Mobilität und Logistik in Hessen - Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung
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hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 1 Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Mobilität und Logistik in Hessen
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 2 IMPRESSUM Herausgeber Hessisches Ministerium HA Hessen Agentur GmbH für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Abraham-Lincoln-Straße 38-42 Referat Öffentlichkeitsarbeit 65189 Wiesbaden | Germany Postfach 3129 info@hessen-agentur.de 65021 Wiesbaden | Germany www.hessen-agentur.de poststelle@hmwvl.hessen.de www.wirtschaft.hessen.de Redaktion Referat Verkehrspolitik, Logistik Sigrid Beyersdörfer Dr. Christian Langhagen-Rohrbach Gestaltung ansicht, kommunikationsagentur www.ansicht.com Juni 2007 Fotos Titel: Deutsche Bahn, DB AG, Warter; Fraport AG; Hessisches Landesamt für Straßen- und Verkehrswesen; jpunkt / photocase Innenseiten: Adam Opel GmbH: S. 8, 9; Alstom (Fotograf Bernd Rosental): S. 22; Amazon.de GmbH: S. 34; Dematic GmbH & Co KG: S. 35; Deutsche Bahn, DB AG: S. 5 Brenneken, S. 18 Warter, S. 19 Horn, S. 27 Müller-Elsner, S. 30 Piekarsky, S. 31, 41 Lautenschläger; Deutsche Telekom AG: S. 36; ESA: S. 39; fotolia: S. 37; Fraport AG: S. 10, 29; Hessische Flugplatz GmbH: S. 12, 13; HFM Managementgesellschaft für Hafen und Markt Frankfurt mbH: S. 32; Hessisches Landesamt für Straßen- und Verkehrs- wesen: S. 4, 15, 16, 38, 42, 43; PhotoAlto: S. 6; photodisc: S. 2; project photos: S. 28; Regionalmanagement Nordhessen GmbH: S. 26; RMV GmbH: S. 7, 20, 21, 23
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 3 INHALTSVERZEICHNIS 01 Vorwort 09 Nordhessen – das Deutschland-Hub An Hessen führt kein Weg vorbei Die Lage ist gut … Historische Gunstlage Zentraler Umschlagknoten Zentrale Lage in allen Epochen ................ 04 Standort Nordhessen ................................ 26 02 Hessens Mobilität in der Zukunft 10 Logistik Südhessen Globalisierung und europäische Integration Luftfracht und Distribution Demographischer Wandel ........................ 06 Logistikdienstleistungen ........................... 28 03 Automotive 11 Schienengüterverkehr Automobilhersteller in Hessen Zukunft des Güterverkehrs Automobilzulieferer Wagenladungsverkehr Mobilitätscluster Nordhessen .................. 08 Kombinierter Verkehr Förderung des 04 Aviation Schienengüterverkehrs ............................. 30 FRA – Frankfurt Airport Jobmaschine Flughafen 12 Binnenschifffahrt Frankfurt Airport – intermodaler Knoten Wasserstraßen in Hessen Zukunft des Frankfurter Flughafens Spezialisierte Hafenanlagen Flughäfen in Hessen ...................................10 Häfen am Main Wasserstraße Rhein ................................... 32 05 Staufreies Hessen 2015 Innovationsprojekt 13 Intralogistik Zukunftsweisende Projekte Was ist Intralogistik? Intelligente Straßen und Fahrzeuge ......... 14 RFID – Zugpferd einer Branche ................ 34 06 Schienenpersonenfernverkehr 14 Hessen auf dem Information Highway Hessen im Fernverkehrsnetz Rückgrat der Wissensgesellschaft Frankfurt RheinMain plus ..............................18 Hessen – Optimaler Standort für IKT-Unternehmen................................... 36 07 Nahverkehr in Hessen Verkehrsverbünde 15 Innovative Mobilität Grundlagen des hessischen ÖPNV Forschung und Ausbildung Ausschreibungen als Erfolgsprinzip Cluster-Management Dichtere Nahverkehrsnetze Consulting Attraktive Angebote Kongresse und Events ............................... 38 und Serviceleistungen ............................... 20 16 Kontakte .................................................... 42 08 Radland Hessen Bedeutung des Radsports Radfernwege Investitionen im Radverkehr Elektronischer Radroutenplaner .............. 24 3
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 4 01 VORWORT An Hessen führt kein Weg vorbei HISTORISCHE GUNSTLAGE Die Mobilität von Gütern und Personen ist eine der we- attraktiver Handelsplatz schnell kontinentale sentlichen Grundlagen unserer Wirtschaft und unserer Ge- Bedeutung erlangte. Davon profitiert die sellschaft – bei den Wegen zur Arbeit werden zunehmend Stadt noch heute – schließlich haben sowohl größere Entfernungen zurückgelegt, in der Freizeit wer- der Finanzplatz Frankfurt mit seiner Börse, den Aktivitäten an verschiedenen Orten ausgeübt und als als auch die Frankfurter Messe ihre Wurzeln Urlaubsziel werden ferne Länder ausgewählt. Die Aktions- im Mittelalter. radien der Menschen sind in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Auch im Wirtschaftsleben lässt ZENTRALE LAGE IN ALLEN EPOCHEN sich dies nachvollziehen – Lebensmittel werden aus immer Die Erreichbarkeit als Wettbewerbsvorteil weiter entfernten Regionen „frisch auf den Tisch“ geliefert, zieht sich wie ein roter Faden durch die bei der Herstellung hochwertiger Produkte nehmen die hessische Geschichte: Durch seine zentrale Transporte von Vor- und Zwischenprodukten einen immer Lage im Netz der Handelsstraßen bot sich höheren Stellenwert ein und die termingerechte Lieferung Frankfurt auch als zentraler Knoten in den auf die Minute genau ist heute eher die Regel als die Aus- aufkommenden Eisenbahnnetzen des 19. nahme. Jahrhunderts an – bereits in den ersten Pla- nungen für ein deutsches Eisenbahnnetz Basis all dieser Entwicklungen ist eine gut ausgebaute von Friedrich List war Frankfurt als Kreu- Verkehrsinfrastruktur – erst sie ermöglicht es, die oben zungspunkt vorgesehen. Mit dem Aufkom- beschriebene individuelle Mobilität auszuleben bzw. Güter men des Automobils und dem Autobahn- über große Distanzen unkompliziert zu transportieren. bau rückte das Rhein-Main-Gebiet einmal An Hessen führt in dieser Hinsicht kein Weg vorbei: Schon mehr in die Mitte: Das Frankfurter Kreuz in der Historie lag Hessen günstig. Dies dokumentieren kann als erstes Autobahnkreuz gelten und die zahlreichen Pfalzen der deutschen Kaiser ebenso wie unterstreicht auch im Netz der Autobahnen die Tatsache, dass Frankfurt den Kreuzungspunkt bedeu- die Zentralität der Region. Dass sich in die- tender Handelsstraßen bildete. Erreichbarkeit spielte auch ser Region ein Flughafen ansiedelte, als das in der Geschichte bereits eine Rolle, so dass Frankfurt als Zeitalter der Luftfahrt begann, scheint bei-
