The end of Healthcare... as we know it? - Von Norbert Hültenschmidt, George Eliades, Karan Singh und Iris Danke
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Die Architektur des Gesundheitsmarkts 2020 und Folgen für Ärzte, Versicherer, Distributoren und Industrie The end of Healthcare ... as we know it? Von Norbert Hültenschmidt, George Eliades, Karan Singh und Iris Danke
The end of Healthcare... as we know it? The end of Healthcare... as we know it? Inhalt Die Autoren Dr. Norbert Hültenschmidt ist Partner und Director bei Karan Singh ist Partner bei Bain & Company in Neu Delhi. Zusammenfassung 5 Bain & Company in Zürich und leitet die globale Health- Er berät Kunden aus den Bereichen Pharma und Medizin- care Praxisgruppe. In den letzten zwei Jahrzehnten hat er technik sowie Gesundheitsdienstleister. Er erarbeitet Die Entwicklung der Gesundheitsausgaben ist ein sich intensiv mit Strategieentwicklung und Implementie- Wachstums- und Turnaround-Strategien, Portfolio- und Ak- Katalysator für beschleunigte Anpassungsprozesse 6 rung für Pharma-, Medizintechnik- und Biotech-Unterneh- quisitionsstrategien. Weitere Expertisefelder sind Neuge- men beschäftigt und Markteintrittsstrategien für neue Ak- schäftsentwicklung, Post-Merger-Integration und Change teure entwickelt. Hierzu hat er die Veränderungen im Ge- Management. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit ist Vier grundlegende Anpassungsprozesse bestimmen sundheitswesen und ihre Implikationen für Unternehmen die Beratung von großen Krankenhausketten in Asien bei den Gesundheitsmarkt von morgen 8 analysiert. operativen Optimierungsprojekten, Organisationsumbau Prozess 1: Der engagierte Patient 9 oder hinsichtlich Wachstumsstrategien. Prozess 2: Die Datenrevolution 12 George Eliades ist Partner bei Bain & Company in Zürich. Prozess 3: Die integrierte Behandlung 14 Er hat mehr als 10 Jahre Beratungserfahrung mit Kunden Iris Danke ist Managerin bei Bain & Company in Zürich. Sie aus Biotech und Pharma, Distribution und Krankenversi- hat mehr als 10 Jahre Erfahrung in der Beratung und in der Prozess 4: Die gesundheitsökonomische Innovation 16 cherung sowie mit Gesundheitsdienstleistern – vor allem in Pharmaindustrie. Pharmakunden unterstützt sie bei Strate- den USA. Seine Expertise umfasst Produktstrategie von der gie- und Organisationsprojekten sowie bei der Steigerung Gesundheitsarchitektur 2020: patientengetrieben, Entwicklung bis zum Life Cycle Management, die Schnitt- der F&E-Produktivität. Ein weiteres Expertisefeld sind verzahnt, von neuen Spielern geprägt 18 stelle zwischen Versicherern und Arzneimittelentwicklung, Wachstums- und Wettbewerbsstrategien für Krankenhäu- Wachstums- und Integrationsprojekte für Krankenversi- ser und Krankenversicherer. Des Weiteren arbeitet sie an Implikationen für Unternehmen und Organisationen 19 cherer und Strategien für Gesundheitsdienstleister (Kran- Themen im Healthcare-IT-Bereich und im Gesundheits- kenhäuser, Gruppenpraxen, Integrierte Netze). management. 1. Ärzte und Krankenhäuser: Von Silos zu Netzwerken 19 2. Versicherungen und staatliche Gesundheits- systeme: Von CFOs zu COOs 21 3. Distributoren: Von Standardlogistik zu Mehrwert-Services 24 4. Pharma und Medizintechnik: Impressum Vom Produktfokus zur Kosten-Nutzen-Abwägung 26 • Netzwerkinnovatoren 28 Herausgeber: • Gut-Genug-Anbieter 30 Bain & Company • Healthcare-Konglomerate 31 Germany/Switzerland, Inc. • Adjacency Player 32 Kontakt: Ergebnis: Die Profit Pools werden umverteilt Pierre Deraëd und neue Geschäftsmodelle entstehen 34 Marketing Director Tel. +49 89 5123 1330 Glossar 35 Christiane Köth Project Manager Marketing & Communication Tel. +41 44 360 86 12 Gestaltung: ad Borsche GmbH, München Druck: Druckhaus Kastner, Wolnzach Copyright © 2011 Bain & Company, Inc. All rights reserved. 2 3
The end of Healthcare... as we know it? The end of Healthcare... as we know it? Zusammenfassung Das Gesundheitswesen steht vor einem dramatischen Die integrierte Behandlung. Wandel. In den nächsten 10 Jahren wird es mehr Ver- Im Gesundheitsmarkt 2020 werden die Ineffizienzen des änderungen geben als in den 50 Jahren davor. Denn an- heutigen Systems adressiert – durch die Bildung von Netz- gesichts einer kritischen Staatsverschuldung werden die werken auf der Behandlungsebene und die Einführung Gesundheitsausgaben der Industrieländer in den heutigen ergebnisorientierter Vergütungssysteme. Arztpraxen, Kli- Strukturen nicht länger finanzierbar sein. Der universale niken und vielleicht auch Versicherer schließen sich zu Kostendruck wird als Katalysator wirken und Anpassungs- Health Maintenance-, Accountable Care-Organisationen prozesse im Gesundheitswesen beschleunigen. Weltweit oder Gesundheitszentren zusammen. Die entstehenden entsteht eine vollkommen neu gestaltete Healthcare- Organisationen werden neue Nachfragemuster schaffen, Architektur mit neuen Strukturen, neuen Technologien und die rechtzeitig erkannt und bedient werden müssen. neuen Geschäftsmodellen – der Gesundheitsmarkt 2020. Im Fokus dieser Studie steht nicht nur, was sich im Ge- Die gesundheitsökonomische Innovation. sundheitswesen verändern wird. Es interessierte vor allem, In der kommenden Dekade werden Kosten-Nutzen-Er- wie die Konsequenzen dieser Veränderungen für Unter- wägungen zentral sein. Innovative, medizinisch differen- nehmen und Organisationen aussehen – welche Strate- zierte Medikamente und Medizintechnik werden auch in gien künftig zum Erfolg führen, welche Hausaufgaben der Zukunft gute Preise erzielen. Bahnbrechende Innova- gemacht werden müssen, welche Chancen entstehen. tionen werden allerdings kleinteiliger – sie werden häufig auf Patientensegmente zugeschnitten sein. Gleichzeitig Bereits heute erkennbare Trends lassen darauf schließen, hält die Kosteninnovation Einzug und Gut-Genug-Pro- wie der Gesundheitsmarkt 2020 aussehen wird: dukte drängen auf den Markt. Pharma- und Medizintech- nikfirmen müssen jetzt festlegen, in welchem Bereich des Der engagierte Patient. Innovationsspektrums und in welchen Marktsegmenten Im Gesundheitsmarkt 2020 steht der Patient als Kunde sie künftig aktiv sein wollen, und müssen ihre Organisa- sehr viel stärker im Mittelpunkt. Selbstzahlende, infor- tion und Fähigkeiten dementsprechend ausrichten und miert entscheidende Patienten werden von der Ausnahme aufbauen. zur Regel. Die Patientenkommunikation und -segmen- tierung wird zu einem der kritischen Erfolgsfaktoren für Umfassende Veränderungen bedeuten natürlich auch eine Dienstleister und Produzenten auf allen Ebenen des Ge- Verschiebung der zu erzielenden Profit Pools. Der hohe sundheitsmarkts. Kostendruck sorgt dafür, dass die Margen praktisch aller beteiligten Branchensegmente im Durchschnitt zurückge- Die Datenrevolution. hen. Dabei wird es Gewinner und Verlierer geben. Unter Die elektronische Vernetzung wird das Gesundheitswesen den Gewinnern werden die Akteure sein, die jetzt Ge- revolutionieren. Real-Life-Patientendaten und universeller schäftsmodelle pilotieren, um sich optimal auf den Wandel Remote-Zugriff machen das System transparenter und vorzubereiten und ihn mitgestalten. eröffnen neue Möglichkeiten der Prozessoptimierung. Standardisierte Online-Behandlungsleitlinien verändern die Arbeit von Ärzten und Kliniken grundlegend. Im Jahr 2020 werden Online-Inhalte in Form von Studien, Emp- fehlungen, Protokollen, Leitfäden und Erstattungsrichtli- nien bestimmen, welche Diagnosen, Therapien und Me- dikamente verordnet werden. 4 5
