Medien und Marken im Web 2.0 - Erlösmodelle für Medien in der digitalen Welt In Kooperation mit

 
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Medien und Marken im Web 2.0 - Erlösmodelle für Medien in der digitalen Welt In Kooperation mit
Medien und Marken
im Web 2.0
Erlösmodelle für Medien in der digitalen Welt

                          In Kooperation mit
Medien und Marken im Web 2.0 - Erlösmodelle für Medien in der digitalen Welt In Kooperation mit
Vorwort

    Der Begriff „Web 2.0“ steht für eine veränderte Nutzung und Wahrnehmung des Internets.
    Neue, interaktive Technologien in der Informations- und Kommunikationstechnik und ein
    neuer, aktiv am Kommunikationsprozess teilnehmender Typus des Verbrauchers – diese
    beiden Basisfaktoren symbolisieren im Web 2.0 den Wandel weg vom klassischen Modell
    der Massenkommunikation. Denn während dieses noch ganz auf den (passiven) Konsu-
    menten medialer Botschaften ausgerichtet war, muss sich die dialogische Kommunikation
    im „Mitmach-Web“ auf den „Prosumer“ einstellen. Der Begriff ist eine Wortschöpfung aus
    „Producer“ und „Consumer (Alvin Toffler) und bezeichnet einen neuen, souveränen Typus
    des Mediennutzers, der die ihm angebotenen Inhalte nicht nur konsumiert, sondern sich
    (und anderen) durch eigene Aktivität neue Inhalte schafft.

    Zwar wäre es übereilt, ja falsch zu behaupten, die klassischen Medien stünden vor einem
    nachhaltigen Bedeutungsverlust. Dennoch steht das Web 2.0 aktuell als klarer „Shooting-
    star“ am Medienhimmel – als Hoffnungsträger für dauerhaft steigende Erlöse in der Zukunft
    und als Kompensation für die Ertragsrückgänge in vielen Medienunternehmen.

    Durch seine Möglichkeiten zur Interaktion schafft das Web 2.0 eine ganz neue Art, Medien-
    inhalte zu konsumieren und gleichzeitig aktiv zu kommunizieren – sowohl mit den Absen-
    dern der medialen Botschaften als auch mit anderen Nutzern. Damit werden Web-2.0-An-
    gebote die Gesellschaft künftig nachhaltig verändern.

    Aber wie lassen sich diese neuen Nutzungsformen im Internet in ertragsstarke Geschäftsmo-
    delle umwandeln? Ist nachhaltiger Erfolg mit sprudelnden Erlösquellen zu erwarten? Oder ist
    das Web 2.0 womöglich überhaupt keine Plattform für tragfähige Geschäftsmodelle?

    Die Phänomene des „Mitmach-Webs“ wie Social Communities, User-Generated Content
    (UGC), Blogs, Mobile TV etc. transformieren die lineare Wertschöpfungskette. Klar ver-
    teilte Rollen gehören der Vergangenheit an: Der Kampf um Werbegelder und Kunden findet
    mittlerweile im Kreis aller Anbieter entlang der kompletten Wertschöpfungskette statt.

    Für Medienunternehmen heißt das: Sie sind gefordert, ihren Platz neu zu definieren,
    etablierte Erlösquellen zu verteidigen und neue Geschäftsfelder zu besetzen. Dabei wird
    zunehmend der Begriff der „Marke“ im Medienkontext thematisiert. Welche Rolle spielen
    dabei etablierte Marken und welche Auswirkungen hat die interaktive, digitale Welt mit
    ihren crossmedialen Angeboten auf die Werthaltigkeit von Marken?

    Antworten und Meinungen von Marktexperten zu diesen und anderen Fragen finden Sie
    im vorliegenden Berichtsband. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre mit vielen
    interessanten Erkenntnissen!

2   Medien und Marken im Web 2.0
Medien und Marken im Web 2.0 - Erlösmodelle für Medien in der digitalen Welt In Kooperation mit
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4   Medien und Marken im Web 2.0
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Inhaltsverzeichnis

Vorwort                                                                 2

Die Kernergebnisse im Überblick                                         6

Teil 1: Medien und Märkte im Wandel                                    8

1.1.    Die Kernelemente des „Digital Shift“                            8
        Megatrend 1: User-Generated Content (UGC) im „Mitmach-Web“      9
        Megatrend 2: Vom Massenmarketing zum Kundendialog              10
        Megatrend 3: Konvergenz der Medienmarken                       14
1.2.    Erlösmodelle im Internet –
        die gängigsten Erlösformen mit Beispielen                      16

Teil 2: Expertenmeinungen – die Studienergebnisse im Detail            20

        Markterfolg in der digitalen Welt: Die Bedeutung von Web 2.0   20
        Das Mitmach-Web: User-Generated Content und seine Folgen       22
        Marketing und Marke im Web 2.0                                 24
        Medien im Web 2.0: Markenstärkung durch Ergänzungen            26
        Crossmedia: Effizienz durch Medienkonvergenz                   27
        Erlösfelder bei digitalen Medienangeboten                      28
        Personalisierung in der Verbraucheransprache                   31
        Web-2.0-Angebote: Anforderungen an die Leistungswerte          32
        Geschäftsmodelle im Web 2.0: die Risiken                       33
        Marktsättigung für Social Communities?                         34
        Quo vadis, Web 2.0?                                            34

Das Design der Studie                                                  35

Ihre Anprechpartner                                                    35

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Medien und Marken im Web 2.0 - Erlösmodelle für Medien in der digitalen Welt In Kooperation mit
Die Kernergebnisse im Überblick

