Musiktheater am Wentzinger 2011 - Jura Soyfer "Der Weltuntergang oder

Die Seite wird erstellt Kristina Dietrich
 
WEITER LESEN
Musiktheater am Wentzinger 2011

                      Jura Soyfer
     „Der Weltuntergang oder
Die Welt steht auf kein' Fall mehr lang“
            Musik von Clemens Ummenhofer
Zusätzliche Songtexte nach Motiven von Jura Soyfer: Roman Babler

 Aufführungen am Mo. 14.11., Die. 15.11. , Fr. 18.11.
      jeweils 19.30 Uhr, Sa. 19.11.um 17 Uhr

          In der Aula der Wentzinger Schulen
2

           Besetzung (nach der Reihenfolge der Auftritte)

Tänzerin         Anne Debray               Englischer Beamter     Kathrin Mäder
Tänzerin         Maika Sacher              Franz. Beamter         Celine Furtwängler
Tänzerin         Pia Adamczewski           Deutscher Beamter      Pham Yen Nhi
Sonne            Pia Rafalski              Österr. Beamter        Dominik Schopp
Mars             Jan-Philipp Knirsch
Venus            Isabella Weber
Saturn           Lisa Gabriel              Englischer Diplomat    Madleina Spatz
Mond             Dominik Schopp            Franz. Diplomat        Michael Mayer
Konrad           Alina Kirchgäßner         Tänzerin               Anne Debray
                                           Tänzerin               Maika Sacher
1. Telegraph     Pham Yen Nhi              Tänzerin               Pia Adamczewski
2. Telegraph     Raphael Blum              Tänzer                 Matthias Haueisen
3. Telegraph     Jennifer Wenzl
4. Telegraph     Caroline Schwenzel
1. Journalist    Amelie Mathis             Kioskdame              Celine Furtwängler
2. Journalist    Celine Furtwängler        Wachmann               Raphael Blum
3. Journalist    Sharon Alves              Mausi (männlich)       Michael Mayer
4. Journalist    Madleina Spatz            Mausi (weiblich)       Julia Schubert
                                           Kind                   Pham Yen Nhi
Guck             Chanah Kempin             Selbstmörder           Jennifer Wenzl
Führer           Felix Hoffmann            Dieb                   Caroline Schwenzel
Spiegel          Michael Mayer             Weltunterg’sprediger    Dominik Schopp
Bild             Raphael Blum              Schlagersänger         Marouan El-Aklok
                                           Schlagersängerin       Kathrin Mäder
Modedame         Julia Schubert
Modedame         Isabella Weber
Modedame         Lisa Gabriel              Mr. Rockford           Felix Hoffmann
Modedame         Alina Kirchgäßner         Mrs. Rockford          Amelie Mathis
Modell           Pia Rafalski              Sekretärin Violet      Madleina Spatz
Modell           Marouan El-Aklok          Winnie Winston         Kathrin Mäder
Modell           Felix Hoffmann            Wood                   Marouan El-Aklok
Modell           Sharon Alves              Journalistin           Sharon Alves
Modell           Jan-Philipp Knirsch
3

                 Schreiben zwischen Widerstand
                 und Hoffnung
                 Jura Soyfer
                 (1912, Charkow/Ukraine – 1939, KZ Buchenwald)

