Neues Bürgerschaftliches Engagement - Leitfaden - Am Beispiel der Nationalen Naturlandschaft Naturpark Dübener Heide - Nature ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Neues Bürgerschaftliches Engagement Leitfaden Am Beispiel der Nationalen Naturlandschaft Naturpark Dübener Heide € €€ Strategie – Maßnahmen – Erfahrungen
Impressum Herausgeber und Projektträger: Verein Dübener Heide e.V. Neuhofstr. 3a, 04849 Bad Düben Kontakte Umsetzung: Axel Mitzka, Verein Dübener Heide e.V. Neuhofstr. 3a, 04849 Bad Düben Projektleiter Projekt Engagement 2020 Mail: engagement2020@naturpark-duebener-heide.com Josef Bühler, Stephan Popp neulandplus – Tourismus-, Standort- und Regionalentwicklung GmbH & Co. KG Mail: buehler@neulandplus.de Dr. Elke Baranek, Bettina Kühnast EUROPARC Deutschland e.V. Mail: info@europarc-deutschland.de Anne Schwerin Mariannenstraße 86, 04315 Leipzig Mail: team.anschwerin@gmail.com Satz und Layout: Iris Herrmann, Freie Grafikerin Mail: mail@iris-herrmann.de Für den Inhalt zeichnet ausschließlich der Autor verantwortlich. Gefördert von Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, Freistaat Sachsen Die Broschüre wurde im Rahmen des Modellprojektes »Entwicklung und Erprobung zukunftsfähiger Formen bürgerschaftlichen Engagements für Naturschutz und Heimatentwicklung« vom Freistaat Sachsen finanziert.
Inhalt Vorwort 7 1 Bürgerschaftliches Engagement 8 1.1 Ehrenamt im Wandel 8 1.2 Begrifflichkeiten, Motive und Erwartungen 9 1.3 Ehrenamt Naturpark Dübener Heide 12 1.4 Fazit für die Dübener Heide 14 2 Engagement 2020 – Zeit- und Geldspenden für die Region 16 2.1 Gestufte Beteiligungs- und Verbindlichkeitsformen 16 2.2 Engagement-Formen: Zeit- und Geld-Spenden 17 2.3 Zeit-Spenden 19 2.3.1 Motive 19 2.3.2 Bindungsformen 20 2.3.3 Variable Zielgruppenansprache 20 2.3.4 Zeit-Engagement-Formate 24 – Halbtagesformat – kurz und intensiv 24 – Tagesformat – durchdacht und erfolgreich 26 – Engagement-Events – Erlebnistag Heidekraut 28 – Engagement-Events – Europäische Praktika 30 – Engagement-Events – Ferien mit Engagement – Die Freiwilligenvereinbarung – Engagement auf Zeit mit Themenprofil 33 – Checkliste für Zeit-Engagement-Formate 34 – Mitgliedschaft – Verantwortung und Gestaltung 36 4
2.4 Geld-Spenden 37 2.4.1 Crowdfunding – Ansatz und Vorgehensweise 37 2.4.2 REGIOCROWD – das regionale Themenportal für Geld- und Zeitengagement 41 2.4.3 Akquisition von Unterstützern 45 2.4.4 Erfahrungen und Erkenntnisse 47 2.4.5 Naturschutz-Auktion und Heimat-Fonds 48 2.4.6 Heide-Aktie 50 3 Kommunikation – mehr als miteinander reden 52 3.1 Anforderungen 52 3.2 Umsetzung 52 3.3 Erkenntnisse 55 4 Strukturen, Ressourcen und Nachhaltigkeit 54 4.1 Wertschätzung und Würdigung des bürgerschaftlichen Engagements 56 Literaturnachweise/Bildnachweise 58 Anhang 59 5
Vorwort Der waldreiche Naturpark Dübener Heide liegt im Nordwesten des Freistaates Sachsen. Er wird begrenzt von der Elbe zwischen Torgau und Wittenberg und der Mulde zwischen Eilenburg und Bitterfeld. Der länderübergreifende Naturpark ist Vorgarten der Metropole Leipzig. Mit über 400 Mitgliedern ist der Bürger-Verein Dübener Heide e.V. anerkannter Träger und Entwickler des Naturparkes. Er betreibt in der Kurstadt Bad Düben das NaturparkHaus als Tor zu diesem Landschafts- und Kulturraum. Das bürgerliche Engagement zur Bewah- rung und zur Erschließung der Dübener Heide als Heimat und Erholungsraum reicht bis in die frühen Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Impulse aus den umliegenden Städten, eben auch aus Leipzig, wirkten seinerzeit bereits fördernd auf Naturfreunde, Wandervögel und den Fremdenverkehr. So gesehen greift der aktuelle Marketingslogan des Naturparks »Wochenendzeit ist Heidezeit« ein traditionelles Freizeitverhalten auf. Vor diesem Hintergrund und der Sicherung zukünftiger Herausforderungen für die Er reichung von Naturschutzzielen beauftragte der Freistaat Sachsen den Verein Dübener Heide e.V. mit der Durchführung des »Modellprojektes zur Entwicklung innovativer An- sätze für die Neuausrichtung ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagements für Naturschutz und Heimatentwicklung im Freistaat Sachsen am Beispiel des Naturparkes Dübener Heide«, kurz: Engagement 2020. Ziel war es neue Formen bürgerschaftlichen Engagements zu entwickeln und in einem zweijährigen Zeitraum zu erproben. Dabei sollten einerseits insbesondere niederschwellige Formate und Profile für Zeitspenden beschrieben, erlebt und analysiert werden, die mehr Freude als Pflicht bereiten und die Voraussetzungen für eine langfristige Gewährleistung der Betreuung von Natura 2000 Gebietsnetzen und FFH-Arten schaffen. Andererseits sollte zeitgleich eine innovative internetgestützte Kommunikationsplattform entwickelt werden, auf der Zeitengagementangebote eingestellt und beworben sowie parallel dazu Geldengagement für Naturschutzprojekte durch Crowdfunding erprobt werden. Mit der erstmaligen Durchführung von Naturschutzauktionen in Sachsen und der Forcierung weiterer alternativer Finanzierungsinstrumente wie der Heideaktie sollten diese Möglichkeiten der Einwerbung privaten Kapitals beschrieben werden. Geplant und vorgesehen war zudem »neue« engagierte Bürger aus verschiedenen Zielgruppen und Quellgebieten, insbesondere der Dübener Heide und Leipzig, bereits während der Projektlaufzeit zu gewinnen und entsprechend deren Lust und Leidenschaft für Natur und Heimat neue Bindungsformen zu erproben. Und »last but not least« sollten alle Erkenntnisse in einen praxisnahen Leitfaden einfließen. Der liegt nun für die Nationalen Naturlandschaften und Regionen mit Regionalentwicklungsstrategie (LEADER) vor und animiert zum Abschauen und Nachmachen. Das ist hier einmal ausdrücklich erwünscht. Viel Freude beim Lesen und Erproben! Thomas Klepel Axel Mitzka Naturparkleiter Dübener Heide Vorsitzender Verein Dübener Heide e.V. 7
