Nachfolge Die Krönung des Lebenswerks - KMU-HSG Startseite
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Magazin der Credit Suisse | April/Mai 2009 Nachfolge Die Krönung des Lebenswerks Studie Trends in der Nachfolgelandschaft | Seite 9 Unternehmer erzählen Walter A. Brunner, Hansjörg Seite 4 Zimmerli, Edi Schiess | Seite 12 Beratung Alleingang ist nicht sinnvoll | Seite 16 Private Finanzplanung Versäumnisse rächen sich | Seite 18 Emotionen Interview mit Arist von Schlippe | Seite 19 Der erste Schritt Die Checkliste
Edi Schiess ist 1992 aus dem Familienunternehmen in Lichten- vor, weil der Unternehmer richtigerweise weniger Druck auf seinen steig ausgeschieden und hat in Ebnat-Kappel mit der Alex Neher AG Sohn oder seine Tochter ausübt. Eine familieninterne Nachfolge ein Unternehmen übernommen, das die Nachfolgefrage extern zu erzwingen, wenn die Nachfolger dies im Innersten nicht wünschen lösen musste. Sein Sohn Samuel arbeitete nach der Fachausbildung oder nicht über die nötigen Fähigkeiten verfügen, macht keinen fünf Jahre im Grosskonzern Bühler in Uzwil und ist nun vor kur- Sinn. Die Nachfolge-Studie der Universität St. Gallen zeigt nun, dass zem ins Familienunternehmen eingestiegen, um beim Aufbau eines sich diese E rkenntnis immer mehr durchsetzt. Es gilt, die beste neuen, zukunftsträchtigen Bereichs mitzuhelfen und die Firma L ösung für das Unternehmen zu suchen – die gleichzeitig auch die schrittweise zu übernehmen ( siehe Seite 11). Eine solche familien beste für die Familie ist. schi interne Nachfolge ist ein Idealfall, kommt heute aber immer seltener Impressum Herausgeber Credit Suisse, Postfach 2, 8070 Zürich Redaktion Michael Krobath, Andreas Schiendorfer Mitarbeit Simon Bühler, Michael Guye, Reto Fehr Marketing Frank Mitteldorf und Annabelle von Trott zu Solz ( Projektleitung), Veronica Zimnic (Bulletin) Gestaltung Arnold. Inhalt und Form AG, Stäfa. Monika Häfliger, Petra Siegenthaler, Petra Feusi (Projektm anagement) Druck NZZ Fretz AG, Schlieren Übersetzungen Credit Suisse Language Ser vices Korrektorat Claudia Marolf (notabene) Fotografen Cover, S. 2, S. 9 –15, Martin Stollenwerk; S. 3, S. 16, S. 18, Credit Suisse Internet www.credit-suisse.com /nachfolge
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 3 Barend Fruithof Urs Dickenmann Leiter Corporate & Institutional Clients Leiter UHNWI Segment Management, der Credit Suisse Private Banking Switzerland Nachfolge für Unternehmer – Vertrauen ist die Basis jeder erfolgreichen Beratung Die Regelung der Unternehmensnachfolge ist für die Schweizer Volkswirtschaft von zentraler Bedeutung. Die Credit Suisse setzt sich deshalb seit mehreren Jahren mit Engagement für erfolgreiche Nachfolgeregelungen ein. Sie hat einen massgeschnei- derten Beratungsprozess entwickelt, insgesamt 27 Spezialistenteams für Nachfolge- regelungen in der ganzen Schweiz eingesetzt und führt in Zusammenarbeit mit den Universitäten St. Gallen und Lausanne entsprechende Schulungen durch. Darüber hinaus hat die Credit Suisse verschiedene Publikationen zu diesem Thema herausgegeben. Die Broschüre «Nachfolgemanagement in KMU – eine praxisorien- tierte Wegleitung» erfreut sich nach wie vor eines grossen Interesses. Um den Beratungsprozess optimieren zu können, hat die Credit Suisse das Center for Family Business der Universität St. Gallen beauftragt, eine breit abgestützte Studie über die Nachfolgelandschaft Schweiz zu erstellen. Die Resultate liegen seit wenigen Wochen vor, und die Studie kann mit unserem Bestelltalon gratis angefor- dert werden. Auch dieses Magazin befasst sich schwergewichtig mit den Resultaten der Studie und reichert sie mit Beispielen sowie Hintergrundinterviews an. Die wissenschaftliche Untersuchung hat aufgezeigt, dass immer mehr Firmen von einer Nachfolgeregelung betroffen sind: in den nächsten fünf Jahren rund ein Vier- tel aller Unternehmen mit zusammen knapp einer Million Arbeitsplätzen. Der Erfolg der Firmenübergabe hängt oft vom richtigen Zeitpunkt ab. War die bedingungslose Hingabe an die eigene Firma jeweils über die Jahre hinweg noch ein wichtiger Erfolgsfaktor, so kann diese am Schluss durchaus die Weiterführung des eigenen Lebenswerks gefährden. Eine kompetente, auf Vertrauen basierende Beratung kann jedoch den stockenden Prozess rechtzeitig wieder in die richtigen Bahnen lenken. Barend Fruithof Urs Dickenmann
4 | Nachfolge | Credit Suisse Bulletin plus Die Trends in der Nachfolgelandschaft Schweiz Wie eine neue Studie der Universität St. Gallen im Auftrag der Credit Suisse zeigt, sind in den kommenden fünf Jahren rund eine Million Arbeitsplätze von einer Nachfolgeregelung betroffen. Die Tendenz der KMU -Unternehmen zu familienexternen Lösungen stellt die Übergeber vor neue Herausforderungen. In den nächsten fünf Jahren müssen sich glied des Center for Family Business (rund 60 Prozent), so sind es heute ge 77 270 , also rund ein Viertel aller Schwei der Universität St. Gallen und Co-Autor rade noch 3 9 Prozent, die eine solche zer Unternehmen, mit einer Nachfolge der Studie. Variante anstreben bzw. realisiert haben. regelung auseinandersetzen. Betroffen 50 Prozent hingegen geben explizit einer sind davon 976 220 Arbeitsplätze, was Immer mehr familienexterne Lösungen familienexternen Lösung den Vorzug dem beachtlichen Anteil von knapp 30 Auf den ersten Blick scheint der Status ( Abb. 2 ). Prozent aller Beschäftigten entspricht quo gegenüber 20 05 wenig verändert, Die Gründe für diese Entwicklung: In ( Abb. 1 ). Damit hat die gesamtwirt als sich 8 8 Prozent der Schweizer Un der Mehrzahl der Fälle steht kein geeig schaftliche und soziale Bed eutung der ternehmen in Familienbesitz befanden. neter Nachfolger aus der Unternehmer Nachfolgethematik gegenüber 2 0 0 5 Noch immer ist bei der familieninternen familie zur Verfügung – zum einen, weil weiter an Bedeutung gewonnen. Damals Nachfolgelösung der Sohn die wichtigs bei den potenziellen Kandidaten schlicht waren erst 18,5 Prozent der Unterneh te Option ( 59 Prozent ), ebenfalls häufig kein Interesse besteht, zum anderen, weil men binnen der nächsten fünf Jahre da berücksichtigt werden mehrere Kinder zu sie als ungeeignet beurteilt werden, sei von betroffen. sammen ( 29 Prozent). Nur gerade 14 Pro es, weil es ihnen an der nötigen «Härte» Zu diesem Schluss kommt die eben zent übergeben