Bildu g. Weiter de ke ! - MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG - GEW Saarland

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Bildu g. Weiter de ke ! - MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG - GEW Saarland
65. Jahrgang

 Zeitung “Erziehung und Wissenschaft im Saarland” des Landesverbandes der GEW im DGB

MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG

   Bildun g. Weiter denken!
Bildu g. Weiter de ke ! - MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG - GEW Saarland
INHALT                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            EDITORIAL

                                                                                                                                                                                                                                                         Kopf verankerten Bild: „Bildung, gerade im        rungshelfer an Schulen auf. Das Projekt „Clea-
                                                                                                                                                                                                                                                         frühkindlichen Bereich, ist eben eher Frauen-     ring-House-Unterricht“ mit Schwerpunkt auf
                                                                                                                       Öffnungszeiten der                                                                                                                sache“.                                           den MINT-Fächern soll denn Lehrkräften als
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           zeitsparendes, kostenloses Instrument die-
                                                                                                                         Geschäftsstelle                                                                                                                    Einleitend zum Titelthema „Männer in der
                                                                                                                                                                                                                                                         frühen Bildung“ gewährt uns Matthias Hauch,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           nen, den aktuellen Forschungsstand zum
                                                                                                                  Mo. - Do.: 09.00 - 12.00 Uhr | 13.00 - 16.00 Uhr                                                                                                                                         eigenen Unterrichtsfach themenbezogen ord-
                                                                                                                                                                                                                                                         ein „Exot“ seines Berufes und Erzieher in der
                                                                                                                    Fr.: 09.00 - 12.00 Uhr | 13.00 - 15.00 Uhr                                                                                                                                             nen zu können, verständlich zusammenzufas-
                                                                                                                                                                                                                                                         frühkindlichen Bildung einen Einblick in sei-
                                                                                                                              Telefon: 0681 / 66830-0,                                                                                                                                                     sen und die Qualität relevanter Forschungser-
                                                                                                                                                                                                                                                         nen Berufsalltag. Damit gehört Hauch, so Irm-
                                                                                                                                                                                                         Liebe Kolleginnen und Kollegen,                                                                   gebnisse besser beurteilen zu können. Mit der
                                                                                                                              Telefax: 0681 / 66830-17                                                                                                   gard Diewald in ihrer Dissertation: „Männlich-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Behauptung, Intelligenz sei hochgradig ver-
                                                                                                                           E-Mail: info@gew-saarland.de                                                                                                  keiten im Wandel: Zur Regierung von Ge-
                                                                                                                                                                                                          allein die Tatsache, dass die EuWiS das The-                                                     erbt, räumt Prof. Dr. Christof Kuhbandner in
                                                                                                                        Internet: http://www.gew.saarland                                                                                                schlecht in der deutschen und schwedischen
                                                                                                                                                                                                       ma „Männer in der frühen Bildung“ aufgreift,                                                        seinem Beitrag „Fataler Fehlschluss“ auf; der
                                                                                                                                                                                                                                                         Debatte um ´Männer in Kitas´“ zu einer Grup-
                                                                                                                                                                                                       zeigt bereits, dass es sich hierbei nicht um                                                        Tenor lautet hier: Die richtige Förderung
                                                                                                                                                                                                                                                         pe von nur 5 Prozent männlichen Arbeitskräf-
                                                                                                                                                                                                       eine Selbstverständlichkeit handelt, sondern                                                        macht´s!
                                                                                                                                  GEW-Service                                                          dass die Frage nach dem Anteil der Männer in
                                                                                                                                                                                                                                                         ten im am stärksten segregierten, weiblich
                                                                                                                                                                                                                                                         dominierten Berufsfeld innerhalb des Be-            Der Beitrag „Wir wollen alles dafür tun,
                                                                                                                                  Beratungszeiten für                                                  den Kitas und anderen Einrichtungen früher
                                                                                                                               Mitglieder in Rechtsfragen                                                                                                schäftigungssystems. Welchen interessanten        dass Schule kein Tatort wird, sondern Schutz-
                                                                                                                                                                                                       Bildung besprechenswert ist.
                                                                                                                                                                                                                                                         Weg Schweden beschreitet, um dieser „Femi-        ort“ von Joachim Göres informiert über das
                                                                                                                             Mo., Di. u. Do.: 08.30 - 16.30 Uhr,
                                                                                                                                                                                                                                                         nisierung“ entgegenzuwirken, legt Frau Die-       Konzept „Schule gegen sexuelle Gewalt“, wel-
                                                                                                                                  Mi.: 13.00 - 17.00 Uhr                                                  Männer wirken in der Erziehung von Kin-
                                                                                                                                                                                                                                                         wald im Interview mit Vertretern der Koordi-      ches bereits 2016 in NRW unter Mitwirkung
                                                                                                                                                                                                       dern sowohl im privaten als auch im öffentli-
                                                                                                                            Landesstelle für Rechtsschutz                                                                                                nationsstelle „Chance Quereinstieg“ der ka-       des unabhängigen Bildungsbeauftragen für
                                                                                                                                                                                                       chen Bereich wesentlich stärker mit als noch
                                                                                                                                                                                                                                                         tholischen Hochschule für Sozialwesen in Ber-     Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs,
                                                                                                                                Gabriele Melles-Müller,                                                vor zehn Jahren. Und auch, wenn der Anteil
                                                                                                                                                                                                                                                         lin, dar. Die Situation in Grundschulen be-       Johannes-Wilhelm Rörig, entwickelt wurde
                                                                                                                                 Tel.: 0681 / 66830-13,                                                der Männer und männlichen Tageseltern

  04
Thema: Männer in der frühen Bildung
                                                                                                                      E-Mail: g.melles-mueller@gew-saarland.de
                                                                                                                                  Fr.: 13.00 - 16.00 Uhr unter
                                                                                                                                  Tel. (priv.): 0170 / 4151006
                                                                                                                                                                                                       immer noch klein ist, so weiß das statistische
                                                                                                                                                                                                       Bundesamt von einem Anstieg von nur 3,6
                                                                                                                                                                                                       Prozent im Jahr 2012 auf 5,2 Prozent im Jahr
                                                                                                                                                                                                                                                         leuchtet Petra Siderowski in ihrem Artikel „Du,
                                                                                                                                                                                                                                                         Fräulein Horst!“
                                                                                                                                                                                                                                                            In der Rubrik „Jugendhilfe und Soziale
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           und welches bis Ende des Jahres in allen Bun-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           desländern – und damit auch im Saarland −
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           gelten soll. Die Fachgruppe Gemeinschafts-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           schulen setzt uns in Kenntnis über die neues-
                                                                                                                                                                                                       2018 zu berichten. Diese Entwicklung macht        Arbeit“ spricht Matthias Römer die problema-
                                                                                                                                 Beratung für                                                                                                                                                              ten Ergebnisse der Gespräche mit der SPD-
                                                                                                                                                                                                       ein wenig Mut, ändert jedoch nichts an der        tische Situation der Eingliederungshelfer bzw.
Editorial                                         03   Gewerkschaft                                  17                Referendarinnen und Referendare                                                                                                                                                     Landtagsfraktion. n
                                                                                                                                                                                                       Tatsache, dass die vorherrschenden Rahmen-        Schulassistenten mit der Frage: „Wer ist
                                                        17 Entlastungsstrategien jetzt!                                     Max Hewer, Tel.: 0176 / 30456396                                           bedingungen für viele Männer (die Erzieher        eigentlich verantwortlich für die schwierige        Ich wünsche eine anregende Lektüre!
Thema: Männer in der                                         Fachgruppe Gemeinschaftsschulen im
                                                             Gespräch mit der SPD-Landtagsfraktion
                                                                                                                            E-Mail: m.hewer@gew-saarland.de                                            werden wollen) noch zu wenig Anreiz bietet,       Beschäftigungssituation der Eingliederungs-         Judith Frankhäuser-Kandler
frühen Bildung                                    04                                                                                                                                                   um den Beruf tatsächlich zu ergreifen. Dies       helfer?“ nochmals an (EuWiS berichtete be-
                                                         19 Bundesfachgruppenausschuss der                                   Beratungsdienst für                                                       liegt zum einen in der zu geringen Bezahlung,     reits im Okt. 2018) und zeigt erste Wege aus
  04 Der Exot                                                Sozialpädagogischen Berufe                               Auslandsaufenthalt von Lehrkräften                                               aber auch im antiquierten, bei vielen noch im     der prekären Beschäftigung für Eingliede-
  05 Männlichkeit im Wandel?                                 Rückblick auf die Sitzung                                               Susanne Bleimehl
                                                                                                                                    Tel.: 0170 / 9655772
  08 Du, Fräulein Horst!                                 20 Erstes Treffen des Arbeitskreises                              E-Mail: susannebleimehl@gmail.com
                                                                                                                                                                                                       ANZEIGE

                                                             für Betriebsräte in der GEW

Jugendhilfe &
Soziale Arbeit                                    10   Bücher & Medien                               21
                                                                                                                         Redaktionsschluss
                                                                                                                                            05.04.2019
  10 Wege aus der prekären                              21 Zerstich die Blase...                                                            (Mai-Ausgabe)
          Beschäftigung                                      Schlagworte und Wortschlager ins Visier
          Wer ist eigentlich verantwortlich für die          genommen                                                                       06.05.2019
          schwierige Beschäftigungssituation der                                                                                            (Juni-Ausgabe)
          Eingliederungshelfer*innen?                    22 Konflikte bewältigen, Blockaden                                  E-Mail: redaktion@gew-saarland.de

                                                                                                                                                                                                        Wir drucken für unser Leben gern
                                                             überwinden

