MEIN SUMMENDER GARTEN - Praxistipps für Insektenvielfalt im Garten

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MEIN SUMMENDER GARTEN - Praxistipps für Insektenvielfalt im Garten
MEIN
SUMMENDER
 GARTEN

   Praxistipps für
  Insektenvielfalt
     im Garten
MEIN SUMMENDER GARTEN - Praxistipps für Insektenvielfalt im Garten
»
         Umdenken
            fängt
         im eigenen
          Garten an.
              «
Herausgeber                Bildquellen                                Danksagung
Schleswig-Holsteinischer   Josef Beller, S. 7: Bockkäfer               Für Hinweise und Unterstützung
Heimatbund e. V.                                                        bedanken wir uns bei allen
                           Ævar Arnfjörð Bjarmason, S. 6:
Hamburger Landstraße 101                                               ­Kooperationspartnern des Projek-
                           Schwebfliege
24113 Molfsee                                                           tes BlütenReich 2020. Ein beson­
www.heimatbund.de          Rainer Borcherding, S. 29: Efeu              derer Dank für Korrekturen
                           Thomas Kleinworth, S. 9: Garten             und redaktionelle Überarbeitung
Verfasser                  Bredtstedt, S. 19: Staudenpflanzung          geht an Sabine Krolzik sowie
                           Christof Martin, S. 29: Weißdorn           ­Margrit Meusel und Inke Rabe.
Norbert Voigt
Dr. Heinke Marxen-Drewes   Dr. Heinke Marxen-Drewes, S. 12: Totholz   1. Auflage November 2020
Anna-Lisa Cohrs
                           Margit Meinke, S. 43: Honigzarge
                           Pixabay, S. 15: Gartenschaufel,            Druckgesellschaft mbH
Layout                                                                Joost & Saxen, Kronshagen
                           S. 41: Zucchini, Zwiebel, Brokkoli und
amatik Designagentur       Salbei                                     Klimaneutral und auf 100 %
                                                                      Umweltpapier gedruckt
                           Adobe Stock, S. 6: Biene, Schmetterling;
                           S. 12: Nachtbild
                           Sabine Krolzik & Norbert Voigt: alle
                           übrigen Bilder
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                                       Praxistipps

                                           15
                                Ein Blumenbeet anlegen –
                                    die Vorbereitung

                                           16
                                    Kriterien für die
                                    Pflanzenauswahl

           04                                                                44
                                          18
   Warum ein Garten für                                        Entdeckergarten – was summt
                                Bepflanzung und Aussaat
       Insekten?                                                   und flattert denn da?

                                          20
                                     Das Magerbeet

                                          22
                                    Das Schattenbeet

                                         24                                50
                              Rasen, Kräuterrasen, Wiese           Links und Literatur

                                          26
                                   Eine Wiese anlegen

           08                             28
 Schöne summende Gärten                 Gehölze

                                            30
                              Insekten lieben diese Pflanzen

                                         34
                                      Nist- und
                                 Überwinterungs­plätze

                                          38                               51
                                 Wildnis oder Pflege der           Kooperationspartner
                                 Insektenlebensräume?

                                        40
            10                Gemüse- und Kräutergarten
Was brauchen Schmetterling,
 Biene und Co. zum Leben?                  42
                                         Imkerei
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Warum ein Garten
für Insekten?

                          Die Insektenvielfalt ist stark rückläufig. Wir
Das Wichtigste in Kürze

                          können alle dazu beitragen, diese Entwick-
                          lung zu stoppen. Gartenbesitzer bekommen
                          in dieser Broschüre Anregungen, wie sie
                          die Vielfalt der Blütenbesucher unter den
                          einheimischen Insekten mit einfachen Maß-
                          nahmen fördern können.
MEIN SUMMENDER GARTEN - Praxistipps für Insektenvielfalt im Garten
Insekten sind als artenreichste Tiergruppe die heimlichen Herrscher
unserer Erde. Sie sind mit mehr als einer Million Arten vertreten
und in Form, Farbe und Lebensweise unerschöpflich vielfältig.

Viele Insekten sind nützlich für uns Menschen. Sie
      • bestäuben Obst, Gemüse und bunte Wiesenblumen.
      • regulieren als räuberische Tiere die Ökosysteme.
      • dienen anderen Tieren und zunehmend dem Menschen als
        Nahrung.
      • recyceln Stoffe wie Aas, Kot, altes Holz und abgestorbene
        Pflanzen.
      • liefern direkt oder indirekt über die Abwehrstoffe der
        Pflanzen Rohstoffe für die Medizin.
      • produzieren Seide, Honig und Farbstoffe.
      • sind Vorbilder für die Entwicklung neuer Baustoffe und
        Techniken.

MEIN SUMMENDER GARTEN                                                 5
MEIN SUMMENDER GARTEN - Praxistipps für Insektenvielfalt im Garten
Seit Jahrzehnten hat sich die Situation der Insekten nicht nur in der
        freien Landschaft, sondern auch im Siedlungsraum verschlechtert.
        Deshalb ist es wichtig, dass jeder in seinem Garten oder auf seinem
        Balkon etwas für die Insektenvielfalt tut.
        Ein naturnaher und vielfältiger Garten bietet zahlreichen Tieren
        geeignete Lebensbedingungen. Diese Broschüre legt den Schwerpunkt
        auf die blütenbesuchenden Insekten wie Bienen, Schmetterlinge und
        Schwebfliegen. Andere Insekten, Igel, Fledermäuse und Vögel werden
        gleichermaßen profitieren. Mit einem Garten für Insekten sorgen
        wir für bessere Obsternten, erhalten die einheimische Pflanzenviel-
        falt und schaffen faszinierende Beobachtungs- und Erlebnisräume für
        kleine und große Naturforscher.
        Schmetterling und Co. sind beeindruckend schön und bereichern
        unser Leben!

            Biene                        Schwebfliege                      Schmetterling
 Honigbienen und Wildbienen        Sie sind wahre Flugkünstler und   Was wäre ein Garten oder eine
 sind die effektivsten und damit      eifrige Blütenbesucher. Die        Wiese im Sommer ohne
  wichtigsten Blütenbestäuber.        stachellosen Schwebfliegen      Schmetterlinge? Distelfalter,
Rund 300 Wildbienenarten sind      ähneln den Bienen und Wespen.     Kleiner Fuchs und Co. sollten in
für Schleswig-Holstein bekannt.                                           keinem Garten fehlen.

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Käfer
                         Innerhalb der sehr artenreichen
                            Gruppe der Käfer können
                        Bockkäfer, Rosenkäfer und Pinsel­
                           käfer regelmäßig auf Blüten
                               beobachtet werden.

MEIN SUMMENDER GARTEN                                       7
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Vielfältiger BUND-Garten in Husum

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TIPP     Auch Vereine

Schöne
                                                                    und Verbände, wie der
                                                                   „Natur­garten e. V.“ oder
                                                                    der „Landesverband

summende
                                                                    Schleswig-Holstein der
                                                                    Gartenfreunde e. V.“,
                                                                    setzen sich für vielfältige

Gärten
                                                                    und naturnahe Gärten
                                                                    ein. Mehr dazu unter
                                                                   „Links und Literatur“ am
                                                                    Ende der Broschüre.

Den Insekten ist es egal, ob Sie Ihren Garten formal rechteckig oder
organisch geschwungen anlegen. Blütenreichtum, die Pflanzenarten-
und Lebensraumvielfalt sowie eine nicht zu intensive Nutzung sind
für die Insektenfülle entscheidend. Und solche Insektengärten können
zugleich wunderschön sein. Schon die Blütenfülle erfreut das Herz.
Die Kombination unterschiedlicher Nischen und Bereiche gibt dem
Garten eine Struktur und den Insekten vielfältige Lebensräume. Wer
sich für Insekten engagiert, beginnt hier nach ihnen zu schauen und
zu lauschen. Auf einmal lassen sich Tiere entdecken, die vorher nicht
vorhanden waren oder die nicht bemerkt wurden. Der Garten wird
zum Naturerlebnisraum.

