Infektionen mit Clostridium difficile - neue Therapiemöglichkeiten

 
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CLOSTRIDIUM DIFFICILE                                15

Infektionen mit Clostridium difficile
– neue Therapiemöglichkeiten
Anne Fischer1, Stefan Hagel1,2, Andreas Stallmach1
1Klinik für Innere Medizin IV (Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie),
Universitätsklinikum Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena
2Zentrum für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Jena,

Friedrich-Schiller-Universität Jena

Infektionen mit Clostridum difficile
sind die Hauptursachen für nosoko-
miale gastrointestinale Infektionen
in industrialisierten Ländern. Die In-
zidenz der Clostridium-difficile-In-
fektionen (CDI) stieg in Deutschland
von 2002 bis 2006 von 1,7–3,8 auf
14,8 Fälle pro 100 000 stationärer Pa-
tienten [1]. Doch die zunehmende
Häufigkeit betrifft längst nicht nur
hospitalisierte Patienten. Da in
Deutschland insgesamt mehr als
80 % der jährlichen in der Human-
medizin verwandten Antibiotika im
ambulanten Sektor eingesetzt wer-
den [2], werden auch hier immer
häufiger Clostridium-difficile-Infek-
tionen beobachtet [3]. Wenn auch
                                          Pseudomembranöse Kolitis (Quelle: Klinik für Innere Medizin IV, Gastroenterologie,
die Infektion relativ blande verlau-      Hepatologie, Infektiologie, Universitätsklinikum Jena)
fen kann, sind lebensgefährliche
Komplikationen mit Ausbildung ei-
nes toxischen Megakolons möglich.
So hat sich die Zahl der Patienten,
die in Deutschland an einer gastro-
intestinalen Infektion versterben –
und hier ist die Infektion mit Clostri-
dium difficile die Hauptursache –
von 2000 bis 2011 mehr als verzehn-
facht [4]. Aus Patientensicht ist diese
mit einer deutlich eingeschränkten
Lebensqualität verbunden [5]. Un-
abhängig davon ist die Clostridium-
difficile-Infektion mit einem verlän-
gerten stationären Aufenthalt und
deutlichen Kosten im Gesundheits-
system assoziiert. Die Behandlungs-
kosten betragen in Europa bis zu 3
Milliarden Euro pro Jahr, so dass die
Infektion mit Clostridium difficile
unzweifelhaft ein gesundheitspoli-        Toxisches Megakolon (Quelle: Klinik für Innere Medizin IV, Gastroenterologie, Hepa-
tisches Problem darstellt [6].            tologie, Infektiologie, Universitätsklinikum Jena)

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      Risikofaktoren für eine CDI-Infektion          potente Exotoxine. Das Enterotoxin      gung (Toxin-Nachweis per Immu-
      Alter ≥ 65 Jahre                               A und das Zytotoxin B induzieren        nassay oder Nachweis toxinko-
      Chemotherapie                                  durch eine epitheliale Apoptose         dierender Gensequenzen (PCR)
      Chronisch-entzündliche Darmerkrankung
                                                     und inflammatorische Reaktionen         und/oder Zytotoxizitätsnachweis in
                                                     Schleimhautschäden mit einem            der Zellkultur) notwendig. Andern-
      Gastrointestinale Operationen
                                                     konsekutiven intestinalen Flüssig-      falls führt der alleinige GDH-Nach-
      Hospitalisierung, stattgehabte
      Hospitalisierung in letzten drei Monaten,      keitsverlust [8]. Ein hypervirulenter   weis in der Praxis zur zu häufigen
      insbesondere in Mehrbettzimmern                Stamm, NAP1/BI/027, der sich durch      Diagnosestellung einer Clostridi-
      Hypalbuminämie (
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tor gilt eine aktuelle oder stattge-       Dosierung                                   Dauer
