Digitales Anlegen Momentaufnahme 2015 und Ausblick 2020 - Geschäftsmodelle, Marktüberblick, Nachfrage und mögliche Preismodelle. Eine Studie des ...
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Digitales Anlegen Momentaufnahme 2015 und Ausblick 2020 Geschäftsmodelle, Marktüberblick, Nachfrage und mögliche Preismodelle. Eine Studie des Swisscom Think Tank e-foresight und dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ).
Durch die bedeutenden technologischen Inhaltsverzeichnis Fortschritte und das sich dadurch Management Summary 4 veränderte Kundenverhalten stehen Einleitung Banking Trends & Innovation von Swisscom Enterprise Customers Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ 5 6 6 Banken vor grossen Herausforderungen. Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle Verwendete Methodik 8 8 Marktübersicht Schweiz 11 Marktübersicht Deutschland 13 Marktübersicht USA & Grossbritannien 14 Marktübergreifende Analyse 16 Definition der Geschäftsmodelle 17 Gebührenvergleich 20 Nachfrageseite: Interesse von potenziellen Kunden 23 Verwendete Methodik 23 Resultate der Umfragen 23 Marktvolumen & Ausblick 33 Schätzung Marktvolumen pro Geschäftsmodell 33 Kombiniertes Marktvolumen 39 Fazit & Thesen 42 Quellenverzeichnis 46
4 Management Summary Einleitung 5 Management Summary Einleitung Durch die bedeutenden technologischen Fortschritte dass sich die Banken sehr bald intensiver mit diesem Viele Banken zeichnen sich in der eigenen Wahrneh- lanciert. Nicht zuletzt durch diese Markteintritte und das sich dadurch veränderte Kundenverhalten Thema auseinandersetzen und sich Gedanken dazu mung durch die Expertise aus, Portfolios zusammen- ist das Interesse verschiedener Banken für solche stehen Banken vor grossen Herausforderungen. machen, ob und welches Geschäftsmodell im Bereich zustellen, den Kunden bei Anlageentscheiden zu Geschäftsmodelle in den vergangenen Monaten stark Die entsprechenden Entwicklungen digitalisieren nicht des digitalen Anlegens verfolgt werden soll. In dieser beraten und mittels fundiertem Research kurz-, mittel- angestiegen. Für viele Banken stellen sich insbeson nur zunehmend das Finanzierungsgeschäft, sondern Studie werden hierfür vier verschiedene Geschäfts- und langfristig werthaltige Vermögensallokationen dere die Fragen, in welche Richtung diese Entwicklung werden künftig auch das Anlagegeschäft stark verän- modelle definiert, welche Banken adaptieren können. mit oder für ihre Kunden vorzunehmen. weitergehen wird und wie man auf diesen Trend dern. Anleger sind praktisch jederzeit online, erwarten Wir bezeichnen diese nachstehend als «Robo Advisor», reagieren soll. Die vorliegende Studie hat sich daher rasche Reaktionen, haben umfassende Informations- «Social Trading», «hybrides Model» und «beratungs- Durch die Entwicklung neuer Technologien und das zum Ziel gesetzt, als Erstes eine detaillierte Ist- bedürfnisse und verfügen mit neuen Plattformen über unterstütztes digitales Anlegen». Diese unterschei- veränderte Kundenverhalten wird sich aber das aus Situation aufzuzeigen und verschiedene Typen von attraktive Möglichkeiten, ihre Gelder zu günstigen den sich vor allem in Bezug auf die Sophistizierung Bankensicht wichtige Ertragsfeld der Anlageberatung Geschäftsmodellen zu klassifizieren. In einer aus- Bedingungen anzulegen. Auch Schweizer Banken des Angebots (u.a. Ausgereiftheit des Prozesses zur verändern. Neue Technologien und Algorithmen führlichen Marktübersicht werden Angebote und können sich dieser Entwicklung nicht entziehen und Ermittlung des Risikoprofils, Automatisierung und ermöglichen im Zusammenhang mit Mobile Devices Marktteilnehmer in der Schweiz, Deutschland, müssen sich frühzeitig mit neuen Geschäftsmodellen Intervalle des Rebalancing, Verfügbarkeit von Research und dem Fakt das Kunden immer und überall online Grossbritannien und den USA vorgestellt und bewer- im Bereich des digitalen Anlegens auseinandersetzen. und Einbezug in Portfoliozusammensetzung) und die sind auch eine Digitalisierung im Anlagegeschäft. tet. Als Zweites wird die Nachfragesicht beleuchtet, TrueWealth und der Investomat der Glarner Kantonal- Personalisierung & Beratungsunterstützung seitens Bestimmte Kundengruppen sind heute informierter, indem mittels einer Umfrage bei potenziellen Kunden bank sind zwei bekannte Beispiele, in welche Richtung des Anbieters (u.a. Anzahl Portfolios, Verfügbarkeit anspruchsvoller bezogen auf digital zur Verfügung eruiert wird, welche Anforderungen Kunden an solche sich der Markt entwickeln könnte. Der Ansatz der von Beratungsangeboten). gestellte Bankdienstleistungen und fordern insbeson- digitalen Anlagegeschäftsmodelle stellen und unter UBS im digitalen Wealth Management (UBS Advice) dere personalisierte Lösungen (Accenture 2015). welchen Umständen sie bereit wären, das Geld mittels zeigt einen weiteren Weg auf, wie Banken das digitale In der vorliegenden Studie werden nicht nur die beste- digitaler Kanäle verwalten zu lassen. Als Drittes ver- Anlegen in ihrem Geschäftsmodell integrieren können. henden Geschäftsmodelle in ausgewählten ausländi- In ausländischen Märkten gibt es bereits heute eine sucht die vorliegende Studie, das Marktpotenzial und schen Märkten und der Schweiz vorgestellt, sondern Vielzahl an innovativen Angeboten im Anlagegeschäft. die künftige Entwicklung des Marktes abzuschätzen. Grundsätzlich gelten Schweizer Kunden im interna- auch konkrete Marktentwicklungsszenarien. Basierend Einerseits sind verschiedene Fintech-Start-ups mit tionalen Vergleich als eher konservativ in Bezug auf auf zwei für diese Studie durchgeführten Umfragen neuen Geschäftsmodellen in diesen Markt vorgedrun- die Benutzung von neuen Angeboten und Anbietern analysieren wir die Nachfrageseite und leiten das In- gen. Andererseits haben auch einige etablierte Banken rund um das Geldgeschäft. Es erstaunt daher nicht, teresse an digitalem Anlegen bei potenziellen Kunden auf die entsprechenden Entwicklungen reagiert und dass im Bereich des digitalen Anlegens Märkte wie ab. Ebenso zeigen wir auf, welche Pricing-Strategien ihre Geschäftsmodelle angepasst. Kunden haben die USA und Grossbritannien schon weiter fortge- dem jeweiligen Geschäftsmodell adäquat sind. neu die Möglichkeit, sich vielfältig über Anlagen zu schritten sind. Schweizer Banken sollten sich indes informieren, in Communities über Investitionen sowie nicht darauf verlassen, dass ihr Markt geschützt und Chancen und Risiken zu diskutieren und digital ihr Geld die Kunden träge bleiben. Bereits heute können sich zu verwalten. Auch in der Schweiz ist im vergangenen beispielsweise 50 Prozent der im Rahmen dieser Studie Jahr Bewegung in diesen Markt gekommen. Neben der befragten Schweizerinnen und Schweizer vorstellen, in bereits bestehenden Lösung von Swissquote haben den nächsten fünf Jahren ein digitales Anlageprodukt beispielsweise die UBS, das Start-up TrueWealth und zu nutzen. Entsprechend erachten wir es als wichtig, die Glarner Kantonalbank erste digitale Anlageproduk- te mit allerdings unterschiedlichen Geschäftsmodellen Falk Kohlmann Andreas Dietrich Christoph Duss Noemi Heusler
