Management des Goldenen Scheckenfalters - Eine Untersuchung in Niedermoorgebieten des württembergischen Allgäus - Bamann Faunistik

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Management des Goldenen Scheckenfalters - Eine Untersuchung in Niedermoorgebieten des württembergischen Allgäus - Bamann Faunistik
Thomas Bamann und Birgit Dittrich, Management des Goldenen Scheckenfalters

Management des Goldenen Scheckenfalters

                                                                                                                                                     Originalarbeit
Eine Untersuchung in Niedermoorgebieten des württembergischen Allgäus
Von Thomas Bamann und Birgit Dittrich

    Abstracts
    Der Goldene Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) gehört in Mit-           Management of the marsh fritillary – Survey in fen meadows of
    teleuropa aufgrund der großflächigen landwirtschaftlichen In-            the Allgäu region
    tensivierung zu den am stärksten gefährdeten Tagfalterarten.             Due to agricultural intensification the marsh fritillary (Euphy­
    Unsicherheiten bestehen vor allem hinsichtlich der erforder­             dryas aurinia) has become one of the most endangered butterfly
    lichen Maßnhamen mit dem Ziel eines effizienten Schutzes der             species throughout Central Europe. There is a lack of knowledge
    Art. So sind die Auswirkungen der Mahd auf die Überlebens­raten          about suitable conservation measures for the species in general
    der Larven noch ungeklärt.                                               and about the impact of mowing on larval survival in particular.
       Untersuchungen in Niedermoorgebieten des württembergi-                Our study in fen meadows in the Allgäu region, located in the
    schen Allgäus belegen, dass rein durch den Mahdvorgang keine             southeastern part of the German federal state of Baden-Würt-
    Beeinträchtigung der Larven stattfindet. Vielmehr sind Faktoren          temberg, clearly showed that the larval stages are not negative-
    wie Metapopulationsverbund, Habitatstruktur, Witterung und               ly affected by mowing. Habitat networks (due to the metapop-
    Parasitoidendruck entscheidend für eine langfristige Persistenz          ulation structure), habitat structure, weather conditions, and
    der Art.                                                                 parasitoids are more likely to be the main drivers of long-term
       Schutzmaßnahmen müssen daher einen möglichst engen Ver-               persistence of E. aurinia. Therefore, conservation measures have
    bund zahlreicher Habitate mit geeigneter Vegetationsstruktur             to incorporate a dense network of habitat patches with suitable
    anstreben. Von der gängigen Praxis der Naturschutzpflege (spä-           vegetation structure. In contrast to previously conducted habitat
    te Schnittzeitpunkte, große Schnitthöhe, Belassen größerer               management practices for the species (late mowing date, high
    Brachebereiche) muss zugunsten einer mageren und niedrig-                mowing height, leaving of uncut parts), habitat management
    wüchsigen Vegetationsstruktur zur Förderung des Goldenen                 for the Marsh Fritillary and many other threatened species should
    Scheckenfalters und weiterer gefährdeter Insektenarten abge-             aim at creating low-nutrient and low-growing vegetation with-
    wichen werden.                                                           in the habitat patches.

1      Einleitung                                    Biotopschutzprogramm des Landes aufge-          indirekte Einflüsse (z.B. Entfernen der Rau-
                                                     nommen. Im Rahmen der Umsetzung des             pengespinste mit dem Mähgut) beeinträch-
1.1 Allgemeines                                      Artenschutzprogramms werden für jedes           tigt werden. Dieser Frage wurde im Som-
                                                     einzelne Vorkommen spezifische Schutz-          mer 2015 im Rahmen einer Abschlussarbeit
Der Goldene Scheckenfalter (Euphydryas               und Pflegemaßnahmen erarbeitet, um              nachgegangen.
aurinia) (Rottemburg, 1775) gehört in                ­einen möglichst effizienten Schutz der Art
Mitteleuropa zu den am stärksten gefähr-              zu gewährleisten.                              1.2 Autökologie des Goldenen
deten Tagfalterarten. Weite Bereiche seines               Während die Autökologie des Goldenen           Scheckenfalters
ehemaligen Areals musste die Art vor allem            Scheckenfalters mittlerweile gut erforscht
aufgrund landwirtschaftlicher Intensivie-             und die Ansprüche der Art an ihre Habita-      Der Goldene Scheckenfalter besiedelt ein
rung aufgeben (Ebert & Rennwald 1991,                 te gut verstanden sind (z.B. Anthes et al.     sehr breites Habitatspektrum, das von tro-
Fischer 1997, Thoss 2004). Die europä­                2003b), bestehen immer noch Unsicher-          cken bis nass reicht (z.B. Ebert & Renn-
ische Staatengemeinschaft hat sich deshalb            heiten hinsichtlich eines effizienten Ma-      wald 1991, Nunner et al. 2013). Aufgrund
mit der Aufnahme der Art in den Anhang                nagements der Art (Anthes et al. 2003a,        des Wegfalls mesophiler Standorte durch
II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie                 Bräu & Nunner 2003, Hula et al. 2004).         flächendeckende Nutzungsintensivierung
(FFH/92/43/EEC) verpflichtet, Maßnah-                 Vor allem der Einfluss der Mahd auf die in     werden heutzutage die Extreme (xerother-
men zur dauerhaften Existenzsicherung                 Gespinsten gemeinschaftlich (gregär) le-       me Magerrasenkomplexe und streugenutz-
der Art zu ergreifen. Hierzu gehören die              benden Raupen wurde bisher nicht im            te Niedermoore) besiedelt. Gemein ist
Ausweisung von FFH-Gebieten und die                   ­Detail untersucht (Anthes et al. 2003b,       diesen Lebensräumen eine sehr extensive
Erstellung von spezifischen Management-                Anthes & Nunner 2006). Vorhandenes            Nutzung, eine geringe Nährstoffverfügbar-
plänen (MaP), denen ein detailliertes                  Wissen beschränkt sich meist auf einzelne     keit und oft eine eher niedrigwüchsige
Schutz- und Maßnahmenkonzept zugrun-                   Zufallsbeobachtungen oder auf theoreti-       Vegetation mit lückigem Obergrashorizont
de liegt.                                              sche Schlussfolgerungen ohne direkten         (Anthes et al. 2003b, Konvicka et al. 2003,
   Der Goldene Scheckenfalter gilt                     Beleg (Bräu & Nunner 2003), weshalb           Nunner et al. 2013). In Feuchtlebensräu-
deutschlandweit als stark gefährdet (Rein-             Forschungsbedarf besteht.                     men dient der Teufelsabbiss (Succisa pra­
hardt & Bolz 2011), in Baden-Württem-                     Konkret stellt sich die Frage, ob und in   tensis) als wichtigste Wirtspflanze. Seltener
berg wird er als „Vom Aussterben bedroht“              welchem Umfang Larven oder ganze Lar-         werden vor allem nach der Überwinterung
eingestuft (Ebert et al. 2005). Deshalb                venkollektive durch den Mahdvorgang           verschiedene andere Pflanzen (z.B. Enzi­
wurden in Baden-Württemberg alle be-                   entweder durch direkte Einwirkungen (z.B.     ane aus der Gattung Gentiana) als Nahrung
kannten Populationen in das Arten- und                 Zerschneiden, Zerquetschen) oder durch        akzeptiert (Übersichten bei Anthes et al.

Naturschutz und Landschaftsplanung 49 (9), 2017, 283-290, ISSN 0940-6808                                                                    283
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Thomas Bamann und Birgit Dittrich, Management des Goldenen Scheckenfalters
Originalarbeit

                 Abb. 1: Direkt an der Basis einer vom Goldenen Scheckenfalter mit einem Ge-            Abb. 2: Von einem Scheibenmähwerk abgetrenntes und durchschnittenes Rau-
                 spinst belegten Pflanze des Teufelsabbiss (Succisa pratensis) mit Nägeln fixier-       pengespinst mit intakten Larven des Goldenen Scheckenfalters im Mähgut.
                 ter Magnet zur erleichterten Auffindbarkeit mittels M
                                                                     ­ agnetsuchgerät nach er-          Cocoon cut off and cut across by a disk mower but still holding unimpaired larvae
                 folgter Mahd.                                                                          of the Marsh Fritillary.
                 Magnet fixed with nails at the base of a plant of devil’s-bit (Succisa pratensis)
                 used by the Marsh Fritillary for its cocoon. The magnet helps to detect the spot af-
                 ter mowing using a magnetic locator.