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 5 Mobilität in Hessen / An Hessen führt kein Weg vorbei nahe selbstverständlich. Dieser entwickelte sich parallel zum Aufstieg des Finanzplatzes von einem Flughafen mit nationaler Bedeu- tung zu einem der wichtigsten Airports in Kontinentaleuropa. Die vorläufig letzte Ge- neration der Verkehrsinfrastruktur bilden die Netzwerke des Datenverkehrs: Auch hier ist Hessen mit Frankfurt ein wichtiger Netzkno- ten – DE-CIX zählt zu den wichtigsten Inter- netknoten in Kontinentaleuropa. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands erlangte die Region Kassel-Bad Hersfeld große Bedeutung – am Kirchheimer bzw. Hattenbacher Dreieck kreuzen sich Auto- bahnen aus allen Himmelsrichtungen. Von keiner anderen Region Deutschlands aus sind alle Orte über Nacht zu erreichen, so destens 10.000 Menschen. Allein die in Nordhessen an- dass sich hier auf Grund der Erreichbarkeits- sässigen Unternehmen erwirtschafteten deutschlandweit vorteile und des Arbeitskräftepotenzials ein rund 25 % dieses Umsatzes (vgl. Klaus/Kille: TOP 100 der starker Distributionsstandort ausbildete, Logistik, 4. Auflage, Hamburg). der deutschland- und europaweit zu den Flankierend haben sich in Hessen auch Unternehmen bedeutendsten zählt. Zusammen mit den angesiedelt, die den Verkehrsbereich durch wesentliche südhessischen Logistikunternehmen aus Innovationen mit geprägt haben. Dazu gehören die zahl– dem Bereich der Luftfracht sowie den Logis- reichen hessischen Automobilzulieferer ebenso wie Unter- tikdienstleistern dieser Region hat Hessen nehmen aus dem Bereich Eisenbahntechnik. In Nordhes- allein 170.000 Beschäftigte in der Logistik – sen haben sie sich zu einem Mobilitätscluster zusammen- das sind alle Personen in Logistikunterneh- gefunden, in Mittel- und Südhessen haben sich eigene men bzw. mit logistischen Tätigkeiten in Netzwerke etabliert, die die vorhandenen Unternehmen anderen Unternehmen. Allein mit den stärken und Synergien nutzbar machen. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt die Logistik in Hessen damit vor ande- Hessen zählt somit zu den innovativsten Standorten der ren starken Branchen wie der Finanzwirt- Mobilitäts- und Logistikwirtschaft mit hervorragender schaft oder dem Baugewerbe. Auch die Erreichbarkeit, so dass es zu Recht heißt: Tatsache, dass in Hessen insgesamt 15 Un- „An Hessen führt kein Weg vorbei.“ ternehmen aus den „TOP 100 der Logistik“ in Deutschland angesiedelt sind sowie na- hezu alle namhaften Stückgut-Kooperatio- nen, spricht für den Standort. Diese Unter- nehmen setzten 2004 zusammen mit den Alois Rhiel Stückgutkooperationen fast 10 Milliarden € Hessischer Minister für Wirtschaft, in Deutschland um und beschäftigten min- Verkehr und Landesentwicklung 5
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 6 02 HESSENS MOBILITÄT IN DER ZUKUNFT Globalisierung und europäische Integration Unternehmensnetzwerke sind eine der Antworten auf sich nalisiert hat. Die Arbeitsteilung wird ebenso verändernde Rahmenbedingungen, die auch in Hessen wie die Integration der mittel- und osteu- sicherstellen, dass der Standort international wettbe- ropäischen EU-Mitgliedstaaten dafür sor- werbsfähig bleibt. Durch die Globalisierung haben sich in gen, dass der Güterverkehr die nächsten den letzten Jahren die Ausgangsbedingungen des Wirt- Jahre und Jahrzehnte wachsen wird. Auch schaftens verschoben – Verflechtungen von Unternehmen in Zukunft wird sich an der Bedeutung der haben an Internationalität ebenso gewonnen wie die un- Straße als Verkehrsträger Nr. 1 im Güterver- ternehmensinternen Produktionsprozesse. Dazu kommen kehr wenig ändern. Um das Gesamtwachs- unterschiedliche Lohnniveaus in anderen Nationen, die tum jedoch aufnehmen zu können, wird es ebenso wie der Fall von Handelsschranken mit dazu bei- nötig sein, Konzepte zu entwickeln, die auch getragen haben, dass sich die Produktion stark internatio- die Bahn, das Binnenschiff und den Luftver- kehr mit einbeziehen. Nur so wird es mög- Prognose der Güterverkehrsleistung in Deutschland lich sein, die Umweltauswirkungen des nach Modi bis 2030 (in Milliarden tkm pro Jahr) wachsenden Güterverkehrs zu minimieren. 900 Für Hessen gilt dies als Transitland inner- halb Europas besonders. Mit Innovations- 800 projekten wie „Staufreies Hessen 2015“ 700 versucht Hessen insbesondere mit Hilfe von 600 Telematiklösungen für fließenden Verkehr 500 zu sorgen. Diese sorgen für hohe Kapazitä- 400 ten der vorhandenen Verkehrswege, für Zeitgewinne und damit Kostenvorteile. 300 Gleichzeitig werden durch den reibungslo- 200 sen Verkehrsablauf auch die Umweltwirkun- 100 gen reduziert und die Sicherheit auf den 0 Straßen erhöht. 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 Quelle: BMVBS / Progtrans 2006 Binnenschiff Bahnen LKW
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 7 Mobilität in Hessen / Hessens Mobilität in der Zukunft Die zunehmende Komplexität von Lieferver- ändern wird: Der Anteil der jüngeren Menschen wird abneh- flechtungen und Transportbeziehungen er- men, während der der älteren steigt. Bereits dies bringt verän- fordert auch eine ganzheitliche Sichtweise derte Mobilitätsbedürfnisse mit sich. So ist anzunehmen, dass auf die Beziehungen der Unternehmen un- der Individualverkehr trotz abnehmender Gesamtbevölkerung tereinander. Das sog. „Supply chain mana- zunächst noch einige Jahre ansteigen wird. Dies liegt u.a. daran, gement“ wird daher in Zukunft noch an dass die künftigen Senioren andere Mobilitätsmuster gewöhnt Bedeutung gewinnen und dafür sorgen, sind als die heutigen – so wird die PKW-Nutzung zum Beispiel dass die Nachfrage nach hoch qualifiziertem allein deswegen noch zunehmen, weil heutzutage nur ein Teil Personal bei Logistikdienstleistern und -un- der älteren Frauen einen Führerschein und ein Auto hat. ternehmen ansteigt. Um diese Nachfrage zu befriedigen, gibt es in Hessen zahlreiche private und öffentliche Ausbildungsstätten, die den Logistiknachwuchs ausbilden. DEMOGRAPHISCHER WANDEL Die derzeit vorliegenden Prognosen des Güterverkehrs erwarten erst ab 2035 eine Stagnation der Verkehrsleistungen bzw. einen leichten Rückgang – so lange wird es dauern, bis der demographische Wandel auch im Güterverkehr ankommt. In den Dis- tributionsverkehren werden sich in Regio- nen, die von starker Abwanderung betroffen sind, früher Veränderungen ergeben müs- Bei den jüngeren Frauen sind es, ebenso wie bei den Männern sen – dies könnte zum Beispiel in Nordhes- aller Altersklassen, nahezu alle. Zukünftige Nutzeransprüche, sen der Fall sein. Aber auch in Südhessen innovative Konzepte in der Fahrzeugtechnik und die Sicherheit werden Schrumpfung und Wachstum der des Straßenverkehrs stellen neue Anforderungen an die Fahr- Bevölkerung nah beieinander liegen. Dabei zeuge und die Straßen selbst. Die Hessische Straßen- und Ver- spielen neben der natürlichen Bevölkerungs- kehrsverwaltung hat bereits einen Leitfaden entwickelt, wie entwicklung auch Zu- und Abwanderung im Straßen, Bürgersteige, Ampelanlagen etc. zu gestalten sind, um nationalen und internationalen Maßstab allen Bevölkerungsgruppen ungehinderte Mobilität zu ermög- eine Rolle. Fest steht, dass sich die Zusam- lichen. mensetzung der Bevölkerung deutlich ver- Die veränderten Mobilitätsanforderungen werden auch Auswir- kungen auf das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs haben. Hier sind die Landkreise und Städte als Aufgabenträger gefordert, entsprechende Konzepte zu entwickeln, die die regionalen Bedürfnisse widerspiegeln und die Mobilität der Bevölkerung in den jeweiligen Regionen sicherstellen können. 7
