Nur mit Wasserstoff lassen sich die Klimaziele erreichen
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Wasserstoff spielt bei der Dekarbonisierung der Energieversorgung eine zentrale Rolle Wasserstoff hat ein grosses Potenzial für die Energie versorgung der Zukunft. Er lässt sich erneuerbar durch Strom über Elektrolyse erstellen oder klimaneutral aus Erdgas, dem der Kohlenstoff entzogen wird. Durch die Nutzung von CO2 kann Wasserstoff auch methanisiert und ins Gasnetz eingespeist werden. Zu den Verbrau chern gelangt der Wasserstoff eingespeist ins Gasnetz oder künftig über ein eigenes Leitungssystem. Neue Studien zeigen, dass im Gasnetz 10 Prozent Wasserstoff problemlos transportiert werden können. Die Schweizer Gaswirtschaft strebt langfristig einen höheren Anteil an, da dies technisch möglich ist. Nur mit Wasserstoff lassen sich die Klimaziele der Schweiz effizient erreichen. Ziel der vorliegenden Mappe ist es, den verschiedenen Aspekten auf den Grund zu gehen und die Erkenntnisse leicht verständlich interes sierten Kreisen zugänglich zu vermitteln. Weitere Informationen auf gazenergie.ch
Wasserstoff – Momentum für einen totgeglaubten Energieträger Um die Energieversorgung 2050 klimaneutral zu gestalten, braucht es einen Mix an erneuerbaren und klimaneutralen Energieträgern und entsprechenden Infrastrukturen. Das fossile Gas muss durch erneuerbare oder klimaneutrale Gase ersetzt werden. Das ist das Comeback des Jahrhunderts für einen totgeglaubten Energieträger, den Wasserstoff. Was befördert den Einsatz von Wasserstoff, was behindert ihn? Der Bundesrat hat sich das Ziel gesetzt, die Energie Regierungen arbeiten an Wasserstoffstrategien versorgung bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Auf All diese Studien kommen zum Schluss, dass gasförmige Bundesebene wird die Dekarbonisierung vor allem durch und flüssige Energieträger neben dem Strom weiterhin den Ausbau erneuerbarer Energien im Stromnetz voran integraler Bestandteil des Energiesystems in den Industrie getrieben, in erster Linie von Photovoltaik. Der Anteil der ländern in Europa und in der Schweiz bleiben werden. Als elektrischen Energie am Energieverbrauch steigt zwar Option wird hier klar Wasserstoff gesehen; Wasserstoff als stetig, beträgt aktuell allerdings nur 25 Prozent. Das Ziel Energieträger mit bestimmten Eigenschaften, Wasserstoff allein durch den Austausch der fossilen Primärenergie als Energiespeicher, als bedeutsames Element der träger mit erneuerbarem Strom zu erreichen, scheint eine Sektorkopplung. Wasserstoff ist bereits heute bei Illusion. verschiedenen chemischen und industriellen Prozessen Besonders in den Sektoren Wärme, Industrie und unabdingbar, und bestimmte industrielle CO2-Quellen, Verkehr ist noch nicht klar, welche Technologien einge zum Beispiel prozessbedingte Emissionen der Zement setzt werden, da hierfür nur wenige emissionsfreie industrie, lassen sich nur langfristig mit Hilfe von Wasser Lösungsoptionen vorliegen. Studien weltweit kommen stoff dekarbonisieren. mittlerweile zum Schluss, dass ausgehend von den Kosten Verschiedene Regierungen arbeiten aktuell an für den Umbau sowie Entwicklungsszenarien in Bezug auf Wasserstoffstrategien, darunter auch die Schweiz. Die Preis, Effizienz und Versorgungssicherheit ein totgeglaub Niederlande, Deutschland sowie die EU haben ihre ter Energieträger eine erhebliche Rolle spielen wird: der entsprechenden Überlegungen bereits publiziert. Wasserstoff. Es bestehen verschiedene offene Fragen in diesem In diesem Zusammenhang sind etwa die deutsche Zusammenhang. Damit Wasserstoff ein zentraler Dena-Leitstudie Integrierte Energiewende zu nennen, die Bestandteil des Energiesystems werden kann, muss die den Einfluss der Energiesektoren Strom, Gebäude, Verkehr gesamte Wertschöpfungskette – Technologien, Erzeu und Industrie und ihre gegenseitigen Wechselwirkungen gung, Speicherung, Infrastruktur und Verwendung und Abhängigkeiten untersucht, um eine Gesamtstrategie einschliesslich Logistik und weiterer Aspekte – untersucht über alle Sektoren ableiten zu können. Forschungsgruppen und entsprechende Massnahmen ergriffen werden. der Empa und des Paul Scherrer Instituts untersuchen Entsprechend spielen auch Rahmenbedingungen eine diese Zusammenhänge im Schweizer Kontext. Zu nennen zentrale Rolle bei der Frage, ob sich Wasserstoff als sind auch Arbeiten, die von der Europäischen Gasbranche Option durchsetzen kann. Klar ist heute, dass es ohne veranlasst wurden: A Pathway to a carbon neutral 2050 Förderung nicht gehen wird, da heute erhebliche Preis (Eurogas) bzw. Gas Decarbonisation Pathways 2020- unterschiede zwischen den verschiedenen Energieträgern 2050 (Navigant bzw. Gas for climate). bestehen.
Laut der Studie «Path to hydrogen competitiveness» Mehrere Produktionsarten des Hydrogen Councils, die von McKinsey verfasst wurde, In der Wasserstoffproduktion sind heute verschiedene werden die Preise für Wasserstoff, Start-Fördermassnah Verfahren bekannt. Das wird in der sogenannten men vorausgesetzt, über die Zeit deutlich sinken. In der «Farbenlehre» festgehalten, die sich auch in den Fakten Studie wird festgehalten, dass wegen der zunehmenden blättern findet. Im politischen Umfeld ist klar, dass Produktion, Verteilung, Ausrüstung und Komponenten langfristig der Schwerpunkt auf Wasserstoff liegt, der herstellung von Wasserstoff die Kosten bis 2030 für viele auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt wurde, der Anwendungen voraussichtlich um bis zu 50 Prozent fallen sogenannte «grüne Wasserstoff». In einer längeren werden. Somit würde Wasserstoff mit anderen kohlen Übergangsphase ist aber davon auszugehen, dass es stoffarmen Alternativen konkurrenzfähig und in einigen auch den «blauen Wasserstoff» braucht, der aus Erdgas Fällen sogar wettbewerbsfähig gegenüber konventionel produziert wurde. Er dient der Zielerreichung gleichermas len Optionen werden. Voraussetzung dafür seien aber sen, weil er CO2 neutral ist, aber das abgeschiedene CO2 auch umfangreiche Investitionen. In der Studie ist von 70 bedarf der weiteren Verwertung mittels Speicherung oder Milliarden Dollar die Rede. Verarbeitung als Wertstoff. Analog zum Strom und den fossilen Energieträgern wird der benötigte Wasserstoff nicht nur in der Schweiz produziert werden können, da die Erzeugungskapazitäten etwa aus überschüssigem Solarstrom innerhalb unseres Landes begrenzt sein werden. Damit stellen sich aber auch offene Fragen des Imports, die aus den Erfahrungen mit dem Import erneuerbarer Gase bestens bekannt sind. Die Herkunftsnachweisthematik muss dringlich gelöst werden. Wasserstoff: Ein totgeglaubter Energieträger wird wiederentdeckt und feiert sein Comeback. (Bild: Anusorn Nakdee/Shutterstock.com) VSG | Verband der Schweizerischen Gasindustrie | Grütlistrasse 44 | 8027 Zürich | +41 44 288 31 31 | vsg@gazenergie.ch | gazenergie.ch
