Nachfolge Die Krönung des Lebenswerks - KMU-HSG Startseite

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Magazin der Credit Suisse | April/Mai 2009

                                              Nachfolge
                                               Die Krönung des Lebenswerks

                                                   Studie Trends in der Nachfolgelandschaft | Seite 9 Unternehmer erzählen Walter A. Brunner, Hansjörg
                                             Seite 4
                                             Zimmerli, Edi Schiess | Seite 12 Beratung Alleingang ist nicht sinnvoll | Seite 16 Private Finanzplanung Versäumnisse
                                             rächen sich | Seite 18 Emotionen Interview mit Arist von Schlippe | Seite 19 Der erste Schritt Die Checkliste
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Edi Schiess ist 1992 aus dem Familienunternehmen in Lichten-                          vor, weil der Unternehmer richtigerweise weniger Druck auf seinen
steig ausgeschieden und hat in Ebnat-Kappel mit der Alex Neher AG                     Sohn oder seine Tochter ausübt. Eine familieninterne Nachfolge
ein Unternehmen übernommen, das die Nachfolgefrage extern                             zu erzwingen, wenn die Nachfolger dies im Innersten nicht wünschen
 lösen musste. Sein Sohn Samuel arbeitete nach der Fachausbildung                     oder nicht über die nötigen Fähigkeiten verfügen, macht keinen
 fünf Jahre im Grosskonzern Bühler in Uzwil und ist nun vor kur-                      Sinn. Die Nachfolge-Studie der Universität St. Gallen zeigt nun, dass
zem ins Familienunternehmen eingestiegen, um beim Aufbau eines                        sich diese ­E rkenntnis immer mehr durchsetzt. Es gilt, die beste
­neuen, zukunftsträchtigen Bereichs mitzuhelfen und die Firma                         ­L ösung für das Unternehmen zu suchen – die gleichzeitig auch die
schrittweise zu übernehmen ( siehe Seite 11). Eine solche fami­lien­                  beste für die Familie ist. schi
interne Nachfolge ist ein Idealfall, kommt heute aber immer ­seltener

Impressum   Herausgeber Credit Suisse, Postfach 2, 8070 Zürich Redaktion Michael Krobath, Andreas Schiendorfer Mitarbeit Simon Bühler, Michael Guye, Reto Fehr
Marketing Frank Mitteldorf und Annabelle von Trott zu Solz ( Projektleitung), Veronica Zimnic (Bulletin) Gestaltung Arnold. Inhalt und Form AG, Stäfa. Monika Häfliger,
Petra Siegenthaler, Petra Feusi (Projekt­m anagement) Druck NZZ Fretz AG, Schlieren Übersetzungen Credit Suisse Language Ser vices Korrektorat ­Claudia Marolf
(notabene) Fotografen ­Cover, S. 2, S. 9 –15, Martin Stollenwerk; S. 3, S. 16, S. 18, Credit Suisse Internet www.credit-suisse.com /nachfolge
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Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge |   3

 Barend Fruithof                             Urs Dickenmann
 Leiter Corporate & Institutional Clients    Leiter UHNWI Segment Management,
 der Credit Suisse                           Private Banking Switzerland

Nachfolge für Unternehmer – Vertrauen ist die Basis
jeder erfolgreichen Beratung
Die Regelung der Unternehmensnachfolge ist für die Schweizer Volkswirtschaft von
zentraler Bedeutung. Die Credit Suisse setzt sich deshalb seit mehreren Jahren mit
Engagement für erfolgreiche Nachfolgeregelungen ein. Sie hat einen massgeschnei-
derten Beratungsprozess entwickelt, insgesamt 27 Spezialistenteams für Nachfolge-
regelungen in der ganzen Schweiz eingesetzt und führt in Zusammenarbeit mit den
Universitäten St. Gallen und Lausanne entsprechende Schulungen durch.

Darüber hinaus hat die Credit Suisse verschiedene Publikationen zu diesem Thema
herausgegeben. Die Broschüre «Nachfolgemanagement in KMU – eine praxisorien-
tierte Wegleitung» erfreut sich nach wie vor eines grossen Interesses.

Um den Beratungsprozess optimieren zu können, hat die Credit Suisse das Center
for Family Business der Universität St. Gallen beauftragt, eine breit abgestützte
Studie über die Nachfolgelandschaft Schweiz zu erstellen. Die Resultate liegen seit
wenigen Wochen vor, und die Studie kann mit unserem Bestelltalon gratis angefor-
dert werden. Auch dieses Magazin befasst sich schwergewichtig mit den Resultaten
der Studie und reichert sie mit Beispielen sowie Hintergrundinterviews an.

Die wissenschaftliche Untersuchung hat aufgezeigt, dass immer mehr Firmen von
einer Nachfolgeregelung betroffen sind: in den nächsten fünf Jahren rund ein Vier-
tel aller Unternehmen mit zusammen knapp einer Million Arbeitsplätzen. Der Erfolg
der Firmenübergabe hängt oft vom richtigen Zeitpunkt ab. War die bedingungslose
Hingabe an die eigene Firma jeweils über die Jahre hinweg noch ein wichtiger
Erfolgsfaktor, so kann diese am Schluss durchaus die Weiterführung des eigenen
Lebenswerks gefährden.

Eine kompetente, auf Vertrauen basierende Beratung kann jedoch den stockenden
Prozess rechtzeitig wieder in die richtigen Bahnen lenken.

Barend Fruithof             Urs Dickenmann
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4   | Nachfolge | Credit Suisse Bulletin plus

Die Trends in der
Nachfolgelandschaft
Schweiz
Wie eine neue Studie der Universität St. Gallen im Auftrag der Credit Suisse
 zeigt, sind in den kommenden fünf Jahren rund eine Million Arbeitsplätze
 von einer ­Nachfolgeregelung betroffen. Die Tendenz der KMU -Unternehmen zu
­familien­externen Lösungen stellt die Übergeber vor neue Herausforderungen.

In den nächsten fünf Jahren müssen sich           glied des Center for Family Business         (rund 60 Prozent), so sind es heute ge­
77 270 , also rund ein Viertel aller Schwei­      der Universität St. Gallen und Co-Autor      rade noch 3 9 Prozent, die eine solche
zer Unternehmen, mit einer Nachfolge­             der Studie.                                  Variante anstreben bzw. realisiert haben.
regelung auseinandersetzen. Betroffen                                                          50 Prozent hingegen geben explizit einer
sind davon 976 220 Arbeitsplätze, was             Immer mehr familienexterne Lösungen          familienexternen Lösung den Vorzug
dem beachtlichen Anteil von knapp 30              Auf den ersten Blick scheint der Status      ( Abb. 2 ).
Prozent aller Beschäftigten entspricht            quo gegenüber 20 05 wenig verändert,             Die Gründe für diese Entwicklung: In
( Abb. 1 ). Damit hat die gesamtwirt­            als sich 8 8 Prozent der Schweizer Un­       der Mehrzahl der Fälle steht kein geeig­
schaftliche und soziale Be­d eutung der           ternehmen in Familienbesitz befanden.        neter Nachfolger aus der Unternehmer­
Nachfolgethematik gegenüber 2 0 0 5               Noch immer ist bei der familieninternen      familie zur Verfügung – zum einen, weil
weiter an Bedeutung gewonnen. Damals              Nachfolgelösung der Sohn die wichtigs­       bei den potenziellen Kandidaten schlicht
waren erst 18,5 Prozent der Unterneh­             te Option ( 59 Prozent ), ebenfalls häufig   kein ­Interesse besteht, zum anderen, weil
men binnen der nächsten fünf Jahre da­            berück­sichtigt werden mehrere Kinder zu­    sie als ungeeignet beurteilt werden, sei
von betroffen.                                    sam­men ( 29 Prozent). Nur gerade 14 Pro­    es, weil es ihnen an der nötigen «Härte»
   Zu diesem Schluss kommt die eben               zent übergeben die Firma der Tochter.        oder Sozialkompetenz fehlt oder weil die

