Schloss-Stadt Hückeswagen - Regionales Strategiekonzept Entwurf

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Schloss-Stadt Hückeswagen - Regionales Strategiekonzept Entwurf
Schloss-Stadt Hückeswagen
    Regionales Strategiekonzept
                        Entwurf
Schloss-Stadt Hückeswagen - Regionales Strategiekonzept Entwurf
Dipl.-Geogr. Ursula Mölders
Stephanie Kemper, M. Sc. Stadtplanung
Annika Herberg, B. Sc. Geographie
Köln, Januar 2020

                    Geschäftsführende                 Stadt- und Regionalplanung
                    Gesellschafter:                   Dr. Jansen GmbH
                    Dipl.-Geogr. Ursula Mölders       Neumarkt 49
                    Stadt- und Regionalplanerin SRL   50667 Köln
                    Dipl.-Ing. Dominik Geyer
                    Stadtplaner AK NW, Bauassessor    Fon 0221 94072-0
                    Stadt- und Regionalplaner SRL     Fax 0221 94072-18

                    Gesellschafter/Seniorpartner:     info@stadtplanung-dr-jansen.de
                    Dr. Paul G. Jansen                www.stadtplanung-dr-jansen.de
Schloss-Stadt Hückeswagen - Regionales Strategiekonzept Entwurf
Inhaltsverzeichnis

1      Warum ein regionales Strategiekonzept?                              7
1.1    Einleitung                                                          7
1.2    Herangehensweise                                                    7

2      Wofür steht die Schloss-Stadt Hückeswagen?                         11
2.1    Lage, landschaftliche Einbindung und Erreichbarkeit                11
2.2    Schloss Hückeswagen und historische Altstadt                       13
2.3    Siedlungsstruktur außerhalb der Innenstadt                         14
2.4    Wirtschaftsstandort Hückeswagen                                    15
2.5    Flüsse und Talsperren                                              16
2.6    Angebote und Strukturen rund um die Campingplätze an der
       Bevertalsperre                                                     17
2.7    Touristische Naherholungsangebote                                  18
2.8    Regionale Kooperation und aktive Bürgerschaft                      20
2.9    Fazit und Ableiten der regionalen Themen                           21

3      Passt das? Abgleich der Themen der REGIONALE 2025
       mit den relevanten Themen in Hückeswagen                           25
3.1    Einleitung und Einordnung REGIONALE 2025 im Bergischen RheinLand   25
3.2    Handlungsfeld Wohnen und Leben                                     25
3.3    Handlungsfeld Fluss- und Talsperrenlandschaft                      26
3.4    Handlungsfeld Bildung, Arbeit und Innovation                       27
3.5    Handlungsfeld Mobilität und Digitalisierung                        27
3.6    Handlungsfeld Ressourcenlandschaft                                 28
3.7    Fazit und Abgleich der Hückeswagener Regionale Themen mit den
       regionalen Zielen der Regionale 2025                               29

4      Was ist schon da? Einbetten der Projektideen in
       regionale Strukturen                                               33
4.1    Einleitung                                                         33
4.2    Eine Region voller Schlösser                                       33
4.3    Architektonische Erstentwürfe zur Umnutzung von
       Schloss Hückeswagen                                                37
4.4    Regional bedeutsame Bildungsorte                                   40
4.5    Eine Region voller Talsperren                                      44
4.6    Akteure im Bereich der Wasserversorgung, Wassernutzung und
       touristisches Hervorheben der Seenlandschaft                       48
4.7    Akteure und Angebote im Bereich Forschung und Ausbildung
       zum Thema Wasser und Nachhaltigkeit                                49
4.8    Vernetzung der Akteure und Projekte                                50
4.9    Fazit und Konkretisierung der Nutzungsideen für Schloss und
       Bevertalsperre                                                     50

Schloss-Stadt Hückeswagen – Regionales Strategiekonzept – Entwurf
Schloss-Stadt Hückeswagen - Regionales Strategiekonzept Entwurf
5     Warum die Schwerpunktsetzung „Wasser und
      Nachhaltigkeit“? Fokussierung auf Schloss und
      Talsperren                                                              53
5.1   Wasser in Zeiten des Klimawandels                                       53
5.2   Etwas verändern in Zeiten des Klimawandels                              54
5.3   Nutzungsideen für Schloss und Bevertalsperre                            55

6     Regionale-2025-Projektideen                                             59
6.1   ScienceOrt Wasser im Schloss Hückeswagen                                59
6.2   Naturnahes zukunftsorientiertes Wassererlebnis Bevertalsperre           62
6.3   Mobilitätskonzept und Umsetzung                                         65
6.4   Ausbau des Wander- und Radwegenetzes                                    67

7     Weiteres Vorgehen                                                       71

In dem nachfolgenden Text verwenden wir eine geschlechtsneutrale Sprache. Bei der konkreten Ansprache von
Personen werden sowohl die weiblichen als auch die männlichen Personen genannt, z. B. „Bewohnerinnen und
Bewohner“. Sollte aus Versehen oder aus Gründen der besseren Lesbarkeit an einigen Stellen nur die männli-
che Form, z. B. „Akteure“ gewählt sein, meinen wir aber immer auch die weiblichen Personen, nämlich die
Akteurinnen. Selbstverständlich sind für uns immer Männer und Frauen gleichzeitig, gleichgestellt und chan-
cengleich angesprochen.