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 8 03 AUTOMOTIVE AUTOMOBILZULIEFERER Zahlreich vertreten sind in Hessen auch die Automobilzulieferer: Hier sind be- kannte Namen zu nennen wie Siemens VDO, wo zum Beispiel Audio- und Naviga- Automobilhersteller in Hessen tionssysteme gefertigt werden, Continen- tal (Fahrerassistenzsysteme) oder eher Neben seiner Stärke in den Bereichen Finanzwirtschaft, kleinere Unternehmen wie die Norma- Chemie und Logistik ist Hessen auch ein bedeutender Gruppe aus Maintal, die Befestigungs- Standort der Verkehrswirtschaft – an erster Stelle ist hier systeme, Schlauchschellen und weitere die Automobilbranche zu nennen, die in Hessen stark ver- Kleinteile produziert, oder Veritas in Geln- treten ist. Opel verfügt inzwischen mit seinem Stammwerk hausen, die sich auf Spritzgießverfahren in Rüsselsheim über das modernste Automobilwerk der und so genannte Fluidsysteme (Kraftstoff- Welt. Dort können bis zu vier verschiedene Modelle systeme und anderes) spezialisiert hat. gleichzeitig produziert und jährlich insgesamt 270.000 Autos hergestellt werden. Rüsselsheim hat als Sitz des In- Die südhessischen Automobilzulieferer ternationalen Technischen Entwicklungszentrums (ITEZ) haben sich im Automotive Cluster Rhein- noch besondere Bedeutung – es ist für einen Großteil der Main-Neckar organisiert, das die Region Fahrzeugneuentwicklungen innerhalb des GM-Konzerns zwischen Gießen und Heidelberg sowie zuständig. zwischen Mainz und Fulda abdeckt. Allein in diesem Cluster haben sich 350 Automo- Für den Automobilvertrieb ist das Rhein-Main-Gebiet bilzulieferer zusammengefunden, um mit- deutschlandweit eine herausragende Adresse: Hier haben ˇ einander zu kooperieren und Synergien zum Beispiel der Deutschland-Vertrieb von Fiat, Skoda, nutzen zu können. Das Automotive Cluster Mitsubishi oder Kia ihren Sitz, Kia hat zudem ein eigenes Rhein-Main-Neckar ist zudem Teil des Entwicklungs- und Designzentrum am Standort, Hyundai „Europe Innova“-Projektes „Transnational hat seine Europazentrale in Offenbach angesiedelt und Clustering in the Automotive Sector“ steuert von hier aus seine Aktivitäten auf dem europäi- (TCAS), in dem sich verschiedene schen Markt. Automobilcluster Europas organisiert haben. Neben Clustern aus Slowenien, Großbritannien, Frankreich, den Nieder- landen und Polen ist auch die Region Nordhessen, vertreten durch ihr Netzwerk der Mobilitätswirtschaft MoWiN.net, Mit- glied des EU-Programms TCAS. Im Rah- men des Projekts werden internationale Kooperationen und der Austausch der Clustermanager untereinander gefördert. TCAS wird von der Hessen Agentur koor- diniert.
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 9 Mobilität in Hessen / Automotive MOBILITÄTSCLUSTER NORDHESSEN Das Mobilitätscluster Nordhessen deckt die Branchen Fahrzeugbau/Automotive, Bahntechnik, Logistik und Mobilitätsma- nagement ab – in diesen Bereichen gibt es insgesamt 4.500 Unternehmen in Nord- hessen, die 67.000 Mitarbeiter beschäf- tigen. Damit ist das Mobilitätscluster Arbeitgeber für 21% der nordhessischen Beschäftigten. Im Segment Automotive haben – wie in Süd- und Mittelhessen – zahlreiche Automobilzulieferer ihre Stand- orte in Nordhessen, zum Beispiel Conti- nental in Korbach. Dort werden PKW- Reifen produziert, gelagert und von dort aus in ganz Europa verteilt. Weitere Unter- nehmen aus Nordhessen sind neben an- deren WEGU in Kassel (Schwingungs- Im zweitgrößten VW-Werk der Welt werden Getriebe, zum Bei- dämpfer), Konvekta in Schwalmstadt spiel das moderne Direktschaltgetriebe, Abgasanlagen sowie (Klimaanlagen), AKG in Hofgeismar (Kühl- Karosserieteile hergestellt. Das Volkswagen-Werk Kassel ist kon- systeme), Hübner in Kassel (Einstiegs- und zern- und weltweites Kompetenzzentrum für die Gießereitech- Gelenksysteme) oder TI Automotive in nik, für den Getriebe- und Abgasanlagenbau sowie für das Fuldabrück (unter anderem Kraftstoff- Formhärten. Somit werden von Baunatal aus alle Aktivitäten in leitungen). Nordhessen nimmt auch als den genannten Bereichen koordiniert. Im VW-Werk werden ca. Komponenten- und Systemlieferant für 11.000 Mitarbeiter beschäftigt. Zudem ist an mehreren Stand- große Automobilkonzerne einen hohen orten im Raum Kassel das größte Teilelager weltweit, das VW Stellenwert ein: So produziert Daimler in Original-Teile-Center (OTC), angesiedelt. Auf der Fläche von seinem Werk in Kassel Achsen für Nutz- rund 120 Fußballfeldern beschäftigt Volkswagen hier noch ein- fahrzeuge, die von Nordhessen aus in alle mal 3.000 Mitarbeiter, weitere 1.200 arbeiten bei Logistikdienst- Welt geliefert und in allen Kontinenten leistern. Derzeit werden im OTC rund 400.000 Original-Teile eingesetzt werden. Auf 100.000 m Pro- 2 gelagert und weltweit versandt. Durch die immer kürzeren duktionsfläche werden im Jahr rund Produktzyklen wird mittelfristig mit einem Anstieg der zu lagern- 650.000 Achsen für alle Nutzfahrzeugar- den Ersatzteile um 20.000 Stück pro Jahr gerechnet. Den Jahres- ten, angefangen beim Kleintransporter umsatz des OTC gibt Volkswagen mit vier Milliarden € an. bis hin zu schweren LKW, hergestellt. 9
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 10 04 AVIATION FRA – Frankfurt Airport Der Frankfurter Flughafen ist nicht nur für Hessen von oder Landungen nicht befriedigen. Um das Bedeutung – auf Grund seiner Funktion als Heimatbasis erwartete Wachstum im Luftverkehr bewälti- der Lufthansa und als internationales Drehkreuz ist er gen zu können, plant der Flughafenbetrei- für Hessen ebenso wie für Deutschland ein Garant für ber daher aktuell den Bau einer weiteren schnelle und unkomplizierte Erreichbarkeit. Landebahn. So wird im Jahr 2020 mit gut 88 Millionen Passagieren im Jahr zu rechnen Dabei hat sich der Flughafen während der letzten Jahre sein und das Luftfrachtaufkommen soll auf zu einem der wichtigsten Flughäfen in Kontinentaleuropa über 3 Millionen Tonnen ansteigen. Zur entwickelt. Im Jahr 2006 wurden fast 53 Millionen Passa- Passagierabfertigung ist daher zusätzlich giere abgefertigt und über 2 Millionen Tonnen Luftfracht ein drittes Terminal vorgesehen. Da ein Teil umgeschlagen. Damit liegt der Flughafen beim Luftfracht- des Passagieraufkommens mit dem Einsatz umschlag auf Platz 1 in Europa und ist hinsichtlich der Pas- neuer Flugzeuge des Typs Airbus A380 ver- sagierzahl und der beförderten Luftfracht einer der „Top bunden ist, wird am Flughafen eigens eine 10-Flughäfen“ weltweit. Insgesamt können von Frankfurt Werft für diese Großflugzeuge errichtet. 307 Ziele in 109 Ländern direkt erreicht werden. Dies Zudem zählt der Flughafen zu den ersten unterstreicht die Bedeutung des Frankfurter Flughafens: Flughäfen weltweit, die sich auf diesen Jeder zweite Passagier steigt dort in die Maschine um, neuen Flugzeugtyp vorbereitet haben und die ihn dann schließlich zum Ziel bringen wird. die nötigen Abfertigungseinrichtungen vorhalten. Um das Passagier- und Luftfrachtaufkommen abwickeln zu können, wurden 2006 fast 490.000 Flugbewegungen durchgeführt – das sind bis zu 1.500 Bewegungen an einem Tag. Da das Start- und Landebahnsystem an seine Grenzen gestoßen ist, kann der Flughafen die wachsende Nachfrage der Fluggesellschaften nach weiteren Starts