                                                  88%
veröffentlichte Studie « Erfolgreiche Un­                                                      Kinder eine höhere Laufbahn einschla­
ter­­­nehmensnachfolge», die von der Uni­                                                      gen sollen. So meinte etwa ein befragter
versi­t ät St. Gallen im Auftrag der ­C redit                                                  Bauunternehmer: «Mein Sohn ist Chirurg
Suisse durchgeführt wurde. Basierend                                                           und hat zwei goldene Hände, den darf
auf ihrer Erhebung von 20 05 erfassen                                                          man nicht zum Chef eines kleinen Unter­
die Forscher quantitativ und qualitativ           der Unternehmen                              nehmens machen.»
den Status quo, und sie befassen sich             sind in Familienbesitz.                         Alternativen sind also gesucht. Im
mit den neuesten Trends der Nachfolge­                                                         Vordergrund steht hierbei der Verkauf
landschaft Schweiz, wobei der Schwer­             Bei genauerer Betrachtung wird jedoch        an einen oder mehrere Mitarbeitende
punkt auf KMU liegt. «­Zu­s ätzlich wird die      deutlich, dass sich bei der Wahl des         ( 52 Prozent) beziehungsweise an ein an­
Komplexität des Nach­­folgeprozesses tief­        Nachfolgers eine stille Revolution voll­     deres Unternehmen ( 35 Prozent). Kaum
greifender als in bis­h erigen Studien er­        zieht: Die familienexterne Lösung ge­        Beachtung finden dagegen Finanzinves­
fasst und den emo­t io­na­len Aspekten eine       winnt zunehmend an Bedeutung. Streb­         toren oder die Möglichkeit eines Börsen­
angemessene Be­d eutung geschenkt »,              ten 2 0 0 5 noch eine Mehrheit der Über­     gangs ( Abb. 3 ). «Dieser in den letzten
sagt Frank ­H alter, Ge­s chäfts­leitungs­­mit­   geber eine familieninterne Lösung an         zehn Jahren feststellbare Paradigmen­ >
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 5

 1    Steigende volkswirtschaftliche Bedeutung der Unternehmensübergaben
25,9 Prozent aller Schweizer Unternehmen und damit fast eine Million Beschäftigte sind in den nächsten fünf Jahren
von einer Nachfolge betroffen. 2005 waren es noch 18,5 Prozent.

                                                                                                           25.9%
                                                                                                            aller Schweizer Betriebe sind
                                                                                                            in den ­n ächsten fünf Jahren von der
                                                                                                           ­N achfolge betroffen.

                                                                     Kleine und mittlere Unternehmen                                                Beschäftigte

                                     Anzahl absolut*       Nachfolge innerhalb                 Total   Anzahl absolut*   Betroffene innerhalb   jährlich Betroffene
                                                                 von 5 Jahren                                                   von 5 Jahren

        0 – 9 Mitarbeiter                  261 584                       24.8%              64 873         839 366                208 163                 41 633
      10 – 49 Mitarbeiter                   30 638                      33.9%               10 386         692 285                234 685                 46 937
     50 –249 Mitarbeiter                       5 472                     30.5%               1 669          618 532                188 652                37 730
       > 250 Mitarbeiter                       1 028                     33.3%                 342        1 035 197                344 721                68 944
                 Gesamt                    298 722                      25.9%               77 270        3 185380                 976 220              195 244

*Daten: Bundesamt für Statistik, Betriebszählung 2005

Quelle Grafiken Seite 4 – 8: Bundesamt für Statistik, Betriebszählung 2005
6 | Nachfolge | Credit Suisse Bulletin plus

wechsel stellt die betroffenen Unter­n eh­    übertragenen Anteilen stehen die Erb­        dass das Thema als negativ empfunden
men vor neue Herausforderungen», sagt         folge und Ver­e rbung im Vordergrund,        wird. Das Resultat: Der Nachfolgeprozess
Frank Halter. «Gibt es für das Unter­n eh­    gefolgt vom Erbvorbezug und von der          gerät ins Stocken, und im Extremfall füh­
men überhaupt einen Markt ? Wie viel          Schenkung.                                   ren Emotionen bis zur «Selbstsabo­t age»,
Geld kann oder muss ein Verkauf des                                                        schreiben die Verfasser der Studie. Es
Unternehmens abwerfen? Wie kann oder          Wenn Gefühle ins Spiel kommen                gehe nicht darum, die Emotionen auszu­
muss sich der Patron vom Unternehmen          Die Zielsetzung und die Kompromissbe­        schalten, sondern im Gegenteil sie zuzu­
lösen ?»                                      reitschaft haben es verdeutlicht: Bei der    lassen und einzubeziehen, so ihr ­F azit.
                                              Nachfolgeregelung geht es um Business        Denn gerade der Umgang mit der Emo­
Geld ist nicht alles                          und Emotionen – um Geschäft und Ge­f üh­     tionalität könne über Erfolg oder Miss­
Unternehmer denken im Geschäftsalltag         le. Die enge Bindung des Unternehmers        erfolg bei der Übergabe entscheiden
 gewinnorientiert, klar. Aber wie denken      zu seinem «Lebenswerk» und sein hohes        (mehr zum Thema Emotionen  S.18 ).
sie bei der Nachfolgeregelung? Was sind       Verantwortungsbewusstsein gegenüber
 ihre wichtigsten Ziele bei der Übergabe      den Mitarbeitenden beeinflussen die          Zurückhaltung gegenüber Coaching
 des « Lebenswerks»? An oberster Stelle       Nachfolgeregelung und lassen die Ratio­       Die Nachfolgeregelung ist ein komplexer
steht der «langfristige Fort­b estand des     nalität in den Hintergrund treten.            Prozess und er wird bei familienexternen
Unternehmens», gefolgt vom «Erhalt von                                                      Lösungen noch komplexer. Als grösste

                                              47%
 möglichst vielen Arbeitsplätzen ». Erst                                                    Herausforderung wird das « Finden von
 ganz am Schluss, auf Platz 13 der in der                                                    potenziellen Nachfolgern » empfunden,
Studie genannten Ziele, steht der «maxi­                                                     gefolgt von der « Unternehmensbewer­
 male Verkaufspreis». Bestätigt wird diese                                                 tung» und der «Finanzierung der Nachfol­
Priorisierung von denjenigen Unterneh­        der Unternehmer ­haben                         getransaktion».
 mern, die ihre Firma bereits verkauft ha­                                                      Inwiefern nutzen die Unternehmer da­
 ben. 26,5 Prozent kamen ihrem Nachfol­
                                              die Alters­vorsorge                            bei das stark gestiegene Angebot an
 ger beim Verkauf finanziell entgegen; als    noch nicht geregelt.                          ­B eratungs- und sonstigen Dienstleis­
 die häufigsten Gründe nannten sie den                                                     tungen? Gemäss Studie nach wie vor nur
«langfristigen Fortbestand der Unterneh­      Besonders die externe Lösung stellt die       sehr begrenzt und vorzugsweise zur Be­
 mung» ( 22,5 Prozent) und den «Verbleib      Betroffenen emotional vor grosse He­           arbeitung spezifischer Fachthemen, ins­
 innerhalb der Familie» (18,1 Prozent).       rausforderungen. Zum einen, weil es Ent­       besondere für die « Absicherung recht­
     Bedeutet diese Haltung, dass Unter­      täuschungen über den Nachfolgeverzicht         licher Aspekte» und die « steuerliche
 nehmer sogar ganz auf ein Entgelt ver­       der Kinder zu verdauen gilt, zum anderen,    ­O ptimierung». Folgerichtig sind in erster
zichten ? Hierbei zeigen sich Unter­          weil es zu bösen Überraschungen bei der       Linie Steuerberater und Juristen ge­
schiede zwischen den Planern und Rea­         Bewertung des Unternehmens kommen            fragt ( Abb. 4 ). Die Inanspruchnahme
 lisierern. Die Planer – also Unternehmer,    kann. Die Einschätzungen von Überneh­         von externen Experten korreliert mit der
 die vor der Unternehmensnachfolge            mer und Übergeber divergieren oft dra­        Firmengrösse: je kleiner, desto geringer.
­s tehen – möchten durchschnittlich zwei      matisch. Während ersterer die Firma hin­      Bei Familienunternehmen ist die Zurück­
Drittel ( 66 Prozent ) der Anteile mit Ent­   sichtlich des Potenzials in der Zukunft        haltung gegenüber dem Coaching so
 gelt und 26,5 Prozent ohne Entgelt an        taxiert, so dominiert beim Besitzer die        ausgeprägt, dass in diesem Zusammen­
 die nächste Generation übertragen.           Vergangenheitsorientierung ( Entgelt für       hang gar von « Beratungsresistenz » die
7,2 Prozent wollen sie selbst behalten.       geleistete Investitionen, sowohl mone­t är    Rede ist.
 Bei den bereits realisierten Unterneh­       als auch persönlich).
 mensnachfolgen ist die Summe der über­          Hinzu kommt das Problem des Los­          Vernachlässigte Altersvorsorge
trage­n en Anteile mit Entgelt wesentlich     lassens. Insbesondere für die Gründer­       Wie verhängnisvoll eine schlecht ge­
 höher ( 73,5 Prozent). Entsprechend tief­    generation bedeutet das Unternehmen          plante Nachfolgeregelung ist, zeigt sich
 er ist der unentgeltlich übertragene An­     häufig das Lebenszentrum. Bei Gedan­         am Beispiel der Altersvorsorge. Nur ge­
teil (12,3 Prozent ), der zurückbehaltene     ken an die Nachfolgeregelung stellt          rade 53 Prozent der Unternehmer haben
Teil liegt bei 12,1 Prozent. Bei familien­    sich Angst vor dem Ruhestand ein. Und        diese geregelt. Während bei den Inha­
 internen Nachfolgeregelungen ist der         schliesslich ist die Nachfolgeregelung       bern der grösseren Unternehmen 24 Pro­
 entgeltliche Anteil mit 53,7 Prozent er­     häufig mit Stress verbunden. Besonders       zent noch keine Vorsorgemassnahmen
 wartungsgemäss weniger hoch als bei          für Kleinunternehmer bedeutet sie oft        getroffen haben, sind es bei Kleinstunter­
familienexternen. Bei den unentgeltlich       eine Zusatzbelastung und führt dazu,         nehmern 63 Prozent. Und besonders >
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 7

     2    Familienexterne Nachfolge im Trend
 Nur noch 39 Prozent der Übergeber denken an eine familieninterne Lösung,
 2005 waren es noch rund 60 Prozent.

