MITTEILUNGEN HERBST 2021 - RUDOLF STEINER SCHULE BERNER OBERLAND
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UNSERE SCHULE FEIERT IHREN 40. GEBURTSTAG Zur Grundsteinlegung am 29. April 1997 40Jahre SEITE 2 HEUTE Aus der ersten Klasse SEITE 4 Mut zum Matsch - Lehmofen SEITE 6 RUDOLF STEINER SCHULE Aussichtsturm SEITE 8 BERNER OBERLAND 4 Elemente wie bei Aristoteles SEITE 9 Musikunterricht 1. Teil SEITE 14 STEINERSCHULE UND WAS DANN? Impressum Annemarie Bäschlin SEITE 17 Herausgeber Auflage 1300 Ex. EIN TAG IM LEBEN VON...? Kollegium und Vereinigung 37. Jahrgang, Nr. 156 Rudolf Steiner Schule Michael Schaub SEITE 23 Berner Oberland Erscheinungsweise Astrastrasse 15 Vierteljährlich: Frühling, Sommer, VERÄNDERUNGEN CH-3612 Steffisburg Herbst und Winter Wir verabschieden SEITE 25 Beiträge und Artikel Abonnementspreis Wir begrüssen SEITE 26 Die Inhalte werden von den Jahresabonnement Fr. 20.-, jeweiligen AutorInnen für Vereinsmitglieder gratis WIR BESUCHEN selbstverantwortet Bankverbindung Cecilia & Quentin von der solidarischen Redaktion PC 34-4839-5 Landwirtschaft Erlengut SEITE 29 Benjamin Kälin, Gabriele Ortner, IBAN CH59 0900 0000 3400 4839 5 Pascaline Rubin, Jasmine Stampfli, Daniela Steger HAUSMITTELTIPP Redaktionsschluss/Themen mitteilungen@steinerschulebo.ch 1. Dezember/Winter Der feurige Senfwickel SEITE 35 Fotos Inserate Ti, Rt, S. 9, 12, 13, 17-20, 24-27, 28-33, BUCHTIPPS Gabriele Ortner, Gabriele Ortner c/0 Rudolf Steiner Schule Therapeutische Wickel SEITE 36 S. 4-5 Justine Gölz Berner Oberland S. 6-7 Jasmine Stampfli Die feuerrote Friederike SEITE 37 S. 8 Urs Neuhaus mitteilungen@steinerschulebo.ch 1 Seite 121 x 180 mm Fr. 280.- MÄRCHEN ½ Seite 121 x 90 mm Fr. 150.- Bildredaktion Fliege und Spinne SEITE 38 Gabriele Ortner-Rosshoff ¼ Seite 121 x 45 mm Fr. 80.- info@bilder-spektrum.ch Layout VORSCHAU Gabriele Ortner-Rosshoff Korrektorat Basar21 SEITE 40 Natalie Wacker www.bilder-spektrum.ch Veranstaltungen Kerstin Linder Druck Copyquick Thun SPENDEN | SPONSORING www.copyquick-thun.ch Beilagen: Eine Spende, die ankommt SEITE 42 Basarkarte Flohmarktkarte WIR SUCHEN Neue Lehrpersonen SEITE 43 INSERATE SEITE 44 Der Druck dieser Mitteilungen FERIENORDNUNG SEITE 50 wurde von der Firma Weleda ADRESSEN SEITE 51 freundlicherweise mit einer STANDORTE | KONTAKT SEITE 52 Spende unterstützt.
Natur, dein mütterliches Sein, Ich trage es in meinem Willenswesen; Und meines Willens Feuermacht, Sie stählet meines Geistes Triebe, Dass sie gebären Selbstgefühl Zu tragen mich in mir. Aus dem Anthroposophischen Seelenkalender zur Michaeli-Stimmung, 29. September Liebe Leserinnen und Leser Die ersten Mitteilungen im neuen Schuljahr Ich wünsche Ihnen, dass uns diese Kräfte, der stehen unter dem Motto Feuer. Erde, Wasser Mut, die Tatkraft und das Wissen um die Wahr- und Luft werden folgen, aufgrund unseres heit begleiten und stärken, besonders wenn wir Jubiläumsjahres weiterhin in Farbe und wir uns aufgrund des Jahreszeitenwechsels wieder haben uns entschieden, für die nächsten vier mehr nach innen wenden und unser inneres Titelbilder Szenen aus dem Sommerspiel zu Licht entfachen werden. wählen. Ein Lichtblick im Redaktionsteam: Wir freuen Feuer kann Funken zünden, erhellen und wär- uns ganz besonders, dass wir gleich zwei neue men sowie brennen und verwandeln. Von allem Mitglieder begrüssen dürfen, Benjamin Kälin finden Sie etwas in dieser Ausgabe. und Jasmine Stampfli. Der Herbst ist bereits spürbar. wenn dieses Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen Heft erscheint. Am letzten Schultag vor den Ferien werden die Klassen ein Michaelifest mit Pascaline Rubin, für das Redaktionsteam einer entsprechenden Geschichte, und wenn das Wetter es wieder ermöglicht, einen Par- cours mit Mutproben und einem Erntedankfest erlebt haben. Warum ein Michaelifest? Sankt Michael zählt zu den vier Erzengeln. Sein Element ist eben- falls das Feuer, oft wird er mit einem Drachen abgebildet, welchen er bezwingt und zähmt. Dazu gilt er als Verwalter der kosmischen Intelligenz. 1
UNSERE SCHULE FEIERT IHREN 40. GEBURTSTAG! Zur Grundsteinlegung am 26. April 1997 Am 24. April 2021, an einem Donnerstag, Keimlegung für Künftiges erleben. Verbin- haben wir in der Konferenz zurückgeschaut den wir nicht unseren Willen mit den Kräf- auf die Feier der Grundsteinlegung, im Zu- ten der Tiefe, mit der Erde, die uns trägt? sammenhang mit der Schulbiographie, ge- denkend an das 40-jährige Bestehen der Wenn wir nun auch die Emanationen der Rudolf Steiner Schule Berner Oberland. Umwelt miteinbeziehen, dürfen wir dann nicht an die Wirksamkeiten denken, die uns Wir waren damals als Schulgemeinschaft helfend aus dem Umkreise entgegenkom- umgezogen von Spiez nach Steffisburg, men? Die künftigen Bewohner des neuen haben dort eine neue Bleibe bezogen. Das Baues treten ein in das liebevoll gestaltete Schulhaus an der Astrastrasse wurde nach Schulhaus. Diesen Einzug nun feiern wir der Grundsteinlegung (26. April 1997) und mit einem Festesaugenblick. Es wird vor einem Richtfest (14. Mai 1997) am 12. Sep- den Augen der versammelten Kinder, vor tember 1997 eingeweiht. der gesamten Schulgemeinschaft der Pen- tagondodekaeder versenkt. Alle Vorbereitungen in den Baufragen wa- ren so weit beendet. Das Ringen um gute Was wird in den Grussworten und Reden Planung und die Sorgen um ausgeglichene an- und ausgesprochen? Ist es nicht ein Er- Finanzen befanden sich auf guten Wegen. innern an die Wege und Prozesse einer dy- Ein Innehalten war geboten. namischen Baugeschichte, die wach wird? Ist es nicht ein Besinnen auf den tätigen Wir besannen uns auf die intime Feier der Geist der Arbeit, auf das Leben, welches Grundsteinlegung. Diejenigen Menschen, das neue Haus mit Sinn und Wärme erfül- die ihre Herzkraft und ihren Willen einge- len will? Das Bauen ist abgeschlossen. Die setzt hatten, um für unsere Kinder eine an- errichteten Wände wollen schützen und gemessene Hülle zu ermöglichen, hatten behüten, was im Innern für die Kinder sei- sich zusammengefunden. Dies geschah nem Sinn und Zweck nach werden kann, in grosser Dankbarkeit. Was kann das wachsen will. Der Geist der Schule wird – Einpflanzen des Grundsteines unter die unsichtbar und doch wirklich – die Eintre- Schwelle des Hauses, unter dem Saal, im tenden offen und von Herzen empfangen. Keller, von einer Bodenplatte sichtbar ge- kennzeichnet, bedeuten? In diesem Sinne sehen wir, an den Impulsen der Gründungszeit der Schule uns orientie- Aus dem Zusammenwirken der Gedanken rend, in der Entwicklung des Schulwesens um den Gründungsimpuls unserer Schule ein Dreifaches: Zuerst in der Grundstein- können wir das Versenken des Pentagon- legung das Erbitten des Vatersegens, der dodekaeders im Schosse der Erde wie eine schützend begleiten möge, was Intention 2
