NRW-Rundbrief Nr. 19 Ausgabe 1/2020 - Schule der Vielfalt

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NRW-Rundbrief Nr. 19 Ausgabe 1/2020 - Schule der Vielfalt
NRW-Rundbrief Nr. 19
Ausgabe 1/2020
NRW-Rundbrief Nr. 19 Ausgabe 1/2020 - Schule der Vielfalt
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Videogrußwort von NRW-                            Einführungspräsentation des Lan-
Schulministerin Yvonne Gebauer                    deskoordinators Frank G. Pohl

Online-Plattform inter-nrw.de                     Dokumentation des vorausgehen-
                                                  den Fachtags (Jubiläum 2018)
NRW-Rundbrief Nr. 19 Ausgabe 1/2020 - Schule der Vielfalt
04.05.2020              Antidiskriminierungsprojekt Schule der Vielfalt—Schule ohne Homophobie          NRW-Rundbrief Nr. 19
                                                                                                               Ausgabe 1/2020

                             Liebe Interessierte, liebe Unterstützer_innen*,

                             beim 7. Fachtag des bundes-         In der schulischen Realität          Arbeit im Schulalltag hat. Die
                             weiten Antidiskriminierungs-        sind jedoch Lesben, Schwule,         Rückmeldungen der Teilneh-
                             programms „Schule der Viel-         Bisexuelle, Trans*-, Inter*-         menden zeigen, dass dies
                             falt“ standen „LSBTI*Q-             und queere Menschen                  gelungen ist.
                             Menschenrechte und Schule“          (LSBTI*Q) oft unsichtbar. Sie
                             im Mittelpunkt. Über 120 Per-       haben Angst davor, beleidigt         Gemeinsam im Team mit Mar-
                             sonen aus dem Bildungsbe-           und ausgegrenzt zu werden.           ta Grabski, Meike Nienhaus,
                             reich beschäftigten sich im                                              Kira Splitt und Şefik_a Gümüş
                             Februar in Köln mit der Frage,      Der Fachtag 2020 hatte das           wünsche ich Ihnen beste Ge-
                             wie Lesben, Schwule, Bi,            Ziel, die Darstellung von Viel-      sundheit und schöne Früh-
                             Trans*, Inter* und queere           falt vor dem Hintergrund men-        lingstage.
                             Menschen (LSBT*I*Q) in ihren        schenrechtlicher Anforderun-
                             Rechten geschützt werden.           gen zu LSBTI*Q sichtbar zu           Herzliche Grüße
                             Der Fachtag war in kürzester        machen und zu verdeutlichen,
                             Zeit ausgebucht und die War-        dass dieser Anspruch sowohl          Frank G. Pohl
                             teliste für Interessierte war so    im Fachunterricht als auch im
                             lang, dass wir mit doppelt so       pädagogischen Auftrag aller          Landeskoordinator für Schule
                             vielen Menschen hätten tagen        Beteiligten im Schulleben            der Vielfalt / NRW-Fachbera-
                             können. Das Interesse an der        verantwortet werden muss.            tungsstelle
                             Veranstaltung war weit über
                             NRW hinaus groß - so wie            Beim Fachtag gab es neben            PS: Dieser Rundbrief legt den
                             auch schon bei den Vernet-          einem Input zur menschen-            Schwerpunkt auf den Fachtag
                             zungstreffen der NRW-               rechtlichen Perspektive die          vom 5.2.2020. Die üblichen
                             Projektschulen im Herbst.           Gelegenheit für einen fachli-        Infos und Projekt-Berichte aus
                             Das bundesweite Antidiskrimi-       chen Austausch der Beteilig-         den Schulen folgen im nächs-
                             nierungsnetzwerk Schule der         ten untereinander. Unterstützt       ten Rundbrief, der im Sommer
                             Vielfalt hat das Ziel, sexuelle     wurden die Teilnehmenden             veröffentlicht wird.
                             und geschlechtliche Vielfalt im     durch die Expertise von Fach-
                             Bildungsbereich anzuerken-          leuten, insbesondere in den
                             nen und zu verankern. Es            Workshops.
                             gründet sich auf den Prinzi-        Schule der Vielfalt wünschte
                             pien von Inklusion, Menschen-       sich, dass der Fachtag 2020
                             rechten und der Gleichstel-         auch für den Unterricht den
                             lung von Diversität. Gerade         didaktischen Zugang zur Situ-
                             der Schule, die einen gesell-       ation von LSBT*I*Q über das
                             schaftlichen Auftrag für Bil-       Thema „Menschenrechte“
                             dung hat, kommt bei der Be-         erweitert — und wie es NRW-
* Hinweis                    wusstseinsbildung für den           Schulministerin Yvonne Ge-
                             Schutz von Menschenrechten          bauer ausdrückte, dass er
   Aufgrund der Größe
                             eine besondere Bedeutung zu.        Strahlkraft für die tägliche
    des Verteilers werden
    in diesem Rundbrief
    alle Leser_innen
    gesiezt.
   Wir verwenden in
    unseren Veröffent-       Inhaltsverzeichnis
    lichungen den
    „Gender Gap“.
     Die Verwendung           Grußwort von NRW-Schulministerin Yvon- 4                     „Projektschul-Speed-Dating“       8
     dieses Unterstrichs          ne Gebauer zum Fachtag 2020
     (z.B.: Schüler_innen)               (Videobotschaft)
     berücksichtigt alle
     sozialen Geschlechter          Einführung in den Fachtag:        5                   Ergebnisse aus den Workshops       9-11
     und Geschlechts-                   Landeskoordinator
     identitäten.
   LSBT*I*Q steht für
    lesbische, schwule,                Keynote zum Fachtag:           5-7                        Medienberichte              12
    bisexuelle, trans*,                Prof. Dr. Beate Rudolf
    inter* und queere
    Menschen (im Engli-
    schen häufig: LGBT).         Begrüßung durch das EL-DE-Haus       8                               Impressum              13
NRW-Rundbrief Nr. 19 Ausgabe 1/2020 - Schule der Vielfalt
Fachtag 2020          Dokumentation                                                   Seite 4

