
Eintritt 10 € / 8 € ermäßigt

FILM
Plan A – Was würdest Du tun?
29. Mai | 19:15 Uhr | Kino Metropol
DE/ISR2021, R: Y.Paz, 110min., FSK12
Eine unfassbare, beinahe unbekannte und wahre Geschichte, die gleicher-
maßen berührt und schockiert. 1945 plant eine Gruppe Holocaust-Über-
lebender die größte Racheaktion der Geschichte: Für jeden ermordeten
Juden soll ein Deutscher sterben. Mit exklusiver Aufzeichnung des Filmge-
sprächs mit Hauptdarsteller August Diehl in Berlin (Dezember 2021).
Eintritt 6 € / 5 € ermäßigt
VORTRAG
„Multidirektionale Erinnerung“, „Sakralisierung des Holocausts“
und „Katechismus der Deutschen“? – Zum postkolonialen
Angriff auf die Singularität des Holocausts – Vortrag von Ingo
Elbe
30. Mai | 19 Uhr | Lesecafé Odradek

Das Gedenken an den Holocaust wird seit einigen Jahren von antirassisti-
schen und postkolonialen Ansätzen radikal in Frage gestellt. Insbesondere
Michael Rothbergs auch in Deutschland gefeierte Theorie einer „multidi-
rektionalen Erinnerung“ stellt die „Verflechtung“ von Gewaltgeschichten in
den Vordergrund, um einer, wie er meint, gefährlichen „Opferkonkurrenz“
vorzubeugen und von Rassismus betroffene Menschen in den westlichen
Erinnerungsdiskurs zu integrieren. Zu diesem Zweck wird es als produk-
tiv erachtet, die Geschichte der Vernichtung der europäischen Juden in
kolonialen Termini zu erzählen und die Geschichte von Kolonialverbrechen
auf den Holocaust zu beziehen, um damit eine Solidarität der Opfer von
Massenverbrechen herzustellen.
Der Vortrag kritisiert diese erinnerungspolitische Strategie, indem gezeigt
wird, dass dabei der Holocaust und der Antisemitismus ihrer Spezifik be-
raubt werden und an ihre Stelle ein „universell drapierter moralisierender
Diskurs über unterschiedslose Opferschaft“ tritt (Dan Diner). Die volkspä-
dagogischen Dogmen und die in der politischen Praxis vertretene Agenda
dieses Diskurses weisen zudem eine israelfeindliche und den Antisemitis-
mus der „Subalternen“ oder „Anderen“ verharmlosende Dimension auf.
Dr. Ingo Elbe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Privatdozent am Institut
für Philosophie der Universität Oldenburg.

Eine Veranstaltung des Student_innenrats der TU Chemnitz.
VORTRAG
Jüdischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus in
Chemnitz – Vortrag von Bertram Seidel
30. Mai | 19 Uhr | Neue Sächsische Galerie

Das Narrativ, die Juden in ihrer Gesamtheit hätten sich wie Schafe zur
Schlachtbank führen lassen, dominierte Jahrzehnte lang die öffentliche
Vorstellung über das Verhalten der Verfolgten während der Shoa, ob-
wohl zahlreiche Beschreibungen von Überlebenden des Holocausts sowie
Untersuchungen von Historikern ein ganz anderes Bild zeichneten. Wäh-
rend sich aber widerständiges Verhalten jüdischer Menschen außerhalb
des Deutschen Reiches sowohl vom Umfang als auch von der Vielfalt her
an unzähligen Tatsachen dokumentieren ließ, war dies in Bezug auf die
jüdische Bevölkerung Deutschlands schwieriger. Dafür gab es handfeste
Gründe, die im Vortrag von Bertram Seidel – projiziert auf die Stadt Chem-
nitz – ebenso dargestellt werden wie die vielfältigen Beiträge von Juden
aus unserer Stadt bei der Bekämpfung des nationalsozialistischen Terror-
regimes. Ihr Widerstand hatte viele Gesichter: Sie betätigten sich in illegalen
politischen Gruppen im In- und Ausland, wirkten propagandistisch oder
geheimdienstlich aus der Emigration nach Deutschland hinein, beteiligten
sich am spanischen Bürgerkrieg auf republikanischer Seite, kämpften in den
regulären Streitkräften der Alliierten gegen die nazistische Militärmaschine-
rie oder retteten jüdische Mithäftlinge in den Vernichtungslagern.
Aber auch als das NS-Regime noch nicht zum Massenmord übergegangen
war, widersetzten sich deutsche Juden in vielfältiger Form gegen ihre stän-
dig zunehmende Unterdrückung, Entwürdigung und Ausplünderung.

