Klemens Blätter - "Corona"-bedingt: Advent und Weihnachten Zwei "Apostel Wiens": Klemens Hofbauer und Franz Tendler - Redemptoristen
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Klemens 4/2020 Blätter 4/2020 • Jahrgang 87 • November • Dezember 2020 „Corona“-bedingt: Advent und Weihnachten Zwei „Apostel Wiens“: Klemens Hofbauer und Franz Tendler
INHALT „Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt hineingesagt. Und dieses Wort heißt: Ich liebe dich, du Welt und du Mensch. Ja, zündet die Kerzen an! Sie haben mehr recht als alle Finsternis“ Karl Rahner, Konzils-Theologe INHALT www.redemptoristen.com Zum Geleit . . . . . . . . . . . 3 Thema: P. Franz Tendler . . . . . . 14 Aktuelles aus unseren Klöstern . . . . 4 Thema: Klemensjubiläum. . . . . . 16 Brief des Provinzials. . . . . . . . 8 „Am Klemensweg unterwegs“ . . . . 18 Komitee & Freunde. . . . . . . . 10 Glaube und Alltag . . . . . . . . 20 Orden & Provinz . . . . . . . . 11 P. Wilhelm Janauschek . . . . . . 22 Ewige Profess . . . . . . . . . 12 Liebe ältere und kranke Leute . . . . 23 Projekte . . . . . . . . . . . 13 Bildernachweis: Titelbild (Peter Friebe/IMAGE); Archiv (2,3,8,9,10,11,13,14,15,17,22,23,24); CSSR-Hernals (4); Mijoc (4); Kratochwil (4); Preget- ter, Leoben (5); OSSR-Lauterach (5); Orasche (6); P. Kampleitner (6); Schönenberg (7); Freundeskreis Ibk (10); Scala-News/International (11,13); P. Steinle (12); Quo Vadis (17); Krasa (18,19); P. Vystrcil (20,21). Impressum: „Klemensblätter“ – Zeitschrift der österreichischen Redemptoristen. Medieninhaber und Herausgeber: Wiener Provinz der Redemptoristen, A-1010 Wien, Salvatorgasse 12 Redaktion: Redaktion: P. Lorenz Voith (Verantwortlich), 1170 Wien, Clemens Hofbauer-Platz 13 (Redemptoristen), 01-4862594-0; Fax: -28, P. Friedrich Vystrcil (Würzburg). • E-Mail: klemensblaetter@cssr.at oder lorenz.voith@cssr.at Hersteller: WMP Ges.m.b.H, A-2372 Gießhübel, Südtirolergasse 9. SPENDENKONTO der Klemensblätter und des Klemenswerkes: Bank Austria-CA: IBAN: AT02 1200 0500 0127 6800 BIC: BKAUATWW (Provinzialat d. Redemptoristen) Mit Druckerlaubnis des Erzbischöflichen Ordinariates Wien. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien, Zulassungs-Nr.: GZ 02Z032650 S Sponsoring Post Information zum Datenschutz: Ihre Adressdaten sind durch eine Mitteilung / Bestellung / Mitgliedschaft (Klemenswerk, Freundeskreise der Redemptoristen, …) bzw. durch ihre Spendentätigkeit für den Orden, festgehalten. Diese Daten werden nicht an Dritte weiter- gegeben. Nach einer schriftlichen Mitteilung werden ihre Daten gelöscht und die Zustellung der Klemensblätter eingestellt. Mitteilungen an: klemensblaetter@cssr.at oder Klemensblätter, Salvatorgasse 12, 1010 Wien. 2 KLEMENSBlätter 4/2020
ZUM GELEIT Liebe Leser und Leserinnen, liebe Freunde der Klemensblätter! Vor 15 Jahren übernahm ich die Redaktion der Dazu gehören auch Klemensblätter, nachdem P. Feri Schermann schwer alle Maßnahmen im erkrankte. Aus einem „Provisorium“ wurde etwas Lang- Zuge der wirtschaft- fristiges. Wir haben in diesen Jahren vieles an den lichen und sozialen Klemensblätter angepasst: Die durchgehende Farb- Folgen. Die Kirche und gestaltung, die Format-Änderung, die Umstellung von die Glaubenden bleiben dabei ein wichtiger Solidaritäts- sechs auf vier Ausgaben pro Jahr. P. Vystrcil ist seit meh- Anker und ein Kraftort der Sammlung und des Heils. reren Jahren mit an Bord; er koordiniert die „Berichte aus den Klöstern“, wofür ich sehr dankbar bin. Auch der Der Advent ist in diesem Jahr so etwas wie eine Layouter hat in diesen Jahren gewechselt: Von zweite „Fastenzeit“. Vieles Gewohnte ist eingeschränkt, Hr. Gager, der in Pension ging, zu Hr. Bina. Frau Poppe von der Adventkranzsegnung bis zu den Christkindl- hat seit über zehn Jahren die Adressenverwaltung Märkten, … In dieser Stimmung gehen wir auf Weihnachten in ihren Händen; Frau Oppenheim das Korrekturlesen. zu – auf das Fest der Menschwerdung Gottes. Ein Licht Danke an alle Beteiligten! kam in die Welt. Wir dürfen das bedenken und feiern. Die Klemensblätter sind ein wichtiges Kommuni- Auch in diesem Jahr! kationsorgan innerhalb der Provinz und zu den vielen In dieser Ausgabe finden Sie eine bunte Palette an Wohltätern, Freunden und Interessierten an der Ordens- Informationen und Berichten. Möge das eine oder andere gemeinschaft. Sie besonders ansprechen! Wie geht es weiter? Ich habe die Provinzleitung Danke für ihren Beitrag für die Herausgabe und den gebeten, dass in absehbarer Zeit eine Nachfolge für Versand der Klemensblätter! Vergelt’s Gott für jeden die Redaktionsleitung gefunden wird. Vielleicht findet Beitrag für unsere Projekte und für die „Meßintentionen“, sich auch eine Zusammenarbeit zwischen den beiden welche wir weiterleiten. Publikationen in der Provinz Wien-München. Ich wünsche Ihnen allen das Licht des Herrn! Ich Corona wünsche Ihnen Licht in ihrem Leben, ob nun jung oder alt, Die „Corona-Pandemie“ ist leider noch nicht gebannt; gebrechlich oder voll von Tatenkraft! Ich wünsche Ihnen noch immer befinden wir uns mit vielen Einschränkungen das Mitgehen unseres Patrons, des hl. Klemens Maria konfrontiert. In vielen Familien, Altenheimen, wie auch Hofbauer! in Ordenshäusern, hat sich der Virus „eingeschlichen“; auch Opfer waren zu beklagen. Möge sich diese Zeit Frohe Weihnachten bald wandeln, auch mit einem neuen Impfstoff und ande- und ein gesegnetes Neues Jahr! ren Maßnahmen. Eine Hochachtung und ein Vergelt’s Ihr Gott sei auch an alle jene gesagt, die in Kranken- oder Pflegeberufen und in der Seelsorge arbeiten, oder auch zu Hause kranke Menschen betreuen. Papst Franziskus schrieb zur „Corona-Krise“: „Wir brauchen heute mehr Pater Lorenz Voith und mehr auch „Antikörper der Solidarität, um die üblen Redaktion der Klemensblätter Folgen der Pandemie abzufedern“. lorenz.voith@cssr.at Der HERR segne und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden - auch in dem neuen Jahr 2021! (Aus Aaron-Segen) KLEMENSBlätter 4/2020 3
