MITTEILUNGEN HERBST 2021 - RUDOLF STEINER SCHULE BERNER OBERLAND

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MITTEILUNGEN HERBST 2021 - RUDOLF STEINER SCHULE BERNER OBERLAND
MITTEILUNGEN
HERBST 2021

FEUER     RUDOLF STEINER SCHULE
          BERNER OBERLAND
MITTEILUNGEN HERBST 2021 - RUDOLF STEINER SCHULE BERNER OBERLAND
UNSERE SCHULE FEIERT IHREN 40. GEBURTSTAG
Zur Grundsteinlegung
am 29. April 1997
                                                             40Jahre
                                    SEITE 2

HEUTE
Aus der ersten Klasse              SEITE 4
Mut zum Matsch - Lehmofen          SEITE 6                   RUDOLF STEINER SCHULE
Aussichtsturm                      SEITE 8                   BERNER OBERLAND
4 Elemente wie bei Aristoteles     SEITE 9
Musikunterricht 1. Teil            SEITE 14

STEINERSCHULE UND WAS DANN?
                                               Impressum
Annemarie Bäschlin                  SEITE 17
                                               Herausgeber                                  Auflage 1300 Ex.
EIN TAG IM LEBEN VON...?                       Kollegium und Vereinigung                    37. Jahrgang, Nr. 156
                                               Rudolf Steiner Schule
Michael Schaub                      SEITE 23   Berner Oberland                              Erscheinungsweise
                                               Astrastrasse 15                              Vierteljährlich: Frühling, Sommer,
VERÄNDERUNGEN                                  CH-3612 Steffisburg                          Herbst und Winter
Wir verabschieden                   SEITE 25
                                               Beiträge und Artikel                         Abonnementspreis
Wir begrüssen                      SEITE 26    Die Inhalte werden von den                   Jahresabonnement Fr. 20.-,
                                               jeweiligen AutorInnen                        für Vereinsmitglieder gratis
WIR BESUCHEN                                   selbstverantwortet
                                                                                            Bankverbindung
Cecilia & Quentin von der solidarischen        Redaktion                                    PC 34-4839-5
Landwirtschaft Erlengut             SEITE 29   Benjamin Kälin, Gabriele Ortner,             IBAN CH59 0900 0000 3400 4839 5
                                               Pascaline Rubin, Jasmine Stampfli,
                                               Daniela Steger
HAUSMITTELTIPP                                                                              Redaktionsschluss/Themen
                                               mitteilungen@steinerschulebo.ch
                                                                                            1. Dezember/Winter
Der feurige Senfwickel              SEITE 35
                                               Fotos
                                                                                            Inserate
                                               Ti, Rt, S. 9, 12, 13, 17-20, 24-27, 28-33,
BUCHTIPPS                                      Gabriele Ortner,
                                                                                            Gabriele Ortner
                                                                                            c/0 Rudolf Steiner Schule
Therapeutische Wickel               SEITE 36   S. 4-5 Justine Gölz
                                                                                            Berner Oberland
                                               S. 6-7 Jasmine Stampfli
Die feuerrote Friederike            SEITE 37   S. 8 Urs Neuhaus
                                                                                            mitteilungen@steinerschulebo.ch

                                                                                            1 Seite   121 x 180 mm Fr. 280.-
MÄRCHEN                                                                                     ½ Seite   121 x 90 mm Fr. 150.-
                                               Bildredaktion
Fliege und Spinne                   SEITE 38   Gabriele Ortner-Rosshoff
                                                                                            ¼ Seite   121 x 45 mm Fr. 80.-

                                               info@bilder-spektrum.ch
                                                                                            Layout
VORSCHAU
                                                                                            Gabriele Ortner-Rosshoff
                                               Korrektorat
Basar21                            SEITE 40
                                               Natalie Wacker
                                                                                            www.bilder-spektrum.ch

Veranstaltungen                                Kerstin Linder
                                                                                            Druck
                                                                                            Copyquick Thun
SPENDEN | SPONSORING                                                                        www.copyquick-thun.ch
                                               Beilagen:
Eine Spende, die ankommt           SEITE 42    Basarkarte
                                               Flohmarktkarte
WIR SUCHEN
Neue Lehrpersonen                   SEITE 43

INSERATE                           SEITE 44                                       Der Druck dieser Mitteilungen
FERIENORDNUNG                      SEITE 50                                       wurde von der Firma Weleda
ADRESSEN                           SEITE 51                                       freundlicherweise mit einer
STANDORTE | KONTAKT                SEITE 52                                       Spende unterstützt.
MITTEILUNGEN HERBST 2021 - RUDOLF STEINER SCHULE BERNER OBERLAND
Natur, dein mütterliches Sein,
                                                 Ich trage es in meinem Willenswesen;
                                                 Und meines Willens Feuermacht,
                                                 Sie stählet meines Geistes Triebe,
                                                 Dass sie gebären Selbstgefühl
                                                 Zu tragen mich in mir.

                                                 Aus dem Anthroposophischen Seelenkalender
                                                 zur Michaeli-Stimmung, 29. September

Liebe Leserinnen und Leser

Die ersten Mitteilungen im neuen Schuljahr       Ich wünsche Ihnen, dass uns diese Kräfte, der
stehen unter dem Motto Feuer. Erde, Wasser       Mut, die Tatkraft und das Wissen um die Wahr-
und Luft werden folgen, aufgrund unseres         heit begleiten und stärken, besonders wenn wir
Jubiläumsjahres weiterhin in Farbe und wir       uns aufgrund des Jahreszeitenwechsels wieder
haben uns entschieden, für die nächsten vier     mehr nach innen wenden und unser inneres
Titelbilder Szenen aus dem Sommerspiel zu        Licht entfachen werden.
wählen.
                                                 Ein Lichtblick im Redaktionsteam: Wir freuen
Feuer kann Funken zünden, erhellen und wär-      uns ganz besonders, dass wir gleich zwei neue
men sowie brennen und verwandeln. Von allem      Mitglieder begrüssen dürfen, Benjamin Kälin
finden Sie etwas in dieser Ausgabe.              und Jasmine Stampfli.

Der Herbst ist bereits spürbar. wenn dieses      Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen
Heft erscheint. Am letzten Schultag vor den
Ferien werden die Klassen ein Michaelifest mit   Pascaline Rubin, für das Redaktionsteam
einer entsprechenden Geschichte, und wenn
das Wetter es wieder ermöglicht, einen Par-
cours mit Mutproben und einem Erntedankfest
erlebt haben.

Warum ein Michaelifest? Sankt Michael zählt
zu den vier Erzengeln. Sein Element ist eben-
falls das Feuer, oft wird er mit einem Drachen
abgebildet, welchen er bezwingt und zähmt.
Dazu gilt er als Verwalter der kosmischen
Intelligenz.

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MITTEILUNGEN HERBST 2021 - RUDOLF STEINER SCHULE BERNER OBERLAND
UNSERE SCHULE FEIERT IHREN 40. GEBURTSTAG!

Zur Grundsteinlegung am 26. April 1997
Am 24. April 2021, an einem Donnerstag,       Keimlegung für Künftiges erleben. Verbin-
haben wir in der Konferenz zurückgeschaut     den wir nicht unseren Willen mit den Kräf-
auf die Feier der Grundsteinlegung, im Zu-    ten der Tiefe, mit der Erde, die uns trägt?
sammenhang mit der Schulbiographie, ge-
denkend an das 40-jährige Bestehen der        Wenn wir nun auch die Emanationen der
Rudolf Steiner Schule Berner Oberland.        Umwelt miteinbeziehen, dürfen wir dann
                                              nicht an die Wirksamkeiten denken, die uns
Wir waren damals als Schulgemeinschaft        helfend aus dem Umkreise entgegenkom-
umgezogen von Spiez nach Steffisburg,         men? Die künftigen Bewohner des neuen
haben dort eine neue Bleibe bezogen. Das      Baues treten ein in das liebevoll gestaltete
Schulhaus an der Astrastrasse wurde nach      Schulhaus. Diesen Einzug nun feiern wir
der Grundsteinlegung (26. April 1997) und     mit einem Festesaugenblick. Es wird vor
einem Richtfest (14. Mai 1997) am 12. Sep-    den Augen der versammelten Kinder, vor
tember 1997 eingeweiht.                       der gesamten Schulgemeinschaft der Pen-
                                              tagondodekaeder versenkt.
Alle Vorbereitungen in den Baufragen wa-
ren so weit beendet. Das Ringen um gute       Was wird in den Grussworten und Reden
Planung und die Sorgen um ausgeglichene       an- und ausgesprochen? Ist es nicht ein Er-
Finanzen befanden sich auf guten Wegen.       innern an die Wege und Prozesse einer dy-
Ein Innehalten war geboten.                   namischen Baugeschichte, die wach wird?
                                              Ist es nicht ein Besinnen auf den tätigen
Wir besannen uns auf die intime Feier der     Geist der Arbeit, auf das Leben, welches
Grundsteinlegung. Diejenigen Menschen,        das neue Haus mit Sinn und Wärme erfül-
die ihre Herzkraft und ihren Willen einge-    len will? Das Bauen ist abgeschlossen. Die
setzt hatten, um für unsere Kinder eine an-   errichteten Wände wollen schützen und
gemessene Hülle zu ermöglichen, hatten        behüten, was im Innern für die Kinder sei-
sich zusammengefunden. Dies geschah           nem Sinn und Zweck nach werden kann,
in grosser Dankbarkeit. Was kann das          wachsen will. Der Geist der Schule wird –
Einpflanzen des Grundsteines unter die        unsichtbar und doch wirklich – die Eintre-
Schwelle des Hauses, unter dem Saal, im       tenden offen und von Herzen empfangen.
Keller, von einer Bodenplatte sichtbar ge-
kennzeichnet, bedeuten?                       In diesem Sinne sehen wir, an den Impulsen
                                              der Gründungszeit der Schule uns orientie-
Aus dem Zusammenwirken der Gedanken           rend, in der Entwicklung des Schulwesens
um den Gründungsimpuls unserer Schule         ein Dreifaches: Zuerst in der Grundstein-
können wir das Versenken des Pentagon-        legung das Erbitten des Vatersegens, der
dodekaeders im Schosse der Erde wie eine      schützend begleiten möge, was Intention
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MITTEILUNGEN HERBST 2021 - RUDOLF STEINER SCHULE BERNER OBERLAND
UNSERE SCHULE FEIERT IHREN 40. GEBURTSTAG!

