Mit gemeinsamer Arbeit die Welt verwandeln - Nr.4 | 2010 - Brot für alle
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Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Nr.4 | 2010 Mit gemeinsamer Arbeit die Welt verwandeln © 3wimage
2 contigo Nr.4 | 2010 INHALT S10 brot für alle – Klimaworkshop verbessert Aussichten für philippinische Fischer und Bäuerinnen S12 brot für alle – Miss Earth Schweiz, Lisa © Brot für alle /Marion Künzler Andrea Kuster, hilft mit S13brot für alle – Ecuador hat die illegitimen Schulden vermindert S14 HEKS – Projekt Miraskhani: Ein Dorf im Wandel S4 DOSSIER Gemeinsam mit unterschiedlichen Schwer- S15HEKS – Neun Grundüberzeugungen bilden die punkten; die Leiter von Brot für alle, HEKS Wertebasis von HEKS und mission 21 im Gespräch. S16 HEKS – Neue Aktionen und Sammelkampagnen Ergänzend vier Porträts der Werke und OeME. Das Fischernetz ist ein altes theologisches Symbol. Es S18mission 21 – Frauen in Peru lernen jetzt sogar widerspiegelt auch die gemeinsamen Anstrengungen für in Quetchua/Spanisch lesen eine gerechtere Welt. Verknüpft, doch mit unterschiedlichen Aufgaben und Arbeitsweisen, arbeiten die drei evangeli- S19mission 21 – « Theologie für alle » stärkt in Nigeria auch fürs harte Alltagsleben schen Werke sowie die Fachstellen für Ökumene, Mission und Entwicklungszusammenarbeit, wie ein ausführliches S21 mission 21 – Alte Landkarten der Missionare Gespräch mit den Leitern von Brot für alle, HEKS und bald elektronisch zugänglich mission 21 zeigt. Auf dem Bild arbeiten Fischerinnen und Fischer in Hinatuan auf den Philippinen Hand in Hand, um ihren kargen täglichen Unterhalt zu sichern. S22 Agenda und Marktplatz contigo Brot für alle Redaktion Adressänderungen und Mitteilungen der evangelischen Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 Bern Peter Dettwiler (ped), OeME Abonnementsverwaltung Werke für die Kirchgemeinden Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64 Anna Wegelin (aw), mission 21 Administration Brot für alle Herausgegeben von Brot für Mail: info@bfa-ppp.ch, Web: www.brotfueralle.ch Urs Walter (uvw), Brot für alle Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, alle, HEKS, mission 21 und Spendenkonto: 40-984-9 Bettina Filacanavo (fb), HEKS 3001 Bern den OeME-Fachstellen Mail: contigo@bfa-ppp.ch HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Schlussredaktion Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich Urs Walter (verantwortlich) Erscheint viermal jährlich im März, Tel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01 Tel. 031 380 65 71 Juni, September und Dezember Mail: info@heks.ch, Web: www.heks.ch Monbijoustrasse 29, Postfach ISSN 1664-7637 Spendenkonto: 80-1115-1 5621, 3001 Bern Mail: walter@bfa-ppp.ch mission 21 – evangelisches missionswerk basel Missionsstrasse 21, 4003 Basel Layout Titelbild: Gemeinsam Hand anlegen, Tel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22 grafik.trieb, 2560 Biel das steht über der Arbeit der Mail: info@mission-21.org, Web: www.mission-21.org Schiffbauer in Ghana wie über den Spendenkonto: 40-726233-3 Druck Programmen und Projekten der drei Rub Graf-Lehmann AG, Bern evangelischen Werke. OeME-Fachstellen der Kantonalkirchen Web: www.oeme.ch
contigo Nr.4 | 2010 3 EDITORIAL Sie haben es in der Hand Peter Dettwiler, OeME Nämlich das erste « conti- Brot für alle möchte im Grossen wenigstens Kleines go », das Ihnen ein Fens- bewirken, womit Beat Dietschy auf die Verbesserung ter zur Welt öffnet mit ak- der entwicklungspolitischen Rahmenbedingungen tuellen Informationen aus anspielt. Und für Martin Breitenfeldt ist das Evan- den Projekten und Pro- gelium jene Kraft, welche Menschen dazu bewegt, grammen unserer evange- miteinander etwas zum Besseren beizutragen. lischen Werke. Wir haben es in der Hand, unsere evangelischen Sie haben es in der Hand Werke in dieser Arbeit zu unterstützen und von ih- – nämlich das Instrument, ren Erfahrungen und Erkenntnissen etwas in unse- mit dem Sie über die eige- re Kirchgemeinde einzubringen. Auch darum heisst ne Kirchgemeinde hinaus das bisherige « Informell » neu « contigo », auf spa- in anderen Ländern und nisch « mit dir ». Kontinenten etwas bewirken können. Denn Kirche ist nur Kirche, wenn sie ihre Verantwortung auch im weltweiten Bezug wahrnimmt. Das Evangelium drängt uns immer neu zur Solidarität mit Menschen Peter Dettwiler jenseits der Grenze. « Alle drei Werke sind ein Instru- ment der evangelischen Kirchen der Schweiz », heisst es im Interview mit den Leitern unserer Werke auf PS. Rückmeldungen zum neuen « contigo » nehmen den Seiten 4 - 6. Dieses Instrument gilt es zu nutzen. wir gerne entgegen (an contigo@bfa-ppp.ch). Genauer: diese drei Instrumente. HEKS kann im Klei- nen Grosses auslösen, so Ueli Locher im Interview.
4 contigo Nr.4 | 2010 DOSSIER DOSSIER Drei Direktoren an einem Tisch: Martin Breitenfeldt, mission 21, Beat Dietschy, Brot für alle (BFA), Ueli Locher, HEKS « Gott will die Welt durch uns verwandeln » GESPRÄCHSFÜHRUNG URS WALTER Das Kleid ist neu, vierfarbig und heisst « contigo »: Martin Breitenfeldt (MB): Wir leben und arbeiten Herausgegeben werden die Mitteilungen der evange- aus der christlichen Tradition heraus. Die gemeinsame lischen Werke für die Kirchgemeinden aber weiterhin Grundlage bilden die christlichen Werte. gemeinsam von HEKS, BFA, mission 21 und den OeME- Fachstellen. Was verbindet ihre Arbeit? … und was charakterisiert Ihre eigene Organisati- on, was unterscheidet sie von den beiden anderen? MB: Schon zu Beginn etwa der Basler Mission zogen die Missionare gleichsam mit der Bibel in der einen und der Schaufel in der anderen Hand los. Auch heute ar- beiten wir in den Ländern des Südens ganzheitlich, mit Wort und Tat. Das heisst: Das Evangelium ist nicht « nur » stummer Hintergrund, sondern ausdrücklich inhaltli- cher Teil unserer Arbeit, zum Beispiel durch die theolo- gischen Programme. Alles erfolgt zudem eingebettet in das Netzwerk von Partnerkirchen und – organisationen weltweit, das mission 21 unterdessen ist. © Patrik Kummer / Brot für alle UL: Wesentlich ist die Arbeit mit und für die Men- schen. Bei HEKS liegt der Schwerpunkt bei der kon- kreten Projektarbeit. Es geht darum, dass es Menschen gelingt, sich aus Abhängigkeiten zu lösen und für sich Dr. Beat Dietschy, Zentralsekretär Brot für alle selbst zu sorgen, indem sie genug zu essen und mög- lichst auch ein Einkommen haben, um etwa ihren Be- Beat Dietschy (BD): Alle drei Werke sind ein Instrument darf nach Bildung oder Gesundheit zu decken. der evangelischen Kirchen der Schweiz. Jedes Werk gehört als Teil zum Ganzen. Wir sind da, um die Welt zu ver- BD: Wie ein Bauer bearbeiten wir den Boden, damit die wandeln und spielen das gleiche Lied, aber auf drei unter- Entwicklungsarbeit unserer zwölf Partnerwerke gedeihen schiedlichen Instrumenten. kann. Wir tun das primär hier bei uns, mit Verbes- Ueli Locher (UL): Ver- serung der Projektarbeit, bindend und leitend ist die «Wie ein Bauer bearbeiten wir den Mittelbeschaffung und Sen- gemeinsame Vision einer Boden, damit die Entwicklungsarbeit un- sibilisierung, indem wir den gerechten Welt. Mit unserer serer zwölf Partnerwerke gedeihen kann. vielen Engagierten in den Arbeit setzen wir uns für Wir tun das primär hier bei uns, mit Kirchgemeinden Grund- ein Leben in Würde für alle Verbesserung der Projektarbeit, Mittelbe- lagen für Bewusstseinsbil- Menschen ein. Dazu gehören dung geben. Denn das « täg- schaffung und Sensibilisierung » die Bewahrung der Schöp- liche Brot » ist ein Thema Beat Dietschy fung und die Förderung von mit vielen Facetten. Es hat Friede und Gerechtigkeit. zu tun mit Klima, Handel,