 Anteil 2005 (in %)                              Anteil 2008 (in %)
              3                                        11

39                                                                      39

                                58

                                                 50

 nur familienintern
 nur familienextern
 Mischform oder noch unentschieden

     3    Wer wird mein Nachfolger ?
     Bei den in den nächsten fünf Jahren geplanten Übergaben ist bei familieninternen
     Lösungen der Sohn die wichtigste Option, bei familienexternen Lösungen stehen die
     ­M itarbeitenden im Vordergrund. (Mehrfachnennungen möglich)

 Familieninterne Übergabe
 Sohn
                                                                                               59%
 Mehrere Kinder in Kombination
                                                      29%
 Tochter
                               14%
 Anderes Familienmitglied
                          12%
 Ehepartner
              5%

 0%                10%               20%          30%             40%          50%           60%         70%

 Familienexterne Übergabe
 Mitarbeitende
                                                                                     52%
 Anderes Unter­n ehmen
                                                            35%
 Externe Personen
                                           21%
 Befreundete Person(en)
                         11%
 Finanzinvestor
                   7%
 Börsengang
         1%

 0%                10%               20%          30%             40%          50%          60%          70%
8   | Nachfolge | Credit Suisse Bulletin plus

riskant: Ein Drittel aller Unternehmer über            4    Nutzung von Unterstützungsangeboten
6 5 ­h aben ge­m äss eigenen Angaben ihre             Am häufigsten nehmen die Übergeber die Hilfe von Juristen und Finanz­s pezialisten
Altersvor­s orge noch nicht geklärt. Die              in Anspruch. (Mehrfachnennung möglich)

Konsequenz: Manche sind auf den Ver­
                                                      Steuerberater, Wirtschaftsprüfer
kaufs­e rlös angewiesen, um die eigene                                                                                   70%
Rente zu sichern. Dies wiederum erfor­                                                                                               84%

dert, dass das Unternehmen fit und so­                Rechtsanwalt, Notar
                                                                                                         46%
mit für interessierte Käufer attraktiv ist                                                                 49%
(mehr zum Thema Vorsorge  S. 16 ).                   Freunde, Familie
                                                                                      23%
                                                                                                   38%
Gestiegene Aufmerksamkeit                             Hausbank
Die gute Nachricht der Studie zum                                                       26%
                                                                                          29%
Schluss: Die Aufmerksamkeit für das                   Verwaltungsrat des Unternehmens
Thema Nachfolge ist bei den Schweizer                                                 22%
                                                                                    20%
Unternehmern gestiegen. Waren es 2005
                                                      Unternehmensberater
noch 6 0 Prozent, die schon konkrete                                            19%
                                                                              16%
Pläne für eine Übergabe des Unterneh­
                                                      Langjährige Mitarbeitende des Unternehmens
mens angestellt hatten, so sind es heute                                      16%
bereits 72 Prozent. Besonders deutlich                            8%

wird dies bei den Kleinstunternehmern,                Übergeber, Übernehmer
                                                                      10%
von denen 20 05 noch knapp die Hälfte                                   12%
mit «Weiss noch nicht » antworteten.                  M & A-Berater
                                                                       12%
2008 waren es gerade noch 27 Prozent.                      2%
     Weniger gut sieht es aus, wenn es                Andere
­d arum geht, den ersten Schritt zu ma­                          6%
                                                                5%
chen – nämlich der Nachfolgeregelung                  Branchenverband
 ge­n ü­g end Platz einzuräumen und sich                   3%
                                                            4%
 ­ihrer Vielschichtigkeit bewusst zu wer­
                                                      Gewerbeverband
 den. Wie die Studie zeigt, sitzt der Teufel                3%
 im Detail, hinzu kommen die Emotionen,                    2%

 die der Ver­n unft einen Streich spielen             Industrie- und Handelskammer
                                                         2%
können. Die Verfasser plädieren deshalb                 1%

für eine ganzheitliche Prozessbegleitung:             0%         10%          20%           30%   40%    50%     60%   70%     80%   90%
« An­g esichts der Komplexität der Auf­
                                                      nur familienintern
 gabenstellung empfiehlt sich ein Prozess­
                                                      nur familienextern
manage­m ent durch eine Drittperson »,
sagt Frank Halter. «Am besten ein erfah­
rener Nachfolgeexperte mit Generalis­
tenwissen.»                  Michael Krobath

                 Die Studie « Erfolgreiche Unternehmensnachfolge» wurde von
                 der ­U niversität St. Gallen im Auftrag der Credit Suisse durchgeführt.
                 Sie beschreibt die neuesten Trends in der Nachfolgelandschaft
                 Schweiz und liefert konkrete Handlungs­e mpfehlungen für eine
                ­z eit­g emässe ­N achfolgeregelung. Die Publikation kann auf unserer
                 Website www.credit-suisse.com/nachfolge bezogen werden.
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 9

Nachfolgeregelung: drei Beispiele aus der Praxis
Das Center for Family Business der HSG hat für seine Studie «Erfolgreiche Unternehmensnach-
folge» Hintergrundgespräche mit Unternehmern geführt. Dabei wird klar: Nachfolgeregelungen
müssen keine Belastung darstellen. Hansjörg Zimmerli hat einen genauen Zeitplan, favorisiert eine
Lösung – den Verkauf an einen externen Jungunternehmer – und bleibt doch offen für andere ­
Optionen. Walter A. Brunner prozessierte mit einem Grosskonzern vor Bundesgericht. Das Ganze
endete – mit einer Nachfolgeregelung. Edi Schiess realisiert mit der fami­lieninternen Firmen-
übergabe den früheren Normalfall. Andreas Schiendorfer

Übergabe in vier                        der zehn Jahre zuvor in Murgenthal eine
                                        Firma gekauft hatte, übernahm 19 6 2
Jahren – doch an wen?                   den Betrieb meines Lehrmeisters. Meine
 In zwei Jahren weiss Hansjörg          Interessen  gingen damals in Richtung
­Z immerli Bescheid, was mit der Firma ­Innenarchitektur, weshalb ich eine Zu-
 passiert. Bis dann ist alles offen.   satzausbildung in Schweden absolvieren
                                       wollte. Als mein Vater erkrankte, eilte ich
                                       19 69 zurück, um die kleine Firma bis zu
                                       seiner Genesung zu leiten. Doch leider
 H. J. Zimmerli AG , Zofingen          verstarb  mein Vater. Ich habe es aber nie
 Gegründet 1962                         bereut, in der Firma geblieben zu sein,
15 Mitarbeitende                       zumal ich mein gestalterisches Flair in
 Inhaber: Hansjörg Zimmerli
 Nachfolger: noch offen                 der Beratung, beim Küchen- und Innen-
 www.schreinerei-zimmerli.ch            ausbau sehr gut anwenden konnte.»            Hansjörg Zimmerli. Holz prägt sein Leben.

