Chinas Gegenwart und Zukunft

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Chinas Gegenwart und Zukunft
      Rede von Herrn Generalkonsul DU Xiaohui beim Treffen der Alumni der
                      Studienstiftung des deutschen Volkes
                                   06.05.2021

Sehr geehrter Herr Dr. Karim,
Sehr geehrte Damen und Herren,
Guten Abend!

Es ist mir eine Freude, mich online mit Ihnen, den Alumni der Studienstiftung des
deutschen Volkes, auszutauschen. Ich möchte mich ganz herzlich bei Dr. Karim für die
Einladung und die umsichtige Organisation bedanken. Mit der heutigen Veranstaltung
möchte ich Ihnen ein wirklichkeitsgetreues und objektives Bild von China vorstellen,
ich möchte gemeinsam mit Ihnen in die Zukunft Chinas schauen und mit Ihnen über
Themen von gemeinsamem Interesse diskutieren.

Ich möchte mit dem Jahr 1897 beginnen, aber nicht, weil das das Jahr war, in dem
Deutschland in China einmarschierte und Qingdao in der Provinz Shandong gewaltsam
als Kolonie besetzte, sondern weil im selben Jahr Dr. Sun Yat-sen, der große
Wegbereiter der demokratischen Revolution in China, einen Artikel mit dem Titel
„Chinas Gegenwart und Zukunft“ veröffentlichte, der den gleichen Titel trägt wie mein
heutiger Vortrag. Sein erster Satz lautete damals: „Jeder wird zugeben, dass die
gegenwärtige und zukünftige Situation Chinas alles andere als zufriedenstellend
ist.“ Im Ersten Weltkrieg erklärte Japan Deutschland wegen Qingdao den Krieg, und
1921 wurde die Kommunistische Partei Chinas gegründet. Im selben Jahr trafen sich
japanische junge Offiziere u.a., Okamura Yasuji, der spätere Befehlshaber der China-
Expeditionsarmee, und Tojo Hideki, der spätere Premierminister währen des Zweiten
Weltkriegs, heimlich in Baden-Baden, um ein Komplott zur Invasion Chinas zu
schmieden. 1949 wurde die Volksrepublik China gegründet. Damals lag Chinas
Bruttoinlandsprodukt bei 12,3 Milliarden Dollar, Pro-Kopf bei 23 Dollar, und die
Lebenserwartung betrug nur 35 Jahren.

Chinas Bruttoinlandsprodukt erreichte im Pandemiejahr 2020 101,6 Billionen Yuan (ca.
14,7 Billionen US-Dollar), ein Plus von 2,3% im Vergleich zum Vorjahr – das sind mehr
als 17% des Welt-BIPs. Die tatsächliche Nutzung ausländischer Investitionen wuchs
um 6,2%, und China überholte damit die Vereinigten Staaten und wurde zur Weltspitze.
In der entscheidenden Bekämpfung gegen die Armut wurde ein umfassender Erfolg
errungen: 770 Millionen Menschen wurden aus der Armut befreit, und das Problem der
absoluten Armut, das die chinesische Nation seit Jahrtausenden geplagt hat, erfuhr eine
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historische Lösung, was ein Wunder in der Geschichte der menschlichen
Armutsbekämpfung darstellt. Es wurde das größte Sozialversicherungssystem der Welt
aufgebaut, mit einer medizinischen Grundversicherung für mehr als 1,3 Milliarden
Menschen und einer Altersrentengrundversicherung für fast eine Milliarde Menschen,
und die Lebenserwartung pro Kopf ist auf 77 Jahre gestiegen. Die Gruppe mit mittlerem
Einkommen überschritt 400 Millionen und bildet damit den größten Konsummarkt der
Welt. Im ersten Quartal 2021 wuchs das chinesische Bruttoinlandsprodukt um 18,3%
im Jahresvergleich, ein Plus von 0,6% gegenüber dem vierten Quartal 2020. Die
gesamten Warenimporte und -exporte wuchsen um 29,2% im Jahresvergleich, die
tatsächlich genutzten Auslandsinvestitionen um 39,9%, und das verfügbare Pro-Kopf-
Einkommen wuchs um 13,7% real und preisbereinigt gegenüber dem Vorjahr. Die
derzeitige chinesische Wirtschaft weist eine Ausweitung der Nachfrage, eine
Verbesserung der Marktdynamik, der Beschäftigungs- und Preisstabilität auf, und der
Lebensstandard verbessert sich ständig.