Veranstaltung im Rahmen des Festjahres #2021JLID
VORTRAG
                       Jüdische Verleger in Leipzig – Vortrag von Nora Pester
                       31. Mai | 18 Uhr | smac
                                             Vortrag von Dr. Nora Pester (Verlegerin und In-
                                             haberin des Hentrich & Hentrich Verlags Leipzig).
                                             Seit dem 18. Jahrhundert zählt Leipzig zu den
                                             bedeutendsten Messe- und Verlagsstädten in
                                             Deutschland. Obwohl nur eine Minderheit in
                                             der Buchbranche, waren ab Mitte des 19. Jahr-
                                             hunderts auch jüdische Verleger, Autor*innen
                                             und Künstler*innen an diesem Erfolg beteiligt,
                                             darunter Henri Hinrichsen (Edition Peters) oder
                                             Kurt Wolff. Viele andere sind heute fast ver-
                                             gessen. Wichtige Publikationen des liberalen
                                             Judentums entstanden um 1850 dank speziali-
                                             sierter Verlagshäuser und Druckereien in Leipzig.
                                             Jüdische Verleger waren vor allem Anfang des
                                             20. Jahrhunderts vielseitig aktiv: Ihre Publikatio-
                                             nen reichten von religiösen Schriften über die
                                             berühmten Notendrucke der Edition Peters bis
                                             zu wissenschaftlichen Werken, Stadtplänen und
                                             Zeitschriften oder Künstlerbüchern der Moder-
                                             ne. Die Ausstellung und das dazugehörige Buch
                                             „Uns eint die Liebe zum Buch. Jüdische Verleger
© Christane Gundlach

                                             in Leipzig (1815–1938)“ stellt jüdische Verleger
                                             und ihre Verlage vor, die den Ruf Leipzigs als
                                             „Buchstadt“ nachhaltig mitprägten.
                                             Veranstaltung im Rahmen des Festjahres
                                             #2021JLID
VORTRAG
Holocaust, Kolonialismus, Postkolonialismus.
Die Transformation der Erinnerung – Vortrag von Jan Gerber
31. Mai | 18 Uhr | Subbotnik

Es ist noch nicht lange her, da konnte aus guten Gründen vermutet werden,
dass die Erinnerung an den Holocaust eher zu- als abnehme. Diese Zeit
scheint inzwischen vorbei zu sein. Dafür spricht nicht nur die deutliche Ver-
breiterung des rechten Randes, sondern auch die Leichtigkeit, mit der min-
destens ein Teil der politischen Linken von der Vorstellung der Präzedenz-
losigkeit des Holocaust abrückt. Fast scheint es so, als würden die größten
Herausforderungen für die Erinnerung an die Vernichtung der europäischen
Juden in Zukunft eher von links als von rechts kommen. Denn während
die rechtskonservativen Versuche, den Holocaust zu relativieren, völlig zu
Recht für große Empörung sorgen, sind die linken Anwürfe oft akzeptier-
ter Bestandteil der Debattenkultur. Das gilt insbesondere, wenn sie, wie im
Kontext der Mbembe-Debatte oder der Black-Lives-Matter-Proteste, im
Namen des Postkolonialismus und eines zur Ideologie erstarrten Antirassis-
mus formuliert werden. Im Rahmen des Vortrags soll dieser Entwicklung,
den Hintergründen und Dynamiken der postkolonialen Auseinandersetzung
mit dem Holocaust sowie den Ursachen der damit verbundenen Transfor-
mation der Erinnerung nachgegangen werden.
Jan Gerber ist Historiker, Politik- und Medienwissenschaftler. Er ist Autor
diverser Bücher, darunter „Karl Marx in Paris. Die Entdeckung des Kommu-
nismus“.