Schmetterlings- und Bienenpflanzen im Privatgarten,   Bienenfreundlicher Kleingarten in Bredstedt,
Kiel-Dietrichsdorf                                    2016 und 2020 ausgezeichnet im Wettbewerb des
MEIN SUMMENDER GARTEN                                 Landesverbandes der Gartenfreunde e. V.         9
MEIN SUMMENDER GARTEN - Praxistipps für Insektenvielfalt im Garten
Was brauchen
Schmetterling, Biene
und Co. zum Leben?
Die Lebensbedürfnisse der Insekten sind fast so vielfältig wie ihre Arten- und
Formen­fülle. Biene, Schmetterling und Co. benötigen zur Nahrungsauf­nahme ein
üppiges Pflanzen- und Blütenangebot. Genauso wichtig sind Nist- und Über­
winterungsplätze, besondere Wärmeinseln und Rückzugsecken. Dabei sind manche
Arten spezialisiert, so dass sie auf ganz bestimmte Nahrungspflanzen oder Nist-
plätze angewiesen sind. Darauf können Sie im Garten achten, um wichtige Lebens-
ansprüche vieler Insekten zu erfüllen:

Bunte Blüten                        Langanhaltendes                    Heimische Pflanzen
Die Blüten bieten den Insekten      Blütenangebot                      Über die Jahrtausende haben sich
Nektar und Pollen, die sie als      Die verschiedenen Insektenarten    Pflanzen und Tiere so aneinander
Nahrung für sich oder die Brut      benötigen während ihrer im         angepasst, dass sie häufig auf-
benötigen. Gleichzeitig bestäu-     Jahresverlauf oft kurzen Lebens-   einander angewiesen sind. Viele
ben die Insekten dabei die Pflan-   zeit jeweils geeignete Nahrung     verschiedene und möglichst
zen, die dann Samen und Früchte     zu einer ganz bestimmten Jahres-   heimische Pflanzenarten im Gar­
ausbilden. Mit ihren Farben         zeit. Um vielen Insektenarten      ten fördern die Insektenvielfalt.
von Weiß über Gelb, Blau, Rot       Blütennahrung zu bieten, sollte    So benötigen manche Bienen
bis hin zu Violett ziehen unter­    daher über einen langen Zeit-      den Pollen bestimmter Pflanzen-
schied­liche Pflanzen verschiede-   raum im Jahr ein umfangreiches     arten um ihren Nachkommen
ne Insekten an.                     Blütenangebot vorhanden sein.      geeignete Nahrung zu bieten. Die
Vorsicht bei gefüllten Blüten wie                                      Pflanzen profitieren dabei durch
bei manchen gezüchteten Rosen                                          einen „treuen“ Besuch dieser
und Stockrosen oder dem                                                spezialisierten Insekten. Auch
Kerria-Strauch: Sie helfen den                                         Körperbau, Rüssellänge und
Insekten nicht. Sie besitzen                                           Gewicht der Insekten passen oft
fast nur Schaublätter und bieten                                       ganz genau zum Aufbau der von
kaum Pollen und Nektar.                                                ihnen besuchten Blüten.

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Beispiele für unterschiedliche Blütenfarben und -formen: Lerchensporn, Kugeldistel und Färberkamille

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Kleinhabitate wie Baumhöhlen und Totholz sind wichtig   Mit kleinen Wildnisecken und möglichst wenig künstlicher
für viele Insekten.                                     Beleuchtung helfen Sie den Insekten.

Kleinhabitate                          Ungestörte Ecken                    Dunkelheit bei Nacht
Mit Kleinhabitaten werden              Damit die Insekten ihren Lebens-    Viele Insekten sind nachtaktiv,
weitere Lebensmöglichkeiten            zyklus abschließen und die          sie benötigen die Dunkelheit.
geschaffen. Das sind z. B. Stein-      Winterruhe überdauern können,       Wo auf Beleuchtung nicht ver-
haufen, liegende und stehende          brauchen sie ungestörte Bereiche.   zichtet werden kann, sollten
Holzstämme, alte Holzpfähle,           Hier sollte so wenig wie möglich    insektenfreundliche Leucht­
Baumwurzeln, Laubstreuhaufen           in den Boden und Pflanzenbe-        mittel, z. B. LED-Leuchten mit
und trockene Blütenstände aus          stand eingegriffen werden. Laub-    niedrigem Ultraviolett- und
dem Vorjahr. Auch Pflasterritzen,      streu sollte im Winter unter den    Blauanteil, verwendet werden.
Trockenmauern, kleine sandige          Sträuchern liegen bleiben und
unbewachsene Flächen und ver-          nur wenn notwendig, erst spät
schiedene Nisthilfen können            im Frühjahr abgeharkt werden.
wichtige Kleinlebens­räume sein.

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Ein Nebeneinander von Wiese, Rasen, Stauden-Beeten, Gehölz- und Staudensäumen bietet vielen Insekten
und anderen Tieren günstige Bedingungen

Lebensraumvielfalt
Ein Garten mit einer Kombina-
tion unterschiedlicher insekten-
freundlicher Lebensräume ist
besonders wertvoll. Mit Blumen-
                                                                            Ein vielfältiges und langanhaltendes Blüten-
                                                  Das Wichtigste in Kürze

beeten, Gehölzbereichen, einer
Wiese oder einem Kräuterrasen                                               angebot sollte immer mit weiteren Lebens-
lassen sich insektenfreundliche                                             räumen und einem geeigneten Nist- und
Akzente ebenso setzen wie mit                                               Überwinterungsangebot kombiniert werden.
berankten Fassaden oder begrün-                                             So helfen Sie den Insekten im Jahreszyklus
ten Dächern. Wildnisecken berei-                                            in den verschiedenen Lebensstadien.
chern das Lebensraum­mosaik.

         MEIN SUMMENDER GARTEN                                                                                             13
Praxistipps

                           gute Bodenvorbereitung
 Das Wichtigste in Kürze

                              • den Bewuchs auf dem zukünftigen
                                Beet entfernen
                              • Boden lockern und einebnen

                           Fingerprobe zur Beurteilung des Bodens
                              • als Hinweis für die Auswahl der
                                ­Pflanzen
TIPP     Sollte der Boden
                                                                  tonig/schluffig sein, arbeiten

Ein Blumenbeet                                                    Sie etwas Sand in den Boden
                                                                  ein. Das durchlüftet ihn und

anlegen – die                                                     verbessert die Versickerung
                                                                  des Regenwassers.

Vorbereitung

Was wäre ein Garten ohne Blumenbeete? Diese Schmuckstücke der Gär-
ten bieten gleichzeitig die Möglichkeit, die Insektenvielfalt im Garten
zu fördern. Die Beete müssen vor der Bepflanzung gut vorbereitet
werden. Eine vorhandene Grasnarbe muss entfernt und der Boden
dann gelockert und eingeebnet werden. Dabei werden gleichzeitig die
Wurzeln von unerwünschten Pflanzen herausgesammelt und entfernt.
Größere anfallende Steine lassen sich im Garten für kleine Steinhaufen
verwenden. Die Pflanzen für das Beet müssen nach den Boden- und
Lichtverhältnissen ausgewählt werden.

Wie stelle ich fest, welchen Boden ich habe?       Der Boden ist nährstoffreich und kann gut
Dafür gibt es einen Trick: die Fingerprobe.        Wasser halten, so gut, dass es sogar zum
Boden besteht aus unterschiedlichen Anteilen       Wasserstau kommen kann.
von Sand (körnige Bestand­teile), Schluff (feine   2. Die Rolle lässt sich formen, ist aber rissig, die
Bestandteile) und Ton (sehr feine Bestandteile).   Oberfläche bleibt stumpf. Sie haben lehmigen
Nehmen Sie eine etwa walnussgroße feuchte          Boden.
Portion Gartenboden in die Hand und kneten         Der Boden ist nährstoffreich und hat eine
diese. Versuchen Sie dann den Boden zwischen       gute Wasserhaltefähigkeit.
den Händen zu einer bleistiftdicken Rolle          3. Es lässt sich keine Rolle formen, sie zerfällt,
auszurollen. Das Ergebnis dieser Fingerprobe       man fühlt eine körnige Struktur. Sie haben
liefert Ihnen Informationen über den Boden:        sandigen Boden.
1. Die Rolle lässt sich gut formen, sie bricht     Der Boden ist eher nährstoffarm und hat eine
nicht und glänzt an der Oberfläche. Sie haben      geringe Wasserhaltefähigkeit.
tonigen oder schluffigen Boden.

MEIN SUMMENDER GARTEN                                                                                 15
Praxistipps                                                                                     TIPP    Setzen Sie Zwiebel-
                                                                                              pflanzen in großer Zahl.

Kriterien für die                                                                             Zur Freude der Menschen und der
                                                                                              Insekten.

Pflanzenauswahl
Vor der Auswahl der Pflanzen oder Saatmischungen für das
vorbereitete Beet können ein paar Dinge beachtet werden.