der Schulgründer war. Im Weiteren das                Grundstein-Spruch
sich Anvertrauen dem wahren Zeitgeist,
der aus dem Umkreis in das offene Haus        Es walte, was Geisteskraft in Liebe
hineinwirken will, salutogenetisch.           Es wirke, was Geisteslicht in Güte
                                                    Aus Herzenssicherheit
Und schliesslich ein entschiedenes Sich –            Aus Seelenfestigkeit
Hinwenden – an die Aufgaben der Zeit.           Dem jungen Menschenwesen
Können wir uns adäquat dem Geist des              Für des Leibes Arbeitskraft
Menschwerdens so zuwenden, dass wir                 Für der Seele Innigkeit
ihm dienen und helfen die Not der Zeit zu         Für des Geistes Helligkeit
lindern?                                                Erbringen kann.

So wurden die im Folgenden abgedruckten         Dem sei geweiht diese Stätte:
Worte dem Grundstein beigelegt als ein             Jugendsinn finde in ihr
Saatgut, das festigen möge den Grund, auf       Kraft begabte, Licht ergebene
dem diese Schule wachsen und gedeihen                  Menschenpflege.
will.
                                            In ihrem Herzen gedenken des Geistes,
Jürg Voellmy                                           Der hier walten soll,
                                                      Die, welche den Stein
                                                  zum Sinnbild hier versenken,
                                                Auf dass er festige die Grundlage,
                                               über der leben, walten, wirken soll:
                                                      Befreiende Weisheit,
                                                   Erstarkende Geistesmacht,
                                                Sich offenbarendes Geistesleben.
                                                    Dies möchten bekennen:

                                                        In Christi Namen
                                                      In reinen Absichten,
                                                        In gutem Willen:

                                               Unterschriften der Gemeinschaft

                                                       Rudolf Steiner,
                                                Stuttgart, 16. Dezember 1921

                                                                                       3
MITTEILUNGEN HERBST 2021 - RUDOLF STEINER SCHULE BERNER OBERLAND
HEUTE - PÄDAGOGIK

Aus der 1. Klasse
Sind wir wirklich erst seit 2 Wochen eine    Oben angekommen gibt es das Z’Nüni. Mit
Klasse ???                                   Funkenschlägern wird ein Feuer entfacht.

Am 23.8.2021 fanden wir uns zum ersten
Mal als Klassengemeinschaft auf der Büh-
ne unserer Schule zusammen. Es war
für mich ein sehr vertrautes Gefühl, die
9.KlässlerInnen hinter mir auf der Bühne
zu wissen, mit denen ich die letzten vier
Jahren verbracht habe, die mir vertraut
sind und mit denen ich schon im letzten
Schuljahr „kollegial“ einiges gestemmt
hatte. – Und sie als Götti und Gotten wei-
ter „behalten“ zu dürfen ist ein Geschenk!

Nun haben wir schon 2 Wochen gelernt
und gearbeitet.

Jeden Morgen stehen die 9.Klässler be-
reit, nehmen die SchülerInnen der ersten
Klasse in Empfang, üben schon einmal so
lebenswichtige Dinge wie „Schleife ma-
chen“, oder winken wenigstens kurz, wenn
sie selbst spät dran sind, ihren Gotten-     Danach geht es an die Arbeit: Die Einrich-
kindern zu.                                  tung unseres Klassenzimmers ist noch
                                             nicht abgeschlossen. Eine Plane musste
Dann gibt es einen kurzen Kreis, wir be-     angebracht werden und wir übten, wie wir
grüssen uns, haben einen rhythmischen        sie als Klasse schnell (!) auf- und abbauen
Teil und lernen das „Thema des Tages“        – schliesslich kann der Regen auch über-
kennen. Im Formenzeichen sind das Vari-      raschend kommen… Am Sägebock wird
ationen der Geraden und der Gebogenen.       gesägt, eine Schaukel gebaut, geschnitzt
Wir haben eine kurze Heftarbeit mit einer    und geklettert.
Form des vorangegangenen Tages und
um 8:30 Uhr brechen wir auf zu unserem       Dann sammeln wir uns, um etwas zu
Waldklassenzimmer, oft ist Urs Neuhaus       üben: In Gruppen oder einzeln legen wir
dabei.                                       Formen, malen sie mit selbst hergestellten
                                             Kohlekreiden, Pflanzen- und Schlammfar-
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ben auf Papier oder an Bäume, üben mit       Auch ich arbeite an „meinem“ Werk. Zwi-
Kreide auf Tafeln, die wir im Wald lagern.   schendurch dürfen wir gerne schauen,
Manchmal sammeln und entdecken wir           was die anderen machen und gute Ideen
unsere Formen in der Natur und staunen       gerne übernehmen!
über besonders schöne Formen, die die
Natur erfunden hat.                          Manchmal arbeiten wir auch versetzt und
                                             nacheinander. Dann habe ich Zeit, mich
                                             jedem zu widmen und das Üben zu üben.

                                             Bald ist es Zeit, wieder in die Schule zu-
                                             rückzuwandern, dort gibt es nochmal eine
                                             kurze Heftarbeit: Die Form des Morgens
                                             hat sich verwandelt. Schliesslich ist es Zeit
                                             für eine Geschichte. Die dürfen wir im Lie-
                                             gen und in der Kuschelecke hören.

                                             Der Baudrang für das perfekte Märchen-
                                             bett ist gross, da müssen wir noch nach
                                             Lösungen suchen.

                                             Justine Gölz, 8. September 2021

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Mut zum Matsch: Ein Ofen aus Lehm
Wie alles begann?                            Was haben wir benötigt?

In der ersten Landbau-Epoche entdeckten      Eigentlich nur Lehm, Wasser, Stroh und
die Kinder der jetzigen 4. Klasse unter-     Weiden. Dazu kam ein schickes Ofenrohr.
schiedliche Erdschichten. Die Jungen und     Für den Lehmofen haben wir als Unterkon-
Mädchen freuten sich, die Erde vom Acker,    struktion noch einige Paletten verwendet –
vom Wald oder aus dem eigenen Garten ge-     man kann so einen Ofen aber auch eben-
nauer zu untersuchen. Die Kinder bemerk-     erdig aufstellen. Wir haben uns den Luxus
ten, dass man mit diesem Material nicht      erlaubt und vier Schamottsteine im Back-
nur matschen, sondern auch wunderbar         raum verlegt, damit die Brote auf reinem
bauen kann. Schliesslich wächst in uns der   Stein gebacken werden können.
Wunsch: Aus Ton und Lehm soll ein Lehm-
ofen gebaut werden. Wir möchten unser ei-
genes Korn zu Mehl verarbeiten und dann
im selbstgemachten Backofen backen. Un-
ser Traum: an der Schule einen Treffpunkt
schaffen, an dem regelmässig gemeinsam
mit Kindern und Eltern Brot gebacken wird.

                                             Was noch fehlt?

                                             Es heisst: „Wenn du einen Lehmbackofen
                                             bauen willst, brauchst du ein wetterfestes
                                             Dach“. Ein einfaches Schrägdach mit Über-
                                             ständen, eine Konstruktion mit wetterfestem
                                             Stoff, ein Dach mit Ziegeln? Lasst euch
                                             überraschen...