                 2003a und Anthes & Nunner 2006). Be-                       aus und ist dabei auf eine räumliche Ver-                 falters zu klären, wurden im Rahmen einer
                 vorzugt werden große, kräftige, für die                    bundsituation der Habitate angewiesen                     Abschlussarbeit (Dittrich 2016) folgende
                 Weibchen frei zugängliche Pflanzen, wäh-                   (z.B. Anthes et al. 2003a, Hula et al.                    Fragestellungen bearbeitet:
                 rend kümmerliche, kleinblättrige Pflanzen                  2004). Nur hierdurch ist die durch enorme                 ffWie wirken sich unterschiedliche Mahd­
                 oder solche in dicht- und hochwüchsiger                    Populationsschwankungen charakterisier-                   höhen auf die Überlebensrate der Larven
                 Vegetation weitgehend gemieden werden                      te Art in der Lage, das Erlöschen einzelner               aus?
                 (z.B. Anthes et al. 2003b, Konvicka et al.                 Lokalpopulationen – etwa durch erhöhten                   ffWelchen Einfluss zeigen unterschiedli-
                 2003, Thoss 2004).                                         Parasitoidendruck oder ungünstige Witte-                  che Mähwerke auf die Überlebensrate der
                    Die Weibchen der in Mitteleuropa in                     rungsverhältnisse – zu kompensieren und                   Larven?
                 Normaljahren von Anfang Mai bis Anfang                     verwaiste Habitate wiederzubesiedeln                      ffWie wirken sich unterschiedliche Mahd­
                 Juli fliegenden Falter legen ihre Eier                     (Ford & Ford 1930, Porter 1983, Klap-                     zeitpunkte auf die Überlebensrate der Lar-
                 (durchschnittlich 250) geklumpt an die                     wijk & Lewis 2014).                                       ven aus?
                 Unterseite der Grundrosettenblätter ab. Die                                                                          ffGibt es weitere Parameter, die die Über-
                 Raupen schlüpfen 18 bis 39 (im Durch-                      1.3 Verbreitung in Baden-Württemberg                      lebensrate der Larven beeinflussen?
                 schnitt 30) Tage später und leben gesellig                     und im Untersuchungsgebiet
                 in einem Gespinst, das ihnen einen gewis-                                                                            2     Material und Methoden
                 sen Schutz vor Parasitoiden (Brackwespen                   In Baden-Württemberg existieren nur noch
                 der Gattung Cotesia) und anderen Fress-                    Reliktpopulationen der hier einst weit ver-               Im Juli 2015 wurden in den Larvalhabita-
                 feinden bietet (Anthes & Nunner 2006,                      breiteten Art. Neben einem isolierten Rest-               ten je nach Gebietsgröße und Gespinstdich-
                 Nunner et al. 2013). Bis in den August                     vorkommen am Westrand des Nord-                           te zwischen sieben und 30 Raupengespins-
                 hinein wachsen Larven und Gespinste he-                    schwarzwaldes bestehen individuenreiche-                  te pro Untersuchungsgebiet markiert,
                 ran, bis die Fraßgespinste meist die kom-                  re (Meta-)Populationen am Kaiserstuhl, im                 wobei insgesamt 275 Raupengespinste
                 plette Pflanze mit Ausnahme des apikalen                   nördlichen Oberschwaben und vor allem                     erfasst wurden. Um die Standorte der Rau-
                 Stielbereichs und der Blüte umfassen. Dann                 im württembergischen Allgäu. Hier kommt                   pengespinste nach der Mahd wiederzufin-
                 wandern die Larven wieder langsam herab,                   der Goldene Scheckenfalter in einem etwa                  den, wurden an der Basis jeder befallenen
                 stellen die Nahrungsaufnahme weitgehend                    500 km² großen Gebiet in etwa 70 mitein-                  Pflanze mit Nägeln fixierte Magnete in den
                 ein und legen bodennah ein etwa golfball-                  ander verknüpften Lokalpopulationen vor.                  Boden eingelassen (Abb. 1). Die Gespinst-
                 großes, dicht umwobenes Überwinterungs-                    Die Vorkommen sind meist klein, die Zah-                  fundorte wurden mittels GPS verortet und
                 gespinst an. Je nach Zeitpunkt der Mahd                    len nachgewiesener Raupengespinste be-                    in einer Karte eingetragen.
                 und Witterungsverlauf sind die Raupen                      tragen an den meisten Fundorten zwischen                      An den Gespinststandorten wurden ver-
                 während der Mahd noch fraßaktiv oder                       zehn und 20, die größten Populationen                     schiedene Parameter erhoben, um die be-
                 befinden sich bereits im Überwinterungs-                   erreichen etwa 500 Raupengespinste. Aus                   vorzugte Struktur der Larvalhabitate be-
                 gespinst. Nach der Überwinterung lockert                   den bekannten Vorkommen wurden für die                    stimmen zu können. In Anlehnung an
                 sich die gregäre Lebensweise der Larven                    vorliegende Untersuchung die 15 größten                   Anthes et al. (2003a, b) wurde die hori-
                 allmählich, sie vereinzeln sich und wachsen                ausgewählt.                                               zontale Vegetationsstruktur in 5, 10, 20,
                 rasch heran, um sich im Frühjahr zu ver-                                                                             30 und 40 cm Höhe in 5-%-Schritten be-
                 puppen (z.B. Nunner et al. 2013).                          1.4 Bearbeitete Fragestellungen                           stimmt sowie Höhe, Durchmesser und An-
                    Der Goldene Scheckenfalter bildet in                                                                              zahl der Grundrosettenblätter ermittelt.
                 mitteleuropäischen Kulturlandschaften                      Um die Auswirkungen der Mahd auf die                      Auch Größe der Gespinste und Grad des
                 heute fast ausnahmslos Metapopulationen                    Raupengespinste des Goldenen Schecken-                    Befalls der Pflanze wurden vermerkt.

                 284                                                                                        Naturschutz und Landschaftsplanung 49 (9), 2017, 283-290, ISSN 0940-6808
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Thomas Bamann und Birgit Dittrich, Management des Goldenen Scheckenfalters

    Zum Zeitpunkt der Mahd – die je nach             Reifen überprüft. In allen Fällen überstan-            größe in Bezug zum Mähwerk oder zur