                       Grußwort von Ministerin Yvonne Gebauer (Video-Botschaft)

                       Bereits zum zweiten Mal über-
                       brachte die Schulministerin
                       Grüße zum Fachtag von Schu-
                       le der Vielfalt. Seit 2012 ist
                       das Ministerium für Schule
                       und Bildung NRW Kooperati-
                       onspartner des Antidiskrimi-
                       nierungsnetzwerks. Das Gruß-
                       wort von Ministerin Gebauer
                       beim Fachtag 2018, anläss-
                       lich des 10-jährigen Projekt-
NRW- Schulministerin   bestehens ist im Rundbrief
Yvonne Gebauer         2/2018, S. 4 ff. dokumentiert.

                       Grußwort 2020
                       (es gilt das gesprochene Wort,
                       vgl.: Videobotschaft)

                       Liebe Mitwirkende und Teil-      weil sie auch nach der Zeit        würde verletzt.
                       nehmende des heutigen Fach-      des Nationalsozialismus wei-
                       tags,                            ter diskriminiert worden sind.     Meine Damen und Herren,
                       ich sende Ihnen herzliche                                           auch im Schuldienst von Nord-
                       Grüße aus Düsseldorf in mei-     Man verweigerte ihnen die          rhein-Westfalen haben viele
                       ne Heimatstadt Köln.             moralische Anerkennung als         Menschen aufgrund ihrer Ho-
                       Der Fachtag des Projekts         Opfer, ihre offizielle Rehabili-   mosexualität Nachteile erlitten
                       „Schule der Vielfalt“ findet     tierung und die Zahlung von        und wurden und werden dis-
                       heute im EL-DE Haus statt.       Entschädigungen. Die junge         kriminiert.
                       Und ich finde, kaum ein ande-    Bundesrepublik hatte die nati-     Umso bedeutsamer ist es,
                       rer Ort ist geeigneter, um das   onalsozialistische Gesetzge-       dass wir heute Flagge zeigen
                       Thema „LSBTIQ-Menschen-          bung dazu nahtlos übernom-         und uns mit großem Engage-
                       rechte und Schule“ in den        men.                               ment und Erfolg für mehr Ak-
                       Blick zu nehmen.                 So kam es zwischen 1949 und        zeptanz von lesbischen,
                                                        1969 zu etwa 50.000 Verur-         schwulen, bi, trans*, inter*
                       Hier, im ehemaligen Hauptsitz    teilungen homosexueller Men-       und queeren Menschen an
                       der geheimen Staatspolizei,      schen. Die Urteile zerstörten in   den Schulen unseres Landes
                       wurde während der NS-Zeit die    vielen Fällen Partnerschaften      einsetzen.
                       Würde des Menschen mit           und Existenzen.
                       Füßen getreten. Menschen                                            Ihrem heutigen Fachtag
                       wurden inhaftiert, gefoltert Doch erst Ende Juli 2017 trat          „LSBTIQ-Menschenrechte und
                       und hingerichtet.             ein Gesetz in Kraft, das alle         Schule“ des Antidiskriminie-
                                                     Urteile nach Kriegsende auf-          rungsprogramms „Schule der
                       Heute widmet sich das EL-DE- hob. Damit wurden endlich              Vielfalt“ wünsche ich viel Er-
                       Haus der Dokumentations-, alle Betroffenen vom Makel                folg und Strahlkraft für Ihre
                       Forschungs- und Bildungsar- einer Verurteilung wegen einer          tägliche Arbeit.
                       beit mit Jugendlichen und Strafvorschrift befreit – einer
                       Erwachsenen. Hierfür möchte Strafvorschrift, die nach heuti-        Unten: Abb. Ministerin / Ver-
                       ich Ihnen meinen Dank aus- ger Auffassung die Menschen-             linkung zum Videogrußwort
                       sprechen. Solche Orte des
                       Lernens und Gedenkens sind
                       eine wichtige Ergänzung des
                       schulischen Unterrichts.

                       Die Ausstellung hier im Haus
                       erinnert auch an die soge-
                       nannten „vergessenen Opfer“
                       des Nationalsozialismus, wie
                       die Opfer der Krankenmorde
                       oder unangepasste Jugendli-
                       che.
                       Auch Homosexuelle gehören
                       zu den „Vergessenen Opfern“,
NRW-Rundbrief Nr. 19 Ausgabe 1/2020 - Schule der Vielfalt
NRW-Rundbrief Nr. 19
  Ausgabe 1/2020        Dokumentation                                                                              Seite 5

