Mit einer "WebApp" Kinder- und Jugendzeichnungen gemeinsam erkunden - Georg Peez
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BDK-Mitteilungen 2.2015 25 Ahmet Camuka & Georg Peez Mit einer „WebApp“ Kinder- und Jugendzeichnungen gemeinsam erkunden Vertiefung, Reflexion und Partizipation durch den Einsatz eines elektronischen Feedbacksystems in der Hochschullehre Die Auseinandersetzung mit den Formen ästhetischen Verhaltens von Kindern und Jugendlichen ist elementar für das Studium der Kunstpädagogik. Ohne ein Wissen über diese Grundlagen der bildnerischen Ent- wicklung, welche u.a. mit der kognitiven und motorischen Entwicklung korreliert, wäre keine altersangemessene Konzeption von Aufgaben im Kunstunterricht möglich. Somit ist es eines der zentralen Bestand- teile des Studiums, die Entwicklung der Kin- derzeichnung vom ersten Schmieren über die Kritzel- und Schemaphase hin zur Aus- differenzierung in der Jugendphase kennen zu lernen. Mit Untersuchungen zur Kinder- und Jugendzeichnung hat sich zudem seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die Diszip- lin wissenschaftlich etabliert (Richter 1987, S. 226ff.). Im Folgenden wird eine Methode vorgestellt, wie in der Hochschullehre mittels eines mobilen elektronischen Endgeräts (Laptop, Smartphone oder Tablet-Computer) die Aneignung und Vertiefung von Wissen zu diesem zentralen Themenbereich der Kunst- Abb. 1 Schaubild zur Konzeption unterschiedlicher Fragekategorien aus den vom „Audience Response System“ (ARS) vorgegebenen drei Funkti- pädagogik angeregt werden kann. Über- onen Single-choice, Multiple-choice und Freitext. tragungen auf den Kunstunterricht in der Schule werden abschließend angedacht. Audience Response System „Student Response System“, „Life Feedback System“ oder einfach als „Clicker“ bzw. „Kli- Herausforderung und Setting Elektronische Feedbacksysteme funktio- cker“ bezeichnet (Magenheim u.a. 2012, S. der Lehrveranstaltung nieren auf der Basis von „Bring your own 16; Kundisch 2013). In der Lehrveranstaltung device“ (BYOD) mittels bereits vorhandener wurde die browser-basierte, plattformüber- Wir geben Einblicke in das fachdidaktische mobiler Endgeräte, die fast alle Studieren- greifende, kostenlose, an der Technischen Hochschulseminar „Spuren und Sinnzei- den sowieso bei sich tragen. Prinzipiell lässt Hochschule Mittelhessen entwickelte soge- chen. Ästhetisches Verhalten von Kindern sich die Vorgehensweise mit der Publikums- nannte „WebApp“ (HTML5) „ARSnova“ und Jugendlichen“, welches im Winterse- frage in der RTL-Quizsendung „Wer wird Mil- genutzt (Gerhardt u.a. 2013). Ihr Einsatz mester 2013/14 am Institut für Kunstpäda- lionär?“ vergleichen: Wenn der Kandidat die lässt sich methodisch unter dem weiteren gogik der Goethe-Universität, Frankfurt am Antwort auf eine Frage nicht weiß, kann er Oberbegriff „mobile learning“ subsummie- Main stattfand. Die Herausforderung lau- auf den Joker, das Studiopublikum zu befra- ren. tete, dass eine Lehrveranstaltung, welche als gen, zurückgreifen. Alle Anwesenden klicken Im Gegensatz zur Publikumsfrage in der Seminar ursprünglich für ca. 30 Studierende daraufhin eine der vier Antwortmöglich- Quiz-Sendung mit Günther Jauch bietet ausgeschrieben war, fast 60 Teilnehmende keiten auf einem handlichen Gerät an. Mit- dieses System eine didaktisch einsetz- aufwies und deshalb in einem kleineren Hör- tels eines Säulendiagramms baut sich dann bare Vielfalt an Frage- und Antwortmög- saal stattfinden