Eine kleine Farbenlehre Wasserstoff wird je nach Ursprung mit unterschiedlichen Farben bezeichnet. Diese Kennzeichnungen beziehen sich auf die Erzeugung des Wasserstoffs und die damit verbundenen CO2-Emissionen. Wasserstoff wird heute vielseitig eingesetzt. Grauer Wasserstoff wird aus fossilen Brennstoffen Türkiser Wasserstoff ist Wasserstoff, der über die gewonnen. In der Regel wird bei der Herstellung Erdgas thermische Spaltung von Methan (Methanpyrolyse) unter Hitze in Wasserstoff und CO2 umgewandelt hergestellt wurde. Anstelle von CO2 entsteht dabei fester (Dampfreformierung). Das CO2 wird anschliessend Kohlenstoff. Voraussetzungen für die CO2-Neutralität des ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben und verstärkt Verfahrens sind die Wärmeversorgung des Hochtempera so den globalen Treibhauseffekt: Bei der Produktion einer turreaktors aus erneuerbaren Energiequellen sowie die Tonne Wasserstoff entstehen rund 10 Tonnen CO2. dauerhafte Bindung des Kohlenstoffs. Blauer Wasserstoff ist grauer Wasserstoff, dessen CO2 Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser bei der Entstehung abgeschieden und in unterirdischen hergestellt, wobei nur Strom aus erneuerbaren Energien Lagern gespeichert wird (bekannt unter dem Begriff zum Einsatz kommt. Die Produktion von Wasserstoff ist Carbon Capture and Storage, CCS). Der Kohlenstoff kann somit CO2-frei, da der eingesetzte Strom zu 100 Prozent auch in Carbon-Werkstoff umgewandelt werden aus erneuerbaren Quellen stammt. (Carbon-Capture and Use). Das bei der Wasserstoff produktion erzeugte CO2 gelangt so nicht in die Atmos phäre und die Wasserstoffproduktion kann bilanziell als CO2-neutral betrachtet werden. Diese Technologien sind allerdings sehr energieaufwändig und daher nur in einer Übergangsphase sinnvoll. Wasserelektrolyse mittels fossiler Energieträger Grau Reformierung von Erdgas Blau Reformierung von Erdgas mit CCS CO2-Emissionen Türkis Methanpyrolyse Reformierung von Biogas Quelle: emcel.com Grün Vergasung und Vergärung von Biomasse Wasserelektrolyse mittels regenerativer Energieträger VSG | Verband der Schweizerischen Gasindustrie | Grütlistrasse 44 | 8027 Zürich | +41 44 288 31 31 | vsg@gazenergie.ch | gazenergie.ch
Wasserstoff – ein idealer Energieträger Wasserstoff erscheint immer mehr als Hoffnungsträger, um in Zukunft die Energieversorgung erneuerbar und nachhaltig auszurichten. Dies ist durchaus berechtigt, wenn man die Eigenschaften und vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten von Wasserstoff betrachtet. Wasserstoff ist wie die Elektrizität keine Energiequelle, Wasserstoff sondern ein sekundärer Energieträger. Sowohl Wasserstoff • besteht aus einem Proton und einem Elektron als auch elektrische Energie können durch verschiedene • ist das häufigste chemische Element im Universum Energiequellen sowie Technologien erzeugt werden, und • ist Bestandteil von Wasser (H2O) und beinahe aller beide Energieträger sind vielseitig anwendbar. Der organischen Verbindungen entscheidende Unterschied zwischen den beiden ist, dass • liegt in der Atmosphäre spurenweise als gasförmiges Wasserstoff ein chemischer Energieträger ist, der aus Wasserstoffmolekül H2 vor Molekülen besteht und nicht nur aus Elektronen wie die • ist der Energieträger mit der höchsten gewichts elektrische Energie. Dieser Unterschied begründet auch bezogenen Energiedichte den Vorteil von Wasserstoff: Chemische Energie ist lange • ist das leichteste aller Gase und etwa 14 Mal leichter und stabil speicherbar und kann zudem gut transportiert als Luft werden. Die H2-Moleküle können zudem zur Erzeugung • ist farb- und geruchlos hoher Temperaturen verbrannt werden und sind problem • ist nicht explosiv – nur seine Gemische mit Sauerstoff los einsetzbar für verschiedenste Anwendungen. oder anderen oxidierenden Gasen; die Selbstentzün dungstemperatur liegt bei 560 °C Wasserstroff erleichtert Integration • oxidiert nicht erneuerbarer Energien • emittiert bei der Verbrennung kein CO2 Eine dekarbonisierte Energieversorgung, nur auf der Basis • verbrennt rückstandsfrei von Strom, wäre ein sehr anfälliges flussbasiertes Energie • ist nicht umwelt- oder gesundheitsgefährdend system. Produktion und Verbrauch müssten dabei in Echtzeit und auch über grosse Distanzen abgleichbar sein. Eine auf verschiedenen Energieträgern aufgebaute Energieversorgung ist zuverlässiger, sicherer und letztlich auch kostengünstiger. Aus diesem Grund wird Wasserstoff als Schlüsselelement eines zukünftig klimaneutralen Energiesystems betrachtet. Denn Wasserstoff besitzt die Fähigkeit, die Integration der erneuerbaren Energien zu erleichtern. Ebenso bietet Wasserstoff die Möglichkeit, Sektoren wie Verkehr, Gebäude und Industrie zu dekarbo nisieren. H + H H2 + VSG | Verband der Schweizerischen Gasindustrie | Grütlistrasse 44 | 8027 Zürich | +41 44 288 31 31 | vsg@gazenergie.ch | gazenergie.ch
Wasserstoff kann in grossen Mengen gespeichert werden Die Herausforderung der zukünftigen Energieversorgung ist die Synchronisierung zwischen Produktion und Verbrauch. Wasserstoff ermöglicht diese Entkopplung, da er in grossen Mengen saisonal speicherbar ist. Die Wasserstoffspeicherung kann heute grundsätzlich in bungsbedingungen gasförmig und hat eine sehr geringe gasförmigem oder flüssigem Zustand, aber auch in volumetrische Energiedichte. In der nachfolgenden chemisch gebundener Form, beispielsweise mittels Tabelle sind die Eigenschaften der wichtigsten Speicher Metallhydriden, erfolgen. Wasserstoff ist unter Umge technologien erläutert. Technik Prinzip Einsatzgebiet Relevanz Druckspeicher Wasserstoff wird in Druck Druckspeicher sind im Druckspeicher sind speicher heute auf 350 industriellen Umfeld schon Standard bei der Speiche und 700 bar komprimiert. lange etabliert. rung von Wasserstoff. Bei flüssigem Wasserstoff In der Mobilität kommt In Gebäuden wird der hohe liegt die Temperatur unter Wasserstoff entweder als Druck als kritisch angese -253 °C. komprimiertes Gas oder in hen. Das Beladen und flüssiger Form zum Einsatz. Entladen ist problemlos. Metallhydridspeicher In Metallhydriden lässt Metallhydridspeicher Metallhydridspeicher sich Wasserstoff dichter werden heute kommerziell haben Vorteile in Hand anordnen als in reiner, vor allem in U-Booten habung und Sicherheit. verflüssigter Form. Hierbei eingesetzt und zunehmend Der Druck der Speicher ist wird H2 über die Ausbil auch in Gebäuden. mit 8 bis 30 bar sehr tief. dung einer chemischen Bindung in einem Metall oder einer Metalllegierung gespeichert. LOHC-Flüssigspeicher Wasserstoff wird chemisch Die LOHC-Technologie Der Vorteil der LOHC- (Liquid Organic in organischen Molekülen eignet sich besonders für Technologie sind die tiefen Hydrogen Carrier) eingelagert und kann zur die Speicherung und den Kosten in der Handhabung Nutzung wieder von der Transport von grossen von Wasserstoff. Quelle: ASUE/Envenion GmbH Trägerflüssigkeit entfernt Wasserstoffmengen. werden. Adsorptionsspeicher Wasserstoff wird an Der Speicher ist nur für Für die Adsorption spricht Festkörperoberflächen relativ kleine Mengen die schnelle Beladung gebunden (Adsorption). geeignet. (derzeit keine Praxis relevanz). VSG | Verband der Schweizerischen Gasindustrie | Grütlistrasse 44 | 8027 Zürich | +41 44 288 31 31 | vsg@gazenergie.ch | gazenergie.ch