                                                                                                                                                                 Originalarbeit
Standort zwischen Ende August und Ende               den die Larven das Überfahren schadlos.                Mahdhöhe keine Abhängigkeit ermittelt
Oktober stattfand – wurde für jede Fläche                                                                   werden konnte.
ein Termin mit dem pflegenden Landwirt               3.3 Mahdhöhe
vereinbart und die Mahd „live“ mitverfolgt.                                                                 4     Diskussion
Bei der Kontrolle direkt nach der Mahd auf           Die Mahdhöhe auf den Flächen schwankte
das Vorhandensein eines Gespinstes oder              zwischen durchschnittlich 3,4 und 12,2 cm              Zu allererst muss betont werden, dass sich
von Gespinstresten mit Hilfe eines Magnet-           (Abb. 3). Vertraglich ist aus Artenschutz-             die Erkenntnisse ausschließlich auf Feucht-
suchgerätes (Heliflux GA-72cD) wurden                gründen (v.a. Amphibienschutz) generell                lebensräume anwenden lassen und keines-
Larven und Gespinste auf ihren Zustand               eine Schnitthöhe zwischen 7 und 10 cm                  falls auf Trockenstandorte übertragbar
überprüft sowie das verwendete Mähwerk,              vereinbart, in einigen Fällen wurde diese              sind. Die Ansprüche des Goldenen Sche-
die Mahdtechnik und die Mahdhöhe auf-                Vorgabe also unter- wie teilweise auch                 ckenfalters an sein Larvalhabitat gleichen
genommen. Zudem wurde auch im benach-                überschritten.                                         im württembergischen Allgäu denjenigen
barten Mähgut nach verdrifteten Larven                  Die Wiederfundrate von Larven (p =                  in anderen Regionen Deutschlands, z.B. in
und Gespinsten gesucht. Weitere Arbeits-             0,01) und Gespinsten (p = 0,03) war signi-             Sachsen oder im bayerischen Alpenvorland
schritte (Zetten, Schwaden, Abtransport              fikant abhängig von der Mahdhöhe. Je                   (Anthes 2000, 2002; Bräu & Nunner
des Mähguts) konnten aus Zeitgründen nur             tiefer gemäht wurde, desto geringer war                2003, Thoss 2004). Belegt werden bevor-
stichprobenartig bezüglich eines möglichen           die Wahrscheinlichkeit, am ursprünglichen              zugt kräftige, für die Weibchen gut zugäng-
negativen Einflusses auf die Larvalstadien           Standort des Gespinstes noch Larven oder               liche Pflanzen des Teufelsabbiss in niedrig-
überprüft werden.                                    ganze Gespinste zu finden. Auch der Grad               wüchsiger Vegetation, welche in jährlich
                                                     der Beschädigung der Gespinste stand in                gemähten Flächen oder auch in jungen
3    Ergebnisse                                      maßgeblichem Zusammenhang (p = 0,003)                  Brachen vorkommen.
                                                     mit der Mahdhöhe. Je tiefer gemäht wurde,                 Die größte Schwierigkeit in der Unter-
3.1 Strukturparameter                                desto höher war der Grad der Beschädi-                 suchung des Einflusses der Mahd auf die
                                                     gung der Gespinste (vgl. Dittrich 2016).               Raupengespinste besteht darin, die Ge-
Die Erhebung der Strukturparameter be-                                                                      spinste nach der Mahd wiederzufinden und
stätigte die aus der Literatur (z.B. Anthes          3.4 Mähwerke                                           eventuelle Verluste direkt nachzuweisen
et al. 2003b, Konvicka et al. 2003, Nunner                                                                  (vgl. Bräu & Nunner 2003). Bisher lagen
et al. 2013) bereits bekannte Bevorzugung            Es konnte kein Zusammenhang zwischen                   nur vereinzelte Beobachtungen von nach
einer niedrigwüchsigen, von einem lücki-             der Art des verwendeten Mähwerks und                   der Mahd neu gebildeten Überwinterungs-
gen Obergrashorizont geprägten Vegeta­               den Wiederfundraten von Larven und Ge-                 gespinsten und sekundären Fraßgespinsten
tionsstruktur mit kräftigen Pflanzen des             spinsten sowie dem Grad der Beschädigung               vor, die zumindest einen Hinweis darauf
Teufelsabbiss auch für das württembergi-             der Gespinste gefunden werden (vgl. Dit-               gaben, dass ein gewisser Anteil der Raupen
sche Allgäu (vgl. Dittrich 2016).                    trich 2016).                                           die Mahd überlebt (Anthes & Nunner
                                                        Tab. 1 fasst die wichtigsten Fakten zu              2006, Bräu & Nunner 2003). Mithilfe der
3.2 Wiederfundraten von Larven                       den untersuchten Flächen zusammen. Al-                 angewandten Markierungsmethode wurde
                                                     lein zwischen der Mahdhöhe und der Wie-                nun erstmals der direkte Einfluss der Mahd
Den 275 markierten Gespinsten konnten                derfundrate der Larven besteht ein bedeu-              auf die Raupengespinste untersucht. Die
nach der Mahd noch 99 (36 %) Gespinste,              tender Zusammenhang, wohingegen für                    Wiederfundrate von 36 % der Raupenge-
die Larven enthielten, zugeordnet werden.            die Wiederfundrate der Larven in Bezug                 spinste zeigt, dass diese Methode bei gro-
An den restlichen 176 Pflanzen waren                 zum Mähwerk und für die Populations­                   ßer Schnitthöhe erfolgreich, die Nachweis-
meist nur noch Gespinstreste erkennbar.
In den 99 wiedergefundenen, mehr oder
weniger intakten Gespinsten konnten aus-
schließlich lebende Larven nachgewiesen
werden, unabhängig davon, ob die Ge-
spinste von den Mähwerken teilweise er-
fasst wurden oder komplett abgetrennt im
Mähgut zu finden waren (Abb. 2). Es konn-
te kein Nachweis von durch die Mähwerke
in irgendeiner Form beeinträchtigter oder
gar getöteter Larven erbracht werden (vgl.
Dittrich 2016).
    Auf einer aufgrund fehlender Absprache
bereits früher (Mitte August) gemähten
Streuwiese konnten nach Mahd und Ab-
transport des Mähguts mehrere neu ange-
legte, kleine Raupengespinste gefunden
werden.                                              Abb. 3: Mahdhöhe auf den 15 untersuchten Flächen. Dargestellt sind das arithmetische Mittel und die
    Auf von der Mähraupe und von konven-             Standardabweichung (Fehlerbalken). Die vertraglich geregelte Mahdhöhe (7 bis 10 cm) wurde in einigen
tionellen Schleppern gemähten Flächen                Fällen unter- und überschritten.
wurde zudem exemplarisch das Überfahren              Mowing height on the 15 plots examined. The illustration shows the arithmetic mean and thestandard devia-
der Gespinste (n = 20) mittels Ketten und            tion (error bar). In some cases the mowing height fixed in the contract was either exceeded or underrun.

Naturschutz und Landschaftsplanung 49 (9), 2017, 283-290, ISSN 0940-6808                                                                                  285
Management des Goldenen Scheckenfalters - Eine Untersuchung in Niedermoorgebieten des württembergischen Allgäus - Bamann Faunistik
Thomas Bamann und Birgit Dittrich, Management des Goldenen Scheckenfalters

                 Tab. 1: Übersicht über die wichtigsten Parameter der 15 untersuchten Flächen. Dargestellt sind Art des    gemähten Streuwiese hohe Gespinstdich-
Originalarbeit

