Make. Change. Work. Together. Shaping Future Food Systems - Beispiele aus unserer internationalen Projektarbeit
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Make. Change. Work. Together. Shaping Future Food Systems Beispiele aus unserer internationalen Projektarbeit bmel.de
Inhaltsverzeichnis Vorwort 3 Unsere Projekte im Überblick 6 Schwerpunkte der Zusammenarbeit 8 1. Recht auf Nahrung 10 2. Förderung agrarökologischer Prinzipien 22 3. Klimaresiliente Land- und Forstwirtschaft 36 4. Nachhaltige multifunktionale Waldbewirtschaftung 48 5. Stabilität und EU-Heranführung 58 Alle Projekte im Überblick 68 2
Das Recht auf Nahrung umsetzen – weil wir dann am stärksten sind, wenn alle in der Lage sind, unsere Zukunft mitzugestalten! Wir können die Verfügbarkeit gesunder Lebensmittel nur langfristig sicherstellen, wenn unsere Wälder und Meere sowie die Tier- und Pflanzenwelt sich ebenfalls in einem guten Zustand befinden. Wir brauchen ein Zusammenspiel vieler Faktoren: Ressourcennutzung und Ressourcenschutz, Tierhaltung und Tierschutz, landwirtschaftliche Produktion und Umweltschutz, Klimaanpassung und Klimaschutz. Weil wir diese Dinge im Zusammenhang sehen müssen, sprechen wir auch von nachhaltigen Ernährungssystemen – ein zugegeben technischer Begriff, den wir als Bundeministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im wahrsten Sinne des Wortes mit Leben füllen wollen: von der Verfügbarkeit hochwertigen Saatguts und Förderung ökologischer Anbaumethoden bis zur Anwendungs- forschung und der Verringerung von Lebensmittelver- schwendung. Die Entkoppelung der Ernährung von der fortschreitenden Entwaldung weltweit gehört ebenfalls dazu. Denn Waldschutz und die nachhaltige Bewirt- schaftung der Wälder dienen nicht nur den Menschen vor Ort, sondern dem Schutz der natürlichen Lebens- grundlagen insgesamt. Sie leisten einen Beitrag zu globalen Aufgaben wie Klima- und Bodenschutz sowie der Bewahrung der Biodiversität. 3
Für die Arbeit des BMEL sind zwei Begriffe ganz zentral: Chancengleichheit und Teilhabe. Diese Grundwerte unserer Demokratie bedeuten, dass wir dann am stärksten sind, wenn alle Menschen mit ihrem Wissen, ihren Talenten und ihrem Gestaltungswillen unsere Politik mitformen können, besonders auch in der Land- und Forstwirtschaft und dem Ernährungsbereich. Dies beschreibt den Kern des Menschenrechts auf Nahrung, welches einen Grundpfeiler des Mandats des BMEL darstellt. Der Welternährungsausschuss der Vereinten Nationen (CFS) hat Handlungsempfehlungen erarbeitet, die Regierungen, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivil- gesellschaft bei der Umsetzung des Rechts auf Nahrung unterstützen sollen. Wir als BMEL haben uns auf die Fahne geschrieben, diese Leitlinien weltweit umzu- setzen: Es geht dabei um Landnutzungsrechte, Stärkung von Frauen, verantwortungsvolle Investitionen in die Landwirtschaft, Agroforstwirtschaft und Agrarökologie, um nur einige Handlungsfelder zu benennen. Das BMEL hat sich mit seinen Partnern zum Ziel gesetzt, vom Wissen zum Handeln zu kommen. In unseren internationalen Projekten setzen wir gemeinsam mit unseren Partnern weltweit Ideen um, die die sozial-öko- logische Transformation zu mehr Klimaschutz, Fairness und Nachhaltigkeit beschleunigen und somit die Ver- wirklichung des Rechts auf Nahrung voranbringen. Viel Freude beim Entdecken unserer Partnerschaften! 4
INFOBOX Instrumente der internationalen Zusammenarbeit des BMEL Das BMEL setzt in seiner internationalen Zusammenarbeit fünf Hauptinstrumente ein: Bilaterale Kooperationen: Im Sinne des SDG 17 werden rechtliche, wissenschaftliche, fach- liche und gesellschaftliche Herausforderungen der Agrar-, Ernährungs- und Forstpolitik behandelt. Wichtigstes Instrument hierbei sind die Agrar- und Forstpolitischen Dialoge. Unterstützung der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) und weiterer internationaler Organisationen: Das BMEL unterstützt die politisch-inhaltliche Arbeit durch den Bilateralen Treuhandfonds (BTF) und führt Projekte mit weiteren inter- nationalen Organisationen durch. Forschungskooperationen: Diese suchen nach neuen Lösungsansätzen und Innovationen zur Beschleunigung der Transformation der Ernährungssysteme und einer nachhaltigen Bewirtschaftung von Wäldern. Innovations- und Transformationsdialog (ITD): Fördert Ideen, Formate und Innova- tionen, die neue Impulse für den agraröko- logischen Wandel setzen. Bilaterale Verwaltungspartnerschaften: Kooperationen mit Partnerländern zu Kern- fragen der Transformation, um eine schnellere Annäherung an die EU zu ermöglichen. 5
Unsere Projekte Von allen auf dieser Karte dunkelgrün gekenn- zeichneten Ländern finden Sie in diesem Projektletter Steckbriefe bestehender Kooperationsprojekte. Eine umfangreiche Liste aller Projekte finden Sie am Ende dieses Projektletters. Mexiko 30 Guatemala 54 Costa Rica 16 Kolumbien 16 17 28 30 Bilaterale Kooperationen Forschungs- Senegal kooperationen 32 Burkina Innovations- und Faso 30 Transformationsdialog Ghana 15 Bilaterale Verwaltungs- Togo partnerschaften 54 55 Bilateraler Treuhandfonds FAO Unterstützung internationaler Brasilien Organisationen 19 29 35 Bolivien 34 Argentinien 56 Diese Kartendarstellung gibt nicht in jedem Einzelfall die völkerrechtliche Position der Bundesregierung wieder. Die Kartendar- stellung trifft keine Aussage über die jeweils umstrittenen Territorialansprüche. 6
Westbalkan Globale Projekte 64 67 18 42 Serbien Kirgisistan 46 57 Ukraine China 63 66 44 52 Moldau 65 Laos 55 Vietnam 20 53 54 55 Thailand 55 Kambodscha 55 Indien 31 43 55 Myanmar 20 Malaysia 15 Indonesien 55 Kenia 32 Tansania 15 Sambia 17 33 Botswana Neuseeland 16 41 Südafrika 15 16 21 45 Afrikanische Union 40 7
Installation eines Bodensensors zur Mes- Schwerpunkte der Zusammenarbeit sung von Bodenfeuchte, Eine erfolgreiche Umsetzung geht nur gemeinsam. Bodentemperatur und Das BMEL unterstützt mit seiner internationalen Durchwurzelungstiefe in Sambia. Zusammenarbeit die Umsetzung der Agenda 2030, indem wir zur Ernährungssicherung, zum Klimaschutz sowie zu nachhaltigen Agrar- und Ernährungssystemen beitragen. Dabei fördern wir eine bessere Teilhabe marginalisierter Gruppen. Unsere Zusammenarbeit basiert auf einem engen Austausch mit Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Um diese Ziele zu erreichen, arbeiten wir in For- schungs- und bilateralen Kooperationsprojekten und mit internationalen Organisationen an der Umsetzung der notwendigen Transformation unserer Ernährungs- systeme und forstlicher Bewirtschaftungsansätze. Dabei ist es unsere größte Motivation, mit unseren Zielgruppen nachhaltige und transformative Wirkungen zu erzielen. Die internationale Projektarbeit des BMEL fokussiert sich auf folgende weltweit relevante Schwerpunkte: • Recht auf Nahrung • Förderung agrarökologischer Prinzipien • Klimaresiliente Land- und Forstwirtschaft • Multifunktionale nachhaltige Waldbewirtschaftung • Stabilität und EU-Heranführung 8