UNSERE SCHULE FEIERT IHREN 40. GEBURTSTAG! der Schulgründer war. Im Weiteren das Grundstein-Spruch sich Anvertrauen dem wahren Zeitgeist, der aus dem Umkreis in das offene Haus Es walte, was Geisteskraft in Liebe hineinwirken will, salutogenetisch. Es wirke, was Geisteslicht in Güte Aus Herzenssicherheit Und schliesslich ein entschiedenes Sich – Aus Seelenfestigkeit Hinwenden – an die Aufgaben der Zeit. Dem jungen Menschenwesen Können wir uns adäquat dem Geist des Für des Leibes Arbeitskraft Menschwerdens so zuwenden, dass wir Für der Seele Innigkeit ihm dienen und helfen die Not der Zeit zu Für des Geistes Helligkeit lindern? Erbringen kann. So wurden die im Folgenden abgedruckten Dem sei geweiht diese Stätte: Worte dem Grundstein beigelegt als ein Jugendsinn finde in ihr Saatgut, das festigen möge den Grund, auf Kraft begabte, Licht ergebene dem diese Schule wachsen und gedeihen Menschenpflege. will. In ihrem Herzen gedenken des Geistes, Jürg Voellmy Der hier walten soll, Die, welche den Stein zum Sinnbild hier versenken, Auf dass er festige die Grundlage, über der leben, walten, wirken soll: Befreiende Weisheit, Erstarkende Geistesmacht, Sich offenbarendes Geistesleben. Dies möchten bekennen: In Christi Namen In reinen Absichten, In gutem Willen: Unterschriften der Gemeinschaft Rudolf Steiner, Stuttgart, 16. Dezember 1921 3
HEUTE - PÄDAGOGIK Aus der 1. Klasse Sind wir wirklich erst seit 2 Wochen eine Oben angekommen gibt es das Z’Nüni. Mit Klasse ??? Funkenschlägern wird ein Feuer entfacht. Am 23.8.2021 fanden wir uns zum ersten Mal als Klassengemeinschaft auf der Büh- ne unserer Schule zusammen. Es war für mich ein sehr vertrautes Gefühl, die 9.KlässlerInnen hinter mir auf der Bühne zu wissen, mit denen ich die letzten vier Jahren verbracht habe, die mir vertraut sind und mit denen ich schon im letzten Schuljahr „kollegial“ einiges gestemmt hatte. – Und sie als Götti und Gotten wei- ter „behalten“ zu dürfen ist ein Geschenk! Nun haben wir schon 2 Wochen gelernt und gearbeitet. Jeden Morgen stehen die 9.Klässler be- reit, nehmen die SchülerInnen der ersten Klasse in Empfang, üben schon einmal so lebenswichtige Dinge wie „Schleife ma- chen“, oder winken wenigstens kurz, wenn sie selbst spät dran sind, ihren Gotten- Danach geht es an die Arbeit: Die Einrich- kindern zu. tung unseres Klassenzimmers ist noch nicht abgeschlossen. Eine Plane musste Dann gibt es einen kurzen Kreis, wir be- angebracht werden und wir übten, wie wir grüssen uns, haben einen rhythmischen sie als Klasse schnell (!) auf- und abbauen Teil und lernen das „Thema des Tages“ – schliesslich kann der Regen auch über- kennen. Im Formenzeichen sind das Vari- raschend kommen… Am Sägebock wird ationen der Geraden und der Gebogenen. gesägt, eine Schaukel gebaut, geschnitzt Wir haben eine kurze Heftarbeit mit einer und geklettert. Form des vorangegangenen Tages und um 8:30 Uhr brechen wir auf zu unserem Dann sammeln wir uns, um etwas zu Waldklassenzimmer, oft ist Urs Neuhaus üben: In Gruppen oder einzeln legen wir dabei. Formen, malen sie mit selbst hergestellten Kohlekreiden, Pflanzen- und Schlammfar- 4
HEUTE - PÄDAGOGIK ben auf Papier oder an Bäume, üben mit Auch ich arbeite an „meinem“ Werk. Zwi- Kreide auf Tafeln, die wir im Wald lagern. schendurch dürfen wir gerne schauen, Manchmal sammeln und entdecken wir was die anderen machen und gute Ideen unsere Formen in der Natur und staunen gerne übernehmen! über besonders schöne Formen, die die Natur erfunden hat. Manchmal arbeiten wir auch versetzt und nacheinander. Dann habe ich Zeit, mich jedem zu widmen und das Üben zu üben. Bald ist es Zeit, wieder in die Schule zu- rückzuwandern, dort gibt es nochmal eine kurze Heftarbeit: Die Form des Morgens hat sich verwandelt. Schliesslich ist es Zeit für eine Geschichte. Die dürfen wir im Lie- gen und in der Kuschelecke hören. Der Baudrang für das perfekte Märchen- bett ist gross, da müssen wir noch nach Lösungen suchen. Justine Gölz, 8. September 2021 5
HEUTE - PÄDAGOGIK Mut zum Matsch: Ein Ofen aus Lehm Wie alles begann? Was haben wir benötigt? In der ersten Landbau-Epoche entdeckten Eigentlich nur Lehm, Wasser, Stroh und die Kinder der jetzigen 4. Klasse unter- Weiden. Dazu kam ein schickes Ofenrohr. schiedliche Erdschichten. Die Jungen und Für den Lehmofen haben wir als Unterkon- Mädchen freuten sich, die Erde vom Acker, struktion noch einige Paletten verwendet – vom Wald oder aus dem eigenen Garten ge- man kann so einen Ofen aber auch eben- nauer zu untersuchen. Die Kinder bemerk- erdig aufstellen. Wir haben uns den Luxus ten, dass man mit diesem Material nicht erlaubt und vier Schamottsteine im Back- nur matschen, sondern auch wunderbar raum verlegt, damit die Brote auf reinem bauen kann. Schliesslich wächst in uns der Stein gebacken werden können. Wunsch: Aus Ton und Lehm soll ein Lehm- ofen gebaut werden. Wir möchten unser ei- genes Korn zu Mehl verarbeiten und dann im selbstgemachten Backofen backen. Un- ser Traum: an der Schule einen Treffpunkt schaffen, an dem regelmässig gemeinsam mit Kindern und Eltern Brot gebacken wird. Was noch fehlt? Es heisst: „Wenn du einen Lehmbackofen bauen willst, brauchst du ein wetterfestes Dach“. Ein einfaches Schrägdach mit Über- ständen, eine Konstruktion mit wetterfestem Stoff, ein Dach mit Ziegeln? Lasst euch überraschen... 6
HEUTE - PÄDAGOGIK Was hat gut geklappt? Eine grosse Backaktion findet im November am Basar statt: Kommt und kostet unsere Den Lehmbrei mit den Füßen zu ‚ertreten’ Backwaren aus dem selbsgebauten Ofen. und aus der Lehm-Mischung, Kugel um Kugel, das Gewölbe zu bilden, war eine Jasmine Stampfli lustige und erfolgreiche Arbeit. Ein kleines entfachtes Feuer kurz vor den Sommerferi- Stimmen aus der Klasse: en brachte den Beweis: Der Ofen hat einen guten Zug und erste Rauch-Spuren nähren Es hat mir sehr Spass gemacht den Lehm- die Fantasie… Der Duft frisch gebackenen ofenbau zu machen, vor allem den Lehm zu Brotes ist vorerst noch von der Erinnerung verarbeiten und das Kalkspachteln. (Hans) gespeist – aber bald … Mir hat es besonders gefallen, die Paletten zusammenzubauen, da konnte ich nämlich mit dem Bohrer arbeiten, was ich toll fand. Ich hatte Glück, dass ich beim ersten Anfeu- ern dabei war und mithelfen konnte. (Elyn) Ich fand es schön, dass wir als Klasse zu- sammenarbeiten konnten. (Sara) Ich finde es toll, dass wir zu den Epochen so schöne Sachen machen und alles war cool. Ich bin sicher, dass auch das Brotbacken genauso viel Freude machen wird. (Jorina) Weil ich gerne mit dem Pinsel arbeite, hat mir der Kalkanstrich viel Spass gemacht und ich freue mich auf die Gestaltung mit Doch der Erfolg gilt nicht nur der Klasse: Mosaik. (Aruna) Viele Eltern haben uns tatkräftig unterstützt – ohne diese Hilfe wäre unser Traum wohl Ich finde es cool, dass unsere Lehrerin das nicht wahr geworden. Wir konnten auf die mit uns gemacht hat. Wir durften in Grup- Kraft unserer Gemeinschaft zählen und El- pen arbeiten und fast alles selber machen. tern brachten ihre Expertise ein. Obwohl es viele Schwierigkeiten gab, ha- ben wir es geschafft. Manchmal träume ich noch vom Ofen. (Alenka) 7