1 Bürgerschaftliches Engagement 1.1 Ehrenamt im Wandel Die über 30 Millionen Bürgerinnen und Bürger, die sich in Deutschland auf viel- fältigste Weise engagieren, sind das Herzstück unserer Gesellschaft und unseres Sozialstaates. Das soziale und kulturelle Miteinander wird zunehmend gemeinsam von Bürgerinnen und Bürgern, von Organisationen, Wirtschaftsunternehmen und Staat gestaltet. Dabei sind die staatlichen und die nicht-staatlichen Organisationen gefordert, gute Rahmenbedingungen für mehr und attraktiveres Bürgerengagement zu schaffen1. Trotz des hohen Engagementpotenzials, das laut des vierten Freiwilligensurveys2 von 34 Prozent (1999) auf 36,9 Prozent (2009) und 43,6 Prozent (2014) deutlich estiegen ist, haben nicht nur Regionen wie der Naturpark Dübener Heide Schwierig g keiten, Engagierte für die freiwillige Mitarbeit zu gewinnen. Wollen Nationale Naturlandschaften und andere Regionen dieses Engagementpotenzial ausschöpfen, müssen sie verstärkt auf die sich in den letzten 20 Jahren sehr veränderten Rahmen- bedingungen für freiwilliges Engagement eingehen, ihre Strukturen anpassen bzw. strategische und stärker nutzenorientierte Rahmenbedingungen schaffen. Nicht mehr das »klassische Ehrenamt« steht im Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern veränderte Formen freiwilligen Engage- ments, wie sie bereits seit den 1990er Jahren unter Begriffen wie »neues Ehrenamt« oder »Freiwilligentätigkeit« thematisiert werden. Neben einer generellen Zunahme an freiwil- ligen Tätigkeiten und einem Trend hin zu zeitlich begrenztem projektorientiertem En- gagement, haben sich auch die Motive und Erwartungen der Engagierten verändert: Im »klassischen Ehrenamt« haben Engagierte Abb. 1: Gemeinschaft erleben meist aus Tradition und Pflichtgefühl ein Ehrenamt langjährig und kontinuierlich ausgeführt. Jene ehrenamtlich engagierten Bürger führten ihre freiwilligen, unbe- zahlten und öffentlichen Tätigkeiten vorwiegend in etablierten Organisationen so- wie in bestimmten Milieus aus und waren bereit, sich hierarchischen und komple- xen Strukturen unterzuordnen. Dagegen ist nun ein Großteil der Freiwilligen von Heute in ihrem Engagement deutlich anspruchsvoller geworden und bezieht stärker Ideen der eigenen individuellen Weiterentwicklung und Selbstverwirklichung in die Wahl freiwilliger Tätigkeiten ein. 1 Zeitengagement und Freiwilligenmanagement im Naturpark Dübener Heide, Bettina Kühnast, EUROPARC (2015) 2 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSJ), 2010 und 2014 8
Die klassischen Motivfelder »Helfen« und »Pflichtbewusstsein« werden so um die Motivfelder »Gestaltungswillen« und »Selbstbezug« erweitert. Damit einhergehend sind auch die Ansprüche an die Tätigkeit gewachsen. 1.2 Begrifflichkeiten, Motive und Erwartungen Gesellschaftliches Engagement: Dies umfasst neben bürgerschaftlichem Engage- ment von Einzelpersonen auch unternehmerisches Engagement, das in Form von Zeit und/oder Geld eingebracht werden kann. Im deutschsprachigen Raum setzt sich dafür vermehrt der Begriff »Corporate Volunteering« durch. Freiwilliges Engagement: Eine gemeinwohl-orientierte, unbezahlte, weitgehend selbstbestimmte, aber in einem organisierten Rahmen stattfindende Aktivität bzw. Arbeit. Folgende Merkmale sind freiwilligem Engagement zuzuschreiben: a) Freiwilliges Engagement basiert auf persönlicher Motivation und Wahl- möglichkeiten. Es entsteht aus freiem Willen, durch eigene Entscheidung und ist ein Weg zur bürgerschaftlichen Beteiligung im Gemeinwesen. Freiwilliges und bürgerschaftliches Engagement findet in Form von Aktivitäten Einzelner oder in Gruppen statt und wird in der Regel im Rahmen einer Organisation ausgeübt. b) Durch die Förderung von Freiwilligem Engagement werden zwischenmensch- liche Solidarität und alltägliche Lebensqualität als Humanvermögen (»Sozial- kapital«) in einer Gesellschaft erhöht. c) Im Streben nach einer besseren und Frieden liebenden Welt gibt freiwilliges und bürgerschaftliches Engagement Antworten auf große Herausforderungen unserer Zeit. Es kann zur wirtschaftlichen Belebung beitragen und sogar Arbeitsplätze durch neue Berufsprofile schaffen. Ehrenamtliches Engagement übernimmt dazu noch eine verbindlich vereinbarte Funktion, ein »Amt« in einem Tätigkeitsfeld und einer Organisation. Ehrenamt ist mit einer Wahl oder einer Berufung (z.B. in Kirchen) verbunden und besitzt oft ein hohes Prestige. Die von der Unteren Naturschutzbehörde beauftragten und berufenen »Naturschutzhelfer« und »Naturschutzbeauftragten« sind eine Form des ehrenamtlichen Engagements. 9
Zentrale wissenschaftliche Untersuchungen zu bundesweiten Entwicklungen zu bür- gerschaftlichem Engagement und im Natur- und Umweltschutzbereich (einschließ- lich Bildungsbereich) lassen Folgendes erkennen: Steigendes Engagementpotenzial: Immer mehr Menschen würden sich gerne engagieren, haben aber noch nicht das passende Angebot für sich gefunden oder wissen nicht, wo sie sich informieren können, z.B. würden 16 % aller an freiwilligem Engagement interessierter 14- bis 24-Jähriger sicher eine attraktive freiwillige Tätigkeit ausüben und 33 % würden das eventuell gerne tun. Hauptmotive für freiwilliges Engagement sind • der Wunsch nach gesellschaftlicher Teilhabe »im Kleinen«, also im direkten Wirk-Bereich vor der eigenen Haustür und dem Gefühl, etwas Gutes und Sinnvolles zu bewirken. • Freude an Tätigkeiten, bei denen man mit sympathischen Menschen zusammenkommt und in einen sinnvollen/sinnstiftenden Zusammenhang eingebunden wird und sich nützlich fühlt. • der Wunsch, eigene Kenntnisse und Erfahrungen zu erweitern, sich weiter zu qualifizieren und damit neben dem Gemeinwohl, für das man sich ein- bringt, auch einen konkreten Selbstnutzen zu haben (für die berufliche Zukunft etc.). • Anerkennung finden bzw. erhalten. Erwartungen an freiwillige Tätigkeiten sind spezieller geworden, d.h. die Abwä- gung, ob man sich freiwillig engagiert, wird nach Aspekten der Nützlichkeit und Verwertbarkeit für die berufliche Karriere oder für die Weiterentwicklung per- sönlicher Einzelinteressen vorgenommen (insbesondere bei Schulabgängern, Studierenden, jungen Erwachsenen). Über 65-Jährige engagieren sich zunehmend. Jeder Vierte steigt mit über 65 Jahren neu in eine freiwillige Tätigkeit ein. Bildungsnahe Bürger sind dem Engagement für Naturschutz und Bildung am ehesten zugewandt, wobei Umwelt-, Natur- und Tierschutz (7 % engagieren sich »oft«) deutschlandweit auf Platz 13 von 18 Engagementbereichen rangiert und die Bereiche Soziales (86 %), Freizeit und Geselligkeit (49 %) und Gesund- heit (44 %) die Liste anführen. 10