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 11 Mobilität in Hessen / Aviation JOBMASCHINE FLUGHAFEN Das steigende Passagier- und Frachtauf- kommen wird dazu beitragen, dass am Flughafen Frankfurt weitere Arbeitsplätze nen S-Bahnhof, sondern auch einen eigenen ICE-Bahnhof. Damit entstehen: Bereits heute ist der Frankfurter ist der Flughafen unmittelbar an das Hochgeschwindigkeitsnetz der Flughafen mit fast 70.000 Beschäftigten Bahn angeschlossen. Zusätzlich werden den Bahnreisenden wei- die größte Arbeitsstätte Deutschlands, tere Services angeboten: So sorgt das Projekt „Zug zum Flug“ da- noch vor dem VW-Werk in Wolfsburg. Rund für, dass bereits am Bahnhof eingecheckt werden kann. Dies spart 12.000 Menschen arbeiten direkt bei der den Passagieren am Flughafen Zeit und unterstützt die Verlage- Betreibergesellschaft Fraport, die neben rung von Inlandsflügen auf die Bahn. So wird die Umwelt geschont dem Frankfurter Flughafen weitere Flug- und gleichzeitig die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Flug- häfen in Deutschland, Europa und anderen hafens, der mehr Langstreckenflüge anbieten kann, gesichert. Kontinenten betreibt und so auch als Betreibergesellschaft zu den „global play- Neben der Erreichbarkeit des Flughafens mit dem PKW durch die ern“ unter den Dienstleistern zählt. Durch Nähe zum Frankfurter Kreuz wird die Anbindung an die Region den Flughafenausbau wird mit steigendem durch S-Bahn-Verbindungen und zahlreiche Regionalbuslinien Beschäftigungswachstum gerechnet – der- vervollständigt. zeit kommen auf jeden Beschäftigten am Flughafen weitere 1,77 Beschäftigte in Deutschland. Zu jedem Euro erwirtschafte- Flughafen Frankfurt tem Bruttoeinkommen am Flughafen kom- · jährlich so viele Passagiere wie Italien Einwohner · Nummer 1 bei Luftfracht in Europa men zusätzliche zwei Euro außerhalb des Flughafens. Eine zusätzliche Bedeutung in Millionen Passagieren in Millionen Tonnen 90 3,2 hat der Flughafen Frankfurt bei der Stand- 3,0 80 2,8 ortwahl vieler nationaler und internationaler 2,6 Unternehmen, die die ausgezeichnete 70 2,4 Erreichbarkeit von Stadt und Region über 2,2 60 2,0 das Flughafendrehkreuz zu schätzen wissen. 50 1,8 1,6 40 1,4 FRANKFURT AIRPORT – 1,2 30 1,0 INTERMODALER KNOTEN 0,8 20 0,6 Der Flughafen bietet nicht nur im Luftver- 0,4 10 kehr eine hervorragende Erreichbarkeit – er 0,2 0 0 ist auch ein gutes Beispiel für die gelungene Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger: 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2020 So hat der Flughafen nicht nur einen eige- Quelle: Fraport 11
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 12 ZUKUNFT DES FRANKFURTER FLUGHAFENS FLUGPLÄTZE IN HESSEN Der Luftverkehr ist der am schnellsten wachsende Ver- Neben dem Frankfurter Flughafen gibt es in kehrssektor – dabei sichert der Luftverkehr die von den Hessen weitere Flugplätze mit regional un- Bürgern und der Wirtschaft im Wettbewerb gewünschte terschiedlichen Profilen. Hierzu zählen die Mobilität. Diese Mobilität will auch die Hessische Landes- Flugplätze in Egelsbach, Reichelsheim/ regierung dauerhaft sichern. Wetterau, Allendorf/Eder und Kassel-Calden. Als Ergänzung im Einzugsgebiet Südhessens Der Flughafen Frankfurt hat für Hessen und Deutschland ist der Flughafen Frankfurt-Hahn zu nennen, eine zentrale Bedeutung. Derzeit operiert der Flughafen der zu den weltweit am schnellsten wach- jedoch an der Kapazitätsgrenze – die Nachfrage nach senden Frachtflughäfen gehört und bei den „Slots“ liegt deutlich über dem Angebot. Um die künftige so genannten „low cost carriern“ seinen Nachfrage bewältigen zu können, wird angestrebt, im Jahr stetigen Wachstumskurs fortsetzt. 2020 insgesamt 701.000 Flugbewegungen pro Jahr bzw. bis zu 126 Flugbewegungen pro Stunde abwickeln zu Der Flugplatz in Egelsbach wurde unlängst können. erweitert und ergänzt so den Frankfurter Flughafen im Bereich der sog. „business Diese Verkehrsleistung wird große Herausforderungen aviation“, also für spezialisierte individuelle an die Koordination der Verkehrsträger stellen – mit dem Angebote für Geschäfts- und Privatreisende, intermodalen Ansatz des Frankfurter Flughafens bietet die mit kleinen Jets abgewickelt werden. Hessen hier ideale Rahmenbedingungen. Gemeinsam mit Die Abwicklung dieser Spezialflüge in Egels- den Luftverkehrsunternehmen soll darauf hingewirkt wer- bach entlastet den Frankfurter Flughafen den, dass Wirtschaftwachstum und Umweltbelastungen zusätzlich, vor allem für die Abfertigung entkoppelt werden. So wird der Frankfurter Flughafen mittlerer und großer Flugzeuge. auch in Zukunft seinen Beitrag zur Sicherstellung der Mobilität leisten können. Dasselbe Segment bedient in Nordwesthes- sen der Flugplatz Allendorf/Eder. Dieser Flugplatz wurde im Rahmen einer privat- öffentlichen Partnerschaft von der in Allen- dorf ansässigen Heizungstechnikfirma Viessmann, der Gemeinde Allendorf, dem Landkreis Waldeck-Frankenberg sowie dem Land Hessen ausgebaut. Derzeit entfällt
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 13 Mobilität in Hessen / Aviation rund ein Drittel der Flugbewegungen auf die Geschäftsfliegerei, die übrigen Flugbe- wegungen stammen von Privatfliegern, zum Beispiel Mitgliedern des Luftsportvereins Ederbergland. Der Flugplatz Reichelsheim/Wetterau hat ebenfalls ein eigenes Profil – er wird zwar auch für „business aviation“ im nördlichen Rhein-Main-Gebiet genutzt, hat aber als Ret- tungshubschrauberstandort insbesondere Bedeutung für die medizinische Ambulanz und das Rettungswesen. Der Flugplatz wird 2007 ausgebaut und erhält eine neue Start- /// SUCCESS STORY ////////////////////////// und Landebahn, um den Flugbetrieb nach Europarecht im bisherigen Umfang beibe- Der Flugplatz Egelsbach halten zu können. Von den Kosten des Aus- kann mittlerweile auf eine baus in Höhe von 3,9 Millionen € trägt das Geschichte von mehr als Land 3,1 Millionen €. 50 Jahren zurückblicken – Der Flughafen Kassel-Calden wird derzeit letzter Meilenstein in der im Großraum Kassel für Geschäfts- und Flugplatzentwicklung war Charterflugverkehr genutzt. Auf Grund der die vom Land Hessen mitfinanzierte Verlängerung der zentralen Lage in Deutschland und des po- Start- und Landebahn auf 1.400 m; damit können in Egels- tenziellen Anschlusses Nordhessens an glo- bach auch weiterhin Maschinen mit einem Gewicht von bis bale Passagier- und Warenströme plant die zu 20 Tonnen starten und landen. Der Ausbau war durch Betreibergesellschaft auch einen Ausbau europarechtliche Anforderungen nötig geworden. 2006 des Flughafens. Danach soll der Flughafen wurden in Egelsbach rd. 75.000 Flugbewegungen abge- Ausgangspunkt für zahlreiche Flüge u.a. für wickelt, so dass der Flugplatz der verkehrsreichste Ver- „low cost carrier“ sein. Auch der Logistik- kehrslandeplatz der allgemeinen Luftfahrt in Deutschland standort Nordhessen erwartet von dem Aus- ist und seinen „großen Bruder“, den benachbarten Flugha- bau einen Impuls und es werden zahlreiche fen Frankfurt, entlasten kann. Neben zahlreichen Maschinen neue Arbeitsplätze am und um den Flug- für die Geschäftsfliegerei sind in Egelsbach auch die hessi- hafen erwartet. schen Polizeihubschrauber stationiert. 13
