Neues Bürgerschaftliches Engagement - Leitfaden - Am Beispiel der Nationalen Naturlandschaft Naturpark Dübener Heide - Nature ...

 
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Neues Bürgerschaftliches Engagement
Leitfaden

             Am Beispiel der Nationalen Naturlandschaft
             Naturpark Dübener Heide
      € €€
             Strategie – Maßnahmen – Erfahrungen
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Impressum

Herausgeber und Projektträger:
Verein Dübener Heide e.V. Neuhofstr. 3a, 04849 Bad Düben

Kontakte Umsetzung:
Axel Mitzka, Verein Dübener Heide e.V.
Neuhofstr. 3a, 04849 Bad Düben
Projektleiter Projekt Engagement 2020
Mail: engagement2020@naturpark-duebener-heide.com

Josef Bühler, Stephan Popp
neulandplus – Tourismus-, Standort- und
Regionalentwicklung GmbH & Co. KG
Mail: buehler@neulandplus.de

Dr. Elke Baranek, Bettina Kühnast
EUROPARC Deutschland e.V.
Mail: info@europarc-deutschland.de

Anne Schwerin
Mariannenstraße 86, 04315 Leipzig
Mail: team.anschwerin@gmail.com

Satz und Layout: Iris Herrmann, Freie Grafikerin
Mail: mail@iris-herrmann.de

Für den Inhalt zeichnet ausschließlich der Autor verantwortlich.

Gefördert von

Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, Freistaat Sachsen

Die Broschüre wurde im Rahmen des Modellprojektes »Entwicklung und ­Erprobung
zukunftsfähiger Formen bürgerschaftlichen Engagements für Naturschutz und
Heimat­entwicklung« vom Freistaat Sachsen finanziert.
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Man muss das Unmögliche versuchen ,

um das Mögliche zu erreichen.

Hermann Hesse
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Inhalt

            Vorwort                                              7

    1       Bürgerschaftliches Engagement                        8
    1.1     Ehrenamt im Wandel                                   8
    1.2     Begrifflichkeiten, Motive und Erwartungen            9
    1.3     Ehrenamt Naturpark Dübener Heide                    12
    1.4     Fazit für die Dübener Heide                         14

    2       Engagement 2020 –
            Zeit- und Geldspenden für die Region                16
    2.1     Gestufte Beteiligungs- und Verbindlichkeitsformen   16
    2.2     Engagement-Formen: Zeit- und Geld-Spenden           17
    2.3     Zeit-Spenden                                        19
    2.3.1   Motive                                              19
    2.3.2   Bindungsformen                                      20
    2.3.3   Variable Zielgruppenansprache                       20
    2.3.4   Zeit-Engagement-Formate                             24
    ­	      – Halbtagesformat – kurz und intensiv               24
    ­	      – Tagesformat – durchdacht und erfolgreich          26
    	­– Engagement-Events – Erlebnistag Heidekraut              28
            – ­Engagement-Events – Europäische Praktika         30
    ­	      – Engagement-Events – Ferien mit Engagement
    ­	      – Die Freiwilligenvereinbarung –
              Engagement auf Zeit mit Themenprofil              33
            – Checkliste für Zeit-Engagement-Formate            34
            – Mitgliedschaft – Verantwortung und Gestaltung     36

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2.4     Geld-Spenden                                                     37
2.4.1   Crowdfunding – Ansatz und Vorgehensweise                         37
2.4.2   REGIOCROWD – das regionale Themenportal für
        Geld- und Zeitengagement                                         41
2.4.3   Akquisition von Unterstützern                                    45
2.4.4   Erfahrungen und Erkenntnisse                                     47
2.4.5   Naturschutz-Auktion und Heimat-Fonds                             48
2.4.6   Heide-Aktie                                                      50

3       Kommunikation – mehr als miteinander reden                       52
3.1     Anforderungen                                                    52
3.2     Umsetzung                                                        52
3.3     Erkenntnisse                                                     55

4       Strukturen, Ressourcen und Nachhaltigkeit                        54
4.1     Wertschätzung und Würdigung des bürgerschaftlichen Engagements   56

        Literaturnachweise/Bildnachweise                                 58
        Anhang                                                           59

                                                                              5
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Naturpark Dübener Heide, Zadlitzbruch

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Vorwort
Der waldreiche Naturpark Dübener Heide liegt im Nordwesten des Freistaates Sachsen.
Er wird begrenzt von der Elbe zwischen Torgau und Wittenberg und der Mulde zwischen
Eilenburg und Bitterfeld. Der länderübergreifende Naturpark ist Vorgarten der Metropole
Leipzig.

Mit über 400 Mitgliedern ist der Bürger-Verein Dübener Heide e.V. anerkannter Träger und
Entwickler des Naturparkes. Er betreibt in der Kurstadt Bad Düben das NaturparkHaus
als Tor zu diesem Landschafts- und Kulturraum. Das bürgerliche Engagement zur Bewah-
rung und zur Erschließung der Dübener Heide als Heimat und Erholungsraum reicht bis
in die frühen Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Impulse aus den umliegenden
Städten, eben auch aus Leipzig, wirkten seinerzeit bereits fördernd auf Naturfreunde,
Wandervögel und den Fremdenverkehr. So gesehen greift der aktuelle Marketingslogan
des Naturparks »Wochenendzeit ist Heidezeit« ein traditionelles Freizeitverhalten auf.

Vor diesem Hintergrund und der Sicherung zukünftiger Herausforderungen für die Er­
reichung von Naturschutzzielen beauftragte der Freistaat Sachsen den Verein Dübener
Heide e.V. mit der Durchführung des »Modellprojektes zur Entwicklung innovativer An-
sätze für die Neuausrichtung ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagements für
Naturschutz und Heimatentwicklung im Freistaat Sachsen am Beispiel des Naturparkes
Dübener Heide«, kurz: Engagement 2020.

Ziel war es neue Formen bürgerschaftlichen Engagements zu entwickeln und in einem
zweijährigen Zeitraum zu erproben. Dabei sollten einerseits insbesondere niederschwellige
Formate und Profile für Zeitspenden beschrieben, erlebt und analysiert werden, die mehr
Freude als Pflicht bereiten und die Voraussetzungen für eine langfristige Gewährleistung
der Betreuung von Natura 2000 Gebietsnetzen und FFH-Arten schaffen. Andererseits
sollte zeitgleich eine innovative internetgestützte Kommunikationsplattform entwickelt
werden, auf der Zeitengagementangebote eingestellt und beworben sowie parallel dazu
Geldengagement für Naturschutzprojekte durch Crowdfunding erprobt werden.

Mit der erstmaligen Durchführung von Naturschutzauktionen in Sachsen und der
­Forcierung weiterer alternativer Finanzierungsinstrumente wie der Heideaktie sollten
 ­diese Möglichkeiten der Einwerbung privaten Kapitals beschrieben werden. Geplant
  und vorgesehen war zudem »neue« engagierte Bürger aus verschiedenen Zielgruppen
  und Quellgebieten, insbesondere der Dübener Heide und Leipzig, bereits während der
  Projektlaufzeit zu gewinnen und entsprechend deren Lust und Leidenschaft für Natur
  und Heimat neue Bindungsformen zu erproben. Und »last but not least« sollten alle
  Erkenntnisse in einen praxisnahen Leitfaden einfließen. Der liegt nun für die Nationalen
  Naturlandschaften und Regionen mit Regionalentwicklungsstrategie (LEADER) vor und
  animiert zum Abschauen und Nachmachen. Das ist hier einmal ausdrücklich erwünscht.

Viel Freude beim Lesen und Erproben!

Thomas Klepel					                                 Axel Mitzka
Naturparkleiter Dübener Heide 			                  Vorsitzender Verein Dübener Heide e.V.    7
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1             Bürgerschaftliches Engagement

                       1.1            Ehrenamt im Wandel

                       Die über 30 Millionen Bürgerinnen und Bürger, die sich in Deutschland auf viel-
                       fältigste Weise engagieren, sind das Herzstück unserer Gesellschaft und unseres
                       Sozialstaates. Das soziale und kulturelle Miteinander wird zunehmend gemeinsam
                       von Bürgerinnen und Bürgern, von Organisationen, Wirtschaftsunternehmen und
                       Staat gestaltet. Dabei sind die staatlichen und die nicht-staatlichen Organisationen
                       gefordert, gute Rahmenbedingungen für mehr und attraktiveres Bürgerengagement
                       zu schaffen1.