« Als es in Richtung Pensionsalter ging, Nachwuchsförderung ist wichtig             als Zimmerli vor der Übernahme des Prä-
habe ich mich konkret mit der Frage der In der Firmengeschichte spielt der Neu- sidiums die Doppelbelastung vermeiden
Nachfolgeregelung zu befassen begon- bau 1976 am jetzigen Standort eine zen- und den Betrieb einem befreundeten
nen. Bis 70 will ich das Problem gelöst trale Rolle. Das Unternehmen wuchs ­U nternehmen anvertrauen wollte. Um
haben», erklärt Hansjörg Zimmerli, Jahr- stark, zeitweise zählte es 20 Mitarbeiter. den geplanten Übergang in finanzieller
gang 1942 . Und präzisiert: « Es ist nicht «Weil Überkapazitäten vorhanden sind, Hinsicht zu optimieren, gründete er 1990
das erste Mal, dass ich mich damit be- herrscht jedoch ein brutaler Preiskampf, eine Aktiengesellschaft. Zuletzt klappte
schäftige. Eigentlich ist es auch gar kein vor allem von so genannten Garagen- es nicht, weil dem Partner wegen der
Problem, sondern eine Überraschung. schreinern. Zudem gibt es immer saiso- Rezession das Risiko zu gross erschien.
Die meisten gehen davon aus, dass mei­ nale Schwankungen sowie rezessive
ne Tochter Iris Roth -Zimmerli meine Jahre. Deshalb liegt für mich die ideale «Ich bin nicht im Zugzwang»
Nach­f olgerin wird, weil sie im Betrieb Grösse zwischen 10 und 15 Beschäftig­ « Heute sind mehrere Optionen möglich,
mitarbeitet und die nötigen Fähigkeiten ten.» Entlassungen musste Zimmerli nie die ich aber nicht öffentlich ausbreite»,
besitzt. Doch eine mittelgrosse Schreine­ vornehmen, und mit drei Lehrlingen pro so Zimmerli. « Eine davon bevorzuge ich
rei zu führen, erfordert die volle Konzen- Jahr legt er auch grossen Wert auf die innerlich: die Übergabe an einen jungen
tration und ist zeitlich sehr anspruchsvoll. Nachwuchsförderung.                    Schreinermeister, der die nötige Fach-
Diese Belastung will sie sich und vor           Diese idealistische Komponente ist kompetenz mitbringt, stark in der Region
allem ihrer Familie nicht zumuten. Dieser nicht verborgen geblieben. Und so war verwurzelt ist und charakterlich zu mei­
Entscheid ist auch in meinem Sinn.»          er 22 Jahre lang Vorstandsmitglied des nem Team passt. Trotzdem ist es mir
    Die Vorstellung, dass das Familien­ Verbands der Schweizerischen Schreiner- wichtig, dass ich noch etwa zwei Jahre
unternehmen nach rund 50 Jahren in meister, zwölf Jahre davon als Präsident. offen für alles bin. Ich bin weder aus ge-
fremde Hände übergehen wird, scheint Dies ist aus dem Blickwinkel der Nach- sundheitlichen noch aus finanziellen
ihm nichts auszumachen. « Mein Vater, folgeregelung insofern von Bedeutung, Gründen im Zugzwang.» •                       >
10 | Nachfolge | Credit Suisse Bulletin plus

Verkauf an einen                                v­ erstärken wollte, suchten die Verant-
                                                 wortlichen mit Walter A. Brunner das
­Konkurrenzkonzern                             ­G espräch. Rannten die Österreicher mit
Was vor dem Bundesgericht landet,                ihrem Kaufangebot bei Brunner offene
muss nicht immer im Streit enden –             Türen ein? « Jein», meint er. «Wegen mei-
sondern kann manchmal auch                       ner eigenen Erfahrungen hatte ich mir
mit einer freundlichen Übernahme               zwar vorgenommen, diese Sache früh­z ei­
weitergehen.                                   tig anzupacken. Aber konkret hätte ich
                                                 wohl noch ein paar Jahre gewartet.»

Frey + Götschi AG , Affoltern a. A.            Todesfälle verhinderten faire Regelung
Stra BAG , Witta Bau AG , Zürich
                                               So unglaublich sich der glücklich ab­
150 Mitarbeitende
Inhaber: Walter A. Brunner                       geschlossene Namensstreit anhört, so
Übernehmer: STRABAG SE , Wien                   un­g laublich ist Brunners Familienge- Walter A. Brunner. Zurück zum Hochbau.
www.strabag.ch
                                               schichte. Kein Drehbuchautor hätte sie
www.strabag.com
                                                erfinden können. Grossvater Brunner, Gruppe auf. Im Tiefbau waren zuletzt
                                               Gründer eines Bauunternehmens, starb knapp 150, im Hochbau rund 10 0 Mitar-
« Der Kreis schliesst sich», stellt der 61-    mit rund 65 Jahren. Sein Testament be- beitende angestellt.
jäh­r ige Bauunternehmer Walter A. Brun-       stimmte, es werde beim Ausscheiden               Wann hat Brunner erstmals an die
ner fest. «Ich habe im Hochbau als Mau-         ­e i­n es der Erben nur eine minimale Ent- ­R egelung seiner Nachfolge gedacht ?
rerlehrling begonnen, obwohl mein Herz         schädigung ausbezahlt, das eigentliche «Einen konkreten Zeitplan hatte ich nicht.
stets für den Tiefbau geschlagen hat,          Vermögen müsse aber in der Firma Ich wusste einfach, dass man mit 60 vor
und nach dem Verkauf meiner drei Tief-         ­B runner Erben bleiben. Weil unter den einem neuen Lebensabschnitt steht »,
bauunternehmen konzentriere ich mich           Geschwistern bestes Einvernehmen führt Brunner aus. « Ich habe verschie-
nun als Mitinhaber und Verwaltungsrats-         herrschte, erkannte niemand die Not- dene Firmenbesitzer beobachtet. Meist
präsident der Gautschi Bau AG wieder           wendigkeit einer neuen Regelung.             waren es Leute, die 70 Jahre und älter
ganz auf den Hochbau.»                                 Beim überraschenden Tod von Walter waren. Man merkt als Käufer natürlich,
                                               A. Brunners Vater im Alter von nur wenn das Gegenüber verkaufen muss,
Zwei Unternehmen namens Stra BAG               50 Jahren akzeptierten Onkel Werner, und befindet sich in einer starken Posi­
« Die Nachfolgeregelung begann mit             GC -Präsident 1973/ 74 , und Tante Hedi tion. Ich wollte deshalb diesen Schritt
­e i­n em Prozess vor dem Bundesgericht »,     Murbach-Brunner Walter junior sofort früh genug vollziehen.»
 erzählt der ehemalige Präsident des             als Nachfolger seines Vaters. Doch bei-
Grasshopper Club Zürich im Letzi­grund-          de starben innert weniger Jahre eben- Eine firmeninterne Lösung angestrebt
Stadionrestaurant Oval. «Die Stadt ­Zürich     falls im Alter von 50 beziehungsweise Eine Nachfolge innerhalb der Familie war
hatte einen Bauauftrag an die Stra BAG         55 Jahren. Da keine andere Regelung unrealistisch, da die beiden Töchter kein
vergeben. Doch im ersten Moment wuss-          vor­lag, gehörte damit das ansehnliche Interesse an einer Bauunternehmung
te niemand, ob das meine Firma oder            Unternehmen nach dem Tod der Tante hatten. Deshalb rechnete Brunner ei­
 der österreichische Konzern gleichen            alleine deren Kindern.                     gentlich mit der Übergabe an die im
Namens war. Der Rechtsstreit, wer in der                                                    jewei­ligen Unternehmen mitarbeitenden
Schweiz diesen Namen verwenden dürfe,          Aufbau einer Unternehmensgruppe             ­P artner, die Minderheitsbeteiligungen
wurde 20 0 6 in Lausanne zu unseren            Walter A. Brunner entschied sich im ­A lter ­b e­s as­s en. Dieser Plan war nicht zu ver­
Gunsten entschieden.»                          von 34 Jahren, aus dem Unternehmen wirklichen – «vielleicht, weil ich die ganze
      Tatsächlich benützt die 1895 gegrün-      auszuscheiden, und kaufte 19 8 2 mit Zeit über sehr präsent in der Firma war,
dete österreichische STRABAG SE erst             einem Kollegen die Firma Frey + Götschi vor allem natürlich in der Frey + Götschi
seit 1930 diesen Namen, während die            AG . Als sein Partner ins eigene Familien- AG . Dies war für die Geschäftsführer
schweizerische Stra BAG schon 1928 ent­         unternehmen zurückkehrte, übernahm ­s icher nicht immer einfach.»
standen ist. Weil jedoch der österreichi­       Brunner dessen Aktien. Im Lauf der Zeit         Auch Angebote von Schweizer Konkur­
sche Konzern, der mit zirka 69 0 0 0 Mit-       baute der Zürcher mit Beteiligungen an renten erhielt Brunner. «Zu früh», wie er
 arbeitenden einen Jahresumsatz von             den Tiefbauunternehmen Stra BAG und zurückblickend festhält. «Erst der Rechts-
rund 13,3 Milliarden Euro erzielt, seine       Witta Bau AG sowie der Hochbaufirma streit mit der STRABAG SE war der kon-
Posi­t ion in der Schweiz unbedingt weiter     Gautschi Bau AG eine schlagkräftige krete Auslöser. Es ging mir vor allem um
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 11