Hochschule                      12                       22 Die Landwirtschaft als Problem
                                                         22 Eine Welt im Unterricht
 12 Was kann Forschung zu gutem
          Unterricht beitragen?                              Konzepte, Ressourcen, Materialien                                    Impressum
                                                                                                                                          Herausgeber
                                                                                                                 Gewerkschaft Erziehung und                             Layout
Schule                               13                Zu guter Letzt ...                            23          Wissenschaft (GEW) im DGB,                          Bärbel Detzen
                                                                                                          Landesverband Saarland, Geschäftsstelle:             b.detzen@gew-saarland.de
  13 Fataler Fehlschluss                                                                                      Mainzer Str. 84, 66121 Saarbrücken
                                                                                                          Tel.: 0681 / 66830-0, Fax: 0681 / 66830-17                      Druck
                                                                                                                    info@gew-saarland.de                         COD Büroservice GmbH
  15 „Wir wollen alles dafür tun, dass                                                                                                                     Bleichstraße 22, 66111 Saarbrücken
          Schule kein Tatort wird, sondern                                                                                Redaktion
                                                                                                                       Matthias Römer
                                                                                                                                                          Telefon: 0681 / 393530, info@cod.de
          Schutzort“                                                                                             redaktion@gew-saarland.de                            Bildnachweis
          Bundesweite Initiative „Schule gegen                                                                           Helmut Bieg,                      u.a. 123rf.com, GEW-Archiv, privat
          sexuelle Gewalt“                                                                                              Thomas Bock,
                                                                                                                 Judith Frankhäuser-Kandler,                            Titelfoto
                                                                                                                                                                123rf.com/©Cathy Yeulet
   16 Prioritäten setzen                                                                                             Anna Haßdenteufel,
                                                                                                                         Helmut Stoll
          Kommentar                                                                                                                                     Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht
                                                                                                                    Anzeigenverwaltung                  unbedingt die Meinung der GEW wieder. Für
                                                                                                                                                       unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine
                                                                                                                Andreas Sánchez Haselberger                        Gewähr übernommen.
                                                                                                                a.sanchez@gew-saarland.de

                                                                                                                                                                                                                                                                                                           COD Büroservice GmbH
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Mainzer Straße 35 66111 Saarbrücken
EuWiS 03/2019 | 2                                                                                                                                                                                                offset und digital                                                                        Tel. 0681 39353-51 Fax 0681 6852301
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       print@cod.de www.cod.de
Bildu g. Weiter de ke ! - MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG - GEW Saarland
THEMA: MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG                                                                                                                                                                                                  THEMA: MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG

Der Exot                                                                                                                                              Männlichkeit im Wandel?
Männer in der frühen Bildung
                                                                                                                                                         Frau Diewald hat im Rahmen ihres Disser-                              Darüber hinaus gibt es aktuell in beiden Län-     schreibung der gesellschaftspolitischen Auf-
   Zu Beginn meiner Arbeit in einer Kita war                                                                                                          tationsprojekts eine vergleichende Studie                                dern Bestrebungen die Anzahl männlicher Er-       gabe der Gleichstellung in die vergeschlecht-
ich etwas verunsichert, was ich an Reaktionen                                                                                                         zwischen Deutschland und Schweden zum                                    zieher zu erhöhen, die politische und gesell-     lichte Subjektkonstruktion der Männer, die
von Eltern und Kolleginnen zu erwarten habe.                                                                                                          Thema ‚Männer in Kitas‘ durchgeführt und                                 schaftliche Reichweite der Kampagnen sind         sich für dieses Berufsfeld entschieden haben.
Doch diese Bedenken wurden sehr schnell                                                                                                               ihre Analyse in den Kontext wohlfahrtsstaat-                             jedoch sehr unterschiedlich.                      Diese wurden zu Helden einer sozialen
niedergelegt, denn ich wurde von allen Perso-                                                                                                         licher Regulierung bzw. Regierung gestellt.                                                                                ‚Geschlechterrevolution‘. In den 1980er Jah-
nen sehr freundlich und herzlich willkommen                                                                                                                                                                                    Was genau heißt „nicht ausreichend                ren erfolgte dann eine Retraditionalisierung
geheißen. Viele Eltern sagten, dass sie sehr                                                                                                                                                                                   qualifiziert“?                                    von Männlichkeitsvorstellungen. Männer in
froh darüber seien, dass ihre Kinder nun auch                                                                                                                                                                                     Um die Anzahl männlicher Vorschullehrer        der Vorschule wurden nicht mehr als Helden
eine männliche Bezugsperson im Kindergar-                                                                                                                                                                                      zu erhöhen, war es im Rahmen einer aktiven        gefeiert, sondern vielmehr wurden in Abgren-
tenalltag hätten. Anfangs, wie auch heute                                                                                                                                                                                      Fördermaßnahme möglich, Männern einen             zung zu einer verweichlichten, fürsorgenden
noch, wurde ich von Eltern und externen                                                                                                                                                                                        extra Leistungspunkt zu ihren Noten zu            Männlichkeit ‚echte‘ Männer gefordert. Diese
Fachkräften auf meine Berufswahl angespro-                                                                                                                                                                                     geben, wenn diese sich für die Ausbildung         sollten einen Kontrapunkt zur feminisierten
chen, welche sie als Bereicherung für die Kin-                                                                                                                                                                                 zum Vorschullehrer bewarben. Diese Maß-           Vorschulwelt setzen.
der im Kita-Alltag empfinden. In den fünf Jah-                                                                                                                                                                                 nahme führte zu einer Form der positiven Dis-
ren, die ich nun in der jetzigen Kita arbeite,                                                                                                                                                                                 kriminierung und wurde Ende der 1970er Jah-
gab es nur einmal ein Elternteil, welches                                                                                                                                                                                      re wieder abgeschafft. Ebenso wurde proble-
anfangs nicht damit einverstanden war, dass                                                                                                                                                                                    matisiert, dass die Rekrutierung von Männern
ich die Kinder auch bei der Toiletten-Situation                                                                                                                                                                                zu einer Reproduktion tradierter Geschlech-
begleite. Die Leitung stellte hier jedoch von     in jungen Jahren meist viel Wert auf frühe        gen des Hausmeisters erfordert hätte, kurzer-     Irmgard Diewald, TU Darmstadt, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am        terverhältnisse innerhalb der Vorschule führ-