                 verwendeten Mähwerks (Kreiselmäher/Messermäher), durchschnittliche Mahdhöhe, Wiederfundrate der           ten (364 Raupengespinste auf 2,16 ha)
                 Larven nach der Mahd und die durchschnittliche Populationsgröße (Zählwerte 2013 bis 2016).                nachweisen konnten.
                 Fläche   Mähwerk               Mahdhöhe [cm]        Wiederfundrate Larven        Populationsgröße             Die gewonnenen Daten konnten weiter-
                                                                             [%]                 ­(Raupen­gespinste)       hin keinen Beleg für etwaige Einflüsse der
                 BW       Kreiselmäher               10,4                      92,6                    51–100              Mähtechnik auf die Überlebensrate der
                 HBW      Kreiselmäher                7,7                       0                      51–100              Larven liefern. Die in der Literatur häufig
                                                                                                                           behaupteten letalen Effekte von Trommel-
                 TM       Kreiselmäher                6,7                      5,0                      21–50
                                                                                                                           und Scheibenmähwerken (vgl. Detzel
                 DW       Kreiselmäher                5,6                      6,7                      21–50              1985, Humbert et al. 2010, Oppermann
                 ZG       Kreiselmäher                8,5                      20,0                     21–50              1987) konnten im Rahmen dieser Studie
                 RD       Kreiselmäher               12,2                      63,3                   101–250              nicht belegt werden. Weder fand durch die
                                                                                                                           Verwendung von Scheibenmähwerken ein
                 HW       Kreiselmäher                3,4                       0                       21–50
                                                                                                                           übermäßiges Zerkleinern der Vegetation
                 FH       Kreiselmäher                5,1                       0                      51–100              statt – die Halmlänge betrug nach der
                 PB       Kreiselmäher                7,5                      55,0                     21–50              Mahd ca. 50 cm – noch wurden die Larven
                 HQ       Balkenmäher                 5,7                      40,0                     21–50              von den gegenläufigen Messern beeinträch-
                 AM       Balkenmäher                 9,0                      40,0                     11–20
                                                                                                                           tigt. Da die Larven zum Zeitpunkt der Mahd
                          (Mähraupe)                                                                                       eine Länge von ca. 0,5 cm besitzen und die
                                                                                                                           Klingenbreite der Messer ebenfalls ähnlich
                 RW       Balkenmäher                 5,7                      45,5                    51–100
                                                                                                                           groß ist, ist die Gefahr des Zerquetschens
                 GW       Kreiselmäher                8,3                      31,3                     11–20              oder Zerschneidens für die Raupen äußerst
                 NM       Balkenmäher                 8,2                      20,0                     11–20              gering. Sie sind einfach zu klein, um von
                 PM       Balkenmäher                 9,2                      66,7                     21–50              den Messern erfasst zu werden. Größere
                                                                                                                           Wirbellose und kleinere Wirbeltiere kön-
                                                                                                                           nen allerdings von den Mähwerken erfasst
                 wahrscheinlichkeit jedoch mit geringer               weiteren landwirtschaftlichen Arbeits-               und getötet werden, wie eigene Beobach-
                 werdender Schnitthöhe deutlich reduziert             schritte (Zetten und Schwaden) wieder                tungen (z.B. Grünes Heupferd – Tettigonia
                 war.                                                 befreien können. Anschließend re-aggre-              viridissima, Warzenbeißer – Decticus ver­
                    Da es aus Zeitgründen nicht möglich               gieren sie sich zu kleineren Gruppen, die            rucivorus oder Larven des Brombeerspin-
                 war, die Raupengespinste direkt vor der              Sekundärgespinste anlegen (meist kleine-             ners – Macrothylacia rubi, Grasfrosch –
                 Mahd auf ihr Vorhandensein an den mar-               re Überwinterungsgespinste). Hierfür spre-           Rana temporaria) belegen. Doch auch bei
                 kierten Stellen zu überprüfen, ist von einer         chen zahlreiche Nachweise unversehrter               diesen Arten ist zu bezweifeln, dass mah-
                 unbestimmten Anzahl zu diesem Zeitpunkt              E. aurinia-Larven im Mähgut, Funde neu               dbedingte Individuenverluste Populations-
                 nicht mehr vorhandener Raupengespinste               angelegter Gespinste in bereits im August            relevanz entfalten. Man denke nur an mas-
                 auszugehen. Wie Einzelbeobachtungen                  in niedriger Höhe gemähten Streuwiesen               sive Individuenverluste dieser Arten durch
                 belegen, können die Larven z.B. aus Nah-             sowie Nachweise kleiner Raupengruppen                Prädatoren unmittelbar nach der Mahd
                 rungsmangel zu einer anderen Pflanze                 im zeitigen Frühjahr direkt nach der Über-           (Greife, Störche, Reiher, Krähen etc.), die
                 abgewandert oder durch Parasitoide aus-              winterung in komplett gemähten Streuwie-             von der Mähtechnik gänzlich unabhängig
                 gelöscht worden sein (vgl. Klapwijk &                sen (vgl. Bräu & Nunner 2003).                       sind.
                 Lewis 2014). Beispielsweise benötigen in                 Auf vielen traditionell niedrig und kom-             Auch das Überfahren der Gespinste
                 Südbayern Jungraupengruppen vor der                  plett gemähten Streuwiesen existieren                durch die Reifen der Schlepper und
                 Diapause zwei bis drei Succisa-Pflanzen              jährlich nachweisbare und individuenrei-             Mähraupen kann in Moorgebieten des Al-
                 mittlerer Größe, um ihren Nahrungsbedarf             che Populationen des Goldenen Schecken-              penvorlandes auf Basis exemplarischer
                 zu decken (Anthes & Nunner 2006). Da-                falters, was ein weiteres wichtiges Indiz für        Beobachtungen als negativ wirksamer Fak-
                 her wäre die Wiederfundrate von 36 %                 die Unabhängigkeit der larvalen Überle-              tor weitgehend ausgeschlossen werden. In
                 wahrscheinlich höher ausgefallen, wenn               bensrate von der Mahdhöhe ist. Beispiels-            20 konkreten Fällen wurde nachgewiesen,
                 die Anzahl noch vorhandener Raupenge-                weise werden auf der Streuwiese Fideler-             dass die Larven ein Überfahren aufgrund
                 spinste unmittelbar vor der Mahd überprüft           shof (FH) jährlich etwa 50 Raupengespins-            des geringen Bodendrucks durch die brei-
                 worden wäre.                                         te und Imagines gezählt, obwohl dort tra-            ten Reifen, des groben Profils der Reifen
                    Die erhobenen Daten belegen eindeutig,            ditionell jahreszeitlich früh (Ende August/          und der weichen Niedermoorböden schad-