Blühdauer                                                                                     Standortverhältnisse
Insekten benötigen viele bunt                            Zwiebelpflanzen wie Schnee-       Jede Pflanze benötigt andere
blühende Pflanzen, die ihnen                             glöckchen, Krokusse, Trauben-     Bedingungen, um gut wachsen
vom Frühjahr bis in den Herbst                           hyazinthen oder Blausterne        zu können. Vor allem die Licht-
hinein Pollen und Nektar bieten.                         sorgen für erstes Futter, wenn    und Bodenverhältnisse sind
Wählen Sie deshalb Pflanzen                              die Insekten aus der Winterstarre entscheidend. Mit der Finger-
oder eine Saatmischung für das                           erwachen.                         probe haben Sie schon festgestellt,
Beet aus, die über einen langen                         Wichtig ist, dass nicht jedes Jahr ob Sie eher nährstoffreichen
Zeitraum blühende Blumen                                 neu gepflanzt bzw. ausgesät       oder -armen Boden haben. Bei
bieten. Heimische Pflanzen sind                         wird, sondern die Blumenbeete      den Lichtverhältnissen kommt
dabei besonders hilfreich für                           viele Jahre bestehen. So wird      es darauf an, ob das Beet sonnig
heimische Insekten.                                      eine alljährlich verlässliche     oder schattig gelegen ist. Insekten
                                                         Nahrungsquelle für Insekten       lieben besonders die besonnten
                                                         geschaffen.                       Blumenbeete. Damit die zarten
                                                                                           Flieger nicht vom Wind verweht
                                                                                           werden, sind zugige Ecken zu
                                                                                           vermeiden, z. B. durch Pflanzung
                                                                                           von Sträuchern.
                           •   Boden- und Lichtverhältnisse bei der Pflanzen-
                               auswahl beachten
                                                                                           Höhenstaffelung
                           •   für die frühen Insektenarten frühblühende
 Das Wichtigste in Kürze

                               Zwiebel­pflanzen in großer Zahl setzen                      Bei der Pflanzenauswahl bie-
                           •   Blütenangebot vom Frühjahr bis zum Herbst                   tet­­es sich an, niedrig- und
                           •   Insekten lieben besonders sonnige, wind-                    höher­   wüchsige Pflanzen zu
                               geschützte Blumenbeete                                      kombinie­      ren. In größeren Beeten
                           •   an niedrig- bis höherwüchsige Pflanzen im Beet              lassen­   sich   zusätzlich einzelne
                               denken                                                      Blühsträucher        wie naturnahe
                           •   große Beete mit blühenden Gehölzen ergänzen                 Strauchrosen       mit  ungefüllten
                           •   heimische Pflanzen zur Förderung der heimi-                 Blüten,    Beerensträucher     oder die
                               schen Insekten bevorzugen                                   Gewöhn­     l iche Felsenbirne  inte­
                                                                                           grieren.

16
Frühblüher wie Perlhyazinthe (Abb. oben), Krokus     Zu den sommerlichen Insektenpflanzen zählen
und Gundermann sind für frühe Insekten wie           Wegwarte, Margeriten (Abb. oben), Wicken und
Hummeln, Wollschweber, Pelz- und Mauerbienen         verschiedene Kleearten.
wichtige Nahrungsquellen.

Riesen-Alant (Abb. oben), Resede und Natternkopf sind wahre Insektenmagneten und prägen als
hochwüchsige Pflanzen den Garten.
MEIN SUMMENDER GARTEN                                                                               17
Pflanzung
                                        • Wurzelballen müssen feucht sein
                                        • Pflanzen an geeigneter Stelle platzieren, dann austopfen
                                        • Wurzelballen etwas aufreißen und oberste
           Das Wichtigste in Kürze

                                          Bodenschicht entfernen
                                        • Pflanzen einpflanzen, so dass der Ballen komplett
                                          in der Erde sitzt
                                        • Wässern der Neupflanzung

                                     Saat
                                       • feinkrümelige Beetoberfläche herstellen
                                       • Saat abwiegen und mit trockenem Sand mischen
                                       • Saat halbieren und in zwei Arbeitsgängen ausstreuen
                                       • Saat anwalzen oder festklopfen, nicht einarbeiten

Kornblume und Mohn finden sich in vielen Saatmischungen. Sie prägen in frisch angesäten Flächen oft das Bild und
werden im Laufe der Zeit von anderen, ökologisch für die Insektenvielfalt noch wertvolleren, Pflanzen abgelöst.
18
Praxistipps

Bepflanzung und
Aussaat
Bepflanzung                                        Aussaat
Vor der Pflanzung neuer Stauden sollten tro-       Das Beet muss vor der Aussaat aufgelockert
ckene Wurzelballen zunächst gründlich              und mit der Harke eingeebnet werden. Je nach
gewässert werden. Dazu tauchen Sie diese in        Größe des zu bepflanzenden Beetes sollte das
eine Wanne mit Wasser bis keine Bläschen           Saatgut nach angegeben­er Saatmenge pro qm
mehr aufsteigen.                                   abgewogen werden. Empfehlenswert ist es, die
Die Pflanzen werden auf dem Beet platziert.        Saat mit trockenem Sand gut zu vermischen.
Die am höchsten wachsenden Pflanzen werden         Diese Misch­ung sollte in zwei Teile aufgeteilt
aus gestalterischen Gründen in den Hinter-         und in zwei aufeinanderfolgenden Arbeitsgän-
grund oder die Mitte des Beetes gepflanzt.         gen über das ganze Beet ausgestreut werden.
Die mittelhoch wachsenden Pflanzen werden          So verteilen sich die Samen auf dem Beet bes-
gleichmäßig verteilt, während die niedrig          ser. Die Saat wird nun oberflächig auf dem
wachsenden Arten für eine Bodenbedeckung           Boden festgewalzt und nicht in den Boden ein-
sorgen.                                            gearbeitet.
Dann werden die Pflanzen vor Ort aus dem           Gewässert wird die Saat nur, wenn sie bereits
Topf genommen und die Wurzelballen gelo-           keimt und eine längere Trocken­periode zu
ckert. Ca. 1 cm der obersten Bodenschicht          erwarten ist.
der Pflanzballen sollte zusätzlich entfernt wer-
den, damit die sich darauf befindlichen
Samen und Keimlinge nicht in das Beet gelan-
gen. Danach werden die Pflanzen so tief in
den Boden gesetzt, dass sie mit ihren Wurzeln
vollständig in der Erde sitzen, und anschlie-
ßend gewässert.

MEIN SUMMENDER GARTEN                                                                           19
Praxistipps

         Das
         Magerbeet

         Magere Standorte sind sowohl in der freien Landschaft als auch in Privat­
         gärten selten geworden. Infolgedessen ist auch die Anzahl der daran
         angepassten Pflanzen und Insekten zurückgegangen. Dabei sind gerade
         diese nährstoffarmen Standorte im besonnten Bereich besonders arten-
         und blütenreich. Die Hälfte aller Wildbienen legen ihre Brutröhren
         im Boden an. Sie bevorzugen diese sonnigen und mageren Böden. Sofern
         im Garten kein magerer Boden vorhanden ist, lohnt es sich, ein Mager-
         beet oder eine Trockenmauer anzulegen.

Magerbeete bereichern den Garten optisch und sind Insektenparadiese

20
Anlage eines ebenerdigen                                         Anlage eines erhöhten
Magerbeetes                                                      Magerbeetes
Der Oberboden sollte ca. 30 cm tief ausgehoben                   Das Beet wird direkt auf dem vom Pflanzen-
werden. Der Aushub kann anderweitig –                            wuchs befreiten Oberboden aufgebaut. Dazu
z. B. für einen Erdhügel als Kleinhabitat im                     wird mindestens eine 30 cm hohe Schicht aus
Garten – verwendet werden.                                       Wegekies oder Tragschichtschotter der Kör-
In die ausgehobene Grube ist unten eine Drai-                    nung 0 bis 32 mm aufgebracht. Damit das Sub­
nageschicht aus grobem Kies, Schotter,                           strat gehalten wird, muss der Rand des
Ziegelbruch oder ähnlichem einzubringen.                         Beetes mit Feldsteinen, Baumstämmen oder
Darauf sollte eine Schicht Kies (Wegekies oder                   ähnlichen Materialien eingefasst werden. Auch
Tragschichtkies aus dem Kieswerk) der                            eine Trockenmauer eignet sich für die Befesti-
Körnung 0 bis 32 mm aufgebracht werden.                          gung der Beete hervorragend. Die Mauern
                                                                 sollten dabei nicht mit Mörtel verschmiert
                                                                 werden, sondern offene Fugen behalten. Diese
                                                                 Nischen dienen den Insekten als Unter­schlupf.
                                                                 Ein solches Mager-Hochbeet kann auch auf
                                                                 versiegelte Flächen gesetzt werden und so eine
                           • Magerbeete sind besonders blüten-
 Das Wichtigste in Kürze

                                                                 karge Fläche blütenbunt aufwerten.
                             und insektenreich.                  Bei der Pflanzenauswahl sollte darauf geachtet
                           • Zur Anlage eine mindestens 30 cm    werden, dass diese für einen mageren Standort
                             dicke Schicht aus Wegekies oder     geeignet ist. Geeig­nete Pflanzen sind zum
                             Tragschichtkies der Körnung         Beispiel Scharfer Mauerpfeffer, Thymian,
                             0 bis 32 mm in oder auf den Boden   Wund­klee, Hauhechel und die Färberkamille.
                             ein- bzw. aufbringen.               Auch Wegwarte und Ackerwitwenblume
                                                                 wachsen hier.

