NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 - digital

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NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 - digital
NABU-Streuobst-
                              Rundbrief 1/2021

                                                                                März 2021
Liebe Leserinnen und Leser,
Ende letzten und Anfang diesen Jahres erreichten mich vermehrt Nachrichten zum Thema
Bio-Most-Verträge ganz unter dem Motto: Obstbauern fühlen sich veräppelt. In einem Brief
heißt es: „Das ewige Lamento des hessischen Keltereiverbands, die Leute würden ihre Äpfel
nicht mehr bringen, nervt. Auf die Idee, dass man den Bewirtschaftern angemessene Preise
zahlen könnte, wie es für Milchviehhalter oder Kakaobauern zu Recht gefordert wird, kommen
die Geschäftsführer nicht. Bei den 8 bis 12 Euro der Großkeltereien für 100 kg Kelteräpfel
landet man bereits durch den Zeitbedarf für Ernte und Transport bei einem äußerst mickrigen
Stundenlohn von nicht mal 6,75 Euro.“
Auch in der Bodenseeregion sind viele Bio-Streuobstbauern und -bäuerinnen frustriert.
Großkeltereien kündigen die Bio-Mostobst-Verträge und senken dadurch die Erzeugerpreise.
Die in den Verträgen garantierten Mindestpreise sind somit Geschichte. Gleichzeitig müssen
nun die Baumbesitzer*innen auch die Zertifizierungskosten übernehmen. Der Druck auf den
Bio-Streuobstmarkt zieht weite Kreise.
Auch wenn viele politische Beschlüsse, Strategien und Gesetze den Wert von Streuobstwiesen
festschreiben, gehört auch das Thema Bewirtschaftung und Ernteverwertung dazu. In den
letzten Jahren wurde die Aufpreisvermarktung auf den Weg gebracht, die nunmehr ins
Wanken gerät. Möchte man die Ökosystemdienstleitungen der Streuobstwiesen für die
Zukunft erhalten, muss die Pflege, Ernte und Vermarktung sich auch lohnen. Wir fordern seit
Jahren mindestens 25 Euro/100 kg. Der Verbrauchermarkt ist schon lange dafür bereit, denn
die Nachfrage nach regionalen Produkten steigt. Verpassen wir nicht die Chance und sichern
Erreichtes!!
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 - digital
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 – Seite 2

                              Inhalt dieser Ausgabe
Streuobst international.................................................Seite 2
Streuobst national.........................................................Seite 3
Streuobst aus den Bundesländern................................Seite 5
Personalia.......................................................................Seite 16
Neuerscheinungen und Rezensionen...........................Seite 17
Kultur & Gedichte ........................................................Seite 18
Termine..........................................................................Seite 19
Impressum.....................................................................Seite 20
Anmerkungen & Ergänzungen der Schriftleitung sind kursiv gedruckt.

                              Streuobst international
National versus lokal: Obstausstellungen                                lichkeit sowie Kontaktpflege und Dialog mit
in Belgien 2020                                                         der Bevölkerung. So wurde aus der Not eine
                                                                        Tugend.
Die Erhaltungsszene war 2020 besonderen
Herausforderungen ausgesetzt. Viele Aktivi-
täten wie Samenmärkte konnten gar nicht
oder nur im kleinen Kreis stattfinden. Ein
Beispiel ist die belgische Nationale Boom-
gaardenstichting (NBS), deren Aktivitäten
die SAVE-Partner im Rahmen des SAVE
Meetings 2019 in Belgien vor Ort kennen-
lernen konnten. Die jährliche nationale
Obstausstellung musste abgesagt werden.
Dennoch konnte die NBS einige interessante
Aktivitäten durchführen wie zum Beispiel
einen Obstwandertag „Op Fraitstap‟ oder
eine digitale Ausgabe von „de KERS‟ und                                 Mini-Ausstellung im Schaufenster - Foto: Elektronischer
dem „Keizel-Turnipdag‟.                                                 Informationsdienst der SAVE Foundation

Als Alternative zur jährlichen großen natio-                            Die ausgestellten Sorten werden in 1 kg Sä-
nalen Ausstellung wurde eine Mini-Ausstel-                              cken draußen zum Verkauf angeboten – so-
lung eingerichtet, nicht national, sondern                              weit sie auf Lager sind. Die Kund*innen
lokal. Seit Anfang November werden im                                   nehmen den Sack ihrer Wahl und legen das
Schaufenster des Sekretariats in der                                    Geld in den Briefkasten. Diese Mini „Watch-
Leopold-III-Straße in Vliermaal 20 Apfel-                               and-Buy Expo‟ bietet Interessierten die
und Birnensorten ausgestellt und jede zweite                            Möglichkeit, die vielen lokalen und regiona-
Woche mit anderen Sorten ausgetauscht. So                               len Sorten zu sehen, zu bestaunen und zu
wird den Betrachter*innen über einen länge-                             probieren. Auf den Erfolg dieser Aktion auf-
ren Zeitraum die große Vielfalt an belgi-                               bauend, wird diese Form von Ausstellung
schen Obstsorten vermittelt.                                            auch in den nächsten Jahren fortgeführt und
                                                                        ausgebaut werden.
In kürzester Zeit hatte sich diese Mini-Initia-
tive zu einem Diskussions-und Informati-                                Kontakt: Elektronischer Informationsdienst der SAVE
onsforum mit Passant*innen entwickelt. Sie                              Foundation, Neugasse 30, CH-9000 St. Gallen,
                                                                        www.save-foundation.net, www.agrobiodiversity.net,
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NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 – Seite 3

                        Streuobst national

Baum-und artenschutzgerechter Mistel-                  Oberdieckpreis 2020 für Jürgen Sinnecker
schnitt in Streuobstbeständen                          Der Oberdieckpreis wird jährlich für die
Das Thema Mistel in Streuobstbeständen                 beste Erhaltungsarbeit für seltene und be-
wird uns in den kommenden Jahren zuneh-                drohte Obstsorten vergeben. Er wird von der
mend beschäftigen müssen. Deshalb werden               Stadt Naumburg in Hessen, dem Pomo-
wir jede Gelegenheit nutzen, um auf aktuelle           logen-Verein, dem NABU-Bundesverband
Veröffentlichungen und wissenschaftliche               und dem Land Hessen gemeinsam ausgelobt
Studien hinzuweisen, um einen Austausch                und vergeben.
zu dieser neuen Herausforderung anzuregen
und zu unterstützen.
Die Stadtverwaltung Großbottwar, Dr.
Grunicke, und die NABU-Gruppe Filder-
stadt und Leinfelden-Echterdingen, Dr. Rolf
Gastel, haben eine Handreichung erarbeitet,
die den Artenschutz und den Mistelbefall in
Obstbäumen beim Schnitt der Bäume
berücksichtigen.
Diese Handreichung ist über die Internet-
seite der Stadt Großbottwar bzw. unter dem
folgenden Link abrufbar.
                                                       Jürgen Sinnecker und seine Frau Friedrun freuen sich über
Quelle:
                                                       die Auszeichnung – Foto: Urte Delft, Pomologen-Verein LG
https://daten2.verwaltungsportal.de/dateien/seitenge
                                                       Brandenburg
nerator/033fa715f2fa76fa127f5051337c5197143577/in
formation_mistelschnitt_in_streuobstbestaenden_okt     Das Vergabegremium dieser Institutionen
ober_2020.pdf                                          hat sich dieses Jahr für den Preisträger
Kontakt: NABU-Gruppe Filderstadt und Leinfelden-       Jürgen Sinnecker aus Zehdenick in Branden-
Echterdingen, Hans-Thoma-Weg 5, 70771 Leinfel-         burg entschieden. Herr Sinnecker hat in be-
den-Echterdingen, 01774 / 336519, 0711 / 4409583,      sonderer Weise den Sinn des Preises, die
NABU.LE@gmx.de, www.NABU-LE.de                         Vielfalt der Obstsorten zu erforschen, das
                                                       Wissen um sie weiterzugeben und sie damit
                                                       zu erhalten, erfüllt. Herr Sinnecker hat sich
                                                       damit in einem so hohen Maße identifiziert,
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 - digital
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 – Seite 4