Aus unseren Klöstern Vier Diakone in der Marienpfarre Wie schon in der letzten Knapp 150 Teilnehmer waren trotz „Corona-bedingten“ Ausgabe der Klemensblätter Einschränkungen zu dieser Feier gekommen. berichtet, wurden am 26. Sep- Der Gottesdienst ist auch weiter über YouTube (Marien- tember zwei langjährige Mitar- pfarre.at) abrufbar. beiter aus der Marienpfarre im Hernals Wiener Stephansdom von Kar- dinal Christoph Schönborn zu Ständigen Diakonen geweiht: Dr. Peter Bartsch und Dr. Johannes Kirchner. Beide werden ihr Amt als Diakone ehrenamtlich in der Marienpfarre, wie auch im Pfarrverband und darüber hinaus ausüben. In der Marienpfarre der Redemptoristen wirken nun gleich vier Diakone: Hauptamtlich: Rudi Mijoc. Als Sakristei-Chef und besonders bei Begräbnissen eingesetzt: Diakon Br. Josef Doppler CSsR, sowie die neuen Diakone. Bei der Stadtwallfahrt am 27. Septem- ber feierten beide Neugeweihten ihre sog. „Primiz“. Die vier Diakone mit P. Lorenz Voith Sozialfond Die Marienpfarre und das Redemptoristenkolleg haben einen eigenen „Sozial-Hilfsfond“ für Menschen eingerich- tet, die unter der „Corona-Pandemie“ zu leiden haben; so u.a. Arbeitslose, Alleinerziehende, Menschen ohne hinreichende soziale Unterstützung, sowie auch Fami- lien in großer Not. Bis Oktober 2020 sind bereits knapp 13.000,- € eingegangen. Schritt für Schritt soll konkret und ohne Bürokratie geholfen werden. Daneben werden weiterhin auch aktuelle Projekte in der Diözese Varanasi („Corona-Hilfe“, soziale Notversorgung, u.a.) gefördert. Kaplan John Britto, der in Hernals als Aushilfskaplan wirkt dieser Diözese. Weitere Informationen (mit Angabe auch und sein Doktoratsstudium in Wien absolviert, stammt aus der Spendenkonto-Nummer) unter: www.marienpfarre.at Interreligiöses Friedensgebet Die Marienpfarre in Wien-Hernals lädt an jedem Freitag (16:00 Uhr) zu einem INTERRELIGIÖSEN FRIEDENSGEBET auf dem Clemens Hofbauer- Platz (vor der Marienkirche der Redemptoristen) ein. In der Lockdown-Zeit wird dieses Gebet online unter www.marienpfarre.at gesendet. In den westlichen Bezirken Wiens leben viele Menschen aus verschie- denen Kulturen, Kirchen und Religionen zusammen. Das FRIEDENS- GEBET soll um den Frieden in der Stadt werben, den „gemeinsamen Weg als Menschen in den Augen Gottes“ betonen und den Dialog über alle Grenzen hinweg fördern. Auch Vertreter von Muslimen und anderen Religionen sind am Gebet beteiligt. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus der Marienpfarre, die seit vielen Jahren viele Migranten aus zahlreichen Ländern aufgenommen und betreut haben und weiter betreuen, haben diese Initiative gestartet. Im Jahr 2015/2016 wurden tausende Flüchtlinge in den Räumen der Marien- pfarre temporär aufgenommen und betreut. 4 KLEMENSBlätter 4/2020
Aus unseren Klöstern † Schwester Maria Notburga OSSR von der Mittlerin aller Gnaden (Monika Lumassegger) Umgebung. Sie verbrachte viel Zeit in *26.März 1926 - † 8. August 2020 der Kapelle um im Rosenkranzgebet Unser Erlöser Jesus Christus hat unsere liebe Mitschwester die Nöte von Kirche und Welt, und Sr. Maria Notburga, am Morgen des 8. August 2020 zu sich besonders einzelne Schicksale vor Gott in die ewige Heimat gerufen. Sr. M. Notburga zu bringen. Die Entlas- Lauterach wurde am 26.3.1926 in Schlaiten/Osttirol tung von der schweren geboren. Sie wuchs mit 4 Geschwistern in Gartenarbeit und der Waschküche nutzte Sr. einer gläubigen Familie auf dem elterlichen Maria Notburga, um unentwegt Socken zu Hof auf. Am 26. September 1955 kam sie stricken, um vielen nicht nur die Seele, son- nach Lauterach, um die Gemeinschaft der dern auch Herz und Füße zu wärmen. Sr. Maria Redemptoristinnen kennenzulernen. In einer Notburga war zeitlebens ihrer Verwandtschaft spontanen Entscheidung blieb sie hier und trat in Osttirol verbunden und interessierte sich am 1.10. 1955 in unsere Gemeinschaft ein. Ihr auch stets für die Geschicke ihrer Heimat- praktischer Sinn und ihre vielen Talente waren gemeinde. Ihren letzten Weg musste unsere sehr willkommen. Lange Jahre war Sr. Maria liebe Mitschwester in der Weggemeinschaft Schwester Maria Notburga OSSR Notburga mit Leib und Seele Gärtnerin; aber mit dem Gekreuzigten gehen – sie hat auch auch die damals noch sehr mühsame Arbeit in der Wasch- dieses Los tapfer und bewusst auf sich genommen. Der küche verrichtete sie mit Hingabe. Mit besonderer Liebe Herr schenke ihr die Erlösung in Fülle. Am 11. August wurde wusch sie die Kirchenwäsche für viele Kirchen in der Sr. Notburga auf den Klosterfriedhof in Lauterach beigesetzt. 10 Jahren Kustos der St. Alfons-Kirche Für dieses Engagement wurde er von der Orth. Kirche vor einem Jahr mit einem Ehrenzeichen geehrt. Heute finden in der St. Alfons-Kirche monatliche orthodoxe Liturgien, sowie weiter- Leoben hin wöchentlich röm. kath. Mes- sen und andere Feierlichkeiten statt; die Zelebranten für die kath. Messen werden aus diversen Gegenden in der Steiermark organisiert. „St. Alfons ist ein besonderer Ort der gelebten Ökumene“, wie ein hoher Geistlicher fest- hielt. Höhepunkte in jedem Jahr sind u.a. die „Wasser- weihe“ mit dem orthodoxen Metropoliten an der Mur, das Alfons-Fest rund um den 1. August, sowie der Karl Mlinar mit Alfons-Statue „Gösser-Kirtag“ mit einem eigenen „Kloster- kirchen-Stand“. Mit einem kleinen Team betreut Karl Seit zehn Jahren ist Karl Mlinar Kustos der Alfons- Mlinar, der für seine Verdienste auch zum Oblaten Kirche in Leoben. 2010 wurde ihm dieses Amt von der (Ehrenmitglied) der Redemptoristen ernannt wurde, die Provinz übertragen, nachdem die letzten Redemptoris- Alfons-Kirche. „Die Alfons-Kirche ist mir schon immer ten-Patres Leoben verließen. Seit dieser Zeit finden an ein besonderes Anliegen gewesen; ich bin dankbar, dass jedem Samstag weiterhin Gottesdienste statt, bzw. dar- ich hier in der Tradition der Redemptoristen die Kirche über hinaus zahleiche Gebetszeiten und andere kultu- weiter betreuen kann – mit meiner Gattin und mehreren relle Veranstaltungen. Die Kirche ist täglich geöffnet und Helferinnen an meiner Seite. Auch in der Corona-Zeit erfreut sich eines regen Besuches. Ende 2014 wurde die halten wir die Kirche offen und laden zum Gebet und Kirche der griech. Orth. Kirche in Österreich übergeben. zur Liturgie ein“, so Karl Mlinar in einer Stellungnahme. Bei der Übergabe war auch der Ökumenische Patriarch Mlinar leitet auch eine „Sektion“ des St. Klemens Bartholomaios aus Konstantinopel nach Leoben gekom- Hofbauer-Komitee in Leoben. Vor der ehrenamtlichen men. Die Kirche wurde der „Mutter von der Immer- Übernahme als Kustos der Alfons-Kirche, war Mlinar währenden Hilfe“ geweiht. Hr. Mlinar setzte auf Wunsch u.a. Gemeinderat der Stadt Leoben und viele Jahre als des neuen Eigentümers seine Aufgabe als Kustos fort. Kaufmann führend im Meinl-Konzern tätig. KLEMENSBlätter 4/2020 5
