Melanom Schwarzer Hautkrebs - Eine Information der Krebsliga für Betroffene und Angehörige - Krebsliga Shop

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Melanom Schwarzer Hautkrebs - Eine Information der Krebsliga für Betroffene und Angehörige - Krebsliga Shop
Melanom
Schwarzer Hautkrebs

Eine Information der Krebsliga
für Betroffene und Angehörige

                                 Melanom   1
Melanom Schwarzer Hautkrebs - Eine Information der Krebsliga für Betroffene und Angehörige - Krebsliga Shop
Die Krebsligen der Schweiz:
Nah, persönlich, vertraulich, professionell
Wir beraten und unterstützen Sie und Ihre Angehörigen gerne in Ihrer
Nähe. Rund hundert Fachpersonen begleiten Sie unentgeltlich während
und nach einer Krebserkrankung an einem von über sechzig Stand­orten
in der Schweiz.
Zudem engagieren sich die Krebsligen in der Prävention, um einen
gesunden Lebensstil zu fördern und damit das individuelle Risiko, an
Krebs zu erkranken, weiter zu senken.

Impressum

Herausgeberin                                    Frühere Auflagen
Krebsliga Schweiz                                (alphabetisch)
Effingerstrasse 40, Postfach,                    Dr. phil. Nicolas Broccard, Wissenschafts­
3001 Bern, Tel. 031 389 91 00,                   journalist, Bern; Prof. Dr. med. Robert
info@krebsliga.ch                                Hunger, Leitender Arzt, Universitätsklinik
www.krebsliga.ch                                 für Dermatologie, Inselspital Bern; Susanne
                                                 Lanz, Krebsliga Schweiz, Bern; Das Team
3. Auflage
                                                 des Hautkrebszentrums der Dermatolo­
Projektleitung
                                                 gischen Klinik, Universitätsspital Zürich;
Barbara Karlen, Fachspezialistin Publizistik;
                                                 Ernst Schlumpf, Krebsliga Schweiz, Bern
Regula Schär, Leiterin Publizistik, beide
Krebsliga Schweiz, Bern                          Titelbild
                                                 Nach Albrecht Dürer, Adam und Eva
Fachberatung
(alphabetisch)                                   Illustrationen
Prof. Dr. med. Lukas Flatz, Leitender Arzt,      S. 10: Frank Geisler, wissenschaftlicher
Klinik für Dermatologie, Venerologie und         Illustrator, Berlin
Allergologie, Kantonsspital St. Gallen           S. 12: Essex Pharma GmbH, München,
Prof. Dr. med. Robert Hunger, Leitender Arzt,    bearbeitet von Willi R. Hess, naturwissen­
Uni­versitätsklinik für Dermatologie, Insel­     schaftlicher Zeichner, Bern
spital Bern
                                                 Fotos
Betroffener als Experte                          S. 4, 18: Shutterstock
Wir danken der betroffenen Person für das        S. 14: M. Mühlheim, Prolith AG
sorgfältige Lesen des Manuskripts und die        S. 15, 17: Dermatologische Klinik,
wertvolle Rückmeldung.                           Univer­sitätsSpital Zürich
                                                 S. 46: Michael Jordan by Fotolia
Mitarbeitende Krebsliga Schweiz, Bern
Dr. med. Aline Flatz, wissenschaftliche          Design
Mitarbeiterin                                    Krebsliga Schweiz, Bern
Lektorat                                         Druck
Regula Schär, Leiterin Publizistik, Krebsliga    Ast & Fischer AG, Wabern
Schweiz, Bern

Diese Broschüre ist auch in französischer und italienischer Sprache erhältlich.

© 2019, 2012, 2008, Krebsliga Schweiz, Bern | 3., überarbeitete Auflage

KLS | 3.2019 | 7000 D | 011085012111
Melanom Schwarzer Hautkrebs - Eine Information der Krebsliga für Betroffene und Angehörige - Krebsliga Shop
Inhalt

Vorwort                                         5

Krebs – was ist das?                            6

Die Haut und ihre Funktionen                   11

Melanom (Schwarzer Hautkrebs)                  13
Mögliche Ursachen und Risiken                 16

Untersuchungen und Diagnose                    18
Krankheitsstadien                              21

Behandlungsmöglichkeiten beim Melanom          26
Operation                                      26
Medikamentöse Therapien                        27
Strahlentherapie (Radiotherapie)               33
Therapie im Rahmen einer klinischen Studie     35

Welche Therapie in welchem Krankheitsstadium? 36
Behandlungsplanung36
Therapie in einem frühen Krankheitsstadium    40
Therapie bei einem Melanom
mit lokoregionären Metastasen                 40
Therapie bei einem Melanom
mit Fernmetastasen                            41

Umgang mit unerwünschten Wirkungen             42

Weiterführende Behandlungen                    44
Schmerztherapie                                44
Komplementärmedizin                            47

Nach den Therapien                             48
Nachsorgeuntersuchungen                        49
Rehabilitationsangebote                        50
Zurück zur Arbeit                              51
Palliative Care                                52

Beratung und Information                       54

                                     Melanom    3
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4
Liebe Leserin, lieber Leser

  Wird im Text nur    Für Betroffene und ihre Nächsten              Das trägt dazu bei, die Lebens­
die weibliche oder
                      ist eine Krebsdiagnose ein Schock.            qualität zu erhalten, auch dann,
  männliche Form
verwendet, gilt sie   Auf einmal verändern sich Alltag              wenn beispielsweise ein fort­
  jeweils für beide   und Lebensperspektiven. In einem              geschrittener Tumor nicht mehr
     Geschlechter.    Wechselbad zwischen Hoffnung                  operiert werden kann.
                      und Angst, kreisen die Gedanken
                      um unzählige offene Fragen.                   In den zahlreichen Broschüren der
                                                                    Krebsliga finden Sie weitere Hin­
                      Diese Broschüre beschreibt Krank­             weise und Informationen, die Ih­
                      heit, Diagnose und Therapie des               nen das Leben mit Krebs etwas
                      Melanoms. Fachleute sprechen da-              erleichtern können.
                      bei auch vom malignen Mela­­­­­­­nom.
                      Umgangssprachlich wird das Me-                Lassen Sie sich auch von Men­
                      lanom als schwarzer Hautkrebs be­-            schen, die Ihnen nahestehen, un-
                      zeichnet. Hautkrebs ist ein Be­­­griff        terstützen. Sie können sich zu-
                      für verschiedene Krankheiten, die             dem jederzeit an Ihr Behand­-
                      sich unterschiedlich auf die Ge­­­­-          lungsteam wenden und bei Be­
                      sundheit auswirken.                           darf auch andere kompetente
                                                                    Beraterinnen und Berater (siehe
                      Die Therapie des Melanoms ist                 S. 62 f.) beiziehen.
                      ver­
                         träglicher und wirksamer als                                    Ihre Krebsliga
                      dies früher der Fall war. Einige
                      Betroffene können geheilt wer­
                      den. Bei anderen, die nicht geheilt
                      werden können, kann der Krank­
                      heitsverlauf oft verlang­samt und
                      Symptome der Krankheit gelin­
                      dert werden.

                      Hinweis
                      Das Melanom des Auges, das Kaposi-Sarkom und das Merkelzellkarzinom werden in dieser
                      Broschüre nicht beschrieben.
                      Die Hautkrebsarten Basaliom (Basalzellkarzinom) und Spinaliom (Spinozelluläres Karzinom)
                      sowie die Vorstufen Aktinische Keratose und Morbus Bowen werden in der Broschüre «Hel­
                      ler Hautkrebs: Basaliom, Spinaliom, Vorstufen» ausführlich behandelt; über primäre kutane
                      Lymphome informiert die Broschüre «Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome».

                                                                                             Melanom         5
Krebs – was ist das?

