Neues von den Märkten - Monatsbericht März 2022 - Union Investment Institutional

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Neues von den Märkten - Monatsbericht März 2022 - Union Investment Institutional
Die Ukraine-Krise sorgt derzeit
                                  für große Unsicherheit und die
                                  negativen Implikationen sind im
                                  Detail nur schwer auszumachen.
                                  Wir raten daher zu einer weit­
                                  gehend neutralen Ausrichtung.
                                  Max Holzer,
                                  Leiter Multi Asset Relative Return

       Neues von den
       Märkten
       Monatsbericht März 2022

Wir arbeiten für Ihr Investment
Die Märkte im Überblick

Zusammenfassung                                                      Konjunktur, Wachstum, Inflation

In der Nacht zum Donnerstag, 24. Februar 2022, hat sich die          Durch die engeren wirtschaftlichen Verflechtungen ist
sicherheitspolitische Lage in Osteuropa deutlich verschärft.         Europa stärker vom Ukraine-Konflikt betroffen als die USA.
Der russische Präsident Wladimir Putin gab in einer Rede be-         Höhere Energiepreise könnten die Kaufkraft privater Haus-
kannt, eine militärische Aktion auf die Donbass-Region be-           halte belasten und bei Unternehmen zu Margendruck
fohlen zu haben. Darüber hinaus soll landesweit die militäri-        führen. Dies dürfte Konsum, Produktion und Investitionen
sche Infrastruktur der Ukraine zerstört werden, auch wenn            etwas bremsen. Folglich könnte sich die europäische Wirt­­
das Land nach Aussage Putins wohl nicht vollständig besetzt          schaft etwas langsamer vom schwachen Winter erholen.
werden dürfte. Ob sich diese Ankündigung bestätigt bezie-
hungsweise wie weit der russische Vormarsch gehen wird,              In dem möglichen Szenario eines anhaltenden Konflikts
bleibt derzeit abzuwarten.                                           ohne weitere wesentliche Eskalation gehen wir davon aus,
                                                                     dass die russische Öl- und Gasproduktion unvermindert wei-
Angesichts der Lage in der Ukraine setzen wir den Kurs der           tergeht und die Auswirkungen auf die Lieferlogistik trotz
vergangenen Wochen fort und sprechen uns für eine weite-             Sanktionen durch den Westen insgesamt begrenzt bleiben
re Reduzierung des Risikos aus. Ausschlaggebend ist dabei            dürften. Dann dürfte das Wachstum des Bruttoinlandspro-
jedoch nicht eine grundsätzliche Neubewertung der funda-             dukts (BIP) im Euroraum in den kommenden Quartalen et-
mentalen Aussichten zu Konjunktur und/oder Kapitalmärk-              was geringer ausfallen und der Rückgang der Inflation sollte
ten. Nach wie vor schätzen wir die Wachstumsaussichten als           sich verzögern. Im Falle einer langanhaltenden Eskalation
gut und die Ertragslage der Unternehmen als sehr robust              des Konflikts könnten die Be­lastungen für das Wachstum
ein. Allerdings bestehen kurzfristig Risiken, weshalb wir in         deutlich zunehmen. Dabei halten wir tatsächliche Angebots-
nahezu allen Assetklassen zu einer neutralen Ausrichtung             ausfälle russischer Lieferungen am Gasmarkt zwar für mög-
raten. Damit tragen wir den aktuellen Unwägbarkeiten                 lich, Russland war jedoch während aller bisherigen Konflikte
Rechnung. Für die weitere Kapitalmarktentwicklung hat die            ein zuverlässiger Lieferant. Die Inflation dürfte bei Angebot-
Verhängung von weiteren Sanktionen große Bedeutung. Im               sengpässen aber längere Zeit hoch bleiben.
Fokus stehen dabei der Rohstoffsektor sowie der Zugang
Russlands zum internationalen Finanzsystem.                          Demgegenüber steht ein abnehmendes Infektionsgesche-
                                                                     hen und eine verbesserte Stimmungslage bei den Unterneh-
Die in vielen Ländern abklingende Omikron-Welle sorgt da-            men, wie etwa die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone
für, dass die Pandemielage sich entspannt – ein Trend, der           eindrucksvoll unterstrichen. Nach einer längeren Durststre-
sich weiter fortsetzen und zu einer wirtschaftlichen Bele-           cke wurde für den Februar ein kräftiger Anstieg verzeichnet.
bung führen sollte. Auch die gute Ertragssituation der Un-           Gleichzeitig normalisieren sich die Lieferketten – langsam
ternehmen unterstreicht die eigentlich robuste Fundamen-             zwar, dafür aber gewinnt die Erholung an Breite. Sichtbar
tallage. In Summe erwarten wir kurzfristig ein weiter sehr           wird die Entspannung an deutlich rückläufigen Schiffsstaus.
volatiles Kapitalmarktumfeld, sodass wir eine neutrale Risi-         Sinkende Frachtraten, kürzere Lieferzeiten und steigende
koausrichtung („Ro-Ro“-Meter 3) empfehlen.                           Lagerbestände sind die Folge. Im Ergebnis könnte der Preis-
                                                                     druck auf die Güterpreise abnehmen, sofern dies nicht durch
                                                                     einen Anstieg der Energiepreise zunichtegemacht wird.

