Corona - und das grosse Umdenken - WIR Bank Genossenschaft

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Corona - und das grosse Umdenken - WIR Bank Genossenschaft
1/ 2021

Das Magazin für Schweizer KMU

Corona –
und das grosse
Umdenken
Trend- und Zukunftsforscher Andreas M. Walker erklärt,
was uns die Pandemie lehrt

Schweizer Winterzauber
Ideen zum Abschalten vom hektischen KMU-Geschäftsalltag

       Sparen und Vorsorgen
       Hier gibt es noch      Online-Einkaufen boomt
       Zinsen fürs Geld       Mit Payrexx profitieren KMU vom Wachstumsmarkt
Corona - und das grosse Umdenken - WIR Bank Genossenschaft
Januar 2021

«Espresso
doppio» –
und los!
Editorial

Erkenntnisse einer Pandemie: Unternehmertum benötigt neue
Fähigkeiten – und diese entstehen in erster Linie in den Köpfen.

Wir sassen beim «Espresso doppio». Und diskutierten.         Wenn wir im vollständigen Lockdown des vergangenen
Im November, als es im Kanton Basel-Stadt noch erlaubt       Frühjahrs privat eine Art Entschleunigung festgestellt ha-
war, in einem Café beim «Espresso doppio» zu sitzen und      ben, so wäre dies für die wirtschaftliche Denke ein ge-
zu diskutieren. Zukunfts- und Trendforscher Andreas M.       fährlicher Trugschluss. Die Pandemie hat uns vielmehr
Walker plauderte für unser Interview aus dem berühmten       gelehrt – und jetzt sind mir beim berüchtigten «Buzz-
Nähkästchen: zu Pandemien, Szenarien und Denkwei-            word-Bingo» Punkte auf sicher –, agil und flexibel zu sein.
sen. Kurze Zeit später kam der nächste Teil-Lockdown.        Oder wie Walker es ausdrückt: «Die Helden von heute
Und schon hat Covid-19 auch das erste Editorial im neu-      und morgen sind diejenigen, die in der Überraschung In-
en Jahr in Beschlag genommen.                                novationen leben können.»

Dabei mussten sich gerade die Medien immer wieder die        Das heisst: Schluss mit episch-ausschweifenden Busi-
Frage gefallen lassen: Ist es nicht irgendwann auch mal      ness-Plänen, mit totaler Berechenbarkeit, mit vollständi-
gut mit dem Thema Corona? Und: Wo ist die Grenze zwi-        ger Absicherung. Improvisieren ist jetzt gefragt, Risiken
schen Schwarzmalerei und «Courant normal»? «Der Wille        eingehen, mit Überraschungen umgehen können. Will-
zur Verdrängung ist psychologisch sehr stark», sagt Wal-     kommen in der neuen Realität, willkommen im Jahr 2021!
ker. Eine Aussage, die als Erklärung für vieles taugt, was
2020 geschehen ist. Doch nicht so einfach verdrängen         Viel Erfolg – und bleiben Sie gesund!
lässt sich die Tatsache, dass das Jahr 2020 grosse Ver-
änderungen initiiert hat. Auch – oder sogar: insbesonde-     Volker Strohm
re – im KMU-Bereich.                                         Leiter Corporate Communication

                                                                                                                           3
Corona - und das grosse Umdenken - WIR Bank Genossenschaft
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    WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

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Corona - und das grosse Umdenken - WIR Bank Genossenschaft
Januar 2021

Inhalt
Seite 8                                                                                        Seite 32
Die Covid-19-Pandemie wird die Geschäfts-                                                      In Zeiten von Abstandhalten und Teil-Lock-
modelle verändern – auch für KMU. Trend- und                                                   downs sind einfache E-Paymentlösungen
Zukunftsforscher Andreas M. Walker sieht                                                       für KMU wichtiger denn je. Sicher, schnell,
aber noch weitere Herausforderungen auf uns                                                    kontaktlos: Der Schweizer Anbieter Payrexx
zukommen. Würde unsere nächste Generation                                                      mit CEO Ivan Schmid machts möglich. Ganz
an Unternehmerinnen und Unternehmern                                                           coronakonform. Und mit Einbindung von
besser mit der Krise umgehen?                                                                  WIRpay.

                                               Seite 18
                                               Will man der Corona-Pandemie etwas Positives
                                               abgewinnen, so ist es die Tatsache, dass Herr
                                               und Frau Schweizer ihr Land neu entdeckt
                                               haben. Winterwunder vor der eigenen Haustüre
                                               zum Abschalten vom hektischen KMU-Alltag.

    7 Kurznews                                  28	
                                                28 Glücksgefühle aus dem                          42	Neue
                                                                                                  40        WIR-Teilnehmer
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  8	
  8 «Wir müssen uns moralisch                  		Eisfischen ist eine kalte                       58	Inserateschlüsse
                                                                                                      und Werbung
    weiterenwickeln»                               Angelegenheit, die einen ins
		Interview mit Trend- und                        Schwitzen bringt                               47	Willkommen
                                                                                                  42             im
                                                                                                      Neue WIR-Teilnehmer
    Zukunftsforscher Andreas M.                                                                       WIR-Network
    Walker                                        31	CEO-Corner
                                                  31 CEO-Corner                                   47 Willkommen im
                                                                                                  75	Impressum
                                                                                                      WIR-Network
 16	
 16 Zins – kein Fremdwort                       32	Online-Handel:
                                                32 Online-Handel: sicher,
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    sorgeangebote im Überblick                 		Ein- und Ausblicke mit Ivan                        und Social Media
                                                    Schmid von Payrexx                           XX Standorte der WIR Bank
 18	Mit WIR auf den Berg
 18                                                                                              77	WIR-Network-Adressen
                                                                                                     und Social Media
		Diesen Winter sind Ferien in                 37	Der
                                                37  Der Unternehmergeist
     der Schweiz angesagt                           und «Die Heiligen Drei                       80	Werbemöglichkeiten
                                                                                                 XX  WIR-Network-Adressen
                                                    Könige»                                          im WIR-Netzwerk
 24	
 24 Dramatische Reisen durch                   		Kolumne von Karl Zimmermann                    XX Werbemöglichkeiten
    den Schnee                                                                                   82	Inseratepreise
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      WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

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      f
                • Alle WIR-KMU nehmen automatisch teil.

                                                  wir.ch/mehrumsatz

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Corona - und das grosse Umdenken - WIR Bank Genossenschaft
Januar 2021

                                                            Digitales Banking
                                                            Bequemes, sicheres und
                                                            zeitsparendes Bezahlen
                                                            Seit Ende Juni 2020 werden alle Schweizer Einzah-
                                                            lungsscheine sukzessive durch die QR-Rechnung er-
                                                            setzt. Nun verfügt das E-Banking neu über den soge-
                                                            nannten «QR-Wizard»: Hinter dieser Funktion verbirgt
                                                            sich die Möglichkeit, PDF-Rechnungen mit QR-Code
                                                            direkt hochzuladen – die manuelle Erfassung entfällt.
                                                            Weil die Empfängerdaten automatisch im entspre-
                                                            chenden Feld und am richtigen Ort abgefüllt werden,
KMU-Netzwerk                                                bedeutet dies automatisch einen Zeitgewinn. Wer
                                                            noch keinen E-Banking-Zugang hat, kann diesen auf
Schweizweites Plakat-Recycling                              wir.ch (Menü «Zahlen») in Auftrag geben.
der besonderen Art
                                                            Laufend weiterentwickelt wird auch die mobile Be-
                                                            zahl-App WIRpay: Wer dort noch mit einer älteren
                                                            Version als 2.3.6 (Android) oder 2.3.8 (iOS) unterwegs
                                                            ist, wird beim nächsten Loginprozess zum Update auf
                                                            die Version 2.4.0 aufgefordert. Mit der exklusiv für
                                                            WIR-Kunden verfügbaren Bezahllösung werden Be-
                                                            träge in Franken (CHF) und WIR (CHW) via Smartpho-
                                                            ne in Sekundenschnelle sicher überwiesen. Die App
                                                            kann mit dem Suchbegriff «WIRpay» auf «Google
                                                            Play» und im «App Store» von Apple kostenlos herun-
                                                            tergeladen werden.