Die vorliegende Studie befasst sich mit         eigene Erfahrungen mit Produkten und            Marktplätzen oder das Eingehen strategi-
Veränderungen der Medienlandschaft und          Marken einem weiten Kreis von Nutzern           scher Allianzen gewinnen an Bedeutung.
einem veränderten Verbraucherverhalten.         bzw. Verbrauchern zugänglich zu machen.
Sie geht vor allem der Frage nach, inwieweit    Für den Prozess der Markenkommunikation         Die Kapitalisierbarkeit von Angeboten im
sich durch die Digitalisierung der Medien       hat dies Auswirkungen, die in ihrer vollen      Netz, insbesondere die von Web-2.0-Ange-
bzw. durch Weiterentwicklungen im Wachs-        Konsequenz noch längst nicht bekannt sind.      boten, hängt vom Nachweis der werblichen
tumsbereich Internet neue Erlösfelder erge-     Klar ist aber schon jetzt: Dieser Prozess ist   Leistungsfähigkeit ab. Zunehmend lösen
ben – und ob alte Geschäftsmodelle ergänzt      nicht mehr strikt zentralisiert steuerbar.      hierbei qualifizierte Kontakte, sogenannte
werden müssen oder vielleicht sogar vor         Durch den souveränen Verbraucher erhält         „Leads“, aus Sicht der Nachfrager und
der Ablösung stehen.                            er ein – nur wenig beeinflussbares – Gegen-     Reichweiten aus Sicht insbesondere der
                                                gewicht.                                        Online-Vermarkter die Page Impressions als
Die Erlösentwicklung der klassischen Me-                                                        dominierende Größe der „Online-Währung“
dienkanäle ist allgemein leicht rückläufig,     Dennoch sind sich die befragten Experten        ab. Den Page Impressions bleibt künftig
während das Internet als Werbeträger noch       weitgehend einig in der Bewertung: Die          eher die Rolle einer Marketing-Kennzahl,
immer starke jährliche Zuwächse verzeich-       Gesetze der klassischen Markenführung           weniger aber die eines monetarisierbaren
net. Insbesondere im Status des Web 2.0         müssen im Web 2.0 keineswegs grundle-           Leistungskriteriums.
eröffnet die Digitalisierung neue Möglichkei-   gend neu geschrieben werden. Vor allem
ten, einen wechselseitigen Austausch mit        das Vertrauen in die Marke, das diese           Für den Leistungsnachweis digitaler
Nutzern bzw. Kunden zu pflegen. Als Folge       immer wieder neu rechtfertigen muss, ist        Web-2.0-Angebote fehlt in Deutschland ein
dieser Trends entfernt sich der Medien-         und bleibt auch im Web 2.0 von zentraler        wichtiges Maß, das sich in den USA bereits
markt in seinen Erlösmodellen zusehends         Bedeutung, um ein Zielpublikum erfolgreich      erfolgreich etabliert hat, noch völlig: die
vom Modell der Massenkommunikation              ansprechen und nachhaltig erreichen zu          gemessene Nutzungsdauer eines Angebots
mit großer Reichweite und hohen Streu-          können.                                         durch einen User („Use Time“). Hiervon
verlusten – ohne aber darauf verzichten zu                                                      erhoffen sich vor allem die Betreiber von
können.                                         Web-2.0-Angebote stehen dabei im Kontext        Social Communities in Zukunft ein adäqua-
                                                integrierter Markenkommunikation an             tes Abrechnungsmodell.
Dem Marketing verleihen diese Entwicklun-       wichtiger, meist aber nicht an erster Stelle.
gen eine völlig neue Qualität der kunden-       Crossmedialität bzw. Konvergenz in der
individuellen Anpassung. Der sogenannte         Markenführung erlauben es vielmehr, eine        TOP 7: Die sieben wichtigsten Kern-
„Long Tail“ eröffnet Nischenpotenziale          intensivere und direktere Kundenbeziehung       aussagen der Studie
zu vergleichsweise geringen Kosten – und        aufzubauen – wenn es denn gelingt, den
ermöglicht so auch kleineren Anbietern          passenden Kommunikationsmix zu finden.          1. Die Entwicklung nachhaltiger, ökono-
und Werbungtreibenden den Zugang zum                                                               misch ertragreicher Erlösmodelle im
überregionalen, ja weltweiten Kommunika-        Allerdings ist die konkrete Umsetzung              Web 2.0 ist bei den Medienanbietern
tionsmarkt.                                     wirksamer crossmedialer Markenführung              noch in vollem Gang. Einige Erfolgs-
                                                vielfach noch unscharf, die Entwicklung            tendenzen sind inzwischen erkennbar:
Allerdings erreichen Medienangebote mit         ihrer Instrumente bei Weitem noch nicht ab-        Personalisierung von Inhalten und Wer-
personalisierter, individualisierter Verbrau-   geschlossen. Die Möglichkeiten zur Perso-          bung, Kooperationen und Syndication,
cheransprache gegenwärtig bei Weitem            nalisierung, die das Web 2.0 bietet, werden        E-Commerce.
noch nicht das Umsatzniveau reichweiten-        häufig als zusätzliches Erlösfeld neben
basierter Volumenangebote. In den etablier-     der „klassischen“ Online-Bannerwerbung          2. Bei Social Communities liegen die Erlöse
ten Medienunternehmen mit ihren bekann-         gesehen. Moderne Tools zur Kundengewin-            noch immer auf eher niedrigem Niveau.
ten Marken bleiben sie derzeit überwiegend      nung und zur Personalisierung eröffnen hier        Sie stellen derzeit noch keine Alternati-
noch eine Beigabe.                              vielversprechende Optionen zur effiziente-         ve zu den bisherigen Einnahmequellen
                                                ren Werbemittelaussteuerung. Aber auch             großer Medienhäuser dar.
Erheblich an Einfluss gewinnt bei alldem        alternative Erlösquellen wie die Verbindung
der Nutzer von Medien – der Kunde. User-        von Inhalten verschiedener Websites, die        3. Von einzelnen Nischenbereichen
Generated Content bietet die Möglichkeit,       thematische oder regionale Ausweitung von          abgesehen (Erotik, B2B u. a.), bieten

6                                               Medien und Marken im Web 2.0
Medien und Marken im Web 2.0 - Erlösmodelle für Medien in der digitalen Welt In Kooperation mit
Subscriber-Modelle, bei denen Nutzer für
  Premium-Inhalte zahlen müssen, zum
  gegenwärtigen Zeitpunkt keine adäqua-
  te, nachhaltige Erlösperspektive.

4. Personalisierung wird immer wichtiger:
   Behavioural Targeting und eine ange-
   messene Dosierung der Verbraucher-
   ansprache werden künftig die Werbung
   „nach dem Gießkannenprinzip“ ablösen
   – auch wenn derzeit noch die klassische
   Bannerwerbung dominiert.

5. Aber: Bislang wird die personalisierte
   Ansprache von Web-2.0-Angeboten
   noch längst nicht angemessen kapitali-
   siert. Das liegt unter anderem auch am
   Fehlen wichtiger qualitativer Leistungs-
   merkmale, die dazu dienen können, die
   Wertigkeit der personalisierten Werbung
   zu erhöhen. Beispiel: die Use Time von
   Angeboten.

6. Die Grundregeln der Markenführung
   bleiben auch im Umfeld des Web 2.0 gül-
   tig. Allerdings wird die Markenbindung
   kurzlebiger werden. Die Markenführung
   wird nicht mehr allein zentralisiert von
   den Marketingverantwortlichen umge-
   setzt werden können: Aktive „Prosumer“
   werden direkten Einfluss darauf nehmen.

7. In Ergänzung zu bisherigen Medienange-
   boten sind Web-2.0-Applikationen eine
   notwendige zusätzliche Option, um eine
   Marke attraktiv zu erhalten. Sie stellen
   keine Kannibalisierungsgefahr dar.

                                              Medien und Marken im Web 2.0   7
Medien und Marken im Web 2.0 - Erlösmodelle für Medien in der digitalen Welt In Kooperation mit
Teil 1: Medien und Märkte im Wandel

1.1.Die Kernelemente des „Digital Shift“

Rund 20 Jahre nach dem Aufkommen des           Status quo: Internet verbessert sich gegenüber anderen Medien
privaten Rundfunks und Fernsehens Mitte        (Grafik 1)
der 80er-Jahre erlebt die Medien- und
Marketingwirtschaft derzeit einen neuen        100%
fundamentalen Umbruch: Das Internet                                                               Internet       8
                                                              12                15                                                  12
mit seinen neuen Möglichkeiten wird mehr
                                                               3
und mehr zu einem bestimmenden Faktor                                           4               Zeitschriften
                                                               5                                                20
für Mediennutzer, Medienschaffende und          80%                             5                Zeitungen                          20
Medienvermarkter – und damit auch für die
Marketingverantwortlichen in allen Unter-
nehmen der werbungtreibenden Wirtschaft.
                                                60%           38                35                Hörfunk       26
                                                                                                                                    24
Diese Bemühungen spiegeln sich deutlich
in den drei „Megatrends“, die die derzeitige
Umbruchsituation im Medienmarkt prägen.                                                                          6
                                                                                                                                    6
                                                40%

                                                20%           42                42              Fernsehen       40                  38

                                                 0%
                                                               Nutzungsdauer                                         Werbeumsätze
                                                            2006              2007                              2006            2007

                                               Basis: Bevölkerung ab 14 Jahren
                                               Quelle: Timebudet 12/OVK, Datenstand Juli 2007

8                                              Medien und Marken im Web 2.0
Medien und Marken im Web 2.0 - Erlösmodelle für Medien in der digitalen Welt In Kooperation mit
Megatrend 1:

  User-Generated Content (UGC)
  im „Mitmach-Web“

Besonders eine Entwicklung zwingt sowohl       Medienentwicklung
die „Macher“ in den klassischen und den        (Grafik 2)
digitalen Medien als auch die Marketingab-
teilungen der Unternehmen und die Agentu-
ren zu einer grundlegenden Überprüfung                             Von der „One-Way“-Massenkommunikation zur „Interaction by Media“

ihrer Strategien: die Mutation des Internets
in seiner „One-Way“-Ausprägung 1.0 hin                            Früher                                                     Heute
zum Web 2.0. Denn im „Mitmach-Web“ ver-
ändern sich fundamental die Rollen der Ab-                       Monolog
                                                                                                                            Dialog/
                                                                                                                           „Multi-log“
sender medialer Botschaften (Medienpro-
duzenten und Werbeverantwortliche) sowie
der Empfänger dieser Botschaften (Medien-                        Kollektiv                                                 Individuum
nutzer und Adressaten der Werbung). Im
Web 2.0 nehmen die Nutzer zunehmend all
die Möglichkeiten wahr, die ihnen die neue                     Massenware                                                 „Tailor-Made“
interaktiv-digitale Medienwelt bietet: Sie
kommentieren Informationen und Produkte,
sie nehmen an Umfragen teil, sie schicken                    Bedarfsnutzen                                               Zusatznutzen
Meldungen und Produktinfos an ihre Freun-             Deckung der Grundbedürfnisse                                Generierung von „Mehrwert“
de in den „Peergroups“ weiter, sie bloggen,
chatten und stellen eigene Inhalte in die      Quelle: Hubert Burda Media Research
dafür angebotenen Websites ein.

