N Bildu g. Weiter de ke ! - ZEITENWENDE Neue Herausforderungen für die Bildung?

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N Bildu g. Weiter de ke ! - ZEITENWENDE Neue Herausforderungen für die Bildung?
68. Jahrgang

Zeitung „Erziehung und Wissenschaft im Saarland” des Landesverbandes der GEW im DGB

 ZEITENWENDE
 Neue Herausforderungen für die Bildung?

      Bildung. Weiter denken!
N Bildu g. Weiter de ke ! - ZEITENWENDE Neue Herausforderungen für die Bildung?
INHALT                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      EDITORIAL

                                                                                                                                                                                                                                                  ven zu bieten. Neben einem ausreichenden         der Lothar­Kahn­Schule vor. Danach legt Sarah
                                                                                                                       Öffnungszeiten der                                                                                                         Angebot an Wohnraum wird es auch darum
                                                                                                                                                                                                                                                  gehen, ukrainische Bildungs­ und Berufsab­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Becker Möglichkeiten des Umgangs mit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Falschnachrichten und Propaganda im Unter­
                                                                                                                         Geschäftsstelle                                                                                                          schlüsse anzuerkennen. Den Betroffenen muss
                                                                                                                                                                                                                                                  die Möglichkeit gegeben werden, zu arbeiten,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   richt dar, bevor sie Auswirkungen der politi­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   schen Situation auf die Lernenden themati­
                                                                                                                  Mo. ­ Do.: 09.00 ­ 12.00 Uhr | 13.00 ­ 16.00 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                  zur Schule zu gehen oder zu studieren.           siert und eine angemessene Behandlung des
                                                                                                                    Fr.: 09.00 ­ 12.00 Uhr | 13.00 ­ 15.00 Uhr                                                                                                                                     Kriegs im Unterricht reflektiert. Im Anschluss
                                                                                                                              Telefon: 0681 / 66830­0,                                                                                               Auch auf unser Bildungssystem kommen in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   daran berichtet Ilka Hoffmann über Aktionen
                                                                                                                              Telefax: 0681 / 66830­17                                                                                            den nächsten Wochen und Monaten erhebli­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   gegen Rassismus und Ausgrenzung an der
                                                                                                                                                                                                                                                  che Herausforderungen zu. Kindergärten und
                                                                                                                           E­Mail: info@gew­saarland.de                                                                                                                                            Gemeinschaftsschule Sonnenhügel in Völk­
                                                                                                                                                                                                                                                  Schulen sind erneut mit der Aufgabe konfron­
                                                                                                                        Internet: http://www.gew.saarland                                                                                                                                          lingen.
                                                                                                                                                                                                                                                  tiert, Kinder und Jugendliche mit Fluchterfah­
                                                                                                                                                                                                                                                  rungen und damit verbundenen traumati­             Anschließend nimmt der Sozialpädagoge
                                                                                                                                                                                                  Liebe Leserinnen,                               schen Erlebnissen aufzunehmen. Unsere Bil­       Sebastian Oster in einem Interview zu der Fra­
                                                                                                                                 GEW­Service                                                      liebe Leser,                                    dungsstätten müssen darauf vorbereitet wer­      ge Stellung, wie die Integration Geflohener
                                                                                                                                 Beratungszeiten für                                                                                              den, Schutzraum zu sein für alle Neuankömm­      gelingen kann. In ihrem Beitrag gibt Liliane
                                                                                                                              Mitglieder in Rechtsfragen                                           die meisten Menschen meiner Generation         linge. Viele geflohene Schüler:innen müssen      Rosar­Ickler danach Einblicke in das Woh­
                                                                                                                                                                                                hätten eine Situation wie die gegenwärtige        psychologisch unterstützt werden. Es muss        nungslosenhilfe­Projekt „Housing first“ der
                                                                                                                            Mo., Di. u. Do.: 09.00 ­ 16.00 Uhr,
                                                                                                                                 Mi.: 13.00 ­ 17.00 Uhr
                                                                                                                                                                                                nicht mehr für möglich gehalten. Der Krieg ist    das Ziel unserer Bildungsstätten sein, darüber   Diakonie Saar, bevor Birgit Weis über den Lan­
                                                                                                                                                                                                zurück auf europäischem Boden. Millionen          hinaus alle Betroffenen entsprechend ihrer       desausschuss der Frauen berichtet. Mia Her­
                                                                                                                                                                                                Menschen aus der Ukraine müssen ihre Hei­         individuellen Voraussetzungen bestmöglich zu     ber erinnert sich danach an die Zeit des
                                                                                                                           Landesstelle für Rechtsschutz
                                                                                                                                                                                                mat verlassen. Viele dieser Personen mussten      fördern. Auch der Sprachförderung kommt          „Lehrerinnenzölibats“, bevor Yvonne Fell den
                                                                                                                               Gabriele Melles­Müller,                                          ihre Angehörigen und ihr Hab und Gut zurück­      hierbei eine besondere Bedeutung zu.             „Aktionstag gegen Rassismus“ Revue passie­
                                                                                                                                Tel.: 0681 / 66830­13,                                          lassen. Die grausamen Eindrücke von Bomben,                                                        ren lässt. Die LAMA­Vorsitzende Arianna Erario
                                                                                                                     E­Mail: g.melles­mueller@gew­saarland.de                                   Zerstörung und schlimmsten Verbrechen an             Die EuWiS­Ausgabe im Mai widmet sich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   hält schließlich ein Plädoyer für die Stärkung
                                                                                                                                 Fr.: 13.00 ­ 16.00 Uhr unter                                   der Menschlichkeit treffen nicht nur uns selbst   daher der „Zeitenwende“, die Bundeskanzler
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   des Diskriminierungsschutzes an Schulen.
                                                                                                                                 Tel.: 0152 / 01701173 NEU                                      tief ins Mark. Auch Kinder, Jugendliche und       Scholz in seiner Bundestagsrede für die deu­
                                                                                                                                                                                                Heranwachsende nehmen die für sie oft ver­        tsche Politik eingeläutet hat. Es geht um die       In der Hoffnung auf einen baldigen Frieden
                                                                                                                                 Beratung für                                                   störenden Bilder über die sozialen Netzwerke      Frage, wie das Bildungswesen auf diese           wünsche ich allen Leser:innen eine gute Lektü­

  04
Thema: Zeitenwende – neue Herausforderungen für die Bildung?
                                                                                                                       Referendarinnen und Referendare
                                                                                                                           Max Hewer, Tel.: 0176 / 30456396
                                                                                                                           E­Mail: m.hewer@gew­saarland.de
                                                                                                                                                                                                oder das Fernsehen wahr.
                                                                                                                                                                                                   Es wird für unsere Gesellschaft eine Heraus­
                                                                                                                                                                                                forderung sein, alle Geflohenen bei uns will­
                                                                                                                                                                                                                                                  außenpolitischen Entwicklungen reagieren
                                                                                                                                                                                                                                                  kann und wie der Krieg in erzieherischen und
                                                                                                                                                                                                                                                  unterrichtlichen Kontexten berücksichtigt wer­
                                                                                                                                                                                                                                                  den kann. Hierfür stellt Nadine Weber
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   re und einen schönen Monat Mai. n
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Euer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Carsten Kohlberger
                                                                                                                            Beratungsdienst für                                                 kommen zu heißen und ihnen rasch Perspekti­       zunächst friedenspädagogische Aktivitäten
Editorial                                                 03     14 Fräulein Lehrerin
                                                                                                                     Auslandsaufenthalt von Lehrkräften
                                                                 15 Haltung zeigen!                                                 Susanne Bleimehl
Thema: Zeitenwende –                                                                                                               Tel.: 0170 / 9655772
neue Herausforderungen für                                       17 Diskriminierungsschutz an Schulen                     E­Mail: susannebleimehl@gmail.com                                     ANZEIGE
die Bildung?                      04
                                                                 19 Allgemeine Impfpflicht für alle
  04 Lothar­Kahn­Schule packt an!                                    Erwachsenen                                        Redaktionsschluss
                                                                                                                                           06.05.2022
   06 Fakt oder Fiktion?                                                                                                                   (Juni­Ausgabe)

                                                               Info & Service                       20                                     07.06.2022
                                                                                                                                        (Juli/August­Ausgabe)
   06 „Ich schlafe im Moment nachts                              20 „Komm wir gehen Falke”                                  E­Mail: redaktion@gew­saarland.de
          selten durch”
                                                                 21 Lesung mit Christian Bergel aus
                                                                                                                                                                                                  Wir drucken für unser Leben gern
   08 Aktionen gegen Rassismus und                                   seinem Roman „Ada”
          Ausgrenzung am Sonnenhügel                                                                                               Impressum
                                                               Bücher & Medien                     22                                     Herausgeber
   10 Gute Integration Geflohener
                                                                                                                 Gewerkschaft Erziehung und                             Layout
                                                                22 Video der Bosener Gruppe                      Wissenschaft (GEW) im DGB,
                                                                                                          Landesverband Saarland, Geschäftsstelle:
                                                                                                                                                                     Bärbel Detzen
                                                                                                                                                               b.detzen@gew­saarland.de
Sozialpädagogik                                           12                                                 Mainzer Str. 84, 66121 Saarbrücken
                                                                                                           Tel.: 0681/66830­0, Fax: 0681/66830­17                         Druck
  12 Das Projekt „Housing First”                               Geburtstage                                          info@gew­saarland.de                         COD Büroservice GmbH
                                                                                                                                                           Bleichstraße 22, 66111 Saarbrücken
                                                               & Jubiläen                          23                   Redaktion
                                                                                                                    Carsten Kohlberger
                                                                                                                                                           Telefon: 0681/393530, info@cod.de