Schweizer Zusammenhalt auch im Berner Oberland – hier bei   Digitale Vorsorge
Frutigen in Fahrtrichtung Kandersteg.
                                                            Rekord an Rekord im Jahresendspurt
«Die Bank, die unsere Schweiz zusammenhält», so
die Aussage im September und Oktober an rund                Der Monat November 2020: bester Monat aller Zeiten.
22 Orten quer durch die Schweiz. Aufgedruckt war            Der 30. November 2020: bester Tag aller Zeiten. Das
die Botschaft in Zusammenarbeit mit der Firma               sind mit Blick auf die Neugeldeingänge die Erfolgs-
Format12 auf riesige Vinyl-Plakate mit 12 Quadratme-        meldungen von VIAC, dem 2017 in Kooperation mit
tern Fläche. KMU hatten bei der spontanen Aktion im         der WIR Bank entstandenen ersten voll digitalen
Vorfeld die Gelegenheit, Fotos aller Art einzusenden        Wertschriften-Vorsorgesparen in der 2. und 3. Säule.
und so auch grafisch Teil einer #zusammenstark-             Das Wachstum ist damit ungebremst: Aktuell ver-
Schweiz zu werden. Gerade im Zuge der Corona-               zeichnet das Fintech-Start-up über 35 000 Kunden,
Pandemie sind viele Unternehmen in unserem Land             die über 730 Millionen Franken einbezahlt haben. Da-
über sich hinausgewachsen und haben unter ande-             mit behauptet sich VIAC in einem immer härter um-
rem im Lockdown die Versorgung der Schweiz si-              kämpften Markt. «Wir sehen uns als Marktleader und
chergestellt und mit kreativen und innovativen Lösun-       als Benchmark», hatte WIR-Bank-CEO Bruno
gen auf sich aufmerksam gemacht. Mit viel Teamwork,         Stiegeler Anfang November in einem Interview auf
Kreativität, Einsatzwillen und Mut.                         «schweizeraktien.net» zu Protokoll gegeben. «Aus-
                                                            serdem ist VIAC transparent bei den Gebühren.»
Mittlerweile sind die Plakate bereits wieder Geschich-
te – zumindest am Strassenrand. Denn im Anschluss
an die Aktion wurden diese gereinigt und zu prakti-
schen Einkaufstaschen (neudeutsch: «Shoppern»)
verarbeitet. Alle Teilnehmenden erhalten zwei Exem-
plare als Dank automatisch zugeschickt; was mit den
restlichen Taschen passiert, bleibt vorerst eine Über-
raschung. Und damit nicht genug: Die gesamte Akti-
on wurde filmisch festgehalten: von der Plakatpro-
duktion über das Auf- und Abhängen bis hin zur
Taschenfertigung. Spannende Einblicke, die bald auf
unseren digitalen Kanälen zu sehen sein werden.

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Corona - und das grosse Umdenken - WIR Bank Genossenschaft
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

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    Besonnene, aber deutliche Worte:
    Andreas M. Walker ordnet das Thema Pandemie
    in einen spannenden Gesamtkontext ein.

    Foto: Raffi P.N. Falchi

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Corona - und das grosse Umdenken - WIR Bank Genossenschaft
Januar 2021

üssen uns moralisch
  weiterentwickeln»

   Die Covid-19-Pandemie wird die Geschäftsmodelle verändern
   – auch für KMU. Trend- und Zukunftsforscher Andreas M.
   Walker sieht aber noch weitere Herausforderungen auf uns
   zukommen.

   Wir blicken auf ein Jahr 2020 zurück, das so           nikation der Spezialisten mit komplexen Zusam-
   niemand erwartet hatte. Oder doch?                     menhängen und Eventualitäten an die breite Masse
   Andreas M. Walker: Die Gefahr einer neuen Pan-         heran, wenn die Medien- und Kundenwelt nur noch
   demie beschäftigte die Fachwelt seit rund zwei         einfache Botschaften fordert? Zudem war die Auf-
   Jahrzehnten. Ich selbst habe in den Jahren 2003        merksamkeit auf Themen wie «Me too», Greta
   bis 2005 für eine strategische Übung des Bundes-       Thunberg und Klimaschutz oder die Digitialisie-
   rats ein entsprechendes Szenario beschrieben.          rungsdebatte gerichtet – in diesem Lärm mit der
   Fachämter, Risikospezialisten, Krisenspezialisten:     zugehörigen Dramatisierung ging das Pandemie-
   Sie alle hatten das Phänomen auf dem Radar – als       szenario ganz einfach unter.
   es dann plötzlich eintrat, waren aber doch alle
   überrascht.                                            Waren wir zu blauäugig?
                                                          (lacht) Als ich vor zwei Jahren umgezogen bin, habe
   Hat man die Bedrohung zu wenig ernst                   ich die eingangs erwähnten Pandemie-Ordner
   genommen?                                              auch entsorgt. Zurück zur Frage: Wir sind heute
   Seit etwa 15 Jahren reden wir vom «Black Swan»,        sehr gut im Scannen des Horizonts, im Erstellen ei-
   dem Schwarzen Schwan, also von etwas, das einen        nes Zukunftsradars. Aber zu sagen «Jetzt kommt
   überrascht, auf das man sich gar nicht vorbereiten     es» – daran hapert es noch stark.
   kann. Wir reden auch vom Begriff des «Black Ele-
   fant», dem Schwarzen Elefanten. Er steht für ein       Das Thema war in Asien bereits im Herbst 2019
   Ereignis, das mit hoher Wahrscheinlichkeit eintre-     latent aktuell. Weshalb wurden wir hier
   ten wird, aber trotzdem negiert wird. Und das trifft   dennoch überrascht?
   auf die Pandemie zu: Man weiss vom Schwarzen           Der bereits angesprochene Wille zur Verdrängung
   Elefanten, aber man ignoriert ihn, verdrängt ihn –     ist psychologisch sehr stark. In diesem Fall: Wir
   will ihn nicht wahrhaben.                              wollten das Problem in Asien nicht zu unserem ma-
                                                          chen. Und jetzt kommen wir in den Bereich der
   Persönlich kann man nur verdrängen, was                Denkmuster, losgelöst vom Thema der Pandemie:
   man auch weiss: Dass Pandemieszenarien                 Wir denken immer noch viel zu sehr linear. Systeme
   längst ein Thema waren, wurde erst in den              können aber sehr plötzlich explodieren – dann sind
   vergangenen Monaten wirklich realisiert. Ist           Disruptionen nicht Veränderungen, sondern Brü-
   das ein Kommunikationsversagen?                        che. Das ist in unserem Bewusstsein noch nicht
   Ja und nein. Gegenfrage: Wie kommt eine Kommu-         vorhanden.

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Corona - und das grosse Umdenken - WIR Bank Genossenschaft
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

     Andreas M. Walker ist gefragter Referent: hier bei einem Auftritt bei «KMU und du» in Zürich 2018.                     Foto: Hochreutener