Einführung in den Fachtag                                             Keynote von Prof. Dr. Beate Rudolf
Vor dem Hintergrund der Dis-       Schritt voran, um die Sensibili-   Die Direktorin des Deutschen     Menschenrechtsverträgen
kussionen um das CSD-Motto         sierung und Kompetenzsteige-       Instituts für Menschenrechte,    sind aber nicht abschließend.
2020 in Köln (das neu heißt:       rung in den Kollegien zu för-      Prof. Dr. Beate Rudolf wies in
                                                                                                       Ausdrücklich heißt es dort –
„Für Menschenrechte“) stellte      dern. Der Kooperation mit den      ihrer einführenden Keynote
Veranstaltungs- und Projektlei-    Ansprechpartnerinnen für           daraufhin, dass Menschenrech-    übrigens anders als in der
ter Frank G. Pohl in seiner Ein-   Gleichstellung bei den fünf        te für LSBTI*Q keine „Sonder-    deutschen Verfassung – dass
führung heraus, dass für den       NRW-Bezirksregierungen so-         rechte“ sind. Sie sind funda-    die Diskriminierung aufgrund
Unterrichts- und Schulalltag       wie den ZfsL, die durch die AG     mentaler Bestandteil des Bil-    „jedes anderen Status“ verbo-
weiterhin Fragen von LSBT*I*Q      Gender and Queer Education         dungsauftrags von Schule.        ten ist. Auf diese Weise ermög-
-Menschenrechten absolut           fortgebildet werden, komme         Wir dokumentieren im Folgen-
                                                                      den Auszüge ihres Beitrags.      lichen es die Menschenrechts-
relevant sind.                     dabei eine besondere Rolle zu.
Im Zentrum stehe das „Recht                                           Der komplette Text steht auf     verträge, auch neu erkannte
auf sexuelle und geschlechtli-     Bei den Moderator_innen und        der Homepage von Schule der      Ungleichbehandlungen, Be-
che Selbstbestimmung“. An          Referent_innen, die sich für       Vielfalt zum Download bereit.    nachteiligungen und Exklusion
Beispielen zeigte der Landesko-    das Antidiskriminierungspro-                                        zu erfassen, wenn sie in ihrer
ordinator sowohl positive Ent-     gramm Schule der Vielfalt          (…) LSBTI*Q-Menschenrechte
                                                                                                       Schwere und Struktur ver-
wicklungen (wie „§ 175 aus         engagieren, bedankte sich          sind Menschenrechte! Denn es
dem Strafgesetzbuch gestri-        Frank G. Pohl genauso wie bei                                       gleichbar sind. Hier kommt es
                                                                      geht nicht um Sonderrechte für
chen“), aber auch weiterhin        allen Teilnehmenden des                                             entscheidend darauf an, ob
bestehende Benachteiligungen       Fachtags, die als Multiplika-      Lesben, Schwule, Bi-, transse-
                                                                                                       sich in der neuen Kategorie
und Diskriminierungen. Gerade      tor_innen an den Schulen           xuelle und transgeschlechtliche
                                                                                                       gesellschaftliche Machtver-
in der Schule seien Diskriminie-   arbeiten.                          Menschen, Inter- und queere
                                                                                                       hältnisse abbilden. Es geht
rungserfahrungen weiterhin                                            Menschen. Es geht um die
Realität.                                                                                              also um den Ausschluss oder
                                                                      allgemeinen, die universellen
Der Aus- und Fortbildung von                                                                           die Abwertung von Menschen,
                                                                      Menschenrechte, das heißt die
Lehrkräften komme daher eine       Abb. unten: Folie des Einfüh-                                       die – obwohl sie nur ihre Men-
Schlüsselrolle zu, um dem ent-     rungsvortrags in den Fachtag       Rechte, die jeder Mensch kraft
                                                                                                       schenrechte ausüben – von
gegen zu wirken. Hier gehe das     (Verlinkung zu den Folien der      seines Menschseins hat. Schon
                                                                                                       der gesellschaftlichen Mehr-
NRW-Landesprojekt Schritt für      Präsentation über die Abb.)        die Allgemeine Erklärung der
                                                                                                       heit und/oder den Machtha-
                                                                      Menschenrechte von 1948
                                                                                                       bern ausgegrenzt werden.
                                                                      proklamiert in ihrem ersten
                                                                      Artikel: „Alle Menschen sind frei Denn Diskriminierung ist mehr
                                                                      und gleich an Würde und Rech- als Ungleichbehandlung. Dis-
                                                                      ten geboren.“ (…)                 kriminierung erhält gesell-
                                                                                                        schaftliche Machtverhältnisse
                                                                      Die menschenrechtlichen Dis-
                                                                                                        aufrecht. Bei der Diskriminie-
                                                                      kriminierungsverbote zählen
                                                                                                        rung von LSBTI*Q geht es
                                                                      die Gründe auf, aus denen
                                                                                                        darum, das gesellschaftliche
                                                                      nicht diskriminiert werden darf.
                                                                                                        Ordnungskriterium Geschlecht
                                                                      Diese Gründe geben histori-
                                                                                                        aufrecht zu erhalten. Ge-
                                                                      sche Erfahrungen von Ungleich-
                                                                                                        schlecht wird dabei binär und
                                                                      behandlung wieder. Deshalb
                                                                                                        heteronormativ gedacht: Da-
                                                                      finden wir hier das Verbot der
                                                                                                        nach gibt es nur Männer und
                                                                      rassistischen Diskriminierung
                                                                                                        Frauen, und sexuelles Begeh-
                                                                      und der Diskriminierung auf-
                                                                                                        ren darf nur auf das andere
                                   Foto (rechts):                     grund des Geschlechts, der
Foto (unten):                                                                                           Geschlecht gerichtet werden.
Frank G. Pohl                      Prof. Dr. Beate Rudolf             Religion oder der Weltanschau-
                                                                                                        Als Begründungen dienen
                                                                      ung. Die Aufzählungen in den
NRW-Rundbrief Nr. 19 Ausgabe 1/2020 - Schule der Vielfalt
Fachtag 2020            Dokumentation                                                    Seite 6