Sie lieben magere und trockene Standorte: Mauerpfeffer und Hauhechel

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• Schattenbeete überzeugen durch aus-
Das Wichtigste in Kürze

                            geprägte Blühaspekte im Frühjahr.
                          • Immerwährende Bodenbedeckung
                            aus Laub und Laubstreu schafft Über­
                            winterungs­möglichkeiten.
Praxistipps

Das
Schattenbeet

Unter Bäumen und an der Schattenseite des Hauses können ebenfalls
blühende Beete angelegt werden. Sie zeichnen sich durch einen beson-
deren Blühreichtum im Frühling aus. Unter den Bäumen fällt dann
noch genügend Licht auf den Boden. Blühende Teppiche aus Busch-
windröschen, Krokussen, Schneeglöckchen oder Blausternchen im
Vorfrühling erfreuen unser Herz und die Insekten gleichermaßen. Im
weiteren Verlauf des Jahres finden sich weniger Stauden an diesen
schattigen Plätzen.
Die Pflanzen, die unter Bäumen wachsen, lieben einen rohhumusrei-
chen Oberboden und eine gute Bodenbedeckung. Rohhumus entsteht,
wenn die Blätter auf dem Boden liegen bleiben und verrotten. In der
Laubstreu überwintern verschiedene Insekten.
Man schafft ihnen damit eine gute Überlebenschance. Das Laub darf
aber auf keinen Fall im Frühjahr abgeharkt werden. Stauden und
Zwiebelpflanzen schaffen es, durch die Streu zu wachsen und nutzen
die Feuchtigkeit, die durch die Laubstreu im Boden gehalten wird.
Bei der Wahl der Pflanzen sollte darauf geachtet werden, dass sie für
den (Halb)Schatten geeignet sind. Zu den (Halb)Schattenpflanzen,
die bei Biene und Co. beliebt sind, zählen Lerchensporn, Taubnesseln,
Storchschnabel, Gundermann, Waldmeister und Lungenkraut.
Auch Nachtviole, Kriechende Gämswurz und Nesselblättrige Glocken-
blume sind geeignet.

MEIN SUMMENDER GARTEN                                                   23
Praxistipps                                            TIPP     Nutzen Sie einen Teil
                                                          Ihrer Rasenfläche weniger inten-

     Rasen,                                               siv. Lassen Sie Gänseblümchen
                                                          und weitere krautige Pflanzen ste-

     Kräuterrasen                                         hen, indem Sie nur einen Teil der
                                                          Rasenfläche mähen. Nach einigen

     und Wiese
                                                          Tagen mähen Sie den anderen Teil,
                                                          so bleiben immer ein paar Blüten
                                                          für die Insekten übrig. Entwickeln
                                                          Sie einen Teil der Fläche, die Sie
                                                          als Nutzfläche entbehren können,
                                                          zum Kräuterrasen.
                                                          Ideal für die Insektenvielfalt ist
                                                          die Anlage einer artenreichen
                                                          Wiese.

     Rasen Die meisten Gärten in Deutschland bestehen zum größten Teil aus
     Rasenflächen, die alle ein bis zwei Wochen gemäht werden. Dadurch ent-
                                      steht eine dichte, kurze­und gleichmäßige
                                      Gras­narbe, die sehr trittfest ist. Die Vielfalt
                                      an Insektenarten im Rasen ist gering.

     Kräuterrasen Ein Kräuterrasen nimmt eine Zwischenform zwischen
     Rasen und Wiese ein. Er enthält neben Gräsern auch einen höheren Anteil
                                    niedrig bleibender Kräuter und wird
                                    4- bis 5-mal pro Jahr gemäht. Der Kräuter-
                                    rasen verträgt eine sporadische Nutzung.

24
Wiese Im Gegensatz zum Rasen wächst eine Wiese über einen länge-
ren Zeitraum auf und wird nur ein bis zwei Mal pro Jahr geschnitten.
Die Wiese enthält sowohl Gräser, als auch bunt blühende Kräuter,
die unterschiedlich hoch wachsen. Insekten leben hier in großer Arten-
und Individuenzahl. Sie finden hier Futter, Nistmöglichkeiten oder
geeignete Pflanzen für die Eiablage und Verpuppung. Allerdings eignet
sich eine Wiese nicht zum Bespielen und Lagern.

                                                       • Rasen: vorwiegend Gräser, häufiger
                             Das Wichtigste in Kürze

                                                         Schnitt, wenig Insekten, intensives
                                                         Betreten möglich
                                                       • Kräuterrasen: Zwischenform zwischen
                                                         Rasen und Wiese
                                                       • Wiese: artenreich, 1- bis 2-maliger
                                                         Schnitt pro Jahr, Insektenreichtum;
                                                         Betreten vermeiden
Wiese aus Rasen
                                 • Rasen wachsen lassen und nicht mehr düngen
                                 • Ende Juni und im Oktober den Aufwuchs mähen und
                                   abräumen
     Das Wichtigste in Kürze

                               Wiesenneueinsaat
                                 • Pflanzenbewuchs entfernen und feinkrümeliges Saatbeet
                                   herstellen
                                 • Saatgut heimischer Wildpflanzen, insbesondere Regio-
                                   Saatgut verwenden (Hinweise siehe Linkliste)
                                 • Saatgut in zwei Arbeitsschritten aussäen, nicht ein-
                                   arbeiten sondern anwalzen
                                 • eventuell erforderlichen Schröpfschnitt bei Keimung von
                                   unerwünschten Pflanzen durchführen

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Praxistipps                                                                TIPP     Kombinieren Sie Wiese
                                                                         und Rasen, indem Sie Wege oder

Eine Wiese                                                               Inseln in die Wiese hineinmähen.
                                                                         Die Wiese wird dadurch noch bes-

anlegen                                                                  ser erlebbar und Sie schaffen neue
                                                                         Beobachtungsplätze.

Gibt es einen Teil Ihres Gartens, den Sie kaum noch aktiv nutzen und der nicht
im Schatten liegt? Dann ist dieser Standort geeignet für eine Wiese. Zur
Entwicklung einer Wiese aus einem Rasen gibt es mehrere Möglichkeiten.

So entwickeln Sie                   Alternative:
eine Wiese aus Ihrem                So funktioniert eine
Rasen                               Wiesen­neueinsaat
Lassen Sie den Rasen wachsen        Die Fläche muss wie bei der Beet-    Im Boden befindliche uner­
und mähen Sie erst Ende Juni und    anlage vorbereitet werden. Dazu      wünschte Kräuter wie Ampfer
im Oktober. Das Mähgut muss         gehört das Entfernen der Gras-       oder Melde keimen manchmal
nach dem Schnitt 2 bis 3 Tage       narbe, das Umgraben oder mehr-       schneller als das ausgesäte Saat-
trocknen und dann abgeharkt         fache Fräsen zur Befreiung von       gut. Dann sollten Sie ca. 8 bis 10
werden. Das getrocknete Gras        Pflanzenbewuchs, das Einebnen        Wochen nach der Aussaat eine
kann kompostiert werden. Im         und das Harken. So entsteht ein      Mahd in 5 bis 6 cm Wuchshöhe
Laufe der Jahre magert der Boden    feinkrümeliges Saatbeet.             durchführen, den sogenannten
ab, die Grasnarbe wird lichter      Verwenden Sie bevorzugt Regio-       Schröpfschnitt. Fällt viel Blatt-
und es stellen sich bunt blühende   Saatgut, damit die heimischen        masse an, muss das Schnittgut
Kräuter ein. Insgesamt brauchen     Insekten passende Nahrungsan-        abgeräumt werden.
Sie aber einen langen Atem, um      gebote finden. Danach wiegen
aus einem Rasen eine artenreiche    Sie das Saatgut entsprechend der
Wiese zu entwickeln.                Wiesengröße ab, verlängern es
                                                                         Schnitthäufigkeit
Um den Prozess zu beschleunigen,    mit trockenem Sand, mischen          Die Schnitthäufigkeit von neu
kann an mehreren Stellen im         dies gut und teilen diese Saat in    eingesäten Wiesen hängt
Rasen die Grasnarbe entfernt        zwei Hälften auf. Die erste Hälfte   von den Bodenverhältnissen
werden, um dort Wiesenblumen        des Saatgutes wird auf der gesam-    ab (s. Fingerprobe):
zu pflanzen oder Wiesensaat         ten Fläche oberflächig verteilt.     • Nährstoffreiche Böden: zwei-
auszusäen. Von diesen „Inseln“      Danach wird der Vorgang mit der        malige Mahd pro Jahr (1. Mahd
werden sich die Pflanzen in die     zweiten Hälfte des Saatgutes           zum Ende der Margeritenblüte,
Wiese ausbreiten.                   wiederholt. Abschließend muss          2. Mahd im Oktober)
                                    die Saat noch angewalzt werden.      • Nährstoffarme Böden: einmali-
                                    Günstigster Saattermin ist die         ge Mahd pro Jahr Ende
                                    Zeit von August bis September.         September / Anfang Oktober