die Firma der Tochter. oder Sozialkompetenz fehlt oder weil die 88% veröffentlichte Studie « Erfolgreiche Un Kinder eine höhere Laufbahn einschla ternehmensnachfolge», die von der Uni gen sollen. So meinte etwa ein befragter versit ät St. Gallen im Auftrag der C redit Bauunternehmer: «Mein Sohn ist Chirurg Suisse durchgeführt wurde. Basierend und hat zwei goldene Hände, den darf auf ihrer Erhebung von 20 05 erfassen man nicht zum Chef eines kleinen Unter die Forscher quantitativ und qualitativ der Unternehmen nehmens machen.» den Status quo, und sie befassen sich sind in Familienbesitz. Alternativen sind also gesucht. Im mit den neuesten Trends der Nachfolge Vordergrund steht hierbei der Verkauf landschaft Schweiz, wobei der Schwer Bei genauerer Betrachtung wird jedoch an einen oder mehrere Mitarbeitende punkt auf KMU liegt. «Zus ätzlich wird die deutlich, dass sich bei der Wahl des ( 52 Prozent) beziehungsweise an ein an Komplexität des Nachfolgeprozesses tief Nachfolgers eine stille Revolution voll deres Unternehmen ( 35 Prozent). Kaum greifender als in bish erigen Studien er zieht: Die familienexterne Lösung ge Beachtung finden dagegen Finanzinves fasst und den emot ionalen Aspekten eine winnt zunehmend an Bedeutung. Streb toren oder die Möglichkeit eines Börsen angemessene Bed eutung geschenkt », ten 2 0 0 5 noch eine Mehrheit der Über gangs ( Abb. 3 ). «Dieser in den letzten sagt Frank H alter, Ges chäftsleitungsmit geber eine familieninterne Lösung an zehn Jahren feststellbare Paradigmen >
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 5 1 Steigende volkswirtschaftliche Bedeutung der Unternehmensübergaben 25,9 Prozent aller Schweizer Unternehmen und damit fast eine Million Beschäftigte sind in den nächsten fünf Jahren von einer Nachfolge betroffen. 2005 waren es noch 18,5 Prozent. 25.9% aller Schweizer Betriebe sind in den n ächsten fünf Jahren von der N achfolge betroffen. Kleine und mittlere Unternehmen Beschäftigte Anzahl absolut* Nachfolge innerhalb Total Anzahl absolut* Betroffene innerhalb jährlich Betroffene von 5 Jahren von 5 Jahren 0 – 9 Mitarbeiter 261 584 24.8% 64 873 839 366 208 163 41 633 10 – 49 Mitarbeiter 30 638 33.9% 10 386 692 285 234 685 46 937 50 –249 Mitarbeiter 5 472 30.5% 1 669 618 532 188 652 37 730 > 250 Mitarbeiter 1 028 33.3% 342 1 035 197 344 721 68 944 Gesamt 298 722 25.9% 77 270 3 185380 976 220 195 244 *Daten: Bundesamt für Statistik, Betriebszählung 2005 Quelle Grafiken Seite 4 – 8: Bundesamt für Statistik, Betriebszählung 2005
6 | Nachfolge | Credit Suisse Bulletin plus wechsel stellt die betroffenen Untern eh übertragenen Anteilen stehen die Erb dass das Thema als negativ empfunden men vor neue Herausforderungen», sagt folge und Vere rbung im Vordergrund, wird. Das Resultat: Der Nachfolgeprozess Frank Halter. «Gibt es für das Untern eh gefolgt vom Erbvorbezug und von der gerät ins Stocken, und im Extremfall füh men überhaupt einen Markt ? Wie viel Schenkung. ren Emotionen bis zur «Selbstsabot age», Geld kann oder muss ein Verkauf des schreiben die Verfasser der Studie. Es Unternehmens abwerfen? Wie kann oder Wenn Gefühle ins Spiel kommen gehe nicht darum, die Emotionen auszu muss sich der Patron vom Unternehmen Die Zielsetzung und die Kompromissbe schalten, sondern im Gegenteil sie zuzu lösen ?» reitschaft haben es verdeutlicht: Bei der lassen und einzubeziehen, so ihr F azit. Nachfolgeregelung geht es um Business Denn gerade der Umgang mit der Emo Geld ist nicht alles und Emotionen – um Geschäft und Gef üh tionalität könne über Erfolg oder Miss Unternehmer denken im Geschäftsalltag le. Die enge Bindung des Unternehmers erfolg bei der Übergabe entscheiden gewinnorientiert, klar. Aber wie denken zu seinem «Lebenswerk» und sein hohes (mehr zum Thema Emotionen S.18 ). sie bei der Nachfolgeregelung? Was sind Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihre wichtigsten Ziele bei der Übergabe den Mitarbeitenden beeinflussen die Zurückhaltung gegenüber Coaching des « Lebenswerks»? An oberster Stelle Nachfolgeregelung und lassen die Ratio Die Nachfolgeregelung ist ein komplexer steht der «langfristige Fortb estand des nalität in den Hintergrund treten. Prozess und er wird bei familienexternen Unternehmens», gefolgt vom «Erhalt von Lösungen noch komplexer. Als grösste 47% möglichst vielen Arbeitsplätzen ». Erst Herausforderung wird das « Finden von ganz am Schluss, auf Platz 13 der in der potenziellen Nachfolgern » empfunden, Studie genannten Ziele, steht der «maxi gefolgt von der « Unternehmensbewer male Verkaufspreis». Bestätigt wird diese tung» und der «Finanzierung der Nachfol Priorisierung von denjenigen Unterneh der Unternehmer haben getransaktion». mern, die ihre Firma bereits verkauft ha Inwiefern nutzen die Unternehmer da ben. 26,5 Prozent kamen ihrem Nachfol die Altersvorsorge bei das stark gestiegene Angebot an ger beim Verkauf finanziell entgegen; als noch nicht geregelt. B eratungs- und sonstigen Dienstleis die häufigsten Gründe nannten sie den tungen? Gemäss Studie nach wie vor nur «langfristigen Fortbestand der Unterneh Besonders die externe Lösung stellt die sehr begrenzt und vorzugsweise zur Be mung» ( 22,5 Prozent) und den «Verbleib Betroffenen emotional vor grosse He arbeitung spezifischer Fachthemen, ins innerhalb der Familie» (18,1 Prozent). rausforderungen. Zum einen, weil es Ent besondere für die « Absicherung recht Bedeutet diese Haltung, dass Unter täuschungen über den Nachfolgeverzicht licher Aspekte» und die « steuerliche nehmer sogar ganz auf ein Entgelt ver der Kinder zu verdauen gilt, zum anderen, O ptimierung». Folgerichtig sind in erster zichten ? Hierbei zeigen sich Unter weil es zu bösen Überraschungen bei der Linie Steuerberater und Juristen ge schiede zwischen den Planern und Rea Bewertung des Unternehmens kommen fragt ( Abb. 4 ). Die Inanspruchnahme lisierern. Die Planer – also Unternehmer, kann. Die Einschätzungen von Überneh von externen Experten korreliert mit der die vor der Unternehmensnachfolge mer und Übergeber divergieren oft dra Firmengrösse: je kleiner, desto geringer. s tehen – möchten durchschnittlich zwei matisch. Während ersterer die Firma hin Bei Familienunternehmen ist die Zurück Drittel ( 66 Prozent ) der Anteile mit Ent sichtlich des Potenzials in der Zukunft haltung gegenüber dem Coaching so gelt