                                                                                                                redaktion@gew­saarland.de                              Bildnachweis
                                                                23 Mai 2022                                                                                 u.a. stock.adobe.com, 123rf.com,
Gewerkschaft                                              13                                                           Sarah Becker,
                                                                                                                       Ilka Hofmann,
                                                                                                                                                                    GEW­Archiv, privat

 13 Ausschuss Frauen –                                          23 Schlusswort                                           Harald Ley,
                                                                                                                      Sarah Tschanun,
                                                                                                                                                                        Titelfoto
                                                                                                                                                                stock.adobe.com/©suppa
          Bestandsaufnahme                                                                                             Nadine Weber

                                                                                                                   Anzeigenverwaltung
                                                                                                               Andreas Sánchez Haselberger
                                                                                                               a.sanchez@gew­saarland.de

                                                                                                         Die Redaktion behält sich bei Beiträgen und Leserbriefen Kürzungen vor. Namentlich
                                                                                                         gekennzeichnete Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar und
                                                                                                         stehen in der Verantwortlichkeit der Autorin/des Autors.
                                                                                                         Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   COD Büroservice GmbH
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Mainzer Straße 35 66111 Saarbrücken
EuWiS 05/2022 | 2
                                                                                                                                                                                                           offset und digital                                                                      Tel. 0681 39353-51 Fax 0681 6852301
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               print@cod.de www.cod.de
N Bildu g. Weiter de ke ! - ZEITENWENDE Neue Herausforderungen für die Bildung?
THEMA: ZEITENWENDE                                                                                                                                                                                                                                     THEMA: ZEITENWENDE

Lothar­ Kahn­ Schule packt an!                                                                                                                                                                                                                         Ukraine­Krise. Mithilfe von digitalen Medien,
                                                                                                                                                                                                                                                       z.B. den Logo­Nachrichten oder den Erklärvi­
                                                                                                                                                                                                                                                       deos von „MrWissen2go“ und eigens dafür
Eine Schulgemeinschaft in „blau­gelb“                                                                                                                                                                                                                  erstellte Materialien, gab man den
                                                                                                                                                                                                                                                       Schüler:innen die Möglichkeit, einen altersge­
                                                                                                 ter Art und Weise die benötigte Unterstüt­                                                                                                            mäßen Zugang zur Thematik zu erlangen.
                                                                                                 zung von der Schulgemeinschaft. Im Folgen­
                                                                                                 den wollen wir einige dieser Initiativen vor­                                                                                                            Als Zeichen der Solidarität tat sich schluss­
                                                                                                 stellen:                                                                                                                                              endlich die gesamte Schüler­ und Lehrerschaft
                                                                                                                                                                                                                                                       der Lothar­Kahn­Schule zusammen und folgte
                                                                                                    In der ersten Stunde nach den Ferien ent­                                                                                                          dem Aufruf der Service­Clubs, u.a. Rotary,
                                                                                                 schloss sich das Kollegium mit ihrem Schullei­                                                                                                        Lions, Zonta und Soroptimist, indem sie Sach­
                                                                                                 ter Friedrich Müller, den Schülern Raum für                                                                                                           spenden für die Menschen in der Ukraine
                                                                                                 die Auseinandersetzung mit der Thematik                                                                                                               sammelten: Neben Konserven, Babynahrung
                                                                                                 Krieg und ihren daraus resultierenden Gefüh­                                                                                                          und Hygieneartikel befanden sich auch warme
                                                                                                 len zu geben. Für das Kollegium war es wichtig                                                                                                        Decken, isolierende Unterlagen, Verbandsma­
                                                                                                 ein Zeichen zu setzten, dass es dieses Thema                                                                                                          terial und Gehhilfen unter den Spenden. Um
                                                                                                 ernst nimmt und die Kinder damit nicht allei­                                                                                                         die zahlreichen Sachspenden abzutranspor­
                                                                                                 ne lässt. Die Klassen entwickelten selbst Ide­                                                                                                        tieren, waren zwei Transporter von Nöten.
                                                                                                 en, in welcher Art und Weise sie ihre Gefühle
                                                                                                                                                   Fensterdeko der Klasse 6b
                                                                                                 und Gedanken zum Ausdruck bringen wollten.                                                                                                              Eins wurde uns bei allen diesen Initiativen
                                                                                                 So entstanden verschiedenste Fensterdekora­       Krieg in der Ukraine und Kriegen an verschie­      Die Musiklehrerin Annika Rauls sang mit          bewusst:
                                                                                                 tionen mit Zeichen des Friedens, wie z.B. Frie­   denen Orten der Welt, wurden hier auch          ihren jüngeren Klassen das Lied „Imagine“ von
                                                                                                 denstauben, Peace­Zeichen, Regenbogen etc.        andere Sorgen benannt. Die Zettel sammelte      John Lennon bzw. ließ dieses Lied mit der
                                                                                                 Klassenübergreifend bastelte jeder Schüler als    man und verbrannte sie feierlich am 12. April   Ukulele begleiten. Die Klassenstufe 9 setzte        Frieden ist keine Selbstverständlichkeit –
Friedenstaube aus Pappteller                                                                     Zeichen der Solidarität und für den Frieden       während eines Gottesdienstes, der als „Aus­     sich intensiv mit Friedensliedern, insbesonde­      für Frieden muss man sich einsetzten.
                                                                                                 eine dreidimensionale Friedenstaube.              zeit an der Klagemauer – ein Gottesdienst für   re mit dem „Lied vom Nicht­Verstehen“ von              Die Schulgemeinschaft der Lothar­Kahn­
   Nicht nur im Leitbild der Lothar­Kahn­Schu­   Krieg in Europa. Dieser hat Auswirkungen für    Dadurch kann man bis heute einen Schwarm          interessierte Schüler:innen“ angeboten wur­     Maybebop sowie „Wozu sind Kriege da“ von            Schule hat versucht, damit ihren Beitrag zum
le (LKS) in Rehlingen­Siersburg findet man den   uns alle, denn viele Kinder unserer Schule      von über 300 Tauben im Foyer der Schule           de. Danach hatten die Schüler:innen die Mög­    Udo Lindenberg auseinander.                         Frieden zu leisten und die Schüler:innen bei
Leitgedanken „Wir bereiten die Schülerinnen      haben selbst schon Krieg erlebt und auch bei    bewundern.                                        lichkeit in kleinen Gruppen oder unter vier                                                         ihrem Umgang mit der „neuen Realität“ best­
und Schüler durch soziale Projekte auf ihre      allen anderen bleiben die schrecklichen Nach­                                                     Augen mit Lehrer:innen, den Schulsozialarbei­     Schüler:innen der musisch­kulturellen             möglich zu unterstützen. n
Verantwortung in der Gesellschaft vor“, son­     richten nicht ohne Wirkung. So war es selbst­      In Zusammenarbeit mit der Pastoralrefen­       ter:innen oder der Schulseelsorgerin zu spre­   Erziehung verteilten im ganzen Schulgebäude
dern auch auf der Homepage findet man zahl­      verständlich, dass dieses Thema altersgemäß     tin und Schulseelsorgerin Carina Rui entstand     chen. Ebenso ermöglichte man den Schü­          Abrisszettel "Frieden to go", die sie auf kreati­
reiche Projekte, die die Schulgemeinschaft       angesprochen werden musste. Durch die ein­      ein weiterer Sorgenfresser: eine Klagemauer.      ler:innen an der Litfaßsäule der Schule die     ve Art und Weise im Unterricht angefertigt
der LKS in den letzten Jahren durchgeführt       gespielte Zusammenarbeit im Kollegium           Ähnlich wie bei den Juden in Israel konnten
hat.                                             schaffte man es in Gemeinschaft innerhalb       die Schüler:innen hier ihre Ängste, Wünsche
                                                 kürzester Zeit zahlreiche Initiativen auf die   und Hoffnungen auf Zetteln notieren und
   Doch gerade der Angriff Russlands auf die     Beine zu stellen, bei denen die Schüler:innen   anonym unter die Steine der Mauer legen.
Ukraine am 24. Februar 2022, stellte das Kol­    ihre Ängste, Sorgen und Fragen zum Ausdruck     Dies wurde von den Schüler:innen sehr gut
legium vor eine ganz neue Herausforderung:       bringen konnten. Dabei fanden sie in gewohn­    angenommen: Neben der Angst vor dem

                                                                                                                                                                                                                                                                                         Nadine Weber

                                                                                                                                                                                                                                                                                         Peter Mattfeldt
                                                                                                                                                                                                                                                           Fotos: Nadine Weber, Annika Rauls, Carina Rui
                                                                                                                                                   Frieden to go

                                                                                                                                                   „Gute Nachricht des Tages“ aufzuschreiben.      hatten und die jedem, der ein „Stück Frieden“
                                                                                                                                                   Diese gab den Schülern die Möglichkeit, sich    abriss, ein Lächeln ins Gesicht zauberten.
                                                                                                                                                   auch wieder die positiven Dinge des Lebens
                                                                                                                                                   vor Augen zu führen als kleiner Lichtblick in      Natürlich befasste sich auch der Fachbe­
Die Klagemauer                                   Zettel der Klagemauer
                                                                                                                                                   einer düsteren Zeit.                            reich Gesellschaftswissenschaften mit der

EuWiS 05/2022 | 4                                                                                                                                                                                                                                                                      EuWiS 05/2022 | 5
N Bildu g. Weiter de ke ! - ZEITENWENDE Neue Herausforderungen für die Bildung?
THEMA: ZEITENWENDE                                                                                                                                                                                                                                             THEMA: ZEITENWENDE