The end of Healthcare... as we know it? The end of Healthcare... as we know it? Die Entwicklung der Gesundheitsausgaben ist ein Katalysator für beschleunigte Anpassungsprozesse Im Jahr 2008 wendeten die USA 16 Prozent ihres Brutto- allem bei so einem bedeutenden und wachsenden Haus- heiten auf mehr als 800 Mrd. US-Dollar verdreifachen, so inlandprodukts (BIP) für Gesundheitsausgaben auf, die haltsposten wie den Gesundheitskosten. die American Heart Association. Neue minimalinvasive Abb. 2: U.S.-Ärzte fühlen sich zunehmend fünf größten EU-Länder zwischen neun und elf Prozent. Methoden erlauben nun auch Eingriffe an sehr alten und verantwortlich, zur Kostenkontrolle Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass die In den Schwellenländern sind die Gesundheitsausgaben kranken Patienten. Zwischen 2005 und 2009 wuchs die beizutragen Gesundheitsausgaben bis 2030 ohne signifikante System- derzeit noch niedrig – 4,7 Prozent des BIP in China und Zahl der Kathetereingriffe (Ballons, Stents) in Deutschland änderungen in Europa um weitere drei Prozentpunkte ge- 4,2 Prozent in Indien. Für die Zukunft rechnen Experten bei über 80-jährigen Patienten mit 58 Prozent mehr als „Ich bin mitverantwortlich, die Gesundheits- genüber dem BIP steigen könnten, in den USA sogar um jedoch mit einem kräftigen Wachstum der Gesundheits- doppelt so schnell wie bei der Gesamtheit der Patienten. ausgaben unter Kontrolle zu bekommen“ 4,7 Prozentpunkte (Abb. 1). Auch die Pensionsausgaben ausgaben in den Schwellenländern, mindestens auf Höhe Neue Technologien wie Kreislauf-Unterstützungssysteme werden steigen, allerdings in Europa und in den USA nur des volkswirtschaftlichen Zuwachses. Dieser Anstieg wird – Miniaturpumpen für Herzinsuffizienzpatienten – und um circa einen Prozentpunkt bis 2030, da bereits angesto- getrieben durch rasch wachsende Chronikergruppen, Ge- neue Diagnosemöglichkeiten treiben die Kosten je Patient Anteil U.S.-Ärzte ßene Reformen greifen. sundheitsreformen und zunehmenden Wohlstand. weiter nach oben. 100 % Die Staatsverschuldung der G-7 Volkswirtschaften könnte In der Vergangenheit war das Wachstum der Gesundheits- Ärzte in den USA haben erkannt, dass sie fortan mit- Stimme voll zu im Jahr 2030 laut dem IWF ein Niveau von 200 Prozent ausgaben hauptsächlich durch medizinischen Fortschritt verantwortlich sind, um die Kostenentwicklung in den 80 des BIP erreichen. Heute haben bereits viele europäische getrieben. In der kommenden Dekade wird die Demogra- Griff zu bekommen (Abb. 2). Eine von Bain durchgeführte Länder die Maastricht-Schwelle überschritten, die bei 60 phie zu einem weiteren wichtigen Kostentreiber. Umfrage zeigt, dass 80 Prozent der U.S.-Ärzte Kostensen- Prozent Verschuldung gegenüber dem BIP liegt. Deutsch- kung als Teil ihrer künftigen Verantwortung verstehen. In 60 land hat 2010 ein Niveau von rund 80 Prozent erreicht, die Dies wird deutlich am Beispiel der Herzkrankheiten. Sie Europa sind die Einstellungen der Ärzte unterschiedlich aktuelle Verschuldung der USA liegt bei gut 90 Prozent, sind die Todesursache Nummer eins in den USA und ver- und hängen vom jeweiligen Gesundheitssystem ab. In Stimme zu 40 Japans Schuldenberg ist bereits auf über 200 Prozent des ursachen 17 Prozent der gesamten Gesundheitskosten des Deutschland sieht ein unabhängiger Branchenexperte die BIP gestiegen. Die Industrienationen müssen sparen – vor Landes. Bis 2030 werden sich die Kosten für Herzkrank- Notwendigkeit „volkswirtschaftliche und individuelle Inte- ressen zu verbinden.“ 20 Unentschlossen Bain & Company ist der Überzeugung, dass neue Vergü- Stimme nicht zu Stimme überhaupt nicht zu Abb. 1: Der IWF prognostiziert einen weiteren Anstieg der Gesundheits- und tungssysteme ein zentraler Hebel für kosten- und qualitäts- 0 Pensionsausgaben gegenüber des BIP orientierte Veränderungen im Gesundheitssystem sind. Quelle: Bain Ärzteumfrage, Januar 2011 Zu diesem Ergebnis kommt auch die 2009 veröffentlichte Anstieg der öffentlichen Gesundheits- Anstieg der öffentlichen Pensionsausgaben RAND-Studie zum Gesundheitssystem in Massachusetts. ausgaben bis 2030 (% vom BIP) bis 2030 (% vom BIP) Neue Vergütungsstrukturen werden jedoch nur dann er- folgreich sein, wenn sie in der Lage sind, die Interessen 2,6 Italien 0,8 und Ziele aller Beteiligten zu harmonisieren. 2,8 Japan -0,2 Der Kostendruck führt dazu, dass Gesundheitsreformen mit zunehmendem Nachdruck durchgesetzt werden. 3,0 Kanada 1,6 Auch schwierige Themen wie Vergütungssysteme oder 3,3 UK 0,9 Krankenhausstrukturen werden dabei adressiert. Die für eine solche Umwälzung des Gesundheitsmarkts zu über- 3,5 Frankreich 0,7 windenden Widerstände sind enorm – aber der Hand- lungsdruck ist da. 3,6 Deutschland 1,3 4,7 USA 1,1 Quelle: IWF 2010 6 7
The end of Healthcare... as we know it? The end of Healthcare... as we know it? Vier grundlegende Anpassungsprozesse bestimmen den Prozess 1: Der engagierte Patient Gesundheitsmarkt von morgen Das Internet und mobile Applikationen sorgen für immer besser informierte Patienten, mit immer genaueren Vor- Der weltweit stattfindende Umbau der Gesundheitssys- sicherern, Distributoren und Industrie hat Bain & Com- stellungen über ihren Gesundheitszustand und die notwendige Behandlung. Der weltweit zu beobachtende Trend zu teme verbindet sich mit den modernen Möglichkeiten der pany vier grundlegende Prozesse identifiziert, die das Ge- mehr Zuzahlung im Gesundheitswesen stärkt diese Entwicklung. Patienten werden in Zukunft von einer weitgehend Datenverarbeitung, Vernetzung und mobilen Kommuni- sundheitswesen in diesem Jahrzehnt entscheidend prägen steuerbaren Größe zu einem aktiven Entscheidungsträger, der umworben, bedient und überzeugt werden will. kation. Gleichzeitig sind die niedrig hängenden Früchte werden (Abb.3). im Pharma- und Medizintechnikmarkt abgeerntet und die Eigenbeteiligung: Die notwendigen Reformen der überlas- Leistungen und notwendige Medikation oder Eingriffe bil- Marktsegmente werden kleinteiliger. Dies ergibt eine Rei- Prozess 1: Der engagierte Patient teten Gesundheitssysteme