                       Trotz des hohen Engagementpotenzials, das laut des vierten Freiwilligensurveys2
                       von 34 Prozent (1999) auf 36,9 Prozent (2009) und 43,6 Prozent (2014) deutlich
                       ­ estiegen ist, haben nicht nur Regionen wie der Naturpark Dübener Heide Schwierig­
                       g
                       keiten, Engagierte für die freiwillige Mitarbeit zu gewinnen. Wollen ­Nationale
                       ­Naturlandschaften und andere Regionen dieses Engagementpotenzial ausschöpfen,
                        müssen sie verstärkt auf die sich in den letzten 20 Jahren sehr veränderten Rahmen-
                        bedingungen für freiwilliges Engagement eingehen, ihre Strukturen anpassen bzw.
                        strategische und stärker nutzenorientierte Rahmenbedingungen schaffen.

                                                             Nicht mehr das »klassische Ehrenamt« steht
                                                             im Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern
                                                             veränderte Formen freiwilligen Engage-
                                                             ments, wie sie bereits seit den 1990er Jahren
                                                             unter Begriffen wie »neues Ehrenamt« oder
                                                             »Freiwilligentätigkeit« thematisiert werden.
                                                             Neben einer generellen Zunahme an freiwil-
                                                             ligen Tätigkeiten und einem Trend hin zu
                                                             zeitlich begrenztem projektorientiertem En-
                                                             gagement, haben sich auch die Motive und
                                                             Erwartungen der Engagierten verändert:
                                                             Im »klassischen Ehrenamt« haben ­Engagierte
Abb. 1:
Gemeinschaft erleben
                       meist aus Tradition und Pflichtgefühl ein Ehrenamt langjährig und kontinuierlich
                       ausgeführt. Jene ehrenamtlich engagierten Bürger führten ihre freiwilligen, unbe-
                       zahlten und öffentlichen Tätigkeiten vorwiegend in etablierten Organisationen so-
                       wie in bestimmten Milieus aus und waren bereit, sich hierarchischen und komple-
                       xen Strukturen unterzuordnen. Dagegen ist nun ein Großteil der Freiwilligen von
                       Heute in ihrem Engagement deutlich anspruchsvoller geworden und bezieht stärker
                       Ideen der eigenen individuellen Weiterentwicklung und Selbstverwirklichung in die
                       Wahl freiwilliger Tätigkeiten ein.

                       1
                           Zeitengagement und Freiwilligenmanagement im Naturpark Dübener Heide, Bettina Kühnast, EUROPARC (2015)
                       2
                           Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSJ), 2010 und 2014
     8
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Die klassischen Motivfelder »Helfen« und »Pflichtbewusstsein« werden so um die
Motivfelder »Gestaltungswillen« und »Selbstbezug« erweitert. Damit einhergehend
sind auch die Ansprüche an die Tätigkeit gewachsen.

1.2        Begrifflichkeiten, Motive und Erwartungen

Gesellschaftliches Engagement: Dies umfasst neben bürgerschaftlichem Engage-
ment von Einzelpersonen auch unternehmerisches Engagement, das in Form von
Zeit und/oder Geld eingebracht werden kann. Im deutschsprachigen Raum setzt sich
dafür vermehrt der Begriff »Corporate Volunteering« durch.

Freiwilliges Engagement: Eine gemeinwohl-orientierte, unbezahlte, weitgehend
selbstbestimmte, aber in einem organisierten Rahmen stattfindende Aktivität bzw.
Arbeit. Folgende Merkmale sind freiwilligem Engagement zuzuschreiben:

      a) Freiwilliges Engagement basiert auf persönlicher Motivation und Wahl­-
      möglichkeiten. Es entsteht aus freiem Willen, durch eigene Entscheidung und
      ist ein Weg zur bürgerschaftlichen Beteiligung im Gemeinwesen. Freiwilliges
      und bürgerschaftliches Engagement findet in Form von Aktivitäten Einzelner
      oder in Gruppen statt und wird in der Regel im Rahmen einer Organisation
      ausgeübt.

      b) Durch die Förderung von Freiwilligem Engagement werden zwischenmensch-
      liche Solidarität und alltägliche Lebensqualität als Humanvermögen (»Sozial-­
      kapital«) in einer Gesellschaft erhöht.

      c) Im Streben nach einer besseren und Frieden liebenden Welt gibt freiwilliges
      und bürgerschaftliches Engagement Antworten auf große Herausforderungen
      unserer Zeit. Es kann zur wirtschaftlichen Belebung beitragen und sogar
      Arbeitsplätze durch neue Berufsprofile schaffen.

Ehrenamtliches Engagement übernimmt dazu noch eine verbindlich vereinbarte
Funktion, ein »Amt« in einem Tätigkeitsfeld und einer Organisation. Ehrenamt ist
mit einer Wahl oder einer Berufung (z.B. in Kirchen) verbunden und besitzt oft
ein hohes Prestige. Die von der Unteren Naturschutzbehörde beauftragten und
beru­fenen »Naturschutzhelfer« und »Naturschutzbeauftragten« sind eine Form des
­ehrenamtlichen Engagements.

                                                                                       9
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Zentrale wissenschaftliche Untersuchungen zu bundesweiten Entwicklungen zu bür-
     gerschaftlichem Engagement und im Natur- und Umweltschutzbereich (einschließ-
     lich Bildungsbereich) lassen Folgendes erkennen:

     ’   Steigendes Engagementpotenzial: Immer mehr Menschen würden sich gerne
         engagieren, haben aber noch nicht das passende Angebot für sich gefunden
         oder wissen nicht, wo sie sich informieren können, z.B. würden 16 % aller an
         freiwilligem Engagement interessierter 14- bis 24-Jähriger sicher eine attraktive
         freiwillige Tätigkeit ausüben und 33 % würden das eventuell gerne tun.

     ’   Hauptmotive für freiwilliges Engagement sind

         •		 der Wunsch nach gesellschaftlicher Teilhabe »im Kleinen«, also im direkten
         		 Wirk-Bereich vor der eigenen Haustür und dem Gefühl, etwas Gutes und
         		 Sinnvolles zu bewirken.

         •		 Freude an Tätigkeiten, bei denen man mit sympathischen Menschen
         		 zusammenkommt und in einen sinnvollen/sinnstiftenden Zusammenhang
         		 eingebunden wird und sich nützlich fühlt.

         •		   der Wunsch, eigene Kenntnisse und Erfahrungen zu erweitern, sich weiter
         		    zu qualifizieren und damit neben dem Gemeinwohl, für das man sich ein-
         		    bringt, auch einen konkreten Selbstnutzen zu haben (für die berufliche
         		    Zukunft etc.).

         •		 Anerkennung finden bzw. erhalten.

     ’   Erwartungen an freiwillige Tätigkeiten sind spezieller geworden, d.h. die Abwä-
         gung, ob man sich freiwillig engagiert, wird nach Aspekten der Nützlichkeit und
         Verwertbarkeit für die berufliche Karriere oder für die Weiterentwicklung per-
         sönlicher Einzelinteressen vorgenommen (insbesondere bei Schulabgängern,
         Studierenden, jungen Erwachsenen).

     ’   Über 65-Jährige engagieren sich zunehmend. Jeder Vierte steigt mit über 65
         Jahren neu in eine freiwillige Tätigkeit ein.

     ’   Bildungsnahe Bürger sind dem Engagement für Naturschutz und Bildung am
         ehesten zugewandt, wobei Umwelt-, Natur- und Tierschutz (7 % engagieren
         sich »oft«) deutschlandweit auf Platz 13 von 18 Engagementbereichen rangiert
         und die Bereiche Soziales (86 %), Freizeit und Geselligkeit (49 %) und Gesund-
         heit (44 %) die Liste anführen.

