Klimaerwärmung: Afrika besonders schwer betroffen - www.morija.org Juli | August 2010 265

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Klimaerwärmung: Afrika besonders schwer betroffen - www.morija.org Juli | August 2010 265
www.morija.org   Juli | August 2010 – 265

           Klimaerwärmung:
            Afrika besonders
            schwer betroffen

3 Die Auswirkungen der                    7 Solarenergie, eine
   Klimaerwärmung in                         Chance für
   Afrika                                    Burkina Faso
Klimaerwärmung: Afrika besonders schwer betroffen - www.morija.org Juli | August 2010 265
Afrika, das erste Opfer
            der Klimaerwärmung
            Der Klimawandel macht sich schon heute bemerkbar.
Editorial

            Zehn Millionen Menschen sind von einer schweren Ernäh-
            rungskrise bedroht, die den Sahelgürtel heimsucht. Wie so
            häufig sind die Opfer des Hungers vor allem Kinder unter
            5 Jahren. Seit mehr als 30 Jahren ist es das zentrale Anlie-
            gen der Aktionen von Morija, geeignete Vorbereitungen
            auf einen immer grösseren Zustrom dieser Kinder in die
            Ernährungszentren zu treffen. Wir müssen uns mit Ihrer
            Hilfe darauf vorbereiten.
            Einer Kurzdarstellung der Ernährungs- und Landwirt-
            schaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zufolge
            haben die ärmsten Regionen die höchsten Raten an chro-
            nischem Hunger zu beklagen. Ausserdem sind sie gleich-
            zeitig die Regionen, denen der Klimawandel am härtesten
            zusetzt, d.h. die unter den unvermeidlichen Auswirkun-
            gen auf die Ernährungssicherheit am schlimmsten leiden.
            Kurzfristig wird die Häufigkeit extremer Phänomene wie
            Dürren, Hitzewellen, Überschwemmungen und heftige
            Unwetter weiterhin zunehmen.
                                                                                jekts zur Sichererstellung einer gesünderen und ökolo-
            Afrika ist der verletzlichste Kontinent                             gisch nachhaltigeren Umwelt in 10 Dörfern des Tschad.
            Die Abhängigkeit einer Vielzahl von afrikanischen Ländern           Oder, wie Sie auf Seite 7 noch entdecken werden, durch
            von Lebensmittelimporten läuft Gefahr, weiterhin zu                 zwei Projekte (Gartenarbeit und Solarenergie), die zwar
            steigen und gleichzeitig das Potenzial der landwirtschaft-          bescheiden sind, aber trotzdem etwas dazu beitragen
            lichen Produktion des afrikanischen Kontinents von                  wollen, um auf ihre Weise bei der Lösung der Umweltprob-
            heute bis zum Ende des Jahrhunderts um 15 bis 30 % zu               leme mitzuarbeiten und davon sogar noch zu profitieren.
            reduzieren. Die schlimmste Auswirkung wird im subsaha-
            rischen Afrika erwartet, jener Region, in der bereits heute         Getreu den Prinzipien unseres Engagements wollen wir
            die Armutsraten und die Nahrungsmittelunsicherheit am               die Begünstigten unserer Aktionen immer mehr in die
            höchsten sind. Eine dramatische Entwicklung macht diese             Verantwortung und Leitung dieser Projekte einbinden.
            Veränderung eindrücklich deutlich: Seit 1990 hat sich die           Sie sind für sie konzipiert, und unser Ziel ist es, dass sie
            Sahara auf ihrer gesamten Länge (6000 km) um 250 km                 von ihnen selbst gemanagt und umgesetzt werden!
            weiter in Richtung Sahelzone ausgedehnt.                            Herzlichen Dank, dass Sie uns bei der Verwirklichung der
                                                                                Ziele unserer Mission, die wir vor über 30 Jahren gesteckt
            Wie Sie auf den Seiten 4 und 5 noch ausführlicher lesen             haben, helfen wollen.
            werden, trägt Morija bereits heute zur Lösung dieser Prob-                                             Afin qu'ils vivent
            leme bei, beispielsweise durch Umsetzung eines Pilotpro-            Das Morija-Team