     Sie haben die Allgemeingültigkeit dieses Schemas                            Wirtschaftswelt – krallen uns an Pläne und die daraus ver­
     angesprochen: Wo sehen wir weitere Beispiele?                               meintlich entstehende Planungssicherheit. Wir wissen in
     In der Klimadiskussion. Die Prognosen beziehen sich dort                    unserer Kultur gar nicht, wie wir mit Überraschungen um­
     auf einen Horizont im Jahr 2050. Deshalb denken wir «Ja,                    gehen sollen.
     irgendwann …». Aber so plötzlich wie die Pandemie da war,
     so plötzlich könnte auch im Umweltbereich «etwas» statt­                    Genau diese Planungssicherheit ist gerade in der
     finden. Wir – und jetzt schlagen wir auch die Brücke zur                    Coronakrise vielen Unternehmen und gesamten
                                                                                 Branchen abhandengekommen.
                                                                                 Wir sind uns, ich habe es vorhin schon angetönt, heute
                                                                                 einfache Botschaften gewohnt: alles oder nichts, am bes­
        Zur Person                                                               ten auf einer Zeile. Die Coronakrise hat die Bevölkerung
                                                                                 aber in vier Kategorien aufgeteilt. Das sind zunächst jene,
        Dr. Andreas M. Walker zählt zu den führenden                             die verunsichert und verängstigt sind und dadurch in Apa­
        Trend­ und Zukunftsexperten der Schweiz. Er ist                          thie verfallen. Augen zu, Ohren zu, Mund zu. Hoffen, dass
        Ehrenmitglied von swissfuture, der Schweizerischen                       man es aussitzen kann. Kategorie zwei sind jene, die her­
        Vereinigung für Zukunftskonferenz, und ehemaliger                        umschreien: «Nicht meine Schuld, es muss jemand ande­
        Co­Präsident. Als Fachoffizier bzw. Offizier für stra­                   res bezahlen – dafür haben wir den Staat.» Die Kategorie
        tegische Analysen ist er seit 1994 in die Früherken­                     drei ist mutig und improvisiert. Und daraus leitet sich Ka­
        nung neuer Krisen und in die Entwicklung von                             tegorie vier, die auch beim Improvisieren zuerst ein Modell
        Übungsszenarien involviert. 2003 bis 2005 wirkte er                      rechnen will.
        im engeren Kernteam für die strategische Führungs­
        übung des Bundesrats «Epidemie in der Schweiz»                           Angst oder unternehmerische Vorsicht?
        mit. Danach unterstützte er mehrere Ämter, Verbän­                       Unsere Basis ist eine bildungsbürgerliche Gesellschaft, die
        de und Firmen in der Vorbereitung für das Risiko                         an die Korrektheit von Konzepten, Budgets und Business­
        einer neuen Pandemie. Aktuell befasst er sich als                        plänen glaubt. Das Gros der heutigen Generation von Un­
        Autor, Interviewpartner, Trainer und Dozent intensiv                     ternehmerinnen und Unternehmern ist in einer Zeit aufge­
        mit den Hintergründen von Corona Covid­19 (www.                          wachsen, in der Businesspläne 20 bis 50 Seiten stark
        weiterdenken.ch/corona­covid­19/).                                       waren. Heute ist ein Business­Model­Canvas Realität, das
                                                                                 auf einer Seite Platz hat. Heute müssen wir Sachen aus­
        Walker hat die WIR Bank schon mehrfach als                               probieren und herausfinden. Und jetzt reden wir von einer
        Referent für Zukunftsthemen unterstützt. Als ehe­                        Denkweise, die all denjenigen, die irgendwann in den letz­
        maliger Bankdirektor, Verwaltungsrat von KMU und                         ten Jahrzehnten vor der Jahrtausendwende ihre Ausbil­
        Geschäftsführer auf Zeit ist er ein versierter Kenner                    dung genossen haben, fremd ist.
        der Früherkennung und der proaktiven Gestaltung
        von strategischer Veränderung. Er unterstützt Fir­                       Unsere nächste Generation an Unternehmerinnen
        men in der Beratung, mit Workshops und Referaten.                        und Unternehmern würde mit der Krise folglich
                                                                                 besser umgehen?
        www.weiterdenken.ch                                                      Mit einem Blick auf den «Lehrplan 21» würde ich mit «Ja»
                                                                                 antworten. Die Art des Denkens für unsere junge Generati­

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Corona - und das grosse Umdenken - WIR Bank Genossenschaft
Januar 2021

on entwickelt sich in die Richtung, viel agiler und improvi-            richtet haben. Daraus entstand auch eine boomende
sierender unterwegs zu sein. Es ist ein Paradigmenwech-                 Velokurier-Branche. Schwierig wird es natürlich überall
sel, der stattfindet.                                                   dort, wo beispielsweise Fixkosten auf Immobilien vorhan-
                                                                        den sind. Eine Patentlösung habe ich auch nicht. Aber wir
Aber auch heutige Generationen waren doch lern­                         müssen sicher am Thema der Arbeitsmoral arbeiten. Ge-
fähig und haben zuletzt immer häufiger den Begriff                      rade in der Schweiz ist diese von Fachwissen, Fleiss, Kor-
der Disruption geprägt.                                                 rektheit und Pünktlichkeit geprägt. Diese Komponenten
Richtig, beispielsweise in der Digitalisierung. Seit fünf Jah-          beantworten letztlich die Frage: Was ist anständig ver-
ren wird dort darüber geredet, dass Businessmodelle neu                 dientes Geld? Hier sehen wir Brüche; Unternehmerinnen
erfunden und ganz anders gestaltet werden müssten. Aber                 und Unternehmer werden unschuldig zu Opfern. Sie ha-
es fiel den meisten schwer, sich darunter etwas Konkretes               ben einen guten Job gemacht – und plötzlich geht nichts
vorstellen zu können. Jetzt ist die Disruption da – nicht in            mehr.
der Digitalisierung, sondern in Form einer Seuche.
                                                                        Das heisst, wir sind auch moralisch nicht in der Lage,
Kommen wir kurz auf die vorhin erwähnte Kategorie                       mit der Situation umgehen zu können?
«Ich bin nicht schuldig, also helft mir». Inwieweit                     Ja, hier müssen wir uns weiterentwickeln und nicht verur-
haben Sie dafür Verständnis?                                            teilen. Und ja: Es gibt wirklich Unternehmerinnen und Un-
Mein Geschäftsmodell ist selbst zu einem grossen Teil ab-               ternehmer, die mehr improvisieren müssen.
hängig von öffentlichen Auftritten und Veranstaltungen.
Auch ich bin direkt betroffen. Und gleichzeitig leben wir in            Und proaktiver werden?
einem Staat mit einer Sozialverantwortung, in dem das                   Lassen Sie mich ausholen: Beim «Lockdown» im Frühjahr
Mittragen der Schwächeren Teil unserer Kultur ist. Neu ist,             2020 waren wir alle überrascht. Ich wurde im April und Mai
dass es in der Coronakrise solche trifft, die überhaupt nicht           gefragt: Wie geht es weiter? Meine Antwort damals: Es
damit gerechnet haben. Gleichzeitig gibt es Gewinner, gibt              wird eine zweite Welle kommen. Ich wurde als Panik-
es Branchen, die boomen und volle Bücher aufweisen. Das                  macher betitelt. Nein, aus der Seuchengeschichte wissen
Hineindenken in den anderen fällt unglaublich schwer –                  wir, dass es zwei Wellen gibt … vielleicht sogar drei.
das Wahrnehmen, dass wir eine Gesellschaft mit verschie-
denen Realitäten haben.                                                 Dann ist die zweite Welle gekommen …
                                                                        … und ich habe den Eindruck, dass die Leute teilweise wie-
Das kratzt noch zu sehr an der Oberfläche. Was sollen                   der ähnlich überrascht waren wie im Frühjahr. Fakt ist:
diejenigen tun, die im Zuge von Corona­Massnahmen                       Ohne nachhaltige Wirksamkeit des Impfstoffs werden wir
ihr Geschäft plötzlich nicht mehr öffnen durften?                       noch weitere schwere Monate vor uns haben. Das Event-
Vorweg: Es gab und gibt viele Beispiele, wo – bereits im                wesen könnte bis Ende 2021 tot sein. Oder man findet
Frühjahr 2020 – etwa Gastronomen Lieferdienste einge-                   eben mit Improvisation neue Formen und Wege.

«In der Gesellschaft gibt es verschiedene Realitäten.»   Foto: Falchi   Blick in die Zukunft bei einem Auftritt 2018 in Bern.   Foto: Hochstrasser

                                                                                                                                                     11
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                                                                          Ja. Die Generationen Y und Z, also alle ab Jahrgang 1985
                                                                          und jünger, haben doch in ihrem Bewusstsein nie eine Lan-
                                                                          desgrenze erlebt. Und plötzlich war sie wieder da. Ich lebe
                                                                          drei Strassenzüge von Frankreich entfernt – und eines Ta-
                                                                          ges stand da: «Geschlossen.» Ein in den vergangenen 30
                                                                          Jahren undenkbares Szenario. Die junge Generation muss
                                                                          mit dem umgehen lernen. Doch durch die Digitalisierung
                                                                          war diese Grenze real zwar geschlossen, virtuell bestand
                                                                          aber jederzeit ein globaler Zugang.