Gasheizungen werden wasserstofftauglich Die Heizgerätehersteller arbeiten intensiv an der Entwicklung von bis zu 100 Prozent wasserstofftauglichen Gasheizungen. Aber bereits heute sind Gasheizungen auf dem Markt erhältlich, die mit einem Wasserstoffanteil von bis zu 20 Prozent umgehen können. Erdgas und Biogas (CH4) sowie Wasserstoff (H2) sind Stabile Verbrennung und Materialbeständigkeit gasförmige Energieträger, die sich vor allem in den Aufgrund der hohen Flammengeschwindigkeit ist es folgenden Punkten unterscheiden: schwieriger, die Flamme an einem Ort zu stabilisieren. Die • Der Heizwert von Wasserstoff beträgt etwa ein hohe Verbrennungstemperatur ist bei der Materialwahl Drittel von Erdgas. des Brenners zu berücksichtigen. Dies gilt auch für • Die Zündgrenze (Bereich, in dem ein Gas in Luft Blockheizkraftwerke (BHKW) und Gasturbinen. zündfähig ist) ist bei Wasserstoff (4 - 77 Vol.-%) viel grösser als bei Erdgas und Biogas (5 - 14 Vol.-%). Zündung und Flamme • Die Flammengeschwindigkeit (Mass für den Aufgrund des breiten Zündbereichs ist das Risiko einer zeitlichen Ablauf der Verbrennungsreaktion) ist Selbstentzündung höher. Bei einer reinen Wasserstoffver bei Wasserstoff (346 cm/s) viel höher als bei brennung ist die Flamme nicht sichtbar. Daher muss eine Erdgas (43 cm/s). zuverlässige Flammenüberwachung vorhanden sein. • Die Verbrennungstemperatur ist bei Wasserstoff (2130 °C) höher als bei Erdgas (1970 °C). Brenngasmischung Die Brenner von Gasheizungen müssen mit unterschiedli Diese unterschiedlichen Eigenschaften der beiden Gase chen Gasgemischen (Mischung von Methan, Wasserstoff (CH4 und H2) spielen daher bei der Entwicklung von und Luft) automatisch und in Echtzeit umgehen können. wasserstofftauglichen Gasheizungen eine zentrale Rolle. Dies gilt ebenso für Blockheizkraftwerke und Gasturbinen. Dies gilt auch bei der Entwicklung von Blockheizkraftwer ken (BHKW) und Gasturbinen. Eignung Gasheizgeräte für Wasserstoff: aktueller Stand und Prognose Geräte im Bestand: 10 % H2 Neue Heizgeräte: 30 % H2 100 % H2 Der Einfluss von 10% H2 auf Neue Heizgeräte sind fähig, bis zu Aktuelle Erdgas-Heizgeräte sind Heizgeräte ist gering 30% H2 zu beherrschen für 100 % H2 ungeeignet Einschätzung: Bestandsgeräte Sicherheit und Robustheit sind im Anpassungsentwicklung für H2 ist vertragen bis zu 10 % H2 vollen Umfang gegeben erforderlich Es wird untersucht, ob der H2 liefert positiven Beitrag zur Entwicklung von H2-Heizgeräten H2-Anteil bis 20 % ausgedehnt Emissionsminderung (CO/NOx) Quelle: Viessmann (Schweiz) AG werden kann Gasadaptive Geräte: Zukünftig Kompensation Luftzahl/Leistung auch mit H2 möglich 1990 bis heute Heute bis 2025 ab 2025 + VSG | Verband der Schweizerischen Gasindustrie | Grütlistrasse 44 | 8027 Zürich | +41 44 288 31 31 | vsg@gazenergie.ch | gazenergie.ch
Das selbstversorgende Wohngebäude ist realisierbar Energetisch selbstversorgende Wohnbauten mit integrierter Wasserstoff technik sind heute technisch umsetzbar. Wasserstoff ermöglicht eine hohe Eigennutzung des selbst erzeugten Photovoltaikstroms. Die Basis für eine unabhängige Energieversorgung im In Zukunft werden selbstversorgende Wohngebäude Gebäude ist eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und mehrheitlich ins Gasnetz eingebunden, da eine vollstän wenn möglich an der Fassade. Die Stromproduktion einer dige Autarkie zu aufwändig und kostenintensiv ist. Für PV-Anlage verläuft mehrheitlich nicht synchron zum eine klimaneutrale Energieversorgung von Wohnbauten Stromverbrauch. Erst die Umwandlung in Wasserstoff und ist das Gasnetz somit eine wichtige Voraussetzung. dessen Speicherung ermöglicht eine hohe Eigenstrom Die Hauptkomponenten des Energieversorgungssystems: nutzung. • Steuerung/Regelung Bei Bedarf wird Wasserstoff dem H2-Speicher ent • PEM-Elektrolyseur (Proton Exchange Membrane) mit nommen und mit der Brennstoffzelle in Strom und Wärme Wasseraufbereitung und Controller umgewandelt. Zusammen mit einer Wärmepumpe sorgt • PEM-Brennstoffzelle die Brennstoffzelle für Raumwärme und Warmwasser. Das • Metallhydrid-Wasserstoffspeicher System bietet somit eine weitgehende Unabhängigkeit • Batteriespeicher vom öffentlichen Stromnetz. Photovoltaik Wasser Systemgrenze «Home Energy System» Batterie Elektrolyseur für H 2 Wasserstoffspeicher Stromnetz Brennstoffzelle Quelle: Envenion GmbH Verbrauch Wärmepumpe Wärme/Warmwasser Prinzipschema des Energieversorgungssystems für ein Wohngebäude. VSG | Verband der Schweizerischen Gasindustrie | Grütlistrasse 44 | 8027 Zürich | +41 44 288 31 31 | vsg@gazenergie.ch | gazenergie.ch
Fahren mit H2 – eine saubere Sache Der Wasserstoff steigt ein ins Rennen um eine saubere Mobilität. Grosse Hersteller klassischer Verbrennungsmotoren, die sich bisher vor allem auf die Elektromobilität konzentriert haben, entdecken allmählich auch die Vorzüge der Wasserstofftechnik. Die sauberste Anwendung von Wasser stoff in der Mobilität erfolgt in Brennstoffzellenfahrzeugen. Während im PW-Bereich die Elektromobilität vermutlich Förderverein gegründet hauptsächlich batterieelektrisch sein wird, wird sie bei Um den Aufbau der Wasserstoffmobilität in der Schweiz den Nutzfahrzeugen brennstoffzellenelektrisch sein. zu fördern und zu beschleunigen, gründeten Coop, Gegenüber batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen Migros, Fenaco, diverse Tankstellenbetreiber, Transport- punkten wasserstoffbetriebene mit Reichweiten, wie sie und Logistikunternehmen 2018 den Förderverein H2 vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren Mobilität Schweiz. «Die Wasserstoffmobilität bietet alle aufweisen. Und auch das Betanken geht ähnlich schnell Voraussetzungen, um die CO2-Emissionen im Strassen wie bei Verbrennern. verkehr nachhaltig zu reduzieren und die Absichten der Die Brennstoffzelle soll zukünftig bei LKW, Bussen und Energiewende zu unterstützen», ist der Förderverein Eisenbahnen als Antriebsart zum Einsatz kommen. überzeugt. Der nächste Schritt liegt nun in der landes Elektro- und Brennstoffzellen-LKW haben zudem den weiten Ausbreitung der Technologie, die alle Vorteile des Vorteil, dass sie in der Schweiz von der LSVA und der emissionsfreien Elektrofahrzeugs mit den Annehmlich Mineralölsteuer befreit sind. In Deutschland, aber auch in keiten der heutigen Mobilität im Strassenverkehr vereint. Japan werden Busse bereits auf Wasserstoff umgerüstet. In einem ersten Schritt geht es darum, in der Schweiz ein Im Rhein-Main-Gebiet fahren nicht nur Brennstoffzellen flächendeckendes Netz an Wasserstofftankstellen busse, sondern seit 2018 bereits die erste Wasserstoff- aufzubauen. Eine erste Wasserstoff-Tankstelle betreibt Regionalbahn. Coop in Hunzenschwil (AG). Hyundai wird bis 2025 1600 Mit Bosch arbeitet einer der erfahrensten Marktteil mit Wasserstoff betriebene Lastwagen in der Schweiz auf nehmer gerade an der Entwicklung eines LKW-Wasser die Strasse bringen und auf diese Weise dem Pionierpro stoffantriebs mit 1900 Kilometern Reichweite. Asiatische jekt des Fördervereins H2 Mobilität Schweiz Schub geben. Unternehmen wie Toyota und Hyundai entwickeln bereits Auch in anderen Ländern ist betreffend Wasserstoff Nutzfahrzeuge wie LKW und Busse mit Brennstoffzellen- tankstellen einiges in Bewegung geraten. So hat die EU Antrieben; zudem bieten sie bereits auch Personenwagen eine Richtlinie erarbeitet, die vorsieht, dass bis 2025 in an, die mit Wasserstoff fahren. Europa eine Wasserstoffinfrastruktur aufgebaut werden soll.