musste. Der Hörsaal ist frei- das Ergebnis für alle sichtbar auf. Vergleich- lichkeiten. Es fördert durch die Eingabe von lich durch die räumlichen Gegebenheiten bar funktioniert das im Folgenden geschil- kürzeren Texten eine inhaltliche Auseinan- auf die „Frontalvorlesung“ (Kundisch 2013, derte System, nur dass die Studierenden ihre dersetzung, die über das reine Ja oder Nein S. 296) ausgerichtet. Hingegen sollte die mobilen Endgeräte nutzen. weit hinausgeht. Die wichtigsten Optionen Auseinandersetzung mit den Inhalten der Elektronische Feedbacksysteme werden werden kurz aufgelistet, anhand weniger Lehrveranstaltung durch partizipative und auch – mit leicht unterschiedlichen Schwer- Beispiele erläutert sowie in Hinblick auf die aktivierende Elemente gestärkt werden. punktsetzungen – als „Audience Response Nutzung reflektiert. Die Aussagen zur Nut- System“ (ARS), „Electronic Voting System“, zungsakzeptanz wurden in einer themen-
26 BDK-Mitteilungen 2.2015 zentrierten Gruppendiskussion (Bohnsack den Monaten danach folgen so genannte 1999, 123ff.; Peez 2005, 61ff.; Przyborski/ Schwingkritzel, Kreiskritzel, Kreuzkritzel Wohlrab-Sahr 2008, 101ff.) mit den Studie- oder verschieden geformte Kritzel (Richter renden ohne den Seminarleiter Georg Peez 1987, S. 27). Diese frühesten bildnerischen am Ende der Lehrveranstaltung ermittelt. Spur-Phänomene werden im Seminar mit Bildbeispielen sowie den entsprechenden Fragekategorien Fachtermini vorgestellt und besprochen. Hieran schließt sich der Einsatz des AR-Sys- Das „Audience Response System“ „ARSnova“ tems an, beispielsweise mit folgender Frage: (https://arsnova.eu) bietet technisch gese- „Was sehen wir auf dieser Zeichnung (Anjo hen zwar nur drei Optionen: Single-choice- 2;3 Jahre)? Beschreiben oder benennen Sie und Multiple-choice-Fragen (wahlweise mit bitte die Kritzel.“ (Abb. 3a). oder ohne „Enthaltung“) sowie Freitext-Fel- In Kleingruppen beraten sich daraufhin etwa der. Auf der Grundlage dieser zunächst sehr zwei bis vier Studierende und besprechen eingeschränkt wirkenden Möglichkeiten mögliche Antworten. Denn es ist nicht davon eröffnet sich jedoch in didaktischer Hinsicht auszugehen, dass einerseits alle Studierenden ein weites Feld unterschiedlicher Fragekate- ein mobiles Gerät bei sich tragen oder nutzen gorien (Abb. 1), u.a.: möchten. Zum anderen ist die Kleingruppen- • Assoziationsfragen (Sammlung von phase didaktisch sinnvoll, weil dies die kom- Assoziationen, Auswertung ist Grund- munikative Auseinandersetzung fördert. lage für weiterführende Überlegungen) • Brainstormingfragen (kollektive Begriffssammlungen, Ideenentwick- lung) • Fragen zu Vorerfahrungen (Ermittlung von Einstellungen und Vorwissen) • Partizipationsfragen (Einfluss auf den Seminarverlauf nehmen, Kollaboration, gemeinsam Interessenschwerpunkte setzen) • Feedback (Ermittlung aktueller Stim- mungsbilder zum Verlauf der Lehrver- anstaltung mittels Smiley-Gesichtern) (Abb. 2) • Meinungsfragen („Blitzlicht“, Evalua- tion, Auffassungen zum Seminarver- lauf) • Wissensabfragen (korrekte Nutzung von Fachbegriffen, Kopplung mit Ver- ständnis) • Anwendungsfragen (kasuistisch moti- vierte Vertiefung, Fallbeispiele bearbei- ten) • Reflexionsfragen (individuelle Aneig- nung, Vertiefung, Essenzen erkennen und Transfer schaffen) Über das AR-System geben die Studierenden • Verständnisfragen (Rückfragen live stel- auf ihren mobilen Endgeräten ihre Antwor- len: „Ich habe eine Frage...