dass er sich selbst als „der Apfelmann“ be-                die nicht durch ihren Wohlgeschmack auf-
zeichnet und auch vielen als solcher bekannt               fallen, aber durch ihren Charakter!
ist.                                                       Der Karower Landapfel und der Zehdenicker
Besucht man/frau seine Internetseite, fällt                Landapfel wurden zwar aufgeführt und der
einem sofort auf, wie vielseitig Jürgen                    letztere auch bei den zahlreichen, von Jürgen
Sinnecker ist: alle Aspekte des Obstanbaus                 Sinnecker liebevoll gestalteten Obstausstel-
werden angesprochen und zwar aus der Per-                  lungen ausgestellt, ihre textliche und bild-
spektive derjenigen, die sich dafür interes-               liche Bearbeitung auf der Internetseite steht
sieren, nicht aus einer wissenschaftlichen                 jedoch noch aus. Wie einiges auf dieser
Perspektive heraus. Jürgen Sinnecker liebt                 liebevoll gestalteten Internetseite zeigt, hat
das Obst und alles, was damit zusammen-                    Jürgen Sinnecker so viel angestoßen, so viele
hängt und er kennt und vermittelt so viel                  Samen in die Herzen der Kinder und
Liebenswertes und Interessantes, dass der                  Jugendlichen gelegt und so viel Begeisterung
Funke überspringt, Menschen für das Obst                   und Interesse bei allen möglichen Menschen
und letzten Endes für die Natur generell zu                geweckt, dass es um die Vielfalt der alten
begeistern. Die Vielfalt, z. B. auch bei den               Obstsorten in Zehdenick und Umgebung
Schmetterlingen, die die Obstwiesen besu-                  auch in Zukunft gut bestellt sein wird.
chen, wird durch die Darstellung und wun-                  Kontakte:
derschönen Fotografien Sinneckers, an-                     Pomologen-Verein e.V., Bundesgeschäftsstelle, Ulrich
schaulich vermittelt.                                      Kubina, Husumer Straße 16, 20251 Hamburg, 040 /
                                                           46063-755, Fax: -993, info@pomologen-verein.de,
                                                           www.pomologen-verein.de
                                                           Stadt Naumburg, Burgstraße 15, 34311 Naumburg,
                                                           05625 / 7909-0, Fax: -50 www.naumburg.eu,
                                                           verwaltung@naumburg.eu

                                                           370 Mostereien und 8 Olmühlen auf
                                                           www.Streuobst.de
                                                           Drei weitere Mostereien und eine neue
                                                           Lohn-Ölmühlen wurden auf unserer Inter-
                                                           netseite www.streuobst.de eingetragen. Da-
                                                           mit stehen jetzt 253 stationäre und 117 mo-
Sabine Fortak überreicht die Ehrung an Jürgen Sinnecker,
Foto: Urte Delft, Pomologen-Verein LG Brandenburg
                                                           bile Mostereien sowie acht Ölmühlen auf der
                                                           Liste des NABU-BFA Streuobst.
So ist die Fragestellung des Oberdieck-
preises, das Aufsuchen, Sichern und Wieder-                Wenn Sie Ihre Mosterei (oder Lohn-
verbreiten von alten Obstsorten nur im ge-                 Ölmühle) auch aufnehmen lassen möchten,
samten Kontext der Liebe zum Obst, zu sei-                 schicken Sie eine kurze Mail an unsere
nen Formen und Farben, Geschmäckern                        Internetredakteurin  Susanne    Marcus:
und Besonderheiten zu sehen. Im Vorschlag                  smarcus@freenet.de
der Landesgruppe Berlin-Brandenburg wird                   (Einzige) Voraussetzung für die Aufnahme
auch deutlich, um wie viele Obstsorten sich                in die Liste ist die verbindliche Aussage, dass
der Preisträger kümmert, insbesondere auch                 für Interessierte die Möglichkeit besteht,
um unbekannte oder wenig verbreitete                       auch in Kleinmengen (unter 250 kg) aus
Lokalsorten. Zum Beispiel Hasenköppe oder                  eigenem Obst einen eigenen, individuellen
Schafsnasen kennzeichnen die außerge-                      Saft herstellen zu lassen (Lohnmosterei im
wöhnliche Form mancher Äpfel, bezeichnen                   Gegensatz zum Lohntauschverfahren, bei
aber eine Vielfalt von Lokal- und Regional-                dem eigenes Obst abgeliefert wird, der erhal-
sorten, die sonst nirgendwo beschrieben                    tene Saft aber aus dem Obst auch anderer
wurden. So finden wir den Hasenkopf aus                    Anlieferer stammt). Bei den Lohn-Ölmühlen
Bredereiche bei Fürstenberg, die Rote                      muss es die Möglichkeit geben, Öl aus eige-
Schafsnase und die Rotgetreifte Gelbe                      nen Nüssen zu bekommen.
Schafsnase aus der Uckermark. Alles Sorten,
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 - digital
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 – Seite 5

Neue Lohn-Ölmühle Baden-Württemberg:              79 Brennereien auf www.streuobst.de
Wolfgang Schmid, Bulachs 1, 88410 Bad             Mit zwei weiteren Brennerei aus Baden-
Wurzach-Haidgau, w._schmid@t-online.de,           Württemberg sind nun 79 Brennereien aus
www.walnusspresse.de, 0172 / 7155747              neun Bundesländern auf der Liste des
Stationäre Mostereien Baden-Württemberg:          NABU-BFA Streuobst.
Kelterei des Stadtteils Kleinglattbach, Kelter-   Wenn Sie Ihre Brennerei auch in die Liste
meister Friedhelm Daiss, 0171 / 9976256,          aufnehmen lassen möchten, schicken Sie
Seegasse 4, 71665 Vaihingen/Enz                   eine kurze Mail an unsere Internetredak-
                                                  teurin Susanne Marcus: smarcus@freenet.de
Ebner Fruchtsäfte GmbH, Im Kies 9, 79771
Klettgau, 07742 / 850-492, Fax: -623,             Bedingung zur Aufnahme in die Liste ist,
info@ebner-fruchtsaefte.de, www.ebner-            dass die Kund*innen den Obstbrand vom
fruchtsaefte.de                                   eigenen Obst brennen lassen und für den
                                                  Eigenverbrauch verwenden können.
Mobile Mosterei Schleswig-Holstein:
                                                  Neue Brennereien Baden-Württemberg:
Jens Holthusen, Ulmenweg 20, 25813
Husum, 04841 / 74895, 0162 / 3301048,             Edeldestillerie-Indlekofer, Marco Indlekofer,
jensholthusen@gmx.de                              Rechbergerstraße 6, 79793 Wutöschingen,
                                                  www.destillerie-indlekofer.de,    07746     /
                                                  927081, info@destillerie-indlekofer.de
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      finden Sie auf der Rückseite im
                 Impressum.