habte antibiotische Therapie inner-        Vancomycin, 4x125 mg/d                      10–14 Tage
halb der letzten drei Monate [5].          Vancomycin, 2x125 mg/d                      7 Tage
Antibiotika stören die intestinale
                                           Vancomycin, 1x125 mg/d                      7 Tage
Mikrobiota und schaffen so gewis-
sermaßen eine Nische für die Ver-          Vancomycin, 1x125 mg jeden 2./3. Tag        2–8 Wochen
mehrung und Toxinproduktion von           Tab. 2: Therapieregime zur Vancomycin-Gabe ab dem 2. Rezidiv einer CDI
Clostridium difficile. Insbesondere
der Einsatz von Clindamycin, Fluor-       erkranken. Durch die ähnliche klini-      über zehn bis vierzehn Tage emp-
chinolonen, Cephalosporinen, Car-         sche Beschwerdesymptomatik kann           fohlen. Fehlendes Therapieanspre-
bapenemen und Breitspektrum-Pe-           es schwierig sein, eine Clostridium-      chen nach drei bis fünf Tagen, Kon-
nicillinen ist mit Clostridium-diffici-   difficile-assoziierte Diarrhoe von ei-    traindikationen gegen Metronida-
le-Infektionen assoziiert. Selbst die     nem akuten Schub der CED ab-              zol, das Vorliegen von mehr als zwei
Gabe von Metronidazol oder Van-           zugrenzen. Ebenso kann eine aku-          der unten genannten Prädiktoren
comycin – Mittel der ersten Wahl          te Verschlechterung einer chro-           für einen schweren Verlauf oder ei-
zur Behandlung der Clostridium-           nisch-entzündlichen Darmerkran-           ne schwere Krankheitsausprägung
difficile-Infektion – begünstigen         kung durch eine Infektion mit Clost-      sind Indikationen für die Gabe von
dessen Auftreten [8, 12].                 ridium difficile getriggert werden.       Vancomycin.
                                          Umso wichtiger ist es, insbesondere
Als weitere Risikofaktoren gelten         vor Einleitung einer immunsuppres-        Folgende Prädiktoren gilt es zu be-
die in E Tabelle 1 dargestellten Fak-     siven Therapie, eine Infektion aus-       rücksichtigen:
toren [5, 8].                             zuschließen [10, 14].                     - Fieber > 38,5 °C
                                                                                    - Leukozytose > 15000 x 109/l
Insgesamt werden etwa 20 % der            Therapie der Clostridium                  - Linksverschiebung > 20 % stab-
Antibiotika-assoziierten Diarrhoen        difficile Infektion                         kernige Granulozyten
durch Clostridium difficile verur-        Die Therapie einer Clostridium-dif-       - Hypalbuminämie < 30 g/l
sacht [13]. Dabei kann sich die Clost-    ficile-Infektion orientiert sich am       - Kreatininanstieg > 50% des Aus-
ridium-difficile-Infektion frühzeitig,    klinischen Bild bzw. dem Vorliegen          gangswertes
bereits wenige Stunden nach Gabe          möglicher Risikofaktoren. Suppor-         - Laktaterhöhung ≥ 5 mmol/l
eines Antibiotikums, aber auch erst       tive Maßnahmen wie Volumensub-            - Alter > 65 Jahre
Monate danach mit wässrigen               stitution und Ausgleich von Elektro-      - Komorbidität
Durchfällen, krampfartigen Unter-         lytstörungen sind obligat. Die Gabe
bauchschmerzen, erhöhter Tempe-           von Motilitätshemmern ist relativ         In der Vancomycin-Therapie rei-
ratur und Leukozytose manifestie-         kontraindiziert, da schwere klini-        chen Dosen von 4x125 mg per os
ren [3,14]. Koloskopisch können in        sche Verläufe mit der Ausbildung          aus. Für den Nutzen höherer Dosie-
10–20 % der Fälle circa 10–20 mm          eines toxischen Megakolons durch          rungen (z.B. 4x250 mg per os) gibt
große, weiß-gelbliche, abstreifbare       die Toxin-Retention beschrieben           es keine Evidenz.