contigo Nr.4 | 2010 DOSSIER 5 Spekulation mit Rohstoffen. Darum beschäftigt sich Brot BD: Auch für Brot für alle ist die Einbettung in die für alle auch mit Fragen von Konsum, Wirtschaft, Politik Kirchen wichtig, bei uns wie im Süden. Bleiben die Werke und Umwelt. der evangelischen Botschaft treu, so gibt das einen langen Atem. Den brauchen wir, um uns nachhaltig für mehr Ge- Welches zentrale Anliegen leitet Sie persönlich in der rechtigkeit einzusetzen. Arbeit als Gesamtverantwortliche eines Werkes? Hilfe tut vielerorts Not, MB: Mein roter Faden in darum engagieren sich der Arbeit ist die Frage, wie auch einzelne Perso- wir heute die christliche Tra- « Viele andere arbeiten mit ähnlichen nen oder Kirchgemein- dition so lesen und so leben, Visionen wie wir und machen das auch den. Wie stellen Sie dass daraus ein Mehr an Le- gut. Aber was unterscheidet, ist unsere sich zu individuellen ben in Fülle wächst: materi- Entstehungsgeschichte als Hilfswerk der Entwicklungsprojekten? ell, sozial, spirituell. Dabei Kirchen und die christlichen Werte, an handeln nicht nur ein paar denen wir uns orientieren » UL: Da steht meistens eine Spezialisten, sondern viele persönliche Betroffenheit Ueli Locher Menschen werden bewegt am Anfang. Das ist nach- und bewegen miteinander vollziehbar, doch fehlt etwas zum Besseren. manchmal die nötige Ab- grenzung. Bei allem Vertrauen und gegenseitiger Sym- UL: Ich weiss, dass wir mit unserer Arbeit nicht die pathie braucht es auch eine professionelle Distanz zum Welt retten können. Aber wir verbessern radikal die Le- Partner. bensumstände vieler Menschen. Mit bescheidenen Beiträ- gen im Kleinen entstehen grosse Verbesserungen für gan- MB: Wenn Leute sagen « jeder Franken kommt ohne ze Gemeinschaften. Dies konkret zu erleben ist für mich Abzug an, weil wir alles unbezahlt machen », ist das zu immer wieder Ansporn in meiner Arbeit. kurz gedacht. Solide arbeiten heisst langfristig schaffen, nicht personenabhängig, und mit professionellem Know- BD: Die Einsicht: Gemeinsam sind wir stärker. Zusam- how inklusive Qualitätskontrolle. Wir möchten unseren menhang zu stiften ist mein Hauptanliegen. Darum versu- Partnern im Süden auf Dauer die Treue halten. chen wir, die Spiritualität von mission 21 mit Befähigung von Einzelnen und Gemeinschaften zu verbinden, die das HEKS fördert. Und wir fügen, als Spezialität von Brot für alle, die Arbeit an besseren entwicklungspolitischen Rah- menbedingungen hinzu. Damit hoffen wir, auch im Gros- sen wenigstens Kleines zu bewirken. Viele andere Organisationen betreiben ebenfalls Entwicklungszusammenarbeit. Was charakterisiert die evangelischen Werke und ihre Arbeit? UL: Viele andere arbeiten mit ähnlichen Visionen wie © Patrik Kummer / Brot für alle wir und machen das auch gut. Aber was uns unterscheidet, ist unsere Entstehungsgeschichte als Hilfswerk der Kirchen und die christlichen Werte, an denen wir uns orientieren. MB: Viele Missionen sammeln in Kirchgemein- den, aber mission 21 ist das einzige Missionswerk in der Ueli Locher, Direktor HEKS Deutschschweiz, welches verbindlich mit den Kantonal- kirchen und dem Schweizerischen Evangelischen Kir- Entwicklung ist eine langfristige Aufgabe. Wo und chenbund zusammenarbeitet. Die Vielstimmigkeit unse- wie arbeitet Ihr Werk im Jahr 2020? res internationalen Netzwerks entspricht der Pluralität der Landeskirchen. Dazu kommen ein durchgängig emanzi- UL: Was wissen wir – doch das Paradies auf Erden patorischer Ansatz und der offene Dialog. Das unterschei- dürfte es auch in zehn Jahren nicht geben. Sicher wird die det uns von evangelikalen Missionen. Globalisierung der Kommunikation weitergehen, insbe-
6 contigo Nr.4 | 2010 DOSSIER sondere der Austausch innerhalb des Südens. So dürfte Auch finanziell kommt bereits etwas zurück: Die einst von auch in unserer Arbeit die Vernetzung unserer Partner im Basler Missionaren gegründete Kirche in Hongkong bei- Süden weiter an Bedeutung gewinnen. spielsweise hat schon substanzielle finanzielle Beiträge an mission 21 geleistet. BD: Sicher gibt es neue Herausforderungen. Aber es wird auch noch mehr bürgerschaftliches Engagement von UL: Schon heute sehe ich enorm viel Wissenstrans- vielen Seiten geben, um fer aus dem Süden in den diese zu meistern. Diesen Norden. Das wird noch Austausch in weltweiter stark zunehmen. Vor al- « Mein roter Faden in der Arbeit ist Kooperation zu fördern, ist lem jedoch wächst der jetzt schon ein Teil unserer die Frage, wie wir heute die christliche Austausch zwischen den Arbeit. Unser Ziel ist, im Tradition so lesen und so leben, dass Entwicklungsländern. Jahr 2020 Katalysator für daraus ein Mehr an Leben in Fülle Kampagnen sein zu können, wächst: materiell, sozial, spirituell. » Naturkatastrophen in Chi- in denen sich Menschen an na und Chile, Haiti, Paki- Martin Breitenfeldt vielen Orten gleichzeitig stan – wie verzahnen Sie engagieren. Aufbauarbeit und Nothilfe? Wissenstransfer aus dem Norden in den Weltsüden ist UL: Je besser wir in einem Land verankert sind und mit das gängige Muster. Was fliesst zurück und beschenkt uns? verlässlichen Partnern zusammenarbeiten, desto besser können wir in Notsituationen reagieren und desto besser BD: Von den Gästen unserer Kampagne lernen wir viel. sind wir auf diese vorbereitet. Oft gehen Entwicklungs- Sie sind unsere Inspirationsquelle. Brot für alle und Fas- zusammenarbeit und die Prävention von Naturkatastro- tenopfer sind nicht denkbar ohne die Anstösse eines Hel- phen - wie etwa der Schutz vor Erosion – Hand in Hand. der Cãmara, einer Sumaya Farhat, eines Desmond Tutu. Und nach einem Naturereignis sind die Grenzen zwischen Humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit oft fliessend. BD: Brot für alle betreibt – wie mission 21 – keine direk- te Nothilfe. Naturkatastrophen sind jedoch oft das Ergeb- nis von Klima- und anderen Umweltveränderungen. Für die am meisten betroffenen Menschen im Süden stellt sich die Frage, wie sie ihre Lebensgrundlagen erhalten können – wir helfen, die angepassten Antworten zu entwickeln. Was motiviert Sie persönlich immer wieder zu Ihrem Einsatz? © Patrik Kummer / Brot für alle UL: Es gibt nichts Berührenderes als zu erleben, wie schon kleine Hilfeleistungen Menschen ein besseres Leben ermöglichen. Das befriedigt und ich bin glücklich, dazu immer wieder meinen Beitrag leisten zu können. Pfarrer Martin Breitenfeldt, Direktor mission 21 MB: Meine Arbeit schenkt mir vor allem immer wieder MB: « Mission » im Sinn von « in die Welt gesandt sein » Begegnungen mit fantastischen Menschen. Das gibt auch wird es immer geben, aber die Bewegung ist heute nicht mir viel Befriedigung und weckt immer wieder grossen mehr einseitig, von hier nach dort. Unsere Arbeit bringt Respekt dafür, wie sie ihr Leben meistern und ihre Welt auch der Schweiz einen Mehrertrag. Das ist sozusagen verändern. Entwicklungshilfe in Gegenrichtung. Wir lernen in den Begegnungen viel über Lebensverhältnisse und christli- BD: Menschen wie Erwin Kräutler, die für die Rech- ches Leben, erhalten Impulse aus dem Süden, die in die te der Indios ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen. Oder die Schweizer Kirchen zurückkommen. Diese internationale Begegnung mit Landlosen in Indien oder Brasilien. Wenn Gegenseitigkeit macht, dass sich lokale Gemeinden und ich sehe, was sie an ihrem Ort bewegen, dann gibt das auch Kirchen als Weltkirche, als Teil der Ökumene erleben. meinem Tun, meinem Leben Sinn.