Dieser User-Generated Content, der nicht       „Prosumer“ – und nicht nur als passiv                von TV-Sendern und Automobilkonzernen,
von einem Medienhaus oder einem marken-        aufnehmender Consumer – am Prozess der               von Zeitungs-/Zeitschriftenverlagen und
führenden Unternehmen produziert wurde,        medialen Kommunikation teilnimmt, steht              Telecom-Providern, von Suchmaschinen-
lässt sich von den „Medienprofis“ kaum         im Mittelpunkt unzähliger Bemühungen der             anbietern und den Machern neuer „Social
noch beeinflussen.                             professionellen Anbieter im Medien- und              Communities“.
                                               Marketingbusiness. Ihn zu erreichen, zu
Der neue, souveräne Typus des Medien-          begeistern und für die eigenen Zwecke
nutzers, der als aktiv mitgestaltender         „nutzbar zu machen“ ist das erklärte Ziel

                                               Medien und Marken im Web 2.0                                                                    9
Medien und Marken im Web 2.0 - Erlösmodelle für Medien in der digitalen Welt In Kooperation mit
Megatrend 2:

     Vom Massenmarketing
     zum Kundendialog

Aktuell lässt sich beobachten, dass die klassischen Absatz- bzw. Erlöskanäle in der Medienwirtschaft vielfach stagnieren oder leicht rück-
läufig sind.

Werbeausgaben 2008 nach Mediengruppen

 Bruttowerbevolumen in Above-the-Line-Mediengattungen (Mediengruppen)

                                            Ausgaben Januar–Juli in Tsd. Euro                                            Veränderungen Euro
                                                                                                Veränderungen Euro                                Juli 2008
 Mediengruppe                                                                                                            zum Vorjahr in Prozent
                                                                                                zum Vorjahr in Prozent                            in Tsd. Euro
                                            2008                        2007                                             bereinigt

 Zeitungen                                              3.041.623                   3.026.234                      0,5                      0,5                   368.208

 Publikumszeitschriften                                 2.227.067                   2.267.664                     -1,8                     -2,9                   249.032

 Fachzeitschriften                                        245.975                     252.256                     -2,5                     -2,0                    28.168

 Fernsehen                                              4.855.583                   4.682.070                      3,7                      2,4                   533.258

 Radio                                                    722.630                     737.633                     -2,0                     -3,7                    95.526

 Plakat                                                   441.841                     433.760                      1,9                      1,9                    55.499

 Kino                                                          38.649                  39.825                     -3,0                     -3,0                     3.163

 Above-the-Line-Medien insgesamt                       11.573.369                 11.439.442                       1,2                      0,3                  1.332.854

 Bruttowerbevolumen in den neuen Mediengattungen (Mediengruppen)

                                                                        Ausgaben Januar–Juli in Tsd. Euro
                                                                                                                         Veränderungen Euro       Juli 2008
 Mediengruppe
                                                                                                                         zum Vorjahr in Prozent   in Tsd. Euro
                                                                        2008                    2007

 Werbesendungen*                                                                    2.039.039                      kA                       kA                    239.452

 Internet                                                                             778.160                551.520                      41,1                    108.937

 Fachzeitschriften Transport Media                                                     26.554                  28.870                      -8,0                     3.694

 At-Retail-Media                                                                           kA                      kA                       kA                         kA

 * Im Jahr 2007 wurde das Direct Mail Panel von 5.000 Haushalten auf 10.000 Haushalte aufgestockt. Dadurch ist die Abdeckung von kleineren Aussendungen repräsen-
 tativer und die Varianz ist bei allen Aussendungen gesunken, was zu einer weiteren Verbesserung der Direct Mail Informationen führt. Ein wesentlicher Teil des ausge-
 wiesenen Wachstums im Direct-Mail-Markt ist dementsprechend auf die verbesserte Beobachtung im Medium zurückzuführen und nicht ausschließlich auf ein reelles
 Wachstum. Daher werden ab 2008 keine Vorjahresvergleiche für dieses Medium mehr veröffentlicht. Wir werden Sie selbstverständlich über die weitere Entwicklung auf
 dem Laufenden halten.

 Vergleichszeitraum Direct Mail: 1. Januar bis 31. Juli 2008

Quelle: Nielsen Media Research                                                                                                                                     Tabelle 1

10                                                        Medien und Marken im Web 2.0
Dialogorientierte Angebotsformen, die die        Gesamtausgaben: Response- und Non-Responsewerbung
Möglichkeit zur individualisierten, response-    (Grafik 3)
orientierten Kundenansprache bieten,
gewinnen daher zunehmend an Bedeutung.
Auch in den klassischen Medien spielen sie                       Basis: Unternehmen ab 0,25 Mio. Euro Jahresumsatz (Angaben in Mrd. Euro)

mittlerweile eine zentrale Rolle: Ein Großteil
der aktuellen Werbekampagnen enthält                 Sonstiges Direktmarketing                                              Klassik*
bereits heute Responseelemente.                      Faxwerbung, Kinowerbung mit                                            TV-Werbung, Funkwerbung,
                                                     Response, Promotionaktionen,                                           Anzeigenwerbung, Beilagen-
                                                     Kundenzeitschriften, Messen,                                           werbung, Plakat- und Außen-
                                                     Mobile Marketing, Couponing             18,0           20,9            werbung, Kinowerbung

                                                                                                                            * Ohne Response-Anteil

                                                     Direktmarketing/Dialogmedien                                  5,1
                                                     Vollständig adressierte Werbe-
                                                                                                    27,6                    Klassik mit Response
                                                     sendungen, teil- und unadressierte
                                                     Werbesendungen, aktives Telefon-                                       Anzeigenwerbung mit
                                                     marketing, passives Telefonmarketing,                                  Response, Beilagenwerbung
                                                     E-Mail-Marketing, interner (Aufbau                                     mit Response, Plakat- und
                                                     und Pflege der Homepage, Such-                                         Außenwerbung mit Response,
                                                     maschinen), Bannerwerbung                                              TV-Werbung mit Response,
                                                                                                                            Funkwerbung mit Response
                                                                                    Gesamtausgaben 2007: 71,6 Mrd. Euro

                                                                                    Direktmarketing 2007: 32,7 Mrd. Euro

                                                 Quelle: MRSC/IPSOS 2008 © Deutsche Post

                                                 Medien und Marken im Web 2.0                                                                         11
Die individualisierte Verbraucheransprache    Erlöspotenziale im Web 2.0: the „Long Tail“
wird zunehmend zum relevanten Wettbe-         (Grafik 4)
werbsfaktor für die werbungtreibenden
Unternehmen – und somit ein zentrales
Erlösfeld für die Medien- und Kommunika-
tionswirtschaft. Hier zeigt sich ein Kenn-       Popularität
zeichen reifer Märkte: Nach Deckung des
Grund- bzw. Bedarfsnutzens sind Erträge
häufig nur noch über Zusatzangebote bzw.
Zusatznutzen steigerbar.

Um einen solchen Zusatznutzen stiften
zu können, wird es zunehmend erforder-                                          Long Tail
lich, auf die individuellen Bedürfnisse der
Verbraucher einzugehen. Die Digitalisierung
der Medien, wie sie vor allem das Inter-
net bietet, ermöglicht diese individuelle
Verbraucheransprache. Sie erlaubt es, auch                                            Produkte
kleine Zielgruppen wirksam anzusprechen.
Damit eröffnen die digitalen Medien das
Feld „Werbung“ auch für jene Anbieter, die
sich den Einstieg in klassische Werbung       dass in vielen Branchen die Angebotsvielfalt       andere, kostengünstig vorgehalten werden.
bislang nicht leisten konnten oder wollten.   erheblich eingeschränkt wurde: Nach dem            Sie werden von so wenigen Kunden nach-
                                              „Aldi-Prinzip“ konzentrieren sich die Anbie-       gefragt, dass sie im stationären Handel gar
Im Zusammenhang mit Web 2.0 sprechen          ter nur auf wenige Top-Seller.                     nicht geführt werden.
Anbieter häufig von der Nutzbarkeit des
„Long Tail“. Dieser Begriff bezeichnet        War der „Long Tail“ der Produkte und               Dies kommt dem Trend einer Individualisie-
die große Mehrzahl der Produkte und           Dienstleistungen aus Kosten-Nutzen-Grün-           rung von Verbraucherwünschen sehr ent-
Dienstleistungen, die nur von einer ver-      den bislang für viele Anbieter unattraktiv,        gegen und eröffnet neue Möglichkeiten der
gleichsweise geringen Anzahl von Kunden       so erhält er in Zeiten reifer Märkte durch         Erlösgenerierung durch Transaktion. Die
nachgefragt werden – und daher, dem           Web 2.0 eine ganz neue, zunehmend wichti-          Digitalisierung erlaubt zudem den ortsun-
„Pareto-Prinzip“ folgend, von vielen Anbie-   ge Bedeutung. Bedingt durch vergleichswei-         gebundenen Zugang sowie die Nutzung von
tern entweder gar nicht oder zeitlich nicht   se günstige, leistungsstarke Server-Kapazi-        Informationen über mobile Endgeräte.
lange vorgehalten werden. Diese Grundre-      täten können „online“ bestimmte Angebote,
gel der „Old Economy“ hat dazu geführt,       z. B. Musik, Filme, Druck-Services oder