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 14 05 STAUFREIES HESSEN 2015 Innovationsprojekt Mit dem Innovationsprojekt „Staufreies Hessen 2015“ ver- ZUKUNFTSWEISENDE PROJEKTE folgt die Landesregierung das Ziel, Hessen trotz weiter Von Januar 2005 bis heute sind zukunfts- steigenden Verkehrsaufkommens bis 2015 staufrei zu ma- weisende Projekte zur Verbesserung der chen. Im Transitland Hessen ist der Problemdruck bereits Verkehrslageanalyse und -prognose, der heute hoch: Deutschlands größter Flughafen und die Au- Verkehrssteuerung sowie Projekte zur Ver- tobahnen A3 und A5 sorgen für das höchste Verkehrsauf- meidung von unfall- und baustellenbeding- kommen in ganz Deutschland. Gegenüber dem bundes- ten Staus im Einsatz. deutschen Durchschnitt von täglich rund 52.000 Fahrzeu- gen pro Autobahnkilometer werden hessische Autobah- Die temporären Seitenstreifenfreigaben an nen täglich von rund 63.000 Fahrzeugen genutzt, im den Autobahnen A3 und A5 stellen sicher, Rhein-Main-Gebiet sind es deutlich über 100.000 Fahr- dass die Seitenstreifen in Spitzenzeiten als zeuge pro Tag, am Frankfurter Kreuz sogar über 330.000. vierte Fahrstreifen durch dynamische Anzei- Mit dem Projekt „Staufreies Hessen 2015“ werden innova- gen mitgenutzt werden können und sich die tive Maßnahmen entwickelt und in Hessen erprobt, bevor Kapazität einer dreistreifigen Autobahn um sie dann weltweit zum Einsatz kommen. bis zu 25 % erhöht. Die freigegebenen Seitenstreifen werden per Video von der Von grundsätzlicher Bedeutung für den Erfolg von „Stau- Verkehrszentrale Hessen beobachtet, um freies Hessen 2015“ ist die erfolgreiche Vernetzung zahl- schnell reagieren zu können, wenn der Sei- reicher Akteure aus Forschung, Industrie und Politik. tenstreifen wieder als Standstreifen benötigt Nur so kann erreicht werden, dass in diesem „Think tank“ wird, zum Beispiel nach einer Panne oder tatsächlich die gewünschten innovativen Maßnahmen kon- einem Unfall. Die Wirkungen dieser Maß- zipiert und entwickelt werden, die für den Erfolg sorgen. nahmen sind durchweg positiv: So ist die Das Land Hessen hat daher unter dem Dach „Staufreies Zahl der Unfälle gesunken und der Ver- Hessen 2015“ Experten verschiedenster Fachrichtungen kehrsfluss hat sich merklich verbessert. Für aus Verkehrswissenschaft, Informationstechnologie, Tele- die nahe Zukunft ist daher vorgesehen, die kommunikation und Automobilindustrie zusammenge- temporäre Seitenstreifenfreigabe auch an führt, um Maßnahmen für moderne Stauprävention, weiteren Streckenabschnitten zu realisieren, optimales Verkehrsmanagement, Vernetzung der Ver- so dass dann etwa 60 km der Bundesauto- kehrsträger und intelligente Leit- und Informationssysteme bahnen in Hessen damit ausgestattet sind. zu entwerfen.
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 15 Mobilität in Hessen / Staufreies Hessen 2015 Einen wichtigen Beitrag zur Stauvermeidung Die neuen „Dynamischen Informationstafeln mit Reisezeitanzeige“ leisten auch Netz- und Streckenbeeinflus- (DIRA) zeigen – im Gegensatz zu den alt bekannten Schildern mit sungsanlagen. Netzbeeinflussungslagen Kilometerentfernungen – die voraussichtliche Reisezeit zum ange- werden zur Lenkung der Verkehrsströme gebenen Ziel (z.B. Anschlussstellen oder Autobahnkreuze, points eingesetzt: Ist ein Teilabschnitt bereits hoch of interest, wie z.B. dem Flughafen oder der Commerzbank-Arena belastet, werden die Autofahrer durch in Frankfurt) in Abhängigkeit zur Verkehrslage dynamisch und ak- Wechselwegweisung über Strecken, die tuell in Minuten an. DIRA sind bereits an der Anschlussstelle Fried- weniger stark befahren sind, zu ihrem Ziel berg auf der A5 und an der Anschlussstelle Hanau auf der A3 in geleitet. Streckenbeeinflussungsanlagen Betrieb. sorgen für einen reibungslosen Verkehrs- fluss auf stark befahrenen Streckenabschnit- Einen hohen Stellenwert im Programm „Staufreies Hessen 2015“ ten, zum Beispiel durch an die jeweilige nimmt die Verbesserung der Datengrundlage, auf der die aktuelle Verkehrssituation angepasste Geschwindig- Verkehrslage, Verkehrsprognosen sowie Staumeldungen basieren, keitsbeschränkungen. Im Rahmen von ein. Im Projekt DIANA (Dynamic Information And Navigation Assist- „Staufreies Hessen 2015“ werden zur An- ance) wird auf Floating Car Data (FCD) zurückgegriffen, also auf zeige auch „Dynamische Wegweiser mit Informationen aus Fahrzeugen, die gerade unterwegs sind und integrierten Stauinformationen“ (dWiSta) Informationen über die Strecke, auf der sie sich bewegen, „live“ an eingesetzt, um die Autofahrer mit Wechsel- die Verkehrszentrale Hessen senden. So können schneller präzise wegweisungsempfehlungen oder Freitext, Daten erzeugt werden, die helfen, den Verkehrsfluss zu optimieren. wie z.B. Reisezeitverlängerungen, dyna- misch zu informieren. Durch die Zusatzinfor- mationen konnte eine höhere Akzeptanz und Wirksamkeit der Anzeigen erreicht werden. 15
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 16 Häufig sind es jedoch notwendige Straßenerhaltungsmaß- INTELLIGENTE STRASSEN nahmen, die zu stockendem Verkehr oder Staus führen. UND FAHRZEUGE Hessen misst daher bei „Staufreies Hessen 2015“ auch Die „Intelligente Straße“ funktioniert aber dem Baustellenmanagement einen hohen Stellenwert bei. nur, wenn es ergänzend auch „Intelligente So werden derzeit Tagesbaustellen nach frei definierbaren Fahrzeuge“ mit zukunftsweisenden Techno- und festen Regeln bewertet und terminiert, damit ihre logien gibt. Hierzu gehören z.B. Abstands- Auswirkungen auf den fließenden Verkehr so gering wie assistenten, Spurhaltesysteme und gegen- möglich bleiben. seitige Gefahrenwarnungen. Die Umsetzung erfolgt durch Strategien und Neuentwick- lungen fahrzeug- und zentralenseitiger Technologien in Kooperation mit Opel bei dem Projekt DIAMANT (Dynamische Infor- mationen und Anwendungen zur Mobilitäts- sicherung mit Adaptiven Netzwerken und Telematik-Infrastruktur) sowie im Rahmen des europäischen Projektes CVIS (Coopera- tive Vehicle Infrastructure Systems) sowie der bundesweiten F+E Vorhaben AKTIV (Adaptive kooperative Telematikanwen- dungen im Verkehr) und SIM-TD (Sichere und intelligente Mobilität – Testfeld Deutschland). Unzureichende Informationen und Dienst- leistungen führen zurzeit noch zu wesentli- chen Problemen im Verkehr. Durch „Inno- vative Mobilitätsangebote“ zur besseren Fahrzeugauslastung im öffentlichen Verkehr und im motorisierten Individualverkehr muss dem entgegengewirkt werden. Dazu tragen bessere Informationen und Wegwei- sungen zu Bahn- und Busangeboten sowie Konzepte zu Pendlerparkplätzen und Car- und Vanpoolingsystemen sowie „Electronic Ticketing“ bei, genauso wie auch moderne und interaktive Internetangebote wie www.staufreieshessen2015.de und www.verkehrsinfo.hessen.de.