Kurssturz bei russischen Aktien                                      Aussicht auf Lockerungen beflügelt Dienstleistungs­
RTS-Index (US-Dollar), in Punkten                                    sektor in Europa
                                                                     Einkaufsmanagerindizes im Vergleich, seit Juli 2020
1.700
                                                                     70

1.500                                                                65
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1.300                                                                55
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 900                                                                   Juli         Okt.            Jan.          April        Juli   Okt.   Jan.
                                                                      2020          2020            2021          2021        2021    2021   2022

                                                                     Deutschland:       Industrie          Dienstleistungen
 700
                                                                     Euroraum:          Industrie          Dienstleistungen
    10.01.             20.01.             30.01.   10.02.   20.02.   USA:               Industrie          Dienstleistungen

Quelle: Bloomberg. Stand: 25. Februar 2022.                          Quelle: Bloomberg, Union Investment. Stand: 22. Januar 2022.

                                                                                                                                               2
Die Märkte im Überblick

Geldpolitik: Normalisierung, aber zugleich                                Renten: Neutral in den „sicheren Häfen“
weiter wachstumsfördernd
                                                                          Der Renditeanstieg bei sicheren Staatsanleihen hatte sich
Die Inflation bleibt vermutlich höher, als es Marktteilnehmer             in den letzten Wochen über weite Strecken fortgesetzt.
und Zentralbanken in den vergangenen Jahren gewohnt                       Erst in den vergangenen Tagen haben moderatere Töne von
waren – und sie liegt auch über den Zielwerten der Noten-                 Mitgliedern der Entscheidungsgremien der Fed und der EZB
banken. Daher neigen immer mehr Währungshüter deut­-                      die Zinsanhebungsspekulationen etwas beruhigt, sodass die
lich schneller zum geldpolitischen Umsteuern als noch vor                 Aufwärtsbewegung zum Stillstand kam. Mit dem Einmarsch
wenigen Monaten gedacht. Die Bank of England hat dabei                    Russlands in die Ukraine waren die „sicheren Häfen“ zuletzt
unter den großen Zentralbanken der Industrieländer den                    stark gefragt, was zu einem deutlichen Rückgang der Rendi-
Anfang gemacht und seit Dezember 2021 bereits zweimal                     ten geführt hatte. Aufgrund der großen Unsicherheit wollen
die Leitzinsen erhöht. Unsere Experten rechnen mit einem                  wir die „sicheren Häfen“ nicht meiden, raten aber auch hier
dritten Schritt im März.                                                  zu einer neutralen Positionierung.