Eine Veranstaltung des Student_innenrats der TU Chemnitz.
EIN LITERARISCH-MUSIKALISCHER ABEND
Barbara und Juliette Gréco – zwei „Grand Dames“
des französischen Chansons
31. Mai | 19:30 Uhr | Lila Villa
„Ich werde singen“, wusste Barbara bereits als Kind. Erst nach der Befreiung
von den Nazis – ihre jüdische Familie wurde verfolgt – kann sie Gesangs-
und Klavierunterricht nehmen und ab 1947 klassische Musik studieren. Viel
später wird sie Chansons u.a. von Juliette Gréco singen. Berühmt wird sie
mit ihrem Chanson „Göttingen“, das als Beitrag zur Völkerverständigung
geehrt und bejubelt wird.
Juliette Gréco sang wie Barbara schon als Kind. Beide Künstlerinnen ver-
band eine ähnlich distanzierte Haltung zu Deutschland. Ihre erfolgreiche
Karriere begründeten beide im legendären Pariser Café L´écluse.
Die Sängerin Valérie Suty skizziert den Lebensweg der Sängerinnen Barbara
und Juliette Gréco und bringt dazu Chansons beider Künstlerinnen zu Ge-
hör. Sie wird begleitet vom Pianisten Lukas Heinig.
Eintritt: 5€

AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG
Wir bleiben da! – 135 Jahre wechselvolle Geschichte der
jüdischen Gemeinde in Chemnitz
1. Juni | 18 Uhr | VHS im Kultukaufhaus DAStietz | 4. Etage
Vor nunmehr 136 Jahren war der Anfangspunkt einer Geschichte von Auf-
stieg und Erfolg, Zerstörung und Vernichtung, mühsamem Wiederaufbau
und Umstrukturierung. Eine Geschichte, die vom festen Willen geprägt ist,
die Gemeinde zu erhalten und die Herausforderung durch den Mitglieder-
zuwachs durch die Kontingentflüchtlinge aus der ehemaligen UDSSR zu
meistern.
Wir sind stolz einen Ausschnitt dieser Geschichte Ihnen vom 01.06.22 bis
zum 31.07.22 auch in der Chemnitzer Volkshochschule näherbringen zu
können.

Zur Eröffnung wird eine kleine Theaterszene mit dem Titel „Jüdisches Jahr“
von Kindern der Theatergruppe der Jüdischen Gemeinde Chemnitz auf-
geführt.

VORTRAG
Die Chemnitzer Juden und ihr Fürsorgewesen – oder der lange
Weg zu einem eigenen Alters- und Siechenheim (1940–1943) –
Vortrag von Dr. Jürgen Nitsche
1. Juni | 18:30 Uhr | Neue Sächsische Galerie

Die Israelitische Religionsgemeinde in Chemnitz stand nach der Macht-
übernahme der NSDAP vor völlig neuen Aufgaben. Bislang hatte die Für-
sorge der Alten dort eine eher untergeordnete Rolle in der Gemeindearbeit
gespielt. Da die Gemeinde erst fünf Jahrzehnte zuvor gegründet worden
war, war der Anteil der älteren und pflegebedürftigen Mitglieder noch über-
schaubar. Die damit verbundenen Aufgaben konnten bislang in Zusam-
menarbeit mit den Behörden der Stadt Chemnitz und den benachbarten
jüdischen Gemeinden in Leipzig und Dresden geschafft werden. Angesichts
von Flucht und Auswanderung wurde die zunehmende „Vergreisung“ der
verbliebenen Gemeindemitglieder zu einer Herausforderung, der sich die
Chemnitzer Juden in der Folgezeit stellen mussten.
RUNDGANG
Die Kastanie am einstigen Antonplatz. Rundgang auf der Suche
nach dem Jüdischen Alters- und Siechenheim
2. Juni | 16 Uhr | Treffpunkt: Restaurant HECK-ART
Häuser, Stolpersteine und ein Baum. Ein kulturhistorischer Rundgang mit
Dr. Jürgen Nitsche: Im Mittelpunkt steht das längst abgerissene Wohnhaus
Antonplatz Nr. 15. In ihm befand sich das Jüdische Alters- und Siechen-
heim, das die Jüdische Kultusvereinigung im Frühjahr 1940 für ihre greisen
und gebrechlichen Mitglieder errichtet hatte.
Das Haus gehörte dem jüdischen Kaufmann Julius Sommerfeld, dessen Le-
ben am 16. März 1940 im Konzentrationslager Sachsenhausen gewaltsam
endete. Die Spurensuche kann nur in den Köpfen der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer stattfinden, da der Antonplatz ein Opfer der Neugestaltung der
Innenstadt Ende der 1960er-Jahre wurde.
FILM
Schocken – Ein deutsches Leben
2. Juni | 18 Uhr | Kino Metropol
DE/ISR2021, R: N.Schory, 75min., FSK6
Dokumentarfilm über den jüdischen Unternehmer Salman Schocken,
der 1904 in Zwickau eine Kaufhauskette mit einer bahnbrechenden Ge-
schäftsidee gründete: der Lebensstil der „kleinen Leute“ sollte revolutioniert
werden. Das Unternehmen verband zeitgemäßes Management mit sozialen
Leistungen für seine Angestellten. Schocken nutzt seinen Erfolg, um sich
in den Dienst des Humanismus zu stellen – und jüdischen Menschen eine
kulturelle Heimat zu geben.
Besucher:innen der Schocken-Dauerausstellung im „smac“ erhalten gegen
Vorlage einer smac-Eintrittskarte vom 22.05.–02.06. das Filmticket zum
Sonderpreis von 4 €. Eintritt 6€ / 5€ ermäßigt
VORTRAG
                                               James Loeb: Bankier, Sammler, Menschenfreund
                                               2. Juni | 18 Uhr | smac