        MEIN SUMMENDER GARTEN                                                                             27
Praxistipps

          Gehölze

          Gehölze bilden das Gerüst des Gartens. Gehölze können besondere
          Blickpunkte oder Kulissen im Garten schaffen, Schatten erzeugen
          oder vor Wind schützen.
          Rankende Gehölze, wie Efeu und Waldgeißblatt, hüllen das Gebäude
          ein oder wirken als gestalterische Akzente an der Fassade.
          Für Insekten sind Gehölze ebenso wichtig wie bunte Blumen und
          Wiesen. Viele blühen im Frühjahr und bilden dann eine überaus
          üppige Nahrungsquelle. Insekten sind besonders an heimische Gehöl-
          ze ange­passt. Obstbäume tragen Früchte, die wir ernten können.
          Auch viele Insekten, die sich zunächst an den Blüten laben, fressen
          später vom Fallobst.

                                                                            Obstbäume und
                                                                            Beerensträucher
                                                                           Obstbäume mit ihrer Blütenfülle von
                                                                           April bis Juni ziehen viele Blüten­
                                                                           besucher in den Garten. Auch
                                                                           als Spalierobst am Haus lassen sich
                                                                           Bäume ziehen. Es gibt viele ver­
                                                                           schiedene Apfel-, Kirsch-, Birnen-
                                                                           und Pflaumensorten, aus denen
                                                                           gewählt werden kann. Auch Beeren-
                                                                           sträucher wie Johannisbeere und
                                                                           Himbeeren sind begehrte Nahrungs-
                                                                           quellen.

Obstgehölze, insbesondere alte Streuobstwiesen, bieten vielfältige Insektennahrung und profitieren
von der Bestäubungsleistung der Insekten

28
Weide                                  Naturnahe Rosen
 Die gelben Blüten verschiedener Weidenar-     Insekten und Menschen lieben naturnahe
     ten sind ein sehr wertvoller Pollen-        Rosen aufgrund ihrer schönen Blüten.
   und Nektarlieferant in den Frühlings­         Wichtig ist, dass diese offen oder nur
monaten. Insbesondere die Saalweide ist eine      halbgefüllt sind, damit sie genügend
   wichtige Pollenquelle für Wildbienen.       Nektar und Pollen für die Blütenbesucher
                                                 bieten. Ein jährlicher Schnitt ist nicht
                                                               erforderlich.

               Weißdorn                                          Efeu
 Am und um den Weißdorn lebt eine Viel-        Efeu sollte in keinem Garten fehlen. Wenn
  zahl von Tieren. Wildbienen besuchen            er nach einigen Jahren Blüten bildet,
 die zahlreichen weißen Blüten. Der Weiß-       wird er von Insekten umschwärmt. Der
  dorn kann auch als Kleinbaum gezogen           Efeu ist besonders wertvoll, weil er spät
 werden und eignet sich dadurch als Haus-      im Jahr blüht und damit eine der wenigen
          baum für kleine Gärten.                 Nahrungsquellen im Herbst darstellt.

      Vogelbeere, Faulbaum                       Auch die Blüten des Faulbaums sind
            und Co.                             Insektenmagneten. An seinen Blättern
 Die Vogelbeere, auch als Eberesche bezeich-      legt der Zitronenfalter seine Eier ab.
 net, überzeugt durch weiße Blütendolden         Seine Raupen ernähren sich von den
  im Frühjahr und rote Früchte im Herbst.       Blättern. Auch Schlehe, Kornelkirsche,
   Auch sie kann als Kleinbaum gezogen              Felsenbirne und andere Gehölze
   werden. An der Vogelbeere finden sich       sowie Rankpflanzen bieten den Insekten
            viele Schwebfliegen.                           reichlich Nahrung.

   MEIN SUMMENDER GARTEN                                                                     29
Praxistipps                                      TIPP     Die Auswahl der Pflan-
                                                    zen, mit denen Sie Wildbiene,

     Insekten lieben                                Schmetterling und Co. in Ihren
                                                    Garten locken können, ist sehr

     diese Pflanzen                                 umfangreich.
                                                    Wählen Sie Pflanzenarten aus, die
                                                    zu den Standorteigenschaften Ihres
                                                    Gartens passen. Umfangreiche
                                                    Listen finden Sie über Link- und
                                                    Literaturhinweise am Ende dieser
                                                    Broschüre.

     Zwischen blütenbesuchenden Insekten und den Pflanzen gibt es viele
     Wechselwirkungen und gegenseitige Anpassungen. Einige Insekten
     sind auf ganz bestimmte Pflanzenarten angewiesen, während wieder
     andere Insekten ein breites Spektrum besuchen. Wir stellen Ihnen
     eine kleine Auswahl an Blütenpflanzen vor, mit denen Sie viele und
     zum Teil spezialisierte Insekten in Ihren Garten locken können.

30
Gewöhnlicher Hornklee                                  Wegwarte
        Lotus corniculatus                               Cichorium intybus
 Die gelbe Blüte des Hornklees lockt Insekten    Die Wegwarte zieht verschiedenste Insek-
     von Juni bis August in Ihren Garten.          ten an: Bienen, Käfer, Schmetterlinge
  Vor allem Hummeln, Sandbienen und die          und auch Schwebfliegen gehören zu den
   Raupen des Hauhechel-Bläulings lieben         Blütenbesuchern. Die Pflanze mit ihren
  diese Pflanze. Wussten Sie, dass ein Staub­   feingliedrigen hellblauen Blütenköpfchen
   gefäß des Hornklees bis zu 13 570 Pollen­      zeichnet sich durch eine lange Blütezeit
körner produziert? Das ist reichlich Nahrung!       von Juli bis Oktober aus. Die Wurzel
                                                  der Wegwarte wurde früher als Kaffee-
                                                                ersatz genutzt.

           Glockenblumen                           Wicken und Platterbsen
            Campanula spec.                        Vicia spec., Lathyrus spec.
 Mit den blauen Blüten der Glockenblumen        Wicken und Platterbsen werden insbeson­
    können Sie bis in den späten Sommer          dere von Hummeln und Blattschneider-
   nahrungsspezialisierte Scherenbienen         bienen besucht. Während die Frühlings-
  anlocken. Verschiedene Insekten nutzen        platterbse bereits im April blüht, liefern
 die Glockenblume auch zum Übernachten.            die Schmalblättrige Wicke, die Breit­
  Glockenblumenarten gibt es für die ver-         blättige Platterbse und die Duftwicken
          schiedensten Standorte.                in den Sommermonaten ein wertvolles
                                                               Blütenangebot.

    MEIN SUMMENDER GARTEN                                                                    31
Astern                                     Natternkopf
                    Aster spec.                                 Echium vulgare
     Die späten Blüten der Astern gehören zum         Der Natternkopf wächst gut in einem
        letzten Blütenrausch. Honigbienen,           Magerbeet. Er blüht den ganzen Sommer
       Hummeln, Schmetterlinge, Schweb­               und ist ein wahrer Hummelmagnet.
         fliegen und Hornissen tanken hier           Da diese Pflanze­keine dauerhafte Staude
       noch einmal Nektar und sammeln die              ist, benötigt sie offenen Boden, um
                   letzten Pollen.                    sich immer wieder neu auszusamen.