10
Freiwillige von heute wollen zumeist:

•   Spaß und Freude bei ihrem Engagement haben,
•   mit interessanten Menschen zusammenkommen,
•   mit ihrem Engagement etwas Sinnvolles für die Gemeinschaft tun,
•   ihre Kompetenzen in das Engagement mit einbringen, Aufgaben selbst
    gestalten, Verantwortung übernehmen, beteiligt werden und aktiv an der
    Entwicklung der Organisation mitwirken,
•   Möglichkeiten für projektorientierte und Kurzzeit-Engagements geboten
    bekommen,
•   weniger über Verbandszugehörigkeit, sondern über Themen begeistert
    werden und
•   sich nicht sofort und lebenslang an eine Organisation binden.

     Engagement soll attraktiv sein, Spaß machen, Gestaltungsspielraum und
     Teilhabemöglichkeiten bieten und von der Organisation entsprechend
     unterstützt und anerkannt werden.

Neben der Entwicklung einer, diese Rahmenbedingungen einbeziehenden Strategie
und der Bereitstellung von finanziellen und personellen Ressourcen für ein pro-
fessionelles Freiwilligenmanagement, gilt es für Großschutzgebiete/gemeinnützige
Organisationen deshalb, gerade diese individuellen Bedürfnisse stärker zu berück-
sichtigen und so den Strukturwandel im Engagementbereich/Ehrenamt aktiv mitzu-
gestalten.

                                                                                    11
Das stellt hohe Anforderungen an die Organisationen und deren Mitarbeiter und
     erfordert von ihnen, neue Wege des Freiwilligenmanagements einzuschlagen:
     ­neben »traditionellen« Möglichkeiten müssen innovative und attraktive Formen der
      ­Mitarbeit in der Organisation entwickelt und den Bedürfnis- und Motivlagen der
       Frei­willigen angepasst werden. Zur Akquisition neuer Unterstützer gehört auch ein
       aktives Marketing mit gezielter Ansprache.

     Für die erfolgreiche Zusammenarbeit müssen zudem Bedingungen und die
     ­Freiwilligentätigkeit unterstützende Strukturen entwickelt werden, die ein erfolgrei-
      ches Miteinander zwischen gewachsenen traditionellen Strukturen und neuen ­Formen
      des Freiwilligenengagements ermöglichen. Dazu gehören u.a. klare, trans­parente
     und von der Hauptamtlichenarbeit abgegrenzte Aufgaben und ­Zuständigkeiten, fest-
     gelegte Rechte und Pflichten der Freiwilligen und der Hauptamtlichen und eine
     konstante unterstützende Betreuung, die die Arbeit der Freiwilligen ­anerkennt und
     die Weiterentwicklung dieser fördert.

     1.3       Ehrenamt im Naturpark Dübener Heide

     Der größte Wert der Großschutzgebiete sind – neben ihren Natur- und Kultur­
     schätzen – Menschen, die sich für sie begeistern; Menschen, die sich mit Freude für
     sie einsetzen und die in ihrem Engagement persönliche Erfüllung finden. Um diesen
     Wert dauerhaft zu erhalten, zu pflegen und wachsen zu lassen, ist ein professio­
     neller Rahmen notwendig.

     Im Naturpark Dübener Heide besteht seit langem eine vielfältige Engagement-
     kultur, die sich sehr heterogen zusammensetzt: Vereinsmitglieder, langjährig mit-
     wirkende Ehrenamtliche (berufene Naturschutzhelfer/NABU), die sich für einzelne
     Landschaftstypen und/oder Tierarten engagieren (vor allem: Biber), »Naturpark­
     botschafter«, Zertifizierte Natur- und Landschaftsführer, Freiwillige des Ökologischen
     Sozialen Jahrs und des Bundesfreiwilligendienstes, »Bürgerarbeit«, Junior Ranger
     und die Junior Ranger Gruppenleiter, Freiwillige aus dem europäischen Ausland,
     ­LEADER-LAG-Mitglieder, Mitglieder von Partnervereinen, Mitarbeiter von Unter­
      nehmen.

     Bislang wurden die Freiwilligen aktionsbezogen, bedarfsorientiert und auf Zuruf
     ­organisiert. Teilweise hat sich dabei eine gewisse Routine in den Koordinations­
      abläufen eingestellt. Die Aufforderung, sich zu engagieren, kommunizieren Natur-
      parkmitarbeiterinnen durch Veröffentlichung in der lokalen Presse und/oder über

12
persönliche Kontakte. Eine zentrale Informationsmöglichkeit für Außenstehende gab
es bislang nicht – außer dem eigenständigen Kontaktieren der Naturparkverwaltung.

In der Dübener Heide wird »Naturschutz« als Kulturauftrag verstanden. Natur,
Mensch und Heimat werden als untrennbare Einheit betrachtet. Für das Freiwilligen­
management bedeutet dies zweierlei: erstens bestehen die angebotenen ­Tätigkeiten
nicht aus bloßen naturschutzfachlichen Tätigkeiten, sondern auch aus Tätigkeiten,
die das kulturelle Miteinander in der Region prägen (z.B. Teilnahme/Koordination
­eines Naturtheaters, Tätigkeiten rund um regionale Festivals, Sportveranstaltungen
 etc.). Zweitens ist das Ziel der Freiwilligeneinsätze nicht nur das Wiederherstellen
 oder Erhalten ökologischer Qualität von Flächen. Vielmehr geht es um eine Art
 ­Beziehungsarbeit zwischen den Menschen, die sich engagieren und den Anliegen
  des Naturparks hinsichtlich der Pflege und des Managements der FFH-Gebiete.

Neben der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung von Natur, Landschaft und
­Region hat der Naturpark auch einen Bildungsauftrag zu erfüllen. Dieser wird auf
 unterschiedliche Weise wahrgenommen und umgesetzt.

Die Motive der Vereinsmitglieder und der Freiwilligen sind charakterisiert durch
eine langjährige Verbundenheit mit der Region (Heimat) und dem Verein,

•   den Wunsch persönliche Bekanntschaften zu pflegen,
•   den Wunsch, Anerkennung zu erfahren,
•   ein spezialisiertes Hobby, z.B. tiefes Wissen über besondere Arten
    (Biber, Kraniche) anzuwenden,
•   Kindern die heimatliche Natur, Brauchtum und Handwerk näher zu bringen.

     Das Potenzial für die zukünftige Entwicklung freiwilligen Engagements
     im Naturpark Dübener Heide liegt in der Strategie der Ansprache
     ­neuer Freiwilliger: niedrigschwellige, abgestufte, attraktive ­Angebote,
      die den Erlebnischarakter in den Vordergrund stellen, werben in
      ­unaufdringlich-kompetentem Ton für spezielle freiwillige Tätigkeiten.

                                                                                        13
1.4        Fazit für die Dübener Heide

     Als Fazit können für die Dübener Heide folgende Überlegungen / Thesen zur zukünf-
     tigen Engagemententwicklung abgeleitet werden:

     ’     Durch angepasste Werbemaßnahmen und eine Intensivierung der Öffentlich­
           keitsarbeit (Außen- und Innen-Marketing), sowie einer Verbesserung der
           Stadt-Umland-Vernetzung mit Kooperationspartnerschaften wie Freiwilligen-­
           Agenturen, Ehrenamts- und Mitmachbörsen/-plattformen, Freiwilligendiensten,
           neuen Partnerschaften und Patenschaftsmodellen und einer zuverlässigen
           ­Mobilitätslösung, können leicht zugängliche Erstkontakte geschaffen werden,
            die größere Ressourcen an Freiwilligen, die im urbanen Raum liegen, erreichen.

     ’     Niedrigschwellige Einstiegsangebote, die Lust darauf machen, mit ande-
           ren ­netten Menschen etwas Gutes zu tun, holen die Menschen ab, die sich
           ­potenziell engagieren würden, wenn sie ein passendes Angebot für sich finden
            würden.