                       Fachtag, 05.02.2020: Keynote Prof. Dr. Beate Rudolf (Fortsetzung von S. 5)

                       kulturelle, religiöse oder biolo-
                       gistische Vorstellungen. Damit
                       wird eine patriarchale Gesell-
                       schaft aufrechterhalten, die
                       durch Rollenzuweisungen
                       Menschen ihrer Selbstbestim-
                       mung beraubt. Denn die Er-
                       wartungen, dass Menschen
                       sich entsprechend der zuge-
„Bildung muss auf      wiesenen Rolle verhalten,
die volle Entfal-      werden durch staatliche und/
tung der menschli-     oder gesellschaftliche Sanktio-
                       nen erzwungen – eben durch
chen Persönlich-
                       Diskriminierung bis hin zu
keit gerichtet sein.
                       Exklusion und Gewalt. (…)
Das verlangt das
Menschenrecht          Von den Menschenrechten,
                                                           an die Menschenrechte, dass       zu adressieren und zu über-
auf Bildung und        die LSBTI*Q ohne Diskriminie-
                                                           sie in den pädagogischen Be-      winden, also beispielsweise
                       rung zustehen, hat das Men-
ist Kern des staat-                                        ziehungen zu jedem_jeder          wirksame Beschwerdemög-
                       schenrecht auf Bildung für
lichen Bildungs-                                           einzelnen Schüler_in des-         lichkeiten einrichten. Schließ-
                       den schulischen Kontext eine
auftrags.                                                  sen_deren Rechte selbst zu        lich sind die Schulleitung
                       besondere Bedeutung. Denn
                                                           achten und vor Verletzung         ebenso wie die Bildungsver-
Alle Schüler_innen     die Schule dient der Erfüllung
                                                           durch andere zu schützen          waltung verpflichtet, die Diskri-
                       des staatlichen Bildungsauf-
müssen daher frei                                          haben. Erfasst sind also zum      minierung durch Lehrkräfte zu
                       trags. Den Inhalt dieses Bil-
von jeder Diskrimi-                                        einen die persönliche Interak-    unterbinden sowie bei Diskri-
                       dungsauftrags definieren –
nierung, auch auf-                                         tion jeder einzelnen Lehrkraft    minierung von Lehrpersonen
                       auch und gerade – die Men-
grund der ge-                                              mit jeder_jedem einzelnen         einzuschreiten. (…)
                       schenrechte.
schlechtlichen                                             Schüler_in bzw. dessen_deren
                                                                                             Für die Schule bedeutet die
                       Zahlreiche UN-Menschen-             Eltern (Achtungspflicht). Zum
Identität und sexu-                                                                          Verpflichtung zu Menschen-
                       rechtsverträge garantieren          anderen sind die Interaktionen
ellen Orientierung,                                                                          rechtsbildung, dass sie Bil-
                       das Recht auf Bildung, mit          zwischen Schüler_innen unter-
am Schulleben                                                                                dung über, durch und für Men-
                       jeweils unterschiedlicher Ak-       einander erfasst; hier haben
teilnehmen kön-                                                                              schenrechte sicherstellt und
                       zentuierung: Artikel 13 des         Lehrende in Ausübung der
nen.“                                                                                        fördert. (…)
                       Internationalen Pakts über          menschenrechtlichen Schutz-
                       wirtschaftliche, soziale und        pflicht bei Diskriminierung zu    Bildung über Menschenrechte
Prof. Dr. Beate
                       kulturelle Rechte (IPWSKR)          intervenieren. Schulleitungen     als erste Dimension von Men-
Rudolf, Direktorin     verbürgt das Recht jedes Men-                                         schenrechtsbildung meint
                                                           und Kollegien, Bildungsverwal-
des Deutschen          schen auf Bildung, Artikel 10       tung und Bildungsministerien      sowohl die Vermittlung von
Instituts für Men-     der UN-Frauenrechtskon-             müssen sicherstellen, dass        Wissen über Inhalt und Bedeu-
schenrechte            vention (CEDAW) betont das          Schule ein sicherer, d.h. auch    tung von Menschenrechten als
                       gleiche Recht von Frauen auf        diskriminierungsfreier, Ort für   auch die kritische Auseinan-
                       Bildung, Artikel 29 KRK be-         alle Kinder und Jugendlichen      dersetzung mit den Werten,
                       kräftigt das Recht jedes Kin-       ist. Sie dürfen also ihrerseits   die den Menschenrechten
                       des auf Bildung, und Artikel        nicht Schüler_innen diskrimi-     zugrunde liegen, und den eige-
                       24 der UN-Behindertenrechts-        nieren, beispielsweise durch      nen Wertvorstellungen. (…)
                       konvention (BRK) statuiert für      die Weigerung, Zeugnisse auf
                                                                                             Lernen durch Menschenrech-
                       Menschen mit Behinderung            den Wunsch-Vornamen ei-
                                                                                             te als zweite Dimension von
                       das Recht auf inklusive Bil-        nes_einer Trans*-Schüler_in
                                                                                             Menschenrechtsbildung ver-
                       dung. (…)                           auszustellen. Sie müssen
                                                                                             langt ein partizipatives Ler-
                                                           Lehrkräfte darin unterstützen,
                       Menschenrechte als Verpflich-                                         numfeld ohne Diskriminierung,
                                                           bei Diskriminierung einzu-
                       tungen der Schule                                                     in dem Schüler_innen als Trä-
                                                           schreiten, und sie müssen
                                                                                             ger_innen von Menschenrech-
                       Für alle Pädagog_innen be-          einen Rahmen schaffen, um
                                                                                             ten wahrgenommen und be-
                       deutet die rechtliche Bindung       Diskriminierung in der Schule
                                                                                             handelt werden. (…)
NRW-Rundbrief Nr. 19 Ausgabe 1/2020 - Schule der Vielfalt
NRW-Rundbrief Nr. 19
  Ausgabe 1/2020         Dokumentation                                    Seite 7