contigo Nr.4 | 2010 PORTRÄT 7 Die interkulturelle Kompetenz von mission 21 ermöglicht den Dialog über Grenzen hinweg, auch über konfessionel- Christliche Werte und le, religiöse und geschlechterbedingte Grenzen. Inhaltli- Spiritualität als Basis che und strategische Entscheidungen werden gemeinsam an der internationalen Missionssynode gefällt. mission 21 bietet Kirchgemeinden Möglichkeiten zur Teilnahme und Mitgestaltung der weltweiten Kirche: mit Kursen, Veranstaltungen, Bildungsreisen und Aus- tauschprogrammen. Junge Berufsleute und Studierende mission 21 ist eine weltweite Lern- und Aktionsge- können im Weiterbildungsangebot PEP! (Professionals meinschaft von Kirchen und christlichen Organisationen. Exposure Program) zum Einsatz kommen; für erfahre- Sie verbindet Menschen aus Europa, Afrika, Asien und ne Fachkräfte gibt es langfristige Einsatzmöglichkeiten. Lateinamerika und ermöglicht so Begegnungen mit an- Das umfassende historische Bildarchiv der Basler Mis- deren Lebenswelten. Ihre Mission ist es, miteinander das sion, das auf www.bmpix.org laufend digital erweitert christliche Erbe so zu deuten und zu leben, dass daraus wird, ist öffentlich. überall ein grösseres Mass friedlichen und gerechten Le- mission 21 ist im Jahr 2001 aus dem Zusammenschluss bens in bewahrter Schöpfung wächst. mehrer Missionswerke entstanden. Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund SEK und seine Mitgliedkir- chen anerkennen mission 21 als das Missionswerk der reformierten Kirchen in der Deutschschweiz. mission 21 finanziert sich überwiegend über Spenden und Beiträge von Privatpersonen, Kirchgemeinden, Kantonalkirchen, der DEZA und Stiftungen. www.mission-21.org. aw Hilfe für die Menschen und die Zivilgesellschaft Brot für alle unterstützt Menschen in Asien, Latein- amerika und Afrika, damit sie sich aus Armut und Ab- hängigkeit befreien und ihre Lebenssituation nachhaltig © Ueli Knecht / mission 21 verbessern können. Seit 1961 sammelt Brot für alle finan- zielle Mittel, um damit Partnerorganisationen und einzel- ne Projekte zu unterstützen. Im Süden fördert Brot für alle die Entwicklungszu- sammenarbeit von 12 Schweizer Partnerwerken und un- Im Fair Trade Projekt « Prescraft » in Kamerun wird auch Raffia-Bast gefärbt. terstützt die Qualitätssicherung und –verbesserung ihrer Projekte und Programme. Dank der gemeinsamen Arbeit Zusammen mit 57 langjährigen Partnern leistet missi- in der Schweiz und durch die Projektpartner erreicht Brot on 21 in rund hundert Projekten ganzheitliche Entwick- für alle Menschen in etwa 380 Projekten und über 55 lungszusammenarbeit im Weltsüden. Die Schwerpunkte Ländern. liegen in den Bereichen Armutsbekämpfung, Frauenför- Ausserdem arbeitet Brot für alle auf dem Gebiet der derung, Friedensarbeit, Gesundheitsförderung, nachhal- Entwicklungspolitik mit Südpartnern zusammen und tige Landwirtschaft, theologische Bildung und kirchliche fördert den Aufbau von Netzwerken. Ziel dieser Arbeit ist Aufbauarbeit. Capacity Building, um die Menschen zu befähigen, sich Die integrale Verbindung von weltweiter Diakonie für ihre Rechte und gerechtere Wirtschaftstrukturen ein- (soziales Engagement) mit christlichen Werten und Spiri- setzen zu können. Die Zivilgesellschaften im Süden sollen tualität bilden die Grundlage des Wirkens von mission 21. gestärkt und die rechtlichen Verhältnisse verbessert wer-
8 contigo Nr.4 | 2010 PORTRÄT den. Stichworte dazu sind das Einfordern von verantwor- tungsbewusster Regierungsführung (Good Governance), die Eindämmung der Korruption oder Instrumente, um Im Kleinen Grosses bewirken den drohenden Auswirkungen des Klimawandels in der Projektarbeit vorzubeugen. Im Norden soll die Informations- und Bildungsarbeit von Brot für alle Menschen dazu bewegen, sich solidarisch und gemeinschaftlich für eine gerechtere Welt einzuset- zen und zu teilen. Hauptinstrument dafür ist die jährli- HEKS ist das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen che ökumenische Kampagne mit dem katholischen Fas- Schweiz und setzt sich für eine menschlichere und ge- tenopfer und dem christkatholischen Partner Sein. Auch rechtere Welt ein. Es leistet Überlebens- und Soforthilfe nimmt Brot für alle Einfluss auf Wirtschaft und Politik, und bekämpft die Ursachen von Hunger, Ungerechtig- setzt sich für fairen Handel und gerechte Finanzbeziehun- keit und sozialem Elend im In- und Ausland. Im Zen- gen ein und fordert die Unternehmen auf, ihre soziale und trum seines Engagements steht die Würde jedes Men- ökologische Verantwortung wahrzunehmen. schen. Diese ist Teil der universellen Menschenrechte Brot für alle ist eine Stiftung des Schweizerischen und zeigt sich auch in christlichen Grundwerten wie der Evangelischen Kirchenbundes SEK. Das Team mit den Nächstenliebe. Beide Aspekte bilden die Basis für die Arbeitsorten Bern, Lausanne und seit kurzem im Tessin Arbeit von HEKS. umfasst rund 30 Personen, die meisten mit Teilpensen. Das Hilfswerk betreibt in der Schweiz fünf Regional- Dazu leisten engagierte Leute in den Kirchgemeinden stellen und ist im In- und Ausland in über 300 Projekten jährlich rund 8500 Tage Freiwilligenarbeit. 2009 betrug engagiert. HEKS arbeitet mit lokalen Partnerorganisati- das Jahresbudget von Brot für alle 17,7 Mio. Franken. onen in über 45 Ländern der Welt. In 22 Schwerpunkt- www.bfa-ppp.ch. uvw ländern ist es mit eigenen Koordinationsbüros präsent. Oberstes Ziel ist, Benachteiligte in ihrem Land zu un- terstützen, unabhängig von deren Kultur, Religion oder Konfession. Im Ausland unterstützt HEKS ländliche Gemein- schaften und setzt sich für mehr Gerechtigkeit, die Ein- haltung der Menschrechte und die soziale Entwicklung ein. Nach Naturkatastrophen sowie während oder nach bewaffneten Konflikten wird humanitäre Hilfe geleistet mit dem Ziel einer sofortigen und andauernden Verbes- serung der Lebenssituation der betroffenen Menschen. Die « Zwischenkirchliche Hilfe » in Form von Diako- nie und Gemeindepartnerschaften geht zurück auf die Nachkriegshilfe in den Nachbarländern der Schweiz. Seit den fünfziger Jahren erreicht sie weitere Länder im Süden und Osten Europas. In der Schweiz setzt sich HEKS anwaltschaftlich für Flüchtlinge ein und ist in Beratungs- und Integra- tionsprojekten für Migrantinnen und Migranten sowie sozial benachteiligte Schweizerinnen und Schweizer ak- tiv. Seit 2007 wird Rechtsberatung für armutsbetroffe- ne Menschen in der Schweiz angeboten. Im Auftrag des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) führt HEKS die Kontaktstelle für Menschenrechte und © Marion Künzler / Brot für alle verwaltet die Mittel des SEK-Menschenrechtsfonds. Ein weiterer Schwerpunkt der Inlandarbeit ist die soziale Integration von sozial benachteiligten Menschen in die Gesellschaft. HEKS leistet durch seine Tätigkeit einen Beitrag zum gesellschaftlichen und sozialen Zusammen- Bobby Pagusara, Regionalverantwortlicher für Mindanao bei MASIPAG, einer halt in der Schweiz. www.heks.ch. fb Partnerschaft von Bauern und Wissenschaftern für die landwirtschaftliche Entwicklung in den Philippinen.