     ’     Während dieser Einstiegsangebote kann auf spezielle Engagementangebote
           aufmerksam gemacht werden, die den Bedarf nach persönlicher oder beruf­
           licher Qualifizierungsmöglichkeit junger wie älterer Menschen ansprechen
           (Engagement-Bindungsebenen, siehe hierzu auch Kapitel 2.1).

     ’     Bei den Beschreibungen der Tätigkeit sollte die Geselligkeit und der Charak-
           ter eines gemeinsamen Erlebnisses im Vordergrund stehen und nicht die zu
           leistende Arbeit im Sinne von Richtlinien oder Zielvorgaben von behördlicher
           Seite.

     ’     Die Ruheständler der Zukunft, die heute 50 bis 55 Jahre alt sind und im
           ­Berufsleben stehen, können durch Unternehmenseinsätze oder Team-Tage/­
            Betriesausflug schon jetzt auf die Engagementmöglichkeiten rund um den
            ­Naturpark aufmerksam gemacht werden.

     ’     Beliebtere Engagementfelder mit Naturschutz und Umweltbildung verbinden:
           Soziales, Freizeit, Geselligkeit und Gesundheit können als Module in Enagege-
           mentangebote eingebaut werden, um den individuellen Nutzen zu erhöhen und
           die Angebote attraktiver zu machen.

14
’   Internationales Freiwilligenengagement bietet gerade für Großschutzgebiete
    eine ideale Nische zur Ansprache der Zielgruppe junger Menschen und Studen-
    ten, die europaweit unterwegs sind.

’   Engagement-Kooperationen mit Unternehmen und Bildungseinrichtungen er-
    schließen Zugänge zu neuen Zielgruppen in unterschiedlichen gesellschaft­lichen
    und sozialen Schichten, die sich projektgebunden im Naturpark ­engagieren.
    Zugleich fördern sie ein frühes und damit langfristiges Engagement.

                                                                Abb. 2: Wir sind dabei!

                                                                                          15
2   Engagement 2020 –
         Zeit- und Geldspenden für die Region

         2.1       Gestufte Beteiligungs- und Verbindlichkeitsformen

         Ziel des Projektes war es, neue niederschwellige Formen und Formate, Ansätze und
         ­Angebote bürgerschaftlichen Engagements in Naturparken, insbesondere vor dem
          Hintergrund der Betreuung von NATURA 2000 Gebietsnetzen und FFH-Arten zu ent-
          wicklen und zu erproben.

         Sich auf veränderte Rahmenbedingungen einzustellen, heißt, neben Organisa­
         tionsinteressen auch verstärkt die Bedürfnis- und Motivlagen der zu mobilisieren-
         den Freiwilligen einzubeziehen, ohne jedoch gewachsene Organisationsstrukturen
         zu vernachlässigen. Es gilt für die Gewinnung und Bindung von Freiwilligen, den
         »­ Eigensinn« der Menschen zu pflegen und in der Zusammenarbeit zu berücksich-
          tigen.

           Was benötigen Menschen für ein freiwilliges Engagement und was können Groß-
           schutzgebiete/Vereine diesen Menschen bieten bzw. welchen konkreten Nutzen
         ­können sie stiften, um die Bedürfnisse und Wünsche der Freiwilligen zu erfüllen?
          Die Antwort auf diese Fragen lag für den Naturpark/Verein Dübener Heide in ­einem
          neuen Rollenverständnis: Naturparke wie auch andere Großschutzgebiete und
          ­Organisationen müssen aktiv um Freiwillige werben. Dazu müssen die Bedürfnisse,
           Wünsche und Motive der Freiwilligen verstanden und in attraktiven und abgestuften
           Engagement-Angeboten berücksichtigt werden.

         Die Mehrheit der Menschen sind dort abzuholen, wo ihre größte Sensibilität für die
         Natur liegt: mit einem positiven Erlebnis in der heimatlichen Natur- und Kulturland-
         schaft. Dieses Erleben ist zentrales Moment für ein Engagement und die einzelnen
         Phasen des Freiwilligenmanagements (nicht nur) in der Dübener Heide: Öffentlich-
         keitsarbeit, Engagementformate, Partner und Netzwerke, Anerkennungskultur und
         Qualifi­zierung von Freiwilligen und Freiwilligenkoordinatoren gehen von dem po-
         sitiven Erlebnis und der Freude am Tätigsein aus. Wenn also die Bürgerinnen und
         Bürger mit diesem positiven Erlebnis aus ihrem Alltag abgeholt werden, kann in
         nächsten Schritten eine mehr oder weniger feste, vielfach gestaltbare Verbindung
         zwischen Freiwilligen und der Region Dübener Heide entstehen.

         Im Modellprojekt wurde dazu ein mehrstufiges Modell mit verschiedenen Bindungs-
         stufen bzw. abgestuften und bedürfnisorientierten Engagement-Angeboten ent­
         wickelt. Es beinhaltet niederschwellige, lustbetonte und bindungsfreie Einstiegs-
         möglichkeiten mit Erlebnischarakter ohne (oder nur mit geringer) Verpflichtung für
         die Freiwilligen zu mittel- und langfristigen Tätigkeitsbereichen.

16
Mittel- und Langfristige          Aktionäre / Sponsoren / Mäzen
                          Bindungsformate
                        • Mitgliedschaften
                        • Hauptmotive:                      Mitgliedschaften z.B. Heideverein, NABU, BUND
                          Mitbestimmung, Teilhabe
                          soziale Einbindung,
                          Verantwortungsübernahme
                          (Vorstand)                        Naturschutzhelfer Naturschutzbeauftragter des Landkreises

                                Verheiratet                Kommunikation - Pflege - Wertschätzung - Ehrungen

                                                     Freiwilliges                   Veranstaltungen z.B. regionale Feste,
                 Kurz- und Mittelfristige
                                                     Ökologisches Jahr              Naturpark-Feste
                 Bindungsformate
                 (Engagement Wiederholung)           Bundesfreiwilligendienst
                                                                                    Veranstaltungen z.B.: Umweltakademie,
              • Engagement Vereinbarungen                                           Ökoschule
                                                     Wegeverantwortlicher
              • Hauptmotive: Berufl. Qualifika-
                 tion, Verantwortungsübernahme                                      Wochenende ist Heidezeit, Wächterhöfe und
                 im unteren und mittleren            Öffentlichkeitsarbeit z.B.
                                                     Medienteam                     -gärten Dübener Heide
                 Segment
                                                     Biber-AG      Kranich-AG       Kinder-/Schul-Jugendarbeit, z.B. Juniorranger

                          Verlobt                               Kommunikation - Pflege - Betreuung - Begleitung

                                                     Tages-, Wochenend-Ausflüge         Tages- und Wochenend-               Freiwilligen Urlaub mit
        Niederschwellige                             mit Engagement-Teil                Engagement                          Engagement
        Einstiegsformate
        (Einmaliges Engagement)
                                                     Deutscher- und Europäischer        Umweltbildungsangebote              Betriebliche
      • Hauptmotive: Spaß, Freude, ...               Jugendaustausch z.B.               z.B. Biber-Paddeltour,              Engagement-Aktionen
                                                     GRUNDTVIG-Programme                Lagerfeuerdiskurse

                     Verliebt                                        Kommunikation - Pflege - Betreuung - Begleitung

          Einstiegsinformation über Internetplattformen, Presse, Radio, TV, Soziale Medien, Flyer, Messen

             Abb. 3: Engagement-Bindungsebenen im Naturpark Dübener Heide (Verein Dübener Heide e.V. 2015)

2.2          Engagement-Formen: Zeit- und Geld-Spenden

Vor den beschriebenen Hintergründen, Motiven, Bedürfnissen und Anforderungen
ergaben sich folgende Herausforderungen und Fragestellungen für die Erprobung
neuer Formen von Zeit- und Geldspenden:

•     Welche Zielgruppen werden angesprochen?
•     Welche Anspracheformen kommen zur Anwendung?
•     Welche Bindungsformen stehen im Focus der Erprobung?
•     Welche Bausteine/Kernelemente müssen zeitgemäße Engagementformate
      enthalten?
•     Welche Struktur haben Engagementformate, die Lust und Freude machen?
•     Welche Engagementprofile können im Naturpark Dübener Heide erprobt
      werden?
•     Welche Formen der Betreuung und der Kommunikation werden angewandt?
•     Welche Bedeutung haben Mitbestimmung, Partizipation und Anerkennung?
•     Welcher Ressourcen und Infrastruktur bedarf ein professionelles
      Engagementmanagement?