Aus unseren Klöstern 90 Jahre jung - Frau Hermine Schwarz Man kann es nicht glauben: sie für P. Koloman 30 Jahre Die „Pfarrerminnerl“, wie sie weit lang der gute Geist im Haus, über die Ortsgrenzen von Mautern war eine eifrige Mesnerin. Seit genannt wird, feiert am 17. Dezem- 2013 bewohnt sie eine kleine ber ihren 90. Geburtstag. Wohnung in der Hauptstraße. Mautern Man sieht es ihr nicht an, wenn Sie ist interessiert nicht nur am sie täglich unterwegs ist, ob Geschehen in der Pfarre, son- bei einem Besuch beim lieben Gott in einer der beiden dern auch, was in der Weltkirche Kirchen oder beim Besuch bei alten Menschen. Trotz geschieht. Man staunt, woher der durch Corona erschwerten Besuchserlaubnis, lässt sie in diesem gesegneten Alter Frau Hermine Schwarz sie sich im Landespflegeheim einen Termin geben und all die Informationen bekommt. besucht alte, kranke Mauterner. Frau Minnerl ist von Als Verteilerin des Klemensblattes bekundet sie nach wie Mautern nicht wegzudenken. Als junges Mädchen ist sie vor ihr Interesse am Leben der Redemptoristen. 8 Kapläne über Vermittlung ihres Bruders P. Anton Schwarz 1946 als der Pfarre, die von der Kongregation der Redemptoristen Helferin im Pfarrhof bei P. Wilfried Linkenseder nach gestellt waren, hat sie in bester Erinnerung. Mautern gekommen. Sie blieb dem Pfarrer bis zu seinem Wir wünschen Frau Minnerl für die Zukunft alles Gute, Sterben im Jahre 1982 treu, und auch im Anschluss war vor allem Gottes Segen und Gesundheit. Eine Tür geht auf, ... „Wenn Gott eine Tür Angestellte. Zur Pfarre gehörten noch in den 70iger zuschlägt, öffnet er eine andere.“ Jahren rund 10.000 Katholiken, heute sind es rund Mit diesem alten Sprichwort hat 4000. Anstelle eines alten Fabriksgebäudes wird 1973 mich anfangs September der ein neuer Pfarrzentrum gebaut inklusive Theatersaal, Maria am Gestade Bischofsvikar von Wien-Stadt, in welchen sich ein reges pfarrliches und gesellschaft- Dariusz Schutzki liches Leben entfaltete. 50 Jahr leitete empfangen. Da mein Sabbatjahr der aus Holland stammende Pfarrer 2019/20 zu Ende ging hielt ich nach Henk Landmann die Pfarre. Im Rah- einer neuen pastoralen Aufgabe men des Strukturprozesses soll die Ausschau. Ich habe Ihnen in den Pfarre in nächster Zeit mit drei weite- Klemensblättern bereits berichtet, ren Pfarren zu einer Seelsorgeeinheit dass ich 2019/20 ein Sabbatjahr zusammenwachsen. Somit wurde ich machte und im März 2020 6 Wochen nun für ein Jahr für die Pfarre Namen in Palästina verbracht habe. Was war Jesu zum Pfarrmoderator ernannt. Ich der Anlass für dem Bischofsvikar, mich betrachte es als Fügung Gottes, dass mit diesen Worten zu empfangen? mich für diese Zeit des Überganges Ganz unerwartet war Ende August die Erzdiözese Wien zum Pfarrmode- der Pfarrer der Pfarre Namen Jesu im rator ernannt hat. 12. Wiener Bezirk im 62. Lebensjahr verstorben. Inzwischen habe ich die ersten Schritte in der Pfarre gemacht und Die Pfarre Namen Jesu in Wien- schon eine Reihe MitarbeiterInnen Meidling ist eine junge Pfarre. Sie kennen lernen dürfen. Ich erlebe die wurde 1939 zur Pfarre erhoben unter Gedenkgottesdienst für die Pfarre sehr lebendig, auch wenn der Bezeichnung: „Namen Jesu Verstorbenen am 2. November momentan viele Aktivitäten auf Gemeinschaft“. 1945 wurde der Bahn- Grund von Corona ruhen müssen. knotenpunkt Meidling und auch die Kirche bombar- Ich sehe meinen Auftrag in der neuen Pfarre als diert und in Schutt und Asche gelegt. 1950 konnte der Geschenk, hier seelsorglich wirken zu können und Grundstein für eine neue Kirche gelegt werden und am gleichzeitig in der Gemeinschaft der Mitbrüder in Maria 21.12.1950 durch Kardinal Innitzer eingeweiht werden. am Gestade zu wohnen und bitte und danke im Voraus Das Pfarrgebiet umfasste zur Hälfte Gemeindebauten für Ihr Gebet. und die Bewohner waren vorrangig ArbeiterInnen und P. Josef Kampleitner 6 KLEMENSBlätter 4/2020
Aus unseren Klöstern Die Wiederbelebung des Bergaltars „Der Berg war schwarz vor Leut“ so sagen noch heute Menschen, die bei den großen Vertriebenenwallfahrten Mitte Schönenberg letzten Jahrhunderts dabei waren. Vor allem als Bundes- kanzler Adenauer zu Gast war sollen es bis zu 50 000 Besucher gewesen sein. Gefeiert wurde am Bergaltar. Das heißt die Altarinsel stand am unteren Ende des Berges und die Gottesdienstbesucher standen am Hang aufwärts Richtung Wallfahrtskirche. Das ist lange her. Für die Vertriebenenwallfahrt wurde das Altarzelt zum letzten Mal im Jahr 2008 aufgebaut. Ein kurzes Stelldichein gab es zur 1250-Jahrfeier im Jahr 2014 als am Bergaltar der Fronleichnamsgottes- dienst zusammen mit den Stadtgemeinden gefeiert wurde. Seit dem war es aber still um den Bergaltar geworden und der Platz verwilderte immer mehr. Gottesdienst mit P. Jens Bartsch In Zeiten von Corona sieht die Sache aber plötzlich gefeiert werden. Passend zum Pfingstfest als die anders aus. Denn in der Kirche sind die Sitzplätze sehr Jünger erfüllt durch den Heiligen Geist ihre eingeschränkt und Singen ist nicht erlaubt. Warum Kammer verließen, haben wir das Kirchengebäude also nicht im Freien am Bergaltar feiern? verlassen um unter freiem Himmel Gottesdienst zu Durch die tatkräftige Unterstützung des Garten- feiern. Für viele, die gekommen waren: ein befreiendes bauvereins und des technischen Hilfswerk wurden die Gefühl. Zwar waren es noch nicht die Zahlen wie zu Voraussetzungen für Freiluftgottesdienste innerhalb Adenauers Zeiten, doch verteilten sich schon etliche kurzer Zeit geschaffen. Und so konnte an Pfings- Personen über den ganzen Berg. ten nach vielen Jahren wieder Messe am Bergaltar Neuer Pfarrer am Schönenberg Am 13. September 2020 war es soweit: Die Seel- sorgeeinheit Schönenberg bekam nach einem Jahr Vakanz einen neuen Pfarrer. Auf die Einführung freuten sich nicht nur die Mitbrüder vom Kloster, auch der Kirchengemeinderat, verschiedene Vereine und Gruppen, sowie die politische Gemeinde bereiteten einen herzlichen Empfang. Bei herrlichem Wetter stellte sich in allen vier Gottesdiensten des Sonntags P. Martin Leitgöb in einer sehr persönlichen Predigt vor. Vielen ist er kein Unbekannter; war er doch schon als Diakon und Vikar (Kaplan) von 2006 bis 2007 auf dem Schönenberg tätig. P. Leitgöb mit Vertretern der Gemeinde Es wurden vormittags eine Messe in der Kirche, sowie ein Familiengottesdienst auf dem Bergaltar im neuen Pfarrer. Die Musikgruppe „Impuls“, der Kirchen- Freien gefeiert. Corona-bedingt konnte der offizielle chor und die Rattstadter Blaskapelle umrahmten die Teil nachmittags (nur) vor geladenen Gästen statt- Gottesdienste musikalisch. Abends konnten am Berg- finden. Der Oberbürgermeister von Ellwangen, die altar bei einem Jugendgottesdienst viele Firmlinge den Ortsvorsteherin vom Schönenberg und Vertreter von neuen Pfarrer P. Leitgöb kennenlernen. den Nachbarpfarreien und Ordensgemeinschaften, sowie von Vereinen und Organisationen begrüssten den Br. Marinus Marx KLEMENSBlätter 4/2020 7