in den Industrieländern wer- den werden. So entstehen deutlich spezifischere Patien- he grundlegender Veränderungen im Kräftegleichgewicht Prozess 2: Die Datenrevolution den immer stärker auf Zuzahlungen und Zusatzversiche- tenanforderungen an Ärzte und Kliniken, sowie konkrete der Marktteilnehmer – Patienten und Versicherer werden Prozess 3: Die integrierte Behandlung rungen setzen, um die Kostenbelastung der breiten Versi- Vorstellungen bezüglich Behandlung und Medikation. Der mächtiger, während die Handlungs- und Gestaltungsfrei- Prozess 4: Die gesundheitsökonomische Innovation chertenbasis und der öffentlichen Haushalte zu senken. Dialog zwischen Arzt und Patient ändert sich. heit der Ärzte eingeschränkt wird. Vor allem Pharma- und Medizintechnikunternehmen erleben neue Nachfrage- Im nächsten Schritt wurden Implikationen für Ärzte, Bei voll bezahlten Gesundheitsleistungen achten Patienten Mobile Gesundheits-Applikationen (m-Health): Smart- muster, auf die sie mit neuen Arten der Innovation und Krankenhäuser, Versicherer, Distributoren und Industrie nicht auf die Kosten – im Gegenteil, viele möchten für phones und die darauf laufenden Apps sind eine relativ Vermarktung antworten müssen. abgeleitet und Vorschläge erarbeitet, welche Initiativen ihre ohnehin getätigten Beitragszahlungen eine möglichst neue, sich rasant entwickelnde Hilfe für Patienten. Ex- die unterschiedlichen Akteure als Antwort auf die grund- umfangreiche ärztliche Betreuung. Private Zuzahlungen perten schätzen, dass es bereits rund 1.000 auf den Ver- Auf der Basis bereits heute erkennbarer Trends im Markt legenden Veränderungen im Markt prioritär verfolgen hingegen bewirken mehr Kostenbewusstsein auf Seiten der braucher zielende Fitnessprogramme, Kalorienzähler, Glu- und infolge umfangreicher Diskussionen mit Ärzten, Ver- sollten. Patienten. Gleichzeitig verschieben sie das Machtgefüge im kose-Rechner, Einnahmeerinnerungen für Medikamente Gesundheitssystem weiter: Wer zahlt bestimmt. Patienten und vieles mehr gibt. Auch Pharmafirmen haben in Ge- wollen künftig stärker als Kunden gesehen und angespro- sundheits-Apps investiert, so Merck mit der Diabetes-App Abb. 3: Vier Anpassungsprozesse werden den Gesundheitsmarkt grundlegend ändern chen werden. „Vree“ oder Johnson & Johnson mit dem Morbus Crohn- Tagebuch. Bereits heute helfen mobile Gesundheits- Patienten Connectivity Applikationen Patienten, gesünder zu leben und spezifi- 1. Der engagierte 2. Die Daten- 3. Die integrierte 4. Die gesundheits- Patienten Webseiten: Gesundheitsportale, Krankheiten- sche Risikofaktoren oder gesundheitliche Parameter besser Patient revolution Behandlung ökonomische Innovation Blogs und Selbsthilfegruppen ermöglichen Patienten be- zu kontrollieren. reits heute, sich detailliert über ihre Krankheit zu infor- mieren. In den USA haben sich Patienten-Plattformen wie Die künftigen Möglichkeiten der sogenannten m-Health- „WebMD“ und „PatientsLikeMe“ zu populären Portalen Applikationen beginnen sich jedoch erst herauszukristal- mit Millionen täglicher Besucher entwickelt. Und auch lisieren. Smartphone Health Apps werden wahrscheinlich das Ärzte-Portal „UpToDate“ bietet einen Patientenzugang breite Anwendung finden, sich aber nicht zu bedeutenden, an. Die Qualität der online verfügbaren Gesundheitsinfor- eigenständigen Umsatzbringern entwickeln; sie sind ent- • Eigenbeteiligung • Elektronische • Netzwerke • Stockende Pipeline mationen wird immer besser, die Suche nach relevanten weder umsonst oder kosten nur wenig. Es ist wahrschein- • Patienten Webseiten Patientenakte • Gesundheits- • Kosten-Nutzen- Bewertungen Informationen einfacher. lich, dass viele Apps von Pharma- und Medizintechnik- • m-Health • Real-Life-Daten management • Personal Health • Elektronische Leitlinien • Honorarstrukturen • Personalized medicine Unternehmen sowie Versicherern finanziert werden, die Record (PHR) • Ärzteportale • Seltene Krankheiten Umfragen U.S.-amerikanischer Meinungsforscher wie Har- sicherstellen möchten, dass Medikamente genommen und • Gut-Genug� ris Interactive und Pew Research Center zeigen, dass Ge- Behandlungen konsequent durchgeführt werden. Mit den sundheit zu den wichtigsten Themen im Internet gehört: entsprechenden Sensoren können Smartphones auch als Vier Fünftel der Internet-Nutzer haben schon nach medi- mobile Patientenmonitoring-Systeme fungieren – schon zinischen Informationen im Internet gesucht (Abb. 4). Zu- heute können beispielsweise über die App iBGStar von Patient als Standardisierung Neue Verant- Innovations- nehmender Austausch mit anderen Patienten, eine neue Sanofi-Aventis Blutzucker-Messungen in das Smartphone Health Manager der Versorgung wortlichkeiten netzwerke Offenheit gegenüber öffentlich zugänglichen persönlichen eingelesen und dadurch besser überwacht sowie bei Bedarf Daten und Meinungen im Web und problemloser Zugang an den Arzt übertragen werden. Auch über iPads und andere zu medizinischen Informationen führen dazu, dass sich Tablet-Computer werden Health Apps zukünftig vermehrt Anstieg der Gesundheitsausgaben als Katalysator für Anpassungsprozesse Patienten künftig häufiger ein eigenes Urteil über ärztliche genutzt. Inwieweit solche Apps helfen, die Effektivität und Quelle: Bain & Company 8 9
The end of Healthcare... as we know it? The end of Healthcare... as we know it? Effizienz des Gesundheitssystems zu verbessern, muss ab- Im Allgemeinen waren jedoch Programme, die auf eine Personal Health Record (PHR): Die Idee der persönlichen gewartet werden. Einige frühe m-Health Anwendungen Verhaltensänderung des Patienten abzielen, bisher nur Gesundheitsakte ist noch relativ jung. Sie basiert im We- Fazit: Patienten werden zu ihren eigenen Ge- wie SMS-Erinnerungen zur Medikamenteneinnahme für mäßig erfolgreich. sentlichen auf einer durch den Nutzer selbst erstellten sundheitsmanagern. Sie gehen mit einer neuen jugendliche Patienten haben gewisse Erfolge verzeichnet. elektronischen Sammlung persönlicher Fitness- und Ge- Offenheit mit Themen rund um Gesundheit und sundheitsdaten. Darauf aufbauend bietet die PHR-Platt- Krankheit um. Es findet ein Umdenken statt, das form Informationsdienste rund um Gesundheit, Fitness letztendlich eine Änderung von Verhaltensweisen und Medizin. Microsoft „HealthVault“ wurde 2007 ge- mit sich bringt. Patienten übernehmen mehr Ver- Abb. 4: Zahl der U.S.-Nutzer von Online Gesundheitsinformationen hat stark zugenommen gründet, „Google Health“ im Jahr 2008. Beide scheinen antwortung, fordern aber auch mehr Dialog und im ersten Anlauf nicht besonders erfolgreich, aber es gibt Leistung von Ärzten, Gesundheitsdienstleistern Nutzer (Millionen) bereits Weiterentwicklungen wie den 2010 online gegan- und Pharmaherstellern. Der engagierte Patient wird genen „Mayo Clinic Health Manager“ oder die für Deutsch- zum zentralen Kunden im Gesundheitsmarkt. U.S.