und 26,5 Prozent ohne Entgelt an taxiert, so dominiert beim Besitzer die ausgeprägt, dass in diesem Zusammen die nächste Generation übertragen. Vergangenheitsorientierung ( Entgelt für hang gar von « Beratungsresistenz » die 7,2 Prozent wollen sie selbst behalten. geleistete Investitionen, sowohl monet är Rede ist. Bei den bereits realisierten Unterneh als auch persönlich). mensnachfolgen ist die Summe der über Hinzu kommt das Problem des Los Vernachlässigte Altersvorsorge tragen en Anteile mit Entgelt wesentlich lassens. Insbesondere für die Gründer Wie verhängnisvoll eine schlecht ge höher ( 73,5 Prozent). Entsprechend tief generation bedeutet das Unternehmen plante Nachfolgeregelung ist, zeigt sich er ist der unentgeltlich übertragene An häufig das Lebenszentrum. Bei Gedan am Beispiel der Altersvorsorge. Nur ge teil (12,3 Prozent ), der zurückbehaltene ken an die Nachfolgeregelung stellt rade 53 Prozent der Unternehmer haben Teil liegt bei 12,1 Prozent. Bei familien sich Angst vor dem Ruhestand ein. Und diese geregelt. Während bei den Inha internen Nachfolgeregelungen ist der schliesslich ist die Nachfolgeregelung bern der grösseren Unternehmen 24 Pro entgeltliche Anteil mit 53,7 Prozent er häufig mit Stress verbunden. Besonders zent noch keine Vorsorgemassnahmen wartungsgemäss weniger hoch als bei für Kleinunternehmer bedeutet sie oft getroffen haben, sind es bei Kleinstunter familienexternen. Bei den unentgeltlich eine Zusatzbelastung und führt dazu, nehmern 63 Prozent. Und besonders >
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 7 2 Familienexterne Nachfolge im Trend Nur noch 39 Prozent der Übergeber denken an eine familieninterne Lösung, 2005 waren es noch rund 60 Prozent. Anteil 2005 (in %) Anteil 2008 (in %) 3 11 39 39 58 50 nur familienintern nur familienextern Mischform oder noch unentschieden 3 Wer wird mein Nachfolger ? Bei den in den nächsten fünf Jahren geplanten Übergaben ist bei familieninternen Lösungen der Sohn die wichtigste Option, bei familienexternen Lösungen stehen die M itarbeitenden im Vordergrund. (Mehrfachnennungen möglich) Familieninterne Übergabe Sohn 59% Mehrere Kinder in Kombination 29% Tochter 14% Anderes Familienmitglied 12% Ehepartner 5% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Familienexterne Übergabe Mitarbeitende 52% Anderes Untern ehmen 35% Externe Personen 21% Befreundete Person(en) 11% Finanzinvestor 7% Börsengang 1% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
8 | Nachfolge | Credit Suisse Bulletin plus riskant: Ein Drittel aller Unternehmer über 4 Nutzung von Unterstützungsangeboten 6 5 h aben gem äss eigenen Angaben ihre Am häufigsten nehmen die Übergeber die Hilfe von Juristen und Finanzs pezialisten Altersvors orge noch nicht geklärt. Die in Anspruch. (Mehrfachnennung möglich) Konsequenz: Manche sind auf den Ver Steuerberater, Wirtschaftsprüfer kaufse rlös angewiesen, um die eigene 70% Rente zu sichern. Dies wiederum erfor 84% dert, dass das Unternehmen fit und so Rechtsanwalt, Notar 46% mit für interessierte Käufer attraktiv ist 49% (mehr zum Thema Vorsorge S. 16 ). Freunde, Familie 23% 38% Gestiegene Aufmerksamkeit Hausbank Die gute Nachricht der Studie zum 26% 29% Schluss: Die Aufmerksamkeit für das Verwaltungsrat des Unternehmens Thema Nachfolge ist bei den Schweizer 22% 20% Unternehmern gestiegen. Waren es 2005 Unternehmensberater noch 6 0 Prozent, die schon konkrete 19% 16% Pläne für eine Übergabe des Unterneh Langjährige Mitarbeitende des Unternehmens mens angestellt hatten, so sind es heute 16% bereits 72 Prozent. Besonders deutlich 8% wird dies bei den Kleinstunternehmern, Übergeber, Übernehmer 10% von denen 20 05 noch knapp die Hälfte 12% mit «Weiss noch nicht » antworteten. M & A-Berater 12% 2008 waren es gerade noch 27 Prozent. 2% Weniger gut sieht es aus, wenn es Andere d arum geht, den ersten Schritt zu ma 6% 5% chen – nämlich der Nachfolgeregelung Branchenverband gen üg end Platz einzuräumen und sich 3% 4% ihrer Vielschichtigkeit bewusst zu wer Gewerbeverband den. Wie die Studie zeigt, sitzt der Teufel 3% im Detail, hinzu kommen die Emotionen, 2% die der Vern unft einen Streich spielen Industrie- und Handelskammer 2% können. Die Verfasser plädieren deshalb 1% für eine ganzheitliche Prozessbegleitung: 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% « Ang esichts der Komplexität der Auf nur familienintern gabenstellung empfiehlt sich ein Prozess nur familienextern managem ent durch eine Drittperson », sagt Frank Halter. «Am besten ein erfah rener Nachfolgeexperte mit Generalis tenwissen.» Michael Krobath Die Studie « Erfolgreiche Unternehmensnachfolge» wurde von der U niversität St. Gallen im Auftrag der Credit Suisse durchgeführt. Sie beschreibt die neuesten Trends in der Nachfolgelandschaft Schweiz und liefert konkrete Handlungse mpfehlungen für eine z eitg emässe N achfolgeregelung. Die Publikation kann auf unserer Website www.credit-suisse.com/nachfolge bezogen werden.
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 9 Nachfolgeregelung: drei Beispiele aus der Praxis Das Center for Family Business der HSG hat für seine Studie «Erfolgreiche Unternehmensnach- folge» Hintergrundgespräche mit Unternehmern geführt. Dabei wird klar: Nachfolgeregelungen müssen keine Belastung darstellen. Hansjörg Zimmerli hat einen genauen Zeitplan, favorisiert eine Lösung – den Verkauf an einen externen Jungunternehmer – und bleibt doch offen für andere Optionen. Walter A. Brunner prozessierte mit einem Grosskonzern vor Bundesgericht. Das Ganze endete – mit einer Nachfolgeregelung. Edi Schiess realisiert mit der familieninternen Firmen- übergabe den früheren Normalfall. Andreas Schiendorfer Übergabe in vier der zehn Jahre zuvor in Murgenthal eine Firma gekauft hatte, übernahm 19 6 2 Jahren – doch an wen? den Betrieb meines Lehrmeisters. Meine In zwei Jahren weiss Hansjörg Interessen gingen damals in Richtung Z immerli Bescheid, was mit der Firma Innenarchitektur, weshalb ich eine Zu- passiert. Bis dann ist alles offen. satzausbildung in Schweden absolvieren wollte. Als mein Vater erkrankte, eilte ich 19 69 zurück, um die kleine Firma bis zu seiner Genesung zu leiten. Doch leider H. J. Zimmerli AG , Zofingen verstarb mein Vater. Ich habe es aber nie Gegründet 1962 bereut, in der Firma geblieben zu sein, 15 Mitarbeitende