                     Streuobst in den Bundesländern

Baden-Württemberg                                 Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Stei-
                                                  nenbronn vor. Hier gibt's was zu schaffen –
                                                  und was umsonst. 56 Bäumchen, etwa zwei
                                                  Jahre alt, lehnen an einem Zelt. Apfel-,
                                                  Birnen-, Zwetschgen- und Mirabellenbäume
                                                  hat der Verein in einer Baumschule besorgt,
                                                  um sie an Steinenbronner*innen auszuge-
Kleine Geschenke erhalten die Landschaft          ben. Und der Clou: Für die Hobbygärt-
Streuobstwiesen im Landkreis Böblingen            ner*innen sind maximal drei Bäumchen
Der Obst- und Gartenbauverein Steinen-            kostenfrei. Möglich mache das ein Förder-
bronn hat 56 Bäumchen an Streuobst-               programm des Landkreises Böblingen, er-
wiesen-Besitzer*innen verteilt – kostenlos.       zählt der OGV-Vorsitzende Willi Walz, die
Damit verfolgt der Verein gleich mehrere          Gemeinde habe den Rest draufgelegt.
Ziele.                                            Die Verschenkaktion des Vereins hat einen
Nach und nach fahren Trecker, Kombis und          tieferen Sinn. „Das ist eine Initiative zur
Autos mit Anhängern am Vereinsgelände des         Förderung von Streuobstwiesen“, sagt Willi
                                                  Walz. Tatsächlich verfällt die schwäbische
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 - digital
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 – Seite 6

