MITTEILUNGEN JOHANNI 2018 - SAFT & KRAFT RUDOLF STEINER SCHULE BERNER OBERLAND - Rudolf Steiner Schule Berner ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
HEUTE Die Bienen sind jetzt da SEITE 2 Insektenhotel und Feuerstelle SEITE 3 Kinderstube im Saft SEITE 4 Kräfte bündeln SEITE 6 Olympiade auf dem Gurten SEITE 8 Bäume in Saft und Kraft SEITE 10 Der Druck dieser Mitteilungen GESTERN wurde von der Firma Weleda Saft & Kraft im Waldpraktikum SEITE 12 freundlicherweise mit einer Tanzball SEITE 15 Spende unterstützt . „ Der Müll ist los“ SEITE 17 Kommentare und Fotos zum Eurythmieprojekt „Der Bucklige“ SEITE 20 MORGEN Die 9. Klasse zieht weiter SEITE 22 Impressum EIN TAG IM LEBEN VON... Herausgeber Auflage 1300 Ex. Johannes Josche SEITE 26 Kollegium und Vereinigung 35. Jahrgang, Nr. 144 Rudolf Steiner Schule STEINERSCHULE UND WAS DANN? Berner Oberland Erscheinungsweise Astrastrasse 15 Vierteljährlich zu Michaeli, Till Ferst SEITE 30 CH-3612 Steffisburg Weihnachten, Ostern und Johanni VERÄNDERUNGEN Beiträge und Artikel Abonnementspreis Die Inhalte werden von den Jahresabonnement Fr. 20.-, Abschied Aruna Rey, Donath Aebi SEITE 34 jeweiligen AutorInnen für Vereinsmitglieder gratis selbstverantwortet Jahre in Saft & Kraft SEITE 37 Bankverbindung Veränderungen in der Redaktion SEITE 39 Redaktion PC 34-4839-5 Donath Aebi, Beat Geraets, Matthias Informationen aus Vorstand und Giger, Sylvia Goldweida, Gabriele Redaktionsschluss/Themen Schulkommision SEITE 41 Ortner, Pascaline Rubin, Christian 1. September 2018/Michaeli Wirz, mitteilungen@steinerschulebo.ch Inserate ELTERN Gabriele Ortner-Rosshoff Saft & Kraft durch Wildkräuter SEITE 43 Korrektorat c/0 Rudolf Steiner Schule Natalie Wacker, Berner Oberland Magdalena Reinhard mitteilungen@steinerschulebo.ch BÜCHERTIPPS 4 Büchertipps, 1 Rezension SEITE 46 Bildredaktion 1 Seite 121 x 180 mm Fr. 280.– Gabriele Ortner-Rosshoff ½ Seite 121 x 90 mm Fr. 150.– info@bilder-spektrum.ch ¼ Seite 121 x 45 mm Fr. 80.– MÄRCHEN Der Apfel der Gesundheit SEITE 50 Fotos Layout Titel, Rücktitel, S. 2, 3, 14, 20, 21, Gabriele Ortner-Rosshoff 33-35, 38, Gabriele Ortner, www.bilder-spektrum.ch VORSCHAU S. 4, 5, 7, 9-11, 15-19, 25, 28, 44 zVg Basar18 SEITE 52 Druck Beilagen Copyquick Thun Einzahlungsschein www.copyquick-thun.ch ZUKUNFT Legate SEITE 53 INSERATE SEITE 54 ADRESSEN SEITE 63 FERIENORDNUNG SEITE 64
EDITORIAL Sommer - überall erwacht und erblüht das Leben, alles ist in Saft und Kraft. Liebe Leserinnen und liebe Leser Ob es die geführte Kraft ist, die man braucht, wenn man im Waldpraktikum die eigene Kraft einsetzt, um sich mit der Natur zu verbinden und Verantwortung zu übernehmen, ob es der Mamutbaum ist, der sich selber mit Nährstoffen versorgt um zu leben, ob es die Lebenskräfte sind, die beim Tanzen Freude schenken, die Startenergie, die man spürt, wenn man in eine neue Lebensphase kommt oder weiterreist, um einen neuen Abschnitt zu beginnen... 0b es die Körperkräfte sind, die sich im Sport in der Athletik ausleben wollen oder die Konzentrationskraft, die man braucht, um ein neues Ziel zu fokussieren und einen Schritt in die Zukunft zu wagen... ja, lasst es uns wagen und durch die Kraft in den Saft zu kommen... Entwicklung hat es in sich! Sylvia Goldweida 1
HEUTE - PÄDAGOGIK Die Bienen sind jetzt da Diesen Frühling, während der Apfelblüte, ha- nau mit der Lupe beobachtet, dass die Bie- ben wir vom kantonalen Inspektor ein Buck- nen die Läuse ,melken‘ und den Saft zu Honig fast Bienenvolk erhalten, eine besonders gut- verarbeiten. Die Natur macht manchmal ganz mütige und zahme Sorte. eigenartige Dinge. Unserer Bienen haben bereits so viel Honig Die letzten Monate waren eine üppige Ho- geholt, dass wir einen Extraplatz einrichten nigzeit, in der alles in Hülle und Fülle geblüht mussten, um den Honig der Lindenblüten zu hat. Imker berichten, dass in diesem Jahr viel sammeln. mehr Honig gesammelt wurde als in den letz- ten Jahren. Solch ein ,fettes‘ Honigjahr gibt Im Kindergarten steht der schönste Linden- es selten. baum, - wenn er blüht, kommen die Men- schen und die Bienen einander näher und Wir freuen uns schon sehr auf den Honig! werden es geniessen. Beat Geraets Da es in den letzten Tagen immer wieder ge- wittert und geregnet hat, konnten wir mit den Klassen noch nicht oft den Bienenkasten zum Beobachten öffnen. Die Bienen vertragen keine Feuchtigkeit, das Wasser im Bienenhaus könnte sie krank ma- chen. Unsere Königin ist ganz jung und frisch, da- her müssen wir uns nicht sorgen, dass unser Bienenvolk sich durch Schwärmen vermeh- ren will. Die Königin legt fleissig jeden Tag viele Eier, die schnell ihre maximale Grösse erreichen. Nach der Lindenblüte ist die Blütesaison fast zu Ende und die Bienen sammeln dann nur noch Honig vom Wald oder von der Heide. Die Kinder haben sich gewundert, was die Bienen in den blütenlosen Sträuchern am Strassen- rand der Schule suchen. Sie haben dann ge- 2
HEUTE - PÄDAGOGIK Insektenhotel und Feuerstelle Bei meinem heutigen Besuch der 3. Klasse Sie verlassen das Hotel wenn sie geschlüpft haben mir die Kinder erklärt, was sie in der sind. Bauepoche hergestellt haben. Ganz an Ein- gang des Pausenplatzes und weiter hinten Für einen endgültigen Standort der Insekten- vor dem Galoppschopf, stehen nämlich kleine hotels sind die Schülerinnen und Schüler noch bunte Häuschen angeschrieben mit HOTEL. auf der Suche, er muss trocken und geschützt Gebaut wurden sie aus Holz. fabrig bemalt und nach Süden ausgerichtet sein. und gefüllt mit allerlei strukturhaltigen Ele- menten wie Ziegelsteinen mit Löchern, Tan- Um in der Bauepoche auch noch richtig zu nenzapfen, Stroh und ausgehöhlten Ästchen. maueren, hat die 3. Klasse eine runde Feu- Auf meine Frage wer darin logiert, zählten sie erstelle auf dem Kindergarten-Areal errichtet. mir die Insekten auf, die bereits eingezogen Ganz genau haben mir die Kinder beschrie- sind bzw. noch einziehen werden. Als erstes ben wie sie die 27 kg schweren Backsteine kamen Spinnen und Kellerasseln, weitere sternförmg angeordnet und die Zwischenräu- Insekten wie Hummeln, Wildbienen, Schlupf- me mit Zement verfüllt haben. Zusätzlich sind wespen, Florfliegen, aber auch Ohrwürmer… auch noch Bänkli enstanden, das Johanni- sind teilweise bereits in die ausgehölten fest kann gefeiert werden! kleines Ästchen gekrochen, haben darin Eier gelegt und die Röhre wieder verschlossen. Ein grosser Dank gilt nicht nur der Klassen- lehrerin Aruna Rey, sondern auch den zahl- reichen helfenden Eltern. Gabriele Ortner 3