eine Lösung, welche die Zukunft mei-        Schrittweiser Übergang                         triebswirtschaftliche Zusatzausbildung.
ner Mitarbeitenden und ihrer Familien                                                      Dann ist der Sohn gerüstet, um das Un-
sichert.»
                                            vom Vater auf den Sohn                         ternehmen – die Alex Neher AG – zu über­
     Die STRABAG SE beabsichtigt, ihre       Keinen Druck auf den Sohn ausüben,             nehmen. Doch wann genau dies der Fall
Stellung in der Schweiz – vor allem im       mit ihm einige Jahre in der Firma             sein wird, wissen die beiden nicht. Es
Verkehrs- und Wegebau – zu stärken.         ­z usammenarbeiten und sie ihm dann            spielt auch keine Rolle, denn sie arbeiten
Deshalb besteht aus Brunners Sicht           übergeben: ein Idealfall.                     miteinander wie aus einem Guss.
keine Gefahr, dass die neuen Besitzer                                                           «Vielleicht werden einige ältere Mit­
Arbeitsplätze abbauen. Um die Konti­                                                        arbeitende, die seit vielen Jahren bei der
nuität zu wahren, vereinbarte er mit        Alex Neher AG , Ebnat -Kappel                  Alex Neher AG beschäftigt sind, Mühe
der Käuferin, weiterhin die Geschäfts-      Metallwaren und Werkzeugfabrik                 mit der Umstellung haben», sinniert der
                                            Gegründet 1937
führung der Frey + Götschi AG auszu­        50 Mitarbeitende                               Sohn. «Aber einige werden in absehbarer
üben und Mitglied des Verwaltungsrats       Inhaber: Edi Schiess                           Zeit ebenfalls pensioniert, und die ande-
der drei Gesellschaften zu bleiben.         Designierter Nachfolger: Samuel Schiess        ren werden merken, dass sich an der
                                            www.alexneher.ch
     Auf Ende Februar 20 09 hat er sich                                                    ­F irmenphilosophie wenig ändern wird.»
nun aus all diesen Funktionen zurück-                                                           Blicken wir in der Geschichte gut 20
gezogen. Einerseits bleibt die Konti­       « Aus meiner Sicht handelt es sich um          Jahre zurück, so sehen wir Edi Schiess
nuität dank Reto Koch, seinem langjäh­      ein perfektes Timing», erklärt Samuel           im Familienunternehmen in Lichtensteig
ri­g en Partner, weiterhin gewahrt, an-     Schiess, der letzten August ins väterliche     mitarbeiten. Mit der Zeit waren dort so-
derseits merkte er, dass es für einen       Unternehmen in Ebnat-Kappel eingestie­          gar drei Cousins sowie Edis Vater tätig –
Un­t ernehmer, der 37 Jahre lang selbst-    gen ist. «Nach meiner Ausbildung an der        zu viele für eine optimale Zusammen­
ständig entscheiden konnte, nicht ein-      FH in Rapperswil habe ich fünf Jahre bei        arbeit. Edi entschloss sich mit 50 Jahren,
fach ist, sich mit den Strukturen eines     Bühler in Uzwil gearbeitet und stand            anderswo als Betriebsleiter zu wirken.
Konzerns abzufinden.                        ­d amit am Scheideweg. Sollte ich weiter-      Doch schnell merkte er, dass der Inhaber,
                                            hin eine Karriere bei einem Grosskonzern        Konrad Neher, einen Nachfolger suchte,
Die Banken geben den Sauerstoff             verfolgen ? Dies wäre, wegen der Mög-           da keiner seiner drei Söhne, alle Inge­
Welche Rolle spielen die Banken ?            lichkeit, im Ausland zu arbeiten, attraktiv    nieure, den Betrieb übernehmen wollte.
­Walter A. Brunner: «Die Banken geben        gewesen. Oder sollte ich einen ersten         «Sicher spielte mit, dass der potenzielle
 den Sauerstoff. Vor allem am Anfang        konkreten Schritt zur Übernahme unse­           Firmeninhaber seine Brüder hätte mit­
 brauchen die Unternehmen diese Part-       res Familienunternehmens wagen?»                beteiligen müssen. Deshalb habe ich da-
 nerschaft. Ist das Verhältnis zu den            Vater Edi Schiess übte auf seinen         rauf geachtet, dass nicht nur das Unter-
 Banken getrübt, entstehen Probleme.        Sohn keinen Zwang aus, konnte aber mit          nehmen, sondern auch die Familie selbst
Auch ich habe früher schlechte Erfah-        einer äusserst reizvollen Aufgabe auf-         über genügend Substanz verfügt. Samuel
 rungen gemacht und deshalb die Bank        warten: dem Aufbau eines zukunftswei-           kann mit einem Erbvorbezug die Firma
 gewech­s elt. Seit über zehn Jahren sind   senden dritten Standbeins neben den             übernehmen, ohne dass seine beiden
 meine Firmen nun bei der Credit Suisse.    tendenziell eher zurückgehenden Be­            Schwestern benachteiligt werden.» •
 Bei der Nachfolgeregelung stützte ich      reichen Stanzerei und Werkzeugbau so-
 mich allerdings hauptsächlich auf ein      wie der Blechbearbeitung mit Laser-
 spezia­lisiertes Finanzberatungsunter-     schneiden, Abkanten und Schweissen.
 nehmen ab.»                                «Wir ­haben an einer Fachmesse das neue
     Nun ist nur der Hochbau übrig ge-      Liftbett vorgestellt, ein Pflegebett, das
 blieben. « Übrig geblieben ist nicht        eine wesentlich verbesserte Höhenver-
 das richtige Wort », präzisiert Brunner    stellung zulässt.»
 schmun­z elnd. « Es gibt manche attrak-         Die Resonanz war hervorragend, doch
 tive Hochbauprojekte. Vor allem eines      nun gilt es, den zweiten Prototypen zur
 interessiert mich im Besonderen: das       Serienreife weiterzuentwickeln. Genau
 Stadion Zürich auf dem Hardturmareal.       das Richtige für Samuel Schiess, der
 Nach der Ausschreibung befanden wir        bei Bühler als Projektmanager tätig ge-
 uns in der Poleposition. Nun geht es ja    wesen ist. Daneben absolviert er nun an
 vielleicht doch noch los …» Auf dass        der Zürcher Hochschule für Angewandte
 sich auch dieser Kreis schliesse. •        Wissenschaften in Winterthur eine be-          Edi und Samuel Schiess. Arbeiten als Partner.
12   | Nachfolge | Credit Suisse Bulletin plus

                                                                                            Bulletin: Die neue Nachfolgestudie
                                                                                            der HSG belegt die volkswirtschaftliche
                                                                                            Dimension der Nachfolgeregelung.
                                                                                            Haben die Resultate Sie beeindruckt ?
                                                                                            Hervé Mützenberg: Liest man die wis­
                                                                                            senschaftlich fundierten Zahlen, ist man
                                                                                            wirklich beeindruckt, aber nicht über­
                                                                                            rascht: Wir beschäftigen uns ja täglich
                                                                                            mit dem Thema Nachfolgeregelung. Des­
                                                                                            halb wissen wir um deren Bedeutung
                                                                                            für die Schweizer Volkswirtschaft und
                                                                                            spüren die damit einhergehende Verant­
                                                                                            wortung.
                                                                                            François Menzel: Das kann man wohl sa­
                                                                                            gen: Ein Viertel der Unternehmen planen
                                                                                            in den nächsten fünf Jahren eine Nach­
                                                                                            folgeregelung. Fast eine Million Arbeits­
                                                                                            plätze sind davon betroffen. Die Zahlen
                                                                                            zeigen, wie wichtig dieses Thema für alle
                                                                                            Beteiligten ist. Gerade in wirtschaftlich
                                                                                            schwierigen Zeiten wie heute muss einem
                      «Bei Nachfolgeregelungen ist es für                                   dies besonders bewusst sein.
                      den Unternehmer entscheidend, den ersten                              Didier Carron: Es ist jedoch nicht so,
                      Schritt rechtzeitig zu gehen.»                                        dass der Bedarf an Nachfolgerege lun­
                                                                                            gen gegenüber früher sprunghaft ge stie­
                                                                                            gen wäre. Die markante Zunahme der
                                                                                            Umfrage werte zeigt vielmehr, dass die
V. l. n. r.: Hervé Mützenberg, Leiter Umfassende Finanzberatung Region Suisse Romande,      Unternehmer die Firmennachfolge be­
Lausanne; François Menzel, Teamleiter Firmenkunden, Lausanne; Didier Carron, Relationship
                                                                                            wusster und früher angehen als noch vor
Manager Premium Clients Suisse Romande; Heinz Hasler, Mergers & Acquisitions, Zürich
                                                                                            zehn Jahren. Sie sind gewillt, eine Lö­
                                                                                            sung zu finden, solange es sich nur um
                                                                                            eine Herausforderung und noch nicht um
                                                                                            ein Problem handelt.
Das eigene Lebenswerk sichern                                                               Heinz Hasler: Früher war die Unterneh­
                                                                                            mensnachfolge eher ein Tabuthema. Die
Die Sicherung des Fortbestands der eigenen Firma stellt für                                 Betroffenen sprachen nur ungern darü­
viele Unternehmerinnen und Unternehmer eine enorme Heraus­                                  ber, weil damit auch ihre gesellschaft­
forderung dar. Vier Kundenberater der Credit Suisse disku­                                  liche Stellung verbunden war. Es galt die
                                                                                            Doktrin, seine Dienste solange wie mög­
tieren über die Resultate der neuen Studie der Hochschule
                                                                                            lich der Firma zur Verfügung zu stellen.
St. Gallen und tauschen ihre Erfahrungen aus.
                                                                                            Ein Kürzertreten wurde oftmals als Zei­
                                                                                            chen der Schwäche verstanden. Das hat
                                                                                            sich geändert: Heute wird eine erfolg­
                                                                                            reiche Nachfolgeregelung als die Krö­
                                                                                            nung des unternehmerischen Lebens­
                                                                                            werks angesehen.
                                                                                               Welche Erkenntnis der Studie hat
                                                                                            Sie besonders überrascht ?
                                                                                            Didier Carron: Für mich ist das ganz klar
                                                                                            die starke Zunahme der familienexter­
                                                                                            nen Nachfolgeregelungen beziehungs­
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 13