Brief des Provinzials Liebe Freunde der Redemptoristen! Wir stehen am Beginn des Advents. Ein neues Kirchenjahr beginnt und wir bereiten uns auf Weihnachten vor. Advent ist nicht schon Weihnachten, sondern will hinführen zum Weihnachtsfest. Bisher war klar, wie wir dieses Und der Prophet Zefanja lässt uns Einer, Fest feiern. Jetzt ist es durch die Pandemie unsicher geworden. wissen: der Rettung bringt „Bereitet den Weg des Herrn! „Der Herr, dein Gott, Wir haben oft den Eindruck, als Macht gerade seine Straßen!“ So ist in deiner Mitte, sei Gott nicht da, als sei er schwach! verkündet es Johannes der Täufer. ein Held, der Rettung bringt. Jedenfalls greift er nicht ein. Das war Doch was sollen wir tun, um dem Er freut sich die Not der Menschen in Jerusalem Herrn die Wege zu uns vorzuberei- und jubelt über dich, damals: der Tempel ist zerstört, das ten? er erneuert seine Liebe zu dir.“ Leben im verwüsteten Land unend- (Zef 3,17) lich mühsam – wo ist denn unser Falls Sie es nicht wissen oder Gott? unschlüssig sind: Zunächst müs- Für mich sind diese Worte des Dieser lähmenden Resignation sen wir gar nichts machen. Es Propheten eine großartige Gottesrede. setzt der Prophet ein kraftvolles hängt nicht von unserem Bemühen, Diese Worte richten sich ursprüng- Gottesbild entgegen: Ein Held, der von unserer Leistung, von unserer lich an die Bewohner Jerusalems, die kämpft, der stark ist, der rettet, der Frömmigkeit ab. Entscheidend ist, unter der Besatzung der Babylonier ganz auf der Seite der Schwachen dass Gott auf uns zukommt, dass er und Perser leiden. Sie haben keine steht. sich einen Weg zu uns bahnt. Nicht Perspektiven mehr. Sie versinken in Und dieser Gott freut sich über uns wir müssen die Straße bauen, dass Passivität und Mutlosigkeit – resig- Menschen und erneuert seine Liebe er zu uns kommen kann, sondern er nieren. Inmitten dieser leidvollen Lage zu uns. Ein schier unglaubliches nähert sich von sich aus und will uns hören sie die Botschaft: Dein Gott ist Gottesbild: Gott, verliebt in uns Men- seine Gegenwart schenken. in deiner Mitte! schen. Er kann von uns Menschen Jahwe, dieser Gottesname in der nicht lassen. Im Advent erwarten wir „Gott naht sich mit neuer Huld“, Bibel, bedeutet ja: Ich werde für euch die Ankunft dieses uns immer neu heißt es in einem Adventslied. Gott da sein. liebenden Gottes, der für uns da ist naht sich uns, weil er uns kennt, weil In diesem alten Gottesnamen ist - bedingungslos, der für uns kämpft er uns sieht und um unsere Fragen eindrucksvoll verdichtet, wie das und uns Rettung bringt. Nehmen und Nöte weiß. Volk Israel seinen Gott im Laufe der wir seine Ankunft wahr? Gibt es in So singen wir zurecht (Gotteslob Geschichte erfahren hat: Er ist für unserem Alltag noch einen Platz für Nr. 221): uns da – auch wenn wir oft gemeint unseren Gott? hatten, es gehe nicht mehr weiter. „Kündet allen in der Not: Die Situation war mitunter völlig Das dreifache Fasset Mut und habt Vertrauen. Bald wird kommen unser Gott; verfahren. Und plötzlich tat sich gegen alle Erwartung ein neuer Weg Kommen Gottes Herrlich werdet ihr ihn schauen. auf! In seinen bekannten Adventspredig- Allen Menschen wird zuteil Gottes So nennt der Prophet Gott einen ten hat Bernhard von Clairvaux, der im Heil.“ Helden, der Rettung bringt. 12. Jahrhundert lebte, immer wieder 8 KLEMENSBlätter 4/2020
Brief des Provinzials betont, wie das Ankommen Gottes bei uns als Menschen dieser Welt vor sich geht. Er spricht von einem dreifachen Kommen des Herrn: Das erste Kom- men: Im Stall zu Betlehem. Das letzte Kommen wird am Ende der Zeiten sein. Dazwischen kommt er in unsere Gegenwart – und zwar im Hören auf sein Wort, in der Lebensgestaltung aus dem Glauben und in der prakti- zierten Nächstenliebe. Gott kommt Tag für Tag. Er kommt auch heute! Bernhard von Clairvaux meint damit die Ankunft Gottes, die sich im Innern jedes Menschen abspielt. Und das ist der tiefste geistliche Sinn gerade in der Adventszeit: Das Wohnung-nehmen Jesu in uns. Für uns als Christen steht nur an: Sich ihm öffnen - macht hoch die Tür, die Tor macht weit. Das Kommen Gottes in unsere Welt und unser Leben, das ist das Jetzt, das Heute. Angelus Silesius fasst das in die Worte: „Wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in dir, du wärst noch ewiglich verloren.“ Der Advent soll eine Zeit der Besin- nung und der Ruhe sein, um auf- merksam zu werden für das Kommen Gottes. Ich wünsche uns allen, dass wir in dieser Zeit aufrichtig singen können: „Komm, o mein Heiland Jesus Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein, dein Freundlichkeit auch uns erschein.“ (Gotteslob Nr. 218, Strophe 5) Ihnen allen eine besinnliche Adventszeit und ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest! Pater Edmund Hipp CSsR Provinzial hipp@redmuc.de Das Prager Jesulein (oder Prager Jesuskind) ist weltweit eines der bekanntesten Gnadenbilder Jesu. Der hl. Klemens Maria Hofbauer verehrte dieses Bild. Er brachte eine Nachbildung dieser kleinen Wachsfigur - nach seiner Vertreibung - mit nach Wien (1808). KLEMENSBlätter 4/2020 9
Komitee & Freunde 100. Geburtstag: Dr. Martin Riedlinger Martin Riedlinger ist in Deutschland, sowie bis vor wenigen seit Jugendtagen mit den Jahren auch „Ökonom“ des „bildpost- Redemptoristen verbunden. Hilfsverein“. In dieser Funktion konnte er Als Ungar-Deutscher absol- zahlreiche Projekte der Redemptoristen vierte er bis zur Schließung weltweit unterstützen, so in der Ukraine, der Schule (1938) das in Russland oder in Indien. Für seine Gymnasium und Juvenat in Verbundenheit und seine Verdienste, Katzelsdorf. Anschließend wurde er zum Oblaten (Ehrenmitglied) der wohnte er im Kloster Hernals Redemptoristen ernannt. 2018 verlieh ihm und besuchte von dort ein das St. Klemens Hofbauer-Komitee (Wien) Dr. Riedlinger öffentliches Gymnasium. ihre höchste Auszeichnung, die „silberne Durch seine ungarische Staatsbürgerschaft wurde er Ehrennadel“. nicht in den Krieg als Soldat eingezogen, durfte aber Dr. Riedlinger ist verheiratet, Vater von auch in Wien nicht studieren; so ging er für einige Jahre zwei Kindern (und hat mehrere Enkelkinder) nach Berlin. Im Untergrund arbeitete er im kirchlichen und wohnt mit seiner Gattin in der Bereich mit. Nach dem Krieg konnte er in Wien das Wiener Innenstadt. Er ist wohlauf Studium mit dem Doktorat (Dr. phil.) abschließen. Er wurde und wurde in den Tagen rund um den Geburtstag Journalist. Bis Anfang der 60-er Jahre leitete Riedlinger von verschiedener Seite geehrt bzw. besucht. Ein großes die Redaktion der „Wiener Kirchenzeitung“. Anschließend Fest konnte wegen der „Corona-Maßnahmen“ nicht war er für knapp 30 Jahre Chefredakteur der „BILDPOST“ stattfinden. Es soll nachgeholt werden. Internationale Klemenswallfahrt nach Taßwitz Die diesjährige Klemenswallfahrt am 5. September nach Seit über zwei Jahrzehnten wird diese Wallfahrt orga- Taßwitz war eine echte „Internationale Wallfahrt“. Pilger nisiert. Die