Kulturlandschaft immer mehr. Viele Men-                 nach Dußlingen und Ofterdingen wieder
schen haben keine Lust oder keine Möglich-              zurück. Vorbei geht’s an Streuobstwiesen,
keiten, sich um die Pflege der Areale zu                Mostereien, Brennereien und Hofläden,
kümmern. Hannes Bürckmann, der Leiter                   Gaststätten laden zum Verweilen ein. Ein
der Geschäftsstelle des Vereins Hochstamm               ganz besonderes Vergnügen bieten die an der
Deutschland, der sich für den Erhalt der                Route installierten interaktiven Erlebnissta-
Streuobstwiesen starkmacht, zitierte jüngst             tionen zum Thema Streuobst: Dort gilt es,
eine Studie der Uni Hohenheim, wonach im                die auf der Streuobstwiese lebenden Tiere zu
Land die Streuobst-Flächen seit 2009 um                 erraten oder zu schätzen, wie viel Apfelsaft
mehr als 20 Prozent zurückgegangen sind.                jährlich verzehrt wird. Außerdem kann man
„Wenn man rumläuft, sieht man viele ver-                sich auf eine Zeitreise begeben.
wahrloste Wiesen“, sagt auch Willi Walz. Die
Präsentekampagne soll gegensteuern.
Es ist nicht das erste Mal, dass der OGV kos-
tenlos Bäume hergibt. „Vor zehn, zwölf Jah-
ren haben wir das schon mal gemacht, das
war ein großer Erfolg“, sagt Willi Walz.
Dass 18 Streuobstwiesen-Besitzer*innen ins-
gesamt 56 Bäume vorbestellt haben, freut
Rolf Hertfelder, den stellvertretenden OGV-
Vorsitzenden. Vor Ort bekommen alle, die
ihre Bäume holen, noch eine kurze Einwei-
sung, wie man mit einem Gitter im Boden
Mäuse von den jungen Wurzeln fernhalten                 Wer bin ich? Eine der Erlebnisstationen auf dem Themen-
                                                        radweg Streuobst, Foto: Landkreis Tübingen/Becht
kann. Und freilich hofft man im Verein, den
einen oder die andere wiederzusehen, wenn               Die Streuobst-Tour für Familien ist eine
es um die weitere Pflege der Pflanzen geht.             Rundtour von Mössingen über Ofterdingen,
Kontakt: Obst- und Gartenbauverein Steinenbronn         Bodelshausen, Bad Sebastiansweiler, Talheim
e.V., Willi Walz, Lerchenstr. 26, 71144 Steinenbronn,   und Öschingen und hat einiges zu bieten:
1.Vorsitzender@OGV-Steinenbronn.de,         0157    /   verschiedene Aussichtspunkte, Ammoniten
73779879, www.ogv-steinenbronn.de                       aus Stein, Museen, Gasthäuser, Bauernhöfe
                                                        mit „Milchtankstellen‟, einen Streichelzoo,
                                                        das NABU-Vogelschutzzentrum und den
Themenradweg Streuobst mit interessan-                  Kurpark von Bad Sebastiansweiler mit vielen
ten Erlebnisstationen                                   Unterhaltungs-und Spielmöglichkeiten.
Die Streuobst-Tour und die Streuobst-Tour
für Familien sind zwei ganz besondere
Radtouren im Landkreis Tübingen. Sie wid-
men sich dem Streuobstanbau und bieten
durch ihre Routenführung einen Einblick in
die Kulturlandschaft Streuobstwiese. Streu-
obstwiesen prägen den Landkreis Tübingen
und haben zu jeder Jahreszeit ihren ganz
besonderen Charme: von der Blüte im Früh-
jahr, über das saftige Grün im Sommer und
die Früchte im Herbst bis zu den kahlen
Bäumen im Winter. Streuobstwiesen sind                  Anton, der Apfelbaum erzählt aus seinem Leben auf der
immer schön!                                            Streuobstwiese, Foto: Landkreis Tübingen/Becht
Beide Radtouren starten in Mössingen beim               Auch auf dieser Tour gibt es drei interaktive
Streuobst-Erlebniszentrum. Die Tour für                 Erlebnis-Stationen: Anton, der Apfelbaum
Erwachsene führt von Mössingen durch das                erzählt von seinem Leben auf der Streuobst-
Steinlachtal über Nehren und Gomaringen                 wiese, Tiere, die auf der Streuobstwiese le-
nach Kusterdingen und über den Kreßbach                 ben, können erraten oder das richtige Lö-
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sungswort bei „Knack den Tressor‟ erknobelt             Haben also alle Fördergelder, Vermarkterini-
werden.                                                 tiativen und Streuobstbörsen nichts ge-
Alle Infos zu den Themen-Radtouren im                   bracht? Nein, sagt Schmieder und relativiert
Landkreis Tübingen unter www.tuebinger-                 seine Zahlen. Zum einen sei die letzte Zäh-
umwelten.de                                             lung 2008 ungenauer gewesen und zum
                                                        anderen lägen auch in der aktuellen Un-
Quellen: Paradies-Blättle 02/2020, www.tuebinger-       schärfen – es sei also gut möglich, dass der
umwelten.de                                             Rückgang zuletzt nicht ganz so dramatisch
Kontakte:    Landratsamt     Tübingen,     Tübinger     war. Auch Dr. Markus Rösler, Streuobstex-
Umwelten, Iris Becht, Wilhelm-Keil-Straße 50, 72072     perte des NABU und grüner Landtagsabge-
Tübingen, 07071 / 207-0, Fax: -5999, post@kreis-        ordneter, sagt, er habe subjektiv den Ein-
tuebingen.de, www.tuebinger-umwelten.de                 druck, dass sich der Verlust verlangsamt
Schwäbisches Streuobstparadies e.V., Bismarckstr. 21,   habe: „Ich sehe dank vieler neuer Initiativen
72574     Bad    Urach,     07125      /   3093268,     nicht ganz so schwarz“, meint Rösler.
kontakt@streuobstparadies.de,
www.streuobstparadies.de                                Die Gründe für den Rückgang haben sich in
                                                        den letzten Jahrzehnten gewandelt. Nach
                                                        dem Krieg gab es Umbruchprämien, weil
                                                        man die Obstwiesen loswerden wollte. In
                                                        den 1960er bis 1980er Jahre fraßen sich die
                                                        Baugebiete in den Obstgürtel der Orte. Die-
                                                        ser Flächenverbrauch ist auch weiter rele-
                                                        vant. Der Hauptgrund heute ist laut Klaus
                                                        Schmieder der schleichende Tod vieler Bäu-
                                                        me: Niemand schneidet sie, viele Bäume
                                                        werden von Misteln befallen, zuletzt kam die
                                                        Trockenheit dazu. Daneben habe die Ener-
                                                        giewende durchaus eine Schattenseite: Trotz
                                                        Umbruchverbots würden Wiesen in Äcker
                                                        verwandelt, um Mais für Biogasanlagen
                                                        anzubauen.
Sind Obstwiesen bis 2050 ganz ver-
                                                        Die Streuobstwiesen haben es vor kurzem in
schwunden? Studie der Uni Hohenheim                     das Biodiversitätsgesetz geschafft und sollen
Bitterer könnte die Botschaft kaum sein:                einen besseren Schutz erfahren. Wiesen, die
Wenn sich der Verlust an Streuobstwiesen so             größer sind als 1.500 Quadratmeter, dürfen
fortsetze wie bisher, sagt Klaus Schmieder              nur noch aus „gewichtigen Gründen“ in
vom Institut für Landschafts- und Pflanzen-             Siedlungs- oder Ackerfläche verwandelt wer-
ökologie der Universität Hohenheim, „dann               den und selbst dann nur, wenn anderswo
ist im Jahr 2050 mit kaum noch nennens-                 neue Bäume gepflanzt werden. Einzelne
werten Streuobstbeständen in Baden-                     Bäume aber dürfen weiter gerodet werden.
Württemberg zu rechnen.“ Sprich, in 30                  Klaus Schmieder findet den Einsatz der vie-
Jahren wäre dieses schwäbische Kulturgut,               len Streuobst-Initiativen wunderbar, fügt
ökologische Paradies und landschaftsprä-                aber hinzu: „Um die Bestände zu retten,
gende Element des Südwestens für immer
verschwunden. Klaus Schmieder weiß, wo-                 bräuchte man 100.000 Leute in Baden-
von er redet. In einem extra entwickelten               Württemberg, die wissen, wie man Obst-
halbautomatisierten Verfahren der Ferner-               wiesen pflegt – aber von dieser Zahl sind wir
kundung wurden die Obstbäume im Land                    noch weit entfernt.“ Insofern bleiben die
gezählt, jetzt liegt seine Studie vor. Er kam           Streuobstwiesen im Südwesten weiter massiv
auf 7,1 Millionen Hochstämme.                           bedroht.
                                                        Quelle:
Das Ernüchternde daran: 1965 waren es
                                                        https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.studie-der-
noch 18 Millionen Bäume, und seither schei-
                                                        uni-hohenheim-sind-obstwiesen-bis-2050-ganz-
nen jedes Jahrzehnt, fast streng linear, zwei           verschwunden.d02ef969-df04-4ce9-abb0-
Millionen Bäume verloren gegangen zu sein.              bd163aa0c612.html
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Streuobst-Forschungsprojekt                       •    Einnahmen durch Fruchtverkauf/
Bad Schönborn                                          Abgabe
Es gibt gute Nachrichten für das innovative       •    Schätzung der Erntemenge über
Drohnenprojekt in Bad Schönborn und das                Drohne und/oder Inaugenschein-
Einfließen von Daten in eine Streuobst-App.            nahme pro Baum
Erstmal nur für Bad Schönborn wurde die
Lizenz erteilt, um Grundstücksdaten benut-    Die Möglichkeiten einer solchen App sind
zen zu können.                                groß und eine klare Planung der dringlichs-
                                              ten Inhalte eine wesentliche Voraussetzung.
Alle Interessierten können in kürze die Da-   Die Möglichkeit der Digitalisierung für die
ten pro Grundstück erhalten und je nach       nachhaltige Förderung von Streuobst sollte
Berechtigungsgrad Änderungen vornehmen.       nicht verschlafen werden.
Auch pomologische Daten können dann
Besitzer*innen, aber auch Sortenkenner*in-    Dieses Jahr werden 12 Studierende an der
nen eintragen.                                Dualen Hochschule Baden-Württemberg
                                              (DHBW) zwischen November 2020 und Juli
Mit den Drohnendaten können bereits           2021 das Streuobstwiesenportal weiterentwi-
Baumart und Vitalität erfasst sowie dreidi-   ckeln.
mensionale Bilder weitergegeben werden.
                                              Kontakt: Erwin Holzer, Arbeitskreis Heimat, Natur
Studierende für Wirtschaftsinformatik in      und Umwelt Bad Schönborn 1981 e.V., Bahnhof-
Karlsruhe werden in diesem Winter-Semes-      straße 38, 76669 Bad Schönborn, 01520 / 2861438,
ter die App interdisziplinär mit Studieren-   erwinholzer@web.de
den aus Heidelberg weiter entwickeln. Dazu
werden als erstes die Drohnendaten eingear-
beitet. Auch statistische Daten werden er-    Purpurroter Zwiebelapfel
hoben und darüber hinaus auch Informatio-     Streuobstsorte des Jahres 2021 in Baden-
nen zur Pflege und Bewirtschaftung der        Württemberg
Obstwiese.
                                              Der vom Landesverband für Obstbau, Gar-
Eine Vernetzung zahlreicher weiterer Akteu-   ten und Landschaft Baden-Württemberg
re (auch landesweit) ist optional möglich.    (LOGL) als Streuobstsorte des Jahres 2021
Es gibt bei diesem Vorhaben auch noch offe-   gekürte Purpurrote Zwiebelapfel ist eine ro-
ne Fragen:                                    buste, regionale Apfelsorte, die insbesondere
                                              im mittelbadischen Raum und im Elsass zu
Welche Vernetzungen sollten berücksichtigt    finden ist. Er ist als Saft- und Mostapfel sehr
werden?                                       beliebt und ergibt ebenfalls ein feines Apfel-
Welche pomologischen Daten außer Sorte,       mus. Wegen seiner intensiven, purpurroten
Vitalität und Alter wären zu beachten?        Färbung fand er früher auch als Weihnachts-
                                              schmuck Verwendung.
Vorschläge für wirtschaftliche Daten:
   •   Kosten Baumschnitt (pro Baum oder
       pro Grundstück?)
   •   Kosten Wiesenschnitt und Abräumen
       Durchschnittswert (pro ha, 1- oder 2
       malige Mahd)
   •   Kosten Mulchen, Durchschnittswert
       (pro ha, 1- oder 2 maliges Mulchen)
   •   Kosten maschinelle Baumschüttler
   •   Kosten maschinelle Auflesemaschine
                                              Foto: Manfred Walz
   •   Option der Kenntlichmachung der
       Bäume für Schüttler, Eigenverwer-      Der Apfel hat viele Namen, z.B. Kohlen-
       tung oder allgemeine Freigabe          bacher, Christkindler, Rhinauer Sauerapfel,
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Franzosenapfel, Talapfel, Saint Nicolas,           Kontakt: Landesverband für Obstbau, Garten und
Gambsemer oder Elsässer Braunapfel und             Landschaft Baden-Württemberg e.V. (LOGL),
wurde bereits im 16. Jh. in Straßburg doku-        Klopstockstr. 6, 70193 Stuttgart, 0711 / 632901, Fax:
mentiert. Entstanden ist er als Zufallssäm-        0711 / 638299, info@logl-bw.de, www.logl-bw.de
ling aus dem Rheingraben. Heute ist die
Sorte jedoch nur noch selten anzutreffen.
                                                   Bayern
Die Bäume sind starkwachsend, gesund und
bilden kräftige, steile Triebe, die später unter
der Last der Früchte einen hängenden               Streuobst im Rahmen des Volksbegehrens
Wuchs entwickeln. Der Ertrag ist hoch und
regelmäßig. Die Blüte erscheint spät und ist       Das Volksbegehren für mehr Artenvielfalt in
daher weniger frostgefährdet. Pflückreif ist       Bayern (Rettet die Bienen) hat auch dem
der Apfel ab Mitte bis Ende Oktober und ist        Thema Streuobst mehr Gewicht gegeben.
dann bis April haltbar. Die purpurroten,           Die Gesetze, die daraus entstanden sind,
blau-violett bereiften Früchte sind klein bis      schreiben unter anderem vor, dass auch die
mittelgroß, die Fruchtform ist kugelförmig         Beratung dazu gestärkt werden muss. An al-
abgeflacht, manchmal etwas breitgedrückt.          len Ämtern für Landwirtschaft wird es des-
Das grünliche und feste Fruchtfleisch ist          halb ab dem neuen Jahr auch eine*n Wildle-
saftig und säurebetont, es hat eine feine          bensraumberater*in geben, der/die auch das
Würze, leicht parfümiert.                          Thema Streuobst voranbringen soll.
                                                   Aufgrund der aktuellen Corona Situation in
                                                   Bayern, wird die seit Jahren beliebte Bio-
                                                   Streuobsttagung der Bayerischen Landesan-
                                                   stalt für Landwirtschaft (LfL) im Frühjahr
                                                   2021 nicht durchgeführt, sondern erst 2022
                                                   wieder. Im zur Verfügung stehenden Raum
                                                   könnten unter den derzeitigen Hygieneauf-
                                                   lagen max. 20 Personen teilnehmen.
                                                   Dafür wird die Gelegenheit genutzt, bei ei-
                                                   nem ersten Treffen im Frühjahr 2021 an der
                                                   LfL mit Praxisvertretern aus dem Streuobst-
                                                   anbau ein Praxisnetzwerk Streuobst zu initi-
                                                   ieren. Dies soll vor allem der Beratung an
                                                   den Ämtern für Landwirtschaft dienen,
                                                   schneller Informationen zum Thema Streu-
                                                   obst in Bayern zu finden.
                                                   Ein weiterer Schritt dazu ist der Aufbau der
                                                   Website: www.streuobst-in-bayern.de, die
                                                   zukünftig wichtige Informationen bündeln
                                                   soll. Die Seite ist im Aufbau und wird vom
                                                   Landesverband für Gartenbau und Landes-
                                                   pflege umgesetzt.
Foto: Manfred Walz
                                                   Die Aktion Streuobst 2021 wird fortgeführt
Die Schale glänzt, wenn man den Apfel reibt        und unterstützt Aktionen und die Streuobst-
und es besteht eine gewisse Ähnlichkeit mit        Schulwochen in gewohnter Weise.
den Apfelsorten Ingrid Marie und Rote
                                                   Kontakt: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Sternrenette.                                      Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und
Der Purpurrote Zwiebelapfel ist ein sehr           Ressourcenschutz (IAB 4a), Lange Point 12, 85354
guter Saft- und Mostapfel, nach längerer           Freising, Streuobst@LfL.bayern.de, 08161 / 8640-
Lagerung ist er auch als Tafelapfel geeignet.      5792/-5795/-3528, www.lfl.bayern.de/streuobst
Besonders beliebt ist er für Apfelmus und
Apfelkuchen.
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 - digital
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 – Seite 10