-Erwachsene, 200 die Gesundheits- land von Siemens entwickelte Adaption „Assignio“. Gut 175 informationen gepflegte PHRs könnten zu einer wertvollen Datenquelle 160 online suchen 154 für die behandelnden Ärzte werden, eine Smartphone- 150 150 App hält zudem Notfallinformationen wie Krankheiten, 136 Insgesamt Unverträglichkeiten oder die Blutgruppe vor. Zusätzliche 117 109 111 Gesundheitsprogramme im PHR helfen den Nutzern, die Oft 97 verschriebenen Medikamente beurteilen zu können, chro- 100 nische Krankheiten besser zu managen oder ein gesund- 69 heitsbewussteres Leben zu führen. 64 54 50 50 46 43 Noch ist das Anlegen der Patientenakte aufgrund meist 41 36 24 29 manueller Dateneingabe mühsam. Doch künftig könnten 21 12 Patientendaten elektronisch aus den EMR-Systemen von 9 Kliniken, Ärzten und Laboren in PHR-Systeme überführt 0 1998 1999 2001 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 werden. Außerdem werden mehr und mehr kompatible externe Monitoring-Geräte für die regelmäßige Aufzeich- U.S.-Erwachsene nung von Krankheitsparametern mit automatischer Daten- mit Online-Zugang (%) 38 46 63 67 69 74 77 79 76 79 79 übermittlung zur Verfügung stehen. Versicherer könnten Nutzer, die online die Akzeptanz von PHRs vorantreiben, indem sie effektive Gesundheitsinformationen Wege identifizieren, um sie im Gesundheitsmanagement suchen (%) 71 74 75 78 74 72 80 84 81 78 88 einzusetzen. Quelle: Harris Interactive 10 11
The end of Healthcare... as we know it? The end of Healthcare... as we know it? Prozess 2: Die Datenrevolution Elektronisch verfügbare und vergleichbare Real-Life-Patientendaten, Auswertungskapazität und elektronische Leitlinien für Behandlungsleitlinien. U.S.-Ärzte erwarten, dass sich deutschen Ärzteschaft. Im August 2010 waren es noch sind die Ingredienzien für eine medizinische Revolution. Zum ersten Mal wird es möglich, auf Basis von Real-Life-Daten die Nutzung elektronischer Leitlinien in den nächsten 30.000. In den USA ist „sermo.com“ führend für den ex- die tatsächlich erzielten Erfolge medizinischer Behandlungen für verschiedene Patientensegmente zu messen, Schwach- zwei Jahren verfünffachen wird. Ein niedergelassener klusiven Austausch von Ärzten untereinander. Medscape stellen im Gesundheitswesen zu identifizieren, ärztliche Erfahrungen sinnvoll zu aggregieren. Die Datenrevolution Hausarzt erkennt in dieser Entwicklung einen grundle- ist U.S.-Marktführer bei der Bereitstellung medizinischer wird zahlreiche Konstanten des Gesundheitssystems mit zunehmender Geschwindigkeit verändern. Die medizinische genden kulturellen Wandel: „Die Wichtigkeit von Daten- Informationen und auch auf Smartphones verfügbar – Versorgung wird standardisierter, ärztliche Entscheidungsspielräume werden schmäler. austausch und Protokoll-Nutzung dringt ins allgemeine hier gibt es bereits 700.000 registrierte Nutzer aus dem Bewusstsein.“ Healthcare-Bereich. Elektronische Patientenakten (ePA oder engl. EMR): Ziel den Ergebnissen praktischer Behandlung schließen. An- elektronischer Patientenakten ist die langfristige Aufzeich- dererseits können Patientengruppen auf Basis der Da- Ärzteportale: Dort wo Ärzte nicht über Leitlinien in ihrer nung aller Behandlungs- und Gesundheitsdaten, um Effi- tenanalysen gezielt angesprochen werden, Präventions- Behandlung festgelegt sind, nutzen sie Webseiten zur In- Fazit: Eine verbesserte Datenlage, exaktere Be- zienz und Behandlungsqualität in einem vernetzten Be- oder Disease Management-Programme (DMP) können formation und zum Austausch. Die Akzeptanz und Nut- handlungsrichtlinien und die lückenlose Protokol- handlungssystem zu verbessern und unnötige Doppelun- segmentspezifisch zugeschnitten werden. Bei der Verwen- zung dieser Webseiten ist bereits signifikant und wächst lierung der Behandlung verengen die Spielräume tersuchungen zu vermeiden. Zudem ist die elektronische dung von Real-Life-Daten müssen sicherlich noch einige rapide: In Deutschland meldete die Online-Community auf der Behandlungsebene. Die medizinische Ver- Patientenakte die Basis, um neue Formen der Gesund- Hürden überwunden werden, wie Datenschutzfragen, die „Coliquio.de“, die ausschließlich dem fachlichen Aus- sorgung des Jahres 2020 wird in hohem Maße heitsforschung einzuführen und die Behandlungspraxis Sicherung einer guten Datenqualität und die Interpreta- tausch von Ärzten dient, Anfang 2011 eine Mitglieder- standardisiert sein. zu verbessern. Es ist davon auszugehen, dass die EMR- tion von Daten in uneinheitlichen Real-Life-Patienten- zahl von 40.000. Das entspricht rund zehn Prozent der Implementierung nach einer schleppenden Entwicklung populationen. Erste Beispiele zeigen allerdings, dass man in den letzten Jahren jetzt an Fahrt gewinnt. In den USA mit Real-Life-Daten sinnvoll arbeiten kann. ist das durch das American Recovery and Reinvestment Act (ARRA) Stimulus Paket getrieben, das Ärzten attrak- Das U.S.-Healthcare-Unternehmen Kaiser Permanente, tive Anreize zur Anschaffung eines EMR-Systems bietet. das mit 8,6 Millionen erfassten Patienten die größte pri- Abb. 5: U.S.-Ärzte erwarten grundlegende Veränderungen im Gesundheitssystem Rund 80 Prozent der Ärzte in den USA erwarten, in den vate Sammlung elektronischer Patientendaten besitzt, nächsten zwei Jahren mit elektronischen Patientenakten nutzt Real-Life-Datenanalysen bereits für die Verbesse- % U.S.-Ärzte zu arbeiten (Abb.5). Heute sind es nur 30 Prozent, und oft- rung ihrer Disease Management-Programme und für die Teilnahme in 100 mals sind die derzeit verwendeten Systeme unzureichend. Erstellung von Behandlungsleitfäden. Kaiser Permanente den nächsten nutzt Patientendaten auch in Zusammenarbeit mit dem zwei Jahren In Europa plant die EU-Kommission bis 2015 einen eu- International Serious Adverse Event Consortium (iSAEC) wahr- 80 80 ropaweiten Standard für sichere und einheitliche Online- bei der Erforschung genetischer Grundlagen von medika- scheinlich 72 Patientenakten zu etablieren. In Schweden und Dänemark mentenbedingten schweren Nebenwirkungen. Nehmen nutzen bereits alle Ärzte elektronische Patientenakten. 60 bereits teil 55 In Ländern mit strikten Datenschutzregelungen wie in Elektronische Behandlungsleitlinien: Die elektronische 50 49 Deutschland wird die breite EMR-Implementierung und Patientenakte sowie die weiterhin zunehmende Zahl von 39 Vernetzung langsamer verlaufen. In Schwellenländern gibt Comparative Effectiveness-Studien wird die Entwicklung 40 es bereits einige Vorzeigebeispiele. Die chinesische Stadt optimierter Behandlungsleitlinien beschleunigen. In Kli- 31 Xiamen deckt bereits 95 Prozent der Ärzte und 50 Prozent niken werden diese Leitlinien in das Krankenhaussystem der Einwohner mit einem EMR-System ab. Shanghai, das integriert, so dass sie nicht nur die Entscheidungen von 20 ebenfalls eine EMR-Initiative besitzt, nutzt Patientendaten Ärzten und Pflegern leiten, sondern gleichzeitig den Be- bereits zur Identifikation von Krebsrisikogruppen. handlungsweg dokumentieren und die notwendigen In- 0 formationen für die Versicherungsunterlagen sammeln. EMR Elektronische Comparative P4P Assistenz- Bundled ACOs Real-Life-Daten: Die Auswertung elektronischer Patien- Leitlinien effectiveness Personal payments tenakten wird zukünftig valide statistische Daten über tat- Die U.S.