zumal ich mein gestalterisches Flair in Inhaber: Hansjörg Zimmerli Nachfolger: noch offen der Beratung, beim Küchen- und Innen- www.schreinerei-zimmerli.ch ausbau sehr gut anwenden konnte.» Hansjörg Zimmerli. Holz prägt sein Leben. « Als es in Richtung Pensionsalter ging, Nachwuchsförderung ist wichtig als Zimmerli vor der Übernahme des Prä- habe ich mich konkret mit der Frage der In der Firmengeschichte spielt der Neu- sidiums die Doppelbelastung vermeiden Nachfolgeregelung zu befassen begon- bau 1976 am jetzigen Standort eine zen- und den Betrieb einem befreundeten nen. Bis 70 will ich das Problem gelöst trale Rolle. Das Unternehmen wuchs U nternehmen anvertrauen wollte. Um haben», erklärt Hansjörg Zimmerli, Jahr- stark, zeitweise zählte es 20 Mitarbeiter. den geplanten Übergang in finanzieller gang 1942 . Und präzisiert: « Es ist nicht «Weil Überkapazitäten vorhanden sind, Hinsicht zu optimieren, gründete er 1990 das erste Mal, dass ich mich damit be- herrscht jedoch ein brutaler Preiskampf, eine Aktiengesellschaft. Zuletzt klappte schäftige. Eigentlich ist es auch gar kein vor allem von so genannten Garagen- es nicht, weil dem Partner wegen der Problem, sondern eine Überraschung. schreinern. Zudem gibt es immer saiso- Rezession das Risiko zu gross erschien. Die meisten gehen davon aus, dass mei nale Schwankungen sowie rezessive ne Tochter Iris Roth -Zimmerli meine Jahre. Deshalb liegt für mich die ideale «Ich bin nicht im Zugzwang» Nachf olgerin wird, weil sie im Betrieb Grösse zwischen 10 und 15 Beschäftig « Heute sind mehrere Optionen möglich, mitarbeitet und die nötigen Fähigkeiten ten.» Entlassungen musste Zimmerli nie die ich aber nicht öffentlich ausbreite», besitzt. Doch eine mittelgrosse Schreine vornehmen, und mit drei Lehrlingen pro so Zimmerli. « Eine davon bevorzuge ich rei zu führen, erfordert die volle Konzen- Jahr legt er auch grossen Wert auf die innerlich: die Übergabe an einen jungen tration und ist zeitlich sehr anspruchsvoll. Nachwuchsförderung. Schreinermeister, der die nötige Fach- Diese Belastung will sie sich und vor Diese idealistische Komponente ist kompetenz mitbringt, stark in der Region allem ihrer Familie nicht zumuten. Dieser nicht verborgen geblieben. Und so war verwurzelt ist und charakterlich zu mei Entscheid ist auch in meinem Sinn.» er 22 Jahre lang Vorstandsmitglied des nem Team passt. Trotzdem ist es mir Die Vorstellung, dass das Familien Verbands der Schweizerischen Schreiner- wichtig, dass ich noch etwa zwei Jahre unternehmen nach rund 50 Jahren in meister, zwölf Jahre davon als Präsident. offen für alles bin. Ich bin weder aus ge- fremde Hände übergehen wird, scheint Dies ist aus dem Blickwinkel der Nach- sundheitlichen noch aus finanziellen ihm nichts auszumachen. « Mein Vater, folgeregelung insofern von Bedeutung, Gründen im Zugzwang.» • >
10 | Nachfolge | Credit Suisse Bulletin plus Verkauf an einen v erstärken wollte, suchten die Verant- wortlichen mit Walter A. Brunner das Konkurrenzkonzern G espräch. Rannten die Österreicher mit Was vor dem Bundesgericht landet, ihrem Kaufangebot bei Brunner offene muss nicht immer im Streit enden – Türen ein? « Jein», meint er. «Wegen mei- sondern kann manchmal auch ner eigenen Erfahrungen hatte ich mir mit einer freundlichen Übernahme zwar vorgenommen, diese Sache frühz ei weitergehen. tig anzupacken. Aber konkret hätte ich wohl noch ein paar Jahre gewartet.» Frey + Götschi AG , Affoltern a. A. Todesfälle verhinderten faire Regelung Stra BAG , Witta Bau AG , Zürich So unglaublich sich der glücklich ab 150 Mitarbeitende Inhaber: Walter A. Brunner geschlossene Namensstreit anhört, so Übernehmer: STRABAG SE , Wien ung laublich ist Brunners Familienge- Walter A. Brunner. Zurück zum Hochbau. www.strabag.ch schichte. Kein Drehbuchautor hätte sie www.strabag.com erfinden können. Grossvater Brunner, Gruppe auf. Im Tiefbau waren zuletzt Gründer eines Bauunternehmens, starb knapp 150, im Hochbau rund 10 0 Mitar- « Der Kreis schliesst sich», stellt der 61- mit rund 65 Jahren. Sein Testament be- beitende angestellt. jähr ige Bauunternehmer Walter A. Brun- stimmte, es werde beim Ausscheiden Wann hat Brunner erstmals an die ner fest. «Ich habe im Hochbau als Mau- e in es der Erben nur eine minimale Ent- R egelung seiner Nachfolge gedacht ? rerlehrling begonnen, obwohl mein Herz schädigung ausbezahlt, das eigentliche «Einen konkreten Zeitplan hatte ich nicht. stets für den Tiefbau geschlagen hat, Vermögen müsse aber in der Firma Ich wusste einfach, dass man mit 60 vor und nach dem Verkauf meiner drei Tief- B runner Erben bleiben. Weil unter den einem neuen Lebensabschnitt steht », bauunternehmen konzentriere ich mich Geschwistern bestes Einvernehmen führt Brunner aus. « Ich habe verschie- nun als Mitinhaber und Verwaltungsrats- herrschte, erkannte niemand die Not- dene Firmenbesitzer beobachtet. Meist präsident der Gautschi Bau AG wieder wendigkeit einer neuen Regelung. waren es Leute, die 70 Jahre und älter ganz auf den Hochbau.» Beim überraschenden Tod von Walter waren. Man merkt als Käufer natürlich, A. Brunners Vater im Alter von nur wenn das Gegenüber verkaufen muss, Zwei Unternehmen namens Stra BAG 50 Jahren akzeptierten Onkel Werner, und befindet sich in einer starken Posi « Die Nachfolgeregelung begann mit GC -Präsident 1973/ 74 , und Tante Hedi tion. Ich wollte deshalb diesen Schritt e in em Prozess vor dem Bundesgericht », Murbach-Brunner Walter junior sofort früh genug vollziehen.» erzählt der ehemalige Präsident des als Nachfolger seines Vaters. Doch bei- Grasshopper Club Zürich im Letzigrund- de starben innert weniger Jahre eben- Eine firmeninterne Lösung angestrebt Stadionrestaurant Oval. «Die Stadt Zürich falls im Alter von 50 beziehungsweise Eine Nachfolge innerhalb der Familie war hatte einen Bauauftrag an die Stra BAG 55 Jahren. Da keine andere Regelung unrealistisch, da die beiden Töchter kein vergeben. Doch im ersten Moment wuss- vorlag, gehörte damit das ansehnliche Interesse an einer Bauunternehmung te niemand, ob das meine Firma oder Unternehmen nach dem Tod der Tante hatten. Deshalb rechnete Brunner ei der österreichische Konzern gleichen alleine deren Kindern. gentlich mit der Übergabe an die im Namens war. Der Rechtsstreit, wer in der jeweiligen Unternehmen mitarbeitenden Schweiz diesen Namen verwenden