Neophyten Merkmale Probleme Maßnahmen - Land Salzburg
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Was sind Neophyten? 1 Von den rund 4.000 Gefäßpflanzen in Österreich gel- ten ca. 1.100 als eingeschleppte oder eingewanderte Pflanzen (= Neophyten). Probleme verursachen eini- ge der so genannten invasiven Neophyten. Bei die- sen Problemarten handelt es sich um gebietsfremde Pflanzenarten, die unerwünschte Auswirkungen auf andere Arten, Lebensgemeinschaften oder Biotope haben. Sie können zB heimische Arten verdrängen, ökonomische (zB als unerwünschtes Beikraut) oder gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen. Seit 1. Jänner 2015 gilt die Verordnung der EU (IAS- VO 1143/2014) über „die Prävention und das Ma- nagement der Einbringung und Ausbreitung invasi- ver gebietsfremder Arten“ (Artenliste siehe Seiten 12-13). Im vorliegenden Merkblatt werden von der IAS- Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeug- Verordnung erfasste Arten im Bundesland Salzburg nisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, (Drüsen-Springkraut, Riesen-Bärenklau, Nuttall- Druckerei Land Salzburg UW-Nr. 1271 Wasserpest, Seidenpflanze) sowie zusätzliche pro- blematische Neophyten (Goldruten, „Staudenknö- teriche“, Beifuß-Traubenkraut) kurz beschrieben sowie mögliche Vorsorge- und Bekämpfungsmaßnah- Impressum: Medieninhaber: Land Salzburg | Herausgeber: Abteilung 5 - Natur- und Um- men vorgestellt. weltschutz, Gewerbe, vertreten durch Andreas Hofer MAS | Bildnachweis: Arge Naturschutz Seite (S) 6, 8, 9; Fischer Christian (wikipedia) S 4; Krainer Klaus S 3; Nowotny Günther S 7; Lefnaer Stefan (wikipedia) S 5; Ortner Elisa- beth Titelbild, S 1, 10, 11, 14; Pflugbeil Georg S 9; Schiegl Roland S 2 | Redak- tionelle Bearbeitung: Georg Pflugbeil MSc. | Grafik: Grafik Land Salzburg | Druck: Druckerei Land Salzburg | Anschrift: Postfach 527, A-5010 Salzburg Downloadadresse: www.salzburg.gv.at/Neophyten.pdf | Stand: Jänner 2020
2 Drüsen-Springkraut Riesen-Bärenklau 3 (Impatiens glandulifera) (Heracleum mantegazzianum) Das aus dem Himalaya stammende Drüsen-Springkraut Der bis zu 4 m hohe Riesen-Bärenklau, der im 19. hat sich in Salzburg rasch ausgebreitet und heimische Jahrhundert ursprünglich als Zierpflanze aus dem Pflanzenarten aus ihren angestammten Lebensräumen Kaukasus eingeführt und wie andere Neophyten als (ua Gewässerufer und Auwälder) verdrängt. Bienenweide gezielt angesät wurde, bevorzugt Hoch- staudenfluren und Gewässerufer. Er ist auch in Ru- Ursprünglich als Zierpflanze eingebracht, wächst es deralfluren (zB Baustellenbereiche) oder Halden zu heute nicht selten an nährstoffreichen, gut mit Wasser finden. Im Bundesland Salzburg ist die Art momentan versorgten Standorten, häufig in Massenbeständen. noch eher selten. Die Inhaltsstoffe des Riesen-Bä- Die Pflanze kann bis zu 2 m hoch werden und hat stark renklaus verursachen bei Hautkontakt in Kombinati- süßlich duftende Blüten. Sie bildet so genannte „Ex- on mit dem UV-Anteil des Sonnenlichts zum Teil sehr plosionsfrüchte“, die reif bei Berührung aufspringen starke Verbrennungen (Phototoxizität). Die Pflanzen und die Samen bis zu 7 m weit schleudern. Das Drü- sollten daher nicht berührt werden, wenn nötig nur sen-Springkraut ist einjährig und vermehrt sich durch mit Handschuhen. mehrere Jahre keimfähige Samen. Nach dem Abster- Maßnahmen ben der Pflanze im Herbst wird die oberflächliche Durchwurzelung des Bodens stark herabgesetzt, was Der Riesen-Bärenklau vermehrt sich ausschließlich zu Erosionen auf Böschungen führen kann. über Samen. Daher müssen die Blütenstände vor der Fruchtreife abgeschnitten werden. Bei kleineren Be- Maßnahmen ständen ist es am effektivsten, die Wurzeln im Früh- Bei flächigen Beständen gelingt ein Zurückdrängen jahr zur Gänze auszugraben und im Herbst eventuelle am ehesten durch Mahd, und zwar so tief wie mög- Restvorkommen nochmals auszugraben. Bei größeren lich und kurz vor der Blütenbildung (Frühsommer). Beständen gibt es zwei weitere Möglichkeiten: Durch Einzelpflanzen werden am besten durch Ausreißen häufiges Mähen (ca. acht Mal pro Jahr) werden die bekämpft. Das Pflanzenmaterial, sofern blühend Pflanzen geschwächt und heimische Arten können oder fruchtend, soll über professionelle Kompostier- wieder aufkommen. Eine andere Möglichkeit ist das anlagen entsorgt werden. Schlegeln, Mulchen und ei- Fräsen in eine Tiefe von etwa 12 cm. Danach muss genes Kompostieren ist auf jeden Fall zu vermeiden. die Fläche sofort mit einem geeigneten Saatgut be- grünt werden. Bei allen mechanischen Bekämpfungs- maßnahmen ist unbedingt Schutzkleidung zu tragen.