12                                            Medien und Marken im Web 2.0
Im Web 2.0 bieten dialogorientierte Internet-   Brutto-Werbeumsätze nach Gattungskategorien
angebote wie z. B. Social Communities die       Social Communities mit höchsten Zuwachsraten
Möglichkeit, in einen besonders intensiven      (Grafik 5)
Kundenkontakt zu treten. Der Vergleich der
aktuellen Wachstumsraten lässt vermuten,                                   Brutto-Werbeumsätze in Mio. € von 1–7/2007 vs. 1–7/2008

dass hier ein Erlösmodell für die Zukunft                    1–7/2007
liegt – auch wenn die absoluten Umsätze                                                                                                 386,2
                                                             1–7/2008
derzeit noch von geringer Bedeutung sind.
                                                                                                                              333,9

                                                                                                                                      % +25%
                                                                           %                         0%                        +16
                                                                     +26                          +24

                                                                           81,7
                                                                    65,1
                                                                                                          55,3

                                                                                                  16,3

                                                                 Destination Sites            Social Communities                     Portal

                                                Quelle: Nielsen Media Research

                                                Medien und Marken im Web 2.0                                                                    13
Megatrend 3:

     Konvergenz der
     Medienmarken

Zielgruppen zersplittern, thematische                 Komplexe Lebens- bzw. Erwerbsbiografien:
Bindungen sind von immer kürzerer                     das Modell der biografischen Lebenswelten
Dauer. Unsere Gesellschaft ist zunehmend              (Grafik 6)
gekennzeichnet durch „Multi-Optionalität“:
                                                                     Ausbildung                     Erwerbs-/Hausarbeit                     Ruhestand
Menschen haben immer komplexere Le-
                                             Lebenslage

bensentwürfe und Erwerbsbiografien, die
                                                             Hohe Änderungsdynamik                                                Geringe Änderungsdynamik
sie im Lauf ihres Lebens vor ständig neue
Herausforderungen stellen – und vor neue
Chancen.
                                                                                                 Junge     Mittleres      Haus-
                                                                                                  Top       Alter        frauen   Ältere     Ältere
                                                                                                             Top           Top    Männer     Frauen
                                                                           Studie-                 5%         8%           7%
                                                                            rende                                                 Mittel-    Mittel-
                                                                                                                                  schicht    schicht
                                                                             4%
                                                              Jugend-                            Junge     Mittleres      Haus-     5%         5%        Allein-
                                                               liche                             Mitte      Alter        frauen                         stehende
                                                                                                            Mitte         Mitte                           Ältere
                                                                8%                                 7%       10 %          11 %    Arbeiter- Arbeiter-      5%
                                                                                                                                   schicht   schicht

                                                                                                     Männer           Frauen        5%         4%
                                                                                                     einfache        einfache
                                                                                                     Lebens-         Lebens-
                                                                                                       lage            lage
                                                                                                        7%              7%

                                                                                                                                                    Lebensphasen

                                                                     Socialising                           Homing                           Cocooning

                                                      Quelle: Hubert Burda Media Reserach, nach Professor Kleining

14                                                    Medien und Marken im Web 2.0
Paradoxerweise führt diese Zersplitterung       Vertikalisierung bei Medienmarken
zu einem Zusammenwachsen, einem                 Verbindung Medienqualitäten – Kundennutzen
„Bundling“ von Medienangeboten – mit            (Grafik 7)
dem Ziel, dieser „Atomisierung“ zum Trotz                                                   Inserentenmarke
auch in Zukunft Skaleneffekte erzielen zu
können. In der Verbraucherkommunikation                   Medienangebote                                      Ziel Marken-
                                                                                                              kommunikation
stellen sich Werbungtreibende auf mobile
Zielgruppen ein: Angesichts einer wach-                   Events, Online communities            Customising   Loyalty,
                                                                                                              Cross Selling
senden Zahl konkurrierender Angebote
und einer damit verbundenen steigenden
                                                          Direktmarketing, Below the Line                     Response,
Reizüberflutung lässt sich Markenbindung                  Kundenzeitschriften,                   Targeting    Kaufimpuls,
nur noch durch intensive kommunikative                    Supplements,                                        Aufforderung
                                                          Internet
Ansprache „auf allen Kanälen“ erzielen.
Erfolgreiche Medialösungen bedienen dabei                 Publikumszeitschriften,               Mass Market   Bekanntheit, Image
Anforderungen an integrierte Kommunika-                   Internet, TV, Hörfunk
tion.

                                                       +
Starke Medienmarken dienen den Nutzern                                                          Medienmarke
                                                                 Zunahme vertikaler
als Navigatoren rund um ihre Kompetenz-                          Integration
felder. Sie bieten ihnen Orientierung über                       = höhere Wertschöpfung
alle medialen Ausdrucksformen hinweg: als                        pro Kontakt
Zeitungs-/Zeitschriftenmarke mit „Brand
                                                Quelle: Hubert Burda Media Research
Extensions“ im TV und Internet (FAZ,
Süddeutsche, Bild, Focus, Wirtschaftswoche
u. a.) ebenso wie als TV-Sender mit starker     Medienmarke um und wechseln die Kanäle
Online-Präsenz (RTL, ProSieben, ARD, ZDF        je nach aktueller Situation: Sie lesen „ihre“
u. a.) oder als Internet-Marktplatz mit eige-   Zeitschrift zur grundlegenden Orientierung,
ner Kundenzeitschrift (amazon.de u. a.).        nutzen deren Website, um sich über aktuelle
                                                Ereignisse zu informieren, und holen sich
Die Nutzer allerdings sind längst keine         Kurzinfos via Handy oder PDA, wenn sie un-
passiven Rezipienten von Kommunika-             terwegs sind. Starke Medienmarken müssen
tionsbotschaften mehr: Sie nutzen „ihre“        daher medienübergreifend Kontaktpunkte
Medienmarke, um Themen zu vertiefen, den        bieten, um für ihre Kunden – ob Leser, Zu-
Dialog zu suchen und – zumindest tempo-         schauer oder Online-Nutzer – als „Trusted
rär – Gemeinschaften (Communities) zu           Media Brand“ jederzeit und überall auf der
bilden. Dabei gehen sie spielerisch mit der     Welt verfügbar zu sein.

                                                Medien und Marken im Web 2.0                                                  15
1.2.Erlösmodelle im Internet –
die gängigsten Erlösformen mit Beispielen

Vier grundlegende Formen der Vermark-
                                               Erlösform                     Ausprägungen                    Beispiele
tung sind es, mit denen die Produzenten
und Vermarkter von Websites gegenwärtig        Werbung                       Reichweite                      Display Ads
versuchen, aus dem immensen Aufwand,
den sie in ihre Online-Angebote stecken,                                     Targeting                       glam.com, gofeminin.com

ihrerseits wieder Einnahmen zu erzielen:
                                               Search                                                        google.com
Werbung, bezahlte Inhalte, Transaktionen
und die Vermarktung des Ergebnis-Ran-          Transaktionen                 Marktplatz                      ebay.com
kings in Suchmaschinen. Daneben gewinnt
                                                                                                             amazon.com, burdastyle.com,
auch die Vermarktung über Partner-Netz-                                      Handels-/Vertriebsplattformen
                                                                                                             hallohund.de
werke (Affiliate Networks) an Boden. Die
Finanzierung über anderswo erhobene            Subscriber/Paid Content       Abo von Inhalten/on Demand      lynda.com
Teilnehmergebühren spielt nur bei den
                                                                             Mitgliedschaften                xing.com
Websites öffentlich-rechtlicher TV-Anbieter
eine (untergeordnete) Rolle.                                                                                                           Tabelle 2

Wie bei den herkömmlichen Medien werden       über die Bannerwerbung erzielen, daneben
diese grundsätzlichen Erlösmodelle de         aber durchaus auch Erlöse aus dem Verkauf
facto auch in jeder beliebigen Kombina-       archivierter Inhalte zu erzielen versuchen.
tion eingesetzt. So verkaufen die Anbieter    Und natürlich verzichten auch die Anbie-
von Suchmaschinen auf ihren Sites auch        ter lupenreiner Transaktionsdienste wie
klassische Bannerwerbung, während die         Amazon oder eBay nicht auf die Zusatz-
„Destination Websites“ großer Medienmar-      einnahmen aus der gezielten Platzierung
ken zwar den Löwenanteil ihrer Einnahmen      unterschiedlichster Werbebanner.