dürfe, Aufbau einer Unternehmensgruppe P artner, die Minderheitsbeteiligungen wurde 20 0 6 in Lausanne zu unseren Walter A. Brunner entschied sich im A lter b es ass en. Dieser Plan war nicht zu ver Gunsten entschieden.» von 34 Jahren, aus dem Unternehmen wirklichen – «vielleicht, weil ich die ganze Tatsächlich benützt die 1895 gegrün- auszuscheiden, und kaufte 19 8 2 mit Zeit über sehr präsent in der Firma war, dete österreichische STRABAG SE erst einem Kollegen die Firma Frey + Götschi vor allem natürlich in der Frey + Götschi seit 1930 diesen Namen, während die AG . Als sein Partner ins eigene Familien- AG . Dies war für die Geschäftsführer schweizerische Stra BAG schon 1928 ent unternehmen zurückkehrte, übernahm s icher nicht immer einfach.» standen ist. Weil jedoch der österreichi Brunner dessen Aktien. Im Lauf der Zeit Auch Angebote von Schweizer Konkur sche Konzern, der mit zirka 69 0 0 0 Mit- baute der Zürcher mit Beteiligungen an renten erhielt Brunner. «Zu früh», wie er arbeitenden einen Jahresumsatz von den Tiefbauunternehmen Stra BAG und zurückblickend festhält. «Erst der Rechts- rund 13,3 Milliarden Euro erzielt, seine Witta Bau AG sowie der Hochbaufirma streit mit der STRABAG SE war der kon- Posit ion in der Schweiz unbedingt weiter Gautschi Bau AG eine schlagkräftige krete Auslöser. Es ging mir vor allem um
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 11 eine Lösung, welche die Zukunft mei- Schrittweiser Übergang triebswirtschaftliche Zusatzausbildung. ner Mitarbeitenden und ihrer Familien Dann ist der Sohn gerüstet, um das Un- sichert.» vom Vater auf den Sohn ternehmen – die Alex Neher AG – zu über Die STRABAG SE beabsichtigt, ihre Keinen Druck auf den Sohn ausüben, nehmen. Doch wann genau dies der Fall Stellung in der Schweiz – vor allem im mit ihm einige Jahre in der Firma sein wird, wissen die beiden nicht. Es Verkehrs- und Wegebau – zu stärken. z usammenarbeiten und sie ihm dann spielt auch keine Rolle, denn sie arbeiten Deshalb besteht aus Brunners Sicht übergeben: ein Idealfall. miteinander wie aus einem Guss. keine Gefahr, dass die neuen Besitzer «Vielleicht werden einige ältere Mit Arbeitsplätze abbauen. Um die Konti arbeitende, die seit vielen Jahren bei der nuität zu wahren, vereinbarte er mit Alex Neher AG , Ebnat -Kappel Alex Neher AG beschäftigt sind, Mühe der Käuferin, weiterhin die Geschäfts- Metallwaren und Werkzeugfabrik mit der Umstellung haben», sinniert der Gegründet 1937 führung der Frey + Götschi AG auszu 50 Mitarbeitende Sohn. «Aber einige werden in absehbarer üben und Mitglied des Verwaltungsrats Inhaber: Edi Schiess Zeit ebenfalls pensioniert, und die ande- der drei Gesellschaften zu bleiben. Designierter Nachfolger: Samuel Schiess ren werden merken, dass sich an der www.alexneher.ch Auf Ende Februar 20 09 hat er sich F irmenphilosophie wenig ändern wird.» nun aus all diesen Funktionen zurück- Blicken wir in der Geschichte gut 20 gezogen. Einerseits bleibt die Konti « Aus meiner Sicht handelt es sich um Jahre zurück, so sehen wir Edi Schiess nuität dank Reto Koch, seinem langjäh ein perfektes Timing», erklärt Samuel im Familienunternehmen in Lichtensteig rig en Partner, weiterhin gewahrt, an- Schiess, der letzten August ins väterliche mitarbeiten. Mit der Zeit waren dort so- derseits merkte er, dass es für einen Unternehmen in Ebnat-Kappel eingestie gar drei Cousins sowie Edis Vater tätig – Unt ernehmer, der 37 Jahre lang selbst- gen ist. «Nach meiner Ausbildung an der zu viele für eine optimale Zusammen ständig entscheiden konnte, nicht ein- FH in Rapperswil habe ich fünf Jahre bei arbeit. Edi entschloss sich mit 50 Jahren, fach ist, sich mit den Strukturen eines Bühler in Uzwil gearbeitet und stand anderswo als Betriebsleiter zu wirken. Konzerns abzufinden. d amit am Scheideweg. Sollte ich weiter- Doch schnell merkte er, dass der Inhaber, hin eine Karriere bei einem Grosskonzern Konrad Neher, einen Nachfolger suchte, Die Banken geben den Sauerstoff verfolgen ? Dies wäre, wegen der Mög- da keiner seiner drei Söhne, alle Inge Welche Rolle spielen die Banken ? lichkeit, im Ausland zu arbeiten, attraktiv nieure, den Betrieb übernehmen wollte. Walter A. Brunner: «Die Banken geben gewesen. Oder sollte ich einen ersten «Sicher spielte mit, dass der potenzielle den Sauerstoff. Vor allem am Anfang konkreten Schritt zur Übernahme unse Firmeninhaber seine Brüder hätte mit brauchen die Unternehmen diese Part- res Familienunternehmens wagen?» beteiligen müssen. Deshalb habe ich da- nerschaft. Ist das Verhältnis zu den Vater Edi Schiess übte auf seinen rauf geachtet, dass nicht nur das Unter- Banken getrübt, entstehen Probleme. Sohn keinen Zwang aus, konnte aber mit nehmen, sondern auch die Familie selbst Auch ich habe früher schlechte Erfah- einer äusserst reizvollen Aufgabe auf- über genügend Substanz verfügt. Samuel rungen gemacht und deshalb die Bank warten: dem Aufbau eines zukunftswei- kann mit einem Erbvorbezug die Firma gewechs elt. Seit über zehn Jahren sind senden dritten Standbeins neben den übernehmen, ohne dass seine beiden meine Firmen nun bei der Credit Suisse. tendenziell eher zurückgehenden Be Schwestern benachteiligt werden.» • Bei der Nachfolgeregelung stützte ich reichen Stanzerei und Werkzeugbau so- mich allerdings hauptsächlich auf ein wie der Blechbearbeitung mit Laser- spezialisiertes Finanzberatungsunter- schneiden, Abkanten und Schweissen. nehmen ab.» «Wir haben an einer Fachmesse das neue Nun ist nur der Hochbau übrig ge- Liftbett vorgestellt, ein Pflegebett, das blieben. « Übrig geblieben ist nicht eine wesentlich verbesserte Höhenver- das richtige Wort », präzisiert Brunner stellung zulässt.» schmunz elnd. « Es gibt manche attrak- Die Resonanz war hervorragend, doch tive Hochbauprojekte. Vor allem eines nun gilt es, den zweiten Prototypen zur interessiert mich im Besonderen: das Serienreife weiterzuentwickeln. Genau Stadion Zürich auf dem Hardturmareal. das Richtige für Samuel Schiess, der Nach der Ausschreibung befanden wir bei Bühler als Projektmanager tätig ge- uns in der Poleposition. Nun geht es ja wesen ist. Daneben absolviert er nun an vielleicht doch noch los …» Auf dass der Zürcher Hochschule für Angewandte sich auch dieser Kreis schliesse. • Wissenschaften in Winterthur eine be- Edi und Samuel Schiess. Arbeiten als Partner.