                                                                                                                                                      Institut für Sozialforschung im durch die Hans-Böckler-Stiftung geför-
Anfang an klar, dass dies ebenso einer meiner     finanzielle Eigenständigkeit gelegt wird, ent-    hand ohne viel Aufwand ausgeführt werden.         derten Projekt: "'Digitale Bohème' und Mitbestimmung. Informelles        te. So haben zum Beispiel viele Männer Lei-
                                                                                                                                                      Digitalisierungswissen im Großunternehmen als zukünftige Gestal-
Arbeitsbereiche ist, wie auch der der weibli-     scheiden sich wohl viele Männer, die diesen                                                         tungsressource für Betriebsräte"                                         tungsaufgaben übernommen und sich weni-
chen Mitarbeiter. Schlussendlich hat sich der     Beruf gerne ausüben würden, dagegen. Oder            Eine Anmerkung einer Kollegin ist mir stark                                                                             ger um die Betreuung der Kinder gekümmert.
Elternteil aber auch damit arrangiert und es      sie suchen nach der Ausbildung Arbeitsplätze      in Erinnerung geblieben, sie sagte zu mir: „Ich   Frau Diewald, warum war für Sie der Ver-                                 Dies stand jedoch dem Ziel entgegen, neue
ist eine sehr positive Erziehungspartnerschaft    im Heimbereich, da hier die Vergütung durch       bin immer froh, wenn du bei schwierigen           gleich zwischen Deutschland und Schweden                                 ‚Rollenvorbilder‘ für die Kinder zu etablieren.
entstanden.                                       die Schichtzulagen aufgrund von Nacht- und        Eltern mit dabei bist“. Infolgedessen habe ich    von Interesse?
                                                  Wochenenddiensten höher ausfällt.                 viele schwierige Situationen mit Erzieherin-         In gängigen Wohlfahrtsstaatstheorien wer-                             Inwiefern haben sich die „Männlichkeits-
   Da Männer heute in der Erziehung der Kin-                                                        nen und Eltern beobachtet und festgestellt,       den Deutschland und Schweden unterschied-                                und Geschlechtervorstellungen“ in Schwe-
der viel stärker mitwirken als noch vor einigen      Die alltägliche Arbeit in der Kita als Mann    dass sich die Eltern und Verwandten mir           lichen Typen zugeordnet. Deutschland wird                                den gewandelt und warum hat dieser Wan-
Jahren, sollte auch die Quote der Männer in       unterscheidet sich im Prinzip wenig von der       gegenüber zurückhaltender und respektvoller       dem konservativen Typus zugeordnet und                                   del zu einem Einbruch des Männeranteils
der frühkindlichen Bildung entsprechend           der Frauen. Natürlich wird man bevorzugt um       verhielten. Der respektvolle Umgang mitei-        zeichnet sich durch ein 1,5-Verdiener-Modell                             von 10 % auf knapp 1 % geführt?
höher sein, als sie es momentan ist. Leider       Hilfe gebeten, wenn etwas Schweres trans-         nander sollte nicht am Geschlecht orientiert,     aus. Demgegenüber steht Schweden als sozi-                                  Neben dem Auslaufen der politischen För-
bieten die Rahmenbedingungen den meisten,         portiert, Materialien repariert oder aufgebaut    sondern eine Grundhaltung aller Menschen          aldemokratischer Wohlfahrtsstaat mit einem                               dermaßnahmen lässt sich der Rückgang der
die in Erwägung ziehen, diesen Beruf zu wäh-      werden müssen. Da mir persönlich dies aber        miteinander sein. n                               Zweiverdienermodell. Aus gleichstellungspoli-                            Männerquote in Vorschulen mit einer Retradi-
len, wenig Anreiz. Das liegt vor allem an der     Spaß macht, sehe ich darin kein Problem, son-                                                       tischer Sicht wird in dieser Gegenüberstellung                           tionalisierung von Geschlechtervorstellungen
Bezahlung, aber auch an der Ausbildung, wel-      dern eher eine Möglichkeit, wie ich mich            Matthias Hauch                                  oft die Vorbildrolle Schwedens hervorgeho-                               erklären. In den 1970er Jahren wurden in
che erst im letzten der vier Ausbildungsjahre     gruppenübergreifend und konstruktiv in die            Erzieher                                      ben.                                                                     Schweden unter sozialdemokratischer Füh-
eine Vergütung bietet. Da viele den Mann          tägliche Arbeit einbringen kann. So kann man-                                                                                                                                rung verschiedene geschlechterpolitische
                                                                                                        Foto: de.123rf.com/©Graham Oliver
noch als „Ernährer der Familie“ sehen und da      che Tätigkeit, die beispielsweise das Beauftra-                                                        Außer Acht gelassen wird dabei, dass sich                             Maßnahmen verabschiedet. Geprägt wurde in
                                                                                                                                                      auch in Schweden eine massive geschlechts-                               dieser Zeit die Begrifflichkeit ‚jämställdhet‘    Inwiefern sind die politische und gesell-
                                                                                                                                                      spezifische Arbeitsmarktsegregation findet.                              (Gleichstellung) als gesellschaftspolitisches     schaftliche Reichweite der aktuellen Kam-
ANZEIGE                                                                                                                                               Mit einer Frauenquote von etwa 95 % ist die                              Leitmotiv. Es wurde zum erklärten gesell-         pagnen unterschiedlich?
                                                                                                                                                      frühkindliche Bildung in beiden Ländern eines                            schaftsübergreifenden Ziel, geschlechtsspezi-        Bis heute ist die schwedische Debatte zu
                                                                                                                                                      der am stärksten geschlechtsspezifisch segre-                            fische Ungleichheiten abzubauen sowie ver-        Männern in der Vorschule geprägt von den
                                                                                                                                                      gierten weiblich dominierten Berufsfelder                                geschlechtlichte Machtstrukturen aufzulösen.      Auseinandersetzungen in den 1970er und
                                                                                                                                                      innerhalb des Beschäftigungssystems. Interes-                                                                              1980er Jahren. So sind zwei zentrale Argu-
                                                                                                                                                      sant war für mich zudem, dass in Schweden                                   Im Fokus dieser geschlechterpolitischen        mente gegen eine verstärkte Rekrutierung
                                                                                                                                                      schon in den 1970er Jahren eine Kampagne                                 Ausrichtung stand insbesondere die verstärk-      von Männern, dass dies bereits versucht wur-
                                                                                                                                                      zur Erhöhung der Anzahl männlicher Erzieher                              te Rekrutierung von Frauen in den Arbeits-        de und nicht erfolgreich war, sowie der Ver-
                                                                                                                                                      durchgeführt wurde. Unter anderem ermög-                                 markt. Um dies bewerkstelligen zu können,         weis auf die Gefahr der Reproduktion tradier-
                                                                                                                                                      lichte eine Quotenregelung auch Männern,                                 erfolgte unter anderem ein massiver Ausbau        ter Geschlechterstereotype, welche eine ge-
                                                                                                                                                      die nicht ausreichend qualifiziert waren, den                            der Kinderbetreuung. Auf geschlechterpoliti-      schlechtsspezifische Hierarchisierung impli-
                                                                                                                                                      Einstieg in das Berufsfeld. In der Folge ließ sich                       scher Ebene wurden jedoch nicht nur verge-        zieren. Erst mit dem Amtsantritt der Gleich-
                                                                                                                                                      ein deutlicher Anstieg des Anteils männlicher                            schlechtlichte Rollenerwartungen an Frauen        stellungsministerin Maria Arnholm (2013-
                                                                                                                                                      Erzieher auf ca. 10 % erkennen.                                          in Frage gestellt, sondern ebenso Männlich-       2014) wurde die Thematik auf politischer Ebe-
                                                                                                                                                                                                                               keitskonstruktionen, in der Verknüpfung von       ne in Schweden wieder forciert.
                                                                                                                                                        In den 1980er Jahren erfolgte aufgrund sich                            Männern und Care-Arbeit, einer Neuaushand-
                                                                                                                                                      wandelnder Männlichkeits- und Geschlechter-                              lung unterzogen. Mit dem Eintritt in das             Im Gegensatz dazu wird in Deutschland seit
                                                                                                                                                      vorstellungen ein Rückgang auf knapp 1 %.                                Berufsfeld der Vorschule erfolgte eine Ein-       einigen Jahren eine intensive politische und