Die US-Notenbank Fed hat angesichts eines enorm starken                   Die absehbar schnelleren Zinsanhebungen in den USA führ­­
Januar-Arbeitsmarktberichts und der hohen Inflation ihre                  ten seit dem Spätsommer 2021 zu wesentlich stärker an­­
Rhetorik verschärft. Dabei ließ sie das Ziel einer schnelleren            ziehenden Renditen bei kurzlaufenden US-Treasuries (bei-
Normalisierung der Geldpolitik erkennen. Wir rechnen da-                  spielsweise bei zweijährigen von 0,2 auf 1,5 Prozent) als
her für 2022 mit fünf Zinsanhebungen von jeweils 25 Basis-                bei Papieren mit längerer Restlaufzeit (bei zehnjährigen von
punkten in den USA. Zudem dürfte die Fed im Juli 2022 mit                 1,2 auf 2,0 Prozent). Nach dem Abverkauf der vergangenen
dem Abbau ihrer Bilanz beginnen, indem sie fällig werden-                 Monate erscheint uns die US-Zinskurve nun fair gepreist.
de Anleihen nicht mehr vollumfänglich reinvestiert. Auch                  Auch bei den Segmenten mit Risikoaufschlag hielt der Druck
die Europäische Zentralbank (EZB) schwenkte vor wenigen                   auf die Kurse an. Belastend wirkten sich vor allem die nach-
Wochen um und deutete eine geldpolitische Normalisie-                     lassende Unterstützung durch die Anleiheankäufe der EZB
rung an. In diesem Zusammenhang rechnen wir im Dezem-                     sowie die Aussichten auf Gegenwind aufgrund eines mög­
ber mit einem ersten Zinsschritt. Im aktuellen Umfeld könn-               lichen Bilanzabbaus aus. Aus diesem Grund verringern wir
te die EZB in den nächsten Wochen etwas vorsichtiger als                  die Position in Investment-Grade-Unternehmensanleihen.
zuletzt auftreten. Am grundsätzlichen Ablauf der geldpoliti-
schen Anpassungen dürfte sie aber in diesem Jahr festhal­-­               Titel aus den Schwellenländern gerieten in dieser Woche
ten – voraussichtlich mit einem Ende der Nettoanleihekäufe                deutlich unter Druck. Wie so oft reduzieren Anleger im
Ende September sowie einem ersten Zinsschritt im Dezember.                Krisenfall zunächst ihre Positionen in den risikoreicheren
                                                                          Märkten. Auch wenn die Renditeniveaus nun wieder attrak-
Sollte die geopolitische Situation jedoch weiter eskalieren               tiver erscheinen, wollen wir hier erst die weitere Entwick-
und als Folge der damit verbundenen Kaufkraftverluste                     lung abwarten.
dann die volkswirtschaftliche Nachfrage einbrechen, die
Kern-Inflationsrate fallen und sich die Risikoaufschläge in               • Veränderung: Investment-Grade-Unternehmensanleihen
der Euro-Peripherie ausweiten, könnte die EZB die von ihr                   schätzen wir nun als weniger attraktiv und EWU-Kernstaats-
erwartete Wende verzögern.                                                  anleihen wieder neutral ein
                                                                          • Positionierung: Innerhalb der Renten meiden wir Invest­-
                                                                            ment-Grade-Unternehmensanleihen, sind in den anderen
                                                                            Rentensegmenten aber neutral positioniert

Union Investment erwartet fünf Zinsschritte bis                           US-Rentenmarkt hat geldpolitische Wende eingepreist
zum Jahresende                                                            Rendite zweijähriger US-Treasuries, in Prozent
Implizierter Leitzins, auf Basis der Fed Fund Rate
Dezember 2022                                                             3,5

1,75                                                                      3,0

1,50                                                                      2,5
1,25
                                                                          2,0
1,00
                                                                          1,5
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0,25
                                                                          0,5
   0
   Jan.        März         Mai           Juli      Sept.   Nov.   Jan.     0
   2021        2021         2021         2021       2021    2021   2022     2015       2016        2017       2018        2019       2020   2021   2022

Quelle: Union Investment. Stand: 22. Februar 2022                         Quelle: Bloomberg, Union Investment. Stand: 21. Februar 2022.