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 17 Mobilität in Hessen / Staufreies Hessen 2015 Zentral gesteuert werden die Maßnahmen Der Bedarf an Mobilität wächst; die Kosten hierfür werden steigen. und Aktivitäten in der Verkehrszentrale Hes- Die Politik kann durch Strukturverbesserungen und intelligente sen der Hessischen Straßen- und Verkehrs- Lösungen den Bedarfs- und Kostenanstieg moderater gestalten. verwaltung in Frankfurt-Rödelheim. Auto- Mit dem hessischen Netzwerk aus Wirtschaft und Industrie, matische Prozesse auf Grundlage verbes- Wissenschaft und Forschung wird Hessen ein geeignetes Modell serter Steuerungsalgorithmen sowie intelli- entwickeln, um die Mobilität zu einem zukunftsträchtigen Erfolgs- gente Methoden und Verfahren unterstüt- faktor auszubauen. zen das eingesetzte Personal bei der Wahr- nehmung dieser Aufgaben. Über moderne Medien wie das Internet können Verkehrs- teilnehmer auch direkt auf angebotene /// SUCCESS STORY ////////////////////////// Dienstleistungen zugreifen. Durch die zu- nehmende Kooperation der Aufgaben- und Verkehrsträger in der Rhein-Main-Region Die ivm ist in der Rhein-Main- wird die Verkehrszentrale Hessen auch im Region tätig. Über Zuständig- regionalen Verkehrsmanagement gefordert. keitsgrenzen hinweg bildet die Sie bildet einen wichtigen Baustein, wenn ivm eine Schnittstelle zwischen es um die Bewertung, Abstimmung und ihren 18 Gesellschaftern (8 Aktivierung verkehrsträgerübergreifender Städte, 8 Landkreise, den Län- Maßnahmen für einen reibungslosen Ver- dern Hessen und Rheinland- kehrsablauf zum Nutzen der Verkehrsteil- Pfalz) und fördert die Bündelung regionaler Kompetenzen nehmer geht. auf der strategischen Ebene des Individualverkehrs (IV) und des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Sie ist eine Unabhängig von den Lösungen des Ver- regionale Kooperation im Sinne des hessischen Ballungs- kehrsmanagements und der Verkehrstele- raumgesetzes. Die Abkürzung „ivm“ steht für „Integriertes matik zur Verbesserung des Verkehrsflusses Verkehrsmanagement Region Frankfurt RheinMain“. Als sind im hessischen Autobahnnetz noch einige bauliche Lückenschlüsse erforderlich regionaler Dienstleister erarbeitet sie mit den Partnern der – so zum Beispiel an der A66 im Osten zwi- Region Grundlagen für ein integriertes, intermodales Ver- schen Fulda und Neuhof und im Westen kehrsmanagement. Zu den Kooperationspartnern zählen an der Anschlussstelle Bergen-Enkheim in neben dem RMV auch die Hessische Straßen- und Ver- Frankfurt (Riederwaldtunnel). Auch in Mittel- kehrsverwaltung. Gemeinsam werden Konzepte erarbeitet, und Nordhessen stehen die Lückenschlüsse die auch künftig die Mobilität im Ballungsraum Frankfurt an den Autobahnen A44 und A49 im RheinMain sicherstellen sollen. Dabei spielt auch das Pro- Blickfeld hessischer Verkehrspolitik. jekt „Staufreies Hessen 2015“ eine große Rolle. Zu den weiteren Projekten der ivm gehören z.B. das Pendlernetz RheinMain – eine Online-Vermittlungsbörse für Fahrge- meinschaften – der Radroutenplaner oder das Manage- ment bzw. die Verarbeitung regionaler Verkehrsdaten aus verschiedenen Quellen. 17
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 18 06 SCHIENENPERSONENFERNVERKEHR Hessen im Fernverkehrsnetz Hessen ist hervorragend in das Schienenfernverkehrsnetz eingebunden. Die besten Verbindungen bestehen ausge- hend vom Frankfurter Hauptbahnhof in alle Richtungen: Mit dem ICE, IC und EC sind deutsche und europäische Groß- und Hauptstädte von Frankfurt aus schnell erreich- bar. In Frankfurt starten auch Züge des Hochgeschwindig- keitsverkehrs nach Frankreich und erreichen Paris in etwa 4 Stunden. Neben dem Frankfurter Hauptbahnhof gibt es in Hessen Mittels der Hochgeschwindigkeitsverbin- zahlreiche weitere Städte, die Anschluss an das ICE-Hoch- dungen sind die meisten deutschen Groß- geschwindigkeitsnetz der Deutschen Bahn haben. Dies städte auf der Schiene schnell erreichbar – sind Wiesbaden, Darmstadt, Fulda, Hanau, Kassel und so dauert die Fahrt mit dem ICE vom Limburg. Mit dem Fernbahnhof verfügt der Flughafen Frankfurter Flughafen nach Köln über die Frankfurt zudem über einen eigenen ICE-, IC- und EC-An- Neubaustrecke Köln – Rhein-Main weniger schluss. Zusammen mit dem Flughafen-Regionalbahnhof, als eine Stunde. Hessen ist insgesamt sehr dem Busbahnhof, der Autobahnanbindung und der Mög- gut an die vorhandenen Neubaustrecken lichkeit, das Flugzeug als weiteres Verkehrsmittel zu nut- der Bahn angebunden. Dies ist zum einen zen, ist das Airrail-Center Teil eines beispielgebenden die Strecke Hannover – Kassel – Fulda – intermodalen Umsteigeknotens. Dabei wird das Angebot Würzburg, über die im Norden Hamburg, durch Zusatzdienstleistungen – wie das Projekt „Zug zum Hannover und Berlin binnen kürzester Flug“ – abgerundet. Reisezeiten zu erreichen sind. Im Süden besteht Anschluss an die Neubaustrecke nach München, so dass Reisende nach München, Nürnberg und Ingolstadt schnell am Ziel sind.