contigo Nr.4 | 2010 PORTRÄT 9 © HEKS / Annette Boutellier HEKS fördert in seinen Projekten die Entwicklung ländlicher Gemeinschaften wie hier in Äthiopien. Beauftragten in diesem Sinn das « Fenster zur Welt » offen zu halten. Sie verstehen sich aber auch als Brücke von den OeME – Drehscheibe zwischen den Kirchgemeinden zu den Werken und versuchen dort, den Werken und den Kirchgemeinden Stimmen und Stimmungen aus den Kirchgemeinden Ge- hör zu verschaffen. Die OeME-Fachstellen sind mit einer eigenen Homepage www.oeme.ch untereinander vernetzt. OeME Dieses Portal bietet auch kleineren Kantonalkirchen ohne Die Fachstellen Ökumene, Mission und Entwicklungs- eigene OeME-Stelle eine Plattform für aktuelle Informati- zusammenarbeit der Kantonalkirchen – auch « Weltwei- onen, Veranstaltungshinweise und Materialien für die Ge- te Kirche » oder « Kirche im Dialog » genannt – verstehen meindearbeit. ped sich als Drehscheiben und Koordinationsstellen zwischen den evangelischen Werken und den Kirchgemeinden. Ziel ist es, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirchge- meinden zu weltweiter Solidarität zu ermutigen und sie in ihren Aktivitäten zu unterstützen. Diakonisches Handeln (griechisch « Diakonia ») gehört so selbstverständlich zum Das Hilfswerk christlichen Grundauftrag wie Leiturgia (Gottesdienst und Das Missionswerk - Entwicklungsprojekte in Afrika, Spiritualität), Koinonia (Gemeinschaft und Seelsorge) und - Weltweite Gemeinschaft von Kirchen Asien, Lateinamerika und Osteuropa und christlichen Organisationen - Humanitäre Hilfe Martyria (Zeugnis und Bildung). Weniger selbstverständ- - Unterstützung der Arbeit + Projekte - Hilfe für sozial Benachteiligte in der von rund 60 Partnerkirchen Schweiz lich ist, dass diakonisches Handeln nicht an der Gemeinde- in Asien, Afrika und - kirchliche Projekte in grenze oder Schweizer Grenze aufhören kann. Lateinamerika Mittel- und Osteuropa - weltweite Kirche Diakonie lokal, regional und weltweit ist je länger je Diakonie Flüchtlingssammlung mehr miteinander vernetzt. Bereits die Kollekte im Got- Sammelschwerpunkt: weltweit im Juni, Sammlung im Oktober/November, Dezember tesdienst weist über die lokale Kirchgemeinde hinaus. Und Missionssonntag (1. Advent) wer Produkte aus fairem Handel kauft, leistet indirekt Hil- fe zur Selbsthilfe in einem anderen Kontinent. Wer zudem Der Entwicklungsdienst an einem Basar oder einem Suppentag mitwirkt oder im © Fachstelle OeME, November 2007 - Entwicklungspolitische Bildung und Einfl ussnahme Rahmen der ökumenischen Kampagne Rosen verkauft, - Ökumenische Informations- und Sammelkampagne - Unterstützung von Entwicklungsprogrammen von unterstützt damit die Arbeit unserer evangelischen Wer- 12 evangelischen Partnerwerken ke in anderen Ländern und weitet so das diakonische Aktion und Sammlung in Handeln der Kirchgemeinde aus. Mit Informationen, Be- der Passions-/Fastenzeit hördenschulung, Tagungen und Lobbyarbeit in Synoden und Kirchenleitungen versuchen die kantonalen OeME-
10 contigo Nr.4 | 2010 Land wird weggeschwemmt, der Boden versalzen », klagt Jose Novallo, Fischer und Bewohner der Insel Mahaba. PROJEKT Gemeinsam Lösungen suchen Neue Klima-Ideen gegen « Die Aussagen der Inselbewohner decken sich mit den die Aussichtslosigkeit wissenschaftlichen Szenarien für die Region », sagt Mari- on Künzler, Klimaexpertin von Brot für alle. Sie hat im Nordosten von Mindanao bei lokalen Partnern von Fas- Brot für alle und Fastenopfer haben im Juli auf den tenopfer eine Projektanalyse durchgeführt, in verschie- Philippinen mit lokalen Partnern Strategien erar- denen Workshops mit Fischern sowie Projektmitarbeite- rinnen und -mitarbeitern diskutiert und nach Strategien beitet, mit deren Hilfe sich die Bevölkerung künftig und Lösungsansätzen geforscht. « Neben dem Anstieg des besser gegen Klimarisiken wie Dürre, Flut und den Meeresspiegels kämpfen die Fischerfamilien hier vor al- steigenden Meeresspiegel schützen kann. lem auch mit den indirekten Auswirkungen der immer © Fastenopfer/Christoph Wider Neben Fischen und Muscheln gehört auch Seegras zur Ernte der Fischer in Hinatuan. Das Boot gleitet durch die weitläufige Bucht vor Hinatu- heftigeren Taifune. Sie bringen massive Niederschläge, an. Die Fahrt führt an kleinen Inseln mit Kokospalmen und was Schwankungen des Salzgehalts im Meer verursacht Fischerhütten aus Bambus, an Farmen für Seegras und riesi- und Fischerei und Seegrasfarmen beeinträchtigt », berich- gen Mangrovenwäldern vorbei. Bei einer der zahlreichen In- tet Künzler weiter. seln lässt Ervin More, Teamleiter einer lokalen Partnerorga- Fastenopfer engagiert sich seit 1996 für die nachhalti- nisation von Fastenopfer, anlegen. Er deutet mit dem rechten ge Nutzung der Fischgründe in der Bucht Hinatuan und Arm auf den spärlichen Palmenbestand: «Der Klimawandel die Sicherung der Lebensgrundlage für die lokale Bevöl- ist hier unmittelbar zu spüren», sagt er. «Vor einigen Jahren kerung. Doch hat sich die Verletzlichkeit der Menschen standen auf dieser Insel noch 24 Kokosnusspalmen. Heu- gegenüber Klima- und Katastrophenrisiken bereits stark te sind es noch sechs... Der steigende Meeresspiegel hat die reduziert, etwa durch Meeresschutzgebiete, die den Fisch- Insel abgetragen, die Palmen sind abgestorben oder wegge- bestand erhöhten, oder durch die Aufforstung von Mang- schwemmt worden. » rovenwäldern zum Schutz gegen hohe Wellen. « Doch es Die Philippinen – das sind 7100 Inseln, 18 400 Kilometer bleibt noch einiges zu tun », betont Künzler: « Wichtig ist Meeresküste und 88 Millionen Menschen. 45 Prozent der Fi- eine weitere Diversifizierung in der Landwirtschaft sowie lipinos müssen mit weniger als 2 US-Dollar pro Tag auskom- die Forschung nach salz- und trockenresistenten Getrei- men. Die arme, ländliche Bevölkerung, die vor allem von de- und Fischsorten, Krevetten oder Muscheln. » Zudem Fischerei und Landwirtschaft lebt, ist von den klimatischen soll die lokale Bevölkerung geschult werden, Anzeichen Veränderungen besonders betroffen. «Die Springfluten wer- von Taifunen oder anderen Naturereignissen frühzeitig den immer höher. Unsere Insel steht regelmässig unter Wasser. zu erkennen.