HEUTE - PÄDAGOGIK Aussichtsturm im Maisfeld Bereits zum 4. Mal fand in Steffisburg das ment. Das war anstrengend: Wir bohrten und Kulturfestival statt, bei dem Frachtcontainer schraubten und verwendeten dafür diverse zu Kulturräumen auf Zeit werden, dieses Handmaschinen. Zum Schluss durfte ich mit Jahr mit einem neuen Konzept: 5 Kultur- vier Klassenkameraden die vier Geländeele- projekte, 5 Standorte, zu 5 verschiedenen mente zusammenschrauben. Mir gefällt es, Zeiten. Ein Teil davon war der Aussichtsturm so zu Werken. Vor allem freue ich mich auf mit Blick auf ein Maisfeld-Labyrinth. Dank den Abholflug des Helikopters, den Aufbau dem Einsatz der Firmen Holzimpuls und Dü- auf dem Maisfeld und auf das gesamte Er- rig & Völkl und der Hilfe einzelner Schüle- gebnis. rinnen und Schüler der 7. Klasse unter der Leitung von unserem Werklehrer, Urs Neu- Namio, für die Holzkonzstruktion mit Imanu- haus, konnte dieser nach den Sommerferien el, Myroslaw, Bastian, Leon, Luan, Robin erstellt werden. Wir Jungens aus der der 7. Klasse bauten an dem Aussichtsturm mit. Wir hatten zwei grosse Holzplatten zu ge- stalten. Als wir uns entschieden Mandalas zu malen, begannen wir sofort damit, da die Mandalamalerei ziemlich zeitaufwendig ist. Es brauchte zwar jedes Mail ein wenig Zeit, bis man so richtig drin war, dafür hat es im- mer Spass gemacht! Ein Dankeschön an alle, die uns das Projekt ermöglicht haben! Wir hoffen, das Ergebnis hat gefallen. Als erstes luden wir an einem Nachmittag das rohe Bauholz für den Aussichtsturm Amélie, Lena & Lia vom Anhänger ab. Danach schauten wir die für die Geländerabdeckung. Pläne an und bauten das grosse Turm-Ele- www.artcontainer.steffisburg.ch/ 8
HEUTE - PÄDAGOGIK Vier Elemente wie bei Aristoteles statt 118 chemische Elemente Gehören Sie auch zu diesen Menschen, die durcheinander wirke: Feuer, Wasser, Luft von ihrem Chemieunterricht in der Schule und Erde. Feuer sei das, was heiss und berichten, dass er völlig ergebnislos ge- trocken ist, Luft das, was warm und feucht blieben ist? Dann sind Sie nicht alleine. ist, Erde sei das, was kalt und trocken ist, Als Jugendlicher hat man eine natürliche Wasser sei das, was kalt und nass ist. Empfindung, dass man mit Geist und Seele begabt ist. Und beides hat in der heutigen Was geschieht, wenn eine Pflanze vergeht, Naturwissenschaft keinen richtigen Platz. abstirbt, verwelkt oder verfault? Dies sind Es fehlt dadurch die innere Beziehung zum Prozesse, die sich der Mensch in vielerlei Unterrichtsthema und es entsteht eine un- Hinsicht zunutze macht. überbrückbare Kluft zwischen Lehrperson und Lernenden. Kann ein junger Mensch, In der 9. Klasse besteht bei den Schülern der mit Leib, Seele und Geist begabt ist, schon viel stärker ein Wunsch „selber et- sich hineinfinden in die alles beherrschende was herzustellen“, als einfach dem stillen naturwissenschaftliche Denkart, ohne Scha- Pflanzenwachstum zuzusehen und dessen den zu nehmen? Rudolf Steiner verneint dies Stofflichkeit vorsichtig zu zerlegen. Da eig- definitiv in seinem siebten Vortrag vom 18. net sich bestens, was mit Gärungsvorgän- Juni vor genau 100 Jahren: Menschener- gen zu tun hat, wie sie benutzt werden beim enntnis und Unterrichtsgestaltung: „Ist denn Brotbacken, bei der Alkoholherstellung, Es- nicht alles, was wir geworden sind, infiziert sigherstellung usw. Anstelle offener Gläser, von der materialistischen Gesinnung, die die erhitzt und umgeschüttet werden, treten heraufgekommen ist? ... wir stehen so da, in der Chemie jetzt verwirrend aussehende dass wir eine Kluft aufgerichtet haben zwi- Glasapparate mit Spiralen, Kolben, Röhr- schen uns und dieser Jugend. ...Das war chen und Kühlern. In der 9. Klasse geht es die Farce, dass man auf diese 70 (heute um den Übergang zwischen Pflanzensub- 118) chemischen Elemente im letzten Drit- stanz und mineralischer Substanz. tel des 19. Jahrhunderts eine Weltanschau- ung gebaut hat.“ Im Grunde genommen kann man den zu er- wartenden Bereich schon gedanklich erah- Die vier Elemente des Aristoteles nen, wenn man das Vergehen der Pflanzen- substanz als Steigerung der Einseitigkeit Bei den alten Griechen herrschte noch ein des ehedem Belebten in Richtung eines der enges Verständnis zwischen den Gene- fünf folgenden mineralischen Prinzipien an- rationen. Die Griechen hätten niemals die sieht: Kohle, Wasserstoff, Wasser, Kohlen- Idee entwickeln wollen, dass die Welt aus säure und Luftsauerstoff. Dazu muss man chemischen Elementen bestehe. Vielmehr allerdings erst einmal Kohle, Wasserstoff, glaubten sie, dass eine lebendige Vierheit Wasser, Kohlensäure und Luftsauerstoff 9
HEUTE - PÄDAGOGIK ein wenig kennen. Kohle und Wasserstoff nichts; das Rauchgas der Kohle ist die sind zunächst die beiden wichtigsten mi- schwere, luftartige Kohlensäure, die ja auch neralischen Stoffe, die eine „Feuernatur“ von Mensch und Tier ausgeatmet wird, die in sich tragen. Diese wird allerdings erst im Mineralwasser sprudelt und ein wenig wirksam, wenn man sie anzündet und Luft säuerlich schmeckt. Diese beiden Rauch- bzw. Luftsauerstoff zugegen ist. In einer At- gase kann man als zwei wässrige, ru- mosphäre von reinem Stickstoff verbrennt hende, ausgeglichene Prinzipien ansehen. nichts, auch nicht bei noch so hohen Tem- Beide werden bezeichnenderweise zum peraturen. Das charakterisiert nun schon Feuerlöschen benutzt und bilden etwas ein wenig den Sauerstoff, der sozusagen Eisartiges (Wasser bei 0°C, Kohlensäure aus allem Brennbaren Licht und Wärme ver- bei - 80°C). Der emporstrebende fliehende treibt und Rauch bzw. Asche übrig lässt. Wir Hauch, Wasserstoff wird so zum bewegten, nennen ihn wegen seiner steten Beteiligung irdischen, ruhig fliessenden Wasser. Die am Feuer die „anfachende Natur“. Die Koh- schwarze Starre der Kohle wird zur luf- le und der Wasserstoff verhalten sich nun tigen, formlosen, absinkenden Kohlensäu- innerhalb des Feuerelements wiederum po- re. lar entgegengesetzt. Die Kohle vertritt das erdige, gestalthafte Prinzip und glüht, nur Primat des Lebens über das Tote auf der Erde ruhend, lange vor sich hin – im Idealfall ohne jede Flammenerscheinung. Die Verbindung all dieser Eigenschaften, Im Diamanten ist ihre Bereitschaft, die Ge- des Bewegens, des Gestalthabens, des stalt zu wahren, zum härtesten Material Fliessens, des Hauchens, des Emporstre- der Welt geronnen. Der Wasserstoff dage- bens, das macht doch eigentlich das Pflan- gen ist luftig und leicht. Nichts charakte- zenleben aus und so finden wir, dass richtig risiert ihn besser als der Versuch, mit den beobachtet und angemessen darüber ge- zum Himmel steigenden Seifenblasen, die dacht wurde. Was sich mineralisch darstellt, angezündet werden können und dann mit ist nicht einfach nur tot, sondern, genauer gelber Lichterscheinung als Flamme verge- gesagt, aus dem Leben herausgefallen und hen. Wasserstoff gibt Flamme ohne Glut. wieder bereit, neuem Leben sich einzuglie- Man sollte ihn eigentlich Flammenstoff nen- dern. Was ich hiermit andeuten möchte, ist nen – ein Flammenstoff, der wegen seiner nicht weniger als ein Primat des Lebens Leichte und Feurigkeit sich ausnimmt wie über das Tote. Eigentlich ist einleuchtend, Sonnenpräsenz auf der Erde. Interessant dass wir überall nur beobachten, wie Mine- ist auch noch, was die Verbrennung dieser ralisches aus dem Leben entlassen wird: beiden gegensätzlichen Prinzipien Kohle Skelette, Wasser, Kohle, Salze. und Wasserstoff hinterlässt: Das Rauchgas des Wasserstoffs ist Wasserdampf – sonst 10