Menschenrecht auf Nahrung Das Menschenrecht auf Nahrung ist ein fundamentales Recht, das sicherstellen soll, dass jeder Mensch Zugang zu ausreichender, sicherer und nahrhafter Nahrung hat, um ein gesundes und aktives Leben zu führen. Es ist u. a. im Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte rechts- verbindlich verankert. Staaten sind verpflichtet, das Recht auf Nahrung zu achten, vor Eingriffen Dritter zu schützen und durch aktive Maßnahmen für alle zu gewährleisten. Die Kernelemente des Rechts auf Nahrung sind? • Verfügbarkeit: Es muss genügend Nahrung für alle vorhanden sein, sei es durch eigene Erzeugung oder den Erwerb auf Märkten oder in Geschäften. • Zugänglichkeit: Menschen müssen die materiellen und finanziellen Mittel haben, um sich zu ernähren, ohne die Befriedigung anderer Grundbedürf- nisse wie etwa medizinische Versorgung zu gefährden. Nahrung muss für alle physisch zugänglich sein, einschließlich Menschen, die körperlich eingeschränkt sind oder in abgelegenen Gebieten leben. • Angemessenheit: Lebensmittel müssen den individuellen Ernährungs- bedürfnissen (unter Berücksichtigung von Alter, Gesundheit, Geschlecht etc.) entsprechen und für den menschlichen Verzehr sicher und frei von schädlichen Substanzen sein. • Nachhaltigkeit: Der Zugang zu Nahrung muss dauerhaft gesichert sein, auch in Krisenzeiten und für folgende Generationen. Wie lässt sich das umsetzen? • Politische Maßnahmen: Regierungen müssen Gesetze und Politiken ent- wickeln, welche den Zugang zu Ressourcen wie Land, Wasser und Saatgut sichern, sowie nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken fördern. • Soziale Sicherung: Programme zur Unterstützung von Menschen, die mar- ginalisiert sind oder in vulnerablen Situationen leben, wie Kinder, Frauen, armutsbetroffene, kranke und ältere Menschen, sind essenziell. • Bildung und Aufklärung: Menschen müssen über ihre Rechte und Möglichkeiten informiert werden, um diese aktiv einfordern zu können. • Internationale Zusammenarbeit: Staaten sollten zusammenarbeiten, um globale Ernährungsunsicherheit zu bekämpfen und nachhaltige Landwirt- schaft zu fördern. 9
ERSTES KAPITEL Recht auf Nahrung Das Menschenrecht auf Nahrung hat durch globale Krisen wie die COVID-19-Pandemie, die Klimakrise und zunehmende geopolitische Konflikte an Relevanz gewonnen. Die Ver- einten Nationen schätzen, dass 2023 etwa 733 Millionen Menschen weltweit von Hun- ger betroffen waren – ein Anstieg von 120 Millionen Menschen im Vergleich zu vor der COVID-19-Pandemie. 11
Das Menschenrecht auf Nahrung ist ein fundamentales Menschenrecht und ist in verschiedenen internationalen Abkommen verankert. Es besagt, dass jeder Mensch jederzeit Zugang zu angemessener, ausreichender und gesunder Nahrung haben muss. Das BMEL hat seit 2002 über den Bilateralen Treuhand- fonds (BTF) mit der FAO 141 Projekte mit einem Volu- men von über 167 Millionen Euro gefördert. Des Weite- ren werden durch bilaterale Kooperationsprojekte und internationale Forschungsvorhaben praxisorientierte Lösungen entwickelt, um die lokale Ernährung zu ver- bessern, insbesondere für marginalisierte und vulnerable Bevölkerungsgruppen. Diese Projekte tragen wesentlich zur Umsetzung des Menschenrechts auf Nahrung bei. → Mit dem BTF-FAO-Projekt Gesetzgebungen für das Recht auf angemessene Nahrung werden ver- schiedene Aktivitäten zur Stärkung des Rechts auf Nahrung umgesetzt, um dafür zu sensibilisieren, Kapazitäten von Institutionen und Interessens- gruppen in deren Arbeit zum Recht auf Nahrung auszubauen sowie Gesetzgebungen zu stärken. Die Aktivitäten umfassen vorrangig Workshops und Trainings sowie ein Dokument (Brief) zur Stärkung rechtlicher Rahmenbedingungen für das Recht auf Nahrung. → Das Deutsche Institut für Menschenrechte baut im Rahmen eines globalen ITD einen Hub zum Thema Recht auf Nahrung auf. Ziel ist es, das Menschenrecht auf Nahrung prominenter auf der internationalen Agenda zu platzieren und globale Erfahrungswerte aus Transformationsprozessen von Ernährungs- systemen intensiver zu nutzen. Wichtige Foren sind insbesondere das CFS, die FAO, G20, aber auch das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) und die Konferenz „Politik gegen Hunger“. 12
→ Das BTF-FAO-Projekt „Beitrag zur Transformation der Ernährungssysteme in Stadtregionen durch Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -abfällen“ zielt darauf ab, Lebensmittelverluste und -abfälle durch Präventions-, Reduzierungs-, Wieder- verwendungs- und Recyclingmaßnahmen effektiv zu reduzieren und so letztlich zu einer verbesserten Ernährungssicherheit und Ernährungsqualität bei- zutragen. Hierbei kooperiert es eng mit den weiteren vom BMEL geförderten Projekten „Agricultural Knowledge and Training Center“ und „Förderung von Agroforstwirtschaft zur Produktion von Holz und forstlichen Nicht-Holzprodukten“, insbesondere im Bereich der Schulung zur Reduzierung von Schulgarten zur Verbes- serung der Ernährung Nachernteverlusten. von Kindern in Vietnam. → Das Forschungsprojekt Vorhersage und Monitoring von Ernährungsinter- ventionen (NIFAM) entwickelt mit Hilfe partizipativer Ansätze Entscheidungsmodelle für die Gestaltung effektiver Ernährungsinterventionen in Vietnam und Myanmar. → Exemplarisch wird die Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Ernährungsrat (CONSEA) gefördert. Diese lokale Expertise zum Recht auf Nahrung wird durch das Projekt „Zukunft gestalten“ im Rahmen eines Innovations- und Transformationsdialogs noch weiter gestärkt. Hier arbeitet Brot für die Welt gemeinsam mit brasilianischen Partner- organisationen daran, die agrarökologische Trans- formation des Ernährungssystems im semiariden Nordosten Brasiliens voranzutreiben. Dies geschieht durch die Stärkung inklusiver Dialogformate, in denen partizipative und gendersensible Governance- Mechanismen entwickelt werden. 13