4 Nuttall-Wasserpest Seidenpflanze 5 (Elodea nuttallii) (Asclepias syriaca) Bei der Nuttall-Wasserpest handelt es sich um eine Die mehrjährige Seidenpflanze besitzt eine Pfahl- untergetaucht lebende Wasserpflanze, die ur- wurzel und kann bis zu 2 m hoch werden. Auffälligs- sprünglich aus Nordamerika stammt und als Aqua- tes Merkmal sind die unreifen Früchte. Diese sehen rienpflanze nach Europa gelangte. Sie besitzt dicht Wellensittichen oder Papageien ähnlich, weshalb im beblätterte Stängel, die bis zu 3 m lang werden und Volksmund die Bezeichnung „Papageienpflanze“ üb- dichte Bestände bilden können. Sie wurde 1939 erst- lich ist. Die Früchte der Seidenpflanze werden dem- mals in Europa (Belgien) gesichtet und hat sich mitt- entsprechend auch gerne als Dekorationsobjekte lerweile in großen Teilen des Kontinents etabliert. verwendet. Der Milchsaft, der in allen Pflanzentei- Zum Teil bildet sie so dichte und dominante Bestän- len vorkommt, ist hautreizend. Die ganze Pflanze de aus, dass eigens eine Pflanzengesellschaft nach ist stark giftig. ihr benannt wurde (Elodea nuttallii-Gesellschaft). Die schnellwüchsige Art kommt außer in Fließge- In heimischen Gärten wird die Art allerdings nur sel- wässern und Gräben auch in nährstoffreichen Still- ten gepflanzt, am ehesten in Staudenbeeten, wo sie gewässern vor. sich ausbreiten kann. Im Bundesland Salzburg sind nur wenige Verwilderungen der aus Nordamerika Maßnahmen stammenden Art bekannt, somit gilt sie hier (noch) Die Bekämpfung der Art ist schwierig, meist gelingt als unproblematisch. nur eine Zurückdrängung. Die effektivsten Metho- Maßnahmen den der Bekämpfung in Fließgewässern sind eine re- gelmäßige Räumung des Gewässers sowie das Auf- Die oberirdischen Teile sterben zwar im Winter ab, kommenlassen von Ufergehölzen und eine damit doch bleiben die unterirdischen Teile am Leben. So- einhergehende Beschattung. Auch aus Entwässe- mit müssen die Pflanzen vollständig ausgegraben rungsgräben ist die Art nur schwer völlig zu entfer- werden. Das Material darf keinesfalls kompostiert nen, da die frei schwimmenden Winterknospen bei werden, sondern muss fachgerecht entsorgt wer- einer Grabenräumung nicht erfasst werden. Bei Tei- den. Größere Bestände bedürfen einer maschinel- chen empfiehlt sich eine vorübergehende Trocken- len Entstockung. legung, besonders bei Frost.