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 19 Mobilität in Hessen / Schienenpersonenfernverkehr FRANKFURT RHEINMAIN PLUS Allerdings bestehen im Hochgeschwindig- keitsnetz gerade im Rhein-Main-Gebiet noch verschiedene Engpässe. Mit Hilfe des Konzepts „Frankfurt RheinMain plus“ sollen diese Schritt für Schritt behoben werden. Die Maßnahmen in diesem Paket zielen auf Kapazitätssteigerungen im Nah- und Fern- verkehr im Knotenpunkt Frankfurt und auf den Zulaufstrecken Frankfurt – Fulda sowie Frankfurt – Mannheim. Die geplanten Neu- baustrecken in den Zulaufkorridoren sollen mittelfristig die hoch belasteten Bestands- strecken entlasten, die Fern-, Regional- und Nahverkehrsverbindungen beschleunigen sowie die unterschiedlichen Ansprüche von Regional-, Fern- und Güterverkehr auf einer Strecke durch Nutzung verschiedener Glei- se entzerren. Entlastungen auf den hoch belasteten Bahnstrecken und eine Beschleu- nigung des Fernverkehrs werden darüber hinaus durch den Ausbau von Signal- und Stellwerkstechnik sowie der Strecken für den S-Bahn-Verkehr erreicht. Zu den wich- tigsten Maßnahmen gehört die Kapazitätser- weiterung des Frankfurter S-Bahn-Tunnels, Von besonderer Bedeutung ist der Ausbau des Knotens am Frank- der Bau der nordmainischen S-Bahn zwi- furter Stadion, dem entscheidenden Verflechtungspunkt der südli- schen Frankfurt und Hanau, der Ausbau der chen und südwestlichen Zulaufstrecken nach Frankfurt. Am Knoten S-Bahn nach Bad Vilbel und Friedberg so- Frankfurt-Stadion wurde eine erste Bauphase bereits zur Fußball- wie die Einrichtung einer S-Bahn nach Ried- WM 2006 abgeschlossen. Ebenfalls abgeschlossen ist die Einrich- stadt – die Ried-S-Bahn wurde bereits in Be- tung eines elektronischen Stellwerks am Frankfurter Hauptbahn- trieb genommen, während sich die übrigen hof, das die Voraussetzung für Folgemaßnahmen am Frankfurter Vorhaben in der Planungsphase befinden. Hauptbahnhof ist. 19
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 20 07 NAHVERKEHR IN HESSEN Gerade wenn individuelle Mobilität in Zeiten der Globalisierung und begrenzten Energie- vorräte teurer wird, steigt die Bedeutung des ÖPNV, vorrangig als Verkehrsmittel für den Weg zur Arbeit, zunehmend aber auch Verkehrsverbünde zur Teilnahme an vielfältigen Freizeitange- boten. Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Hessen ist im NVV (Nordhessischer Verkehrsverbund) und im RMV Die Wahrnehmung des hessischen ÖPNV in (Rhein-Main Verkehrsverbund) organisiert, die zu den kommunaler Verantwortung in 21 Landkrei- größten Verkehrsverbünden in Deutschland gehören. sen, 5 kreisfreien Städten sowie 7 Sonder- Auf Grund der engen Verflechtungen zur Region Rhein- statusstädten hat sich in Hessen bewährt. Neckar zählt der südhessische Landkreis Bergstraße zum Dabei werden die überregionalen Verkehre Verbundgebiet des VRN (Verkehrsverbund Rhein-Neckar). in den drei Verkehrsverbünden, die lokalen Verkehre bei Lokalen Nahverkehrsgesell- Vor Gründung der hessischen Verkehrsverbünde 1995 schaften (LNG) organisiert. Um weitere Ver- war der ÖPNV für den Kunden sehr kompliziert – allein in waltungskosten in größeren arbeitsfähigen Nordhessen gab es 43 unterschiedliche Tarife, von Mar- Organisationseinheiten einsparen zu kön- burg und Fulda bis zur Landesgrenze im Süden sogar fast nen, sollten Nachbarkommunen in verstärk- 100 unterschiedliche Systeme. Mit der Einigung auf einen tem Maße gemeinsame LNG gründen. verbundweit einheitlichen Tarif mit einem einheitlichen Ticket konnte die Transparenz und Attraktivität für den GRUNDLAGEN DES HESSISCHEN ÖPNV Fahrgast deutlich gesteigert werden. Gleichzeitig sorgen integrale Taktfahrpläne für verbundweite Anschluss- und Mit dem Gesetz über den öffentlichen Per- Übergangssicherheit, im NVV sogar mit einer 5-Minuten- sonennahverkehr in Hessen (ÖPNVG) wurde Pünktlichkeitsgarantie. eine Grundlage für einen modernen und effizienten ÖPNV als echt kommunales Poli- Neben der Sicherung eines Mobilitätsangebotes für alle tikfeld geschaffen. Das Nebeneinander un- Bevölkerungsgruppen als staatliche Aufgabe im allgemei- übersichtlicher Fördertöpfe wurde beendet nen Interesse wird ein verlässliches Netzangebot im Nah- und die Finanzierung in Hessen gebündelt. verkehr mit einer dichten Taktung von Bussen und Bahnen Statt aufwändiger Einzelanträge können die zunehmend zum Standortfaktor einer prosperierenden Re- Kommunen auf mehrjährige Budgets ver- gion: Für zahlreiche Unternehmen ist die Erreichbarkeit im trauen. Zielvorgaben für die Qualität der Nahverkehr ein wichtiger Punkt, der bei Ansiedlungsfra- Bus- und Bahnverkehre und ein Bonus- gen mitentscheidend ist.
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 21 Mobilität in Hessen / Nahverkehr in Hessen Malus-System setzen Anreize, damit sich die Wie die bisherigen Erfahrungen im Ausschreibungswettbewerb Kommunen ständig um Leistungsverbesse- zeigen, können Ausschreibungen dazu führen, dass Fahrgäste bei rungen zu Gunsten der Kunden bemühen. gleichem Fahrpreis quantitativ und/oder qualitativ mehr Mobilität bekommen und die Steuerzahler dadurch entlastet werden, da für Durch die Einführung des Besteller-Ersteller- das Verkehrsangebot weniger Subventionen nötig sind. Indem die Prinzips auf drei Ebenen schafft Hessen Ausschreibungen nicht nur Verbindungsqualitäten vorgeben, son- Transparenz im teilweise stark vermischten dern auch Vorgaben zu den zu verwendenden Fahrzeugtypen, den Nebeneinander von Aufgaben, Verantwor- einzuhaltenden Abgasnormen oder zur Anwendung von Lohnmin- tung und Zuständigkeiten. Gesetzlicher desttarifen für das Fahrpersonal machen, tragen sie gleichzeitig Auftrag der Landkreise und 12 Städte als auch zur Lösung von umwelt- und beschäftigungspolitischen Zielen Aufgabenträger ist es, eine ausreichende bei. Vielfach werden nach Ausschreibungen bereits neue Fahrzeu- Versorgung der Bevölkerung mit Nahver- ge eingesetzt, die besonders schadstoffarm sind. Außerdem konn- kehrsleistungen sicherzustellen. Verkehrs- ten nach Kostensenkungen im Busverkehr von bis zu 30 % frei verbünde und LNG sind die „Besteller“ im werdende Mittel für zusätzliche Angebote eingesetzt und das Auftrag der Gebietskörperschaften und Nahverkehrsangebot in den letzten Jahren kontinuierlich ausge- leisten die Organisation des ÖPNV. Bei weitet werden. den Verkehrsunternehmen als „Ersteller“ liegt ausschließlich die unternehmerische Aufgabe des Erbringens von Verkehrsleis- tungen. AUSSCHREIBUNGEN ALS ERFOLGSPRINZIP Mit der Umsetzung eines gestuften Aus- schreibungskonzeptes haben sich die hessi- schen Aufgabenträger für einen Weg der Effizienz im ÖPNV entschieden. Wiederkeh- rende Ausschreibungen sollen Anreize für Angebotsverbesserungen setzen, sowohl durch konventionelle als auch durch neue Unternehmen. Im Unterschied zur Direkt- vergabe von Dauermonopolen führt die Initiativen von kommunalen Aufgabenträgern haben in Hessen Öffnung des ÖPNV-Marktes für eine Vielzahl dazu geführt, einen für den Fahrgast attraktiven und bezahlbaren von Anbietern schneller zu Innovationen, ÖPNV bei gleichzeitiger Beschäftigungssicherung des hessischen besseren Qualitäten, mehr Kundennähe Mittelstandes zu sichern und fortzuentwickeln. Der ÖPNV in Hes- und Kostensenkungen. Nur so werden auch sen war noch nie auf so einem hohen Standard. Allein der RMV hat in Zeiten knapper Kassen die berechtigten seinen Aufwandsdeckungsgrad in der Zeit von 1996 bis 2006 von Ansprüche der Fahrgäste erfüllt werden 44,1 auf 54,5 % gesteigert. Gleichzeitig stiegen die Fahrgastzahlen können. um 21,6 %. Diesen Standard gilt es zu halten und trotz der be- grenzten Mittel weiterzuentwickeln. 21