Freiwillige von heute wollen zumeist: • Spaß und Freude bei ihrem Engagement haben, • mit interessanten Menschen zusammenkommen, • mit ihrem Engagement etwas Sinnvolles für die Gemeinschaft tun, • ihre Kompetenzen in das Engagement mit einbringen, Aufgaben selbst gestalten, Verantwortung übernehmen, beteiligt werden und aktiv an der Entwicklung der Organisation mitwirken, • Möglichkeiten für projektorientierte und Kurzzeit-Engagements geboten bekommen, • weniger über Verbandszugehörigkeit, sondern über Themen begeistert werden und • sich nicht sofort und lebenslang an eine Organisation binden. Engagement soll attraktiv sein, Spaß machen, Gestaltungsspielraum und Teilhabemöglichkeiten bieten und von der Organisation entsprechend unterstützt und anerkannt werden. Neben der Entwicklung einer, diese Rahmenbedingungen einbeziehenden Strategie und der Bereitstellung von finanziellen und personellen Ressourcen für ein pro- fessionelles Freiwilligenmanagement, gilt es für Großschutzgebiete/gemeinnützige Organisationen deshalb, gerade diese individuellen Bedürfnisse stärker zu berück- sichtigen und so den Strukturwandel im Engagementbereich/Ehrenamt aktiv mitzu- gestalten. 11
Das stellt hohe Anforderungen an die Organisationen und deren Mitarbeiter und erfordert von ihnen, neue Wege des Freiwilligenmanagements einzuschlagen: neben »traditionellen« Möglichkeiten müssen innovative und attraktive Formen der Mitarbeit in der Organisation entwickelt und den Bedürfnis- und Motivlagen der Freiwilligen angepasst werden. Zur Akquisition neuer Unterstützer gehört auch ein aktives Marketing mit gezielter Ansprache. Für die erfolgreiche Zusammenarbeit müssen zudem Bedingungen und die Freiwilligentätigkeit unterstützende Strukturen entwickelt werden, die ein erfolgrei- ches Miteinander zwischen gewachsenen traditionellen Strukturen und neuen Formen des Freiwilligenengagements ermöglichen. Dazu gehören u.a. klare, transparente und von der Hauptamtlichenarbeit abgegrenzte Aufgaben und Zuständigkeiten, fest- gelegte Rechte und Pflichten der Freiwilligen und der Hauptamtlichen und eine konstante unterstützende Betreuung, die die Arbeit der Freiwilligen anerkennt und die Weiterentwicklung dieser fördert. 1.3 Ehrenamt im Naturpark Dübener Heide Der größte Wert der Großschutzgebiete sind – neben ihren Natur- und Kultur schätzen – Menschen, die sich für sie begeistern; Menschen, die sich mit Freude für sie einsetzen und die in ihrem Engagement persönliche Erfüllung finden. Um diesen Wert dauerhaft zu erhalten, zu pflegen und wachsen zu lassen, ist ein professio neller Rahmen notwendig. Im Naturpark Dübener Heide besteht seit langem eine vielfältige Engagement- kultur, die sich sehr heterogen zusammensetzt: Vereinsmitglieder, langjährig mit- wirkende Ehrenamtliche (berufene Naturschutzhelfer/NABU), die sich für einzelne Landschaftstypen und/oder Tierarten engagieren (vor allem: Biber), »Naturpark botschafter«, Zertifizierte Natur- und Landschaftsführer, Freiwillige des Ökologischen Sozialen Jahrs und des Bundesfreiwilligendienstes, »Bürgerarbeit«, Junior Ranger und die Junior Ranger Gruppenleiter, Freiwillige aus dem europäischen Ausland, LEADER-LAG-Mitglieder, Mitglieder von Partnervereinen, Mitarbeiter von Unter nehmen. Bislang wurden die Freiwilligen aktionsbezogen, bedarfsorientiert und auf Zuruf organisiert. Teilweise hat sich dabei eine gewisse Routine in den Koordinations abläufen eingestellt. Die Aufforderung, sich zu engagieren, kommunizieren Natur- parkmitarbeiterinnen durch Veröffentlichung in der lokalen Presse und/oder über 12
persönliche Kontakte. Eine zentrale Informationsmöglichkeit für Außenstehende gab es bislang nicht – außer dem eigenständigen Kontaktieren der Naturparkverwaltung. In der Dübener Heide wird »Naturschutz« als Kulturauftrag verstanden. Natur, Mensch und Heimat werden als untrennbare Einheit betrachtet. Für das Freiwilligen management bedeutet dies zweierlei: erstens bestehen die angebotenen Tätigkeiten nicht aus bloßen naturschutzfachlichen Tätigkeiten, sondern auch aus Tätigkeiten, die das kulturelle Miteinander in der Region prägen (z.B. Teilnahme/Koordination eines Naturtheaters, Tätigkeiten rund um regionale Festivals, Sportveranstaltungen etc.). Zweitens ist das Ziel der Freiwilligeneinsätze nicht nur das Wiederherstellen oder Erhalten ökologischer Qualität von Flächen. Vielmehr geht es um eine Art Beziehungsarbeit zwischen den Menschen, die sich engagieren und den Anliegen des Naturparks hinsichtlich der Pflege und des Managements der FFH-Gebiete. Neben der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung von Natur, Landschaft und Region hat der Naturpark auch einen Bildungsauftrag zu erfüllen. Dieser wird auf unterschiedliche Weise wahrgenommen und umgesetzt. Die Motive der Vereinsmitglieder und der Freiwilligen sind charakterisiert durch eine langjährige Verbundenheit mit der Region (Heimat) und dem Verein, • den Wunsch persönliche Bekanntschaften zu pflegen, • den Wunsch, Anerkennung zu erfahren, • ein spezialisiertes Hobby, z.B. tiefes Wissen über besondere Arten (Biber, Kraniche) anzuwenden, • Kindern die heimatliche Natur, Brauchtum und Handwerk näher zu bringen. Das Potenzial für die zukünftige Entwicklung freiwilligen Engagements im Naturpark Dübener Heide liegt in der Strategie der Ansprache neuer Freiwilliger: niedrigschwellige, abgestufte, attraktive Angebote, die den Erlebnischarakter in den Vordergrund stellen, werben in unaufdringlich-kompetentem Ton für spezielle freiwillige Tätigkeiten. 13