                 dass bei geringeren Mahdhöhen deutlich               Anfang September), tief und vollständig              los überstehen.
                 weniger Raupengespinste nachgewiesen                 gemäht wird. Zudem existieren auf der                    Ein negativer Einfluss des Mahdzeit-
                 werden können. Liegt die Mahdhöhe un-                Fläche mittlerweile weiträumig isolierte             punktes auf die Überlebensrate der Larven
                 terhalb von 5 cm, werden die Gespinste fast          Vorkommen der anspruchsvollen Streuwie-              scheint naheliegend. Denn wenn zu einem
                 zu 100 % von den Mähwerken erfasst, wes-             senarten Heilziest-Dickkopffalter (Carcha­           vergleichsweise frühen Zeitpunkt (Ende
                 halb häufig daraus geschlossen wird, dass            rodus flocciferus) und Westlicher Schecken-          August/Anfang September) gemäht wird,
                 die nicht mehr gefundenen Larven den                 falter (Melitaea parthenoides) als weitere           befinden sich viele Larven noch in der fress-
                 Mahdvorgang nicht überlebt haben (z.B.               Indikatoren für die hohe Wertigkeit des              aktiven Phase, die Gespinste sind dann
                 Quinger et al. 1995). Nach unseren Befun-            Habitats. Ähnliche Beobachtungen liegen              noch entsprechend hoch in der Vegetation
                 den ist aber davon auszugehen, dass sich             aus dem angrenzenden bayerischen Alpen-              verankert. In der Tat ließ sich auch durch
                 die Larven zwar im Mähgut befanden, sie              vorland vor, wo Bräu & Nunner (2003)                 Beobachtungen bestätigen, dass bei früher
                 sich daraus aber teilweise im Verlauf der            auf einer jährlich sehr tief und vollständig         Mahd zahlreiche Gespinste direkt von den

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Management des Goldenen Scheckenfalters - Eine Untersuchung in Niedermoorgebieten des württembergischen Allgäus - Bamann Faunistik
Thomas Bamann und Birgit Dittrich, Management des Goldenen Scheckenfalters

Mähwerken erfasst werden. Etwas überra-

                                                                                                                                                               Originalarbeit
schend zeigte sich aber, dass zumindest
Teile des Raupenbestandes zu dieser Jah-
reszeit noch aktiv genug sind, um das Mäh-
gut noch vor dem Abtransport erfolgreich
zu verlassen und neue (Überwinterungs-)
Gespinste anzulegen (s.o.).
    Wird der Mahdzeitpunkt weiter nach
hinten in die zweite Septemberhälfte oder
gar in den Oktober hinein verlagert, befin-
den sich die Larven überwiegend bodennah
in Wintergespinsten, welche wenig bis
nicht beeinträchtigt werden, sofern eine
Mahdhöhe von über 5 cm eingehalten wird.
Findet allerdings eine sehr tiefe Mahd statt,
werden die Überwinterungsgespinste er-
fasst. Aufgrund der zu dieser Zeit häufig
bereits kühl-feuchten Witterungsverhält-
nisse und der einsetzenden Inaktivität der
überwinterungsbereiten Larven ist ihre
Mobilität nun deutlich eingeschränkt. In-
soweit dürften zu diesem Zeitpunkt im
Mähgut befindliche Raupen kaum noch in
der Lage sein, aus dem Mähgut zu entkom-
men, um sich neu zu formieren. Eine hö-
here mahdbedingte Mortalität wäre in
diesem Fall zu erwarten, bliebe jedoch
durch eingehendere Beobachtungen zu
prüfen. Allerdings wäre auch eine Über-
winterung einzelner Raupen oder sehr
kleiner Raupenkollektive in zusammenge-              Abb. 4: Goldener Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) auf einer Hahnenfuß-Blüte.      © Thomas Bamann
rollten Falllaubblättern oder in der Moos-           Marsh fritillary (Euphydryas aurinia) on a flower of the crowfoot.
und Streuschicht grundsätzlich vorstellbar,
worauf entsprechende Einzelbeobachtun-               zugehen, dass die Populationsschwankun-                   pflanzen gefunden werden, während na-
gen in einer E. aurinia-Population im Nord-          gen beim Goldenen Scheckenfalter haupt-                   türlicherweise feuchte Standorte durch die
schwarzwald hindeuten (S. Hafner, in                 sächlich durch das antizyklische Auftreten                hohen Niederschlagssummen derart nass
lit.).                                               dieses Parasitoiden gesteuert werden (vgl.                waren, dass sie als Reproduktionshabitate
    Ein Sonderfall ist die Mahd mit in der           Klapwijk & Lewis 2014). Bei Untersuchun-                  für E. aurinia komplett ausfielen. Dies un-
Naturschutzpflege regelmäßig eingesetz-              gen in Großbritannien waren beispielswei-                 terstreicht die Wichtigkeit des Vorhanden-
ten Mähraupen, die vor allem auf sehr                se 25 % untersuchter Larven und 26 %                      seins verschieden strukturierter Habitate
nassen und unzugänglichen Flächen zum                untersuchter Raupengespinste vom Para-                    im räumlichen Verbund, das der Art ein
Einsatz kommen. Sie nehmen das Mähgut                sitoiden befallen (Klapwijk & Lewis 2014).                Ausweichen bzw. eine Wiederbesiedlung
direkt nach dem Schnitt in den Ladewagen                 Auch der jährliche Witterungsverlauf                  verwaister Standorte ermöglicht (vgl.
auf, weitere Arbeitsgänge auf der Fläche             hat einen großen Einfluss auf die Überle-                 ­Anthes et al. 2003a, Hula et al. 2004).
entfallen. Hierbei ist mit einer hohen Aus-          bensrate der Larven. Beispielsweise führte                     Weitere Faktoren wie die Fahrgeschwin-
fallsrate zu rechnen, da erfasste Raupen-            der trocken-warme Sommer 2015 dazu,                        digkeit des Schleppers bei der Mahd, das
gespinste direkt mit dem Mähgut abtrans-             dass gerade in nährstoffarmen, stärker ent-                Vorhandensein von Abstandshalterkufen
portiert werden. Mähraupen sollten daher             wässerten Streuwiesen nur wenige geeig-                    zur Gewährleistung einer gleichmäßigen
eine gewisse Mindestmahdhöhe (7 bis                  nete Wirtspflanzen vorhanden waren, da                     Mahdhöhe oder das Profil der Fläche (eben
10 cm) einhalten und möglichst erst ab               die Trockenheit zu Kümmer- und Zwerg-                      bis wellig) haben zwar einen Einfluss auf
Mitte September eingesetzt werden, wenn              wuchs beim Teufelsabbiss führte. Dement-                   die Rate abgemähter Gespinste, sind aber
sich die Larven im bodennahen Überwin-               sprechend brachen einige Vorkommen auf                     im Endeffekt unerheblich, wenn davon
terungsgespinst befinden.                            derartigen Standorten trotz teilweise hoher                ausgegangen wird, dass die Mahd keinen
    Grundsätzlich muss betont werden, dass           Falterdichten im Frühsommer ein. Im Ge-                    signifikanten Einfluss auf die Überlebens-
neben den hier analysierten Nutzungs-                gensatz dazu waren die Wirtspflanzen auf                   rate der Larven hat. Abstandshalterkufen
Parametern die Überlebensrate der Larven             feuchteren, quelligen und etwas nährstoff-                 könnten sich im Gegenteil sogar negativ
von einer Vielzahl weiterer Faktoren ab-             reicheren Standorten gut ausgebildet, so                   auf das Mikroklima auswirken, da hier-
hängig ist. Sehr regelmäßig wurden bei der           dass hier in einigen Gebieten neue Rekord-                 durch eine Vereinheitlichung der Fläche
Kontrolle der Raupengespinste die Puppen             zahlen an Gespinsten erfasst werden konn-                  und ihrer Vegetation erzielt wird und klein-
von Schlupfwespen (wahrscheinlich Cote­              ten. Im eher durchwachsenen und regen-                     flächige Sonderstrukturen wie z.B. Erdan-
sia bignellii) gefunden, die in einigen Fällen       reichen Sommer 2016 konnten dagegen                        risse und Rohbodenstellen nur selten neu
offensichtlich Verluste kompletter Raupen-           auf trockenen Standorten regelmäßig hohe                   entstehen. Diese sind aber zum einen wich-
kollektive verursachten. Es ist davon aus-           Gespinstzahlen an nun kräftigen Wirts-                     tig für die Keimung verschiedener Pflanzen