                                                                                                                    Damit sie leben
                                                                                                                   Monatszeitschrift
            Humanitäres Hilfswerk                         Ziel                                                     Redaktion:
            En Reutet D
            1868 Collombey le-Grand
                                                          Unterstützung der Ärmsten in Afrika, vor allem im
                                                          Sahelgürtel, ohne Unterschied von Rasse oder Religion.
                                                                                                                   Affinche vivano
                                                                                                                   Morija

                                                                                                                   Grafik/Druck:
            Telefon 024 472 80 70                                                                                  Jordi AG, Belp
            Fax 024 472 80 93
                                                          Die Hilfe beruht auf 3 Säulen
                                                                                                                   Abonnement:
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            gegründet 1979 gemäss Artikel 60ff.
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            Sitz
                                                                                                                   ist willkommen!
            Collombey-le-Grand (VS)
                                                                                                                   DANKE!
            Revisoren
            Treuhandbüro R. Künzlé SA
            Monthey
Klimaerwärmung: Afrika besonders schwer betroffen - www.morija.org Juli | August 2010 265
Die Auswirkungen
der Klimaerwärmung in Afrika
In einer Meldung der französischen Presseagentur AFP wird
berichtet, dass die Lebensbedingungen von Tausenden
von Tibetern auf dem höchsten Plateau Chinas bedroht
sind. Die Umweltschäden bringen die Ressourcen der drei
wichtigsten Flüsse Asiens in Gefahr und die voraussichtliche
Schmelze der Gletscher im Himalaya und auf der tibetischen
Hochebene stellt die grösste Bedrohung für die Ernährungs-
sicherheit dar. Auf dem nordamerikanischen Kontinent
haben wir die Bilder von Eisbären vor Augen, die durch das
Schmelzen des ewigen Eises völlig desorientiert sind und
auf der Suche nach Nahrung herumirren… Grausamerweise
sind es die Regionen, in denen die Bevölkerung am wenigs-
ten zur Klimaerwärmung beigetragen hat, die letztendlich
am meisten zum Opfer ihrer Folgen werden! So hat der
Temperaturanstieg in Afrika eine starke Vermehrung der
Moskitos zur Folge, was dazu führen wird, dass die Men-
schen in Zukunft noch mehr unter Malaria, Dengue-Fieber
und anderen von Insekten übertragenen Infektionen zu
leiden haben werden. Bis 2020 werden 75 bis 250 Millionen
Afrikaner keinen Zugang mehr zu einer ausreichenden
Wasserversorgung und mit Nahrungsmittelknappheit
zu kämpfen haben. Die landwirtschaftliche Produktion
wird massiv sinken. Die ehemalige Aussenministerin des
Vereinigten Königreichs Margaret Beckett hat ausserdem            Die Verwendung von Holz als Feuerholz und
darauf hingewiesen, dass die Klimaerwärmung auch einen            eine schlechte Verwaltung der Wälder führen zu ihrem
Risikofaktor für die Sicherheit darstellt, denn die Verschlech-   fast vollständigen Verschwinden
terung der Lebensbedingungen erhöht die Gefahr von
Konflikten. Der ugandische Präsident Yoweri Museveni hat          Das Urteil ist daher extrem hart: Die Afrikaner sind für die-
den Klimawandel als einen «Akt der Aggression der Reichen         se zukünftigen Dramen nicht verantwortlich, werden aber
gegen die Armen» bezeichnet.                                      mit die Einzigen sein, die besonders darunter zu leiden
                                                                  haben werden… Achim Steiner, der Chef des UN-Umwelt-
                                                                  programms (UNEP) hat erklärt: «Afrika muss an vorderster
                                                                  Front gegen die Wirklichkeit des Klimawandels kämpfen…
                                                                  nicht in der Zukunft sondern bereits jetzt.»
                                                                  Das Bild, das sich abzeichnet, ist leider sehr düster. Morija
                                                                  möchte mit Ihrer Hilfe Lösungen anbieten. Zum einen
                                                                  durch Integration einer nachhaltigen Entwicklung in seine
                                                                  Aktionen, d.h. Morija will den Bedürfnissen der heutigen
                                                                  Generationen gerecht werden, ohne die Fähigkeit der
                                                                  zukünftigen Generationen, ihren Bedürfnissen gerecht zu
                                                                  werden, zu beeinträchtigen. Beispielsweise indem wir uns
                                                                  durch die Umsetzung von neuen Projekten wie der Einrich-
                                                                  tung von Baumschulen im Tschad der Ärmsten der Armen
                                                                  annehmen. Oder durch den Bau von neuen Brunnen in
                                                                  Burkina Faso und das Einrichten von Latrinen in den Dör-
                                                                  fern. Oder aber durch Einrichtung von Anlagen, mit denen
                                                                  Solarenergie produziert werden kann, denn die Sonne ist
                                                                  in Afrika sehr grosszügig. Und nicht zuletzt durch Vermeh-
                                                                  rung der Hilfsleistungen für die Ärmsten unter den Armen:
                                                                  die Witwen, Waisen, Alten, Behinderten und ganz kleinen
                                                                  Kinder. Nur durch solche Aktionen sorgen wir dafür, dass
                                                                  die Opfer der Armut nicht noch einen höheren Preis zahlen
                                                                  müssen. Denn es ist zutiefst ungerecht, dass der Preis des
                                                                  westlichen Reichtums von denen bezahlt werden muss, die
                                                                  sowieso schon fast nichts haben.
Die Klimaerwärmung erhöht die Gefahr, dass es noch mehr
unterernährte Kinder geben wird                                   Das Morija-Team
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Eine nachhaltige
Entwicklung sicherstellen