1.4 Fazit für die Dübener Heide Als Fazit können für die Dübener Heide folgende Überlegungen / Thesen zur zukünf- tigen Engagemententwicklung abgeleitet werden: Durch angepasste Werbemaßnahmen und eine Intensivierung der Öffentlich keitsarbeit (Außen- und Innen-Marketing), sowie einer Verbesserung der Stadt-Umland-Vernetzung mit Kooperationspartnerschaften wie Freiwilligen- Agenturen, Ehrenamts- und Mitmachbörsen/-plattformen, Freiwilligendiensten, neuen Partnerschaften und Patenschaftsmodellen und einer zuverlässigen Mobilitätslösung, können leicht zugängliche Erstkontakte geschaffen werden, die größere Ressourcen an Freiwilligen, die im urbanen Raum liegen, erreichen. Niedrigschwellige Einstiegsangebote, die Lust darauf machen, mit ande- ren netten Menschen etwas Gutes zu tun, holen die Menschen ab, die sich potenziell engagieren würden, wenn sie ein passendes Angebot für sich finden würden. Während dieser Einstiegsangebote kann auf spezielle Engagementangebote aufmerksam gemacht werden, die den Bedarf nach persönlicher oder beruf licher Qualifizierungsmöglichkeit junger wie älterer Menschen ansprechen (Engagement-Bindungsebenen, siehe hierzu auch Kapitel 2.1). Bei den Beschreibungen der Tätigkeit sollte die Geselligkeit und der Charak- ter eines gemeinsamen Erlebnisses im Vordergrund stehen und nicht die zu leistende Arbeit im Sinne von Richtlinien oder Zielvorgaben von behördlicher Seite. Die Ruheständler der Zukunft, die heute 50 bis 55 Jahre alt sind und im Berufsleben stehen, können durch Unternehmenseinsätze oder Team-Tage/ Betriesausflug schon jetzt auf die Engagementmöglichkeiten rund um den Naturpark aufmerksam gemacht werden. Beliebtere Engagementfelder mit Naturschutz und Umweltbildung verbinden: Soziales, Freizeit, Geselligkeit und Gesundheit können als Module in Enagege- mentangebote eingebaut werden, um den individuellen Nutzen zu erhöhen und die Angebote attraktiver zu machen. 14
Internationales Freiwilligenengagement bietet gerade für Großschutzgebiete eine ideale Nische zur Ansprache der Zielgruppe junger Menschen und Studen- ten, die europaweit unterwegs sind. Engagement-Kooperationen mit Unternehmen und Bildungseinrichtungen er- schließen Zugänge zu neuen Zielgruppen in unterschiedlichen gesellschaftlichen und sozialen Schichten, die sich projektgebunden im Naturpark engagieren. Zugleich fördern sie ein frühes und damit langfristiges Engagement. Abb. 2: Wir sind dabei! 15
2 Engagement 2020 – Zeit- und Geldspenden für die Region 2.1 Gestufte Beteiligungs- und Verbindlichkeitsformen Ziel des Projektes war es, neue niederschwellige Formen und Formate, Ansätze und Angebote bürgerschaftlichen Engagements in Naturparken, insbesondere vor dem Hintergrund der Betreuung von NATURA 2000 Gebietsnetzen und FFH-Arten zu ent- wicklen und zu erproben. Sich auf veränderte Rahmenbedingungen einzustellen, heißt, neben Organisa tionsinteressen auch verstärkt die Bedürfnis- und Motivlagen der zu mobilisieren- den Freiwilligen einzubeziehen, ohne jedoch gewachsene Organisationsstrukturen zu vernachlässigen. Es gilt für die Gewinnung und Bindung von Freiwilligen, den » Eigensinn« der Menschen zu pflegen und in der Zusammenarbeit zu berücksich- tigen. Was benötigen Menschen für ein freiwilliges Engagement und was können Groß- schutzgebiete/Vereine diesen Menschen bieten bzw. welchen konkreten Nutzen können sie stiften, um die Bedürfnisse und Wünsche der Freiwilligen zu erfüllen? Die Antwort auf diese Fragen lag für den Naturpark/Verein Dübener Heide in einem neuen Rollenverständnis: Naturparke wie auch andere Großschutzgebiete und Organisationen müssen aktiv um Freiwillige werben. Dazu müssen die Bedürfnisse, Wünsche und Motive der Freiwilligen verstanden und in attraktiven und abgestuften Engagement-Angeboten berücksichtigt werden. Die Mehrheit der Menschen sind dort abzuholen, wo ihre größte Sensibilität für die Natur liegt: mit einem positiven Erlebnis in der heimatlichen Natur- und Kulturland- schaft. Dieses Erleben ist zentrales Moment für ein Engagement und die einzelnen Phasen des Freiwilligenmanagements (nicht nur) in der Dübener Heide: Öffentlich- keitsarbeit, Engagementformate, Partner und Netzwerke, Anerkennungskultur und Qualifizierung von Freiwilligen und Freiwilligenkoordinatoren gehen von dem po- sitiven Erlebnis und der Freude am Tätigsein aus. Wenn also die Bürgerinnen und Bürger mit diesem positiven Erlebnis aus ihrem Alltag abgeholt werden, kann in nächsten Schritten eine mehr oder weniger feste, vielfach gestaltbare Verbindung zwischen Freiwilligen und der Region Dübener Heide entstehen. Im Modellprojekt wurde dazu ein mehrstufiges Modell mit verschiedenen Bindungs- stufen bzw. abgestuften und bedürfnisorientierten Engagement-Angeboten ent wickelt. Es beinhaltet niederschwellige, lustbetonte und bindungsfreie Einstiegs- möglichkeiten mit Erlebnischarakter ohne (oder nur mit geringer) Verpflichtung für die Freiwilligen zu mittel- und langfristigen Tätigkeitsbereichen. 16
Mittel- und Langfristige Aktionäre / Sponsoren / Mäzen Bindungsformate • Mitgliedschaften • Hauptmotive: Mitgliedschaften z.B. Heideverein, NABU, BUND Mitbestimmung, Teilhabe soziale Einbindung, Verantwortungsübernahme (Vorstand) Naturschutzhelfer Naturschutzbeauftragter des Landkreises Verheiratet Kommunikation - Pflege - Wertschätzung - Ehrungen Freiwilliges Veranstaltungen z.B. regionale Feste, Kurz- und Mittelfristige Ökologisches Jahr Naturpark-Feste Bindungsformate (Engagement Wiederholung) Bundesfreiwilligendienst Veranstaltungen z.B.: Umweltakademie, • Engagement Vereinbarungen Ökoschule Wegeverantwortlicher • Hauptmotive: Berufl. Qualifika- tion, Verantwortungsübernahme Wochenende ist Heidezeit, Wächterhöfe und im unteren und mittleren Öffentlichkeitsarbeit z.B. Medienteam -gärten Dübener Heide Segment Biber-AG Kranich-AG Kinder-/Schul-Jugendarbeit, z.B. Juniorranger Verlobt Kommunikation - Pflege - Betreuung - Begleitung Tages-, Wochenend-Ausflüge Tages- und Wochenend- Freiwilligen Urlaub mit Niederschwellige mit Engagement-Teil Engagement Engagement Einstiegsformate (Einmaliges Engagement) Deutscher- und Europäischer Umweltbildungsangebote Betriebliche • Hauptmotive: Spaß, Freude, ... Jugendaustausch z.B. z.B. Biber-Paddeltour, Engagement-Aktionen GRUNDTVIG-Programme Lagerfeuerdiskurse Verliebt Kommunikation - Pflege - Betreuung - Begleitung Einstiegsinformation über Internetplattformen, Presse, Radio, TV, Soziale Medien, Flyer, Messen Abb. 3: Engagement-Bindungsebenen im Naturpark Dübener Heide (Verein Dübener Heide e.V. 2015) 2.2 Engagement-Formen: Zeit- und Geld-Spenden Vor den beschriebenen Hintergründen, Motiven, Bedürfnissen und Anforderungen ergaben sich folgende Herausforderungen und Fragestellungen für die Erprobung neuer Formen von Zeit- und Geldspenden: • Welche Zielgruppen werden angesprochen? • Welche Anspracheformen kommen zur Anwendung? • Welche Bindungsformen stehen im Focus der Erprobung? • Welche Bausteine/Kernelemente müssen zeitgemäße Engagementformate enthalten? • Welche Struktur haben Engagementformate, die Lust und Freude machen? • Welche Engagementprofile können im Naturpark Dübener Heide erprobt werden? • Welche Formen der Betreuung und der Kommunikation werden angewandt? • Welche Bedeutung haben Mitbestimmung, Partizipation und Anerkennung? • Welcher Ressourcen und Infrastruktur bedarf ein professionelles Engagementmanagement? 17