HEUTE - PÄDAGOGIK Die Selbstorganisation des Toten zum ein- besonders in Zeiten der Not praktische Ver- zelligen Lebewesen, nach der in den For- wendung. scherstuben heutzutage so fieberhaft ge- sucht wird, kann auch durch noch so langes Nun ist es aber interessant zu sehen, was Kochen einer „Ursuppe“ nicht bewirkt wer- geschieht, wenn man dem Zucker das zwei- den. Das Tote als den Quellort allen Lebens te ausgeglichene Prinzip, die Kohlensäure, zu vermuten, ist die Domäne der Materia- zuerst entreisst. Auch das ist möglich und listen. Die umgekehrte Denkrichtung ergibt das Ergebnis muss rein gedanklich ein bes- sich dagegen einfach aus der unbefan- ser brennendes Flüssiges sein, nämlich genen Beobachtung der Vorgänge, wie sie Feuerwasser – sprich Alkohol. dauernd in der Natur ablaufen. Nach die- sem kleinen Exkurs in das Gebiet des Mi- neralischen können wir das Vergehen der Pflanzenstoffe als stufenweise Annäherung an die Einseitigkeit der Mineralstoffe studie- ren. Stufen der Verwandlung Was mit dem Zucker geschieht, wenn er Wasser abspaltet, sehen wir noch an der lebenden Pflanze. Natürlich nimmt sei- ne Feuernatur, seine Brennbarkeit zu und er gestaltet sich zu Erdigerem, Festerem, über Stärke und Zellulose bis hin zum Holz. Dem Holz kann man nun nicht mehr wei- Man kann auf Rosinen oder direkt auf ter Wasser entziehen, ohne es zu minera- Traubenzucker und Wasser etwas lebende lisieren, zu Kohle werden zu lassen. Das Hefepilze geben und das Ganze bei Zim- wird ja auch tatsächlich in der Köhlerei ge- mertemperatur stehen lassen. Schon nach macht. Man erhitzt Holz unter Luftabschluss wenigen Stunden hat sich das Gemisch in und erhält Kohle. Verwendet man statt des eine schäumende, brausende, arbeitende primitiven Kohlenmeilers einen geschlos- Brühe verwandelt und man staunt, wie aus senen Versuchsaufbau mit Kühler und Gas- einigen wenigen Weinbeeren sich viele Li- behälter, so gewinnt man ausserdem noch ter Kohlensäure entwickeln können. Diesel- „Feurig Flüchtiges“ (Holzgas) und ein halb be Kohlensäure lässt ja auch den Hefezopf wässriges, halb öliges Destillat (Holzteer aufgehen. Nach einigen Tagen hat sich alles und Holzessig). Alle diese Dinge fanden wieder ziemlich beruhigt und nun schmeckt 11
HEUTE - PÄDAGOGIK die Brühe wie Wein mit übertrieben starkem Die richtige Menge Traubenzucker im Blut Hefearoma. Will man Schnaps daraus ge- ermöglicht uns erst die volle Bewusst- winnen, so muss bei ca. 80°C der Alkohol seinsklarheit – der Alkohol macht sie be- im Destilliergerät verdampft und wieder reits wieder zunichte – leider in grossem, gekühlt werden. Der Alkohol steht nun so epidemieartigem Ausmass. Die Steigerung ungefähr in der Mitte zwischen Wasser und des „feurig-flüchtigen Prinzips“ des Zuckers Fett und es wundert uns nicht, dass er mit zum Alkohol ist uns durch Beseiti- beidem problemlos Lösungen eingeht. Die gung eines „wässrig-ausgeglichenen“ grössere Flüchtigkeit des Alkohols im Ver- Prinzips, der Kohlensäure gelungen. hältnis zum Zucker ist begleitet von einem Alkohol brennt nicht nur besser als der Zu- blumigen Aroma und all demjenigen, was cker, sondern siedet bereits bei 80° C. Die als die bewusstseinstrübende Eigenschaft Verwandlungsmöglichkeiten sind damit des Alkohols bis zum Delirium Tremens be- noch nicht erschöpft. Dem Alkohol wiede- kannt ist. rum kann auch noch das zweite wässrige Prinzip, nämlich Wasser, entrissen werden. Wir denken uns eine andere Substanz als den Alkohol, noch leichtentzündlicher, noch bewusstseinstrübender; noch leich- ter flüchtig, noch blumiger aromatisch. Was entsteht? - Der Äther! Dieser wurde frü- her viel in den Spitälern als Narkosemittel eingesetzt. Er siedet schon bei 35° C und kann ohne weiteres Zutun schon durch die blosse Anwesenheit von Luftsauerstoff zur Entzündung bzw. Explosion kommen. Die Herstellung des Äthers gelingt nun nicht mehr biologisch durch Zusatz von Pilzen oder Bakterien. Sie muss brutal erzwun- gen werden durch Hitze und konzentrierte Schwefelsäure in hitzefesten, aber feuerge- schützten Glasapparaten. 12
HEUTE - PÄDAGOGIK derum ein bakterielles Gärprodukt des Alko- hols, das unter der Einwirkung von Luftsau- erstoff entsteht. Mit verschiedenen Säuren und verschiedenen Alkoholen komponiert die Industrie die künstlichen Aromen wie „Birnengeschmack“, „Bananengeschmack“, „Erdbeergeschmack“, die den bei Schüle- rInnen so beliebten Kaugummis und „Guet- zlis“ beigemischt werden. Im Gegensatz zu den echten Pflanzendüften und Fruchtaro- men, riechen und schmecken die Ersatz- stoffe aufdringlich, einförmig und fade. Sie sind wie eine leere Karikatur der echten Pflanzenaromen, die eine sehr feine che- mische Komposition darstellen. In einer reifen Erdbeere oder einer reifen Tomate – frisch aus dem Garten geerntet – lassen sich einige tausend Komponenten des Ge- schmacks nachweisen. Die bewusstseinsauslöschende Wirkung Für ein Kaugummiaroma genügt es, die des Äthers beruht auf einem sehr simplen widerlich ranzig stinkende Buttersäure mit Prinzip: Die fetthaltigen Markscheiden des dem ebenfalls unangenehm süsslich-ölig Zentralnervensystems werden vom Äther in riechenden Amylalkohol einer Destillation Lösung gebracht. Jetzt fehlt dem menschli- mit Schwefelsäure zu unterziehen. chen Geist das materielle Widerlager, das seine Tätigkeit in den Seelenraum zurück- Rudolf Ortner spiegelt und so zum Bewusstsein bringt. Eine Abwandlung des blumigen Aromas vom Äther zum Fruchtigen hin gelingt in der Herstellung der verschiedenen Estersorten. Die Ester werden ähnlich dargestellt wie der Äther, aber mit dem Unterschied, dass ein Teil des Alkohols durch eine organische Säure ersetzt wird, wie wir sie zum Beispiel im Essig finden. Der Essig selbst ist ja wie- 13