Blüten des Wunderbaums (Moringa oleifera), dessen Blätter besonders gute Ernährungseigenschaften besitzen

Eine Unmenge von Plagen bedrohen die Städte und Dörfer         Der Tschad ist eines der Länder, die unter diesen Pro-
im Tschad: Entwaldung, Ausdehnung der Wüsten, Explo-           blemen am meisten zu leiden haben. Wie die meisten
sion der Elendsviertel sowie Wasser- und Luftverschmut-        Orte und Gegenden im Tschad entgeht auch die Region
zung. Überall sieht man Abfallhaufen und Müll, der sich        Mandoul diesen prekären Verhältnissen nicht. Tatsäch-
auf den Grundstücken, entlang der Strassen und auf den         lich ist es das Zusammenspiel von natürlichen Ursachen
öffentlichen Plätzen stapelt. Diese Abfälle liegen verstreut   und den Aktivitäten des Menschen, das zu einer starken
auf dem Boden herum und finden sich überall, sogar             Verschlechterung der Umweltverhältnisse beiträgt.
manchmal an den Bäumen aufgehängt. Eines der grössten          Die perversen Auswirkungen dieser Verschlechterung
Dilemmas beim Angehen des Müllproblems ist die geringe         manifestieren sich in einer zunehmenden Ausdehnung
Handlungsfähigkeit der Behörden, um wenigstens ein             der Wüstengebiete und Umweltverschmutzung durch
Mindestmass an grundlegenden Hygienemassnahmen,                Haushaltsmüll, Abwässer usw. Aufgrund dieser Tatsa-
Massnahmen zur Abwasserreinigung und zur Erhaltung             che gehören einige Dörfer im Süden des Tschad zu den
von Baumbeständen von staatlicher Seite anzubieten.            Gemeinschaftsgebieten, in denen die gesundheitsschäd-
                                                               lichen Lebensverhältnisse das Hauptmerkmal sind und
Zur Lösung dieser Probleme wurden verschiedene Vor-            wo es fast keine geeignete Lösung für den Bedarf nach
schläge ausprobiert, allerdings mit zwiespältigen Ergeb-       Abwasserreinigung gibt. Denn die Dörfer produzieren
nissen. Jede dauerhafte, nachhaltige Lösung kommt in           täglich viel Abfall. Und ihre Häuptlinge sind unfähig, die
keinem Fall um einen integrierten Ansatz herum, der auf        Bevölkerung anzustacheln, diesen Müll wegzuschaffen.
einer Beteiligung der Gemeinschaft beruht. So werden in
vielen afrikanischen Ländern von den Gemeinschaften, die       Und was die Vegetation betriff t, sieht es auch nicht sehr
durch lokale und internationale Nichtregierungsorgani-         viel besser aus. Die alten Aufforstungen, die noch auf
sationen (NRO) unterstützt werden, zusätzliche Lösungs-        die Kolonialzeit zurückgehen, und die wenigen Anstren-
versuche zu den öffentlichen Anstrengungen in Angriff          gungen zum Wiederaufforsten um die Dörfer werden
genommen. Diese Lösungen bestehen grösstenteils aus            hauptsächlich durch den Bedarf nach Brennholz zunichte
der Entwicklung von gemeinschaftlichen Abwasserreini-          gemacht. Die neu mit Bäumen bepflanzten Zonen, die ins-
gungsdiensten und lokalen Initiativen im Kampf gegen           besondere anlässlich der «Tage des Baums», die vom Staat
die weitere Versteppung. Dank der Dezentralisierung und        und von den traditionellen und religiösen Häuptlingen
des Gewichts der lokalen öffentlichen Stellen sowie der Be-    eingeführt wurden, ereilt regelmässig dasselbe Schicksal.
teiligung von Gruppen der lokalen Gemeinschaften, wird         Und schliesslich werden anstelle der wieder aufgefors-
der Schwerpunkt mehr und mehr auf die grundlegenden            teten Zonen häufig Mülldeponien unter freiem Himmel,
Dienste gelegt: Abwasserreinigung und Müllsammlung.            neue Behausungen oder Friedhöfe angelegt.
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Brunnen bauen, um die Trinkwasserversorgung sicherzustellen