→ In Südafrika adressiert das Forschungsvorhaben Gestaltung von Ernährungsumfeldern zum gemeinsamen Adressieren von Unter-, Mangel-, Fehl- und Überernährung in Sub-Sahara Afrika (Food-SAMSA) Mangelernährung in all ihren Formen, einschließlich Unterernährung, Mikronährstoff- mangel, ungesunde Ernährungsgewohnheiten und Übergewicht, indem die Einflussfaktoren auf Ernährung bewertet und kontext-spezifische Interventionen auf politischer, kommunaler und zwischenmenschlicher Ebene erarbeitet werden. → Schließlich widmet sich das Forschungsprojekt Gestaltung des Ernährungsumfelds in Schwellen- ländern für eine nachhaltige und gesunde Ernährung (FETE) der Entwicklung von Maßnahmen zur gesundheitsförderlichen Gestaltung städtischer Ernährungsumfelder in Malaysia, Ghana, Tansania und Südafrika. Diese Projekte verbessern die Ernährungssicherheit mit besonderer Berücksichtigung der Ernährungsqualität, fördern nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken und unterstützen benachteiligte Gruppen. Die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) ist ein globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten. Erfahren Sie auf der Webseite der UN mehr über die SDG-Symbole in den Steckbriefen. 14
Interview mit einer Verkäuferin auf einem Gemüse- markt in Ghana. PROJEKTSTECKBRIEF Gestaltung des Ernährungsumfelds in Schwel- lenländern für eine nachhaltige und gesunde Ernährung (FETE) Das Projekt zielt darauf ab, Lösungen zur gesundheits- förderlichen Gestaltung städtischer Ernährungsumfelder in Schwellenländern zu entwickeln. Dazu werden Ernäh- rungsgewohnheiten, Verbrauchertrends und Strategien der Lebensmittelversorgung untersucht und übertragbare Empfehlungen für effektive Lebensmittelpolitiken zur Verbesserung der Ernährung erarbeitet. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Forschungs- Ghana, Malaysia, 01/2023 – kooperationen Südafrika, Tansania 09/2026 15
Die Veranstaltung zu rechtlichen Rahmenbe- dingungen zur Umset- zung des Rechts auf Nahrung in Costa Rica. PROJEKTSTECKBRIEF Gesetzgebungen für das Recht auf angemessene Nahrung Das Projekt fördert Workshops und Trainings, um die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Umsetzung des Rechts auf Nahrung in Partnerländern zu stärken. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Bilateraler Botswana, Kolumbien, 10/2024 – Treuhandfonds Costa Rica, Südafrika 04/2025 16
Marktfrauen auf dem Soweto Markt in Lusaka, Sambia. PROJEKTSTECKBRIEF Beitrag zur Transformation der Ernährungs- systeme in Stadtregionen durch Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -abfällen Mit dem Projekt „Beitrag zur Transformation der Er- nährungssysteme in Stadtregionen durch Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -abfällen“ sollen aus- gewählte, kleine Produktionsbetriebe gezielt geschult und unterstützt werden, Produktion, Ernte, Verpackung und Transport zu verbessern, um so Lebensmittelverluste und -abfälle zu reduzieren. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Bilateraler Kolumbien, 10/2024 – Treuhandfonds Sambia 10/2027 17
Maisanbau unter Anwendung von Tröpf- chenbewässerung. PROJEKTSTECKBRIEF Transformation durch Menschenrechte: Ein Kompetenz-Hub für das Recht auf Nahrung Ziel des Projekts ist es, das Menschenrecht auf Nahrung auf der internationalen Agenda zu stärken, zivilgesell- schaftliche Gruppen zu unterstützen und internationale Politikempfehlungen in Transformationsprozessen von Ernährungssystemen auf nationaler Ebene intensiver zu nutzen. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Innovations- und Global 12/2023 – Transformationsdialog 12/2025 18
Das Projekt stärkt Agrarökologie und das Recht auf Nahrung, indem es Monitoring von Politiken und Wissensaustausch organisiert und mit Führungskräften der Familienlandwirt- PROJEKTSTECKBRIEF schaft, traditionellen Gemeinschaften und Zukunft gestalten: Gerechte und agrarökologi- zivilgesellschaftlichen sche Transformation der Ernährungssysteme in Vertreter:innen zusam- menarbeitet. der semiariden Region im Nordosten Brasiliens Stärkung von partizipativen und gendergerechten Gover- nance-Mechanismen für eine nachhaltige Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme im semiariden Nord- osten Brasiliens durch die Zusammenarbeit von zivilgesell- schaftlichen Organisationen, staatlichen Institutionen und dem Privatsektor in inklusiven Dialogformaten. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Innovations- und Brasilien 03/2024 – Transformationsdialog 12/2025 19
Bau eines Schulgartens zur Verbesserung der Ernährungssituation von Kindern in Hanoi, Vietnam. PROJEKTSTECKBRIEF Vorhersage und Monitoring von Ernährungs- interventionen (NIFAM) Ziel des Projekts ist es, in Vietnam und Myanmar kosten- effektive Maßnahmen zu identifizieren und umzusetzen, welche die Ernährung nachhaltig verbessern und Fehl- und Mangelernährung reduzieren. Durch Vorhersage, Umset- zung und Monitoring effektiver Ernährungsinterventionen unterstützt das Projekt politische Entscheidungsträger. Die Interventionen konzentrieren sich auf die Umsetzung von Schulgärten, eines Gemüsestands für Fabrikarbeiter direkt am Arbeitsort, die Untersuchung von Herausforderungen peri-urbaner Landwirtschaft in Hanoi und die Bewertung staatlicher Interventionen. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Forschungs- Vietnam, 07/2022 – kooperationen Myanmar 03/2026 20
Erfassung des Angebots von Obst und Gemüse in einem Lebensmittel- geschäft in Kapstadt. PROJEKTSTECKBRIEF Gestaltung von Ernährungsumfeldern zum ge- meinsamen Adressieren von Unter-, Mangel-, Fehl- und Überernährung in Sub-Sahara Afrika (Food-SAMSA) Mit einem Fokus auf Südafrika widmet sich das Projekt der Bekämpfung aller Formen von Fehlernährung. Mit einem partizipativen Ansatz werden Ursachen untersucht und Maßnahmen zur Verbesserung von Ernährungsumfeldern auf Ebene der politischen Rahmenbedingungen, der lokalen Gemeinschaften und der zwischenmenschlichen Beziehungen entwickelt. Das Projekt stärkt lokale Kapazi- täten und unterstützt Netzwerke in Sub-Sahara Afrika. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Forschungs- Südafrika 11/2021 – kooperationen 12/2025 21
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ZWEITES KAPITEL Förderung agrarökologischer Prinzipien Die Ausweitung von landwirtschaftlichen Anbauflächen verursacht weltweit den Verlust großer Waldflächen. Ursa- chen und Konsequenzen der Entwaldungsprozesse sind lokal unterschiedlich, komplex und oft korreliert. Aus diesem Grund sind Landschaftsansätze, in denen diese Zusammenhänge berücksichtigt werden, von großer Bedeutung, um nachhaltige Lösungen zu erzielen. 23