Aktion Streuobst                                  Veranstaltungen finden Sie Download-Be-
Erleben & genießen                                reich auf der Internetseite der LfL Bayern.
Auch in Corona-Zeiten wird die Aktion             Die Streuobst-Schulwochen finden ebenfalls
Streuobst 2021 wieder gefördert! Mit be-          statt. Der Veranstaltungsschwerpunkt ist
kannten und weiteren kostenlosen Materiali-       vom 13. September bis 8. Oktober 2021 ge-
en sowie der Veröffentlichung im Internet         plant.
werden Ihre Streuobst-Veranstaltungen un-         Die Aktion Streuobst wird durch die alp
terstützt.                                        Bayern - Agentur für Lebensmittel - Produk-
Anmeldungen sind online bis 31. Mai 2021          te aus Bayern finanziert.
möglich unter                                     Kontakt: LfL Bayerische Landesanstalt für Landwirt-
https://www.lfl.bayern.de/iab/kulturland-         schaft, Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkul-
schaft/207364/index.php.                          tur und Ressourcenschutz (IAB 4a), Elfi Machmerth,
                                                  Lange Point 12, 85354 Freising, 08161 / 8640-5795,
Folgende Materialien werden 2021 kostenlos        Streuobst@LfL.bayern.de,www.lfl.bayern.de/streuobst
zur Verfügung gestellt:
   •   25x LfL-Info Streuobst erhalten-pfle-
       gen-nutzen (20 Seiten)
                                                  Brandenburg
   •   25x LfL-Information Bienen in der
       Kulturlandschaft (32 Seiten)               Ordnung im Förder-Dschungel
                                                  Fünf Student*innen der Hochschule für
   •   1x DVL-Broschüre (Pflanzung und            nachhaltige Entwicklung in Eberswalde ha-
       Pflege von Streuobstbäumen, 55 Sei-        ben während der letzten Monate an einem
       ten)                                       Projekt zum Thema Streuobstwiesen gear-
   •   3 Sortenposter Äpfel, Birnen, Kir-         beitet. Projektpartner war Herr Konstantin
       schen (DIN A2)                             Schroth von der Obstmuckelei.
                                                  Ergebnis des Projektes ist eine Handreichung
   •   30 Postkarten mit verschiedenen
                                                  für Streuobstwiesennutzer*innen in Bran-
       Motiven
                                                  denburg. Sie soll dabei helfen, dass jeder die
   •   2021 neue Poster mit Fachinformati-        passende Förderung für seine Streuobstwiese
       onen (DIN A2)                              findet. Ein übersichtlicher und leicht zu
                                                  handhabender Leitfaden gibt Antwort auf
   •   Aktion Streuobst-Stofftaschen (25 –        die Fragen: Wer unterstützt mich in Bran-
       50 Stück)                                  denburg bei der Neuanlage einer Streuobst-
Auch die bekannten Aktion-Streuobst-Stoff-        wiese? Wie umfangreich sind die Antragsver-
taschen werden in diesem Jahr wieder bereit-      fahren, die mich erwarten? Welche Förde-
gestellt. Sie sind als langlebiges Giveaway so-   rungen schließen sich gegenseitig aus?
wohl für Infostände (zur Mitgabe von Bro-         Leider gibt es in Brandenburg keine zentrale
schüren) als auch für Marktstände (zum            Anlaufstelle, die all diese Fragen beantwor-
Einpacken von Obst bis hin zu Saftpacks)          ten kann, weil unterschiedliche Arten der
geeignet. Die Teilnehmer*innen erhalten 25        Förderungen verschiedene Ansprechpart-
bis 50 Taschen zu jeder gemeldeten Veran-         ner*innen mit sich bringen. Bei Streuobst-
staltung.                                         wiesen sind sie besonders divers und zahl-
Alle Materialien werden per Post rechtzeitig      reich, da diese Art von Obstbau eine Schnitt-
zur jeweiligen Veranstaltung zugesendet und       stelle zwischen Naturschutz und Landwirt-
sind in Kürze auch im Internet einsehbar          schaft darstellt.
unter:                                            Da regelmäßig Veränderungen in der För-
www.lfl.bayern.de/iab/kulturlandschaft/0285       derlandschaft vorgenommen werden, kann
14/index.php                                      leider kein Anspruch auf Vollständigkeit und
                                                  ausnahmslose Korrektheit der Angaben er-
Viele kreative Aktivitäten sind im letzten        hoben werden.
Jahr entstanden. Ideen und Anregungen für
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 – Seite 11

Den Leitfaden finden Sie auch online auf           chend feucht, scheinen günstige Standortbe-
unserer Internetseite www.streuobst.de             dingungen darzustellen.
Kontakt: Hochschule für nachhaltige Entwicklung
Eberswalde (HNEE) Fachbereich Landschaftsnutzung
Naturschutz, Nanna Bier, Maike Guth, Anna-Lena
Neumann, William Tóth, Lena Wagner, Tabea
Warnow, Schicklerstraße 5 16225 Eberswalde,
Nanna.Bier@hnee.de