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          EuWiS 03/2019 | 5
Bildu g. Weiter de ke ! - MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG - GEW Saarland
THEMA: MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG                                                                                                                                                                              THEMA: MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG

gesellschaftliche Debatte zu Männern in Kitas     ses Vorhaben vor dem Hintergrund ihrer Stu-        eine Fokussierung auf Sorgearbeit sowie             bungen und die damit verbundenen Ungleich-        lichtem Wissen und die damit einhergehende         Ausrichtung des Programms bricht und kon-
geführt. In beiden Ländern lassen sich unter-     die ein und gibt es ähnliche Diskussionen in       Wohlfahrtspolitik zu erkennen ist, fällt der ele-   heitsverhältnisse sowie Macht- und Herr-          Geschlechtermachtordnung wird zu einem Teil        struktivistisches Geschlechterwissen wirk-
schiedliche Ausgangspunkte erkennen. Wäh-         Schweden?                                          mentarpädagogische Bereich in Schweden              schaftsverhältnisse zu reproduzieren. Um mit      der akademischen Ausbildung der Erzieher*in-       mächtig wird.
rend sich die Kampagne in Deutschland zu Be-                                                         seit 1996 in den Zuständigkeitsbereich des Bil-     Mecheril zu sprechen, geht es darum Acht-         nen.
ginn deutlich in gleichstellungspolitischen          Aus Perspektive meiner Forschungsergeb-         dungsministeriums. Dies führte unter ande-          samkeit für Differenzen zu entwickeln ohne                                                              Deutlich wurde im Rahmen meiner Arbeit,
Auseinandersetzungen verortet hat, findet         nisse fällt mir insbesondere die Verschiebung      rem dazu, dass die schwedischen Kinderta-           Identitätsdenken zu fixieren. Zum Ziel wird          Nicht unberücksichtigt bleiben dürfen an        dass in der Auseinandersetzung zu Männern
sich in Schweden vor allem der Verweis auf        von Problematisierungen, die die Debatte           geseinrichtungen mittlerweile als Vorschule         damit, dass in der Frage angesprochene Span-      dieser Stelle länderspezifische Eigenheiten.       in Kitas ganz unterschiedliche Positionen ein-
einen drohenden Fachkräftemangel und da-          ermöglichen, auf. Viel deutlicher als zu Beginn    (förskolan) bezeichnet werden. Ebenso wurde         nungsfeld zwischen Differenzfixiertheit und       Aufgrund divergierender hegemonialer Sag-          genommen werden können. Aus einer dis-
mit arbeitsmarktpolitische Argumentations-        der Auseinandersetzung um Männer in Kitas          ein nationaler Lehrplan für die Vorschule ent-      Differenzblindheit, welches die Debatte auch      barkeiten, folgt der Umgang mit (Geschlech-        kurstheoretischen Perspektive lässt sich damit
muster als Legitimationsstrategie der Kampa-      stehen nun ökonomische Veränderungen und           wickelt und es erfolgte eine Akademisierung         maßgeblich formt, sichtbar zu machen und          ter-)differenzen jenseits identitärer Zuschrei-    festhalten, dass es nicht die eine Wahrheit
gne. Gleichzeitig wird die Rekrutierung von       damit einhergehende arbeitsmarktpolitische         der Ausbildung. Im Moment gibt es eine Kam-         einen produktiven Umgang mit diesem zu fin-       bungen in beiden Ländern unterschiedlichen         gibt, sondern viele unterschiedliche Wahrhei-
Männern aus Gleichstellungssicht kritisch dis-    Herausforderungen im Fokus. Gleichzeitig           pagne der schwedischen Schulbehörde zur             den.                                              Regelhaftigkeiten. So hat die Auseinanderset-      ten, die mit einer diskursiven Aushandlung
kutiert, da es dem Ziel tradierte Geschlechter-   bleiben mit der Verortung im BMFSFJ gleich-        Rekrutierung von Vorschullehrer*innen. Die                                                            zung mit vergeschlechtlichen Machtstruktu-         und Kämpfen um Sagbarkeiten einhergehen.
muster aufzubrechen entgegensteht. Dem-           stellungspolitische Zielsetzungen bestehen.        Debatte um Männer in der Vorschule hat auf             Der Logik der schwedischen Debatte fol-        ren in Schweden eine viel längere Historizität     Das macht die Debatte zu Männern in Kitas zu
entgegen steht die zumeist identitätspoliti-      Damit wird ein Raum geschaffen, indem es so-       politischer Ebene in Schweden jedoch deut-          gend, sehe ich daran anschließend                 und die Veränderung von Geschlechterver-           etwas Unabschliessbarem, indem Geschlech-
sche Ausrichtung deutscher Gleichstellungs-       wohl möglich ist, vergeschlechtlichte Arbeits-     lich an Bedeutung verloren. Dies lässt sich ins-    geschlechtsneutrale Professionalität und die      hältnissen wird als zentrale gesellschaftliche     terverhältnisse immer wieder neu ausgehan-
politik. Damit wird die Forderung nach (mehr)     marktstrukturen aufzubrechen, als auch             besondere auf den Regierungswechsel 2014            Frage nach Differenz nicht als etwas sich         Querschnittsaufgabe gesehen. Im Gegensatz          delt werden. n
Männern qua biologischen Geschlechts in           Geschlechterverhältnisse (neu) auszuhan-           hin zu einer Minderheitsregierung der Sozial-       gegenseitig ausschließendes, sondern viel-        dazu ist in Deutschland die Frage nach             Vielen Dank für das Interview.
Deutschland auf politischer Ebene zu etwas        deln.                                              demokraten und der Grünen zurückführen.             mehr in Verflechtung zueinander. Die Reflexi-     Geschlechterungleichheiten ein viel stärker            Im Herbst 2018 erschien die Publikation von Irmgard
Sagbarem und gesellschaftlich erwünschten,                                                                                                               on von (Geschlechter-)differenzen und die         umkämpftes Feld, was sich aktuell unter                Diewald: Männlichkeiten im Wandel.
während die Forderung in Schweden auf-               Gleichzeitig geht es mit der Verknüpfung           Meiner Einschätzung nach sollte in der           diesen zugrundliegenden heteronormativen          anderem in öffentlichen antifeministischen             Das Interview erschien auf der Website der Koordinati-
                                                                                                                                                                                                                                                                  onsstelle ‚Chance Quereinstieg‘ bzw. der Koordinati-
grund divergierender Geschlechtervorstellun-      von Arbeit und Geschlecht nicht mehr nur um        Debatte um die Aufwertung des elementarpä-          Strukturen werden somit zu einem Teil             und antigenderistischen Diskursen deutlich             onsstelle ‚Männer in Kitas‘. Die Koordinationsstellen
gen nur bedingt sagbar ist.                       die Rekrutierung von Männern in einen soge-        dagogischen Bereichs stärker die Frage nach         geschlechtsneutraler Professionalität. In der     zeigt. Gleichzeitig scheint es schwierig gleich-       werden von der Katholischen Hochschule für Sozialwe-
                                                                                                                                                                                                                                                                  sen in Berlin getragen. Gemeinsam mit
                                                  nannten ‚Frauenberuf‘, vielmehr erfolgt eine       der Wirkmächtigkeit von Geschlecht disku-           schwedischen Debatte lässt sich immer wie-        stellungspolitische Programmatiken jenseits            Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Praxis
   Trotz der Unterschiede in der politischen      (neue) Aushandlung vergeschlechtlichter            tiert werden. So stellt sich zum Beispiel die       der der Verweis auf eine reflexive Erzieher-      einer identitätspolitischen Ausrichtung zu             arbeitet die Koordinationsstelle daran, neue Zielgrup-
und gesellschaftlichen Auseinandersetzung         Care-Arbeit. Hieraus resultiert eine Verknüp-      Frage, warum der Bereich per se als weiblich        männlichkeit und, gedacht in einer Zweige-        platzieren. So lässt sich in der Namensgebung          pen für den Beruf des Erziehers/der Erzieherin zu
                                                                                                                                                                                                                                                                  gewinnen und sie nachhaltig an das Arbeitsfeld zu bin-
weisen die Debatten in beiden Ländern deut-       fung zwischen individuellen und strukturellen      verstanden wird und welche Ausschlussme-            schlechtlichkeit, auch Weiblichkeit finden. Mit   ‚Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas‘            den. Mehr Informationen findet man unter
liche Parallelen auf. Festhalten lässt sich für   Momenten, die sich in den unterschiedlichen        chanismen mit dieser vergeschlechtlichten           dem Eintreten in das Berufsfeld wird es zum       eine klare identitäre Ausrichtung des Pro-             https://www.chance-quereinstieg.de.
beide eine Verschränkung divergierender, teil-    Zielsetzungen, die im Rahmen des Bundesmo-         Differenzsetzung einhergehen. Gleichzeitig          Ziel eigenes Geschlechterwissen zu reflektie-     gramms erkennen, während die Frage nach                Wir bedanken uns herzlich für die Genehmigung zum
                                                                                                                                                                                                                                                                  Nachdruck.
weise widersprüchlicher Zielsetzungen. Ne-        dellprogramms verfolgt werden, widerspie-          finde ich es spannend, Möglichkeiten zu dis-        ren und damit Tradierungen entgegen zu wir-       der Hervorbringung und Machtwirkung von
ben der Frage nach vergeschlechtlichten Per-      geln. Dabei sollte aus Gleichstellungsperspek-     kutieren, die den Eintritt in den elementarpä-      ken. Die Problematisierung von vergeschlecht-     Differenz gerade mit der identitätspolitischen
sonalstrukturen rückt der elementarpädago-        tive, die insbesondere auch auf den Abbau          dagogischen Bereich unabhängig von Ge-
gische Bereich als gleichstellungspolitische      der Benachteiligung von Frauen zielt, die his-     schlecht erlauben. So findet sich in der schwe-
                                                                                                                                                         ANZEIGE
Arena in den Fokus. So ist die Kampagne in        torische Gewordenheit vergeschlechtlichter         dischen Debatte aus politisch-pädagogischer
Deutschland zum Beispiel eng verbunden mit        Arbeitsmarktstrukturen nicht aus dem Blick         Sicht auf Ebene des Personals und der Organi-
der Zielsetzung genderpädagogische Elemen-        geraten.                                           sationsstrukturen immer wieder die Forde-
te im Kitabereich zu etablieren.                                                                     rung nach einer geschlechtsneutralen Profes-
                                                     In den Fokus rücken damit gesellschaftliche     sionalität, die das Berufsfeld unabhängig von
Aus der Perspektive der Koordinationsstelle       Erwartungen und Normierungen, was sich ja          vergeschlechtlichten Zuschreibungen attraktiv
‚Männer in Kitas‘ ergeben sich für eine           auch in den Zielen der gesellschaftlichen Auf-     für unterschiedlichste Personengruppen
Gleichstellungspolitik, die einerseits Frauen     wertung von (professioneller) Sorgearbeit so-      gestalten soll.
und Männer adressiert und andererseits            wie der Frage nach einer gender- und diversi-
die verhältnismäßig geringe Attraktivität         tätsbewussten Öffnung des Bereichs wider-          Frau Diewald, sie plädieren einerseits für
für die Beschäftigten der professionellen         spiegelt. Eine verbesserte berufliche Entloh-      die Berücksichtigung der historischen
Sorgearbeit (insbesondere Frauen), als auch       nung alleine scheint dabei nicht per se zu         Gewordenheit vergeschlechtlichter Arbeits-
das Wegbrechen traditionell männlich kon-         einer permanenten Steigerung des Männer-           marktstrukturen und andererseits für eine
notierter Arbeitsplätze berücksichtigt, zwei      anteils zu führen. So erhalten zum Beispiel        geschlechtsneutrale Professionalität. Ist das
wichtige strategische Ziele:                      Vorschullehrer*innen in Schweden mit durch-        nicht ein Widerspruch? Das Feld der früh-
a) die gesellschaftliche Aufwertung profes-       schnittlich 27.000 Kronen in etwa ein schwe-       kindlichen Bildung ist doch historisch
   sioneller Sorgearbeit (inklusive der Ele-      disches Durchschnittsgehalt. Spannend ist,         betrachtet, hochgradig vergeschlechtlicht.
   mentarpädagogik) und                           wie in den Interviews immer wieder betont          Bedarf es nicht eher der Strategie, gewach-
b) die Etablierung einer gender- und diver-       wurde, dass in der gesellschaftlichen Wahr-        sene Differenzstrukturen anzuerkennen
   sitätsbewussten Öffnung der professio-         nehmung das Gehalt deutlich geringer einge-        bzw. empirisch im Feld zu rekonstruieren,
   nellen Sorgearbeit hin zu neuen Perso-         schätzt wird, als der tatsächliche Lohn für Vor-   und das von Paul Mecheril in einem ande-
   nengruppen, die bisher im Sektor unter-        schullehrer*innen ist.                             ren Kontext beschriebene Spannungsver-
   repräsentiert sind.                                                                               hältnis zu berücksichtigen, dass zwischen
   Mit dem Bundesmodellprogramm ‚Quer-               Anzumerken sind an dieser Stelle die unter-     Differenzfixiertheit einerseits und Diffe-
einstieg – Männer und Frauen in Kitas‘ wird       schiedlichen Ausrichtungen und Zuständigkei-       renzblindheit andererseits liegt?
aktuell in Deutschland versucht, bundesweit       ten des elementarpädagogischen Bereichs in            Ich plädiere auch nicht für eine De-Thema-
eine vergütete, geschlechtersensible und          Deutschland und Schweden. Während in               tisierung von Geschlecht, ganz im Gegenteil,
erwachsenengerechte Ausbildung zu etablie-        Deutschland die Zuständigkeit der Kinderbe-        die Herausforderung ist ja gerade (verge-
ren. Diese soll aber auch zur Aufwertung des      treuung beim Bundesministerium für Familie,        schlechtlichte) Differenzen aufzuzeigen und
Berufsfeldes beitragen. Wie schätzen Sie die-     Senioren, Frauen und Jugend liegt und damit        zu thematisieren, ohne identitäre Zuschrei-