Plaques imponieren, welche durch          sind. Wenn möglich, sollte eine lau-      Einer enteralen Therapie ist, wenn
Fibrin-Exsudation entstehen und           fende antibiotische Therapie been-        möglich, immer der Vorzug zu ge-
pathognomonisch für das Vorlie-           det werden. Nach Absetzen kann            ben. Liegt jedoch eine Motilitätsstö-
gen einer pseudomembranösen Ko-           bei leichtem Krankheitsbild unter         rung vor, so kann Metronidazol auf-
litis sind [10, 14]. In 3 % der Fälle     engmaschiger Beobachtung zu-              grund einer aktiven Sekretion ins
zeigt die Erkrankung einen fulmi-         nächst der Spontanverlauf abge-           Darmlumen intravenös (3x500 mg)
nanten Verlauf mit Auftreten eines        wartet werden. Bei schwereren Ver-        verabreicht werden [5]. Die Wirk-
toxischen Megakolons, eines Ileus         läufen und typischer Symptomatik          samkeit ist jedoch geringer [16], so
oder einer Darmperforation. Tägli-        sollte eine empirische antibiotische      dass wir eine zusätzliche orale Gabe
che klinische Untersuchungen so-          Therapie bereits vor Erhalt einer po-     empfehlen würden.
wie die Bestimmung des Bauchum-           sitiven Diagnostik begonnen wer-          Bei einem fulminanten Verlauf mit
fanges sind obligat [15].                 den.                                      Kolondilatation oder Ileus kann
Patienten mit einer chronisch-ent-                                                  dies mit einer enteralen Vancomy-
zündlichen Darmerkrankung (CED)           Für die Behandlung milder und mo-         cin-Gabe, antegrad per Duodenal-
haben ein erhöhtes Risiko, an ein-        derater Verläufe wird eine Therapie       sonde oder retrograd über Retenti-
er Clostridium-difficile-Infektion zu     mit Metronidazol 3x500 mg per os          onseinläufe kombiniert werden. In

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     dieser Situation sind ein engmaschi-    Alternativ kann eine Therapie mit        inzwischen eine effiziente und
     ges Monitoring von Klinik und Para-     dem makrozyklischen Antibiotikum         schnell wirksame Alternative zur
     klinik sowie eine interdisziplinäre     Fidaxomicin 2x200 mg per os über         konventionellen Antibiotika-Gabe
     Betreuung mit frühzeitiger Beach-       zehn Tage erfolgen [5].                  bei Patienten mit rezidivierenden
     tung chirurgischer Interventions-       In der Behandlung leichter und mo-       Clostridium-difficile-Infektionen
     möglichkeiten lebensrettend. Pa-        derater Clostridium-difficile-Infek-     [13].
     tienten mit Verschlechterung un-        tionen ist es Vancomycin gleichwer-
     ter konservativen Therapiemaßnah-       tig [18]. Fidaxomicin wirkt jedoch       Die Heilungsrate liegt bei circa 87 %
     men, toxischem Megakolon, Perfo-        im Gegensatz zu den Standardme-          [22]. Eine randomisierte, kontrol-
     ration, akutem Abdomen oder the-        dikamenten (Metronidazol und             lierte Studie zeigte bei therapieref-
     rapierefraktärem Ileus müssen einer     Vancomycin) bakterizid durch Hem-        raktären Infektionen mit Clostridi-
     operativen Versorgung zugeführt         mung der RNA-Polymerase, verhin-         um difficile einen signifikanten Vor-
     werden. Neben einer subtotalen          dert die Expression der Enterotoxi-      teil des fäkalen Mikrobiomtransfers
     Kolektomie mit Anlage eines Ileos-      ne und unterdrückt die Sporenbil-        gegenüber einer zweiwöchigen
     tomas kann alternativ eine Kolon-er-    dung [11,19]. Ein weiterer Vorteil ist   Standardtherapie mit Vancomycin.