                                               Der jüdische, in den USA geborene Bankier James „Jimmy“ Loeb (1867 –
                                               1933) fand eine zweite Heimat in Bayern. Geprägt von engen Freund-
                                               schaften zu Personen aus der Kultur lebte er hier seine Leidenschaft für die
                                               Antike aus. Zudem unterstützte er großzügig soziale und medizinisch-
                                               psychiatrische Einrichtungen.
                                               Aus seiner Sammlung antiker Kunst stammen herausragende Stücke der
                                               heutigen Staatlichen Antikensammlungen in München. Eine kleine Auswahl
                                               an Schmuckstücken ist seit April in der Ausstellung „Chic! Schmuck. Macht.
                                               Leute.“ im smac zu sehen. Referentin: Dr. Yvonne Schmuhl, Kuratorin am
                                               smac
                                               Eintritt 3 €, VVK an der Museumskasse
© Staatliche Antikensammlungen u. Glyptothek
KONZERT
               Valeriya Shishkova und die Vanderer
               2. Juni | 18 Uhr | St. Jakobikirche
© Hans Lepel

               Valeriya Shishkova gilt als eine der deutschlandweit überzeugendsten Inter-
               pretin jiddischer Lieder. Die zahlreichen Konzertgastspiele von Bremen bis
               München brachten ihr in den vergangenen Jahren große Anerkennung in
               Deutschland, aber auch in der internationalen Szene: sie ist Preisträgerin
               der 3. International Jewish Music Competition in Amsterdam.

               Und das liegt an der besonderen Persönlichkeit der Sängerin, die Wärme,
               Empathie und innige Anteilnahme zu verschenken weiß.

               Für dieses Programm hat die russisch-jüdische Sängerin, die seit 2003 das
               Publikum mit jiddischen Liedern begeistert, wieder Lieder ausgewählt, die
               sie selbst emotional berühren.
VORTRAG
Kein Platz für Jüdinnen? Formen des feministischen
Antisemitismus – Vortrag von Randi Becker
2. Juni | 19 Uhr | Lesecafé Odradek

Feminist*innen bezeichnen sich heute oft als „intersectional feminist“. Das
soll abbilden, dass Feminist*innen für sich beanspruchen, nicht nur gegen
sexistische Diskriminierung zu kämpfen, sondern für einen inklusiven Femi-
nismus stehen wollen, der auch die Kategorien race und class, also rassisti-
sche und klassistische Diskriminierungen in den Blick nimmt. So versuchen
aktuelle feministische Strömungen Feminismus nicht nur als Bewegung
weißer Mittelstandsfrauen zu definieren, sondern Feminismus als gemein-
samen Kampf unterschiedlichster Frauen und LGBTIQ zu verstehen.
Trotz dieser vermeintlichen Sensibilität gegenüber verschiedenen Dis-
kriminierungsformen nehmen die antisemitischen Tendenzen in aktuellen
feministischen Strömungen zu oder treten sichtbarer und hörbarer zutage.
Viele (queer-) feministische Gruppen unterstützen BDS (Boycott Divestment
Sanctions), werfen Israel Homonationalismus und Pinkwashing vor und ver-
treten so antizionistische und antisemitische Positionen.
Im Vortrag führt die Referentin in verschiedene Formen von modernem
Antisemitismus ein und zeigt, wie sich diese Formen auch in feministischen
Theorien und Strömungen der Vergangenheit und Gegenwart finden. Sie
fragt daran anschließend, wie unser Feminismus tatsächlich „intersectio-
nal“, im Sinne von alle Diskriminierungsformen reflektierend, sein kann oder
könnte.