EuWiS 03/2019 | 6
Bildu g. Weiter de ke ! - MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG - GEW Saarland
THEMA: MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG                                                                                                                                                                             THEMA: MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG

Du, Fräulein Horst!                                                                                                                                                                                                                                          Informationsmessen, auf denen das Projekt
                                                                                                                                                                                                                                                             präsent ist, werden deshalb typische Vorurtei-
                                                                                                                                                                                                                                                             le über die Tätigkeit als Grundschullehrkraft
                                                                                                                                                                                                                                                             explizit aufgegriffen und mit den tatsächlichen
   In den Grundschulen ist das Verhältnis von     Forschungsbefunde lassen die Aussagen zu,                                                                                                                                                                  Anforderungen des Studiums und des Berufs
Lehrerinnen zu Lehrern in einem Missverhält-      dass das Fehlen von Männern stereotype Rol-                                                                                                                                                                kontrastiert. Dass neben dem pädagogischen
nis. Im Saarland sind es laut Statistischem       lenbilder bei Schülerinnen und Schülern be-                                                                                                                                                                Auftrag der Grundschullehrkräfte auch fach-
Jahrbuch 85 % Grundschullehrerinnen in den        fördert. Schülerinnen und Schüler in der                                                                                                                                                                   lich sowie fachdidaktisch anspruchsvolle Auf-
Grundschulen und ein dementsprechend              Grundschule wünschen sich allerdings nach                                                                                                                                                                  gaben stehen, kommt in der öffentlichen
geringer Prozentsatz von männlichen Lehrern.      eigener Aussage nicht mehr Männer, bzw.                                                                                                                                                                    Wahrnehmung oftmals zu kurz.
Vor möglichen negativen Folgen einer soge-        begreifen das Missverhältnis nicht als Nach-
                                                                                                                                                                                                                                                                Unterricht in der Grundschule ist didaktisch
nannten Feminisierung der Grundschule wird        teil.
                                                                                                                                                                                                                                                             und methodisch höchst anspruchsvoll, da die
in zahlreichen Publikationen immer wieder
                                                                                                                                                                                                                                                             Kinder sehr unterschiedliche Kompetenzen
gewarnt. Im Blick hat man dabei vor allem die        Zwei Forschungsbefunde zum Zusammen-
                                                                                                                                                                                                                                                             und Lernstände mitbringen. Diese Heteroge-
Jungen in der Primarstufe.                        hang zwischen Leistungen und Geschlechter-
                                                                                                                                                                                                                                                             nität gilt es einerseits aufzugreifen und die
                                                  verhältnis lassen zumindest erahnen, welche
                                                                                                                                                                                                                                                             Kinder individuell zu fördern und sie gleichzei-
   Dieses Verhältnis war früher einmal anders.    Fragen in Zukunft interessant werden könn-
                                                                                                                                                                                                                                                             tig zu einer Lern- gruppe zusammenzuführen.
Waren in den 60er-Jahren noch ca. 60 % der        ten: Die Berliner ELEMENT-Studie und eine
damaligen Grund- und Hauptschullehrer             Studie unter Berücksichtigung der Daten der                                                                                                                                                                  An der Universität Bremen und auch in
männlich, änderte sich dieses Verhältnis stark,   IGLU-Studie. In beiden Studien wurde die                                                                                                                                                                   anderen Bundesländern existieren ähnliche
bis in den 90er-Jahren nur noch 40 % Männer       kognitive Entwicklung der Kinder untersucht,                                                                                                                                                               Projekte. So setzt man in Bremen auch auf ein
an den Grundschulen vertreten waren. Mitt-        nicht die allgemein psychologische Entwick-                                                                                                                                                                Kooperationsprojekt zwischen Hochschule
lerweile gibt es Bundesländer, in denen der       lung. Die Ergebnisse lesen sich wie folgt: Mäd-                                                                                                                                                            und Land: ‚Männer in die Grundschule‘.
Anteil nahe an den 10 % kratzt, z. B. Bremen.     chen zeigen ein besseres Leseverständnis,
Der Anteil männlicher Erzieher in Kindergär-      wenn an der Schule insgesamt mehr Lehrerin-                                                                                                                                                                Männerquote in der Grundschule – Warum
ten, eine ähnlich weibliche Berufsdomäne, be-     nen waren. Im Fach Mathematik hatten Jun-                                                                                                                                                                  nicht?
wegt sich bundesweit übrigens zwischen 3 %        gen etwas bessere Noten, wenn an der Schule                                                                                                                                                                   Im öffentlichen Dienst gilt in Deutschland
und 5 %.                                          mehr Lehrer unterrichteten. Zurecht wird                                                                                                                                                                   eine relative Quotenregelung. In Bereichen, in
                                                  jedoch an der ELEMENT-Studie kritisiert, dass                                                                                                                                                              denen Frauen unterrepräsentiert sind, wer-
   Doch: ist die Tatsache, dass in der Grund-     nicht genau erhoben wurde, welches Kind                                                                                                                                                                    den bei gleicher Qualifikation Frauen bevor-
schule überwiegend Frauen unterrichten,           nun genau wie lange von einem Lehrer oder                                                                                                                                                                  zugt bis eine bestimmte Frauenquote erreicht
eine Ursache für vermeintliche Benachteili-       einer Lehrerin unterrichtet wurde. Auch die                                                                                                                                                                ist. Diese dient dazu die tatsächliche Benach-
gung von Jungen im Schulsystem, vor allem in      auf den IGLU-Daten von 2010 basierende Stu-                                                                                                                                                                teiligung von Frauen, insbesondere auch in
der Grundschule? Sind die im Vergleich            die erlaubt nicht den Schluss, dass Jungen                                                                                                                                                                 Führungspositionen zu beseitigen. Das Einhal-
schlechteren Leistungen von Jungen, z. B. im      oder Mädchen bessere Leistungen zeigen und                                                                                                                                                                 ten einer Quote bei Einstellungsverfahren
Lesen insgesamt so einfach zu erklären? Kön-      bessere Noten haben, wenn sie von einer                                                                                                                                                                    birgt Probleme, dennoch könnte eine vorü-
nen Lehrerinnen vielleicht schlechter mit         Lehrkraft des gleichen Geschlechts unterrich-                                                                                                                                                              bergehende Männerquote bei der Einstellung
typisch männlichem Verhalten umgehen,             tet werden.                                                                                                                                                                                                von Grundschullehrern zur Folge haben, dass
geben sie den Jungen in den Klassen zu wenig                                                                                                                                                                                                                 Lehrer in der Grundschule häufiger anzutref-
Orientierung? Taugen Frauen in jeder Bezie-                                                                                                                                                                                                                  fen sind. Das Erreichen einer Männerquote
hung als Rollenvorbilder für Jungen und Mäd-      Männer in der Grundschule                          und sahen nur den Fachlehrer als echten Leh-          Das Vorhandensein der gesamten Band-           Männer in die Grundschule                          scheitert jedoch derzeit an einem Mangel an
chen? Und über allem steht die Frage, warum          Die wenigen Männer, die an den Grund-           rer und in der Mehrheit als anzustrebenden         breite unterschiedlicher männlicher (und             Verschiedene Kampagnen in mehreren              qualifizierten Bewerbern, sowohl weiblichen
sich immer noch so wenige Männer dafür ent-       schulen tätig sind, befinden sich in der Positi-   Beruf.                                             weiblicher) Lehrpersönlichkeiten befördert        Bundesländern haben es zum Ziel, junge Män-        als auch männlichen. Motivationskampagnen
scheiden, Grundschullehrer zu werden?             on von Exoten, die nicht zuletzt durch den                                                            den Abbau geschlechtsstereotyper Zuschrei-        ner (wieder) für den Beruf des Grundschulleh-      und die Schaffung attraktiverer Arbeitsbedin-
                                                  öffentlichen Diskurs, aber auch durch                 Grundschullehrer geben den Kindern sicher       bungen. Dies wiederum ermöglicht den Schü-        rers zu interessieren. An der Universität Ham-     gungen, vor allem eine entsprechende Entloh-
   Die Forschungslage zum Zusammenhang            geschlechtsspezifische Zuschreibungen von          andere Anreize als Lehrerinnen. Grundschul-        lerinnen und Schülern an den Grundschulen,        burg gibt es z. B. dazu das Projekt »MäGs –        nung für den Beruf des Grundschullehrers
zwischen dem Männeranteil in den Grund-           Schulleiterinnen und Schulleitern, Kolleginnen     kinder sollten erleben dürfen, dass sowohl         ihr eigenes Verhaltensrepertoire zu erweitern     Männer und Grundschule«, das sich mit der          sind deshalb das Gebot der Stunde, um hier
schulen und einer Benachteiligung von Jun-        und Kollegen, Eltern und nicht zuletzt von         Männer wie Frauen sich um die Sorgen und           und ihre Interessen auch unabhängig von tra-      Frage beschäftigt, warum nur wenige junge          eine Änderung herbeizuführen. Traurig
gen ist nicht üppig. Direkte Korrelationen sind   Schülerinnen und Schülern einem Druck aus-         Nöte und um Lernen von Kindern kümmern             ditionellen Männlichkeits- und Weiblichkeits-     Männer das Grundschullehramt für sich in           genug, dass diese Forderungen erst in der
schwierig zu verorten und auch angesichts der     gesetzt sind, der die alltäglichen Interaktionen   können und kümmern, denn das Vorbild wirkt         bildern zu erkunden. Bei dem derzeit geringen     Betracht ziehen. Die Antwort darauf findet         Öffentlichkeit diskutiert werden, wenn es gilt,
komplexen Situation unwahrscheinlich. Mäd-        in der Schule prägt und bestimmt. Männer           nachhaltig auf Söhne und Töchter. Oft fehlt es     Männeranteil spiegelt sich das Verhältnis der     sich oftmals in den oben angesprochenen fal-       mehr Männer für den Beruf zu begeistern.
chen hatten in der Vergangenheit und haben        stehen in der Grundschule – wenn sie denn          den Jungen aber auch den Mädchen in den            Geschlechter innerhalb der Schülerschaft in       schen Vorstellungen und fehlenden Informa-
immer noch tatsächlich die besseren Noten.        vorhanden sind – unter einer besonderen            Familien an alltäglichen umfangreichen vor-        den Grundschulkollegien nicht wider. Zur          tionen über die Aufgaben und Anforderungen            Eine andere Möglichkeit könnte in der
Heute haben sie im Gegensatz zu früher auch       Beobachtung durch die Eltern und Schüler,          bildhaften Beziehungen mit Männern. Die            Identitätsbildung förderlich sind jedoch unter-   in diesem Beruf.                                   Schulung von Quereinsteigern aus anderen
höhere Bildungsabschlüsse. Ob diese auf Kos-      auch aufgrund ihres Sonderstatus.                  Kinder, die nur mit einem Elternteil aufwach-      schiedliche Rollenangebote durch Lehrerin-                                                           Lehrämtern liegen. Allerdings sind auch dort
ten der Jungen gehen, ist jedoch eher frag-                                                          sen, wachsen fast immer mit der Mutter auf.        nen sowie durch Lehrer.                             ›Weiblich‹ und ›fachlich eher wenig              die Anteile der Frauen am sinken. Am Gymna-
würdig. Auch ist unklar, ob die Dominanz der         Die Vorbildfunktion, die durch die einseiti-    Auch in vollständigen Familien ist die Zeit, die                                                     anspruchsvoll‹ – solch problematische und          sium ist das Verhältnis noch ausgeglichen,
Frauen in den Grundschulen eine Wirkung           ge geschlechtliche Ausrichtung des Berufsbil-      junge Kinder mit ihren Vätern verbringen,             Es ist davon auszugehen, dass ein höherer      auch abwertende Darstellungen des Grund-           während es sich z. B. an den Gemeinschafts-
hinsichtlich der Schülerleistungen im Allge-      des eingenommen wird, prägt das Bild von           durchschnittlich immer noch eher gering, weil      Männeranteil die in den letzten Wochen dis-       schullehramts finden sich, leider sogar in eini-   schulen in den letzten Jahren in eine ähnliche
meinen, aber auch hinsichtlich des Verhaltens     der Rolle der Frau als fürsorgliche Kindererzie-   Väter in den meisten Fällen mehr arbeiten als      kutierte bessere Bezahlung von Grundschul-        gen Berufsinformationsmaterialien und wer-         Richtung wie an den Grundschulen bewegt. n
einzelner verursacht. Sicherlich sind einige      herin. Männliche Abiturienten bezeichneten         Mütter. Mittlerweile weiß man, dass sich Kin-      lehrerinnen und -lehrern erheblich positiv        den daraus weiterverbreitet. Als Ausgangs-
der Problemlagen von Jungen in den Schulen        in einer Studie aus dem Jahr 2010 mehrheit-        der ihre (Ersatz-)Rollenvorbilder auch aus den     beschleunigt hätte.                               punkt in Veranstaltungen an Schulen und              Petra Siderowski
durch mehrere Faktoren zu erklären. Neuere        lich das Grundschullehramt als ‚unmännlich‘        Medien beschaffen.                                                                                   Hochschulen, wie Tage der offenen Tür oder             Foto: de.123rf.com/©olegdudko