HEUTE - PÄDAGOGIK Kinderstube im Saft In der Kinderstube können wir das erste Einige Beispiele dazu: Jahr von Montag bis Donnerstag jeweils den ganzen Tag und am Freitag am Vormittag un- An unserem Gartentag mit den Eltern und sere Türen öffnen. Noch vor vier Jahren war ihren Kindern haben wir unter anderem die die Kinderstube jeweils „nur“ am Vormittag Fassade und den Zaun der Kinderstube neu offen. gestrichen. Herrlich frisch strahlt es den Ein- tretenden entgegen. Über 50 Kinder gehen wöchentlich durch unsere Türen ein und aus. Sie kommen ein Auch sonst entsteht während unseren ge- bis viermal pro Woche zu uns. Am Nachmit- meinsamen Gartentagen, welche wir zweimal tag haben wir zum Teil gemischte Gruppen. im Jahr durchführen, so vieles! Und freudig Das Mittags- (inkl. Zmittag) und Nachmittags- sind die Familien mit dabei. angebot kann auch von KIGA-Kindern und UnterstufenschülerInnen genutzt werden, fix In den Ferien erhielten wir eine neue Küche, oder (falls es Platz hat in der Gruppe) auch in der Schulpost wurde dies schon erwähnt spontan. und verdankt. Es ist herrlich! Noch fehlen die Plättli und der Boden - wir freuen uns sehr Wir haben uns für das laufende Schuljahr und darauf. die Zukunft vorgenommen, während des Jah- res immer wieder Begegnungsorte für Fami- Am ersten schweizweiten Vorlesetag vom lien (bestehende oder auch neue) anzubie- 23. Mai haben wir als Kinderstube mitge- ten. Ebenfalls ist es uns ein Anliegen, unsere macht. Wir haben es mit einem Spielnach- Türen nach aussen vermehrt zu öffnen. mittag kombiniert, ca. 30 Kinder hörten ge- spannt der Kamishibai-Geschichte: „Pelles neue Kleider“ zu. 4
HEUTE - PÄDAGOGIK Danach konnten die Kinder frisch geschorene gross. Auch dieses Angebot soll in Zukunft Schafwolle waschen, karden und nassfilzen. vermehrt neben den bestehenden Eltern auch Aussenstehende ansprechen und öf- fentlich beworben werden. Das Angebot der Ferienbetreuung wird dankbar genutzt. Seit einem Jahr bieten wir diese nun an. Ganz herzlich danke ich unserem Team für die wertvolle Arbeit in der Kinderstube! Gar manche Familie hat über die Kinderstube an unsere Schule gefunden. Einige nutzen unser Angebot freudig und erzählen begeis- tert davon in der Nachbarschaft, auch wenn sie dann nicht weiter in die Schule kommen. Ihr freudiges Erzählen und Strahlen in die Umgebung ist viel wert für unsere Schule. Nach einem Zvieri und vielen Spielen in un- Für die Kinderstube Sarah Pfiffner serem herrlichen Garten gab es zum Ab- schluss ein Puppenspiel. Am Tag der offenen Türe im Mai haben wir viele interessierte Familien empfangen, An- meldungen fürs neue Kinderstubenjahr kom- men laufend und die Gruppen füllen sich wie- der, nachdem eine grosse Anzahl Kinder im Sommer in den Kindergarten wechseln wird. Parallel zu den offenen Türen konnten Eltern an diesem Tag einen Einblick ins Nadel-Fil- zen gewinnen. Im Frühling haben wir schon das zweite Mal unsere Kinderkleider-Tauschbörse angebo- ten. Die Freude unter den Teilnehmenden ist 5
HEUTE - PÄDAGOGIK Kräfte bündeln Zum Thema, wie man in die eigene Kraft Handlung. Wobei, der Mut steht meist nicht kommt, haben wir uns in der Schulentwick- am Beginn, er ist meistens die Belohnung für lungsgruppe Gedanken gemacht. Nach einer die Überwindung der Angst und das Verlas- sehr anregenden Zusammenarbeit habe ich sen der Komfortzone. Und Energie? Woher mir zu diesem Thema folgende Gedanken nehme ich denn die Lebensenergie? gemacht: Wie können wir Energie sparen, um in unse- Energie folgt dem Focus re Fülle zu kommen? Meiner Meinung ist der Focus das Einzige, was hier hilft. Ist es nicht so, dass wir uns manchmal reicher fühlen, wenn wir unsere Wohnung entrümpelt Für eine Zeit muss man, wenn man einen haben, Dinge, die wir nicht mehr benutzen, Schritt nach vorne machen will, allem was nicht mehr brauchen, und die doch bei jedem diesem Ziel zunächst nicht dient ein bisschen Umzug immer wieder mitgenommen werden, Pause geben um die Kraft zu haben, um vor- damit sie erneut ein paar Jahre in einer Kam- wärts zu kommen. Noch besser ist es, wenn mer vor sich hinstauben. Wir verändern und mehrere Menschen dieser Spur folgen, dann entwickeln uns, doch wenn wir an einen neu- hat man nicht nur eine Schwarmintelligenz, en Punkt, an eine neue Schwelle kommen, sondern konzentrierte Zukunftskräfte beisam- wohin muss sich dann der Focus richten? In men. die Vergangenheit, in die Zukunft, gar nicht denken? Gehen wir von dem, was war, aus, Um in die eigene Kraft zu kommen braucht gehen wir vom Ziel aus? man eigene Wertschätzung, Ruhe und Ge- sundheit, dann brennt man besser. Burn out- Meiner Erfahrung nach muss man, wenn man side! erfolgreich etwas umsetzen will, nicht nur et- was Altes hinter sich lassen, nein, noch einen Damit etwas gelingt, braucht man nicht nur Schritt weiter muss man gehen, man muss den Focusierungsaspekt. Auch Niederlagen Schritte auf einem Weg gehen, den es noch verkraften, Geduld, Feinjustieren und ein im- gar nicht gibt, das braucht Mut, das ist so. merwährendes am Ball bleiben sind wichtige Eigenschaften. Rückblickend kann ich wohl sagen, in meinem Leben hat sich, ohne den Pfad zu verlassen Wir leben in spannenden Zeiten und wie sagt und den noch unsichtbaren Weg zu gehen, man doch so schön, ehe uns die Zukunft ret- noch nie etwas Neues entwickelt. Doch um tet müssen wir die Zukunft sein. Lasst uns zur diese Pfadänderung zu wagen und die Zu- Tat schreiten..... kunft angemessen zu gestalten, braucht man zwei Dinge: Mut und die Energie für die Sylvia Goldweida 6
HEUTE - PÄDAGOGIK 7
HEUTE - PÄDAGOGIK Olympiade auf dem Gurten Mit dem Anruf der Götter begannen die Olym- Ausgewogenheit sichtbar. Auch in der griechi- pischen Spiele am 8. Mai auf dem Gurten bei schen Mythologie sind Götter und Menschen Bern, zu denen sich die 5. Klassen der Rudolf eng und freundschaftlich auf Augenhöhe mit- Steiner Schulen jährlich treffen. einander verbunden. Sternförmig reisen die SchülerInnen aus der So liegt in dieser Altersstufe die erste Grie- deutsch- und französischsprachigen Schweiz chenlandepoche, die im Treffen zu den Olym- an, erkennbar an ihren Standarten und grie- pischen Spielen ihren Höhepunkt finden. chischen Gürteln, die sie zu diesem Zweck gestaltet hatten. Dieser kulturell-sportliche An- Justine Gölz-Vogel lass soll Sprachgrenzen überwinden, Freund- schaften bilden, Fairness erlebbar machen und durch Spielfreude eine grosse Gemein- schaft bilden. Nicht der Sieg oder Erfolg einzelner stehen im Vordergrund, sondern bunt zusammen ge- würfelte Schülergruppen treten gegeneinan- der und in Vertretung der griechischen Götter an. Im alten Griechenland bildeten die Verehrung der Götter und das friedliche Miteinander das Zentrum der Wettspiele und auch auf dem Gurten waren diese ethischen Grundwerte im Feiern und den Wettspielen spürbar, im Wagenrennen, Ringen, Werfen, Laufen und Springen. Warum in der 5. Klasse? In keiner anderen Klassenstufe ist Schwere und Leichte so harmonisch verbunden wie hier. Die Schüler sind ganz bei sich und in der Welt angekommen und gleichzeitig noch offen. Sie erleben spirituell unmittelbar. In Skulpturen der griechischen Kultur ist diese 8
HEUTE - PÄDAGOGIK 9