12 | Nachfolge | Credit Suisse Bulletin plus Bulletin: Die neue Nachfolgestudie der HSG belegt die volkswirtschaftliche Dimension der Nachfolgeregelung. Haben die Resultate Sie beeindruckt ? Hervé Mützenberg: Liest man die wis senschaftlich fundierten Zahlen, ist man wirklich beeindruckt, aber nicht über rascht: Wir beschäftigen uns ja täglich mit dem Thema Nachfolgeregelung. Des halb wissen wir um deren Bedeutung für die Schweizer Volkswirtschaft und spüren die damit einhergehende Verant wortung. François Menzel: Das kann man wohl sa gen: Ein Viertel der Unternehmen planen in den nächsten fünf Jahren eine Nach folgeregelung. Fast eine Million Arbeits plätze sind davon betroffen. Die Zahlen zeigen, wie wichtig dieses Thema für alle Beteiligten ist. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie heute muss einem «Bei Nachfolgeregelungen ist es für dies besonders bewusst sein. den Unternehmer entscheidend, den ersten Didier Carron: Es ist jedoch nicht so, Schritt rechtzeitig zu gehen.» dass der Bedarf an Nachfolgerege lun gen gegenüber früher sprunghaft ge stie gen wäre. Die markante Zunahme der Umfrage werte zeigt vielmehr, dass die V. l. n. r.: Hervé Mützenberg, Leiter Umfassende Finanzberatung Region Suisse Romande, Unternehmer die Firmennachfolge be Lausanne; François Menzel, Teamleiter Firmenkunden, Lausanne; Didier Carron, Relationship wusster und früher angehen als noch vor Manager Premium Clients Suisse Romande; Heinz Hasler, Mergers & Acquisitions, Zürich zehn Jahren. Sie sind gewillt, eine Lö sung zu finden, solange es sich nur um eine Herausforderung und noch nicht um ein Problem handelt. Das eigene Lebenswerk sichern Heinz Hasler: Früher war die Unterneh mensnachfolge eher ein Tabuthema. Die Die Sicherung des Fortbestands der eigenen Firma stellt für Betroffenen sprachen nur ungern darü viele Unternehmerinnen und Unternehmer eine enorme Heraus ber, weil damit auch ihre gesellschaft forderung dar. Vier Kundenberater der Credit Suisse disku liche Stellung verbunden war. Es galt die Doktrin, seine Dienste solange wie mög tieren über die Resultate der neuen Studie der Hochschule lich der Firma zur Verfügung zu stellen. St. Gallen und tauschen ihre Erfahrungen aus. Ein Kürzertreten wurde oftmals als Zei chen der Schwäche verstanden. Das hat sich geändert: Heute wird eine erfolg reiche Nachfolgeregelung als die Krö nung des unternehmerischen Lebens werks angesehen. Welche Erkenntnis der Studie hat Sie besonders überrascht ? Didier Carron: Für mich ist das ganz klar die starke Zunahme der familienexter nen Nachfolgeregelungen beziehungs
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 13 weise die Akzeptanz, die diese Lösung Hervé Mützenberg: Das Stichwort «Emo genüber seinem Lebenswerk kann dazu bei den Unternehmern geniesst. Von al tionen » ist gefallen. Nicht selten liegt führen, dass der richtige Zeitpunkt zum len Befragten gaben rund die Hälfte an, hier der Grund für zu spät und zu wenig Loslassen verpasst wird. Oder es wer dass sie explizit eine familienexterne Re konsequent angepackte Nachfolgerege den gar unrealistische finanzielle Vorstel gelung anstreben, obwohl der Grossteil lungen. Als Berater bedeutet dies für uns lungen vorgeschoben, weil man insge der KMU Familienunternehmen sind. Die eine spezielle Herausforderung. Es zeigt heim hofft, dass die Übertragung dann Ausw ahl an Nachkommen mag heute sich jedoch, dass eine frühzeitige Thema hinausgeschoben wird. wohl kleiner sein, weil die Familie kaum tisierung der Nachfolge viele Vorteile mit François Menzel: Eine gewisse Rationa mehr als zwei Kinder umfasst. Doch nur sich bringt. lität und damit eine «gesunde Distanz » mit demografischen Aspekten lässt sich Heinz Hasler: Da kann ich nur zustim in B ezug auf die strategische Aufgabe diese Erkenntnis kaum erklären … men, denn wir dürfen uns nichts vor Unternehmensnachfolge ist in jedem François Menzel: Der Unternehmer ge machen: Nach wie vor schliessen zahl Fall w ichtig. Spezielle Beachtung ist zu traut sich heute viel öfters, Nachkommen reiche Unternehmen, weil die Regelung dem erforderlich, je älter der Unterneh von der Nachfolge auszuschliessen, wenn der Nachfolge nicht geklappt hat. mer, je kleiner das Unternehmen und je deren Talente nicht in der Unternehmungs François Menzel: Die Übergabe an einen ländlicher der Standort des Unterneh führung vermutet werden. Umg ek ehrt Mitarbeiter erscheint mir aus verschie mens ist. Hier erfolgt der erfolgreiche wählt die heutige Generation selbststän denen Gründen durchaus erfolgverspre Anstoss oft von aussen. dig ihren eigenen Lebensweg und fühlt chend. Hier muss der Unternehmer je Kann ein Bankkundenberater wirk- sich nicht mehr verpflichtet, die Nachfol doch bereit sein, dem Nachfolger die lich einen wesentlichen Input liefern ? ge anzutreten. Zudem sind sich alle be e nts prechenden Freiräume zu gewäh Didier Carron: Erfolgreiche Beratung von wusst, wie viel Opfer und Verzicht eine ren. Notwendige Veränderungen wurden Unternehmern basiert auf Vertrauen, das solche Aufgabe mit sich bringen kann. eventuell aufgeschoben und mit dem durch jahrelange, ja jahrzehntelange Hervé Mützenberg: Diese Entwicklung Wechsel wird es Zeit, diese nun anzu gute Kontakte gewachsen ist. Da kann muss nicht nachteilig sein, denn sie er packen. Denn eines steht fest: Der Un ich nicht eines Tages zum Telefonhörer laubt es, für das Unternehmen – und ternehmer von morgen steht vor anderen greifen und dem Kunden sagen: «Guten s omit auch für den Unternehmer – die Herausforderungen als der Unternehmer Tag. Da bin ich. Wir müssen zusammen beste Lösung zu suchen. von gestern und heute. die Nachfolge in Ihrem Betrieb lösen.» Heinz Hasler: An die Stelle der Nach Heinz Hasler: Das ist klar. Für den Unter Die Überlegungen müssen früh einge fahren, die das Unternehmen nicht mehr nehmer ist es daher entscheidend, sich leitet werden, denn es gilt steuerliche immer übernehmen, ist in gewissem Sinn nicht zu stark von Emotionen leiten zu Fristen oder solche im Rahmen der be der langjährige Mitarbeiter getreten. Be lassen. Die moralische Verpflichtung ge ruflichen Vorsorge zu beachten. Die > trachten wir die externen Lösungen, so steht der Verkauf an einen oder mehrere Mitarbeitende klar im Vordergrund. 1 Die Credit Suisse unterstützt in allen Phasen der Nachfolgeplanung Didier Carron: Ich kenne das aus meiner Ein klar strukturiertes Vorgehen sorgt dafür, dass jeder Schritt rechtzeitig erfolgt und nichts Beratertätigkeit bestens: Da spielt das vergessen geht. Im Dialog zwischen Unternehmer und Kundenberater werden aus den u ntenstehenden Schlagworten wegweisende Inhalte zur erfolgreichen Nachfolgeregelung. emotionale Element eine wichtige Rolle. Man möchte das Unternehmen jeman 1 2 3 4 5 dem übergeben, den man persönlich Initialisierung Optionen Vorbereitung Überleitung Umsetzung sehr gut kennt. Lancieren Erfahrung und 360 -Grad- Transaktions- Finanzierung François Menzel: Das stimmt ! Bei seinen des Themas K reativität Perspektive beratung (MBO, (Kredite, Mitarbeitern hat man zudem den Vorteil, P rivat /Geschäft MBI, LBO, IPO) Structured Finance, dass man am besten abschätzen kann, Unabhängige Zugang zum Hypotheken, S ichtweise Spezialistennetz Bilanzstruktur Erbschaftsberatung Mezzanine Finance, ob die nötigen fachlichen und mensch der Credit Suisse Leasing/Factoring) lichen Fähigkeiten da sind. Orientierung Transaktions- Zweitmeinung Kenntnis des partner-Suche bei Konflikten Anlageberatung Heinz Hasler: Als weitere Variante kommt Umfassende lokalen Berater und Vermögens aber auch der Verkauf an ein anderes Finanzberatung marktes Mitarbeiter- verwaltung Unternehmen als strategischen Investor (Finanzplanung, beteiligungs- Steuern) Zweitmeinung pläne in Frage. Auch da kann der Unternehmer zum Beratungs- davon ausgehen, dass sein Lebenswerk bedarf kompetent weitergeführt wird.