                   1936, mit 24 Jahren, schrieb Jura Soyfer seine bitterernste
                   Parabel vom „Weltuntergang“ für die Wiener
                   Kleinkunstbühne „ABC“: Während der Komet, von den
Planeten entsandt, auf die Erde zu rast, sind die letzten Tage der Menschheit
gezählt. Bei allem kabarettistischen Witz lässt Soyfer keinen Zweifel daran, dass
die 11 Szenen des Stücks eine messerscharfe Analyse seiner Zeit sind. In Europa
hat sich der politische Himmel verdüstert, Hitlerdeutschland steuert auf den
zweiten Weltkrieg zu und auch Österreich wird seit 1933 autoritär regiert,
sämtliche politische Parteien außer der „Vaterländischen Front“ sind verboten.
Wenn also die Sonne „Notverordnungen“ erlässt und die Erde „gesäubert“
werden soll um Recht und Ordnung wieder herzustellen, dann entlarvt sie sich
als diktatorische Herrscherin. Allerdings gibt das Verhalten der Erdenbewohner
keinen Anlass, den Plan zu bedauern: So eindringlich Professor Guck auch
warnt – seine Stimme verhallt zwischen der Skrupellosigkeit der Herrscher
„zum Zerschmettern bin ich da“, der Ignoranz der Diplomatie „nichts sehen,
nichts hören, nichts fühlen, nichts tun“, der Arroganz der Reichsten „seid Stolz
darauf“, der Denkverweigerung der Bürger „was wird man beim Weltuntergang
tragen?“ und den kurzsichtigen Sorgen der Leute auf der Straße ums schiere
Überleben „mein Leben lang hab ich leben müssen“. Der Befund ist eindeutig:
Dieser Menschheit ist nicht zu helfen. Und doch entscheidet der Komet
schließlich ganz anders: Sein Lied besingt zwar die Schattenseiten der Erde in
aller Schärfe und prophezeit ihr doch eine Zukunft, „herrlich und groß“. Wie
passt diese Utopie in eine so düstere Zeit?

Wie der Komet hatte sich Jura Soyfer schon längst entschieden. Seine Texte
kreisen um die Ideale von sozialer Gerechtigkeit, menschenwürdiger Zukunft,
Frieden und dem Widerstand gegen Unterdrückung. Bereits als 12jähriger
begeisterte er sich für marxistische Schriften, mit 15 Jahren trat er den
„Sozialistischen Mittelschülern“ bei. Er entdeckte das satirische Schreiben als
Weg des Widerstands gegen die herrschende Meinung und schrieb mit 20
Jahren regelmäßig für oppositionelle sozialdemokratische Zeitungen. Nach dem
Parteienverbot von 1934 schrieb er im Untergrund. Unter den Augen der
4

Zensur mussten Stücke für die Kleinkunstbühne ABC oft unmittelbar vor der
Premiere noch verändert werden. 1937 wurde er verhaftet und wegen des
Besitzes verbotener Schriften inhaftiert, auf seine Freilassung folgten sein
entdeckter Fluchtversuch und die Deportation ins Konzentrationslager. Er
erkrankte dort an Typhus und erlebte seine bereits bewilligte Freilassung nicht
mehr.

Jura Soyfers Texte sagen mit großer Klarheit voraus, wohin der Faschismus
steuerte, doch zu seinen Lebzeiten war der Ausgang noch nicht entschieden.
Und deshalb liegt im Song des Kometen die große Hoffnung und der
eindringliche Apell, diese Erde zu retten.

                            Szenenübersicht
Erstes Bild: Im Kosmos – Die Sphärenharmonie ist aus dem Takt. Die Sonne
und ihre Planeten fragen sich, wer für die Dissonanzen verantwortlich ist. Der
Mond berichtet von Menschen auf der Erde, die das Problem darstellten.
Kurzum wird der Komet Konrad auf die Reise geschickt, dem Menschsein auf
der Erde ein Ende zu bereiten …

Zweites Bild:     Im Telegraphenamt – Die Nachricht, der Weltuntergang
stehe bevor, verbreitet sich rasant um den Erdball …

Drittes Bild:     Salon des Führers – Professor Guck beginnt seine Mission,
die Menschen vor dem nahenden Untergang zu warnen. Zunächst versucht er
den „Führer“ zu überzeugen …

Viertes Bild:    Modedamen – Die Nachricht des nahenden Untergangs
bewegt die Gazetten und Gemüter, aber nicht unbedingt so, wie es zu erwarten
wäre …

Fünftes Bild:    Behörden – Auch der Besuch bei den Behörden
verschiedenster Nationalitäten führt nicht wirklich weiter…

Sechstes Bild:    Gucks Heimweg – Was tun?

                  Ihr habt in meinen Schädel tausend Formeln verstaut,
                  Ihr gabt mir die Weisheit mit Löffeln zu fressen,
                  Ihr habt mir die modernsten Apparate gebaut,
                  Um die Schöpfung exakt zu vermessen.
5

                  Ihr truget mir auf, nach den Gründen zu sehen,
                  stelltet mein Hirn auf die Wacht;
                  ich suchte die Wahrheit für euch zu verstehen
                  Und habe sie auch zu kennen gedacht.