                                                                                                                                                      17
Sie mündeten in die Erprobung folgender Engagement-Formate:

        Format                                       Zielgruppe

        Halbtagesformat                              Jugendliche, Jugendklubs, Bürger

        Tagesformat                                  Unternehmen, Organisationen

        Wochenendformat                              Familien, Studenten, Singles, Bürger

        Mehrtagesformate                             Jugendliche, Studenten, Freelancer

        Wochen- und Monatsformate                    Volunteers, Studenten, Freelancer

        Engagement – Urlaub                          Studenten, Freelancer

        Freiwilligenvereinbarung                     Jugendliche, Studenten, Bürger

     Für Geldspenden wurden folgende Engamentformate erprobt bzw. forciert:

        Format                                       Zielgruppe

        Heideaktie*                                  Bürger, Unternehmen

        Naturschutz – Auktion                        Unternehmen, Gemeinden, Bürger

        Heimat – Auktion                             Unternehmen, Gemeinden, Bürger

        Crowdfunding                                 Bürger, Unternehmen, NGOs
       *   Heideaktie²war bereits im Naturpark seit 2008 eingeführt

18
Lust
                           Freude

                              Spass

        Verantwortung

Selbstverwirklichung

2.3      Zeit-Spenden
2.3.1		 Motive

Lust, Freude, Spaß, Selbstverwirklichung und Verantwortung gewinnen neben
­altruistischen Begehren zunehmend an Bedeutung für das Engagement und den
 Willen, Zeit in die Lösung gemeinwohlorientierter Anliegen zu investieren. Vor
 ­diesem Hintergrund wurden im Modellprojekt Engagement 2020 sämtliche Zeit­
  engagementformate entwickelt.

Lust                                    zentrales menschliches Bedürfnis etwas
                                        zu tun oder etwas haben zu wollen

Freude                                  Empfinden eines intensiven positiven
                                        Gefühls

Spass                                   Vergnügen und Freude an einer Sache
                                        empfinden

Verantwortung                           für eine bedrohte Tierart und einen
                                        Wanderweg zu übernehmen

Selbstverwirklichung                    Entfaltung der eigenen Persönlichkeit,
                                        eigener Talente

                                                                                  19
2.3.2		 Bindungsformen

     Unter der Annahme, dass zukünftig für einmalige und wiederkehrende Zeitspenden
     offene, variable und abgestufte Bindungen an Bedeutung gewinnen, wurden im
     Projekt Engagement 2020 nach oben beschriebenem Schema folgende Formen von
     Verbindlichkeiten angeboten:

                     Engagementnachweis
                          Newsletter-Mailing

                            Teilnahmebescheinigung

                          Freiwilligenvereinbarung

                      Mitgliedschaft

     2.3.3		 Variable Zielgruppenansprache - Bausteine

     Neben einer überzeugenden Beschreibung der unterschiedlichen Zeit-Engagement­
     angebote ist, je nach Zielgruppe, die Auswahl geeigneter Orte und Kanäle zur An-
     sprache von potenziellen Interessenten von Bedeutung. Im Projekt wurden folgende
     variablen Anspracheformen angewendet:

      ’ direkte persönliche Ansprache bei einer zufälligen oder terminierten
        Begegnung (Unternehmen, Bürger)

      ’ indirekte Ansprache über den Bekanntenkreis von Engagierten (Multiplikatoren),
        (alle Zielgruppen außer Unternehmen)

      ’ Ansprache über Informationsstände auf Veranstaltungen (Messen, Feste),
        (bürgerliches Milieu, Familien, Silver-Society)

      ’ Anzeigen in Printmedien (Tageszeitung)
        (bürgerliches Milieu, Familien, Silver-Society)

20
’ Berichte in Radio, TV und Internet (youtube)
   (Studenten, Jugendliche, junge Familien)

 ’ Angebote im Internet (Engagementplattform) und Apps
   (Studenten, Jugendliche, junge Familien)

 ’ Verbreitung über soziale Medien (Facebook)
   (Studenten, Jugendliche, junge Familien)

                                                        Abb. 4: Projektbeispiel der Regiocrowd-Plattform

Im Projektbeispiel Abb. 4 »Lust auf Waldluft« wird die Betreuung von Wanderwegen
beworben und dabei bewusst die persönliche »Du« Ansprache gewählt. So sollen
insbesondere jüngere Menschen erreicht werden, in deren Lebenswelten (u.a. Social
Media), das »Du« vertraut und üblich ist.

                                                                                                           21
Für die Durchführung von niederschwelligen Zeitengagement-Aktionen wurden im
     Modellprojekt »Engagement2020« folgende Grund- und Zusatzbausteine erprobt:

     Grundbaustein

     Engagement (Aktion, Tätigkeit, Bewegung)

     Kulinarik (regionale Speisen und Getränke)

     Erlebnis (Exkursion, Kultur)

     Zusatzbaustein (optional)

     Bildung und Qualifizierung (Sach- und Fachkunde erwerben)

     Anerkennung (Zertifikat, Give-away, Gruppenbild)

     Öffentlichkeit (Medien, Politik, Bericht)

     Erholung und Wohlfühlen

22
Bausteine Kern & Hülle

                         Abb. 5: Darstellung einer Aufteilung der
                         Grund- und Zusatzbausteine in Form
                         von Kern und Hülle

                                                              23
2.3.4		 Zeit-Engagement-Formate

     Für den Einstieg in das Zeit-Engagement wurden verschiedene Formate entwickelt,
     die sich am Zeitbudget des Interessenten orientieren. Je nach Einsatzbereitschaft
     wurden kurze, mittlere und längere Einsätze organisiert. Es wurden Einsatzformen
     ohne jegliche Bindung, aber auch gestufte Formen der Verantwortungsübernahme
     entwickelt: ­Dabei bot sich der Vergleich mit einer Liebesbeziehung an, die suk-
     zessive wächst und zu einer festen Bindung führen kann. Die Ebene »Verliebt« ist
     durch kurze, ­intensive Angebote ohne Verbindlichkeiten gekennzeichnet, die Ebene
     »Verlobt« ist eine zeitlich begrenzte bzw. projektbezogene Bindung und bei der
     Ebene »Verheiratet« wird durch Mitgliedschaft eine unbefristete enge Verbindung
     mit Verantwortungsübernahme eingegangen (siehe hierzu auch Abb. 3 auf Seite 17).

     Formate

     Halbtages-, Tages- und Ferienengagementformate
                                                                Verliebt
     (kurz und intensiv)

     Freiwilligenvereinbarung
                                                                Verlobt
     (Engagement auf Zeit mit Themenprofil)

     Ehrenamt Mitgliedschaft
                                                                Verheiratet
     (Verantwortung und Gestaltung)

     Formate zum Kennenlernen und Verlieben

     Das Halbtagesformat – kurz und intensiv

                                                       +

     Das Halbtagesformat eignet sich als klassisches Nachmittagsformat für Engage-
     ment-Aktionen an Wochentagen. Erprobt wurde es mit dem Jugendklub Pressel
     in der Gemeinde Laußig. Die Schüler und Jugendlichen setzten während einer

24
­ emeinsamen Aktion in ihrer Freizeit, nach Schulbesuch und Ausbildungszeit, nach-
g
mittags eine Rasthütte an einem Wanderweg instand. Im Anschluss an die etwa
dreistündige Aktion wurden bei Kaffee und Kuchen Fragen zur weiteren Entwick-
lung des ­Jugendklubs und dessen zukünftige Einbindung in lokale und regionale
Entwicklungs­prozesse sowie die persönlichen Wünsche und Ziele der Jugendlichen
besprochen. Als Anerkennung erhielten die Jugendlichen ein »Taschengeld«, welches
sie als ihren persönlichen Anteil an der Renovierung des Jugenklubs einsetzten.