16                                            Medien und Marken im Web 2.0
Werbung
Die nach wie vor gängigste Werbeform im
Internet ist das Werbebanner, mittlerweile
ergänzt um Formate wie Layer, Skyscraper,
Rectangles, Video-Ads u. a. Über Mess-
größen wie Page Impressions und Unique
User wird der Erfolg einer Website, also
Zugriffe und Reichweite, ermittelt. Die
gemessene Reichweite als Grundlage für
die Erlösgenerierung durch Werbung gibt
an, wie viele Personen einer Zielgruppe zu
einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem
bestimmten Zeitraum Kontakt mit dem          Das zielgruppenspezifische Targeting bietet      Glam verfolgt in Bezug auf Werbekunden
Werbemittel hatten. Sie gibt den Werbekun-   genauere Möglichkeiten, Zielgruppen im           das Ziel, Unternehmen aus dem Premium-
den Aufschluss über die Wirtschaftlichkeit   Internet ohne nennenswerte Streuverluste         markensegment einen neuen Zugang
der Site.                                    zu erreichen. Dabei kann man zwischen            zu Online-Reichweiten und Zielgruppen-
                                             Targeting nach technografischen, geogra-         Targeting zu bieten. Glam Media hat 2008
 Eine Werbeform mit zunehmender              fischen, zeitlichen, soziodemografischen         Glam Evolution entwickelt – eine Plattform
 Bedeutung sind Display Ads: Hier wird       Merkmalen oder nach Affinitäten oder             für „primetime placement und vertical
 Onlinewerbung auf Webseiten mit ziel-       Milieus unterscheiden.                           targeting brand engagement advertising“.
 gruppenorientiertem Inhalt geschaltet.                                                       Über diese Plattform können die Werbung-
 Diese Werbung kann vom Format her           Beim Behavioural Targeting hängt das Ein-        treibenden das gewünschte Publikum sehr
 vielschichtig sein und reicht von simplen   blenden der Werbung direkt vom aktuellen         gezielt ansprechen.
 Textanzeigen über Banner und Flashani-      Surfverhalten der User ab. Einen Schritt
 mationen bis hin zu Video- und Gadget       weiter geht das Predictive Targeting: Hier       In Bezug auf die Wirksamkeit von Targeting
 Ads. Die Abrechnung bei Display Ads ist     werden die Echtzeit-Onlinenutzungsdaten          ist nun eine multidimensionale Untersu-
 anbieter- bzw. positionsabhängig und        der User zusätzlich mit Daten kombiniert,        chung möglich. Die Plattformen verwenden
 reicht von Cost-per-Impression (klassi-     die aus der Befragung registrierter User-        soziodemografische Aspekte, beobachten
 sche TKP-Kampagnen) über Cost-per-          gruppen gewonnen wurden. Diese Methode           Einstellungen und Interessen der User, stel-
 Click bis hin zu Cost-per-Action.           soll helfen, die Streuverluste weiter zu         len fest, welche Seiten die User aufsuchen,
                                             minimieren. Eine spezielle Form des Targe-       welche Suchbegriffe sie verwenden und wie
 Die Auslieferung der Display Ads kann       tings stellt das Geo-Targeting dar. Bei dieser   ihr grundsätzliches Verhalten im Netz ist.
 auf einer gesamten Website oder aber        Variante werden IP-Adressen ihrer geo-           Im Prime Targeting Ranking werden unun-
 auf einer Reihe von Unterseiten auf         grafischen Herkunft zugeordnet. Dadurch          terbrochen die wichtigen Ergebnisse von
 dieser Website erfolgen. Es kann auch       kann national, ja sogar regional spezifische     „Prime Placement“ und „Vertical Targeting“
 ein bestimmter Anzeigenblock auf einer      Werbung eingeblendet werden. Das Integra-        aufgezeichnet, um den Anzeigenkunden die
 oder mehreren Seiten gebucht werden.        ted Targeting vereint alle Methoden des          höchste Werbewirkung zu garantieren.
 Beispielsweise könnte ein Display Ad        Targetings, integriert Marktforschungs- und
 ausschließlich für die Nachrichtenseiten    kundenspezifische Daten und ermöglicht
 der Website einer Zeitung bestimmt sein,    flexible Einsatzoptionen.
 für das Kinoprogramm einer Film-Web-
 site oder ein bestimmter Anzeigenblock      Diesen Weg sind die Portale „Glam“ und
 befindet sich immer an derselben Stelle     „gofeminin“ gegangen. Beide sind erfolg-
 in einem politischen Blog oder auf einer    reiche Frauenportale im Netz und enthalten
 bestimmten Unterseite.                      Themen wie Mode, Stars, Gesundheit und
                                             Wellness.

                                             Medien und Marken im Web 2.0                                                               17
Suchwortvermarktung
Das Modell der Suchwortvermarktung baut
im Grundsatz darauf auf, dass Werbungtrei-
bende ihre Angebote möglichst prominent,
d. h. weit oben in der Liste der Sucher-
gebnisse, sehen möchten. Das Prinzip: Je
prominenter das Ranking, desto höher der
Preis.

Ein gutes Beispiel, wie verschiedene Formen
des Suchmaschinenmarketings funktio-
nieren können, ist Google. Der weltweite
Marktführer finanziert seine Suchmaschine
zum größten Teil mit Werbung. Der Vorteil
für den User ist, dass er für seine Suchan-
frage nichts bezahlen muss. Dafür muss er
die zielgerichtete Werbung auf den Ergeb-
nisseiten in Kauf nehmen.

Ein modifiziertes Werbekonzept sind die
Adwords: Auf der Ergebnisseite zu einem
eingegebenen Suchbegriff erscheint die
„passende“ Werbung. Die Abrechnung er-
folgt voll automatisiert: Bei jedem Klick wird
dem Werbekunden Geld von seinem vorher
festgelegten Budget abgezogen. Ist dieses        als eine Art virtueller Marktplatz, auf dem   Content mit nutzergenerierten Inhalten. Mit
aufgebraucht, erscheint die Anzeige bei der      Anbieter ihre Produkte anbieten, die von      Web-2.0-Features wie Bildern und Videos,
nächsten Anfrage nicht mehr. Yahoo geht in       Interessenten ersteigert werden können.       Testing- und Ratingmöglichkeiten sowie mit
diesem Punkt den gleichen Weg.                   Dafür nimmt eBay eine Vermittlungsgebühr,     Socialising- und Service-Schwerpunkten
                                                 um das Portal zu finanzieren. Amazon, eine    kann der Hundefreund das Portal perso-
Ein weiteres Angebot ist Google AdSense.         der größten Handels- und Vertriebsplatt-      nalisieren und individualisieren. In der
Dieses Tool ist für Content-Seiten interes-      formen im Netz, erhält für jedes umge-        Vermarktung gibt es Kooperationen, z. B.
sant. Es durchsucht den Content der Seite        setzte Produkt einen prozentualen Anteil.     mit dem Partner Masterfoods. Zudem wird
und stellt Anzeigen zur Verfügung, die dazu      Nach demselben Erlösprinzip agieren die       eine gemeinsame E-Commerce-Plattform
passen. Damit soll erreicht werden, dass         Websites der meisten Fluglinien, Reisever-    mit Zooplus betrieben. Die exakte Ausrich-
der User die Werbung nicht als störend,          mittler und der Anbieter aus vielen anderen   tung der Community auf strikt themenaf-
sondern als nützlich empfindet. Mittlerweile     Branchen.                                     fine Nutzer ermöglicht eine punktgenaue
verkauft Google seine Suchmaschinen-                                                           Zielgruppenvermarktung anstatt einer breit
technologie auch an andere Anbieter. Für         Die Community burdastyle.com etwa ist         gestreuten Reichweitenvermarktung.
Unternehmen bietet Google zudem Hard-            im englischen Sprachraum aktiv. Sie zielt
und Softwarelösungen an, um Datenbanken          auf alle „Netties“, die nicht auf Mode „von   Subscriber/Paid Content
zu verwalten.                                    der Stange“ zurückgreifen, sondern ihre       Eine weitere Form, um Erlöse zu generie-
                                                 eigenen Kleidungsstücke nähen wollen. Die     ren, sind Subscriber- bzw. Paid-Content-
Transaktion/E-Commerce                           angebotenen Schnittmuster sind gegen ein      Modelle: Der Anbieter verlangt vom
Neben der klassischen Werbung werden             Entgelt zu bekommen.                          Nutzer Geld für seine Inhalte in Form eines
Web-2.0-Angebote heute auch mithilfe di-                                                       Abonnements oder punktueller Zahlungen
rekt ausgeführter Transaktionen finanziert.      Die Hunde-Community „hallo Hund“              für angeforderte Einheiten – und verzichtet
eBay beispielsweise fungiert im Internet         kombiniert professionellen redaktionellen     dafür auf Werbung. Ein solches Modell funk-

18                                               Medien und Marken im Web 2.0
tioniert nur, wenn es sich um ein besonders
gutes oder einzigartiges Angebot handelt:
Erfahrungsgemäß sind die User nur unter
dieser Voraussetzung bereit, wirklich Geld
zu investieren.