 weise die Akzeptanz, die diese Lösung         Hervé Mützenberg: Das Stichwort «Emo­ genüber seinem Lebenswerk kann dazu
 bei den Unternehmern geniesst. Von al­        tionen » ist gefallen. Nicht selten liegt führen, dass der richtige Zeitpunkt zum
 len Befragten gaben rund die Hälfte an,       hier der Grund für zu spät und zu wenig Loslassen verpasst wird. Oder es wer­
 dass sie explizit eine fami­lienexterne Re­   ­konsequent angepackte Nachfolgerege­ den gar unrealistische finanzielle Vorstel­
 gelung anstreben, obwohl der Grossteil          lungen. Als Berater bedeutet dies für uns lungen vorgeschoben, weil man insge­
 der KMU Familienunternehmen sind. Die          eine spezielle Herausforderung. Es zeigt heim hofft, dass die Übertragung dann
Aus­w ahl an Nachkommen mag heute              sich jedoch, dass eine frühzeitige Thema­ hinausgeschoben wird.
 wohl kleiner sein, weil die Familie kaum      tisierung der Nachfolge viele Vorteile mit François Menzel: Eine gewisse Rationa­
 mehr als zwei Kinder umfasst. Doch nur        sich bringt.                                lität und damit eine «gesunde Distanz »
 mit demografischen Aspekten lässt sich        Heinz Hasler: Da kann ich nur zustim­ in ­B ezug auf die strategische Aufgabe
 diese Erkenntnis kaum erklären …              men, denn wir dürfen uns nichts vor­ Unternehmensnachfolge ist in jedem
 François Menzel: Der Unternehmer ge­          machen: Nach wie vor schliessen zahl­ Fall ­w ichtig. Spezielle Beachtung ist zu­
traut sich heute viel öfters, Nachkommen       reiche Unternehmen, weil die Regelung dem erforderlich, je älter der Unterneh­
von der Nachfolge auszuschliessen, wenn         der Nachfolge nicht geklappt hat.          mer, je kleiner das Unternehmen und je
 deren Talente nicht in der Unternehmungs­     François Menzel: Die Übergabe an einen ländlicher der Standort des Unterneh­
führung vermutet werden. Um­g e­k ehrt         Mitarbeiter erscheint mir aus verschie­ mens ist. Hier erfolgt der erfolgreiche
 wählt die heutige Generation selbststän­       denen Gründen durchaus erfolgverspre­ Anstoss oft von aussen.
 dig ihren eigenen Lebensweg und fühlt         chend. Hier muss der Unternehmer je­            Kann ein Bankkundenberater wirk-
sich nicht mehr verpflichtet, die Nachfol­      doch bereit sein, dem Nachfolger die lich einen wesentlichen Input liefern ?
 ge anzutreten. Zudem sind sich alle be­        ­e nt­s prechenden Freiräume zu gewäh­ Didier Carron: Erfolgreiche Beratung von
 wusst, wie viel Opfer und ­Verzicht eine      ren. Notwendige Veränderungen wurden Unternehmern basiert auf Vertrauen, das
solche Aufgabe mit sich bringen kann.            eventuell aufgeschoben und mit dem durch jahrelange, ja jahrzehntelange
Hervé Mützenberg: Diese Entwicklung            Wechsel wird es Zeit, diese nun anzu­ gute Kontakte gewachsen ist. Da kann
 muss nicht nachteilig sein, denn sie er­       packen. Denn eines steht fest: Der Un­ ich nicht eines Tages zum Telefonhörer
 laubt es, für das Unternehmen – und           ternehmer von morgen steht vor anderen greifen und dem Kunden sagen: «Guten
­s omit auch für den Unternehmer – die         Herausforderungen als der Unternehmer Tag. Da bin ich. Wir müssen zusammen
 beste Lösung zu suchen.                       von gestern und heute.                      die Nachfolge in Ihrem Betrieb lösen.»
Heinz Hasler: An die Stelle der Nach­          Heinz Hasler: Das ist klar. Für den Unter­ Die Überlegungen müssen früh einge­
fahren, die das Unternehmen nicht mehr          nehmer ist es daher entscheidend, sich leitet werden, denn es gilt steuerliche
 immer übernehmen, ist in gewissem Sinn         nicht zu stark von Emotionen leiten zu Fristen oder solche im Rahmen der be­
 der langjährige Mitarbeiter getreten. Be­       lassen. Die moralische Verpflichtung ge­ ruflichen Vorsorge zu beachten. Die >
trachten wir die externen Lösungen, so
steht der Verkauf an einen oder mehrere
Mitarbeitende klar im Vordergrund.                1   Die Credit Suisse unterstützt in allen Phasen der Nachfolgeplanung
Didier Carron: Ich kenne das aus meiner            Ein klar strukturiertes Vorgehen sorgt dafür, dass jeder Schritt rechtzeitig erfolgt und nichts
 Beratertätigkeit bestens: Da spielt das          vergessen geht. Im Dialog zwischen Unternehmer und Kundenberater werden aus den
                                                  ­u ntenstehenden Schlagworten wegweisende Inhalte zur erfolgreichen Nachfolgeregelung.
 emotionale Element eine wichtige Rolle.
Man möchte das Unternehmen jeman­
                                                  1                   2                   3                   4                   5
 dem übergeben, den man persönlich
                                                  Initialisierung    Optionen            Vorbereitung         Überleitung        Umsetzung
 sehr gut kennt.
                                                  Lancieren          Erfahrung und       360 -Grad-­          Transaktions-      Finanzierung
 François Menzel: Das stimmt ! Bei seinen         des Themas         ­K reativität       Perspektive          beratung (MBO,     (Kredite,
Mitarbeitern hat man zudem den Vorteil,                                                ­P rivat /Geschäft   MBI, LBO, IPO)     Structured Finance,
 dass man am besten abschätzen kann,              Unabhängige        Zugang zum                                                Hypotheken,
                                                 ­S ichtweise        Spezialistennetz    Bilanzstruktur       Erbschaftsberatung Mezzanine Finance,
 ob die nötigen fachlichen und mensch­                              der Credit Suisse                                         Leasing/Factoring)
 lichen Fähigkeiten da sind.                      Orientierung                          Transaktions-        Zweitmeinung       
                                                                    Kenntnis des        partner-Suche        bei Konflikten     Anlageberatung
Heinz Hasler: Als weitere Variante kommt         Umfassende          lokalen Berater­                                           und Vermögens­
 aber auch der Verkauf an ein anderes            Finanzberatung      marktes             Mitarbeiter-                            verwaltung
Unternehmen als strategischen Investor           (Finanzplanung,                        beteiligungs­-
                                                 Steuern)            Zweitmeinung        pläne
 in Frage. Auch da kann der Unternehmer                              zum Beratungs-
 davon ausgehen, dass sein Lebenswerk                                bedarf
 kompetent weitergeführt wird.
14 | Nachfolge | Credit Suisse Bulletin plus

 2   Die Unternehmer finden in jeder Geschäftsregion Spezialisten für Nachfolgeregelungen
An 27 Standorten der Schweiz finden sich Spezialistenteams, die sich auf die vielfältigen Problemstellungen der Nachfolgeregelung
 ­konzentrieren und daher jedem Unternehmer wichtige Impulse liefern können. Wegen der Bedeutung des Themas ist aber jeder
­Kundenberater im Corporate und im Private Banking mit Nachfolgeaspekten vertraut und damit als – erster – Ansprechpartner geeignet.

                                                                                                                  ur
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                                                                                                              no
                                                                                                           ga

                                                                                                                            so
                                                                                                         Lu

                                                                                                                          ias
                                                                                                                         Ch

Die Basis jeder erfolgreichen Beratung ist das gegenseitige Vertrauen
Die Credit Suisse betreut rund 100 000 Unternehmen, oft schon seit Jahrzehnten. Deshalb verfügen die Kunden­
beraterinnen und Kundenberater über fundierte Firmenkenntnisse und geniessen das Vertrauen der Unternehmer.
Ihr Vorteil ist, dass sie bankintern und -extern auf ein nationales oder internationales Netzwerk ­z urückgreifen.
Deshalb können sie stets mehrere Lösungsvorschläge anbieten.