Dieses Gutachten unterliegt dem Urheberrecht. Vervielfältigungen, Weitergabe oder Veröffentlichung des
Gutachtens in Teilen oder als Ganzes sind nur nach vorheriger Genehmigung und unter Angabe der Quelle
erlaubt, soweit mit dem Auftraggeber nichts anderes vereinbart ist. Alle Fotografien, Pläne und Skizzen, die
nicht gesondert gekennzeichnet sind: © Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

      Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Schloss-Stadt Hückeswagen - Regionales Strategiekonzept Entwurf
Erstes Kapitel
Warum ein regionales Strategiekonzept?
Schloss-Stadt Hückeswagen - Regionales Strategiekonzept Entwurf
Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Schloss-Stadt Hückeswagen - Regionales Strategiekonzept Entwurf
1     Warum ein regionales                                     1.2    Herangehensweise
      Strategiekonzept?                                        Mit dem aktuellen ISEK liegen viele Analysen, In-
                                                               formationen und Erkenntnisse zum stadtentwick-
1.1    Einleitung                                              lungsrelevanten Status quo der Schlossstadt vor.
                                                               Diese werden in diesem Strategiekonzept nicht
Seit 2018 erarbeitet die Schloss-Stadt Hückeswa-
                                                               wiederholt. Das regionale Strategiekonzept ist
gen ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept
                                                               vielmehr als Erweiterung und inhaltliche Weiter-
(ISEK) für die Innenstadt. Zahlreiche Akteure und
                                                               entwicklung des ISEKs zu verstehen. Beide Gutach-
eine breite Öffentlichkeit beteiligten sich im Rah-
                                                               ten zusammen ergeben den Gesamtblick auf die
men von verschiedenen Veranstaltungsformaten
                                                               Innenstadt und die Gesamtstadt.
intensiv an der Erarbeitung des Konzepts. Mit dem
ISEK liegen Strategien und ein Maßnahmenpaket
                                                               Zur Bearbeitung des Strategiekonzepts wurden die
zur identitätsstiftenden und nachhaltigen Aufwer-
                                                               städtebaulichen Bestandsaufnahmen der Kernstadt
tung der Innenstadt vor. Ziel ist, 2020 einen Antrag
                                                               aus dem ISEK-Prozess durch eine intensive Berei-
auf Aufnahme in den Regionale-2025-Qualifi-
                                                               sung und Begehung aller Ortslagen ergänzt. Neben
zierungsprozess und in das Städtebauförderpro-
                                                               dem an die Innenstadt grenzenden Ortsteil Wieha-
gramm zu stellen.
                                                               gen wurden auch alle kleineren Streusiedlungen im
                                                               Stadtgebiet betrachtet. Ebenso wurden die ver-
Mit dem umfassenden Beteiligungsprozess zum
                                                               schiedenen, dezentral verorteten Gewerbegebiete
ISEK wurden verschiedene innerstädtische, aber
                                                               befahren. Besonderes Augenmerk der Bestands-
auch gesamtstädtische und regional relevante
                                                               aufnahme galt den touristischen Naherholungsan-
Themen aufgerufen und thematisiert. Aufbauend
                                                               geboten sowie der Wupper-Vorsperre und der
auf den Ergebnissen wird mit dem regionalen Stra-
                                                               Bevertalsperre.
tegiekonzept das gesamte Stadtgebiet mit seinen
regionalen Zusammenhängen in den Fokus ge-
                                                               Im Rahmen der weiteren Bearbeitung fanden di-
rückt. Es wird zum einen geprüft, ob es über die
                                                               verse Abstimmungstermine mit dem Projektteam
Erneuerung der Innenstadt im Stadtgebiet weitere
                                                               und der Regionale-2025-Agentur statt, hier wurden
Projektansätze gibt, die in die Regionale 2025 ein-
                                                               gemeinsam Ziele und Vorgehen des regionalen
gebracht werden können und mit denen sich die
                                                               Strategiekonzepts erarbeitet. Ebenso fanden ver-
Schlossstadt Hückeswagen und damit die Region
                                                               schiedene Qualifizierungsschritte zur funktionalen
weiter profilieren kann. Zum anderen werden die
                                                               Neuaufstellung des Schlosses unter Beteiligung von
offenen Fragen aus dem ISEK bearbeitet, vorrangig
                                                               Architekten und regionalen Akteuren statt. An
hier die Fragen, welche regionale Bedeutung die
                                                               diesen Terminen und Workshops haben wir als
funktionale Neuausrichtung des Schlosses einneh-
                                                               Gutachter inhaltlich und moderativ mitgewirkt.
men und wie die Stadt sich besser touristisch profi-
lieren kann. Mit dem ISEK wurde definiert, dass das
                                                               Das Strategiekonzept umfasst folgende Kapitel:
Schloss eine neue, überregional bedeutsame Nut-
zung bekommt, um die Attraktivität der Stadt zu
                                                                    Kurzdarstellung der Stärken und Herausforde-
stärken. Offen blieb aber die konkrete zukünftige
                                                                     rungen der Schlossstadt Hückeswagen
Nutzung des Schlosses. Darüber hinaus hat die
                                                                    Ableiten der für die Regionale 2025 relevan-
Bürgerschaft mehrfach angeregt, die besonderen
                                                                     ten Themen und Fragestellungen
naturräumlichen Potenziale der Talsperren besser
                                                                    Darstellung der zugehörigen Dachthemen und
zu nutzen.
                                                                     -konzepte der REGIONALE 2025
                                                                    Ableiten von regional relevanten Projekten
Mit dem regionalen Strategiekonzept werden so-
                                                                    Einbetten der Projektansätze in die regiona-
mit die Fäden aus dem ISEK aufgenommen und
                                                                     len Strukturen, Akteure, Potenziale etc.
weitergesponnen, um sie für die Strategien und
                                                                    Darstellen der für die Regionale relevanten
Ziele der Regionale 2025 zu qualifizieren.
                                                                     Projektideen
                                                                    Weiteres Vorgehen