Im Rahmen unserer Partnerschaft mit dem Bund der              – Einrichtung von schuleigenen Baumschulen
christlichen Gemeinschaftsschulen (BCGS) im Tschad und          in jeder der 10 Schulen
des staatlichen Programms für den Kampf gegen Verstep-        – Verkauf von Baumschösslingen
pung hat Morija mit einem Pilotprojekt begonnen, das          – Einrichtung von Mikro-Gemüseanbau unter
dazu beitragen soll, eine gesündere und aus ökologischer        den Bäumen.
Sicht nachhaltigere Umwelt in 10 Dörfern sicherzustellen,
die Mitglieder des BCGS im Süden des Tschad sind.
                                                              2. Ziel:
Dieses Projekt verfolgt zwei Zielsetzungen: Die eine be-      – Ausschachtung von 10 modernen Brunnen
steht im Bepflanzen der Höfe der Schulen und Dörfer mit         und Bau von 10 Schullatrinen
Bäumen und die andere im Verbessern der Bedingungen           – Sensibilisierung und Erziehung zur Hygiene und
der Abwasserreinigung und der Abfallverwertung.                 Unterhaltung der Abwasserreinigungsstrukturen
Um diese beiden Ziele zu erreichen, sind mehrere Aktivitä-    – Sensibilisierung für die Abfallverwertung und
ten unter Mithilfe der Elternvereinigungen (EV) vorgesehen.     die Herstellung von Kompost.