HEUTE - PÄDAGOGIK Musikunterricht 1. Teil Wurzelnd in der Kultur der Vergangenheit Mein jüngster Sohn hat mich als Dreizehn- – gelebt in der Kultur von heute – frucht- jähriger auf einer Reise in Irland einmal ge- tragend für die Kultur von morgen zielt angesprochen: «Papa, warum gibt es für mich als Jugendlichen eigentlich keinen Spielplatz, wo ich so spielen kann und darf, Vorspann: wie ich es mit meinen jetzigen Interessen gern machen würde? Eigentlich würde ich Diese einleitenden Worte gelten nicht nur gerne auf einem Spielplatz meine Fantasie- für den Musikunterricht, sondern sie gelten spiele als Kampfspiele und verrückte Verfol- letztendlich für alle künstlerischen Schulfä- gungsjagden spielen können. Das geht aber cher. Trotzdem lohnt es sich, diese Realität nicht, das wäre sehr peinlich und auch nicht einmal aus der Perspektive des Musikunter- der richtige Ort dafür!» richts genauer zu betrachten, zeigt es sich doch gerade an der Musik und ihrer Verwurz- Wir haben dann fantasiert, was es alles lung in der Kultur unserer Epoche, was sich dazu bräuchte: Platz für Kampfspiele, Raum im Spiegel dieser Kultur in der Musik aus- für Zusammensein ohne Erwachsene, die drückt! Daraus möchte ich der Frage nach- Möglichkeit, laute Musik zu machen und zu gehen, wie viel einem jungen Menschen, der hören, einen Sportplatz u.v.a.m. Was macht in der heutigen Musikkultur aufwächst, denn es für uns als Erwachsene so schwer, den zugemutet werden darf und soll? Inwiefern Bedürfnisse der jungen Menschen gerecht lässt es eine geistgetragene Pädagogik zu, zu werden, warum geben wir ihnen zu we- das gegenwärtige Musikgeschehen in den nig Raum oder befürchten die daraus resul- Unterricht zu integrieren? Ich möchte diese tierenden Gefahren? Ganz einfach, weil die Betrachtung differenzieren zwischen Kin- Gefahren real sein können und weil es ab dern vor dem zwölften Lebensjahr, Jugend- diesem Alter auch einen Bruch zwischen un- lichen im pubertären Alter zwischen zwölf seren Bedürfnissen und den Bedürfnissen und fünfzehn Jahren und jungen Erwachse- unserer Kinder gibt. Auch haben wir unse- nen ab dem sechzehnten Lebensjahr. Aus re, aus der persönlichen Erfahrung erwor- meiner eigenen Biografie schöpfe ich hier benen, Vorstellungen von dem, was gut und auch von meinen persönlichen Erfahrungen schlecht ist und was wir zulassen und ver- als Kind und Jugendlicher und dem, was meiden möchten. Der jugendliche Mensch ich aus dem lebenslangen Ringen um diese erwacht in der eigenen Individualität und Fragen als Musiker und Pädagoge für Ant- möchte sich an der Welt orientieren, zu worten gefunden habe. welcher jetzt auch Mutter und Vater zählen. Noch steht das Individuelle auf schwachen Beinen und lässt sich leicht beeinflussen. Dazu kommt, dass das seelische Empfin- 14
HEUTE - PÄDAGOGIK den das erste Organ der persönlichen Er- Warum führe ich all dies auf und was hat es fahrungen ist, mit Argumentieren lassen mit dem Musikunterricht zu tun? Sehr viel! sich persönliche Empfindlichkeiten kaum Denn genau diese Bilder zeigen die Schwie- beschwichtigen. Die Erfahrungen mit der rigkeiten im Umgang mit den Ansprüchen Welt beinhalten Wohlfühl- und Schmerzer- der jugendlichen SchülerInnen und ihren lebnisse. Es braucht ein «Sich-an-der-Welt- Bedürfnissen nach Eigenerfahrung mit der Reiben», um Welterfahrung und Persönlich- Welt von heute und mit den Anforderungen keitsprägung zu erringen. Dazu braucht es und den kulturellen Ansprüchen und Vorstel- Entwicklungsraum, äusseren und inneren. lungen unserer Pädagogik. Und warum ist Folgende Bilder können überall angetroffen das so? Könnte es sein, dass die heutige werden: Die abendlichen Kinderspielplätze Musikkultur des Durchnittsmenschen un- werden von Jugendlichen genutzt, um sich seren Werten widerspricht? Könnte es sein, unter Gleichaltrigen zu treffen, da geht es dass auch hier Gefahr lauert wie aus allem, laut zu und oft wird gesoffen und gekifft. was uns die heutige Kultur so bietet, Ver- Niemand möchte einen solchen Spielplatz führung zur Banalität, zum Konsum? Dies neben seinem Garten haben, denn DAS alles hat seine grosse Berechtigung, aber STÖRT! Weg mit den Jungen, die sollen kein junger Mensch lässt sich davon abhal- doch sonst irgendwo hingehen! An jeder ten, auf die innere Stimme als Gegenwarts- Ecke und in jedem Tram, Bus oder im Zug mensch zu hören und aktiv in das Leben sieht man jugendliche Kinder, die sich in die einzutauchen! Spielwelt des Smartphones flüchten, ist dies doch ein guter Ort, seinen Bedürfnissen Wie unglaublich einsam bin ich als junger nach «altersgerechten» Spielen nachzuge- Mensch geblieben, Steinerschüler, Sohn hen, was auch dem menschenscheuen Kin- eines guten und angesehenen Steinerschul- de hilft seine Kontakte aufs Virtuelle zu ver- lehrers, Sohn einer Pianistin, eingebettet in legen. Doch auch hier findet das Kind nicht eine gelebte anthroposophische Familie, den Raum und die Nahrung für seine tie- klavierspielend, Cello spielend, sängerisch feren Bedürfnisse. Und leider findet man an begabt, aber niemand meiner Bezugsper- Schulveranstaltungen der Steiner Schulen sonen hat sich für meine Begeisterung zu ganz Ähnliches: Ein großartiges Angebot für «Deep Purple», «Emerson Lake & Palmer», kleine Kinder: Märchenspiele, Kinderspiele, «Uriah Heep» und «Jesus Christ Superstar» Basteln usw.! Was aber wird den Jugend- interessiert, niemand meiner grossen und lichen geboten? Wo können sie sich «stei- geliebten Vorbilder wollte sich mit diesem nerschulgerecht» ihren Platz nehmen? «Abschaum» abgeben, wollten sich die Mu- sik nicht einmal anhören! Das Nichtverstan- den-Werden, das Besserwissen der älteren Generation überlässt den jungen Menschen 15
HEUTE - PÄDAGOGIK gerade erst recht dem Sog der gegenwär- dere ist Dionysos. Apollon ist der Gott des tigen Kultur, die dann aber ein leichtes Spiel Lichtes, der Heilung, der Mässigung, der hat, die junge Generation in den Bann zu Musik, der Dichtkunst und des Gesanges. ziehen. Und gegebenenfalls zu verführen. Dionysos ist der Gott des Weins, der Freu- Und vergessen wir nicht dabei: Alles, was de, des Wahnsinns, der Ekstase und des eine Kultur neben dem Aufbauenden noch Lärmes (Bacchus). Beide Götter machen hervorbringt, sei es Lug, Trug und schlechte die irdische Musik vollkommen, damit sie zu Kost, es gibt immer einen Grund dafür und einer menschenverbundenen Musik werden es will uns etwas sagen über das Heute. kann. Eine Musik, die nicht nur den Engeln Und wir tun gut daran, in allem scheinbar gehört, die aber auch nicht nur der Sinnlich- Negativen auch das Gute zu suchen, wir keit dient, sondern eine Musik, die beide werden es dann auch finden! Denn es ist Elemente zu einem Ganzen vervollständigt. die Sprache der Gegenwart und die inte- Das Element der Ordnung und der Heilung ressiert sich nicht dafür, wie wir es beurtei- und das Element der Freude und der Eksta- len. Wir, im Gegenzug, können viel daraus se. Menschliche Musik ohne das eine oder lernen, die Sprache verstehen und