Der gesamte bilaterale Handel zwischen China und Deutschland wuchs 2020 im
Vergleich zum Vorjahr um 3% auf rund 212,1 Milliarden Euro und machte China damit
im fünften Jahr in Folge zum größten Handelspartner Deutschlands. Chinas Wirtschaft
erholt    sich     schneller   als    erwartet,    und     die    chinesisch-deutsche
Wirtschaftszusammenarbeit beschleunigt diese Erholung noch. Die meisten deutschen
Unternehmen in China haben die Auswirkungen der Pandemie überwunden und nicht
nur ihren Betrieb vollständig wieder aufgenommen, sondern auch die Zusammenarbeit
mit China weiter erfolgreich vorangetrieben. Eine aktuelle Umfrage der deutschen
Handelskammer zeigt, dass trotz der Auswirkungen der Pandemie 42% der in China
operierenden Unternehmen im Jahr 2020 eine Steigerung der Rentabilität erreichten
und 25% ihr Leistungsniveau von 2019 halten konnten. Dies zeigt das hohe Maß an
Komplementarität und die tiefe Interessenkonvergenz zwischen der chinesischen und
deutschen Wirtschaft und lässt erahnen, dass die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit
auch in Zukunft großes Potenzial hat. Ich freue mich auf die Ratschläge meiner
deutschen Freunde zur Wirtschaftszusammenarbeit zwischen China und Deutschland
in der neuen Ära, damit wir gemeinsam die chinesisch-deutschen Beziehungen auf eine
neue Ebene heben und zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung beider Länder
beitragen können.

Meine Damen und Herren,

die chinesische Wirtschaft wies lange Zeit ein hohes Wachstum auf, aber die
demografische Dividende hat sich abgeschwächt, und die System- und
Technologiedividenden müssen weiter erschlossen werden. Der Widerspruch zwischen
dem wachsenden Bedürfnis der Menschen nach einem besseren Leben und einer
unausgewogenen und unzureichenden Entwicklung ist zum wichtigsten
gesellschaftlichen Widerspruch geworden. Wie wird sich China in Zukunft von dieser
neuen Ausgangslage aus entwickeln?

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Vor kurzem legte der chinesische Nationalkongress 2021 die Prioritäten für die Arbeit
in diesem Jahr fest und stimmte für die Verabschiedung des 14. Fünfjahresplans und
der Vision für 2035 (im Folgenden kurz „die Planung“), die den allgemeinen Fahrplan
für die Entwicklung Chinas in den nächsten 5 bis 15 Jahren entwerfen. Diese Planung
besteht aus 19 Teilen, 65 Kapiteln und 192 Abschnitten. Das Thema, das sich durch das
gesamte Dokument zieht, ist die Förderung einer qualitativ hochwertigen Entwicklung.
Mit Chinas neuer Entwicklungsstufe des „Umfassenden Aufbaus eines modernen sozi-
alistischen Landes“ als Ausgangspunkt, betont die Planung die Umsetzung des neuen
Entwicklungskonzepts von Innovation, Koordination, Umweltschutz, Offenheit und
Teilen, und beschleunigt den Aufbau eines „dualen Kreislaufs“. Diese Planung weist
fünf Hauptmerkmale auf:

Erstens kommt Qualität vor Geschwindigkeit, und es wird kein Wachstumsziel für das
BIP festgelegt. Die Planung weist darauf hin, dass „jedes Jahr ein jeweils angemessenes
BIP-Ziel festgelegt wird“. Zum ersten Mal werden also nicht explizit Wachstumserwar-
tungen für die nächsten fünf Jahre vorgegeben. Einerseits deutet dies darauf hin, dass
Chinas Wirtschaft bereits in ein Stadium hochqualitativer Entwicklung übergegangen
ist und wir nicht mehr die BIP-Wachstumsrate als einziges Beurteilungskriterium her-
anziehen können. Noch weniger können wir die negativen Folgen des Wirtschafts-
wachstums, was Qualität, Effizienz und Ökologie betrifft, außer Acht lassen. Anderer-
seits impliziert das visionäre Ziel, bis 2035 beim Pro-Kopf-BIP das Niveau der mittel
entwickelten Länder zu erreichen, dass Chinas BIP-Wachstumsrate in den nächsten 15
Jahren in einem vernünftigen Rahmen gehalten werden muss. So sieht der diesjährige
Arbeitsbericht der Regierung ein erwartetes BIP-Wachstum von mehr als 6% vor.