Naturschutz und Landschaftsplanung 49 (9), 2017, 283-290, ISSN 0940-6808                                                                              287
Thomas Bamann und Birgit Dittrich, Management des Goldenen Scheckenfalters

                 (z.B. Lanvers et al. 2012), darunter auch      (vgl. Anthes et al. 2003a, b, Bräu &             1995, Quinger 2003). Diese Empfehlun-
Originalarbeit

                 des Teufelsabbiss, zum anderen bieten sie      ­Nunner 2003, Anthes & Nunner 2006).             gen resultieren zumeist aus Einzelbeobach-
                 geeignete mikroklimatische Bedingungen          Die Wirtspflanzen werden überwachsen            tungen, die zwar zutreffen, unseres Erach-
                 für die Entwicklung stark gefährdeter Arten     und kommen im Folgejahr nicht mehr für          tens aber falsch interpretiert wurden (z.B.
                 wie Heilziest-Dickkopffalter (Carcharodus       die Eiablage in Frage.                          Detzel 1985, Humbert et al. 2010, Opper-
                 flocciferus) oder Buntbäuchigem Gras­               Beide Extremfälle wurden im Rahmen          mann 1987) (s.u.).
                 hüpfer (Omocestus rufipes).                     der Umsetzung des Artenschutzprogramms              Nach den eigenen Befunden wird der
                                                                 in den vergangenen Jahren mehrfach be-          negative Effekt der Mahd auf die Raupen-
                 5      Empfehlungen für das                     obachtet. Das Aussparen von Bereichen von       gespinste des Goldenen Scheckenfalters
                        ­Mahdmanagement                          der Mahd kann also nur sinnvoll sein, wenn      sowie auf Vermehrungsstadien anderer
                                                                 dadurch strukturell geeignete Jungbrachen       Insektenarten massiv überschätzt (vgl.
                 5.1 Gezielter Schutz des Goldenen               geschaffen werden. So wurde bei der Streu-      Bräu & Nunner 2003). Den Goldenen
                     Scheckenfalters                             mahd mehrfach das gezielte Aussparen von        Scheckenfalter betreffend haben sowohl
                                                                 Teilflächen mit kleinwüchsigen Teufelsab-       Mahdhöhe als auch Art des Mähwerks und
                 Die wichtigste Voraussetzung für den Er-        biss-Pflanzen in etwas stärker entwässerten     Mahdzeitpunkt keinen signifikanten Ein-
                 halt des Goldenen Scheckenfalters ist die       Flächen erprobt – allerdings mit wechseln-      fluss auf die Überlebensrate der Larven.
                 Aufrechterhaltung der Metapopulations-          dem Erfolg. Davon wurde erhofft, dass die       Viel wichtiger als der Schutz vor eventuel-
                 strukturen in Form engmaschig verknüpf-         entstehenden Jungbrachen von eiablage-          len Indivienverlusten durch die Mahd wäre
                 ter Patches mit hoher Habitatqualität (vgl.     willigen Weibchen im Folgejahr bevorzugt        die Wiederherstellung von Metapopula­
                 Anthes & Nunner 2006, Nunner et al.             angenommen werden, da sie mikroklima-           tionen durch Schaffung geeigneter Repro-
                 2013). Dies bedeutet auch, dass Popula­         tisch günstig und die Pflanzen nach einjäh-     duktionsbedingungen und Mikrohabitate
                 tionen nicht nur an ihren aktuellen Vor-        riger Brache kräftiger entwickelt sind. In      in Form von nährstoffarmen Streuwiesen
                 kommensorten gefördert, sondern darüber         Einzelfällen konnten hierdurch tatsächlich      mit kräftigen Wirtspflanzen (vgl. Anthes
                 hinaus weitere verbindende Lebensräume          eine Wiederbesiedlung der Art auf zuvor         & Nunner 2006, Bräu & Nunner 2003).
                 als „Trittsteinbiotope“ oder dauerhafte         unbesiedelten Patches und hohe Gespinst-        Um dies zu erreichen, wäre in vielen Fällen
                 Habi­tate geschaffen und entwickelt werden      zahlen in zuvor eher individuenschwachen        zunächst eine relativ frühe (Ende August/
                 müssen. Über den Biotopschutz und den           Vorkommen erzielt werden. Meist jedoch          Anfang September) und tief angesetzte
                 flächigen Abschluss von Pflegeverträgen         blieben die Jungbrachen frei von Gespinst-      Mahd (Schnitthöhe 3 bis 5 cm) von Vorteil,
                 nach der Landschaftspflegerichtlinie (LPR)      nachweisen, wohl v.a. deshalb, weil sich        da zu diesem Zeitpunkt die Wirtspflanzen
                 auf den württembergischen Streuwiesen           die Vegetationsstruktur anders entwickelt       ihre Reservestoffe noch nicht in die Wur-
                 ist die Grundvoraussetzung hierfür ge­geben.    hatte als erwartet.                             zeln eingelagert haben, ein tiefer Schnitt
                     Gängige Methoden des speziellen Schut-          Der Witterungsverlauf des jeweiligen        folglich die maximale Menge an Nähr­
                 zes des Goldenen Scheckenfalters in Nie-        Jahres ist entscheidend, wo aufgrund von        stoffen entziehen würde (vgl. Quinger et
                 dermoorgebieten sind das Markieren und          Nässe/Trockenheit und Vegetationswachs-         al. 1995, Quinger 2003).
                 Aussparen einzelner Raupengespinste von         tum geeignete Larvalhabitate entstehen,             Ein entsprechendes Vorgehen entsprä-
                 der Mahd sowie das Belassen größerer Bra-       so dass es sehr schwierig ist, bereits im       che in Teilen auch traditionellen Formen
                 chebereiche, die Gespinste enthalten (An-       Vorjahr die zum Aussparen von der Mahd          der Streuwiesenbewirtschaftung (Konold
                 thes & Nunner 2006). Hierdurch sollen           bestgeeigneten Kleinstandorte zu erken-         & Hackel 1990, Quinger et al. 1995).
                 die Raupengespinste vor direkten Verlusten      nen. Das selektive Aussparen markierter         Zwar wurden viele Streuwiesen traditionell
                 durch die Mahd geschützt werden. Nach           Raupengespinste von der Streumahd bei           erst ab Oktober bis in den Winter hinein
                 unseren Erkenntnissen sind diese speziel-       extrem kleinen Populationen (< 5 Raupen-        gemäht, da zu diesem Zeitpunkt Mahd und
                 len Maßnahmen nicht notwendig. In Ein-          gespinste) in kleinflächigen Larvalhabita-      Trocknung auf den nun gefrorenen Böden
                 zelfällen können sie sogar negative Aus-        ten produktiverer Standorte verhinderte         vereinfacht waren, gleichzeitig war aber
                 wirkungen auf das Vorkommen der Art             jedenfalls nicht, dass im Folgejahr die bis     auch eine frühe Mahd zur Heugewinnung
                 haben. Zwar ist es möglich, über das Aus-       dato noch geeigneten Habitatreste aufge-        ab Juli und im August gerade auf trocke-
                 sparen einzelner Gespinste das Überleben        geben wurden.                                   neren Standorten nicht unüblich (Quinger
                 der Larven bis zum nächsten Frühjahr zu                                                         et al. 1995).
                 garantieren (abgesehen von externen Ein-       5.2 Verzicht auf Individuenschutz                    Hierbei sind außerdem die unterschied-
                 flüssen wie Parasitoiden und Witterung),                                                        lichen Zielsetzungen und Rahmenbedin-
                 allerdings verändert auch ein kleinräumi-      Die derzeitige Praxis der landschafts­           gungen der traditionellen Streumahd und
                 ges Aussetzen der Mahd die jeweilige Ve-       pflegerischen Streumahd basiert auf den          der heutigen „Naturschutzmahd“ zu be-
                 getationsstruktur im Larvalhabitat. Je nach    Grundsätzen einer möglichst „schonenden“         rücksichtigen. Während früher eine späte
                 Ausprägung der Fläche kann dieses er-          Pflege mit späten Schnittzeitpunkten (je         Mahd in Zeiten eines ständigen Nährstoff-
                 wünschte oder unerwünschte Effekte             nach Ausprägung von Anfang September             mangels auch dazu diente, den Flächen
                 ­haben (Anthes & Nunner 2006). Während         bis Mitte Oktober), großen Schnitthöhen          möglichst wenige Nährstoffe zu entziehen
                  in mageren, schwachwüchsigen Streuwie-        (mindestens 7 cm) und der Belassung von          (Quinger et al. 1995), ist aus heutiger
                  sen derartige Brachebereiche zwei bis drei    Brachebereichen auf 5 bis 10 % der Fläche,       Sicht mit Berücksichtigung der hohen
                  Jahre lang als Larvalhabitate dienen kön-     um den Streuwiesenpflanzen das Aussa-            Stickstoffeinträge aus der Luft und aus um-
                  nen und junge Brachen sogar attraktiv auf     men zu ermöglichen und gleichzeitig vor-         gebenden Flächen ein maximaler Nähr-
                  die Weibchen des Goldenen Scheckenfal-        kommende Tierarten (Amphibien, Heu-              stoffaustrag notwendig. Negative Effekte
                  ters wirken, kann die Habitateignung in       schrecken, Schmetterlinge) nicht zu ge-          auf andere Tierarten sind durch einen frü-
                  wüchsigen, nährstoffreicheren Streuwiesen     fährden (vgl. Detzel 1985, Humbert et al.        heren Schnittzeitpunkt im beschriebenen
                  bereits bei einmaliger Mähpause erlöschen     2010, Oppermann 1987, Quinger et al.             Rahmen nicht zu erwarten. Beispielsweise