Krebs ist ein Sammelbegriff für        durch Schwellungen der Lymph­
ver­schiedene Krankheiten mit ge­      knoten, aber auch durch Verände­
meinsamen Merkmalen:                   rungen des Blutbildes zeigen.
• Ursprünglich normale Zellen
  vermehren sich unkontrolliert –      Die soliden bösartigen Tumoren,
  sie werden zu Krebszellen.           die von Oberflächengewebe wie
• Krebszellen dringen in umlie­        Haut, Schleimhaut oder von Drü-
  gendes Gewebe ein, sie zerstö­       sen­gewebe ausgehen, werden als
  ren und verdrängen es dabei.         Karzinome bezeichnet. Hierzu ge­-
• Krebszellen können sich von          hört auch das Melanom. Die gros-
  ihrem Entstehungsort lösen           se Mehrheit aller bösartigen Tu­
  und an anderen Stellen im            moren sind Karzinome.
  Kör­per Ableger (Metastasen)
  bilden.                              Entstehen solide bösartige Tumo­
                                       ren im Binde-, Fett-, Knorpel-, Mus-
Wenn von «Krebs» die Rede ist,         kel- und Knochengewebe oder den
ist ein bösartiges, unkontrolliertes   Gefässen, bezeichnet man sie als
Wachstum von Körperzellen ge­          Sarkome.
meint. Oft wird im Zusammen­
hang mit Krebs auch der Begriff        Gutartig oder bösartig?
Tumor (= Geschwulst) verwendet.        Gutartige Tumoren verdrängen
Tumoren sind entweder gutartig         durch ihr Wachstum gesundes Ge­
(benigne) oder bösartig (maligne).     webe, dringen aber nicht in dieses
Bösartige Tumoren werden oft           ein. Sie bilden auch keine Meta­
auch als Neoplasien bezeichnet.        stasen. Je nach Lage können aber
Neoplasie bedeutet «Neubildung»        auch gutartige Tumoren durch
(griechisch néos = neu).               Verdrängung oder Einengung von
                                       gesundem Gewebe (z.B. Nerven
Es gibt mehr als zweihundert ver­      oder Blutgefässe) ernsthafte Be­
schiedene Krebsarten. Man un­          schwerden verursachen.
terscheidet zwischen soliden Tu­
moren, die aus den Zellen eines        Bestimmte gutartige Tumoren kön­-
Organs entstehen und eine Zell­        nen, teilweise erst nach Jahren,
masse bzw. einen Knoten bilden         bösartig werden. Ein Beispiel hier­
(z.B. Brustkrebs), und Krankheiten,    für sind Darmpolypen. Das sind
die aus dem Blut- und Lymphsys­        Wucherungen in der Schleimhaut
tem entstehen (z.B. Leukämien).        des Darms. Sie können eine Vor­
Letztere können sich zum Beispiel      stufe von Darmkrebs sein.

6
Bösartige Tumoren hingegen wach­-     Manchmal geschieht dies nicht,
sen in das umliegende Gewebe ein      und die fehlerhafte (mutierte) Zel­
und schädigen es. Solche Tumoren      le teilt sich ungehindert und unre­
bilden auch neue Blutgefässe, um      guliert weiter. Diese Zellen häufen
sich mit Nahrung zu versorgen.        sich an und bilden mit der Zeit ei­
                                      nen Knoten, einen Tumor.
Über Lymph- und Blutgefässe kön-
nen Krebszellen in Lymphkno­  ten     Erstaunliche Dimensionen
und andere Organe gelangen und        Ein Tumor mit einem Durchmesser
dort Metastasen bilden. Meist         von einem Zentimeter enthält be­
bleibt erkennbar, von welchem         reits Millionen von Zellen und hat
Or­gan bzw. Zelltyp diese Metasta­    sich möglicherweise über mehre­
sen ausgegangen sind.                 re Jahre entwickelt. Mit anderen
                                      Worten: Der Tumor ist nicht von
Es beginnt in der Zelle               gestern auf heute entstanden. Die
Die Gewebe und Organe unseres         Wachstumsgeschwindigkeit ist aber
Körpers werden aus Billionen von      von Krebsart zu Krebsart verschie­
Zellen gebildet. Im Kern jeder Zel­   den.
le befindet sich der Bauplan des
jeweiligen Menschen: das Erbgut       Ursachen
(Genom) mit seinen Chromoso­          Krebserkrankungen sind auf Ver­
men und Genen; es ist aus der         änderungen im Erbgut der Zel­
so genannten Desoxyribonuklein­       len zurückzuführen. Es sind eini­
säure (DNS, engl. DNA) aufge­         ge Faktoren bekannt, die solche
baut, welche die Erbinformation       Veränderungen begünstigen und
ent­hält.                             bei der Entstehung von Krebs eine
                                      Rolle spielen:
Durch Zellteilung entstehen im­       • der natürliche Alterungsprozess,
mer wieder neue Zellen, während       • der Lebensstil (einseitige Er­­
alte absterben. Schädigungen im          nährung, ungenügende Bewe­
Erbgut können einerseits durch           gung, Rauchen, Alkoholkon­
Fehler bei der Zellteilung und an­       sum etc.),
dererseits durch verschiedene an­     • äussere Einflüsse (z.B. Viren,
dere Faktoren verursacht werden.         Schadstoffe, Tabakrauch, UV-
In der Regel können die Zellen sol­      Strahlung),
che Schäden selber erkennen und       • erbliche bzw. genetische
reparieren oder sie sterben ab.          Faktoren.

                                                          Melanom       7
Auf einige dieser Risikofaktoren         Lebensstil
kann Einfluss genommen werden,           Rauchen, Alkoholkonsum, Ernäh­
auf andere hingegen nicht. Man           rung und Bewegung – sprich der
schätzt, dass etwa ein Drittel der       Lebensstil – lassen sich beeinflus­
Krebs­­erkrankungen durch Vermeiden      sen. Mit einer gesunden Lebens­
von Risikofaktoren wie Tabak oder        weise kann daher das Erkran­
Alkohol verhindert werden könnte.        kungsrisiko für einige Krebsarten
Die übrigen Erkrankungen sind ­auf       gesenkt werden.
nicht beeinflussbare oder un­   be­-
kannte Faktoren zurückzuführen.          Äussere Einflüsse
                                         Einigen äusseren Einflüssen wie
In der Regel sind mehrere Fakto­ren      beispielsweise Feinstaub ist man
zusammen für die Entstehung von          ungewollt ausgesetzt, und man hat
Krebs verantwortlich. Im Einzelfall      nur begrenzt Möglichkeiten, sich
ist jedoch oft nicht klar, welche Fak­   ihnen zu entziehen. Gegen andere
toren bei einer betroffenen Person       äussere Einflüsse kann man sich
zur Erkrankung geführt haben.            schützen, beispielsweise durch
                                         Sonnenschutz vor UV-Strahlung
Alterung                                 oder durch Impfungen vor Viren,
Der natürliche Alterungsprozess          die Krebs verursachen können.
des Menschen begünstigt Krebs­
krankheiten. Die Häufigkeit der          Vererbung
meisten Krebsarten nimmt mit             Von allen Krebsbetroffenen haben
stei­gendem Alter zu. Fast 90 Pro­       schätzungsweise fünf bis zehn Pro­-
zent der Krebserkrankungen treten        zent eine nachweisbar angeborene
bei Menschen ab 50 Jahren auf.           Veränderung der Erbsubstanz, die
In der Regel laufen die Zellteilung      das Krebsrisiko erhöht. In diesen
und die Reparatur von Fehlern            Fällen spricht man von erblich be­
korrekt ab. Trotzdem sammeln sich        dingten Tumorerkrankungen. Per­
mit der Zeit und zunehmendem             sonen mit einer vermuteten oder
Alter Fehler im Erbgut an, die zur       nachgewiesenen Krebsveranlagung
Entstehung einer Krebserkrankung         sollten mit einer Fachperson das
führen können. Je älter ein Mensch       weitere Vorgehen besprechen. Die
ist, desto höher ist dadurch das         Veranlagung als solche kann nicht
Risiko einer Krebserkrankung. Da         beeinflusst werden, bei einigen
in unserer Gesellschaft die durch­       Krebsarten können jedoch Früh­
schnittliche Lebenserwartung an­         er­kennungsuntersuchungen oder
steigt, nimmt die Anzahl der Er­         Massnahmen, die das Erkrankungs­
krankungen zu.                           risiko reduzieren, hilfreich sein.

8
Beim Melanom haben Ihre Famili­        Niemand kann sich hundertpro­
enangehörigen ein erhöhtes Risi­       zentig vor Krebs schützen. Ge­
ko, ebenfalls an einem Melanom         sund Lebende können ebenso er­
zu erkranken. Sprechen Sie mit Ih­     kranken wie Menschen mit einem
rer Ärztin oder mit Ihrem Arzt da­     riskanten Lebensstil, junge wie al­
rüber.                                 te Menschen. Ob jemand an Krebs
                                       erkrankt oder nicht, ist bis zu ei­
Wieso ich?                             nem gewissen Grad auch Zufall
Möglicherweise beschäftigt Sie die     oder Schicksal. Unbestritten ist,
 Frage, warum gerade Sie an Krebs      dass die Diagnose «Krebs» eine
erkrankt sind. Vielleicht fragen Sie   grosse Belastung darstellt.
sich auch: «Habe ich etwas falsch
gemacht?» Diese Fragen sind sehr       Die Broschüre «Wenn auch die See­
gut nachvollziehbar und können         le leidet» (siehe S. 57) der Krebs-
zu grosser Unsicherheit oder Wut       liga geht auf die psychischen Be­
führen. Die Gründe, warum Krebs        lastungen durch Krebs ein und
entsteht, sind sehr komplex und        zeigt auf, wie mit solchen Gedan­
auch für Experten schwer zu ver­       ken und Gefühlen umgegangen
stehen.                                werden kann.