                   Ziest-Arten                                Gehölze und
                   Stachys spec.                             Zwiebelpflanzen
       Ziest-Arten gibt es in vielen Formen und        Unter den Gehölzen sind Weiden, der
      für jeden Standort. Wald-, Sumpf-, Groß-        Faulbaum, Weißdorn, Schlehe, Beeren-
        blütiger und Aufrechter Ziest sind eher        sträucher und Obstbäume besonders
     unauffälligere Arten. Dennoch fliegen viele     wichtige Nahrungspflanzen. Mehr zu den
        Insekten auf sie. Wildbienen und viele        Pflanzenlieblingen unter den Gehölzen
      Schmetterlingsarten erfreuen sich an den       und zu den Frühblühern siehe Infokapitel
     violetten Blüten des Heilziests, der von Juni        „Schattenbeet“ und „Gehölze“.
         bis August blüht und als „Aspirin des
      Mittelalters“ bekannt wurde. Der Wollige
      Ziest, eine Gartenpflanze aus dem Kauka-
     sus, liefert den Wollbienen Pflanzenwolle,
           die sie für den Nestbau benötigen.

32
• Insekten sind nicht nur auf ein geeignetes Nahrungsan-
Das Wichtigste in Kürze

                            gebot angewiesen. Sie benötigen auch Nist- und Über-
                            winterungsplätze.
                          • Kleinstlebensräume, wie offene Sandflächen, stehendes
                            und liegendes Totholz, Trockenmauern, Steinhaufen und
                            ungestörte Ecken, tragen dazu bei.
Praxistipps

   Nist- und Über­
   winterungsplätze

   Beete, Gehölze, ein Kräuterrasen oder eine Wiese bieten Insekten
   wichtige Lebensräume. Durch die gezielte Anlage von Nist- und
   Überwinterungsplätzen können Sie Ihren Garten zusätzlich berei-
   chern und die Insektenvielfalt fördern. Einige dieser Elemente
   können zu echten Hinguckern in Ihrem Garten werden!

             Sandfläche                                    Reisigzäune
  Viele Wildbienenarten legen ihre Brut­        Das Schnittholz von Sträuchern und Bäu-
  röhren im Erdboden an. Sie bevorzugen         men eignet sich hervorragend dazu, einen
   dabei sonnige und sandige Böden. Ein         Reisigzaun anzulegen. Dazu werden zwei
 nicht zu dicht bewachsenes Magerbeet ist       Reihen Pfähle in gleichmäßigem Abstand
   dazu sehr gut geeignet. Oder Sie heben       zueinander in den Boden geschlagen und
  an einem geschützten sonnigen Ort eine      dazwischen das Reisig eingeschichtet. Da das
rund 50 cm tiefe Mulde aus und befüllen sie      Reisig im Laufe der Zeit verrottet, kann
 mit ungewaschenem Sand. Gewaschener            man von oben immer wieder nachlegen.
   Sand ist zu locker und lässt die Röhren     Insekten werden den Zaun als Lebensraum
          wieder zusammenfallen.                            gerne annehmen.

   MEIN SUMMENDER GARTEN                                                                     35
Baumhöhlen                      Trockenmauern, Steinhaufen
       Einen besonderen Lebensraum bieten
                                                      und Pflasterritzen
      die Höhlen alter Bäume. Hier finden sich     In den Fugen und Ritzen von Trocken­
      Nistmöglichkeiten für Hornisse, Baum-      mauern und Steinhaufen können Insekten
     hummel und Co. In dem Mulm der Höhlen       in Zeiten ungünstiger Witterung aushar-
                leben seltene Käfer.              ren. Wildbienen legen gerne ihre Brut­
                                                 röhren in den Fugen von Trockenmauern
                                                   oder breitfugig verlegtem Pflaster an.

                Wassertränke                             Ungestörte Ecken
        Auch Insekten brauchen Wasser. Als       Schnittholz von Bäumen und Sträuchern,
       Wasser­stelle eignet sich insbesondere      den Boden und seine Vegetation über­
       ein Gartenteich: Aber auch eine flache      lassen Sie an ausgewählten Orten sich
      Schale mit Wasser oder ein Sprudelstein       selbst. Hier können Wildkräuter wie
     erfüllen diese Funktion. Wenn ein flacher     Brennesseln wachsen, die die Raupen
       Stein oder ein Holzstück in das Wasser    mancher Schmetterlinge als Futter benöti-
      gelegt werden, haben die Tiere besseren    gen. Lassen Sie auch zusammengewehtes
        Zugang zum Wasser und können zur            Laub liegen. Dies bietet Insekten und
     Not wieder herauskrabbeln. Kleine Trän-     anderen Tieren im Winter Unterschlupf.
       ken müssen regelmäßig gesäubert und
              wieder aufgefüllt werden.

36
Totholz
                                                  Für Insekten wie Käfer, Wildbienen und
                                                  Grabwespen und manche Schwebfliegen
                                                    ist Totholz ein besonders wertvoller
                                                                Lebensraum.
                                                 Käfer nagen Bohrlöcher in morsches oder
                                                 festes Holz. Diese verlassenen Gänge wer-
                                               den dann von Wildbienen und Grabwespen
                                                zur Anlage von Brutröhren genutzt. Dabei
                                                 wird ein Ei mit Futtervorrat hineingelegt,
                                                  die Zelle verschlossen und weitere Brut-
                                                zellen bis zum Bohrlochende angelegt. Nur
                                                wenige Wildbienen- und Grabwespenarten
                                                 legen selbständig Gänge an, um ihre Eier
                                               in diesen Hohlräumen abzulegen. Insbeson­
                                                   dere senkrecht stehendes und sonnen­
               Nisthilfen                       exponiertes Totholz wird von vielen Insek-
  Zusätzlich können auch künstliche Nist-      ten besiedelt. Auch alte Zaunpfähle werden
 hilfen für oberirdisch nistende Wildbienen             von einigen Insekten als Nist-
   angebracht werden. Hierzu bieten sich        und Brutplatz genutzt. Totholz als Haufen
unbehandelte Hartholzblöcke, die mit Bohr-        aufgestapelt bereichert im blütenarmen
  löchern unterschiedlicher Durchmesser            und unbelaubten Winter den Garten.
versehen werden, an. Es eignet sich das Holz   Totholz kann auch als Beetumrandung ver-
 von Ahorn, Eiche, Esche, Rotbuche, Hain-           wendet oder als dekoratives Element
buche und Obstbäumen. Die sauber gebohr-               in einem Beet platziert werden.
 ten Löcher sollten einen Durchmesser von
 2 bis 9 mm haben bei einer Länge von 8 bis
   10 cm. Die Bohrlöcher müssen im Holz
 enden, also am Ende geschlossen sein. Die
Löcher werden von der Rindenseite gebohrt.
   Der ideale Standort für diese Nisthilfen
   sind geschützte Bereiche an einer Haus-
  oder Schuppenwand mit einer südlichen
       oder südöstlichen Ausrichtung.

   MEIN SUMMENDER GARTEN                                                                      37
Praxistipps

Wildnis oder Pflege der
Insektenlebensräume?

Ohne Nutzung und Pflege würden sich langfristig Sträucher und Bäume
durchsetzen und den Garten dominieren. Eine gewisse Pflege gehört in jedem
Garten dazu. Je nach Schwerpunktsetzung in Ihrem Garten kann diese ganz
unterschiedlich aussehen und dennoch die Artenvielfalt fördern – einen großen
Garten können Sie in unterschiedlich genutzte Zonen aufteilen.

Pflanzenschnitt                      Dynamik und
Beschränken Sie den Schnitt von      Wildnisecken
Pflanzen in den Beeten auf das       Lassen Sie es zu, dass Pflanzen    wie sie oft auf Terrassen ein­
Notwendigste. Es ist vorteilhaft,    sich aussäen und durch den Gar-    gesetzt werden, schädigen
die Stängel der abgeblühten          ten wandern, solange sie andere    den angrenzenden Boden mit
Stauden über Winter stehen zu        Pflanzen nicht bedrängen oder      seinen Lebewesen.
lassen. Das schont zum einen         zu dominant werden. Auch           In einem vielseitig angelegten
den Boden, zum anderen können        kleine wilde Ecken, die zumin-     und insektenreichen Garten
zwischen und in den Stängeln         dest für ein Jahr nicht angetastet werden schädigende Insekten
Insekten oder deren Larven über-     werden, können den Garten          immer wieder durch nützliche
wintern. Sie geben dem Garten        bereichern und wichtige Rück-      Insekten in Grenzen gehalten.
im Winter gleichzeitig optisch       zugsräume darstellen.              Tolerieren Sie ein gewisses Maß
eine Struktur. Etwas anders ist es                                      an Schädigungen: Schmetter-
bei Wiesen. Hier ist eine Pflege                                        linge, Käfer und Co. sowie deren
für den Erhalt der Wiese uner-                                          Raupen und Larven, die sich
                                     Pflanzenschutzmittel
lässlich. Wiesen gehen kurz                                             von den Pflanzen ernähren, wer-
gemäht in den Winter, damit die      Verzichten Sie auf Insektizide und den es Ihnen danken! In Gemüse-
lichtbedürftigen Kräuter im          andere Pflanzenschutzmittel.       beeten kann durch geschickte
Spätherbst und Frühjahr keimen       Ein Insektizid vernichtet nicht    Pflanzung von sich ergänzenden
und wachsen können.                  nur „schädliche“ Insekten, son-    Nachbarn dem Schädlingsbefall
In einem großen Garten können        dern auch Nützlinge und die        vorgebeugt werden.
Sie auch einige Altgrasbe­stände     Tiere, welche die so behandelten
stehen lassen, da hier Insekten      Pflanzen und Insekten fressen.
überwintern.                         Auch Mittel gegen Algenbewuchs,­