Randi Becker hat Sozialwissenschaften, Soziologie und Politische Theorie in
Gießen, Darmstadt und Frankfurt studiert und ist Doktorandin der Universi-
tät Passau.
FÜHRUNG
Helmut Flieg – eine Jugend in Chemnitz. Führung von Grit Linke
3. Juni | 17 Uhr | Gerhart-Hauptmann-Platz 13
Die Führung geht den täglichen Wegen und Lebensstationen des jungen
Stefan Heym nach, von der elterlichen Wohnung zur Grundschule, zur Syn-
agoge, zum Gymnasium. Lesepassagen aus seiner Autobiografie „Nachruf“
ergänzen diesen literarischen Stadtrundgang. Treffpunkt: Gerhart-Haupt-
mann-Platz 13, Ende: Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium, Hohe Str. 25.
Dauer: ca. 2 Stunden

ÖFFENTLICHER GOTTESDIENST
3. Juni | 19 Uhr | Jüdisches Gemeindezentrum
Wir laden Sie herzlich in die Gemeinde ein zum Schabbat Gottesdienst mit
Rabbiner Daniel Morag.
Teilnehmer*innen melden sich bitte telefonisch in der Gemeinde an unter
0371 355970.
Shavuot (Wochen) ist das jüdische Erntedankfest, das 50 Tage, also sieben
Wochen plus einen Tag, nach dem Pessachfest gefeiert wird.
In der Tora hat das Fest mehrere Namen, zum einen Wochenfest, zum
anderen „Fest der Ernte“, „Tag der Erstfrüchte“. Mischna und Talmud kennen
das Fest auch als Atzeret, deutsch „feierliche Versammlung“. Die vielen Na-
men spiegeln die verschiedenen Bedeutungen wider, die das Fest hat.
Nach der jüdischen Tradition erhielt das Volk Israel an diesem Tag am Berg
Sinai die Tora. Daher der Name; Chag Matan Tora. D. h.: Das Fest der Über-
gabe der Tora. Die Tradition in der ersten Nacht zu lernen basiert auf dem
Midrasch, der erzählt, dass das jüdische Volk den Empfang der Tora fast
verschlafen hat. Moses hat sie geweckt. Mit dem langen Lernen in dieser
Nacht machen wir „Tikkun“, d. h. wir korrigieren das damalige Verhalten.
Heute gibt es Gruppen, die die ganze Nacht lernen.
© Vladimir Shvemmer
LESUNG/KONZERT
„Es brennt“ – Lesung und Konzert
mit Uwe von Seltmann und Daniel Kahn
3. Juni | 19:30 Uhr | DAStietz Foyer
Wenn die Geschichte anders verlaufen wäre und nicht Millionen Juden mit-
samt ihrer Kultur vernichtet worden wären, so der italienische Künstler Rudi
Assuntino, wäre der jiddische Dichter Mordechai Gebirtig heute so populär
wie die Gershwin-Brüder. Doch rund 170 seiner Gedichte und Lieder haben
die Shoah überlebt. Heute wie damals sind sie ein bedeutendes Zeugnis
jüdisch-europäischer Kultur und werden weltweit von namhaften Künst-
lern gesungen und interpretiert. „Es brennt“ ist die erste deutschsprachige
Biografie Mordechai Gebirtigs – eine Pionierarbeit und ein Buch gegen das
Vergessen.
Daniel Kahn, in Detroit geborener jiddischer Troubadour neuer und alter
Lieder, geschmuggelt über die Grenzen von Jiddisch, Englisch, Russisch
und Deutsch, wird an diesem Abend passend zur Lesung eine zeitgemäße
Sammlung aus brüchigen Balladen, windschiefem Klezmer, Gefängnisla-
mentos, Revolutionshymnen und apokalyptischem Blues vor allem aus der
Feder von Mordechai Gebirtig darbieten.