                                                                          Aller Digitalisierung zum Trotz: Der «Lockdown» im
                                                                          Frühjahr 2020 war geprägt von Lieferengpässen auf
                                                                          diversen Produkten. Hat dadurch beim Thema
                                                                          Globalisierung, Abhängigkeit vom Ausland und
                                                                          Solidarität mit nationalen Unternehmen ein nach-
     «Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.» Foto: Hochstrasser   haltiges Umdenken stattgefunden?
                                                                          Ja. Lagerhaltung und Lagerbewirtschaftung wird künftig
                                                                          wieder eine andere Rolle spielen. Im privaten Bereich wird
     Viele Unternehmen waren und sind kreativ unter-                      der klassische Notvorrat zum Thema. Die Generation un-
     wegs. Stimmt der Eindruck, dass die Covid-19-                        serer Eltern lebte mit dem Phänomen des Kalten Krieges:
     Pandemie Sachen beschleunigt – insbesondere im                       Vielleicht kommen die Russen, vielleicht bricht der Dritte
     Bereich der Digitalisierung?                                         Weltkrieg aus. Ich befürchte, dass unsere Kinder mit der
     Unbedingt, es ist viel passiert. Sachen, für die wir im Zu-          Angst leben müssen, dass irgendwann die wirklich schlim-
     sammenhang mit dem Megatrend Digitalisierung noch ein                me Pandemie kommen wird.
     Jahrzehnt veranschlagt hatten, sind innerhalb des Früh-
     jahrs plötzlich möglich geworden. Das offensichtlichste              Noch schlimmer?
     Beispiel für mich ist Homeoffice. Noch vor zwei, drei Jah-           Meiner Meinung nach sind wir mit Covid-19 mit einem blau-
     ren wurden von Vorgesetzten Glaubenskriege geführt, wo-              en Auge davonkommen. Aber Covid-27 oder Covid-33
     nach Mitarbeitende, die zu Hause sind, nicht arbeiten. Sie           könnten vielleicht viel gefährlicher sein. Oder eine nächste
     sollen ins Büro, um kontrolliert werden zu können. Heute ist         Variante von Influenza. Oder eine nächste Variante von
     Homeoffice gezwungenermassen Realität geworden – und                 Aids. Es gibt zahlreiche Bedrohungen durch die sogenann-
     siehe da: Die Wirtschaft funktioniert.                               te Zoonose, also von Krankheiten aus dem Tierreich, die
                                                                          auf den Menschen übertragen werden können. Seit 2005
     Weitere Beispiele?
     Die digitale Kommunikation mit Zoom, Teams, Skype und
     wie sie alle heissen. Die Schnelligkeit und Effizienz in der
     Kommunikation haben zugenommen, Entscheide sind
     schneller gereift. Nicht nur Mitarbeitende berichten, dass
     sie zu Hause effizienter sind, auch Studenten und Gymna-
     siasten sind mit «Distance Learning» teilweise besser un-
     terwegs als in der Schule. Für gewisse Menschentypen
     haben sich neue Chancen eröffnet.

     Aber mit Abstrichen im sozialen Verhalten?
     Das ist wieder zu stark schwarz und weiss gedacht. Wir
     müssen uns daran gewöhnen, dass es keine Entwe-
     der-oder-Massnahmen mehr geben wird. Gewinner der
     Zukunft wird nicht derjenige mit «alles oder nichts» sein,
     sondern derjenige, der angemessen erkennt: Dieser Kunde
     funktioniert über Digitalisierung, jener Kunde besser über
     das Telefon – und der dritte Kunde will nach wie vor einen
     persönlichen Besuch. Das industrialisierte Denken, es gibt
     für alle eine einzige Lösung, wird immer unpassender.

     Hat uns der Stand der Digitalisierung auch ein Stück
     weit «gerettet»?                                                     Andreas M. Walker gibt Einblicke in grosse Trends.   Foto: Hochstrasser

12
Januar 2021

Chronologie mit Blick hinter die Kulissen

1995: Vorbereitung                                     2006 – 2020: Betriebliche Vorbereitung
Erste Vorbereitungen des Bundesamts für Gesundheit     Bundesämter, kantonale Verwaltungen und private
(BAG) auf eine Influenza-Pandemie.                     Betriebe erstellen eigene Krisenhandbücher zum
                                                       Umgang mit einer zukünftigen Pandemie. In den
2003: SARS-CoV                                         folgenden Jahren werden die Vorlagen des BAG
Das BAG verbot die Einreise von Personen aus Asien     mehrmals aktualisiert.
an die «Baselworld».
                                                       2009/10: Influenza-Virus H1N1
2003 – 2005: SFU05                                     Erneut fordert die Angst vor einer neuen Influenza-
Der Bundesrat und Krisenorgane üben an einer           Pandemie die Krisenorgane heraus.
zweitägigen Führungsübung, was der Ausbruch einer
Pandemie in der Schweiz bedeuten könnte.               2012 – 2016: Epidemiengesetz EpG
Vertretungen von WHO, Nachbarländern, Kantonen,        Das Epidemiengesetz (SR 818.101) tritt nach einem
Wirtschaft und Medien waren involviert. Der Autor      fakultativen Referendum 2016 in Kraft.
dieses Artikels war im Szenario-Team eng involviert.
                                                       2013: Risikobericht 2012
2004: Influenza-Pandemieplan Schweiz 2004              Im Jahr 2013 publizierte das Bundesamt für
Das BAG publiziert den ersten «Influenza-Pandemie-     Bevölkerungsschutz BABS den ersten Risikobericht
plan Schweiz 2004».                                    und erklärt, dass das Szenario Pandemie ein
                                                       verhältnismässig grosses Schadenspotenzial
2006: Influenza-Pandemieplan Schweiz 2006              aufweist.
Das BAG publiziert den verbesserten «Influenza-
Pandemieplan Schweiz 2006».                            2014: SVU 2014
                                                       Die Sicherheitsverbundsübung 2014 (SVU 14) greift
2006/2007: Influenza-Virus H5N1                        die Fragestellungen der SFU05 wieder auf.
Auf der Grundlage der SFU05 und der Pandemiepläne
04 und 06 beschäftigen sich die Fach- und Krisen-      2015: Nationale Gefährdungsanalyse
stellen des Bundes und der Kantone mit dem             Das BABS publiziert das «Gefährdungsdossier
Influenza-Virus H5N1.                                  Epidemie/Pandemie».

2006 – 2011: Stab SiA                                  2018: Influenza-Pandemieplan Schweiz
Der Stab Sicherheitsausschuss SiA des Bundesrats       Das BAG publiziert den aktuell gültigen Influenza-
erstellt Lagedarstellungen, Analysen und               Pandemieplan Schweiz.
Vorsorgeplanungen für die Bewältigung von
Krisensituationen wie Pandemien.                       2019: Risikoanalyse Schweiz
                                                       Das BABS thematisiert rund 100 Gefährdungen,
2007: Pandemieplan, Handbuch für die                   darunter die «Epidemie/Pandemie» im «Bereich
betriebliche Vorbereitung                              Gesellschaft».
BAG und seco publizieren das «Pandemieplan,
Handbuch für die betriebliche Vorbereitung» für        2020: Corona Covid-19
Wirtschaft und Verwaltung.                             Öffentlichkeit, Medien und Politik sind scheinbar
                                                       überrascht: es fällt vielen erstaunlich schwer, die
2007: LÜKEX07                                          bisher auf eine Influenza-Pandemie ausgerichtete
An der deutschen LÜKEX07 üben Ämter der                Früherkennung und Vorbereitung nun auf eine
Bundesregierung und aus sieben Bundesländern,          Corona-Pandemie zu übertragen.
Hilfsorganisationen, Verbände und Unternehmen
sowie Organisationen der Wirtschaft. Dabei werden
relevante Aspekte des Szenarios der SFU05 wieder
aufgenommen.