Erkenntnis:
Bei Anwendung zeit- und altersgemäßer Anerkennungsformen können auch schwer
zu erreichende Zielgruppen erreicht werden, im Beispiel Jugendliche im Alter
­zwischen 14 und 18 Jahren.

Ideale Gruppengröße ca. 10 Teilnehmer.

                                              Abb. 6: Aktionsnachmittag mit Jugendlichen

                                                                                           25
Das Tagesformat – durchdacht und erfolgreich

                                                                                                                          +

     Beispiel 1: Engagement-Tag mit Unternehmen

     Das Ganztagesformat hat sich an Wochentagen für zeitlich befristete Aktionen von
     mittelständischen Unternehmen bewährt. In der Dübener Heide wurde es mit dem
     Energiedienstleister enviaM und der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH
     erprobt. Beim Engagement-Tag »Energie im Biberrevier« führten die Mitarbeiter
     von enviaM nach einem herzhaften Frühstück und einer Führung im NaturparkHaus
     in Bad Düben verschiedene landschaftsbauliche Tätigkeiten zur Aufwertung ­eines
     ­Biber-Reviers durch. Nach einem gemeinsamen Mittagsimbiss unter freiem ­Himmel
      und begleitendem Pressegespräch fand am Nachmittag ein Treffen mit ­einem
      ­regional bekannten Heimatkünstler statt. Als Anerkennung wurden Teilnahmezertifi-
       kate und Give-aways aus dem Naturpark überreicht.

        Wasser & Heidekraut
        Die Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH in gesellschaftlicher Verantwortung
                                                                                                                          Engagement 2020

        Gemeinsamer Erlebnis-, Aktiv- und Gesundtag zur Offenhaltung wertvoller Heideflächen im Naturpark Dübener Heide

        Wann?               Mittwoch, 15. Oktober 2014
        Wo?                 Fernwasserleitung am Stern „Revier Pflückuff“

         Heide treffen                    Begrüßen und Begegnen                     09.30 Uhr
         Heide pflegen                    Entkusseln und Zupacken 10.00 Uhr
         Heide schmecken Gulasch und Honig                                          12.00 Uhr
         Heide mitteilen                  Presse und Gespräch                       12.30 Uhr
         Heide mitnehmen Ausklang und Zertifikate                                   13.00 Uhr

        Naturpark - Verein Dübener Heide e. V.                Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH
        Büro Sachsen - NaturparkHaus                          Naundorfer Straße 46
        Neuhofstraße 3a                                       04860 Torgau
        04849 Bad Düben                                       www.fwv-torgau.de
        www.naturpark-duebener-heide.com

     Abb. 7: Beispiel für einen Unternehmens- Engagemanttag mit der Fernwasser
     Versorgung Elbaue-Ostharz GmbH

26
+

Beispiel 2: Engagementaktion von berufsständischen Organisationen

Ein besonderes Tagesformat konnte im Rahmen eines Bildungsurlaubes der Bezirks­
gruppe Köln/Bonn des Bundes der Ingenieure für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft
und Kulturbau (BWK) Nordrhein – Westfalen in der Gemeinde Laußig erprobt
­werden. Nach einem interessanten Exkursionstag im Presseler Heidewald und Moor-
 gebiet pflanzten die Teilnehmer eine selbst finanzierte solitäre Hainbuche auf dem
 Laußiger Schulhof. Anschließend wurden bei einem gemeinsamen Abendessen die
 Erlebnisse der Tages reflektiert werden.

Abb. 8: Bildungsurlaubes und Engagement der Bezirks­gruppe Köln/Bonn (Leipziger Volkszeitung 25.08.2014)

Erkenntnis:
Unternehmen und Organisationen sind gern bereit sich auch praktisch zu ­engagieren
und können wertvolle Partner sein. Wichtig ist eine Abstimmung mit der Kommuni­
kationsabteilung des Unternehmens und eine professionelle mediale Begleitung
und Berichterstattung.

Ideale Gruppengröße ca. 15 Teilnehmer.

                                                                                                           27
Engagement-Events – Erlebnistag Heidekraut

                                                         +

     Beispiel: Erlebnistag – Heidekraut
     Am 3. Oktober 2014 und 2015 fand ein Erlebnistag-Heidekraut statt. Ziel der
     ­Aktionstage war es, Familien, Naturfreunde und Bürger aus dem Raum und der Stadt
      Leipzig anzusprechen und während einer gemeinsamen Aktion ein Kennenlernen als
      auch einen niederschwelligen Einstieg in ein Naturschutz-Engagement zu ermög­
      lichen. Der Feiertag 3. Oktober als Tag der Deutschen Einheit wurde bewusst gewählt.
      Er bot die Chance, einen nahezu typischen »Heidesonntag« im Herbst zu simulieren,
      der traditionell für Besucher der Dübener Heide als Ausflugstag zum ­Pilze suchen,
      Wandern und Heidekraut »schnuppern« genutzt wird. Heidekraut­flächen sind, ob-
      wohl der Name es suggeriert, im Waldnaturpark Dübener ­Heide eher ­selten und
      somit schützens- und erhaltenswert und in der öffent­lichen ­Wahrnehmung durch-
      weg positiv belegt. 40 bzw. im zweiten Jahr 60 Teilnehmer bestätigen die passende
      Termin- und Themenwahl, stellten aber auch hohe ­logistische und kommunikative
      Anforderungen an Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung. Entscheidend
      für den Erfolg waren in diesem Beispiel: eine intensive Medienkampagne im Vor-
      feld, mehrere Mitarbeiter (Freiwilligenmanager) zur direkten persönlichen Ansprache
      während der Veranstaltung vor Ort, mobile Informationsstände zum Gebiet und zu
      weiteren Engagementmöglichkeiten, thematische Kulinarik (Heidehonig), verschie-
      dene, abwechslungsreiche auch körperlich anstrengende Tätigkeiten (Entfernen und
      Ausgraben von Gehölzen auf der Heidekrautfläche), Angebote und Aktionsräume für
      Kinder, ein gemütlicher Platz und ausreichend Zeit zum gemeinsamen Essen und
      zur Kommunikation sowie ein Mix von Anerkennungsformen. Neben Give-aways
      und einer Teilnahmeurkunde konnten die Teilnehmer zum Tagesausklang an einer
      Exkursion in ein Naturschutzgebiet zur Kranichbeobachtung teilnehmen.

28
Abb. 9: Pressebericht vom Engagementtag »Erlebnistag Heidekraut« (Leipziger Volkszeitung 06.10.2015)

Erkenntnis:
Engagement-Aktionen an Wochenenden und Feiertagen, die die Gewinnung von
Freiwilligen zum Ziel haben, bedürfen einer professionellen Vorbereitung und Durch-
führung. Hierfür müssen ausreichend Ressourcen beim Veranstalter vorhanden sein.

Bei aktiver Bewerbung durch öffentliche Medien ist eine Anmeldung zu empfeh-
len und Treffpunkte zu benennen. Nur so kann eine Steuerung der Teilnehmer-
zahl und die logistische Herausforderung, dass alle Teilnehmer die oft abgelegenen
­Einsatzorte rechtzeitig erreichen, gelöst werden. Fragen der persönlichen Sicher-
 heit und Haftungsrisiken sind während einer Einweisung in einer sachlichen und
 gleichzeitig ansprechenden Form zu erläutern. Dem Einsatzzweck entsprechendes,
 robustes Handwerkszeug ist ausreichend vorzuhalten. Die Einbindung ausgebilde-
 ter Naturführer für den Exkursionsteil ist vorzusehen. Bei etablierten Formaten und
 starker Nachfrage ist das Entrichten eines Teilnahmebeitrages zu empfehlen.

Ideale Gruppengröße ca. 30 Teilnehmer.