contigo Nr.4 | 2010 11 Ergänzendes Projekt von Brot für alle ermächtigt die Menschen Lösungen zu finden Künftig wird auch ein von Brot für alle und HEKS ent- NACHRICHTEN wickeltes Arbeitsinstrument die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter darin unterstützen, systematisch nach Neue Stiftungsrätinnen Lösungsansätzen zu suchen, um Klimagefahren zu ban- GEWÄHLT Die Abgeordneten des Schweizerischen Evan- nen. Vorgestellt wird das Instrument an Workshops der gelischen Kirchenbundes SEK haben für den Rest der Amts- philippinischen Projektpartner von HEKS und Fastenop- dauer 2010-2013 zwei neue Frauen in den Stiftungsrat von fer. Parallel dazu vermittelten internationale und lokale Brot für alle gewählt: Elisabeth Bürgi Bonanomi (Bern, 1969, Fachleute weiterführendes Wissen. Bei einem Feldbesuch Rechtsanwältin und Expertin im Völkerrecht) und Monika im Südwesten von Mindanao wurden erste Anwendungen Hirt Behler (Steinhausen, 1964, Präsidentin der Reformierten durchgespielt und Lösungsansätze gezeigt. Kirche Kanton Zug). sek « Dank einer Saatgutbank von über 170 Reissorten, ge- zieltem Wassermanagement, dem richtigen Timing und biologischem Anbau habe ich sogar einen Umgang mit der Newsletter von Brot für alle lästigen Insektenpest der schwarzen Käfer gefunden », sagt ÜBERSICHT Seit kurzem informiert Brot für alle regelmäs- Reisbauer Arthur voller Stolz. Das brachte ihm konstante- sig elektronisch über Aktuelles und Hintergründiges aus der re Ernten und Einkommen. Nun habe seine Familie stets entwicklungspolitischen Arbeit des Werkes sowie der Zusam- genug zu essen, ein wetterfestes Haus, und er könne die menarbeit mit seinen Partnern im Süden. Der Newsletter lässt Schulgebühren regelmässig bezahlen. Für den Transport sich einfach auf der Website www.brotfueralle.ch abonnieren. vermochte der Bauer sogar ein Trycicle zu kaufen. Miges Baumann, Leiter Entwicklungspolitik bei Brot für alle, der den Klima-Workshop in Davao mitgeleitet hat, Ökumenische Kampagne 2011 ist zuversichtlich: « Damit wurde ein Grundstein für die weitere Entwicklung der Projekte gelegt. » Die Stimmung innerhalb der teilnehmenden Gruppe habe sich im Lauf des viertägigen Workshops frappant verändert: « Am Anfang herrschten Bedrückung und Aussichtslosigkeit vor. Doch bald breitete sich Hoffnung aus und am Ende äusserte sich vor allem Bereitschaft, den Klimawandel gemeinsam zu KAMPAGNE WEBSEITE Für die ökumenische Kampag- bekämpfen. » Ermöglicht werden solche Workshops durch ne 2011 vom 9. März bis 24. April wurde die Kampagnenweb- das Projekt « Klimawandel und Entwicklung » im Südpro- seite www.oekumenischekampagne.ch klarer und einfacher gramm von Brot für alle. km aufgebaut. Zugleich wurde die Seite mit www.rechtaufnah- rung.ch zusammengeführt. Wer letztere wählt, findet den Zugang zu den Informationen für Kirchgemeinden, Pfarreien und sonstige Aktive auf der Einstiegsseite in der Navigation oben rechts über das Stichwort INTERN. Bis zum Start der Kampagne 2011 wird das Angebot noch ausgebaut und ergänzt (auch französisch www.campagneoecumenique.ch und spätes- tens ab Januar 2011 italienisch www.campagnaecumenica.ch). © Marion Künzler/Brot für alle Politkabarett Birkenmeier buchen KAMPAGNE KABARETT Seit über 30 Jahren betreiben Sibylle und Michael Birkenmeier politisches Kabarett. Zur Kampagne 2011 haben sie das Programm « Es reicht » gestaltet. Immer wieder wird der Reis des Reisbauern Arthur durch den schwarzen Käfer befallen. Als Auftaktanlass treten sie am 11. März 2011 in Kreuzlingen und am 13. März in Thun-Strättligen (17 Uhr) auf. Das Duo lässt sich buchen: www.theaterkabarett.ch. Im Südprogramm « Fair Wirtschaften im globalen Haushalt » von Brot für alle richtet sich einer der vier Bereiche auf die Frage « Klimawandel und Weiterhin vermittelt Brot für alle Auftritte von « Spiel mir Entwicklung » aus. Durch Spenden in diesen Topf können Kirchgemeinden das Lied vom Brot » (Katharina Morello, Texte und Geschich- und Privatpersonen den Einbezug klimarelevanter Massnahmen in die ten), Ruedi Baumann (ehemals Nationalrat, Biobauer) und Projekte fördern. Brot für alle unterstützt so seine Partner, gezielt die Auswirkungen der Klimaerwärmung in ihre Entwicklungsanstrengungen Grupo Sal (Stimmen und Musik aus Südamerika). Kontakt: einzubeziehen (Projekt Nr. 835.8007/Projektheft 2011, Seite 37). Sylvia Garatti, 031 380 65 81 / Garatti@bfa-ppp.ch.