                                                                                                                     13
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     wurde an Konferenzen in der Schweiz und Europa von               Womit wir wieder beim Thema Kommunikation wären:
     Fachleuten dauernd gewarnt: Es ist nicht eine Frage, ob          Diese war medizinisch und punkto Massnahmen
     eine Pandemie kommen wird – sondern wann. Heute müs-             inhaltlich mitunter auch sehr agil und sprunghaft …
     sen wir uns fragen: War sie das schon? Oder einfach eine         Die Medien und das Marketing haben uns in der Vergan-
     Art «Generalprobe», bei der wir viel lernen können?              genheit gelehrt: Du musst alles auf einer Zeile sagen oder
                                                                      in einem maximal dreiminütigen Pitch vermitteln können.
     Die Krise ist kein Querschnitt über alles, sondern legt
     einzelne Branchen lahm. Ist das nicht eine Bedrohung             Sprich: Masken nützen oder nützen nicht? Niemand
     für den ganzen Wirtschaftskreislauf?                             hat Lust, einen mehrseitigen wissenschaftlichen
     Keine Bedrohung, sondern ebenfalls die Aufforderung zum          Bericht zu lesen?
     Umdenken. Unser Denken ist noch immer zu sehr auf Er-            Genau. Die Natur- oder Medizinwissenschaft funktioniert
     eignisse ausgerichtet: Es passiert etwas, geht vielleicht        aber nicht schwarz und weiss. Normalerweise dauern For-
     kaputt, wird wieder hergerichtet – und es geht weiter. Aktu-     schungsreihen mehrere Jahre, plötzlich waren Ergebnisse
     ell fehlt uns seit Wochen und Monaten eine Visibilität: Die      innert weniger Tage gefordert. Eine Maske nützt zu 97 Pro-
     Pandemie ist ein Phänomen, auf das unsere Gesellschaft,          zent, die andere zu 90 Prozent. Wenn sie befeuchtet ist,
     die auf Planbarkeit und Machbarkeit ausgerichtet ist, men-       vielleicht noch 50 Prozent. Und jetzt? Nützen Masken?
     tal nicht vorbereitet war. Wir kennen das Ereignis respekti-
     ve dessen wahre Gefahr bis heute nicht. Wir wissen nicht,        Gilt «grösstenteils ja» als Antwort?
     was als Massnahme hilft.                                         Eben. Gefordert war und ist in unserer Kultur aber ein «Ja»
                                                                      oder «Nein». Wir wollen eindeutige Botschaften hören. Und
     Ist die Antwort in diesem Fall nicht: ein Virus, der je          plötzlich gibt es da ganz viele Grautöne. Das macht es vie-
     nach Verlauf tödliche Folgen haben kann?                         len von uns schwer nachzuvollziehen, was los ist. Daran
     Nein, das Problem ist nicht die effektive medizinische Be-       sind die plakative Kommunikation der Boulevardmedien
     drohung, sondern, dass wir nicht wissen, wir mit unserem         und die Werbung der vergangenen 20 Jahre mitschuldig.
     Unwissen umgehen sollen.                                         Wir erleben mit der Pandemie ein Phänomen, das unsere
                                                                      Generation nicht kennt: das Umgehen mit Mutmassungen.

                                                                      Wem soll man glauben?
                                                                      Der Experte definiert sich dadurch, dass er recht hat. Dass
                                                                      er beweisen kann, dass es wirklich so ist. Und wenn nun
                                                                      ein Experte sagt «wir gehen davon aus, dass es wahr-
                                                                      scheinlich so ist», dann ist das eine Mutmassung – und er
                                                                      zeigt Schwäche. Das wollen wir in unserer Kultur nicht. Es
                                                                      gibt keine Kultur der Unsicherheit. Dafür boomen die Ver-
                                                                      schwörungstheorien.

                                                                      Unsicherheit kann gefährlich werden.
                                                                      Auch in unserem Rechtsstaat haben wir die Vorstellung
                                                                      von Recht und Weisungen, die für alle gelten. Im Prinzip
                                                                      müssten wir – um zum vorherigen Beispiel zurückzukom-
                                                                      men – sagen: Tragt alle Masken. Und die, die Masken tra-
                                                                      gen und trotzdem krank werden, haben Recht auf Behand-
                                                                      lung. Bei den anderen, die nicht an die Sache glauben und
                                                                      keine Maske tragen, müsste die Eigenverantwortung spie-
                                                                      len. Folglich haben wir keinen Platz frei im Spital. Diese ver-
                                                                      schiedenen Ansätze überfordern aber unser Modell der
                                                                      Rechtsstaatlichkeit.

                                                                      Und das Beispiel wäre ethisch sehr problematisch.
                                                                      Als Querdenker müssen wir den Ansatz eines Gegen-
                                                                      modells durchdenken. Aber, ja, Fakt ist, dass öffentliche
                                                                      Diskussionen heute sofort stark emotionalisiert werden. Es
                                                                      besteht eine Art von Denkverbot, da politisch nicht mehr
                                                                      korrekt. Und aus dem Verständnis von «Political Correct-
                                                                      ness» bilden Leute sehr schnell eine Meinung, ohne dass
     «Wir wissen nicht, wie mit Unwissen umgehen.»     Foto: Falchi   sie ein Phänomen wirklich zu Ende gedacht haben.

14
Januar 2021

In der Überraschung Innovationen leben: Für Andreas M. Walker entstehen hierbei die Helden von heute und morgen.   Foto: Hochreutener

Wie würde das Durchdenken bei diesem medizini-                          Lohnpolitik. Wenn wir diese im Bereich öffentliche Gesund-
schen Beispiel der Maskenverweigerer aussehen?                          heit einfordern würden, sind wir schon beim nächsten Tabu.
Aus der Versicherungs- und Bankenbranche kennen wir
das risikoorientierte Pricing. Je nachdem, wie viel Risiko              Wie wird Covid-19 das Wirtschaftsleben verändern?
ein Kunde nimmt, verändert sich der Preis. Wenn wir das                 Das Leben wird kurzfristiger, das schlägt auf Geschäfts-
im juristischen oder medizinischen Bereich auch machen                  modelle, auf Amortisationen durch. Bestehen Geschäfts-
würden, ist das aus ethischer Sicht nicht erlaubt. Deshalb              modelle nur noch daraus, Opportunitäten abzuschöpfen?
denken wir solche Ansätze eben nicht zu Ende. Um neue                   Wer ist dann noch bereit, langfristig zu investieren? Und
Lösungen finden zu können, müssen wir aber denkerische                  wie? Die Antworten kennen wir heute noch nicht. Aber um
Tabus brechen.                                                          sie finden zu können, müssen wir – wie vorhin erwähnt –
                                                                        vom Denken in Risikomodellen lernen, vom Denken in
Wie?                                                                    Eventualitäten. Und wir dürfen dabei nicht in alte Modelle
Ein Beispiel: Bilanz im öffentlichen Gesundheitswesen. Wir              zurück kippen, in denen wir Planbarkeit, Berechenbarkeit
haben Corona-Patienten allgemein als hochwertig defi-                   und Absicherungsmöglichkeiten suchen. Die neue Realität
niert. Die Devise: Intensivpflegebetten unbedingt freihalten            heisst: improvisieren und mit Überraschungen umgehen
für Corona-Patienten. Effektiv haben wir diese Betten auch              können.
in der ersten Welle maximal bis zur Hälfte gebraucht. Trotz-
dem wurden ganz viele nicht notwendige Operation zu-                    Ist das realistisch?
rückgestellt. Ein Tabu wird gebrochen, wenn ich nun die                 Mit der neuen Kompetenzorientierung, die unserer jungen
Frage stelle: Wie viele Leute, die zu spät oder nicht behan-            Generation gelehrt wird, bin ich zuversichtlich. Wir, die im
delt wurden, haben gesundheitliche Nachteile erlitten oder              vergangenen Jahrhundert aufgewachsen sind, orientieren
sind sogar gestorben? Diese Gegenrechnung wird als po-                  uns mental noch sehr stark daran, ob etwas stimmt oder
litisch unkorrekt zensuriert. (zögert) Und ich tue mich selbst          nicht. Unsere Welt wird aber schneller und komplexer, so
schwer, derartige Fragen zu formulieren.                                dass wir mit Rechnen gar nicht mehr nachkommen.

Gerade auch aus dem KMU-Bereich wird Kritik an                          Der risikoscheue Bünzli-Schweizer hat ausgedient.
den politischen Anordnungen laut.                                       (lacht) Wir sind doch stolz darauf, dass unsere landestopo-
In den letzten 30 Jahren haben wir es nicht mehr für mög-               grafischen Karten bis ins Detail genau stimmen. Jetzt müs-
lich gehalten, dass der Staat und die Verwaltung derart                 sen wir insbesondere als Unternehmerinnen und Unter-
stark aufleben würden. Die Reibungsfläche entsteht hier                 nehmer aber auf dem Meer surfen lernen – auf Wellen, bei
dadurch, dass der Rechtsstaat ein Recht für alle auferlegt,             denen unsere tollen Karten unnütz sind. Und mit dem
während wir in der Wirtschaft den Megatrend Individualisie-             Zeichnen der Wellenlandschaften kommen wir nicht
rung leben: Es gibt verschiedene Kunden, verschiedene                   nach … Das wäre ein Paradigmenwechsel, das wäre eine
Märkte, verschiedene Segmente. Wir müssen uns als Un-                   Disruption beim Wechseln des Gedankenmodells. Weg
ternehmen gleichzeitig mit verschiedenen Strategien in ver-             von der Sesshaftigkeit zurück in neue Formen von Noma-
schiedenen Märkten bewegen. Und da kann ich gleich                      dismus. Die Helden von heute und morgen sind diejenigen,
nochmals eine Verbindung zur vorherigen Antwort herstel-                die in der Überraschung Innovationen leben können.
len: In der Wirtschaft kennen wir als Folge von Big Data
verschiedene Milieus – beispielsweise punkto Preis- oder                ● Volker Strohm

                                                                                                                                        15
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

            Zins – kein Fremdw
             Sparen, anlegen oder vorsorgen: Wer bereits im Januar einzahlt,
             profitiert ein ganzes Jahr lang von ausgezeichneten Konditionen.