6 Einleitung Einleitung 7 Banking Trends & Innovation von Institut für Swisscom Enterprise Customers Finanzdienstleistungen Zug IFZ «Banking Trends & Innovation» (BTI) ist mit seinem Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Service e-foresight ein Kompetenzzentrum von Hochschule Luzern I Wirtschaft ist in der Schweiz das Swisscom Enterprise Customers. Es observiert und führende Fachhochschulinstitut im Finanzbereich. analysiert seit mehreren Jahren für seine Kunden Das IFZ bietet Finanzfachleuten aus Unternehmen so- die Trends im digitalen Ökosystem, antizipiert deren wie Fach- und Führungskräften aus der Finanzbranche Auswirkungen auf die Geschäftsfelder der Banken und Weiterbildungs-, Forschungs- und Beratungsdienst leitet daraus Empfehlungen ab. Mit e-foresight beglei- leistungen an. Zu der Ausbildungspalette des IFZ tet BTI Banken auf dem Weg der Digitalisierung und gehören beispielsweise die Bachelor- und Master- stellt kontinuierlich Reports, Deep-Dive-Studien und of-Science-Studiengänge mit Fachrichtung Banking & Quartalsberichte zu Digital-Banking-Entwicklungen, Finance. Im Bereich der Weiterbildung bietet das -Märkten und -Playern sowie konkreten Auswirkungen IFZ zahlreiche anerkannte Lehrgänge an. USA zur Verfügung. Durch strategische Kooperationen mit 5 Anbieter führenden Hochschulen und internen sowie externen Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ Kompetenzzentren stellt BTI sicher, dass alle relevan- veröffentlicht regelmässig Studien und Fachartikel. ten Entwicklungen berücksichtigt und vertieft werden Auf jährlicher Basis publiziert das IFZ die Studie können. «Retail Banking Schweiz», eines der zentralen Nachschlagewerke für den Bankenmarkt Schweiz. Gross- Zudem berichtet der IFZ Retail Banking Blog britannien www.hslu.ch/retailbanking wöchentlich über 6 Anbieter Deutschland Entwicklungen im Schweizer Finanzmarkt. Schweiz 12 Anbieter 7 Anbieter Quelle: Swisscom / IFZ Abbildung 1: Untersuchte Märkte und Anbieter. Definition «Digitales Anlegen» Als «Digitales Anlegen» definieren wir sämtliche Formen der Geldanlage (Vermögensverwaltungsmandate, Anlageberatungen oder Social Trading), bei welchen entweder ausschliesslich oder unterstützend online eine individualisierte und in der Regel algorithmenbasierte Anlagestrategie vorgeschlagen, umgesetzt oder nachgebildet und dem Kunden online zugänglich gemacht wird.
8 Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle 9 Status quo: Marktübersichten & Dimension Sophistizierung Die Dimension Sophistizierung wird mithilfe mehrerer Geschäftsmodelle Kriterien gemessen, anhand welcher insbesondere die Ausgereiftheit des Anlageprozesses analysiert und differenziert wird. Diese Dimension ist mithilfe der folgenden neun Kriterien quantifiziert worden: Das folgende Kapitel untersucht die existierenden Anbieter im Bereich des digitalen Anlegens in den Märkten Schweiz, Deutschland, USA und Grossbritan- Einteilung nien. Ausgehend von diesen Marktübersichten lassen sich vier Geschäftsmodelle im digitalen Anlegen ab- Kriterium Beschreibung Kategorie 1 Kategorie 2 Kategorie 3 leiten und die Anbieter diesen zuordnen. Ergänzend sind die Gebührenstrukturen der bestehenden Anbie- Erstellung Ausgereiftheit des 8 Fragen ter dargestellt und werden im Zusammenhang mit Risikoprofil / Prozesses zur Ermitt- dem Geschäftsmodell verglichen. Anzahl Fragen lung des Risikoprofils basierend auf der Anzahl gestellter Fragen Verwendete Methodik Einfachheit Intuitive Bedienung Unübersichtlich – grundsätzlich übersichtlich – Zur Kategorisierung der Anbieter wurde ein zwei der Website und Über- sehr übersichtlich und intuitiv bedienbar dimensionales Raster entwickelt, welches die unter- sichtlichkeit schiedlichen Geschäftsmodelle quantifiziert und in die folgenden beiden Dimensionen unterteilt ist: Informationsgehalt Informationen zur Port- Keine Bestandteile Bestandteile foliozusammensetzung Informationen zur des Portfolios des Portfolios und Verfügbarkeit von Portfolio- bekannt (z.B. Name bekannt, inkl. Produktblättern zusammensetzung des Fonds) Produktblätter Dimension Beschreibung Anzahl Anlage- Einbezug von Eine Anlageklasse Zwei Anlageklassen Multi-Asset klassen in ETFs verschiedenen Anlage- (meist Aktien & Sophistizierung Misst den Umfang des Prozesses zur Bestimmung klassen mithilfe ETFs Anleihen) des Risikoprofils und die Aussagekraft des daraus entstehenden Risikoprofils, die intuitive Bedienung Anzahl Anlage- Einbezug von Eine Anlageklasse Zwei Anlageklassen Multi-Asset und den Informationsgehalt der Website, die Anzahl klassen ohne ETFs verschiedenen Anlage- (meist Aktien & Anlageklassen sowie die Ausgereiftheit des Investi klassen ausserhalb ETFs Anleihen) tionsprozesses Rebalancing Automatisierung Kein / selbstständig Jährlich durch Mehrmals jährlich / Personalisierung & Unterstützung Misst den Grad der Personalisierung des Anlage und Intervalle des durch Kunde Anbieter automatisiert vorschlags, die Breite der Anlagevorschläge sowie Rebalancing die Möglichkeit zur Beratungsunterstützung Research Verfügbarkeit von Kein Research Eingeschränktes Ausführliches, pro- Tabelle 1: Dimensionen zur Kategorisierung der Geschäftsmodelle. Research und Einbezug Research prietäres Research in Portfolio- durch den Anbieter zusammensetzung Aggregation mit Möglichkeit zur inte- Nein Ja Portfolios ausser- gralen Überwachung Anhand dieser beiden Dimensionen lassen sich die halb der Plattform aller Konten und Depots einzelnen Anbieter in einem zweidimensionalen Raum beim Anbieter abbilden, der einen direkten Vergleich der jeweiligen Geschäftsmodelle ermöglicht. Tabelle 2: Kriterien der Dimension Sophistizierung. Zur Bewertung der Kriterien wurden Punkte verge- bewertet). Anschliessend wurde pro Anbieter der ben: Für die Kategorie 1 wurde ein Punkt vergeben, gewichtete Mittelwert berechnet, wobei die Kriterien während ein Anbieter für die Einteilung in die Katego- «Rebalancing» und «Research», aufgrund der Bedeu- rie 2 oder 3 mit zwei beziehungsweise drei Punkten tung für die Agilität der Vermögensverwaltung und bewertet wurde (das Kriterium «Aggregation mit die Kompetenz, Einschätzungen zu Marktereignissen Portfolios ausserhalb der Plattform» ist ein Sonder- und deren Ausblick geben zu können, ein doppeltes kriterium und wurde bei Erfüllen mit einem Punkt Gewicht erhielten.