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Was hat gut geklappt?                           Eine grosse Backaktion findet im November
                                                am Basar statt: Kommt und kostet unsere
Den Lehmbrei mit den Füßen zu ‚ertreten’        Backwaren aus dem selbsgebauten Ofen.
und aus der Lehm-Mischung, Kugel um
Kugel, das Gewölbe zu bilden, war eine          Jasmine Stampfli
lustige und erfolgreiche Arbeit. Ein kleines
entfachtes Feuer kurz vor den Sommerferi-       Stimmen aus der Klasse:
en brachte den Beweis: Der Ofen hat einen
guten Zug und erste Rauch-Spuren nähren         Es hat mir sehr Spass gemacht den Lehm-
die Fantasie… Der Duft frisch gebackenen        ofenbau zu machen, vor allem den Lehm zu
Brotes ist vorerst noch von der Erinnerung      verarbeiten und das Kalkspachteln. (Hans)
gespeist – aber bald …
                                                Mir hat es besonders gefallen, die Paletten
                                                zusammenzubauen, da konnte ich nämlich
                                                mit dem Bohrer arbeiten, was ich toll fand.
                                                Ich hatte Glück, dass ich beim ersten Anfeu-
                                                ern dabei war und mithelfen konnte. (Elyn)

                                                Ich fand es schön, dass wir als Klasse zu-
                                                sammenarbeiten konnten. (Sara)

                                                Ich finde es toll, dass wir zu den Epochen so
                                                schöne Sachen machen und alles war cool.
                                                Ich bin sicher, dass auch das Brotbacken
                                                genauso viel Freude machen wird. (Jorina)

                                                Weil ich gerne mit dem Pinsel arbeite, hat
                                                mir der Kalkanstrich viel Spass gemacht
                                                und ich freue mich auf die Gestaltung mit
Doch der Erfolg gilt nicht nur der Klasse:      Mosaik. (Aruna)
Viele Eltern haben uns tatkräftig unterstützt
– ohne diese Hilfe wäre unser Traum wohl        Ich finde es cool, dass unsere Lehrerin das
nicht wahr geworden. Wir konnten auf die        mit uns gemacht hat. Wir durften in Grup-
Kraft unserer Gemeinschaft zählen und El-       pen arbeiten und fast alles selber machen.
tern brachten ihre Expertise ein.               Obwohl es viele Schwierigkeiten gab, ha-
                                                ben wir es geschafft. Manchmal träume ich
                                                noch vom Ofen. (Alenka)
                                                                                            7
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Aussichtsturm im Maisfeld
Bereits zum 4. Mal fand in Steffisburg das      ment. Das war anstrengend: Wir bohrten und
Kulturfestival statt, bei dem Frachtcontainer   schraubten und verwendeten dafür diverse
zu Kulturräumen auf Zeit werden, dieses         Handmaschinen. Zum Schluss durfte ich mit
Jahr mit einem neuen Konzept: 5 Kultur-         vier Klassenkameraden die vier Geländeele-
projekte, 5 Standorte, zu 5 verschiedenen       mente zusammenschrauben. Mir gefällt es,
Zeiten. Ein Teil davon war der Aussichtsturm    so zu Werken. Vor allem freue ich mich auf
mit Blick auf ein Maisfeld-Labyrinth. Dank      den Abholflug des Helikopters, den Aufbau
dem Einsatz der Firmen Holzimpuls und Dü-       auf dem Maisfeld und auf das gesamte Er-
rig & Völkl und der Hilfe einzelner Schüle-     gebnis.
rinnen und Schüler der 7. Klasse unter der
Leitung von unserem Werklehrer, Urs Neu-        Namio, für die Holzkonzstruktion mit Imanu-
haus, konnte dieser nach den Sommerferien       el, Myroslaw, Bastian, Leon, Luan, Robin
erstellt werden.

Wir Jungens aus der der 7. Klasse bauten an
dem Aussichtsturm mit.

                                                Wir hatten zwei grosse Holzplatten zu ge-
                                                stalten. Als wir uns entschieden Mandalas
                                                zu malen, begannen wir sofort damit, da die
                                                Mandalamalerei ziemlich zeitaufwendig ist.
                                                Es brauchte zwar jedes Mail ein wenig Zeit,
                                                bis man so richtig drin war, dafür hat es im-
                                                mer Spass gemacht! Ein Dankeschön an
                                                alle, die uns das Projekt ermöglicht haben!
                                                Wir hoffen, das Ergebnis hat gefallen.
Als erstes luden wir an einem Nachmittag
das rohe Bauholz für den Aussichtsturm          Amélie, Lena & Lia
vom Anhänger ab. Danach schauten wir die        für die Geländerabdeckung.
Pläne an und bauten das grosse Turm-Ele-        www.artcontainer.steffisburg.ch/

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Vier Elemente wie bei Aristoteles
statt 118 chemische Elemente
Gehören Sie auch zu diesen Menschen, die        durcheinander wirke: Feuer, Wasser, Luft
von ihrem Chemieunterricht in der Schule        und Erde. Feuer sei das, was heiss und
berichten, dass er völlig ergebnislos ge-       trocken ist, Luft das, was warm und feucht
blieben ist? Dann sind Sie nicht alleine.       ist, Erde sei das, was kalt und trocken ist,
Als Jugendlicher hat man eine natürliche        Wasser sei das, was kalt und nass ist.
Empfindung, dass man mit Geist und Seele
begabt ist. Und beides hat in der heutigen      Was geschieht, wenn eine Pflanze vergeht,
Naturwissenschaft keinen richtigen Platz.       abstirbt, verwelkt oder verfault? Dies sind
Es fehlt dadurch die innere Beziehung zum       Prozesse, die sich der Mensch in vielerlei
Unterrichtsthema und es entsteht eine un-       Hinsicht zunutze macht.
überbrückbare Kluft zwischen Lehrperson
und Lernenden. Kann ein junger Mensch,          In der 9. Klasse besteht bei den Schülern
der mit Leib, Seele und Geist begabt ist,       schon viel stärker ein Wunsch „selber et-
sich hineinfinden in die alles beherrschende    was herzustellen“, als einfach dem stillen
naturwissenschaftliche Denkart, ohne Scha-      Pflanzenwachstum zuzusehen und dessen
den zu nehmen? Rudolf Steiner verneint dies     Stofflichkeit vorsichtig zu zerlegen. Da eig-
definitiv in seinem siebten Vortrag vom 18.     net sich bestens, was mit Gärungsvorgän-
Juni vor genau 100 Jahren: Menschener-          gen zu tun hat, wie sie benutzt werden beim
enntnis und Unterrichtsgestaltung: „Ist denn    Brotbacken, bei der Alkoholherstellung, Es-
nicht alles, was wir geworden sind, infiziert   sigherstellung usw. Anstelle offener Gläser,
von der materialistischen Gesinnung, die        die erhitzt und umgeschüttet werden, treten
heraufgekommen ist? ... wir stehen so da,       in der Chemie jetzt verwirrend aussehende
dass wir eine Kluft aufgerichtet haben zwi-     Glasapparate mit Spiralen, Kolben, Röhr-
schen uns und dieser Jugend. ...Das war         chen und Kühlern. In der 9. Klasse geht es
die Farce, dass man auf diese 70 (heute         um den Übergang zwischen Pflanzensub-
118) chemischen Elemente im letzten Drit-       stanz und mineralischer Substanz.
tel des 19. Jahrhunderts eine Weltanschau-
ung gebaut hat.“                                Im Grunde genommen kann man den zu er-
                                                wartenden Bereich schon gedanklich erah-
Die vier Elemente des Aristoteles               nen, wenn man das Vergehen der Pflanzen-
                                                substanz als Steigerung der Einseitigkeit
Bei den alten Griechen herrschte noch ein       des ehedem Belebten in Richtung eines der
enges Verständnis zwischen den Gene-            fünf folgenden mineralischen Prinzipien an-
rationen. Die Griechen hätten niemals die       sieht: Kohle, Wasserstoff, Wasser, Kohlen-
Idee entwickeln wollen, dass die Welt aus       säure und Luftsauerstoff. Dazu muss man
chemischen Elementen bestehe. Vielmehr          allerdings erst einmal Kohle, Wasserstoff,
glaubten sie, dass eine lebendige Vierheit      Wasser, Kohlensäure und Luftsauerstoff