                 288                                                                     Naturschutz und Landschaftsplanung 49 (9), 2017, 283-290, ISSN 0940-6808
Thomas Bamann und Birgit Dittrich, Management des Goldenen Scheckenfalters

haben die Heuschreckenarten der Streu-               Beginn der Flugzeit durchgeführt (Brecht        Mahd ihre Reproduktion bereits abge-

                                                                                                                                                    Originalarbeit
wiesen (z.B. Warzenbeißer – Decticus ver­            2014, Kretschmer et al. 2016, Thoss             schlossen. Ihre Vermehrungsstadien (Eier,
rucivorus, Sumpfgrashüpfer – Chorthippus             2004).                                          Larven) finden sich in den meisten Fällen
montanus, Sumpfschrecke – Stethophyma                                                                an „sicheren“ Orten im Boden oder boden-
grossum) ihre Reproduktion im August mit             5.4 Für und Wider von Brachebereichen           nah in der Streu. Hier sind sie sowohl durch
der Eiablage in den Boden weitgehend ab-                                                             die Bodennähe als auch durch ihre meist
geschlossen und die noch vorhandenen                 Aus bislang vorliegenden Studien in Nie-        geringe Größe bestens vor den Mähwerken
Imagines sind dann nahezu bedeutungslos              dermoorgebieten geht hervor, dass junge         und den Reifen der Schlepper geschützt.
für den Fortbestand der Population. Auch             Brachestadien in vielen Populationen des           Diejenigen Arten (z.B. Langflügelige
die meisten Pflanzenarten sind zu diesem             Goldenen Scheckenfalters einen entschei-        Schwertschrecke – Conocephalus fuscus
Zeitpunkt in ihrer Entwicklung so weit fort-         denden Bestandteil des Larvalhabitats dar-      oder Große Goldschrecke – Chrysochraon
geschritten, dass zumindest ein ausreichen-          stellen (Anthes et al. 2003b, Bräu &            dispar), die ihre Eier in überständiges Gras
der Anteil der Pflanzen aussamen kann.               ­Nunner 2003, Dolek et al. 2003, Hula et        legen, das mit der Mahd entfernt wird, sind
Spätblühende Pflanzenarten können eine                al. 2004, Konvicka et al. 2003, Thoss          trotz dieses Umstands aktuell nicht gefähr-
Augustmahd tolerieren, solange die frühe              2004), was im Rahmen der eigenen Unter-        det und in den württembergischen Nieder-
Mahd nicht alljährlich durchgeführt wird              suchungen nicht gänzlich bestätigt werden      und Zwischenmooren weit verbreitet. Ihr
(Quinger et al. 1995).                                konnte. Zwar können junge Brachestadien        stetiges Vorkommen in Streuwiesenhabi-
                                                      unter besonderen Umständen als gute Lar-       taten spricht dafür, dass auch diese Arten
5.3 Frühmahd zur Aushagerung                          valhabitate dienen (s.o.), häufig erfüllen     Strategien (z.B. Eiablagen in abgeschnitte-
                                                      sie aber in Zeiten hoher Nährstoffeinträge     ne, hohle Stängel nach der Mahd) entwi-
Neben der Vorverlagerung des Mahdzeit-                nicht mehr die Bedingungen für eine er-        ckelt haben, um dauerhaft auf jährlich
punktes ist auf besonders stark versaumten            folgreiche Reproduktion des Goldenen           gemähten Flächen zu überleben. Für diese
oder gar verschilften Flächen eine partiel-           Scheckenfalters. Die im Landkreis Ravens-      Arten sind unter den heutigen Gegeben-
le Frühmahd zur Aushagerung dringend                  burg mittlerweile regelhaft eingeführten       heiten zudem ausreichend Habitate in auf-
zu empfehlen. Diese sollte vornehmlich in             einjährigen Brachebereiche, die ca. 5 bis      gelassenen Streuwiesen und in Saumberei-
Bereichen durchgeführt werden, die für                10 % der Fläche einnehmen sollen, könnten      chen entlang von Gräben vorhanden. Ein
E. aurinia aktuell nicht zur Reproduktion             für den Goldenen Scheckenfalter nur dann       Blick in die Vergangenheit und auf histo-
geeignet sind, aber dahin wieder entwickelt           positiv wirken, wenn sie gezielt an geeig-     rische Fotos verrät aber: Streuwiesen und
werden könnten. Nach unseren Erfahrun-                neten Stellen platziert würden. Dies wäre      umgebende Futterwiesen wurden – soweit
gen hat sich eine frühe Mahd Ende Mai/                allerdings mit einem aufwändigen Manage-       es die Witterungsbedingungen zuließen –
Anfang Juni bewährt, da dadurch einerseits            ment verbunden und könnte nicht den            regelmäßig und vollständig genutzt. Bra-
das Schilf geschwächt wird, andererseits              Landwirten überlassen werden, die Bra-         chebereiche konzentrierten sich auf weni-
die Streuwiesenvegetation noch die C­ hance           chen aus Gründen der Praktikabilität häu-      ge Säume z.B. entlang der Entwässerungs-
erhält, im zweiten Aufwuchs zur Blüte und             fig über mehrere Jahre an denselben (näm-      gräben (Quinger et al. 1995) oder fanden
zum Fruchten zu kommen (vgl. Bräu &                   lich nassesten) Stellen anlegen.               sich damals in frühen Sukzessionsstadien
Nunner 2003). Besondere Rücksicht ist                     Generell muss die in der Literatur häu-    austragsgenutzter Wälder (Schwendungs-
hierbei natürlich auf Vorkommen von Wie-              fig unterstellte Wirksamkeit solcher Brach-    flächen, Niederwald, Kahlschläge etc.).
senbrütern (z.B. Braunkehlchen) zu neh-               ebereiche als „Rückzugsräume für Insekten         Ein häufiges Argument, das für das Be-
men. Ein weiterer positiver Effekt dieser             und kleine Wirbellose“ (z.B. Humbert et        lassen von Brachen genannt wird, ist die
Frühmahd ist die Freistellung des Heilziests          al. 2010) nach der Mahd im Grundsatz           heutzutage großflächig stattfindende ma-
(Betonica officinalis), der dann bevorzugt            hinterfragt werden. Entscheidend ist, bei      schinelle Mahd, die sich durch Fixierung
vom Heilziest-Dickkopffalter (Carcharodus             welchen bestandsgefährdeten Arten derar-       von Mahdterminen unter Umständen auf
flocciferus) als Eiablagepflanze angenom-             tige Strukturen einen Nutzen auf Popula-       ein einziges Wochenende konzentriert
men wird.                                             tionsebene leisten, der zumindest für ein-     (z.B. Huemer 1996). Im Gegensatz dazu
   Eine vorgezogene Mahd im Juli führt                schürige Streuwiesen mit spätem Schnitt-       wurden die Streuwiesen früher über meh-
dagegen zu einem abgeschwächten Nähr-                 zeitpunkt nicht oder nur ausnahmsweise         rere Wochen hinweg gemäht, so dass bis
stoffentzug und beraubt die Streuwiesen-              gegeben zu sein scheint. Anzunehmen ist        in den Herbst hinein stets ein Mosaik aus
vegetation der Möglichkeit, nochmals zur              nach bisherigen Beobachtungen eine Ab-         gemähten und ungemähten Bereichen vor-
Blüte zu kommen, weshalb nach mehrjäh-                hängigkeit von frühen Brachestadien für        handen war. Aber auch diesbezüglich kann
riger Wiederholung einer Juli-Mahd uner-              die in Niedermoorgebieten auftretenden         hinterfragt werden, welche schutzbedürf-
wünschte Verschiebungen in Richtung ei-               FFH-Arten Wald-Wiesenvögelchen (Coeno­         tigen Arten durch Komplettmahd Ende
ner zweischürigen Feuchtwiesenvegetation              nympha hero) und Stromtal-Wiesenvögel-         August/Anfang September noch nachhaltig
zu beobachten sind (vgl. Quinger 2003).               chen (Coenonympha oedippus) (Bräu &            geschädigt werden könnten (s.o.). Selbst-
Eine weitere, im württembergischen Allgäu             Dolek 2013, Bräu & Schwibinger 2013).          verständlich sind kleinflächige Brachebe-
bisher nur in Ausnahmefällen eingesetzte                  Hier steht aufgrund der europaweiten       reiche (max. 10 % der Fläche) für die vor-
Alternative ist die Durchführung einer hoch           Schutzverantwortung und des sehr hohen         kommenden Arten nicht schädlich, solange
angesetzten (10 bis 20 cm Schnitthöhe)                Gefährdungsgrades außer Frage, dass            sie jährlich gewechselt werden. Insoweit
Schilfmahd im Juni. Hierbei werden das                Schutzkonzepte auf frühe Brachestadien         kann dieser Ansatz im Sinne einer „Risiko-
Schilf und der Obergrashorizont entfernt,             von Pfeifengraswiesen abzielen müssen.         minimierung“ und einer allgemeinen Er-
jedoch die Blattrosetten des Teufelsabbiss            Gleichwohl sind fast alle eigentlichen Arten   höhung der Strukturdiversität in bestimm-
verschont und diese damit offen zugänglich            der Streuwiesen an das „einschneidende         ten Fällen beibehalten werden (vgl. Bräu
gemacht. Eine solche Mahd wird beispiels-             Ereignis“ einer Spätmahd hervorragend          & Nunner 2003), etwa wenn dadurch
weise in Nord- und Ostdeutschland vor                 angepasst und haben zum Zeitpunkt der          spezielle Artenschutzziele, wie ein verbes-

Naturschutz und Landschaftsplanung 49 (9), 2017, 283-290, ISSN 0940-6808                                                                   289
Thomas Bamann und Birgit Dittrich, Management des Goldenen Scheckenfalters

                                                                       –, Schwibinger, M. (2013): Stromtal-Wiesenvö-              wirkungen von Langlaufloipen auf Moorvegeta-
                 Fazit für die Praxis                                     gelchen Coenonympha oedippus (Fabricius,                tion. Tuexenia 32, 87-103.
Originalarbeit