                                                                                    i-point
                                                                                    www.regiocrowd.com

                                                                                                         29
Engagement-Events – Europäische Praktika

                                                        +

     Beispiel: Grundtvig – Erasmus+ – Placements
     Bildungsträger im Naturpark Dübener Heide haben den angelsächsischen Trend
     aufgegriffen, verschiedene Programme der Europäischen Union im Bereich Kultur
     und Bildung zu nutzen, um daraus Angebote für professionelle Qualifizierungs-
     und Engagementangebote zu entwickeln und zu bewerben. Reisekosten und Unter-
     kunft können durch die entsprechenden Programme kofinanziert werden, so dass
     ­junge Leute mit Interesse an Landschaftspflege, Naturschutz, Forstwirtschaft und
      ­Archäologie, 4-6 wöchige Praktika mit hohem Engagementanteil im Naturpark ab-
       solvieren können. Einsätze erfolgen entsprechend den persönlichen Präferenzen
       bei der Pflege von Feuchtwiesen, dem Bau von Naturerlebniseinrichtungen und der
       Rekonstruktion historischer Gebäude. Ziel ist dabei unter anderem das Training von
       alten Handwerkstechniken und die Anwendung von natürlichen Baustoffen. Die Ta-
       gesabläufe sind im wesentlichen geprägt von praktischer Aktion am Vormittag und
       Erlebnis am Nachmittag, gefolgt von »Party« und Kultur am Abend.

      Für die Teilnahme werden europaweit anerkannte Zertifikate wie der »Europass
     ­Mobilität« ausgestellt.

                                                                Abb 10.:
                                                                Studenten (Volunteers) aus
                                                                Großbritannien bei der
                                                                Pflege von Feuchtwiesen

     Erkenntnis:

30
Junge Leute aus ganz Europa, insbesondere Großbritannien, buchen gerne ­Reisen
in wald- und wildreiche Landschaften mit Engagement im Naturschutz. Wichtige
­Organisationsgrundlage ist ein anerkannter Partner im Entsendeland und eine pro-
 fessionelle Organisation vor Ort. Ein Partnerschaftsvertrag, bestätigte Bildungs­
 inhalte und ein transparenter Kostenrahmen sind verpflichtend. Engagement,
 ­Bildung und Freizeit müssen in einem angemessenen Verhältnis stehen. Bewährt
  hat sich eine Unterbringung in den Heidedörfern, die Möglichkeit der Teilnahme an
  kulturellen Veranstaltungen und Wettbewerben sowie gemeinsame Aktionen und
  Exkursionen mit deutschen Freiwilligen. Da die Anreise meistens mit dem Flugzeug
  erfolgt, sollte Vorsorge für eine Vor-Ort Mobilität durch geeignete Fahrzeuge oder
  Fahrräder getroffen werden.

Ideale Gruppengröße ca. 4-8 Teilnehmer.
                                                                      i-point
                                                                      www.grampusheritage.co.uk

Engagement-Events – Ferien mit Engagement

                                          +

Beispiel: Camping und Engagement am Großen Lausiger Teich
Bei diesem mit einem privaten Betreiber eines Campingplatzes entwickeltem
­Angebot wird Urlaub in der Natur mit Engagement für die Natur verknüpft. Die
 Freizeit steht unter dem Motto »Ferien machen und Gutes tun«. Auf dem Camping-
 und Wohnmobilhafen am »Großen Lausiger Teich«, unweit von Bad Schmiedeberg,
 ­stehen Wohnwagen und Fahrräder bereit, welche von jungen Leuten und Naturlieb-
  habern kostenlos genutzt werden können, wenn sich diese täglich 3 Stunden im
  angrenzenden Naturschutzgebiet beim Artenschutz und der Pflege der ­Wanderwege
  engagieren. Die waldreiche Umgebung und der Badesee ­bieten abwechslungsreiche
  Erlebnis- und Erholungsmöglichkeiten.

                                                                                                  31
Erkenntnis:
                Diese in Deutschland noch wenig verbreitete Engagementformat wird aktuell nur
                von jungen Leuten und Studenten nachgefragt. Eine Verbreitung ist nur über soziale
                Netzwerke und »Szenekanäle« erfolgreich.

                Ideale Gruppengröße ca. 2-4 Teilnehmer.

                 Abb. 11: Beispiel für ein Engagement-Angebot auf der Regiocrowd-Plattform

     i-point
     www.regiocrowd.com/zeitengagement

32
Die Freiwilligenvereinbarung ­– Engagement auf Zeit mit Themenprofil

                       Profile in der Dübener Heide
                       Heidefreund          Heide-Medien-Betreuer
                       Kranichfreund        Feldbeobachter
                       Biberbetreuer        Freiwilligen-Koordinator
                       Heide-Imker

Für Engagierte, die sich nach einem Erlebnistag in der Heidelandschaft in ­geschützte
Wildtiere oder wertvolle Flächen und Orte verliebt haben und sich vorstellen
­können, öfter zu kommen, wurde eine Freiwilligenvereinbarung entwickelt. ­Diese
 regelt ­einige grundlegende Aufgaben und Verbindlichkeiten zum Themenprofil der
 ­Tätigkeit und schafft Transparenz bzgl. Kommunikation und Versicherungsschutz.
  Mit der Vereinbarung wird ein bisher rechtsfreier Raum für Engagierte abgedeckt,
  die ­weder Mitglied im Trägerverein des Naturparks, noch vom betreffenden Land-
   kreis als Naturschutzhelfer berufen oder in neuartigen Engagementfeldern für den
  ­Naturpark unterwegs sind. Im Rahmen von Engagement 2020 konnten über 40
   Verein­barungen abgeschlossen werden. Großer Beliebheit erfreuen sich die ­Profile
   »Biberbetreuer« und »Heidefreund«. Die Biologie des Tieres bedingt beim Profil
   »Biberbetreuer« eine relativ klare Begrenzung und Zuordnung auf Reviere. Breiter
   ist das Spektrum beim Profil des »Heidefreundes«. Hier können Aktivitäten von der
   Betreuung von Wanderrastplätzen bis zur logistischen Mithilfe bei Veranstaltungen
   beschrieben werden. Im Herbst 2015 konnte eine Wildkatze in der Dübener Heide
   nachgewiesen werden, was auf großes öffentliches Interesse stieß. Mit dem um-
   gehend entwickelten Profil »Wildkatzenfreund« bot sich die Chance, interessierte
   Bürger beim Wildkatzen – Monitoring einzusetzen und zu binden. Durch die breite
   inhaltliche Aufstellung des Naturparkes Dübener Heide, mit dem Ziel einer ganz-
   heitlichen und nachhaltigen regionalen Entwicklung, konnten zudem auch ­neben
   den klassischen Naturschutzprofilen, Engagmentfelder für Freiwillige beschrieben
   werden. Innovativ und zeitgemäß ist dabei das auf Schüler und Studenten zu-
   geschnittene Profil des Medien-Teams: Abiturienten unterstützen Engagement-­
   Aktionen durch das Drehen von Filmen im youtube-Format.

                                                                i-point
                                                               Musterbeispiele finden Sie im Anhang!

                                                                                                       33
Erkenntnis:
     Freiwilligenvereinbarungen erwiesen sich im Projekt »Engagement2020« als nach­
     gefragteste Form freiwilligen Engagements mit mittlerer Bindungsintensität und sind
     der am intensivsten forcierte Teil der Engagement-Strategie im Projekt. Im laufen-
     den Prozess entwickelte Profile können flexibel auf Leidenschaften und ­Interessen
     von Freiwilligen und auf Bedarfe der regionalen Entwicklung reagieren. Freiwilligen-
     vereinbarungen sind für Vereine und Organisationen eine wertvolle ­Ergänzung zum
     »ehrenamtlichen Engegagement«/Mitgliedschaften und zugleich wichtige Binde­
     glieder zwischen Innen- und Außenkommunikation.

       Mit Freiwilligenvereinbarungen wird ein Mindestmaß an Verbindlichkeit herge-
       stellt welches Voraussetzung ist für die Übernahme von Aufgaben bei der Be-
       treuung von Arten und Gebieten im Rahmen des Natura 2000 Gebiets­netzes.
       Freiwilligenvereinbarungen sind damit die Basis für ein Engagemententwick-
       lung zum Naturschutzhelfer und -beauftragten und damit ein wesentlicher
       Grundbaustein des zukünftigen ehrenamtlichen Naturschutzes.