HEUTE - ELTERN Bäume mit Saft und Kraft Es ist für mich immer wieder erstaunlich, (Xylem) der Bäume auf, das aus kleinen, dass Bäume so gut gedeihen und enorme verholzten und druckfesten Röhrchen be- Höhen erreichen können. So werden die steht. Dass das Wasser so hoch aufsteigen Küsten-Mammutbäume in Kalifornien bis kann, ist einerseits durch die Kapillarwir- zu 115 m hoch, die schlankeren und bieg- kung zu erklären: Je schmaler diese sameren Eucaliptus regnans Bäume in Röhrchen sind, desto besser haften die Australien sogar bis zu 132 m. Leider sind Wassermoleküle an den Wänden dieser in Australien etliche grosse Bäume abge- Röhrchen. Die Kapillarwirkung wird oft im holzt worden oder Buschbränden zum Op- Chemie- oder Physikunterricht demons- fer gefallen. Auch die alles überragenden triert (siehe Bild 2, rechte Seite). Riesenbäume im tropischen Regenwald sind immerhin noch bis zu 60 m hoch, so die grau-grünen Dipterocarpus-Bäume in Südostasien. In der Schweiz gibt es über 50 m hohe Bäume, wobei die Mammut- bäume (Sequoias,Bild rechts) angepflanzt sind und nur in Gärten und Parkanlagen vorkommen. Die höchsten einheimischen Bäume, die Dürsrütti-Tannen bei Langnau, waren bis zu 54 m hoch und so dick, dass es sechs Erwachsene brauchte, um den Stamm zu umringen - als Kind habe ich das selbst einmal erlebt! Unter anderem der Sturm Lothar machte 1999 diesen grossen Tannen bei Langnau ein Ende, aber ein Stamm befindet sich noch beim Heimatmuseum von Langnau. Wie kommt nun der Saft zu den Nadeln und Blättern dieser grossen Bäume? Zwei physikalisch-physiologische Phäno- mene sind dafür verantwortlich: 1) Aus dem Boden aufgenommenes Was- ser und gelöste Mineralien steigen von den Wurzeln her in das Leitgewebe 10
HEUTE - ELTERN 2) Die Nadeln und Blätter entwickeln aber 3) Durch das Siebröhrensystem (Phloem; auch einen Sog, den sogenannten Tran- „Bast“) wandern gelöste Nährstoffe (ins- spirationssog. Die Blätter haben nämlich besondere Zucker) in die Gegenrichtung, auf der Unterseite Spaltöffnungen (Sto- das heisst nach unten, und ernähren die mata), die Nadeln auf der Unter- aber Wurzeln. Bei Laubbäumen geht die ganze auch auf der Oberseite. Diese Spaltöff- im Sommer gesammelte Kraft im Herbst in nungen sind nachts geöffnet und setzen die Wurzeln. Die Nährstoffe werden den Gas sowie Wasserdampf frei. Der Sog Blättern entzogen und diese altern nun entsteht durch die abnehmende Wasser- rasch und verfärben sich gelb und rot - der konzentration im Blattgewebe, was die „Saft- und Kraft“-Rhythmus der warmen Osmose der Pflanzenzellen und -gewebe Jahreszeit endet auf diese Weise! verstärkt. Auch die Osmose wird im Un- terricht oft demonstriert: Legt man eine Matthias Giger schlaffe, zugeschnürte Schweineblase ge- füllt mit Zuckerwasser in Leitungswasser, dann wird diese Schweineblase Wasser aufnehmen und ist schliesslich stark auf- gebläht. Die Schweineblase wirkt wie eine halbdurchlässige (semipermeable) Mem- bran und lässt zwar Wassermoleküle durch, aber nicht die grösseren Zucker- moleküle. Auch die Pflanzenzellen wirken wie kleine Schweineblasen, sie haben eine Zellwand, eine Zellmembran und ent- halten viel Zucker. Der Zucker der Pflanzenzellen ensteht in den grünen Blatt- und Nadelgeweben durch die Aufnahme und chemische Um- setzung von Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O). Die Energie für diese che- mische Reaktion liefert das Sonnenlicht – daher spricht man auch von Photosynthe- se (griechisch: φωτός (photos) (das Licht). Die Podukte der Photosynthese sind Zu- cker und Sauerstoff. 11
GESTERN - PÄDAGOGIK Saft und Kraft im Waldpraktikum Seit 1997 gehört das Waldpraktikum zu un- de und bei Engpässen angefragt werden kön- serem Schulprofil. ne. Mein Mann und ich haben in diesem Jahr zum 15. Mal eine Klasse ins Waldpraktikum 20 Lager, 385 Schülerinnen und Schüler durf- begleitet. 11 Mal waren wir in Abländschen, ten diese Erfahrung machen. 2 Mal in Saanen, 2016 in Le Collons Thyon und nun in Isérables. Die ersten 8 oder 9 Mal Die Jugendlichen durchleben in diesem Alter waren es 2 Wöchige Lager mit einem Kletter- gerade ihre Pubertät, wissen noch nicht be- wochenende dazwischen, die restlichen aus wusst was sie zu leisten fähig sind, sind auf Kostengründen dann nur noch einwöchige. der Suche nach sich selbst und ihrem Platz Obwohl die Organisation, Vorbereitung und in der Welt. Da erleben sie die Begegnung Durchführung eines Lagers jeweils ein gros- mit der Natur, den Fachleuten im Wald, die ser Aufwand ist, die Leiter vor Ort 24 Stunden sie anleiten und begleiten. Sie werden mit auf „Sendung“ sein müssen, waren es jedes der Ernsthaftigkeit, der Sorge um die Umwelt Mal bereichernde Erlebnisse. Wir waren jah- und auch damit konfrontiert, dass die Arbeit relang ein konstantes Leiterteam mit Rudolf nur im Team gelingen kann. Sie merken, dass Ortner und Silvia Leuenberger. Wir haben so Egoismus und Rücksichtslosigkeit hier nicht manches zum Schmunzeln erlebt, aber auch zum Ziel führen, Rücksichtnahme, Sorgfalt schwieriges und schweres gemeistert. Wir und der Einsatz aller Kräfte und jedes Ein- könnten berichten vom Funkgerät, das ver- zelnen ist gefragt. Auch im sozialen ist das loren ging und tagelang gesucht wurde (es Lager eine Herausforderung, selten sind die kam bei einer Wanderung im Anschluss ans Jugendlichen sonst so viel Zeit mit so vielen Lager per Zufall wieder zum Vorschein), von Menschen so nahe beieinander, Rückzugs- den Bubenfüssen unter den Mädchenbetten möglichkeiten sind kaum vorhanden. Auch in der Nacht, vom Füchslein das ums Haus hier sind Anpassung und Toleranz nötig. strich, vom kaum zufrieden zu stellenden Hüttenwart, von herzlichen Einladungen von Können sich die Jugendlichen ganz der Sa- Gemeindebehörden, von der Strafaktion bei che hingeben, machen sie tiefgehende Erfah- der die Fehlbaren an mehreren Abenden ei- rungen, auf die sie jahrelang zurückgreifen nen Ruheplatz zu bauen hatten, von den können, von denen sie ihr ganzes Leben pro- überdimensionalen Koffern mit zugehörigem fitieren können. Schminkkoffer, von überbesorgten Eltern die dauernd anriefen oder gar vorfuhren, vom Als Schulmutter lauschte ich an einem Rück- gestohlenen Handy das auf wundersame blicksabend den Berichten aus dem Wald- Weise wieder auftauchte, von der frischen praktikum. Ich war beeindruckt und berührt. Alpmilch die literweise aufrahmte, vom ein- Gleich anderntags schrieb ich ins Sekretariat, zigen Unfall bei dem ich während des Nähens dass ich gerne Lager als Köchin begleiten wür- der Wunde dem Schüler die Hand hielt, vom 12