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 22 Ausschreibungen im Schienenpersonennahverkehr tragen ebenfalls zu einem vielfältigen modernen Angebot auf Hes- sens Schienen bei: In Mittelhessen fährt die Hessische Landes- bahn (HLB) auf einigen Strecken, die Odenwaldbahn wird von der Firma VIAS betrieben und im Bereich zwischen Wester- wald und Wiesbaden betreibt die Firma VECTUS zahlreiche Routen. In Nordhessen engagiert sich die Firma CANTUS. DICHTERE NAHVERKEHRSNETZE Auch die Nahverkehrsnetze wurden in den letzten Jahren In den Ausbau der Nahverkehrsinfrastruktur deutlich dichter – sowohl in Nord- als auch in Südhessen. In hat das Land Hessen seit 1996 mehr als 1,4 Südhessen wurden einige S-Bahn-Projekte wie der Ausbau Milliarden € investiert – in diesen Investitio- der S-Bahn-Linien S1 und S2 im Rodgau oder die S7 in Rich- nen enthalten sind Maßnahmen, die vom tung Riedstadt abgeschlossen. Weitere S-Bahn-Strecken sind Ausbau der Schieneninfrastruktur bis hin in Planung, zum Beispiel die nordmainische S-Bahn sowie der zum Neubau oder der Renovierung einzel- Ausbau der Linie S6 in Richtung Friedberg. Auch die Regio- ner Haltestellen reichen. Dazu kommen naltangente West, eine tangentiale Verbindung von Neu-Isen- pro Jahr bis zu 580 Millionen € (2006), mit burg über den Frankfurter Flughafen und Frankfurt-Höchst denen der Nahverkehr aus Landesmitteln nach Bad Homburg, wird als Projekt weiterverfolgt. zusätzlich zu den Einnahmen aus dem Fahr- scheinverkauf finanziert wird. In Nordhessen wurde das Kasseler Straßenbahnnetz seit Mitte der 1990er Jahre konsequent in das Umland hinein erweitert ATTRAKTIVE ANGEBOTE – hier werden moderne Zweisystemfahrzeuge eingesetzt, die UND SERVICELEISTUNGEN sowohl im Straßenbahnnetz als auch auf den Gleisen der Unabhängig vom Ausbau der Infrastruktur Deutschen Bahn eingesetzt werden können. Die „Regiotram“ sind die hessischen Verkehrsverbünde verkehrt mittlerweile auf mehreren Linien und verbindet kreativ und innovativ, um neue Fahrgäste zu Kassel so mit Hessisch-Lichtenau, Hofgeismar, Wolfhagen, gewinnen. So wird das Fahrkartensortiment Melsungen und Treysa. ständig den Bedürfnissen der Kunden an- gepasst. Seit Verbundstart entstand eine Vielzahl von Sonderfahrkarten wie z.B. das Kombiticket für Messen und Konzerte, das Hessenticket, das Jobticket sowie die Schü- lerjahreskarte. Übergangstarife in angren- zende Verkehrsverbünde ermöglichen eine
hmwvl_mobilita?t_broschu?re_2.8:hmwvl_mobilität_broschüre_2.6 04.06.2007 10:31 Uhr Seite 23 Mobilität in Hessen / Nahverkehr in Hessen weitere unkomplizierte Nutzung des Ver- kehrsangebotes, ohne eine neue Fahrkarte /// SUCCESS STORY ////////////////////////// lösen zu müssen. Die Fahrgäste Auch für die Senioren gibt es spezielle An- gebote: Mit der „NordhessenKarte 60plus“ In den hessischen Ver- bietet der NVV Senioren Mobilität im ge- kehrsverbünden hat sich in samten Verbundgebiet zu einem günstigen den letzten Jahren einiges Preis. Für Reisende, die die öffentlichen getan – 2004 wurde be- Verkehrsmittel flexibel nutzen möchten und gonnen, Nahverkehrsleis- ohnehin nicht morgens zur Hauptverkehrs- tungen öffentlich auszuschreiben. Mittlerweile wurden fast zeit unterwegs sein müssen, hat auch der 25 % der Buslinien ausgeschrieben. Dabei konnten in RMV ein Angebot in seinem Portfolio: Mit einzelnen Linienbündeln Einsparungen von bis zu 30 % der 9-Uhr-Zeitkarte kann täglich ab 9 Uhr realisiert werden, die neue Strecken und dichtere Takte mit- bis Betriebsschluss der gewünschte Tarif- bereich zum günstigeren Preis befahren finanzieren. Dabei haben private Busunternehmen 20 % werden. der Ausschreibungen gewonnen; Kooperationen von pri- vaten und kommunalen Verkehrsunternehmen fast 30 %. Als besonderes Bonbon für den Fahrgast Bahnbusgesellschaften konnten 19 % der Ausschreibun- bietet der NVV seit 2006 eine „5-Minuten- gen für sich entscheiden, kommunale Verkehrsunterneh- Garantie“ an: Ist der Bus oder die Bahn men 11 %. Nur 16 % der Ausschreibungen gingen an mehr als 5 Minuten verspätet, gibt es den internationale Konzerne – damit zeigt sich, dass auch die vollen Fahrpreis zurück. Nach 20 Uhr über- Ausschreibungen ein Mittel sind, um die Wettbewerbs- nimmt der NVV sogar die Kosten für ein fähigkeit der Unternehmen vor Ort zu erhalten. Dies ist Taxi. Auch in Frankfurt und Wiesbaden positiv für alle Beteiligten: Die Busfahrer können sich über werden solche Mobilitätsgarantien für den sichere Arbeitsplätze freuen, die Fahrgäste profitieren von Nachtbusverkehr angeboten – ist dieser modernen Fahrzeugen und verbesserten Angeboten, die mehr als 20 Minuten verspätet, werden die nachhaltig den Nahverkehr insgesamt stärken. Kosten für ein Taxi erstattet. Einen ähnlichen Service erhalten auch die Inhaber einer per- sönlichen Jahreskarte im RMV, auch dann, wenn sich ihre Reisezeit durch Verspätun- Nach dem Herunterladen einer Software und dem einmaligen gen um insgesamt mehr als 20 Minuten ver- Anmelden im Internet kann der Fahrschein jederzeit unter- längert. Zusätzlich können sie vergünstigt wegs direkt auf das Handy geladen werden. In Hanau gibt es Fahrzeuge bei verschiedenen Autovermie- mit dem Chipkarten-basierten System „Get in“ ein ähnliches tungen oder im Rahmen von Car-Sharing in System zum elektronischen Ticketing. Der RMV sieht sich zu- Anspruch nehmen. nehmend als Mobilitätsdienstleister denn ausschließlich als Verkehrsverbund. So werden in den Mobilitätszentralen, im Der RMV setzt auch auf technische Innova- Internet und auch mobil Informationen zu anderen Verkehrs- tionen. Da heutzutage ohnehin nahezu jeder trägern, zum Beispiel dem Auto, angeboten. So hat jeder Fahrgast mit einem Handy unterwegs ist, hat Verkehrsteilnehmer die Möglichkeit, nach den eigenen Be- der RMV das Handyticket, bislang für das dürfnissen und der aktuellen Verkehrslage zu entscheiden, Frankfurter Stadtgebiet, eingeführt. welches Verkehrsmittel für seinen Zweck das optimale ist. 23
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