Fakt oder Fiktion?                                                                                                                                       beiten ist? Ganz sicher nicht durch Ignorieren
                                                                                                                                                         und Wegschauen.
                                                                                                                                                                                                           sinnvoll. Gerade in der Unterstufe habe ich die
                                                                                                                                                                                                           Erfahrung gemacht, dass viele mit Ängsten
                                                                                                                                                                                                           und Sorgen in die Schule kommen, die kom­
                                                                                                                                                                                                                                                               stufe weniger Raum einnimmt, da die Schüle­
                                                                                                                                                                                                                                                               rinnen und Schüler meiner Kurse mehr über
                                                                                                                                                                                                                                                               die neusten politischen Geschehnisse spre­
                                                                                                                                                            Der Umgang mit dem Russland­Ukraine­           muniziert werden sollten. Das Annähern an           chen wollten. Da Diskussionen über das politi­
                                                                                                                                                         Krieg sollte nicht Aufgabe einer einzelnen        das Thema Russland­Ukraine­Krieg über die           sche Tagesgeschehen schnell zeitlich ausufern
   Fake News. Sie sind ein historisches Phäno­     sogenannte social bots und deepfakes – sor­         Landesmedienzentren und den Webseiten             Lehrkraft sein, sondern jede Lehrkraft kann       Ängste, Sorgen und auch Emotionen der               können, stelle ich für mich in den Oberstufen­
men, aufgrund des digitalen Zeitalters werden      gen schließlich für die Verbreitung der Fake        öffentlich­rechtlicher Rundfunkanstalten kos­     sich einbringen. „Du bist doch Geschichtslehr­    Schülerinnen und Schüler war in meinem              kursen zu jeder Doppelstunde einen Timer auf
sie allerdings schneller und häufiger verbrei­     News und kreieren Reichweite. Unwissende            tenloses Unterrichts­ und Informationsmate­       erin, rede du mit den Schülerinnen und Schü­      Unterricht durchweg gewinnbringend. Die             fünf Minuten, sodass wöchentlich ein Aus­
tet. Wörtlich übersetzt bedeutet der Begriff       User teilen diese reißerischen, auf den ersten      rial. Auch Online­Spiele zur Erkennung von        lern über das, was gerade in der Welt pas­        Angst, der Krieg könne bald auch uns hier in        tausch über die neusten Ereignisse stattfinden
Fake News „gefälschte Nachrichten“ oder            Rückblick real erscheinenden, oftmals negati­       Fake News findet man auf diesen Seiten.           siert“. Sätze dieser Art sind keine Seltenheit.   Deutschland ereilen, die Angst vor dem              kann, aber keinesfalls muss. Es gibt auch Stun­
„Fehlinformationen“. Zu finden sind sie in         ven und angsteinflößenden Beiträge und sor­         Didaktisch sind der Umsetzung dieses Themas       Meiner Meinung nach ist es nicht nur die          Gebrauch der Atomwaffen, die Angst, dass es         den, in denen lediglich zwei Wortbeiträge fal­
Textform, als Bilder oder auch als Videos; zu      gen somit dafür, dass diese Falschinformatio­       also keine Grenzen gesetzt. Lässt der Lehrplan    Geschichtslehrkraft, die den Russland­Ukrai­      vielen Menschen in Russland und der Ukraine         len. Wichtig ist allerdings, dass die Möglich­
finden sind sie überall, vorzugsweise werden       nen weiter publiziert werden. Die Folgen sind       prüfungsbedingt eine ausgiebige Auseinan­         ne­Krieg thematisieren sollte, sondern das        nicht gut geht oder die Angst, dass durch den       keit eines Austauschs besteht und bei Bedarf
sie über elektronische Kanäle, v. a. über Sozia­   oftmals fatal; Vorurteile werden gestärkt, Dis­     dersetzung mit dem Thema nicht zu, sollte         Thema kann grundsätzlich von jeder Lehrkraft      Krieg wichtige Lebensmittel und Güter in            genutzt werden kann.
le Medien verbreitet. Visuell und strukturell      krimination wird verbreitet, Hass wird              man trotzdem die Aufmerksamkeit der Schü­         in ihren Unterricht integriert werden. Natür­     Deutschland so viel teurer werden, dass die
ähneln sie den klassischen News; ihr Wahr­         gestreut. Aktuell halten sich Falschmeldungen       lerinnen und Schüler darauf lenken. Die Bun­      lich sollte dies nicht so geschehen, dass in      eigene Familie kaum noch ernährt werden                Möglichkeiten, den Russland­Ukraine­Krieg
heitsgehalt hingegen ist gering.                   wie „Die Impfung gegen das Coronaviurs              deszentrale für politische Bildung hat folgen­    jeder einzelnen Fachstunde über den Krieg         kann, sind nur einige Beispiele, die Schülerin­     zu thematisieren, gibt es also mehr als genug,
                                                   macht unfruchtbar“ oder „Die Opfer des              de Grafik mit dem Hashtag #StopFakeNews           gesprochen wird und dies auch jedes Mal mit       nen und Schüler geäußert haben. Daraus              entscheidend ist, dass den Schülerinnen und
   Das Internet gilt als Meinungslenker, soge­     Ukrainekriegs sind Schauspieler und stellen         auf ihrer Webseite veröffentlicht. Diese könn­    dem gleichen Videobeitrag oder dem gleichen       ergeben sich Gesprächsrunden, in denen die          Schülern ein Angebot gemacht wird und auch
nannte Influencer beeinflussen v. a. Jugendli­     sich nur tot“ hartnäckig auf den Portalen           te man beispielweise vergrößert im Klassen­       (wenn auch gutem) Material, aber die Verant­      Schülerinnen und Schüler realisieren, dass sie      weiterhin die Möglichkeit eines Austauschs
che, in ihrem Konsum­ und Meinungsverhal­          sozialer Netzwerke. Fake News und deren Ver­        zimmer platzieren, sodass die Schülerschaft       wortung einem einzelnen Fach zu übertragen,       mit ihren Sorgen nicht allein dastehen. Viele       besteht, auch wenn dieser zunehmend gerin­
ten. Sie geben ihre Theorien zu gesellschaftli­    breitung bilden eine Spirale, die schwer zu         stets daran erinnert wird, ihre Internetfunde     ist ebenfalls nicht zielführend.                  Mitschüler und Mitschülerinnen beschäftigt          ger genutzt wird. Die Schülerinnen und Schü­
chen und politischen Themen preis – oftmals        durchbrechen ist. Unmöglich ist es allerdings       zu evaluieren.                                                                                      das gleiche wie sie selbst. Oft habe ich die        ler in einer Zeit der Unbeständigkeit und sich
mit gravierenden Folgen. Häufig hinterfragen       nicht. Deshalb ist es umso wichtiger, Schüle­                                                            Bei der Betrachtung der Möglichkeiten, den     Erfahrung gemacht, dass das auch über die           überschlagender Ereignisse alleine zu lassen,
Teenager ihre Quellen, die v. a. online zu fin­    rinnen und Schüler mit dem Thema Fake                  Fake News sind omnipräsent und gefährlich;     Krieg im Unterricht zu thematisieren, sollte      Unterrichtsstunde hinaus zum Anlass genutzt         ist meiner Meinung nach der falsche Ansatz.
den sind, seien es Social Media Webseiten wie      News zu konfrontieren, den Umgang mit sol­          mit den passenden Methoden kann man sie           zwischen Unter­, Mittel­ und Oberstufe differ­    wurde, um sich untereinander auszutau­              Demnach sollte jeder ermutigt sein, die Welt
„Instagram“ oder „Tik Tok“ oder Internetpor­       chen im Unterricht zu thematisieren und             aber entschärfen und ihnen vorbeugen. Viel­       enziert werden. Diese Altersgruppen bringen       schen. Beim Sprechen über die Ängste und            außerhalb des Klassensaals mehr in den Blick
tale wie „Wikipedia“ nicht. Sie glauben also       ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, um            leicht kann man sogar den gegenteiligen Effekt    andere Voraussetzungen mit, die unterschied­      Sorgen sollte für alle Beteiligten die Regel gel­   zu nehmen und mit den Schülern gemeinsam
das was sie lesen. Gerade bei sozialen Medien      Fake News erkennen, benennen und berichti­          erzielen­ Fake News erkennen, Fake News           lich in das Unterrichtsgeschehen miteinbezo­      ten, dass nichts, was gesagt wird, kommen­          zu betrachten und zu diskutieren.n
verschwimmen oftmals die Grenzen zwischen          gen zu können.                                      benennen, Fake News berichtigen und elektro­      gen werden sollten, sodass eine Beispielsstun­    tiert wird, sodass alle sich frei äußern können.
Meinung und Tatsache, Fakt und Fiktion. Dies                                                           nische Kanäle und Social Media Plattformen        de zum Thema Russland­Ukraine­Krieg in            In das Gespräch kann auch die Abfrage, wel­
machen sich Populisten häufig zu Nutze: Sie           Lehrerinnen und Lehrer haben eine Reihe          nutzen, um „echte“ News zu teilen. So kann        allen Klassen, die eine Lehrkraft unterrichtet,   che Schülerinnen und Schüler denn russischer
streuen falsche Informationen, um Menschen         an Möglichkeiten, Schülerinnen und Schüler          man Fakten teilen, Fiktion vermeiden und den      ebenso wenig zielführend ist, wie die gleiche     oder ukrainischer Abstammung sind, Familie
zu täuschen oder Schaden anzurichten, sie          an das Thema Fake News heranzuführen. So            Hashtag #StopFakeNews verbreiten. n               Stunde zum Thema „Konsolidierung der NS­          oder Bekannte haben, die in einem der bei­
erfinden Inhalte, schreiben Kontexte neu oder      findet man u. a. auf den Webseiten der Bun­                                                           Herrschaft“ in Klassenstufe 9 und 11 zu hal­      den Länder leben, integriert werden. Durch
manipulieren Statistiken und Fotos. Die Tech­      deszentrale bzw. Landeszentrale für politische        Sarah Becker                                    ten. In der Unterstufe und auch in der Mittel­    die persönliche Betroffenheit, sofern die
nik der sozialen Netzwerke – Algorithmen,          Bildung, den Bildungsservern der Länder, den                                                          stufe bietet es sich an, sich dem Kriegsgesche­   Schülerinnen und Schüler denn darüber
                                                                                                                                                         hen zunächst geografisch zu nähern. Wo liegt      reden möchten, wird häufig eine andere
                                                                                                                                                         eigentlich Russland? Wo grenzt die Ukraine an     Gesprächstiefe erreicht. An dieser Stelle sei
                                                                                                                                                         Russland? In welchem Größenverhältnis ste­        gesagt, dass kein Schüler und keine Schülerin
                                                                                                                                                         hen die beiden Länder zueinander? Erst dann       gezwungen ist, sich zu äußern. Manche Schü­                                     Sarah Becker
„Ich schlafe im Moment nachts                                                                                                                            werden die Dimensionen klar, erst dann kön­
                                                                                                                                                         nen Schülerinnen und Schüler verstehen, wel­
                                                                                                                                                         che Rolle die Krim im Geschehen überhaupt
                                                                                                                                                                                                           lerinnen und Schüler wollten aus den ver­
                                                                                                                                                                                                           schiedensten Gründen nicht über das Thema
                                                                                                                                                                                                           Russland­Ukraine­Krieg sprechen, das sollte
selten durch”                                                                                                                                            spielt. Gute Erfahrungen habe ich für meinen
                                                                                                                                                         Teil mit Videobeiträgen von renommierten
                                                                                                                                                         Kindernachrichten­Sendungen gemacht, die
                                                                                                                                                                                                           von uns als Lehrkräfte akzeptiert werden.