10 Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle 11 Dimension Personalisierung & Unterstützung Marktübersicht Schweiz Die Dimension Personalisierung & Unterstützung wurde ebenfalls anhand mehrerer Kriterien beurteilt, Der Schweizer Markt befindet sich zurzeit noch in welche insbesondere den Grad der Personalisierung einer Aufbauphase. Neben wenigen Angeboten von des Anlagevorschlags abbilden: etablierten Finanzdienstleistern bieten momentan vereinzelte Start-ups eigene Lösungen an. Überdies sind weitere Start-ups zurzeit daran, Angebote zu entwickeln und in naher Zukunft zu lancieren. Einteilung Kriterium Beschreibung Kategorie 1 Kategorie 2 Kategorie 3 Weitere sich in Entwicklung befindende Start-ups Personalisierung Möglichkeit zur indivi- Keine – teilweise Personalisierung – ausführlich Ø Personalisierung & Unterstützung = 1.9 des Anlage- duellen Abänderung / (Setzen von Restriktionen, Anpassung des Anlagevorschlags vorschlages & Ergänzung des Anlage- durch den Kunden und des Versands von Notifikationen 3 Mitteilungen / vorschlags, Personalisie- UBS Darstellungen rung des Versands von Push-Notifikationen Anzahl Portfolios Anzahl zugrunde- 8 Portfolios Baloise Sophistizierung liegender Modellport- folios Ø Sophistizierung = 2.0 2 GLKB Persönliche Möglichkeit zur Bera- Keine Telefonische Persönliche Truewealth Swissquote Beratung tungsunterstützung Beratung ohne Beratung möglich (Finanzberatung, kein persönlichen wikifolio technischer Support) Betreuer INVESTORY Tabelle 3: Kriterien der Dimension Personalisierung & Unterstützung. 1 2 3 Personalisierung & Unterstützung Quelle: Swisscom / IFZ Analog zur Dimension Sophistizierung wurden Abbildung 2: Marktübersicht Schweiz. hier ebenfalls pro Kriterium 1 bis 3 Punkte verteilt. Auch hier wurde pro Anbieter der gewichtete Mit- telwert berechnet, wobei das Kriterium «Persönliche Beratung» eine doppelte Gewichtung erhielt. Der maximale Mittelwert betrug somit wieder 3.0 Zu den etablierten Finanzdienstleistern mit Angeboten Punkte, während sich das Minimum auf 1.0 belief. im Bereich des digitalen Anlegens gehören die UBS (UBS Advice), die Baloise Bank SoBa (Baloise Invest- Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Hinweis, ment Advice), die Glarner Kantonalbank (Investomat) dass tiefe Werte nicht mit schlechten Anbietern und Swissquote (ePrivate Banking). Weitere Lösungen, gleichzusetzen sind. Viel eher ist diese Klassifizierung welche bereits am Markt sind, werden von den Start- Ausdruck der entsprechenden Geschäftsmodelle und ups TrueWealth, wikifolio und INVESTORY angeboten. der Strategie der Anbieter. In der Regel sind zudem Zusätzlich befinden sich zurzeit weitere Start-ups sophistiziertere und personalisiertere Angebote auch in der Entwicklungsphase, welche sich in Bezug auf teurer als Modelle, welche in diesen Kategorien den Grad an Sophistizierung und Personalisierung im weniger Punkte erhalten haben. Bereich von TrueWealth positionieren werden.
12 Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle 13 Der durchschnittliche Skalenwert aller Anbieter be- Einen anderen Ansatz verfolgt die Social-Trading- Marktübersicht Deutschland trägt in der Dimension Sophistizierung 2.0, während in Plattform wikifolio. Hier werden Anleger zu einem der Dimension Personalisierung & Unterstützung ein sozialen Netzwerk verbunden und können anschlie- Im Vergleich zur Schweiz kann festgehalten werden, Mittelwert von 1.9 erreicht wird. ssend ihre Handelsideen publizieren beziehungsweise dass sich der deutsche Markt in einer weiter fortge- mit ihrem eigenen Vermögen in diese investieren. schrittenen Phase befindet. Es existieren sowohl meh- Wie in Abbildung 2 ersichtlich, weisen die Produkte Mit seinem Markteintritt im März 2015 ist wikifo- rere Angebote von etablierten Finanzdienstleistern als der etablierten Finanzdienstleister tendenziell einen lio die erste Social-Trading-Plattform, welche ihre auch Lösungen von verschiedenen Start-ups. höheren Grad an Sophistizierung und Personalisierung Produkte explizit auch in der Schweiz anbietet. Bis & Unterstützung auf. Die UBS mit ihrem Angebot jetzt haben Anleger in den Märkten Deutschland und UBS Advice erreicht von allen Anbietern die höchsten Österreich rund 340 Millionen EUR mithilfe von rund Werte in beiden Dimensionen. Zurzeit werden mit 2400 wikifolio-Zertifikaten investiert (wikifolio, 2015). UBS Advice mehrere Milliarden an Vermögen ver- Zwar hat wikifolio keinen Sitz in der Schweiz und wäre Ø Personalisierung & Unterstützung = 1.6 waltet, was dieses Produkt in Bezug auf die Höhe der daher dem deutschen Markt zuzurechnen. Infolge des 3 verwalteten Vermögen somit zum klaren Marktführer starken Markteintritts zusammen mit dem lokalen in der Schweiz macht («NZZ am Sonntag», April 2014; Medienpartner NZZ, Cash als bevorzugtem Abwickler «Tages-Anzeiger», Juli 2014). sowie für die Schweiz zugelassener wikifolio-Zertifi kate und der Möglichkeit, sie über Schweizer Banken Der Baloise Investment Advice verfügt über weniger zu kaufen, haben wir uns entschlossen, wikifolio in comdirect Personalisierungsmöglichkeiten und auch über einen die Marktübersicht Schweiz aufzunehmen. Sophistizierung tieferen Grad an Sophistizierung, liegt mit seinen Wer- CASH easyfolio ten jedoch immer noch über dem Durchschnitt aller Noch im laufenden Jahr werden weitere Anbieter 2 BOARD Anbieter. Im Vergleich zur UBS und zur Baloise Bank ihre Produkte im Schweizer Markt lancieren. Beispiels- vaamo Finance Ø Sophistizierung = 1.8 Scout24 fairr Sutor quirion SoBa weisen der im Januar 2015 gestartete Investo- weise hat Credit Suisse angekündigt, noch 2015 eine Bank mat der Glarner Kantonalbank und das Banking-Tool Plattform für digitales Anlegen anzubieten, welche wikifolio ePrivate von Swissquote eine geringere Sophistizie- auch für Kunden in der Schweiz verfügbar sein wird twin depot rung sowie Personalisierung & Unterstützung aus. («Finanz und Wirtschaft», Februar 2015). Zunächst United Signals Diese Produkte konzentrieren sich insbesondere auf erfolgt ein voller Rollout in Asien, bevor die Digital- ayondo einen standardisierten Anlageprozess, lassen jedoch Private-Banking-Produkte vollumfänglich in die gewisse Personalisierungsmöglichkeiten zu und ver- Schweiz kommen, wie Credit Suisse am FinTech- folgen damit ein anderes Geschäftsmodell als die UBS Forum 2015 ausführte. 1 2 3 oder die Baloise Bank SoBa. Per Ende 2014 verwalteten Personalisierung & Unterstützung Quelle: Swisscom / IFZ Swissquote-Kunden insgesamt 69.9 Millionen CHF mithilfe des Banking-Tools ePrivate (Swissquote, 2015). Abbildung 3: Marktübersicht Deutschland. Das Start-up TrueWealth und die weiteren Start-ups, welche derzeit noch in der Umsetzungsphase sind, setzen mit ihren Produkten auf Automatisierung und Standardisierung. Deshalb weisen die Angebote Etablierte Anbieter im Bereich des digitalen Anlegens Auch hier ist zu beobachten, dass die Produkte der die tiefsten Werte in beiden Dimensionen auf. sind comdirect (Bessere Geldanlage), die Quirin Bank etablierten Finanzdienstleister tendenziell sophisti- TrueWealth, welches im Oktober 2014 mit seinem (quirion), die Sutor Bank (PrivatbankPortfolios) und zierter sind und mehr Möglichkeiten bei der Persona- Angebot in den Markt eintrat, verwaltet zurzeit rund FinanceScout24 (Managed Depot). CASHBOARD, lisierung & Unterstützung bieten. Den höchsten Wert 8.0 Millionen CHF Vermögen von etwas mehr als 200 vaamo, twindepot, United Signals, ayondo, wikifolio, in beiden Kategorien erreicht das Produkt «Bessere Kunden («20 Minuten», März 2015). INVESTORY bietet easyfolio und fairr sind Start-ups mit eigenen Produkten. Geldanlage» von comdirect. Es erlaubt eine Vielzahl eine Plattform, auf welcher Anleger die Leistungen von Personalisierungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel und die Performance von ausschliesslich professio- In der Dimension Sophistizierung erreichen die An die Wahl zwischen der Selbstselektion einzelner nellen Vermögensverwaltern vergleichen und danach bieter im Durchschnitt einen Wert von 1.8. Der durch- Portfoliobestandteile oder den vorgegebenen Exper- investieren können. Wir ordnen sie dennoch dem schnittliche Wert in der Dimension Personalisierung & tenvorschlägen mit ETFs oder Managed Fonds. Auch Bereich Social Trading zu. Unterstützung beträgt 1.6. Beide Mittelwerte liegen die Sutor Bank und quirion bieten vergleichsweise somit unter jenen der Schweizer Anbieter. Dies ist personalisiertere Produkte an, da diese zusätzlich zu darauf zurückzuführen, dass der Anteil weniger sophis- ihrem Produkt auch persönliche Beratungsunterstüt- tizierter und personalisierter Anbieter in Deutschland zung anbieten. Bei quirion besteht beispielsweise die höher ist als im Schweizer Markt und diese andere Möglichkeit, eine freiwillige, jedoch kostenpflichtige Geschäftsmodelle verfolgen (verhältnismässig mehr Honorarberatung in Anspruch zu nehmen. Zurzeit Anbieter in den Bereichen «Social Trading» und werden 13.6 Millionen EUR an Vermögen mithilfe «Robo Advisor»). des Onlinetools von quirion verwaltet (quirion, 2015).