                                                           Melanom       9
Die Entstehung eines Tumors
Beispiel: Krebs in der Schleimhaut

     Der Tumor beginnt im gesunden Gewebe zu wachsen.

     bösartiger Tumor                              gesundes Gewebe

     Der Tumor wächst in umgebendes Gewebe ein. Krebszellen
     gelangen durch Blutgefässe (rot/blau) und Lymphgefässe (grün)
     in andere Organe, wo sie Metastasen (Ableger) bilden.

     Krebszellen
                                                          Blutgefässe
     Lymphgefässe
                                                      Krebszellen

10
Die Haut und ihre Funktionen

Die Haut ist das grösste Organ des     Die Schichten sind unterschiedlich
Menschen. Bei Erwachsenen hat          dick. Beispielsweise misst die Ober­
sie eine Fläche von ungefähr 1,5 bis   haut auf den Augenlidern 0,04 mm,
2 m2.                                  an den Fusssohlen 1,5 mm. Die Ober­-
                                       haut ist dünner als die Leder- und
Funktionen der Haut                    Unterhaut.
Die Haut erfüllt unterschiedliche
Aufgaben, sie:                         Oberhaut (Epidermis)
• reguliert die Körpertemperatur,      Die Oberhaut besteht:
• schützt den Körper vor Wasser­       • aus mehreren Schichten. Eine
  verlust,                               da­von ist die Basalzellschicht.
• dient als Kontakt- und Sinnes­         Darin entstehen durch Zell­
  organ,                                 teilung neue Hautzellen. Die
• schützt den Körper vor Um-             neuen Hautzellen werden von
  welteinflüssen wie Kälte, Hit-         nachkommenden Hautzellen
  ze, Chemikalien, Keimen oder           zur Hautoberfläche gescho­
  UV-Strahlen (siehe S. 16),             ben. Dabei durchwandern sie
• produziert mithilfe des Son­           mehrere Entwicklungsstadien,
  nenlichts Vitamin D (zuständig         bis sie als Hautschuppen abge­
  für Aufbau und Erhalt von              schoben werden. Diese lau­
  Knochen und Zähnen),                   fende Erneuerung der Haut
• ist zuständig für die Abwehr           dauert pro Zyklus drei bis vier
  und Aktivierung des Immun­             Wochen.
  systems.                             • vorwiegend aus Stachelzellen
                                         (Keratinozyten): Sie produzie­
Aufbau der Haut                          ren die Hornsubstanz Keratin.
Die Haut besteht aus mehreren          • aus Melanozyten (Pigmentzel­
Schichten. Von aussen nach innen         len): Sie produzieren das Haut­
sind dies die:                           pigment Melanin. Das verleiht
• Oberhaut                               der Haut ihre Tönung. Die Tö­­
• Lederhaut                              nung kann die Haut etwas vor
• Unterhaut                              der UV-Strahlung schützen.
                                       • aus Langerhans-Zellen, die
                                         zum Immunsystem gehören.

                                                           Melanom       11
Lederhaut (Dermis, Corium)            Unterhaut (Subcutis)
Die Lederhaut besteht aus fase­-      Die Unterhaut besteht aus Fett­
ri­
  gen, elastischen Bindegewebe.       gewebe und lockerem Bindegewe­
Da­rin befinden sich etwa die Ab­     be, das von Blutgefässen und Ner­
wehrzellen, Nervenfasern, Blut- und   ven durchzogen ist. Verbunden ist
Lymphgefässe, Schweiss- und Talg­-    die Unterhaut mit den darunterlie­
drüsen sowie die Haarfollikel.        genden Muskeln.

Aufbau der Haut
a Oberhaut (Epidermis)                f   Pigmentzellen (Melanozyten)
b Lederhaut (Dermis, Corium)          g   Haarfollikel (Haarwurzel)
c Unterhaut (Subcutis)                h   Haar
d Basalzellschicht (Basalmembran)     i   Talgdrüse
e Stachelzellschicht                  k   Schweissdrüse

12
Melanom (Schwarzer Hautkrebs)

Das Melanom wird auch als               • Das knotige oder noduläre
schwarzer Hautkrebs bezeichnet.           Melanom, kurz NM. Dazu zäh­
Es ist die gefährlichste Form aller       len ungefähr 15 Prozent aller
Hautkrebserkrankungen. Gefährlich         Melanome.
ist es, weil es Metastasen (Ableger)    • Das linsenförmige oder len-
bilden kann.                              tigo-maligna Melanom, kurz
                                          LMM. 10–15 Prozent aller Mela­
Man unterscheidet zwischen hel-           nome sind LMM. Sie treten bei
lem Hautkrebs und schwarzem               älteren Menschen im Gesicht
Hautkrebs. Diese Broschüre infor-         auf.
miert über die Diagnose und The-        • Das fleckige oder akrolentigi­
rapie von schwarzem Hautkrebs.            nöse Melanom, kurz ALM.
                                          1–3 Prozent aller Melanome
Erscheinungsformen                        sind ALM. Sie treten an Hand­
Melanome entstehen aus Pigment-           flächen und Fusssohlen sowie
zellen (siehe S. 11), die sich unkon­     unter Nägeln auf.
trolliert teilen. Auf der Haut wird
das Melanom als ein dunkler oder        Etwa 5 Prozent aller Melanome ge-
schwarzer Fleck sichtbar. Melano­       hören zu anderen als den erwähn-
me können aus bestehenden Le­           ten Typen.
berflecken (Pigmentmal, Mutter­
mal) hervortreten oder an jeder         Ein Melanom entwickelt sich über
beliebigen Hautstelle neu entste­       mehrere Monate oder Jahre. Wer­
hen. Beispielsweise am Kopf, an         den sie in einem frühen Krankheits-
den Beinen, am Bauch, aber auch         stadium erkennt, bestehen gute
im Intimbereich oder unter den          Hei­lungschancen.
Fuss- oder Fingernägeln. Seltener
treten Melanome an den Schleim­
häuten, an der Hirnhaut und an in­
neren Organen auf.
                                         Heller Hautkrebs
Unterschiedliche Melanom-Typen           Mehr über hellen Hautkrebs
• Das oberflächliche oder super-         und seine Vorstufen erfahren
  fiziell spreitende Melanom,            Sie in der entsprechenden
  kurz SSM. Dazu gehören un­-            Broschüre der Krebsliga (siehe
  gefähr 70 Prozent aller Mela­          S. 58).
  nome.

                                                            Melanom       13
14
Einige Melanomtypen

Superfiziell spreitendes   Noduläres Melanom         Lentigo-maligna-Melanom
Melanom

Metastasen                               Fernmetastasen …
Melanome können Metastasen (Ab-          … entstehen, wenn ein Melanom in
leger) bilden. Fachleute unterschei­     die Lederhaut einwächst und sich
den zwischen lokalen Metastasen          die Krebszellen durch die Lymph-
und Fernmetastasen.                      oder die Blutgefässe in andere
                                         Organe ausbreiten und dort Me­
Lokale Metastasen …                      tastasen bilden. Beispielsweise in
… treten in der direkten Umgebung        der Lunge, den Knochen, der Le­
des Melanoms hervor. Man unter­          ber oder dem Gehirn. Hat das Me­
scheidet:                                lanom Fernmetastasen gebildet, ist
• Satelliten-Metastasen nennen           die Krebserkrankung fortgeschrit­
   Fachleute auch Tumornester            ten. Das bedeutet, dass eine voll­
   oder -knoten. Sie entstehen           ständige Heilung meist nicht mehr
   rund um das Melanom im                möglich ist. Allerdings kann die Er­
   Abstand von bis zu 2 cm.              krankung in den meisten Fällen vo­
• In-transit-Metastasen sind über        rübergehend aufgehalten werden.
   2 cm vom Melanom entfernt.
   Sie befinden sich zwischen dem        Melanome in Zahlen
   Melanom und dem nächstgele­           Jährlich erkranken in der Schweiz
   genen Lymphknoten.                    rund 2700 Menschen an einem
• Mikrometastasen sind Lymph­            Me­ lanom. Rund 330 Menschen
   knotenmetastasen, die zwi­            sterben jährlich an den Krankheits­-
   schen 0,2 und 2 mm gross sind.        folgen. Männer und Frauen sind
• Makrometastasen sind Lymph­            gleich häufig betroffen. Schwarzer
   knotenmetastasen, die grösser         Hautkrebs kann auch bei jüngeren
   als 2 mm sind.                        Menschen auftreten: Fast ein Vier­
                                         tel der an einem Melanom erkrank­
                                         ten Personen sind zum Zeitpunkt
                                         der Diagnose unter 50 Jahre alt.