     Ein Blick auf unsere Konditionen lohnt sich: Während Sie      bis zu einem Guthaben von 50 000 Schweizer Franken.
     bei den Schweizer Banken durchschnittlich zwischen            Vermeiden Sie dabei möglichst Rückzüge – diese füh­
     0,025 und 0,3 Prozent Zins für Anlagesparlösungen er­         ren zum Verlust des Bonuszinses, selbst wenn die Net­
     halten, schwingen wir mit unserem Bonussparkonto –            toeinzahlung (Einzahlung minus Rückzug) 5000
     der Gesamtzins beträgt 0,5 Prozent – oben auf. Trotz          Schweizer Franken übersteigt.
     schwierigem Zinsumfeld.
                                                                 • Stammanteilbonus: Sobald Sie mindestens 25
     Auch Vorsorgen bei der WIR Bank lohnt sich. Wählen Sie        Stammanteile in Ihrem kostenlosen Kundendepot bei
     zwischen zwei attraktiven Vorsorgelösungen: Ob traditi­       der WIR Bank halten, ist Ihnen ein zusätzlicher Zins
     onell mit Terzo, unserem Konto der Säule 3a, oder digital     von 0,3 Prozent sicher.
     mit VIAC – mit beiden fahren Sie gut.
                                                                 Die Rechnung ist einfach: Basiszinssatz, Neugeldbonus
     Das Bonussparkonto – der Name ist Programm                  und Stammanteilbonus ergeben zusammen einen Zins­
     Das attraktive zweistufige Bonussystem ist das beson­       satz von 0,5 Prozent (bis 50 000 CHF).
     dere Merkmal des Bonussparkontos der WIR Bank. Mit
     dem Basiszinssatz von 0,1 Prozent und den beiden            Interessant: Mit einem Bonussparkonto und Stamm­
     Bonusstufen können Sie einen Zinssatz von 0,5 Prozent       anteilen profitieren Sie gleich doppelt, denn die Stamm­
     erreichen. Wenn Sie alle Bonusstufen miteinander kom­       anteile werfen zusätzlich jedes Jahr eine interessante Di­
     binieren, haben Sie am meisten davon. Bei der WIR Bank      vidende ab. 2020 wurden CHF 10.25 pro Stammanteil
     dürfen Sie als KMU bzw. als Privatperson je ein Bonus­      ausgeschüttet. Die Dividendenzahlung ist für Privatper­
     sparkonto eröffnen. Sie haben richtig gelesen: Bei uns      sonen steuerfrei.
     können Sie auch als Firma mit einem Bonussparkonto
     sparen. Das ist einmalig in der Schweiz!                    Alles zu unseren Sparangeboten – dazu gehören auch
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     • Neugeldbonus: Je früher Sie mindestens 5000               Rückzugsbedingungen – finden Sie auf wir.ch/sparen.
       Schweizer Franken auf Ihr Bonussparkonto einzahlen,
       desto länger profitieren Sie vom Neugeldbonus von         Der Stammanteil …
       0,1 Prozent. Mit dem Basiszins von 0,1 Prozent errei­     … hat noch Potenzial: Der innere Wert dieses dividen­
       chen Sie so einen Zinssatz von insgesamt 0,2 Prozent      denberechtigten Wertpapiers (Eigenkapital der Bank di­

16
ort
                                                                                                                Foto: istock

  vidiert durch Anzahl ausgegebener Stammanteile) be-          VIAC ist konkurrenzlos günstig. Die Verwaltungsgebühr
  läuft sich auf über 500 Franken und übersteigt den           deckt die Depotführung, alle Transaktionen, wo immer
  aktuellen Kurs von 398 Franken deutlich.                     möglich die Produktgebühren sowie die Stiftungsadmi-
                                                               nistration ab. Dabei spielt es keine Rolle, wie oft und wie
  3. Säule – vorsorgen und Steuern sparen                      viel Sie einzahlen. Die reine Kontolösung ist komplett ge-
  Mit einer Säule-3a-Vorsorgelösung sorgen Sie für die         bührenlos.
  Zeit nach Ihrer Pensionierung finanziell vor und sparen
  gleichzeitig Steuern. Spätestens, wenn die Steuerrech-       Übrigens: Fürs Vorsorgen ist es nie zu früh: Ab 18 Jahren
  nung ins Haus flattert, sind Sie froh, dass Sie die einbe-   und mit einem AHV-pflichtigen Einkommen sind Sie bis
  zahlten Beträge zuvor in der Steuererklärung abziehen        zum Pensionsalter dabei. Wie viel können Sie 2021 ein-
  konnten. Die Differenz spüren Sie in Ihrem Portemonnaie.     zahlen? Wenn Sie in einer Pensionskasse sind, können
                                                               Sie maximal 6883 Schweizer Franken einzahlen. Wenn
  Bei der 3. Säule haben Sie die Wahl zwischen zwei at-        Sie selbstständig sind und keiner Pensionskasse ange-
  traktiven Möglichkeiten:                                     schlossen sind, beträgt der Maximalbeitrag 34 416
                                                               Schweizer Franken (max. 20 % vom Nettoeinkommen).
  Sie können sich für unsere traditionelle Kontolösung Ter-
  zo entscheiden: Ihre Beiträge werden mit 0,2 Prozent at-     Informieren Sie sich auf wir.ch/vorsorgen.
  traktiv verzinst.
                                                               ● Patrizia Herde
  Oder Sie sorgen mit VIAC vor, dem kostengünstigsten
  Wertschriftensparen der Schweiz. Das rechnet sich. Ob
  via Smartphone, Tablet oder in der Desktopversion: Das       Hinweis: Dieser Text stellt teilweise Werbung dar, ist aber
  Handling ist denkbar einfach und intuitiv. So macht Ihre     weder als Empfehlung bzw. Handlungsanweisung noch
  Säule 3a Spass.                                              als Entscheidungshilfe für einen Anlageentscheid aufzu-
                                                               fassen.
  Sie bestimmen die Strategie: vom verzinsten Konto bis zu
  97 Prozent Aktien. Ihre Anlagestrategie können Sie bei
  Bedarf anpassen – ohne Mehrkosten. Bereits ab 1 Fran-
  ken sind Sie dabei.

                                                                                                                               17
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

     Winterwunder
     vor der eigenen
     Haustüre

     Will man der Corona-Pandemie etwas Positives abgewinnen, so ist
     es die Tatsache, dass Herr und Frau Schweizer ihr Land neu entdeckt
     haben. Abtauchen – und sich zum Jahresstart 2021 inspirieren lassen.
18
Januar 2021

Die Schweiz von ihrer besten Seite:
Wengernalpbahn mit Eiger und Mönch.
Foto: WAB

                                                    19
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

     Schneeschuhwandern auf dem Kronberg.
     Foto: Christian Perret, swiss-image.ch © Appenzellerland Tourismus

20
Januar 2021

Mit WIR auf den Berg

Diesen Winter sind Ferien in der Schweiz angesagt. Ob Ski oder
Snowboard, Schneeschuhwandern oder Schlitteln: Für alle eröffnen
sich interessante Perspektiven.