In der Schweiz beschäftigt sich die Empa intensiv mit Auch für Verbrennungsmotoren interessant dem Thema Wasserstoffmobilität und der dafür notwen Für Fahrzeugantriebe mit Wasserstoff steht neben der digen Infrastruktur. 2015 eröffnete die Forschungsinstituti Brennstoffzelle auch der Verbrennungsmotor zur Verfü on in Dübendorf unter dem Namen «move» eine Demons gung. In diesem Fall wird ein konventioneller Verbren trationsanlage, um Wege aufzuzeigen, die Mobilität auf nungsmotor mit (erneuerbarem) Wasserstoff als Treibstoff erneuerbare Energie umzustellen. Diese Anlage zeigt betrieben. Der Vorteil dabei: Bei der Verbrennung wird exemplarisch den gesamten Pfad auf, wie sich erneuer kein CO2 freigesetzt, was kein anderer Treibstoff kann. In bare Elektrizität, die nicht direkt verbraucht werden Zukunft dürfte der Verbrennungsmotor in der Mobilität in kann, für die Mobilität nutzen lässt – in Form von Wasser denjenigen Bereichen eine wichtige Rolle spielen, die sich stoff und in späteren Ausbaustufen in Form von syntheti nur schwer direkt elektrifizieren lassen wie die Luft- und schem Methan und in Netzbatterien. Beim Wasserstoff die Schifffahrt. Dort können synthetische Treibstoffe wird sowohl die reine Nutzung als Treibstoff wie auch die (synthetisches Kerosin, Diesel etc.) von Bedeutung sein, Beimischung zu Erdgas/Biogas betrachtet. die aus elektrischer Energie erzeugt und in verbrennungs motorischen Antrieben eingesetzt werden. Die erste öffentliche Wasserstofftankstelle der Schweiz ist seit 2016 in Hunzenschwil (AG) in Betrieb. VSG | Verband der Schweizerischen Gasindustrie | Grütlistrasse 44 | 8027 Zürich | +41 44 288 31 31 | vsg@gazenergie.ch | gazenergie.ch
Das Gasnetz wird klimaneutral 2050 werden im Schweizer Gasnetz nur noch klimaneutrale Gase zirkulieren. Neben Biogas wird dies grüner Wasserstoff und daraus hergestelltes synthetisches Methan sein. Treiber für diese Entwicklung ist Deutschland, das enorme Importmengen an grünem Wasserstoff benötigen wird. Von der damit angestossenen Wasserstoffindustrie wird auch die Schweiz profitieren. Gas belastet die Treibhausgasbilanz mit rund 220 g CO2/ Langjährige Erfahrungen mit Biogas kWh. Das sind zwar rund 25 Prozent weniger als Erdöl, Klimaneutrale Gase sind nichts Neues. Schon 1997 wurde aber immer noch viel zu viel, um die Zielsetzung von in der Schweiz die erste Biogasanlage mit Einspeisung in Netto-Null bis 2050 zu erreichen. Viele fordern daher, das Betrieb genommen und seither ist die Anzahl Anlagen Gasnetz stillzulegen und die Gasnutzung durch erneuer laufend gestiegen. 2019 haben 36 Anlagen mehr als 400 bare Energien abzulösen. Diese Forderung ist aber GWh Biogas ans Netz geliefert. Die CO2-Emissionen von kontraproduktiv, denn das Gasnetz wird in Zukunft Biogas über den ganzen Lebenszyklus betragen rund 68 entscheidende Beiträge zu einer klimaneutralen Energie g CO2/kWh produzierte Wärme. Andere erneuerbare versorgung leisten. Wärmequellen können diesen Wert kaum unterbieten. Es gibt heute eine Vielzahl unterschiedlicher Gas Das Potenzial in der Schweiz zur Produktion von einspei anwendungen. Die einfache und verlässliche Gasheizung sefähigem Biogas beträgt rund 4 TWh. Dazu kommen ist nur eine davon. Immer mehr werden Gasheizungen mit 5 TWh grüner Wasserstoff. Dieser kann direkt ins Netz erneuerbaren Wärmequellen wie Sonne oder Umweltwär eingespeist oder mittels Nutzung von CO2 in synthetisches me kombiniert. In vielen Fernwärmelösungen ist Gas das Gas umgewandelt werden. Grüner Wasserstoff stammt Rückgrat für Zeiten mit Spitzennachfrage. Heizungen, die immer aus erneuerbaren Quellen. Blauer Wasserstoff wird auf Wärme-Kraft-Kopplung (WKK) basieren, liefern aus Erdgas hergestellt. Dabei wird der Kohlenstoff zusätzlich Strom zum Ausgleich der immer grösser abgespalten und entweder in unterirdischen Lagern werdenden Winterlücke. Bei industriellen Anwendungen gespeichert (Carbon-Capture and Storage) oder in gibt es kaum Alternativen für den hochwertigen und Carbon-Werkstoff umgewandelt (Carbon-Capture and verlässlichen Brennstoff Gas. Dies gilt auch für historische Use). Diese Technologien sind allerdings sehr energieauf Quartiere in Stadtkernen, wo bauliche Eingriffe kaum wändig und daher nur in einer Übergangsphase sinnvoll. möglich sind. Eine Stilllegung von Gasnetzen und damit Wie bereits heute wird die Schweiz zusätzliche der Verzicht auf diese hochwertigen Technologien macht Mengen an erneuerbaren Gasen importieren. In den daher wenig Sinn. Falls es Alternativen gibt, sind diese nächsten Jahren primär Biogas, mittel- bis langfristig sehr teuer und auch mit Umweltbelastungen verbunden. schwergewichtig blauer und später grüner Wasserstoff, Die Lösung heisst daher Dekarbonisierung: Das Gas muss der in Regionen produziert werden wird, die viel Wind- klimaneutral werden. und Sonnenstrom produzieren.