                                                              Melanom          15
Mögliche Ursachen                      • Albinismus (keine Melaninbil­
                                         dung),
und Risiken
                                       • geringe Pigmentierung der
Ultraviolette Strahlung                  Haut, sodass die Haut gar
(UV-Strahlen)                            nicht oder nur langsam braun
Die Sonnenstrahlung besteht aus          wird,
sichtbaren Strahlen (das Licht), In­   • Sonnenbrand,
frarotstrahlen (welche als Wärme       • geschwächtes Immunsystem,
wahrgenommen werden) und aus             zum Beispiel nach einer Organ­
ultravioletten Strahlen (welche we­-     transplantation.
der spürbar noch sichtbar sind).
Ein Grossteil der UV-Strahlen wird     Verdächtige Hautveränderungen
von der Ozonschicht zurückgehal­       Ungefähr ein Drittel aller Melano­­-
ten. Ein Teil der Strahlen (UVA-       me entsteht aus Mutterma­      len
und UVB-Strahlen) dringen zur          (Pig­mentmal, Leberfleck).
Erd­oberfläche vor. Sie können das­
Erbgut der Hautzellen schädigen        Wenn sich ein Muttermal deutlich
und das Risiko für Hautkrebs er­       von den anderen in Form und Farbe
höhen.                                 unterscheidet, sollten Sie es von ei­
                                       ner Hautärztin (Dermatologin) oder
Solarien                               einem Hautarzt (Dermatologe) un­
Die in Solarien erzeugten UV-Strah-    tersuchen lassen. Das Gleiche gilt
len sind zusätzlich zu den natür­      für ein bestehendes oder neues
lichen UV-Strahlen eine Belastung      Muttermal, das erhaben, schnell
für die Haut. Sie erhöhen das Haut­    wachsend oder hart ist.
krebsrisiko und beschleunigen die
Hautalterung.                          Bei der regelmässigen Selbst­un­ter-
                                       suchung der Haut kann die ABCD-
Andere Risikofaktoren                  Regel helfen (siehe nächste Seite).
als UV-Strahlung sind:
• mehr als 100 Muttermale
   (Le­berfleck, Pigmentmale)           Mehr über …
   am Körper,                           … Schutzmassnahmen,
• familiäre Häufung von Melano­         Hautkrebs­risiken, Selbstunter­
   men, vor allem bei Verwandten        suchung und Früherkennung
   1. Grades (Eltern, Geschwister,      erfahren Sie in der Krebsliga-
   Kinder),                             Broschüre «Sonnenschutz»
• eine frühere Hautkrebserkran­         (siehe S. 58).
   kung,

16
Die ABCD-Regel
           harmloses Muttermal verdächtiges Muttermal
                        A = Asymmetrie
     regelmässige,                           unregelmässige,
     symmetrische                            nicht symme­
             Form                            trische Form

                           B = Begrenzung
     regelmässige,                                  unregelmässige,
       klare Ränder                                 unscharfe Ränder

                          C = Color (Farbe)
       einheitliche                                 verschiedenfarbig,
          Färbung                                   fleckig

                            D = Dynamik
         verändert                                  verändert sich
         sich nicht                                 (Grösse, Farbe,
                                                    Form oder Dicke)

Hautveränderungen                    Ob es sich bei einer Hautverän­
Ein Melanom entwickelt sich lang­    derung um eine gutartige Verän­
sam, oft über mehrere Monate oder    derung oder um Hautkrebs han­
Jahre hinweg.                        delt, kann eine Hautärztin oder ein
                                     Hautarzt beurteilen.
Vor allem Personen mit einem er­
höhten Hautkrebsrisiko sollten ih­   Wichtig
re Haut nach tast- und sichtbaren    Wenn Sie das Gefühl haben, dass
Veränderungen absuchen. Dadurch      sich ein Pigmentmal (Leberfleck)
können Hautveränderungen früh­       verändert, dann ist das Grund ge­
zeitig erkannt werden.               nug, es einer Ärztin oder einem
                                     Arzt zu zeigen.

                                                         Melanom       17
Untersuchungen und Diagnose

Die Hautärztin oder der Hautarzt              Hautuntersuchung, Gewebeent-
ordnet bei verdächtigen Hautver-              nahme und -untersuchungen
änderungen verschiedene Unter-                • Die Hautärztin oder der Haut­
suchungen an. Oft werden nicht                  arzt wird die Haut gründlich
alle hier beschriebenen Untersu-                untersuchen, besonders Mut­
chungen durchgeführt.                           termale, Knoten oder andere
                                                Hautverfärbungen.
Patientenbefragung (Anamnese)                 • Verdächtige Hautveränderun­
Bei Ihrem ersten Arztbesuch wird                gen werden unter einem spe­
die Hautärztin oder der Hautarzt ei­            ziellen Mikroskop, dem Derma­
ne ausführliche Anamnese durch­                 toskop oder Auflichtmikroskop,
führen. Der Hautarzt stellt Fragen              untersucht.
• zu Ihren Beschwerden,                       • Wird eine Hautveränderung
• zum Zeitpunkt, wann Sie die                   als auffällig eingestuft, führt
   Hautveränderung entdeckt                     die Hautärztin oder der Haut­
   haben,                                       arzt eine Exzisionsbiopsie
• über die Hautveränderung: Hat                 durch. Das bedeutet, die ver­
   sich das Aussehen seit der Ent­              dächtige Hautstelle wird unter
   deckung verändert?                           örtlicher Betäubung entfernt.
• zu den Risikofaktoren,                      • Das entnommene Gewebe
• zu Vorerkrankungen,                           wird im Labor untersucht.
• zu Medikamenten, die Sie ein­                 Die Untersuchungsergebnisse
   nehmen,                                      geben Aufschluss darüber, ob
• zu Krebserkrankungen in der                   ein Melanom vorhanden ist
   Familie,                                     oder nicht.
• zum Beruf und zu den Lebens­                • Die umliegenden Lymphwege
   umständen.                                   und Lymphknoten werden auch
                                                abgetastet.

Untersuchung mit dem Dermatoskop (Auflichtmikroskop)

18
Eigenschaften des Melanoms             Blutuntersuchung
Für die Planung der Therapie ist       Melanome können nicht mit einer
wichtig, möglichst viele Eigen­        Blutuntersuchung nachgewiesen
schaften des Melanoms zu kennen.       werden. Im Blut können nur Werte
Deshalb wird das entnommene Ge-        nachgewiesen werden, die auf ein
webe untersucht. Zu klären ist:        Melanom hinweisen.
• Welche Art von Melanomtyp
   liegt vor (siehe S. 13)?            Bildgebende Verfahren
• Wie dick (in mm) ist das Mela­       Mit bildgebenden Untersuchun­gen
   nom (Breslow, siehe S. 21)?         können der Befall von Lymphknoten
• Welche Mitoserate die Krebs­         oder Metastasen in ande­ren Orga­
   zellen haben. Das bedeutet,         nen nachgewiesen wer­den. Die Er­
   dass bestimmt wird, wie schnell     gebnisse der Untersuchun­gen sind
   sich die Krebszellen teilen.        für die Wahl der Therapie wichtig.
• Weisen die Tumorzellen gene­
   tische Veränderungen auf?           Folgende bildgebende Untersu­chun­-
   Etwa jedes zweite Melanom           gen können durchgeführt werden:
   weist eine Veränderung des          • Ultraschall-Untersuchung.
   BRAF-Gens auf, seltener kom­            Damit lassen sich Verände­
   men MEK1-Veränderungen,                 rungen in den Organen oder
   NRAS und c-KIT-Veränderun­              den Lymphknoten erkennen.
   gen vor.                            • Eine Röntgenaufnahme der
• Können spezielle Moleküle,               Lunge gibt Aufschluss darüber,
   so genannte Tumormarker, im             ob das Melanom auf der Lunge
   Blut nachgewiesen werden?               oder in die Knochen des Brust­
                                           korbs Metastasen gebildet hat.
Zusätzliche Untersuchungen             • Eine Computertomografie (CT),
Die Hautärztin oder der Hautarzt           eine Magnetresonanztomo­
informiert Sie eingehend über die          grafie (MRT) oder ein Positro­
Ergebnisse der Gewebeuntersu­              nen-Emission-Tomografie
chung und über das weitere Vor­            (PET) sind Verfahren, mit denen
gehen. Während dieses Gesprächs            der gesamte Körper untersucht
können Sie jederzeit Fragen stellen.       werden kann. Etwa um abzu­
                                           klären, ob das Melanom Me­­ta­-
Vor der Therapieplanung schla­            ­stasen, beispielsweise im Bauch,
gen die Ärzte oft weitere Untersu­         dem Brustraum, dem Becken
chungen vor.                               oder dem Gehirn, gebildet hat.
                                           Ein PET wird in der Regel mit
                                           einem CT kombi­niert (PET-CT).