GESTERN - PÄDAGOGIK verbotenen Rauchen, von Heimwehattacken, Die Enge in ihren Zimmern ertrugen sie von besonderen Geburtstagen (besonders klaglos, die meisten behielten den Überblick meinem 50igster mit vielen Überraschungen im Chaos. Mit den 4 vorhandenen Duschen und Besuchen meiner Familie), von Kleider- kamen sie problemlos zurecht, der Wettlauf trocknungsaktionen im Heizraum, von Klet- wer zuerst aus dem Wald zurück war, wurde tern unter der Brücke in Charmey und leider gleich am ersten Abend eröffnet. sogar vom Einbruch, den ein Schüler nachts ins nahe Restaurant verübte. Berichten kön- Am letzten Abend rührten die Kids mich bei- nen wir nicht von den vielen Aktionen und nahe zu Tränen. Sie hörten, gegen die Abma- Spitzbubereien, von denen wir nichts mitbe- chung, Musik über Lautsprecher. Ein Schüler kommen haben, sehr zur Freude der Schüle- kam zu mir und sagte, wenn es zu laut sei, rinnen und Schüler. Nach und nach kommen solle ich es melden. Mein Kommentar, am solche in Gesprächen ans Tageslicht. Macht letzten Abend dürfe das sicher sein. Er: der nichts, gehört zum Lageralltag, wir gönnen Stil sei sicher nicht meiner, welches ist denn jede gelungene Aktion den Betroffenen herz- ihr Lieblingsstück. Ich ohne Zögern: La Vita è lich! Wir begleiteten viele Jugendliche die bella. Ich las weiter in meinem Buch, plötzlich äusserst motiviert und begeistert waren, sehr erklang meine Lieblingsmusik, sie hatten die- selbständige, sozial ausgleichende und um se online gesucht, welch schöne Geste! das Allgemeinwohl bemühte, erlebten aber auch verwöhnte, faule und freche Kids, diese Und etwas ist mir in diesem Lager das erste gaben wir dann gerne an ihre Eltern zurück. Mal passiert: Am Freitagmorgen, die Jugend- lichen mussten eine Viertelstunde früher In den ersten Jahren spielten wir am Abend aufstehen, um zu Packen und ihr Zimmer oft noch zusammen, heuer war Musik hören zu räumen. Ich schwirrte vom Bubenzimmer und am Handy „hängen“ die hauptsächliche zum Mädchenzimmer, hier heilloses Chaos, Freizeitbeschäftigung. überall Berge von Kleidern und Schlafsäcken, Toilettensachen. Ich half hier mit einem auf- Dies war unser letztes Waldpraktikum. In munternden Wort, dort mit einem Ratschlag ihm wurden wir reich beschenkt. Dank liebe oder Beutel, zurück zu den Jungs, hier alles 8.und 9.KlässlerInnen, ihr macht mir so den gepackt, Zimmer leer, tadellose Ordnung! Abschied leicht. Die beiden Klassen waren so Jungs, danke, ihr habt mich verblüfft. was von motiviert. Am Morgen kamen sie vor der Zeit zum Frühstück, die Ämtli erledigten Das nachfolgende Gedicht spiegelt wieder, alle ohne Murren, zur Arbeit fuhren sie voller was mir bei der Begleitung der Jugendlichen freudiger Erwartung und am Abend kehrten in den Lagern wichtig war. sie fröhlich und begeistert zurück. Sprudelnd erzählten sie vom Erlebten und Geleisteten. Edith Brügger 13
GESTERN - PÄDAGOGIK Dir feinfühlig begegnen, dich immer wieder neu sehen, deine Einmaligkeit entdecken, dich bedingungslos annehmen, eine Atmosphäre schaffen, da wachsen kann, was angelegt, stark wird, was schwach ist und Angst keine Chance hat. Loslassen und zulassen, verstehen wollen und vertrauen, dass du deinen Weg findest, dein Ziel erreichst. Max Feigenwinter 14
GESTERN - PÄDAGOGIK Tanzball Hoi Zämme Derzwüsche simer aubä vomene hammer Buffet versorgt wordä. Üse DJ isch dr Ngo- Dier chöit näch sicher no a üsä toll Tanzbau dup, üse Tanzlehrer, xi. Ihm hei mir viu z ver- erinnere. Für üs isches ä unvergässlächä danke! Äs rise Merci a ihn! Äs isch e super Aabä xi. Natürlech im positive Sinn! Aui wo Abwächslig xi, mit aune z tanze. Ds Schmü- nid si da xi, hei öppis verpasst! Mir wei öich cke vom Saau isch cool u unterhautsahm xi. verzeue, was mir a däm Aabe gmacht, gfüut u Äs si alli schigg aagleit xi. gha hei. Agfangä hets mit emene Iiferigstanz. Es isch es schööns Gfüu xi, sech eifach vor Merci a di 8. Klass, dass Ihr üs so viu ghoufe Musig la z tragä. Mir hei dr ganz Aabe z Zä- heit u o Merci a aui Gescht, wo so zaurych mä-si gnosse u d´Stimmig isch bombä xi. erschinä si. Emely Stettler für di 9. Klasse 15
GESTERN - PÄDAGOGIK 16
GESTERN - PÄDAGOGIK „Der Müll ist los...“ „Der Müll ist los…“ unter diesem Motto Aline und Noah haben über die Müllsitua- fand am 25. Mai 2018 der Ideenbürotag der tion in der Welt berichtet und über Rollen- 9.Klässler statt. spiele und Quizfragen das eigene Verhalten der SchülerInnen und die Situation an ihren Schon Wochen vorher wurde während der Schulen genauer angeschaut. Ideenbürostunden fleissig Material und Infor- mationen über und rund um den Müll gesam- melt. In fünf Workshops konnten sich die Ideenbü- roschüler aus Biel, Zollikofen und Lotzwil kre- ativ ausleben und erhielten Informationen zu den Themen Upcycling, Müll und Littering. Bei Emilia und Alexander, Elijah und Emely sowie Jannik und Yara entstanden Taschen aus alten Jeans, Vasen aus PET-Flaschen und Leuchtgebilde aus alten Konservendo- sen. Florine und Jeremy interessierten sich dafür, wie viel Essen eigentlich im Müll landet. Und ob es möglich ist, damit noch etwas Schmack- haftes auf den Teller zu bringen. Sie hatten in der Küche Unterstützung durch Reto Sahli. Mit einer Gruppe von neun SchülerInnen ha- ben sie für 91 Personen gekocht und Rezepte aufgeschrieben. Schon Wochen vorher sind sie in Lebensmittelgeschäften fragen gegan- gen, ob sie Lebensmittel bekommen können, welche nicht mehr verkauft werden durften. Wenn beispielsweise das Datum abgelaufen oder das Obst/Gemüse etwas schrumpelig ist bzw. Druckstellen hat, nehmen es die Ver- kaufsstellen aus dem Sortiment und entsorgen es. Die Lebensmittel, die Florine und Jeremy erhielten, waren - bis auf die abgelaufenen 17
GESTERN - PÄDAGOGIK Verkaufsdaten - noch absolut einwandfrei und Hier nun einige Stimmen: geniessbar. Erstaunlich ist, dass es möglich war, für so viele Menschen zu kochen, ohne - Es war eine schöne Erfahrung und mit Reto viel Geld ausgeben zu müssen. Extra gekauft in der Küche würde ich dies jederzeit wieder- wurden lediglich 5 kg Mehl, Backpulver und holen. Quark. Das Menu, welches zum Abschluss des Ideenbüro-Tages alle geniessen durften, - Ich war erstaunt, wie viel weggeworfenes war sehr lecker. Auch, wenn es einige etwas Essen noch geniessbar ist. Überwindung gekostet hat zu probieren. Es gab Salat, Kartoffel-Käse-Muffins, dazu eine - Ich habe es spannend gefunden, mal auf der Brotlasagne mit verschiedenen Gemüsen und anderen Seite im Klassenzimmer zu stehen. Bananenbrot zum Dessert. Es war cool, das Sagen zu haben und einen Unterricht zu leiten. Alles ist nach Plan gelau- Bei der Verabschiedung wurde unsere 9. fen. Die SchülerInnen der Ideenbüros waren Klasse sehr gelobt. Mit einer Redewendung anständig, aber nicht so motiviert. Doch im hat Christiane Daepp den gelungenen Tag auf Grossen und Ganzen war es eine gute Erfah- den Punkt gebracht: rung, neue Menschen kennen zu lernen und zu unterrichten. „Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen“ 18
GESTERN - PÄDAGOGIK - Wahnsinn! Die Gruppe Schweizer Tafel sammelt jeden Tag 16 Tonnen Esswaren ein, welche sonst im Abfall landen würden und gibt diese an Bedürftige weiter. Für mich war es eine spezielle Erfahrung, Lebensmittel zu verwenden, welche niemand mehr kaufen darf oder will. - Der Ideenbürotag war sehr lehrreich und auch lustig, man hat mal gesehen, was Leh- rer alles aushalten müssen… - Es war ein spannender Tag für mich, am An- fang war es anstrengend, doch dann konnte ich mich in die Gruppe einleben. Es war toll, mal auf der anderen Seite des Lehrerpultes zu stehen. - Am Anfang hat es viel Nerven gekostet, doch dann, mit der Zeit, hat es mega Spass gemacht. Toll fand ich, dass die Staatsschüler sogar gelernt haben ihren Namen zu tanzen und dies am Schluss auf der Bühne aufge- führt haben. - Das beste am ganzen Tag war das Mittag- essen. Doris Barrot 19