                  Falsch ist falsch und wahr ist wahr, spricht der Narr.
                  Wahr ist, was die Kurse stützt, falsch, was keiner Aktie nützt,
                  Spricht, wer gewitzt, sprich, wer gewitzt.

                  2. Ihr habt mit meinem Ruhm die Illustrierten gefüllt,
                  Die Wochenschau hat meine Größe verkündet.
                  Ihr habt mich dann in Stein und auch in Bronze enthüllt
                  Und Vereine um mich gegründet.
                  Solang ich euch Tod und Verderben versprach,
                  Sprach ich wahr, denn der Börse tat’s gut.
                  Die Rettung in Händen, so lief ich euch nach:
                  Ihr lachtet und schlugt mir vom Kopf den Hut.

                  Wahr ist falsch und falsch ist wahr: Merk’s dir, Narr!
                  Falsch ist wahr zu guter Letzt: Wer die Wahrheit höher
                  schätzt, wird matt gesetzt, wird matt gesetzt.

                                    PAUSE

Siebtes Bild:     In der Botschaft – Ob die internationale Diplomatie vielleicht
helfen kann … ?

Achtes Bild: Am Kiosk – Auf der Straße reagiert das
             allgemeine Volk ….

Neuntes Bild:      Auf der Parkbank – ein Wachmann
bringt Guck auf eine Idee

Zehntes Bild:     In Amerika – Kann wenigstens die
Kultur überleben?

Elftes Bild: Im Kosmos – Ein Happy End?
6

Kometensong

              Denn nahe, viel näher, als ihr es begreift,
              hab ich die Erde geseh’n.
              Ich sah sie von goldenen Saaten umreift,
              vom Schatten des Bombenflugzeugs gestreift
              und erfüllt von Maschinengedröhn.
              Ich sah sie von Radiosendern gespickt,
              die warfen Wellen von Lüge und Hass.
              Ich sah sie verlaust, verarmt und beglückt
              mit Reichtum ohne Maß.

              Voll Hunger und voll Brot ist diese Erde,
              voll Leben und voll Tod ist diese Erde,
              in Armut und Reichtum grenzenlos.
              Gesegnet und verdammt ist diese Erde,
              von Schönheit hell umflammt ist diese Erde,
              und ihre Zukunft ist herrlich und groß.

              Denn nahe, viel näher, als ihr es begreift,
              steht diese Zukunft bevor.
              Ich sah, wie sie zwischen den Saaten schon reift,
              die Schatten vom Antlitz der Erde schon streift
              und greift zu den Sternen empor.
              Ich weiß, dass von Sender zu Sender bald fliegt
              die Nachricht vom Tag, da die Erde genas.
              Dann schwelgt diese Erde, erlöst und beglückt,
              in Reichtum ohne Maß.

              Voll Hunger und voll Brot ist diese Erde,
              voll Leben und voll Tod ist diese Erde,
              in Armut und Reichtum grenzenlos.
              Gesegnet und verdammt ist diese Erde,
              von Schönheit hell umflammt ist diese Erde
              und ihre Zukunft ist herrlich und groß.

                                ENDE
7

Zu Clemens Ummenhofer, dem Komponisten der Musik:
Clemens Ummenhofer (geb. 1968) studierte Schulmusik, Jazz- und Popularmusik sowie
Musiktheorie in Freiburg, Trossingen und Karlsruhe. Er unterrichtet im Rahmen der
Musiklehrerausbildung Theorie und Schulpraktisches Klavierspiel an der pädagogischen
Hochschule Freiburg und der Musikhochschule Freiburg. Darüber hinaus ist Clemens
Ummenhofer auch als Pianist in den Bereichen Jazz und Kleinkunst, sowie als Komponist
und Arrangeur mehrerer Musicals für Kinder und Jugendliche in Erscheinung getreten.