Hessen

                                                   Foto: Steffen Kahl

                                                   Die übliche Vorstellung der Lokalsorte des
Hessische Lokalsorte 2021                          Jahres auf dem Apfelmarkt der Naturschutz-
Die Hofheimer Glanzrenette                         Akademie Hessen musste wegen der
Mit der Hofheimer Glanzrenette hat die             Corona-Pandemie ausfallen. Dafür kann auf
hessische Landesgruppe des Pomologen-              der Website der NAH eine Video-Präsen-
Vereins eine Apfelsorte aus Hofheim am             tation angesehen werden. Die hessische Lan-
Taunus, die verschollen war und wiederent-         desgruppe hofft, dass Veranstaltungen ge-
deckt werden konnte, zur Lokalsorte des            meinsam mit den Partnern der Aktion (siehe
Jahres gekürt. Der Überlieferung nach han-         Kontakte) im Laufe des Jahres 2021 möglich
delt es sich um einen Zufallssämling der           sein werden. Bereits verfügbar ist das aus-
Goldparmäne, der Ende der 1920er / Anfang          führliche Faltblatt, welches von der Website
der 1930er Jahre die ersten ansehnlichen           des Pomologen-Vereins heruntergeladen
Ernten gebracht haben soll. Die einzige            werden kann. Ferner ist von der Firma
historische Beschreibung inkl. Abbildung           SOMSO die Hofheimer Glanzrenette als
stammt von Richard Zorn, dem bekannten             Fruchtmodell erhältlich.
Obstzüchter und Pomologen aus Hofheim              Kontakte:
(1860 bis 1945). Die damals von ihm mit            Pomologen-Verein e.V., Landesgruppe Hessen, Steffen
Lob bedachte Sorte war später in Vergessen-        Kahl, Grabenstraße 25, 35614 Aßlar, 06443 / 3962,
heit geraten und hat sich wohl nicht weiter        steffen.kahl@online.de, www.pomologen-verein.de
verbreitet. Erst in jüngerer Zeit konnten          Baumschule Heinrich, Hessenring 31, 65474
insgesamt fünf ca. 80 bis 90 Jahre alte Bäume      Bischofsheim, baumschule.heinrich@t-online.de
als Hofheimer Glanzrenette identifiziert           Main-Taunus Naturlandschaft und Streuobst e.V., Am
werden. Erste Jungbäume wurden inzwi-              Kreishaus 1-5, 65719 Hofheim, 0162 /1365732,
schen im Sortengarten Medenbach und auf            info@streuobst-mtk.de, www.streuobst-mtk.de
der Richard-Zorn-Wiese bei Hofheim ge-             Streuobstkreis Wiesbaden e.V., Vorsitzender Ulrich
pflanzt.                                           Kaiser, Humperdinckstraße 26, 65193 Wiesbaden,
                                                   www.streuobstroute-nassauer-land.de,    0177      /
Die mittelgroßen, (flach)runden Früchte            6240453, streuobstroute@web.de
sind weiß- bis hellgelb mit etwas zartroter,       Matsch & Brei – Kelterei und Bioweinhandel, Fritz-
verwaschener Deckfarbe. Das mittelfeste,           Erler-Str. 24, 65207 Wiesbaden-Medenbach, 06122 /
leicht schaumige Fruchtfleisch ist süß und         12691, Fax: 06122 / 12697, mail@matschundbrei.de,
renettenartig gewürzt mit leicht parfümier-        www.matschundbrei.de
tem Aroma. Gepflückt wird der Apfel zwi-           Fruchtmanufaktur Völker, 65207 Wiesbaden,
schen Ende September und Anfang Oktober,           www.facebook.com/Fruchtmanufaktur-Völker-
im Herbst und Winter dient er als guter            495718174270383
Tafelapfel für den Frischverzehr. Die Bäume
wachsen mittelstark bis stark, das Laub ist
groß und gesund. Leichte bis mittelschwere
Lösslehmböden, durchlässig und ausrei-
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 – Seite 12

Niedersachsen

Zwei neue Streuobst- und Blühwiesen in
Wolfsburg
In der Schulenburgallee, im Vogtlandweg auf
dem Laagberg und im Teichgarten werden
Obstbäume gepflanzt.
Die Neuland Wohnungsgesellschaft mbH
setzt sich aktiv für Nachhaltigkeit und Um-
weltschutz ein – so entstehen aktuell wieder
zwei neue Streuobst- und Blühwiesen, wie                Neue Anlage von Streuobstwiesen in
die NEULAND mitteilt. Kürzlich gaben                    Niedersachsen
Aufsichtsratsvorsitzende          Immacolata
                                                        Eigentlich waren für den Winter 2020/2021
Glosemeyer und Hans-Dieter Brand als
                                                        bis zu 15 Pflanzungen im BUND Nieder-
Geschäftsführer gemeinsam mit Birgit
                                                        sachsen-Projekt „Zusammenarbeit zur Er-
Bannier, Arbeitsgruppenleiterin Gartenbau,
                                                        haltung von Streuobstwiesen“ geplant. Doch
und Gärtnermeister Michael Mannott den
                                                        aufgrund der Einschränkungen zur Eindäm-
Startschuss in der Nordstadt. In der Schulen-
                                                        mung der Corona-Pandemie mussten die
burgallee 11 wurden insgesamt zehn Obst-
                                                        meisten dieser Maßnahmen abgesagt bzw.
bäume gepflanzt, darunter Apfel-, Birnen-
                                                        verschoben werden. Lediglich vier Pflanzun-
und Walnussbäume. Damit es zu einer öko-
                                                        gen konnten im Rahmen des Projektes in
logischen Bereicherung kommt, wurden
                                                        kleinen Gruppen durchgeführt werden.
dort rund 200 Quadratmeter Blühwiese ein-
gesät und ein großes Insektenhotel aufge-               Mit Unterstützung der örtlichen BUND-
stellt.                                                 Kreisgruppen und den Flächenbesitzer*in-
                                                        nen konnten im November und Dezember
„Mit Streuobstwiesen wird die natürliche
                                                        über 80 regionale alte Obstsorten gepflanzt
Versorgung der Natur gestärkt. Mehr Nah-
                                                        werden. Doch es entstanden nicht nur neue
rung für Insekten plus die angrenzenden
                                                        Streuobstwiesen, in der Grafschaft Schortens
Insektenhotels sorgen für eine lebendige
                                                        wurde eine ältere Wiese mit neuen jungen
Vielfalt, die dann andere Spezies anzieht.“ So
                                                        Bäumen erweitert und aufgefrischt. Neben
hofft die NEULAND darauf, dass die zahl-
                                                        häufigeren Sorten achteten die Verantwort-
reichen Kleinstbewohner der Streuobstwiese
                                                        lichen auch darauf, seltene lokale Obstsorten
eine positive Anziehung auf die Vogelwelt
                                                        zu pflanzen und so den Erhalt dieser Sorten
ausüben. „Toll für die Anwohner*innen und
                                                        zu fördern. Unter anderem stehen jetzt
Fußgänger*innen ist, dass sie hier wahr-
                                                        Bäume der Zeteler Zuckerbirne und des
scheinlich schon im nächsten Herbst kosten-
                                                        Ostfriesischen Herbstkalvill, des Celler Dick-
frei Obst ernten dürfen. Und die vielen
                                                        stiel, Groninger Krone, Uphusener Tietjen-
Schüler*innen und Kindergartenkinder in
                                                        apfel, die Vereins Dechantsbirne sowie die
dieser Gegend können hautnah erleben, wie
                                                        Zwetschge The Czar auf den Flächen. In den
Natur funktioniert“, ergänzt Glosemeyer.
                                                        nächsten Monaten werden sie noch mit
Die NEULAND hat noch an weiteren Stand-                 weiteren Artenschutzmaßnahmen aufgewer-
orten aufgestockt: Im Vogtlandweg auf dem               tet. Nisthilfen und Blühbereiche sollen für
Laagberg wurden ebenfalls fünf Obstbäume                eine große Artenvielfalt auf den Flächen
gepflanzt mit rund 150 Quadratmetern                    sorgen.
Blühwiese, im Teichgarten waren es weitere
                                                        Beispielsweise entstand am 19. November
fünf Obstgehölze.
                                                        auf einer 1 Hektar großen Fläche in Caden-
Kontakt: NEULAND Wohnungsgesellschaft mbH,              berge, Landkreis Cuxhaven, eine neue Streu-
Erfurter Ring 15, 38444 Wolfsburg, 05361 / 7910, Fax:   obstwiese. Gemeinsam mit der BUND-
05361 / 791136, service@nld.de, www.nld.de              Kreisgruppe Cuxhaven, dem BUND Nieder-
                                                        sachsen, dem Streuobst-Pädagogen Herbert
                                                        Jungclaus sowie Bernd Unglaub (angehender
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 – Seite 13