                                                                                                                                                                                                              In der Oberstufe bringen die Schülerinnen
   Das Coronavirus ist seit nunmehr zwei Jah­      ges ab. Die Beständigkeit fehlt. Das allein führt   sich in der Ukraine bereits in der Nacht          den Konflikt zwischen Russland und der Ukrai­     und Schüler ein anderes Hintergrundwissen
ren ständiger Begleiter unserer Schülerinnen       bei vielen Schülerinnen und Schülern zu einer       zuträgt. Gerade in den ersten Tagen über­         ne seit 2014 gut darstellen, den Schülerinnen     mit als die meisten Schüler der Unter­ und
und Schüler. Manche von ihnen kennen weder         gesteigerten Abgeschlagenheit. Sätze wie „Ich       schlagen sich die Ereignisse sowie die Bericht­   und Schülern erklären, was die NATO ist und       Mittelstufe. Dennoch hat es sich als gewinn­
die Grundschule noch ihre weiterführende           schlafe im Moment selten durch“ oder „Ich           erstattung. Corona­Pandemie auf der einen,        die beiden Staatsoberhäupter Russlands und        bringend erwiesen, die wichtigsten Fakten
Schule abseits von Pandemiebedingungen.            schlafe zwar ausreichend viele Stunden in der       Russland­Ukraine­Krieg auf der anderen Seite.     der Ukraine vorstellen, sodass die Schülerin­     zum Russland­Ukraine­Krieg und seinem his­
War bis vor Kurzem die größte Sorge der Schü­      Nacht, aber ich wache nicht erholt auf“ sind        Alle Nachrichten ungefiltert, für viele Schüle­   nen und Schüler das täglich in den Nachrich­      torischen Ursprung voranzustellen, bevor wei­
lerinnen und Schüler, dass sie einige Kollegin­    tatsächlich keine Seltenheit auf den Gängen in      rinnen und Schüler unverständlich, da ihnen       ten Gehörte in einen ersten logischen Zusam­      tergearbeitet werden kann. Ein Einstieg bietet
nen und Kollegen nur mit Maske kennen und          den Schulen oder im Gespräch von Schülerin­         sowohl der historische Hintergrund zu den         menhang für sich selbst bringen können.           sich beispielsweise über die Begriffe „Russ­
nicht wissen, wie die Lehrerinnen und Lehrer       nen oder Schülern zu Lehrkräften.                   Geschehnissen fehlt als auch die geografische     Davon auszugehen, alle Eltern thematisieren       land­Ukraine­Konflikt“ und „Russland­Ukrai­
denn ohne Maske aussehen, so kommen mit                                                                Lage der beiden Länder unklar ist. Ein weite­     zu Hause den Krieg, ist naiv, demnach sollte      ne­Krieg“ an, die beide zum Teil synonym in
dem Krieg in der Ukraine neue Sorgen hinzu,           Am 24. Februar dieses Jahres wird das            rer Unsicherheitsfaktor und zunehmende            im Unterricht ein gewisses Basiswissen zum        den Medien gebraucht wurden. Was sind
die in der Schule thematisiert werden sollten.     Lebensumfeld der Schülerinnen und Schüler           innere Unruhe reihen sich in die Alltäglichkeit   Krieg vermittelt werden, damit die Schülerin­     Merkmale eines Konflikts, was Merkmale
Die Pandemie als solche, die ständig wech­         erneut erschüttert. Russland beginnt einen          der Dinge unserer Schülerinnen und Schüler        nen und Schüler die Nachrichten um sie            eines Krieges? Welche Begrifflichkeit passt zu
selnden Regeln im Umfeld der Schülerinnen          flächendeckenden Angriff auf die Ukraine.           ein. Wie geht man als Lehrkraft mit der Situa­    herum besser verarbeiten können. Rein das         Russland und der Ukraine? Teil meines Unter­
und Schüler, sei es privat oder in der Schule,     Viele Schülerinnen und Schüler erfahren erst        tion, die nicht nur für Kinder und Jugendliche,   Vermitteln von Faktenwissen in den Vorder­        richts ist auch hier das Sprechen über die
verlangt den Kindern und Jugendlichen eini­        am frühen Donnerstagmorgen von dem, was             sondern auch Erwachsene schwer zu verar­          grund zu rücken, halte ich persönlich nicht für   Ängste und Sorgen, wobei dies in der Ober­

EuWiS 05/2022 | 6                                                                                                                                                                                                                                                                        EuWiS 05/2022 | 7
N Bildu g. Weiter de ke ! - ZEITENWENDE Neue Herausforderungen für die Bildung?
THEMA: ZEITENWENDE                                                                                                                                                                                                                                       THEMA: ZEITENWENDE