14 Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle 15 Unter den etablierten Finanzdienstleistern verfolgt Bereits 2015 werden weitere Anbieter in den Markt Der Mittelwert der oben aufgeführten Anbieter der Der etablierte Finanzdienstleister Fidelity trat mit nur FinanceScout24 mit seinem «Managed Depot» eintreten. So hat beispielsweise die Deutsche Bank USA & von Grossbritannien in der Dimension Sophisti- seinen «Pathfinder»-Angeboten 2013 in den britischen ein anderes Geschäftsmodell. Hier werden nur wenige Ende 2014 bestätigt, dass sie beabsichtigt, im Verlaufe zierung beläuft sich auf 2.1, während in der Dimension Markt ein, welche in fünf verschiedenen Risikoklassen Personalisierungsmöglichkeiten und keine Beratung von 2015 eine eigene Lösung im Bereich des digitalen Personalisierung & Unterstützung durchschnittlich angeboten werden. Der Kunde kann aus mehreren angeboten, da ein standardisierter Anlageprozess im Anlegens zu lancieren («Manager magazin», 2014). ein Wert von 1.9 erreicht wird. Zwischen einzelnen unterschiedlich sophistizierten Portfolios auswählen, Vordergrund steht. Mittelwerten der beiden Märkte bestehen keine welche sich in der Höhe der Gebühren unterscheiden. grossen Differenzen. Diese Durchschnitte sind somit Die Zusammensetzung dieser Portfolios reicht von Bei den Start-ups sind verschiedene Geschäftsmodelle Marktübersicht USA & Grossbritannien vergleichbar mit jenen der Schweizer Anbieter. Indexfonds bis zu aktiv gemanagten Fonds. Mit dieser zu beobachten. CASHBOARD, easyfolio und vaamo Allerdings werden sie auch durch Start-ups getrieben, Lösung kann Fidelity sowohl kostensensitive wie auch bieten digitale Anlageprodukte, bei denen Kunden ihr Neben einzelnen asiatischen Märkten (z.B. Singapur) welche sophistiziertere und personalisiertere Ge- anspruchsvollere Anleger bedienen. Vermögen online anlegen und verwalten können. sind der amerikanische Markt und der Markt in Gross- schäftsmodelle haben als diejenigen von Start-ups Es wird eine beschränkte Anzahl an vorgegebenen britannien im digitalen Anlegen sicherlich am wei- in Deutschland oder der Schweiz. Überdies beabsichtigt Hargreaves Lansdown, ein Portfolios angeboten, aus welchen der Anleger basie- testen fortgeschritten. Dies zeigt sich unter anderem unabhängiger Vermögensverwalter mit rund 50 rend auf seinem ermittelten Risikoprofil auswählt. an der Höhe der verwalteten Vermögen und deren Die Einführung der «Retail Distribution Review» Milliarden GBP Assets under Management, 2015 ein Alle drei Anbieter weisen deshalb einen geringen Grad rapiden Entwicklung in der Vergangenheit. Ende 2014 (RDR)-Regulierung per Ende 2012 hatte einen gro- eigenes digitales Anlageprodukt auf den Markt zu an Personalisierung & Unterstützung auf. fairr hat sich wurden in den USA rund 19.0 Milliarden USD mithilfe ssen Einfluss auf den Finanzdienstleistungssektor in bringen («Investment Week», 2014). auf Altersvorsorgeprodukte spezialisiert und bietet von digitalem Anlegen verwaltet (Moneybeat, 2015). Grossbritannien. Ziel dieser Gesetzgebung ist es, den eine Onlineverwaltung von Riester-Fondssparplänen, Wealthfront, einer der führenden amerikanischen Konsumentenschutz weiter zu erhöhen und für mehr Die Übersicht zum amerikanischen Markt umfasst welche zum staatlich geförderten Altersvorsorgen in Anbieter, hat rund drei Jahre nach dem Launch bereits Transparenz bei den Gebühren zu sorgen. Folgende lediglich eine Auswahl der grössten und bekanntesten Deutschland zählen. ayondo, wikifolio, twindepot und über 2.0 Milliarden USD an verwalteten Vermögen Anbieter wurden im britischen Markt identifiziert: Anbieter (Credio, 2015). Dabei wurden Wealthfront, United Signals verfolgen einen Social-Trading-Ansatz. (Wealthfront, 2015). die Start-ups SCM Direct, Nutmeg, Money on Toast Betterment, Motif Investing, SigFig und Edelman Hier können Kunden in bestehende Portfolios von und Wealth Horizon sowie der etablierte Finanzdienst Online berücksichtigt, wobei nur Edelman Online zu anderen Tradern investieren oder eigene Anlagestrate- leister Fidelity. Die Anbieter verfügen über einen den etablierten Finanzdienstleistern gehört. gien entwickeln, in welche andere Anleger investieren vergleichsweise hohen Grad an Sophistizierung, wobei und replizieren können. der tiefste Wert in dieser Dimension 1.8 beträgt. Unter diesen ausgewählten Anbietern verfügt Auf der anderen Seite unterscheiden sie sich stark Edelman Online über die sophistizierteste und im Grad der Personalisierung & Unterstützung. SCM personalisierteste Lösung. Basierend auf dem erstell- Direct beispielsweise stellt lediglich drei Portfolios und ten Risikoprofil erhält der Kunde einen detaillierten Ø Personalisierung & Unterstützung = 1.9 eine Kombination dieser zur Verfügung und lässt den Anlagevorschlag, bei welchem er die Anlageklassen 3 Kunden basierend auf seinem Risikoprofil zwischen weiter personalisieren kann. Überdies bietet Edelman diesen Alternativen auswählen. Auch Nutmeg ist Online auch die Möglichkeit zur individuellen Bera- regulatorisch nur ein Vermittler von Anlageprodukten tung. Bei Motif Investing existiert eine Vielzahl von und erteilt keine Anlageberatung. Mithilfe eines themenbasierten Portfolios (Motifs), in welche Edelman Online Fidelity Pathfinder detaillierten Prozesses zur Ermittlung des Risikoprofils investiert werden kann. Zusätzlich verfolgt Motif Wealth Horizon Freedom kann der Kunde jedoch ein sehr individualisiertes Investing parallel einen Social- Trading-Ansatz, da Portfolio erstellen. Die anderen Start-ups Money auch für individuelle Anleger die Möglichkeit besteht, Sophistizierung Nutmeg Ø Sophistizierung = 2.1 Fidelity Pathfinder on Toast und Wealth Horizon verfügen über eine Motifs zu erstellen, welche anschliessend von ande- SigFig Foundation 2 Wealthfront Bewilligung zur Anlageberatung und können damit ren Kunden repliziert werden können. Money on Toast personalisiertere Lösungen anbieten. Wealth Horizon SCM Direct Motif Investing bietet zudem eine Rückruf- sowie Webchat-Funktion, Betterment die dem Kunden unkompliziert den direkten Kon- takt zum Anbieter ermöglicht. 1 2 3 USA UK Personalisierung & Unterstützung Quelle: Swisscom / IFZ Abbildung 4: Marktübersicht USA & Grossbritannien.