                                                           Melanom       19
• Mit dem Skelettszintigramm          beispielsweise, wenn das Mela­
  werden Metastasten in den           nom eine hohe Mitoserate hat (sie­-
  Knochen nachgewiesen.               he S. 19).

Untersuchung des                      Die Untersuchung des Wächter­
Wächterlymphknotens                   lymphknotens hilft, das Krankheits­
Beim Wächterlymphknoten handelt       stadium (siehe S. 24) zu bestimmen.
es sich um Lymphknoten, die sich      Es ist deshalb eine diagnostische
in nächster Nähe zum Melanom be-      und nicht eine therapeutische Mass­-
finden. Wächterlymphknoten wer­       nahme. Das kann der Ärztin oder
den auch Sentinel-Lymphknoten ge-     dem Arzt helfen, zu entscheiden,
nannt. Wandern Krebszellen vom        wie engmaschig die Kontrollen ge­
Melanom ab, befallen sie oft die      macht und welche Therapien durch­
Wäch­terlymphknoten. Um festzu-       geführt werden sollen.
stellen, ob sich Melanomzellen im
Wächterlymphknoten befinden, wird     Um festzustellen, wo sich der Wäch­-
eine kleine Gewebeprobe ent­nom-      terlymphknoten befindet, wird eine
men und im Labor untersucht. In       Lymphabfluss-Szintigrafie durchge­
einigen Fällen wird der ganze Wäch-   führt.
terlymph­knoten entfernt und unter­
sucht.                                Lymphabfluss-Szintigrafie
                                      Eine Lymphabfluss-Szintigrafie ist
Finden sich keine Melanomzellen im    ein bildgebendes Verfahren. Dabei
Wächterlymphknoten, hat der Tumor     werden die Lymphgefässe aus
wahrscheinlich noch keine Metasta­    der Umgebung des Tumors dar­
sen in anderen Organen gebildet.      gestellt. Dafür wird ein radioak­
Die Wächterlymphknoten werden         tiver Farbstoff rund um das Me­
ab einer Melanomdicke von 1 mm        lanom unter die Haut verabreicht.
untersucht. Oder bereits bei einem    Der radioaktive Farbstoff wird mit
Melanom, das zwischen 0,75 mm         der Lymphe abtransportiert und
und 1 mm dick ist, wenn die oder      sammelt sich in den Lymphknoten
der Betroffene jünger als 40 Jahre    an. Nach der Verabreichung werden
alt ist und/oder weitere Risikofak­   Aufnahmen mit einer Spezialkame­
toren nachgewiesen werden. Ein        ra gemacht. Dabei wird ersichtlich,
weiterer solcher Risikofaktor ist     wo der Wächterlymphknoten liegt.

20
Die verwendeten radioaktiven Medi­-      Zeitpunkt Sie mit den Ergebnissen
kamente werden mit dem Urin oder         rechnen können. Anhand der Unter-
dem Stuhlgang wieder ausgeschie­         suchungsergebnisse kann das Aus-
den. Die Strahlenbelastung ist nicht     mass der Krebs­erkrankung erkannt
höher als bei einer radiologischen       und die Ausbreitung im Körper ein-
Untersuchung. Einzig schmerzhaft         gestuft werden. Man nennt dies Sta-
kann der Stich für das Einspritzen       dieneinteilung (englisch staging).
des radioaktiven Mittels sein.           Die Ärzte planen anhand der Sta­
                                         dieneinteilung die Behandlungen.
Weiteres Vorgehen
• Werden bei der Wächterlymph­           Eingeteilt wird das Melanom nach
  knoten-Biopsie keine Meta­             der Tumordicke nach Breslow und
  stasen gefunden, werden die            der TNM-Klassifikation.
  Lymphknoten nicht entfernt.
• Ist der Wächterlymphknoten             Tumordicke nach Breslow
  mit Metastasen befallen, wird          Die Tumordicke nach Breslow ist
  nur dieser operativ entfernt.          ein wichtiger Faktor, um den Krank-
• Werden in anderen Lymphkno­            heitsverlauf zu beurteilen.
  ten als dem Wächterlymphkno­
  ten Metastasen nachgewiesen,           Sie gibt an, wie tief das Melanom
  wird eine Lymphadenektomie             in die Haut eingewachsen ist. Die
  durchgeführt. Das bedeutet,            Dicke wird in Millimetern angege-
  alle befallenen Lymphknoten            ben. Nach Breslow sind kleine Me-
  werden entfernt.                       lanome 1 mm dick oder dünner. Gros-
                                         se Melanome sind über 4 mm dick.

Krankheitsstadien                        Grundsätzlich gilt:
                                         • Je dünner ein Melanom ist,
Bis alle Untersuchungsergebnisse           desto besser kann es behan­
vorliegen, dauert es oft Tage, manch­-     delt werden.
mal sogar Wochen. In dieser Zeit         • Je dicker ein Melanom ist,
brauchen Sie Geduld. Fragen Sie Ih­        desto weniger gut kann es
re Ärztin oder Ihren Arzt, zu welchem      behandelt werden.

                                                             Melanom      21
TNM-Klassifikation
Die TNM-Einteilung der Union In­      nung des Tumors, den Befall von
ternational contre le Cancer (UICC)   Lymphknoten und vorhandene Me­-
wird verwendet, um die Ausdeh­        tastasen zu klassifizieren.

TNM-Klassifikation beim Melanom (8. Auflage, 2017)

 T     steht für Tumor; die Ausdehnung (das Volumen) des Tumors
       wird mit Zahlen von 0 bis 4 ausgedrückt. Je grösser die Zahl,
       desto weiter hat sich ein Tumor ausgebreitet bzw. desto grös­
       ser ist er. Im Einzelnen bedeutet dies:

 Tis   Tumor in situ, auf die Oberhaut begrenzt

 T1    Das Melanom ist maximal 1 mm dick
       T1a   0,8 mm oder weniger dick ohne Ulzeration*
       T1b   0,8 mm oder weniger dick mit Ulzeration* oder mehr
             als 0,8 mm, aber nicht mehr als 1,0 mm dick mit oder
             ohne Ulzeration*

 T2    Das Melanom ist dicker als 1 mm, aber nicht mehr als 2 mm dick
       T2a   ohne Ulzeration*
       T2b   mit Ulzeration*

 T3    Das Melanom ist zwischen 2 und 4 mm dick
       T3a   ohne Ulzeration*
       T3b   mit Ulzeration*

 T4    Das Melanom ist dicker als 4 mm
       T4a   ohne Ulzeration*
       T4b   mit Ulzeration*

* Ulzeration heisst Geschwürbildung. Das bedeutet, dass die Oberfläche
  des Tumors nicht mehr intakt ist.

22
N    Steht für Lymphknoten (lateinisch nodus = Knoten).

N0   Keine Metastasen in den benachbarten Lymphknoten

N1   Metastasen in einem einzigen regionären Lymphknoten oder
     intralymphatische regionäre Metastasen ohne regionäre
     Lymphknotenmetastasen
     N1a   nur mikroskopisch nachweisbare Metastasen
     N1b   makroskopisch nachweisbare Metastasen
     N1c   Satelliten oder In-transit-Metastasen ohne regionäre
           Lymphknotenmetastasen

N2   Metastasen in 2 oder 3 regionären Lymphknoten oder intra­
     lymphatische regionäre Metastasen mit regionären Lymph­
     knotenmetastasen
     N2a   nur mikroskopisch nachweisbare Metastasen
     N2b   makroskopisch nachweisbare Metastasen
     N2c   Satelliten oder In-transit-Metastasen mit regionären
           Lymphknotenmetastasen

N3   Metastasen in 4 oder mehr regionären Lymphknoten oder ver-
     backene regionäre Lymphknotenmetastasen oder Satelliten
     oder In-transit-Metastasen mit regionären Lymphknotenmeta­
     stasen in 2 oder mehr regionären Lymphknoten
     N3a		 nur mikroskopisch nachweisbare Metastasen
     N3b		 makroskopisch nachweisbare Metastasen
     N3c		 Satelliten oder In-transit-Metastasen mit zwei oder
     		 mehr regionären Lymphknotenmetastasen

M    Steht für Metastasen (Ableger) in anderen Organen.
     Sie werden auch als Fernmetastasen bezeichnet.