EuWiS 03/2019 | 8                                                                                                                                                                                                                                                                          EuWiS 03/2019 | 9
Bildu g. Weiter de ke ! - MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG - GEW Saarland
JUGENDHILFE & SOZIALE ARBEIT                                                                                                                                                                                                           JUGENDHILFE & SOZIALE ARBEIT

Wege aus der prekären Beschäftigung                                                                                                                      weg. Das ist der eigentliche Skandal, denn das
                                                                                                                                                         ganze Betreuungssystem fußt auf der Verfüg-
                                                                                                                                                         barkeit von Personen mit geringer Qualifizie-
                                                                                                                                                                                                          Bündelung der Hilfebedarfe und den Einsatz
                                                                                                                                                                                                          von einer Person für mehrere Schüler*innen.
                                                                                                                                                                                                          Damit können Vertretungseinsätze besser
                                                                                                                                                                                                                                                          damit könnten auch die an den Modellver-
                                                                                                                                                                                                                                                          such gebundenen Befristungen ggf. aufgeho-
                                                                                                                                                                                                                                                          ben werden.
Wer ist eigentlich verantwortlich für die schwierige Beschäftigungssituation der Eingliederungshelfer*innen?                                             rung, damit diese auch weiterhin schlecht        organisiert werden, die einzelnen Kräfte sind