was sie das andere verdient nicht das Wort Musik! uns zu sagen hat. Und damit ist auch die Weltliches Leben braucht Feuer, Freude Frage beantwortet, warum es mit unseren und Leidenschaft, ohne das wäre das Leben Kindern schwierig wird ab dem zwölften öde und leer. Aber ein Leben ohne Ordnung, Lebensjahr: weil gerade sie Menschen der ohne göttliches Ideal, ohne Bildung, Klarheit Gegenwart werden möchten, zu dem, was und Moral würde uns unter die Menschlich- nach uns kommt. Neue Kultur, neues Le- keit sinken lassen, ein Leben ohne Halt und ben, das, was von der Zukunft in den jun- Sinn. gen Menschen zum Vorschein kommt. Bis zur fünften Klasse lässt sich alles im Musik- Mit dem Wissen um diese wichtigen Prin- unterricht machen, die Kinder machen mit, zipien in der Musik möchte ich diesen Vor- auch wenn die Lehrperson vielleicht kaum spann beenden. Im nächsten Beitrag wird selbst singen kann (das beziehe ich jetzt na- es darum gehen, uns mit der umgebenden türlich nicht auf die Musiklehrperson). In der Musikkultur der Gegenwart zu beschäfti- sechsten Klasse kommt dann aber bestimmt gen, in welche unsere Kinder hineingeboren die Frage: Singen wir auch einmal «norma- werden. Wie finden wir einen Weg, alte und le» Lieder? gegenwärtige Musikkultur kindgerecht im Pädagogischen zu verbinden? Im Altgriechischen gibt es zwei Götter, die gerade für die Musik und letztendlich für «Erziehung durch Musik» und nicht alles Kulturelle eine grosse Bedeutung «Erziehung zur Musik» haben. Der eine Gott ist Apollon, der an- Michael Schaub 16
STEINERSCHULE UND WAS DANN? Annemarie Bäschlin Wir freuen uns, Ihnen in dieser Rubrik Für den zweiten Teil des Vormittages konn- eine ehemalige Schülerin vorzustellen, ten wir Annemarie Bäschlin für einen Ton- welche vor über 70 Jahren die dritte in der eurythymiekurs gewinnen, gefolgt von Schweiz gegründete Rudolf Steiner Schu- Eurythmie in der Pädagogik mit Prosper len besuchen durfte. Wie es dazu kam? Nebel (Eurythmist, Heileurythmist und Mu- Während der Sommerwoche bereitete sich siker), welcher sie auch auf dem Klavier das ganze Kollegium am Vormittag unter begleitete. der Leitung von Valentin Wember mit der Arbeit an den Menschenkunde-Vorträgen Daniela Steger, die Frau Bäschlin bereits Rudolf Steiners und anschliessender Aus- 1984 während ihres Eurythmiestudiums sprache und Übungen dazu aufs neue in Deutschland als Gastdozentin für Farb- Schuljahr vor. eurythmie kennenlernte, stellte ihr die Fra- gen. 17
STEINERSCHULE UND WAS DANN? Sie wohnen und arbeiten heute in Rin- gemeinde abgewählt wurde. Daraufhin goldingen. Wurden Sie auch hier gebo- wollte mein Vater wissen, welche Arbeit ren und wo wuchsen Sie auf? in der Schweiz am nötigsten war. Man riet ihm, ein Heim für Kinder mit Beeinträchti- Ich wurde am 17. April 1940 in Ringol- gungen zu gründen. dingen, im Kanton Bern, als drittes von fünf Kindern geboren. Mein Vater war Pfar- Also ergriff er diese Aufgabe gemeinsam rer in der Gemeinde Schangnau und stand mit seiner Frau. Meine Mutter unterrichte- in engem Kontakt mit Friedrich Eymann, te damals als Klassenlehrerin an der Ru- reformierter Theologe, Pädagoge und An- dolf Steiner Schule Zürich an der Platten- throposoph, welcher mit der Gründung der strasse. Beide konnten dank eines kleinen heute noch aktiven Freien Pädagogischen Erbes eine Liegenschaft erwerben und Vereinigung, die Pädagogik nach Rudolf ausbauen und wurden von ihrem Umfeld Steiner im Kanton Bern förderte und ver- unterstützt. ankerte. Unstimmigkeiten aufgrund des anthroposophischen Hintergrundes meines Ich verbrachte meine Kindheit grössten- Vaters führten dazu, dass er von der Kirch- teils in diesem Heim, welches meine Eltern 18
STEINERSCHULE UND WAS DANN? während insgesamt 33 Jahren führten, bringen solle. Später hatte ich das Gefühl, erst in Küsnacht und etwas später in grös- dass sie die Rollen für die Faune für die serem Rahmen in Herrliberg. Gemeinsam schon damals eher ‘wilden’ Buben ge- betreuten sie meist um die 30 Kinder. Spä- schrieben hatte. ter gründeten meine Eltern ein weiteres Heim auf dem grosselterlichen Bauernhof Weiter hat mich Max Schenk, welcher uns in Ringoldingen ab der 6. Klasse übernahm, sehr beein- druckt. Wir durften bei ihm auch schnitzen Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre und plastizieren, er malte selber und nach- Schulzeit? träglich empfand ich ihn als Säule des Kol- legiums. Er war durch und durch ein Künst- Ich besuchte aufgrund des weiten Schul- ler und unterrichtete dementsprechend, weges erst die öffentliche Schule. Jedoch das hat mich tief geprägt. fand ich die Hefte und Zeichnungen mei- ner beiden älteren Geschwister, die bereits Was hat Ihre Berufswahl beeinflusst? die RSS an der Plattenstrasse besuchen durften, viel schöner. Also bat ich meine Meine Mutter war sehr begabt: Sie illus- Eltern, auch dort unterrichtet zu werden. trierte Märchen, spielte Klavier und be- Welche Freude, als sie nach der 1. Klas- gleitete mich beim Geigenspiel. Sie nahm se einwilligten. Gerne nahm ich den wei- meine Wünsche ernst und förderte mich. ten Schulweg in Kauf. (20 Minuten zu Fuss Musik und Malen interessierten mich von zum Bahnhof, eine Zugfahrt von einer hal- klein an und beides waren tragende Be- ben Stunde und ein weiterer 20-minütiger standteile im Unterricht. Fussmarsch.) Nach der 10. Klasse war die Schulzeit da- Eine mir wichtige Lehrerin an dieser Schu- mals zu Ende. Ich absolvierte die Aufnah- le kannte ich bereits: Marguerite Lobeck. meprüfungen in der Kunstgewerbeschule, Ich durfte nämlich schon vor dem Eintritt in konnte beginnen, war aber nicht befriedigt die Schule die Kindereurythmie bei ihr be- von den Lerninhalten. Deshalb entschied suchen. Sie gehörte 1927 zum Gründungs- ich mich mit einer ehemaligen Klassenka- kollegium dieser Schule und schrieb jedes meradin Englisch zu lernen und wir fanden Jahr ein Weihnachtsspiel, in welchem sie, eine Stelle in einem anthroposophisch ge- ebenso wie im Mittsommerspiel, die Rollen führten Kinderheim in England. Sie inte- den Kindern anpasste. Ich erinnere mich ressierte sich für die Eurythmie und nahm gut daran, dass es etwas Besonderes für dort an einem Laienkurs teil. mich war, als Engel dem Herodes sagen zu dürfen, dass er die Kindlein nicht um- 19