Lernen für Menschenrechte           standen als Bildung über, durch und
als dritte Dimension von Men-       für Menschenrechte, ist hierfür das
schenrechtsbildung meint,           zentrale Instrument.
dass Menschenrechte als
handlungsleitend zu vermit-
teln sind. (…)

Die Schule ist wegen ihres
staatlichen Bildungsauftrags,
der durch die menschenrecht-        …
lich verankerten Bildungsziele
konkretisiert wird, verpflichtet,
Diskriminierung aufgrund der
sexuellen Orientierung oder
geschlechtlichen Identität wie
alle anderen Arten von Diskri-
minierung zu verhindern und
zu bekämpfen sowie Schü-
ler_innen den menschenrecht-
lich gebotenen Respekt vor
dem anderen Menschen zu
vermitteln und mit ihnen ein-
zuüben.

Menschenrechtsbildung,       ver-
NRW-Rundbrief Nr. 19 Ausgabe 1/2020 - Schule der Vielfalt
Seite 8
                            Fachtag 2020           Dokumentation

                          Begrüßung durch das EL-DE-Haus
                           In ihrer Begrüßung für das EL-    elle Identitäten, die vom hete-
                           DE-Haus als Veranstaltungsort     ronormativen Konzept abwei-
                           wiesen Felicia Köttler und        chen, als „schädlich für die
                           Hans-Peter-Killguss darauf        Volksgemeinschaft“ darstelle.
                           hin, dass auch und gerade an      Doch auch über den rechten
                           historischen Orten die Ausei-     Rand hinaus würde Vielfalt in      Die Info- und Bildungsstelle
                           nandersetzung mit aktuellen       Frage gestellt und stattdessen     gegen Rechtsextremismus
                           Erscheinungsformen von Ras-       vermeintliche „Normalitäts-        (ibs) im NS-Dokumentations-
                           sismus und Diskriminierung        konzepte“ propagiert. In der       zentrum ist eine Einrichtung
                           wichtig sei.        Das NS-       Bildungsarbeit gelte es daher      der Stadt Köln mit dem Ziel,
                           Dokumentationszentrum habe        intersektional zu denken und
                                                                                                das Bewusstsein für Men-
                           einen wesentlichen Beitrag zur    verschiedene Ideen von Un-
                           Erforschung der Verfolgung        gleichwertigkeitsvorstellungen     schenrechte, Demokratie,
   Felicia Köttler und     von Homosexuellen im Natio-       gemeinsam zu besprechen.           kulturelle Vielfalt und Gewalt-
   Hans-Peter Killguss     nalsozialismus geleistet. Die     Dabei setze sich die ibs für       freiheit zu fördern sowie
                           extreme Rechte heute beziehe      das Ziel einer demokratischen      rechtsextremen Denk- und
                           sich teilweise auf ähnliche       und pluralistischen Gesell-
                                                                                                Handlungsmustern vorzubeu-
                           ideologische Muster, in dem       schaft ein.
                           sie geschlechtliche oder sexu-                                       gen und entgegenzutreten. Die
                                                                                                Info- und Bildungsstelle erwei-
                                                                                                tert die wissenschaftliche und
                          „Projektschul-Speed-Dating“                                           pädagogische Arbeit des NS-
                                                                                                Dokumentationszentrums der
                         „Wie lange engagierst Du Dich schon für Schule der Vielfalt?“,         Stadt Köln um den Aspekt der
                         „Wo bist Du geboren?“, „Und Deine Eltern?“ – mit Aufstellungen         Auseinandersetzung mit aktu-
                         im Workshopraum begann das „Speed-Dating“ der Projektschü-             ellen rechtsextremen Ideolo-
                         ler_innen, ein Warm-up zum Kennenlernen ohne viele Worte.              gien und Erscheinungsformen.

                         Im eigentlichen „Speed-Dating“      wichtig Rückzugsräume in der
                         hatten die Schüler_innen dann       Schule sind und dass Schü-
                         für jede Frage drei Minuten Zeit,   ler_innen sich mehr Fortbil-
                         um sich über den Projekt-Stand      dungen für Beratungslehrkräf-
                         an ihrer eigenen Schule auszu-      te wünschen. Und dann gab es
                         tauschen. Was ist wichtig für       noch die Wünsche für die Zu-
                         das Engagement? Zum Beispiel        kunft – was wird 2040 oder
                         Lehrer_innen als Unterstützer-      2045 anders sein? Identitäten
                         _innen, dass es Menschen sich       können offen ausgelebt wer-        Danke, Markus!
                         outen können, jedoch nicht müs-     den, Regenbogenfamilien sind
                         sen, um sich zu engagieren,         komplett gleichgestellt, Religi-   Markus Chmielorz hat zum
                         Liebe soll Thema werden an der      onen haben keine Argumente         31.03. die Rosa Strippe und
                         Schule und die eigenen Grenzen      mehr gegen Homosexualität.
                                                                                                das Team von Schule der Viel-
                         sollen beachtet werden. Fazit       Und in Bezug auf das Projekt
                         war, dass durch die Arbeit im       Schule der Vielfalt? –             falt verlassen.
                         Projekt die Akzeptanz an den        „Hoffentlich wird es nicht mehr
                                                                                                Lieber Markus, wir danken Dir
                         Schulen besser geworden ist,        so krass benötigt.“ Am Ende
                         „die Leute sind offener“. Beson-    sind diese Speed-Dating-           ganz herzlich für Dein Engage-
                         ders hervorgehoben wurde, wie       Fragen besonders in Erinne-        ment, Deine klugen Ideen und
                                                             rung geblieben: „Wenn Dein         Dein Einfühlungsvermögen,
Markus Chmielorz                                             Engagement eine Farbe wäre,        die Du von Beginn in die da-
                                                             welche Farbe wäre es dann?“        malige Initiative eingebracht
                                                             und „Wenn es ein Tier wäre,
                                                             welches Tier wäre es dann?“        hast. Deiner Kompetenz ist es
                                                             … und im nun gelben Work-          mit zu verdanken, dass sich
                                                             shopraum schwirrten die Vö-        das Programm Schule der
                                                             gel.                               Vielfalt als Landesprojekt in
                                                                                                seiner heutigen hohen Qualität
                                                                                                etabliert hat.