Schloss-Stadt Hückeswagen – Regionales Strategiekonzept – Entwurf                                               7
Schloss-Stadt Hückeswagen - Regionales Strategiekonzept Entwurf
8   Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Schloss-Stadt Hückeswagen - Regionales Strategiekonzept Entwurf
Zweites Kapitel
Wofür steht die Schloss-Stadt Hückeswagen?
Schloss-Stadt Hückeswagen - Regionales Strategiekonzept Entwurf
10   Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
2     Wofür steht die Schloss-Stadt                            Hückeswagen ist durch die L 237 und L 483 an das
      Hückeswagen?                                             regionale Straßennetz angebunden. Über die L 237
                                                               und die L 51 ist die Bundesautobahn 1, die westlich
                                                               von Hückeswagen in Nord-Süd-Richtung verläuft,
2.1    Lage, landschaftliche Einbindung und
       Erreichbarkeit                                          zu erreichen. Die Bundesstraße B 237 verläuft als
                                                               Friedrichstraße am Stadtpark entlang und als Bach-
Die Schloss-Stadt Hückeswagen mit ihren knapp
                                                               straße in Nord-Süd-Richtung, bis sie vor der Be-
16.000 Einwohnern liegt an der Wupper im Norden
                                                               bauung am Bahnhofsplatz als Bahnhofstraße Rich-
des Oberbergischen Kreises (OBK) und ist dem
                                                               tung Südosten abknickt und Hückeswagen mit
Regierungsbezirk Köln zugehörig. Im Westen er-
                                                               Wipperfürth verbindet. Die L 483 führt über
streckt sich die Metropolregion Rheinland. Unmit-
                                                               Schwelm nach Wuppertal.
telbar benachbarte Städte und Gemeinden sind
Wermelskirchen im Osten, Remscheid mit dem
                                                               Hückeswagen hat keinen Anschluss an das schie-
Stadtteil Lennep und Radevormwald im Norden
                                                               nengebundene Nahverkehrsnetz. Die nächsten
und Wipperfürth im Südosten. Die Schloss-Stadt
                                                               Bahnhaltepunkte in Remscheid-Lennep, Marien-
selbst liegt in einem dünn besiedelten ländlichen
                                                               heide und der S-Bahnhof Bergisch-Gladbach sind
Gebiet im Norden des Naturparks Bergisches Land.
                                                               über Buslinien zu erreichen. Hückeswagen ist an
Die Schloss-Stadt Hückeswagen unterhält intensive
                                                               das Busnetz der Oberbergischen Verkehrsgesell-
Kooperationen mit den Nachbarkommunen. Vor
                                                               schaft mbH (OVAG) angebunden. Die drei Linien
allem mit der Stadt Wipperfürth steht die Stadt
                                                               261, 336 und 339 verbinden die umliegenden
Hückeswagen in engem Kontakt.
                                                               Kommunen jeweils mit der zentralen Haltestelle an
                                                               der Bahnhofstraße.
Die Schloss-Stadt Hückeswagen zeichnet sich durch
eine sehr kompakte Siedlungsstruktur aus. Neben
                                                               Seit 2010 gibt es einen von Ehrenamtlichen organi-
dem Hauptort Hückeswagen und dem sich sied-
                                                               sierten Bürgerbus, der vormittags von Montag bis
lungstechnisch unmittelbar anschließenden Orts-
                                                               Samstag im Zwei-Stunden-Takt und an zwei Nach-
teil Wiehagen liegt die Stadt in einer reizvollen,
                                                               mittagen fährt. Er verkehrt innerhalb von Hückes-
ländlichen Hügellandschaft mit bewaldeten und
                                                               wagen und verbindet den Stadtkern mit angren-
landwirtschaftlich genutzten Flächen, in die eine
                                                               zenden Ortsteilen im Westen und Osten.
Vielzahl von Streusiedlungen, Gehöften oder Ein-
zelgebäude eingebunden ist.
                                                               Wichtige Wünsche und Anregungen der Bürgerin-
                                                               nen und Bürger aus der Beteiligung sind eine Takt-
Die verschiedenen Gewerbegebiete der Stadt sind
                                                               verdichtung der Buslinien und der Ausbau der
im Westen, Süden und Osten der Stadt verortet.
                                                               Fahrradinfrastruktur sowie die Schaffung eines
                                                               Angebots im Bereich Carsharing.
Auffällig bei der Betrachtung der Siedlungs- und
Flächenstruktur ist der hohe Anteil an Wasserflä-
chen mit der Bevertalsperre im Osten der Stadt,
die zu weiten Teilen auf Hückeswagener Stadtge-
biet liegt, sowie die Wupper mit der Wupper-
Vorsperre im Norden der Stadt, die auf Remschei-
der Stadtgebiet in die Wuppertalsperre übergeht.