STEINERSCHULE UND WAS DANN? Als sie wieder in die Schweiz zurückkeh- Wo hat Sie Ihr Beruf hingeführt? ren musste, legte sie mir nahe, diesen Kurs auch zu besuchen. Sie meinte: ‘Stu- Aufgrund der Kontaktnahme meiner Mutter diere doch Eurythmie, dort kannst du dei- mit Marie Savitch, Leiterin der Eurythmie- ne beiden Wünsche, Malen und Musik zu bühne in Dornach, durfte ich dort anfangen studieren, verbinden. Schon beim ersten und vier Jahre lang tätig sein. Als Christine Besuch im Kurs wurde mir klar, dass sie Custer mich darauf hinwies, dass an der recht hatte. Als ich zurückkehrte, war ich Londoner Eurythmieschule eine Lehrper- meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mei- son gesucht wurde, kehrte ich nach Eng- nen Berufswunsch unterstützten. land zurück, wo ich während zehn Jahren unter der Leitung von Marguerite Lobeck Mit 19 Jahren begann ich die Eurythmie- unterrichtete und im Bühnenensemble mit- schule von Lea van der Pals in Dornach. wirkte. Da konnte ich auch an dem reichen Ich kannte sie schon von den Auffüh- Kulturleben (Konzerte, Theater, Museen) rungen, welche meine Eltern organisiert Londons teilnehmen. hatten. Die Ausbildung zur Eurythmistin dauerte vier Jahre. In den siebziger Jahren hatte ich das Be- dürfnis, bei Lea van der Pals nochmals eine Fortbildung zu machen. Sie hatte damals die Eurythmiebühnenleitung am Goetheanum inne und führte das 4. Ausbil- dungsjahr ihrer Eurythmieschule. An bei- den Orten konnte ich voll einsteigen. Zu- dem war die Frage aus Nürnberg an Frau Proskauer-Unger gestellt worden, in Nürn- berg eine Eurythmieschule zu gründen. Da fragte sie mich mitzukommen, dort war ich dann sieben Jahre als Lehrerin und Büh- nenmitglied tätig. Wie kam es zu der Anfrage, die Euryth- miefiguren malerisch darzustellen? Lilly Gross-Anderegg arbeitete 20 Jahre lang als Handarbeitslehrerin an der RSS Zürich. Jede Woche nähte und bestickte sie damals auf kunstvolle Weise mit Schul- 20
STEINERSCHULE UND WAS DANN? müttern Kittel für die kleinen Kinder aus ins In- und Ausland. Etwa sieben Jahre Leinen und Baumwolle. Diese waren so später verstarb auch mein Vater. besonders schön, dass die Leute am Ba- sar von überallher kamen, um sie zu kau- fen. Ich erinnere mich, wie meine Mutter mit uns immer als erstes zu diesem Stand ging, um uns das schönste Stück zu zei- gen. Später wurde sie aufgrund ihrer farb- intensiven Aquarelle als einfühlsame Illus- tratorin für Märchen- und Kinderbücher und Malerin bekannt. Der Nachlassverein gelangte mit der Bitte an sie, die von Rudolf Steiner angeregten Figuren zu malen. Nach einigen Versuchen fand sie, dass eigentlich eine Eurythmistin mit dieser Aufgabe betraut werden sollte. Da erinnerte sie sich (nach etwa 20 Jah- ren) daran, dass ich damals, als ihre Schü- lerin, eine besondere Fähigkeit für das Ma- len und die Farben zeigte und sie fragte mich an, diese Arbeit zu übernehmen.1987 erschien die Mappe ‘Die Eurythmie- figuren von Rudolf Steiner’ im Rudolf Abb.: Vokal „ I „ Steiner Verlag AG Basel mit 35 Figuren zu den Vokalen, Konsonanten und Stim- Seither gebe ich hier verschiedene Kur- mungen, welche als Arbeits-, Anschau- se, welche sich vorwiegend an Eurythmi- ungs- und Studienmaterial dienen. stInnen, HeileurythmistInnen, ÄrztInnen und MusiktherapeutInnen sowie Studen- Warum kehrten Sie nach Ringoldingen tInnen – oder eben, wie in diesem Som- zurück? mer, an interessierte Kollegiumsmitglieder an der Rudolf Steiner Schule in Steffis- Als meine Mutter erkrankte, unterstützte burg, richten. Unterrichtsinhalte sind vor ich meinen Vater bis zu ihrem Tod in der allem die Ton- und Ton-Heileurythmie und Pflege. Wir richteten es so ein, dass ich die Farben. Die Ton-Heileurythmie wurde trotzdem hier und anderswo Kurse durch- von Lea van der Pals aufgrund der Anre- führen konnte und reiste dafür zeitweise gungen von Rudolf Steiner entwickelt und 21
STEINERSCHULE UND WAS DANN? ich durfte mit ihr das Buch zur Ton-Heileu- rythmie schreiben, welches 1991 im Ver- lag am Goetheanum erschienen ist, 2017 folgte eine zweite erweiterte Auflage. Das ehemalige Kinderheim birgt jetzt die Unterkunftszimmer für die Kursteilnehmer oder auch für Feriengäste. Auf dem ehe- maligen Gemüsegarten hat mein Vater ein kleines Eurythmiehaus mit einem sehr schönen Eurythmiesaal errichtet. Ich unterrichte weiterhin, wohin ich beru- fen werde, sowohl in der Schweiz wie auch im Ausland. Dazu kommen andere Enga- gements, z.B. das aktuelle Programm mit Angelika Storch „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt“. Rudolf Steiner verlor auch in dramatisch- schmerzlichen Augenblicken seines Le- bens seine Liebenswürdigkeit und sei- nen Humor nicht. Viele Zeitgenossen und Das Buch und die Karten sind bei fol- ernsthafte Geistesschüler Rudolf Steiners genden Quellen oder im Buchhandel berichten von seinem, in den ungewöhn- bestellbar: lichsten Situationen aufflammenden, Hu- mor. Diese Seite seines Wesens scheint www.waldorfshop.eu heute fast vergessen. Die heitere Auffüh- rungssequenz, in der Eurythmie, Rezita- www.raffaelverlag.ch tion und Musik in einem ausgewogenen Verhältnis stehen, möchte dazu anregen, sich ein Beispiel an ihm zu nehmen, auf dass Humor und Heiterkeit in unserem täg- lichen Leben nicht vergessen werden. Daniela Steger und Pascaline Rubin 22
EIN TAG IM LEBEN VON...? Michael Schaub Nur noch montags und freitags werde ich und Bus, unvorstellbar, schon rein zeitlich! durch den Wecker, welcher durch den Nun, Autofahren kann auch sehr gemüt- freundlichen Ton meines iPhones abgelöst lich sein, entweder singe ich laut und zu- wurde, geweckt. An den restlichen Tagen frieden zur Musik aus der Sound Anlage hat sich schon meine frühzeitige Pensio- meiner Karre mit oder ich höre mir gross- nierung durchgesetzt – schlafen, solange artige Geschichten aus Audible an, die ich mag! Jetzt denke aber nicht, der hat’s Zeit vergeht jedenfalls nie ungenutzt. Was gut, der kann schlafen, solange er will. mir in der Schule bevorsteht, da mache Nein, ich bin ein Frühaufsteher, alles nach ich mir keine Gedanken mehr, denn die acht Uhr ist für mich zu spät! Aber so früh habe ich mir schon von Dienstag bis Don- wie am Montag und am Freitag stehe ich nerstag täglich gemacht. Jetzt trage ich nur selten mehr auf. Denn egal, ob ich von alles als freudiges Vorgefühl in meinem Basel her nach Steffisburg fahre oder von Innern… Oh ja, eine Vorfreude auf die Meiringen herkommend (meinem Wahl- sechste Klasse, die so freudigen Einsatz domizil im Wohnwagen), es liegen viele zeigt, auf die siebte Klasse, die mich durch Baustellen zwischen mir und meinem ihr überdurchschnittliches Singvermö- Zielort. Von Basel her sind es zurzeit fünf gen begeistert, auf die achte Klasse, die grosse Baustellen und ich darf (muss) je- mich vor manche erzieherischen Heraus- weils als ungeduldiger Autofahrer Geduld forderungen stellt und letztendlich auf die üben… Zudem lassen sich Hektik und neunte Klasse, die mir durch ihr Achtklass- Stress nur schlecht mit einem präsenten Stück besonders ans Herz gewachsen ist! und geduldigen Lehrer vereinbaren! Von Selten müde und voll neuer Anregungen Basel herkommend ist die Raststätte verlasse ich nach getaner Arbeit meine Münsingen mein ersehntes Ziel, denn da Wirkungsstätte. gibt es Kaffee und Gipfeli, von Meiringen herkommend ist es die Bäckerei am Krei- Wie kommt es nur, dass ich nach über 41 sel in Steffisburg. Von diesen Orten aus Jahren als Musiklehrer tätig und frühzeitig kann mich nichts mehr weiter behindern. pensioniert, noch immer leidenschaftlich Von Basel sich Steffisburg nähernd, be- vor Schulklassen stehe? Da gäbe es viel rührt mich die Schönheit der Lage dieses zu sagen. Es ist nämlich nicht so, dass Ortes immer wieder: Vom Mittelland her- ich zu denen gehöre, die nicht aufhören kommend, die fernen Berge im Dunst und können, das wäre falsch vermutet. Es gibt den Niesen und das Schloss Thun stolz zwei Hauptgründe für mein Weiterarbeiten alles überragend. Hier würde es mir auch mit einem kleinen Pensum in der Schule: gefallen, das Wohnen. Diese Arbeit hier Einer der Gründe ist die grosse Liebe zu und die notwendige Reise wären für mich meinem Unterrichtsfach, der Musik. Ich ohne Auto nicht machbar. Mit Tram, Zug kann noch soooo viel lernen! Andererseits 23