Wallfahrt für 2021 steht auch schon fest: und Pilgerinnen aus Österreich, Deutschland, Tschechien, Samstag, 4. September - mit dem Schwerpunkt „Familien“. sowie aus Asien und Afrika waren Teilnehmer an dieser schon traditionellen Pilgerfahrt des St. Klemens Hofbauer- Komitees zum Geburtsort des hl. Klemens Maria Hofbauer. Wallfahrtsleiter dieser Internationalen Klemenswallfahrt war der em. Bischof von Linz Maximilian Aichern OSB. Auch für ihn eine Premiere; er war noch nie vorher in Taßwitz. Bischof Aichern erinnerte an den Werdegang des Heiligen und seine besondere Stellung als „Heiliger Europas“, der Grenzen überwand. Unter Einhaltung der „Corona-Maßnahmen“, waren zahl- reiche Pilger nach Taßwitz gekommen, darunter auch ein vom Komitee organsierter Sonderbus aus Wien. Gruppe mit Bischof Aichern nach dem Gottesdienst Innsbruck: Klemens Hofbauer-Freundeskreis Der Klemens Hofbauer-Freundeskreis versucht in Innsbruck weiterhin das „Erbe“ der Redemptoristen zu pflegen. Das ist nicht immer leicht, da auch die Herz- Jesu-Kirche nicht mehr als kath. Kirche verwendet werden kann. Das Komitee trifft sich regelmäßig im Dom zu Gottesdiensten und Treffen, sowie auf gemeinsamen Ausflügen und Pilgerfahrten. Pilgerfahrt nach Kaltenbrunn und Serfaus Das Klemens Hofbauer-Komitee fördert durch ihre Spendenaktion Projekte der Redemptoristen in Albanien und der Ostukraine, bzw. in Nordindien. Nähere Informationen (auch zahlreiche Sonderpostbriefmarken sind erhältlich) erhalten Sie im Sekretariat des Komitees: W.+R. Prokop: prokopwilhelm@gmail.com 0676/6194676, oder bei pvoith@ymail.com. Spendenkonto des Klemens Hofbauer-Komitees: IBAN: AT04 1919 00000025 4375 (Schelhammer&Schattera) für St. Klemens Hofbauer-Komitee. 10 KLEMENSBlätter 4/2020
Orden & Provinz Video-Konferenz 1: Video-Konferenz 2: Europa Provinz Wien-München Vom 5. bis 8. Oktober fand die Jahreskonferenz der „Konferenz Europa“ der Redemptoristen statt; wiederum Zum ersten Mal in der Geschichte der Provinz als Video-Konferenz, da die ursprünglich geplante wurde das diesjährige Provinzkapitel der Provinz Tagung in Albanien „Corona-bedingt“ nicht möglich Wien-München als Video-Konferenz abgehalten. war. Teilnehmer waren alle Provinziale und Vokale Täglich trafen sich die 12 Kapitulare via Bildschirm der diversen Provinzen und Vizeprovinzen in Europa; zu jeweils zwei Vormittags- und zwei Nachmittags- als Beobachter mit dabei war auch der Generalobere einheiten. P. Martin Leitgöb war als Kapitelsekretär P. Michael Brehl. Moderator dieser Tagung. Mit dabei war auch der Koor- dinator der „Konferenz Europa“ P. Johannes Römelt. Themen waren u.a. der Prozess der Restrukturierung und der „Föderation“ mit den nord-westeuropäischen Provinzen, die „pastoralen Prioritäten“ in Europa und in der Provinz, sowie aktuelle Anliegen in den Häusern. Die Provinz zählt derzeit 91 Mitglieder, welche in vier Kollegien in Österreich und in fünf Kommunitäten in Süddeutschland leben und wirken. Video-Konferenz in der Generalleitung in Rom † Pater Josef Dudek Pater Josef Dudek verstarb am 14. November im 82. Lebensjahr an einer Lungenentzündung (Covid 19) im Kloster Tuchow in Polen. P. Dudek kam als junger Priester nach Dänemark und wechselte in der Folge in die Wiener Provinz. Durch viele Jahre war er Pfarrer in mehreren dänischen Gemeinden und Rektor div. Hauskom- munitäten; auch in diözesanen Gremien wurde er berufen. Durch fast 12 Jahre bekleidete er die Funktion eines Vize- provinzials bzw. Regionaloberen. Mit 72 Jahre zog er in seine Heimat nach Polen zurück und war im Studienhaus in Tuchow und im Noviziats- haus ein gern gesuchter Beichtvater und Seelsorger. RIP. Neuer Kanonikus P. Lorenz Voith wurde am 11. November 2020 bei der Martinus- Feier im Eisenstädter Dom zum Kanonikus des Domkapitels der Diözese Eisenstadt installiert. Als äußere Zeichen wurden u.a. eine Mozetta, Birett und ein Brust-Kreuz übergeben. Das Domkapitel ist ein vom Kirchenrecht eingerichtetes Gremium, welches beschließend oder beratend dem Bischof zur Seite steht und u.a. seine Vertretung wahrnimmt. P. Lorenz Voith ist auch Bischofsvikar für die Orden und geistlichen Gemeinschaften, sowie Vizeregens des Gem. Priesterseminars (für die Diözesen Wien, St. Pölten und Eisenstadt). In Wien ist er u.a. Rektor des Kollegs Hernals und für die Marienpfarre verantwortlich. Domkapitular P. Lorenz Voith KLEMENSBlätter 4/2020 11
Ewige Profess Am 6. September durfte ich meine ewige Profess bei den Redemptoristen in Kloster Gars ablegen, weshalb ich eingeladen wurde einige Zeilen zu schreiben. Die ewige Profess ist ähnlich der Ehe eine Angelegenheit auf Dauer und will insofern gut überlegt sein, zumal diese mit den Gelübden der Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams einhergeht. Die Frage ist sicherlich, wie es dazu kam? Wie kann man so verrückt sein, ein solches Ideal leben zu wollen? Wie kann man heute noch Priester werden wollen oder ins Kloster gehen? Vorweg. Das Große Bang, die Erleuchtung hatte ich nicht! Keine Erscheinungen dafür aber gute Vorbilder und Begleiter. Ablegung der ewigen Profess Priester werden konnte ich mir eigentlich schon immer Nach der Mission fragte ich einen Missionar, „wias vorstellen. Sicherlich bin ich da geprägt vom schlichten den so ausschaugt, ob ma nicht mal mitleben könnte Glauben meiner Großeltern und einem kurzen Intermezzo in so einem Kloster“. Mit 15 oder 16 war ich dann das in einem Altöttinger Kloster-Internat. Der sonntägliche erste Mal im Kloster Gars zu Gast, und es hat mir Kirchgang war für meine Großeltern selbstverständlich, gefallen. Die Gebetsgemeinschaft der Mitbrüder, die und ich war mit am Start. Ein schönes Erlebnis, zumal langen Gänge und die vielen Geheimnisse, die es dieses gelegentlich mit einer Fahr- in so einem alten Kloster zu stunde zu unserem kleinen Weiler entdecken gab, faszinierten in Wies bei Obertaufkirchen enden mich. Für einen Klostereintritt konnte, was nur nebenbei bemerkt hat dies noch nicht gereicht. wenig hilfreich bei meiner ersten Gut Ding will Weile haben. Viele Führerscheinprüfung war, aber dazu Gespräche und Besuche ver- ein andermal. gingen, bis ich dann nach meiner Das grundsätzliche Interesse Lehre zum Industrie-Kaufmann an Glaube und Kirche wurde in mit achtzehn Jahren, 2011 den mir bereits früh geweckt. Der Sprung ins Kloster Cham wagte. zweite wichtige Begleiter, außer- Seitdem ist viel Zeit und ein halb meiner Familie wurde der ganzes Studium der Theologie in Mesner meiner Heimatgemeinde Würzburg vergangen. Jahre des in Obertaufkirchen. Diesen lernte Prüfens und des Geprüft-Wer- ich zufällig 2004 bei der Sakristei- Frt. Wölfl dens. So eine Berufung zum Renovierung von