1. Ziel:                                                      Wir möchten Sie herzlich bitten, uns beim Erreichen
– Ausbildung von 20 Baumschulgärtnern/-innen                  unserer Ziele zu helfen. Im Folgenden einige
– Pflanzen von Bäumen in 10 Schulhöfen                        Kostenbeispiele:

Mit CHF 55.–/ 37 €                  tragen Sie zu unserer Sensibilisierungsinitiative
                                    für Hygiene in den Dörfern bei
Mit CHF 93.– / 62 €                 machen Sie es möglich, dass ein Dorfbewohner zum
                                    Baumgärtner ausgebildet werden kann
Mit CHF 935.–/ 623 €                ermöglichen Sie die Bepflanzung eines Schulhofs
                                    mit Bäumen und die Schaffung einer schuleigenen
                                    Baumschule im Dorf
Klimaerwärmung: Afrika besonders schwer betroffen - www.morija.org Juli | August 2010 265
Auswirkungen der Klima-
erwärmung in Burkina Faso

Das Nutzen der Sonne, um eine Energiequelle daraus zu machen

Der Klimawandel ist in Burkina Faso deutlich erkennbar.          Ich musste meine beiden Ochsen und
Das erste Phänomen des Klimawandels ist die Unregelmä-           meinen Karren verkaufen
ssigkeit der Jahreszeiten. Die Regenzeiten werden immer
kürzer und zeichnen sich durch heftige Niederschläge aus.        «Ich heisse Nébié Mamadou, bin Bauer in Kia, in der Pro-
Vor einigen Jahrzehnten erstreckte sich die Regenzeit von        vinz Sissili. Ich bin 42 Jahre alt und muss für eine Familie
Mai bis Mitte Oktober… Heutzutage dauert sie nur noch            von 10 Personen sorgen.
drei Monate und häufig sogar weniger als das.                    Als Bauern leiden wir jedes Jahr unter den Folgen des
Ein anderes Merkmal des Klimawandels ist das gleichzeitige       Klimawandels. Wenn es genügend regnet, ist die Ernte
Auftreten von Dürren an bestimmten Orten und von Über-           gut. Und wenn es nicht genug regnet, sind unsere Ernten
schwemmungen an anderen. Der Regen hat sowohl 2008 als           sehr mager.
auch 2009 bereits Anfang September aufgehört, aber letztes       Ich erinnere mich noch gut an die Regenzeit von 2006, als
Jahr sind dann am 1. September Tornados mit heftigen             eine Dürre auftrat. Wir hatten relativ früh gesät, so Mitte
Gewitterstürmen über die Stadt Ouagadougou hinweg-               Mai. Alles ist zunächst gut gewachsen, bis plötzlich der
gezogen. In 12 Stunden gingen mehr als 300 mm Wasser             Regen aufgehört hat. Das war zu der Zeit, in der norma-
nieder. Neben Todesfällen und zerstörten Häusern hatte           lerweise die Ähren heranzureifen beginnen. Sie fingen an
diese Naturkatastrophe in mehreren Regionen des Landes           zu vertrocknen, und die Ernte war sehr schlecht. Um zu
deutlich niedrigere landwirtschaftliche Erträge zur Folge.       überleben, musste ich meine beiden Ochsen und den Kar-
Ausserdem ist die gewaltige Macht der Winde zu erwäh-            ren verkaufen, die ich für die Bearbeitung meiner Felder
nen, die den Regen begleiten und natürlich der Tempe-            benutzt hatte.»
raturanstieg. Die Trockenzeit dauert immer länger und
es werden häufig Temperaturen über 40 ºC erreicht. Der           Beitrag von Issaka Nikiéma,
beträchtliche Rückgang der landwirtschaftlichen Erträ-           Verantwortlicher des Brunnenprojekts
ge führt zu Hungersnot oder Unterernährung bei den
Kindern und sogar bei den Erwachsenen. Wirtschaftlich
gesehen muss der Bauer trotz seiner geringen Kaufkraft
Nahrungsmittel kaufen, um sich ernähren zu können, was
ihn folglich noch mehr verarmen lässt.
Aber der Widerstand ist dabei sich zu organisieren… Auf
landwirtschaftlicher Ebene wird verbessertes Saatgut her-
gestellt, um die Landwirtschaft an die neue Klimasituation
anzupassen. Dieses Saatgut sorgt dafür, dass die Ernte bereits
nach zweieinhalb oder drei Monate erfolgen kann anstatt
wie früher nach vier oder fünf Monaten. Und letztendlich
kann sich die Ernährungssituation in Burkina Faso nur durch
eine bessere Kontrolle der Wasserressourcen verbessern. Die
staatlichen Stellen sind sich dessen bewusst und bauen gro-
sse Staubecken. Dank der Staubecken von Bagré und Sourou
ist es daher möglich, heute grossflächig Reis anzubauen. Die
Behörden sorgen darüber hinaus für die Wiederherstellung         Nébié musste seine Ochsen und seinen Karren, d.h.
der Vegetationsdecke, indem sie das Pflanzen von Bäumen          sein Arbeitsgerät, verkaufen, um einen Ausweg aus den
fördern und übermässiges Abholzen verbieten.                     wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu finden
Klimaerwärmung: Afrika besonders schwer betroffen - www.morija.org Juli | August 2010 265
Solarenergie, eine Chance
für Burkina Faso
In den ländlichen Gemeinden wie in Nobéré gibt es kei-
nen elektrischen Strom, und das sorgt überall für Schwie-
rigkeiten. Auf Verwaltungsebene wird für die Erstellung
von Dokumenten immer noch eine Schreibmaschine be-
nutzt, und um eine Fotokopie eines Dokuments anzuferti-
gen, muss man aufgrund des fehlenden Stroms manchmal
30 km weit fahren…
Im Jahr 2002 wurde ein Fotovoltaik-System errichtet, um
die Strassenbeleuchtung einiger Gemeinden und Ge-
sundheitszentren sowie die Elektrizitätsversorgung der
Pumpsysteme für das Wasser zu gewährleisten.
Die Entwicklung unseres Landes ist eng mit seinem Ener-
giepotenzial verbunden. Jemand hat mal gesagt, dass die
zehn ersten Länder in der Klassifikationsliste der Vereinten
Nationen, was die Entwicklung betriff t, diejenigen sind,
denen es gelungen ist, ihre Energieversorgung zu entwi-
ckeln, und dass die zehn Schlusslichter auf dieser Liste die
Länder sind, die immer noch Elektrizitätsprobleme haben.
Und das, wo es doch zur Befriedigung des Bedarfs an
elektrischer Energie der ganzen Welt bereits genügen
würde, nur 5 % der Fläche des afrikanischen Kontinents
mit Solarmodulen zu bedecken. Burkina Faso hat die
riesige Chance, fast das ganze Jahr sonnenbeschienen zu
sein. Wir müssen davon profitieren, um unsere Energie-
probleme zu lösen.                                             Montage von Solarmodulen