EIN TAG IM LEBEN VON...? liebe ich über alles die Zusammenarbeit schätzten Eltern, danke ich, dass sich mir mit Jugendlichen und mit Kindern, denn hier ein kleines Wirkungsfeld aufgetan hat, ohne sie hätte ich keine Chance zum per- das mir dank Euch zu so viel Freude und sönlichen und beruflichen Weiterkommen. neuer Erfahrung verhilft! Und ist die Jugend nicht unsere Zukunft, wenn wir dann mal ganz abgetreten sind? Tatsächlich sinke ich abends etwas un- Wie viel kann man da doch versuchen beschwerter in die Federn, diesmal kann mitzugeben von dem, was man selbst ich ohne Weckerstellen einschlafen, wenn verwirklichen durfte in einem fröhlichen, und wann immer es mir passt. interessanten und gedeihlichen Leben! Vielleicht kommen sie noch, die Tage mit Michael Schaub mehr Wolken und Gewittern, aber das Schöne an der Sache ist, dass ich ganz freiwillig und ohne jegliches Müssen hier arbeiten darf. Das ist schon eine beson- dere Ausgangslage! Man kann mir auf den Zehen rumtreten oder versuchen, mir meine Nerven zu beschädigen. Doch das wird kaum noch jemandem gelingen, denn für mich gibt es immer eine Alternative. In meinen ersten 12 Jahren als Musiklehrer in den Rudolf Steiner Schulen Pratteln und Basel, da war ich ein junger Familienvater und das Geld war immer knapp, so knapp sogar, dass ich jeweils am Donnerstag nach der Konferenz Zeitungen austragen musste und am Samstag in einer Autoga- rage Gebrauchtwagen zum Verkauf vor- bereiten durfte. Da war die Situation noch weniger frei, hatte aber auch ihr Gutes. Die 29 Jahre als Musiklehrer im Gymna- sium haben es mir ermöglicht, heute mei- ner Lieblingstätigkeit unbeschwert weiter nachgehen zu können. All dem bin ich zu grossem Dank verpflichtet und Euch, liebe Schülerinnen und Schüler, und Euch, ge- 24
VERÄNDERUNGEN Verabschiedungen «Veränderungen sind am Anfang hart, in Liebe Lorena Gorla der Mitte chaotisch und am Ende wunder- bar.» Mit grossem Bedauern werden wir Dich nun verabschieden. Mit viel Herz und Ge- Liebe Frau Spata duld hast Du geholfen den Kindergarten umzugestalten und neu zu organisieren. Wir fanden es am Anfang hart, in der Mitte Neben Deinem Abschluss an der Afap waren wir etwas sauer und jetzt am Ende hast Du die Gruppe an drei Tagen in der sind wir zwar noch etwas traurig, doch fin- Woche durch das Jahr geführt. Auch wenn den wir es wunderbar, dass Du nun mehr es viel war, hast Du die Kinder mit dei- Zeit für dich und deine Familie hast. Komm nem Lachen und mit Deiner wundervollen, uns wieder mal besuchen! abenteuerlichen und klaren Art begleitet; und es entstanden Räume, in denen die Von der 4. Klasse ein grosses MERCI und Kinder sich wohl und geborgen fühlten alles Liebe. und ihre Wesen sich voll entfalten durften. Mit Dir geht eine herzensgute Freundin Die Zusammenarbeit mit Dir war leicht und aus der Schule – aber vermutlich werden freudig und die Samen, die Du gesetzt wir beide die bunten Fäden des Lebens hast, dürfen jetzt anfangen zu wachsen. einfach ausserhalb der Schule weiter spin- nen... Nun zieht Deine Abenteuerlust Dich in die Welt und wir wünschen Dir von ganzem Herzgruss Herzen berührende und innige Momente mit Dir und mit der Welt, dass du Orte fin- Jasmine Stampfli dest, an denen Du Dich zuhause fühlst und mit Deinen vielen Gaben wirken und ein Licht für die Welt sein kannst. In grosser Verbundenheit und Dankbarkeit Anuschka Stüdle 25
VERÄNDERUNGEN Neues Team im Kindergarten Ich freue mich, dass wir Sabina Meier als langjährige Freundin und Arbeitskollegin wieder für unseren Kindergarten gewin- nen konnten. Im Kindergarten Birkenzauber durfte ich als Praktikantin einen Teil meiner Ausbil- dung bei ihr absolvieren. Danach war ich als Stellvertreterin und Aushilfe hier im Kindergarten Rosenhof tätig und wir be- gegneten uns immer wieder. Sabina arbeitete auch hier zwischen den Babypausen im Kindergarten, hauptsäch- lich an den Waldtagen. Ab Oktober werde ich als Hauptverant- wortliche für den Kindergarten die Vormitt- tage von Montag bis Donnerstag überneh- men. Sabina Meier wird den Waldmorgen am Freitag leiten. Anuschka Stüdle 26
VERÄNDERUNGEN Barbara Zihlmann Als wir im Herbst 2006 in Heiligenschwen- Nach der Rudolf Steiner Schule habe di unseren Hof pachten konnten und hier ich die Matur gemacht, bin dann für ein sesshaft wurden, war ich glücklich, dass knappes Jahr nach Nordirland, wo ich auf es ganz in der Nähe die Rudolf Steiner einem Camphill gearbeitet habe, und habe Schule Steffisburg gibt. dann die 4-jährige bio-dynamische Land- wirtschaftslehre absolviert, damals noch Ich selbst ging 12 Jahre in die Rudolf Stei- als Wanderlehre. ner Schule Mayenfels in Pratteln und war und bin sehr dankbar für diese Zeit. Vor Ich bin seit Jahren mit Freude am Gärtnern allem Musik, Handarbeit, alles Handwerk- und besuche nun am Goetheanum noch liche, Turnen und auch Eurythmie und na- den Kurs Biologischer Gartenbau, Fach- türlich Gartenbau hatte ich sehr gerne. modul Pädagogischer Gartenbau, was ich als grosse Bereicherung erlebe. So hat es So war mir klar, dass ich auch unsere Kin- sich ergeben, dass ich seit März 2021 im der an eine solche Schule schicken möch- Schulgarten, im Schlosspark Oberhofen, te. Gartenbau unterrichten darf. Ich bin nun seit gut 11 Jahren Schulmut- Barbara Zihlmann ter. Unsere beiden älteren Töchter gehen unterdessen in Ittigen zur Schule, Maria in die 12. Klasse, Angelika in die 10. Klas- se. Simon und Lea besuchen die 8. und 6. Klasse in Steffisburg. Ich habe mich, so gut es neben der Arbeit auf dem Betrieb ging, gerne verschie- denstlich für die Schule engagiert. So auch im Frühling 2020 im Schulgarten. Als ich vernahm, dass eine Nachfolge für Lilian Josche gesucht wird, dachte ich spontan: „Das wäre etwas für mich, das würde ich sehr gerne machen.“ Und als ich nach längerem Überlegen und mehr- maligem „Darüberschlafen“ immer noch dasselbe dachte, habe ich mich gemeldet. 27
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