12 contigo Nr.4 | 2010 und haben mein Handeln sehr geprägt. Darum will ich weiter meine Stimme Verständigung über die Miss Earth Schweiz ist erheben für Menschen ohne Chancen. kulturellen Grenzen schön und bewirkt Gutes Der verschwenderische Lebensstil im Norden führt zu Klimaerwärmung Die Ökumenischen Jury hat in Als schöne Botschafterin erreicht – doch betroffen sind viele Menschen Locarno den Film «Morgen» des ru- Liza Andrea Kuster viele Menschen auf den Philippinen und andernorts im mänischen Regisseurs Marian Crisan und animiert als «Miss mit Sinn und Süden. Wie berührt Sie das? ausgezeichnet. Mission», kleine Schritte für eine bes- Das stimmt mich traurig. Ich glau- sere Welt zu tun. be jedoch an das Gute. Wir können jeden Tag etwas verändern und unsere Das Motto einer Miss Earth Schweiz Chance sollte nicht im Denken verwei- lautet « Beauties for a cause, Schönheiten len, sondern wir sollten handeln. Als für einen guten Zweck ». Was ist darunter halbe Filipina kenne ich die Situation zu verstehen? in den Philippinen sehr gut. Ich habe © pardo.ch Liza Andrea Kuster: Ich bin nicht in Armenvierteln gelebt, Taifunkatas- nur ein Gesicht, sondern auch eine Bot- trophen erlebt und habe gesehen und Filmregisseur Marian Crisan schafterin. Mein äusseres Erscheinungs- gespürt, was Elend heisst. bild, die Schönheit, bringt Präsenz bei Charles Martig*, warum erhielt Werbekampagnen, Werbespots, Anläs- « Morgen » den Preis? sen usw. Bei diesen Aufträgen spenden Marian Crisan präsentiert einen unsere Partner Geld in unseren Spen- Film, der mit viel Wärme und mit ei- dentopf. Die Mittel werden für einen nem liebevollen Blick von der Verstän- guten Zweck eingesetzt. So bin ich eine digung über kulturelle Grenzen hinweg Miss mit Sinn und Mission. erzählt. Der Film ist die Geschichte © missearthschweiz des rumänischen Sicherheitsmannes Schönheit als Hilfsmittel … ? Nelu und eines türkischen Migranten, Das Motto von Miss Earth Schweiz der illegal nach Deutschland einreisen ist « Schönheit (bezogen auf ein äusse- will. Nelu fischt seinen Schützling beim res Erscheinungsbild) für einen guten Miss Earth Schweiz 2010, Liza Andrea Kuster, morgendlichen Fischfang aus dem Zweck », das Füllen des Spendentopfs kennt als halbe Filippina die Auswirkungen heftiger Tropenstürme. Mit ihrem Engagement sensibilisiert sie Wasser und versteckt ihn, obwohl die für Umweltschutz und Soziales. Es ist die Menschen für die Arbeit von Brot für alle. Auf den beiden ungleichen Männer ausser dem bewiesen, dass wir gutaussehenden Philippinen und in anderen Ländern bereiten von Brot deutschen « Morgen » kein gemeinsa- Menschen besser zuhören als andern. für alle mit erarbeitete Klimaworkshops die Menschen besser auf die Folgen des Klimawandels vor. mes Wort verstehen. Darum umfassen meine Aufgaben auch, als Botschafterin an Veranstal- Mein Eindruck ist, dass in Locarno – tungen Menschen zu sozialer HIlfe, Schon vermeintlich kleine Dinge, auch in Fribourg - wesentlich weniger Fil- Entwicklung oder Umweltschutz, auf- wie ein Kinderplauschnachmittag, wo me aus Afrika zu sehen sind als in früheren zurufen und sie zu animieren, eine bes- zugleich über verschiedenste Themen Jahren. Was sind die Gründe? sere Welt zu schaffen. aufgeklärt wird, bewirken viel. Wie An den internationalen Filmfesti- gut das gelingt, zeigten mir einige An- vals in Europa ist vor allem Südafrika Was motiviert Sie, sich einzusetzen? lässe, die ich durchgeführt habe. Wenn präsent Das liegt an den andernorts Schon als kleines Kind durfte ich wir alle kleine Schritte unternehmen, schwierigen Produktionsbedingungen meine Eltern bei sozialen- wie auch Um- führt dies zu einem Grösseren. und der mangelhaften Finanzierung. weltschutz Projekten begleiten. Sie ha- Afrikanische Filmländer wie Nigeria ben viel für andere getan und versuch- Wo setzen Sie mit Ihren Auftritte als oder Burkina Faso produzieren fast nur ten stets, ihr Glück zu verteilen. Auch Miss Earth Schweiz an? noch für den heimischen Markt. meine Grossmutter die auf den Philip- Aufklärung ist für mich der Schwer- Interview Beat Dietschy pinen wohnt, hat dies stets getan. Auch punkt. Hier in der Schweiz und auch wenn sie Nichts besessen hat, hat sie auf den Philippinen sollte vermehrt * Charles Martig ist Filmbeauftragter des stets versucht gütig, gerecht, vergebend aufgezeigt werden, was wir für Umwelt, Katholischen Mediendienstes und am 63. Filmfestival von Locarno Mitglied der zu sein und Liebe zu verschenken. Diese Menschen und Tiere machen können. Ökumenischen Jury (www.kirchen.ch/filmjury). Menschen sind mir ein grosses Vorbild Interview Urs Walter
contigo Nr.4 | 2010 13 Jahren weder im Interesse des Landes noch der Bevölke- rung angehäuft worden waren. Der Ökonom Franklin Ca- AKTUELL nelos des lateinamerikanischen Kirchenrates CLAI wurde zum Vizepräsident der Kommission berufen. Bereits seit Ecuador als Vorreiter in der 2003 unterstützt Brot für alle CLAI bei der Lobbyarbeit Schuldenbekämpfung für die Schaffung entsprechender Kommissionen in ganz Lateinamerika. Überall soll die Rechtmässigkeit der Aus- landschulden überprüft werden. Yvan Maillard Ardenti Ecuador ist im Kampf gegen die Staatsverschul- dung eine Pioniertat gelungen: Durch die Aufde- ckung von so genannt illegitimen Auslandsschul- den und deren Rückkauf zu einem tiefen Preis, spart das Land jährlich 300 Millionen Dollar. Brot für alle setzt sich seit Jahren für den Abbau von illegitimen Schulden in Ecuador ein. Mit Erfolg. Nun sol- len die guten Erfahrungen an andere Entwicklungsländer © Brot für alle weitervermittelt werden. Das würde die drückende Last der Schuldzinsen und Rückzahlungen, welche viele Ent- wicklungsländer jährlich an reiche Industrienationen oder Finanzinstitute bezahlen, vermindern. Die jährli- Franklin Canelos ist Ökonom beim lateinamerikanischen Kirchenrat CLAI. chen Zahlungen übersteigen die nationalen Sozialausga- ben bei Weitem. Ecuador gab im Jahr 2000 mehr als eine « Die Kommission hat in ihren Untersuchungen fest- Milliarde US-Dollar für die Abzahlung von Schulden gestellt, dass in Ecuador zahlreiche Kredite für nie um- aus, rund 25 Prozent des nationalen Haushaltsbudgets. gesetzte Projekte oder für die Aufrüstung aufgenommen Gleichzeitig lebte mehr als die Hälfte der Bevölkerung worden sind. Mit verschiedenen Geldern wurde auch die unter der Armutsgrenze. Hinzu kommt, dass zahlreiche Korruption der früheren politischen Eliten finanziert. Das dieser Schulden « illegitim » entstanden sind. « Illegitim » alles sind öffentliche Schulden, von denen die Bevölkerung bedeutet, dass die bereitgestellten Gelder nicht im Inter- nie profitiert hat », sagt Franklin Canelos. Aufgrund dieser esse der Bevölkerung eingesetzt wurden, sondern der per- Befunde stellte Ecuador im Jahr 2008 die Zahlung gewisser sönlichen Bereicherung früherer Regime, der Korruption Schuldzinsen ein. 2009 kaufte die Regierung Schulden mit oder gescheiterten Grossprojekten dienten (vgl. Definiti- einem Abschlag zurück. Dank dieser Rückkäufe spart Ecu- on im Kasten). ador 300 Millionen Dollar pro Jahr. Der namhafte Betrag soll nun zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes und zur Armutsbekämpfung eingesetzt werden. Illegitime Schulden Illegitime Schulden sind Schulden für Kredite in Entwicklungslän- Schuldenabbau bringt mehr als Entwicklungshilfe dern, die nicht der Bevölkerung zugute kommen. Dies, weil sie der Der Abbau von Schulden und der damit eingesparten persönlichen Bereicherung despotischer Regime, der Aufrüstung Schuldzinsen ist eines der effizientesten Mittel für Länder oder der Unterdrückung der Bevölkerung dienten oder weil die des Südens, ihre Entwicklung selbst zu finanzieren. Der Schulden aufgrund eines schlecht konzipierten oder korrupten, Betrag, den Ecuador durch den Abbau seiner illegitimen gescheiterten Entwicklungsprojekts zustande kamen. ym Schulden einspart, entspricht dem Betrag der internatio- nalen Hilfe, die das Land jährlich erhält. Aus diesem Grund unterstützt Brot für alle die Bemü- Staatsschulden unter die Lupe genommen hungen des lateinamerikanischen Kirchenrates, die ecua- 2007 wagte Ecuador eine Weltpremiere: Die Regierung dorianischen Erfahrungen an andere lateinamerikanische des kleinen südamerikanischen Staates berief eine « Kom- Länder weiterzugeben. Bereits haben Brasilien, Bolivien mission für die umfassende Überprüfung der öffentlichen und Peru ihr Interesse am ecuadorianischen Beispiel ange- Schulden » ins Leben. Deren Aufgabe war, die Legitimität meldet. Gemeinsam mit seinen Südpartnern wird Brot für der öffentlichen Schulden zu untersuchen, welche in 30 alle diesen Prozess weiter unterstützen.