Streuobst-Pädagoge) wurden 33 Apfel-,             Im Jahr 1862 machte die Trierer Firma
Birnen- und Pflaumenbäumen gepflanzt. Im          Lambert & Reiter beim Pomologen-Kon-
neuen Streuobst-Erlebnisgarten, der ca. die       gress in Bingen am Rhein schon auf die Vor-
Hälfte der Gesamtfläche einnimmt, stehen          züge der Sorte zur Mostbereitung aufmerk-
jetzt alte Apfelsorten wie Gelber Richard,        sam. In Baden-Württemberg fand der Rote
Bremervörder Winterapfel, Kaiser Wilhelm,         Trierer Weinapfel infolge der Empfehlung
Jakob Lebel, ein Klarapfel und der Ruhm           des bekannten Pomologen Eduard Lucas
von Kirchwerder. Auch bei den Birnen- und         eine starke Verbreitung.
Pflaumenbäumen wurde u. a. auf Robustheit         Der Rote Trierer Weinapfel ist ausschließlich
geachtet, so wachsen zukünftig unter ande-        als Wirtschaftsapfel für die Saft- und Wein-
rem Oullins Reneklode, Clapps Liebling und        herstellung geeignet. Darauf weisen auch
die Nordhäuser Winterforelle auf der Fläche.      seine weiteren Namen wie Trierischer Most-
Besitzer Herbert Jungclaus möchte auf der         apfel oder Trankapfel hin. Als breit anbau-
Fläche zukünftig nicht nur alte Sorten erhal-     fähiger Massenträger war er geschätzt. Seine
ten und schützen, sondern auch Pädagogik-         Fruchtgüte eignet sich nicht zum Frischver-
angebote für Jung und Alt anbieten.               zehr und so war die Sorte bei Straßenpflan-
Weitere Informationen zu dem BUND-                zungen wenig diebstahlgefährdet.
Projekt sind auf der Internetseite des
Landesverbands Niedersachsen zu finden.
Kontakt: Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland e.V. (BUND), Landesverband Nieder-
sachsen, Streuobstwiesen- und Wildbienenschutz,
Elisabeth Schwarz, Goebenstraße 3a, 30161
Hannover, 0511 / 96569-32 , Fax: 0511 / 662536,
www.BUND-Niedersachsen.de

Saarland/Rheinland-Pfalz

Streuobstsorte des Jahres 2021
Roter Trierer Weinapfel                           Aus „Rotem Trierer Weinapfel“ lässt sich ein leckerer Viez
                                                  herstellen - Foto: Monika Lambert-Debong
Der Arbeitskreis Obstsorten im Verband der
                                                  Die eher kleinen bis mittelgroßen Früchte
Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-
                                                  sind abgerundet kegelförmig und zum Kelch
Pfalz e.V. hat den Roten Trierer Weinapfel
                                                  hin meist konisch verjüngt. Die Schale ist
zur Streuobstsorte des Jahres 2021 für das
                                                  fest, glatt und geschmeidig und von grün-
Verbandsgebiet benannt.
                                                  lichgelber Grundfarbe, die von dunklem Rot
Die wahre Herkunft dieser alten Sorte ist         verwaschen und streifig bedeckt ist. Die
unbekannt. Es heißt aber, sie soll im Raum        Früchte reifen spät und werden frühestens
Trier entstanden sein. 1872 wurde der Rote        im Oktober geschüttelt. Sie sind sturmfest
Trierer Weinapfel erstmals pomologisch            und dürfen gerne für eine spätere Verar-
beschrieben. Der Rote Trierer oder Rote           beitung länger am Baum hängen. Die Frucht
Holzapfel, wie die Sorte häufig bezeichnet        ist sehr fest, saftreich und hat einen säuer-
wird, war im Süden und Westen Deutsch-            lich-herben Geschmack.
lands, in Luxemburg, Frankreich, Österreich
                                                  Der Baum erzielt auf guten Böden mit
und der Schweiz verbreitet. Im Raum Trier
                                                  reichlich Wasser, in warmen Lagen bzw.
ebenso wie in Lothringen, dem Saarland und
                                                  Weinbauklima, gute Fruchtqualitäten und
im Metzer Raum wurde die Sorte Berichten
                                                  hohe Erträge. Seine hohe Ertragsfähigkeit
zufolge, häufig als Straßenbaum verwendet.
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 – Seite 14

sorgt jedoch bei weniger optimalen Stand-               nüsse, Walnüsse und Quitten. Schwerpunkt
ortbedingungen oft für Kleinfrüchtigkeit.               der Sammlung ist der Erhalt historischer
Der Baum wächst anfangs stark, mit Ertrags-             Sorten, die früher in Sachsen weit verbreitet
eintritt wächst er schwächer. Der Schnitt               waren. In diesem Zusammenhang wird von
muss dann darauf abzielen, die Triebkraft zu            der Oberlausitz-Stiftung ein sogenanntes Po-
erhalten. Die zuerst aufrechte Krone wird               marium Saxonicum aufgebaut.
später breit und hängend. Durch die sehr                Für einen möglichst langen Erhalt der Obst-
späte Blüte besteht eine hohe Ertrags-                  sorten wurden mehr als 95 % der Sorten in
sicherheit.                                             Ostritz auf Hochstämmen als Ein-Sor-
                                                        ten-Bäume angepflanzt. Der Pflanzabstand
                                                        beträgt je nach Sorte 8 bis 12 Meter. Auf
                                                        Fungizide, Herbizide, Insektizide und Pesti-
                                                        zide wurde und wird völlig verzichtet. Da-
                                                        durch eröffnet sich die Möglichkeit, die Vita-
                                                        lität der angebauten Sorten „ungeschminkt“
                                                        beobachten zu können. Im Jahr 2020 wurde
                                                        die Sammlung historischer Obstsorten um
                                                        weitere 90 sehr seltene Sorten erweitert.
                                                        Neu gepflanzte Apfelsorten: Böhmischer
                                                        Brünnerling, Burgstädter Renette, Dietzer
                                                        Mandelreinette, Dietzer Wintergoldreinette,
                                                        Hajkova Muskatrenette, Limburgerin, Loth-
                                                        ringer Renette, Mela Carla, Prager Jubilä-
Foto: Monika Lambert-Debong                             umsapfel, Puntschapfel, Roter Ananasapfel,
                                                        Sikulaer Apfel, Sommerparmäne, Thomas-
Der Rote Trierer Weinapfel ist gegen Obst-
                                                        apfel, Weiße Schafsnase.
baumkrebs robust, jedoch für Schorf stark
anfällig, deshalb sollte er nur an gut durch-           Neu gepflanzte Birnensorten: Böhmische
lüfteten und für die Sorte passenden Stand-             Ananasbirne, Dr. Lentier, Frühe Schweizer
orten gepflanzt werden. Für die Saft- und               Bergamotte, Holländische Butterbirne, Grü-
Mostherstellung ist die Sorte nach wie vor              ne Sommermagdalene, Hannoversche Ja-
empfehlenswert.                                         kobsbirne, Jargonelle, Kleine lange Muska-
                                                        teller, Kleine lange Sommermuskateller,
Literaturangabe: R. Dahlem, R Aendekerk, M. Thiel, D.
Bauer: Äpfel und Birnen aus Luxemburg, Hrsg.
                                                        Meißner Eierbirne, Schwesterbirne, Winter-
Fondation Hëlle fir d’Natur                             lonchen.
Kontakt:                                                Die Jargonelle ist nach langer Suche in Brog-
Verband der Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-      dale (England) gefunden worden.
Pfalz e.V., Roger Marti, Geschäftsführer, Kulturzen-    Neu gepflanzte Kirschsorten: Bopparder
trum Bettinger Mühle, Hüttersdorfer Straße 29,          Frühe, Grolls Bunte, Gubens Ehre, Königli-
66839 Schmelz, sal-rlp@gartenbauvereine.de, 06887 /     che Süßweichsel, Leipziger Lotkirsche, Pelz-
903299-9, Fax: -8, www.gartenbauvereine.de              kirsche, Spanische Glaskirsche.
                                                        Neu gepflanzte Pflaumensorten: Biondecks
Sachsen                                                 Frühzwetsche, Blaue Eierpflaume, Flotows
                                                        Mirabelle, Königspflaume von Tours.
                                                        Neu gepflanzte Walnusssorten: Pillnitzer
Erhalt historischer Obstsorten                          Große, Ockerwitzer Lange.
Sammlung historischer Obstsorten wächst
                                                        Schrittweise wird nun die Echtheit dieser
Auf rein ehrenamtlicher Basis werden von                historischen Sorten überprüft.
der Oberlausitz-Stiftung derzeit auf ca. 800
hochstämmigen Obstbäumen ca. 500 ver-                   Kontakt: Oberlausitz Stiftung, Bettina & Michael
                                                        Schlitt, St. Marienthal 2 (Propstei), 02899 Ostritz,
schiedene historische Obstsorten erhalten:              035823 / 77231, www.oberlausitz-stiftung.de
Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen, Hasel-
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 – Seite 15