16 Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle 17 Die beiden in Bezug auf die Höhe der verwalteten Marktübergreifende Analyse Dazwischen existieren mehrere Anbieter, welche Definition der Geschäftsmodelle Vermögen führenden FinTech-Unternehmen im keinem der beiden Cluster zugeordnet werden können. amerikanischen Markt, Wealthfront und Betterment, Um marktübergreifende Interpretationen anzustellen, Diese weisen in der Dimension Sophistizierung Werte Basierend auf den vorhergehenden Marktübersichten verfügen mit einem Wert von 1.5 über eine ähnli- wurden die Anbieter der Märkte Schweiz, Deutsch- von 1.7 bis 2.4 und in der Dimension Personalisierung und der marktübergreifenden Analyse können vier che (eher tiefe) Personalisierung & Unterstützung. land sowie Grossbritannien kombiniert und in einem & Unterstützung Werte zwischen 1.8 und 2.3 auf. unterschiedliche Geschäftsmodelle definiert werden, In Bezug auf die Sophistizierung bietet Wealthfront einzigen zweidimensionalen Raster abgebildet. Die Diese heterogene Gruppe unterscheidet sich sowohl welche sich im Grad der Sophistizierung sowie der eine sophistiziertere Lösung an, da die Ermittlung des Anbieter im amerikanischen Markt wurden bewusst hinsichtlich des Grads an Sophistizierung wie auch Personalisierung & Unterstützung unterscheiden: Risikoprofils umfassender ist und auch mehr Anlage- aus dieser marktübergreifenden Analyse ausgeschlos- in Bezug auf den Grad an Personalisierung & Unter- klassen im Portfolio berücksichtigt werden. SigFig, ein sen, da die Marktübersicht für den amerikanischen stützung von den anderen beiden Clustern. Robo Advisors weiterer vergleichbarer Anbieter, unterscheidet sich Markt nur ausgewählte Anbieter umfasst und deshalb Robo Advisors zeichnen sich durch eine in der Regel durch eine höhere Personalisierung & Unterstützung, für den Gesamtmarkt nicht repräsentativ ist. Im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung kann geringe Sophistizierung und eine tiefe Personalisierung da eine telefonische Beratungsunterstützung besteht, für nahezu alle Märkte festgehalten werden, dass & Unterstützung aus. Dieses Geschäftsmodell weist an welche sich Kunden wenden können. Überdies In dieser kombinierten Marktübersicht lassen sich gerade etablierte Finanzdienstleister neue Angebote eine hohe Automatisierung und Standardisierung bietet SigFig die Möglichkeit, dass der Kunde seine verschiedene Cluster definieren. Drei Anbieter un- im digitalen Anlegen für 2015 angekündigt haben. auf, sowohl bei der teils möglichen Individualisierung Depots bei unterschiedlichen Vermögensverwaltern terscheiden sich durch einen hohen Grad an Sophis- Überdies ist zu erwarten, dass mehrere Start-ups ihre der Anlagemöglichkeiten wie auch beim Investitions aggregieren kann, um eine integrale Übersicht zu tizierung (durchschnittlicher Wert von 2.6) sowie Produkte im Verlaufe von 2015 lancieren werden. prozess. Auf unterstützende Beratung und Interaktion seinen Vermögensbestan dteilen bei verschiedenen Personalisierung & Unterstützung (durchschnittlicher zwischen dem Kunden und dem Anbieter wird weit Anbietern zu erhalten. Wert von 2.8). Überdies lässt sich ein Cluster bei we- Betrachtet man bestehende erfolgreiche Anbieter gehend verzichtet. niger sophistizierten und personalisierten Anbietern in anderen Märkten, wie beispielsweise Wealthfront In naher Zukunft werden weitere etablierte Finanz- identifizieren. Diese weisen in beiden Dimensionen (Anbieter mit den höchsten verwalteten Vermögen in Nach der initialen Aufsetzung erlauben die auto dienstleister in den amerikanischen Markt eintre- unterdurchschnittliche Werte auf, mit Mittelwerten den USA unter den FinTech-Unternehmen), so fällt auf, matisierten und standardisierten Prozesse eine ten bzw. sind bereits teilweise eingetreten. So hat von 1.7 in der Dimension Sophistizierung und 1.3 in dass diese über eine tiefe Personalisierung & Unter- kostenschlanke Betreibung des Geschäftsmodells. beispielsweise Charles Schwab nach der Ankündigung der Dimension Personalisierung & Unterstützung. stützung verfügen (Wert von 1.5), im Vergleich zu Insbesondere Start-ups verfolgen deshalb dieses Ende 2014 mittlerweile ein digitales Vermögens- ähnlich personalisierten Anbietern jedoch eine über- Geschäftsmodell, da das Angebot von Beratungsunter- verwaltungsangebot lanciert (Schwab Intelligent durchschnittliche Sophistizierung aufweisen (Wert stützung personal- und kostenintensiv ist. Aufgrund Portfolios). von 2.1). Diese höhere Sophistizierung ist auf den dieser Ausprägungen ist es den Robo Advisors möglich, ausgereifteren Prozess zur Ermittlung des Risikoprofils, vergleichsweise tiefere Gebühren zu erheben. Das die intuitivere Bedienung und die höhere Anzahl Rebalancing erfolgt in der Regel ein- bis zweimal im von verfügbaren Anlageklassen zurückzuführen. Jahr und es wird ausschliesslich eine strategische Asset Ø Personalisierung & Unterstützung = 1.8 Dadurch hebt sich Wealthfront von den vergleich- Allocation verfolgt. 3 baren Konkurrenten ab und kann seinen Kunden einen Mehrwert bieten. Generell hat sich bei der marktübergreifenden Analyse gezeigt, dass innerhalb des digitalen Anlegens ver- schiedene Geschäftsmodelle verfolgt werden. Auf der einen Seite bestehen Angebote, welche einen hohen Sophistizierung Grad an Sophistizierung sowie Personalisierung & 2 Ø Sophistizierung = 1.9 Unterstützung aufweisen. Andererseits existieren parallel dazu Produkte, welche weniger sophistiziert sind und geringere Personalisierungsmöglichkeiten offerieren. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Pro- dukte vergleichsweise schlechter sind, sondern dass damit andere Kundenbedürfnisse befriedigt werden. Je nach Kundentyp unterscheidet sich das Bedürfnis nach Beratungsunterstützung sowie der Selbst- ständigkeit beim Anlageprozess. Die verschiedenen 1 2 3 Geschäftsmodelle zielen somit auf unterschiedliche Kundentypen ab. Personalisierung & Unterstützung Schweiz Deutschland UK Quelle: Swisscom / IFZ Abbildung 5: Kombinierte Marktübersicht Schweiz, Deutschland und Grossbritannien.