Sinkende Gestehungskosten sind es über 1000 TWh pro Jahr. Deutschland wird aber Grösste Herausforderung sind im Moment die hohen nicht in der Lage sein, diese Mengen selbst produzieren Produktionskosten für Wasserstoff. Doch mit den in vielen zu können. Mehr als 240 TWh sind kaum möglich. Der Rest Ländern angestossenen Förderprogrammen können die muss daher importiert werden. Diese hohe Nachfrage in Produktionskapazitäten für Elektrolyseure massiv erhöht Deutschland, aber auch in anderen Ländern, wird dazu und damit die Gestehungskosten entscheidend verringert führen, dass eine international vernetzte Wasserstoff werden. Zudem werden zusätzliche Effizienzgewinne in industrie entstehen wird. Davon kann auch die Schweiz der Produktion entstehen. Greenpeace rechnet für grünen profitieren. 2050 werden daher im Schweizer Gasnetz nur Wasserstoff mit Kosten von 9 bis 12 Cents/kWh im Jahr noch klimaneutrale Gase fliessen. 2030 und zwischen 6 und 9 Cents/kWh 2050. Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) bestätigen diese Literatur: Entwicklung. • Gas for Climate (2020): Gas Decarbonisation Pathways 2020-2050 • Greenpeace (2020) : Blauer Wasserstoff; Lösung oder Problem der Die vollständig erneuerbare Energieversorgung in Energiewende Deutschland bedingt riesige Mengen an grünem Wasser • IEA (2919): The Future of Hydrogene stoff. Dies bestätigt die kürzlich publizierte Wasserstoff • Carbotech (2020): Ökologischer Vergleich von Heizsystemen strategie der deutschen Bundesregierung. Gemäss Schätzungen von Greenpeace, die auf Daten des Wuppertal Institutes und von energy brainpool basieren, Formen von erneuerbarem bzw. klimaneutralem Gas und ihr Potenzial Produktionspfade für erneuerbare Gase Potenziale Versorgung Schweiz* C-Speicherung (CCS) Blauer H2 C-Nutzung (CCU) Potenzial abhängig von den Erdgas H2 Erdgasreserven Power-to-Gas Erneuerbarer Strom Elektrolyse H2 Grüner H2 5 TWh +CO2 Biomethan Biomasse Pyrolyse Synthetic Natural Gas (SNG) Importe 4 TWh CH4 Biomethan Vergärung Biogas Biogas / Biomethan Produktion CH CH4/CO2 4 TWh * Studien: Quelle: VSG - Hanser Consulting AG (2018): Erneuerbare Gasstrategie für die Schweiz - WSL Berichte, Heft 57 (2017): Biomassepotenziale der Schweiz für die energetische Nutzung - EMPA/PSI (2019): Potenzialanalyse Power-to-Gas in der Schweiz VSG | Verband der Schweizerischen Gasindustrie | Grütlistrasse 44 | 8027 Zürich | +41 44 288 31 31 | vsg@gazenergie.ch | gazenergie.ch
Sektorkopplung macht das Energiesystem effizienter Die Zielsetzung von Netto-Null CO2-Emissionen bis 2050 kann nur im Zusammenspiel aller Energieträger erreicht werden. Die Elektrifizierung hat ihre Grenzen, da sie die Überproduktion im Sommer und den Importbedarf im Winter massiv verstärken wird. Nur wenn ein Teil der sommerlichen Stromüberschüsse in Grosse Einsparungen möglich Wasserstoff umgewandelt, im Gasnetz gespeichert und Verschiedene Studien zeigen, dass Strategien, die auf später über Wärme-Kraft-Kopplung (WKK) genutzt wird, Sektorkopplung setzen, nicht nur verlässlich und wider können die Klimaziele erreicht werden. Die Verknüpfung standsfähig, sondern auch volkswirtschaftlich sinnvoll von Gas- und Stromnetz muss daher ein zentrales sind. Im Gegensatz zu einer einseitigen Elektrifizierung Element der Energiepolitik sein. bieten kombinierte Strategien, die auch die Gasinfra Die Schweiz arbeitet mit Hochdruck daran, die struktur vollständig nutzen, den Vorteil, dass sie nicht nur Energieversorgung zu dekarbonisieren. Dies bedinge eine auf einen einzigen Energieträger setzen. Gleichzeitig weitgehende Elektrifizierung der heute noch mehrheitlich müssen andere Energieinfrastrukturen wesentlich weniger fossilen Wärme- und Verkehrsbereiche, so die Stossrich stark ausgebaut werden. Eine Studie von frontier econo tung der Energiepolitik. Wärmepumpen und Elektro mics aus dem Jahr 2019 berechnet die volkswirtschaftli fahrzeuge sollen das Klima retten, Gas nur noch dort zur chen Effekte, die eine kombinierte Strategie mit vollstän Anwendung kommen, wo es keine Alternativen gibt. diger Nutzung der Gasinfrastruktur für die Schweiz Eine reine Elektrifizierungsstrategie ist allerdings kaum bringen könnte. Pro Jahr könnten so zwischen 1,3 und 1,9 möglich. Die notwendige erneuerbare Stromproduktion Milliarden Franken eingespart werden. Diese Einsparun wird die bestehenden Ungleichgewichte zwischen dem gen werden erreicht, weil einerseits auf kapitalintensive Überangebot im Sommer und dem Nachfrageüberhang Heizungssysteme und teure Ausbauten in der Strominfra im Winter so stark verschärfen, dass die dafür notwendi struktur verzichtet werden kann. Andererseits können gen Import-Strommengen in der kalten Jahreszeit gar kostspielige Ausbauten in die erneuerbare Stromprodukti nicht mehr vorhanden sind, weil sie unsere Nachbarn on oder teure Stromimporte durch die Nutzung kosten selber brauchen. Es gilt also, die Kapazitäten für die günstigerer erneuerbarer Gase vermieden werden. längerfristige, saisonale Stromspeicherung massiv zu erhöhen. Literatur: • Frontier Economics (2019): The value of gasinfrastructure in a climate neutral europe. A study based on 8 European countries Sektorkopplung als Notwendigkeit • S. L. Teske, M. Rüdisüli, Ch. Bach, T. J. Schildhauer: «Potenzialanalyse Saisonale Stromspeicherung ist nur mit chemischen Power-to-Gas in der Schweiz», Bericht, Empa (Dübendorf) & Paul Energieträgern möglich. Und da kommt der Wasserstoff Scherrer Institut PSI (Villigen), 2019. ins Spiel. Sommerliche Stromüberschüsse können in DOI: https://doi.org/10.5281/zenodo.2649817 Elektrolyseuren in Wasserstoff umgewandelt und ins Gasnetz eingespeist werden. Dies kann als reiner grüner Wasserstoff oder als synthetisches Methan erfolgen. Letzteres entsteht aus Wasserstoff und CO2; dieses wird aus industriellen Ablaufströmen oder direkt aus der Atmosphäre gewonnen. Im Winter kann das Gas wieder als Strom, Wärme oder Treibstoff genutzt werden. Dies setzt voraus, dass die Sektoren Wärme, Strom und Verkehr auf intelligente Art und Weise miteinander verkoppelt werden. Der erneuerbare Wasserstoff aus Stromüber schüssen kann auch in einer vom Gasnetz getrennten Infrastruktur gelagert und transportiert werden. Dabei können auch nicht mehr verwendete Gasleitungen genutzt werden.