Zweitens hat der Lebensstandard der Menschen Priorität, und der gemeinsame
Wohlstand muss auf solide Weise gefördert werden. Die Planung legt größeren Wert
auf die „kontinuierliche Förderung des Wohlergehens der Menschen“ und betont damit
die Idee einer „Menschen-im-Mittelpunkt-stehenden“ Entwicklung. Von den 20
wichtigsten Entwicklungsindikatoren beziehen sich sieben auf den Lebensunterhalt und
das Wohlergehen der Menschen – der höchste Anteil im Vergleich mit den vergangenen
Fünfjahresplänen. Wir werden uns darauf konzentrieren, die Einkommen der unteren
Einkommensgruppen zu erhöhen, die mittleren Einkommensgruppen zu erweitern, und
sicherstellen, dass das Wachstum des verfügbaren Pro-Kopf-Einkommens
grundsätzlich mit dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts übereinstimmt. Wir
werden ein hochwertiges Bildungssystem aufbauen, ein starkes öffentliches
Gesundheitssystem errichten, eine nationale Strategie zur aktiven Bewältigung der
Bevölkerungsalterung umsetzen und einen Aktionsplan zur Förderung des
gemeinsamen Wohlstands formulieren, damit die Früchte der Entwicklung allen
Menschen in größerem und gerechterem Maße zugutekommen.

Drittens sollte die Binnennachfrage ausgeweitet werden, damit ein sich gegenseitig
verstärkender inländischer und internationaler dualer Kreislauf erreicht werden kann.
Derzeit liegt der Beitrag der Binnennachfrage zum chinesischen Wirtschaftswachstum
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bei etwa 60%, und es gibt noch viel Spielraum für Verbesserungen – zum Beispiel im
Vergleich zu etwa 80% in den USA und anderen entwickelten Volkswirtschaften. Die
Planung schlägt vor, ein neues Entwicklungsmuster aufzubauen, in dem der inländische
Zyklus die Hauptstütze bildet und der inländische und der internationale Zyklus
einander gegenseitig fördern. Das ist eine strategische Wahl, um sich an die neue Phase
der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas anzupassen und auf die Veränderungen im
internationalen Entwicklungsumfeld zu reagieren.

Beim Aufbau des Entwicklungsmusters eines dualen Kreislaufs geht es nie darum, die
Tür zu schließen und isoliert zu agieren, sondern darum, sich in einem größeren
Umfang, auf einem breiteren Feld und mehr in der Tiefe für die Außenwelt zu öffnen.
Zu diesem Zweck bleibt der riesige chinesische Markt weiterhin eine Chance für
globale Waren, indem es sich auf den Binnenkreislauf stützt, und durch verstärkte
Offenheit und Kooperation enger mit der Weltwirtschaft interagieren, um die Effizienz
und das Niveau des inländischen Kreislaufs zu verbessern. Ausländische Unternehmen
und Investoren, die sich stark auf dem chinesischen Markt engagieren, sind
Marktteilnehmer im großen Binnenkreislauf Chinas. Das neue Entwicklungsmuster
wird mehr Möglichkeiten für ausländische Unternehmen, einschließlich deutscher
Unternehmen, bieten, und wir heißen deutsche Unternehmen willkommen, ihre
Investitionen in China zu erhöhen und davon zu profitieren, dass China eine neue
Runde qualitativ hochwertiger Entwicklung und hochgradiger Öffnung einläutet.

Viertens ist die Planung innovationsgetrieben, wobei der Schwerpunkt auf der digitalen
Entwicklung liegt. Die Planung stellt das Festhalten an einer innovationsgetriebenen
Entwicklung an die Spitze der Planungsaufgaben, er setzt neue spezifische Ziele fest:
Die durchschnittliche jährliche Steigerung der Investitionen in Forschung und
Entwicklung in der gesamten Gesellschaft soll mehr als 7% betragen, und es soll eine
Quote von 12 hochwertigen Erfindungspatenten pro 10000 Bewohnern erreicht werden.
Außerdem schlägt er die Formulierung und Umsetzung eines 10-Jahres-Aktionsplans
für Grundlagenforschung vor, wodurch die zentrale Rolle, die Wissenschaft und
technologische Innovation in Chinas zukünftiger Entwicklung spielen werden,
hervorgehoben wird.