                                                                                                                                                     3
Die Märkte im Überblick

Aktien: Spielball der Zinsmärkte und der                                          Rohstoffe: Milder Winter sollte Preisanstieg
Geopolitik                                                                        abfedern

Die Aktienmärkte haben sich in den letzten Wochen zu-                             Die Rohstoffmärkte sind fundamental weiterhin gut ge-
nächst seitwärts, zuletzt dann aber wieder schwächer ent­                         stützt, da unverändert das Angebot knapp und die Nachfra-
wickelt. Unverändert belasten die Unsicherheit über den                           ge hoch ist. Hohe implizite Rollrenditen in den Rohstoffter-
Inflations- und Zinspfad – vor allem in den USA – sowie                           minkurven spiegeln dies wider. Mit Ausnahme von Blei wird
nun auch im besonderen Maße der Konflikt zwischen Russ-                           es bei allen Industriemetallen auch 2022 ein Marktdefizit
land, der NATO und der Ukraine. Noch sind die volkswirt-                          geben, das unter anderem eine Folge ausgebliebener oder
schaftlichen Implikationen schwer abzuschätzen. Dement-                           zu geringer Investitionen in neue Produktionskapazitäten
sprechend ist die Unsicherheit groß.                                              in den vergangenen Jahren ist. Unterstützend für viele Me-
                                                                                  talle bleiben die hohen Energiepreise, die zu Stilllegungen
Russische Aktien gerieten unmittelbar unter starken Abga-                         von Produktions- und Verarbeitungsstätten geführt und da-
bedruck. Der RTS-Index eröffnete am Tag des Einmarsches                           mit das Angebot zusätzlich gedrückt haben.
mit einem Abschlag von 50 Prozent. Die Reaktion im DAX-­
Index fiel mit einem Abschlag von vier Prozent wesentlich                         Im Öl- und Gasmarkt gehen wir nicht von einem Extremsze-
moderater aus. Eine stärkere indirekte Auswirkung zeigte                          nario aus und erwarten, dass Russland seine Lieferverpflich-
sich aufgrund der engeren wirtschaftlichen Verflechtung                           tungen weiter erfüllen wird – allerdings ist die Unsicherheit
in den zentral- und osteuropäischen Staaten Ungarn, Polen                         in Abhängigkeit von den getroffenen Sanktionen hoch. Was
und Tschechische Republik.                                                        die Gaslieferungen betrifft, besteht das Risiko, dass es zu
                                                                                  kriegsbedingten Schäden auf der Exportroute über die Ukrai-
Angesichts der aktuellen Lage ist ein fundierter Ausblick                         ne kommen könnte. Da der milde Winter dazu geführt hat,
schwierig. Wir sehen keine schnelle Lösung des Konflikts.                         dass die Gasvorräte in der Europäischen Union weniger stark
Unser wichtigstes Augenmerk gilt der kaskadierenden Sank­                         abgebaut wurden als erwartet und zudem neue Lieferver-
tionspolitik Europas und der USA. Deren Ausgestaltung                             träge mit anderen Ländern geschlossen werden konnten,
beziehungsweise ihre Effekte bestimmen unser weiteres                             besteht aber kein Grund zur Sorge, dass die Versorgung ge-
Vorgehen. Dementsprechend raten wir hier ebenfalls zu-                            fährdet ist – selbst bei einem temporären Ausfall von russi-
nächst zu einer neutralen Positionierung. Grundsätzlich                           schen Gaslieferungen.
konnten die Berichte der Unternehmen über das Schluss-
quartal 2021 erneut überzeugen, haben aber derzeit                                Im Ölmarkt erwarten wir eine zeitnahe Freigabe von strategi-
kaum Einfluss auf die Indizes. Hinzu kommt die Aussicht                           schen Rohölreserven. Auch dürfte der Druck auf das Ölkartell
auf eine aktivere wirtschaftspolitische Rolle vieler Staaten                      OPEC seitens der USA steigen, um die Produktion zu steigern.
und entsprechend steigender Investitionsausgaben, etwa                            Zur Entspannung beitragen könnte eventuell eine zeitnahe
in den Bereichen Dekarbonisierung und Digitalisierung.                            Rückkehr zum Atomabkommen mit dem Iran, einem wichti-
Hier dürften für viele Un­ternehmen attraktive Geschäftsfel-                      gen Öl- und Gaslieferanten. Dementsprechend gehen wir
der entstehen.                                                                    von einem nur temporären Anstieg des Ölpreises und einer
                                                                                  darauffolgenden schrittweisen Normalisierung aus.
• Veränderung: Aktien aus den Industrieländern werden
  nun wieder neutral eingeschätzt                                                 • Veränderung: Keine
• Positionierung: Aktien sind damit auch insgesamt wieder                         • Positionierung: Rohstoffe sind insgesamt und auch jeweils
  neutral                                                                           in den einzelnen Rohstoffsegmenten neutral gewichtet