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ein wenig kennen. Kohle und Wasserstoff         nichts; das Rauchgas der Kohle ist die
sind zunächst die beiden wichtigsten mi-        schwere, luftartige Kohlensäure, die ja auch
neralischen Stoffe, die eine „Feuernatur“       von Mensch und Tier ausgeatmet wird, die
in sich tragen. Diese wird allerdings erst      im Mineralwasser sprudelt und ein wenig
wirksam, wenn man sie anzündet und Luft         säuerlich schmeckt. Diese beiden Rauch-
bzw. Luftsauerstoff zugegen ist. In einer At-   gase kann man als zwei wässrige, ru-
mosphäre von reinem Stickstoff verbrennt        hende, ausgeglichene Prinzipien ansehen.
nichts, auch nicht bei noch so hohen Tem-       Beide werden bezeichnenderweise zum
peraturen. Das charakterisiert nun schon        Feuerlöschen benutzt und bilden etwas
ein wenig den Sauerstoff, der sozusagen         Eisartiges (Wasser bei 0°C, Kohlensäure
aus allem Brennbaren Licht und Wärme ver-       bei - 80°C). Der emporstrebende fliehende
treibt und Rauch bzw. Asche übrig lässt. Wir    Hauch, Wasserstoff wird so zum bewegten,
nennen ihn wegen seiner steten Beteiligung      irdischen, ruhig fliessenden Wasser. Die
am Feuer die „anfachende Natur“. Die Koh-       schwarze Starre der Kohle wird zur luf-
le und der Wasserstoff verhalten sich nun       tigen, formlosen, absinkenden Kohlensäu-
innerhalb des Feuerelements wiederum po-        re.
lar entgegengesetzt. Die Kohle vertritt das
erdige, gestalthafte Prinzip und glüht, nur     Primat des Lebens über das Tote
auf der Erde ruhend, lange vor sich hin – im
Idealfall ohne jede Flammenerscheinung.         Die Verbindung all dieser Eigenschaften,
Im Diamanten ist ihre Bereitschaft, die Ge-     des Bewegens, des Gestalthabens, des
stalt zu wahren, zum härtesten Material         Fliessens, des Hauchens, des Emporstre-
der Welt geronnen. Der Wasserstoff dage-        bens, das macht doch eigentlich das Pflan-
gen ist luftig und leicht. Nichts charakte-     zenleben aus und so finden wir, dass richtig
risiert ihn besser als der Versuch, mit den     beobachtet und angemessen darüber ge-
zum Himmel steigenden Seifenblasen, die         dacht wurde. Was sich mineralisch darstellt,
angezündet werden können und dann mit           ist nicht einfach nur tot, sondern, genauer
gelber Lichterscheinung als Flamme verge-       gesagt, aus dem Leben herausgefallen und
hen. Wasserstoff gibt Flamme ohne Glut.         wieder bereit, neuem Leben sich einzuglie-
Man sollte ihn eigentlich Flammenstoff nen-     dern. Was ich hiermit andeuten möchte, ist
nen – ein Flammenstoff, der wegen seiner        nicht weniger als ein Primat des Lebens
Leichte und Feurigkeit sich ausnimmt wie        über das Tote. Eigentlich ist einleuchtend,
Sonnenpräsenz auf der Erde. Interessant         dass wir überall nur beobachten, wie Mine-
ist auch noch, was die Verbrennung dieser       ralisches aus dem Leben entlassen wird:
beiden gegensätzlichen Prinzipien Kohle         Skelette, Wasser, Kohle, Salze.
und Wasserstoff hinterlässt: Das Rauchgas
des Wasserstoffs ist Wasserdampf – sonst

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Die Selbstorganisation des Toten zum ein-        besonders in Zeiten der Not praktische Ver-
zelligen Lebewesen, nach der in den For-         wendung.
scherstuben heutzutage so fieberhaft ge-
sucht wird, kann auch durch noch so langes       Nun ist es aber interessant zu sehen, was
Kochen einer „Ursuppe“ nicht bewirkt wer-        geschieht, wenn man dem Zucker das zwei-
den. Das Tote als den Quellort allen Lebens      te ausgeglichene Prinzip, die Kohlensäure,
zu vermuten, ist die Domäne der Materia-         zuerst entreisst. Auch das ist möglich und
listen. Die umgekehrte Denkrichtung ergibt       das Ergebnis muss rein gedanklich ein bes-
sich dagegen einfach aus der unbefan-            ser brennendes Flüssiges sein, nämlich
genen Beobachtung der Vorgänge, wie sie          Feuerwasser – sprich Alkohol.
dauernd in der Natur ablaufen. Nach die-
sem kleinen Exkurs in das Gebiet des Mi-
neralischen können wir das Vergehen der
Pflanzenstoffe als stufenweise Annäherung
an die Einseitigkeit der Mineralstoffe studie-
ren.

Stufen der Verwandlung

Was mit dem Zucker geschieht, wenn er
Wasser abspaltet, sehen wir noch an der
lebenden Pflanze. Natürlich nimmt sei-
ne Feuernatur, seine Brennbarkeit zu und
er gestaltet sich zu Erdigerem, Festerem,
über Stärke und Zellulose bis hin zum Holz.
Dem Holz kann man nun nicht mehr wei-            Man kann auf Rosinen oder direkt auf
ter Wasser entziehen, ohne es zu minera-         Traubenzucker und Wasser etwas lebende
lisieren, zu Kohle werden zu lassen. Das         Hefepilze geben und das Ganze bei Zim-
wird ja auch tatsächlich in der Köhlerei ge-     mertemperatur stehen lassen. Schon nach
macht. Man erhitzt Holz unter Luftabschluss      wenigen Stunden hat sich das Gemisch in
und erhält Kohle. Verwendet man statt des        eine schäumende, brausende, arbeitende
primitiven Kohlenmeilers einen geschlos-         Brühe verwandelt und man staunt, wie aus
senen Versuchsaufbau mit Kühler und Gas-         einigen wenigen Weinbeeren sich viele Li-
behälter, so gewinnt man ausserdem noch          ter Kohlensäure entwickeln können. Diesel-
„Feurig Flüchtiges“ (Holzgas) und ein halb       be Kohlensäure lässt ja auch den Hefezopf
wässriges, halb öliges Destillat (Holzteer       aufgehen. Nach einigen Tagen hat sich alles
und Holzessig). Alle diese Dinge fanden          wieder ziemlich beruhigt und nun schmeckt

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die Brühe wie Wein mit übertrieben starkem   Die richtige Menge Traubenzucker im Blut
Hefearoma. Will man Schnaps daraus ge-       ermöglicht uns erst die volle Bewusst-
winnen, so muss bei ca. 80°C der Alkohol     seinsklarheit – der Alkohol macht sie be-
im Destilliergerät verdampft und wieder      reits wieder zunichte – leider in grossem,
gekühlt werden. Der Alkohol steht nun so     epidemieartigem Ausmass. Die Steigerung
ungefähr in der Mitte zwischen Wasser und    des „feurig-flüchtigen Prinzips“ des Zuckers
Fett und es wundert uns nicht, dass er mit   zum Alkohol ist uns durch Beseiti-
beidem problemlos Lösungen eingeht. Die      gung     eines     „wässrig-ausgeglichenen“
grössere Flüchtigkeit des Alkohols im Ver-   Prinzips, der Kohlensäure gelungen.
hältnis zum Zucker ist begleitet von einem   Alkohol brennt nicht nur besser als der Zu-
blumigen Aroma und all demjenigen, was       cker, sondern siedet bereits bei 80° C. Die
als die bewusstseinstrübende Eigenschaft     Verwandlungsmöglichkeiten sind damit
des Alkohols bis zum Delirium Tremens be-    noch nicht erschöpft. Dem Alkohol wiede-
kannt ist.                                   rum kann auch noch das zweite wässrige
                                             Prinzip, nämlich Wasser, entrissen werden.

                                             Wir denken uns eine andere Substanz
                                             als den Alkohol, noch leichtentzündlicher,
                                             noch bewusstseinstrübender; noch leich-
                                             ter flüchtig, noch blumiger aromatisch. Was
                                             entsteht? - Der Äther! Dieser wurde frü-
                                             her viel in den Spitälern als Narkosemittel
                                             eingesetzt. Er siedet schon bei 35° C und
                                             kann ohne weiteres Zutun schon durch die
                                             blosse Anwesenheit von Luftsauerstoff zur
                                             Entzündung bzw. Explosion kommen. Die
                                             Herstellung des Äthers gelingt nun nicht
                                             mehr biologisch durch Zusatz von Pilzen
                                             oder Bakterien. Sie muss brutal erzwun-
                                             gen werden durch Hitze und konzentrierte
                                             Schwefelsäure in hitzefesten, aber feuerge-
                                             schützten Glasapparaten.

12
HEUTE - PÄDAGOGIK

                                                derum ein bakterielles Gärprodukt des Alko-
                                                hols, das unter der Einwirkung von Luftsau-
                                                erstoff entsteht. Mit verschiedenen Säuren
                                                und verschiedenen Alkoholen komponiert
                                                die Industrie die künstlichen Aromen wie
                                                „Birnengeschmack“, „Bananengeschmack“,
                                                „Erdbeergeschmack“, die den bei Schüle-
                                                rInnen so beliebten Kaugummis und „Guet-
                                                zlis“ beigemischt werden. Im Gegensatz zu
                                                den echten Pflanzendüften und Fruchtaro-
                                                men, riechen und schmecken die Ersatz-
                                                stoffe aufdringlich, einförmig und fade. Sie
                                                sind wie eine leere Karikatur der echten
                                                Pflanzenaromen, die eine sehr feine che-
                                                mische Komposition darstellen. In einer
                                                reifen Erdbeere oder einer reifen Tomate
                                                – frisch aus dem Garten geerntet – lassen
                                                sich einige tausend Komponenten des Ge-
                                                schmacks nachweisen.