Obertaufkirchen Klosterleben kommt nicht von kennen und ich wurde sein Hilfsmesner. heute auf morgen. Sie braucht Zeit und vor allem eine gute Seit meiner frühen Kindheit übte unsere Pfarrkirche Begleitung. Beides hatte ich, und dafür bin ich dankbar. eine große Faszination auf mich aus. Heimlich Für mich geht’s jetzt in die Pfarrei Dinkelscherben bei schlich ich mich bei der Turmrenovierung auf Augsburg und in Richtung Diakonenweihe, die ich, den Dachboden oder verirrte mich gelegentlich insofern Corona dies zulässt, gerne mit Ihnen feiere. hinter den Hochaltar. Nun wurde ich Teil dieses Projekts Anton sagte mir mal ein Mitbrüder: „ Wenn die Leute und viele Stunden vergingen mit der Vorbereitung für wüssten wie schön es im Kloster ist, dann hätten wir die Feste des Kirchenjahres. Dieses Wirken in der hier keinen Platz mehr“. Leider haben wir sehr viel Platz, Kirche war für mich wichtig. Man hat am Ende des nur nicht in den Klemensblättern, weshalb ich nun ende. Tages gesehen, was man gemacht hat und konnte stolz auf die eigene Leistung sein. Für dieses besondere Weihnachten zu Corona- Folgenschwerer für meinen Lebensweg war jedoch Zeiten wünsche ich Ihnen alles Gute und Gottes reichen die Gemeindemission 2006 in unserem Pfarrverband, Segen. Bleiben Sie mir gesund! bei der ich zum ersten Mal Redemptoristen kennen- gelernt habe. Ihr Frt. Anton Wölfl CSsR 12 KLEMENSBlätter 4/2020
PROJEKTE Hilfe für Indien Bitte unterstützen Sie weiter die Redemptoristen in der Provinz Liguori (Südindien). Viele Kandidaten bereiten sich auf den Priesterberuf vor. Die Ausbildung beginnt für viele Interessenten mit etwa 16 Jahren und endet nach knapp zehn Jahren. Danke für jeden Beitrag für die Ausbildung dieser jungen Redemptoristen, die auch weltweit eingesetzt werden; so in Österreich (Burgenland – Seelsorgeraum: Pöttsching/ Bad Sauerbrunn/Neudörfl/Sigles/Krensdorf), in Süddeutsch- land, Kanada, den USA und in Libanon, wo die Patres den Menschen nach den großen Explosionen besonders beistehen. Danke für jeden Beitrag! Die Neupriester der Provinz Hilfe für Albanien Drei Redemptoristen leiten mit einer Schwesterngemein- schaft mehrere Gemeinden. Neben der sehr hohen Arbeits- losigkeit und der sozialen Not vieler Familien, erschütterte im November 2019 ein Erdbeben das Umland von Tirana. Viele Häuser und andere Einrichtungen wurden zerstört oder beschädigt. Im Dezember wurde das Kloster der Redemptoris- ten durch einen Brand beschädigt. Seit der Corona-Pandemie, die auch Albanien erfasst hat, arbeiten die Redemptoristen vor allem für Jugendliche und Familien. Danke für jede Spende! Beim Jugendcamp im Sommer in Albanien Hilfe für Afrika Afrika ist der Kontinent mit der größten steigenden Zahl an Christen weltweit. In vielen Regionen wird aber Krieg geführt, viele Gebiete leiden unter Dürre und Vertreibung. Die Redemp- toristen (der Solidaritäts-Fonds) helfen vor Ort. Im Jahr 2019 konnten mit den Spenden über 80 Projekte im Brunnenbau in Mosambique geschaffen werden. Mit Hilfe von Spenden und durch Experten werden in vielen Dörfern neue Brunnen gehoben und entsprechend adaptiert. Hilfe zur Selbsthilfe! Brunnenbau in Afrika Meßintentionen Danke für die Überweisung von € 9,- für eine Messintention. Wir geben diese Intentionen an unsere Missionen (besonders nach Albanien, Ukraine) weiter. Die Mitbrüder in diesen Ländern feiern jeweils einen Gottesdienst in ihrem Sinne („Intention“). Mit ihrer Unterstützung sichern Sie zugleich den Lebensunterhalt der Patres und Priester; die Messintentionen sind wesentliche Grundlagen für den täglichen Lebensunterhalt. Bitte verwenden Sie den beigelegten Zahlschein oder das auf Seite 2 angeführte Konto! DANKE FÜR IHRE SPENDE UND UNTERSTÜTZUNG! KLEMENSBlätter 4/2020 13
Thema Der „zweite Apostel“ Wiens: Pater Franz Tendler Teil 1 Von P. Lorenz Voith Als ich vor knapp drei Jahren meinen Dienst als fortsetzen und abschließen. Seine „geerdete Frömmig- Vizeregens im Gemeinsamen Priesterseminar der drei keit“ machte auf seine Mitschüler Eindruck. „Das wird ostösterreichischen Diözesen begann, fand ich beim noch ein Heiliger“, so der Tenor vieler seiner Kollegen. Eingang der Priesterseminarkirche eine große Gedenk- Sein Vater erlaubte Franz nach Abschluss der „Huma- tafel für einen Redemptoristen: Pater Franz Tendler. niora“, das zweijährige Studium der Philosophie. Franz P. Tendler wurde 1934 - nach der Exhumierung aus der traute sich nicht, den Vater die Erlaubnis abzuringen, Grabstätte der Redemptoristen am Zentralfriedhof - in Priester, ja auch Redemptorist, zu werden. Mehr und die Gruft der Priesterseminarkirche überführt. In meinen mehr suchte er Zugang zu den Redemptoristen in Maria Nachforschungen fand ich zahlreiche Schriften über Pater am Gestade; er lernte die damals noch junge Gemein- Tendler; ja auch eine Straße in Wien-Alsergrund trägt schaft kennen und schätzen. Bei vielen Bürgern Wiens seinen Namen:“Tendlergasse“, in der Nähe des AKH. wurden die Redemptoristen aber eher misstrauisch Klemens Hofbauer verstarb beäugt; so auch in der Familie am 15. März 1820; wenige Tendler. Tage später, am 21. März, kam Tendler in Wien zur Welt. Später nannte man Nicht leicht, ihn „Apostel Wiens“; ein Redemptorist bekannter Kirchenmann jener Zeit sprach im vollem zu werden Ernst: „Gibt’s in Wien Ein Eintritt des Tendler-Sohnes einen Heiligen, so ist’s der gerade in diese Kongregation Pater Tendler“. 1902 starb kam also nicht in Frage. P. Tendler mit 82 Jahren. Franz erreichte mit knapp 18 Jahren die Zustimmung des In zwei Teilen will ich Vaters zum Eintritt in das erz- einige Abschnitte aus bischöfliche Priesterseminar. dem Leben dieses bemer- Er sollte hier zwei Jahre blei- kenswerten Redemptoristen für die Klemensblätter ben und das Studium der Theologie an der Universität beschreiben. Eine kleine Gedenk-Schrift über diesen absolvieren. Sein Ziel, Redemptorist zu werden, blieb heiligmäßigen Pater soll bis Anfang 2022 erscheinen; weiterhin aufrecht. 