Dabei wird China eine offenere, inklusivere und für beteiligte Seiten vorteilhaftere
Strategie der internationalen Wissenschafts- und Technologiekooperation umsetzen.
Die nationalen Wissenschafts- und Technologieprogramme werden sich stärker nach
außen öffnen, und China wird sich proaktiver in globale Innovationsnetzwerke
integrieren. Die Planung enthält auch einen neuen Abschnitt zum Thema „Digitales
China“. Er definiert erstmals einen „BIP-Anteil der Kernbranchen der digitalen
Wirtschaft“ als Planungsziel und strebt eine Steigerung dieses Indikators von 7,8% im
Jahr 2020 auf 10% im Jahr 2025 an. Zu den spezifischen Branchen gehören Cloud
Computing, Big Data, das Internet der Dinge, das industrielle Internet, Blockchain,
künstliche Intelligenz, Virtual Reality und Augmented Reality.

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Das fünfte Hauptmerkmal ist die grüne Entwicklung, wobei präzisere Anstrengungen
unternommen werden müssen, um das Ziel von „Kohlenstoff-Peak und
Kohlenstoffneutralität“ erreichen zu können. Staatspräsident Xi Jinping hat
angekündigt, dass China bis zum Jahr 2030 den Kohlenstoff-Peak und bis 2060
Kohlenstoffneutralität anstreben wird. Dies ist eine wichtige strategische Entscheidung,
die China auf Grundlage seiner Verantwortung für den Aufbau einer
Schicksalsgemeinschaft der Menschheit und der inhärenten Anforderung, eine
nachhaltige Entwicklung zu erreichen, getroffen hat. Chinas Verpflichtung, wesentlich
schneller vom Kohlenstoffpeak zur Kohlenstoffneutralität zu gelangen als die
Industrieländer, wird große Anstrengungen von Seiten Chinas erfordern.

Von den acht in der Planung festgelegten verbindlichen Zielen sind fünf grün und
ökologisch, darunter eine 13,5-prozentige Reduktion des Energieverbrauchs und eine
18-prozentige Reduktion der Kohlendioxidemissionen pro BIP-Einheit bis 2025. China
formuliert einen Aktionsplan zur Erreichung des Kohlenstoffpeaks und setzt
dementsprechend weitreichende und tiefgreifende Aktionen. Außerdem unterstützt
China Provinzen und Städten, Schlüsselindustrien und Schlüsselunternehmen, die die
Voraussetzungen haben, als erste den Kohlenstoff-Peak zu erreichen. China wird
Kohlekraftwerksprojekte streng kontrollieren und hat beschlossen, die Kigali-
Amendments zum Montreal-Protokoll zu akzeptieren, um die Kontrolle von Nicht-
CO2-Treibhausgasen zu stärken. Außerdem wird China einen nationalen Markt für den
Handel mit Kohlenstoffzertifikaten einführen.

China wird im Oktober dieses Jahres Gastgeber der 15. Vertragsstaatenkonferenz des
Übereinkommens über die biologische Vielfalt sein und mit allen Parteien
zusammenarbeiten, um die globale Biodiversitäts-Governance auf eine neue Ebene zu
heben. China hat sich dem Konzept des „Hilfe zur Selbsthilfe“ verschrieben und setzt
alles daran, andere Entwicklungsländer durch verschiedene Formen der praktischen
Süd-Süd-Kooperation dabei zu unterstützen, ihre Kapazitäten im Umgang mit dem
Klimawandel auszubauen. Von Klima-Fernerkundungssatelliten in Afrika über
kohlenstoffarme Demonstrationszonen in Südostasien bis hin zu Energiesparlampen in
kleinen Inselstaaten – die Ergebnisse von Chinas Süd-Süd-Kooperation im Umgang mit
dem Klimawandel sind sichtbar, greifbar und effektiv. Als Mitglied des globalen Dorfes
wird China seinen gebührenden Beitrag zur globalen Antwort auf den Klimawandel mit
praktischen Maßnahmen leisten.

