Lotsin im demografischen Wandel - drei punkt ogi

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Lotsin im demografischen Wandel - drei punkt ogi
Gesundheit und Prävention 13

Lotsin im demografischen
Wandel
Helsana setzt im betrieblichen Gesundheitsmanagement die schweizweit ersten Demografieexperten ein. Daniela
Ogi ist eine von ihnen. Sie hilft Arbeitgebern, die Chancen im Generationenmanagement zu erkennen und sich für
die Zukunft zu rüsten.
Interview: Natascha Blank

                        Frau Ogi, wie steht es um das Demografiebewusst-         lierte Analysen zur Altersstruktur ihrer Belegschaft
                        sein der Schweizer Firmen?                               besitzen nur etwa ein Viertel der Betriebe. Dabei
                        Nicht zum Besten, ehrlich gesagt. Noch fehlt der «Lei-   könnten sie die Ergebnisse nutzbringend anwenden:
                        densdruck», um sich aktiv mit dem Thema auseinan-        Anhand fundierter Daten lässt sich etwa der Fachkräf-
                        derzusetzen. Hier wird ein wichtiger Zeitvorsprung       tebedarf über einen Zeitraum von 16 Monaten voraus-
                        verschenkt. Rund 50 Prozent der Schweizer Unterneh-      planen. Dort setzt die Demografieberatung an: Wir ge-
                        men kennen das Alter ihrer Belegschaft nicht. Detail-    ben Impulse für eine vorausschauende Strategie.

   Daniela Ogi ist als Gesundheitsmanagerin verantwortlich für die Region Mittelland.
Lotsin im demografischen Wandel - drei punkt ogi
«Wandel geschieht im Gehen.»

                                                                              Im Fokus steht die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit.
                                                                              Was ist darunter zu verstehen?
                                                                              Das Ziel ist, ältere Arbeitskräfte möglichst lange im Er-
                                                                              werbsleben zu halten und andererseits junge Mitarbei-
                                                                              ter und Talente zu gewinnen und zu binden. Der fin-
                                                                              nische Demografieexperte Juhani Ilmarinen definiert
                                                                              Arbeitsfähigkeit als die «Summe der Faktoren, die ei-
                                                                              nen Menschen in die Lage versetzen, eine gestellte Auf-
                                                                              gabe zu bewältigen». Das Fundament für die Arbeitsfä-
                                                                              higkeit bildet die Gesundheit. In jedem Unternehmen,
                                                                              das langfristig erfolgreich sein will, sollte also eine
                                                                              Kultur der Wertschätzung und Gesundheitsförderung
Schritt für Schritt in die Arbeitswelt von morgen.
                                                                              fest verankert sein.

                      Was ist Ihre Aufgabe als Demografieberaterin?           Wie läuft eine Demografieberatung ab?
                      Demografie ist das jüngste Thema im betrieblichen       Zunächst sprechen wir mit den Verantwortlichen. Gibt
                      Gesundheitsmanagement; sie rundet das Beratungs­        es akute Warnsignale, etwa Absenzen oder Rekrutie-
                      angebot von Helsana als Gesundheitspartnerin ab.        rungsprobleme? Sinnvoll ist die Durchführung einer
                      Wir sensibilisieren die Verantwortlichen darauf, ihre   Altersstrukturanalyse der Belegschaft: Sie ermöglicht
                      Mitarbeitenden in die Betriebskultur einzubeziehen.     konkrete Szenarien. Unter Umständen folgen interne
                      Es geht darum, dass das Unternehmen auch künftig        Befragungen und Workshops mit Mitarbeitenden und
                      ein attraktiver Arbeitgeber bleibt und damit im Wett-   Management. In der Umsetzung ziehen wir je nach Be-
                      bewerb besteht. Zusammen mit spezialisierten Netz-      darf spezialisierte Netzwerkpartner für Organisations-
                      werkpartnern helfen wir, Chancen zu erkennen, Hand-     und Personalentwicklung, Ernährung und Bewegung
                      lungsfelder zu definieren und Massnahmen zu             hinzu.
                      entwickeln.
                                                                              Und was folgt konkret daraus?
                                                                              Je nachdem sind das Gesundheitsmassnahmen wie Er-
                                                                              nährungsberatung, Rückenkurse oder eine ergonomi­
                                                                              sche Arbeitsplatzgestaltung. In einem weiteren Schritt