Agrarökologie ist ein nachhaltiger Ansatz in der Land- wirtschaft, der auf 13 Prinzipien der FAO basiert und ökologische, soziale sowie wirtschaftliche Aspekte mit- einander verbindet, um widerstandsfähige und gerechte Agrar- und Ernährungssysteme zu fördern. Agrarökologie spielt eine zentrale Rolle in der inter- nationalen Projektarbeit des BMEL. Sie verbindet gesellschaftliche Teilhabe und ökonomische Diversi- fizierung mit Klimawandelminderung und -anpassung. Gleichzeitig trägt sie zur Umsetzung des Rechts auf Nah- rung bei und stärkt Frauen und junge Menschen. Diese ganzheitliche Herangehensweise kann entscheidende Beiträge für die nachhaltige Transformation der Land- wirtschaft liefern. Der Schlüssel dazu liegt in einem klaren institutionellen Rahmen sowie der Anwendung und Anpassung praxisnaher landwirtschaftlicher und agroforstlicher Verfahren, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch tragfähig sind. Regierungen können dabei eine wichtige Rolle spielen, wenn sie durch strategische Maßnahmen und gezielte Förderung die Rahmen- bedingungen für solche Veränderungen schaffen. Agrarökologie ist auf vielfältige Weise in internationale Projekte integriert, um nachhaltige und widerstands- fähige Ernährungssysteme zu fördern: → Ein herausragendes Beispiel für die gezielte Förde- rung dieses Ansatzes ist die Zukunftspartnerschaft im deutsch-kolumbianischen Demonstrati- ons- und Trainingsprojekt für Agrarökologie. In enger Zusammenarbeit mit dem kolumbianischen Forschungsinstitut AGROSAVIA und dem deutschen Julius Kühn-Institut werden agrarökologische Konzepte durch partizipative Forschungsansätze erprobt. Die Erkenntnisse werden in landwirtschaft- liche Beratungsprogramme integriert, um sie direkt den Landwirtinnen und Landwirten zugänglich zu machen. Die Einbindung indigener Gemeinschaften 24
und marginalisierter Gruppen spielt hierbei eine zentrale Rolle, insbesondere im Hinblick auf den Friedensprozess in Kolumbien und die Stärkung des Rechts auf Nahrung. → Ein weiteres Beispiel ist der Agrarpolitische Dia- log in Brasilien, der u. a. auf die Rehabilitierung degradierter Weideflächen abzielt. In diesem Rahmen unterstützt das BMEL das brasilianische Landwirt- schaftsministerium MAPA durch fachliche Beratung zu klimaresilienten und agrarökologischen Weide- nutzungsverfahren. Ziel ist es, ökologisch nachhaltige und sozial gerechte landwirtschaftliche Produktions- systeme zu fördern. → Für eine adäquate Ernährung sind Menschen auf Nährstoffe angewiesen. Diese werden aus dem Boden in Getreide, Obst und Gemüse aufgenommen. Für eine gesunde Ernährung braucht es folglich gesunde Böden. Hier setzt das BTF-Projekt „Global Soil Doctors/Soil4Nutrition“ mit der FAO an: Durch nachhaltiges Bodenmanagement wird der Nährstoff- gehalt von Böden verbessert, um darauf entsprechend nährstoffreichere Feldfrüchte anzubauen. Dazu werden Landwirtinnen und Landwirte darin geschult, Bodendegradation zu erkennen und Maßnahmen zur Bodenverbesserung zu ergreifen. → In Indien ist die Digitalisierung ein Schlüssel zur Transformation der Landwirtschaft. Der ITD „Acce- larting Climate-resilient Agriculture“ (ACRAT), wel- cher vom Fraunhofer HHI umgesetzt wird, verwendet Sensoren, Drohnen und künstliche Intelligenz, um datengesteuerte Lösungen und Entscheidungshilfen für eine produktivere und nachhaltigere Landwirt- schaft zu entwickeln. In Pilotprojekten werden im Bundesstaat Telangana Workshops durchgeführt, um mit innovativen Technologien und angepasst an den Klimawandel Produktivitätssteigerungen zu erzielen. 25
→ In Südamerika arbeiten die Bilateralen Projekte in Brasilien, Argentinien, Uruguay und Kolumbien zu agrarökologischen Innovationen und der Nutzung von Bioinputs. Diese dienen als nachhaltige Alter- native zu chemischen Düngemitteln und tragen zur Verbesserung der Bodengesundheit bei gleichzeitiger Erhöhung der Produktivität bei. Ein Beispiel für die agrarökologische Intensivierung ist die Förderung von Agroforstsystemen, bei denen forst- und landwirtschaftliche Produktion auf derselben Fläche zum beidseitigen Vorteil kombiniert wird. Dies ist eine wirksame Strategie, um den Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel, dem Verlust der biologischen Vielfalt sowie Fehl- und Mangelernährung zu begegnen. → Im Rahmen des Forschungsprojekts AfriNutriForest werden im Senegal und in Kenia nach dem agro- forstlichen Konzept und mittels partizipativer und transdisziplinärer Ansätze innovative und nachhaltige Gartenbau-Agroforstsysteme („Arbo-Market-Gärten“) zur Obst- und Gemüseproduktion entwickelt, erprobt und gefördert. Dies verbessert die Versorgung der Bevölkerung mit gesundem Obst und Gemüse, fördert die Artenvielfalt und schafft sichere Einkommen durch ökonomisch tragfähige Betriebssysteme. → Um der Gefährdung des Cerrado in Brasilien entgegenzuwirken, untersucht das Forschungs- projekt EcoSiPaS Möglichkeiten zur Steigerung der Rentabilität der traditionellen Waldweidewirtschaft. Es werden nachhaltige Managementpraktiken ent- wickelt, welche die weitere Entwaldung und Boden- degradation im Cerrado reduzieren und auf andere Trockenwald- und Savannengebiete übertragbar sind. Darüber hinaus werden Beraterinnen und Berater sowie Landwirtinnen und Landwirte in silvopastora- ler Weidewirtschaft ausgebildet. 26
→ Im Forschungsprojekt AF_BEF_BOL in den boliviani- schen Anden wird gemeinsam mit Kleinbäuerinnen, Kleinbauern und Nichtregierungsorganisationen an Kombinationen von Bäumen und essbaren Pflanzen geforscht, welche die Wiederherstellung von Wäldern erleichtern und gleichzeitig die Böden verbessern. Ziel ist es, die Gesundheit der Böden und die Produktivi- tät der Landnutzungssysteme in Zeiten des Klima- wandels zu erhalten, auch um die Abwanderung der lokalen Bauerinnen und Bauern zu vermeiden. → In Sambia unterstützen wir die Verbreitung agroforst- licher Produktionsmethoden durch die Stärkung des Farmer Training Centre (FTC) Katete. Das Ausbil- dungs- und Demonstrationszentrum bietet Land- wirtinnen und Landwirten Schulungen und Beratung zu agroforstwirtschaftlichen Praktiken. Darüber hin- aus bietet es eine Weiterbildung der landwirtschaft- lichen Beratungsdienste auf Distriktebene im Bereich Agroforstwirtschaft an. Durch die Entwicklung einer Strategie zur Verbreitung der Agroforstwirtschaft wird der Grundstein für die Verstetigung der Projektergeb- nisse auf nationaler Ebene gelegt. → Im November 2024 fand in Rabat im Rahmen der Komponente 1 Ökolandbau des Deutsch-Marok- kanischen Fachdialogs Agrar und Forst eine inter- nationale Fachkonferenz zu Agrarökologie und Öko- landbau statt. Die Veranstaltung bot eine wertvolle Plattform für den Austausch zwischen Vertreterinnen und Vertretern des marokkanischen Biosektors und brachte Expertinnen und Experten aus 12 Ländern zusammen, um Ansätze zur Weiterentwicklung des (agrar)ökologischen Landbaus zu diskutieren. Die Ansätze zeigen, wie Agrarökologie durch inter- nationale Zusammenarbeit und innovative Ansätze erfolgreich integriert wird, um nachhaltige und gerechte Ernährungssysteme zu fördern. 27