-Ärzte-Plattform „UpToDate.com“ ist derzeit der sächlich erreichte Behandlungserfolge liefern. Diese neue führende Anbieter öffentlich zugänglicher elektronischer Datenrevolution Integrierte Behandlung Art der Forschung mit Real-Life-Daten könnte einerseits Behandlungsleitlinien. 25 Prozent der amerikanischen die Lücke zwischen den Ergebnissen klinischer Tests und Ärzte nennen sie als eine ihrer zwei wichtigsten Quellen Quelle: Bain Ärzteumfrage, Januar 2011 12 13
The end of Healthcare... as we know it? The end of Healthcare... as we know it? Prozess 3: Die integrierte Behandlung Der ökonomisch notwendige Umbau der Gesundheitssysteme setzt derzeit in allen Nationen auf Integration und Ver- netzung von Kliniken, Ärzten und anderen Gesundheitsdienstleistern. Dies soll Rationalisierungspotenziale freisetzen. Zudem soll die Effektivität der Behandlung durch eine übergreifende Betreuung der Patienten verbessert werden. Neue Honorarstrukturen sind zwingend erforderlich, um Anreize zur Zusammenarbeit und zu kostenbewussterem Handeln i Beispiel Dänemark: Hausarztprinzip und digitale Welt Staatlich gesteuert: Die Finanzierung des dänischen wie in einigen anderen EU-Ländern. Hausärzte prakti- für Ärzte und Kliniken zu schaffen. Gesundheitswesens geschieht über die Einkommens- zieren meist in kleineren oder größeren Gruppenpra- steuer. Wer in Dänemark lebt, ist automatisch staat- xen. Die Vergütung erfolgt durch eine Kombination Netzwerke: Ein über viele Länder zu beobachtendes Ele- miert sein – zum einen durch evidenzbasierte Konzepte lich krankenversichert. Alle Mitarbeiter des Gesund- aus „Fee-for-Service“ und Kopfpauschalen. ment der Reformen im Gesundheitswesen ist das Be- für genau definierte Patientensegmente, zum anderen heitswesens sind Angestellte oder Vertragspartner des streben, Netzwerke von Ärzten, Kliniken und Rehabilita- durch den Einsatz kostengünstiger, patientenfreundlicher Staats. Der Gesundheitsstandard und die Zufrieden- Effizienzaspekte: Das dänische System nutzt moderne tionszentren zu bilden. Dadurch sollen Mehrfachunter- Telemedizingeräte. heit der Patienten sind überdurchschnittlich hoch, die Kommunikationsmittel. Der Hausarzt führt die elek- suchungen und Mehrfachdiagnosen vermieden und der Kosten des Gesundheitssystems liegen mit 9,7 Prozent tronische Patientenakte und hat digitalen Zugang zu Patient effizienter durch die Behandlung geleitet werden. Honorarstrukturen: Die Erfahrung mit integrierten Be- des BIP im Mittelfeld der westeuropäischen Länder. den Untersuchungsergebnissen, Röntgenbildern und Außerdem sollen die Netzwerke nach Vorstellung vieler handlungsansätzen der letzten Jahre hat gezeigt, dass ge- Diagnosen der Fachärzte. Er muss allen vorgeschla- Gesundheitsreformer eine Art Gesamtverantwortung für eignete Anreize ein Muss für den Erfolg vernetzter Struk- Hausarzt-Incentive: Für das Festlegen eines Hausarztes genen Behandlungen zustimmen. Patienten oder Pfle- die Gesundung ihrer Patienten übernehmen, die dann bei- turen sind. Künftig sollen Ärzte und Krankenhäuser nicht gibt es eine Steuererleichterung, die 98 Prozent der Dä- gedienste können Rezepterneuerungen elektronisch spielsweise über Kopfpauschalen oder leistungsbezogene mehr nur nach der erbrachten Leistung bezahlt werden, nen nutzen. Der Hausarzt ist die zentrale Schaltstelle anfordern, der Arzt validiert das Rezept durch das Set- Einsparvergütungen honoriert wird. In Deutschland soll sondern ganz oder teilweise nach dem Erfolg ihrer Arbeit. für alle Behandlungen und betreut durchschnittlich zen eines Häkchens im System, womit es automatisch diese Rolle von Ärztenetzen übernommen werden, in der Im Gespräch sind an den Behandlungserfolg geknüpfte 1.500 Menschen. Er behält stets den Gesamtzustand an die Apotheke weitergeleitet wird. Die Apotheken Schweiz durch HMO-Modelle und Gesundheitszentren, Prämien, eine Partizipation an durch Zusammenarbeit seiner Patienten im Blick. Der Hausarztberuf ist in Dä- geben dem Patienten das jeweils günstigste Präparat in den USA durch sogenannte Accountable Care Orga- erzielten Einsparungen sowie Kopfpauschalen. Die Aus- nemark attraktiv, es gibt keinen Mangel an Nachwuchs mit dem verordneten Wirkstoff (Abb. 6). nizations (ACO) und Physician Centered Medical Home- gestaltung und Umsetzung solcher neuen Honorarstruk- Modelle (PCMH). Die Entstehung von Behandlungsnetz- turen wird aller Wahrscheinlichkeit nach langwierig und werken wird in zahlreichen Ländern über das nächste komplex. Ärztebefragungen in Deutschland und den USA Jahrzehnt hinweg gefördert werden. zeigen, dass das derzeitige System die Mengenausweitung Abb. 6: In Dänemark ist die elektronische Vernetzung bereits Realität fördert, da Ärzte ihr Einkommen über die Anzahl der Gesundheitsmanagement: Ein in vielen Ländern verfolgter verordneten Maßnahmen selbst beeinflussen können und Patientenstrom Ansatz, um den Behandlungserfolg zu verbessern, ist die dies auch tun. Begleitung von Patienten durch ihre Krankheit. Ziel des Elektronischer Datenaustausch e-R Gesundheitsmanagements ist, eine der Krankheit ange- ez passte Lebensweise zu fördern und eine protokollgerechte Fazit: In Summe führen die Maßnahmen zur Kos- Apotheke Spezialisten ep t Behandlung sicherzustellen, beispielsweise in Bezug auf teneindämmung und Qualitätssicherung zu einer regelmäßige Medikamenteneinnahme und Diagnostik. neuen Verteilung der Verantwortlichkeit im Ge- Gesundheitsmanagement fokussiert auf Chroniker und sundheitswesen: Staatliche Gesundheitssysteme Hochkosten-Patienten mit dem Ziel, die Gesundheitsaus- und Versicherungen übernehmen mehr aktive gaben zu verringern und die Qualität der Behandlung zu Steuerungsfunktionen; zu Netzwerken zusammen- verbessern. Der größte Hebel liegt hier in der Vermei- geschlossene Ärzte und Kliniken tragen eine hö- Patienten Hausarzt Labore dung von Notfallaufnahmen und stationärer Behandlung. here Kosten- und Ergebnisverantwortung. 8.00 - 16.00 Uhr Historische Ansätze des Disease Managements wie die Call-Center-Methodik von Firmen wie Healthways und HealthDialog haben in den vergangenen Jahren einige Erfolge verbucht, allerdings mit begrenzter Kosteneffekti- vität. Zukünftige Ansätze des Gesundheitsmanagements Regionale Notfallzentrale Krankenhaus werden auf Effektivität und Wirtschaftlichkeit hin opti- (Hausärzte) 16.00 - 8.00 Uhr Quelle: Bain & Company 14 15