M0   Es sind keine Fernmetastasen nachweisbar.

M1   Es sind Fernmetastasen vorhanden:
     M1a Metastasen in der Haut, im Weichteilgewebe oder in
         Lymphknoten jenseits der regionären Lymphknoten
     M1b Metastasen in der Lunge
     M1c Metastasen in anderen Orten (z.B. Knochen, Leber)
         ausser im zentralen Nervensystem
     M1d Metastasen im zentralen Nervensystem

                                                      Melanom        23
Stadieneinteilung                       Stadium II (zwei)
Bei einem Melanom wird die TNM-         Es sind keine Lymphknoten befal­
Einteilung in fünf (0–IV) Krankheits-   len und es sind keine Metastasen
stadien zusammengefasst. Je grös-       nachweisbar.
ser die Zahl ist, desto fortgeschrit­
tener ist die Krankheit.                Man unterscheidet:
                                        Stadium IIA:
Stadium 0 (null)                        • T2b: Das Melanom ist 1 bis 2
Melanom in situ: Die Krebszellen          Millimeter dick mit Geschwür­
treten nur in der Oberhaut (Epider-­      bildung
mis) auf. Das Melanom ist nicht         • T3a: Das Melanom ist 2 bis
in die Tiefe, d.h. in untere Haut­        4 Millimeter dick ohne Ge-
schichten, eingewachsen.                  schwürbildung

Stadium I (eins)                        Stadium IIB:
Im Stadium I ist dieTumordicke klei-    • T3b: Das Melanom ist 2 bis 4
ner als 2 Millimeter, es sind keine       Millimeter dick mit Geschwür­
Lymphknoten befallen und es sind          bildung
keine Metastasen vorhanden.             • T4a: Das Melanom ist
                                          dicker als 4 Millimeter ohne
Man unterscheidet:                        Geschwürbildung
Stadium IA:
• T1a: Das Melanom ist maxi­            Stadium IIC:
  mal 0,8 Millimeter dick ohne          • T4b: Das Melanom ist dicker
  Geschwürbildung (Ulzeration)            als 4 Millimeter mit Geschwür­
                                          bildung
Stadium IB:
• T1b: Das Melanom ist maxi­            Stadium III (drei)
  mal 0,8 Millimeter dick mit           Zum Stadium III zählen Melanome
  Geschwürbildung oder mehr als         jeder Dicke, bei denen Metastasen in
  0,8 Millimeter, aber nicht mehr       den Lymphknoten oder Satelliten-
  als 1 Millimeter dick mit oder        und/oder In-transit-Metastasen (sie-
  ohne Geschwürbildung                  he S. 15) nachweisbar sind. Jedoch
• T2a: Das Melanom ist maxi­            ohne Fernmetastasen.
  mal 2 Millimeter dick ohne
  Geschwürbildung

24
Man unterscheidet:                  Stadium IV
Stadium IIIA:                       Im Stadium IV sind jede Melanom­
• T1a, T1b, T2a und N1a, N2a:       dicke, befallene Lymphknoten und
  Das Melanom ist maximal 2         Metastasen in anderen Organen
  Millimeter dick und hat maxi­     (Fernmetastasen) nachweisbar.
  mal Mikrometastasen in bis
  zu 3 Lymphknoten                  Fragen Sie Ihre Ärztin oder
                                    Ihren Arzt …
Stadium IIIB:                       … sie werden Ihnen Ihre offenen
• T1a, T1b, T2a und N1b, N1c,       Fragen zur Tumordicke nach Bres-
  N2a, N2b, N2c: Das Melanom        low und Stadieneinteilung nach
  ist maximal 2 Millimeter dick     der TNM-Klassifikation gerne be­
  und hat maximal Satellit(en)-     antworten.
  und/oder In-transit-Metastasen
  mit regionären Lymphknoten­
  metastasen
• T1b–T4b und N1a, N1b, N2a,
  N2b, N2c: Jede Melanomdicke
  und hat maximal Satellit(en)-
  und/oder In-transit-Metastasen
  mit regionären Lymphknoten­
  metastasen

Stadium IIIC:
• T1b–T4b und N1b, N2b: Jede
  Melanomdicke, und hat maxi­
  mal Makrometastasen in bis
  zu 3 Lymphknoten
• Jedes T und N3: Jede Mela­
  nomdicke, 4 oder mehr be­-
  nachbarte Lymphknoten sind
  befallen oder eine beliebige
  Anzahl Satelliten oder In-tran­
  sit-Metastasen mit regionären
  Lymphknotenmetastasen in 2
  oder mehr Lymphknoten oder
  verbackene regionäre Lymph­
  knotenmetastasen

                                                      Melanom     25
Behandlungsmöglichkeiten
beim Melanom

Beim Melanom gibt es unterschied-      Sicherheitsabstand
liche Behandlungsmöglichkeiten:        In einem ersten Schritt wird das
• Operation                            Melanom entfernt. Man nennt
• Medikamente (Immunthera­             dies Exzision. Das Tumorgewebe
   pie, Zielgerichtete Therapie,       wird eingefärbt und im Labor un­
   Chemo­therapie)                     ter dem Mikroskop untersucht.
• Strahlentherapie
                                       Werden im Labor mikroskopisch
Das Ziel der Melanom-Behandlung        kleine Tumorausläufer nachgewie­
ist, es vollständig oder möglichst     sen, die bis an einen Schnittrand
vollständig zu entfernen. Die Be­      heranreichen, wird noch einmal
handlungen werden einzeln oder         operiert. Dabei werden die ver­
kombiniert angewandt. Werden           bliebenen Tumorausläufer so lange
sie kombiniert durchgeführt, kann      entfernt, bis ein genügend gros-
das gleichzeitig oder nacheinan­       ser Sicherheitsabstand zum ge-
der geschehen.                         sunden Ge­webe erreicht ist.

Mehr über die Auswahl der Thera­       Wer operiert?
pien erfahren Sie ab Seite 36.         Kleinere Operationen führt die
                                       Haut­ärztin (Dermatologin) oder der
                                       Hautarzt (Dermatologe) durch. Grös-
Operation                              sere Operationen planen Chirurgin­
                                       nen und Chirurgen aus verschiede­
Hat das Melanom noch keine Me­         nen Fachgebieten gemeinsam.
tastasen gebildet, dann ist die Ope-
ration die wichtigste Behandlungs-     Bei einer grösseren Operation wird
methode. Ziel der Operation ist die    die Wunde beispielsweise durch
vollständige Entfernung des Me­        das Verschieben von angrenzender
lanoms mit einem Sicherheitsab­        Haut verschlossen (Lappenplastik).
stand zum gesunden Gewebe. Die
Grösse des Sicherheitsrandes ist       Es wird so operiert, dass möglichst
abhängig von der Dicke und Loka­       keine störenden Narben zurückblei­
lisation des Melanoms.                 ben, oder/und dass durch die Narbe
                                       keine Funktionseinschränkung ent­
Kann das Melanom mit einem genug       steht. Je nachdem welche Körper-
grossen Sicherheitsabstand entfernt    stelle betroffen ist, werden für die
werden, spricht man von einer R0-Re-   Operation deshalb auch Hals-Nasen-
sektion. Die R0-Resektion ist wich­    Ohren-Chirurgen, Handchirurgen oder
tig, um ein erneutes Auftreten des     plastische und ästhetische Chirurgen
Tumors (Rezidiv) zu verhindern.        beigezogen.