GESTERN - PÄDAGOGIK Kommentare zur Eurythmieaufführung „Der Bucklige“ der 8. Klasse Kommentare der 8. Klasse zur Eurythmie- Die 6.Klässler haben mehrfach rückgemel- aufführung ‚Der Bucklige‘ det, dass es ihnen gefallen hat mit mehre- ren Klassen aufzutreten. Schwierig fanden „Mir hat gefallen, dass die ganze Klasse sie hingegen das lange Warten zwischen mit Ernsthaftigkeit das Märchen auf die ihren Auftritten. Bühne gebracht hat.“ Marlen Daniela Steger „Ich weiss jetzt, dass Eurythmie zum Aus- drücken der Stimmungen und zur Unter- stützung der Worte benützt werden kann.“ Jaël „Die Kostüme und die Choreografie haben mit gefallen.“ Jaron „Eurythmie ist tänzerisch und der Körper ersetzt Worte. Man zeigt Gefühle und er- zählt eine Geschichte mit Gebärden. Der Körper spricht, aber nicht mit der Stim- me.“ Julia „Es hat mir gefallen, dass Frau Steger meinen Humor so locker entgegengenom- men hat, wenn ich mal wieder anfing zu ein bisschen „spinnen“. Als die Kostüme dazu kamen und ich mich umziehen muss- te, wurde es für mich spannender; vorher war es etwas langweilig.“ Lia „Man könnte die Probenzeiten verbessern und nicht Zeit von der Mittagspause be- nützen.“ Leon „Obwohl ich anfangs skeptisch gegenüber den Aufführungen war, hat es am Schluss viel Spass gemacht.“ 20
GESTERN - PÄDAGOGIK 21
MORGEN - PÄDAGOGIK Die 9. Klasse zieht weiter Etwas Ungeheures entsteht da vor uns und mit uns eine geistige Gebirgslandschaft, die man ein Leben lang nicht zu Ende ergründen und auslernen kann. Christian Morgenstern Es ist wieder soweit: Das Schuljahr neigt sich zen Brüder“, weil es Spass gemacht hat, et- dem Ende entgegen und die 9. Klasse berei- was so Tolles mit der ganzen Klasse auf die tet sich darauf vor, weiterzuziehen. Kraftvoll Bühne zu bringen! Und dieses Jahr fand ich und neugierig machen sie sich auf zu neuen den Tanzball super schön. Nach den Som- Ufern, die einen weiter auf der Schulbank, die merferien werde ich nach Ittigen gehen. Ich anderen in die Arbeitswelt. Alle gemeinsam freue mich schon sehr auf neue Erlebnisse jedoch nehmen sie Abschied von ihrer „alten“ und Freundschaften. Aber ich werde die Zeit Schule und von ihren Wegbegleitern. hier vermissen, denn es war eine sehr schöne Zeit. Wir wünschen unserer 9. Klasse auf ihren weiteren Wegen von Herzen alles Gute, Saft, um aus dem Vollen schöpfen zu können, Kraft und Mut, um nach den Sternen zu greifen. Hoi… Donath Aebi und Natalie Wacker Ich bin Emely Stettler und gehe seit dem Kin- dergarten hier in die Schule. Als ich in der 1. Klasse war, dachte ich, wenn die älteren, grossen Schüler an mir vorbei gingen: Wie Hier die Stimmen unserer 9. Klasse: das wohl sein wird, wenn ich auch so gross bin? Ich konnte es mir nicht vorstellen. Ich Hallo zusammen! habe die Schulzeit hier sehr genossen; ich habe großartige Freunde kennengelernt. Ich bin Emilia, ich gehe seit Ende der 2. Klas- Jetzt bin ich in der 9. Klasse und habe das se in die Rudolf Steiner Schule. Ich hatte Gefühl, dass die Zeit voll schnell vorbeiging. eine sehr schöne Schulzeit. Hab viel Neues Meine Klasse hat mich mit all meinen Launen gelernt und auch viele gute Freundschaften ausgehalten…das schätze ich sehr, denn das geschlossen. Es ist schwer zu sagen, was ist nicht einfach. Ich habe an dieser Schule mir am besten gefallen hat, denn alles war viel gelernt. Mein Highlight ist die Reise von auf seine Art eine tolle Erfahrung. Aber wenn Sonogno nach Milano. ich mich entscheiden müsste, wäre es wahr- scheinlich das 8.Klass-Theater „Die schwar- 22
MORGEN - PÄDAGOGIK Nach dem Sommer werde ich in Ittigen anfan- Ich habe viele großartige Erinnerungen in gen und wahrscheinlich auch die 11. und 12. den zwei Jahren gesammelt. Angefangen mit Klasse dort absolvieren. Ich wünsche meiner dem 8.Klassspiel, dann das Abschlusslager Klasse das Beste. mit Frau Gurtner. In der 9. Klasse hatten wir am Anfang ein Bauernpraktikum, auf welches Bevor ich irgendwas über mich erzähle, ich mich nicht so gefreut habe. Im Nachhi- möchte ich an erster Stelle der Rudolf-Stei- nein kann ich aber sagen, dass es eine tolle ner-Schule danken. Viele Lehrer haben mich Erfahrung war. Jetzt stehen noch das Wald- wortwörtlich mein halbes Leben lang begleitet praktikum und die Abschlussreise nach Wei- und dafür bin ich allen sehr dankbar. Ich, Aline mar an, auf die ich mich extrem freue. Ich bin Ehn, gehe, seit ich 8 Jahre alt bin, in die Ru- sehr froh, dass noch einige aus der Klasse dolf Steiner Schule in Steffisburg. Davor ging mit nach Ittigen kommen. ich in eine Staatsschule und mir gefiel es dort überhaupt nicht. Nach den Worten meiner Mein Name ist Alexander Bauer. Seit der 7. Mutter hatte ich mich geweigert, in die Schu- Klasse im März gehe ich hier zur Schule. Es le zu gehen. Als wir uns nach einer anderen hat mir sehr viel Spass gemacht. Vor allem Schule umsahen, stiessen wir recht schnell das Bauernpraktikum und die Lager werde auf die Steinerschule. Ab dem ersten Tag ge- ich in Erinnerung behalten. Nach den Som- fiel es mir hier, ich freute mich, am nächsten merferien werde ich die 10.Klasse in Ittigen Tag wieder in die Schule zu gehen, ich lernte besuchen und freue mich schon darauf, die gerne und fand viele neue Freunde. Das jetzige 8.Klasse in Ittigen wiederzusehen. nächste Jahr werde ich noch die 10. Klasse in Ittigen besuchen und danach ein Praktikum Ich heisse Jannik Messerli und gehe seit der im Silea in Thun mit Behinderten anfangen. ersten Klasse in die Rudolf Steiner Schule. Ich habe in diesen neun Jahren sehr viel er- Ich bin Noah da Silva und gehe seit der 8. lebt und gelernt. Meine Lieblingsfächer sind Klasse an die Rudolf-Steiner-Schule. Davor immer noch Werken und Turnen. Ich gehe ging ich an die Staatsschule in Steffisburg. im Sommer nach der Vollendung der Schule Ich habe mich gut in der Schule zurechtgefun- noch einige Monate ins Tessin zu dem Bau- den und bin auch glücklich, hier zur Schule zu ern, bei dem Alexander und ich im Bauern- gehen. Nach den Sommerferien besuche ich praktikum waren. noch die 10. Klasse in Ittigen. Anschliessend möchte ich eine KV-Lehre absolvieren. 23