     Checkliste für Zeit-Engagement Formate:

         Koordination und Management
         Berücksichtigung mind. einer 0,5 Stelle bei 20 Freiwilligen mit Vereinbarung
         und aktivem Profil für die profesionelle Koordination und das Management
         von Freiwilligen und Engagement-Events in einer Region
         Unterstützung des Freiwilligenmanagements der Organisation/Verein durch
         Freiwilligenkoordinatoren (Gruppenleiter) bei Gruppengrößen ab 10 Freiwilligen
         Aufwandsentschädigung Koordinatoren mind. 100 Euro/Jahr
         Fahrtkosten Koordinatoren mind. 100 Euro/Jahr
         Qualifizierung Koordinatoren mind. 50 Euro/Jahr

         Kommunikation
         Laufende Kommunikation (Mail, Telefon, persönliche Gespräche)
         Ausreichend Zeitressourcen für persönliche Gespräche

         Qualifizierung
         Laufende interne Fortbildung und Qualifizierung zu fachlichen und rechtlichen
         Fragen
         Attraktiv gestaltete Qualifizierungsformate
34
Kosten von ca. 25 EUR/Freiwilligem für mind. eine Teilnahme an einer
externen Fortbildung im Bundesland pro Jahr

Ausrüstung
Kosten von 100-300 EUR pro Freiwilligem je nach Engagegmentprofil

Versicherungsschutz
Die Freiwilligenvereinbarung ist Voraussetzung zur Gewährung eines Unfall- und
Haftpflichtversicherungsschutzes für die ausgeübten Tätigkeiten im Rahmen der
durch die Organisation abgeschlossenen Versicherungsverträge

Aufwandsentschädigung
Aufwandsentschädigungen nur auf Grundlage besonderer Vereinbarungen bei
darstellbarem Mehraufwand
mind. 50 EUR Fahrtkosten, je nach Engagementprofil

Anerkennung
Entwicklung besonderer, individueller Anerkennungsformen
ist mehr als zum Geburtstag zu gratulieren und T-Shirts verteilen!
Auszeichnung z.B. im Rahmen von Qualifizierungsveranstaltungen im
Tagesformat mit Kulinarik und Kommunikationsräumen; gemeinsamen Reisen
von »Jung und Alt« in andere Regionen zum Kennenlernen und zur Fortbildung

Einbindung und Mitbestimmung
Aktive Mitnahme und Teilhabe der Freiwilligen an Entscheidungsprozessen
in der Organisation; Behandlung als gleichwertige Prozessteilnehmer mit
Entwicklungspotenzial*
*   Im Verein Dübener Heide sind junge Freiwillige zunehmend eine logistische Stütze bei größeren
    Aktionen und Veranstaltungen. Hier findet ein aktives »Hineinwachsen« statt.

Engagementgruppen und Freiwilligennetzwerke
Bildung von Gruppen und Netzwerken in einzelnen Engagementprofilen zur
Förderung der internen Kommunikation, Selbstqualifizie­rung und Statusent-
wicklung
»Alte Hasen« und »Einsteiger« hier auch berufene Naturschutzhelfer und
Freiwillige in gemeinsamen Gruppen und »Patenschaften« zur Übernahme von
»Revieren« und Erfahrungen (siehe Punkt Anerkennung)

                                                                                                    35
Mitgliedschaft – Verantwortung und Gestaltung

                             Profile in der Dübener Heide
                             Stimmberechtigt in der Mitgliederversammlung

     Die Mitgliedschaft in einer Organisation ist die klassische Form der Bindung, die mit
     langfristigem Engagement, mit Übernahme von Verantwortung und festen Regeln
     der Mitbestimmung verbunden ist.

     Im Verein Dübener Heide e.V. sind derzeit ca. 400 Mitglieder eingetragen. ­Diese
     ­beraten und beschließen entsprechend der Vereinssatzung auf der Mitgliederver-
        sammlung, dem höchsten willensbildendem Organ, die Strategie und den Haus-
        halt des Vereins. Die Mitgliedschaft ist schriftlich vereinbart, die Satzung ist von
      ­Mitgliedern anzuerkennen und ein jährlicher Mitgliedsbeitrag zu entrichten. In
       ­Vereinen existieren interne Formen der Kommunikation und Anerkennung. Mit­
        glieder übernehmen durch ihre Bindung Verantwortung und erhalten das Recht auf
        Mitgestaltung der Vereinsentwicklung. Die Mitglieder des Vereins Dübener Heide
        übernehmen durch die Trägerschaft des Naturparkes Dübener Heide eine besondere
        Verantwortung für die Entwicklung ihrer Heimat.

     Mitgliedschaften sind ein sehr wertvoller Teil von bürgerschaftlichem Engagement.
     Die niederschwelligen Engagement-Möglichkeiten, die im Projekt »Engagement
     2020« im Fokus standen, eröffnen Einstiegsmöglichkeiten in Mitgliedschaften.

     Erkenntnis:
     Mitgliedschaften in Vereinen und Organisationen sind langfristige und feste Bindun-
     gen. Sie sind der höherschwellige Bestandteil einer Engagement-Strategie, der sich
     jedoch nur auf einem Fundament breitgestreuter niederschwelliger Angebote und
     Bindungsformen langfristig stabil und erfolgreich entwickeln kann.

                                                                                 Abb. 12: Engagement
36                                                                               von Jugendlichen in der
                                                                                 Dübener Heide
2.4        Geld-Spenden

Ein zweiter wichtiger Baustein des Projektes »Engagement 2020«
                                                                            € €€
war die Beschreibung und Erprobung neuer Formen von bürger-
lichem Geldengagement zur Finan­zierung lokaler und regionaler
Projekte in Naturschutz und Heimatentwicklung.

Im Fokus standen dabei:

’     die Entwicklung einer Crowdfunding-Plattform,
’     die Erprobung von verschiedenen Formaten einer Naturschutzauktion und
’     die Forcierung des bereits eingeführten Geldspendeformats der Heide-Aktie.

2.4.1      Crowdfunding – Ansatz und Vorgehensweise

In der Bearbeitung hat sich herausgestellt, dass eine eigene regionale Crowd­
funding-Plattform zu hohe Betreiber- und Pflegekosten verursacht und damit in
ihrer Nachhaltigkeit gefährdet ist. Deshalb wurde abweichend vom ursprünglichen,
ein alternatives Modell erarbeitet. Es entstand ein Themenportal, das mit anderen
Crowdfundingplattformen zusammenarbeitet bzw. ein Informations- und Vermitt-
lungsportal, das sich auf das Zeitengagement fokussiert.

Mit »Regiocrowd.com« wurde schließlich Deutschlands erstes Themenportal in der
Regionalentwicklung realisiert. Es zeichnet sich durch die Besonderheit aus, dass
Unterstützer die initiierten Crowdfunding-Projekte durch Geld- und/oder Zeitengage-
ment fördern können. Zusätzlich soll die Crowdfunding-Plattform gezielt als Marke-
tinginstrument eingesetzt werden, um die Region und deren ­Leuchtturm-Projekte
öffentlichkeitswirksam zu bewerben und lokales Engagement zu visualisieren
(www.regiocrowd.com/duebener-heide).

Vor der Konzeptentwicklung erfolgten eine Zielgruppen- und eine Bedarfsanalyse:

•     Zielgruppenanalyse: Hier musste zwischen Plattformbetreiber, Initiator, Geld-
      geber und Zeitgeber unterschieden werden. Durch die Besonderheit der ange-
      strebten Plattform, kann der Naturpark-Verein Träger der Plattform und gleich-
      zeitig Initiator sein.
•     Initiatoren: Privatpersonen, Vereine, Unternehmen oder Initiativen aus der
      Kernraumschaft Bitterfeld-Wolfen bis zu den Toren Wittenbergs – entlang der
      Elbe bis Torgau und weiter nach Eilenburg und Bad Düben, die Vorhaben in der
      ­Region umsetzen möchten und eine ergänzende oder alternative Finanzierung

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