Die Landwirtin Doña Angela mit ihrem Enkel auf ihrer Finca „Los Nacederos“ in der Pilot- region Boyacá, wo das erste partizipative Ver- PROJEKTSTECKBRIEF suchsprojekt stattfindet. Deutsch-Kolumbianisches Demonstrations- und Trainingsprojekt für Agrarökologie Das Projekt fördert die wissenschaftliche Erprobung und Weiterentwicklung von lokalen agrarökologischen Anbau- verfahren in partizipativen Versuchsprojekten und deren Nutzung im nationalen landwirtschaftlichen Ausbildungs- und Beratungssystem sowie die Stärkung der kolumbiani- schen Agrarökologiestrategie auf politischer Ebene. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Bilaterale Kolumbien 02/2024 – Kooperationen 12/2026 28
Die natürlichen Res- sourcen Brasiliens bieten ein enormes Potenzial für agraröko- logische Praktiken und die Entwicklung der Bioökonomie. PROJEKTSTECKBRIEF Deutsch-Brasilianischer Agrarpolitischer Dialog Der APD unterstützt bei der Rehabilitierung degradierter Weideflächen durch die Bereitstellung von Fachexpertise zu klimaresilienten, agrarökologischen Anbauverfahren sowie der Verwirklichung des Rechts auf Nahrung und nachhaltiger Ernährungssysteme. Zudem arbeitet er zu den Themen entwaldungsfreie Lieferketten, Bioökonomie und Ökolandbau. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Bilaterale Brasilien 07/2024 – Kooperationen 06/2027 29
Training in Ziniaré, Burkina Faso. PROJEKTSTECKBRIEF Global Soil Doctors/Soil4Nutrition Für eine adäquate Ernährung sind Menschen auf Nährstof- fe angewiesen. Landwirtschaftliche Nutzpflanzen nehmen diese aus dem Boden auf. Für eine gesunde Ernährung sind gesunde Böden also unerlässlich. Hier setzt das BTF-Pro- jekt „Global Soil Doctors/Soil4Nutrition“ mit der FAO an: Durch nachhaltiges Bodenmanagement wird der Nähr- stoffgehalt von Böden verbessert, um darauf entsprechend nährstoffreichere Feldfrüchte anzubauen. Landwirtinnen und Landwirte werden in der Erkennung von Bodende- gradation geschult und erlernen Maßnahmen, die sie zur Bodenverbesserung praktizieren können. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Bilateraler Mexiko, Burkina 08/2024 – Treuhandfonds Faso, Kolumbien 07/2027 30
PROJEKTSTECKBRIEF Der Einsatz digitaler Insektenfallen ermög- Accelerating Climate-Resilient Agriculture in licht die frühzeitige Telangana, India through Data-Driven Agro- Erkennung eines Schäd- lingsbefalls. Ecological Test Hubs (ACRAT) Im vom Fraunhofer HHI durchgeführten ACRAT-Projekt werden datengesteuerte Technologien zur Verbesserung der Landwirtschaft in Telangana eingesetzt. Ziel ist es, die Produktivität, Biodiversität, Nachhaltigkeit und Resilienz gegen den Klimawandel zu erhöhen. Es werden Pilotstu- dien durchgeführt und Workshops organisiert, um mittels Sensoren, Drohnen und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz Entscheidungsstützen für Telanganas Landwirt- schaft bereitzustellen. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Innovations- und Indien 03/2024 – Transformationsdialog 12/2025 31
Der Leguminosen- baum Albizia lebbeck liefert Bäuerinnen im Senegal Viehfutter und Brennholz. PROJEKTSTECKBRIEF Agroforst neu entdeckt: Agrarökologische ernährungssensible Intensivierung von Gemü- seproduktion unter Obstbäumen in West- und Ostafrika (AfriNutriForest) Ziel des transdisziplinären Projekts ist die Entwicklung, Er- probung und Förderung innovativer, nachhaltiger Garten- bau-Agroforstsysteme („Arbo-Market-Gardens“). Dies trägt zu einer besseren Versorgung der lokalen Bevölkerung mit gesunden Lebensmitteln bei und unterstützt die Etablie- rung resilienter Produktionssysteme. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Forschungs- Senegal, 04/2024 – kooperationen Kenia 03/2027 32
Papaya-Mais-Agroforst- Parzelle eines Landwirts, der am Projekt teil- nimmt. PROJEKTSTECKBRIEF Förderung von Agroforstwirtschaft zur Produk- tion von Holz- und forstlichen Nicht-Holzpro- dukten in Katete Das Trainingszentrum in der Ostprovinz Sambias schult Bauern in der Einführung agroforstwirtschaftlicher Praktiken und bildet landwirtschaftliche Beratungsdienste weiter. Zudem wird eine Strategie zur Verbreitung der Agroforstwirtschaft auf nationaler Ebene entwickelt. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Bilaterale Sambia 09/2021 – Kooperationen 05/2025 33
Agroforstliches Experiment im Cochabamba-Tal. PROJEKTSTECKBRIEF Wiederherstellung funktionaler tropischer Landschaften durch agroforstwirtschaftliche Systeme (AF_BEF_BOL) In den bolivianischen Anden wird der Aufbau eines Experiments zur Bewertung des ökologischen Nutzens von Artenmischungen in Agroforstsystemen gefördert. Im Rahmen des Experiments werden die Zusammenhänge zwischen Biodiversität und Ökosystemfunktionen dieser Agroforstsysteme untersucht. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Forschungs- Bolivien 10/2022 – kooperationen 03/2025 34
Lokale Gemeinschaften sammeln die Früchte des Baru-Baums (Dipteryx alata) in der Gemeinde Arinos. PROJEKTSTECKBRIEF Verbesserung der nachhaltigen Bewirtschaftung der brasilianischen Cerrados durch autochthone silvopastorale Systeme (EcoSiPaS) Die Ökosystemleistungen von autochthonen silvopasto- ralen Systemen (SPS) werden in dem Forschungsprojekt quantifiziert. Maßnahmen zur Wertsteigerung werden erarbeitet: Dazu zählen die Einführung von Labels und Zertifizierungen für Produkte aus SPS und die Nutzung von Kohlenstoffzertifikaten. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Forschungs- Brasilien 10/2022 – kooperationen 10/2025 35
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DRITTES KAPITEL Klimaresiliente Land- und Forst- wirtschaft Eine anpassungsfähige Land- und Forstwirtschaft ist von entscheidender Bedeutung, um Klimawandelanpassung, Ernährungssicherheit und eine nachhaltige Nutzung natür- licher Ressourcen in Einklang zu bringen. Der Kern einer klimaresilienten Land- und Forstwirtschaft liegt in ihrer Fähigkeit, die negativen Auswirkungen des Klimawandels abzumildern, die Ökosystemleistungen dauerhaft zu be- wahren und gleichzeitig die Produktion zu sichern. 37