Sie mündeten in die Erprobung folgender Engagement-Formate: Format Zielgruppe Halbtagesformat Jugendliche, Jugendklubs, Bürger Tagesformat Unternehmen, Organisationen Wochenendformat Familien, Studenten, Singles, Bürger Mehrtagesformate Jugendliche, Studenten, Freelancer Wochen- und Monatsformate Volunteers, Studenten, Freelancer Engagement – Urlaub Studenten, Freelancer Freiwilligenvereinbarung Jugendliche, Studenten, Bürger Für Geldspenden wurden folgende Engamentformate erprobt bzw. forciert: Format Zielgruppe Heideaktie* Bürger, Unternehmen Naturschutz – Auktion Unternehmen, Gemeinden, Bürger Heimat – Auktion Unternehmen, Gemeinden, Bürger Crowdfunding Bürger, Unternehmen, NGOs * Heideaktie²war bereits im Naturpark seit 2008 eingeführt 18
Lust Freude Spass Verantwortung Selbstverwirklichung 2.3 Zeit-Spenden 2.3.1 Motive Lust, Freude, Spaß, Selbstverwirklichung und Verantwortung gewinnen neben altruistischen Begehren zunehmend an Bedeutung für das Engagement und den Willen, Zeit in die Lösung gemeinwohlorientierter Anliegen zu investieren. Vor diesem Hintergrund wurden im Modellprojekt Engagement 2020 sämtliche Zeit engagementformate entwickelt. Lust zentrales menschliches Bedürfnis etwas zu tun oder etwas haben zu wollen Freude Empfinden eines intensiven positiven Gefühls Spass Vergnügen und Freude an einer Sache empfinden Verantwortung für eine bedrohte Tierart und einen Wanderweg zu übernehmen Selbstverwirklichung Entfaltung der eigenen Persönlichkeit, eigener Talente 19
2.3.2 Bindungsformen Unter der Annahme, dass zukünftig für einmalige und wiederkehrende Zeitspenden offene, variable und abgestufte Bindungen an Bedeutung gewinnen, wurden im Projekt Engagement 2020 nach oben beschriebenem Schema folgende Formen von Verbindlichkeiten angeboten: Engagementnachweis Newsletter-Mailing Teilnahmebescheinigung Freiwilligenvereinbarung Mitgliedschaft 2.3.3 Variable Zielgruppenansprache - Bausteine Neben einer überzeugenden Beschreibung der unterschiedlichen Zeit-Engagement angebote ist, je nach Zielgruppe, die Auswahl geeigneter Orte und Kanäle zur An- sprache von potenziellen Interessenten von Bedeutung. Im Projekt wurden folgende variablen Anspracheformen angewendet: direkte persönliche Ansprache bei einer zufälligen oder terminierten Begegnung (Unternehmen, Bürger) indirekte Ansprache über den Bekanntenkreis von Engagierten (Multiplikatoren), (alle Zielgruppen außer Unternehmen) Ansprache über Informationsstände auf Veranstaltungen (Messen, Feste), (bürgerliches Milieu, Familien, Silver-Society) Anzeigen in Printmedien (Tageszeitung) (bürgerliches Milieu, Familien, Silver-Society) 20
Berichte in Radio, TV und Internet (youtube) (Studenten, Jugendliche, junge Familien) Angebote im Internet (Engagementplattform) und Apps (Studenten, Jugendliche, junge Familien) Verbreitung über soziale Medien (Facebook) (Studenten, Jugendliche, junge Familien) Abb. 4: Projektbeispiel der Regiocrowd-Plattform Im Projektbeispiel Abb. 4 »Lust auf Waldluft« wird die Betreuung von Wanderwegen beworben und dabei bewusst die persönliche »Du« Ansprache gewählt. So sollen insbesondere jüngere Menschen erreicht werden, in deren Lebenswelten (u.a. Social Media), das »Du« vertraut und üblich ist. 21
Für die Durchführung von niederschwelligen Zeitengagement-Aktionen wurden im Modellprojekt »Engagement2020« folgende Grund- und Zusatzbausteine erprobt: Grundbaustein Engagement (Aktion, Tätigkeit, Bewegung) Kulinarik (regionale Speisen und Getränke) Erlebnis (Exkursion, Kultur) Zusatzbaustein (optional) Bildung und Qualifizierung (Sach- und Fachkunde erwerben) Anerkennung (Zertifikat, Give-away, Gruppenbild) Öffentlichkeit (Medien, Politik, Bericht) Erholung und Wohlfühlen 22
Bausteine Kern & Hülle Abb. 5: Darstellung einer Aufteilung der Grund- und Zusatzbausteine in Form von Kern und Hülle 23
2.3.4 Zeit-Engagement-Formate Für den Einstieg in das Zeit-Engagement wurden verschiedene Formate entwickelt, die sich am Zeitbudget des Interessenten orientieren. Je nach Einsatzbereitschaft wurden kurze, mittlere und längere Einsätze organisiert. Es wurden Einsatzformen ohne jegliche Bindung, aber auch gestufte Formen der Verantwortungsübernahme entwickelt: Dabei bot sich der Vergleich mit einer Liebesbeziehung an, die suk- zessive wächst und zu einer festen Bindung führen kann. Die Ebene »Verliebt« ist durch kurze, intensive Angebote ohne Verbindlichkeiten gekennzeichnet, die Ebene »Verlobt« ist eine zeitlich begrenzte bzw. projektbezogene Bindung und bei der Ebene »Verheiratet« wird durch Mitgliedschaft eine unbefristete enge Verbindung mit Verantwortungsübernahme eingegangen (siehe hierzu auch Abb. 3 auf Seite 17). Formate Halbtages-, Tages- und Ferienengagementformate Verliebt (kurz und intensiv) Freiwilligenvereinbarung Verlobt (Engagement auf Zeit mit Themenprofil) Ehrenamt Mitgliedschaft Verheiratet (Verantwortung und Gestaltung) Formate zum Kennenlernen und Verlieben Das Halbtagesformat – kurz und intensiv + Das Halbtagesformat eignet sich als klassisches Nachmittagsformat für Engage- ment-Aktionen an Wochentagen. Erprobt wurde es mit dem Jugendklub Pressel in der Gemeinde Laußig. Die Schüler und Jugendlichen setzten während einer 24
emeinsamen Aktion in ihrer Freizeit, nach Schulbesuch und Ausbildungszeit, nach- g mittags eine Rasthütte an einem Wanderweg instand. Im Anschluss an die etwa dreistündige Aktion wurden bei Kaffee und Kuchen Fragen zur weiteren Entwick- lung des Jugendklubs und dessen zukünftige Einbindung in lokale und regionale Entwicklungsprozesse sowie die persönlichen Wünsche und Ziele der Jugendlichen besprochen. Als Anerkennung erhielten die Jugendlichen ein »Taschengeld«, welches sie als ihren persönlichen Anteil an der Renovierung des Jugenklubs einsetzten. Erkenntnis: Bei Anwendung zeit- und altersgemäßer Anerkennungsformen können auch schwer zu erreichende Zielgruppen erreicht werden, im Beispiel Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Ideale Gruppengröße ca. 10 Teilnehmer. Abb. 6: Aktionsnachmittag mit Jugendlichen 25