MORGEN - PÄDAGOGIK Ich, Jeremy Barrot, bin seit der 4. Klasse an Ich bin Florine Ruffiner und besuche die der RSS BO. Der Empfang, als ich das erste RSSBO seit Beginn der 5. Klasse. Highlights Mal in die Schule kam, war super. Da mag ich für mich an dieser Schule waren der Basar, mich sehr gut daran erinnern. Das 8.Klass- der Tanzball und das 8.Klassspiel. Nächstes spiel war eine sehr schöne Erfahrung, da Schuljahr besuche ich das Freie Gymnasium war ich mega aufgeregt, aber als ich auf der Bern. Ich freue mich auf die neue Schule und Bühne stand, war alle Aufregung vergessen. auf neue Erfahrungen. Ich werde in Ittigen die 10. bis 12. Klasse ab- solvieren. Danach werde ich vermutlich aufs Gymnasium gehen. Hallo. Meine Name ist Elijah Kaufmann. Ich Es war einmal ein Mädchen namens Yara, ihr gehe seit dem Kindergarten in die Steiner- Hobby ist Eiskunstlaufen. Seit der 8. Klasse schule und bin immer noch zufrieden mit besucht sie die Rudolf Steienr Schule. Am der Entscheidung. Ich habe viele neue Leu- Anfang war sie noch eine stille, ruhige, zu- te kennen gelernt, die meist bis heute gute rückhaltende Person, so steht es zumindest Freunde von mir sind. Ich hatte zu Beginn ei- im Französisch-Zeugnis. Mit der Zeit wurde gentlich keine Probleme mit der Schule. Doch sie immer lauter und aufgedrehter. Man hörte je länger ich in der Schule war und je älter und erkannte sie schon von weitem dank ihres ich wurde, desto mehr merkte ich, dass ich Lachens. Sie hatte eine schöne Zeit in der doch anfangen muss, zu lernen, da die Dinge Rudolf Steiner Schule, dank der vielen tollen immer schwerer und komplizierter geworden LehrerInnen und SchülerInnen, die ihr mittler- sind. Ich musste anfangen zu lernen, was ich weile mega ans Herz gewachsen sind. Doch am Anfang eigentlich nicht musste. Dadurch leider geht auch diese Zeit vorbei. Sie muss fiel es mir schwerer, meine Zeit einzuteilen, lernen, sich von Menschen zu verabschieden, damit ich das Lernen nicht vergesse. Es war die ihr viel bedeuten. Sie hofft, dass sie auch eine sehr schöne Zeit in der Schule und die nach dieser schönen Schulzeit noch ewig mit Zeit werde ich niemals vergessen. Egal, ob der Klasse in Kontakt bleibt. Nach der Schule gute oder schlechte Erinnerungen, ich möch- engagiert sie sich im Rahmen eines Sozial- te allen danken, die mir geholfen haben, jahres in einem Spital. Ihre Zukunft bleibt ein obwohl ich nicht immer leicht war und mich Geheimnis. manchmal auch daneben benommen habe - und das ist nicht nur auf die Lehrer bezogen. Ich werde jetzt noch mein letztes Jahr in der Schule verbringen und dann geht es raus in die Arbeitswelt. Viel Glück allen zukünftigen Schülern sowie Lehrern. Ich wünsche ihnen noch eine schöne Zeit in dieser Schule. 24
MORGEN - PÄDAGOGIK 25
EIN TAG IM LEBEN VON... Johannes Josche „Wenn mein Auge sich öffnet und des Tages geht. Zehn vor elf holen wir die 3. Klasse ab. Licht empfängt nachdem Ruhe der Nacht mich Wir gehen zur Turnhalle. Nun ist nochmals gestärkt...“. eine gesteigerte Präsenz nötig und ich ver- suche bewusst, die alltäglichen Sorgen abzu- Woher kommt diese Kraft? legen und mich voll und ganz auf die Kinder, ihre Bedürfnisse und Anliegen zu konzentrie- Seit einigen Jahren versuche ich mit solchen ren. Heute wollen einige sofort losrennen. und ähnlichen Gedanken der Dankbarkeit ge- Obwohl ich das gut verstehe, muss wegen genüber jenen Kräften, welche uns jede Nacht des Verkehrs vorerst eine gewisse Ordnung/ stärken, den Tag zu beginnen. Wenn ich dies Disziplin her. Ich wähle den Weg jedoch so, tue, habe ich gemerkt, gelingt der Tag besser. dass wir schon bald auf einem übersichtlichen Bald danach fahre ich zur Schule. Von acht Feldweg sind, wo jene, die wollen ihren Bewe- bis halb zehn arbeiten wir, eine Gruppe mit gungsdrang fürs erste voll ausleben können, Jürg Voellmy an der Menschenkunde Rudolf während andere noch etwas Ruhe brauchen Steiners. Danach bearbeite ich Themen des und gemütlich dahin- schlendern. In der Turn- Vorstandes. Die Festhypotheken der Schule halle angekommen und umgezogen, machen müssen erneuert werden, dazu müssen die wir ein Spiel zum Warmwerden. Danach grei- Vollmachten geregelt sein. Dafür hole ich die fen wir turnerisch ein Thema auf, welches in Unterschriften ein, telefoniere mit dem Banki- dieser Klassenstufe lebt. Wir vertiefen das er, da dieser noch dieses und jenes Formular Thema „Bauen“ phantasievoll, indem wir mit der Schule braucht, um weitere Fragen zu den vielen spannenden Geräten eine Scheune klären und bespreche mich mit Monika Bran- bauen. Daran können sich die Kinder im Klet- denberg, welche einen genialen Überblick hat. tern, Balancieren, Springen..., üben und sich Um mich anschliessend für die Konferenzen gleichzeitig spielerisch, individuell und doch des nächsten Tages vorzubereiten, helfen mir gemeinsam an die verschiedenen Geräte ge- Pascaline und andere Kollegiumsmitglieder, in wöhnen. Zum Abschluss machen wir ein ganz dem sie mir Unklares beantworten. Kaum bin beruhigendes „Müsli“ Spiel. Kaum wurde die ich wieder im Lehrerzimmer, kommt ein wei- 3. Klasse abgeholt, steht bereits die 4./5. Klas- terer Kollege und fragt mich zu einem E-Mail, se da. Mit verschiedenen Fangis werden wir wie damit umzugehen sei. Um 10 Uhr trifft warm. Heute spielen wir zum ersten Mal ein mein Praktikant ein. Zusammen besprechen Farbenfangis. Es wird viel gelacht. Die Freude wir unsere bereits an den Vortagen gemachte am vielseitigen gesunden Bewegen, zu erhal- Unterrichtsvorbereitungen und gehen noch- ten und zu fördern, ist etwas vom Wichtigsten mals die wesentlichen Punkte durch. Bereits im Turnen. Immer versuche ich die Gruppen so jetzt essen wir z`Mittag, da wir anschliessend zusammen zu stellen, dass jeder mal gewin- 8 Lektionen Unterricht ohne grosse Pause ha- nen und verlieren kann; und wir uns vielleicht ben, und dies ohne Mahlzeit im Voraus kaum irgendwann sogar mitfreuen, wenn der Ande- 26
EIN TAG IM LEBEN VON... re gewinnt. Nach verschiedenen Balanceü- der Klasse draussen bei wunderbaren Bedin- bungen auf gedrehten Langbänken, alleine, zu gungen einen Dauerlauf machen und anfäng- zweit, vorwärts, rückwärts mit Ball dazwischen, lich Speerwurf üben, spielen die anderen kon- hinten, vorne... geht es weiter... . Zum Schluss zentriert Badminton. So vergehen auch diese erfolgt eine beruhigende Abschlussübung. zwei Lektionen wie im Fluge und schon bald befinden wir uns in den beiden Lektionen der Kaum ist diese Klasse aus der Tür, wollen 8./9. Klasse. Was in den unteren Klassen spie- einige SchülerInnen der 6./7.Klasse bereits lerisch angelegt wurde, versuchen wir in der losturnen. Aus vorgeschriebenen Sicherheits- Oberstufe zu einem ganz bestimmten bewusst gründen muss Mass gehalten werden. Mein gesunden, durchgemachten Erkraften des Praktikant und ich atmen tief durch, stärken menschlichen Organismus zu führen. Vielsei- uns und schon geht es los mit der grössten tig ausgeglichene Kraft und Beweglichkeit, die Klasse, in einer relativ kleinen Turnhalle. Wie uns sozial und individuell ermöglicht langfristig schön wäre es, wir hätten an unsere Schu- unsere Lebensaufgaben zu meistern, ist das le eine eigene Turnhalle und wir könnten die Ziel. Wir wärmen uns mit einem Ultimate Fris- Zeiten etwas flexibler einteilen. Zudem gibt es bee in verschiedenen Varianten mit verschie- einige SchülerInnen, welche mehr Bedürfnis denen Bällen auf. Danach folgt eine ganze nach Turnen/Zirkus haben und wir könnten Reihe von Kräftigungs-, Beweglichkeits- und die Klassen, wenn sinnvoll, ohne grossen Auf- z.T. kombinierten