Aktionen gegen Rassismus und
Ausgrenzung am Sonnenhügel
   Die Gemeinschaftsschule Völklingen Son­
nenhügel gehört dem größten Schulnetzwerk
Deutschlands an, dem Netzwerk Schule gegen
Rassismus Schule mit Courage. Zu diesem
Netzwerk zählen 3600 Schulen. Im Saarland                                                                                                                                                                                                                Willkommenstaschen
feiert das Netzwerk in diesem Jahr sein 20­
jähriges Jubiläum.                                                                                                                                    Graffiti                                                                                           ging eine Bitte um Hilfe an die Schüler­ und
                                                                                                                                                                                                                                                         Lehrerschaft, Spenden zu sammeln in Form
  Am Internationalen Tag gegen Rassismus,                                                                                                             legt und konnten ab dann von Passanten an         songs engagiert sich die GemS am Sonnenhü­       von neuem Schulmaterial wie Hefte, Blöcke,
dem 21. März 2022, fanden deshalb am Son­                                                                                                             andere, entferntere Orte mitgenommen und          gel auch für die ankommenden Schülerinnen        Stifte, Lineale etc, um den neu Ankommenden
nenhügel viele gleichzeitige Aktionen statt:                                                                                                          dort wieder ausgelegt werden, wie es bei den      und Schüler aus der Ukraine, nicht nur für die   den Einstieg in den deutschen Schulalltag zu
                                                                                                                                                      „Saarsteinen“ üblich ist. Dadurch wird die kla­   an der eigenen Schule, sondern in Zusam­         erleichtern. Sobald der Aufruf kam, gingen
                                                                                                                                                                                                                                                         zahlreiche Spenden an der GemS ein und die
Schweigemarsch gegen Rassismus                    Schweigemarsch GemS Völklingen                                                                                                                                                                         Schule erhielt nicht nur Arbeitsmaterial, son­
   Der Schweigemarsch gegen Rassismus, der                                                                                                                                                                                                               dern zum Beispiel auch schöne Schul­ und
jährlich von der Gemeinschaftsschule Son­         ler:innen und Lehrer:innen den Schulsong der    Roth ihre Vorstellungen vom gemeinsamen                                                                                                                Sporttaschen. Ein ehemaliger Lehrer, Jörn Rie­
nenhügel organisiert wird und an dem dies­        Gemeinschaftsschule Sonnenhügel, den Schü­      Zusammenleben ohne Rassismus in Form                                                                                                                   menschneider, engagiert sich in dem Wadgas­
mal einige bekannte Persönlichkeiten aus Poli­    ler der Schule in einem Projekt selbst          eines großen Graffitos zur Geltung gebracht:                                                                                                           ser Verein und koordiniert die Verteilung an
tik und Sport teilnahmen: Bildungsministerin      geschrieben hatten und deren Refrain lautet:                                                                                                                                                           ukrainische Schüler:innen in der Umgebung.
Christine Streichert­Clivot, Regionalverbands­                                                                                                                                                                                                           Schüler und Schülerinnen helfen auch bei der
direktor Peter Gillo, Oberbürgermeisterin             Wir wollen keinen Hass,                     Aktion Botschafter­Steine gegen Rassismus                                                                                                              Sortierung und dem Verpacken der Spenden
Christiane Blatt, Kreisvorsitzender der AWO           keine Hetze, keine Kriege                     Der Sonnenhügel trägt eine Botschaft                                                                                                                 oder gestalten Willkommenstaschen. n
im Regionalverbandsverband Saarbrücken                ohoh                                        hinaus von Völklingen und in die Welt:
Jürgen Heermann, der FC Köllerbach 1932 als           Wir sind alle verschieden,
Pate der Schule, Vertreter des FC Saarbrücken         wollen Frieden auf dieser Welt!                Jede zur Gemeinschaftsschule zugehörige
und natürlich die Schulleiterin Valentina                                                         Person gestaltete einen Stein mit einem Bild
Trützschler und ihre Stellvertreter Susanne                                                       und einer Botschaft gegen Rassismus und
Meier und Patrick Seekatz.                        Graffitiaktion                                  Ausgrenzung und für das friedliche Miteinan­
                                                     Die Gemeinschaftsschule am Sonnenhügel       der aller Menschen. Mehr als 700 handbemal­
   Erstaunlich, wie ruhig der Marsch vom          zeigt Farbe: auf einem Mauerabschnitt zwi­      te und lackierte Kieselsteine, jeder für sich ein
Schulgelände bis zum Rathaus Völklingen von       schen zwei Unterführungen Am alten Brühl,       eigenes kleines Kunstwerk, wurden am Inter­
allen Schülern und Schülerinnen, Lehrkräften      mitten in Völklingen, haben Schülerinnen und    nationalen Tag gegen Rassismus von einer            Steine gegen Rassismus
und anderen Beteiligten durchgeführt wurde,       Schüler unter der Anleitung des Künstlers Max   Klasse an markante Orte in Völklingen ausge­
immerhin an die 700 Personen, die für den                                                                                                             re Haltung der Schule gegen Hass und Hetze        menarbeit mit dem Verein "Ukraine­Saarland­                                        Ilka Hofmann
Frieden und gegen Diskriminierung auf die                                                                                                             an viele andere große und kleine Orte weiter­     Berlin e.V." in Wadgassen auch an anderen             Bildrechte:
Straße gingen und ein Zeichen setzten. Die                                                                                                            getragen. Die ersten Steine sollen schon im       Schulen und Grundschulen im Umkreis. Dazu             ­ Gemeinschaftsschule Völklingen Sonnenhügel
Banner, die von Schülerinnen und Schülern                                                                                                             März unsere Bundesgrenzen passiert haben                                                                ­ MBK/Claus Kiefer (Foto Schweigemarsch)

gestaltet waren, setzten dabei bunte Farbtup­                                                                                                         und sicher wurde auch in den Osterferien so
fer in die schweigende Menge. Wer mitlief,                                                                                                            mancher Stein in andere Länder getragen. So
                                                                                                                                                                                                                                                         ANZEIGE
wurde Zeuge von der ernsten Stille, die trotz                                                                                                         wird Völklingen und seine Gemeinschafts­
der großen Schülerzahl herrschte. Durch die                                                                                                           schule am Sonnenhügel zum Botschafter
Stadionstraße, am Skatepark vorbei und am                                                                                                             gegen Rassismus und Krieg in der Welt.
Grünstreifen entlang war jeder zwitschernde
Vogel zu hören und es herrschte eine friedli­                                                                                                            Die Landeszentrale für politische Bildung
che Stimmung. Am Rathaus angekommen,                                                                                                                  sieht in der Steine­Aktion der GemS Sonnen­
wurden von den oben Genannten lobende                                                                                                                 hügel ein Best­Practice­Beispiel; darum wer­
und anerkennende Worte an die Schüler­                                                                                                                den anlässlich des 20­jährigen Jubiläums von
schaft gerichtet, welche das Thema so zustim­                                                                                                         "Schule ohne Rassismus ­ Schule mit Coura­
mend aufgegriffen und kreativ gestaltet hatte.                                                                                                        ge" Fotos von den gestalteten Steinen auch
Alle Beteiligten wiesen auf die Wichtigkeit von                                                                                                       auf Einladungskarten und anderen Printmate­
Vorbildern unter jungen Menschen hin, die                                                                                                             rialien der Landeszentrale erscheinen.
für Frieden und gegen Diskriminierung und
Rassismus einstehen. So war auch nicht
zuletzt die Rede der zwei Schülersprecherin­                                                                                                          Spendenaktion für ukrainische
nen Kübra Bozkurt und Tatjana Urschel sehr                                                                                                            Schüler:innen an den Völklinger Schulen
beeindruckend. Anschließend sangen Schü­          Graffiti
                                                                                                                                                        Ganz nach der ersten Strophe des Schul­         Spenden für ukrainische Schüler:innen                   www.reporter­ohne­grenzen.de

EuWiS 05/2022 | 8                                                                                                                                                                                                                                                                        EuWiS 05/2022 | 9
N Bildu g. Weiter de ke ! - ZEITENWENDE Neue Herausforderungen für die Bildung?
THEMA: ZEITENWENDE                                                                                                                                                                                                                                            THEMA: ZEITENWENDE