26
Mögliche Operationsfolgen             Eine medikamentöse Therapie hat
Nach der Operation können sicht­      eine systemische Wirkung, d.h.,
bare Narben zurückbleiben.            die Medikamente gelangen über
                                      die Blutgefässe in den ganzen
Werden bei der Operation Sehnen,      Körper. Im Gegensatz dazu spricht
Muskeln oder Nerven verletzt, kön-    man bei einer Strahlentherapie
nen vorübergehende Taubheitsge­       von einer lokalen Behandlung.
fühle oder Bewegungseinschrän­
kungen auftreten.                     Zur Therapie von Melanomen kön­
                                      nen drei unterschiedliche Medika­
Ein Lymphödem (Schwellung) kann       mentengruppen eingesetzt werden:
entstehen, wenn bei der Operation     • Immuntherapie
Lymphgefässe eigeengt oder durch-     • Zielgerichtete Medikamente
trennt werden. Ein Lymphödem be-      • Chemotherapie
handelt man mit Lymphdrainagen
oder speziellen Bandagen. Mehr        Immuntherapie
über die Behandlung von Lymph-        Immuntherapien sind Medikamente,
ödemen erfahren Sie in der Bro-       die das Abwehrsystem (Immun-
schüre der Krebsliga (siehe S. 57).   system) aktivieren oder anregen,
                                      Krebszellen zu bekämpfen.
Operation bei Metastasen
Auch Metastasen werden, wenn          Wie wirken die Medikamente?
immer möglich, bei einer Opera­       Immuntherapien sind Medikamen-
tion entfernt.                        te, die das Immunsystem im Kampf
                                      gegen Krebs unterstützen oder ak­
                                      tivieren. Einige Medikamente mar-
Medikamentöse                         kieren die Krebszellen so, dass die
                                      Immunzellen diese erkennen und
Therapien                             bekämpfen. Andere Medikamente
Die medikamentöse Therapie wird       stimulieren das Immunsystem so,
insbesondere dann durchgeführt,       dass gegen die Krebszellen eine
wenn das Melanom in den Kör­          Abwehrreaktion ausgelöst wird.
per gestreut hat (Metastasen). Es
kann allerdings auch sein, dass       Immuntherapien werden häufig
die Ärztin oder der Arzt bei sehr     nach der Operation (adjuvant) ein­
grosser Tumordicke und komplett       gesetzt. Als Erstbehandlung wer­
entfernten Metastasen eine medi­      den Immuntherapien nur durch­
kamentöse Behandlung empfieh­         geführt, wenn das Melanom nicht
lt, um einem Wiederauftreten der      operativ entfernt werden kann.
Krankheit (Rezidiv) vorzubeugen.

                                                          Melanom      27
Immun-Checkpoint-Inhibitoren           Monoklonale Antikörper
Im Immunsystem gibt es verschie­       Beim Melanom werden als Immun-
dene Abwehrzellen. Beispielswei­-      Checkpoint-Inhibitoren monoklona-
se die T-Zellen. T-Zellen zerstören    le Antikörper eingesetzt, die sich
körperfremde Krankheitserreger         an PD-1- oder CTLA-4-Rezeptoren
wie beispielsweise Viren.              binden. Dadurch werden die Zel­
                                       len, welche eines dieser Eiweisse
Jede gesunde oder kranke Körper­       auf der Zelloberfläche tragen und
zelle hat auf ihrer Oberfläche be­     den Antikörper binden, angegrif­
stimmte Rezeptoren, die die Im-        fen und zum Absterben gebracht.
munantwort regulieren, so genann-
te Immun-Checkpoints.                  Verabreichung
                                       Monoklonale Antikörper werden
Die Checkpoints der T-Zellen wer­      als Infusion verabreicht. Oft lie­
den von anderen Körperzellen an­       gen zwischen den einzelnen The­
geregt. Dadurch erkennt die T-Zel­     rapien zwei bis vier Wochen. Die
le die andere Zelle als gesunde an.    Wirkung der Therapie hält länger
Es wird kein so genannter immu­        an. T-Zellen können nach einer Be­
nologischer Angriff ausgelöst. Das     handlung mit Immun-Checkpoint­
bedeutet, die T-Zelle zerstört die     Medikamenten über Monate oder
Körperzelle nicht.                     Jahre Krebszellen erkennen und
                                       bekämpfen.
Krebszellen sind auch körperei­
gene Zellen. Auch sie können die       Beim Melanom kann die Immun-
Checkpoints der T-Zellen stimulie­     Checkpoint-Therapie mit einer ziel-
ren. Dadurch wird die Krebszelle       gerichtetenTherapie, einer Strahlen-
nicht als krankmachend erkannt.        oder Chemotherapie kombiniert
Ein immunologischer Angriff fin­       werden.
det nicht statt.

Immun-Checkpoint-Medikamente
binden sich an die Checkpoint-Re­
zeptoren und verhindern somit ei­
ne Inaktivierung der T-Zellen durch
Krebszellen. Die T-Zellen können so-
mit die Krebszellen erkennen und
zerstören.

28
Unerwünschte Wirkungen gffghf         Wie wirken onkolytische Viren?
Die Immun-Checkpoint-Therapie         Die Viren werden direkt in den Tu­
kann dazu führen, dass auch ge­       mor gespritzt. Sie wirken auf zwei
sunde Zellen vom eigenen Immun-       unterschiedliche Weisen: Zum ei­
system angegriffen werden. Dies       nen vermehren sie sich in den
ist der Hauptgrund, dass folgen-      Krebszellen. Dadurch werden die
de Nebenwirkungen auftreten kön-      Krebszellen zum Absterben ge­
nen:                                  bracht. Zum anderen produzieren
• juckende Hautausschläge,            die Viren ein Eiweiss. Die freige­
• Durchfall,                          setzten Eiweisse aktivieren das
• Müdigkeit,                          Immunsystem, sodass dieses die
• grundsätzlich kann jedes            Krebszellen zerstört.
   Organ betroffen sein.
                                      Wann wird eine Therapie mit on­
Wenn Sie unter den erwähnten          kolytischen Viren durchgeführt?
oder anderen Nebenwirkungen lei-      Onkolytische Viren werden bei ei­
den, sollten Sie sofort Ihre Ärztin   nem nicht operierbaren Melanom
oder Ihren Arzt informieren. Die      mit lokalen oder entfernten Me­
Therapie muss in diesen Fällen an-    tastasen, nicht bei Knochen-, Ge­
gepasst werden, damit sich die be-    hirn-, oder Lungenmetastasen, ein­-
troffenen Organe wieder erholen       gesetzt.
können.
                                      Eine Behandlung mit onkolyti­schen
Die unerwünschten Wirkungen ge­       Viren ist eine palliative Therapie
hen nach Abschluss der Therapien      (siehe S. 39). Das Ziel der Behand­
wieder zurück. Mehr über den Um-      lung ist es, das Fortschreiten der
gang mit unerwünschten Wirkun-        Krankheit zu verlangsamen oder
gen erfahren Sie auf Seite 42.        das Melanom zu verkleinern und/
                                      oder die Vorbeugung von Metas­
Onkolytische Viren                    tasten.
Beim Melanom können onkolyti-
sche Viren eingesetzt werden. Da­     Unerwünschte Wirkungen
bei handelt es sich um eine Impf­     Zu den unerwünschten Wirkungen
therapie mit einem so genannten       gehören: Müdigkeit, Fieber, Übel­
genetisch veränderten Herpes-sim-     keit und grippeähnliche Sympto­
plex-Typ-1-Virus.                     me.

                                                          Melanom      29
Zielgerichtete Therapien              ren Rezeptoren, die für die Zell­
Wirkstoffe zielgerichteter Medika­    teilung wichtig sind. Das Wachs­
mente (englisch targeted thera­       tum oder der Stoffwechsel eines
pies) greifen in den Stoffwechsel     Tumors kann so vorübergehend
von Krebszellen ein. Die Krebszel­    oder dauerhaft gebremst oder be­
len werden dadurch zerstört oder      einträchtigt werden.
das Wachstum des Melanoms ge­
bremst.                               Tyrosinkinase-Inhibitoren …
                                      … sind zielgerichtete Medikamen-
Wie wirken zielgerichtete             te, die Signalkaskaden in der Krebs­
Therapien?                            zelle blockieren und dadurch das
Auf und in jeder menschlichen Zel-    Wachstum von Tumoren stören,
le finden sich zahlreiche, unter­     hemmen oder stoppen. Diese Me­
schiedliche Merkmale (Rezepto-        dikamente werden von der Ärztin
ren). An diese Merkmale binden        oder dem Arzt verschrieben, wenn
sich Moleküle und lösen eine Rei­     in den Krebszellen bestimmte Ver­
he von Reaktionen in der Krebs­       änderungen des Erbguts (Muta­
zelle aus. Fachleute nennen diese     tion) nachgewiesen werden. Sie
Reaktionen Signalkaskaden oder        sind sehr wirksam und können bei
Signalübertragungen. Sie sind für     Betroffenen mit entsprechender
die Teilung und das Absterben von     Genveränderung das Wachstum
Zellen wichtig. Werden Signalkas­     von Melanomzellen unterdrücken
kaden gestört, können Zellen entar-   und zum Rückgang von Metasta­
ten und Krebs kann entstehen. Bei­    sen führen. Beim Melanom ist die
spielsweise, wenn eine Zelle nur      häufigste Veränderung des Erb­
noch ein Signal empfängt sich zu      guts im BRAF-Gen. Auch MEK-Mu­
teilen, aber keines um abzusterben.   tationen, NRAS oder c-KIT-Mutati­
                                      onen sind bekannt.
Die Wirkstoffe zielgerichteter Me­
dikamente erkennen die Merkmale       Um zu überprüfen, ob die betrof­
von Krebszellen und blockieren sie    fene Person auf eine zielgerichte-
gezielt, sodass keine Signalkaska­    te Therapie anspricht, ist eine Gen-
de ausgelöst wird.                    Analyse der Tumorzellen notwen­
                                      dig. Etwa 50 Prozent der Betrof­
Einige zielgerichtete Medikamente     fenen weisen eine Veränderung des
hemmen Signalkaskaden, die dazu       BRAF-Gens auf. Ohne eine Verän­-
führen, dass der Tumor mit Blutge-    derung im entsprechenden Gen ist
fässen versorgt wird (Angioge-        eine zielgerichtete Therapie nicht
ne­se). Andere stören bestimmte       wirkungsvoll.
Wachstumsfaktoren oder blockie­