1839 erhielt Franz die „niede- dem 300. Jahrtag der Grundsteinlegung der früheren ren Weihen“. In der folgenden Zeit rang er dem Vater Waisenhauskirche und heutigen Priesterseminarkirche. dann doch die Zustimmung ab, in die Kongregation der Redemptoristen eintreten zu dürfen; „es war nicht Ein echter Wiener leicht“, wie Franz Tendler selbst berichtete. Franz erbat die Entlassung aus dem Priesterseminar und um Auf- Die Familie Tendler war eine eingesessene Wiener nahme bei den Redemptoristen. P. Passerat nahm Familie; der Vater war Buchhändler. Die Mutter von Franz mit offenen Armen auf und entsandte ihn in das Franz stammte aus Absam in Tirol. Franz wuchs im Noviziat nach Eggenburg. Ein Mitnovize war der spätere sog. „Trattnerhof“ im Zentrum von Wien auf, mit Blick Provinzial Pater Kassewalder, der durch viele Jahre zu auf den Graben. Nach dem Besuch der Normalschule einem besonderen Vertrauten von P. Tendler wurde. erhielt Franz Privatlehrer; seine Prüfungen absolvierte Nach dem Noviziat vollendete er in Mautern/Steiermark er im Schottengymnasium der Benediktiner. Schon seine theologischen Studien; 1842 erhielt er die Dia- seit Kindertagen zeigte sich seine besondere Bega- konen-Weihe; da wegen seines jungen Alters eine bung zum Priesterberuf. Nach der Firmung lernte er Dispens aus Rom abgewartet werden musste, wurde die Redemptoristen in Maria am Gestade kennen und Franz erst zwei Monate später, am 21. Dezember 1842 schätzen; besonders den Generalvikar des Ordens, in Graz zum Priester geweiht. Ein wichtiges Ziel war Pater Joseph Passerat. Der Vater plante für seinen Sohn erreicht. Nach der Weihe machte er sich auf in die die Nachfolge seines Geschäftes. Doch es kam anders. Heimatstadt Wien, wo er am 25. Dezember seine erste Er durfte seine Studien am Akademischen Gymnasium feierliche Messe (Primiz) feierte. 14 KLEMENSBlätter 4/2020
Thema Pater Franz Tendler (1888) Eggenburg und Stein Beichtpater und Exerzitien-Begleiter; auch an einigen Missionen in der Erzdiözese Wien durfte er teilnehmen. Nach der Priesterweihe versetzte P. Passerat den Jung- priester nach Eggenburg; dort war er für einige Monate Sozius des Novizenmeisters; er sollte dessen Nach- Vierzig Jahre im Dienst folger werden, was er aber schon aufgrund seines Alters an der Jugend abwehrte; so wurde er Spiritual der Redemptoristinnen in Stein an der Donau und Kirchenrektor der Klosterkirche. Ab 1858 begann ein neuer Lebensabschnitt, der ihm ein Leben lang prägte und letztlich zum „Apostel Revolution und Vertreibung Wiens“ machen sollte. Sein jahrzehntelanges Wirken als Spiritual der Schulbrüder und Geistlicher Direktor des Mit der Revolution 1848 wurden die Redemptoris- Kaiserlichen Waisenhauses in Wien-Alsergrund, sowie ten aus Österreich verboten und vertrieben; das traf als Mitgründer und spiritueller Leiter der „katholischen auch Pater Tendler, der nun mehrere Jahre unterwegs Jünglingsbewegung“. Die Waisenhauskirche wurde war; vor allem in Süddeutschland. Über Altötting kam ihm als Kirchenrektor anvertraut; hier begann sein er nach Neuburg an der Donau, wo er wirken durfte. Wirkungsradius zu wachsen. Er wurde zu einem der Später folgen Jahre als Volksmissionar in mehre- geachtetsten Priesterpersönlichkeiten der Kaiserstadt. ren bayrischen Diözesen; wobei ein besonderes Charisma zu leuchten begann: seine Art und Weise der geistlichen Begleitung und des Beichtdienstes. P. Tendler war „in den Spuren von Klemens Hofbauer“ unterwegs, so einer seiner Biografen. Seine große Wertschätzung und Barmherzigkeit den Einzelnen gegenüber, wurde sehr beachtet. Auch sein Einsatz auf den Schönenberg (Ellwangen) ist bezeugt. Seine Predigten zeichneten sich aus in der „klaren und packender Einfachheit“, wie Zeugen vermerkten. Nach Wien zurück Pater Tendler mit seinem „katholischen Jünglingsverein“ Die Redemptoristen wurden nach den Stürmen der Revolution wieder in Österreich zugelassen. 1854 kam Über diese 40-jährige segensreiche Tätigkeit von auch P. Tendler nach Wien zurück; gerade in diesem Pater Tendler, dessen Wirken von der Kirche, vom Herbst wütete die Cholera in Wien; auch sein Vater Kaiser und der Stadt Wien in mehrfacher Weise geehrt wurde Opfer dieser Seuche. Ein schwerer Schlag werden sollte, erzählen wir in der nächsten „Klemens- für Franz Tendler. In Maria am Gestade wirkte er als blätter“-Ausgabe. KLEMENSBlätter 4/2020 15
Thema Klemensjubiläum: Ein dankbarer Blick zurück Dag Hammarskjöld (1905-1961), riert – auf vielen Ebenen: in unserer an der italienischen Nationalkirche, der schwedische Politiker und weltweiten Ordensgemeinschaft, dann war er Schwesternseelsorger mystisch begabte Christ, hat ein- in unserer Ordensprovinz Wien- an der Kirche St. Ursula – schwache mal in sein Tagebuch geschrieben: München und in unseren Nachbar- Fundamente für ein frucht- „Dem Vergangenen Dank! Dem provinzen, in seiner südmährischen bares seelsorgliches Wirken. Aber Kommenden Ja!“ Dieses Wort Heimat und an seinen beiden großen Klemens hat nicht aufgegeben. Ist wird häufig an Jahreswechseln Wirkungsorten Warschau und Wien. das nicht auch eine Botschaft für zitiert. Bald steht wieder einer Manche Menschen haben sich an unsere schwierigen Zeitverhält- bevor. Wir Redemptoristen haben den heiligen Klemens wie an einen nisse, die uns so sehr fordern und in den vergangenen Monaten den vergessenen Bekannten neu erinnert, manchmal bis an den Rand unserer 200. Todestag von Klemens Maria andere sind überhaupt zum ersten Kräfte bringen? Hofbauer gefeiert. Wir dürfen dank- Mal auf ihn gestoßen. bar zurückschauen, obwohl sich Nicht aufgeben! Das ist auch die Jubiläumsfeierlichkeiten ganz die Devise unseres Klemensjubi- anders gestalteten als ursprüng- Nicht aufgeben! läums gewesen. Wir mussten von lich geplant. Viele Festgottes- einzelnen Plänen Abschied nehmen, dienste und Veranstaltungen sind Dankbar dürfen wir auch dafür das ja. Zuletzt wollten wir am entweder ganz ausgefallen oder sein, dass wir jene Zwischenräume 9. November die von Musikstudenten konnten nur in reduzierter Weise nützen konnten, die uns vom komponierte Klemens-Vesper am begangen werden. Sollen wir Pandemiegeschehen gestattet Gründungstag unserer Kongregation, deswegen jammern oder traurig wurden. Der heilige Klemens war dem 9. November, zur Aufführung sein? Nein! Wir dürfen uns viel- sein ganzes Leben lang ein wahrer bringen. Der neuerliche Lockdown im mehr staunend auf das Gelun- Meister in der Nutzung von September hat das verhindert. Aber gene konzentrieren. Dazu gehört Zwischenräumen. Nicht immer wir geben nicht auf. Es wird auch vor allem: Der heilige Klemens hatte er eine große institutionelle eine Zeit nach der Pandemie geben. war im Gespräch, es wurde über Basis zur Verfügung. Denken wir Die Studenten der Wiener Musikuni- ihn nachgedacht und geschrie- bloß an seine letzten Lebensjahre in versität werden dann ihre Komposi- ben, er hat zu Aktivitäten inspi- Wien. Zuerst war er Aushilfspriester tionen zur Ehre Gottes und zu unserer 16 KLEMENSBlätter 4/2020