   Bereits in der Oktoberausgabe haben wir         welche Beeinträchtigungen vorliegen. Ur-                                                                                                                                                               Ein Schritt in die richtige Richtung.
mit einem Interview auf die problematische         sprünglich als eine rein pflegerische Hilfe,                                                                                                                                                              Angebote zur Weiterqualifizierung sind
Situation der Eingliederungshelfer*innen           oder zur Unterstützung bei alltäglichen Ver-                                                                                                                                                           indessen noch Mangelware. Hier sind auch
oder auch Schulassistenten aufmerksam ge-          richtungen bzw. zur Mobilitätsunterstützung                                                                                                                                                            die einzelnen Entscheidungsträger gefordert,
macht: Keine Bezahlung, wenn das zu betreu-        für behinderte Schüler und Schülerinnen ge-                                                                                                                                                            die beschäftigten Helfer, die eine Qualifizie-
ende Kind krank ist, z. T. kein Lohn in den gro-   dacht, finden wir mittlerweile 40 % der im                                                                                                                                                             rung wollen, z. B. bei einer parallelen Erzie-
ßen Ferien und ein Status an den einzelnen         Saarland tätigen Schulassistent*innenen an                                                                                                                                                             her*innenausbildung, wie sie ja berufsbeglei-
Schulen, der einer geregelten Erwerbssituati-      der Seite von Kindern und Jugendlichen mit so-                                                                                                                                                         tend angeboten wird, zu unterstützen. Es gibt
on nur entfernt nachekommt. Das alles unter        zial-emotionalen Beeinträchtigungen. Gebun-                                                                                                                                                            auch erste Curricula (bzw. auch Entwürfe ) zu
dem Dach einer öffentlichen Institution und        den an das Kind werden Zahlungen erst dann                                                                                                                                                             einer Grundqualifikation, wie bei den Beschäf-
finanziert durch Steuergelder.                     fällig, wenn das Kind auch tatsächlich betreut                                                                                                                                                         tigten in der FGTS. Perspektiven müssen
                                                   wird. Die Finanzierung ist also auf die Person                                                                                                                                                         geschaffen werden, um aus der Spirale der
   Doch was steckt eigentlich dahinter, wer        und auf den Einzelfall bezogen. Schulassis-                                                                                                                                                            Deprofessionalisierung und der damit einher-
bezahlt und wer ist Ansprechpartner für die        tent*innen sind somit eng an den jeweiligen                                                                                                                                                            gehenden Dumpinglöhne herauszukommen.
Schulassistenten? Die wichtigste Frage aber:       Schüler bzw. die Schülerin gebunden.
Wer verantwortet die schlechten Arbeitsbe-                                                                                                                                                                                                                   Bedauerlicherweise gibt es aus der Politik
dingungen und warum sind diese so, wie sie            Die Träger, wie Miteinander Leben Lernen                                                                                                                                                            keine deutlichen Signale hier für langfristige
sind? Gibt es Wege aus dieser Situation und        (MLL) oder unterschiedliche Verbände der                                                                                                                                                               Veränderungen zu sorgen. Es scheint so, als
wie versuchen Träger, Möglichkeiten zu fin-        Lebenshilfe können die Schulassistent*innen                                                                                                                                                            würde man die Augen vor den Folgen einer
den?                                               also gar nicht anders als prekär beschäftigen,                                                                                                                                                         solchen Entwicklung verschließen. So nutzt
                                                   weil die notwendigen Mittel für eine Beschäf-                                                                                                                                                          der Ruf nach einer besseren Bildung und die
   Seit Jahren ist im Saarland eine schleichen-    tigung im regulären Betrieb nicht von den                                                                                                                                                              Unterstützung multiprofessioneller Teams nur
de, mittlerweile nicht mehr zu verleugnende,       finanzierenden Institutionen zur Verfügung                                                                                                                                                             etwas, wenn auch dementsprechend für die
Deprofessionalisierung im pädagogischen            gestellt werden. Seit Jahren monieren zudem                                                                                                                                                            Beschäftigten gehandelt wird. Dass diese
Bereich zu beobachten. Durch den Abbau             Verbände und Gewerkschaften, dass die ge-                                                                                                                                                              nicht im Fokus der bisherigen Landesregie-
zahlreicher Institutionen der Jugendhilfe (the-    zahlten Sätze viel zu niedrig sind, um eine ech-                                                                                                                                                       rung stehen, darf angesichts der Zustände im
rapeutische Schülerhilfen, Tagesgruppen,           te Hilfe gemäß den gestiegenen Anforderun-                                                                                                                                                             saarländischen Bildungssystem vermutet wer-
Horte), die insbesondere Kindern mit sozial-       gen der vergangenen Jahre zu finanzieren. Die                                                                                                                                                          den. Darüber hinaus sind auch die sozialen
emotionalen Problemlagen eine konstante            Bindung an die tatsächlich vorhandene Zeit,                                                                                                                                                            und emotionalen Aspekte der unsicheren
und durch Fachkräfte mit pädagogischer Aus-        die das zu betreuende Kind in der Schule ver-                                                                                                                                                          Beschäftigungsmodelle beklagenswert. Gera-
bildung durchgeführte Betreuung, Unterstüt-        bringt, und keine (ausreichende) Pauschale,                                                                                                                                                            de das Herstellen von Beziehungskontinuität
zung und Hilfe anbieten konnten und der            die jeweils für ein Kind jeweils bezahlt wird,                                                                                                                                                         durch langfristige Zuordnungen festangestell-
parallelen Etablierung der FGTS, deren Arbeit      führt zu den beklagten Beschäftigungsmodel-                                                                                                                                                            ter Kräfte und eine damit verbundene Plan-
sowohl in der Professionalisierung als auch im     len. Würden z. B. auf der Grundlage einer fun-                                                                                                                                                         barkeit würde auch den betreuten Kindern
Personalschlüssel nicht mit den etablierten        dierten Bedarfsermittlung, die sowohl die in-                                                                                                                                                          und Jugendlichen zugute kommen.
Jugendhilfeangeboten vergleichbar ist, wurde       dividuellen Unterstützungsbedarfe der Schü-
die Qualität der Betreuung unter dem Spar-         ler*innen als auch die Situation im schuli-                                                                                                                                                               Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack, wenn
diktat der Landesregierung aber auch der           schen Umfeld berücksichtigen, angemessene                                                                                                                                                              die öffentliche Hand Steuergelder dazu ver-
kommunalen Träger und Geldgeber über Jah-          Pauschalen über den gesamten Betreuungs-           zu multiprofessionellen Teams könnte, wenn         bezahlt werden können und keine Möglichkei-      nicht mehr an die Betreuung eines Kindes        wendet, Beschäftigte bewusst im Niedriglohn-
re hinweg systematisch abgebaut.                   zeitraum gezahlt werden, könnten einige der        sie ehrlich geführt wird, eine Chance sein,        ten haben, sich in anderen Arbeitsfeldern zu     gebunden, sondern Teil des Pools, die dann im   sektor zu erhalten, um damit ureigene Aufga-
                                                   prekär Beschäftigten in reguläre Arbeitsver-       auch angelernte Assistent*innen in die Teams       bewähren.                                        günstigsten Fall auch dauerhaft angestellt      ben zu erfüllen. n
   Effekt dieser Entwicklung ist eine Verlage-     hältnisse überwechseln.                            mit aufzunehmen und z. B. mit pflegerischen                                                         werden könnten. Dieses Modell sagt jedoch
rung der Tätigkeiten auf andere Institutionen                                                         und unterstützenden Tätigkeiten zu betrauen.          Doch welche anderen Möglichkeiten gibt        noch nichts aus zur Höhe der Entlohnung,
und eine Verschiebung weg von der pädagogi-           Dabei wird den Schulassistenten einiges                                                            es, eine Betreuung beeinträchtigter Kinder       macht auch keine Angaben über eine gefor-
schen Arbeit auch hin zu einem System von          zugemutet. Auch wenn sie prinzipiell nicht für        Viele der im Bereich Eingliederungshelfer*in-   und Jugendlicher in der Schule sicherzustel-     derte Qualifikation, sichert aber zumindest
Helferinnen und Helfern, die angesichts der        den pädagogischen Bereich zuständig sind,          nen arbeitenden Kräfte würden sich gerne           len, ohne dabei solche Beschäftigungssitua-      eine lückenlose Bezahlung über einen
Anforderungen, die im professionellen              wird Ihnen implizit eine Reihe von pädagogi-       weiterqualifizieren, bzw. mehr Tätigkeiten         tionen im Bildungsbereich zu schaffen? Es        bestimmten definierten Zeitraum ab.
Umfeld Schule an sie gestellt werden, aber         schen Aufgaben aufgebürdet. Viele Lehrerin-        übernehmen. Jedoch ist ab einem bestimm-           bleibt zunächst immer wieder der Ruf nach
auch in Bezug auf die Möglichkeiten, die sie       nen und Lehrer sehen die Schulassistenten oft      ten Tätigkeitsspektrum der Nachweis qualifi-       einer Veränderung der gesetzlichen Rahmen-         Im Regionalverband Saarbrücken wird seit
haben, kapitulieren müssten, aber dennoch          in der Verantwortung für ein ‚funktionieren-       zierter Berufsausbildungen bzw. Studiengänge       bedingungen.                                     zwei Jahren ein Infrastrukturmodell erprobt,
unter höchst prekären Bedingungen versu-           des‘ Kind, welches den Unterricht der ande-        notwendig. Auch daraus ergeben sich in den                                                          welches einzelnen Schulen ein bestimmtes
chen, das Beste für die ihnen anvertrauten         ren nicht allzu sehr beeinträchtigt. Schulab-      letzten Jahren neue Fragen hinsichtlich der          Andere Strukturveränderungen wiederum          Budget zur Verfügung stellt, durch das eine
Kinder und Jugendlichen zu leisten.                hängig ist auch die Integration im Schulteam       Verantwortung gegenüber den unter schlech-         werden bereits erprobt und versprechen           Anzahl von Helfern*innen bezahlt werden                                            Matthias Römer
                                                   nicht immer optimal; vor dem Hintergrund im        ten Bedingungen Beschäftigten. Doch die            zumindest teilweise Verbesserungen, aller-       kann, die allen zur Verfügung stehen, quasi
   Eingliederungshelfer*innen, oder auch Schul-    Schulgeschehen zu den Mitarbeitern zu gehö-        Finanziers, dazu zählt zuletzt auch das Sozial-    dings immer noch auf niedrigem Niveau. Das       auch eine Poollösung. Dieses führt dazu, dass    Foto: GEW-Archiv/©Christian von Polentz/transitfoto.de
assistent*innen, werden entweder über das          ren, deren fachspezifische Qualifikation am        ministerium, sind gar nicht an einer Weiter-       sog. „Poolen“ der Hilfen (auch im Bundesteil-    reguläre Beschäftigungsverhältnisse entste-
Landesamt für Soziales oder über die zustän-       geringsten ist und die genau das auch immer        qualifikation der Betroffenen interessiert,        habegesetz (BTHG) als eine Form der Schulin-     hen können. Die Verstetigung des Modells ist
digen Jugendämter finanziert, je nachdem           wieder zu spüren bekommen. Die Diskussion          bricht ihnen dann doch die billige Arbeitskraft    tegrationshilfe vorgesehen) ermöglicht die       für das Schuljahr 2019/2020 vorgesehen,

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Bildu g. Weiter de ke ! - MÄNNER IN DER FRÜHEN BILDUNG - GEW Saarland
HOCHSCHULE                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         SCHULE