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Schonung des Bodens                                       Düngung                               Verzicht auf Torf
Vermeiden Sie das Hacken von                              Weniger ist mehr. Zu viele Nähr-      Torf gehört in die Moore, die ganz
Bodenflächen. Es ist günstiger,                           stoffe führen zur Artenverar-         besondere und wertvolle Lebens-
ungewünschte Pflanzen mit                                 mung der heimischen Pflanzen          räume für die Insektenwelt dar-
der Hand oder mit Hilfe einer                             und der von ihr abhängigen Tiere.     stellen. Die bis zu 11 000 Jahre
schmalen Pflanzschaufel heraus-                           Über die Luft kommen heute            alten Moore sind die effektivsten
zuziehen.                                                 zusätzliche Nährstoffe, vor allem     Kohlenstoffspeicher aller Land­
Lassen Sie im Herbst Laub auf                             Stickstoff, in den Boden. Darum       lebensräume. Beim Abgra­ben
den Beeten liegen. Dadurch wird                           sollte im Garten auf Dünger ver-      und bei der Verwendung von Torf
der Oberboden geschützt, es                               zichtet werden und nur bei spezi-     im Garten wird dieses CO2
fällt Nahrung für die Bodenlebe-                          ellen Arten mit hohem Nähstoff-       wieder an die Atmosphäre abge­
wesen an und Insekten können                              bedarf oder im Gemüsegarten           geben und belastet zusätzlich
im Laub überwintern.                                      mit organischem Dünger, wie           unser Klima.
                                                          z. B. Kompost, gearbeitet werden.

                                    Bei der Pflege des Gartens sollte im Sinne einer vielfältigen
                                    Insektengemeinschaft die Art und Intensität der Pflege
                                    auf ein notwendiges Maß reduziert und auf die Ansprüche
          Das Wichtigste in Kürze

                                    der Insekten abgestimmt werden. Dazu gehören:
                                       • bodenschonende Bodenbearbeitung
                                       • Stängel über den Winter stehen lassen
                                       • Laub nicht aus den Beeten entfernen
                                       • Dynamik und wilde Ecken zulassen
                                       • Verzicht auf synthetisch hergestellte Dünger
                                       • Verzicht auf synthetisch hergestellte
                                         Pflanzenschutzmittel
                                       • Blumenerde ohne Torf kaufen
Praxistipps
 Praxistipps

 Gemüse- und
 Kräutergarten
Gemüsepflanzen in Blüte: Zucchini (Bild links), Zwiebel und Brokkoli

Der Gemüseanbau wird wieder populär. Selbst in öffentlichen Grünan-
lagen entstehen heute kleine urbane Gemüsegärten für jedermann.
Im Gemüsegarten steht natürlich das Gemüse im Vordergrund, das gehegt
und gepflegt wird, um es später ernten zu können. Aber auch hier
können Sie einiges für die Insektenwelt tun. Verzichten Sie auf die Ernte
von einzelnen Gemüsepflanzen, so dass sie zur Blüte kommen. Sie
werden überrascht sein, wie diese Blüten von den Insekten umschwärmt
werden. Mit der Zwischenbegrünung des Gemüsebeetes mit Ölrettich,
Senf oder Bienenfreund lassen sich ebenfalls viele Insekten fördern.
Gleichzeitig bedecken diese Pflanzen während der Winterruhe den Boden
und schonen das Bodenleben.

Kräuter für Mensch und Insekt: Salbei und Schnittlauch

Im Kräutergarten wachsen Schnittlauch, Thymian, Rosmarin, Fenchel,
Minze, Salbei und andere Gewürzkräuter, die meist magere Böden
bevorzugen. Viele dieser Arten stammen aus dem mediterranen Raum.
Ihre Blüten sind allesamt Insektenmagneten.

MEIN SUMMENDER GARTEN                                                       41
Im eigenen Garten können Sie auch Honigbienen halten. Damit können
     Sie etwas für die Bestäubung von Obst und anderen Pflanzen tun
     und gleichzeitig eigenen Honig ernten. Zur Imkerei ist genügend Zeit
     und Sachkenntnis notwendig.

42
Praxistipps

Imkerei

Blütenangebot – Versorgung                       Imkern lernen – aber richtig!
mit Nektar und Pollen                            Imker arbeiten mit lebenden Tieren.
 Genau wie die Wildbienen benötigen Honig­       Dies setzt die Bereitschaft zu einem ver-
 bienen vom Frühjahr bis zum Herbst ein          antwortlichen Umgang mit den Tieren
 durchgängiges Blütenangebot. Wird dieses        voraus. Anfänger sollten sich unbedingt
„Trachtband“ unterbrochen, muss das              vorab gründlich informieren und
 Bienenvolk hungern und wird anfällig für        Kontakt zu einem Imkerverein aufneh-
 Krankheiten. Da die Bienen in großen            men. Informationen über Imker-Kurse
 Völkern zusammenleben, benö­tigen sie           gibt es bei den Imkervereinen. Eine
 ein großes Angebot an Blüten, das sie gleich­   Mitgliedschaft ist zu empfehlen, um eine
 zeitig aufsuchen können. Auf der Suche          Imkerversicherung zu haben und um
 nach solchen Massentrachten (z. B. Raps-        von einem Imkerpaten die Praxis vor Ort
 felder, Obstbäume, Lindenalleen, blühende       lernen zu können.
 Wiesen) können Honigbienen größere Stre-
 cken zurücklegen. Der Umfang der Honig-
 bienenhaltung sollte immer sorgfältig auf
 das verfügbare Trachtangebot angepasst sein.
                                                 Rechtliche Grundlagen zum
 Bei einem knappen Blütenangebot kann es         Imkern im Garten
 zu Konkurrenz­situationen zwischen Honig-       Die Haltung von Honigbienen ist bei den
 bienen und Wildbienen kommen.                   zuständigen Behörden anzeigepflichtig
                                                 (§1a Bienenseuchenverordnung). Für
                                                 die Aufstellung von Bienenstöcken ist die
                                                 Erlaubnis des Grundstückseigentümers
                                                 notwendig. Im Kleingarten müssen Vor-
                                                 stand und Parzellennachbarn zustimmen.

MEIN SUMMENDER GARTEN                                                                        43
Entdeckergarten –
          Was summt und
          flattert denn da?
          Ein vielfältiger und naturnaher Garten hilft nicht nur den Insekten.
          Hier können die Menschen entspannen und faszinierende Natur­
          beobachtungen machen. Setzen Sie sich vor Ihr Blumenbeet, vor einen
          Stapel Totholz oder Ihre Insektennisthilfe. Hier gibt es selbst für
          erfahrene Natur- und Gartenfreunde immer etwas Neues zu entdecken.

                                                              Das Wunder der Verwandlung:
                                                              Aus einer Schmetterlingsraupe
                                                              entsteht eine Puppe und aus dieser
                                                              schlüpft ein schöner Schmetterling.

Die Abbildung zeigt die „Gürtel­puppe“ eines Kohlweißlings.

44
Wie sieht es im Inneren eines Wildbienennestes aus? In der
Niströhre werden die Eier und der Pollen als Larvennahrung abgelegt,
                               hier entwickeln sich die Larven,
                               verpuppen sich und schlüpfen im
                               nächsten Jahr. Einblicke in das
                               Geschehen liefern Beobachtungsnist-
                               hilfen. Im Beispiel sind Brutzellen
                               der Rostroten Mauerbiene zu sehen.

Nektarraub! Löcher in Blüten wie am Beinwell, Lerchensporn oder
der Akelei sind das Werk kurzrüsseliger Hummeln, die nicht auf
                               „legalem Wege“ an den tiefliegenden
                               Nektar langgestreckter Blüten
                               kommen. Sie beißen die Blüten
                               kurzerhand auf wie hier am Beispiel
                               der Bissspuren an Beinwellblüten
                               zu sehen ist.