Schloss-Stadt Hückeswagen – Regionales Strategiekonzept – Entwurf                                              11
Abbildung 1: Räumliche Nutzungen im Stadtgebiet

12    Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
2.2    Schloss Hückeswagen und historische
       Altstadt
Die historische Altstadt Hückeswagens zeichnet
sich durch den unverwechselbaren Charme der
Gebäude im typisch bergischen Stil sowie durch die
besonders hohe Denkmaldichte aus. Den Mittel-
punkt der Altstadt bildet der Schlosshagen, auf
dem das denkmalgeschützte Schloss aus dem 11.
Jahrhundert am Ende der Schlossstraße liegt. Das
zweiflüglige Schloss, in dem das Heimatmuseum
und Teile der Stadtverwaltung untergebracht sind,
rahmt den Schlossplatz, der über die Straße Auf’m
Schloss aus Richtung Altstadt erschlossen wird.

Das alte Grafenschloss, im gotischen Baustil er-
baut, bildet ein städtebauliches Ensemble mit der
Pauluskirche, die im 18. Jahrhundert errichtet
wurde. Diese liegt am Ende der prägnanten
Sichtachse durch die Altstadt an der Marktstraße.
Das Schloss und die Pauluskirche bieten typische
Postkartenansichten der Schloss-Stadt. Über ver-
schiedene, teilweise sehr steile Fußwege lässt sich
der Schlossplatz aus Richtung des Etapler Platzes,
der Bachstraße oder der Altstadt erreichen.

Die sich an die Kirche anschließende historische
Altstadt ist von ihrer Topografie geprägt. Die
überwiegend zu Wohn- und Geschäftszwecken
genutzten kleinteiligen Fachwerkgebäude zeichnen
sich durch die Fassadenverkleidung aus dunklem
Schiefer, weiße Fensterrahmen und grüne Fenster-
läden aus, die für das bergische Land typischen
Materialien. Auch viele Gebäude aus dem 20. Jahr-
hundert weisen ähnliche Materialien auf und fügen
sich damit gut in das Gesamtbild ein. Die Altstadt
wird auch als Perle des Bergischen Landes bezeich-
net. Der Bauzustand der Gebäude ist sehr unter-
schiedlich: liebevoll sanierte Immobilien wechseln
sich mit stark erneuerungsbedürftigen Gebäuden
ab.

In der städtebaulichen Analyse im Rahmen des
ISEKs sind in der gesamten Altstadt immense Sa-
nierungs- und Erneuerungsbedarfe im privaten,
halböffentlichen und öffentlichen Raum zur raum-
funktionalen Stabilisierung der Altstadt aufgezeigt
worden.