Ein Beispiel für einen solchen Anbieter ist
lynda.com, eine Plattform im Internet, die
Schulungsmaterial im kreativen Arbeits-
bereich vertreibt. Die verschiedenen
Trainingsangebote werden in Form eines
Subscriber-Modells an die Kunden verkauft.
Neben Lehrbüchern bietet lynda.com prak-
tische Trainingsprogramme, eine Online-
Bibliothek und auf CD oder DVD basierte
Trainingseinheiten. Das Portfolio beinhaltet
Kurse zu Flash, Photoshop oder auch zu
digitaler Fotografie.

Ein weiteres Erlösmodell verfolgt die
Netzwerkplattform Xing durch ein Business-
Kontaktmanagement zwischen Ansprech-
partnern vieler Unternehmen bzw. Orga-
nisationen. Geld verdient wird dabei vor
allem über Clubbeiträge bei Premiummit-
gliedschaft, über die etwa ein Zehntel der
Teilnehmer verfügen. Die Kontakte erfolgen
exklusiv über die Netzwerkplattform, was
eine intensivere Bindung an das Netzwerk
unterstützt. Als Beispiel für ein weiteres
Erlösmodell kann der Community-Anbieter
Ning genannt werden. Dieser verzichtet
nicht auf Erlöse durch Werbung. Daneben
kann jeder Benutzer eine eigene Commu-
nity starten und wird somit zum „Subun-
ternehmer“. Seine eigene Subdomain oder
aber ein gezieltes Ausblenden von Werbung
werden separat berechnet. Der Ning-
„Partner“ kann folglich selbst entscheiden,
welche Dienstleistungen er in Anspruch
nehmen bzw. welchen Betrag er dafür inves-
tieren möchte.

                                               Medien und Marken im Web 2.0   19
Teil 2: Expertenmeinungen –
die Studienergebnisse im Detail

Markterfolg in der digitalen Welt: die Bedeutung von Web 2.0

In der Ausprägung „Web 2.0“ hat das            Rolle des Web 2.0 im Marketing und in der Generierung
Internet heute ein Stadium erreicht, in        von Erlösen
dem es als Mediengattung direkt gegen die      (Grafik 8)
klassischen Medien antritt – als Informa-
tions- und Unterhaltsplattform ebenso wie
                                                                  –                                                             +
als Werbeträger. Diese „Normalisierung“
                                                                                                                                „Bietet
in der Bewertung der aktuellen Bedeutung                                                 Die Entwicklungen               ungeahnte Chancen“
von Web 2.0 spiegelt sich in den Antworten                                            werden nur beobachtet,         Betreiber Social Communities
                                                                                          aber „mit großer
der befragten Experten wider: Die Euphorie                                               Aufmerksamkeit.“               „Expand your Brand“
der Anfangsjahre ist einer eher nüchternen                                             Film-, TV-Produktionen                 Verlage
Einschätzung der Chancen und Risiken
gewichen.                                                                                                                 „Die klassischen
                                                                                                                      Printmarken oder deren
                                                                                                                      Ableger wachsen 10 bis
Dabei hat das Thema „Web 2.0“ für die                                                „Mittel zum Zweck“               20 % pro Jahr, aber die
Verantwortlichen in verschiedenen Positio-                                               Vermarkter                     Mitmach-Angebote
                                                                                                                     wachsen deutlich stärker.“
nen der Branche ein völlig unterschiedliches                                                                                  Verlage
Gewicht. Denn der Blickwinkel verändert
sich – abhängig davon, ob der Befragte für                                                  „Wir beobachten,         Reichweiten-     Generierung
                                                                                                                      erhöhung       weiterer Erlöse
die Produktion von Medieninhalten, für                                                     wie über die Marke                          Branchen-
                                                                                          gesprochen wird, was        Branchen-
deren Vermarktung, für das Beteiligungs-                                                                             übergreifend     übergreifend
                                                                                       über die Marke gesprochen
management eines Verlagshauses oder für                                                wird – das hat eine gewisse
                                                                                         Monotoring-Funktion.“                  Kundenbindung
die Markenkommunikation eines großen                                                                                              Branchen-
                                                                                            Automobilbranche
werbungtreibenden Unternehmens verant-                                                                                           übergreifend
wortlich ist.
                                               Quelle: Hubert Burda Media Research
So verwundert es nicht, dass Märkte
und Marktentwicklungen teilweise recht
unterschiedlich beurteilt werden. Auffällig
allerdings: Als wirklich bedeutungslos für
das eigene berufliche Umfeld schätzte
keiner der Befragten das Thema „Web 2.0“
ein – ein Ergebnis, das noch vor nicht allzu
langer Zeit deutlich anders hätte ausfallen
können.

20                                             Medien und Marken im Web 2.0
Die Betreiber von Social Communities,         Viele Angebote, die derzeit unter dem Stich-
deren Geschäftsmodell auf Web 2.0             wort Web-2.0 auf den Markt kommen, sind
basiert, betonen – wenig überraschend –       im Grunde „natürliche“ Weiterentwickun-
die ungeahnten Chancen, die ihnen der         gen der Medien. So sind die Medienkanäle
„Digital Shift“ heute bietet. Vertreter der   seit einigen Jahren technisch aufeinander
„Old Media Economy“, etwa aus Film- und       zugegangen – und heute lässt sich das so-
TV-Produktion, verfolgen die Entwick-         genannte Triple Play realisieren, also ein
lung momentan zwar noch distanzierter,        Zusammenspiel von Fernsehen, Internet
aber mit durchaus großem Interesse. Ein       und Telefon. Ein Verlagsvertreter ordnet
Gesprächspartner aus der Markenkommu-         das Thema in einen zeitlichen Zusammen-
nikation eines großen Automobilkonzerns       hang ein:
sieht den zentralen Vorzug vor allem in der
ungetrübten Sicht auf den Verbraucher und     „Heute funktionieren die multimedialen
dessen Meinung.                               Modelle von vor sechs oder sieben Jahren
                                              auch auf der technischen Ebene. Die Ideen
„Wir beobachten, was und vor allem wie        waren damals schon da – aber die tech-
über unsere Marke gesprochen wird. Das        nischen Möglichkeiten haben noch nicht
hat eine gewisse Monitoring-Funktion!“        ausgereicht“.

Für TV-Sender ist ein Engagement im Be-       Bei aller Begeisterung für die technischen
reich Web 2.0 aufgrund der möglichen Port-    Fortschritte bleiben die Befragten realis-
folioerweiterung durch Video-Communities      tisch: Web 2.0 und alle darin bisher verfolg-
unabdingbar. Medienvermarkter sehen im        ten Erlöswege, so betonen sie, entsprechen
Web 2.0 die Möglichkeit, neue Zielgruppen     momentan bei Weitem nicht den Umsatz-
zu erreichen und entsprechende Erlöse zu      größen klassischer, überwiegend reichwei-
erzielen.                                     tenbasierter Vermarktungsmodelle.