Landwirtschaftliche Flächen an veränderte klimatische Bedingungen anzupassen, beispielsweise durch die Förderung der Pufferfunktion der Böden und Effizienz- steigerung in der Wassernutzung, minimiert Ernte- verluste und sichert langfristig die Existenzgrundlage der ländlichen Regionen. Durch die Umwandlung von Reinbeständen in Mischwälder mit Bäumen unter- schiedlichen Alters werden die Wälder zu stabileren Ökosystemen, die widerstandsfähiger gegen extreme Trockenereignisse und Schädlingsbefall sind. Allerdings sind der Anpassungsfähigkeit Grenzen gesetzt. Ange- sichts des sich beschleunigenden Klimawandels steht die Land- und Forstwirtschaft in der Verantwortung, zur Reduktion der Emissionen beizutragen. Die Beiträge des BMEL zu einer klimaresilienten und klimapositiven Land- und Forstwirtschaft umfassen in der internationalen Projektarbeit u. a. die folgenden Vorhaben: → Das Deutsch-Chinesische Agrarzentrum (DCZ) för- dert auf politischer Ebene die bilaterale Zusammen- arbeit zwischen Deutschland und China im Rahmen des Netzwerks für Agrobiodiversität. Die genetische Vielfalt soll erhöht und abwechslungsreiche Frucht- folgen gefördert werden, um flexibel auf Klimaver- änderungen reagieren zu können. → Das Flaggschiff-Projekt des Bilateralen Kooperations- programms (BKP), der Agrarpolitische Dialog zwi- schen der Afrikanischen Union (AU) und dem BMEL, arbeitet zusammen mit der AU Kommission an der Entwicklung von Leitlinien zur Förderung klima- resilienter Landwirtschaft, die zukünftig auf Ebenen der AU-Mitgliedstaaten umgesetzt werden sollen. → Der Deutsch-Neuseeländische Fachdialog entwickelt Lösungen für emissionsarme und klimaresiliente Agrarsysteme mit den Schwerpunkten Reduzierung 38
von Nahrungsmittelverlusten, Minderung der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen, Boden- schutz und Klimawandelanpassung. → Über den BTF unterstützt das BMEL in Zusammen- arbeit mit der FAO das Projekt „GLEAM-X“. Es werden ein Modellierungsinstrument zur Analyse der Umweltauswirkungen der Viehwirtschaft entwickelt und politische Entscheidungsträger bei der Förderung einer treibhausgasarmen Viehwirtschaft unterstützt. → In dem Forschungsvorhaben SIFS-CLIM untersucht das Forschungszentrum Jülich gemeinsam mit der Welthungerhilfe und indischen Partnern einen nach- haltigen, integrierten Produktionsansatz für land- wirtschaftliche Betriebe in Indien. Das Projekt geht der Frage nach, welche Faktoren zur besseren Klima- resilienz beitragen und wie die Ressourcennutzung, landwirtschaftliche Produktivität, Landschaftsvielfalt und die Versorgung mit gesunden Lebensmitteln weiter verbessert werden können. → Für die Entwicklung von Managementstrategien zur Anpassung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung an den Klimawandel in Serbien und Deutschland kooperieren beide Länder auf der Basis von moder- ner Standorterkundung, Waldwachstumsmodellen und Politikprogrammen im Forschungsvorhaben AnkliwaDS. → In dem Forschungsprojekt Forests4People soll eine nachhaltige multifunktionale Waldbewirtschaftung von Gemeindewäldern in der Provinz Limpopo in Südafrika gestärkt werden. Basierend auf lokalem Wissen von Gemeindegruppen wird die forstwissen- schaftliche und sozioökonomische Wissensbasis von Gemeindewäldern verbessert sowie ihre Klima- resilienz und Bedeutung für Ökosysteme untersucht. 39
Die Kommissarin für Landwirtschaft Josefa L. Sacko spricht auf dem African Youth and Agribusiness Forum des APD. PROJEKTSTECKBRIEF Agrarpolitischer Dialog zwischen der Afrikani- schen Union (AU) und dem BMEL Das Projekt fördert die Entwicklung von politischen Leitlinien zur Förderung von klimaresilienten Produktions- verfahren für alle AU-Mitgliedstaaten und unterstützt die Umsetzung dieser Leitlinien auf nationaler Ebene in Pilotländern. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Bilaterale Länder der Afrika- 11/2023 – Kooperationen nischen Union 10/2026 40
Vertreterinnen und Vertreter des BMEL und des Ministeriums für Primärindustrie Neuseelands nach der Unterzeichnung der Gemeinsamen Absichts- erklärung für das Agri- DENZ-Projekt. PROJEKTSTECKBRIEF Dialogue on climate and agriculture between New Zealand and Germany (Agri-DENZ) Das bilaterale Kooperationsprojekt zwischen Deutsch- land und Neuseeland „Eine Allianz für das Klima: Dialog zu Klima und Landwirtschaft“ entwickelt Lösungen für emissionsarme und klimaresiliente Agrarsysteme. Schwer- punkte sind die Reduzierung von Lebensmittelverlusten, Treibhausgasminderung, der Bodenschutz und die Klima- anpassung. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Bilaterale Neuseeland 04/2024 – Kooperationen 12/2026 41
PROJEKTSTECKBRIEF The Global Livestock Environmental Assess- ment Model (GLEAM-X) Das Bild zeigt eine Frau Ein Modellierungsinstrument, das von der Ernährungs- und mit einer Kamelherde. Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) Auch Auswirkungen entwickelt wurde. Es dient dazu, die Umweltauswirkun- der Kamelhaltung auf Emissionen, Wasser und gen der Viehwirtschaft zu bewerten und analysiert dazu Land lassen sich mit Treibhausgasemissionen, Landnutzung, Wasserverbrauch GLEAM-X modellieren. und Nährstoffflüsse. Politische Entscheidungsträger sollen bei der Förderung einer treibhausgasarmen Viehwirtschaft unterstützt werden. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Bilateraler Global 04/2024 – Treuhandfonds 05/2027 42
Das Bild zeigt ver- PROJEKTSTECKBRIEF besserte Boden- fruchtbarkeit mithilfe Nachhaltige Integrierte Farmsysteme für die integrierter Anbau- Mitigation und Anpassung an den Klimawandel systeme. mit Kleinbauern in Indien (SIFS-CLIM) Das Projekt befasst sich mit der Analyse und Optimierung innovativer integrierter Landwirtschaftssysteme im Hin- blick auf Ressourceneffizienz und Klimaresilienz. Es geht der Frage nach, welche Potenziale diese Systeme zur Ab- schwächung und Anpassung an den Klimawandel bieten. Dazu werden Stoffkreisläufe untersucht und die Produk- tivität, Landschaftsvielfalt und Nahrungsmittelproduktion für eine gesunde Ernährung bewertet. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Forschungs- Indien 04/2024 – kooperationen 07/2027 43