                          Weitere Mitwirkende:
Chor: Anna Lena Auer, Kaja Bullerjahn, Miriam Janz, Elena Kaiser, Rosalie Kom,
Lavinia Reimann, Margarita Rupp, Larissa Wallat, Alexandra Wolfgang, Miriam
Barhofer, Isabell Hellstern, Anna Kalchtaler, Lara Marschall-Dahm, Julia Politis,
Anna von der Ruhr, Morten Grage, Niklas Hanselmann, Lorenz Kreuser, Leon
Rosenberger, Leopold Dzaikic, Lukas Haidt, Sascha Hauser, Tim Wicke
Combo: Jonathan Janz, Maria Bongarth, Anja Debald, Leonard Schmieder,
Hendrik Kramer, Jessica Beyerbach, Emil Benrath, Erik Brauer, Maxi Westphal
Orchester: Romy Falken, Jana Güldenpfennig, Annika Schwacha, Matthias
Schmal, Magdalena Wejwer, David Klug, Gabriel Mendieta, Akira Kamijo,
Mareike Bröker, Franziska Müller-Trefzer, Clara Held, Ilya Fedotov, Sandra
Bührle, Christian Sorgenfrei, Joshua Wiedemer

Event-Technik-AG: Kathi Fischer, Tobias Grugel, Hendrik Kramer, Vinzenzo
Marucha, Jelena Mikulic, Simon Steiger, Timon Schwacha, Lukas Zimmermann,
David Zschocke
Video-Mitschnitt: David Laukart
Maske: Kim Frey, Nelly Pryszcz, Nesli Ergün, Visal Sen, Stella , Phan, Mayurey
Satchithanandamoorthy, Kerstin Zschocke
Bühnenteam: Carolin Lais, Jana Sturm, Noah Brandl
Plakatgestaltung: Pham Yen Nhi, Aaron Rosenow, Siegbert Quitzsch
„Faktotum“: Matthias Haueisen

Choreographie und Einstudierung: Pia Adamczewski
Kiosk/Beamtenschalter: Siegbert Quitzsch
Choreinstudierung: Heiner Cornelius
Comboeinstudierung: Michael Weh
Orchestereinstudierung: Carmen Brehm
Schauspielbegleitung: Thomas Speier (Freiburger Schulprojektwerkstatt)
Betreuung Ton und Licht: Peter Ludorf
Musikalische Leitung: Carmen Brehm
Regie: Andrea Kopp, Andreas Mock

                   Organisation & Gesamtleitung: Andrea Kopp
8

 Wir danken der FSPW für die Lichtausleihe, Frau Jautz und den Städtischen
                Bühnen Freiburg für die Ausleihe von Kostümen.
 Wir danken Frau Fey, Herrn Haueisen, Herrn Cornelius und Herrn Quitzsch für
                  die Ausleihe verschiedener Bühnenrequisiten.
      Ein herzlicher Dank für die gute Zusammenarbeit geht auch an das
  Reinigungsteam unserer Schule, unsere Hausmeister und die Schulleitung.

        Diese Produktion entstand in Kooperation mit der Freiburger
     Schulprojektwerkstatt (FSPW) und wurde über den Landesverband
   Amateurtheater gefördert vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport.

                  „Macht mit bei „Romeos Rap!!“
     Alle Schülerinnen und Schüler sind eingeladen bei unserem nächsten
  Musiktheaterprojekt mitzumachen. Dieses steht im Zusammenhang unserer
  SWR-Kooperation. Mit ca. 100 Schülern und Schülerinnen aller Altersstufen,
zusammen mit jugendlichen Rappern und dem SWR Sinfonieorchester wird von
Dezember 2011 bis Juli 2012 eine Performance zu „Romeo und Julia“ - Romeos
    Rap - entstehen. Die Rapper stellen die Handlung dar, die Schüler und
  Schülerinnen machen sie durch eine Choreografie lebendig. Dazu spielt das
SWR Sinfonieorchester die fantastische Musik von Sergej Prokofjew. Das Ganze
 wird vom Fernsehen dokumentiert. Am 14. und 15. Juli 2012 wird das Projekt
                    im Güterbahnhof Freiburg aufgeführt.

 Noch sind Anmeldungen möglich! Nähere Informationen bei Frau Kopp und
                   auf der Homepage unserer Schule.
Sie können auch lesen