“) (Abb. 2) ten ein, diese werden nach dem Abschicken anonym über Beamer-Projektion für das Audi- Anwendungsfrage torium im Hörsaal sichtbar. Spannung baut sich auf, bevor sich die Aufmerksamkeit auf In der Kritzelphase vollzieht das Kleinkind die Projektion der Antworten richtet. Eine Ant- verschiedene Hand- und Armbewegungen wort im Freitext-Feld lautet beispielsweise: und hinterlässt dabei entsprechende Spuren „Man sieht viele Schwingkritzel und Kreiskrit- als Kritzel etwa auf einen Blatt Papier. Diese zel sowie wenige Hiebkritzel. Außerdem wird Bewegungen sind durch die Sensomotorik vertikal und horizontal gearbeitet. Ausprobie- des Kleinkindes nach seinem ersten Geburts- ren verschiedenster Möglichkeiten.“ (Abb. 3b) tag geprägt. Laut der Fachliteratur (Meyers Die Antworten weiterer Kommilitonen sind nach Richter 1987, S. 27) ist der früheste Krit- aufschlussreich, teils überraschend. Jede Stu- zel der Hiebkritzel: das Kind haut mit dem dentin bzw. jeder Student achtet automatisch Stift auf das Blatt. Die Unterlage, meist eine darauf, ob ihre oder seine Antwort projiziert Tischplatte, bietet Widerstand, wodurch die wird. All diese genannten Elemente fördern Hand des Kindes wieder nach oben schnellt, die Konzentration und Auseinandersetzung Abb. 2 Screenshot zu den Feedback-Möglichkeiten im System „ARS- um erneut mit dem Stift auf das Blatt ein- nova“ der Technischen Hochschule Mittelhessen (https://arsnova.eu) stärker als dies beispielsweise in einer reinen zuklopfen. Knut Philipps nennt dies „einge- Abb. 3a Kritzelzeichnung von Anjo, 2 Jahre; 3 Monate Abb. 3b Eine Antwort auf die Anwendungsfrage zur Kritzelzeichnung Vorlesung oder in einem Referat von Studie- schlagene Punkte“ (Philipps 32011, S. 21). In von Anjo, 2 Jahre; 3 Monate renden im Seminar der Fall wäre.
BDK-Mitteilungen 2.2015 27 Diese Annahme wird gestützt von Aussagen reflektieren, verstehen sie besser, wie Kinder Von den Studierenden wurde in der Evalua- Studierender aus der evaluativen Gruppen- in dieser Phase denken und welche Gestal- tionsdiskussion mehrmals betont, dass sich diskussion. So sagte eine Studentin: „Ja, das tungsprinzipien den Zeichnungen zu Grunde ein solches Vorgehen mit dem AR-System macht auf jeden Fall die Stunde spannender, liegen. Die Auflösung, was Hans zu seiner gruppendynamisch und atmosphärisch und an den Zeitpunkten, wo die Aufmerk- Zeichnung tatsächlich gesagt hat – nämlich positiv auswirke: Es ergebe sich „ein schö- samkeit ein bisschen gesunken ist, dann ist „Ein Käfer für Mama“ –, trägt dann zur Erhei- nes Gesamtbild, von der Gruppe“, ein guter das schon sinnvoll das anzuwenden.“ terung bei. Zugleich sollte das Element des Überblick über die Auffassungen der Semi- Zunächst weitgehend rezeptiv aufgenom- Humors für Lernprozesse keinesfalls unter- nargruppe oder wie es ein Student formu- mene Wissenselemente müssen bei der schätzt werden. Der Zusatz „für Mama“ lierte: „Nicht jeder macht seinen eigenen Anwendungsfrage in Erinnerung gerufen macht außerdem eindrücklich deutlich, dass Teil; sondern das setzt sich dann so zusam- und individuell neu strukturiert werden. Die die Zeichnung ein Zuneigungsbeweis sowie men, das fand ich eigentlich sehr schön.