Feldbesuch in der Provinz Heilongjiang. PROJEKTSTECKBRIEF Deutsch-Chinesiches Agrarzentrum (DCZ) Das DCZ wurde im März 2015 als zentrale Kontakt- und Informationsstelle sowie zur Koordination der bilateralen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China im Agrar- und Ernährungssektor gegründet. Die Aktivitäten im Rahmen des DCZ folgen dem Grundsatz der paritätischen Finanzierung und einem reziproken Nutzen. Das Projekt hat das Ziel, deutschen und chinesischen VertreterInnen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft Anregungen zur weiteren Ausgestaltung einer nachhaltigen, umwelt- und klimafreundlichen Land- und Ernährungswirtschaft, star- ken ländlichen Regionen und zur Ernährungssicherheit zu bieten sowie dadurch zu einem verstärkten Austausch und einer Vertiefung der bilateralen Beziehungen beizutragen. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Bilaterale Volksrepublik 04/2022 – Kooperationen China 12/2025 44
Mitarbeitende fil- men einen Gemein- dewald aus der Vogelperspektive. PROJEKTSTECKBRIEF Entwicklung und Umsetzung von multifunktio- naler Gemeindewaldbewirtschaftung in Süd- afrika (Forests4People) Die Klimaresilienz und die Ökosystemdienstleistungen sowie die Bedeutung von Gemeindewäldern für den länd- lichen Lebensunterhalt werden erforscht. Die Einrichtung realer Modellwälder mit Berücksichtigung der multi- funktionalen Waldbewirtschaftung und des traditionellen lokalen Wissens wird gefördert. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Forschungs- Südafrika 10/2022 – kooperationen 06/2026 45
Entnahme von Stammscheiben zur Entwicklung von Waldwachstumsmo- dellen für die Eiche. PROJEKTSTECKBRIEF Anpassungsstrategien der Waldbewirtschaftung an den Klimawandel (AnkliwaDS) Im Rahmen des Projekts werden Managementstrategien zur Anpassung an den Klimawandel und zur nachhalti- gen Waldbewirtschaftung für die Wälder Serbiens und Deutschlands entwickelt. Hierbei werden modernste Methoden der Standortuntersuchung sowie Waldwachs- tumsmodelle berücksichtigt. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Forschungs- Serbien 11/2019 – kooperationen 06/2024 46
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VIERTES KAPITEL Nachhaltige multifunktionale Waldbewirtschaftung Wälder sind einzigartig und erfüllen vielfältige Funktionen für Mensch und Natur. So sind Wälder gleichzeitig lebenswichtiger Rohstofflieferant, essenziell für den Klima- und Artenschutz sowie den Schutz natürlicher Lebensgrundlagen wie Boden, Wasser und Luft, aber auch Einkommens- und Nahrungsquelle. 49
Die nachhaltige multifunktionale Waldbewirtschaftung hat das Ziel, den Wald mit seinen vielfältigen Funktio- nen in seiner Leistungsfähigkeit zu fördern und für die folgenden Generationen zu bewahren. Ohne einen der- artigen Ansatz kann der Wald nicht dauerhaft geschützt werden. Dies erfordert unter anderem einen beständigen Ausgleich der Interessen, da der Nutzungsdruck auf die Waldflächen weltweit sehr groß ist. Das BMEL unterstützt seine Partnerländer und Partnerinstitutionen durch Projekte mit innovativem Pilotcharakter. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Themenfeld Aus- und Fortbildung im Forstbereich. → Mit der FAO werden pilothaft in Guatemala, Togo und Vietnam der Kapazitätsaufbau und die praktische Ausbildung in nachhaltiger Waldbewirtschaftung für die nächste Generation von Forst- und Landwirt- schaftsproduzenten entwickelt. → In Vietnam wurde mit Unterstützung des BMEL ein Trainingszentrum etabliert. Hier liegt der Schwer- punkt auf der Ausbildung zur nachhaltigen Bewirt- schaftung von Produktionswäldern sowohl für Staats- forstbetriebe als auch für Kleinwaldbesitzerinnen und Kleinwaldbesitzer und auf der langfristigen Konsolidierung der Ausbildungsangebote. Wir entwickeln mit unseren Partnerländern Ansätze zur strukturellen Förderung, bspw. zur Umstellung auf nachhaltige Waldbewirtschaftung, oder wir unterstützen sie in der Entwicklung von Finanzierungsmethoden für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern: → In China arbeitet das BMEL mit Staatsforstbetrieben in drei Provinzen zusammen, um nachhaltige Waldbewirtschaftungsansätze umzusetzen, ins- besondere durch Aus- und Fortbildung des lokalen Forstpersonals sowie durch Nutzung der gewonnenen Erkenntnisse in der nationalen Forstpolitik. 50
→ Zusammen mit der International Tropical Timber Organization (ITTO) werden die Potenziale aus dem Anbau von Teak und anderen Werthölzern erprobt, um einerseits den Druck auf Naturwälder zu reduzie- ren und zum anderen das Einkommen kleinbäuer- licher Betriebe zu verbessern. Zusätzlich fördert das BMEL im Rahmen der inter- nationalen Forschungskooperation zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung Projekte, den Austausch von Expertinnen und Experten sowie die Aus- und Fort- bildung. All das dient ebenfalls der Verbreitung von Wissen, um eine sinnvolle und langfristige Nutzung der Wälder weltweit zu sichern: → Das Forschungsprojekt KLIMNEM vergleicht mitteleuropäische Buchenwälder und „Südbuchen“- Wälder Mittelpatagoniens, woraus Erkenntnisse für die nachhaltige Bewirtschaftung gemäßigter Laub- Aspendominierter und Laubmischwälder in Zeiten des Klimawandels Bestand im winterli- gewonnen werden können. chen Tatarstan. → In dem Forschungsprojekt ASTAT werden waldbauliche Maß- nahmen in Kirgisistan identifiziert, die eine nachhaltige Nutzung fördern und die Herstellung von Holzprodukten mit hoher Wert- schöpfung ermöglichen. Durch die Kooperation mit Akteuren auf verschiedenen Ebenen (Forst- verwaltungen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Kleinwald- besitzerinnen und Kleinwald- besitzer) fördert das BMEL mehrere wichtige Aspekte einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung in den Partnerländern. 51
Baumfällungen werden unter Berücksichtigung von Arbeitssicherheits- empfehlungen von dem durch das Projekt geschulten Personal demonstriert. PROJEKTSTECKBRIEF Nachhaltige multifunktionale Waldbewirtschaf- tung für die Entwicklung der nationalen Forst- politik in China In den staatlichen Forstbetrieben der Provinzen Shanxi, Jiangxi und Shandong werden Ansätze einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung implementiert und die Ausbildung des technischen Personals institutionalisiert. Die gewon- nenen Erkenntnisse unterstützen nationale forstpolitische Entscheidungsprozesse. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Bilaterale China 01/2024 – Kooperationen 12/2027 52
Partizipative Forstin- ventur zur Erstellung von Waldbewirtschaf- tungsplänen in Chenh Venh, Quang Tri. PROJEKTSTECKBRIEF Kapazitätsentwicklung für angewandte Forst- wirtschaftspraktiken in Vietnam Ein Trainingszentrum in Zentralvietnam wird unterstützt, um Forstbetrieben sowie Waldbesitzerinnen und Waldbesit- zern eine praxisorientierte Ausbildung zu bieten. Die Konso- lidierung des Ausbildungsprogramms sowie die finanzielle Unabhängigkeit des Zentrums werden angestrebt. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Bilaterale Vietnam 04/2021 – Kooperationen 06/2025 53