Das Tagesformat – durchdacht und erfolgreich + Beispiel 1: Engagement-Tag mit Unternehmen Das Ganztagesformat hat sich an Wochentagen für zeitlich befristete Aktionen von mittelständischen Unternehmen bewährt. In der Dübener Heide wurde es mit dem Energiedienstleister enviaM und der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH erprobt. Beim Engagement-Tag »Energie im Biberrevier« führten die Mitarbeiter von enviaM nach einem herzhaften Frühstück und einer Führung im NaturparkHaus in Bad Düben verschiedene landschaftsbauliche Tätigkeiten zur Aufwertung eines Biber-Reviers durch. Nach einem gemeinsamen Mittagsimbiss unter freiem Himmel und begleitendem Pressegespräch fand am Nachmittag ein Treffen mit einem regional bekannten Heimatkünstler statt. Als Anerkennung wurden Teilnahmezertifi- kate und Give-aways aus dem Naturpark überreicht. Wasser & Heidekraut Die Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH in gesellschaftlicher Verantwortung Engagement 2020 Gemeinsamer Erlebnis-, Aktiv- und Gesundtag zur Offenhaltung wertvoller Heideflächen im Naturpark Dübener Heide Wann? Mittwoch, 15. Oktober 2014 Wo? Fernwasserleitung am Stern „Revier Pflückuff“ Heide treffen Begrüßen und Begegnen 09.30 Uhr Heide pflegen Entkusseln und Zupacken 10.00 Uhr Heide schmecken Gulasch und Honig 12.00 Uhr Heide mitteilen Presse und Gespräch 12.30 Uhr Heide mitnehmen Ausklang und Zertifikate 13.00 Uhr Naturpark - Verein Dübener Heide e. V. Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH Büro Sachsen - NaturparkHaus Naundorfer Straße 46 Neuhofstraße 3a 04860 Torgau 04849 Bad Düben www.fwv-torgau.de www.naturpark-duebener-heide.com Abb. 7: Beispiel für einen Unternehmens- Engagemanttag mit der Fernwasser Versorgung Elbaue-Ostharz GmbH 26
+ Beispiel 2: Engagementaktion von berufsständischen Organisationen Ein besonderes Tagesformat konnte im Rahmen eines Bildungsurlaubes der Bezirks gruppe Köln/Bonn des Bundes der Ingenieure für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau (BWK) Nordrhein – Westfalen in der Gemeinde Laußig erprobt werden. Nach einem interessanten Exkursionstag im Presseler Heidewald und Moor- gebiet pflanzten die Teilnehmer eine selbst finanzierte solitäre Hainbuche auf dem Laußiger Schulhof. Anschließend wurden bei einem gemeinsamen Abendessen die Erlebnisse der Tages reflektiert werden. Abb. 8: Bildungsurlaubes und Engagement der Bezirksgruppe Köln/Bonn (Leipziger Volkszeitung 25.08.2014) Erkenntnis: Unternehmen und Organisationen sind gern bereit sich auch praktisch zu engagieren und können wertvolle Partner sein. Wichtig ist eine Abstimmung mit der Kommuni kationsabteilung des Unternehmens und eine professionelle mediale Begleitung und Berichterstattung. Ideale Gruppengröße ca. 15 Teilnehmer. 27
Engagement-Events – Erlebnistag Heidekraut + Beispiel: Erlebnistag – Heidekraut Am 3. Oktober 2014 und 2015 fand ein Erlebnistag-Heidekraut statt. Ziel der Aktionstage war es, Familien, Naturfreunde und Bürger aus dem Raum und der Stadt Leipzig anzusprechen und während einer gemeinsamen Aktion ein Kennenlernen als auch einen niederschwelligen Einstieg in ein Naturschutz-Engagement zu ermög lichen. Der Feiertag 3. Oktober als Tag der Deutschen Einheit wurde bewusst gewählt. Er bot die Chance, einen nahezu typischen »Heidesonntag« im Herbst zu simulieren, der traditionell für Besucher der Dübener Heide als Ausflugstag zum Pilze suchen, Wandern und Heidekraut »schnuppern« genutzt wird. Heidekrautflächen sind, ob- wohl der Name es suggeriert, im Waldnaturpark Dübener Heide eher selten und somit schützens- und erhaltenswert und in der öffentlichen Wahrnehmung durch- weg positiv belegt. 40 bzw. im zweiten Jahr 60 Teilnehmer bestätigen die passende Termin- und Themenwahl, stellten aber auch hohe logistische und kommunikative Anforderungen an Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung. Entscheidend für den Erfolg waren in diesem Beispiel: eine intensive Medienkampagne im Vor- feld, mehrere Mitarbeiter (Freiwilligenmanager) zur direkten persönlichen Ansprache während der Veranstaltung vor Ort, mobile Informationsstände zum Gebiet und zu weiteren Engagementmöglichkeiten, thematische Kulinarik (Heidehonig), verschie- dene, abwechslungsreiche auch körperlich anstrengende Tätigkeiten (Entfernen und Ausgraben von Gehölzen auf der Heidekrautfläche), Angebote und Aktionsräume für Kinder, ein gemütlicher Platz und ausreichend Zeit zum gemeinsamen Essen und zur Kommunikation sowie ein Mix von Anerkennungsformen. Neben Give-aways und einer Teilnahmeurkunde konnten die Teilnehmer zum Tagesausklang an einer Exkursion in ein Naturschutzgebiet zur Kranichbeobachtung teilnehmen. 28
Abb. 9: Pressebericht vom Engagementtag »Erlebnistag Heidekraut« (Leipziger Volkszeitung 06.10.2015) Erkenntnis: Engagement-Aktionen an Wochenenden und Feiertagen, die die Gewinnung von Freiwilligen zum Ziel haben, bedürfen einer professionellen Vorbereitung und Durch- führung. Hierfür müssen ausreichend Ressourcen beim Veranstalter vorhanden sein. Bei aktiver Bewerbung durch öffentliche Medien ist eine Anmeldung zu empfeh- len und Treffpunkte zu benennen. Nur so kann eine Steuerung der Teilnehmer- zahl und die logistische Herausforderung, dass alle Teilnehmer die oft abgelegenen Einsatzorte rechtzeitig erreichen, gelöst werden. Fragen der persönlichen Sicher- heit und Haftungsrisiken sind während einer Einweisung in einer sachlichen und gleichzeitig ansprechenden Form zu erläutern. Dem Einsatzzweck entsprechendes, robustes Handwerkszeug ist ausreichend vorzuhalten. Die Einbindung ausgebilde- ter Naturführer für den Exkursionsteil ist vorzusehen. Bei etablierten Formaten und starker Nachfrage ist das Entrichten eines Teilnahmebeitrages zu empfehlen. Ideale Gruppengröße ca. 30 Teilnehmer. i-point www.regiocrowd.com 29