The end of Healthcare... as we know it? The end of Healthcare... as we know it? Prozess 4: Die gesundheitsökonomische Innovation Trotz ausdifferenzierter Gesundheitssysteme in den Industrienationen gibt es weiterhin einen hohen Bedarf an Inno- Gut-Genug-Segment: In den nächsten zehn Jahren wird vation. Doch die Hürden für bahnbrechende Innovationen sind so hoch wie nie zuvor. Eine Chance bietet der immer Abb. 7: Chinesische Gut-Genug-Stents der Markt für Produkte und Behandlungen mit kostenopti- genauere Einblick in die molekulare und genetische Ebene pathologischer Geschehnisse. Er ermöglicht Forschung in mierten Eigenschaften alle Bereiche der Medizin erreichen Richtung einer personalisierten Medizin und damit die Entwicklung von wirksameren und sichereren Behandlungen In China haben einheimische Stents mit einem Preisvorteil – es entsteht ein Gut-Genug-Segment, das zunehmend aus für spezifische, granulare Patientensegmente. Restriktive Erstattungsrichtlinien der Versicherer werden künftig immer von rund 40 Prozent bereits drei Viertel des Markts erobert Niedriglohnländern gespeist wird. Für viele Indikationen häufiger Behandlungsmethoden und Präparate mit zweifelhaftem Kosten-Nutzen-Verhältnis ausschließen. Gleichzeitig werden Gut-Genug-Produkte zum Goldstandard in der werden sie kostengünstige Gut-Genug-Produkte fördern. Chinas DES* Markt Behandlung. 2008 (Einheiten) Total = ~ 0,3 Mio. Stockende Produkt-Pipeline: Bis 2014 laufen Medikamen- Personalized Medicine: Genetische Profile und eine ge- 73% 24% 3% Ein aktuelles Beispiel erfolgreicher Gut-Genug-Produkte tenpatente mit einem Umsatz von rund 80 Mrd. US-Dollar nauere Kenntnis der Vorgänge auf molekularer Ebene, 100 % findet sich im Bereich Stents in China (Abb. 7). Künftig aus. Gleichzeitig kommen aus der F&E-Pipeline immer speziell bei Proteinen und Metaboliten, haben zu neu- wird der gesamte Markt von solchen Angeboten betroffen Med- weniger neue Medikamente, um diese Lücke zu füllen – en Diagnoseansätzen geführt. In Verbindung mit künf- JW medical sein – vom Implantat bis zum Verbandsmaterial. Kranken- tronic 80 die Zahl der Medikamentenzulassungen pro Jahr ist seit tig verfügbaren elektronischen Patientenakten werden häuser haben das Kosteneinsparungspotenzial durch Gut- Mitte der neunziger Jahre um fast die Hälfte gesunken. Ärzte genauere Erkenntnisse über individuell auftretende Genug-Produkte erkannt. Ein Krankenhausexperte aus Auch Neuerungen in der Medizintechnik werden klein- Krankheitsausprägungen, Nebenwirkungen und das Zu- 60 Deutschland berichtet: „Bei Linksherzkathetern haben wir teiliger. Höhere Zulassungshürden sind ein Grund für sammenwirken verschiedener Präparate bei dem jewei- Lepu J&J ein preisgünstiges Modell für fünf Euro von einem deut- diese Entwicklung, doch der wichtigere Aspekt ist, dass ligen Patienten gewinnen können. Dies wird innerhalb schen Mittelständler identifiziert. Das Topprodukt kostet Forschung auf dem bereits erreichten hohen medizinisch- des nächsten Jahrzehnts dazu führen, dass auch solche 40 35 Euro; wir gehen davon aus, dass die Qualität annähernd technischen Niveau immer schwieriger und teurer wird. Medikamente eingesetzt werden, die nur bei einer Min- vergleichbar ist.“ derheit der Patienten wirksam sind – die also bei klas- Boston 20 Microport Kosten-Nutzen-Bewertungen: Künftig werden die natio- sischen klinischen Tests versagen. Die Auswirkung auf Scientific nalen Gesundheitssysteme ihre Erstattungsrichtlinien die Pharmaindustrie und Distributoren ist, dass es künf- Fazit: Die insgesamt abnehmende Produktivität sehr viel stärker an Kosten-Nutzen-Erwägungen ausrich- tig weniger Blockbuster-Präparate geben wird, dafür aber 0 der F&E-Kanäle sowie die in Zukunft mehr und Lokale Anbieter Internationale ten. Dabei helfen ihnen Institutionen wie NICE in Groß- insgesamt eine breitere Palette an Pharmazeutika. Bereits Anbieter mehr zersplitterten Absatzsegmente erfordern britannien oder IQWiG in Deutschland, die Medikamente heute entwickeln grosse Pharmafirmen bis zu 40% der andere neue Wege der Innovation. Internationale Innova- und Behandlungsmethoden auf ihren Nutzen und ihre Phase III und IV Pipeline-Produkte zusammen mit einem Marktanteil tionsnetzwerke helfen, die Forschungseffektivität Wirtschaftlichkeit hin überprüfen. In den USA scheint begleitenden Diagnostikum oder einer alternativen Strati- 2004 (Einheiten) ~ 5% ~ 95% zu steigern und Entwicklungsrisiken auf mehrere die geplante Einrichtung eines entsprechenden Instituts fizierungsmethode. Total = ~ 0,1 Mio. Schultern zu verteilen. zurzeit vom Tisch, doch das Thema wird sicherlich bald wiederaufleben. Behandlungen, deren Kosten-Nutzen- Seltene Krankheiten: Im Bereich seltener Krankheiten gibt * DES = Medikamentenbeschichtete Stents Quelle: Bain Experience Center Bewertung negativ ausfällt, werden künftig nicht mehr es nach wie vor einen hohen medizinischen Bedarf. Laut erstattet; bei teuren Therapien verlangen Versicherer wo- dem U.S. National Institute of Health (NIH) gibt es rund möglich eine zweite Meinung. Die Datenrevolution wird es 7.000 seltene Krankheiten. Allerdings sind nur ungefähr Gesundheitsbehörden durch Comparative Effectiveness- 350 Medikamente in den USA für die Behandlung dieser Studien (CER) und Auswertung elektronischer Patien- Krankheiten registriert. Zurzeit befinden sich so viele neue tenakten erlauben, einen Großteil der Behandlungs- und Medikamente für seltene Krankheiten in der klinischen Diagnosemethoden stringent nach Kosten-Nutzen-Ge- Entwicklung wie nie zuvor. Medikamente für seltene sichtspunkten zu bewerten. Im American Recovery and Krankheiten können zwar nicht die Blockbuster-Umsätze Reinvestment Act (ARRA) von 2009 wurden 1,1 Mrd. US- ersetzen, die Pharmaunternehmen bei Patentauslauf ver- Dollar für CER vorgesehen, die auf verschiedene öffent- lieren. Doch die Entwicklung solcher Medikamente ist liche Institute verteilt werden. schneller und kostengünstiger, und teilweise können Er- kenntnisse aus der Entwicklung für größere Indikationen genutzt werden. 16 17