14 | Nachfolge | Credit Suisse Bulletin plus 2 Die Unternehmer finden in jeder Geschäftsregion Spezialisten für Nachfolgeregelungen An 27 Standorten der Schweiz finden sich Spezialistenteams, die sich auf die vielfältigen Problemstellungen der Nachfolgeregelung konzentrieren und daher jedem Unternehmer wichtige Impulse liefern können. Wegen der Bedeutung des Themas ist aber jeder Kundenberater im Corporate und im Private Banking mit Nachfolgeaspekten vertraut und damit als – erster – Ansprechpartner geeignet. ur th er int W l se Ba r te Us en d efe n o au all W Se ik Zu T müh ld r rn ch- ch - erl Aa .G t on O g ha le St lém il De lw er el ri il Lu Zü Zü sw Bi rn er hu pp ri lot Ra So ze l te hâ rn uc Be Ne ur Ch g ur ibo Fr itz or ne .M an St us La o rn ca Lo on Si ve na nè zo Ge llin Be no ga so Lu ias Ch Die Basis jeder erfolgreichen Beratung ist das gegenseitige Vertrauen Die Credit Suisse betreut rund 100 000 Unternehmen, oft schon seit Jahrzehnten. Deshalb verfügen die Kunden beraterinnen und Kundenberater über fundierte Firmenkenntnisse und geniessen das Vertrauen der Unternehmer. Ihr Vorteil ist, dass sie bankintern und -extern auf ein nationales oder internationales Netzwerk z urückgreifen. Deshalb können sie stets mehrere Lösungsvorschläge anbieten. Region Zürich Region Zentralschweiz Region Suisse Romande Leitung: Paul Arni Leitung: Werner Raschle Leitung: Jean-Luc Rochat Zürich, 044 333 07 80 Luzern, 041 419 14 11 Lausanne, 021 340 27 14 Region Ostschweiz Region Nordschweiz Region Ticino Leitung: Marcel Küng Leitung: Bernhard B. Fischer Leitung: Alberto Petruzzella St. Gallen, 071 225 56 04 Basel, 061 266 77 31 Lugano, 091 802 55 00 Region Mittelland Region Genève Leitung: Hans-Ulrich Müller Leitung: Manuel Jetzer Bern, 031 358 89 63 Genève, 022 393 28 52
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 15 private Finanzplanung stösst solche Fra gen an. Hinzuzurechnen ist dann noch die Zeit für die Entscheidungsfindung. Meistens stützen sich dabei die Unter nehmer auf mehrere Berater ab. Sie ho len die Meinung mehrerer Bezugsper sonen aus ihrem Vertrauensumfeld ein und bilden sich dann ihre eigene. Hervé Mützenberg: Richtig. Und sind ein mal die Antworten zu den emotionalen Bereichen gefunden worden, dann wer den Finanzierung, Steuern oder recht liche Fragestellungen zu lösbaren Fach «Knowledge Sharing» im Kommunikationszentrum Bocken: Die Nachfolgeberater aus fragen. Als Bank haben wir die Kompe der ganzen Schweiz nehmen die Gelegenheit wahr, ihre Beratungserfahrungen aus- zutauschen und sich über neue Dienstleistungen zu informieren. B arend Fruithof (links), tenz, gemeinsam mit dem Unternehmer Leiter Corporate & Institutional Clients, Hans -Ulrich Meister (M itte), CEO Switzerland, und seinen externen Beratern zukunfts und Urs Dickenmann (rechts), Leiter UHNWI Segment Management, Private Banking trächtige Lösungen zu finden. Switzerland, freuen sich deshalb in der Pause über die Motivation und die Fachkennt- nisse ihrer Mitarbeitenden. Heinz Hasler: Wenn ein Unternehmer selber weder familien- noch firmenintern einen Käufer findet, kommt ihm unser grosses nationales und internationales Kompetenz in der Nachfolgeberatung Netzwerk von Finanzinvestoren und in Die Credit Suisse kümmert sich seit 2007 gezielt um Best- dustriellen Käufern zugute. Der Kunde Practice-Know-how in der KMU -Nachfolgeberatung. Es bestehen weiss meist gar nicht, welche Dienst Ausbildungskooperationen mit den Universitäten St. Gallen leistungen er innerhalb eines Nachfolge und Lausanne. Die Beratung wird an 27 verschiedenen Standorten prozesses von uns erwarten kann, und in der Schweiz von Teams geführt, die aus je einem erfahrenen ist überrascht, wie viele Fragen und Auf Berater der Organisationseinheiten Corporate und Private Banking gaben – beginnend von einer ersten zusammengesetzt sind. Diese Teams werden speziell geschult A nalyse bis hin zu Projektmanagement und verfügen über eine grosse Erfahrung in diesem komplexen und -abwicklung – wir ihm abnehmen Thema. Ihnen obliegt es, eine umfassende und individuelle Kunden- können. Für den Kunden ist wichtig, dass beratung sicherzustellen. Diese beginnt mit einer Situations- analyse, auf deren Basis mögliche Vorgehensschritte und Lösungs- der Kreis der Ansprechpartner so klein möglichkeiten diskutiert werden können. Der KMU -Unternehmer wie möglich bleibt. profitiert dabei ohne Beraterkosten von der Erfahrung der Ein kurzes Schlusswort ? Credit Suisse bei KMU -Nachfolgeprozessen. Festgelegte Mass François Menzel: Die Unternehmer tra nahmen können anschliessend von Spezialisten aus dem gen wesentlich zum hervorragenden Ruf Netzwerk der Credit Suisse bearbeitet werden. Dieses Netzwerk unserer Produkte und Dienstleistungen besteht aus Beratern, zum Beispiel für Finanzplanung oder und zur Stabilität unserer Volkswirtschaft Unternehmenstransaktionen. Es geht aber – und das ist ein ent- bei. Und sie zeichnen sich durch Verant scheidender Punkt – über die Organisationsgrenze der Credit wortungsbewusstsein aus. In der Studie Suisse hinaus und schliesst kompetente Partnerfirmen ein. Diese sagt ein Unternehmer: «Meiner Meinung Netzwerkorganis ation stellt die beste Antwort auf die Inter nach hat eine Unternehmung ein Recht disziplinarität des Nachfolgeprozesses dar. Mit einem individuell auf Leben. Wenn man aufhört, muss man zusammengesetzten Beratungsteam aus eigenen Fachspezialisten jemanden einsetzen, der die Firma mit und Netzwerkpartnern bietet die Credit Suisse ihren K MU - grosser Wahrscheinlichkeit erfolgreich Kunden mehr als Finanzlösungen: eine strategische Partnerschaft, weiterführt.» Simon Bühler, Michael Guye die das nachhaltige Gedeihen des Unternehmens unterstützt. Simon Bühler, Michael Guye Zur Vorinformation und auch für Kleinstunternehmen hat die Credit Suisse die umfassende Dokumentation «Nachfolgemanagement in KMU : Eine praxisorientierte Wegleitung» verfasst. Bestellen Sie sie kostenlos mit dem Talon, bei Ihrem Kunden berater o der auf www.credit-suisse.com/nachfolge.