 „Nach Durchsicht unseres Portfolios ist
für Printableger im Internet von Wachs-
tumsraten zwischen zehn und 20 Prozent
auszugehen. Mitmach-Angebote aber
wachsen aktuell noch schneller.“

                                              Medien und Marken im Web 2.0                    21
Das Mitmach-Web: User-Generated Content und seine Folgen

Bei der Beurteilung von User-Generated       UGC und Markenkern: Chancen und Risiken
Content und seinen Auswirkungen auf Me-      (Grafik 9)
dien und Marken scheiden sich die Geister:
UGC, so die gebräuchliche Abkürzung, ist
für die befragten Unternehmensvertreter
                                                                –                                                                  +
Fluch und Segen zugleich.                                              „Gefahr von
                                                                        Copyright-         „User-Generated
                                                                      Verletzungen“           content ist                     „Mehr Chancen
Community-basierte Websites beruhen in                                   Betreiber         Fluch und Segen                     als Risiken“
ihrer Grundidee auf den Eigenaktivitäten                            Social Communities        zugleich.“                         Operator
                                                                                            Medienkonzern
ihrer Mitglieder – und setzen darauf, von
dieser neuen Form des Medienangebots                   Probleme der                Klassische Werbung
                                                       Urheberrechte            wird „ohnehin nicht mehr
auch ökonomisch auf Dauer leben zu                     Betreiber Social                akzeptiert“.
können.                                                 Communities            Betreiber Social Communities           „Die Etablierung eigener
                                                                                                                       Sub-Brands, die durch
                                                                             „UGC ist ein ernst zu nehmender
                                                                                                                        Community-Nutzer
                                                                               Konkurrent zur Werbung.“
 „Die Marke ist selbst zu einem Biotop                                               Betreiber Social
                                                                                                                   geführt werden, führt zu einer
                                                                                                                   Ausbreitung der Community.“
geworden. Sie entwickelt sich durch die                 „Kontrollverlust“
                                                                                       Communities
                                                                                                                          Betreiber Social
Möglichkeit der Open Source – das ist                    Tageszeitungen                                                     Communities
richtig gut!“                                                                                  „Es gibt auch den
                                                                                          erfolgreichen Einzelakteur.
                                                              „Den Betrieb eines         Aber das werden immer nur
Für Medienmarken bieten stark genutzte                    Social Networks würde ich        eine Handvoll sein, die so
UGC-Aktivitäten die Möglichkeit, authenti-                als hochgradiges Risiko für    exzellent sind, dass Sie sich
                                                            die Marke bezeichnen.“            absetzen können.“
sche Einzelmarken und eventuell ganz neue                       Betreiber Social              Mediendachverband
„Sub-Brands“ zu schaffen.                                        Communities

                                             Quelle: Hubert Burda Media Research

                                              Beispiele für die Bildung von Sub-Brands aus dem Bereich der Social Communities:

                                              In einer regionalen Social Community schaffte es ein einziger Blogger, eine eigene Fan-
                                              gemeinde von über 3.000 Personen zu versammeln. Da die Fangemeinde ihrerseits Traffic
                                              generiert, trägt der Blog dazu bei, das Netz der Community-Brand immer weiter auszu-
                                              breiten. Auf diese Weise wird eine Medienmarke für den Nutzer immer transparenter.

                                              Die US-Tageszeitung „New York Times“ geht auf ihrer Website sogar noch einen Schritt
                                              weiter: Bestimmte „Super-Blogger“, die die Attraktivität ihrer Beiträge für relevante
                                              Lesergruppen bereits nachgewiesen haben, werden für aufmerksamkeitsstarke Beiträ-
                                              ge auf einem eigens dafür eingerichteten „User-Generated Portal“ von der Redaktion
                                              bezahlt.

22                                           Medien und Marken im Web 2.0
Ein Teil der befragten Experten nimmt UGC       aber die sogenannten „Edelgruppen“ haben
als natürliche, unverfälschte Ausdrucksform     zu einer wesentlich stärkeren Bindung der
des Kunden wahr, der klassische Werbung         Mitglieder an die Marke geführt, die mit
„ohnehin nicht mehr akzeptiert“, wie es         einem einfachen Banner nie zu erreichen
ein Interviewpartner ausdrückt. In dieser       gewesen wäre.
Schärfe bleibt dies zwar eine Einzelmei-
nung, dennoch ist UGC für Marketingver-         Ein Verlagsvertreter wäre jederzeit bereit,
antwortliche zweifellos eine authentische       UGC in seine Printmedien einfließen zu
Form, um Einblicke in die Wahrnehmung           lassen:
des Kunden zu den eigenen Marken und
Produkten zu gewinnen. Kundenreaktionen         „Wenn die User ‚Good News‘ lesen wollen,
auf Web-Foren könnten nach Einschätzung         könnte es dazu führen, dass man eben eine
einiger Gesprächspartner durchaus zu ei-        Seite nur mit ‚Good News‘ macht.“
nem festen Bestandteil der Markenführung
werbungtreibender Unternehmen werden            Neue Chancen für die Marke durch mehr
– und damit zu einem ernst zu nehmenden         Nähe zum Endverbraucher und mehr Trans-
Konkurrenten zur klassischen, unterneh-         parenz sieht auch ein Medienmanager. Das
mensgesteuerten Werbung.                        positive Szenario, das er zeichnet, setzt für
                                                ihn aber zwingend voraus, dass die Medien-
„Fluch und Segen zugleich“: An kaum einer       marke ein gewisses Maß an journalistischer
anderen Stelle tritt die Gültigkeit dieser      und inhaltlicher Qualität bietet. Die Frage,
bereits zitierten Einschätzung zu User-Ge-      ob es der UGC-Akteur, also der Blogger oder
nerated Content so deutlich zutage wie hier.    Forenteilnehmer, oder aber die Medien-
Einerseits sind ungefilterte Meinungsäuße-      marke ist, die letztlich den Markenerfolg
rungen von Kunden in Community Sites und        ausmacht, lässt sich seiner Meinung nach
User-Foren zu Produkten und Marken von          noch nicht klar beantworten.
einer kaum zu überbietenden Authentizität
und Glaubwürdigkeit. Andererseits aber          „Interaktion“ ist auch hier das entscheidende
stellt produktbezogener UGC im Web jeden        Stichwort. Ein Verlagsvertreter weist expli-
Markenverantwortlichen vor ein gefürchte-       zit auf die Wechselwirkung zwischen Marke
tes Problem: Die Kundenäußerungen lassen        und Kunde hin: „Die Zielgruppe prägt
sich nicht in gewohnter Weise steuern –         entscheidend das Image einer Community-
und können die Markenpflege daher recht         Marke. StudiVZ beispielsweise ist geprägt
schnell zu einem unkalkulierbaren Risikofak-    durch die Studenten selbst. Denen geht es
tor werden lassen.                              in erster Linie um die Community – also um
                                                das Wissen: Dort treffe ich andere Studen-
Doch auch hier sehen vor allem Community-       ten.“
Portale eher Chancen als Risiken. Ein gängi-
ges Instrument sind von Firmen gesponser-       Deutlich mehr Fluch als Segen jedoch sehen
te Diskussionsgruppen, in die Inhalte gezielt   die Experten im Zusammenhang mit UGC
eingestellt und von ausgewählten Communi-       bei der Frage der Urheberrechte. Die weit-
ty-Mitgliedern anschließend diskutiert wer-     verbreiteten Copyright-Verletzungen in den
den. Zwar mussten die Firmen den Umgang         von Kunden erzeugten Inhalten werden als
mit diesem neuen Instrument erst lernen,        ernsthafte Gefahr wahrgenommen.
da das Gesagte nicht immer positiv ausfällt,

                                                Medien und Marken im Web 2.0                    23
Marketing und Marke im Web 2.0

Markenführung in der digitalen Welt muss         Web 2.0: Besonderheiten bei der Markenführung
sich – so die einhellige Meinung aller Befrag-   (Grafik 10)
ten – erheblich veränderten Rahmenbedin-
gungen und Anforderungen stellen. Für die
Markenverantwortlichen bietet der „Digital
                                                                    –                                                                   +
Shift“ einerseits neue, faszinierende Mög-                           „Der Marketing-
                                                                aufwand hat sich erhöht.“
lichkeiten. Andererseits aber wirft er auch                           Betreiber Social     „… ein Umdenken in den                Es gelten im Web 2.0
neue Fragestellungen und Aufgaben auf, die                              Communities         Verlagen ist unbedingt              dieselben Gesetze der
                                                                                                                                Markenführung wie im
es zu lösen gilt.                                     „Die Hürden sind größer geworden.“ erforderlich, das kann nicht
                                                                                             so statisch bleiben               „klassischen“ Marketing.
                                                          Betreiber Social Communities
                                                                                                wie bei Print.“                        Branchen-
                                                                 „Besonders Video-                                                   übergreifend
Die einschneidendste Veränderung sehen                     Communities sind von dieser
                                                                                                    Verlage