“ Studierenden sind aufgefordert, die Fachbe- ein Kommunikationsangebot des Kindes ist. Daraufhin sei ein „spannendes Gespräch“ griffe auf der Grundlage der Seminarunterla- Das Kind will mit seinem Sinnzeichen von im Plenum entstanden. Neben der länge- gen bestimmten Zeichnungs-Phänomenen anderen verstanden werden, es will sich mit- ren Eingabe- und somit auch Wartezeit von zuzuordnen, die sich im konkreten Beispiel teilen. wenigen Minuten wurde kritisch angemerkt, nicht immer ganz so eindeutig identifizieren Entscheidend für den Lernerfolg ist nicht – dass eine Gesprächsrunde – insbesondere in lassen. Frisch erworbenes Wissen wird somit wie beim Quiz – lediglich das richtige Ergeb- kleinen und mittelgroßen Gruppen – freilich vertieft und gefestigt. nis eingetippt zu haben, sondern primär die auch ohne ARS möglich sei. Als Erweiterung Reflexion darüber, welches Darstellungser- der Reflexionsfrage ließe sich im Bedarfs- Reflexionsfrage gebnis aus Sicht des Kindes beabsichtigt ist. fall – vor allem wenn mehrheitlich unzutref- Es ließe sich einwenden, dass man vergleich- fende Antworten angeklickt werden – nach Am Ende der Kritzelphase steht der so bar auch ohne ein elektronisches System einer solchen Diskussion eine Zweitabstim- genannte „Konzeptkritzel“: Nachdem zuvor vorgehen könnte. In einer großen Gruppe mung durchführen, nach welcher abschlie- beim „sinnunterlegten Kritzeln“ (Richter wird es jedoch stets so sein, dass nur sehr ßend erst das richtige Ergebnis vorgestellt 1987, S. 27; Philipps 32011, S. 32) eine Bedeu- wenige sich „konventionell“ melden, um ihre würde (Magenheim u.a. 2012, S. 23). tung für den Kritzel nach dem Zeichnen Einschätzung zu äußern. Die große Mehr- assoziativ vom Kind vorgenommen wird, heit bliebe still. Eine Aktivierung jedes Ein- Partizipationsfrage hat das Kind nun ein Konzept von dem im zelnen wäre in der klassischen Vorlesung Kopf, was es zeichnen möchte. Es will etwas kaum möglich. Außerdem ergibt sich durch Das Merkmal der Mitbestimmung am Semi- Bestimmtes darstellen. Der Bildgegenstand den ARS-Einsatz ein für diese Gruppe reprä- narverlauf durch sogenannte Partizipati- wird so prägnant wie möglich auf wesent- sentatives Meinungsbild. Zudem belegt die onsfragen berücksichtigt die Interessen der liche Merkmale reduziert. Das Kind entwirft Abstimmung in diesem Falle empirisch, dass Teilnehmenden und fördert somit die Aus- aufgrund seiner kognitiven und motorischen Hans hier bereits in frühem Alter eine zwar einandersetzung mit den Lehrinhalten. Möglichkeiten ein Symbol oder „Sinnzei- prägnante, aber noch nicht ganz eindeutige Beispielsweise wurde die Meinung zum chen“ (Philipps 32011, S. 38) für den darzu- Symboldarstellung entwickelt hat. Statement erfragt: „Ich möchte noch ein stellenden Gegenstand. weiteres Video (eines zeichnenden Kindes) Zusammen mit einer Kinderzeichnung (Abb. von einem anderen Kontinent betrachten.“ 4a) wird den Studierenden beispielsweise Fünf Antwortmöglichkeiten waren vorgese- folgende Frage präsentiert: „Was für ein hen: „trifft voll zu“, „trifft eher zu“, „weder Sinnzeichen hat Hans (3;4 Jahre) mit seinem noch“, „trifft eher nicht zu“, „trifft nicht zu“. Konzeptkritzel gesetzt?“ Fünf Antworten mit Doch wurden nur zwei der Antwortmög- Multiple-Choice-Option werden angebo- lichkeiten im Multiple-Choice überhaupt ten. Das daraufhin sich durch die Eingaben genutzt, nämlich 78 % klickten auf „trifft der Studierenden entwickelnde Ergebnis in voll zu“ und 22 % auf „trifft nicht zu“. Alle Form eines Säulendiagramms sah folgender- Beteiligten hatten eine eindeutige Meinung maßen aus: „A: Stier: 40%, B: Maus: 0%, C: und brauchten keine Rating-Skala zur Ein- Katze: 0%, D: Hund: 0%, E: Käfer: 60%“ (Abb. schätzung. In diesem Falle hätte also eine 