Die bewusstseinsauslöschende Wirkung            Für ein Kaugummiaroma genügt es, die
des Äthers beruht auf einem sehr simplen        widerlich ranzig stinkende Buttersäure mit
Prinzip: Die fetthaltigen Markscheiden des      dem ebenfalls unangenehm süsslich-ölig
Zentralnervensystems werden vom Äther in        riechenden Amylalkohol einer Destillation
Lösung gebracht. Jetzt fehlt dem menschli-      mit Schwefelsäure zu unterziehen.
chen Geist das materielle Widerlager, das
seine Tätigkeit in den Seelenraum zurück-       Rudolf Ortner
spiegelt und so zum Bewusstsein bringt.

Eine Abwandlung des blumigen Aromas
vom Äther zum Fruchtigen hin gelingt in der
Herstellung der verschiedenen Estersorten.
Die Ester werden ähnlich dargestellt wie
der Äther, aber mit dem Unterschied, dass
ein Teil des Alkohols durch eine organische
Säure ersetzt wird, wie wir sie zum Beispiel
im Essig finden. Der Essig selbst ist ja wie-

                                                                                          13
HEUTE - PÄDAGOGIK

Musikunterricht 1. Teil
Wurzelnd in der Kultur der Vergangenheit        Mein jüngster Sohn hat mich als Dreizehn-
– gelebt in der Kultur von heute – frucht-      jähriger auf einer Reise in Irland einmal ge-
tragend für die Kultur von morgen               zielt angesprochen: «Papa, warum gibt es
                                                für mich als Jugendlichen eigentlich keinen
                                                Spielplatz, wo ich so spielen kann und darf,
Vorspann:                                       wie ich es mit meinen jetzigen Interessen
                                                gern machen würde? Eigentlich würde ich
Diese einleitenden Worte gelten nicht nur       gerne auf einem Spielplatz meine Fantasie-
für den Musikunterricht, sondern sie gelten     spiele als Kampfspiele und verrückte Verfol-
letztendlich für alle künstlerischen Schulfä-   gungsjagden spielen können. Das geht aber
cher. Trotzdem lohnt es sich, diese Realität    nicht, das wäre sehr peinlich und auch nicht
einmal aus der Perspektive des Musikunter-      der richtige Ort dafür!»
richts genauer zu betrachten, zeigt es sich
doch gerade an der Musik und ihrer Verwurz-     Wir haben dann fantasiert, was es alles
lung in der Kultur unserer Epoche, was sich     dazu bräuchte: Platz für Kampfspiele, Raum
im Spiegel dieser Kultur in der Musik aus-      für Zusammensein ohne Erwachsene, die
drückt! Daraus möchte ich der Frage nach-       Möglichkeit, laute Musik zu machen und zu
gehen, wie viel einem jungen Menschen, der      hören, einen Sportplatz u.v.a.m. Was macht
in der heutigen Musikkultur aufwächst, denn     es für uns als Erwachsene so schwer, den
zugemutet werden darf und soll? Inwiefern       Bedürfnisse der jungen Menschen gerecht
lässt es eine geistgetragene Pädagogik zu,      zu werden, warum geben wir ihnen zu we-
das gegenwärtige Musikgeschehen in den          nig Raum oder befürchten die daraus resul-
Unterricht zu integrieren? Ich möchte diese     tierenden Gefahren? Ganz einfach, weil die
Betrachtung differenzieren zwischen Kin-        Gefahren real sein können und weil es ab
dern vor dem zwölften Lebensjahr, Jugend-       diesem Alter auch einen Bruch zwischen un-
lichen im pubertären Alter zwischen zwölf       seren Bedürfnissen und den Bedürfnissen
und fünfzehn Jahren und jungen Erwachse-        unserer Kinder gibt. Auch haben wir unse-
nen ab dem sechzehnten Lebensjahr. Aus          re, aus der persönlichen Erfahrung erwor-
meiner eigenen Biografie schöpfe ich hier       benen, Vorstellungen von dem, was gut und
auch von meinen persönlichen Erfahrungen        schlecht ist und was wir zulassen und ver-
als Kind und Jugendlicher und dem, was          meiden möchten. Der jugendliche Mensch
ich aus dem lebenslangen Ringen um diese        erwacht in der eigenen Individualität und
Fragen als Musiker und Pädagoge für Ant-        möchte sich an der Welt orientieren, zu
worten gefunden habe.                           welcher jetzt auch Mutter und Vater zählen.
                                                Noch steht das Individuelle auf schwachen
                                                Beinen und lässt sich leicht beeinflussen.
                                                Dazu kommt, dass das seelische Empfin-
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HEUTE - PÄDAGOGIK

den das erste Organ der persönlichen Er-         Warum führe ich all dies auf und was hat es
fahrungen ist, mit Argumentieren lassen          mit dem Musikunterricht zu tun? Sehr viel!
sich persönliche Empfindlichkeiten kaum          Denn genau diese Bilder zeigen die Schwie-
beschwichtigen. Die Erfahrungen mit der          rigkeiten im Umgang mit den Ansprüchen
Welt beinhalten Wohlfühl- und Schmerzer-         der jugendlichen SchülerInnen und ihren
lebnisse. Es braucht ein «Sich-an-der-Welt-      Bedürfnissen nach Eigenerfahrung mit der
Reiben», um Welterfahrung und Persönlich-        Welt von heute und mit den Anforderungen
keitsprägung zu erringen. Dazu braucht es        und den kulturellen Ansprüchen und Vorstel-
Entwicklungsraum, äusseren und inneren.          lungen unserer Pädagogik. Und warum ist
Folgende Bilder können überall angetroffen       das so? Könnte es sein, dass die heutige
werden: Die abendlichen Kinderspielplätze        Musikkultur des Durchnittsmenschen un-
werden von Jugendlichen genutzt, um sich         seren Werten widerspricht? Könnte es sein,
unter Gleichaltrigen zu treffen, da geht es      dass auch hier Gefahr lauert wie aus allem,
laut zu und oft wird gesoffen und gekifft.       was uns die heutige Kultur so bietet, Ver-
Niemand möchte einen solchen Spielplatz          führung zur Banalität, zum Konsum? Dies
neben seinem Garten haben, denn DAS              alles hat seine grosse Berechtigung, aber
STÖRT! Weg mit den Jungen, die sollen            kein junger Mensch lässt sich davon abhal-
doch sonst irgendwo hingehen! An jeder           ten, auf die innere Stimme als Gegenwarts-
Ecke und in jedem Tram, Bus oder im Zug          mensch zu hören und aktiv in das Leben
sieht man jugendliche Kinder, die sich in die    einzutauchen!
Spielwelt des Smartphones flüchten, ist dies
doch ein guter Ort, seinen Bedürfnissen          Wie unglaublich einsam bin ich als junger
nach «altersgerechten» Spielen nachzuge-         Mensch geblieben, Steinerschüler, Sohn
hen, was auch dem menschenscheuen Kin-           eines guten und angesehenen Steinerschul-
de hilft seine Kontakte aufs Virtuelle zu ver-   lehrers, Sohn einer Pianistin, eingebettet in
legen. Doch auch hier findet das Kind nicht      eine gelebte anthroposophische Familie,
den Raum und die Nahrung für seine tie-          klavierspielend, Cello spielend, sängerisch
feren Bedürfnisse. Und leider findet man an      begabt, aber niemand meiner Bezugsper-
Schulveranstaltungen der Steiner Schulen         sonen hat sich für meine Begeisterung zu
ganz Ähnliches: Ein großartiges Angebot für      «Deep Purple», «Emerson Lake & Palmer»,
kleine Kinder: Märchenspiele, Kinderspiele,      «Uriah Heep» und «Jesus Christ Superstar»
Basteln usw.! Was aber wird den Jugend-          interessiert, niemand meiner grossen und
lichen geboten? Wo können sie sich «stei-        geliebten Vorbilder wollte sich mit diesem
nerschulgerecht» ihren Platz nehmen?             «Abschaum» abgeben, wollten sich die Mu-
                                                 sik nicht einmal anhören! Das Nichtverstan-
                                                 den-Werden, das Besserwissen der älteren
                                                 Generation überlässt den jungen Menschen
                                                                                            15
HEUTE - PÄDAGOGIK