                        Schulung

                        Die Schweizer Demografiepioniere
                        Die Ausbildung der Helsana-Demografiebera­            solvieren die Teilnehmer eine praxisorientierte
                        terinnen und -berater erfolgt in Zusammen­            Intensivqualifikation mit Seminaren, Demogra-
                        arbeit mit dem führenden deutschen Kompe-             fie- und Fallstudien sowie Firmenberatungen.
                        tenzzentrum INQA (Initiative Neue Qualität            Der Beratungsservice der Helsana-Demografie-
                        der Arbeit, www.inqa.de). Unter der Leitung des       berater ist für Firmenkunden kostenlos.
                        Demografieexperten Hans-Jürgen Dorr ab­-

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                                  «Die Frage ist nicht, ob ein Arbeitgeber sich ein
                                  betriebliches Gesundheits­management leisten kann.
                                  Sondern, ob er es sich nicht leisten kann.»
                                  Prof. Bernhard Badura, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld

geht es beispielsweise darum, wie sich ältere Mitarbei-    Für wen eignet sich die Beratung, und wie könnte
tende für zukünftige Aufgaben weiterqualifizieren          der Einstieg aussehen?
können. Oder darum, sogenannte Tandem-Teams aus            Eine Demografieberatung lohnt sich für KMU wie für
älteren und jüngeren Arbeitskräften zu bilden, um den      Grossunternehmen gleichermassen. Wir haben die Er-
Know-how-Transfer zu sichern und Nachfolgerege-            fahrung, die Kreativität und das Netzwerk, um für je-
lungen vorzubereiten. Für jüngere Mitarbeitende kön-       den Kunden eine individuelle Lösung zu erarbeiten.
nen variable Karrierekonzepte interessant sein, etwa       Sehr realistisch, fokussiert auf das Machbare und an-
Facharbeiter- anstelle von Führungs-Laufbahnen. So         knüpfend an betrieblich Vorhandenes und Bewährtes.
entwickelt der Betrieb gezielt Fachkräfte in den eige-     Auch kleine Schritte führen zum Ziel. Wichtig ist, zu
nen Reihen. Und nicht zuletzt werden flexible, famili-     handeln. ‹
enfreundliche Arbeitsplatzmodelle für Frauen disku-
tiert. Frauen gelten als das grösste Potenzial in der
                                                              Daniela Ogi klärt individuelle Lösungen sorgfältig ab.
Bewältigung des demografischen Wandels.

  Perspektiven

  Die demografische Herausforderung
  Die Auswirkungen des Generationenwandels
  betreffen die Schweiz nicht weniger als die
  EU-Länder. Bis zum Jahr 2020 wird die Zahl
  der Arbeitnehmenden zwischen 50 und
  64 um 33 Prozent steigen. Der Anteil der Ar-
  beitskräfte zwischen 60 und 64 erhöht sich
  um 50 Prozent, während die Zahl der unter
  19-Jährigen um 16 Prozent sinkt. Wettbe-
  werbsrelevante und bereits jetzt spürbare
  Folgen für Unternehmen sind: Fachkräfte-
  mangel, Knappheit junger Nachwuchskräfte,
  Know-how-Verlust sowie höhere Rekrutie-
  rungs- und Weiterbildungskosten.

                                                                                                                              business 3/ 09
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18   info Nr. 3/Juni 2010
Menschen

                             Die Gesundheitsberater
                             für Unternehmen
                             Der Berufstitel Gesundheitsmanager ist weder geschützt, noch gibt es eine einheitlich
                             geregelte Ausbildung. Kein Problem für Daniela Ogi: Sie nutzt den dadurch gegebenen Hand-
                             lungsspielraum, um Unternehmen in der Krankheitsprävention fit zu machen.