die Experten übereinstimmend in der neu-                      Entwicklung betroffen.”
                                                           Betreiber Social Communities
artigen Interaktivität der Online-Medien: Sie
gestattet es dem Endverbraucher, durch die                                                 „Ein ganz klares Jein.
Kreation und ungefilterte Veröffentlichung                                                Sie müssen sich ständig            Marken müssen sich
                                                                                              neu erfinden.“                  auch im Web 2.0 treu
eigener Inhalte aktiv in den Prozess der                                                      Betreiber Social          bleiben, um das Vertrauen der
Markenkommunikation einzugreifen.                                                               Communities                  Kunden zu gewinnen.
                                                            „…eine Marke, wie sie
                                                                                                                             Branchenübergreifend
                                                         früher durch Pushmarketing
Die Mechanik der Markenführung ändert                      positioniert wurde, lässt                           „Diese Änderungen dürfen nicht in einer
                                                         sich heute im Internet nicht                        Schlagzahl von ein oder zwei Jahren kommen,
sich dadurch gravierend: Die gewohnte,                   vergleichbar positionieren.“                            sondern müssen Konstanz aufweisen.
nahezu vollständige Kontrolle über die                        Online-Vermarkter                               Markenführung an sich hat Laufzeiten und
                                                                                                                Zyklen, die gehen über Jahre und nicht
Botschaften, die an den Endverbraucher                                                                              über Quartale oder Halbjahre.“
ausgesandt werden, wird den Markenver-                                                                                         Operator
antwortlichen im Web 2.0 aus der Hand
genommen – zumindest bei den Zielgrup-
                                                 Quelle: Hubert Burda Media Research
pen, die mit den neuen Informations- und
Austauschmöglichkeiten vertraut sind und
souverän damit umgehen.
                                                 Dies erfordert eine zumindest teilweise Ab-           klassischen Medien mussten sie nicht
                                                 kehr vom klassischen Push-Marketing und               überwinden.“
                                                 eine Hinwendung zum Pull-Marketing, bei
                                                 dem Medien„mittler“ wie Blogger, Forenver-            Häufig geäußert wird die Ansicht, Marken-
                                                 antwortliche und andere markenbezogene                führung werde durch bzw. mit Web 2.0
                                                 Inhalte aufgreifen und entweder verfrem-              schneller, unterliege über kürzere Aktuali-
                                                 den oder eigenständig beeinflussen.                   sierungszyklen einer höheren Dynamik. So
                                                                                                       äußerte sich ein Verlagsvertreter:
                                                 „Es entsteht sehr viel mehr Mitbestim-
                                                 mungsbedürfnis von der Nutzerseite aus.                „Ein Umdenken in den Verlagen ist
                                                 Das hat Vor- und Nachteile: Im Idealfall              unbedingt erforderlich. Das kann nicht so
                                                 kann eine Marke extrem stark positioniert             statisch bleiben wie bei Print.“
                                                 werden, ohne dass eine begleitende Me-
                                                 diakampagne dahinter liegt, wie z. B. die             Andererseits wird Konstanz im Marken-
                                                 ‚Horst-Schlämmer–Kampagne‘ von VW.“                   auftritt durchaus auch als Wert an sich be-
                                                                                                       trachtet. Vor allem eine Orientierungsfunk-
                                                 „Es geht um Schnelligkeit und Agilität. Die           tion für den Verbraucher sowie ein klares,
                                                 Communities am Markt sind entstanden,                 wiederholt eingelöstes Leistungsverspre-
                                                 weil sie nicht nach strategischen Gesichts-           chen seien für Medienanbieter und deren
                                                 punkten geplant wurden. Das ‚Joch‘ der                Inhalte hierbei maßgeblich. Diese beiden

24                                               Medien und Marken im Web 2.0
Anforderungen muss ein erfolgreiches Web-
2.0-Angebot erfüllen.

Vertrauen bei Kunden und Marktpartnern
zu schaffen ist von jeher das zentrale
Anliegen erfolgreicher Markenführung.
Vertrauen erlangt die Marke dadurch, dass
sie sich treu bleibt und für die Marktpartner
langfristig eine verlässliche Größe darstellt.
Web-Communities bieten für Marketing
und Werbung den Vorteil, dass sie stark
involvierte Zielgruppen versammeln, die
der Markenbotschaft hohe Aufmerksam-
keit entgegenbringen, die teilweise über
die „klassische“ Werbung gar nicht mehr
erreicht werden kann.

Allerdings sind die Hürden für erfolgreiche
Geschäftstätigkeit im Web 2.0 mittlerweile
höher geworden. Der Marketingaufwand ist
gegenüber der Anfangsphase erster erfolg-
reicher Website-Marken deutlich gestiegen.
Das ist nicht verwunderlich, bedenkt man,
dass – anders als zu Zeiten der ersten
Internet-Blase – heute ein Angebot für In-
vestoren nur interessant ist, wenn es seinen
Erfolg schon deutlich unter Beweis gestellt
hat. Entsprechend steigt der Kaufpreis – ein
Umstand, der zunächst zu deutlicher Re-
serviertheit im Hinblick auf Investitionsvor-
haben führt. Diese Schwierigkeiten gelten
insbesondere für den Bereich der Bewegt-
bild-Angebote (Video-Communities), bei
denen die entsprechenden Erlösprognosen
häufig unsicher sind.

Dennoch sind sich die Experten in der
zusammenfassenden Bewertung einig: Die
Marketinglehrbücher müssen für Web 2.0
keineswegs neu geschrieben, sondern allen-
falls ergänzt werden. Im Grundsatz gelten
dort dieselben Gesetze der Markenführung
wie im „klassischen“ Marketing. Vereinzelt
werden sogar Altmeister des Marketings
wie Hans Domitzlaff explizit als „Vordenker“
für das Web 2.0 herangezogen.

                                                 Medien und Marken im Web 2.0   25
Medien im Web 2.0: Markenstärkung durch Ergänzungen

Mit Blick auf die zunehmende Bedeutung        wie den Online-Angeboten großer Zeitungs-,     blikationen (B2B) als bei den allgemeinen
des nutzergenerierten Contents stellt sich    Zeitschriften- oder TV-Anbieter sorgfältig     Wirtschaftstiteln.
für alle etablierten Medienmarken die         darauf geachtet werden, dass zusätzliche,
ernsthafte Frage, ob die journalistische      Web-2.0-orientierte Angebote nur eine          Neue, zielgruppenadäquate Inhalte und Dar-
Qualität und Glaubwürdigkeit des originären   Ergänzung darstellen. Sie dürfen keinesfalls   stellungsformen auf der eigenen Website
Medienangebots unter Umständen durch          als Substitut für Bestehendes wahrgenom-       können dazu beitragen, die Online-Platt-
den Einsatz UGC-getriebener Instrumente       men werden – und müssen daher entspre-         form eines Printmagazins zur Ansprache
beschädigt wird.                              chend konzipiert und geführt werden.           neuer Leser für das Kernprodukt Zeitschrift
                                                                                             zu nutzen. Gerade Printmedien, denen weit-
Im Markt überwiegt die Einschätzung, dass     Gleiches gilt für die Medienvermarkter: Als    hin Lesernachwuchs in jungen Zielgruppen
Kannibalisierung kein aktuelles Problem       ergänzende Marken müssen sich Web-2.0-         fehlt, stehen unter einem hohen Markt-
mehr darstellte. Vielmehr richten die Ver-    Angebote wie z. B. Social Communities          druck, altersgerechte Angebotsformen im
treter etablierter Medienmarken den Blick     harmonisch in ihr bestehendes Portfolio        Internet zu schaffen und Bewegtbild-Ange-
auf die sich bietenden Chancen.               einfügen. Die neuen Marken müssen so ins       bote zu integrieren. Aber gerade in dieser
                                              Gesamtangebot integriert werden können,        Ziel- bzw. Altersgruppe wird der Loyalitäts-
„Unsere Hauptmarke wird durch Web-2.0-        dass sie ein journalistisches Kompetenz-       aufbau aufgrund hoher Wechselbereitschaft
Applikationen nicht in Mitleidenschaft        feld anreichern und nicht etwa dessen          zur besonderen Herausforderung.
gezogen. Die Entwicklung im Web 2.0           Glaubwürdigkeit beschädigen. Fragen nach
lässt sich nicht aufhalten. Wir müssen den    der Zusammensetzung und Eigenart der           „Wenn er auf der Community-Plattform
intelligenten Umgang damit lernen und die     bestehenden Zielgruppen spielen bei derar-     nicht mehr die Freunde findet, die er sucht,
neuen Möglichkeiten für uns nutzen.“          tigen Überlegungen eine zentrale Rolle. Im     wandert der Nutzer automatisch in ein
                                              Bereich der Fachverlage, insbesondere der      anderes Angebot ab.“
Allerdings muss bei den contentgetriebenen    Wirtschaftspresse, sieht man margenträch-
„Destination Sites“ bekannter Redaktionen     tige Potenziale eher im Bereich der Fachpu-

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