Inflation, Fed, Ukraine-Krise: Viele Belastungsfaktoren                           Ölmarkt aktuell knapp, aber die Förderung nimmt
zum Jahresstart 2022                                                              stetig zu
Indexierte DAX-Entwicklung im Vergleich                                           Entwicklung seit Anfang 2021

110                                                                               100                                                                                    550

105                                                                                90                                                                                    500

                                                                                                                                                                         450
100                                                                                80

                                                                                                                                                                         400
                                                                                   70
 95
                                                                                                                                                                         350
                                                                                   60
 90                                                                                                                                                                      300

                                                                                   50                                                                                    250
 85                                                                                 Jan.         März         Mai              Juli
                                                                                                                                        Sept.      Nov.       Jan.
  02.01.     09.01.     16.01.      23.01.    30.01.   06.02.   13.02.   20.02.     2021         2021         2021            2021
                                                                                                                                        2021       2021       2022
  2018       2019       2020        2021      2022                                  Brent-Öl (Preis je Barrel in US-Dollar)       Aktive US-Ölbohrungen (rechte Achse)

Quelle: Bloomberg. Stand: 25. Februar 2022.                                       Quelle: Bloomberg. Stand: 22. Februar 2022.

                                                                                                                                                                          4
Die Märkte im Überblick

Währungen: Seitwärtsphase hält an                                     Immobilien: Europäische Büromärkte

Per saldo hat sich zuletzt bei den wichtigsten Währungen              Obwohl das Infektionsgeschehen und die globalen Liefer-
wenig verändert. Die Impulse, die auf die Währungsmärkte              engpässe das Wirtschaftswachstum in Europa noch immer
wirken, halten sich in vielen Währungspaaren aktuell die              dämpfen, setzt sich die Konjunkturerholung in den meisten
Waage. So erhält der US-Dollar durch die Geldpolitik unver-           Ländern fort. Vor diesem Hintergrund nahm die Flächen-
ändert Rückenwind, denn die Fed wird die geldpolitische               nachfrage auf den europäischen Büromärkten im Verlauf
Wende schneller und entschiedener vollziehen als beispiels-           des Jahres 2021 wieder spürbar zu.
weise die EZB oder die Bank of Japan. Durch die Faktorro­
tation an den Aktienmärkten fließen aber Gelder interna­              Die Vermietungsleistung in den zwölf wichtigsten europäi-
tionaler Anleger von den US-Börsen – und damit aus dem                schen Bürostandorten stieg 2021 dementsprechend gegen-
US-Dollar – ab und stattdessen in stärker Value-lastige Ak­           über dem Vorjahr um über 20,0 Prozent. Die durchschnitt­
tienmärkte in Europa und Japan.                                       liche Leerstandsrate lag zum Jahresende bei 9,1 Prozent. Dies
                                                                      entsprach zwar im 12-Monats-Vergleich einem merklichen
Der ungelöste Russland-Ukraine-Konflikt bleibt dagegen                Anstieg um 110 Basispunkte. Allerdings hat sich der Anstieg
ein Belastungsfaktor für den Euro. Perspektivisch sollte die          der Leerstandsquote nach Ende des ersten Quartals 2021, das
Gemeinschaftswährung wieder an Stärke gewinnen, da                    europaweit noch durch Lockdowns geprägt war, deutlich ver-
sich die Treiber für die Währungsmärkte im Jahresverlauf              langsamt. Insbesondere im vierten Quartal wurden in eini-
ändern dürften. So sollte unter anderem die Nachfrage                 gen europäischen Bürometropolen bereits wieder geringere
nach Next-Generation-EU-Anleihen sowie die globale                    Leerstände registriert. Die Leerstandsrate sank in Lissabon
Wachstumsdynamik den Euro stärken. Außerdem dürfte                    um 10 Basispunkte, während der Rückgang in London und
der US-Dollar durch ein stärkeres Augenmerk der Kapital-              Luxemburg sogar 30 Basispunkte betrug.
märkte auf das US-Fiskaldefizit an Unterstützung verlieren.
                                                                      Trotz des insgesamt gestiegenen Leerstandsniveaus entwi-
Nach der starken Aufwärtsbewegung des US-Dollars im                   ckelten sich die Spitzenmieten in den zwölf wichtigsten euro-
Sommer und Herbst 2021 bewegt sich der Greenback seit                 päischen Metropolen mehrheitlich positiv. In fast allen Städ-
Ende November sowohl handelsgewichtet als auch gegen-                 ten blieb das Angebot an modernen Flächen in den besten
über dem Euro in einer engen Seitwärtsspanne. Beim                    Bürolagen begrenzt, während die Nachfrage zunahm. Im
Pfund Sterling ist zwar der Aufwertungstrend intakt, seit             Schnitt war daher ein Anstieg der Spitzenmieten um 2,0 Pro-
Jahresbeginn fehlen aber für eine neuerliche Aufwertung               zent zu beobachten. In Amsterdam, Helsinki und Prag zeigte
die Impulse. Der Japanische Yen bewegt sich bereits seit              sich das Mietpreiswachstum mit Werten zwischen 5,6 und
Juni 2021 gegenüber dem Euro in der Bandbreite von 128                9,1 Prozent im 12-Monats-Vergleich besonders stark. Leicht
bis 133 Yen pro Euro, aktuell notiert er nahe der Mitte des           sinkende Mieten wurden lediglich mit –4,0 Prozent in Lissabon
Kursbands. Von der Eröffnung einer Position im Währungs-              und –1,1 Prozent in Paris registriert.
bereich sehen wir daher im momen­tanen Umfeld ab.
                                                                      Im Jahresverlauf 2022 rechnen die meisten Experten mit
• Veränderung und Positionierung: Keine                               einer abnehmenden Infektionsdynamik, sich abbauenden
                                                                      Lieferengpässen und einer europaweiten Konjunkturerho-
                                                                      lung. In den europäischen Bürozentren ist daher mit einer
                                                                      weiteren Verbesserung der Flächennachfrage und einem
                                                                      allmählichen Abbau der Leerstände zu rechnen. Perspekti-
                                                                      visch ist somit auf der Mehrzahl der Märkte weiteres Mietpreis-
                                                                      wachstum zu erwarten.