Solarenergie im AEZ von Nobéré…
Seit über zehn Jahren nutzt das AEZ Strom, der aus             Energie korrekt zu benutzen. Wir ziehen viele Vorteile
Sonnenenergie erzeugt wird. Dieses Jahr haben wir die          daraus. Beispielsweise die Verlässlichkeit der IT-Geräte, die
Kapazitäten unserer Anlagen durch den Kauf von neuen           Beleuchtung und die guten Voraussetzungen, die dadurch
Solarmodulen weiter ausgebaut. Wir sind jetzt in der Lage,     für die Durchführungen von medizinischen Eingriffen
alle Geräte dank der mit der Solaranlage produzierten          gegeben sind.

…und Gartenbau
Durch das Anlegen von Gärten können wir leichter dem
Nahrungsmittelmangel begegnen, der durch den Klima-
wandel noch deutlich zugespitzt wird. Erstes Ziel der Kur-
se, die wir den Müttern in Gartenbau geben, ist, ihnen den
Anbau von Nahrungspflanzen in der Praxis beizubringen.
Wenn sie dann wieder zu Hause sind, können sie Gemüse
für die ganze Familie anbauen und dadurch Ernährungs-
mängel vermeiden. Wir zeigen ihnen auch, wie sie grosse
Gärten anlegen können, ohne irgendwelchen chemischen
Dünger zu benutzen, sondern Alternativen zu verwenden,
die achtsamer mit der Natur umgehen.