gerade erst recht dem Sog der gegenwär-          dere ist Dionysos. Apollon ist der Gott des
tigen Kultur, die dann aber ein leichtes Spiel   Lichtes, der Heilung, der Mässigung, der
hat, die junge Generation in den Bann zu         Musik, der Dichtkunst und des Gesanges.
ziehen. Und gegebenenfalls zu verführen.         Dionysos ist der Gott des Weins, der Freu-
Und vergessen wir nicht dabei: Alles, was        de, des Wahnsinns, der Ekstase und des
eine Kultur neben dem Aufbauenden noch           Lärmes (Bacchus). Beide Götter machen
hervorbringt, sei es Lug, Trug und schlechte     die irdische Musik vollkommen, damit sie zu
Kost, es gibt immer einen Grund dafür und        einer menschenverbundenen Musik werden
es will uns etwas sagen über das Heute.          kann. Eine Musik, die nicht nur den Engeln
Und wir tun gut daran, in allem scheinbar        gehört, die aber auch nicht nur der Sinnlich-
Negativen auch das Gute zu suchen, wir           keit dient, sondern eine Musik, die beide
werden es dann auch finden! Denn es ist          Elemente zu einem Ganzen vervollständigt.
die Sprache der Gegenwart und die inte-          Das Element der Ordnung und der Heilung
ressiert sich nicht dafür, wie wir es beurtei-   und das Element der Freude und der Eksta-
len. Wir, im Gegenzug, können viel daraus        se. Menschliche Musik ohne das eine oder
lernen, die Sprache verstehen und was sie        das andere verdient nicht das Wort Musik!
uns zu sagen hat. Und damit ist auch die         Weltliches Leben braucht Feuer, Freude
Frage beantwortet, warum es mit unseren          und Leidenschaft, ohne das wäre das Leben
Kindern schwierig wird ab dem zwölften           öde und leer. Aber ein Leben ohne Ordnung,
Lebensjahr: weil gerade sie Menschen der         ohne göttliches Ideal, ohne Bildung, Klarheit
Gegenwart werden möchten, zu dem, was            und Moral würde uns unter die Menschlich-
nach uns kommt. Neue Kultur, neues Le-           keit sinken lassen, ein Leben ohne Halt und
ben, das, was von der Zukunft in den jun-        Sinn.
gen Menschen zum Vorschein kommt. Bis
zur fünften Klasse lässt sich alles im Musik-    Mit dem Wissen um diese wichtigen Prin-
unterricht machen, die Kinder machen mit,        zipien in der Musik möchte ich diesen Vor-
auch wenn die Lehrperson vielleicht kaum         spann beenden. Im nächsten Beitrag wird
selbst singen kann (das beziehe ich jetzt na-    es darum gehen, uns mit der umgebenden
türlich nicht auf die Musiklehrperson). In der   Musikkultur der Gegenwart zu beschäfti-
sechsten Klasse kommt dann aber bestimmt         gen, in welche unsere Kinder hineingeboren
die Frage: Singen wir auch einmal «norma-        werden. Wie finden wir einen Weg, alte und
le» Lieder?                                      gegenwärtige Musikkultur kindgerecht im
                                                 Pädagogischen zu verbinden?
Im Altgriechischen gibt es zwei Götter, die
gerade für die Musik und letztendlich für        «Erziehung durch Musik» und nicht
alles Kulturelle eine grosse Bedeutung           «Erziehung zur Musik»
haben. Der eine Gott ist Apollon, der an-        				Michael Schaub
16
STEINERSCHULE UND WAS DANN?

Annemarie Bäschlin
Wir freuen uns, Ihnen in dieser Rubrik        Für den zweiten Teil des Vormittages konn-
eine ehemalige Schülerin vorzustellen,        ten wir Annemarie Bäschlin für einen Ton-
welche vor über 70 Jahren die dritte in der   eurythymiekurs gewinnen, gefolgt von
Schweiz gegründete Rudolf Steiner Schu-       Eurythmie in der Pädagogik mit Prosper
len besuchen durfte. Wie es dazu kam?         Nebel (Eurythmist, Heileurythmist und Mu-
Während der Sommerwoche bereitete sich        siker), welcher sie auch auf dem Klavier
das ganze Kollegium am Vormittag unter        begleitete.
der Leitung von Valentin Wember mit der
Arbeit an den Menschenkunde-Vorträgen         Daniela Steger, die Frau Bäschlin bereits
Rudolf Steiners und anschliessender Aus-      1984 während ihres Eurythmiestudiums
sprache und Übungen dazu aufs neue            in Deutschland als Gastdozentin für Farb-
Schuljahr vor.                                eurythmie kennenlernte, stellte ihr die Fra-
                                              gen.

                                                                                        17
STEINERSCHULE UND WAS DANN?

Sie wohnen und arbeiten heute in Rin-         gemeinde abgewählt wurde. Daraufhin
goldingen. Wurden Sie auch hier gebo-         wollte mein Vater wissen, welche Arbeit
ren und wo wuchsen Sie auf?                   in der Schweiz am nötigsten war. Man riet
                                              ihm, ein Heim für Kinder mit Beeinträchti-
Ich wurde am 17. April 1940 in Ringol-        gungen zu gründen.
dingen, im Kanton Bern, als drittes von
fünf Kindern geboren. Mein Vater war Pfar-    Also ergriff er diese Aufgabe gemeinsam
rer in der Gemeinde Schangnau und stand       mit seiner Frau. Meine Mutter unterrichte-
in engem Kontakt mit Friedrich Eymann,        te damals als Klassenlehrerin an der Ru-
reformierter Theologe, Pädagoge und An-       dolf Steiner Schule Zürich an der Platten-
throposoph, welcher mit der Gründung der      strasse. Beide konnten dank eines kleinen
heute noch aktiven Freien Pädagogischen       Erbes eine Liegenschaft erwerben und
Vereinigung, die Pädagogik nach Rudolf        ausbauen und wurden von ihrem Umfeld
Steiner im Kanton Bern förderte und ver-      unterstützt.
ankerte. Unstimmigkeiten aufgrund des
anthroposophischen Hintergrundes meines       Ich verbrachte meine Kindheit grössten-
Vaters führten dazu, dass er von der Kirch-   teils in diesem Heim, welches meine Eltern
18
STEINERSCHULE UND WAS DANN?

während insgesamt 33 Jahren führten,           bringen solle. Später hatte ich das Gefühl,
erst in Küsnacht und etwas später in grös-     dass sie die Rollen für die Faune für die
serem Rahmen in Herrliberg. Gemeinsam          schon damals eher ‘wilden’ Buben ge-
betreuten sie meist um die 30 Kinder. Spä-     schrieben hatte.
ter gründeten meine Eltern ein weiteres
Heim auf dem grosselterlichen Bauernhof        Weiter hat mich Max Schenk, welcher uns
in Ringoldingen                                ab der 6. Klasse übernahm, sehr beein-
                                               druckt. Wir durften bei ihm auch schnitzen
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre          und plastizieren, er malte selber und nach-
Schulzeit?                                     träglich empfand ich ihn als Säule des Kol-
                                               legiums. Er war durch und durch ein Künst-
Ich besuchte aufgrund des weiten Schul-        ler und unterrichtete dementsprechend,
weges erst die öffentliche Schule. Jedoch      das hat mich tief geprägt.
fand ich die Hefte und Zeichnungen mei-
ner beiden älteren Geschwister, die bereits    Was hat Ihre Berufswahl beeinflusst?
die RSS an der Plattenstrasse besuchen
durften, viel schöner. Also bat ich meine      Meine Mutter war sehr begabt: Sie illus-
Eltern, auch dort unterrichtet zu werden.      trierte Märchen, spielte Klavier und be-
Welche Freude, als sie nach der 1. Klas-       gleitete mich beim Geigenspiel. Sie nahm
se einwilligten. Gerne nahm ich den wei-       meine Wünsche ernst und förderte mich.
ten Schulweg in Kauf. (20 Minuten zu Fuss      Musik und Malen interessierten mich von
zum Bahnhof, eine Zugfahrt von einer hal-      klein an und beides waren tragende Be-
ben Stunde und ein weiterer 20-minütiger       standteile im Unterricht.
Fussmarsch.)
                                               Nach der 10. Klasse war die Schulzeit da-
Eine mir wichtige Lehrerin an dieser Schu-     mals zu Ende. Ich absolvierte die Aufnah-
le kannte ich bereits: Marguerite Lobeck.      meprüfungen in der Kunstgewerbeschule,
Ich durfte nämlich schon vor dem Eintritt in   konnte beginnen, war aber nicht befriedigt
die Schule die Kindereurythmie bei ihr be-     von den Lerninhalten. Deshalb entschied
suchen. Sie gehörte 1927 zum Gründungs-        ich mich mit einer ehemaligen Klassenka-
kollegium dieser Schule und schrieb jedes      meradin Englisch zu lernen und wir fanden
Jahr ein Weihnachtsspiel, in welchem sie,      eine Stelle in einem anthroposophisch ge-
ebenso wie im Mittsommerspiel, die Rollen      führten Kinderheim in England. Sie inte-
den Kindern anpasste. Ich erinnere mich        ressierte sich für die Eurythmie und nahm
gut daran, dass es etwas Besonderes für        dort an einem Laienkurs teil.
mich war, als Engel dem Herodes sagen
zu dürfen, dass er die Kindlein nicht um-
                                                                                        19
STEINERSCHULE UND WAS DANN?