Ein junger Mitarbeiter der Kooperative Chicoj, Guatemala, nimmt an Baumpflanzungen teil. PROJEKTSTECKBRIEF Stärkung der institutionellen Kapazitäten zur Ausbildung der nächsten Generation von Agrar- produzentInnen und -praktikerInnen Um langfristig die Ausbildung von Forst- und Agroforst- produzentInnen zu verbessern, werden die Kapazitäten der dafür zuständigen Beratungsorganisationen gestärkt. In Ausbildungszentren der Forest and Farm Organisation werden neue und bedarfsangepasste Ausbildungskonzepte entwickelt. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Unterstützung interna- Guatemala, 12/2024 – tionaler Organisationen Togo, Vietnam 11/2027 54
Besuch eines mittleren holzverarbeitenden Betriebes in der Phrae Provinz, in Thailand. PROJEKTSTECKBRIEF Förderung der Erzeugung von Qualitätsholz in kleinbäuerlichen und kommunalen Plantagen für Teak und andere wertvolle Holzarten in den Tropen Das Projekt fördert in kleinbäuerlichen und gemeinde- basierten Betrieben den Anbau von Teak und anderen Qualitätshölzern. Waldbauliche Methoden werden in den Partnerländern und auf globaler Ebene verbreitet und ein Konzept zur Finanzierung für den Anbau in Kleinbetrieben entwickelt. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Unterstützung Thailand, Vietnam, Laos, 09/2023 – internationaler Kambodscha, Togo, 12/2026 Organisationen Indien, Indonesien 55
Projektregion im Tal des Flusses Manso. PROJEKTSTECKBRIEF Nachhaltige Waldbewirtschaftung temperater Laubwälder (KLIMNEM) Mitteleuropäische Buchenwälder und mittelpatagonische Südbuchenwälder sowie Reaktion auf Klimawandel, Extremereignisse und Störungen werden verglichen. Nachhaltige Waldbewirtschaftungsstrategien zur Auf- rechterhaltung und Wiederherstellung funktionierender Waldökosysteme sollen abgeleitet werden. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Forschungs- Argentinien 09/2021– kooperationen 03/2025 56
Kuvanychbek Musaev ist Gründer des Bauernhofes „Keklik“ und ein erfolgreicher Agroforstwirt. PROJEKTSTECKBRIEF Entwicklung nachhaltiger Waldbewirtschaf- tungs- und Nutzungskonzepte für durch Aspen geprägte Waldbestände (ASTAT) Die Wuchsdynamik und die natürliche Produktion in Wäldern Zentralasiens werden erfasst, um geeignete waldbauliche Maßnahmen zu identifizieren und relevante Holzprodukte mit hoher Wertschöpfung herzustellen. Dabei werden sozioökonomische und ökologische Aspekte berücksichtigt. KOOPERATION LAND LAUFZEIT Forschungs- Kirgisistan 01/2020 – kooperationen 12/2024 57
FÜNFTES KAPITEL Stabilität und EU- Heranführung Die kontinuierliche Erweiterung der EU zum Erhalt des Friedens und Wohlstands in Europa wird ebenfalls durch die Projektaktivitäten des BKP unterstützt. Ziel ist es dabei, sowohl die neuen Beitrittskandidaten Ukraine und Republik Moldau als auch die langjährigen Beitrittskandidaten des Westbalkans gezielt bei ihren EU-Reformprozessen im Agrar- und Forstsektor zu unterstützen. 58
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In diesem Kontext leistet das BMEL einen wesent- lichen Beitrag zur Stärkung institutioneller Rahmen- bedingungen und ermöglicht damit eine Anpassung der landwirtschaftlichen Produktion an EU-Standards sowie die Entwicklung einer nachhaltigen, legalen Waldbewirtschaftung im Einklang mit den EU- Assoziierungsabkommen und den europäischen Zielen, die in der EU Green Agenda sowie der EU-Waldstrategie festgeschrieben sind. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Unterstützung der Ukraine. Der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat den ukrainischen Agrarsektor schwer getroffen und Schä- den in Milliardenhöhe verursacht. Für die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe stellten insbesondere die hohen Energiepreise und die Beeinträchtigung der Nutzflächen durch die Kontamination mit Kampf- mitteln eine große Herausforderung dar. Die Perspektive eines EU-Beitritts ist von entscheidender Bedeutung für die Strukturierung des Wiederaufbaus des ukrainischen Agrar- und Forstsektors. Die Projekte des Bilateralen Kooperationsprogramms des BMEL unterstützen bei der Heranführung an die EU. → Seit 2006 unterstützt das BKP im Rahmen des Deutsch-Ukrainischen Agrarpolitischen Dialogs die Ukraine bei der Entwicklung politischer Rahmen- bedingungen ausgerichtet auf die EU-Annäherung. Das Projekt fördert auch eine angepasste land- wirtschaftliche Produktion, wobei seit 2017 auch forstwirtschaftliche Themen in diesem bilateralen Dialog integriert wurden. Drei weitere bilaterale Kooperationsprojekte des BMEL in der Ukraine kon- zentrieren sich auf die Förderung des Ökolandbaus, die landwirtschaftliche Ausbildung und den Ausbau des Obst- und Gemüsesektors. 60
→ Die forstpolitische Beratung der Ukraine wurde 2021 durch ein eigenständiges Projekt intensiviert, welches insbesondere die Durchführung der nationalen Wald- inventur, die Stärkung forstlicher Institutionen (seit 2024 auch den neugegründeten Staatsforstbetrieb) sowie die Einführung naturnaher Waldbewirt- schaftung zum Ziel hat. → Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stellte das BMEL im Rahmen des BTF 17,7 Millionen Euro für die Ukraine zur Verfügung. Gefördert wurden u. a. der Aufbau eines Phyto- sanitär- und Veterinärlabors, mit dem die Test- und Zertifizierungskapazitäten von Agrarexporten ausgebaut werden konnten. Des Weiteren wurden Stromgeneratoren, Tierfutter und Saatgut für die Erzeugung von Lebensmitteln in frontnahen Gebieten bereitgestellt. Hierdurch soll die Infrastruktur zur Versorgung mit Lebensmitteln in diesen Gebieten gestärkt und ausgebaut werden. Das BMEL stellt über den BTF im Dezember 2024 weitere 850.000 € bereit. Das Geld soll Betrieben entlang der Frontlinie den Zugang zu kritischen Betriebsmitteln erleichtern. Das gesamte Engagement des BMEL in der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs kann der Publika- tion „An der Seite der Ukraine“ entnommen werden. Ein weiterer Schwerpunkt des BMEL liegt auf dem Westbalkan, wo das gemeinsame Ziel eines EU-Beitritts das Potenzial besitzt, bestehende Konflikte zwischen Ländern zu verringern und die Zusammenarbeit bei der Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen zu fördern. → Im Rahmen des Agrarpolitischen Dialogs Deutsch- land-Südosteuropa kooperiert das BMEL mit der Standing Working Group for Regional Rural Develop- ment in South East Europe (SWG), einer gemeinsamen 61
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