Engagement-Events – Europäische Praktika + Beispiel: Grundtvig – Erasmus+ – Placements Bildungsträger im Naturpark Dübener Heide haben den angelsächsischen Trend aufgegriffen, verschiedene Programme der Europäischen Union im Bereich Kultur und Bildung zu nutzen, um daraus Angebote für professionelle Qualifizierungs- und Engagementangebote zu entwickeln und zu bewerben. Reisekosten und Unter- kunft können durch die entsprechenden Programme kofinanziert werden, so dass junge Leute mit Interesse an Landschaftspflege, Naturschutz, Forstwirtschaft und Archäologie, 4-6 wöchige Praktika mit hohem Engagementanteil im Naturpark ab- solvieren können. Einsätze erfolgen entsprechend den persönlichen Präferenzen bei der Pflege von Feuchtwiesen, dem Bau von Naturerlebniseinrichtungen und der Rekonstruktion historischer Gebäude. Ziel ist dabei unter anderem das Training von alten Handwerkstechniken und die Anwendung von natürlichen Baustoffen. Die Ta- gesabläufe sind im wesentlichen geprägt von praktischer Aktion am Vormittag und Erlebnis am Nachmittag, gefolgt von »Party« und Kultur am Abend. Für die Teilnahme werden europaweit anerkannte Zertifikate wie der »Europass Mobilität« ausgestellt. Abb 10.: Studenten (Volunteers) aus Großbritannien bei der Pflege von Feuchtwiesen Erkenntnis: 30
Junge Leute aus ganz Europa, insbesondere Großbritannien, buchen gerne Reisen in wald- und wildreiche Landschaften mit Engagement im Naturschutz. Wichtige Organisationsgrundlage ist ein anerkannter Partner im Entsendeland und eine pro- fessionelle Organisation vor Ort. Ein Partnerschaftsvertrag, bestätigte Bildungs inhalte und ein transparenter Kostenrahmen sind verpflichtend. Engagement, Bildung und Freizeit müssen in einem angemessenen Verhältnis stehen. Bewährt hat sich eine Unterbringung in den Heidedörfern, die Möglichkeit der Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen und Wettbewerben sowie gemeinsame Aktionen und Exkursionen mit deutschen Freiwilligen. Da die Anreise meistens mit dem Flugzeug erfolgt, sollte Vorsorge für eine Vor-Ort Mobilität durch geeignete Fahrzeuge oder Fahrräder getroffen werden. Ideale Gruppengröße ca. 4-8 Teilnehmer. i-point www.grampusheritage.co.uk Engagement-Events – Ferien mit Engagement + Beispiel: Camping und Engagement am Großen Lausiger Teich Bei diesem mit einem privaten Betreiber eines Campingplatzes entwickeltem Angebot wird Urlaub in der Natur mit Engagement für die Natur verknüpft. Die Freizeit steht unter dem Motto »Ferien machen und Gutes tun«. Auf dem Camping- und Wohnmobilhafen am »Großen Lausiger Teich«, unweit von Bad Schmiedeberg, stehen Wohnwagen und Fahrräder bereit, welche von jungen Leuten und Naturlieb- habern kostenlos genutzt werden können, wenn sich diese täglich 3 Stunden im angrenzenden Naturschutzgebiet beim Artenschutz und der Pflege der Wanderwege engagieren. Die waldreiche Umgebung und der Badesee bieten abwechslungsreiche Erlebnis- und Erholungsmöglichkeiten. 31
Erkenntnis: Diese in Deutschland noch wenig verbreitete Engagementformat wird aktuell nur von jungen Leuten und Studenten nachgefragt. Eine Verbreitung ist nur über soziale Netzwerke und »Szenekanäle« erfolgreich. Ideale Gruppengröße ca. 2-4 Teilnehmer. Abb. 11: Beispiel für ein Engagement-Angebot auf der Regiocrowd-Plattform i-point www.regiocrowd.com/zeitengagement 32
Die Freiwilligenvereinbarung – Engagement auf Zeit mit Themenprofil Profile in der Dübener Heide Heidefreund Heide-Medien-Betreuer Kranichfreund Feldbeobachter Biberbetreuer Freiwilligen-Koordinator Heide-Imker Für Engagierte, die sich nach einem Erlebnistag in der Heidelandschaft in geschützte Wildtiere oder wertvolle Flächen und Orte verliebt haben und sich vorstellen können, öfter zu kommen, wurde eine Freiwilligenvereinbarung entwickelt. Diese regelt einige grundlegende Aufgaben und Verbindlichkeiten zum Themenprofil der Tätigkeit und schafft Transparenz bzgl. Kommunikation und Versicherungsschutz. Mit der Vereinbarung wird ein bisher rechtsfreier Raum für Engagierte abgedeckt, die weder Mitglied im Trägerverein des Naturparks, noch vom betreffenden Land- kreis als Naturschutzhelfer berufen oder in neuartigen Engagementfeldern für den Naturpark unterwegs sind. Im Rahmen von Engagement 2020 konnten über 40 Vereinbarungen abgeschlossen werden. Großer Beliebheit erfreuen sich die Profile »Biberbetreuer« und »Heidefreund«. Die Biologie des Tieres bedingt beim Profil »Biberbetreuer« eine relativ klare Begrenzung und Zuordnung auf Reviere. Breiter ist das Spektrum beim Profil des »Heidefreundes«. Hier können Aktivitäten von der Betreuung von Wanderrastplätzen bis zur logistischen Mithilfe bei Veranstaltungen beschrieben werden. Im Herbst 2015 konnte eine Wildkatze in der Dübener Heide nachgewiesen werden, was auf großes öffentliches Interesse stieß. Mit dem um- gehend entwickelten Profil »Wildkatzenfreund« bot sich die Chance, interessierte Bürger beim Wildkatzen – Monitoring einzusetzen und zu binden. Durch die breite inhaltliche Aufstellung des Naturparkes Dübener Heide, mit dem Ziel einer ganz- heitlichen und nachhaltigen regionalen Entwicklung, konnten zudem auch neben den klassischen Naturschutzprofilen, Engagmentfelder für Freiwillige beschrieben werden. Innovativ und zeitgemäß ist dabei das auf Schüler und Studenten zu- geschnittene Profil des Medien-Teams: Abiturienten unterstützen Engagement- Aktionen durch das Drehen von Filmen im youtube-Format. i-point Musterbeispiele finden Sie im Anhang! 33
Erkenntnis: Freiwilligenvereinbarungen erwiesen sich im Projekt »Engagement2020« als nach gefragteste Form freiwilligen Engagements mit mittlerer Bindungsintensität und sind der am intensivsten forcierte Teil der Engagement-Strategie im Projekt. Im laufen- den Prozess entwickelte Profile können flexibel auf Leidenschaften und Interessen von Freiwilligen und auf Bedarfe der regionalen Entwicklung reagieren. Freiwilligen- vereinbarungen sind für Vereine und Organisationen eine wertvolle Ergänzung zum »ehrenamtlichen Engegagement«/Mitgliedschaften und zugleich wichtige Binde glieder zwischen Innen- und Außenkommunikation. Mit Freiwilligenvereinbarungen wird ein Mindestmaß an Verbindlichkeit herge- stellt welches Voraussetzung ist für die Übernahme von Aufgaben bei der Be- treuung von Arten und Gebieten im Rahmen des Natura 2000 Gebietsnetzes. Freiwilligenvereinbarungen sind damit die Basis für ein Engagemententwick- lung zum Naturschutzhelfer und -beauftragten und damit ein wesentlicher Grundbaustein des zukünftigen ehrenamtlichen Naturschutzes. Checkliste für Zeit-Engagement Formate: Koordination und Management Berücksichtigung mind. einer 0,5 Stelle bei 20 Freiwilligen mit Vereinbarung und aktivem Profil für die profesionelle Koordination und das Management von Freiwilligen und Engagement-Events in einer Region Unterstützung des Freiwilligenmanagements der Organisation/Verein durch Freiwilligenkoordinatoren (Gruppenleiter) bei Gruppengrößen ab 10 Freiwilligen Aufwandsentschädigung Koordinatoren mind. 100 Euro/Jahr Fahrtkosten Koordinatoren mind. 100 Euro/Jahr Qualifizierung Koordinatoren mind. 50 Euro/Jahr Kommunikation Laufende Kommunikation (Mail, Telefon, persönliche Gespräche) Ausreichend Zeitressourcen für persönliche Gespräche Qualifizierung Laufende interne Fortbildung und Qualifizierung zu fachlichen und rechtlichen Fragen Attraktiv gestaltete Qualifizierungsformate 34