14 contigo Nr.4 | 2010 PROJEKT Entwicklung ländlicher Gemeinschaften Mirashkhani – Ein Dorf im Wandel In Mirashkhani haben es die Bewohnerinnen und Bewohner mit Hilfe von HEKS geschafft, ihren © HEKS/Christian Bobst Lebensalltag zu verbessern. Das kleine Bergdorf mit circa 250 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt im äussersten Süden Georgiens, im klei- Die dorfeigene Molkerei in Mirashkani nen Kaukasus an der Grenze zur Türkei. Hier leben auch Otari und seine Familie. Nach dem Zusammenbruch der So- « Selbstbestimmter » Käse wjetunion waren die Bäuerinnen und Bauern in Mirashkha- Doch wieso die Milch zu einem schlechten Preis einer ni auf sich allein gestellt. « Noch vor drei Jahren hatte ich Käsefabrik verkaufen? Also entschied sich das Dorf, noch nur meine fünf Kühe und einen kleinen Garten. Es war mir einen Schritt weiterzugehen und die Molkerei zu einer Kä- nicht möglich, mein Feld zu nutzen, um Nahrung zu produ- serei auszubauen. Auch den Verkauf wollten sie selbst orga- zieren », sagt Otari. Die Möglichkeit, das Land zu bewässern, nisieren. Dabei verpflichtete sich das Dorf, 85 Prozent der fehlte. Manchmal litten die Familien im Dorf Hunger. Kosten selbst zu tragen. HEKS steuerte vor allem fachliches Know-how und Schulungen bei. Die Käserei wurde im Frühling 2010 eröffnet. Durch die Beratung einer weiteren DVD: Mirashkhani – Ein Dorf im Wandel HEKS-Partnerorganisation, ABCO, gelang es auch, dass Peter Indergand zeigt in seinem einfühlsamen Film die Menschen von das Dorf den Käse direkt an zwei Läden in Tbilissi und Batumi verkaufen kann. Der Karkhnuli aus Mirashkhani Mirashkhani, ihr Leben und ihre Arbeit, ihre Hoffnungen und Sorgen. verkauft sich gut, und dank des Milchverkaufs haben die Es ist ein Film über Menschen, denen es gelungen ist, Perspektiven zu Bauern ein regelmässiges Einkommen. schaffen für ein Leben in Würde. Der Mentalitätswandel, der sich im Dorf vollzogen hat, DVD Video, 27 Minuten ist überall spürbar. Neue Ideen reifen. Auch die Kartoffel- Mit Marina und Juri Mosidze, Natia und bauern organisieren sich genossenschaftlich und werden Otari Bolkvadze, Jambul Kamashidze, Emzari Abashidze, Jambul Khosrevanidze zusammen ein Lagerhaus für die Kartoffeln bauen. Da- und Nana Topuridze Schnitt: Marina Wernli durch können sie Kartoffeln erst dann verkaufen, wenn Kamera und Regie: Peter Indergand die Preise gut sind. Auch für Otaris Familie hat sich in den Produktion: Hanspeter Bigler-Tillison, HEKS letzten Jahren vieles verändert. Vor gut einem Jahr kam die Die DVD kann bestellt werden bei: info@heks.ch kleine Tochter Mari zur Welt. Dank des Bewässerungspro- jekts kann er heute Kartoffeln anbauen, dank der Käserei seine Milch verkaufen und ein Einkommen erwirtschaften. Bewässerung schafft Zugang zu Land « Wir kümmern uns um unsere Familien, damit sie nicht 2005 ermöglichten HEKS und die lokale HEKS-Part- hungern müssen », sagt er. « Und Gott sei Dank müssen sie nerorganisation Aspindza Union dem Dorf, eine Bewässe- das nicht. » fb rungsanlage zu bauen. Die Bevölkerung beteiligte sich mit Arbeitsleistung. Dank der Bewässerung konnten 30 Hekta- In der Schweiz verantwortlich: HEKS, Seminarstrasse 28, 8042 Zürich ren Land für Gärten und Ackerland gewonnen werden. Programmbeauftragte Georgien: Silvia Frei, Tel.: 021 613 40 72 Nach diesem ersten Erfolg begann im Bergdorf ein tief- Kirchgemeinden, die dieses Projekt unterstützen möchten, erhalten greifender Wandel: Die Bauern analysierten ihre Lage und Auskunft bei: Annelies Hegnauer Tel.: 044 360 88 06 beschlossen, ihre Milch nicht mehr zu schlechten Preisen an Spendenkonto: PC 80-1115-1 Zwischenhändler zu verkaufen, sondern gemeinsam zu ver- Weitere Informationen unter www.heks.ch arbeiten und so vom Mehrwert zu profitieren. Sie legten ihr Geld zusammen und bauten eine Molkerei selber auf, finan- ziell und fachlich unterstützt von HEKS.