Euro handelt seit drei Monaten seitwärts                              Veränderung der Bürospitzenmiete in Europa gegen­
Entwicklung seit Anfang 2021, Euro in US-Dollar                       über dem Vorquartal
                                                                      Durchschnitt, in Prozent*
1,24
                                                                       3,0
1,22

1,20                                                                   2,0

1,18                                                                   1,0

1,16                                                                      0
1,14
                                                                      –  1,0
1,12
                                                                      –  2,0
1,10                                                                      Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/
   Jan.        März        Mai           Juli   Sept.   Nov.   Jan.       2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
   2021        2021        2021         2021    2021    2021   2022
                                                                      *  Durchschnitt der zwölf größten europäischen Büromärkte.
Quelle: Bloomberg. Stand: 22. Februar 2022.                           Quelle: JLL. Stand: 31. Dezember 2021.

                                                                                                                                   5
Unsere Einschätzung im Überblick

Unsere aktuelle Risikoeinschätzung                            „Ro-Ro“-Meter

• Im Russland-Ukraine-Konflikt hat sich die Situation ver-
  schärft. Die Unsicherheit ist aktuell groß und dürfte für
  volatile Kapitalmärkte sorgen
• Das Wirtschaftswachstum bleibt robust und das Konjunk-
  turbild gut. Eine abklingende Omikron-Welle könnte zu-
  dem zu einer wirtschaftlichen Belebung führen
• Auch die gute Ertragssituation der Unternehmen betont
  die robuste Fundamentallage
• Fed und EZB beschleunigen die geldpolitische Norma­
  lisierung. Zinserhöhungen und ein Abbau der Notenbank-
  bilanzen zeichnen sich ab
• Unsere allgemeine Risikoeinschätzung („Ro-Ro“-Meter)        Quelle: Union Investment. Stand: 28. Februar 2022. Letzte Änderung von 4 auf 3 am
                                                              21. Januar 2022.
  verbleibt auf Stufe 3 (neutral)
                                                              Erläuterung: Zur Festlegung der Anlagestrategie wird zunächst das Markt­
                                                              umfeld genau analysiert. Das Ergebnis schlägt sich in einer Risikoeinschät-
                                                              zung nieder. Dazu formuliert das Union Investment Committee (UIC) eine
                                                              Risk-on-/Risk-off-Entscheidung in fünf Stufen (1, 2, 3, 4, 5). Sie ist wie folgt
                                                              zu interpretieren: Eine 5 steht für eine hohe Risikoneigung, eine 1 für einen
                                                              weitgehenden Rückzug aus Risikoanlagen.