18 Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle 19 Grundsätzlich erachten wir dieses Geschäftsmodell Beratungsunterstütztes digitales Anlegen insbesondere bei Retail- und Affluent-Kunden als in- Angebote im Bereich des beratungsunterstütz- teressant, da diese der Beratungsunterstützung einen ten digitalen Anlegens verfügen sowohl über eine Beratungsunterstützes digitales Anlegen hohen Stellenwert zuordnen, gleichzeitig jedoch auch ziemlich hohe Sophistizierung wie auch über eine Online-Vermögensverwaltung kostenbewusst sind. Das hybride Modell könnte somit hohe Personalisierung & Unterstützung. Im Vergleich mit umfassendem Beratungs- eine interessante Ergänzung des Produktangebots für zu herkömmlichen Beratungsangeboten findet die angebot, Mulit-Asset-Anlage- eine typische Retail-Bank sein. Überdies wäre die Bank Kommunikation jedoch nicht nur über einen Kunden- Sophistizierung Hybrides Modell strategien und dadurch in der Robo Advisors in der Lage, dem Kunden eine Gebühr für ihre Bera- berater statt, sondern der Kunde erhält auch direkt Robo Advisors mit der Regel höheren Kosten. Automatisierter Investitions- Möglichkeit zur punktuellen tungsleistungen zu belasten. automatisierte Mitteilungen des Systems und kann prozess ohne persönliche Inter- Beratungsunterstützung. anschliessend die letzten Entwicklungen beispielswei- aktion zu in der Regel tiefen Kosten. Da das hybride Modell Eigenschaften der beiden se in einem Onlinecockpit anschauen. Somit wird der anderen Geschäftsmodelle kombiniert, werden auch Informationsvorteil, welcher ein Kundenberater bei Social Trading Soziales Netzwerk zur Publikation die Gebühren für dieses Geschäftsmodell zwischen herkömmlichen Vermögensverwaltungsmandaten von Investitionen in nutzer- Robo Advisors und beratungsunterstütztem digitalen gegenüber dem Kunden besitzt, deutlich reduziert. generierte Handelsstrategien. Anlegen liegen. Wegen der leicht höheren Sophistizie- Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Kundenkontakt rung werden Kunden bereit sein, höhere Gebühren abnehmen wird. Der Dialog zwischen dem Kunden als bei einem Robo Advisor zu bezahlen. Jedoch sollten und seinem Berater könnte sich sogar intensivieren, die Kosten tiefer sein als beim beratungsunterstützten da der Kunde nach dem Erhalt einer automatisier- Personalisierung & Unterstützung Quelle: Swisscom / IFZ ten Mitteilung den Bedarf hat, diese zu diskutieren. digitalen Anlegen, da das Beratungsangebot beim hybriden Modell nicht inbegriffen ist und als Zusatz- Ansonsten kann er allfällige Entscheide selbstständig Abbildung 6: Definition und Kategorisierung der Geschäftsmodelle. dienstleistung separat bezahlt werden muss. Damit treffen und digital ausführen. Grundlegendes Diffe erhöht sich aber auch die Erwartung des Kunden an renzierungsmerkmal gegenüber Robo Advisors ist die Kompetenz des Beraters. somit die Verfügbarkeit eines persönlichen Beraters, den der Kunde bei Bedarf jederzeit kontaktieren kann. Diese Beratungsunterstützung ist in der Regel bereits Social Trading Hybrides Modell in den All-in Fees eingepreist. Dadurch sind die Ge Unter Social Trading versteht man die Verknüpfung Das hybride Modell umfasst Merkmale von Robo bühren für den Kunden höher. von Anlegern zu einem sozialen Netzwerk, damit Advisor und beratungsunterstütztem digitalem An diese sich über Investitionsmöglichkeiten austauschen legen. Wie bei einem Robo Advisor verläuft der Anbieter von beratungsunterstütztem digitalem können und so vom kollektiven Wissen aller Nutzer Anlageprozess vollständig automatisiert und basiert Anlegen verfügen in der Regel über eine eigene profitieren (Lead-Follower-Konzept). Nutzer einer auf vergangenheitsorientierten Algorithmen. Sofern Researchabteilung und lassen die proprietären Social-Trading-Plattform können auf der einen Seite der Kunde es wünscht, besteht jedoch die Möglichkeit Erkenntnisse dieser Abteilung ergänzend in den An ihre eigenen Handelsstrategien teilen (Leader), welche zur punktuellen Beratungsunterstützung. Diese Be lageprozess und die Anlagevorschläge einfliessen. dann von anderen Teilnehmern (Follower) kommen- ratung ist in der Regel kostenpflichtig. Alternativ könn- Es ist somit möglich, Anlageklassen oder einzelne Titel tiert und repliziert werden können. Die Publikation von te auch eine bestimmte Anzahl Beratungssitzungen in den Portfolios basierend auf diesen zukunftsge Handelsstrategien ist normalerweise für Privatperso- pro Jahr in der Gebühr inbegriffen sein und der Kunde richteten Erkenntnissen unter- beziehungsweise nen wie auch für professionelle Vermögensverwalter muss für weitere Sitzungen separat bezahlen. überzugewichten. möglich. Auf der anderen Seite können Anleger bereits veröffentlichte Handelsstrategien replizieren bezie- Zurzeit verfolgen nur vereinzelte Anbieter dieses Aufgrund dieser Ausprägungen ist zu erwarten, dass hungsweise mit ihrem eigenen Vermögen in diese Geschäftsmodell. Beispielsweise verfügt der deut- dieses Geschäftsmodell höhere Gebühren als Robo investieren. Dabei ist eine Investition bereits mit sche Anbieter quirion über einen vollautomatisier- Advisors erhebt. Dieser Unterschied ist gerechtfertigt, einem kleinen Betrag möglich. ten Anlageprozess, welcher bei Bedarf durch eine da Anbieter in diesem Bereich mehr Ressourcen so- kostenpflichtige Honorarberatung ergänzt werden wohl für die Sophistizierung wie auch für die Persona- In der Regel wird neben einer fixen Verwaltungsge- kann. In der Schweiz kann das Angebot der Baloise lisierung & Unterstützung aufbringen. Auch vonseiten bühr auch eine performancebasierte Gebühr erhoben. Bank SoBa als hybrides Modell eingestuft werden. Je des Kunden wird die Bereitschaft bestehen, für ein Dadurch erfolgt eine Incentivierung der Leader, da nach Beratungspaket ist eine unterschiedliche Anzahl sophistizierteres Produkt mit Beratungsunterstützung diese nur Erfolgsprämien verdienen, falls ihre Handels- an Beratungsgesprächen in der Gebühr inbegriffen. mehr zu bezahlen. strategie positive Renditen erwirtschaftet.