Als sie wieder in die Schweiz zurückkeh-     Wo hat Sie Ihr Beruf hingeführt?
ren musste, legte sie mir nahe, diesen
Kurs auch zu besuchen. Sie meinte: ‘Stu-     Aufgrund der Kontaktnahme meiner Mutter
diere doch Eurythmie, dort kannst du dei-    mit Marie Savitch, Leiterin der Eurythmie-
ne beiden Wünsche, Malen und Musik zu        bühne in Dornach, durfte ich dort anfangen
studieren, verbinden. Schon beim ersten      und vier Jahre lang tätig sein. Als Christine
Besuch im Kurs wurde mir klar, dass sie      Custer mich darauf hinwies, dass an der
recht hatte. Als ich zurückkehrte, war ich   Londoner Eurythmieschule eine Lehrper-
meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mei-    son gesucht wurde, kehrte ich nach Eng-
nen Berufswunsch unterstützten.              land zurück, wo ich während zehn Jahren
                                             unter der Leitung von Marguerite Lobeck
Mit 19 Jahren begann ich die Eurythmie-      unterrichtete und im Bühnenensemble mit-
schule von Lea van der Pals in Dornach.      wirkte. Da konnte ich auch an dem reichen
Ich kannte sie schon von den Auffüh-         Kulturleben (Konzerte, Theater, Museen)
rungen, welche meine Eltern organisiert      Londons teilnehmen.
hatten. Die Ausbildung zur Eurythmistin
dauerte vier Jahre.                          In den siebziger Jahren hatte ich das Be-
                                             dürfnis, bei Lea van der Pals nochmals
                                             eine Fortbildung zu machen. Sie hatte
                                             damals die Eurythmiebühnenleitung am
                                             Goetheanum inne und führte das 4. Ausbil-
                                             dungsjahr ihrer Eurythmieschule. An bei-
                                             den Orten konnte ich voll einsteigen. Zu-
                                             dem war die Frage aus Nürnberg an Frau
                                             Proskauer-Unger gestellt worden, in Nürn-
                                             berg eine Eurythmieschule zu gründen. Da
                                             fragte sie mich mitzukommen, dort war ich
                                             dann sieben Jahre als Lehrerin und Büh-
                                             nenmitglied tätig.

                                             Wie kam es zu der Anfrage, die Euryth-
                                             miefiguren malerisch darzustellen?

                                             Lilly Gross-Anderegg arbeitete 20 Jahre
                                             lang als Handarbeitslehrerin an der RSS
                                             Zürich. Jede Woche nähte und bestickte
                                             sie damals auf kunstvolle Weise mit Schul-
20
STEINERSCHULE UND WAS DANN?

müttern Kittel für die kleinen Kinder aus     ins In- und Ausland. Etwa sieben Jahre
Leinen und Baumwolle. Diese waren so          später verstarb auch mein Vater.
besonders schön, dass die Leute am Ba-
sar von überallher kamen, um sie zu kau-
fen. Ich erinnere mich, wie meine Mutter
mit uns immer als erstes zu diesem Stand
ging, um uns das schönste Stück zu zei-
gen. Später wurde sie aufgrund ihrer farb-
intensiven Aquarelle als einfühlsame Illus-
tratorin für Märchen- und Kinderbücher
und Malerin bekannt.

Der Nachlassverein gelangte mit der Bitte
an sie, die von Rudolf Steiner angeregten
Figuren zu malen. Nach einigen Versuchen
fand sie, dass eigentlich eine Eurythmistin
mit dieser Aufgabe betraut werden sollte.
Da erinnerte sie sich (nach etwa 20 Jah-
ren) daran, dass ich damals, als ihre Schü-
lerin, eine besondere Fähigkeit für das Ma-
len und die Farben zeigte und sie fragte
mich an, diese Arbeit zu übernehmen.1987
erschien die Mappe ‘Die Eurythmie-
figuren von Rudolf Steiner’ im Rudolf          Abb.: Vokal „ I „
Steiner Verlag AG Basel mit 35 Figuren
zu den Vokalen, Konsonanten und Stim-         Seither gebe ich hier verschiedene Kur-
mungen, welche als Arbeits-, Anschau-         se, welche sich vorwiegend an Eurythmi-
ungs- und Studienmaterial dienen.             stInnen, HeileurythmistInnen, ÄrztInnen
                                              und MusiktherapeutInnen sowie Studen-
Warum kehrten Sie nach Ringoldingen           tInnen – oder eben, wie in diesem Som-
zurück?                                       mer, an interessierte Kollegiumsmitglieder
                                              an der Rudolf Steiner Schule in Steffis-
Als meine Mutter erkrankte, unterstützte      burg, richten. Unterrichtsinhalte sind vor
ich meinen Vater bis zu ihrem Tod in der      allem die Ton- und Ton-Heileurythmie und
Pflege. Wir richteten es so ein, dass ich     die Farben. Die Ton-Heileurythmie wurde
trotzdem hier und anderswo Kurse durch-       von Lea van der Pals aufgrund der Anre-
führen konnte und reiste dafür zeitweise      gungen von Rudolf Steiner entwickelt und
                                                                                           21
STEINERSCHULE UND WAS DANN?

ich durfte mit ihr das Buch zur Ton-Heileu-
rythmie schreiben, welches 1991 im Ver-
lag am Goetheanum erschienen ist, 2017
folgte eine zweite erweiterte Auflage.

Das ehemalige Kinderheim birgt jetzt die
Unterkunftszimmer für die Kursteilnehmer
oder auch für Feriengäste. Auf dem ehe-
maligen Gemüsegarten hat mein Vater
ein kleines Eurythmiehaus mit einem sehr
schönen Eurythmiesaal errichtet.

Ich unterrichte weiterhin, wohin ich beru-
fen werde, sowohl in der Schweiz wie auch
im Ausland. Dazu kommen andere Enga-
gements, z.B. das aktuelle Programm mit
Angelika Storch „Humor ist der Knopf, der
verhindert, dass uns der Kragen platzt“.

Rudolf Steiner verlor auch in dramatisch-
schmerzlichen Augenblicken seines Le-
bens seine Liebenswürdigkeit und sei-
nen Humor nicht. Viele Zeitgenossen und       Das Buch und die Karten sind bei fol-
ernsthafte Geistesschüler Rudolf Steiners     genden Quellen oder im Buchhandel
berichten von seinem, in den ungewöhn-        bestellbar:
lichsten Situationen aufflammenden, Hu-
mor. Diese Seite seines Wesens scheint        www.waldorfshop.eu
heute fast vergessen. Die heitere Auffüh-
rungssequenz, in der Eurythmie, Rezita-       www.raffaelverlag.ch
tion und Musik in einem ausgewogenen
Verhältnis stehen, möchte dazu anregen,
sich ein Beispiel an ihm zu nehmen, auf
dass Humor und Heiterkeit in unserem täg-
lichen Leben nicht vergessen werden.

Daniela Steger und Pascaline Rubin

22
EIN TAG IM LEBEN VON...?

Michael Schaub
Nur noch montags und freitags werde ich       und Bus, unvorstellbar, schon rein zeitlich!
durch den Wecker, welcher durch den           Nun, Autofahren kann auch sehr gemüt-
freundlichen Ton meines iPhones abgelöst      lich sein, entweder singe ich laut und zu-
wurde, geweckt. An den restlichen Tagen       frieden zur Musik aus der Sound Anlage
hat sich schon meine frühzeitige Pensio-      meiner Karre mit oder ich höre mir gross-
nierung durchgesetzt – schlafen, solange      artige Geschichten aus Audible an, die
ich mag! Jetzt denke aber nicht, der hat’s    Zeit vergeht jedenfalls nie ungenutzt. Was
gut, der kann schlafen, solange er will.      mir in der Schule bevorsteht, da mache
Nein, ich bin ein Frühaufsteher, alles nach   ich mir keine Gedanken mehr, denn die
acht Uhr ist für mich zu spät! Aber so früh   habe ich mir schon von Dienstag bis Don-
wie am Montag und am Freitag stehe ich        nerstag täglich gemacht. Jetzt trage ich
nur selten mehr auf. Denn egal, ob ich von    alles als freudiges Vorgefühl in meinem
Basel her nach Steffisburg fahre oder von     Innern… Oh ja, eine Vorfreude auf die
Meiringen herkommend (meinem Wahl-            sechste Klasse, die so freudigen Einsatz
domizil im Wohnwagen), es liegen viele        zeigt, auf die siebte Klasse, die mich durch
Baustellen zwischen mir und meinem            ihr überdurchschnittliches Singvermö-
Zielort. Von Basel her sind es zurzeit fünf   gen begeistert, auf die achte Klasse, die
grosse Baustellen und ich darf (muss) je-     mich vor manche erzieherischen Heraus-
weils als ungeduldiger Autofahrer Geduld      forderungen stellt und letztendlich auf die
üben… Zudem lassen sich Hektik und            neunte Klasse, die mir durch ihr Achtklass-
Stress nur schlecht mit einem präsenten       Stück besonders ans Herz gewachsen ist!
und geduldigen Lehrer vereinbaren! Von        Selten müde und voll neuer Anregungen
Basel herkommend ist die Raststätte           verlasse ich nach getaner Arbeit meine
Münsingen mein ersehntes Ziel, denn da        Wirkungsstätte.
gibt es Kaffee und Gipfeli, von Meiringen
herkommend ist es die Bäckerei am Krei-       Wie kommt es nur, dass ich nach über 41
sel in Steffisburg. Von diesen Orten aus      Jahren als Musiklehrer tätig und frühzeitig
kann mich nichts mehr weiter behindern.       pensioniert, noch immer leidenschaftlich
Von Basel sich Steffisburg nähernd, be-       vor Schulklassen stehe? Da gäbe es viel
rührt mich die Schönheit der Lage dieses      zu sagen. Es ist nämlich nicht so, dass
Ortes immer wieder: Vom Mittelland her-       ich zu denen gehöre, die nicht aufhören
kommend, die fernen Berge im Dunst und        können, das wäre falsch vermutet. Es gibt
den Niesen und das Schloss Thun stolz         zwei Hauptgründe für mein Weiterarbeiten
alles überragend. Hier würde es mir auch      mit einem kleinen Pensum in der Schule:
gefallen, das Wohnen. Diese Arbeit hier       Einer der Gründe ist die grosse Liebe zu
und die notwendige Reise wären für mich       meinem Unterrichtsfach, der Musik. Ich
ohne Auto nicht machbar. Mit Tram, Zug        kann noch soooo viel lernen! Andererseits
                                                                                          23
EIN TAG IM LEBEN VON...?