Claude Yabré
Leiter des AEZ in Nobéré

Lernen, wie man Pflanzen anbaut… und sich besser ernährt
Klimaerwärmung: Afrika besonders schwer betroffen - www.morija.org Juli | August 2010 265
Patchwork im
Dienste Afrikas
Letzten Januar wurde anlässlich des nationalen
Patchwork-Treffens 2010 in Belfaux eine Versteige-
rung nach amerikanischem Vorbild veranstaltet.
Die Einnahmen aus den Verkäufen beliefen sich auf
CHF 1336.–. Dem folgte eine Sitzung des Komi-
tees, das für diesen Anlass gebildet worden war.
Als es um die Frage ging, für welchen Zweck die
Einnahmen verwendet werden sollten, rief Andrée
spontan: «Für einen Brunnen in Burkina Faso» und
die anderen Mitglieder stimmten diesem Vorschlag
begeistert zu. Aber das war noch nicht alles, denn
Andrée und Ruth-Simone haben ausserdem
noch bei einem Trödelmarkt mitgemacht und die
Einnahmen daraus ebenfalls zugunsten desselben
Projekts vorgesehen.

Patchwork von Lilette Déglon. Mehr Informationen
finden Sie unter www.patchquilt.ch

Und schliesslich wurde durch einen Couponverkauf und        umgehen können! Stellen Sie ebenfalls ein Patchwork (aus
eine Spende von Andrée die Summe von CHF 2000.–             Baumwollstoff ) her und schicken Sie es uns. Damit können
(etwa 1450 €) erreicht, die Andrée und Ruth-Simone uns      auch Sie einen Beitrag zum Leben unterernährter Kinder
dann am 25. März bei ihrem Besuch bei Morija überreicht     leisten, die überglücklich sind, sich an der weichen und
haben. Wir möchten uns noch einmal ganz herzlich bei        beruhigenden Wärme dieser Gaben zu erfreuen.
ihnen und bei allen Mitgliedern von PatCHquilt bedanken.
Die schweizerische Patchwork-Vereinigung. So können         Alexandra Jacquiard, Ehrenamt/Freiwilligenarbeit
durch verschiedene Elemente und kleine Beiträge grosse
Dinge bewegt werden.
Das ist also eine neue
Idee für alle, die nicht
gerne Stricken oder nicht
gut mit Stricknadeln

Andrée (im gelben Hemd)
und Ruth-Simone (im
weissen Pulli) – hier bei
der Übergabe des Geldes
– sind glücklich etwas
zur Befriedigung der
Bedürfnisse der Ärmsten
der Armen beitragen zu
können.

Warum gibt es im Juli/August 2010 nur eine Ausgabe des Morija-Journals?
Samuel Ndoninga, unser treuer Mitarbeiter und Morija-Vertreter im Tschad und in Kamerun wurde am 14. Mai Opfer
eines schweren Verkehrsunfalls. Er lag zwei Tage im Koma, hatte einen Schädelbruch, einen Bruch des linken Ober-
arms und des linken Schulterblatts und litt unter einem Schädelgehirntrauma. Einige Tage lang befürchteten wir das
Schlimmste und hatten Angst, er würde sterben. Im Moment befindet sich Samuel noch in der Konvaleszenzphase.
Dieser Unfall hat unsere ganzen Pläne durcheinander geworfen. Denn Benjamin Gasse und ich mussten deshalb eine
geplante Reise in den Tschad verschieben, bei der wir einen Reisebericht verfasst hätten, der dann das Hauptthema
des Juli-Journals geworden wäre. Deshalb haben Sie jetzt ein Journal zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt bekommen,
das die Monate Juli und August abdeckt. Aber ab der nächsten Nummer im September werden wir wieder zu unserem
üblichen Rhythmus zurückkehren. In der Hoffnung auf Ihr Verständnis wünschen wir Ihnen eine anregende Lektüre.

Mikaël Amsing, Direktor
Klimaerwärmung: Afrika besonders schwer betroffen - www.morija.org Juli | August 2010 265 Klimaerwärmung: Afrika besonders schwer betroffen - www.morija.org Juli | August 2010 265
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