Gute Integration Geflohener                                                                                                                              jahren seine Familie und auch seinen zurück­
                                                                                                                                                         gelassenen Freund nach Deutschland zu
                                                                                                                                                         holen. Diese Geschichte steht stellvertretend
                                                                                                                                                                                                               Inwiefern sich diese Bedarfe auch bei den
                                                                                                                                                                                                            Geflüchteten aus der Ukraine ergeben, bleibt
                                                                                                                                                                                                            abzuwarten. Die Ziele bleiben jedoch ähnlich.
                                                                                                                                                                                                                                                              ren in erster Linie Zeit und Raum für Gesprä­
                                                                                                                                                                                                                                                              che. Es kann dabei sowohl um individuelle
                                                                                                                                                                                                                                                              Ängste oder auch objektive Informationen
                                                                                                                                                         für viele unterschiedliche Geschichten und         Schnelle und gut organisierte Angebote zum        gehen. Das Ziel muss nicht sein, jede Frage
   Im Ukraine­Krieg müssen Millionen von           Vermittlung lebenspraktischer Kompetenzen          Schulformen des „BQ­Systems“ („BerufsQuali­        Schicksale. Nicht alle hatten ein solches „Hap­    Spracherwerb, Möglichkeiten zur Anerken­          beantworten zu können, sondern vielmehr
Menschen ihre Heimat verlassen. Viele Kinder       und Hinführung zu außerschulischen Angebo­         fikation“) stehen mag, haben die Praxiserfah­      py End“.                                           nung von Vorleistungen und eine anschlie­         die Möglichkeiten zu bieten, seine Sorgen
und Jugendliche im schulpflichtigen Alter sind     ten in den Bereichen Freizeit, Sport, Kultur.      rungen der letzten Jahre gezeigt, dass gerade                                                         ßende individuelle Förderung, in enger            äußern zu können. Ich verweise an dieser Stel­
                                                                                                                                                            Mögliche Parallelen zu den Geflüchteten
bereits nach Deutschland eingereist oder wer­                                                         die spezifische Sprachförderung eine wesent­       aus der Ukraine zu ziehen ist schwierig. Hierzu    Zusammenarbeit zwischen Schule, Schulsozi­        le gerne auf entsprechende Fortbildungsan­
den in den kommenden Wochen und Mona­              EuWiS                                              liche Grundlage für den weiteren Integrati­        fehlen aktuell noch die Erfahrungswerte. Bis­      alarbeit und sonstiger beteiligter Institutio­    gebote zu dieser Thematik. Für den individu­
ten zuwandern. Es gilt, diesen Menschen gute          Die Situation rund um den Ukraine­Krieg ist     onsprozess darstellt. Hierzu müssen selbstver­     her sind noch keine ukrainischen Flüchtlinge       nen.                                              ellen Fall empfehle ich auch immer die Kon­
Bedingungen bereitzustellen, um einerseits         katastrophal. Viele Menschen müssen ihre           ständlich die entsprechenden Rahmenbedin­          am BBZ Homburg angekommen. Das Schick­                                                               taktaufnahme mit dem jeweiligen schulpsy­
ihre Erfahrungen zu verarbeiten und anderer­       Heimat verlassen, um sich und ihre Kinder in       gungen geschaffen werden (Sprachförderkräf­        sal, so plötzlich von einem Krieg betroffen zu     EuWiS                                             chologischen Dienst.
seits ihre Bildungswege fortzusetzen. Sebasti­     Sicherheit zu bringen. Welche Bedarfe erge­        te, DaF/DaZ­Lehrkräfte, Kostenübernahme bei        sein, seine Heimat verlassen zu müssen und           Welche Herausforderungen kommen darü­
an Oster arbeitet als Sozialpädagoge seit 2016     ben sich aus dieser Situation für das Schulsys­    Einsatz von Sprachmittlern oder Übersetzern        dabei auch Teile der Familie zurückzulassen,       ber hinaus auf die Gesellschaft zu? Wie muss      EuWiS
mit Jugendlichen mit Fluchterfahrungen. Wir        tem?                                               etc.).                                             ist aber sicherlich eine Parallele zur Situation   speziell die (Schul)­Sozialarbeit reagieren?        Was wünschst du Dir generell für die Schule
haben uns mit ihm über die Frage unterhal­         Sebastian Oster                                                                                       in Syrien, wenngleich sich die Flucht ganz         Sebastian Oster                                   und die Schulsozialarbeit in Zukunft?
                                                                                                         Weitere denkbare Maßnahmen wären in
ten, wie eine gute Integration ins Schul­ und         Viele Menschen, die infolge solch schreckli­    diesem Zusammenhang auch die Einführung            anders gestaltet. Dennoch spielt Verlust in           Deutschland ist ein Einwanderungsland.         Sebastian Oster
Ausbildungssystem gelingen kann.                   cher Erfahrungen Zuflucht in Deutschland           einer obligatorischen Sprachstandfeststellung      diesem Kontext eine große Rolle. Das Vertrau­      Von 82,5 Millionen Menschen haben über 17            Oben genannte Erfahrungen und Heraus­
                                                   suchen, sind schwer belastet und häufig auch       für alle Zugewanderten, vorgeschaltete             te hinter sich lassen zu müssen bedeutet auch      Millionen einen Migrationshintergrund, heißt      forderungen zeigen, dass wir es mit einer stei­
EuWiS
                                                   traumatisiert. Es ist für uns „Außenstehen­de“     Sprach­ und Integrationskurse vor Aufnahme         immer Orte und Situationen, die einem Men­         also, dass beinahe ein Fünftel der deutschen      genden Heterogenität der SuS zu tun haben.
   Hallo Sebastian. Du arbeitest seit 2016 als
                                                   sicher schwierig nachzuempfinden, was es           ins Schulsystem und die Möglichkeit der Auf­       schen einen sozialen Status und Anerkennung        Bevölkerung ausländische Wurzeln hat. Das         Um dieser adäquat zu begegnen, wünsche ich
Schulsozialarbeiter hauptsächlich mit Schü­
                                                   tatsächlich bedeutet, alles Vertraute und          nahme in das neue Übergangssystem (BQ­Sys­         verleihen, zu verlieren. Im neuen Land ange­       spiegelt sich auch in unseren Schulklassen des    mir für die Zukunft eine noch engere Zusam­
ler:innen mit Migrationshintergrund, darunter
                                                   Bekannte, die eigene Heimat, Freunde, Fami­        tem) über das 18. Lebensjahr hinaus.               kommen trifft man oft auf eine fremde Welt.        „BQ­Systems“ wider. Insofern gehören              menarbeit zwischen „Schule“ und „Sozialar­
viele Geflüchtete. Worauf kommt es dabei
                                                   lie oder auch die Schule und den Arbeitsplatz                                                         Man versteht die Sprache nicht, kann viel­         Herausforderungen im Kontext Migration zum        beit“. Eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Deiner Meinung nach an?
                                                   zurückzulassen. Insofern ist zunächst sicher­         Auch die Schaffung der Option einer „zwei­      leicht die Schrift nicht lesen. Oft kann der im    Alltag der sozialpädagogischen Betreuung an       und als Team. Dabei sollte jede Profession ihre
Sebastian Oster                                    lich die notwendige Sensibilität für die Aus­      jährigen Ausbildungsvorbereitung“, bei der im      Heimatland erlernte Beruf im „neuen“ Land          den Berufsbildungszentren. Die bisherigen         eigenen Sichtweisen, Stärken und Kompeten­
  Genau. Für die sozialpädagogische Betreu­        nahmesituation, in der sich diese Menschen         ersten Schuljahr hauptsächlich die deutsche        nicht fortgeführt werden oder der erworbene        Erfahrungen mit der schulischen Integration       zen einbringen können. Hierzu bedarf es
ung und Begleitung von Schülerinnen und            befinden, geboten, und entsprechende               Sprache unterrichtet wird und im darauffol­        Schulabschluss wird nicht anerkannt. Man           von Flüchtlingen weisen auf Bedarfe hin, auch     regelmäßiger Absprachen, klarer Beschrei­
Schülern (SuS) der Berufsbildungszentren           humanitäre Hilfe zu leisten.                       genden Schuljahr nach regulärem Lehrplan,          startet ein Stück weit bei null. Auch das macht    zwischen den Geflohenen und anderen SuS zu        bungen der Aufgabenbereiche und einer kon­
Homburg und St. Ingbert stehen seit 2004 ins­                                                         wäre meines Erachtens denkbar.                     etwas mit einem Menschen.                          vermitteln. Hier gilt es frühzeitig Konfliktpo­   zeptionellen Einbindung der Sozialarbeit und
gesamt vier Fachkräfte zur Verfügung. Anstel­         Die schulische, sprachliche und soziale Inte­
                                                   gration von neu zugewanderten Kindern und          EuWiS                                              EuWiS                                              tenziale zu erkennen und – z.B. im Rahmen         ggf. anderer Professionen in das „System
lungsträger ist der Saarpfalz­Kreis. Die Stellen                                                                                                                                                            sozialer Gruppenarbeit – dagegen zu steuern.      Schule“. Hier hat sich in den letzten Jahren
                                                   Jugendlichen, die sich auch aus deren Schul­          Wie gestaltet sich eine solche Fluchtsituati­      Welche Probleme ergeben sich in Bezug auf
werden aus Mitteln des Europäischen Sozial­                                                                                                                                                                 Zu einem respektvollen Umgang miteinander         sicherlich einiges bewegt. Aber es gibt noch
                                                   pflicht ergibt, sind im darauffolgenden Schritt    on für die Betroffenen? Wie kann man sich          die Schule? Was kann die Schulsozialarbeit