LERNNACHT
Mincha, Tikkun, Hawdala
4. Juni | 19 Uhr | Jüdisches Gemeindezentrum
Die jüdische Gemeinde Chemnitz lädt zu „Tikkun“ ein. Das Wort Tikkun
kommt aus dem hebräischen Verb „Letaken“. Es bedeutet „Wiederherstel-
len“. Gemeint ist das Lernen in der ersten Nacht von Schawuot.
Teilnehmer*innen melden sich bitte telefonisch in der Gemeinde an unter
0371 355970
Daniel Kahn
KONZERT
REFLEXIONEN – Konzert mit Markus Kaufmann, Klavier,
Tobias Bäz, Cello, und den Dresdner Streichersolisten
4. Juni | 19:30 Uhr | Lutherkirche Chemnitz

Das Edikt Kaiser Konstantins vom 11. Dezember 321 für die Stadt Köln be-
legt, dass Juden mit ihrer Kultur einen festen Platz im öffentlichen Leben
der europäischen Länder hatten. Besonders in der Musik finden wir sehr
fruchtbare gegenseitigen Beeinflussungen, aber auch immer wieder anti-
semitische Tendenzen.
Im Konzert erklingen Werke von Prokofjew und Bruch, die unter dem Ein-
fluss der jüdischen Musik entstanden; das Oktett von Mendelssohn Bar-
tholdy, dessen Kompositionen wegen seiner jüdischen Herkunft mit einem
Aufführungsverbot in Deutschland ab 1933 belegt waren. Welche starken
antisemitischen Tendenzen in Frankreich mit der Dreyfus-Affäre aufloder-
ten, erlebte Grieg, als er sich öffentlich positionierte. Erst seine „Bauerntän-
ze op. 72“ vermochten die französische Bevölkerung wieder versöhnlich zu
stimmen.
Eintritt: 15 € / 10 € ermäßigt

VVK im Pfarramt der Lutherkirche, Altenhainer Straße 26
(Tel. 0371 52039590), Lesewelt Chemnitz EVABU, Reitbahnstraße 19, und
außerdem in den Freie-Presse-Shops.

Eine Kooperationsveranstaltung der Städtischen Musikschule und der
Lutherkirchgemeinde, der Tage der jüdischen Kultur, der Deutsch-
Israelischen Gesellschaft und des Evangelischen Forums.
Markus Kaufmann
  © Wolfgang Schmidt / Bildreporter
David Rothenberg   Jeffrey Goldberg
ABENDVERANSTALTUNG
Chemnitz, Stadt der Nachtigallen – eine Abendveranstaltung
in 3 Teilen
4. Juni | 21 Uhr | Weltecho

Der Jazz-Klarinettist, Komponist, Philosoph, Naturforscher und Autor David
Rothenberg und der Komponist, Pianist und Educator Jeffrey Goldberg
erforschen die musikalischen Möglichkeiten des Liedes der Nachtigall, von
der ZWEI Arten in Chemnitz zu finden sind, einem der wenigen Orte, an
denen eine solche glückliche Biodiversität besteht. David Rothenberg ist
Autor zahlreicher Bücher und CDs über Musik und Natur und musizierte
schon mit u.a. Pauline Oliveros, Marilyn Crispell Scanner, Glen Velez, Peter
Gabriel. Jeffrey Goldbergs Kompositionen reichen von Werken für Klang-
heilung, Crossover und Multimedia Events bis hin zu zwei Aufträgen für das
Staatstheater Hannover.

Die beiden, die seit über 35 Jahren musikalisch zusammenarbeiten, präsen-
tieren einen Abend in 3 Teilen: Nach einem Duo-Improvisations-Konzert,
dass Ätherisches, Jazz, Klassisches sowie Zeitgenössisches und andere
Klänge aus der ganzen Welt mit Tierstimmen kombiniert, wird der einstün-
dige Film NIGHTINGALES IN BERLIN von Rothenberg und Tanttu gezeigt.
Der Film, sowie das gleichnamige Buch und CD, erzählt die Geschichte
von Rothenbergs Bemühungen, eine internationale Gruppe von Musikern
zusammenzubringen, um die Artengrenze zu überschreiten und Musik
mit Nachtigallen zum Leben zu erwecken. Anschließend begeben sie sich
mit den Zuhörern zu einem speziellen Ort in der Chemnitzer Gegend, wo
Nachtigallen häufig vorkommen – dort wird „live“ mit Vogelsang musiziert.