contigo Nr.4 | 2010 15 für unsere Arbeit müssen also sowohl sprachlich als auch inhaltlich der jeweiligen Zeit angepasst werden. Dabei darf AKTUELL die Wertebasis, welche bei der Gründung von HEKS mass- geblich war, im Kern nicht tangiert werden. Werte gehören zum Kern Gemeinsamer Nenner Ueli Locher, Direktor HEKS Dieser Prozess der Weiterentwicklung unserer Werte- basis – an dem sich die Kader und der Stiftungsrat von Karitative Organisationen werden in der Regel HEKS beteiligten – war anspruchsvoll. So sollten mög- gegründet, um Menschen in Not beizustehen. lichst alle Mitarbeitenden in ihrer täglichen Arbeit etwas mit den Werten und Grundüberzeugungen anfangen Diese Solidarität könnte man auch als Grundwert können. Wir wollten kein theoretisch abgehobenes Pa- oder Triebfeder von Hilfswerken bezeichnen. Das pier, das in einer Schublade verschwindet. Es sollten die gesellschaftliche Umfeld und damit auch die Art Wurzeln unseres Hilfswerkes sichtbar werden und sowohl und Weise, wie Hilfe geleistet wird, befindet sich Mitarbeitende und Arbeitspartner ansprechen, die stark im christlichen Glauben verankert sind, als auch solche, aber in stetem Wandel. Das hat Auswirkungen deren Identität nicht primär von Kirche und Christentum auf die Interpretation von Werten und Grund- geprägt ist. Und schliesslich war es uns wichtig, auch bei überzeugungen. unseren Partnern in den Ländern des Südens, die ande- ren oder gar keinen Religionsgemeinschaften angehören, Es gibt Hilfswerke, die sind aus politischen Bewegun- Akzeptanz für die von uns definierten Werte und Grund- gen heraus entstanden. Andere wurden von Persönlich- überzeugungen zu finden. keiten gegründet, die mit ihrem Charisma breite Kreise der Bevölkerung von der Notwendigkeit solidarischen Neun Grundüberzeugungen Handelns zu überzeugen vermochten. HEKS wurde von Ausgangspunkt unserer Arbeit war das in der Strategie den evangelisch-reformier- für 2008 bis 2012 skizzierte ten Kirchen der Schweiz christliche Menschenbild. geschaffen. Gemeinsam ist Der Aussage « Der Mensch fast allen diesen Gründun- « So sind auch die universellen Men- ist Geschöpf Gottes » wurden gen, dass sie aus der Betrof- schenrechte, welche über Religi- die Begriffe Gerechtigkeit, fenheit angesichts mensch- onsgrenzen hinaus von den Staaten Selbstbestimmung und Re- licher Not erfolgten. Für anerkannt werden, zum Massstab für spekt zugeordnet. Der Satz HEKS – wie auch für andere unser Handeln geworden. » « Der Mensch ist Mensch in Hilfswerke, die in der glei- Ueli Locher, Direktor HEKS der Beziehung mit andern » chen Zeit entstanden – war wurde mit den Werten Soli- es die Not im Europa nach darität, Hilfe ohne Grenzen dem Zweiten Weltkrieg. und Verantwortung un- terlegt. Und aus der Aussage « Der Mensch ist Mensch in Christliche Nächstenliebe seiner Zerbrechlichkeit » wurden die Begriffe Partizipati- Es liegt nahe, dass sich die Kirchen am biblischen Gebot on, Nähe zu den Menschen und Wirkung hergeleitet. Jede der christlichen Nächstenliebe orientierten, um ihre dama- der neun Grundüberzeugungen oder Werte wird in einem ligen Aktionen zugunsten der Kriegsopfer zu legitimieren. knappen Text veranschaulicht. Auch heute, mehr als sechzig Jahre nach der Gründung von Ist damit die Wertediskussion bei HEKS abgeschlossen? HEKS, hat dieses Gebot nichts von seiner Bedeutung ein- Nein. Denn einerseits werden diese Werte in unserer tägli- gebüsst. Es ist mittlerweile allerdings nicht mehr die einzi- chen Arbeit spür- und sichtbar, andererseits wird sich die ge Wertebasis, an der wir uns orientieren. So sind auch die Welt weiter verändern und uns dazu herausfordern, unsere universellen Menschenrechte, welche über Religionsgrenzen Grundlagen von Zeit zu Zeit zu überdenken. hinaus von den Staaten anerkannt werden, zum Massstab für unser Handeln geworden. Und die Art und Weise, wie wir Das gesamte Dokument findet sich auf unserer Website unter Hilfe leisten, hat sich über die Jahrzehnte stark verändert. www.heks.ch/de/ueber-uns/werte-und-ziele. So wurde der karitative, vom Gedanken der Barmherzigkeit geprägte Ansatz der Aktionen von damals weitgehend abge- löst von Handlungsstrategien, die Werte wie Partizipation oder Selbstbestimmung ins Zentrum stellen. Die Leitlinien
16 contigo Nr.4 | 2010 Für die Jahre 2010/11 werden auf den Philippinen für HEKS-Projekte, Aktion die Zugang zu Land ermöglichen SAMMELKAMPAGNE sollen, 142 776 Franken eingesetzt. Hilfe schenken! Damit werden Protestaktionen ge- « Entwicklung plant und organisiert, Erfahrungsaus- ermöglichen » Überraschen Sie Ihre Liebsten mit tausch zwischen den im Landkampf einem Geschenk, das Freude be- involvierten Gruppen ermöglicht, Al- Drei Viertel der mittellosen Men- lianzen aufgebaut und Betroffene ver- schen weltweit leben im ländlichen reitet, und leisten Sie gleichzeitig netzt, Rechtsberatung und Trainings Raum. HEKS unterstützt ländliche Hilfe zur Selbsthilfe für Notleiden- finanziert sowie Klagen vor Gericht Gemeinschaften, die mit vereinten de auf der ganzen Welt. Auch die- eingereicht und begleitet. All diese Kräften ihre Lebenssituation verbes- ses Jahr können wir Ihnen wieder Aktivitäten sind nötig, damit landlo- sern wollen. So auch in Mirashkha- se Bäuerinnen und Bauern Zugang zu ni (siehe auch Text zum Projekt auf sinnvolle Geschenke vorstellen. Land erhalten. Für das laufende und Seite 14). Das Dorf liegt im Süden Zum Beispiel ein Stück Land: das kommende Jahr liegt die Ziel- Georgiens auf 1400 Meter über Meer. grösse bei 1847 Hektaren Land. Teilt Die Sommer sind hier heiss und tro- man die Kosten durch die angestreb- cken, die Winter kalt. Bis vor fünf te Landfläche, liegt der Preis für die Jahren waren die 60 Bauernfamilien Erlangung einer Hektare Land bei 77 des Dorfes auf sich allein gestellt und Franken. manchmal litten sie Hunger. Heute werden in Mirashkha- Schenken Sie symbolisch! ni täglich Quark, Butter und Käse, Eine Hektare Land für 77 Fran- darunter der typisch georgische ken – eines der vielen sinnvollen « Karkhnuli » produziert. Jede Woche Geschenke, die Sie zu Weihnachten können rund 200 Laibe davon di- © HEKS/Karin Desmarowitz schenken können! Wählen Sie aus, rekt an Läden in Tbilissi und Batumi und Sie erhalten dann per Post die verkauft werden. Es geht aufwärts in stilvolle Urkunde zum ausgewählten Mirashkhani. Weitere Dörfer werden Artikel als Geschenk für Ihre Liebs- dem Beispiel folgen. ten! Ihre Spende geht je nach Ge- Baltasar Enomerables mit einem Farmplan schenk in einen von sieben Fonds mit Informationen für die fest definiertem Verwendungszweck. Kirchgemeinden Ein Stück Selbstbestimmung Jedes Geschenk ist einem Fonds zu- In seiner diesjährigen Sammel- Es sieht aus wie eine Kinderzeich- geordnet. So haben Sie volle Transpa- kampagne stellt HEKS die ländliche nung, was Baltasar Enomerables aus renz über die Verwendung des Gelds, Entwicklung im kargen Bergland dem philippinischen Davao Oriental und uns ist es möglich, schnell dort Georgiens in den Mittelpunkt. Die in den Händen hält. Doch es ist ein zu helfen, wo es am nötigsten ist. Sie HEKS-Sammlung dauert bis Mit- Farmplan, welcher Baltasar zeigt, wie haben die Möglichkeit, Geschenke te Dezember und wird begleitet er sein Stück Land optimal nutzen aus den folgenden Kategorien aus- durch einen Fernsehspot, Plakate kann. Sieben Jahre lang kämpfte der zuwählen: Entwicklung ländlicher und Prospekte, die den kantonalen ehemalige Kokospflücker, der zu ei- Gemeinschaften, Friedensförderung, Kirchenblättern beigelegt werden. nem Hungerlohn auf einer Plantage Humanitäre Hilfe, Zwischenkirch- Kirchgemeinden und Pfarrpersonen arbeitete, für ein eigenes Stück Land. liche Hilfe, Soziale Integration und erhalten rechtzeitig umfangreiche Mit der Unterstützung der HEKS- Anwaltschaft für sozial Benachteilig- Unterlagen mit weiteren Angebo- Partnerorganisation zeigte der Land- te. Dies sind die Schwerpunktthemen ten und konkreten Handlungsvor- kampf schliesslich Wirkung: Die 110 von HEKS und damit ausgewiesene schlägen zur Sammlung. Zum ersten Hektaren der Plantage wurden an Stärken der Organisation. fb Mal erscheint ein umfangreiches die Plantagenarbeiter und ihre Fa- Kampagnendossier mit Mitmach- Bestellen Sie Geschenke Online unter milien umverteilt, wie es das Gesetz möglichkeiten für alle, die HEKS www.hilfe-schenken.ch oder bestellen Sie den vorschreibt. Nun ist Baltasar stolzer Geschenkkatalog mittels Bestellschein auf der unterstützen wollen. Das Dossier Besitzer einer Hektare Land. Einer Rückseite dieses Heftes oder telefonisch unter kann heruntergeladen werden unter Hektare, welche für ihn ein selbstbe- 044 360 88 99. www.heks.ch/sammelkampagne. stimmtes Leben bedeutet.
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