fonds gefördert.                                                                                                                                                                                            kann jedes Mitglied der Gesellschaft seinen       Luft nach oben.
                                                   anzugehen. Dies stellt, gerade bei jungen          den Alltag der Betroffenen vorstellen? Welche      tun? Was können die Lehrkräfte tun?
   Im Zuge der Flüchtlingssituation 2015/16        Menschen mit Fluchterfahrung, eine große           Unterschiede erwartest du im Vergleich zur                                                            Beitrag leisten. Migration kann auch Antrieb
                                                                                                                                                                                                                                                              EuWiS
wurde – mit finanzieller Förderung durch das       Herausforderung dar, die wir Beteiligten an        Situation 2015/16?                                                                                    für gesellschaftliche Veränderungen und
                                                                                                                                                         Sebastian Oster                                                                                         Lieber Sebastian, vielen Dank für das Inter­
Bildungsministerium des Saarlandes – für die       den Schulstandorten und die Zivilgesellschaft                                                                                                            Modernisierung sein. Hinsichtlich des Fach­
                                                                                                      Sebastian Oster                                       Als problematisch für Schule und Schulsozi­                                                       view! n
„Sozialpädagogische Betreuung und Be­glei­         gemeinsam zu bewältigen haben.                                                                                                                           kräftemangels und vieler nicht besetzter Aus­
                                                                                                         Diese Fragen lassen sich nicht pauschal         alarbeit erwies sich in der Vergangenheit, ne­     bildungsstellen kann die Zuwanderung auch
tung von Flüchtlingen“ pro Berufsbildungs­
zentrum jeweils eine weitere Stelle geschaf­          Die Erfahrungen der letzten Jahre haben         beantworten. Die individuellen Fluchterfah­        ben kulturellen Konflikten, die teilweise          als Chance gesehen werden. Ich erinnere
fen. Mittlerweile wurde die Zielgruppe um          gezeigt, dass es sich bei den neu Zugewander­      rungen sind zu unterschiedlich. Ich erinnere       hohen und unrealistischen Erwartungshaltun­        mich in diesem Zusammenhang gerne an die
SuS mit Migrationshintergrund und besonde­         ten um eine sehr heterogene Gruppe handelt.        mich an einen jungen Mann, der mir 2016 von        gen in Bezug auf die in Deutschland gegebe­        große Bereitschaft vieler kleiner und mittel­
rem Sprach­ und Förderbedarf erweitert. Die        Es sind junge Menschen, die ganz unter­            seiner Flucht aus Syrien erzählte. Seine Fami­     nen Bildungs­ und Arbeitschancen. Die Ein­         ständischer Unternehmen in den Jahren
sozialpädagogische Betreuung soll prinzipiell      schiedliche Fähigkeiten, Fertigkeiten und          lie gehörte zur oberen Mittelschicht, sein         sicht, dass die vorhandene individuelle Quali­     2016/17, die den Geflüchteten Praktikums­
da­zu beitragen, SuS so zu stabilisieren, dass     Erlebnisse sowie ganz individuelle Bildungsni­     Vater leitete zwei kleinere Betriebe in Damas­     fikation in Deutschland nicht für eine Arbeits­    oder auch Ausbildungsplätze anboten. Die
sich die Bedingungen für die Eingliederung in      veaus aufweisen. Dies gilt es, auch hinsichtlich   kus. Der Krieg kam quasi „über Nacht“. Plötz­      aufnahme ausreicht oder auch allgemeine            Vernetzung zwischen den einzelnen Beteilig­
das Schul­und Ausbildungssystem dauerhaft          der möglichen Anerkennung von Vorleistun­          lich war nichts mehr wie es vorher war. Die        Kenntnisse zum deutschen Schulsystem und           ten, also den potentiellen Ausbildungsbetrie­
                                                   gen, zunächst einmal zu eruieren.                                                                                                                                                                                                           Das Interview führte
verbessern.                                                                                           Familie musste reagieren, entschied sich, den      der dualen Ausbildung, sind häufig nicht gege­     ben, den beteiligten Behörden und Initiativen
                                                                                                                                                                                                            der Flüchtlingsarbeit stellen einen wesentli­                                      Carsten
                                                   EuWiS                                              ältesten Sohn zuerst Richtung Europa loszu­        ben und sollen im Zuge der Betreuung im Lau­                                                                                          Kohlberger
   Unser Arbeitsschwerpunkt ist demnach das                                                                                                                                                                 chen Aufgabenschwerpunkt der (Schul­)Sozi­
                                                      Wie muss die Bildungspolitik reagieren, um      schicken. Die Flucht war zur damaligen Zeit        fe des Schuljahres herausgebildet und geför­
Übergangsmanagement (Schule/Beruf). Es                                                                                                                                                                      alarbeit dar. Die Ansiedlung unserer Stellen
geht darum, dass die SuS ein grundsätzliches       diese Herausforderungen meistern zu kön­           (Ende 2015) eine recht teure Angelegenheit.        dert werden. Dies geschieht sowohl in Form
                                                   nen?                                               Sein bester Freund begleitete ihn. Ihre Fluch­     von Einzelgesprächen in der Schule als auch in     beim Saarpfalz­Kreis erwies sich diesbezüglich
Verständnis für das deutsche Schul­ und Aus­                                                                                                                                                                als sehr hilfreich und förderlich.
                                                                                                      troute führte sie zunächst über Jordanien bis      Form aufsuchender Angebote wie Hausbesu­                                                                                        Sebastian Oster
bildungssystem und eine realistische                                                                                                                                                                                                                                                     Sozialpädagoge am
Anschlussperspektive entwickeln können. Das           Im Zuge der oben erwähnten Flüchtlingssi­       nach Libyen. Von dort aus wagten sie den Weg       chen in den Familien und Praktikumsbesu­           EuWiS                                                                        BBZ Homburg
Ziel ist, dass sie in einen konkreten weiterfüh­   tuation 2015/16 wurden die SuS an den Be­          über das Mittelmeer, sie wurden aber von der       chen in den Praxisbetrieben und immer auch           Wie können Lehrkräfte und Schulsozialar­
                                                                                                                                                                                                            beiter:innen mit dem Thema Krieg umgehen?                                      „Die wesentlichen Aufga­
renden schulischen oder beruflichen Bil­           rufsbildungszentren zunächst in gesonderten        Küstenwache festgenommen und landeten im           in Kooperation mit weiteren Institutionen, wie                                                                                    ben der sozialpädagogi­
dungsweg einmünden, eine Qualifikation             „Flüchtlingsklassen“ beschult. Dies ermög­         Gefängnis. Nach einigen Tagen wurden sie           beispielsweise dem Jobcenter, dem Jugend­          Welche Rolle spielen hierbei eventuell erlitte­                                schen Betreuung am
erlangen oder einen Arbeitsplatz finden.           lichte eine individuelle und zielgruppenspezi­     zwar freigelassen, das Geld für die Schlepper      amt und der Berufsberatung der Bundesagen­         ne Traumata?                                                                   Berufsbildungszentrum
                                                                                                                                                                                                                                                                                           Homburg sind Schülerin­
                                                   fische Förderung, insbesondere eine Sprach­        war allerdings weg. Nach weiteren Monaten          tur für Arbeit. Hinzu kommen „schuluntypi­                                                                                        nen und Schüler, insbe­
  Weitere Ziele sind beispielsweise der            förderung. Meiner Meinung nach wäre dies           der Ungewissheit, zurück in Jordanien und          sche Formate“, wie Willkommensfrühstücke           Sebastian Oster                                                                sondere der Schulformen
Erwerb eines deutschen Schulabschlusses, die       auch eine prinzipiell denkbare Lösung für          nachdem es ihnen gelang, weiteres Geld zu          und Einführungsveranstaltungen, die zum               Das Wichtigste bei solch heiklen Themen         Ausbildungsvorbereitung (AV) und der zweijährigen
                                                                                                                                                                                                                                                               Berufsfachschule (BFS1 und BFS2), im Erreichen der
Verbesserung der Sprachkompetenz, die För­         Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Wenngleich      organisieren, wagte zumindest besagter jun­        einen dem Kennenlernen und zum anderen             wie Krieg ist, dass die Lehrkräfte, aber auch      Bildungsziele, in ihrer persönlichen Entwicklung und
derung der beruflichen Perspektiven, die           diese Trennung zunächst im Widerspruch zum         ger Mann einen weiteren Versuch. Dieser war        dem kulturellen Austausch und der Vorbeu­          die Sozialpädagog:innen vor Ort, den SuS Ori­      in Betriebspraktika zu unterstützen und Schulverwei­
                                                                                                                                                                                                                                                               gerung entgegen zu wirken.”
schulische und soziale Integration sowie die       grundsätzlich inklusiven Gedanken unserer          erfolgreich. Und es gelang ihm, in den Folge­      gung möglicher kultureller Konflikte dienen.       entierung und Sicherheit geben. Dazu gehö­