                                                                                                Wir wünschen Dir für Deinen
                                                                                                neuen Auftrag ebenso viel
                                                             (Bericht oben von Markus           Erfolg — und freuen uns, wenn
                                                             Chmielorz, der am Fachtag die      wir mit Dir in neuer Funktion in
                                                             Gruppe für Schüler_-innen          Kontakt bleiben! 
                                                             leitete.)
NRW-Rundbrief Nr. 19 Ausgabe 1/2020 - Schule der Vielfalt
NRW-Rundbrief Nr.
NRW-Rundbrief Nr. 19
                  19                                                Seite 9
  Ausgabe
  Ausgabe 1/2020
          1/2020             Ergebnisse aus den Workshops

Unterrichtsgestaltung zu LSBTI*Q und Menschenrechten
Der von den Teilnehmenden          zur sexuellen Orientierung in
am stärksten nachgefragte          der Welt für den Unterricht
Workshop bot die "Planung und      aufbereitet. Methode: Die
Durchführung von Unterrichts-      Teilnehmenden wurden aufge-
stunden zu LSBTI*Q und Men-        fordert einzuschätzen, in wie
schenrechten" an.                  vielen Staaten die Todesstrafe
                                   bei Homosexualität angewandt
Unter der Leitung von Ana Jova-    wird und positionierten Figu-
novic und Nicolai Domscheit        ren auf die jeweiligen Staaten
(Bezirkskoordination / Regiona-    der Weltkarte. Das Ergebnis
le Fachberatungen für Schule       wurde in der Gruppe aufgelöst
der Vielfalt) setzten sich die     und diskutiert. In der Auswer-
Teilnehmenden kritisch mit

Methoden, Materialien und       tung des Workshops wurde
Unterrichtsbeispielen auseinan- festgestellt, dass es keine
der. Es wurden Grundlagentex-   fertigen Unterrichtsstunden
te zur Nutzung der Menschen-    zum Thema "LSBTI*Q und
rechte im Unterricht auf sprach-Menschenrechte" gibt. Um
sensibler Ebene reflektiert und insbesondere die Verletzung
verschiedene Materialien vom    von LSBTI*Q Menschenrech-
Deutschen Institut für Men-     ten im Unterricht anzuspre-
schenrechte zum Thema Diskri-   chen, müssen die vorhanden
minierung vorgestellt sowie     Unterrichtsmaterialien gezielt
praktisch erprobt.              angepasst werden. Die bereits
                                im Workshop vorgestellten
                                Methoden, Materialien und
Der Schwerpunkt des Work- Unterrichtsbeispiele lieferten
shops lag nach einer anfängli- hierfür eine Grundlage.
chen Auseinandersetzung mit
der Implementation des The-
mas in den verschiedenen
                                Foto (oben): Ana Jovanovic,
Kernlehrplänen auf dem Ken-
nenlernen von Methoden zur Nicolai Domscheit
Thematisierung von Diskrimi-
nierung aufgrund der sexuellen
und geschlechtlichen Identität,
z.B. in Form eines Rollen- und
Positionsspiels. Schließlich
wurden Videos von Queer Am-
nesty, das Gesellschafts- und
Diskussionsspiel "Am Pranger",
der Roman „Nanas Liebe“ von
Snwabiso Ngcowa und entspre-
chende Fachliteratur vorge-
stellt. Mithilfe der ILGA World
Weltkarte wurden die Gesetze
NRW-Rundbrief Nr. 19 Ausgabe 1/2020 - Schule der Vielfalt
Seite 10
                             Fachtag 2020          Ergebnisse aus den Workshops