30
Unerwünschte Wirkungen                verschiedene Zytostatika. Je nach
Nebenwirkungen von zielgerichte­      Krebskrankheit und Eigenschaft
ten Therapien unterscheiden sich      der Tumorzellen, werden unter­
von Medikament zu Medikament.         schiedliche Zytostatika oder eine
Folgende Nebenwirkungen treten        Kombination von Medikamenten
oft auf:                              verabreicht.
• Schleimhautentzündungen,
• Hautausschlag und Hautverän­        Wie wirkt eine Chemotherapie?
   derungen wie beispielsweise        Krebszellen teilen sich schnell.
   Hautrisse oder ungehemmte          Chemotherapien hemmen die Zell-
   Vermehrung der Hornzellen,         teilung und verhindern dadurch
• Herzschwäche,                       die Vermehrung der Tumorzellen,
• erhöhte Blutungsneigung,            sodass Tumoren oder Metastasen
• Magen-, Darmprobleme.               verkleinert oder zerstört werden
                                      können. Das Fortschreiten der
Ihre Ärzte und Pflegefachpersonen     Krankheit wird in diesen Fällen ver-
werden Sie darüber informieren,       langsamt oder gestoppt.
welche unerwünschten Wirkungen
bei Ihren Medikamenten auftreten      Eine Chemotherapie kann jedoch
können. Wichtig ist, dass Sie Ih­     auch gesunde, schnell teilende Zel-
rem Behandlungsteam mitteilen,        len schädigen. Dazu gehören bei­
wenn Sie unter Nebenwirkungen         spielsweise die blutbildenden Zel­
leiden. Viele Nebenwirkungen sind     len im Knochenmark, Haarfollikel-
behandelbar oder sie gehen im Ver-    zellen, Schleimhautzellen im Mund
lauf derTherapie oder nach dem Ab-    oder Magen und Darm sowie die
setzen der Medikamente zurück.        Samen- und Eizellen.

Chemotherapie                         Die Schädigung der gesunden Zel­
Die Chemotherapie ist eine Behand-    len ist die Ursache von Nebenwir­
lung mit zellschädigenden oder        kungen, die eine Chemotherapie
wachstumshemmenden Medika-            haben kann. Oft erholen sich ge­
men­ten. Sie heissen Zytostatika      sunde Zellen jedoch wieder, so­
(griechisch zytos = Zelle, statikós   dass die Nebenwirkungen nach der
= zum Stillstand bringen). Es gibt    Behandlung zurückgehen.

                                                          Melanom       31
Wann wird eine Chemotherapie            Was sind die häufigsten
durchgeführt?                           unerwünschten Wirkungen
Bei einem Melanom wird eine             einer Chemotherapie?
Chemotherapie vorwiegend dann           Die behandelnden Ärzte und die
durchgeführt, wenn die Immunthe-        Pflegefachleute informieren Sie,
rapie und die zielgerichtete Thera­     welche Nebenwirkungen bei Ih­
pie nicht mehr wirken.                  rer Chemotherapie auftreten kön­
                                        nen. Sie werden Ihnen Tipps ge­
Nicht immer können bei einer Ope-       ben, was Sie tun können, um die
ration alle Krebszellen entfernt wer-   Nebenwirkungen zu lindern. Viele
den. Entweder weil die Krebszel­        Nebenwirkungen sind mit Medi­
len bereits die Lymphknoten be­         kamenten behandelbar. Auch da­
fallen haben oder weil Metastasen       rüber werden Sie Ihre Ärzte infor­
vorhanden sind. In diesen Fällen        mieren.
wird Ihnen Ihre Ärztin oder Ihr Arzt
eine Chemotherapie empfehlen.           Welche Nebenwirkungen beim ein-
                                        zelnen Menschen auftreten, wann
Ebenfalls werden Chemotherapien         und in welcher Stärke, hängt vom
als palliative Therapie (siehe S. 39)   Medikamententyp oder der Medi­
durchgeführt. Wenn eine Operation       kamentenkombination sowie der
nicht möglich ist, können mit einer     Dosierung ab.
Chemotherapie Beschwerden ge­
lindert und die Lebensqualität er-      Nebenwirkungen einer Chemo­the-
halten oder verbessert werden.          rapie können sein:
                                        • Veränderungen des Blutbildes.
Wie wird eine Chemotherapie                Das kann die Infektionsgefahr
verabreicht?                               oder/und das Blutungsrisiko
In einigen Fällen können Chemo­            erhöhen sowie zu allgemeiner
therapien als Tabletten oder Kap­          Erschöpfung (Fatigue) führen.
seln zu Hause eingenommen wer­          • grippeartige Beschwerden wie
den. Chemotherapien werden aber            Gliederschmerzen, Abgeschla­
oft als Infusionen verabreicht. Die        genheit
Behandlungen erfolgen normaler­         • trockene Schleimhäute,
weise ambulant. Sie müssen also            Schleimhautentzündung
nicht im Spital bleiben. Die Chemo­     • Durchfall
therapie wird in Zyklen durchge­        • Übelkeit und Erbrechen
führt: Nach einer Chemotherapie         • Haarausfall
folgt eine Pause, damit sich gesun-     • Hautausschlag
de Zellen wieder erholen können.

32
• Hand-Fuss-Syndrom, d. h.             Strahlentherapie
  schmerzhafte Rötung oder
                                       (Radiotherapie)
  Schwellung an Handflächen und
  Fusssohlen, Taubheitsgefühl          Eine Strahlentherapie ist eine lo­
• Kribbeln in den Finger- und          kale Behandlung. Sie wirkt nur
  Zehenspitzen (Parästhesien)          dort, wo die Strahlen auf die Kör­
• geschwollene Unterschenkel           perzellen treffen.
• allergische Reaktionen
• Beeinträchtigung der Frucht­         Eine Strahlentherapie wirkt auf
  barkeit oder Zeugungsfähigkeit       sich schnell teilende Körperzellen
Beachten Sie auch den Abschnitt        ein:
«Umgang mit unerwünschten Wir­         • Melanomzellen sind sich schnell
kungen» auf Seite 42.                     teilende Zellen. Sie werden von
                                          der Strahlentherapie so geschä­
Spülbehandlung/Hypertherme                digt, dass sie sich nicht mehr
Perfusion mit Zytostatika                 teilen und absterben.
Hat das Melanom Satelliten- und/       • Gesunde, sich schnell teilende
oder In-transit-Metastasen (siehe S.      Zellen werden durch die Strah­
15) im Bereich Arme oder Beine ge­        lentherapie ebenfalls geschä­
bildet, kann eine Spülbehandlung          digt. Dies kann Nebenwirkun-
mit Zytostatika durchgeführt werden.      gen auslösen (siehe S. 34). Im
Der Blutkreislauf des betroffenen         Gegensatz zu den Krebszellen
Armes oder Beines wird vorüber­           erholen sich die gesunden Zel­
gehend vom übrigen Blutkreislauf          len jedoch wieder, sodass die
abgekoppelt. Das Blut fliesst wäh­        Nebenwirkungen zurückgehen.
rend der Behandlung durch eine
Herz-Lungen-Maschine. Die Extre­       Bei der Therapie eines Melanoms
mität wird auf 41°C erwärmt (Hyper­    wird die Bestrahlung von aussen
thermie) und mit einer hohen Dosis     durch die Haut (perkutan) verab­
von Zytostatika durchgespült.          reicht.

Diese Behandlung wird in der Fach-
sprache als hypertherme Perfusi­
on bezeichnet. Durch die Erwär­
mung wird die Wirksamkeit der
Zytostatika zusätzlich erhöht.

                                                          Melanom      33
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