liebe ich über alles die Zusammenarbeit       schätzten Eltern, danke ich, dass sich mir
mit Jugendlichen und mit Kindern, denn        hier ein kleines Wirkungsfeld aufgetan hat,
ohne sie hätte ich keine Chance zum per-      das mir dank Euch zu so viel Freude und
sönlichen und beruflichen Weiterkommen.       neuer Erfahrung verhilft!
Und ist die Jugend nicht unsere Zukunft,
wenn wir dann mal ganz abgetreten sind?       Tatsächlich sinke ich abends etwas un-
Wie viel kann man da doch versuchen           beschwerter in die Federn, diesmal kann
mitzugeben von dem, was man selbst            ich ohne Weckerstellen einschlafen, wenn
verwirklichen durfte in einem fröhlichen,     und wann immer es mir passt.
interessanten und gedeihlichen Leben!
Vielleicht kommen sie noch, die Tage mit      Michael Schaub
mehr Wolken und Gewittern, aber das
Schöne an der Sache ist, dass ich ganz
freiwillig und ohne jegliches Müssen hier
arbeiten darf. Das ist schon eine beson-
dere Ausgangslage! Man kann mir auf
den Zehen rumtreten oder versuchen, mir
meine Nerven zu beschädigen. Doch das
wird kaum noch jemandem gelingen, denn
für mich gibt es immer eine Alternative. In
meinen ersten 12 Jahren als Musiklehrer
in den Rudolf Steiner Schulen Pratteln und
Basel, da war ich ein junger Familienvater
und das Geld war immer knapp, so knapp
sogar, dass ich jeweils am Donnerstag
nach der Konferenz Zeitungen austragen
musste und am Samstag in einer Autoga-
rage Gebrauchtwagen zum Verkauf vor-
bereiten durfte. Da war die Situation noch
weniger frei, hatte aber auch ihr Gutes.

Die 29 Jahre als Musiklehrer im Gymna-
sium haben es mir ermöglicht, heute mei-
ner Lieblingstätigkeit unbeschwert weiter
nachgehen zu können. All dem bin ich zu
grossem Dank verpflichtet und Euch, liebe
Schülerinnen und Schüler, und Euch, ge-
24
VERÄNDERUNGEN

Verabschiedungen
«Veränderungen sind am Anfang hart, in        Liebe Lorena Gorla
der Mitte chaotisch und am Ende wunder-
bar.»                                         Mit grossem Bedauern werden wir Dich
                                              nun verabschieden. Mit viel Herz und Ge-
Liebe Frau Spata                              duld hast Du geholfen den Kindergarten
                                              umzugestalten und neu zu organisieren.
Wir fanden es am Anfang hart, in der Mitte    Neben Deinem Abschluss an der Afap
waren wir etwas sauer und jetzt am Ende       hast Du die Gruppe an drei Tagen in der
sind wir zwar noch etwas traurig, doch fin-   Woche durch das Jahr geführt. Auch wenn
den wir es wunderbar, dass Du nun mehr        es viel war, hast Du die Kinder mit dei-
Zeit für dich und deine Familie hast. Komm    nem Lachen und mit Deiner wundervollen,
uns wieder mal besuchen!                      abenteuerlichen und klaren Art begleitet;
                                              und es entstanden Räume, in denen die
Von der 4. Klasse ein grosses MERCI und       Kinder sich wohl und geborgen fühlten
alles Liebe.                                  und ihre Wesen sich voll entfalten durften.

Mit Dir geht eine herzensgute Freundin        Die Zusammenarbeit mit Dir war leicht und
aus der Schule – aber vermutlich werden       freudig und die Samen, die Du gesetzt
wir beide die bunten Fäden des Lebens         hast, dürfen jetzt anfangen zu wachsen.
einfach ausserhalb der Schule weiter spin-
nen...                                        Nun zieht Deine Abenteuerlust Dich in die
                                              Welt und wir wünschen Dir von ganzem
Herzgruss                                     Herzen berührende und innige Momente
                                              mit Dir und mit der Welt, dass du Orte fin-
Jasmine Stampfli                              dest, an denen Du Dich zuhause fühlst
                                              und mit Deinen vielen Gaben wirken und
                                              ein Licht für die Welt sein kannst.

                                              In grosser Verbundenheit und Dankbarkeit

                                              Anuschka Stüdle

                                                                                       25
VERÄNDERUNGEN

Neues Team im Kindergarten
Ich freue mich, dass wir Sabina Meier als
langjährige Freundin und Arbeitskollegin
wieder für unseren Kindergarten gewin-
nen konnten.

Im Kindergarten Birkenzauber durfte ich
als Praktikantin einen Teil meiner Ausbil-
dung bei ihr absolvieren. Danach war ich
als Stellvertreterin und Aushilfe hier im
Kindergarten Rosenhof tätig und wir be-
gegneten uns immer wieder.

Sabina arbeitete auch hier zwischen den
Babypausen im Kindergarten, hauptsäch-
lich an den Waldtagen.

Ab Oktober werde ich als Hauptverant-
wortliche für den Kindergarten die Vormitt-
tage von Montag bis Donnerstag überneh-
men. Sabina Meier wird den Waldmorgen
am Freitag leiten.

Anuschka Stüdle

26
VERÄNDERUNGEN

Barbara Zihlmann
Als wir im Herbst 2006 in Heiligenschwen-      Nach der Rudolf Steiner Schule habe
di unseren Hof pachten konnten und hier        ich die Matur gemacht, bin dann für ein
sesshaft wurden, war ich glücklich, dass       knappes Jahr nach Nordirland, wo ich auf
es ganz in der Nähe die Rudolf Steiner         einem Camphill gearbeitet habe, und habe
Schule Steffisburg gibt.                       dann die 4-jährige bio-dynamische Land-
                                               wirtschaftslehre absolviert, damals noch
Ich selbst ging 12 Jahre in die Rudolf Stei-   als Wanderlehre.
ner Schule Mayenfels in Pratteln und war
und bin sehr dankbar für diese Zeit. Vor       Ich bin seit Jahren mit Freude am Gärtnern
allem Musik, Handarbeit, alles Handwerk-       und besuche nun am Goetheanum noch
liche, Turnen und auch Eurythmie und na-       den Kurs Biologischer Gartenbau, Fach-
türlich Gartenbau hatte ich sehr gerne.        modul Pädagogischer Gartenbau, was ich
                                               als grosse Bereicherung erlebe. So hat es
So war mir klar, dass ich auch unsere Kin-     sich ergeben, dass ich seit März 2021 im
der an eine solche Schule schicken möch-       Schulgarten, im Schlosspark Oberhofen,
te.                                            Gartenbau unterrichten darf.

Ich bin nun seit gut 11 Jahren Schulmut-       Barbara Zihlmann
ter. Unsere beiden älteren Töchter gehen
unterdessen in Ittigen zur Schule, Maria in
die 12. Klasse, Angelika in die 10. Klas-
se. Simon und Lea besuchen die 8. und 6.
Klasse in Steffisburg.

Ich habe mich, so gut es neben der Arbeit
auf dem Betrieb ging, gerne verschie-
denstlich für die Schule engagiert. So
auch im Frühling 2020 im Schulgarten.

Als ich vernahm, dass eine Nachfolge für
Lilian Josche gesucht wird, dachte ich
spontan: „Das wäre etwas für mich, das
würde ich sehr gerne machen.“ Und als
ich nach längerem Überlegen und mehr-
maligem „Darüberschlafen“ immer noch
dasselbe dachte, habe ich mich gemeldet.

                                                                                       27
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