Kosten von ca. 25 EUR/Freiwilligem für mind. eine Teilnahme an einer externen Fortbildung im Bundesland pro Jahr Ausrüstung Kosten von 100-300 EUR pro Freiwilligem je nach Engagegmentprofil Versicherungsschutz Die Freiwilligenvereinbarung ist Voraussetzung zur Gewährung eines Unfall- und Haftpflichtversicherungsschutzes für die ausgeübten Tätigkeiten im Rahmen der durch die Organisation abgeschlossenen Versicherungsverträge Aufwandsentschädigung Aufwandsentschädigungen nur auf Grundlage besonderer Vereinbarungen bei darstellbarem Mehraufwand mind. 50 EUR Fahrtkosten, je nach Engagementprofil Anerkennung Entwicklung besonderer, individueller Anerkennungsformen ist mehr als zum Geburtstag zu gratulieren und T-Shirts verteilen! Auszeichnung z.B. im Rahmen von Qualifizierungsveranstaltungen im Tagesformat mit Kulinarik und Kommunikationsräumen; gemeinsamen Reisen von »Jung und Alt« in andere Regionen zum Kennenlernen und zur Fortbildung Einbindung und Mitbestimmung Aktive Mitnahme und Teilhabe der Freiwilligen an Entscheidungsprozessen in der Organisation; Behandlung als gleichwertige Prozessteilnehmer mit Entwicklungspotenzial* * Im Verein Dübener Heide sind junge Freiwillige zunehmend eine logistische Stütze bei größeren Aktionen und Veranstaltungen. Hier findet ein aktives »Hineinwachsen« statt. Engagementgruppen und Freiwilligennetzwerke Bildung von Gruppen und Netzwerken in einzelnen Engagementprofilen zur Förderung der internen Kommunikation, Selbstqualifizierung und Statusent- wicklung »Alte Hasen« und »Einsteiger« hier auch berufene Naturschutzhelfer und Freiwillige in gemeinsamen Gruppen und »Patenschaften« zur Übernahme von »Revieren« und Erfahrungen (siehe Punkt Anerkennung) 35
Mitgliedschaft – Verantwortung und Gestaltung Profile in der Dübener Heide Stimmberechtigt in der Mitgliederversammlung Die Mitgliedschaft in einer Organisation ist die klassische Form der Bindung, die mit langfristigem Engagement, mit Übernahme von Verantwortung und festen Regeln der Mitbestimmung verbunden ist. Im Verein Dübener Heide e.V. sind derzeit ca. 400 Mitglieder eingetragen. Diese beraten und beschließen entsprechend der Vereinssatzung auf der Mitgliederver- sammlung, dem höchsten willensbildendem Organ, die Strategie und den Haus- halt des Vereins. Die Mitgliedschaft ist schriftlich vereinbart, die Satzung ist von Mitgliedern anzuerkennen und ein jährlicher Mitgliedsbeitrag zu entrichten. In Vereinen existieren interne Formen der Kommunikation und Anerkennung. Mit glieder übernehmen durch ihre Bindung Verantwortung und erhalten das Recht auf Mitgestaltung der Vereinsentwicklung. Die Mitglieder des Vereins Dübener Heide übernehmen durch die Trägerschaft des Naturparkes Dübener Heide eine besondere Verantwortung für die Entwicklung ihrer Heimat. Mitgliedschaften sind ein sehr wertvoller Teil von bürgerschaftlichem Engagement. Die niederschwelligen Engagement-Möglichkeiten, die im Projekt »Engagement 2020« im Fokus standen, eröffnen Einstiegsmöglichkeiten in Mitgliedschaften. Erkenntnis: Mitgliedschaften in Vereinen und Organisationen sind langfristige und feste Bindun- gen. Sie sind der höherschwellige Bestandteil einer Engagement-Strategie, der sich jedoch nur auf einem Fundament breitgestreuter niederschwelliger Angebote und Bindungsformen langfristig stabil und erfolgreich entwickeln kann. Abb. 12: Engagement 36 von Jugendlichen in der Dübener Heide
2.4 Geld-Spenden Ein zweiter wichtiger Baustein des Projektes »Engagement 2020« € €€ war die Beschreibung und Erprobung neuer Formen von bürger- lichem Geldengagement zur Finanzierung lokaler und regionaler Projekte in Naturschutz und Heimatentwicklung. Im Fokus standen dabei: die Entwicklung einer Crowdfunding-Plattform, die Erprobung von verschiedenen Formaten einer Naturschutzauktion und die Forcierung des bereits eingeführten Geldspendeformats der Heide-Aktie. 2.4.1 Crowdfunding – Ansatz und Vorgehensweise In der Bearbeitung hat sich herausgestellt, dass eine eigene regionale Crowd funding-Plattform zu hohe Betreiber- und Pflegekosten verursacht und damit in ihrer Nachhaltigkeit gefährdet ist. Deshalb wurde abweichend vom ursprünglichen, ein alternatives Modell erarbeitet. Es entstand ein Themenportal, das mit anderen Crowdfundingplattformen zusammenarbeitet bzw. ein Informations- und Vermitt- lungsportal, das sich auf das Zeitengagement fokussiert. Mit »Regiocrowd.com« wurde schließlich Deutschlands erstes Themenportal in der Regionalentwicklung realisiert. Es zeichnet sich durch die Besonderheit aus, dass Unterstützer die initiierten Crowdfunding-Projekte durch Geld- und/oder Zeitengage- ment fördern können. Zusätzlich soll die Crowdfunding-Plattform gezielt als Marke- tinginstrument eingesetzt werden, um die Region und deren Leuchtturm-Projekte öffentlichkeitswirksam zu bewerben und lokales Engagement zu visualisieren (www.regiocrowd.com/duebener-heide). Vor der Konzeptentwicklung erfolgten eine Zielgruppen- und eine Bedarfsanalyse: • Zielgruppenanalyse: Hier musste zwischen Plattformbetreiber, Initiator, Geld- geber und Zeitgeber unterschieden werden. Durch die Besonderheit der ange- strebten Plattform, kann der Naturpark-Verein Träger der Plattform und gleich- zeitig Initiator sein. • Initiatoren: Privatpersonen, Vereine, Unternehmen oder Initiativen aus der Kernraumschaft Bitterfeld-Wolfen bis zu den Toren Wittenbergs – entlang der Elbe bis Torgau und weiter nach Eilenburg und Bad Düben, die Vorhaben in der Region umsetzen möchten und eine ergänzende oder alternative Finanzierung 37
Sie können auch lesen