20 Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle Status quo: Marktübersichten & Geschäftsmodelle 21 Gebührenvergleich Die folgende Abbildung zeigt die Gebühren aller Wie aus Abbildung 7 ersichtlich ist, liegt die Mehrzahl Der Schweizer und der deutsche Markt sind hinsicht- Anbieter aus den untersuchten Märkten. Um die der untersuchten Anbieter innerhalb der Trendlinie lich der Struktur der Gebühren vergleichbar. Jedoch Basierend auf den Marktübersichten und den defi einzelnen Märkte zu vergleichen, wurden zusätzlich zu ihres Marktes. Dies bedeutet, dass die erhobenen weist der deutsche Markt tendenziell ein leicht tieferes nierten Geschäftsmodellen lässt sich die Gebührens- den individuellen Datenpunkten Trendlinien eingefügt, Gebühren im Vergleich zur gebotenen Sophistizierung Gebührenniveau auf. Zusätzlich hat sich gezeigt, dass truktur der Anbieter analysieren. Zur Berechnung der welche das Gesamtniveau der Gebühren pro Markt und Personalisierung angemessen erscheinen. Ver- weniger sophistizierte Anbieter in den USA & Gross- jährlichen Gebühren wurde zwischen zwei Muster- indizieren. einzelte Anbieter liegen jedoch oberhalb der Trend- britannien im Durchschnitt tiefere Gebühren erheben depots unterschieden: ein kleineres Depot mit einem linie und verlangen somit verhältnismässig zu hohe als vergleichbare Anbieter in Deutschland und in der verwalteten Vermögen von 25000.– in Lokalwährung Die grosse Mehrheit der Anbieter erhebt eine fixe Gebühren. Wir gehen davon aus, dass diese Anbieter Schweiz. Sofern sich die Märkte in der Schweiz und sowie ein grösseres Depot mit einem verwalteten jährliche Gebühr in Prozentpunkten (sogenannte All-in aufgrund des Marktdrucks ihr Gebührenmodell hinter- in Deutschland ähnlich entwickeln wie in den USA & Vermögen von 250 000.– in Lokalwährung. Um die Fee), teils abhängig von der Höhe des verwalteten Ver- fragen und entsprechende Anpassungen vornehmen Grossbritannien, ist zu erwarten, dass der Druck auf Dimensionen Sophistizierung und Personalisierung mögens, mit welcher alle üblichen Dienstleistungen werden, um ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis zu die Gebühren dieser Anbieter zunimmt und sie ihre & Unterstützung auf einer Achse abzubilden, wurde und Services abgegolten werden. Performancebasierte erreichen. Gebühren entsprechend reduzieren werden. Bei den der gewichtete Mittelwert aller Kriterien der beiden Gebühren wurden nur in drei Fällen im deutschen sophistizierten Anbietern ist das Gegenteil zu beob- Dimensionen berechnet. Erhebt ein Anbieter eine Markt sowie bei einem Anbieter in der Schweiz be- achten. In den USA & Grossbritannien erheben diese performancebasierte Gebühr, wurde eine jährliche obachtet. CASHBOARD und United Signals verlangen Anbieter im Durchschnitt höhere Gebühren. Performance von 5.0 Prozent angenommen. Da UBS eine Performance Fee von 10, beziehungsweise 20 Pro- Advice erst ab einem Vermögen von CHF 250 000.– zent, während wikifolio je nach wikifolio-Zertifikat Basierend auf diesen Beobachtungen erwarten wir, angeboten wird, wurde dieses Produkt in den eine performancebasierte Gebühr von 5–30 Prozent dass sich die Gebühren für weniger sophistizierte Berechnungen des Musterportfolios von 25 000.– erhebt. Auf der anderen Seite ist CASHBOARD der und personalisierte Anbieter im Bereich von 30 bis 70 nicht berücksichtigt. einzige Anbieter, welcher eine Verzinsung von derzeit Basispunkten pro Jahr einpendeln. Sophistiziertere und 2.0 Prozent auf die ersten EUR 10 000.– bietet. In der personalisiertere Anbieter können Gebühren in der Schweiz erhebt INVESTORY eine Performance Fee von Höhe von 70 bis 130 Basispunkten pro Jahr erheben. 10 bis 20 Prozent, abhängig von der Höhe der verwal- teten Vermögen. 25 000.– Depot 250 000.– Depot 3% 3% 2% 2% Gebühren p.a. 1% 1% 0% 0% -1% -1% 1 2 3 1 2 3 Gewichtung Ø (Sophistizierung, Personalisierung & Unterstützung) Schweiz Deutschland USA & Grossbritannien Abbildung 7: Gebühren der beiden Musterdepots.
Nachfrageseite: Interesse von potenziellen Kunden 23 Nachfrageseite: Interesse von potenziellen Kunden Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Nachfrage Resultate der Umfragen seite, indem es mithilfe der Resultate von mehreren Befragungen analysiert, ob und wie digitales Anlegen Deskriptive Statistiken auf Interesse bei den potenziellen Kunden stösst. Die in Umfrage A befragten Kunden waren von den drei Banken gezielt angeschrieben worden. Die Befragung erfolgte zwischen Oktober und Dezem- Verwendete Methodik ber 2014. Obwohl auf eine angemessene Altersver- teilung geachtet wurde, nahmen tendenziell jüngere Um das Interesse an digitalem Anlegen auch auf Kunden in Relation zur tatsächlichen Kundenalters- der Nachfrageseite zu quantifizieren, wurden zwei struktur der Banken teil. voneinander unabhängige Umfragen durchgeführt. Auf der einen Seite wurden bestehende Kunden Unter den Befragten ist die Mehrheit zwischen von drei ausgewählten Schweizer Banken befragt 46 und 70 Jahre alt (55.6%). Die Gruppe der 31- bis (Umfrage A), andererseits wurde eine bankübergrei- 45-Jährigen macht 29.6 Prozent aus. Die Mehrheit der fende Onlinebefragung bei vor allem jüngeren Perso- befragten Bankkunden ist männlich (60.9%). Neben nen durchgeführt (Umfrage B). Mittels dieser zwei dem Geschlecht und dem Alter wurden die Teilneh- Befragungen wurde ermittelt, ob sich die Teilnehmen- menden der Umfrage A auch nach ihrer Erwerbs den vorstellen können, ihr Vermögen mithilfe von tätigkeit befragt. Wie es aufgrund der Altersstruktur digitalen Anlageprodukten zu verwalten. Überdies zu erwarten war, ist ein Grossteil der Befragten er- wurde nach den gewünschten Eigenschaften und werbstätig (78.2%). Nur 16.9 Prozent sind pensioniert Voraussetzungen solcher Produkte gefragt. und 4.3 Prozent nicht erwerbstätig. Geschlecht Altersstruktur N = 514 Quelle Swisscom / IFZ 0,6% 100% Keine Antwort 80% 60% 55,6% 40% 29,6% 38,5% Weiblich 20% 14,4% 0% 0,4% en e e e hr hr hr b Ja Ja Ja ga 60,9% 0 5 0 An –4 –7 –3 46 31 e 18 in Männlich N = 514 Quelle Swisscom / IFZ Ke Abbildung 8: Deskriptive Statistiken der Umfrage A.