Schloss-Stadt Hückeswagen – Regionales Strategiekonzept – Entwurf   13
Sowohl durch die Aufwertung und Attraktivierung       Jahrelang wurde der Bereich des Geschosswoh-
des öffentlichen Raums als auch durch die gezielte    nungsbaus als sozial problematisch eingestuft. Als
Anreizschaffung für Immobilieneigentümer, ihre        Eigentümerin vieler Gebäude hat die GBS in den
Gebäude denkmalgerecht zu sanieren, soll das in       letzten Jahren zahlreiche Maßnahmen unternom-
weiten Teilen intakte und einzigartige Bild der       men (u. a. Sanierung der Bestände, Beseitigung
historischen Altstadt zukunftsfähig gemacht wer-      von Geschosswohnungsbauten), um die soziale
den. Auch an der funktionalen Aufwertung als          Situation weitgehend zu befrieden. Jedoch sind
Wohn-, Arbeits- und Lebensmittelpunkt in der          gerade die bis heute problematischen Gebäude
Altstadt muss gearbeitet werden. Das ISEK be-         nicht im Besitz der GBS.
schreibt dazu ein sowohl aktivierendes als auch
                                                      Die Nahversorgung im Bereich Wiehagen mit ei-
initiierendes Maßnahmenprogramm.
                                                      nem Einzugsbereich von rund 4.000 Einwohnern
                                                      wird durch einen kleinen Frische-Markt und einen
Offen blieb im ISEK-Prozess die zukünftige Nutzung
                                                      Discounter sichergestellt. In Planung befindet sich
des Schlosses. Mit dem ISEK ist bestimmt, dass das
                                                      auch eine Erweiterung des Nahversorgungs-
Schloss nicht mehr dauerhaft als Rathaus genutzt
                                                      Angebots. Darüber hinaus runden Ärzte, eine Apo-
werden sollte, sondern es muss eine neue Nutzung
                                                      theke, eine Bank sowie eine Postfiliale das Angebot
gesucht werden, die sowohl der Bürgerschaft in
                                                      in Wiehagen ab und werden durch die Gemein-
Hückeswagen „dient“ als auch überregionale
                                                      schaftsgrundschule Wiehagen, zwei Kindertages-
Strahlkraft haben kann. Wichtig ist in diesem Zu-
                                                      stätten und die katholische Kirche St. Katharina
sammenhang, dass das Schloss zukünftig geöffnet
                                                      ergänzt. Weitere Treffmöglichkeiten und Gastro-
wird und einer breiten Öffentlichkeit für unter-
                                                      nomieangebote fehlen jedoch.
schiedliche Nutzungen zugänglich gemacht werden
soll. Aus Sicht der Bürgerschaft könnte dies ein      Durch das Stadtgebiet fließen die Wupper und der
multifunktionales kulturelles, bildungsbezogenes      Beverbach; die Wupper-Vor- und die Bevertalsper-
und bürgerschaftliches Zentrum sein. Akteure          re bilden wichtige Erholungsschwerpunkte.
unterstützen einen überregionalen „Magneten“ im
Schloss Hückeswagen, um die Bedeutung Hückes-         Über den Stadtteil Wiehagen hinaus gibt es in
wagen als Wirtschaftsstandort zu steigern. Insge-     Hückeswagen eine Vielzahl von Ortslagen im Au-
samt waren sich alle Diskutanten einig, dass die      ßenbereich, die in den umliegenden Freiraum ein-
Identitätskraft des Schlosses aktiver genutzt wer-    gebettet sind. Diese umfassen kleinste Siedlungs-
den muss.                                             bereiche mit Einzelgebäuden oder Hofschaften
                                                      sowie kleine Streusiedlungen mit einigen Gebäu-
                                                      den. In keiner der Siedlungen sind nennenswerte
2.3   Siedlungsstruktur außerhalb der
      Innenstadt                                      Infrastruktur- oder Versorgungseinrichtungen vor-
                                                      handen, sodass sich die Bewohner zumeist in der
Die Siedlungsstruktur von Hückeswagen ist durch
                                                      Innenstadt von Hückeswagen oder an dezentralen
eine sehr belebte Topographie geprägt. Wiehagen
                                                      Standorten versorgen, wozu sie in der Regel das
schließt sich direkt an die Innenstadt nach Westen
                                                      eigene Auto nutzen. Hier ist im Zweifel zu prüfen,
hin an. Im Ortsteil Wiehagen wohnen rund 20 %
                                                      ob Hol- und Bringdienste für ältere Menschen
der Bevölkerung der Stadt. Von der Innenstadt bis
                                                      erforderlich sind oder nachbarschaftliche Struktu-
Wiehagen sind jedoch bis zu 60 Höhenmeter auf
                                                      ren diese Bedarfe auffangen. Eine wichtige Frage
ca. 1,5 Kilometer zu überwinden.
                                                      für die Zukunft der Stadt Hückeswagen wird sein,
                                                      wie sie mit den Ortslagen im Außenbereich umge-
Der Stadtteil Wiehagen zeichnet sich durch eine für
                                                      hen wird, wenn sich abzeichnet, dass die aktuelle
das ländliche Umfeld untypische Konzentration an
                                                      Bewohnerschaft dort nicht mehr dauerhaft woh-
Geschosswohnungsbaubeständen aus. Sie sind
                                                      nen wird. Sollen dann einzelne, demografisch
teilweise im Eigentum der Hückeswagener Genos-
                                                      überalterte Streulagen „aufgegeben“ werden zu-
senschaft für Bau- und Siedlungswesen eG und
                                                      gunsten einer strukturell verdichteten und infra-
mehrheitlich in den 1960er Jahren entstanden.
                                                      strukturell einfacher zu handhabenden Siedlungs-
                                                      struktur? Aktuell sind keine städtebaulichen oder