Koordinationsübungen. wand teilen. Alle Kinder begrüssen wir einzeln Das Ganze endet mit diversen Bodenturne- um kurz wahrzunehmen wie es ihr oder ihm lementen. Eine Schülerin braucht kurz eine geht. Das ist die grosse Frage? Wie passt das Pause, in diesem Alter sehr verständlich, da was wir vorbereitet haben zu den jetzt erlebten gerade sehr viel im Körper und Innern vor sich SchülerInnen als Klasse und im Einzelnen. geht. Und trotzdem braucht es auch manch- Einige Jungs wollen wieder Fussball spielen. mal einfach etwas Überwindung. Wie kann Das kann ich vor der WM und aus meiner Anstrengung zum Bedürfnis werden? Spä- Kindheit gut verstehen. Wie kann man jedoch ter wird wieder fleissig mitgeturnen. In den die SchülerInnen anregen, Phantasie, Vielsei- oberen Klassen arbeiten wir auch manchmal tigkeit und Rücksicht auf die Anderen bereits in erkenntnismäs-sig. Den Jugendlichen wird da- diesem Alter anzulegen? Heutzutage ist dies bei immer klarer, dass sich der Körper genau besonders wichtig. Aus meinem medizinischen nach dem Bewegungs- und Belastungsmuster Beruf weiss ich genau, wie die Einseitigkeit aufbaut. Somit sind sie selbst aufgerufen, Ba- monokulturähnliche, extrem kommerzialisierte lance zu erfühlen zwischen dem „Was“, dem Sporttätigkeit später zu gravierenden Schä- Zuviel und Zuwenig an Bewegung, um den den in Gesundheit und Sozialem führen. Mit Körper gesund zu erhalten, mit aufzubauen diesem Hintergrund machen wir heute einmal und zu formen. Daraus entsteht Eigenmoti- etwas Anderes. Während wir mit einem Teil vation und Verantwortung. Wir sind fähig un- 27
EIN TAG IM LEBEN VON... 28
EIN TAG IM LEBEN VON... . seren Körper mitzuformen! Was ist dann die Idealgestalt/Form? Wie kommen wir dahin? Welche Übungen wollen wir tun? Das sind die Fragen, welchen wir nachgehen wollen. Mit beruhigenden Dehnungs- und Gymnastik- übungen beenden wir die Stunde, denn ohne richtige Erholung wird Bewegung zur Last/ Rastlosigkeit/ zum Schlafproblem, statt zur Kraft. Nach einer Nachbesprechung mit dem Praktikanten geht es ab nach Hause. Dank eines gesunden Nachtessens und genügend Saft über den Tag verteilt getrunken, kann ich noch 1.5 Stunden eine Spitzensportlerin behandeln, welche die Weltrangliste anführt. Auch hier ist klar, eine richtige umfassende Erholung bringt erst den Sieg/die Kraft, den Saft. Im Turnen ist der Saft das Blut welches in ausreichendem Mass in den Muskel strö- men muss, denn im Blut sind die Nährstoffe/ Sauerstoff... welche wir für die Bewegung be- nötigen. Wie, warum, wodurch kommen sie hinein? Diese und weitere Fragen werde ich weiter erforschen. Nach der Behandlung ma- che ich noch Vorbereitungen für die Lehrer- konferenzen am nächsten Tag. Ich habe in letz- ter Zeit gemerkt, dass dies sehr wertvoll ist, da mir dann am Morgen meistens noch wertvolle Einfälle kommen, wodurch der kommende Tag besser gelingen kann. Nach einer kurzen, nicht bewertenden/objektiven Rückschau auf den Tag, wie ein Kauen vor dem Verdauen, schlafe ich mit Dank erfüllten Gedanken ein. Johannes Josche 29
STEINERSCHULE UND WAS DANN? Till Ferst Meine Schulkarriere begann nach dem Be- sowie Geschichtslehrer mir für das Abitur re- such des Waldorf Kindergartens in Bochum- levante Aufgabenstellungen zu geben. Nach Wattenscheid, Deutschland. Nach einem mehreren Versuchen verbesserten sich mei- Jahr zogen meine Familie und ich vom Ruhr- ne Ergebnisse. Das Abitur rückte in greifbare gebiet nach Dübendorf in den Kanton Zü- Nähe. Im Sommer 2003 bestand ich dieses rich. Ich besuchte zusammen mit meinem 14 und wurde noch vor der Zeugnisübergabe zur Monate jüngeren Bruder die Rudolf Steiner Schweizer Armee einberufen, da ich seit dem Schule Plattenstrasse. Während mein Bru- 17. Lebensjahr die doppelte Staatsbürger- der sich sprachlich schnell akklimatisierte, schaft (D & CH) inne hatte. In der Rekruten- sprach ich stets hochdeutsch. Nach einigen schule auf dem Waffenplatz der leichten Flie- Lehrerwechseln und einem Umzug nach Ad- gerabwehr in Payerne und Grandvillard reifte liswil ging ich ab der siebten Klasse an die der Entschluss, als Offizier weiterzumachen. Rudolf Steiner Schule Sihlau. In der 9. und Mein Jahrgang fiel in die Übergangszeit von 10. Klasse tauchte plötzlich die Frage auf, der Armee 95 zur Armee 21. Daher konnte welche berufliche Laufbahn ich einschlagen ich, nach kurzem Besuch der Übergangsun- sollte. Nach ein paar Bewerbungen für Lehr- teroffizerschule, die Übergangsoffizerschule stellen konnte ich diese Frage nicht beant- besuchen. Nach intensiver aber kurzer Aus- worten. Die Oberstufe bis zur 12. Klasse war bildung und Lehrgängen in Bern und Düben- für mich sehr bereichernd. Zwei Reisen nach dorf folgte 2004 die Übernahme eines Zuges Russland, genauer nach Moskau und Tula, in der neu 21 Wochen dauernden Rekruten- sowie St. Petersburg und Irkutsk in Sibirien schule. Dabei fand ich endlich den Weg zum waren, neben dem 12. Klassspiel, die Hö- Schweizerdeutsch und spreche seitdem nur hepunkte. Unsere tatkräftige und innovative noch in Familienkreisen Hochdeutsch. Schon Klassenlehrerin Ursula Locher machte diese bald machte sich aber das Überspringen des ungewöhnlichen und beeindruckenden Erfah- Unteroffiziersranges bemerkbar. Die fehlende rungen möglich. Da ich den Unterricht in der Erfahrung schlug sich in ausbleibenden Ma- Oberstufe einer Berufslehre interessenhalber terialbestellungen oder dem Vergessen von vorzog, war es eine grosse Bereicherung, Terminen und Rapporten nieder. Der Druck dass ich die 13. Klasse an der Rudolf Steiner des Hauptmanns und seines Kompanie- resp. Schule in Wahlwies bei Stockach, Deutsch- Batteriestabes machte die Situation nicht ein- land, nahe dem Bodensee, besuchen durf- facher. Es bestärkte mich jedoch im meiner te. Dort wurde ich von Beginn an mit einem Überzeugung, nach der Rudolf Steiner Schu- Unterricht konfrontiert, der lediglich auf das le eine komplett gegenteilige Erfahrung ma- Bestehen der Abiturprüfung ausgerichtet war. chen zu wollen. Nach der Beförderung zum Nach einiger Zeit hatte ich begriffen, dass ich Leutnant folgte nach ein paar Übergangs- das Heft selber in die Hand nehmen musste. jobs, die Immatrikulation an der Universität Daraufhin bat ich die Englisch- und Deutsch- St. Gallen (HSG). Auch hier wurde ich, nicht 30