                            Workshop Menschenrechts-
                            perspektive und Inter*
                            Die Erwartungen an den Work-
                            shop waren sehr unterschied-
                            lich. Es gab sowohl Teilneh-
                            mende, die noch keinen Bezug
                            zum Thema hatten wie auch
                            andere, die sich bereits in
                            Unterricht und Schule mit den
                            Fragen beschäftigt haben.
                            Zum einen ging es darum Be-
                            grifflichkeiten aus einer men-
Online-Plattform            schenrechtlichen Perspektive
                            zu erklären, was gut und hilf-
   inter-nrw.de             reich sein kann für den eige-
                            nen Kontext. Es wurde über
„Die Landesregierung        die mangelnde Sichtbarkeit
setzt sich dafür ein,       von Inter* und zugleich vor-     Workshop Yogyakarta-Prinzipien
dass intergeschlechtli-     handene Literatur zum Vertie-
                                                             Zusammenfassung von Sarah          Im Workshop wurden folgende
                            fen gesprochen. Das Video
che Menschen selbst-                                         Kohrt, LGBTI*-Plattform Men-       Fragen beantwortet: Was steht
                            von OII Europa, das auf einem
bestimmt leben kön-                                          schenrechte der Hirschfeld-        in den Prinzipien? Was ist das
                            internationalen Community
nen. Dafür braucht es                                        Eddy-Stiftung, 17. März 2020       Besondere an ihnen? Warum
                            Event entstanden ist und Le-
in vielen Fällen aber       bensrealitäten von inter* Per-                                      gab es eine Erweiterung zum
noch Aufklärung und                                          In diesem Workshop wurde           10. Geburtstag der Prinzipen,
                            sonen in Europa zeigt, wurde
Sensibilisierung der                                         eine Einführung die Yogyakar-      die kurz einfach YP+10 ge-
                            als positives Beispiel aufge-
                                                             ta-Prinzipien (YP) gegeben. Die    nannt werden? Wozu sind die
Gesellschaft und eine       nommen und diskutiert. Zum
                                                             Yogyakarta-Prinzipien formu-       YP überhaupt gut? Was ma-
spezifische Beratung        anderen bot der Workshop im
                                                             lieren in fast 40 Artikeln die     chen Aktivist*innen internatio-
für intergeschlechtliche    zweiten Teil die Möglichkeit,
                                                             Anwendung bestehender Prin-        nal mit ihnen? Nach einer
Menschen. Mit der           die bestehenden Ansätze in
                                                             zipien der Menschenrechte          Einführung haben sich die
neuen Online-Plattform      die eigene Praxis einzubezie-
                                                             auf alle Menschen unabhän-         Teilnehmenden in Kleingrup-
ist Nordrhein-Westfalen     hen. Dabei waren die Kern-
                                                             gig von der sexuellen Orientie-    pen mit jeweils einem einzel-
Vorreiter im deutsch-       punkte Sprache und Haltung.
                                                             rung, der geschlechtlichen         nen Prinzip auseinanderge-
sprachigen Raum.“           Moderator Dr. Norbert Reichel
                                                             Identität, dem Geschlechts-        setzt und anschließend mit
                            in der Abschlussrunde: „Mit
                                                             ausdruck oder der Ge-              allen diskutiert.
(NRW-Minister Joachim       Sprache kann man ganz
                                                             schlechtsmerkmale (englisch:       Ein Beispiel für aktivistischen
Stamp, MKFFI, in einer      schön viel falsch machen“ –
                                                             sexual orientation, gender         Nutzen aus Deutschland ist
Pressemitteilung vom        „aber auch ganz schön viel
                                                             identity, and expression and       die nach den YP benannte
                            richtig“, erwiderte Ev Blaine
14.02.2020).                                                 sex characteristics (kurz: SO-     Yogyakarta-Allianz. Das ist ein
                            Matthigack.                      GIESC). Hierbei zeigen die         zivilgesellschaftliches Bünd-
In Deutschland leben         Beim Thema Sichtbarkeit wur-    Yogyakarta-Prinzipien, was         nis, das für die Einbeziehung
laut Bundesverfas-           de in Gesprächen mit Teilneh-   Staaten tun müssen, damit die      von LSBTIQ* in der deutschen
sungsgericht schät-          menden angemerkt, dass trotz    Menschenrechte für alle Men-       Außenpolitik und Entwick-
zungsweise rund              rechtlicher Änderung des § 45   schen gewährt sind, unabhän-       lungszusammenarbeit arbei-
160.000 interge-             b PStG vor fast 2 Jahren das    gig von ihrem SOGIESC-Status,      tet. Das Netzwerk ist jederzeit
                             NRW-Schulverwaltungspro-        also auch wenn sie homosexu-       offen für neue Interessierte.
schlechtliche Men-
                             gramm SCHILD bis dato noch      ell, trans* oder interge-          In einem zweiseitigen Handout
schen. (ebda.)                                               schlechtlich sind. Die Prinzi-
                             keine Eintragungsmöglichkeit                                       sind alle im Workshop verwen-
                             neben den binären Kategorien    pien heißen so, weil sich in der   deten Materialien und eine
                             „weiblich“/„männlich“ auch      indonesischen Stadt Yogyakar-      Reihe interessanter Links zu
                             „divers“ bzw. eine Freilassung  ta im Jahr 2006 eine Gruppe        den Prinzipien und zur Ent-
                             zulässt.                        von      internationalen Men-      wicklung der Menschenrechte
                             Das MSB NRW teilte zwischen-    schenrechtsexpert_innen aus        in Bezug auf SOGIESC zusam-
                             zeitlich mit, dass zumindest    25 Ländern getroffen hat, um       mengestellt. Wer Interesse am
                             bei der Erfassung der amtli-    diese Prinzipien zu verfassen.     Handout hat, an Kontakt zur
                             chen Schuldaten die Änderung                                       Yogakarta-Allianz oder weite-
                             nun realisiert sei.            Das war notwendig, weil welt-       ren Informationen, kann sich
                                                            weit schwerwiegende Men-            jederzeit gern bei Sarah Kohrt
                                                            schenrechtsverletzungen an          melden, LGBTI*-Plattform
                                                            Menschen stattfinden allein         Menschenrechte der Hirsch-
                                                            aufgrund ihrer sexuellen Ori-       feld-Eddy-Stiftung in Berlin.
                                                            entierung oder geschlechtli-        E-Mail: sarah.kohrt@hirschfeld
                                                            chen Identität oder weil sie        -eddy-stiftung.de
                           Foto oben: Workshopleitungen, Trans* oder Inter* Personen
                           links: Ev Blaine Matthigack      sind. In diesem Bewusstsein
                           rechts: Sarah Kohrt              sind die Prinzipien verfasst.
NRW-Rundbrief Nr.
  NRW-Rundbrief Nr. 19
                    19                                                                                            Seite 11
    Ausgabe
    Ausgabe 1/2020
            1/2020             Ergebnisse aus den Workshops