14    Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
dorfentwicklungsrelevanten Handlungsbedarfe zu                 südlich direkt an der Wupper am Mühlenweg be-
erkennen. Jedoch müssen die Themen der Mobili-                 findet und über eine verhältnismäßig kleine Fläche
tät und Versorgung für die dezentralen Siedlungs-              verfügt, befindet sich vor allem der Unterneh-
bereiche mitgedacht werden.                                    menssitz der Pflitsch GmbH und Co. Außerdem
                                                               sind hier Firmen ansässig, die deutlich weniger
2.4    Wirtschaftsstandort Hückeswagen                         Fläche in Anspruch nehmen, z. B. die Verwaltung
                                                               des Campingparks der Bever-Talsperre und eine
Die Stadt Hückeswagen zeichnet sich als Standort
                                                               RWE Charging Station. Das Gewerbegebiet Nord 2
überwiegend mit Unternehmen aus der Produkti-
                                                               schließt sich nördlich der Wupper an und ist sehr
ons- und Dienstleistungsbranche aus. Die wichtigs-
                                                               klein. Hier befindet sich u. a. die Haeckerstahl Willy
ten Produktionszweige sind Maschinenbau und
                                                               Haecker GmbH.
Metallverarbeitung. Das Maschinenbau-Unter-
nehmen Klingelnberg GmbH hat einen Produkti-                   Die Gewerbegebiete Ost 1 (ca. 13,5 ha) und Ost 2
onsstandort in Hückeswagen. Weitere große Ar-                  (ca. 5 ha) liegen östlich der Bundesstraße 237,
beitgeber sind der Elektroindustriezulieferer                  südöstlich der Innenstadt, und weisen eine mittle-
Pflitsch GmbH & Ko KG und der Hersteller von                   re Größe auf. Prägend für das Gewerbegebiet Ost 1
Schaberklingen für die Papierindustrie Joh. Clouth.            an der Peterstraße ist der Sitz der Firma Klingeln-
Auch der Maschinenbauzulieferer Recknagel Präzi-               berg GmbH, die einen Großteil der Fläche mit ihren
sionsstahl befindet sich in Hückeswagen. Mit einer             großteiligen Strukturen einnimmt. Darüber hinaus
Anzahl von 402 sozialversicherungspflichtig Be-                finden sich hier z. B. ein Metallverarbeitungsunter-
schäftigten am Wohnort je 1.000 Einwohner weist                nehmen und zwei Tankstellen. Die kleinteiligeren
Hückeswagen einen höheren Wert als das Land auf                Flächen des Gewerbegebiets Ost 2 gruppieren sich
(2017, vgl. Statistik der Bundesagentur für Arbeit).           nördlich und südlich der Bevertalstraße an der
Im Vergleich zum Oberbergischen Kreis und zum                  Straße „An der Schlossfabrik“. Hier haben sich u. a.
Land NRW arbeiten in Hückeswagen prozentual                    ein Fitnessstudio, eine Tierarztpraxis, ein Stahlbau-
deutlich mehr sozialversicherungspflichtig Beschäf-            unternehmen und ein großer Reifenhandel ange-
tigen im Bereich des produzierenden Gewerbes.                  siedelt.
Damit nimmt dieser Wirtschaftssektor eine beson-
dere Bedeutung in der Stadt ein. Insgesamt sind                Westlich der Bundesstraße 237, südlich der Innen-
vor allem kleine und mittelständische Unterneh-                stadt, in der Nähe des Gewerbegebiets Ost 2 be-
men stark vertreten.                                           findet sich das Gewerbegebiet Süd (ca. 23,2 ha) an
                                                               der Straße Stahlschmidtsbrücke. In den groß- und
Die größten und mitarbeiterstarken Unternehmen                 kleinteiligen Strukturen sind einige Metallwaren-
sind die Klingelnberg GmbH (Maschinenbau) und                  hersteller und -verarbeiter sowie der Fleischgroß-
Pflitsch GmbH & Co. KG (Elektroindustriezuliefe-               händler Blumenberg GmbH verortet. Darüber hin-
rer). Weitere größere Unternehmen am Wirt-                     aus gruppieren sich hier u. a. verschiedene Werk-
schaftsstandort Hückeswagen sind Joh. Clouth                   stätten, ein Auto- und ein Motorradhaus sowie
GmbH & Co. KG (Papierindustriezulieferer), Reck-               Werkzeughersteller und der Nahversorger Aldi.
nagel Präzisionsstahl (Maschinenbauzulieferer),
HOK Maschinenbau GmbH (Maschinenbauzuliefe-                    Das Gewerbegebiet West 1 mit ca. 18 ha schließt
rer), Fleischwaren Blumenberg GmbH (Fleisch-                   sich unmittelbar an den Siedlungsbereich von
großhändler) und die SSK von Schaewen Hückes-                  Wiehagen an der Industriestraße nördlich der Bun-
wagen AG (Stahlproduzent).                                     desstraße 237 an. In dem mittelgroßen Gewerbe-
                                                               gebiet befinden sich groß- und kleinteiligere Par-
Rund 71 ha Fläche werden im Stadtgebiet gewerb-                zellen, die u. a. durch den führenden Hersteller von
lich genutzt. Diese Fläche verteilt sich auf die im            Rollen und Rädern, einen Schrotthändler, ein Au-
Folgenden beschriebenen Gewerbegebiete. Die                    tomobiltechnikunternehmen sowie einen Reifen-
Gewerbegebiete Nord 1 (ca. 3,4 ha) und Nord 2                  service belegt sind. Darüber hinaus haben sich hier
(ca. 2,7 ha) befinden sich in direkter Nähe zur In-            Unternehmen mit Kundenfrequenz, z. B. ein Ge-
nenstadt und werden über den sogenannten „Ber-                 tränkemarkt, ein Möbelhaus und ein Waschpark
gischen Kreisel“ nördlich des Bahnhofsplatzes er-              angesiedelt.
schlossen. Im Gewerbegebiet Nord 1, das sich