4b). Single-Choice-Option, d.h. Ja/Nein-Frage, Nun ist im Plenum zu diskutieren, welche ausgereicht. Aspekte des Konzeptkritzels für welche Ant- Diese Form der Mitgestaltung wurde in der wortoption sprechen. Während die Opti- Auswertungsdiskussion sehr positiv her- onen Katze, Hund und Maus eindeutig vorgehoben, etwa mit folgendem Statem- verworfen wurden, sind sich die Studieren- ent: „Also, ich fand das auch toll, als wir eine den bei den Antwortmöglichkeiten Stier und kleine Abstimmung hatten bezüglich was Käfer uneins. Die geschwungene Linie, die beim nächsten Treffen kommt. Das fand ich rechts die geschlossene ovale Form schnei- schon sinnvoll, das würde ich bei mehreren det, könnte entweder die Hörner eines Stiers Seminaren machen, ja, wenn man denkt, das oder die Fühler eines Käfers symbolisieren. ist so ein bisschen frei (...), wie beim Thema An dieser Stelle ist das Sinnzeichen also ‚Arno Stern‘, dann haben da Leute eingege- uneindeutig. Daraufhin sind die Beine – und ben: ‚Ja, das würde uns interessieren‘; dann besonders deren Anzahl – zu fokussieren. haben wir davon auch ein bisschen mehr Abb. 4a Zeichnung von Hans, 3 Jahre; 4 Monate Nachvollziehbar spricht mehr für den Käfer Abb. 4b Antworten als Säulendiagramme auf die Reflexionsfrage zur erfahren, nächstes Seminar.“ (Abb. 5a u. 5b, mit seinen vielen Beinen im Gegensatz zum Zeichnung von Hans, 3 Jahre; 4 Monate S. 28) Stier, der deutlich zwei Beine vorne und zwei Beine hinten am Körper angesetzt bekäme. Indem die Studierenden dies gemeinsam
28 BDK-Mitteilungen 2.2015 „Bitte schneller“, „Zu schnell“ und „Abge- Verfahren ist lediglich eine didaktische Maß- hängt“ (Abb. 2). nahme zur ersten Annäherung. In der Lehrveranstaltung gibt es zwei Mög- In der Auswertungsdiskussion ergaben sich lichkeiten, den jeweils aktuellen Status des für die Lehramtsstudierenden durchaus Feedbacks zu zeigen. Von „ARSnova“ ist vor- Möglichkeiten zum Einsatz dieser „WebApp“ gesehen, dass sich mit einem zusätzlichen im Schulunterricht. So äußerte eine Stu- Programm auf dem Computer des Dozen- dentin: „Ich glaube, dass das für die Kinder ten der Eingabestand durchgehend projizie- super animierend sein kann. Wenn man ren lässt, da er sich in der Ecke rechts unten das richtig aufbaut, das muss nicht in jeder transparent über die Vollbild-Ansicht der Stunde sein, natürlich (...)“ Ihr Argument ist, Präsentation legt. Das Feedback ist also auf dass in Phasen geringer Aufmerksamkeit diese Weise stets aktuell und präsent. Um das Interesse der Schülerinnen und Schü- aber nicht ständig eine Art Nebenschauplatz ler am Unterricht aufrechterhalten oder zur inhaltlichen Präsentation zu haben, lässt neu geweckt werden kann. „Ich würde das sich im Laufe der Veranstaltung der jeweils auf jeden Fall einsetzen.“ Denkbar sind fol- aktuelle Stand vom Dozenten immer mal gende Szenarien, auch in anderen Schulfä- wieder einblenden. Unserer Erfahrung nach chern: Brainstorming zur Sammlung erster gab es jedoch mit dieser angebotenen Funk- Ideen für ein neues Themenfeld oder zu tion Probleme, die vor allem mit den wenig einem Bild; Ermittlung des Vorwissens einer stabilen WLAN-Verbindungen im Hörsaal Klasse zu einem neuen Unterrichtsthema zusammenhingen. (s.o. „Fragen zu Vorerfahrungen“); Quizze zur In der Auswertungsdiskussion mit den Vorbereitung auf Tests (s.o. „Wissensabfra- Studierenden wurde deutlich, dass die gen“); „Feedback“-Fragen zur Optimierung Feed-back-Möglichkeit als äußerst sinnvoll des Unterrichts (da anonym zu beantwor- angesehen wird. Eine exemplarische Aus- ten) oder Abfrage von Interessenschwer- sage hierzu: „Das ist jetzt was, was jetzt nicht punkten der Schülerinnen und Schüler für so benutzt wurde, was ich aber wirklich sehr kommende Unterrichtseinheiten („Partizi- gut fände. Wenn man sagen könnte: Das ist pationsfragen“). mir zu schnell oder zu langsam.