Die Stromproduktion im Jahr 2050 Strom (GWh) 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez Inlandproduktion (ohne Kernkraft) Strombedarf künftig PV-Produktion (50 % der geeigneten Dächer) inkl. Wärmepumpen (+75 %) und Elektromobilität (+20 %) Quelle: Empa Importe Mit Power-to-Gas steht eine Technologie zur Verfügung, um nicht Überschuss erneuerbarer Strom genutzten Strom aus dem Sommerhalbjahr in Gas umzuwandeln, Strombedarf heute zu speichern und im Winter zu nutzen. VSG | Verband der Schweizerischen Gasindustrie | Grütlistrasse 44 | 8027 Zürich | +41 44 288 31 31 | vsg@gazenergie.ch | gazenergie.ch
Netzstruktur der Zukunft befriedigt unterschiedliche Bedürfnisse Die künftige Netzstruktur wird nicht mehr nur aus Gasnetzen mit verschiedenen Druckstufen bestehen. 2050 werden Netze mit unterschiedlichen Gasgemischen und Funktionen das Rückgrat einer klimaneutralen Energieversorgung bilden: Methannetze mit Anteilen von Wasserstoff und reine Wasserstoffnetze. Das Gasnetz, wie wir es heute kennen, wird es 2050 nicht von 2 auf 10 Prozent angehoben werden. Mittelfristig wird mehr geben. Nicht, weil es nicht mehr gebraucht wird und eine Obergrenze von 30 Prozent anvisiert. Damit passt stillgelegt ist. Im Gegenteil. Es wird weiterhin ein zentrales sich die Schweiz der internationalen Entwicklung an. Rückgrat der Schweizer Energieversorgung darstellen, Langfristig wird regional ein zweites Transportnetz für einfach anders. Zwei Entwicklungen sind zentral für die reinen Wasserstoff entstehen. Die Schweiz wird dann Netzstruktur der Zukunft. allenfalls an zwei Netze angeschlossen sein: dem klassi Erstens produzieren immer mehr Anlagen im In- und schen Gasnetz, das aber einen stetig steigenden Anteil Ausland Biomethan oder synthetisches Gas aus erneuer an erneuerbaren bzw. dekarbonisierten Gasen enthält barem Strom und speisen dies in die Transport- und und einem Wasserstoffnetz, das 100 Prozent Wasserstoff Verteilnetze ein. Dazu gehören einerseits die klassischen transportiert und verteilt. Biogasanlagen, die auf der anaeroben Vergärung von flüssiger Biomasse oder der Pyrolyse von fester Biomasse Das europäische Gasnetz als basieren. Andererseits sind es Power-to-Gas-Anlagen, Wasserstoff-Rückgrat wobei in einem weiteren Prozessschritt der entstandene Im Juli 2020 haben 11 europäische Gasversorger ihre Wasserstoff durch die Kombination mit CO2 methanisiert Vision eines European Hydrogen Backbone präsentiert, wird. die auf der Analyse von 10 europäischen Ländern, Zweitens steigt die Produktion von blauem und darunter auch der Schweiz, basiert. Sie kommen zum grünem Wasserstoff stetig und wird teilweise über die Schluss, dass die bestehende Gasinfrastruktur in Europa Netzinfrastrukturen zu den Kunden transportiert. Blauer sehr gut geeignet ist, um auf den Transport von Wasserstoff wird aus Erdgas gewonnen, wobei der Wasserstoff umgestellt zu werden. Bis 2030 soll in einem Kohlestoff abgespalten und in unterirdischen Lagern ersten Schritt ein Wasserstoffnetz von rund 6800 km gespeichert oder zu Wertstoffen umgewandelt wird. Länge entstehen, das zu einem grossen Teil aus existie Grüner Wasserstoff stammt aus erneuerbarem Strom. renden Gasleitungen, ergänzt mit neuen H2-Pipelines, besteht. Dieses Netz verbindet zuerst sogenannte Eigenständige Wasserstoffnetze Hydrogen Valleys. So werden Industriecluster, Häfen, Bestehende Gasanwendungen im Industrie- und Wärme Städte und andere Regionen bezeichnet, die bereits bereich können mit wenigen Ausnahmen bis zu einer Pilotprojekte und kommerzielle Anwendungen im Bereich Beimischung von 30 Prozent Wasserstoff problemlos Wasserstoffproduktion oder -nutzung betreiben und betrieben werden. Bei einer höheren oder stark schwan weiter ausbauen. Bis 2040 kann das Wasserstoffnetz kenden Beimischung können technische Probleme bereits 23’000 km umfassen. Es wird primär grünen aufgrund des veränderten Brennwertes des Gas Wasserstoff, produziert aus Wind- und Solarstrom gemisches entstehen. Wenn grosse Mengen an Wasser innerhalb Europas sowie Importe aus stromreichen stoff zur Verfügung stehen bzw. 100 Prozent Wasserstoff Ländern, transportieren. Daneben wird weiterhin ein benötigt wird, dann macht es Sinn, eigenständige Methannetz bestehen. Die Transportkosten können tief Wasserstoffnetze zu betreiben. gehalten werden, da in eine bestehende Infrastruktur Kurzfristig wird das Gasnetz also immer mehr Wasser investiert wird. Der Strombedarf pro 1000 km Transport stoff und erneuerbare Gase enthalten. Die Obergrenze für distanz beträgt rund 2 Prozent des Energieinhaltes des so den Gehalt an Wasserstoff in der Schweiz soll schon bald gelieferten Wasserstoffs.