Schloss-Stadt Hückeswagen – Regionales Strategiekonzept – Entwurf                                                 15
Das mit einer Fläche von ca. 36,5 ha aktuell größte   Die nordwestlich der Bevertalsperre gelegene
Gewerbegebiet im Stadtgebiet West 2 im Ortsteil       Wuppertalsperre liegt im Städtedreieck zwischen
Wiehagen befindet sich südlich des Gewerbege-         Remscheid, Radevormwald und Hückeswagen. Sie
biets West 1 und der Bundesstraße 237 mit zahl-       fasst einen Stauinhalt von 25,6 Mio. m³ und dient
reichen Unternehmen, u. a. der Automobil- und         dem Hochwasserschutz und der Niedrigwasserauf-
Papierindustrie wie Joh. Clouth GmbH & Co. KG.        höhung. Während des Winters wird ein Teil der
                                                      Talsperre, der sogenannte Hochwasserschutzraum,
Das Gewerbegebiet West 3 wird aktuell erschlos-       freigehalten, um starke Niederschläge aufnehmen
sen und stellt eine Erweiterung der bisherigen        zu können. Neben der Hauptsperre existieren fünf
Gewerbegebiete um ca. 11 ha Fläche dar. Das Ge-       Vorsperren: die Wupper-, die Wiebach-, die Dör-
werbegebiet entsteht südlich der Bundesstraße         pe-, die Feldbach- sowie die Lenneper-Bach-
237 in direkter Nähe zum Gewerbegebiet West 1         Vorsperre. In diesen Anlagen sollen Nähr- und
und dem Ortsteil Wiehagen. Die Zuschnitte der         Trübstoffe absinken, damit sie nicht ins Hauptbe-
Grundstücke richten sich nach den Bedürfnissen        cken gelangen. Zudem dienen die Vorsperren öko-
interessierter Unternehmen. Die Erschließung und      logischen Zwecken und gelten beispielsweise als
Vermarktung übernimmt die HEG Hückeswagener           Ruhezone für Flora und Fauna. Neben den Aufga-
Entwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG.                ben der Wasserwirtschaft und der Ökologie spielt
Um den Wirtschaftsstandort zu stärken, plant die      die Wuppertalsperre auch in der Freizeit und Erho-
Stadt Hückeswagen gemeinsam mit den Nachbar-          lung eine bedeutende Rolle. An der Freizeitanlage
kommunen Remscheid und Wermelskirchen das             Kräwinklerbrücke in Remscheid befindet sich eine
etwa 35 ha große interkommunale Gewerbegebiet         mit Bojen ausgestattete Badestelle, die in den
Gleisdreieck.                                         Sommermonaten vom Gesundheitsamt überprüft
                                                      und zeitweise von der DLRG gesichert wird. Des
Die Stadt Hückeswagen hat in den vergangenen          Weiteren wurde ein 24 km langer Talsperrenrund-
Jahren immer eine vorausschauende Flächenent-         weg zum Wandern und Spazieren angelegt. Was-
wicklung betrieben, um ausreichend gewerblichen       sersportarten wie Tauchen, Tretboot- und Kanu-
Entwicklungsspielraum zur Verfügung stellen zu        fahren können ebenfalls in der Talsperre betrieben
können. Dieser ist jedoch ausgeschöpft, sodass        werden. Zwischen der Wupper-Vorsperre und der
aktuell interkommunale Gewerbeflächen in der          Hauptsperre ist beispielsweise die Fahrt auf einem
Planung sind.                                         12 km langen Kanuwanderweg möglich.