Was kann Forschung zu gutem                                                                                                                                                                   Fataler Fehlschluss
Unterricht beitragen?                                                                                                                                                                            Intelligenz sei hochgradig vererbt, be-
                                                                                                                                                                                              haupten Forscher immer wieder, Kinder und
                                                                                                                                                                                              Eltern müssten sich damit abfinden. Doch
   Ob Selbstreguliertes Lernen, Forschendes                                                                                                                                                   tatsächlich haben die Gene kaum einen Ef-
Lernen oder digitale Lernumgebungen: Wenn                                                                                                                                                     fekt – es kommt auf die richtige Förderung
Lehrerinnen und Lehrer ihren Unterricht zeit-                                                                                                                                                 an.
gemäß und effektiv gestalten möchten, müs-
sen sie immer wieder entscheiden, welcher                                                                                                                                                        Manchmal macht ein einziges Wort einen
Ansatz wann sinnvoll ist. Meist greifen sie                                                                                                                                                   großen Unterschied. Carol Dweck, eine der
dabei auf persönliche Erfahrungen oder ihre                                                                                                                                                   weltweit führenden Forscherinnen auf dem
Intuition zurück oder finden Unterstützung in                                                                                                                                                 Gebiet der Lernmotivation, erzählt dazu auf
der Fachliteratur, bei Fortbildungen, im Inter-                                                                                                                                               Vorträgen gerne von einer Schule in Chicago,
net oder bei Kolleginnen und Kollegen.                                                                                                                                                        auf der Schüler nach einer schlechten Leis-
                                                                                                                                                                                              tung anstatt der Note „nicht bestanden“ die
   Zu vielen ganz konkreten Fragen des Unter-
                                                                                                                                                                                              Note „noch nicht bestanden“ bekommen. Ein
richts liefert auch die Bildungsforschung
                                                                                                                                                                                              minimaler Unterschied, mit großer Wirkung.
längst hilfreiche Antworten. Indem Wissen-
                                                                                                                                                                                              Das „noch“ transportiert nämlich etwas, das
schaftlerinnen und Wissenschaftlerinnen de-
                                                                                                                                                                                              sich in zahlreichen Studien mit Hunderttau-
tailliert untersuchen, unter welchen Bedin-
                                                                                                                                                                                              senden von Schülern als einer der zentralen
gungen Unterricht effektiv sein kann – zum
                                                                                                                                                                                              Motoren für Lernen und Leistung erwiesen
Beispiel in welcher Altersgruppe und mit wel-
                                                   Zu diesen Themen bereitet das Clearing House Unterricht aktuelle Forschungsbefunde auf.                                                    hat: die Überzeugung, dass jeder prinzipiell zu
cher Unterstützung der Lehrkraft Schülerin-
                                                                                                                                                                                              guten Leistungen fähig ist, weil Intelligenz
nen und Schüler besser forschend lernen – ,
                                                      Auf der kostenfreien Plattform www.clea-                                   Die Plattform wird kontinuierlich um neue                    nichts Angeborenes oder Festes ist, sondern
liefern sie gleichzeitig wichtige Impulse, wie
                                                   ringhouse-unterricht.de (https://www.clea-                                 Kurzreviews ergänzt. Das Team des Clearing                      vielmehrerst durch bestimmte Lernerfahrun-
Lehrkräfte auf dieser Basis Unterricht gestal-
                                                   ringhouse.edu.tum.de) fasst das Clearing                                   House Unterricht arbeitet derzeit an weiteren                   gen entsteht. Und diese kann man durch bes-
ten können.
                                                   House Unterricht diese einschlägigen Metaa-                                begleitenden Materialien und Fortbildungs-                      sere Lernstrategien, mehr Anstrengung oder
   Doch dieses Wissen kommt in der Praxis          nalysen auf deutsch und innerhalb von weni-                                formaten. n                                                     besseren Unterricht erreichen.
kaum an. Lehrkräfte haben in der Regel weder       gen Seiten zusammen, berichtet die zentralen
die zeitlichen Ressourcen noch die Expertise,      Ergebnisse und schätzt die Studie nach me-                                                                                                    Schlägt man aktuell eine Zeitung auf, findet
aktuelle Forschung zu finden, zu verstehen und     thodischen und wissenschaftlichen Kriterien                                                                                                man immer wieder Beiträge von Wissen-
einzuordnen – zumal die Publikationen meis-        ein. Ein kurzer Ausblick für die Unterrichtspra-                                                                                           schaftlern, in denen die gegenteilige Überzeu-
tens kostenpflichtig sind. Mit dem Clearing        xis und eine Einzelstudie, die eine Interventi-                                                                                            gung verbreitet wird – dass Intelligenz hoch-     bar zeigen, dass die Intelligenz zu mindestens       unterschiedliche Umwelteinflüsse erzeugt
House Unterricht kann sich das nun ändern.         on exemplarisch darstellt, runden das soge-                                                                     Annika                     gradig vererbt sei. Aus diesem angeblichen        50 Prozent und im Erwachsenenalter sogar bis         wird. Je unterschiedlicher die Gene und die
Clearing Houses haben sich in verschiedenen        nannte Kurzreview ab.                                                                                           Schneeweiss                Einfluss der Gene werden bildungsbezogene         zu 70 Prozent oder mehr vererbt sei. Ein             jeweilige Umwelt sind, umso breiter die Streu-
Disziplinen, besonders in der Medizin, etab-                                                                                                                       Editorial Managerin im     Schlüsse gezogen: „Das Verständnis, dass die      genauerer Blick hinter diese Studien eröffnet        ung. Durch den Vergleich bestimmter Perso-
                                                                                                                                                                   Projekt Clearing House
liert, um den aktuellen Forschungsstand the-          Das Angebot richtet sich in erster Linie an                                                                  Unterricht zuständig für   DNA den wichtigsten Einfluss auf den Bil-         allerdings eine Welt, in der nichts so ist, wie es   nengruppen versucht man dann darauf zu
menbezogen zu ordnen, verständlich zusam-          Lehrerbildner aller Phasen: Mithilfe der Platt-                                                                 die Redaktion und Dis-     dungserfolg hat, kann Eltern helfen, die          zunächst scheint, und in der sich offenbar           schließen, welchen Anteil die Gene an der
                                                                                                                                                                   semination der Clearing
menzufassen und anhand festgelegter Krite-         form und dem Newsletter können sie sich re-                                                                     House-Produkte
                                                                                                                                                                                              Schwierigkeiten ihres Kindes zu akzeptieren“,     selbst Fachexperten verirren. Der Begriff der        Streuung haben. Etwa bei gemeinsam aufge-
rien die Qualität relevanter Forschungsbefun-      gelmäßig und unkompliziert über die aktuell                                                                                                schrieb der Genforscher Robert Plomin             „Erblichkeit“ ist in dieser Welt sehr eigentüm-      wachsenen Zwillingen: Streuen die IQ-Werte
de zu beurteilen. Das Clearing House Unter-        beste Forschung informieren. Die Kurzreviews                                     Info zum Clearing House Unterricht: Das Clearing Hou-     Anfang Oktober in der Zeit. 2015 behauptete       lich definiert, ohne dass dies bei der Interpre-     der Eineiigen weniger als die der Zweieiigen,
                                                                                                                                    se Unterricht wurde2015 an der TU München
richt ist das erste seiner Art für die Bildungs-   eignen sich zudem als Arbeitsmaterial oder Dis-                                  gegründet und wird im Rahmen der Qualitätsoffensive      er dort sogar: „zehn Prozent sind das, was        tation der Ergebnisse beachtet und in der            schließt man, das beruhe auf den Genen, weil
wissenschaften, mit Schwerpunkt auf die            kussionsgrundlage in der Aus- und Fortbildung                                    Lehrerbildung vom Ministerium für Bildung und For-       Lehrer aus einem Kind herausholen können“.        Kommunikation nach außen kenntlich                   die Umwelt pro Zwillingspaar ja gleich war.
MINT-Fächer der Sekundarstufe. Dabei konzen-       von Lehrkräften und können auch als Podcast                                      schung gefördert. Ziel des Projekts ist es, die aktuell   Und die Intelligenzforscherin Elsbeth Stern       gemacht wird. Um es vorweg zu nehmen: Der            Fällt die Streuung zum Beispiel um 25 Prozent
                                                                                                                                    beste und verfügbare wissenschaftliche Evidenz zu
trieren sich die Mitarbeiter auf sogenannte        angehört werden. Mit diesem Service für die                                      Themen des MINT-Unterrichts für die Lehrerbildung        schrieb unlängst in der Zeitschrift Forschung     Blick hinter diese Studien zeigt genau das           geringer aus, wird daraus errechnet, dass 50
Metaanalysen. Diese haben den Vorteil, dass        Lehrerbildung baut das Clearing House Unter-                                     aufzubereiten. www.clearinghouse-unterricht.de            und Lehre: „Ich halte sehr viele Vorträge vor     Gegenteil – dass Gene in Wirklichkeit bei der        Prozent der Streuung genetisch bedingt sind.
sie alle verfügbaren und hochwertigen Studien      richt eine erste wichtige Brücke, um den Gra-                                    Foto: Astrid Eckert / TU München
                                                                                                                                                                                              Lehrern und Lehrerinnen, und die akzeptieren      Intelligenz kaum eine Rolle spielen.                 (Da sich zweieiige Zwillinge die Hälfte ihres
zu einer bestimmten Fragestellung bündeln          ben zwischen Bildungsforschung und Unter-                                                                                                  inzwischen, dass angeborene Intelligenzun-                                                             Genmaterials teilen, wird zur Abschätzung der
und deshalb relativ belastbar sind.                richtshandeln von Lehrkräften zu schließen.                                                                                                terschiede existieren“.                              Diese sogenannten populationsgeneti-              Geneffekte der Wert verdoppelt.)
                                                                                                                                                                                                                                                schen Studien halten diverse Überraschungen
                                                                                                                                                                                                 Solche Sätze haben eine fatale Wirkung auf     bereit. Eine erste ist: Die Studien untersuchen         Worauf also fußt eine solche angebliche
                                                                                                                                                                                              Schüler, Eltern und Lehrkräfte. Demnach           gar nicht, ob bestimmte Gene die Intelligenz         „Erblichkeit“ von 50 Prozent? Sie stützt sich

                           Die                                                                          Aktiv werden
                                                                                                                                                                                              wären schlechte Leistungen naturgegeben
                                                                                                                                                                                              und müssten hingenommen werden. Anstatt
                                                                                                                                                                                              zu versuchen etwas zu lernen, sollten die
                                                                                                                                                                                                                                                verringern oder erhöhen. Das wird erst in jün-
                                                                                                                                                                                                                                                gerer Zeit erforscht – mit ganz anderen Ergeb-
                                                                                                                                                                                                                                                nissen, wie wir noch sehen werden. Stattdes-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     auf nichts weiter als auf die Streuung von
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Intelligenzwerten in Gruppen. Schlussfolge-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     rungen über den Einfluss von Genen auf die
         Bildungsgewerkschaft                                                                                                                                                                 betroffenen Kinder dann besser lernen, mit        sen ermitteln die Studien, wie stark in einer        Intelligenz von Individuen, beispielsweise von

                     empfiehlt                                                                          gegen Nazis                                                                           ihrer Dummheit gut zu leben.

                                                                                                                                                                                                In den entsprechenden Beiträgen wird auf
                                                                                                                                                                                              umfangreiche Studien verwiesen, die schein-
                                                                                                                                                                                                                                                Gruppe die IQ-Werte von Individuen um den
                                                                                                                                                                                                                                                Mittelwert der Gruppe streuen – egal wo die-
                                                                                                                                                                                                                                                ser Mittelwert liegt. Die Annahme ist, dass die
                                                                                                                                                                                                                                                Streuung durch genetische Unterschiede und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Schülern, oder auf die durchschnittliche Intel-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     ligenz einer Gruppe, lassen sich daraus grund-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     sätzlich nicht ziehen. Eben das ist aber der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Aspekt, der Eltern, Lehrer oder Bildungsfor-

EuWiS 03/2019 | 12                                                                                                                                                                                                                                                                                                            EuWiS 03/2019 | 13
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