6 Goldruten Beifuß-Traubenkraut 7 (Solidago spp.) (Ambrosia artemisiifolia) Neben der heimischen Echt-Goldrute (Solidago virgau- Das Beifuß-Traubenkraut ist besser bekannt unter rea), die in lichten Wäldern gedeiht, dienen auch die seinem englischen Namen „Ragweed“ oder als Am- Kanada-Goldrute (Solidago canadensis) und die Rie- brosia. Die Art stammt aus Nordamerika und wur- sen-Goldrute (Solidago gigantea), die als Zierpflanzen de unbeabsichtigt nach Europa gebracht (zB im Vo- aus Nordamerika eingeführt wurden, als Bienenweide. gelfutter, Saatgut). In Europa wurde die Pflanze Die Kanada-Goldrute besiedelt v. a. Trockenflächen in zB durch Saatgut, Futtermittel und Maschinen wei- der Umgebung von Bahnstrecken, die Riesen-Goldrute ter ausgebreitet. Es handelt sich um ein einjähri- dringt auch stark in Auwälder oder Feuchtwiesen ein. ges Kraut, welches als Ruderalpflanze in Europa vor Die Ausbreitung erfolgt über flugfähige Samen und allem Straßen- und Wegränder sowie Schutthalden unterirdische Ausläufer, wobei sehr dichte Bestände besiedelt. Auf Autobahnmittelstreifen können riesi- auf großen Flächen gebildet und anderen Pflanzen- ge Bestände auftreten. In Salzburg gilt die Art der- und auch Tierarten der Lebensraum entzogen werden zeit als unbeständig vorkommend. kann. Da das Wurzelgeflecht nur oberflächennah und flachgründig ausgebildet ist, besteht bei Starkregen Aufgrund der stark allergieauslösenden Pollen han- und Hochwasser Erosionsgefahr auf diesen Flächen. delt es sich beim Beifuß-Traubenkraut um einen problematischen Neophyten. Maßnahmen Einzelne Pflanzen können ausgerissen werden. Um ei- Maßnahmen nen flächigen Goldruten-Bestand zu verringern, ist ein zweimaliger Schnitt erforderlich. Beste Zeitpunk- Sollten Sie Pflanzen entdecken, bitte melden Sie die- te dafür sind im Frühsommer vor der Bildung der Rhi- se an das Gemeindeamt, damit eine fachgerechte Ent- zomknospen (Ende Mai) und im Hochsommer vor der sorgung stattfinden kann. Keinesfalls sollten Sie die Blüte (August). Bei feuchten Standorten empfiehlt Pflanzen berühren (allenfalls nur mit Handschuhen) sich Mulchen im Mai und Mähen im August. Die Be- oder deren Pollen einatmen. kämpfung sollte über mehrere Jahre hinweg durchge- führt werden. Bei Reinbeständen wird zur vollständi- gen Entfernung das zweimalige Fräsen oder Zerhacken des Rhizoms mit einer Motorhacke Ende April und An- fang Juni empfohlen. Eine anschließende Aussaat von standortgerechtem Saatgut ist unbedingt notwendig.
8 Flügelknöteriche, Maßnahmen 9 „Staudenknöteriche“ Eine Schwächung der Pflanze kann über oftmali- (Fallopia spp.) ges Mähen (alle 14 Tage) erfolgen. Bei flächenhaf- ten Beständen ist auch eine Beweidung mit Schafen und Ziegen möglich. Bei kleineren Beständen kann Neben den beiden heimischen Vertretern dieser die gesamte Pflanze gründlich ausgegraben werden. Gattung (Acker-Flügelknöterich - Fallopia convolvu- Wichtig ist immer, sämtliche gemähten bzw aus- lus und Hecken-Flügelknöterich - Fallopia dumeto- gegrabenen Pflanzenteile - auch kleine Stücke - zu rum) wurden die so genannten „Staudenknöteriche“ entfernen (Gefahr des Neuaustriebs durch Wieder- als Zierpflanze sowie als Futterpflanze für Haustie- anwachsen) und in professionellen Kompostieranla- re und Wild im 19. Jahrhundert aus Ost-Asien einge- gen zu entsorgen. führt. Dazu gehören der Japan-Flügelknöterich (Fal- lopia japonica) und der Sachalin-Flügelknöterich Übrigens eignen sich die jungen Sprosse als Alter- (Fallopia sachalinensis) sowie die Hybride zwischen native zu Rhabarber. Beide gehören zur Familie der den beiden Arten, der Bastard-Flügelknöterich (Fal- Knöterichgewächse und schmecken nahezu ident. lopia x bohemica). Die wuchskräftigen „Staudenknöteriche“ können mehrmals pro Jahr geerntet werden. Die bis über 3 m hohen Pflanzen breiten sich über Samen und vielfach über kleine bewurzelungsfähi- ge Spross- und Rhizomstücke aus. Einerseits wer- den bei Hochwasser Pflanzenteile abgerissen und mit dem Wasser verfrachtet. Andererseits erfolgt eine Ausbreitung über Wurzelausläufer (Rhizome) vor Ort, die jährlich bis zu 2 m wachsen können. Da alle Pflanzenteile sehr brüchig sind, sind Böschun- gen und Ufer von Fließgewässern besonders ero- sionsgefährdet. Vor allem in der Vegetationsruhe bieten Flügelknöterich-Bestände daher keinen Ufer- schutz. Durch ihr starkes Wachstum verdrängen sie die standorttypischen Pflanzenarten.