Freude zu Gehör bringen. gemeinschaft in Wien zu wirken. Zu Weihnachten 2020 sind es als 200 Jahre, dass die Redemptoristen nach Ausstellung in „Quo Vadis“ Maria am Gestade kamen. Von hier aus hat sich die Nicht aufgegeben hatten wir im Sommer den Plan junge Gemeinschaft in einem staunenswerten Tempo- einer kleinen Ausstellung über den heiligen Klemens nach Westeuropa und sogar nach Nordamerika ausge- im Berufungszentrum der Ordensgemeinschaften breitet. „Quo vadis?“ in der Wiener City. An einem lauen Som- Da man zu Weihnachten nicht gut ein Jubiläum merabend am 31. August konnte diese Ausstellung feiern kann, hatten wir uns entschlossen, das Titelfest der schließlich eröffnet werden. Ursprünglich war eine Kirche Maria am Gestade, das Fest der Unbefleckten kleine Eröffnung in den Schauräumen geplant. Wir woll- Empfängnis am 8. Dezember, als Jubiläumsfeier zu ten es dann aber etwas gestalten. Der Generalvi- größer haben und sind kar der Erzdiözese Wien, in den Innenhof vor dem Dr. Nikolaus Krasa, hat „Quo vadis?“ gegan- uns zugesagt, mit uns den gen. Am Ende hatten wir Gottesdienst zu feiern. über hundert Gäste, die Mittlerweile müssen wir mit Abstand zueinander zur Kenntnis nehmen, saßen oder standen und dass die alles dominie- unserem Eröffnungsgast rende Corona-Pandemie Johannes Silberschneider unsere Feiermöglichkeiten lauschten. Der bekannte weitgehend einschränkt. Schauspieler erzählte Wir geben nicht auf. kurzweilig-humorvoll, aber Wir werden das kom- auch nachdenklich über mende Jahr nützen, seine ganz persönliche P. Leitgöb im Gespräch mit J. Silberschneider um unsere Dankbar- Beziehung zum Stadt- keit für die 200 Jahre patron von Wien genauso wie über seine jahrzehnte redemptoristischen Wirkens nach dem Tod des lange Bekanntschaft mit verschiedenen Redemptoristen- hl. Klemens entsprechend zu zeigen. Rund um patres. Musikalisch begleitet wurde der Abend von den Todestag des ehrwürdigen Diener Gottes einem besonderen Duett: Elisabeth Wolfbauer (Flöte) Joseph-Amand Passerat am 30. Oktober werden und Generalvikar Nikolaus Krasa (Klarinette). Für viele wir versuchen, die großen Persönlichkeiten der ersten Besucherinnen und Besucher des Eröffnungsabends Generation der Redemptoristen in Wien ent- war es das erste Mal seit langer Zeit, dass sie wieder sprechend zu würdigen. Pater Passerat war hier in Live-Kultur erlebten. Dementsprechend froh war die Wien 28 Jahre Stellvertreter des Generaloberen des Stimmung. Ordens und hat maßgeblich die großartige Entfaltung „Dem Vergangenen Dank. Dem Kommenden Ja.“ der Gemeinschaft bis 1848 mitgestaltet. Nehmen wir uns diese Haltung ins neue Jahr mit! Aus P. Hans Hütter seiner lebensbejahenden Einstellung hat der heilige Klemens viel Mut und Kraft gewonnen. Sein Beispiel hilft uns, nicht zu verzagen! P. Martin Leitgöb Blick nach vorne: 200 Jahre Redemptoristen in Maria am Gestade Weihnachten 1820 war für die Redemptoristen ein besonderes Fest. Am 24. Dezember 1820 feierten sie mit Pater Joseph-Amand Passerat, der als regionaler Ordensoberer dem hl. Klemens nachfolgte, zum ersten Mal Gottesdienst in Maria am Gestade. Wenige Wochen nach dem Tode des hl. Klemens Maria Hofbauer am 15. März 1820 hat Kaiser Franz I. diese Kirche, die durch viele Jahre geschlossen war, den Redemptoristen zur Seelsorge anvertraut und ihnen gestattet, als Ordens- Maria am Gestade-historische Abbildung aus dem 19. Jht. KLEMENSBlätter 4/2020 17
Am Klemensweg unterwegs Von Generalvikar Nikolaus Krasa, Erzdiözese Wien „Sind Sie auf dem Klemensweg unterwegs?“ Zwei von Pionieren, die quer durchs Weinviertel ins Thayatal Damen sprechen unsere kleine Gruppe auf dem Haupt- pilgerten und denen dieser Weg so gut gefiel, dass sie platz von Retz an. Menschen, die in einer Gruppe offen- ihn in weiterer Folge noch zwei Mal gingen. Und dann sichtlich mehrere Tage zu Fuß unterwegs sind, sind hier hatte diese kleine Gruppe die Idee, die Gehrichtung vermutlich nicht so häufig. Wir erzählen ihnen, dass wir umzukehren, also in Taßwitz zu starten. Und als in wei- vor vier Tagen aus Wien aufgebrochen sind, zu Fuß, auf terer Folge der längere Klemensweg über Hollabrunn, dem neuen Klemensweg, dass wir heute Abend etwas Eggenburg, Retz und Znaim eröffnet wurde war es fast außerhalb von Znaim übernachten werden und morgen so etwas wie eine logische Schlussfolgerung: probieren zu Mittag in der Klemenskirche in Taßwitz mit einer grö- wir doch zumindest in kleiner Gruppe mit Klemens im ßeren Gruppe Messe feiern werden um dann zu Fuß auf Kreis zu gehen. Wien Taßwitz Wien. Und so sitzen wir „unserem“ Weg in dreieinhalb Tagen wieder nach Wien Ende August 2020 am Hauptplatz von Retz im Kaffe- zu wandern. Und wir sagen ihnen, wo es für sie weiter haus und geben Auskunft. geht, wollen sie doch noch ein Stück Richtung Zellern- dorf wandern. Ist ja schon eine ziemlich verrückte Idee, im Hoch- sommer aus dem Stadtzentrum Wiens loszugehen um 229 Kilometer in acht Tagen 8 Tage danach genau dort wieder anzukommen. Zu- Also etwas kürzer: der Autor dieser Zeilen ist heuer gegebener Maßen ein bisschen verrückt. Allerdings, im Sommer sozusagen mit dem Wiener Stadtpatron das denke ich mir öfters in diesen Tagen, auch eine Art, im Kreis gegangen. Von Wien über Stockerau, Eggen- dem Stadtpatron von Wien näher zu kommen. burg, Retz und Znaim auf dem neuen Klemensweg nach Taßwitz und von dort über Joslowitz, Ernstbrunn, Unterwegs mit Klemens Hofbauer Manhartsbrunn und den Bisamberg wieder zurück nach Denn unterwegs war Klemens oft und weit noch Wien. Insgesamt 229 km in 8 acht Tagen. dazu. Mehrfach von Wien nach Rom und retour. Dann Einmal im Kreis: Wien, Taßwitz, Wien. Vom Grab des nach Warschau. Dann der Versuch von Warschau aus Wiener Stadtpatrons zu seinem Geburtshaus und wie- im süddeutschen Raum Redemptoristenklöster zu grün- der zurück. „Because it is there“ soll die Antwort des im den. Schließlich der Rückweg von Warschau nach Wien. Juni 1924 auf dem Mount Everest tödlich verunglück- Weite Wege - ich weiß nicht, ob sich jemand je die Mühe ten englischen Bergsteigers George Mallory gewesen gemacht hat, diese Wegstrecken zusammen zu zählen. sein. „Weil er da ist“ als Antwort auf die Frage, warum Vermutlich käme weit mehr als das Zehnfache unserer Mallory den höchsten Berg der Welt besteigen wolle. heurigen Gehstrecke heraus. Und das ohne Wander- Ob diese Antwort auch für unser Unternehmen gilt? karte auf dem Mobiltelefon, ohne vor reservierte Quar- Also: wir gehen ihn, weil er da ist, dieser Klemensweg tiere, ohne eingeplante Mittagspause, ohne High-Tech und seine Fortsetzung. Vielleicht auch aber nicht nur. Wanderkleidung, wasserdicht, atmungsaktiv und feder- Zunächst gab es da vor mittlerweile 4 Jahren die Idee, leicht - immerhin auf das Begleitfahrzeug, das heute zu Fuß von Maria am Gestade nach Taßwitz zu gehen. die meisten Fußwallfahrtsgruppen begleitet, haben Dazu gesellte sich sehr schnell auch eine kleine Gruppe wir verzichtet. Trotzdem: auch mit diesen modernen 18 KLEMENSBlätter 4/2020
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