     haltende Anlage eines doppelläufi-      sein postantibiotischer Effekt von       Eine einmalige Transplantation
     gen Ileostomas mit Kolonlavage und      bis zu zehn Stunden. Aufgrund sei-       führte bei 81 % der Patienten zu ei-
     anschließender intraluminaler Van-      nes schmalen Wirkspektrums bleibt        ner Remission, eine weitere zu ei-
     comycin-Therapie erfolgen [5].          die intestinale Mikrobiota weitge-       nem Therapieansprechen von
                                             hend erhalten und eine Rekolonisa-       94 %. Mit der Gabe von Vancomy-
     Behandlung der                          tion beziehungsweise Reinfektion         cin konnte lediglich in 31 % der Fäl-
     rezidivierenden CDI                     durch Clostridium difficile wird ver-    le eine Remission erzielt werden
     Auch nach initial erfolgreicher The-    mindert [19]. So zeigt sich ein signi-   [23]. Ziel eines Stuhltransfers ist die
     rapie kommt es wie oben bereits er-     fikant geringeres Rezidivrisiko ge-      schnelle Wiederherstellung einer
     wähnt in circa 20 % der Fälle zu ei-    genüber Vancomycin [20].                 balancierten und konsekutiv pro-
     nem Rezidiv der Clostridium-diffiici-   Antibiotika wie Tigecyclin, Rifaxi-      tektiven Darmflora. Anschließend
     le-Infektion [10]. Insbesondere eine    min und Nitazoxanid weisen in klei-      lassen sich als vorherrschende Art
     fortgesetzte oder erneute Anti-         nen Fallserien Ansprechraten von         wieder Bacteroides-Spezies sowie
     biotikatherapie, Alter über 65 Jah-     74–89 % auf [13].                        eine hohe Diversität des enter-
     re, kontinuierliche Protonenpum-        Ab dem zweiten Rezidiv wird Fidax-       ischen Mikrobioms nachweisen
     peninhibitor-Einnahme und Ko-           omicin oder ein Vancomycin-Aus-          [24].
     morbiditäten wie Niereninsuffizi-       schleich- bzw. Puls-Schema nach          Zunächst erfolgt die Auswahl eines
     enz oder Immunsuppression sind als      dem oben genannten Regime emp-           geeigneten Spenders. Anamnese,
     Risikofaktoren zu berücksichtigen       fohlen (E Tab. 2). Die abschließend      klinische sowie Serum- und Stuhlun-
     [5,11,14].                              intermittierende Gabe basiert auf        tersuchungen sind zwingend erfor-
     Auch vorangegangene Episoden            der Überlegung, dass verbliebene         derlich [25]. Personen, die in den
     einer Clostridium-difficile-Infektion   Sporen an den therapie-freien Ta-        letzten drei Monaten eine Antibio-
     gelten als Risikofaktor. Nach dem       gen aussporen, um dann als vegeta-       tikatherapie erhalten haben oder
     zweiten Rezidiv wird in 40–60 %         tive Form abgetötet zu werden.           an einer gastrointestinalen Erkran-
     der Fälle ein Wiederauftreten beob-                                              kung, insbesondere einer chro-
     achtet [17]. Eine gestörte Immun-       Eine weitere Therapieoption bei          nisch-entzündlichen Darmerkran-
     antwort mit verminderter Antikör-       multiplen Rezidiven stellt der fäkale    kung oder Reizdarmsyndrom lei-
     perbildung gegen Clostridium-dif-       Mikrobiomtransfer dar [5]. Hierbei       den, kommen als Spender nicht in
     ficile-Toxine sowie eine fortbeste-     wird eine Stuhlsuspension eines ge-      Frage. Oftmals wird ein Familienan-
     hende Dysbiose mit Persistenz der       sunden Spenders in den Gastroin-         gehöriger oder Freund des Patien-
     Sporen im Darm spielen ebenfalls        testinaltrakt des Erkrankten ein-        ten einem anonymen Spender vor-
     eine Rolle [11]. Der prophylaktische    gebracht. Obwohl seit dem 4. Jahr-       gezogen. Als Ausdruck dessen fin-
     Einsatz von Probiotika wird kontro-     hundert in der chinesischen Me-          det sich eine gering höhere Anspre-
     vers diskutiert und kann bisher         dizin praktiziert, erfolgte erst         chrate von 93 % versus 84 % bei
     nicht empfohlen werden [5].             1958 die Erstbeschreibung einer er-      nichtfamiliären Spendern.
                                             folgreichen „Stuhltransplantation“       Die E Tabelle 3 gibt einen Überblick
     Das erste Rezidiv sollte analog zur     [21]. Viele Jahre in Vergessenheit       der empfohlenen Screening-Unter-
     Erstinfektion behandelt werden.         geraten, ist diese Form der Therapie     suchungen.