“ Literatur Fazit Bohnsack, Ralf: Rekonstruktive Sozialforschung. Opladen (Leske + Budrich) 1999. Camuka, Ahmet/Peez, Georg: Einsatz eines „Audience Response In diesem Beitrag konnten lediglich vier Fra- Systems“ in der Hochschullehre. 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Magenheim, Johannes u.a.: Einsatz mobiler Endgeräte zur Ver- bezeichnete die „mobile devices“, die fast besserung der Lehrqualität in universitären Großveranstal- jeder inzwischen mit sich trägt, als „eine der tungen. In: Lucke, Ulrike (Hg.): E-Learning Symposium 2012. Aktuelle Anwendungen, innovative Prozesse und neueste Schnittstellen von virtuellen Lernumgebun- Ergebnisse aus der E-Learning-Praxis. Potsdam (Universität gen zum Präsenzunterricht in realen Lehr- Potsdam) 2012, S. 15–26. Peez, Georg: Evaluation ästhetischer Erfahrungs- und Bildungspro- und Lernumgebungen“ (Scheidl 2012, S. 6). zesse. Beispiele zu ihrer empirischen Erforschung. München Was zunächst kaum etwas miteinander zu (kopaed) 2005. Philipps, Knut: Warum das Huhn vier Beine hat. Das Geheimnis tun haben scheint, nämlich die Auseinander- der kindlichen Bildsprache. Darmstadt (Toeche-Mittler setzung mit dem Thema des ästhetischen Verlag) 32011. Przyborski, Aglaja/Wohlrab-Sahr, Monika: Qualitative Sozialfor- Verhaltens von Kindern und Jugendlichen schung. München (Oldenbourg Verlag) 2008. und die Nutzung eines elektronisch basier- Richter, Hans-Günther: Die Kinderzeichnung. Entwicklung – Inter- pretation – Ästhetik. Düsseldorf (Schwann) 1987. ten Systems lassen sich unserer Erfahrung Scheidl, Gerhard: Wissensmanagement und Medienbildung. nach didaktisch sinnvoll aufeinander bezie- Herausforderungen für die Lehrerbildung. In: Medienim- pulse, 3, 2012. online unter: http://medienimpulse.at/arti hen. Das System eignet sich beispielsweise cles/view/453 (letzter Zugriff: 01.12.2014). auch dafür, dass sich die Studierenden Abb. 5a u. b Beispiel für eine Partizipationsfrage mit der Auswertun- gen der Antworten hierauf bereits in der Lehrveranstaltung auf die in Bachelor-Studiengängen inzwischen allzu Feedback häufigen Tests vorbereiten können. Eine für die Profession relevante vertiefende „ARSnova“ bietet folgende Feedback-Aussa- Beschäftigung mit dem ästhetischen Ver- Ahmet Camuka ist Student für das Lehr- gen zur Auswahl – jeweils visualisiert durch halten von Kindern und Jugendlichen muss amt an Gymnasien (Kunst und Mathema- ein Smiley-Gesicht mit dem entsprechend selbstverständlich über eine solche Lehr- tik) an der Goethe-Universität Frankfurt/M.; passenden Ausdruck von zufrieden lächelnd veranstaltung hinaus sowohl an originalen E-Mail: ahmet_camuka@me.com bis zu traurig – und unterstützt durch die Zeichnungen bzw. bildnerischen Ergebnis- Dr. Georg Peez ist Professor für Kunstpädago- farbige Gestaltung der Buttons von Grün sen als auch im Feld mit den Heranwachsen- gik an der Goethe-Universität Frankfurt/M.; über Gelb und Rot bis Grau: „Kann folgen“, den selbst geschehen. Das hier vorgestellte E-Mail: peez@kunst.uni-frankfurt.de
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