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N Bildu g. Weiter de ke ! - ZEITENWENDE Neue Herausforderungen für die Bildung?
SOZIALPÄDAGOGIK                                                                                                                                                                                                                                                                                                  GEWERKSCHAFT

Das Projekt „Housing First”                                                                                                                                                                    Landesausschuss Frauen – Birgit Weis
                                                                                                                                                                                               Ein kurzer Überblick über einige wenige Themen, die mir im Laufe meiner Amtszeit begegnet sind…

Am 16.03.22 hatten Birgit Jenni und ich die                                               schen in Notschlafstellen vermittelt, die sie      adressen anbieten sowie über die Kontakte zu         Nach vier Jahren als Vorsitzende des Lan­
Gelegenheit, mal einen ganz anderen Bereich                                               für einen befristeten Zeitraum abends zum          anderen sozialen Einrichtungen. Wenn eine         desausschusses Frauen habe ich nun mein
der Sozialen Arbeit zu besuchen: das Projekt                                              Schlafen aufsuchen können, aber nach dem           Wohnung gefunden ist, begleiten die Sozialar­     Amt abgegeben. Birgit Jenni übernimmt diese
„Housing First“ unter Trägerschaft der Diako­                                             Frühstück wieder auf die Straße müssen.            beiter:innen weiter und bieten weitere Hilfen     Aufgabe und wird sie mit viel Engagement
nie Saar in der Johannisstraße in Saarbrücken.                                            Nächste Station sind stationäre Wohnungslo­        und Unterstützung an. Der Umzug wird orga­        weiterführen. Ich gratuliere ihr ganz herzlich
Es ist im Saarland das einzige Projekt, das die­                                          seneinrichtungen. Danach gibt es die Mög­          nisiert, eine angemessene Ausstattung be­         zur Wahl und werde ihr selbstverständlich
sen Ansatz der Wohnungslosenhilfe verfolgt,                                               lichkeit für ein betreutes begleitetes Einzel­     sorgt, bei Beantragungen geholfen. Es besteht     jederzeit zur Seite stehen. Im Laufe meiner
der Anfang der 90er Jahre in den USA entwi­                                               wohnen, und ganz am Schluss erst ein mögli­        ein großes Netzwerk mit verschiedenen Trä­        Amtszeit sind viele Themen unverändert aktu­
ckelt wurde, und nun zunehmend auch in                                                    cher Einzug in eine eigene Wohnung, wenn           gern für Hilfen über die alltäglichen Bedarfe     ell. Neue gesellschaftspolitisch relevante The­
Deutschland mehr Verbreitung findet. Achim                                                die Menschen sich dazu bewährt haben.              hinaus, mit Unterstützungssystemen und            men kamen dazu und werden uns noch viele
Ickler war bereit, uns einige Fragen zu beant­                                                                                               Hilfsangeboten aus diversen Bereichen wie         Jahre beschäftigen.
                                                                                          Das System folgt einem Prinzip von schrittwei­
worten.                                                                                   se zunehmender Autonomie und abnehmen­             beispielsweise der Suchthilfe oder der Schuld­
                                                                                          der sozialer Kontrolle. Somit sind die Hürden      nerberatung.                                         Der Krieg in der Ukraine beweist wieder,
Zuerst schilderte er uns, dass Wohnungslosig­
keit verschiedene Erscheinungsformen hat.                                                 sehr groß und ein sehr hoher Anteil der                                                              dass Frauen, Kinder und ältere Menschen die
Bevor die Menschen endgültig auf der Straße                                               Betroffenen geht auf diesem oft mehrjährigen        Die Erfahrung zeigt, dass die Menschen mit       Hauptbetroffenen sind. Die Bedrohung durch
landen, gibt es viele, die vorerst bei Bekann­                                            Weg verloren. Housing First kehrt dagegen          diesem Ansatz wieder zu einem eigenständi­        sexualisierte Gewalt an Frauen in der Fluchtsi­
ten unterkommen, und aus Scham und                                                        dieses Paradigma um, und stellt die eigene         gen Handeln angeregt werden. Studien auch         tuation, häusliche Gewalt, Traumatisierung,
Schuldgefühlen heraus ihre prekäre Situation                                              Wohnung an den Anfang des Hilfeprozesses.          aus anderen europäischen Ländern, in denen        Hunger und Krankheit sind wieder gegenwär­
verschleiern. Somit ist die Zahl der wohnungs­                                            Hier gibt es auch Kriterien für die Qualität der   der Housing First Ansatz schon seit längerem      tig. Doch wir sind in Europa trotz der Erfah­
losen Menschen weitaus höher, als die der                                                 Wohnungen. Es gibt in Saarbrücken einschlä­        praktiziert wird beweisen, dass so die Woh­       rungen aus den Kriegen in Syrien und Afgha­
sichtbaren obdachlosen Menschen, die auf                                                  gig bekannte Adressen, in denen ausschließ­        nungslosigkeit bei über 90 % der Nutzerinnen      nistan nicht vorbereitet. Es gibt nicht genü­
der Straße von der Gesellschaft wahrgenom­                                                lich an Menschen in prekären Lagen und mit         und Nutzer auf Dauer beendet wird, im             gend Schutzeinrichtungen für gewaltbetroffe­
men werden. Obwohl Wohnen aus humanis­                                                    Leistungsbezug vermietet wird, aber die            Gegensatz zu ca. 50 % in den oben beschrie­       ne Frauen. Das vorhandene Netz muss stärker
tischer Perspektive ein Menschenrecht dar­                                                Zustände der Wohnungen sind oftmals mehr           benen Stufensystemen. Oftmals bitten sie von      unterstützt und ausgeweitet werden. Erlebte       Birgit Jenni und Birgit Weis | Foto: Birgit Weis
stellt, ist dieses Recht hierzulande nicht                                                als mangelhaft. Die Sozialarbeiter:innen von       selbst um Unterstützung. Die herkömmlichen        Gewalt wird vor der Ankunft in Sicherheit
gesetzlich verankert. Das Konzept von Hou­                                                Housing First überzeugen sich, dass die von        Systeme sprechen den Menschen die Fähig­          meist nicht berichtet. Wir brauchen also drin­    sen von mehr als 50% aller Schüler:innen in        Entgrenzung und Verdichtung der Arbeitszeit.
sing First setzt aber genau hier an, und sieht                                            ihnen gesuchten Wohnungen in einem ange­           keit zu selbstbestimmtem Handeln eher ab          gend flächendeckende Angebote von psycho­         die gymnasiale Oberstufe einen Akkordzu­           Hier fehlt die weibliche Perspektive. Flexible
eine eigene Wohnung als Basis für menschen­                                               messenen Zustand sind. Ohne ihre Unterstüt­        und sind von entmündigenden Vorgaben              logischer Beratung und die Einrichtung mehr­      schlag? Das wäre natürlich nicht seriös. An        Arbeitszeiten können hilfreich sein, gehen
würdiges und selbstbestimmtes Leben.                                                      zung ist eine eigenständige Suche der Klienten     geprägt. Finnland konnte mit diesem Ansatz        sprachiger, kultursensibler Unterstützungssys­    dieser Stelle muss man sich also fragen,           aber meist auf Kosten von Frauen und Kin­
                                                                                          oft aussichtslos, oder sie landen in eben sol­     seine Zahl an obdachlosen Menschen um die         teme (siehe auch UNWomen). Allerdings ist         warum die Berufe, die das Wohl und die Bil­        dern. Hier müssen klare Regelungen und
                                                                                          chen heruntergekommenen Immobilien, in
Ein Ort, um zur Ruhe zu kommen, Intimität zu                                                                                                 Hälfte reduzieren. Stationäre Einrichtungen       Frieden die Voraussetzung für Rechte – und        dung von Kindern und damit die Zukunft der         Arbeitsbedingungen geschaffen werden.
                                                                                          denen ihre Lage ausgenutzt wird. Doch noch
leben. Oftmals haben Schicksalsschläge oder                                                                                                  werden nach und nach geschlossen, die ein­        damit auch für Frauenrechte. Es wird wieder       Gesellschaft zur Aufgabe haben, nicht die Ver­
                                                                                          ist es viel Überzeugungsarbeit gegenüber den
auch Gewalterfahrungen zu der prekären                                                    Vermietern.                                        gesparten Kosten in den Housing First­Ansatz      deutlich – wir bräuchten also eigentlich 365      gütung bekommen, die ihrem gesellschaftli­            Auch die Teilzeit müsste neu organisiert
Lage geführt. Herkömmliche Ansätze sugger­                                                                                                   investiert.                                       Internationale Frauentage!                        chen Stellenwert entspricht.                       werden. Meist gehen die Frauen in Teilzeit,
ieren den Betroffenen eine gewisse Verant­                                                Über Streetwork kommen die Sozialarbei­                                                                                                                                                                   um Familienarbeit zu leisten und nehmen
                                                                                                                                             Die Vertreter:innen der GEW sind sich einig:
wortlichkeit für ihre Lage, und bauen die Hil­                                            ter:innen mit den Menschen in Kontakt, oder        das sollte der Ansatz der Zukunft sein! Und für      Das zeigt sich auch ganz deutlich am Equal         Ein weiterer Faktor ist die Elternzeit. Sie    damit Gehaltseinbußen, Rentenverringerung
fen nach dem sogenannten Stufensystem auf.                                                aber auch über die Anlaufstellen für Woh­          diese wichtige Arbeit gab es dann auch im         Pay Day am 7. März 2022. Bis zu diesem Tag        wird nach wie vor hauptsächlich von Frauen         und reduzierte Karrierechancen in Kauf. Eine
Typischerweise werden zunächst die Men­                                                   nungslose, z.B. über Stellen, die Postmelde­       Namen der GEW eine Spende. Das Projekt ist        haben Frauen in Deutschland in diesem Jahr        genutzt. In dieser Zeit liegen die Frauen nicht    verkürzte Vollzeit von 32 statt 40 Stunden
                                                                                                                                             aber auch auf die Unterstützung aus der           praktisch umsonst gearbeitet, wenn man            auf dem Sofa und essen Schokolade. Sie leis­       würde geringe Gehaltseinbußen für alle
                                                                                                                                             Gesellschaft angewiesen, z.B. bei der Bereit­     ihren Bruttolohn mit dem der Männer ver­          ten Erziehungs­, Pflege­ und Hausarbeit            bedeuten, aber mehr Menschen das Verblei­
                                                                                                                                             stellung von Wohnungen. Achim Ickler kann         gleicht. Ich werde oft gefragt, wie das sein      (sogenannte Carearbeit) ­ verdienen tun sie        ben in der Vollzeit erlauben und wäre somit
                                                                                                                                             dazu gerne unter: Haus der Diakonie Saarbrü­      kann. „Im Lehrberuf werden doch alle gleich       allerdings nur noch einen Bruchteil und Ren­       ein großer Schritt in Richtung Geschlechterge­
                                                                                                                                             cken, Projekt Housing First, Johannisstr. 6,      bezahlt.“ Nein, werden sie nicht. Die Grund­      tenansprüche verlieren sie auch. Elternzeiten      rechtigkeit. Die Voraussetzungen für bezahlte
                                                                                                                                             66111 Saarbrücken, housing­first@dwsaar.de,       schulkollegien bestehen zu Dreiviertel aus        müssen rentenwirksam werden. Ausschlagge­          und Carearbeit wären gleichmäßiger verteilt.
                                                                                                                                             Tel: 0681/38983­44, Mobil: 0172 4580318,          Frauen. Bei gleichwertiger Qualifikation und      bend für die Berechnung des Gehalts in dieser
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Gleichzeitig müssen die Rollenbilder durch
                                                                                                                                             kontaktiert werden. n                             Arbeitsbelastung verdienen sie oft A12 und        Zeit muss das höhere Gehalt der beiden             Bildung überwunden werden, Sexismus muss
                                                                                                                                                                                               nicht A13 oder A14. Deshalb ist es unabding­      Elternteile sein – egal welches Elternteil die     sichtbar gemacht werden. Hier sind alle Bil­
                                                                                                                                                                                               bar, dass die neue Landesregierung endlich als    Zeit in Anspruch nimmt. Nur auf diese Art und      dungseinrichtungen von den Kindergärten
                                                                                                                                                                                               eines der letzten Länder A13 für alle einführt.   Weise kann man mehr Männer motivieren,             über die Schulen, Hochschulen bis zur
                                                                                                                                                                                                                                                 sich für Erziehung und Haushalt zu engagie­        Erwachsenenbildung gefragt. Der kritische
                                                                                                                                                                                                  Ein weiterer Faktor ist die Nichtzählbarkeit   ren, denn geschlechterbezogene Diskriminie­        Blick in das Lehrmaterial offenbart häufig sehr
                                                                                                                                                                                               von Bildungs­ und Pflegearbeit. Uns wurde         rung kann nur mit den Männern gemeinsam            konservative Standpunkte. Hier werden Chan­
                                                                                                                                                                                               während Corona deutlich vor Augen geführt,        abgebaut werden, Carearbeit muss „umfair­          cen vergeben, genderneutrale und geschlech­
                                                                                                                                                                                               dass Wertschätzung und Anerkennung in             teilt“ werden.                                     tergerechte Standpunkte selbstverständlich
                                                                                                                                                                                               Form von Klatschen schön ist, aber nicht wei­                                                        zu machen.
                                                                                                                                                                                               terhilft. Aber wie mache ich Bildungsarbeit         Während der Corona­Krise sind die traditio­
                                                                                                                                                                         Liliane               zählbar und liefere damit objektive Kriterien     nellen Rollenbilder wieder stärker geworden.         Auch eine völlige Neuorganisation der
v.l.n.r.: Birgit Jenni, Achim Ickler, Liliane Rosar­Ickler | Foto: Liliane Rosar­Ickler
                                                                                                                                                                         Rosar­Ickler          für die Bezahlung? Gibt es beim Durchschleu­      Durch die digitale Bildung kam es vielfach zu      Arbeitszeitberechnung im Lehrberuf könnte

EuWiS 05/2022 | 12                                                                                                                                                                                                                                                                                                           EuWiS 05/2022 | 13
N Bildu g. Weiter de ke ! - ZEITENWENDE Neue Herausforderungen für die Bildung? N Bildu g. Weiter de ke ! - ZEITENWENDE Neue Herausforderungen für die Bildung? N Bildu g. Weiter de ke ! - ZEITENWENDE Neue Herausforderungen für die Bildung?
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