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Die antibiotische Therapie sollte        Blut                   Differentialblutbild, Elektrolyte, Nieren- und Leberfunkti-
zwei Tage vor dem fäkalen Mikrobi-                              onsparameter
omtransfer beendet werden. Eben-                                Hepatitisserologie (Anti-HAV, anti-HBc, HBs-Ag, Anti-HCV)
so ist eine schriftliche Einverständ-                           HIV-Serologie
niserklärung des Patienten einzu-                               CMV- und EBV-Serologie
holen.                                                          Syphilis-Serologie
                                         Stuhl (je 3 Stühle     Clostridium-difficile-Toxin A und B
Der möglichst frische Spenderstuhl       an unterschiedlichen   Stuhlkulturen auf Campylobacter spp., Shigellen, Salmonel-
                                         Tagen)                 len, Yersinien und darmpathogene E. coli
wird in physiologischer Kochsalzlö-
sung aufgelöst. Anschließend wird                               Adeno-, Rota-, Noroviren
die Lösung durch Rühren homoge-                                 Stuhlmikroskopie auf Parasiten, Wurmeier, Cryptosporidium,
                                                                Microsporidium
nisiert sowie zur Entfernung fester
Bestandteile zwei- bis dreimal fil-
                                         Tab. 3: Empfohlene Screening-Untersuchungen
triert. Bis zur Applikation wird die
Suspension bei Raumtemperatur            Weitere Limitationen stellen die            oder auch als Rezidivprophylaxe ge-
aufbewahrt [13].                         lange Vorbereitungsphase durch              nutzt werden [28].
                                         die Screening-Untersuchungen des            Alternativ könnte in Zukunft eine
Die Gabe erfolgt über eine naso-         Spenders, die Frage der Kostenüber-         passive Immunisierung mit mono-
gastrale/nasoduodenale Sonde, ei-        nahme durch die Krankenkassen so-           klonalen Antikörpern gerichtet ge-
nen Einlauf oder endoskopisch [24].      wie die fehlende Standardisierung           gen die Toxine erfolgen. In einer
In 75 % der Fälle wird die Suspensi-     des Verfahrens dar [5,13]. Die etwa         kontrollierten Studie wurde die Re-
on über eine Koloskopie, vorzugs-        einwöchige Spenderidentifizierung           zidivrate durch die einmalige Gabe
weise ins terminale Ileum sowie ins      könnte durch die Nutzung eines              – additiv zur Antibiotikatherapie –
Colon ascendens eingebracht [13].        Pools anonymer, geeigneter Spen-            um 70 % gesenkt. Ein Nutzen in der
Neben der besseren Akzeptanz war         der umgangen werden [13].                   Behandlung der aktiven Clostridi-
in Metaanalysen eine tendenziell                                                     um-difficile-Infektion ließ sich nicht
höhere Heilungsrate bei Applikati-       Zur Sicherung und Auswertung der            nachweisen. Jedoch ist die primär-
on über den unteren Gastrointesti-       Patienten- und Spenderdaten ist             prophylaktische Gabe bei Hochrisi-
naltrakt zu verzeichnen [26].            ein nationales, Internet-basiertes,         ko-Patienten zu diskutieren [29].