Was kann ich sonst noch tun? Wo bekomme ich zusätzliche Informationen? ■■ Setzen sie keine Pflanzen in freier Natur aus. Amt der Salzburger Landesregierung ■■ Bevorzugen sie heimische Arten für die Hecken- Abteilung 5: Natur- und Umweltschutz, Gewerbe und Gartengestaltung. Andreas Hofer MAS Tel. 0662-8042-5514 ■■ Bringen sie keine lebenden Pflanzen oder Samen andreas.hofer@salzburg.gv.at von Reisen mit. Weitere Informationen können Sie auch auf den ■■ In manchen Schutzgebieten stehen „Neophy- Homepages des Österreichischen Umweltbundesam- ten-Tonnen“ zum fachgerechten Entsorgen der tes und des Deutschen Bundesamtes für Naturschutz Pflanzen. Bitte helfen Sie beim Sammeln! finden: ■■ Reinigen Sie nach dem Aufenthalt in von Neophy- Umweltbundesamt, Steckbriefe Neobiota ten besiedelten Flächen die Reifen von Maschinen http://www.neobiota-austria.at/ und Geräten, bevor sie an andere Orte fahren. Bundesamt für Naturschutz, Deutschland http://neobiota.bfn.de/ Grundsätzlich ist zu beachten, dass das Verbrennen von Pflanzenmaterial außerhalb von Anlagen gemäß § 3 des Luftreinhaltegesetzes und § 27(2)b des Na- turschutzgesetzes verboten und daher nur in geneh- migten Müllverbrennungsanlagen möglich ist. Gebietsfremde Pflanzen dürfen gemäß § 33(1) des Naturschutzgesetzes nicht in die freie Natur einge- bracht werden. Verboten ist auch das Ablagern von Gartenabfällen und dgl in der freien Landschaft.
In der IAS-Verordnung der EU gelistete Pflanzenarten: Ö = Vorkommen in Österreich, noch nicht in Salzburg Ö - Sbg = Vorkommen in Österreich, auch im Bundesland Salzburg Deutscher Name Vorkommen Deutscher Name Vorkommen Wissenschaftlicher Name Ö / Sbg Wissenschaftlicher Name Ö / Sbg Weidenblatt-Akazie Großer Wassernabel Acacia saligna Hydrocotyle ranunculoides Götterbaum Drüsiges Springkraut Ö - Sbg Ö - Sbg Ailanthus altissima Impatiens glandulifera Alligatorkraut Wechselblatt-Wasserpest Ö - Sbg Alternanthera philoxeroides Lagarosiphon major 12 13 Blaustängelige Besensegge Seidenhaar-Buschklee Andropogon virginicus Lespedeza cuneate Gewöhnliche Seidenpflanze Großblütiges Heusenkraut Ö - Sbg Asclepias syriaca Ludwigia grandiflora Kreuzstrauch Flutendes Heusenkraut Baccharis halimifolia Ludwigia peploides Karolina-Haarnixe Japanischer Kletterfarn Ö Cabomba caroliniana Lygodium japonicum Ballonrebe Gelbe Scheinkalla Cardiospermum grandiflorum Lysichiton americanus Purpur-Pampasgras Japanisches Stelzgras Cortaderia jubata Microstegium vimineum Purpur-Veldtgras Brasilianisches Tausendblatt Ö Ehrharta calycina Myriophyllum aquaticum Dickstielige Wasserhyazinthe Verschiedenblättriges Tausendblatt Ö Eichhornia crassipes M. heterophyllum Schmalblättrige Wasserpest Karottenkraut Ö - Sbg Elodea nuttallii Parthenium hysterophorus Mammutblatt Rotes Lampenputzergras Gunnera tinctoria Pennisetum setaceum Falscher Wasserfreund Durchwachsener Knöterich Gymnocoronis spilanthoides Persicaria perfoliata Riesen-Bärenklau Mesquitebaum Ö - Sbg Heracleum mantegazzianum Prosopis juliflora Persischer Bärenklau Kudzu Heracleum persicum Pueraria lobata Sosnowsky Bärenklau Büschelfarn Ö Heracleum sosnowskyi Salvinia molesta Japanischer Hopfen Chinesischer Talgbaum Ö Humulus scandens Triadica sebifera
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