Eintritt: 15 € (Konzert und Film), 10 € (Konzert oder Film)
GEPLANTE ANGEBOTE DES SCHALOM RESTAURANTS
IN CHEMNITZ

VORTRAG
zwei Vorträge zu „koscherer Küche“ Besonderheiten und Bandbreite in
der eingeschränkten Produktauswahl;

eine „koscher-Wein-Verkostung“ mit Vortrag über die Entwicklung
verschiedener Winzerin in Israel und in Europa;

Vortrag und Gesprächsrunde mit dem Historiker und Politikwissenschaftler
Professor Julius Hans Schoeps zum Thema Restitutionsfälle: 1998 schloss
sich Deutschland der Selbstverpflichtung von 44 Staaten an, von den Nazis
geraubte Kunstwerke zu identifizieren, die Fälle öffentlich zu machen und
mit den früheren Besitzern eine „gerechte und faire Lösung zu finden“.

Vortrag und Gesprächsrunde mit Dietrich Schulze-Marmeling, Autor, „Der
FC Bayern, seine Juden und die Nazis“, „Davidstern und Lederball“, „Cronik
des FC Bayern München“ und weiter Beiträge zum Thema Walther Bense-
mann, …
Thema „Jüdische Sportler und Mäzene – ihre prägende Rolle beim Fußball
in den frühen Jahren besonders in Deutschland“.

LESUNG
Lesung mit Renate Aris und Nea Weissberg, Verlegerin, aus dem Buch
„Halle ist überall | Stimmen jüdischer Frauen | Ausgewählt und herausge-
geben von Nea Weissberg, Fotos von Sharon Adler und anderen“.

                    Termine entnehmen Sie bitte der Website des Schalom.
2000–2022 Jahre SCHALOM Restaurant in Chemnitz
22 Jahre koschere Alltagskultur | Getränke • Essen • Gespräche

         Heinrich-Zille-Straße 15 | 09111 Chemnitz
        +49 (0) 371 69 57 769 | +49 (0) 172 91 50 345
Sima Noon
 © Pasha Matz
KONZERT
2. International HipHop Jam
Live dabei: Sima Noon, Mangisto, Sharon, Osloob, Mazzaj Rap,
Dyaa4, Malo Spal und Viele mehr!
5. Juni | 22 Uhr | Transit
Wir laden zur zweiten Edition des International Hip Hop Jam ins Transit.
Wieder geht es darum den kosmopolitischen Geist dieser Subkultur zu
feiern, die längst so sehr in Mainstream angekommen ist, dass oft die Hin-
tergründe in Vergessenheit geraten und am wirtschaftlichen Erfolg allein
gemessen wird. Dabei ging es im Hip Hop von Anfang an um mehr als nur
Sex‘n‘Crime. Rap ist auch Spoken Word: mit gesellchaftskritischen Texten
die Interessen der eigenen Community vertreten. Und Respekt, egal woher
man kam. Innerhalb weniger Jahrzehnte hat sich die Hip Hop Kultur auf der
ganzen Welt verbreitet und Menschen unterschiedlichster Kulturen vereint.
Dieses Potential möchten wir in diesem Jam zelebrieren und gemeinsam in
tausend Zungen freestylen, in den freshsten Styles tanzen, uns freaky ver-
kleiden und mit den schrägsten Rollenbildern spielen, denn: „Its bigger than
Hip Hop“. Seid dabei und macht mit!
Eintritt: 10 € / 8 € ermäßigt

PICKNICK
Komm und setz dich an meinen Tisch
6. Juni | 12 Uhr | Vorplatz St. Jakobikirche
Alle sind eingeladen, an einer langen Tafel Platz zu nehmen und miteinan-
der ins Gespräch zu kommen über ihre Herkunft, ihren Glauben, die Dinge,
die uns gegenwärtig umtreiben. Ein Projekt der Kirchgemeinde St. Jakobi-
Kreuz gemeinsam mit der DIG und der Mozartgesellschaft.
Eintritt ist frei, Picknick sollte möglichst mitgebracht werden.
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