      Daniela Ogi, 40        «Als Gesundheitsmanagerin bin ich quasi eine         Beratungskompetenz zu haben. Daneben ist es
      Firmenkunden           eigenständige Unternehmerin im grossen Unter-        wichtig, sich ständig weiterzuentwickeln», sagt
    Region Mittelland
                             nehmen Helsana.» In einem ebenso weiten Zu-          Daniela Ogi. «Die Arbeit stellt hohe Ansprüche
             Funktion        ständigkeitsgebiet übrigens: Die Berner Gesund-      und verlangt Wissen zu Pädagogik, Kommunikati-
          Gesundheits­       heitsmanagerin Daniela Ogi betreut zusammen          on, Psychologie, Fachwissen, Gesundheitswissen
            managerin        mit ihrer Berufskollegin Ursula Bubendorff Fir-      und Empathie.»
                             menkunden von Helsana vom Raum Basel über            Helsana organisiert deshalb laufend Ausbildun-
      Bei Helsana seit
            Juni 2004        den ganzen Kanton Bern bis in die Innerschweiz.      gen mit externen Fachexperten, zum Beispiel zu
                                                                                  den Themen Arbeits- und Organisationspsycholo-
              Arbeitsort     Grosser Rucksack, viel Weiterbildungsdrang           gie und Unternehmensberatung. «Hier können
             Worblaufen
                             Gesundheitsmanager beraten und unterstützen          wir unsere Bedürfnisse einbringen und damit ziel-
              Im Bild        Unternehmen im betrieblichen Gesundheitsma-          gerichtet unsere Kompetenzen erweitern», sagt
mit Ann-Sofie Imfeld         nagement. Es geht darum, Krankheit zu verhin-        Ogi. Zudem tauschen sich die Gesundheitsmana-
     (rechts) von der        dern und die Mitarbeitenden gesund zu erhalten.      ger jeden Monat über ihre Erfahrungen aus.
     Firma Elfo AG in
                             Gesundheitsmanager analysieren, wo im Betrieb
 deren Produktions-
 halle für Werkzeug-
                             der Schuh drückt, entwickeln gemeinsam mit den       Spannende Einblicke
     und Formenbau           Unternehmen gezielte Massnahmen, setzen diese        Daniela Ogi nutzt den Spielraum, der sich ihr so
                             um und überprüfen deren Erfolg. Dazu führen sie      eröffnet, um ihre Kunden optimal zu beraten und
                             zum Beispiel Schulungen und Workshops in den         zu betreuen. Sie wird damit zu einer eigentlichen
                             Betrieben durch.                                     Gesundheitsberaterin für ein Unternehmen. «Da-
                             Die Massnahmen sind vielfältig und richten sich      bei geht es mir nicht darum, den Kunden meine
                             ganz nach den Bedürfnissen, die sich aus der Ana-    Vorstellung von einem gesunden Betrieb überzu-
                             lyse ergeben haben. Grundsätzlich wird unter-        stülpen. Ich will zusammen mit dem Kunden
                             schieden zwischen individuellen und betriebli-       die Lösung finden, die seinen Bedürfnissen ent-
                             chen Massnahmen. Die individuellen Massnahmen        spricht. Nur so entsteht Vertrauen, das für meine
                             sollen die Mitarbeitenden zu gesundem Verhalten      Arbeit zentral ist.»
                             bewegen. Dazu gehören etwa der Umgang mit Life-      Während ihrer Arbeit kommen die Gesundheits-
                             Balance, Ergonomie oder Ernährung. Auf der be-       manager mit den verschiedensten Branchen in
                             trieblichen Ebene geht es darum, Arbeitsabläufe      Kontakt. «Das macht Spass, und es ist eindrück-
                             anzupassen oder Führungskräfte zu schulen. «Es       lich, so viele Berufsbilder zu erleben und kennen-
                             ist wichtig, beide Ebenen zu beachten, sonst führt   zulernen», sagt Daniela Ogi. Es ist aber auch eine
                             es nicht zum Erfolg», betont Daniela Ogi.            anspruchsvolle Aufgabe, die vielen Eindrücke zu
                                                                                  verarbeiten; eine Aufgabe, die einen guten Aus-
                             Keine geregelte Ausbildung                           gleich verlangt: Daniela Ogi sorgt dafür mit Aus-
                             Zum Gesundheitsmanager führt kein geregelter         dauersport und Reiseleitungen weltweit. ←
                             Ausbildungsweg. «Man muss einen sehr grossen                                               Text: Reto Frick
                             Wissensrucksack mitbringen, um dadurch hohe

info Nr. 3/Juni 2010   Foto: Daniel Auf der Mauer                                                                                   19
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