16 | Nachfolge | Credit Suisse Bulletin plus Private Finanzplanung – konjunkturelles Umfeld zum Zeitpunkt des Ausstiegs – der Zeitpunkt ist nicht Ausgangslage für eine erfolgreiche immer völlig frei wählbar – kann aber zu einem entsprechend tieferen Verkaufs Nachfolgeregelung erlös führen – die Mittel für die private Vorsorge fehlen endgültig. Erbrechtliche Aspekte werden im Viele Unternehmer vernachlässigen die Altersvorsorge zu Gunsten Zusammenhang mit der familieninternen ihrer Firma. Dies hat die neue Studie der Universität St. Gallen Nachfolge vernachlässigt. Oft werden klar aufgezeigt. Es lohnt sich auch für das Unternehmen, diese lediglich die Modalitäten des Übergangs gut gemeinte Zurückhaltung rechtzeitig aufzugeben. der Firma wie Kauf- oder Schenkungs bedingungen oder Unternehmenswert geregelt. Erbrechtliche Regelungen wer den vergessen und werden trotz den da Eine persönliche Finanzplanung im Rah Im zweiten Schritt wird die Ausgangs mit verbundenen Risiken nicht getroffen. men der umfassenden Finanzberatung lage vom Finanzplaner analysiert. Dabei Ohne entsprechende Regelung gilt in der Credit Suisse ist der ideale Einstieg fallen zum Thema Unternehmensnach e iner späteren Erbteilung die Bewertung in die Nachfolgeregelung für Unterneh folge häufig folgende Problemkreise auf: per Todestag. Hat eines der Kinder bis mer. Unternehmer geben oft alles für Um Steuern zu sparen, wurden bis zum Ableben des Unternehmers wäh den Erfolg ihrer Firma und das Wohl der her kaum Bezüge oder Ausschüttungen rend Jahren die Firma erfolgreich weiter Mitarbeiter – die eigenen privaten Inte getätigt. Steuerbelastungen werden so geführt und ausgebaut, allenfalls auch ressen und die Bedürfnisse der Familie in der Regel nur aufgeschoben und nicht nur minimale Bezüge getätigt, um die Li kommen dabei jedoch häufig zu kurz. endgültig reduziert. Das Unternehmen quidität der Firma zu schonen, kommt es Im Rahmen der Finanzplanung stehen für baut damit unter Umständen viel Eigen nun plötzlich zur Situat ion, dass der fami einmal die ganz persönlichen Bedürf kapital auf. Die Anhäufung von viel Eigen lieninterne Nachfolger seine Geschwis nisse des Unternehmers und seiner An kapital kann dazu führen, dass später der ter für den auch von ihm geschaffenen gehörigen im Fokus. In einem struktu Wunschnachfolger gar nicht in der Lage Mehrwert auskaufen muss. Zudem be rierten Prozess werden in fünf Schritten ist, die Firma zu übernehmen. steht das Risiko, dass dann keine ent sämtliche Themen rund um die Finanzen Zu geringe Bezüge können für den sprechenden Mittel für diesen Auskauf analysiert und daraus sinnvolle Massnah Unternehmer direkt fatale Folgen ha zur Verfügung stehen. m en abgeleitet ( siehe Grafik S. 13). ben: Die private Vorsorge wird zu wenig Der Faktor Zeit ist wichtig. Er Der erste Schritt ist die Bed ürfn is aufgebaut. Beim Ausstieg stellt sich die fahrungsgemäss werden G edanken zur analyse und die Aufnahme der Ist -Situa Frage nach der Finanzierung des Lebens Nachfolge viel zu spät gemacht. Zu be tion. Er dient als Standortbestimmung. In unterhalts der Unternehmerfamilie. Ein achtende vorsorgerechtliche und steuer einem Gespräch wird eine private Bilanz wesentlicher Teil des ganzen Vermögens rechtliche Fristen betragen oft mehrere und Erfolgsrechnung erstellt. Es werden ist in der Firma gebunden. Ein schlechtes Jahre. Beginnt die Nachfolgeplanung aber auch die ganz persönlichen Wün sche und Ziele des Unternehmers be rücksichtigt. Dass in diese Analyse auch Reto Fehr, Leiter Umfassende Finanzberatung, das Unternehmen einbezogen wird, liegt P rivate Banking Credit Suisse, auf der Hand. Die Abhängigkeit vom Un Region Zürich. ternehmen ist in der Regel sehr gross. «Der Faktor Zeit ist wichtig. Meistens ist die Firma der grösste Ver E rfahrungsgemäss werden mögenswert, und das Einkommen wird Gedanken zur Nachfolge viel zu spät gemacht. Zu beachtende auch mehrheitlich aus dieser erzielt. Es vorsorgerechtliche und steuer muss zudem die private Steuerplanung rechtliche Fristen betragen auf die Steuerplanung der Firma abge oft mehrere Jahre.» stimmt werden. Die Unternehmensnach folge wird hier bereits thematisiert, unab hängig vom Zeitpunkt, in welchem diese Finanzplanung stattfindet.
Credit Suisse Bulletin plus | Nachfolge | 17 1 Die Sicherstellung der Altersvorsorge Folgende Lösungsansätze Aus finanzieller Perspektive stellt sich bei der Unternehmensnachfolge neben der helfen, die Nachfolge erfolgreich Untern ehmensbewertung und dem Transaktionspreis auch die Frage der Altersvors orge. und umfassend zu regeln: Es können sich gravierende Folgen ergeben, wenn die Altersvorsorge vernachlässigt • Frühzeitiger Aufbau von privater wurde oder das Unternehmen selbst als «eiserne Reserve» eingeplant ist. Gemäss der Vorsorge und Privatvermögen U mfrage der Universität St. Gallen ist für 45 Prozent der Unternehmer die Firma Teil der Altersvorsorge, 47 Prozent haben noch keine Vorsorgemassnahmen getroffen. Es gilt: • Langfristige Planung der Lohn- Je kleiner das Unternehmen, desto weniger wird der Vorsorge Beachtung geschenkt. und Ausschüttungspolitik in Quelle: Universität St. Gallen Abstimmung mit der Vorsorge • Frühzeitige Planung der Unter Haben Sie Massnahmen zur Vorsorge getroffen? nehmensnachfolge im engeren Durchschnitt Sinne 53% 47% • Einbezug der ganzen Familie Grossunternehmen in die Nachfolgeregelung, insbe 76% 24% sondere die Regelung der Erb ansprüche der nichtübernehmen- Mittlere Unternehmen 67% 34% den Nachkommen Kleinunternehmen 60% 41% Die private Finanzplanung ist Kleinstunternehmen der ideale Einstieg in die Nachfolge 37% 63% planung, weil 0% 25% 50% 75% 100% • für einmal die persönlichen Ziele des Unternehmers im Zentrum Ist das Unternehmen Teil der Altersvorsorge? stehen Durchschnitt • die Nachfolge frühzeitig themati 45% 55% siert wird (unter Umständen lange bevor diese effektiv vorgesehen ist) Mittlere Unternehmen 49% 51% • Geschäfts- und Privatvermögen Kleinunternehmen in die Planung einbezogen werden 46% 54% • die Zielsetzung der Unternehmens Kleinstunternehmen nachfolge frühzeitig geklärt wird 43% 57% • die Finanzierung des Lebensunter Grossunternehmen halts nach Aufgabe der Geschäfts 32% 68% tätigkeit geregelt wird 0% 25% 50% 75% 100% • die familiären Verhältnisse und ja nein erbrechtliche A spekte einbezogen ja nein werden • die Beratung jederzeit wiederholt werden kann und bei wesentlichen nicht frühz eitig, werden der Handlungs durch Steuer- und Erbschaftsexperten. familiären, finanziellen und ge spielraum und die Optimierungsmöglich Diese können die Kunden effizient unter setzlichen Änderungen wiederholt keiten durch die zu beachtenden Fristen stützen, weil der Finanzplaner bereits werden muss massiv eingeschränkt. die Vorabklärungen trifft und die ver Die rechtlichen Rahmenbedingungen In den folgenden Schritten werden schiedenen Experten bei Bedarf ent für Unternehmensnachfolgen wur- verschiedene Optimierungsmöglichkei sprechend informiert. den in den letzten Monaten deutlich ten erarbeitet und ein Finanzplan mit kon Die Finanzplanung ist der rote Faden verbessert. Die Unternehmens- steuerreform II und die Sofortmass kreten Vorschlägen erstellt. Darin wer in den nachfolgenden Schritten: Bespre nahmen im Zusammenhang mit den über zehn Jahre oder länger unter chung mit dem Kunden und Umsetzung der indirekten Teilliquidation haben anderem die Vermögensentwicklung, die der gemeinsam beschloss enen Mass den Handlungsspielraum erweitert. Steuerbelastung und die vorhandene nahmen. In diesem Prozess suchen wir Es lohnt sich deshalb, sich unter L iquidität aufgezeigt. Der Finanzplaner auch die Zusammenarbeit mit bereits den neuen Bedingungen mit dem Thema zu beschäftigen. Als idealer kann dabei direkt auf interne und ext erne b estehenden Beratern der Kunden, eine Einstieg empfehlen wir die private Spezialisten zugreifen. Er gilt innerhalb Konkurrenzsituation möchten wir ver Finanzplanung – es ist dafür nie der Bank als Türöffner für die Beratung hindern. Reto Fehr zu früh.
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