Schleswig-Holstein                             Hans-Joachim Diederich, der selbst auch
                                               passionierter Jäger ist, findet die Kombina-
                                               tion aus Wildtierhaltung und Streuobst sehr
Hirschgehege mit Streuobstwiese                gut und unterstützte die Pflanzaktion nicht
Das Wildgehege auf dem Hof Viehbrook in        nur finanziell, sondern packte auch beim
Rendswühren zeigt, dass sich Klimaschutz       Pflanzen selbst kräftig mit an. Christian
und Landwirtschaft nicht widersprechen         Rahe freut sich darüber, dass nun bereits
müssen. Die Spende eines Dorfbewohners         insgesamt 100 neue Obstbäume in zwei
ließ die Zahl der gepflanzten Obstbäume auf    Jahren gepflanzt wurden und hat sich weiter
100 Exemplare anwachsen – und damit kann       hohe Pflanzziele gesteckt. Im Wildgehege
jetzt tonnenweise Kohlendioxid eingespart      selbst sind noch ca. 6 Hektar unbepflanzt
werden.                                        und es gibt auch noch weitere Weiden, die
                                               sich für eine Obstbaumbepflanzung eignen
Seit 2018 werden im zum Hof Viehbrook          würden. „Wir haben uns das Ziel gesetzt, in
gehörenden Wildgehege „Rahe-Ranch“ von         10 Jahren insgesamt 1.000 neue Obstbäume
Christian und Kirsten Rahe regelmäßig          zu pflanzen und somit einen großen Mehr-
Obstbäume gepflanzt. Was anfangs mit 40        wert für Mensch, Tier und Natur zu schaf-
Obstbäumen im Rahmen einer NABU-               fen“, so die Vision von Christian Rahe.
Pflanzaktion als Versuch anfing, ist heute
                                               Quelle: www.hof-viehbrook.de/2020/11/21/100-obst-
schon auf 100 Obstbäume angewachsen.
                                               baeume-im-hirschgehege
Drumherum weiden Dam- und Rothirsche.
Alle gepflanzten Obstbäume gehören zu den      Kontakt: Hof Viehbrook GbR, Viehbrooker Weg 6,
alten Obstbaumsorten und tragen Namen          24619 Rendswühren, Kirsten Voß-Rahe und Christian
wie Finkenwerder Herbstprinz und Pasto-        Rahe, 04394 / 992-356, info@hof-viehbrook.de,
renbirne. Jeder Baum ist einzeln eingezäunt    www.hof-viehbrook.de
und wird damit vor dem Verbiss der Hirsche
geschützt. Die Bäume geben dem dort leben-
den Wild in der kalten und nassen Jahreszeit
Witterungsschutz und spenden im Sommer
Schatten. Insbesondere im Frühsommer
während der Obstblüte dienen sie zusätzlich
als Nahrungs- und Lebensraum für zahl-
reiche Insekten. Im Herbst freuen sich die
Hirsche über das Fallobst. Streuobstwiesen
sorgen zugleich dafür, dass viel CO2 einge-
spart wird. Pro Hektar ca. 12,5 t pro Jahr.
Am Anfang war es wichtig herauszufinden,
welche Art von Umzäunung die Bäume
sicher vor dem Verbiss der Hirsche schützt.
Nachdem es gelungen ist, eine hirschsichere
Umzäunung für die hochstämmigen Obst-
bäume zu entwickeln, wurden kontinuierlich
im Frühjahr und Herbst weitere Obstbäume
gepflanzt. Mal einfach nebenbei und mal als
geplante Gemeinschaftsaktion, wie beispiels-
weise am 3. Oktober im Rahmen des bun-
desweiten „Einheitsbuddeln“.
Vor ein paar Tagen wurden erneut acht
Obstbäume gepflanzt. Hans-Joachim und
Cornelia Diederich aus Rendswühren hatten
von den Baumpflanzungen gehört und acht
weitere Obstbäume inklusive der dazugehö-
rigen Umzäunungen aus Holz und Ma-
schendraht für die Streuobstwiese gespendet.
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 – Seite 16

Streuobstwiesenbilanz 2020 des NABU-           Seit Beginn der Streuobstwiesenförderpro-
Schleswig-Holstein                             jekte des NABU Schleswig-Holstein im
                                               Frühjahr 2016 konnten insgesamt 3.012
Eine kleine Bilanz der Arbeit des NABU         Hochstammobstbäume bzw. 119 Streuobst-
Schleswig-Holstein belegen die erstaun-        wiesen gefördert werden.
lichen Leistungen engagierter NABU-Aktive
im Bereich Streuobst:                          Im Frühjahr 2020 fanden in Ahrenviölfeld
                                               (Kreis Nordfriesland) sowie in Moordiek
Im Spätwinter bzw. Frühjahr 2020 wurden        (Kreis Steinburg) die ersten Schnittkurse für
488 Hochstammobstbäume in den Kreisen          die Fördernehmer*innen des Vorjahres statt.
Dithmarschen, Steinburg und Rendsburg-         Im Rahmen dieses Kurses werden den
Eckernförde gefördert. Erstmals konnten        Fördernehmer*innen die Grundlagen eines
verstärkt Anpflanzungen in Dithmarschen        erfolgreichen, fachgerechten Erziehungs-
unterstützt werden. Die Lagerstätten für das   schnitts vermittelt, indem die Theorie sofort
Material und die Bäume befanden sich in        in der Praxis angewandt wird.
Norddeich/Kreis Dithmarschen sowie in
Kellinghusen.                                  Darüber hinaus erfolgt eine umfassende Be-
                                               ratung hinsichtlich der unerlässlichen Pflege
Im Herbst 2020 wurden weitere 441 Hoch-        der jungen Hochstammobstbäume bzw. der
stammobstbäume gefördert. Die Pflanzak-        Streuobstwiesen als Komplementärlebens-
tionen fanden in den Kreisen Rendsburg-        räume.
Eckernförde, Nordfriesland, Schleswig-
Flensburg sowie in Ostholstein, Stormarn,      Kontakt: NABU Schleswig-Holstein, Projektleiter
                                               Streuobst Frank Steiner, Ziegeleiweg 24, 25548 Kel-
Herzogtum Lauenburg, Pinneberg und             linghusen, 04822 / 8398, Frank.Steiner@NABU-SH.de
Steinburg mit Lagerstätten in Altenholz,
Trittau, Pinneberg statt.                      Das alles in vier Jahren!! Noch weitere 10 Jah-
Die Pflanzungen des Jahres 2020 wurden         re und Schleswig-Holstein ist das „neue“ Ba-
nahezu ausschließlich durch den Koopera-       den-Württemberg.
tionspartner Schwartauer Werke GmbH &
Co. KGaA gefördert. Eine angenehme Zu-
sammenarbeit und ein großartiges Engage-
ment.

                    Personalia

Wechsel beim Verband der Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz e.V.
Zum Ende letzten Jahres ist Monika Lambert-Debong als Geschäftsführerin beim Verband der
Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz e.V. ausgeschieden. Insgesamt 29 Jahre war sie
beim Verband tätig, nun übernimmt sie neue Aufgaben beim Amt für Klima, Umwelt,
Regionalentwicklung und Tourismus beim Landkreis Saarlouis. Ihr Nachfolger beim Verband
der Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz e.V. ist Roger Marti.
NABU-Streuobst-Rundbrief 1/2021 – Seite 17

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motivieren.                                     amt der Stadt Radolfzell am Bodensee ent-
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