The end of Healthcare... as we know it? The end of Healthcare... as we know it? Gesundheitsarchitektur 2020: Implikationen für Unternehmen und Organisationen patientengetrieben, verzahnt, von neuen Spielern geprägt Die vier grundlegenden Anpassungsprozesse, die heute bereits in Ansätzen erkennbar sind, werden im Jahr 2020 1. Ärzte und Krankenhäuser: einen Gesundheitsmarkt mit neuer Architektur hervorbringen. Von Silos zu Netzwerken Im Gesundheitsmarkt 2020 nimmt der Patient eine zen- in strategischen Partnerschaften mit Outsourcing-Provi- trale Rolle ein. Elektronische Patientenakten und Vernet- dern wie CROs, CMOs, CSOs und anderen Serviceor- zung schaffen Transparenz – über Patienten und für Pa- ganisationen. Elektronische Netzwerke vereinfachen die tienten. Die daraus entstehende höhere Systemeffizienz Zusammenarbeit, verringern aber auch die Freiheitsgrade Ärzte und Krankenhäuser haben sich 2020 weitgehend Versicherung und Leistungserbringung sind 2020 zuneh- kommt letztlich dem Patienten zugute. In allen Bereichen auf allen Ebenen. zu Netzwerken zusammengeschlossen, die oftmals eine mend integriert, sei es über tatsächliche vertikale Integra- des Gesundheitswesens nimmt die direkte Kommunika- gesamte Versichertenpopulation zum Festpreis versorgen. tion oder Vertragswerke. Versicherer werden Leistungser- tion mit dem Patienten zu, Lösungen werden stärker auf Neue Spieler sind 2020 etabliert. Der Kostendruck eröff- Hausarztmodelle werden 2020 in denjenigen Ländern im- bringer künftig dazu verpflichten, eng definierte Leitlinien den Bedarf der Patienten zugeschnitten. Der Patient wird net Chancen für Anbieter von kostengünstigen Produkten plementiert sein, in denen der Hausarzt traditionell eine und standardisierte Behandlungsprotokolle zu befolgen. zur erfolgskritischen Zielgruppe für Angebote auf allen und Lösungen. Healthcare-IT entwickelt sich exponentiell zentrale Rolle einnimmt, und wo es keinen Engpass an Bei Abweichung von den Richtlinien werden Behand- Ebenen des Gesundheitssystems. weiter; dies betrifft Praxis- und Kliniksysteme genauso wie gut ausgebildeten Hausärzten gibt. Andere Länder werden lungskosten unter Umständen nicht erstattet. Ärzte und Patientenanwendungen und Remote Monitoring. Im Jahr stärker auf alternative Modelle wie zum Beispiel Gesund- Krankenhäuser werden dementsprechend vermehrt mit Sektoren sind 2020 verzahnt. Versicherer und Leistungs- 2020 werden sich sowohl große Technologiekonzerne als heitszentren setzen. Ein Beispiel ist die Schweiz, wo in elektronischen Leitlinien und Clinical Decision Support- erbringer sind im Jahr 2020 stärker integriert, sei es ver- auch Newcomer in diesem Markt etabliert haben. Die we- den nächsten zehn Jahren rund 75 Prozent der heutigen Systemen (CDS) arbeiten. traglich oder über Beteiligungen. Distributoren überneh- sentlich stärkere Vernetzung eröffnet neue Geschäftsfelder Hausärzte pensioniert werden. men zusätzliche Services, etwa im Gesundheitsmanage- für Integratoren wie Managed Care-Anbieter oder Unter- Anreizorientierte Honorarstrukturen sind 2020 ein zen- ment. Pharma und Medizintechnik fokussieren sich auf nehmen, die in strategischen Partnerschaften Leistungen Unter anhaltend starkem Kostendruck schreiten die Kon- trales Instrument zum Kosten- und Qualitätsmanage- Kernaktivitäten in der Wertschöpfungskette und arbeiten von traditionellen Marktteilnehmern übernehmen (Abb.8). solidierung und Privatisierung im Krankenhausbereich ment. Sie bilden eines der wichtigsten Mittel, um der weiter fort. Dies wird oftmals von zentraler Stelle getrie- Mengenausweitung gesundheitlicher Leistungen entge- ben, da Zusammenlegungen oder Schließungen von genzuwirken und deren Qualität sicherzustellen. Hono- Abb. 8: Neue Spieler drängen auf den Markt, Sektoren sind zunehmend verzahnt Krankenhäusern in föderalen Systemen erfahrungsgemäß rarstrukturen werden so konzipiert sein, dass gemeinsame schwierig sind. Krankenhäuser stehen in zunehmendem Interessen und Ziele der Teilnehmer im Gesundheitswe- Wettbewerb, da sie unter Fallpauschalensystematik nur sen gewährleistet sind. • Gut-Genug-Anbieter • Netzwerke noch mit guter Auslastung und optimierten Prozessen • Health Nutrition • Spezialisierte Zentren profitabel arbeiten können. Die Spezialisierung der Kran- Kosten- und Qualitätsaspekte sowie der Einsatz von Health- • CROs, CMOs, CSOs* • Low-Cost Kliniken ech Leistu kenhäuser wird zunehmen, vor allem in attraktiven, über- care-IT bilden im Jahr 2020 einen zentralen Bestandteil Medt ng se durchschnittlich profitablen Bereichen wie der Herzmedi- der Medizinerausbildung. a/ rb m m-Health zin, Onkologie oder Augenheilkunde. rin ar Apps e-Patien- Ph ge tenakte Außerdem wird der Kostendruck dazu führen, dass Low- 2020: Handlungsimperativen für r Portale Patienten Decision Cost-Gesundheitsdienstleister auf den Markt drängen. Ein Krankenhäuser und Ärzte Support erstes Beispiel hierfür sind die WalMart Retail Clinics, e-Rezepte e-Leitlinien die Standarduntersuchungen mit Assistenzpersonal und Kostenbasis weiterhin stringent managen st Di Real-Life-Daten Blutwertbestimmungen zum Pauschalpreis anbieten. Mo- Krankenhäuser müssen Personal- und Sachkosten weiter er rib h er ut sic delle wie die WalMart Retail Clinics arbeiten effizient und optimieren – durch den intelligenten Einsatz von Fach- ore n Ver sparen ärztliches Personal – was auch dabei hilft, trotz kräften wie medizinische Assistenten, kostengünstigeren • Mehrwert-Services-Anbieter • Gesundheitsmanager künftigem Ärztemangel Patienten zu versorgen. Auch im Einkauf auch von Gut-Genug-Produkten und durch die • Apothekenketten, Versandapotheken • Integrierte Managed Krankenhaus wird zunehmend Assistenzpersonal einge- Prozessoptimierung und Ausnutzung von Skalenvortei- • Spezialvertrieb Care-Anbieter setzt, um Ärzte einzusparen und so die Kostenstruktur zu len bei einer zunehmender Spezialisierung. Viele Ärzte verbessern. werden in Angestelltenverhältnisse übergehen; weiterhin rot = Healthcare-IT frei praktizierende Ärzte sollten einen Zusammenschluss *Auftragsentwickler, Auftragsfertiger, externe Vertriebsorganisationen Quelle: Bain & Company 18 19
The end of Healthcare... as we know it? The end of Healthcare... as we know it? in Gruppenpraxen anstreben, um Infrastrukturkosten zu Standardisierte Behandlungsprotokolle implementieren senken. und elektronische Vernetzung ermöglichen Patientenversorgung gemäß standardisierter Behand- 2. Versicherungen und staatliche Im Wettbewerb um den engagierten Patienten punkten lungsprotokolle ist 2020 ein Muss, um in Hinsicht auf Gesundheitssysteme – Um im drastisch verschärften Krankenhaus-Wettbewerbs- Qualität und Kosten wettbewerbsfähig zu sein. Kranken- Von CFOs zu COOs feld 2020 Marktanteile zu behalten oder auszubauen, häuser sollten jetzt in Plattformen investieren, um Be- müssen Krankenhäuser attraktive Angebote für Patienten handlungsprotokolle und Richtlinien in ihren Systemen schaffen – sowohl durch eine hochqualitative Versorgung verankern zu können, und diese Ärzten und Pflegeperso- als auch durch patientenfreundliche Infrastrukturen und nal leicht zugänglich zu machen, auch unter dem Einsatz Versicherungen und staatliche Gesundheitssysteme (un- oder Diagnostik zu verzichten beziehungsweise Diagnos- Prozesse. Auch