                                                                          1787). In: Bräu, M., Bolz, R., Kolbeck, H.,           Nunner, A., Bräu, M., Bolz, R. (2013): Goldener
                 • In Streuwiesen konnte kein negativer Ef-              Nunner, A., Voith, J., Wolf, W., Hrsg., Tagfal-         Scheckenfalter – Euphydryas aurinia. In: Bräu,
                    fekt der Mahd auf die Larven des Golde-               ter in Bayern, Eugen Ulmer, Stuttgart, 460-463.         M., Bolz, R., Kolbeck, H., Nunner, A., Voith,
                    nen Scheckenfalters festgestellt werden.           Brecht, M. (2014): Einfluss der Vegetationsstruk-          J., W. Wolf, W., Tagfalter in Bayern, Eugen Ul-
                 • Ziel von Schutz- und Pflegemaßnahmen                  tur auf die Eiablagepräferenzen von Euphydryas
                                                                          aurinia an Succisa pratensis-Standorten in Nie-
                                                                                                                                  mer, Stuttgart, 398-402.
                                                                                                                                Oppermann, R. (1987): Tierökologische Untersu-
                    muss die Herstellung eines intakten Ver-
                                                                          dermooren Brandenburgs. Unveröff. Bache-                chungen zum Biotopmanagement in Feucht­
                    bunds innerhalb einer Metapopulation
                                                                          lorarb., HNE Eberswalde, 71 S.                          wiesen: Ergebnisse einer Feldstudie an Schmet-
                    und einer geeigneten Vegetationsstruktur           Detzel, P. (1985): Die Auswirkung der Mahd auf             terlingen und Heuschrecken im württembergi-
                    sein.                                                 die Heuschreckenfauna von Niedermoorwiesen.             schen Alpenvorland. Natur und Landschaft 62
                 • Empfohlen werden Frühmahden (Ende                     Veröff. Naturschutz Landschaftspfl. Bad.-Württ.         (6), 235-241.
                    Mai/Anfang Juni) zur Aushagerung, frühe               59/60, 345-360.                                       Porter, K. (1983): Multivoltinism in Apanteles
                    Schnittzeitpunkte (August/September),              Dittrich, B. (2016): Einfluss der Mahd auf die             bignelli and the influence of weather on synchro-
                                                                          Larven und Gespinste des vom Aussterben be-             nisation with its host Euphydryas aurinia. Ento-
                    geringe Schnitthöhen (3 bis 5 cm) und die
                                                                          drohten Edelfalters Euphydryas aurinia (Rott.,          mologia Experimentalis et Apllicata 34 155-162.
                    Belassung von Brachebereichen auf mög-                1775). Unveröff. Zulassungsarb., Univ. Tübin-         Quinger, B., Schwab, U., Ringler, A., Bräu, M.,
                    lichst geringer Fläche (max. 5 bis 10 %).             gen, 64 S.                                              Strohwasser, R., Weber, J. (1995): Lebens-
                                                                       Dolek, M., Geyer, A., Freese, A. (2003): Bewei-            raumtyp Streuwiesen. Landschaftspflegekonzept
                                                                          dung von Feuchtflächen: Reproduktion von                Bayern, Band II.9, Laufen, 396 S.
                 sertes Sitzwartenangebot für das Braun-                  Euphy­dryas aurinia auf Weiden. Unveröff. Gut-        Quinger, B. (2003): Empfehlungen zur Anwendung
                 kehlchen (überjährige Hochstauden) er-                   achten i. A. Bayer. Landesamtes für Umwelt-             verschiedener Mahdmanagements zur Pflege der
                 reicht werden kann. Wichtig scheint dann                 schutz, Kulmbach.                                       Streuwiesen im bayerischen Alpenvorland. Lau-
                 jedoch die regelmäßige Kontrolle einer                Ebert, G., Rennwald, E. (Hrsg., 1991): Die Schmet-         fener Seminarbeitr. 1/03, 203-222.
                                                                          terlinge Baden-Württembergs. Bd. 1, Tagfalter         Reinhardt, R., Bolz, R. (2011): Rote Liste und
                 sachgerechten Umsetzung. Eine Auswei-
                                                                          1. Eugen Ulmer, Stuttgart, 552 S.                       Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera)
                 sung großflächiger Langzeitbrachen („Pro-             –, Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A.,               (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea)
                 zessschutzflächen“) sollte dagegen in Nie-               Trusch, R. (2005): Rote Liste der Schmetterlin-         Deutschlands. In: Bundesamt für Naturschutz,
                 dermoorbereichen von hoher bis heraus-                   ge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs                Hrsg., Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und
                 ragender artenschutzfachlicher Bedeutung                 (3. Fassung). In: Ebert, G., Hrsg., Die Schmet-         Pilze Deutschlands – Bd. 3: Wirbellose Tiere (Teil
                                                                          terlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergän-            1). Naturschutz Biol. Vielfalt 70 (3), 167-194.
                 bzw. in entsprechenden Potenzialflächen
                                                                          zungsband. Eugen Ulmer, Stuttgart, 110-133.           Thoss, S. (2004): Untersuchungen am Abbiß-
                 grundsätzlich vermieden werden.                       Fischer, K. (1997): Zur Ökologie des Skabiosen-            Scheckenfalter Euphydryas aurinia Rott. als
                                                                          Scheckenfalters Euphydryas aurinia (Rottem-             Grundlage artbezogener Biotopmanagement-
                 Dank                                                     burg, 1775) (Lepidoptera: Nymphalidae). Nachr.          und Monitoringmaßnahmen im „Grünen Band“
                                                                          Ent. Ver. Apollo 18, 287-300.                           Sachsens. Unveröff. Dipl.-Arb., HNE Eberswalde,
                                                                       Ford, H.D., Ford, E.B. (1930): Fluctuation num-            74 S.
                 Unser Dank geht besonders an Gabriel                     bers, and its influence on variation in Melitaea
                 ­Hermann (Hildrizhausen) für die Über­                   aurinia, Rott. (Lepidoptera). Transactions of the
                  arbeitung des Manuskripts und zahlreiche                Royal Entomological Society of London 78, 345-
                  hilfreiche Hinweise.                                    351.
                                                                                                                                 KO N TA K T
                                                                       Huemer, P. (1996): Frühzeitige Mahd, ein bedeu-
                                                                          tender Gefährdungsfaktor für Schmetterlinge der                           Dr. Thomas Bamann wirkt seit
                 Literatur                                                Streuwiesen (NSG Rheindelta, Vorarlberg, Öster­                           2012 als Mitarbeiter im Regie-
                                                                          reich). Vorarlberger Naturschau 1, 265-300.                               rungspräsidium Tübingen –
                 Anthes, N., Fartmann, T., Hermann, G. (2003a):        Hula, V., Konvicka, M., Pavlicko A., Fric, Z.
                                                                                                                                                    ­Referat 56 „Naturschutz und
                    Wie lässt sich der Rückgang des Goldenen Sche-        (2004): Marsh Fritillary (Euphydryas aurinia) in
                                                                                                                                                     Landschaftspflege“, seit 2016
                    ckenfalters (Euphydryas aurinia) in Mitteleuropa      the Czech Republic: monitoring, metapopulation
                    stoppen? Erkenntnisse aus populationsökologi-                                                                                    als Gebietsreferent für die Land-
                                                                          structure, and conservation of an endangered
                    schen Studien in voralpinen Niedermoorgebieten                                                                                   kreise Ravensburg und Boden-
                                                                          butterfly. Entomologica Fennica 15, 231-241.
                    und der Arealentwicklung in Deutschland. Na-       Humbert, J.-Y., Richner, N., Sauter, T., Walter,
                                                                                                                                                     seekreis. Zusätzlich ab 2013
                    turschutz und Landschaftsplanung 35 (9), 279-         T. (2010): Wiesen-Ernteprozesse und ihre Wir-                              freiberufliche Arbeit als Land-
                    287.                                                  kung auf die Fauna. ART-Ber. 724, Forschungs-         schaftsökologe mit faunistischem Schwerpunkt,
                 –, Fartmann, T., Hermann, G., Kaule, G. (2003b):         anst. Agroscope, 12 S.                                u.a. Umsetzung des Artenschutzprogrammes
                    Combining larval habitat quality and metapop-      Klapwijk, M.J., Lewis, O.T. (2014): Spatial ecolo-       Schmetterlinge des Landes Baden-Württemberg.
                    ulation structure – the key for successful man-       gy of host-parasitoid interactions: a threatend       Studium der Biologie an der Eberhard-Karls-Univer-
                    agement of pre-alpine Euphydryas aurinia colo-        butterfly and its specialised parasitoid. J. Insect   sität Tübingen, Abschluss mit Promotion im Jahre
                    nies. Journal of Insect Conservation 7, 175-185.      Conserv.14, 237-246.                                  2015 über Tagfalter (Gattung Erebia).
                 –, Nunner, A. (2006): Populationsökologische          Konold, W., Hackel, A. (1990): Beitrag zur Ge-           > Thomas.Bamann@rpt.bwl.de, t.bamann@web.de
                    Grundlagen für das Management des Goldenen            schichte der Streuwiesenkultur im Alpenvorland.
                    Scheckenfalters, Euphydryas aurinia, in Mittel-       Z. f. Agrargeschichte und Agrarsoziologie 38 (2),
                                                                                                                                                      Birgit Dittrich (geb. Reichel)
                    europa. In: Fartmann, T., Hermann, G., Hrsg.,         176-191.
                                                                                                                                                      studiert Biologie und Chemie an
                    Larvalökologie von Tagfaltern und Widderchen       Konvicka, M., Hula, V., Fric, Z. (2003): Habitat
                    in Mitteleuropa, Abh. Westf. Mus. Naturkde. 68                                                                                    der Eberhard Karls Univer­sität
                                                                          of pre-hibernating larvae of the endangered but-
                    (3/4), 323-352.                                                                                                                   Tübingen mit dem Ziel Staats-
                                                                          terfly Euphydryas aurinia (Lepidoptera: Nymph-
                 Bräu, M., Dolek, M. (2013): Wald-Wiesenvögel-            alidae): What can be learned from vegetation                                examen (Gymnasiallehramt).
                    chen Coenonympha hero (Linnaeus, 1758). In:           composition and architecture? European Journal                              Zuvor Ausbildung zur
                    Bräu, M., Bolz, R., Kolbeck, H., Nunner, A.,          of Entomology 100, 313-322.                                                 ­Biologielaborantin und Berufs-
                    Voith, J., Wolf, W., Hrsg., Tagfalter in Bayern,   Kretschmer, H., Salpeter, H., Gelbrecht, J.                                     tätigkeit am Max Planck Institut
                    Eugen Ulmer, Stuttgart, 472-475.                      (2016): Ergebnisse zur Wiederansiedlung des                                  für Molekulare Zellbiologie und
                 –, Nunner, A. (2003): Tierökologische Anforde-           Goldenen Scheckenfalters (Euphydryas aurinia          Genetik in Dresden (2005 bis 2012). Ehrenamtliche
                    rungen an das Streuwiesen-Mahdmanagement              Rottemburg, 1775) in Brandenburg – eine Bilanz        Tätigkeit bei der „Initiative Bunte Wiese Tübingen“.
                    mit kritischen Anmerkungen zur Effizienz der          nach zehn Jahren. Märkische Entomolog.Nachr.          > birgit.dittrich11@gmail.com, birgit.dittrich@
                    derzeitigen Pflegepraxis. Laufener Seminarbeitr.      17 (2), 219-238.                                      student.uni-tuebingen.de
                    1/03, 223-229.                                     Lanvers, J., Sieg, B., Fartmann, T. (2012): Aus-

                 290                                                                                  Naturschutz und Landschaftsplanung 49 (9), 2017, 283-290, ISSN 0940-6808
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