STEINERSCHULE UND WAS DANN? ganz ungewollt, mit einer völlig anderen Kul- als Zulassung zur eidg. Diplomprüfung zum tur konfrontiert. Neben dem umfangreichen Steuerexperten. Prüfungsstoff interessierte es niemanden, ob ich an den Vorlesungen oder Übungen teil- Im Privatleben wurde ich Ende 2015 Vater nahm. Beides machte mir zu schaffen. Den- von Zwillingen. Unser Mädchen und unser noch schloss ich den Bachelorstudiengang Junge begleiten seither meine Frau und mich, in Betriebswirtschaftslehre an der HSG nach die ich ein halbes Jahr später heiratete, fröh- viereinhalb Jahren 2009 ab. Nach einem Se- lich durchs Leben. mester im Masterstudiengang in Rechnungs- wesen und Finanzen nahm ich die Gelegen- 2016 konnte ich die eidg. Prüfungen erfolg- heit wahr, mich in der Steuerabteilung von reich abschliessen und das Diplom zum eidg. KPMG AG in St. Gallen zu bewerben. 2010 dipl. Steuerexperten im Kursaal in Bern in verliess ich die HSG und schlug den Weg zum Empfang nehmen. Mittlerweile befinde ich eidg. dipl. Steuerexperten ein. Auch hier lief mich in meiner zweiten Amtszeit als Präsident erst nicht alles reibungslos ab. Mitunter muss- des Fechtclubs St. Gallen und durfte mit dem te ich mich sehr quälen, um den Anforderun- Fechtclub im April die Auszeichnung zum gen gerecht zu werden. Nicht zuletzt habe ich «Verein des Jahres» aus den Händen von im Sport, genauer im Fechtclub St. Gallen, Nationalrat und Swiss Olympic Präsident Jürg und auf grossen Touren mit dem Rennrad Stahl entgegennehmen. Vieles in meinem Le- den notwendigen Ausgleich zum Druck im be- ben habe ich nicht nur alleine erreicht. Hinter ruflichen Alltag gefunden. Der Fechtsport be- mir standen immer meine Familie, meine Frau gleitet mich seit meiner Kindheit. Mit einigen und Freunde sowie Vereinskollegen, die mich Unterbrechungen und Ausflügen in andere tatkräftig unterstützt haben. Sportarten bin ich dem Fechten seit über 15 Jahren treu geblieben. Nach einigen Verän- Lange Zeit stand ich der Rudolf Steiner Schu- derungen im Verein entschieden ein Fecht- le kritisch gegenüber. Diese Haltung begrün- kollege und ich, dass wir 2012 den Vorstand det sich weniger in der Lehre von Rudolf als Duo übernehmen. Die Abmachung war Steiner. Vielmehr führten meine Erfahrungen die, dass zuerst mein Kompanion das Präsi- aus der Kindheit und Schulzeit dazu. Diese dium für zwei Jahre übernimmt und ich ihn als setzten sich beispielsweise daraus zusam- Vize und dann als seinen Nachfolger unter- men, dass ich am Wohnort immer ein Exot stütze. Berufsbegleitend entschied ich mich, war und lediglich über Sportvereine oder den gleichzeitig den Masterstudiengang an der Konfirmationsunterricht in Kontakt mit gleich- HSG zu beenden. 2014 war es soweit und ich altrigen Kindern und Jugendlichen kam. Zu- durfte das Diplom im Auditorium in Empfang dem lernte ich das sich leistungsorientierte nehmen. Zugleich besuchte ich bereits die Eingliedern und Einbringen in Organisationen Vorbereitungskurse für die Modulprüfungen oder das prüfungsorientierte Lernen erst spät 31
STEINERSCHULE UND WAS DANN? kennen. Mittlerweile hat sich diese Einstel- lung nach meinen gesammelten Erfahrungen im Berufsleben, an der Universität und in der Armee wieder verändert. Gerade in unserer heutigen Gesellschaft ist es wichtig, dass Kin- der nicht nur zum Funktionieren in einem Sys- tem herangezogen werden. Vielmehr sollten diese zu selbständig denkenden Individuen heranwachsen können, um unserer Gesell- schaft positive Einflüsse auf den Weg geben zu können. Till Ferst, auf dem Foto rechts 32
STEINERSCHULE UND WAS DANN? 33
VERÄNDERUNGEN Aruna Rey Liebe Aruna Deine Klasse sagt: Aktiv witzig, streng, sie kann gut Ausflüge organi- sieren, sie schaut auf Stop ist Stop, sie tröstet Rebellisch wenn jemand weint, sie ist cool, sie kann gut singen, sie hat gute Laune, sie kann gut rech- Unternehmenslustig nen, sie kann gut malen, sie kann gut Schnür- lischrift, sie schaut, dass wir genug Pause Natürlich haben, sie kann gut erzählen, sie kann gut erklären, sie kann gut Streit schlichten, sie Aussergewöhnlich schaut genau, alle haben sie gern...... Zum Abschied noch ein paar Betrach- Sie ist die beste Lehrerin auf dem ganzen tungen aus dem Kollegium: Planeten und des ganzen Universums! Weltenbürgerin, offener Geist, sportliche Ski- Danke, dass Du diese Schule drei Jahre als lehrerin, gibt sich ganz hinein, gegenwärtig, Klassenlehrerin bereichert hast. Mögest Du Interesse an und Zugang zur spirituellen Welt auch weiterhin die Menschen mit Deinem We- und zur spirituellen Dimension der Mathema- sen (mit Deiner Liebe) bezaubern. tik, charismatisch, hübsch, tatkräftig, spontan, initiativ, hat eine liebevolle Art und ist struk- Sylvia Goldweida turiert und geordnet, hat viel Liebe für die Menschen und Interesse an der Welt, treibt sich viel in Höhlen rum, energiegeladen, ein- fühlsam, weitblickend, dynamisch, mag Wild- kräuter, beweglich, spontan, zuverlässig, ver- antwortungsbewusst... freiheitsliebend und stark! 34
VERÄNDERUNGEN Donath Aebi Der Kunstpädagoge Donath Aebi Aus der Anfangsinitiative, dem „Keimling“, Streiflichter zum Abschied - oder: der immer in diesem Dialog zwischen Materie Wie ein Keim zur Pflanze wurde und nun und Geist stand, entwickelte sich allmählich einen neuen Keim hervorbringt die ganze Pflanze von Donath Aebis vielsei- tigsten Tätigkeiten: „Stengel“ mit Verzwei- Vor 34 Jahren entschied sich der 24-jährige gungen, „Blatt“ um „Blatt“ und Dutzende von Donath Aebi, unsere Schule und den Werkun- „Blüten“. terricht, der damals noch nicht existierte, mit jugendlichem Elan aufzubauen. Zunächst riss Zu den Verzweigungen gehört beispiels- er in seiner Freizeit in der ehemaligen Linge- weise die Arbeit als Klassenbetreuer in den rie des Hotels Erika in Spiez mit Hilfe eines Oberstufenklassen, die Begleitung des Bau- Schulvaters, die Wände heraus und richtete ernpraktikums, vielseitige Projekte und der dort eine Werkstatt ein. Mit der 5. Klasse fing Oberstufenchor, den er im Jahre 2009 über- er 1985 an und so kam jedes Jahr eine wei- nahm. Zu den Blüten gehören Klassentheater tere Klasse hinzu. und mehrere Musicals, welche er zuerst als Werklehrer begleitete und später als Musik- So formte er seinen Werkunterricht nach dem lehrer mitverantwortete. Schaffensprinzip des Bildhauers, der aus einem Klumpen Ton eine Gestalt formt und ihr Die Blüten des Religionsunterrichtes wurden künstlerisches Leben einhaucht. nicht für die Augen, nur für die Herzen sicht- bar: der herzerwärmende und humorvolle Sein Werkmotto lautete: Kontakt zu den Schülern und Schülerinnen aller Altersstufen! „Suchet das wirklich praktische materielle Le- ben, aber suchet es so, dass es euch nicht Eine Blüte seiner pädagogischen Tätigkeit, betäubt über den Geist, der in ihm wirksam wo Kunst, Musik und Religion wie in Eines ist.“ (Anfang eines Spruches von Rudolf.Stei- zusammenschmolzen, waren die Florenzrei- ner) sen mit den 10.Klässlern, die für Schüler wie Lehrer in unvergesslicher Erinnerung blieben. Parallel zum Werkunterricht war er bei der Einführung des Religionsunterrichts an der Andere Tätigkeitszweige, die für Donath Aebi Schule mitbeteiligt. Sein Religionslehrermot- wie selbstverständlich zum pädagogischen to lautete: „Wir wollen das Licht des Geistes Schulalltag gehörten, waren die Arbeit in den so suchen, dass es uns Wärme entwickele Mandatsgruppen der Schule: Sei es in der für unser praktisches Tun.“ (Ende desselben Baugruppe, der Redaktionsgruppe der Schul- Spruches von Rudolf Steiner) mitteilungen, der Öffentlichkeitsarbeit, Mitar- beitergruppe und später auch im Vorstand. 35
Sie können auch lesen