Meine Damen und Herren,

diese Planung verdeutlicht Chinas nationale strategische Absichten und ist ein
unverzichtbarer Leitfaden für die internationale Gemeinschaft, um Chinas heutige
Entwicklung und seine zukünftig eingeschlagene Richtung besser zu verstehen. Ich bin
überzeugt, dass das China des Jahres 2025 innovativer, effizienter, nachhaltiger und
offener sein wird. Die Tatsache ist, dass dieses China auch für die Entwicklung
Deutschlands und Europas mehr Chancen als Herausforderungen mit sich bringen und
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ein Partner für Deutschland und Europa und gar kein Systemrivale sein wird. Obwohl
China in diesem Prozess einer hochwertigen Entwicklung eventuell mit Deutschland
konkurrieren wird, wird dies ein fairer, wohlwollender und für beide Seiten
erfolgreicher Wettbewerb, denn die Grundannahme, dass die Kooperation größer als
der Wettbewerb ist, wird sich nicht ändern. China wird weiterhin an der Ausweitung
der Offenheit festhalten, denn das bildet die grundlegende Strategie unseres Landes, die
sich auch nicht ändern wird. Vor kurzem ratifizierte China das Regional Comprehensive
Economic Partnership Agreement (RCEP) mit zehn ASEAN-Ländern sowie mit
Südkorea, Japan, Australien und Neuseeland. China sandte damit ein positives und
klares Signal zur regionalen wirtschaftlichen Integration und zur wirtschaftlichen
Globalisierung aus. Insbesondere das zwischen China und der EU ausgehandelte
Investitionsabkommen wird, sobald es ratifiziert und in Kraft ist, mehr Raum für
deutsche Unternehmen auf dem chinesischen Markt eröffnen und der chinesisch-
deutschen Wirtschafts- und Handelskooperation einen starken Impuls geben.

Als wichtige Volkswirtschaften und einflussreiche Mächte in der Welt und als
umfassende strategische Partnerschaft müssen China und Deutschland ihre historische
Verantwortung wahrnehmen, um mehr Stabilität in die internationale Lage zu bringen,
die unbeständiger geworden ist, und um mehr positive Energie in die weltweite
wirtschaftliche Erholung zu injizieren. Am 28. April leiteten die beiden
Regierungschefs       die       sechste      Runde       der     chinesisch-deutschen
Regierungskonsultationen, an denen 25 Regierungsminister beider Länder teilnahmen.
Beide Seiten waren sich einig, dass die chinesisch-deutschen Regierungskonsultationen
in den letzten zehn Jahren, seit ihrer Gründung eine „Turbo“-Rolle bei der Förderung
der chinesisch-deutschen Zusammenarbeit gespielt haben und dies beibehalten werden
sollten. Beide Seiten kamen überein, eine neue Runde hochrangigen chinesisch-
deutschen Finanzdialogs abzuhalten und in geeigneter Weise ein neues Seminar im
Rahmen des chinesisch-deutschen Rechtsstaatsdialogs zu organisieren. Außerdem
sollen die Zusammenarbeit in den Bereichen Handel und Wirtschaft, Investitionen,
Automobilbau, Hightech, neue Energie, digitale Wirtschaft und Kultur weiter vertieft
werden, um für beide Seiten Vorteile und Win-Win-Ergebnisse sicherzustellen.
Folgende wichtige Inhalte wurden angesprochen: Der „Fast Track“ für den
Personenverkehr soll weiter genutzt werden und aktiv Möglichkeiten der
Zusammenarbeit bei der Pandemieprävention und -bekämpfung sondiert werden,
einschließlich der gegenseitigen Anerkennung internationaler Gesundheitscodes. Es
soll die Zusammenarbeit bei Forschung und Entwicklung im Bereich des Klimawandels
gefördert werden, mit dem Ziel, „Kohlenstoffneutralität“ zu erreichen. Es sollen mehr
modellhafte Kooperationsprojekte geschaffen (vor allem in der beruflichen Bildung)
und die Qualität und Effektivität der chinesisch-deutschen Bildungskooperation
gefördert werden; es soll die Gesundheitskooperation zwischen beiden Seiten im
Rahmen multilateraler Plattformen wie der Weltgesundheitsorganisation und der G20
gefördert werden. Angestrebt wird auch ein Ausbau der trilateralen Zusammenarbeit in
wichtigen Ländern Asiens und Afrikas bei der Bekämpfung von Pandemien und der
Bewältigung des Klimawandels, beim Schutz der Artenvielfalt, bei der
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Armutsbekämpfung       sowie     der     gemeinsamen     Bewältigung       globaler
Entwicklungsherausforderungen. Und außerdem soll die Zusammenarbeit in den
Bereichen Arbeit und soziale Sicherheit sowie Landwirtschaft und ländliche Gebiete
verstärkt werden.