                                         zentrales Register eingerichtet wor-
Ein weiterer Vorteil liegt in der Mög-   den (http://www.kim4.uniklinikum-           Ein weiterer therapeutischer An-
lichkeit die Darmschleimhaut hin-        jena.de /Gastroenterologie_+Hepa-           satz ist die Neutralisierung der Toxi-
sichtlich des Schweregrads der Er-       tologie_+Infektiologie-p-400.html).         ne A und B durch Toxinbinder. To-
krankung zu beurteilen. Ferner ist       Hiermit soll eine langfristige Daten-       levamer, ein nicht-resorbierbares,
eine Reduktion der abnormen Mik-         erfassung zur klinischen Wirksam-           hochmolekulares, anionisches Poly-
robiota durch die vorhergehende          keit und Sicherheit des fäkalen Mik-        mer zeigte in einer klinischen Studie
Darmreinigung zu diskutieren [24].       robiomtransfers sichergestellt wer-         im Vergleich zu Metronidazol und
Im Mittel kann innerhalb von drei        den [5, 25].                                Vancomycin eine signifikant gerin-
Tagen eine deutliche Besserung der                                                   gere Heilungsrate. Hingegen wur-
Symptomatik beobachtet werden            Neue Entwicklungen                          de unter Tolevamer eine geringere
[13]. Selten kommt es postinterven-      Weitere alternative oder supp-              Rezidivrate beobachtet, so dass der
tionell zu transienten gastrointesti-    lementäre Therapiemöglichkeiten             Einsatz als follow-up Medikament
nalen Beschwerden wie Bauch-             sind in der Entwicklung. Aktuell be-        nach Antibiotikatherapie zu unter-
schmerzen, Borborygmi oder Diar-         findet sich der erste Impfstoff in ei-      suchen ist [30].
rhoe [27]. Die Gefahren eines fäka-      ner Phase-3-Studie. Sicherheit, Ver-
len Mikrobiomtransfers entspre-          träglichkeit und Wirksamkeit wer-           Insgesamt ergibt sich aus der hohen
chen den üblichen Risiken der jewei-     den bis Herbst dieses Jahres an             Rate rekurrenter Clostridium-diffi-
ligen Applikationsart [13].              15000 Probanden in mehr als 200             cile-Infektionen die klinische Her-
Sicherheitsbedenken gelten der           Studienzentren in 17 Ländern welt-          ausforderung neue und hocheffek-
Übertragung von Infektionen und          weit untersucht. Die Immunisie-             tive Therapiekonzepte insbesonde-
der bislang unbekannten möglichen        rung mit inaktivierten Toxin A und B        re für Risikopatienten zu evaluieren
Wechselwirkungen des transferier-        könnte in Zukunft als Primärpro-            und in Ihrer Wertigkeit untereinan-
ten Mikrobioms mit dem Wirt [5].         phylaxe bei Hochrisiko-Patienten            der abzuschätzen.

                                                                                                      02/2015 CMExtra
20          CLOSTRIDIUM DIFFICILE

     Infokasten Therapieschema:               Clostridium-difficile-Infektion ist ei-       manns T. Clostridium difficile Surveil-
                                                                                            lance Trends, Saxony, Germany. Emerg
     - Nach Möglichkeit aktuelle antibi-      ne antibiotische Therapie innerhalb           Infect Dis. April 2008;14(4):691–2.
        otische Therapie beenden              der letzten drei Monate. Der Infek-           2. germap2012.pdf [Internet]. Verfüg-
     - supportiv: Volumen- und Elektro-       tionsnachweis erfolgt aus einer fri-          bar unter: http://www.bvl.bund.de/Sha-
                                                                                            redDocs/Downloads/05_Tierarzneimit-
        lytsubstitution                       schen, breiig-flüssigen Stuhlprobe            tel/germap2012.pdf?__blob=publicati-
     - tägliche klinische Untersuchung        durch Detektion der Toxine mittels            onFile&v=4
        inklusive Bauchumfangsbestim-         PCR oder enzymgekoppelten Im-                 3. Goudarzi M, Seyedjavadi SS, Goudarzi
                                                                                            H, Mehdizadeh Aghdam E, Nazeri S.
        mung                                  munadsorptionstest. Der Therapie-             Clostridium difficile Infection: Epidemi-
     - Therapiedauer: 10–14 Tage,             erfolg wird ausschließlich klinisch           ology, Pathogenesis, Risk Factors, and
        möglichst enterale Gabe               beurteilt.                                    Therapeutic Options. Scientifica. 1. Juni
                                                                                            2014;2014:e916826.
     - milder/moderater Verlauf: Met-                                                       4. Lynen Jansen P, Stallmach A, Lohse
        ronidazol 3x500 mg per os             Bei positivem Toxin-Nachweis sollte           AW, et al. Entwicklung infektiöser
     - schwerer Verlauf: Vancomycin           nach Möglichkeit eine laufende an-            Durchfallserkrankungen zwischen den
                                                                                            Jahren 2000 und 2012. Gastroenterol
        4x125 mg per os                       tibiotische Therapie beendet wer-             2014526549–57.