Unsere Sicht auf die Anlageklassen                            Attraktivität der Anlageklassen

• Renten: Bei Staatsanleihen aus den Euro-Kernländern          Renten
  ist viel eingepreist. Aufgrund der zuletzt moderaten Töne     Staatsanleihen Kerneuropa
  aus der EZB und der hohen Nachfrage nach „sicheren            Staatsanleihen USA
  Häfen“ raten wir zu einer neutralen Positionierung. In­
                                                                Staatsanleihen Euro-Peripherie
  vestment-Grade-Unternehmensanleihen leiden unter
  der Risikoaversion und einer womöglich wegfallenden           Unternehmensanleihen (Euro, Investment Grade)

  EZB-Unterstützung                                             Unternehmensanleihen (Euro, High Yield)
• Aktien: Inflation und Geopolitik lasten auf Aktien. Die       Staatsanleihen Schwellenländer
  Ge­winnaussichten der Unternehmen sind aber weiter gut,
                                                               Aktien
  gerade mit Blick auf wegfallende Corona-Maßnahmen
                                                                Industrieländer
• Währungen: Die Treiber aus dem Marktumfeld (Noten-
  banken, Inflation und Ukraine-Konflikt) wirken in unter-      Schwellenländer
  schiedliche Richtungen. Daher bleiben wir vorerst an der     Rohstoffe
  Seitenlinie                                                  Währungen
• Rohstoffe: Fundamental sind Rohstoffe aufgrund des
                                                                US-Dollar
  knappen Angebots gut unterstützt. Mittelfristig sollte
  zudem die nachhaltige Transformation stützen                  Britisches Pfund

• Das Halten von Kasse ist aufgrund der geringen oder           Japanischer Yen
  sogar negativen Verzinsung unattraktiv                        Währungen Schwellenländer
• Absolute-Return-Strategien werden leicht positiv ein­
                                                               Absolute Return
  geschätzt
                                                               Kasse
• Für Immobilien hat sich der Ausblick für die USA leicht
  verbessert und für Deutschland etwas eingetrübt             Quelle: Union Investment. Stand: 28. Februar 2022.
                                                              Erläuterung: Bei der obigen Darstellung handelt es sich um eine relative
                                                              Sichtweise eines Multi-Asset-Portfolios (ohne Immobilien). Wird eine An-
                                                              lageklasse stärker favorisiert, bedingt dies im Gegenzug einen niedrigeren
                                                              Investitionsgrad in einer anderen Anlageklasse. Sie würde dann als weniger
                                                              favorisiert eingestuft – oder umgekehrt. Immobilien bleiben bei dieser Be-
                                                              trachtung außen vor.

Die Zeichen          zeigen die Veränderung zur vorherigen     Immobilien
UIC-Entscheidung an.
                                                                Deutschland
Nicht favorisiert                    Stark favorisiert          Europa (ohne Deutschland)
                      Neutral
                                                                USA

                                                                Asien/Pazifik

                                                              Quelle: Union Investment. Stand: 3. Januar 2022. Die Einschätzung ist bis zum 30. Juni 2022
                                                              gültig.
                                                              Erläuterung: Bei der obigen Darstellung handelt es sich um eine relative
                                                              Sichtweise der Büroimmobilienmärkte vor dem Hintergrund der aktu­ellen
                                                              Marktperspektiven. Aufgrund der Datenverfügbarkeit erfolgt eine halbjähr­
                                                              liche Aktualisierung.

                                                                                                                                                       6
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