niedergelassene Ärzte sollten dem infor- mobiler Technologien. Die Umsetzung der Richtlinien ter dem Begriff „Versicherer” zusammengefasst) ha- tik so einzusetzen, dass die Therapie optimiert wird und mierten Patienten eine hohe Qualität der Versorgung und wird in enger Absprache mit den Versicherern erfolgen. ben sich in der Vergangenheit auf die Verwaltung von die Gesamtkosten gesenkt werden. Um dies zu erreichen eine attraktive Praxis bieten, um zukünftige Patientenströ- Niedergelassene Ärzte sollten Clinical Decision Support Geldströmen und die Kontrolle von Leistungen konzen- müssen effektive Anreizstrukturen geschaffen werden, die me zu sichern und bevorzugter Vertragspartner von Versi- Systeme (CDS) implementieren oder elektronische Richt- triert. In Systemen mit Wettbewerb haben Versicherer ein qualitätsbewusstes und ökonomisches Verhalten der cherungen zu sein. linien von Internetplattformen nutzen. Krankenhäuser außerdem in die Anwerbung von Mitgliedern mit einem Leistungserbringer belohnen. Staatliche Gesundheitsbe- und Ärzte müssen sicherstellen, dass ihre IT-Planung auf günstigem Risikoprofil investiert. 2020 werden Versi- hörden sind hier in der Pflicht, entsprechende Rahmen- Opportunitäten zu Zusammenschlüssen und Zentrenbil- die grundlegenden Änderungen im Markt abgestimmt ist. cherer eine wesentlich aktivere Rolle in der Gestaltung bedingungen festzulegen. dung verfolgen, regionale Netze mitgestalten Sie müssen elektronische Patientenakten implementieren des Gesundheitssystems einnehmen. Stringentes Kosten- Im Jahr 2020 wird es wesentlich mehr spezialisierte Zentren und den Datenaustauch mit anderen Gesundheitsdienst- management ist 2020 für Versicherer ein Muss – in Sys- Ärzte sind 2020 stärker verpflichtet, nach genau festge- geben als heute, die auch überregional Patienten anziehen. leistern und Versicherern sicherstellen. Elektronische Ar- temen mit Wettbewerb benötigen sie eine gute Kosten- legten Richtlinien zu praktizieren. Versicherer erstatten Krankenhäuser sollten in der Konsolidierung eine aktive beitsprozesse sollten so in die tägliche Arbeit integriert position, um konkurrenzfähig und profitabel zu sein; fortan nur noch Leistungen, die dem gesundheitsökono- Rolle einnehmen und müssen jetzt beginnen, ihr Behand- werden, dass sie Qualitäts- und Effizienzvorteile schaffen. staatliche Systeme müssen die Gesamtentwicklung der misch besten Weg in Diagnose und Leistung folgen. Bei lungsangebot zu definieren und zu priorisieren, und tradi- Gesundheitsausgaben in den Griff bekommen. In den teuren Behandlungen werden sie teilweise eine Zweitmei- tionell expertisebasierte Strukturen in patientenzentrierte Auf neue Vergütungsstrukturen wie Kopfpauschalen letzten Jahren haben viele Versicherer ihre administrative nung einfordern. Strukturen umzuwandeln. Dies geschieht beispielsweise vorbereiten Kostenstruktur verschlankt und zunehmend Einsparungs- im neu gebauten Herzzentrum Düsseldorf, wo fortan Kar- Neue Anreizstrukturen wie ergebnisabhängige Vergütung, potenzial bei den Leistungskosten genutzt. Diese Entwick- Vertikal integrierte Organisationen kombinieren die Ver- diologie und Herzchirurgie unter einem Dach sind und in das Teilen eingesparter Behandlungskosten und auch lung wird sich in den nächsten Jahren beschleunigen. sicherung und Leistungserbringung unter einem Dach. In Hybrid-OP-Räumen zusammenarbeiten. Niedergelassene Kopfpauschalen sind 2020 an der Tagesordnung. Leis- dieser Struktur können sie Prozesse gut optimieren und Ärzte sollten Möglichkeiten verfolgen, sich in modernen, tungserbringer müssen sich darauf vorbereiten – einer- Die Arzneimittelausgaben sind (gemäß den jeweiligen entsprechende Anreize schaffen. Die U.S.-Organisation patientenfreundlichen Gruppenpraxen, Gesundheitszen- seits durch die Optimierung der bestehenden Prozesse staatlichen Rahmenbedingungen) in den meisten Ländern Intermountain Healthcare hat über viele Jahre Erfahrung tren oder Ärztehäusern zusammenzuschließen. Praxen der und Systeme, andererseits durch den Erwerb von Fähig- bereits stark reduziert worden, sei es durch Rabattverträ- in diesem Bereich aufgebaut und berät inzwischen welt- Zukunft orientieren sich am Lifestyle – sie werden zuneh- keiten zur Analyse und Budgetierung von Gesundheits- ge wie in Deutschland oder durch Preisinstrumente wie weit andere Gesundheitsunternehmen. Es ist zu erwar- mend an bequem erreichbaren Standorten gegründet, wie ausgaben für Patientenpopulationen. Referenzpreise oder zentral festgelegte Preisreduktionen. ten, dass es 2020 mehr integrierte Organisationen geben beispielsweise in Reichweite von Wohngemeinschaften für In den USA sind Arzneimittelpreise im internationalen wird, sei es durch eine unternehmerische Integration oder Senioren oder in der Nähe von Bürostandorten. Vergleich noch relativ hoch, bis 2020 wird jedoch auch durch engmaschige Vertragskonstruktionen. Fazit: In der nächsten Dekade entwickeln sich hier eine Angleichung stattgefunden haben. Insgesamt Krankenhäuser, die 2020 nicht eine wichtige Position im Leistungserbringer von Silos zu Netzwerken. Ärzte, werden Versicherer bis 2020 alle Möglichkeiten nutzen, Um Gesundheitsausgaben langfristig in den Griff zu be- regionalen Netzwerk einnehmen, riskieren, Patientenströ- bisher die Hauptentscheidungsträger im System, um in ihrem jeweiligen System Kosten bei Arzneimitteln, kommen, ist es entscheidend, die Gesundheit der Versi- me zu verlieren und ihre Betten somit nicht mehr belegen werden verstärkt zu Ausführungsorganen von stan- Medizintechnikprodukten und Hilfsmitteln zu senken. cherten zu erhalten – also in Prävention zu investieren zu können. Neben dem elektronischen Datenaustausch dardisierten, kosteneffizienten Behandlungen. – und chronisch Kranke und Hochkostenpatienten so zu ist eine enge Zusammenarbeit mit Hausärzten, überwei- Der größte Block bei den Leistungsausgaben sind nach wie managen, dass ihre Therapiekosten möglichst gering aus- senden Ärzten, Rehakliniken und Pflegediensten wich- vor Vergütungen für Ärzte und Krankenhäuser. Eine Ko- fallen. Vor allem in den USA wurde in den letzten Jah- tig, zum Beispiel durch rasche Dokumentation und kurze stenreduktion ist hier nur möglich, wenn Versorgungspro- ren viel in Disease Management-Programme investiert, Kommunikationswege. Auch Arztpraxen müssen Netz- zesse optimiert werden und eine Mengenausweitung ärzt- allerdings mit bescheidenen Ergebnissen im Hinblick auf werke aktiv mitgestalten oder werden integriert. licher und gesundheitlicher Leistungen vermieden wird. die Rendite der Programme. 2020 werden neue, patien- Das bedeutet, auf nicht zwingend notwendige Therapien tensegment-spezifische Studien und Remote Monitoring 20 21
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