24 Nachfrageseite: Interesse von potenziellen Kunden Nachfrageseite: Interesse von potenziellen Kunden 25 Umfrage B wurde vom IFZ der Hochschule Luzern – Informationskanäle innerhalb der Bank Informationskanäle ausserhalb der Bank Wirtschaft durchgeführt. Die Teilnehmenden beantworteten den Fragebogen zwischen November N = 514 Quelle Swisscom / IFZ N = 514 Quelle Swisscom / IFZ 100% 100% und Dezember 2014. 84,4% 80% 80% Wie in Umfrage A ist die Mehrheit der Befragten männlich (59.9%). Im Gegensatz zu Umfrage A ist 62,3% 60% 60% der Grossteil der Teilnehmenden jünger als 30 Jahre 56,4% 49,8% 44,2% (71.3%). Dies ist darauf zurückzuführen, dass bewusst 40% 40% 40,3% vor allem Studierende der Hochschule Luzern für die Umfrage ausgewählt wurden. So können die Ergebnis- 20% 20% se jenen der Umfrage A gegenübergestellt und allfälli- ge Unterschiede beziehungsweise Gemeinsamkeiten 0% 0% in den Bedürfnissen und Anforderungen abgeleitet werden. Zudem können auch spezifischere Aussagen te - ld ie - r rB - k Um hes sp r t et rs be ch zu digitalaffinen und gut gebildeten Personen ge- In chs nb ns ne ns te ro te ek an te fe rn en rä ra tp ck ta tio ei io lic im lei nd esp macht werden. 49.2 Prozent der Teilnehmenden in die- m at uk ru ön rit a al g s D rm al m o d ed rt er Ku g rs rt for it gs ser Umfrage verfügen über einen Hochschulabschluss po s V Pr G o Pe ne nf m tun po In e ei s I ig (mindestens Bachelor), weitere 30.0 Prozent haben s ra al le le ng Be rt ta ta hä eine gymnasiale Ausbildung abgeschlossen. Es kann i gi po ig ab Di D Un somit festgehalten werden, dass in der Stichprobe von Umfrage B überdurchschnittlich viele junge Personen mit einer akademischen Ausbildung vertreten sind. Abbildung 10: Häufigkeit der verwendeten Kanäle zur Informationsbeschaffung. Geschlecht Altersstruktur Informationskanäle und Einflussfaktoren für Es zeigt sich, dass sich insgesamt jeder Zweite vor Anlageentscheide einem Anlageentscheid online informiert. Bei diesem N = 307 Quelle Swisscom / IFZ Bevor sich die Befragten zum Thema digitales Anlegen sogenannten ROPO-Effekt («Research Online, Purchase 100% äusserten, wurden die Einflussfaktoren und die Kanäle Offline») nutzt der Kunde das Internet vorgängig zur 80% zur Informationsbeschaffung für einen Anlageent- Informationsbeschaffung, um anschliessend in die scheid ermittelt. Eine erste Frage zielte darauf ab, Filiale zu gehen und den Kauf des Produktes abzu- 63,2% herauszufinden, ob die Initiative zu einer Kontaktauf- schliessen. Eine ähnliche Studie in Deutschland hat 60% nahme vom Kunden oder vom Bankberater ausgehen gezeigt, dass über 60 Prozent der Bankkunden das 40% muss. 60.8 Prozent der Befragten möchten selber die Internet nutzen, um sich auf Finanzentscheidungen 40,1% Initiative ergreifen. Des Weiteren wurden die Teil- vorzubereiten (DB Research, 2010). Weiblich 20% 16,0% nehmenden gefragt, welche Informationskanäle sie 5,2% 7,5% 8,1% verwenden, falls sie eine Anlage tätigen möchten. 0% e e e e e hr hr hr hr hr Ja Ja Ja Ja Ja 59,9% 9 9 9 50 0 –4 –3 –2 r2 er 20 te 30 40 Üb Männlich Un N = 307 Quelle Swisscom / IFZ Abbildung 9: Deskriptive Statistiken der Umfrage B.
26 Nachfrageseite: Interesse von potenziellen Kunden Nachfrageseite: Interesse von potenziellen Kunden 27 Als Nächstes wurden die Teilnehmenden nach den Wichtigkeit in 5 Jahren Wenn es um Anlageentscheide geht, ist und bleibt Wie sich gezeigt hat, kann sich die Mehrheit vorstel- wichtigsten Einflussfaktoren bei einem Anlage die Kompetenz der Bank somit entscheidend. Noch len, für persönliche Beratung zu bezahlen, falls im entscheid gefragt. Dabei wurden vier Einflussfakto- N = 514 1 N = 404 Quelle Swisscom / IFZ immer wollen viele Kunden zur Vorbereitung oder zur Gegenzug dazu die Kosten für die Umsetzung des 100% ren aufgeführt, deren Wichtigkeit die Befragten auf 92,2% Absicherung des Anlageentscheids mit ihrem Kunden- Anlageentscheids entsprechend reduziert werden. einer Skala von 1–5 bewerten mussten, wobei 1 als berater sprechen. Auf der anderen Seite nutzt jedoch 80% «unwichtig» und 5 als «sehr wichtig» definiert wurde. bereits jeder Zweite das Internet, um sich über einen Dies spricht für die Existenz des hybriden Modells, 65,2% Über 90 Prozent der Befragten bewerten die Kom 60% 58,6% Anlageentscheid zu informieren. Es ist zu erwarten, bei welchem Kunden für das Beratungsangebot sepa- petenz und das Vertrauen in die Bank mit einem Wert 50,0% dass der Grossteil der Bankkunden auch in naher rat bezahlen und dafür im Vergleich zum beratungs- von mindestens 4. Zusätzlich erachtet bereits jeder 40% Zukunft nicht komplett selbstständig anlegen wird. unterstützten digitalen Anlegen eine tiefere Gebühr Zweite eine einfache, selbstbestimmte digitale Auf- erhoben wird. Es ist jedoch anzumerken, dass nur eine tragserteilung als einen wichtigen bis sehr wichtigen 20% Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Minderheit der Befragten bereit ist, für Beratung über Einflussfaktor. evaluierte Möglichkeit, für Beratungsleistungen elektronische Kanäle (z.B. über Videokommunikation) 0% Gebühren zu verlangen, falls die Gebühren für die zu bezahlen. Das Beratungsangebot im hybriden Eine Mehrheit der Befragten glaubt, dass «Kompetenz Implementation reduziert werden. Modell kann somit nicht auf elektronische Kanäle und Vertrauen der Bank», die «Höhe der Kommis ausgelagert werden, sondern muss persönlich statt- r1 rB d k rB n k ra g te te ng sionen der Bank» und die «persönliche Beziehung an finden, damit die Kunden auch bereit sind, für eine an Be un de n de ne te er m ilu n zu io m eh gs im zum Berater» auch in Zukunft gleich wichtig bleiben. Beratungsleistung Gebühren zu entrichten. ue en iss zu ezi ra st ra t m f t be r t pe B Des Weiteren denken knapp zwei Drittel der Teil om he Au st Ve om le lb lic rK nehmenden, dass die «einfache, selbstbestimmte K ta se ön de gi e, N = 514 Quelle Swisscom / IFZ rs digitale Auftragserteilung» zukünftig zunehmend he di ach 100% Pe Hö wichtiger wird. nf Ei 80% Abbildung 11: Heutige Wichtigkeit der Einflussfaktoren und Entwicklung in der Zukunft. 60% 56,6% 40% 24,9% 20% 0% In Anlehnung an den LGT Private Banking Report ng ra he Ka ber le (Cocca, 2014) wurde unter den Befragten der Anteil nä 8,9% 0,2% Be nlic tu he ü sc g ö Soloisten (Anlageentscheid eigenständig getroffen), ni tun rs Delegatoren Weiss nicht Pe tro ra Validatoren (Anlageentscheid zusammen mit dem ek e el B Berater getroffen) und Delegatoren (Anlageentscheid komplett an die Bank delegiert) ermittelt. Wie sich 20,8% gezeigt hat, sind die Mehrheit der Teilnehmenden Soloisten Validatoren (70.1%), während nur eine Minderheit Abbildung 13: Bereitschaft, für Beratung zu bezahlen Soloisten (20.8%) oder Delegatoren (8.9%) sind. (bei tieferen Implementierungskosten). Diese Erkenntnisse decken sich grösstenteils mit jenen im LGT Private Banking Report 2014 (Cocca, 2014). Auch dort sind die Mehrheit der Schweizer Befragten 70,0 % Validatoren, während jeder Vierte seinen Anlageent- Validatoren N = 514 Quelle Swisscom / IFZ scheid eigenständig trifft. Der halb so hohe Anteil Soloisten in der vorliegenden Studie lässt sich darauf zurückführen, dass vor allem Retail-Kunden befragt Abbildung 12: Inanspruchnahme von Beratung bei wurden, während der LGT Private Banking Report auf Anlageentscheiden. Antworten von Private-Banking-Kunden basiert.
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