Region Zürich                                          Region Zentralschweiz                                           Region Suisse Romande
Leitung: Paul Arni                                     Leitung: Werner Raschle                                         Leitung: Jean-Luc Rochat
Zürich, 044 333 07 80                                  Luzern, 041 419 14 11                                           Lausanne, 021 340 27 14

Region Ostschweiz                                      Region Nordschweiz                                              Region Ticino
Leitung: Marcel Küng                                   Leitung: Bernhard B. Fischer                                    Leitung: Alberto Petruzzella
St. Gallen, 071 225 56 04                              Basel, 061 266 77 31                                            Lugano, 091 802 55 00

Region Mittelland                                     Region Genève
Leitung: Hans-Ulrich Müller                           Leitung: Manuel Jetzer
Bern, 031 358 89 63                                   Genève, 022 393 28 52
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 15

 private Finanzplanung stösst solche Fra­
 gen an. Hinzuzurechnen ist dann noch
 die Zeit für die Entscheidungsfindung.
 Meistens stützen sich dabei die Unter­
 nehmer auf mehrere Berater ab. Sie ho­
 len die Meinung mehrerer Bezugsper­
 sonen aus ihrem Vertrauensumfeld ein
 und bilden sich dann ihre eigene.
 Hervé Mützenberg: Richtig. Und sind ein­
 mal die Antworten zu den emotionalen
 Bereichen gefunden worden, dann wer­
 den Finanzierung, Steuern oder recht­
 liche Fragestellungen zu lösbaren Fach­         «Knowledge Sharing» im Kommunikationszentrum Bocken: Die Nachfolgeberater aus
 fragen. Als Bank haben wir die Kompe­           der ganzen Schweiz nehmen die Gelegenheit wahr, ihre Beratungserfahrungen aus-
                                                 zutauschen und sich über neue Dienstleistungen zu informieren. ­B arend Fruithof (links),
 tenz, gemeinsam mit dem Unternehmer
                                                 Leiter Corporate & Institutional Clients, Hans -Ulrich Meister (­M itte), CEO Switzerland,
 und seinen externen Beratern zukunfts­          und Urs Dickenmann (rechts), Leiter UHNWI Segment Management, Private Banking
 trächtige Lösungen zu finden.                   Switzerland, freuen sich deshalb in der Pause über die Motivation und die Fachkennt-
                                                 nisse ihrer Mitarbeitenden.
 Heinz Hasler: Wenn ein Unternehmer
 selber weder familien- noch firmenintern
 einen Käufer findet, kommt ihm unser
 grosses nationales und internationales
                                                 Kompetenz in der Nachfolgeberatung
 Netzwerk von Finanzinvestoren und in­            Die Credit Suisse kümmert sich seit 2007 gezielt um Best-
 dustriellen Käufern zugute. Der Kunde            Practice-Know-how in der KMU -Nachfolgeberatung. Es bestehen
 weiss meist gar nicht, welche Dienst­           Aus­bil­dungs­kooperationen mit den Universitäten St. Gallen ­
 leistungen er innerhalb eines Nachfolge­        und Lausanne. Die Beratung wird an 27 verschiedenen Stand­orten
 prozesses von uns erwarten kann, und              in der Schweiz von Teams geführt, die aus je einem er­fahrenen
 ist überrascht, wie viele Fragen und Auf­       ­Berater der ­Or­ganisationseinheiten Corporate und ­Private Banking
 gaben – beginnend von einer ersten              zusammengesetzt sind. Diese Teams werden ­speziell ­geschult
­A nalyse bis hin zu Projektmanagement           und verfügen über eine grosse Erfahrung in diesem ­komplexen
 und -abwicklung – wir ihm abnehmen              Thema. Ihnen obliegt es, eine ­um­fassende und indivi­duelle Kunden-
 können. Für den Kunden ist wichtig, dass
                                                   beratung sicherzustellen. ­Diese beginnt mit einer ­Situations-
                                                    analyse, auf deren Basis mögliche Vorgehensschritte und Lösungs-
 der Kreis der Ansprechpartner so klein
                                                   möglichkeiten dis­kutiert ­werden können. Der KMU -Unternehmer
 wie möglich bleibt.
                                                   profitiert dabei ohne Beraterkosten von der Erfahrung der
   Ein kurzes Schlusswort ?
                                                 Credit Suisse bei KMU -Nachfolge­prozessen. Festgelegte Mass­
François Menzel: Die Unternehmer tra­
                                                    nahmen können an­schliessend von Spezialisten aus dem
gen wesentlich zum hervorragenden Ruf
                                                 Netzwerk der ­Credit Suisse bearbeitet werden. Dieses Netzwerk
unserer Produkte und Dienstleistungen              ­besteht aus Beratern, zum Beispiel für ­Finanzplanung oder ­
und zur Stabilität unserer Volkswirtschaft       Unternehmens­­transaktionen. Es geht aber – und das ist ein ent-
bei. Und sie zeichnen sich durch Verant­            scheidender Punkt – über die Organisationsgrenze der Credit
wortungsbewusstsein aus. In der Studie            ­Suisse ­hinaus und schliesst kompetente Partnerfirmen ein. Diese
sagt ein Unternehmer: «Meiner Meinung            Netzwerk­organi­s a­tion stellt die beste Antwort auf die Inter­
nach hat eine Unternehmung ein Recht               disziplinarität des Nach­folgeprozes­ses dar. Mit einem in­dividuell
auf Leben. Wenn man aufhört, muss man            zusammen­gesetzten ­Beratungsteam aus eigenen Fachspezialisten
jemanden einsetzen, der die Firma mit            und ­Netzwerkpartnern bietet die Credit Suisse ihren K    ­ MU -
grosser Wahrscheinlichkeit erfolgreich            Kunden mehr als Finanz­lösungen: eine strategische Partnerschaft,
weiterführt.»      Simon Bühler, Michael Guye     die das nach­haltige ­Gedeihen des Unter­nehmens unterstützt.
                                                 Simon Bühler, Michael Guye

                                                     Zur Vorinformation und auch für Kleinstunternehmen hat die Credit Suisse
                                                 die umfassende Dokumentation «Nachfolgemanagement in KMU : Eine praxisorientierte
                                                 Wegleitung» verfasst. Bestellen Sie sie kostenlos mit dem Talon, bei Ihrem Kunden­
                                                 berater ­o der auf www.credit-suisse.com/nachfolge.
16 | Nachfolge | Credit Suisse Bulletin plus

Private Finanzplanung –                                                                     konjunkturelles Umfeld zum Zeitpunkt
                                                                                            des Ausstiegs – der Zeitpunkt ist nicht