Gasinfrastruktur der Zukunft ist vielfältig Das Gasnetz der Zukunft wird sich also so entwickeln, dass Innerhalb der Schweiz wird aufgrund der Nachfrage und es möglichst effizient die lokalen und regionalen Bedürfnisse der lokalen Produktions- und Nachfrageopportunitäten bezüglich erneuerbarer Wärme, Treibstoff, Strom oder Prozess eine Differenzierung stattfinden. Es wird Methannetze energie befriedigen kann. Gleichzeitig nimmt es die wachsen geben, die unterschiedliche Anteile von Wasserstoff de lokale Produktion von erneuerbaren Gasen auf. enthalten. Daneben bestehen reine Wasserstoffnetze sowie Insellösungen, die auf Wasserstoff oder Methan Literatur: • Entsog (2019): ENTSOG 2050 Roadmap for gas grids basieren. Unterirdische Speicher werden die aus über • SVGW (2020): Wasserstoff im SVGW schüssigem Sommerstrom produzierten Gase saisonal • Europäische Gasnetzbetreiber (2020): European Hydrogen Backbone. speichern und in Zeiten von grosser Nachfrage wieder zur How a dedicated hydrogen infrastructure can be created Verfügung stellen. Nicht mehr genutzte Gasleitungen werden umfunktioniert zu CO2-Transportnetzen, die das CO2 aus Abscheidungstechnologien den Speichern oder anderen Nutzungen zuführen. Netze mit unterschiedlichen Gasgemischen und Funktionen werden in Netze mit unterschiedlichen Gasgemischen und Funktionen werden in Zukunft das Rückgrat Zukunft das Rückgrat einer klimaneutralen Energieversorgung bilden. einer klimaneutralen Energieversorgung bilden. Transportnetz Verteilnetz Transportnetz H2-Separation Mobilität Gas-Gewinnung Industrie Power-to-Gas Power-to-Gas CH4 als industrieller Rohstoff EU Verflüssigtes Methanisierung Gas (LNG) Kohlenstoff Gebäude Gas- Abtrennung CO2-Gewinnung speicher aus der Luft H2- Speicher Power-to-Gas CO2-Lagerung CO2-Lagerung Stromproduktion Methanisierung Mobilität Kohlenstoff- Verwendung Gas- Biogas- Industrie speicher Produktion Power-to-Gas Importe in die EU Gebäude Industrie Verteilnetz AUSLAND SCHWEIZ AUSLAND Methan (CH4) Quelle: ENTSOG/VSG Methan mit rund 20% grünem Wasserstoff grüner Wasserstoff CO2 Quelle: ENTSOG/VSG) VSG | Verband der Schweizerischen Gasindustrie | Grütlistrasse 44 | 8027 Zürich | +41 44 288 31 31 | vsg@gazenergie.ch | gazenergie.ch
Mehr Wasserstoff im heutigen Gasverteilnetz Die europäische Normierung und das Regelwerk des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfaches SVGW unterstützen mit ihren aktuel len und zukünftigen Standards die Umsetzung einer dekarbonisierten Gasinfrastruktur wie Transportnetze, Verteilnetze, Gasinstallationen und Anwendungen. Im ersten Schritt plant der SVGW, die Regelwerke G13 und In der Schweiz wird der SVGW die Richtlinie G18 G18 für eine Gasbeschaffenheit von 10 Vol.-% H2 anzu «Gasbeschaffenheit» anpassen und dort künftig H2 passen. Studien belegen, dass eine Einspeisung von bis berücksichtigen. Bei der Revision werden auch die zu 10 Vol.-% H2 ins Gasnetz ohne grössere Anpassungen aktuellen Entwicklungen in der europäischen Normung und Kosten möglich sind. Die Ausnahme bildet aktuell die zum Thema Wasserstoff einbezogen. Das SVGW-Regel CNG-Mobilität, die den Anteil von Wasserstoff auf 2 % werk kann so weiterhin die europäischen (EN) und natio beschränkt. Technische Lösungen zum Schutz der nalen Normierungen (SN) mit den schweizerischen Tankstellen sind aber vorhanden. Gegebenheiten verknüpfen. Somit ist gewährleistet, dass Im zweiten Schritt ist die Erhöhung auf 20 Vol.-% H2 die Gasinfrastruktur mit neuen und auch bestehenden vorgesehen. Diverse Experimente im Labor sowie theo Komponenten sicher betrieben werden kann. retische Analysen haben gezeigt, dass bei vielen Gas installationen und -apparaturen ein sicherer Betrieb bis zu 20 Vol.-% H2 Wasserstoff möglich ist. Regelwerk Titel Inhalt Überprüfen/Anpassen H2- Anteil Jahr G18 Gasbeschaffenheit Gasbeschaffenheit in der Schweiz Anpassungen Biogas, 10 % 2021 brenntechnische Kennwerte G13 Einspeisung von Planung, Bau und Betrieb von Planung Bau und Betrieb von 10 % / 20 % 2021 kurzfristig erneuerbaren Gasen Einspeiseanlagen H2-Einspeisungen 100 % ca. 2023 Gxxx Leitfaden für Anpassungen Hilfestellung für den Umbau und Erstellung 10 % / 20 % 2021 der Gasinfrastruktur an H2 Anpassungen der Gasinfrastruktur 100 % GW2 Sicherheitshandbuch Arbeitssicherheit Arbeitsprozesse, Ausrüstung, 10 % / 100 % 2022 Explosionsschutz G18 Gasbeschaffenheit Beschaffenheit des Gases in der brenntechnische Kennwerte 20 % / 100 % 2025 Schweiz G1 Erdgasinstallationen Planung, Bau und Betrieb von Material, Betrieb, Brandschutz, 10 % / 20 % bis spätestens in Gebäuden (Gasleitsätze) Installationen Explosionsschutz und Prüfung 100 % 2025 G2 Rohrleitungen Planung, Bau, Betrieb Material, Betrieb, 10 % / 20 % bis spätestens von Rohrleitungen Explosionsschutz und Prüfung 100 % 2025 G7 Gasdruckregelanlagen Planung, Bau, Betrieb von Material, Betrieb, Brandschutz, 10 % / 20 % bis spätestens mittelfristig Druckregel- und Messanlagen Explosionsschutz und Prüfungen 100 % 2025 G11 Gasodorierung Definition des charakteristischen Odorierung von Erdgas, H2 10 % / 20 % bis spätestens Gasgeruches und CH4/H2-Gemischen 100 % 2025 G23 Metering-Code Gas Anforderung an Verrechnungs- und Abrechnung von Brenngas- 10 % / 20 % bis spätestens Leistungsmessung, Bereitstellung gemischen, Nachverfolgung 100 % 2025 der Messdaten sowie deren von brenntechnischen Quelle: SVGW Austausch gemäss den Marktregeln Kenngrössen im Netz GW2 Sicherheitshandbuch Arbeitssicherheit Arbeitsprozesse, Ausrüstung 20 % / 100 % 2025 Explosionsschutz Übersicht der SVGW-Regelwerke in Bezug auf Wasserstoff. VSG | Verband der Schweizerischen Gasindustrie | Grütlistrasse 44 | 8027 Zürich | +41 44 288 31 31 | vsg@gazenergie.ch | gazenergie.ch
Wasserstoffproduktion und -verteilung: ökonomische Perspektive Viele Staaten bekennen sich aktuell mit Wasserstoffstrategien dazu, dass künftig gasförmige Energieträger benötigt werden, um die Klimaziele zu erreichen. Nur: Kann sich Wasserstoff als Energieträger in einem M arktumfeld bewähren? Wasserstoff ist heute verglichen mit anderen Energieträ Hydrogen Councils, die mit der Unterstützung von gern nicht konkurrenzfähig. Die Zahlen, wie sich die Kosten McKinsey erstellt wurde, gehen die Autoren von einer künftig entwickeln, schwanken stark und hängen ab von Kostenreduktion bis zu 60 Prozent aus.2 Neben den von Annahmen bezüglich Entwicklung der Stromkosten, der IEA genannten Gründen sehen die Studienautoren speziell auch der Entwicklung von erneuerbarem Strom, auch ein Potenzial bezüglich tieferer Kosten bei der und der Nachfrage nach Wasserstoff bzw. entsprechen Speicherung von CO2 bzw. Karbon, setzen aber auch den Skaleneffekten bei der Produktion von Wasserstoff. bestimmte Investitionen in den Markthochlauf der Die Internationale Energieagentur IEA geht etwa in Wasserstoffwirtschaft voraus. ihrer Studie von 2019 davon aus, dass die Kosten für die Dazu dienen die verschiedenen nationalen und Produktion von grünem Wasserstoff aus erneuerbarem internationalen Wasserstoffstrategien, darunter auch Strom um 30 Prozent bis 2030 fallen könnten, als Resultat diejenige der EU im Rahmen des «European Green Deals». der sinkenden Preise von erneuerbarem Strom und Ihr Ziel ist es, Absatzmärkte zu erschliessen, um weitere Skaleneffekten in der Produktion.1 In einer Studie des Anreize für Investitionen zu schaffen. 1 IEA, The Future of Hydrogen, Technology report, June 2019. 2 Hydrogen Council, Path to hydrogen competitiveness, A cost perspective, January 2020. Eine CO2-neutrale Wasserstoffindustrie muss auf drei Säulen aufbauen Säule «Technologie» Säule «Märkte und Nachfrage» Erzielung von Skalenerträgen Behebung von M arkthemmnissen Standardisierung von Rahmenbedingungen für die Komponenten Entwicklung der Nachfrage Industrialisierung der Fertigung/ Langfristig technologieneutrale Installation Marktanreize Quelle: Frontier Economics, 2019 Säule «Investitionen» Rahmenbedingungen für Power-to-X-Investitionen in den Herstellerländern Herkunftsnachweise / Monitoring