Babylon in Bivio
Bivio gehört wie der bekanntere, 15 km entfernte Ferien­
ort Savognin zur Bündner Talgemeinde Surses (deutsch:
Oberhalbstein). Das malerische Dorf liegt am Fuss des
Julierpasses, der das Tal mit dem Oberengadin verbin­
det, und des Septimerpasses hinüber ins Bergell, der bei
Wanderern und Mountainbikern begehrt ist. Dies ist his­
torisches Territorium: Schon die Römer benutzten die
Pässe als Routen zwischen Oberitalien und der Schweiz.
Heute gilt Bivio als Geheimtipp für Wintersportler, die
Ruhe und Natur suchen. Das Skigebiet besitzt drei Ski­
lifte und bietet 30 km präparierte Pisten, dazu Tief­
schneeabfahrten. Weil das Dorf auf fast 1800 m ü. M. liegt
und das Skigebiet bis 2560 m ü. M. reicht, sind der
Schnee und die Abfahrt bis ins Dorf den ganzen Winter
garantiert. Wer noch höher hinaus will, den locken die
umliegenden Dreitausender zu Skitouren. Zudem ist das
Dorf so überschaubar, dass sowohl Geschäfte als auch         Im Parc Ela, dem grössten    Foto: Roland Gerth, swiss-image.ch
die Skilift­Talstation in wenigen Fussminuten erreichbar     Naturpark der Schweiz.                    © Switzerland Tourism
sind. Kein Gedränge im Skibus also und keine mühselige
Parkplatzsuche.
                                                             Schweiz. Von der Mittelstation Kreuzboden auf
Bivio ist auch für Linguisten interessant: Es gilt als       2400 m ü. M. hinunter ins Tal findet der Skifahrer breite,
Schweizer Ort mit der grössten indigenen Sprachenviel­       eher flache Pisten auch für Anfänger und Plauschfahrer.
falt. Ursprünglich war Bivio rein romanischsprachig.         Von der Bergstation Hohsaas hingegen geht es rabiat
Doch ab dem 16. Jahrhundert liessen sich Familien aus        bergab; hier sind die Pisten rot markiert und erfordern
dem Bergell hier nieder, die in einem oberitalienischen      Können.
Dialekt redeten, dem noch heute geläufigen «Bargajot».
Später stiessen Deutschsprachige hinzu. So kommt es,         Hohsaas gewährt einen eindrücklichen Blick auf die um­
dass im Dorf mit gerade etwa zweihundert Einwohnern          liegenden Viertausender bis hin zum Monte­Rosa­Mas­
sieben Sprachen gesprochen werden: Hochdeutsch und           siv. In Kreuzboden gibt es einen kleinen See und einen
Bündner Dialekt, Italienisch und Bargajot und dazu drei      grossen Kinderspielplatz. Von Kreuzboden führt auch
verschiedene Varianten des Rätoromanischen – eine bei­       eine elf km lange, somit fast endlose Schlittelabfahrt hin­
nahe babylonische Sprachenvielfalt.                          unter ins Dorf. Schneeschuhgänger finden an der Zwi­
Die Anlagen in Bivio akzeptieren 100 % WIR.                  schenstation «Trift» einen gut ausgeschilderten, ab­
www.bivio-sportanlagen.ch                                    wechslungsreichen Trail.

Viele Gründe für Saas-Grund                                  Für Wanderer gibt es auf Kreuzboden einen Winterwan­
Saas­Grund ist zwar der Hauptort des Saastals oberhalb       derweg. Und ganz oben, auf Hohsaas, ist ein Rundweg
von Visp, steht aber etwas im Schatten von Saas­Fee.         ausgeschildert, von wo man die 18 Viertausender des
Doch es gibt viele Gründe, hier Winterferien zu machen,      Saastals nicht nur in der Natur bestaunen kann, sondern
allen voran die kleine, aber spannende Wintersportarena,     auch auf Schautafeln, die jeden Berg kurz beschreiben.
die 34,5 km Pisten bietet und bis auf 3142 m ü. M. reicht.   Die Bergbahnen Hohsaas akzeptieren 20 % WIR.
Damit ist Saas­Grund das fünfthöchste Skigebiet der          www.hohsaas.info

                                                                                                                               21
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                                                                             teten Pisten Ski fahren. Dann sind abends auch die Berg-
                                                                             restaurants Mägisalp und Bidmi für Fondue, Raclette und
                                                                             andere alpine Köstlichkeiten geöffnet.

                                                                             Die Schlittelwege Mägisalp–Bidmi und Käserstatt–
                                                                             Lischen, drei bzw. vier km lang, sind besonders für Fami-
                                                                             lien ausgelegt. Auf der Käserstatt hat übrigens ein neues
                                                                             Bergrestaurant eröffnet, auf dessen Sonnenterrasse man
                                                                             einen Blick auf das Nebelmeer weit unten geniesst.
                                                                             Die Bergbahnen Meiringen-Hasliberg akzeptieren 20 % WIR.
                                                                             www.meiringen-hasliberg.ch

                                                                             Anspruchsvolles Torrent
                                                                             Das Wintersportgebiet Torrent liegt oberhalb von Leuker-
                                                                             bad grösstenteils auf dem Gebiet der Gemeinde Albinen.
     Atemberaubendes Panorama         Foto: André Meier, swiss-image.ch      Erschlossen wird es durch Seilbahnen aus Leukerbad
     in Hohsaas.                                  © Switzerland Tourism      und von der Alp Flaschen (mit riesigem Parkplatz) hinauf
                                                                             zur Rinderhütte auf 2313 m ü. M. In der Bergstation Rin-
                                                                             derhütte befindet sich das gleichnamige Selbstbedie-
     Skihasen auf dem Hasliberg                                              nungs-Panoramarestaurant. 50 Personen können hier in
     Im östlichen Berner Oberland an der Grenze zu Obwal-                    Doppel- und Mehrbettzimmern auch übernachten.
     den bietet der Hasliberg auf 600 bis 2500 m ü. M. 60 Pis-
     tenkilometer, von ihnen 20 leicht, 34 mittelschwer und                  Von der Rinderhütte aus erschliessen drei Ski- und Ses-
     sechs schwierig, 25 km Winterwanderwege, ein grosses                    sellifte das Skigebiet mit 53,5 Pistenkilometern, von de-
     Übungsgelände, das tatsächlich «Skihäsliland» heisst,                   nen die meisten eher anspruchsvoll sind: 27 mittelschwer,
     und das internationale Skirennzentrum. Dieses steht für                 17 schwierig und sechs für Freerider. Daneben werden
     Trainings und Wettkämpfe von Sportverbänden, Skiklubs                   Aktivitäten vom Winterwandern über das Schnee-
     und privaten Gruppen zur Verfügung.                                     schuhlaufen bis zum Gleitschirmfliegen angeboten.

     Die Bergbahnen Meiringen-Hasliberg erschliessen mit                     Während Leukerbad ein Ferienort mit langer Tradition ist,
     16 Gondelbahnen, Schlepp- und Sesselliften das Gebiet.                  wo schon zur Römerzeit im heissen Quellwasser gebadet
     Und weil zum Wintersport auch die entsprechende Ver-                    und im 17. Jh. das erste Hotel erbaut wurde, kämpft Al-
     pflegung gehört, können sich die Gäste in diversen Res-                 binen gegen das Aussterben. Deshalb hat das maleri-
     taurants, Pistenbeizen und, so es die Corona-Sicher-                    sche Bergdorf auf 1300 m ü. M. weltweit für Schlagzeilen
     heitsmassnahmen erlauben, auch Après-Ski-Bars                           gesorgt: Um am Leben zu bleiben, beschloss die Ge-
     verköstigen und verlustieren. Auf Mägisalp-Reuti kann                   meinde 2018, für Einheimische und Zuzügler unter strik-
     man zudem jeden Freitag von 18 bis 22 Uhr auf beleuch-                  ten Bedingungen Wohnbau- und Familienförderungs-

     Skispass auf dem               Foto: Christian Perret, swiss-image.ch   Entspannung pur im Skigebiet                          Foto:
     Hasliberg.                                    © Switzerland Tourism     Torrent, Leukerbad.                              torrent.ch

22
Januar 2021

gelder in der Höhe von mehreren Zehntausend Franken
anzubieten. Die Aktion ist ein Erfolg: Bis Sommer 2020              Hotels von WIR-Teilnehmern
bewilligte die Gemeinde zwölf Gesuche.
Die Torrent-Bahnen akzeptieren 20 % WIR                             Bivio:
www.torrent.ch                                                      30 % Annahmesatz: Hotel Solaria