Ausgangslage für eine erfolgreiche                                                           immer völlig frei wählbar – kann aber zu
                                                                                            einem entsprechend tieferen Verkaufs­
Nachfolgeregelung                                                                           erlös führen – die Mittel für die private
                                                                                            Vorsorge fehlen endgültig.
                                                                                                  Erbrechtliche Aspekte werden im
Viele Unternehmer vernachlässigen die Altersvorsorge zu Gunsten
                                                                                            Zusammenhang mit der familieninternen
ihrer Firma. Dies hat die neue Studie der Universität St. Gallen                            Nachfolge vernachlässigt. Oft werden
klar aufgezeigt. Es lohnt sich auch für das Unternehmen, diese                               lediglich die Modalitäten des Übergangs
gut gemeinte Zurückhaltung rechtzeitig aufzugeben.                                          der Firma wie Kauf- oder Schenkungs­
                                                                                            bedingungen oder Unternehmenswert
                                                                                            geregelt. Erbrechtliche Regelungen wer­­
                                                                                            den vergessen und werden trotz den da­
 Eine persönliche Finanzplanung im Rah­        Im zweiten Schritt wird die Ausgangs­        mit verbundenen Risiken nicht getroffen.
men der umfassenden Finanzberatung             lage vom Finanzplaner analysiert. Dabei      Ohne entsprechende Regelung gilt in
 der Credit Suisse ist der ideale Einstieg     fallen zum Thema Unternehmensnach­           ­e iner späteren Erbteilung die Bewertung
 in die Nachfolgeregelung für Unterneh­        folge häufig folgende Problemkreise auf:     per Todestag. Hat eines der Kinder bis
mer. Unternehmer geben oft alles für                Um Steuern zu sparen, wurden bis­      zum Ableben des Unternehmers wäh­
 den Erfolg ihrer Firma und das Wohl der       her kaum Bezüge oder Ausschüttungen          rend Jahren die Firma erfolgreich weiter­
Mitarbeiter – die eigenen privaten Inte­       getätigt. Steuerbelastungen werden so         geführt und ausgebaut, allenfalls auch
ressen und die Bedürfnisse der Familie         in der Regel nur aufgeschoben und nicht      nur minimale Bezüge getätigt, um die Li­
 kommen dabei jedoch häufig zu kurz.           endgültig reduziert. Das Unternehmen          quidität der Firma zu schonen, kommt es
 Im Rahmen der Finanzplanung stehen für        baut damit unter Umständen viel Eigen­       nun plötzlich zur Situa­t ion, dass der fami­
 einmal die ganz persönlichen Bedürf­          kapital auf. Die Anhäufung von viel Eigen­    lieninterne Nachfolger seine Geschwis­
 nisse des Unternehmers und seiner An­         kapital kann dazu führen, dass später der    ter für den auch von ihm geschaffenen
 gehörigen im Fokus. In einem struktu­         Wunschnach­folger gar nicht in der Lage      Mehrwert auskaufen muss. Zudem be­
rierten Prozess werden in fünf Schritten       ist, die Firma zu übernehmen.                steht das Risiko, dass dann keine ent­
sämt­liche Themen rund um die Finanzen              Zu geringe Bezüge können für den       sprechenden Mittel für diesen Auskauf
 analysiert und daraus sinnvolle Mass­­nah­    Unternehmer direkt fatale Folgen ha­         zur Verfügung stehen.
­m en abgeleitet ( siehe Grafik S. 13).       ben: Die private Vorsorge wird zu wenig            Der Faktor Zeit ist wichtig. Er­­
    Der erste Schritt ist die Be­d ürf­n is­   aufgebaut. Beim Ausstieg stellt sich die     fahrungsgemäss werden ­G edanken zur
 analyse und die Aufnahme der Ist -Situa­      Frage nach der Finanzierung des Lebens­      Nach­folge viel zu spät gemacht. Zu be­
tion. Er dient als Standortbestimmung. In      unterhalts der Unternehmerfamilie. Ein        achtende vorsorgerechtliche und steuer­
 einem Gespräch wird eine private Bilanz       wesentlicher Teil des ganzen Vermögens       rechtliche Fristen betragen oft mehrere
 und Erfolgsrechnung erstellt. Es werden       ist in der Firma gebunden. Ein schlechtes    Jahre. Beginnt die Nachfolgeplanung
 aber auch die ganz persönlichen Wün­
sche und Ziele des Unternehmers be­
rücksichtigt. Dass in diese Analyse auch        Reto Fehr,
                                                Leiter Umfassende Finanzberatung,
 das Unternehmen einbezogen wird, liegt         ­P rivate Banking Credit Suisse,
 auf der Hand. Die Abhängigkeit vom Un­          Region Zürich.
ternehmen ist in der Regel sehr gross.          «Der Faktor Zeit ist wichtig.
Meistens ist die Firma der grösste Ver­          ­E rfahrungsgemäss werden
mögenswert, und das Einkommen wird              ­Gedanken zur Nachfolge viel zu
                                                  spät gemacht. Zu beachtende
 auch mehrheitlich aus dieser erzielt. Es        vorsorgerechtliche und steuer­
 muss zudem die private Steuerplanung             rechtliche Fristen betragen
 auf die Steuerplanung der Firma abge­            oft mehrere Jahre.»
stimmt werden. Die Unternehmensnach­
folge wird hier bereits thematisiert, unab­
 hängig vom Zeitpunkt, in welchem diese
 Finanzplanung stattfindet.
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 17

1      Die Sicherstellung der ­Altersvorsorge                                                 Folgende Lösungsansätze
Aus finanzieller Perspektive stellt sich bei der Unternehmensnachfolge neben der              helfen, die Nachfolge erfolgreich
 Unter­n ehmensbewertung und dem Transaktionspreis auch die Frage der Altersvor­s orge.       und um­fassend zu regeln:
 Es können sich gravierende Folgen ergeben, wenn die Altersvorsorge vernachlässigt
                                                                                             • Frühzeitiger Aufbau von privater
 wurde oder das Unternehmen selbst als «eiserne Reserve» eingeplant ist. Gemäss der
                                                                                               ­Vorsorge und Privatvermögen
­U mfrage der Universität St. Gallen ist für 45 Prozent der Unternehmer die Firma Teil
der Alters­­vorsorge, 47 Prozent haben noch keine Vorsorgemassnahmen getroffen. Es gilt:     • Langfristige Planung der Lohn-
Je kleiner das Unternehmen, desto weniger wird der Vorsorge Beachtung geschenkt.                und Ausschüttungspolitik in
Quelle: Universität St. Gallen                                                                 ­Ab­stimmung mit der Vorsorge
                                                                                             • Frühzeitige Planung der Unter­
Haben Sie Massnahmen zur Vorsorge getroffen?
                                                                                               nehmensnachfolge im engeren
Durchschnitt                                                                                   Sinne
 53%                                                                                   47%   • Einbezug der ganzen Familie
Grossunternehmen
                                                                                               in die Nachfolgeregelung, insbe­
 76%                                                                                   24%     sondere die Regelung der Erb­
                                                                                               ansprüche der nichtübernehmen-
Mittlere Unternehmen
 67%                                                                                   34%     den Nachkommen
Kleinunternehmen
 60%                                                                                   41%
                                                                                              Die private Finanzplanung ist
Kleinstunternehmen                                                                            der ideale Einstieg in die Nachfolge­
 37%                                                                                   63%
                                                                                              planung, weil
0%                       25%               50%                      75%               100%   • für einmal die persönlichen Ziele
                                                                                               des Unternehmers im Zentrum
Ist das Unternehmen Teil der Altersvorsorge?                                                   ­stehen
Durchschnitt                                                                                 • die Nachfolge frühzeitig themati­
 45%                                                                                   55%     siert wird (unter Umständen lange
                                                                                               bevor diese effektiv vorgesehen ist)
Mittlere Unternehmen
 49%                                                                                   51%   • Geschäfts- und Privatvermögen
Kleinunternehmen
                                                                                               in die Planung einbezogen werden
 46%                                                                                   54%   • die Zielsetzung der Unternehmens­
Kleinstunternehmen                                                                             nachfolge frühzeitig geklärt wird
 43%                                                                                   57%
                                                                                             • die Finanzierung des Lebensunter­
Grossunternehmen                                                                               halts nach Aufgabe der Geschäfts­
 32%                                                                                   68%
                                                                                               tätigkeit geregelt wird
0%                       25%               50%                      75%               100%   • die familiären Verhältnisse und
 ja    nein                                                                                   ­erbrechtliche ­A spekte einbe­zogen
 ja    nein                                                                                   werden
                                                                                             • die Beratung jederzeit wiederholt
                                                                                               werden kann und bei wesentlichen
 nicht früh­z eitig, werden der Handlungs­      durch Steuer- und Erbschaftsexperten.          familiären, finanziellen und ge­
 spielraum und die Optimierungsmöglich­        Diese können die Kunden effizient unter­        setzlichen Änderungen wiederholt
 keiten durch die zu beachtenden Fristen       stützen, weil der Finanzplaner bereits          werden muss
 massiv eingeschränkt.                          die Vorabklärungen trifft und die ver­         Die rechtlichen Rahmenbedingungen
      In den folgenden Schritten werden       schiedenen Experten bei Bedarf ent­               für Unternehmensnach­folgen wur-
 verschiedene Optimierungsmöglichkei­          sprechend informiert.                            den in den letzten Monaten ­deutlich
ten erarbeitet und ein Finanzplan mit kon­         Die Finanzplanung ist der rote Faden       ­verbessert. Die Unter­neh­mens­-
                                                                                                ­steuer­reform II und die Sofortmass­
 kreten Vorschlägen erstellt. Darin wer­        in den nachfolgenden Schritten: Bespre­          nahmen im Zusammenhang mit
 den über zehn Jahre oder länger unter         chung mit dem Kunden und Umsetzung                der indirek­ten Teilliqui­dation ­haben
 anderem die Vermögensentwicklung, die          der gemeinsam beschlos­s enen Mass­              den Handlungsspielraum ­erweitert.
Steuerbelastung und die vorhandene             nahmen. In diesem Prozess suchen wir             Es lohnt sich ­deshalb, sich unter
­L iquidität aufgezeigt. Der Finanzplaner       auch die Zusammenarbeit mit bereits              den neuen Bedingungen mit dem
                                                                                              Thema zu beschäftigen. Als idealer
 kann dabei direkt auf interne und ex­t erne   ­b estehenden Beratern der Kunden, eine         Einstieg empfehlen wir die private
Spezialisten zugreifen. Er gilt innerhalb      Konkurrenzsituation möchten wir ver­            ­Finanzplanung – es ist ­dafür nie
 der Bank als Türöffner für die Beratung        hindern.                        Reto Fehr    zu früh.
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