Folgende Momente können dazu beitragen, dass der • Selbstverpflichtungen und Initiativen aus der Mineral Markthochlauf rasch geschieht und die Kostendegression öl- und Gasbranche, Öl/Benzin und Gas durch entsprechend stark ausfällt. Es sind zugleich aber auch Wasserstoff und erneuerbare Gase zu ersetzen, helfen kritische Momente bezogen auf den Markthochlauf, falls ebenfalls dabei, den Markthochlauf zu beschleuni diese nicht realisiert werden können: gen. • Bedingt durch die Klimaziele werden in Industrie, • Die erdgasfördernden Länder beginnen sich neu Verkehr und Gebäude die Märkte erschlossen. Die auszurichten und investieren im grossen Stil in Nutzung von erneuerbarem und dekarbonisiertem CO2-Abspaltungsverfahren und Lagerung bzw. Wasserstoff in industriellen Prozessen und im Mobili Pyrolyse. Dadurch werden die Kosten für die Verfahren tätssektor dürfte gerade zu Beginn eines Markthoch und Speicherung gesenkt. laufs ein wichtiger Schritt bei der Erschliessung von • Die erdgasfördernden Länder in Regionen mit viel Anwendungen im Markt sein. Daneben bietet sich Sonne und Wind investieren im grossen Stil in die auch der Wärmemarkt an, um die Grundlagen für den Power-to-X-Produktion. Über die internationale steigenden Einsatz grüner Gase zu schaffen. Regulierung der Herkunftsnachweise wird der • Der konsequente Ausbau von neuer erneuerbarer Wasserstoff beim Import als erneuerbar anerkannt. Stromproduktion, in der Schweiz vornehmlich Photo • Der Wettbewerb unter den Innovationsstandorten voltaik, als Voraussetzung von Wasserstoff-Wert Europa/Asien führt dazu, dass die Regierungen schöpfungsketten wird in vielen Ländern derzeit verschiedener Regionen dazu bereit sind, in die vorangetrieben. Forschung zu investieren und die Rahmenbedingun • Eine an den Klimazielen ausgerichtete CO2-Beprei gen so auszugestalten, dass sie das Entstehen einer sung von Energieträgern stärkt die Möglichkeiten zur Wasserstoffwirtschaft begünstigen. Erzeugung von grünem Wasserstoff, und zwar nicht nur im Gebäudebereich und in der Industrie, sondern insbesondere im Verkehr. Zentral ist hier eine Beprei sung über alle Sektoren. • Die Bedeutung und die Weiterentwicklung der bestehenden Gasinfrastruktur aus Transport- und Verteilnetzen sowie Speichern ist ebenfalls eine Basis, um eine wettbewerbsfähige Wasserstoffwirtschaft aufzubauen. Dabei kann auf eine bestehende Infrastruktur zurückgegriffen werden. Voraussetzung ist aber die technische und regulatorische Bewälti gung steigender Anteile von erneuerbarem und dekarbonisiertem Wasserstoff in allen Bereichen der Infrastruktur (Netz, Speicher) bis hin zu den Anwen dungen. Investitionen und Aufwendungen, welche für die Ertüchtigung der bestehenden Gasnetze nötig sind, sollten im Rahmen der Regulierung der Gasnetze anerkannt werden. VSG | Verband der Schweizerischen Gasindustrie | Grütlistrasse 44 | 8027 Zürich | +41 44 288 31 31 | vsg@gazenergie.ch | gazenergie.ch
Noch sind die politischen Rahmenbedingungen nicht ideal Die Energieversorgung ist in einem umfassenden Transformationsprozess: Erneuerbare Energiequellen gewinnen an Bedeutung. Dezentrale, stark schwankende Produktionsformen nehmen zu. Strom-, Gas- und Wärme netze werden gekoppelt. Die politischen Rahmenbedingungen haben bisher aber noch nicht mit dieser Entwicklung Schritt gehalten. Für eine sichere, wirtschaftliche und klimaschonende anderer Hinsicht angepasst werden. Zwar besteht bereits Energieversorgung braucht es in den kommenden Jahren die Möglichkeit zu einer gewissen Differenzierung in wichtige neue Weichenstellungen. Eine entscheidende Hoch- und Niedertarif, doch ist der Spielraum sehr Hürde für die wirtschaftliche Gewinnung von Wasserstoff beschränkt, und es ist nicht zulässig, die Tarife an der aus erneuerbarem Strom sind die gesetzlichen Bestim tatsächlichen Netzbelastung auszurichten und umfassen mungen über die Aufteilung der Netzkosten. In der de Anreize für eine optimale Netznutzung zu setzen. Von Schweiz gilt das sogenannte Ausspeiseprinzip, wonach solchen Möglichkeiten könnte die Wasserstoffproduktion Netznutzungsentgelte durch die Endverbraucher zu sehr profitieren. bezahlen sind. Das Stromversorgungsgesetz legt indessen Hindernisse für den Ausbau von erneuerbarem fest, dass die Nutzung von Elektrizität zum Antrieb von Wasserstoff bestehen aber nicht nur auf nationaler Pumpen in Pumpspeicherkraftwerken nicht als End Ebene, sondern ebenso im lokalen wie im internationalen verbrauch gilt. Bereich. Lokal wird die Nutzung von erneuerbarem Gas in Das ist insofern einleuchtend, als dieser Strom nicht vielen Fällen noch zu wenig berücksichtigt. So bei der dem Konsum dient, sondern zur Speicherung von Energie Ausgestaltung der Vorschriften zur Nutzung erneuerbarer verwendet wird. Gleiches müsste aber auch für die Energieträger im Gebäude, also zum Heizen und Kühlen Nutzung von Strom zur Produktion von Wasserstoff gelten, und in den Energieplanungen, welche die Gasnetze viel denn in diesem Prozess wird Energie chemisch gespei zu oft noch als rein fossiles System sehen, ganz im chert und kann bedarfsgerecht für eine spätere Nutzung Gegensatz beispielsweise zur Fernwärmeversorgung zur Verfügung gestellt werden. Diese Ungleichbehandlung mittels Kehrichtverbrennungsanlagen. Auch dies ist eine von zwei Verfahren zur Energiespeicherung sollte deshalb Unterscheidung, die mit dem Ausbau von grünem korrigiert werden. Doch die gesetzlichen Bestimmungen Wasserstoff und anderen erneuerbaren Gasen immer zur Festlegung von Netznutzungstarifen sollten auch in weniger gerechtfertigt sein wird. Im grenzüberschreitenden Handel besteht, auch im Verhältnis mit der EU und zwischen den Mitgliedstaaten der EU, momentan noch kein anerkanntes System, wie grüner Wasserstoff grenzüberschreitend als solcher anerkannt und im Verbrauchsland entsprechend behan delt, beispielsweise steuerrechtlich gegenüber fossilen Energieträgern privilegiert werden kann. Die Grundlagen hierfür werden jedoch auf europäischer Ebene erarbeitet. Quellen: • Bundesgesetz über die Stromversorgung (Stromversorgungsgesetz, StromVG), SR 734.7 • ERGaR (2019): The concept of ERGaR for cross-border transfer and mass balancing Die Politik ist gefordert, um die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sich Wasserstoff als Energieträger durchsetzen kann. (Foto: Parlamentsdienste 3003 Bern) VSG | Verband der Schweizerischen Gasindustrie | Grütlistrasse 44 | 8027 Zürich | +41 44 288 31 31 | vsg@gazenergie.ch | gazenergie.ch
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