                                                                    Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Verschrän-
Beispiel: Blick nach Russland
                                                                    kungen von Queerfeindlichkeit und Rassismus

Während des Workshops „Menschenrechte und Schule – Jung             Im Mittelpunkt stand der
sein als LSBTI*Q in Russland“ (Dr. Verena Molitor, Universität      Ansatz, Mehrfachdiskriminie-
Bielefeld und Prof. Dr. Tatiana Zimenkova, Hochschule Rhein-        rung intersektional in ihrer
Waal) haben die Teilnehmer_innen Einblicke in die institutionali-   Verschränkung mit einander
sierte Homo-und Trans*phobie in jeder Gesellschaft aus soziologi-   sichtbar zu machen. Wenn die       jedoch auch in der Schulwirk-
scher Sicht erhalten.                                               Arbeit gegen Queerfeindlich-       lichkeit umzusetzen ist.
                                                                    keit und die Arbeit gegen Ras-     Wenn in Unterricht und
Sie konnten dann insbesondere der Frage nachgehen, was die          sismus nicht zusammen ge-          Schulprojekten Queerfeind-
Besonderheiten der Homo-und Trans*phobie im russischen Kon-         dacht werden, sind Queere          lichkeit und Rassismus the-
text sind, und was diese besonderen Formen der Exklusion für das
alltägliche Leben der jungen LSBTI*Q -Menschen in Russland
bedeuten.
Das Fehlen der Unterstützungssysteme, das Verbot der Informati-
onsverbreitung zum queeren Leben unter Minderjährigen sowie
die Restriktionen, denen die zuständigen Erwachsenen (Lehrkräfte
usw.) unterliegen, wurden zusammen mit Blick auf die deutschen
Erfahrungen reflektiert. Es wurden aber auch die existierenden
Projekte vorgestellt, die zur Unterstützung der LSBTI*Q Jugendli-
chen in Russland beitragen.

In der Feedbackrunde fand eine Diskussion über die Möglichkei-
ten der Anwendung des Wissens über die Situation in Russland für
die Bildungsarbeit in Deutschland statt.

Foto: Dr. Verena Molitor, Prof. Dr. Tatiana Zimenkova

                                                                    Jugendliche, die auch Rassis-      matisiert werde, sei dies
                                                                    mus erfahren, nicht sichtbar       nicht nur außerhalb Deutsch-
                                                                    und es kann dazu kommen,           lands zu verorten, sondern es
                                                                    das vielmehr Menschen, sozia-      müsse die eigene Geschichte
                                                                    le Gruppen und auch Projekte       mit einbezogen werden, also
                                                                    gegeneinander ausgespielt          den europäischen Kolonialis-
                                                                    werden.                            mus sowie postkoloniale
                                                                    Es wurde besprochen und            Perspektiven auf internatio-
                                                                    gemeinsam erarbeitet, was in       nale Menschenrechtsarbeit.
                                                                    Schule und in der Fachstelle       Als nicht hilfreich wird ange-
                                                                    als pädagogisch hilfreich er-      sehen, wenn zum Beispiel
                                                                    lebt wird: Vielfältige Lebensre-   versucht wird, anderen ihre
                                                                    alitäten junger Menschen           Religion zu erklären. Viel-
                                                                    mitdenken und zeigen, z.B.         mehr sei ein Konzept von
                                                                    Role models zu zeigen, die         gemäßigter Kategorisierung
                                                                    queer und People of Colour         zu beachten, so ein_e Teil-
                                                                    sind, die Ausstellung „We are      nehmer_in.

Abb. unten: LGBT-Russia (© Molitor / Zimenkova)                     part of culture“ in die Schule
                                                                    zu holen, Mehrfachdiskriminie-
                                                                    rung in den schulinternen
                                                                    Lehrplan aufnehmen, was
                                                                    teilweise schon vorhanden ist,
Seite 12
                                     Fachtag 2020         Medienberichte zum Fachtag

      Weitere Fotos vom Fachtag im öffentlichen Facebook-
      Fotoalbum:
      https://kurzelinks.de/rs1o

unten: Magazin „BOX“, Ausgabe März 2020, S. 11

rechts: Magazin „fresh“, Ausgabe März.2020, S. 18; auch online
In Nordrhein-Westfalen ist Schule der Vielfalt ist ein Landesprojekt von:

Impressum
Herausgeber:                                            Die Webseiten der Kooperationspartner_innen lauten:
Schule der Vielfalt,
Landessektion NRW (Fachberatungsstelle)            www.rubicon-koeln.de / www.schlau.nrw / www.rosastrippe.de

Rundbrief 1/2020 (vom 04.05.2020)                    www.vielfalt-statt-gewalt.de / www.schulministerium.nrw.de
Redaktionsschluss d. Rundbriefs: 15.04.2020
Redaktion: Frank G. Pohl (V.i.S.d.P.),
Landeskoordinator Schule der Vielfalt
                                                Der Rundbrief erscheint zwei– bis dreimal im Jahr gratis für Lehrkräfte,
Büro Bochum (c/o Rosa Strippe):                 Unterstützer_innen, Projekt-/Schulpartner_innen und Interessierte.
Telefon: 0234 / 640 40 77                       Die Text- und Bildrechte liegen beim Projekt (Fotos: Steff Biel).
Kortumstraße 143
44787 Bochum                                    Weitere Informationen zum Landesprogramm unter: www.schule-der-
Büro Köln (c/o rubicon):                        vielfalt.de. Auf dieser Seite sind auch frühere Rundbriefe abrufbar.
Telefon: 0221 / 27 66 99 9 69                   Über die Kontaktseite kann der Rundbrief an- und abgemeldet werden.
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