Welches Insekt besucht welche Blüte? Schwebfliegen, wie die
Große Sumpfschwebfliege, die durch ihre besonderen Flugkünste
                              auffallen, besuchen wegen ihres kur-
                              zen Rüssels vor allem flach aufgebaute
                              Blüten oder Blütenstände, in denen
                              der begehrte Pflanzennektar leicht
                              zugänglich ist.

MEIN SUMMENDER GARTEN                                                  45
Die Unterscheidung von Insekten, insbesondere das Feststellen der
        genauen Art, ist selbst für Experten nicht immer ganz einfach. Hilf-
        reich ist ein Bestimmungsbuch oder eine Bestimmungstafel. Nehmen Sie
        sich Zeit. Sie werden schnell feststellen, dass die verschiedenen Blüten­
        besucher sich in Farbe, Form, Größe und auch Verhalten deutlich unter-
        scheiden. Hier gibt es viel zu entdecken, auch wenn Sie am Anfang noch
        nicht wissen, um welche Art es sich handelt.

                                 Die meisten Bienen sammeln Pollen für ihren Nachwuchs. Je
                                 nach Art transportieren sie den Pollen am oder im Körper
         Wussten Sie schon … ?

                                 ins Nest. Sehen Sie ein Insekt mit einem „Pollenpäckchen“ an
                                 den Beinen oder auf der Bauchseite, ist es eine Biene. Bienen
                                 besitzen lange fadenförmige Fühler, eine Wespentaille und
                                 vier Flügel, die aber oft schwer zu sehen sind. Die Weibchen
                                 können stechen, aber die meisten Arten sind auch in der Nähe
                                 ihrer Niströhren äußerst friedlich, da sie im Gegensatz zu
                                 Honigbienen oder Wespen keine Völker verteidigen müssen.

                        Aschgraue Sandbiene                                       Feld-Wespenbiene
                           Andrena cineraria                                       Nomada goodeniana
      Nistet wie die meisten Wildbienen im Erd­                            Sieht mit ihrer gelb-rot-schwarzen Farbe
       boden, auffällig ist die schwarze Grund-                            aus wie eine Wespe, gehört in die Gruppe
       färbung mit schwarzer und weißgrauer                                der Kuckuckswespen, die als parasitische
     Behaarung; Beinsammlerin, einzeln lebend,                            Arten ihre Eier in die Nester erdnistender
              Körperlänge: 10 bis 15 mm                                      Bienen schmuggeln und nicht selbst
                                                                          Pollen sammeln, oft im Bereich erdnisten-
                                                                           der Sandbienenkolonien zu beobachten,
                                                                                  ­Körperlänge: 10 bis 13 mm

46
Garten-Wollbiene                                Stein-Hummel
       Anthidium manicatum                             Bombus lapidarius
Gelb-schwarz gefärbt, das Männchen zeigt     Auffällig ist das leuchtend rot gefärbte Hin-
   auffälliges Revierverhalten an Blüten        terleibsende, eine der wenigen noch
und attackiert andere Fluginsekten, Weib-     häufigen Hummelarten, die auch regel-
 chen schaben Haare von stark behaarten      mäßig in Gärten zu finden ist, Körperlänge:
Pflanzen ab, oft im Garten zu beobachten,         Königin: 20 bis 22 mm, Drohne:
  bevorzugt an Heilziest, Wollziest sowie     14 bis 16 mm, Arbeiterin: 12 bis 16 mm,
 an weiteren Lippen- und Schmetterlings-      leben in einjährigen Staaten mit 100 bis
    blütlern, Körperlänge: Männchen                         300 Individuen
   14 bis 18 mm, Weibchen 10 bis 13 mm

     Westliche Honigbiene                          Gehörnte Mauerbiene
         Apis mellifera                                Osmia cornuta
Grundfarbe bräunlich (und nicht schwarz-       Häufige Biene im Garten und auf Obst-
   gelb!), behaarte Augen, Arbeiterin:            wiesen; Vorderkörper schwarz,
 Körperlänge 11 bis 13 mm, lebt in Völkern     Hinterleib auffällig rot, Pollensammeln
     mit vielen Tausend Individuen                mit Bauchbürste; einzeln lebend,
                                                     Körperlänge: 10 bis 15 mm

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Schmetterlinge besitzen mit Schuppen besetzte Flügel und einen langen
     Saugrüssel. Ihre Raupen ernähren sich meist von Pflanzen und oft
     von ganz bestimmten Pflanzenarten. Neben den hier vorgestellten Tag­
     falterbeispielen gibt es sehr viele weitere Arten unter den Nachtfaltern
     und Kleinschmetterlingen.

                                                                 Zitronenfalter                          Hauhechelbläuling
                                                                Gonepteryx rhamni                         Polyommatus icarus
      Gelb bis grünlich weiß gefärbt, typische                                                   Männchen oberseits strahlend blau, Weib­
       Flügelform mit kurzer zipfelförmiger                                                          chen dunkelbraun mit bläulichen
      Spitze, Flügelspannweite 50 bis 55 mm,                                                     Anteilen und orangefarbenen Randflecken,
         Raupe an Faulbaum und Echtem                                                              Unterscheidung von ähnlichen Arten
       Kreuzdorn, bereits sehr früh im Jahr                                                        insbesondere über Fleckenmuster auf
                 im Garten zu sehen                                                                der Flügelunterseite, relativ kleine Art
                                                                                                  mit Flügelspannweite von 25 bis 30 mm,
                                                                                                 Raupen fressen an Schmetterlingsblütlern,
                                                             Am Schmetterlingsflieder tummeln            insbesondere an Hornklee
      Hilft der Schmetterlingsflieder den Schmetterlingen?

                                                             sich im Sommer oft die Tagfalter
                                                             und Hummeln. Für Schmetterlinge
                                                             und viele andere Insektenarten
                                                             ist es aber wichtig, dass es auch
                                                             zu anderen Jahreszeiten im Gar-
                                                             ten blüht und ihre Fraßpflanzen
                                                             vorhanden sind. Der Schmetter-
                                                             lingsflieder allein macht aus dem
                                                             Garten noch kein Schmetterlings-
                                                             paradies.
                                                                                                            Kleiner Fuchs
                                                                                                             Aglais urticae
                                                                                                  Orangebraune Oberseite mit gelben und
                                                                                                   schwarzen Flecken, blaue Fleckenreihe
                                                                                                  am Außenrand, Flügelspannweite 40 bis
                                                                                                      50 mm, Raupe an Brennnesseln

48
Neben den Bienen und Schmetterlingen finden sich viele weitere Insekten
 an Blüten. Die häufigsten Gruppen sind Fliegen, Käfer und Wespen.

  Goldglänzender Rosenkäfer                          Gemeine Parkschwebfliege
         Cetonia aurata                                 Episyrphus balteatus
  Ein wichtiges Merkmal der Käfer sind die          Schwebfliegen gehören in die große Gruppe
    kräftigen Flügeldecken, die den Käfer           der Fliegen und Mücken. Die Larven vieler
und insbesondere das darunterliegende zarte         Arten sind als Blattlausvertilger bei Garten-
  zweite Flügelpaar schützen. Käfer haben          freunden beliebt. Schwebfliegen besitzen nur
  kräftige zangenförmige Mundwerkzeuge.           zwei Flügel, einen kurzen Rüssel und meistens
 Ihr Flug ist oft behäbiger als der der Fliegen     nur kurze Fühler. Zu den häufigsten Arten
  und Bienen. An Blüten im Garten finden               zählt die Gemeine Parkschwebfliege.
   wir oft Arten der Bock- und Rosenkäfer.

                                                                             Wespen, von denen es viel mehr
                                                                             Arten gibt als die allgemein
                                                                              bekannten echten Wespen, können
                                                     Wussten Sie schon … ?

                                                                              auch oft an Blüten beobachtet
                                                                              werden. Dort sind die erwachse-
                                                                              nen Wespen auf Nektar aus oder
                                                                              sie sind auf der Jagd nach Beute-
                                                                              tieren, mit denen sie ihren Nach-
              Bienenwolf                                                      wuchs versorgen. Als räuberische
         Philanthus triangulum                                                Insekten sind sie sehr nützlich als
Wespen besitzen wie Bienen vier hautartige                                   „Schädlingsvertilger“.
Flügel, lange Fühler und eine Wespentaille.
 Die Weibchen haben einen Stachel. Nicht
alle Wespen sind wie die abgebildete Grab-
  wespe Bienenwolf schwarz-gelb gefärbt.

    MEIN SUMMENDER GARTEN                                                                                           49
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