     - fulminanter Verlauf: zusätzliche       den. Für die Therapie milder und              5. Stefan Hagel. S2k-Leitlinie Gastroin-
        enterale Vancomycin-Gabe (1–2         moderater Verläufe wird Metronid-             testinale Infektionen und Morbus Whip-
                                                                                            ple [Internet]. AWMF online. 2015. Ver-
        g/Tag) erwägen                        azol, in Fällen schwerer Krankheits-          fügbar unter:
     - frühzeitige Beachtung chirurgi-        ausprägung Vancomycin empfoh-                 http://www.awmf.org/leitlinien/de-
        scher Interventionsmöglichkei-        len. Ein engmaschiges Monitoring              tail/ll/021-024.html
        ten                                   und supportive Maßnahmen sind
                                              obligat.
     1. Rezidiv:                                                                            Die Literaturstellen   finden   Sie   auf:
                                                                                            www.cmextra.info
     - Behandlung analog zur Erstin-          Patienten mit Verschlechterung un-
        fektion oder                          ter konservativer Therapie, toxi-
     - 10 Tage Fidaxomicin 2x200 mg           schem Megakolon oder akutem Ab-
        per os                                domen müssen einer operativen
                                              Versorgung zugeführt werden.
     2. Rezidiv:                              Im Falle eines Rezidivs (10–25 % der          Korrespondenzadresse:
     - 10 Tage Fidaxomicin 2x200 mg           Patienten) sollte die Behandlung              Prof. Dr. med. Andreas Stallmach
                                                                                            Klinik für Innere Medizin IV
        per os oder                           analog zur Erstinfektion oder mit Fi-         (Gastroenterologie, Hepatologie und In-
     - Vancomycin-Ausschleich- bzw.           daxomicin erfolgen. Bei erneutem              fektiologie)
                                                                                            Universitätsklinikum Jena
        Puls-Schema                           Auftreten wird Fidaxomicin oder               Friedrich Schiller Universität Jena
                                              ein Vancomycin-Ausschleich- bzw.              Erlanger Allee 101
     Multiple Rezidive:                       Puls-Schema empfohlen.                        Tel.: +49 (0)3641/ 9324221
                                                                                            Fax: +49 (0)3641/ 9324222
     - weitere Therapieoption: fäkaler        Eine Therapieoption bei multiplen             E-Mail: andreas.stallmach@med.uni-jena.de
       Mikrobiomtransfer                      Rezidiven ist der fäkale Mikrobiom-
                                              transfer. Ziel ist die schnelle Wie-
                                              derherstellung einer balancierten
     Zusammenfassung                          Darmflora durch die Übertragung
     Inzidenz, Mortalität und Rezidivra-      des fäkalen Mikrobioms eines ge-
     te von Clostridium-difficile-Infek-      sunden Spenders in den Gastroin-
     tionen haben in den letzten zwan-        testinaltrakt des Erkrankten. Die
     zig Jahren deutlich zugenommen.          Applikation kann über eine naso-
     Clostridium difficile – in seiner Spo-   gastrale/nasoduodenale Sonde, ei-
     renform extrem umweltresistent –         nen Einlauf oder endoskopisch er-
     wird leicht fäkal-oral übertragen        folgen. Die Heilungsrate liegt bei
     und kolonisiert 1–3 % der gesunden       circa 87 %. Zur Sicherung und Aus-
     Bevölkerung. Die verursachten            wertung der Patienten- und Spen-
     Krankheitsbilder reichen von un-         derdaten ist ein nationales, Inter-           Prof. Dr. med. And-
                                                                                            reas Stallmach
     komplizierter Diarrhoe über eine         net-basiertes, zentrales Register
     pseudomembranöse Kolitis bis hin         eingerichtet worden.
     zum toxischem Megakolon. Der             Literatur:
                                              1. Burckhardt F, Friedrich A, Beier D, Eck-
     wichtigste Risikofaktor für eine

     CMExtra 02/2015
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