Die beiden Regierungschefs nahmen auch an einer „Cloud Signing“-Zeremonie teil, bei
der bilaterale Kooperationsdokumente in den Bereichen Klimawandel, soziale
Sicherheit, Gesundheit, Ernährungssicherheit, internationale Entwicklung, Transport
und nachhaltige Entwicklung unterzeichnet wurden.

Meine Damen und Herren,

Diversität ist ein grundlegendes Merkmal der Welt und macht den Reiz der
menschlichen Zivilisation aus. Durch die Pandemie ist den Menschen aller Länder
klarer geworden, dass wir die Mentalität des Kalten Krieges und das Nullsummenspiel
aufgeben und uns jeder Form eines „neuen Kalten Krieges“ und einer ideologischen
Konfrontation entgegenstellen müssen. Wenn Länder miteinander auskommen wollen,
müssen Gleichheit, gegenseitiger Respekt und Vertrauen im Vordergrund stehen, und
es ist inakzeptabel, anderen Ländern ständig etwas vorzuschreiben und sich in ihre
inneren Angelegenheiten einzumischen. Wir müssen jene Werte fördern, die der
gesamten Menschheit gemein sind – nämlich Friede, Entwicklung, Fairness,
Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit. Wir müssen für den Austausch und die
gegenseitige Wertschätzung zwischen den Zivilisationen eintreten und die Entwicklung
der menschlichen Zivilisation vorantreiben.

Vor 124 Jahren stellte China keine Chance dar, sondern war ein Stück Speck im Mund
der anderen. 2021 ist der 100. Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei
Chinas. In den vergangenen 100 Jahren hat die Kommunistische Partei für den
Wohlstand des chinesischen Volkes, den Wiederaufstieg der chinesischen Nation und
das Gemeinwohl der Welt gearbeitet und nicht nur der chinesischen Nation den
Wohlstand ermöglicht, sondern sie hat auch herausragende Beiträge zu der
menschlichen Zivilisation und dem Fortschritt geleistet. China bleibt weiterhin ein
Weltfriedenstifter,    globaler     Entwicklungsförderer      und     internationaler
Ordnungsverteidiger.

China wird immer das Banner von Frieden, Entwicklung und Zusammenarbeit
hochhalten und eine Win-Win-Situation anstreben; es wird die freundschaftliche
Zusammenarbeit mit anderen Ländern auf der Grundlage der fünf Prinzipien der
friedlichen Koexistenz ausbauen und den Aufbau einer neuen Art von internationalen
Beziehungen aktiv fördern. China wird weiterhin bei der Bekämpfung der Pandemie
mit der Weltgesundheitsorganisation und anderen Ländern zusammenarbeiten, sich für
Impfstoffe als globales öffentliches Gut engagieren und anderen Entwicklungsländern
mehr Hilfe bei der Überwindung der Pandemie bieten.

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China wird niemals Hegemonieansprüche erheben, expandieren, seine Einflusssphäre
ausdehnen oder sich auf ein Wettrüsten einlassen, egal wie weit es sich entwickelt hat.
China wird sich aktiv an der multilateralen Zusammenarbeit in den Bereichen Handel
und Investitionen beteiligen; China wird das Gesetz über ausländische Investitionen
und die damit verbundenen unterstützenden Regelungen vollständig umsetzen, die
Negativliste für den Zugang zu ausländischen Investitionen weiter abbauen und den
Aufbau eines neuen Systems einer offenen Wirtschaft fördern, aber nun auf höherem
Niveau. Deutschland und die Europäische Union sind herzlich eingeladen, die riesigen
Chancen des chinesischen Marktes zu teilen.

Vielen herzlichen Dank!

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