Krönender Abschluss auf dem Kronberg                                Savognin:
Für Pistenskifahrer war 2018 Schluss: Seither gibt es am            50 %: Hotel Piz Mitgel
Kronberg im Appenzellerland keinen Skilift mehr. Das                30 %: Hotels Pianta + Danilo
mindert das Wintervergnügen nicht. Zum einen gibt es
hier den rund sieben Kilometer langen Schlittelweg mit              Saas-Grund:
772 Metern Höhenunterschied vom Kronberg nach Ja-                   3 %: Hotel Bergheimat
kobsbad. Er wird täglich frisch präpariert und bietet viel
Abwechslung und spektakuläre Aussichten auf den Sän-                Saas-Fee:
tis, die übrige Bergwelt und das Flachland bis zum Bo-              50 %: Hotel Derby
densee, wenn kein Nebel liegt, und sonst auf das Nebel-             Hotel Jägerhof
meer. Den Startpunkt beim Gipfelkreuz auf fast                      Hotel Walliserhof
1700 m ü. M. erreicht man mit der Luftseilbahn.                     Hotel Europa
                                                                    Popcorn Shop-Bar-Club-Hotel
Daneben profiliert sich der Kronberg mit Winterwander-              30 %: Hotel Garni Elite
wegen und Schneeschuhrouten, von denen einige an-                   Schweizerhof Gourmet & Spa
spruchsvoll sind, andere leichter und auch für Kinder ge-           20 %: Sunstar Hotel
eignet. Eine sehr gute Kondition braucht etwa, wer auf
Schneeschuhen von Gontenbad über die Scheidegg den                  Saas-Almagell:
Kronberg erklimmen will. Fast fünf Stunden muss man für             30 %: Hotel Sport
den stellenweise schwierigen Aufstieg rechnen. Zum ge-
mütlichen Flanieren hingegen lädt der gepfadete Rund-               Hasliberg:
weg oben auf dem Berg. Mehrere Aussichtsplätze sind                 80 %: Hotel Panorama (für Anlässe 100 % WIR)
eingerichtet, und auf Liegestühlen darf gefaulenzt wer-             Hotel Viktoria
den.
Die Luftseilbahn Jakobsbad-Kronberg akzeptiert 20 % WIR.            Meiringen:
www.kronberg.ch                                                     50 %: Hotel Victoria, Meiringen

● Artur K. Vogel                                                    Leukerbad:
                                                                    100 %: Hotel Croix Fédérale
                                                                    Hotel Escher
                                                                    Hotel Walliserkanne
                                                                    90 %: Hotel Alex
                                                                    50 %–100 % (nach Absprache): Hotel Römerhof
                                                                    50 %: Hotel Alpenblick
                                                                    Hotel Astoria
                                                                    Residence Paradis
                                                                    Hotel Heilquelle
                                                                    Hotel Regina
                                                                    30 %: Parkhotel Quellenhof

                                                                    Jakobsbad-Kronberg:
                                                                    20 %: Berggasthaus Kronberg

                                                                    Appenzell:
                                                                    100 %: Hotel Hecht
                                                                    Hotel Löwen
                                                                    Romantik-Hotel Säntis
                                                                    50 %: Gasthaus Hof
Winterwanderweg auf        Foto: Christian Perret, swiss-image.ch
dem Kronberg.                      © Appenzellerland Tourismus

                                                                                                                           23
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

                                Dramatische Reisen
                                  durch den Schnee
     Bernina-RhB-Zug am Lago Bianco, Bernina-Passhöhe.                              Foto: Max Galli, swiss-image.ch © Rhätische Bahn

     Die Schweiz ist das Eisenbahnland schlechthin. Im Winter, wenn man
     in der wohligen Wärme des Zugabteils sitzt, während draussen der
     Schnee stiebt, ist eine Bahnreise besonders attraktiv.

     Der Luxuszug, gezogen von einer mächtigen Dampflok,            Gemütlich durchs Appenzellerland
     rast durch den stiebenden Schnee, bis er schliesslich in       Die liebliche Hügellandschaft des Appenzellerlandes ist
     einer Schneeverwehung stecken bleibt. Drinnen delek-           Schweiz in Reinkultur. Die Wiesen und Wälder in saftigem
     tieren sich die Passagiere im Speisewagen an einem lu-         Grün und die charakteristischen Ortschaften gemahnen
     kullischen Mahl, während ein Mann ermordet wird. Der           manchenorts an ein Bilderbuch oder an die Bauernmale-
     belgische Detektiv Hercule Poirot ermittelt die Identität      rei, die hier noch gepflegt wird. An Winterabenden wird
     des Toten und die Person des Mörders oder der Mörde-           es geradezu romantisch, wenn man in wohliger Wärme
     rin. Alle Mitreisenden sind verdächtig.                        die Landschaften, in klirrendes Weiss gekleidet, an sich
                                                                    vorbeiziehen lässt. Die beliebten Jass-, Brunch- und
     Der Roman «Mord im Orient Express» von Agatha Chris-           Fonduefahrten in historischen Zugkompositionen zwi-
     tie, nicht weniger als fünf Mal verfilmt, schildert eine der   schen Gossau SG und Appenzell fallen diesen Winter
     berühmtesten winterlichen Eisenbahnfahrten der Welt-           dem Coronavirus zum Opfer. Doch man kann unterwegs
     literatur. Ganz so dramatisch geht es nicht zu, wenn man       aussteigen und sich den heissen Käse in einem Dorf-
     im Winter eine Bahnstrecke in den Schweizer Hügeln             gasthaus einverleiben.
     oder Bergen befährt. Aber viele von ihnen sind exzellente      https://appenzellerbahnen.ch/
     Attraktionen. Hier sind acht Bahnreisen in der Schweiz,
     die durch besonders eindrückliche Winterlandschaften           Ab in den Süden
     führen.                                                        Zwar hat der Gotthard-Basistunnel die Fahrt vom Norden

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Januar 2021

Appenzeller Bahnen.                                    Foto: ZVG

Matterhorn-Gotthard-   Foto: Christof Sonderegger, swiss-image.ch   Albula-Strecke,             Foto: Roland Gerth, swiss-image.ch
Bahn, Sedrun GR.                             © Schweiz Tourismus    Landwasserviadukt.                       © Switzerland Tourism

in den Süden oder umgekehrt massiv verkürzt. Aber wer               der Matterhorn-Gotthard-Bahn, die den Zug gemeinsam
Zeit hat, nimmt noch immer die Bergstrecke. Im Sommer               betreiben. Im Winter besonders abenteuerlich sind die
verkehrt der Gotthard Panorama Express: Reisende fah-               Überquerung des 2033 Meter hohen Oberalppasses, wo
ren mit einem Dampf- oder Motorschiff von Luzern nach               sich die Strecke oft durch meterhoch ausgefräste
Flüelen, besteigen dort den modernen Panoramazug und                Schneeschluchten bewegt, durch die wilde Rhein-
fahren durch das wilde Urner Reusstal hinauf zum Gott-              schlucht und über die Strecke der Albulabahn. Wer sich
hard-Tunnel von 1882 und von dort ins meist etwas wär-              eine Fahrt in der «Excellence Class» gönnt, wird während
mere, manchmal schon fast mediterrane Tessin. Im Win-               der ganzen achtstündigen Bahnfahrt persönlich betreut,
ter, ohne diesen Touristenzug, ist die Fahrt auf der alten          hat einen garantierten Fensterplatz, bekommt ein Tablet
Gotthardstrecke etwas mühsamer: Man muss in Erstfeld                mit Tipps entlang der Strecke und erhält Champagner,
umsteigen auf den Regionalzug Richtung Bellinzona, Lu-              ein 5-Gang-Menü mit Weinbegleitung, Kaffee und ande-
gano und Mailand. Aber die Mühe lohnt sich: Die histori-            re Getränke serviert. Die Fahrt im Lounge Chair über 291
sche Bahnanlage, kühn in diese archaische Landschaft                Brücken und durch 91 Tunnel ist die luxuriöseste Art, die
hinein gebaut, bekommt eine fast mystische Dimension,               Schweizer Alpenlandschaft zu geniessen.
wenn sie mit Schnee und Eis verhüllt ist.                           www.glacierexpress.ch
www.sbb.ch
                                                                    Unterwegs im Unesco-Welterbe
Von Nobelort zu Nobelort                                            Nicht nur der Glacier Express, auch die Züge der Rhäti-
Fast so berühmt wie das Matterhorn ist der Glacier Ex-              schen Bahn von Thusis nach St. Moritz verkehren auf der
press, der seit 90 Jahren die noblen Ferienorte Zermatt             Albulastrecke. Sie ist ein Musterbeispiel für die Bahner-
und St. Moritz über Visp, Brig, den Furka-Basistunnel,              schliessung der Alpen, ein technisches Meisterwerk und
Andermatt, den Oberalppass, Disentis und Chur mitein-               wurde 1903 nach nur fünfjähriger Bauzeit eröffnet. Seit
ander verbindet. Der touristische Glacier Express ver-              2008 ist sie im UNESCO-Welterbe-Verzeichnis eingetra-
kehrt auf dem Streckennetz der Rhätischen Bahn und                  gen, denn ihre dramatische Linienführung ist einzigartig.

                                                                                                                                     25
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