2.5   Flüsse und Talsperren                           Im Stadtgebiet Hückeswagen ist die Wupper-
Die Wupper-Vorsperre und die Bevertalsperre           Vorsperre für Ortsunkundige mit dem Auto relativ
liegen in direkter Nähe zur Hückeswagener Innen-      schlecht zu erreichen. Ortskundige nutzen vor
stadt und sind von besonderer Bedeutung für die       allem einen Parkplatz nördlich des Firmensitzes des
Freizeitgestaltung und den Tourismus. Die Bever-      Unternehmens Pflitsch GmbH & Co. als Startpunkt
talsperre östlich der Innenstadt Hückeswagens ist     für Wanderungen oder eine Jogging-Runde. In
sowohl mit dem Auto als auch mit dem Fahrrad in       direkter Nähe führt eine Wanderbrücke auf die
unter 20 Minuten zu erreichen. Der ca. 200 ha         Nordseite der Wupper-Vorsperre. Ein weiterer
große Stausee dient dem Hochwasserschutz und          Wanderparkplatz (Vosshagen) befindet sich im
einer besseren Niedrigwasserführung der Wupper.       nördlichen Stadtgebiet ebenfalls auf der südlichen
Die Bevertalsperre ist zum Schwimmen, für weitere     Seite der Wupper-Vorsperre.
Freizeitnutzungen und für Wassersport, z. B. Se-
geln, Kanu-, Tret- und Ruderbootfahren sowie          Die Freizeitangebote an der Wupper-Vorsperre im
Tauchen, freigegeben. An vier frei zugänglichen,      Stadtgebiet sind vor allem für Wanderer und Kanu-
offiziellen Badestellen sorgen Stationen der DLRG     ten interessant. Hier gibt es auch eine ca. 15 km
für die Sicherheit. Die Bevertalsperre ist zudem an   lange Laufstrecke. Die wassernahen Wege an der
verschiedene Radrouten und Wanderstrecken             Vorsperre sind in Strecken sehr romantisch und
angebunden.                                           erholsam.

16    Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Neben den Flüssen Wupper, Bever, Dörpe und                     Campingpark Bever-Talsperre/Bever-Camping
Dhünn durchqueren viele kleinere Bachläufe die                 Großberghausen und Käfernberg
Stadt; nördlich des Zentrums sind dies der Kretzer                 Bilden Interessengemeinschaft Zeltplätze
Bach, der Leiverbach sowie der Wiebach als Ne-                      Bever-Talsperre e. V., Vorsitzender: Andreas
benflüsse der Wupper, im Süden der Purder Bach,                     Schröder, Geschäftsführung: Axel Konsen und
der in die Große Dhünn mündet, sowie der in die                     Gordon Kosa
Bever fließende Scheuerbach im Norden. Im ge-                      Gebiet 1: Bever-Camping Großberghausen im
samten Bergischen Land finden sich zahlreiche                       Westen der Bevertalsperre, südlicher Teil mit
Talsperren, die zum Hochwasserschutz, zur Nied-                     300 Dauerstellplätzen, 70 Stellplätze für
rigwasseraufhöhung und zur Trinkwassergewin-                        Wohnmobile und Wohnwagen, 1 Zeltwiese,
nung dienen sowie teilweise für Freizeitaktivitäten                 3 Blockhütten
nutzbar gemacht wurden.                                            Gebiet 2: Bever-Camping Käfernberg auf
                                                                    gleichnamiger Halbinsel im See mit
Aus Sicht der befragten Akteure und Bewohner                        1 Zeltwiese, 150 Dauerstellplätze
sind die Potenziale, die die Talsperren und die
umgebenden Naturpotenziale bieten, in ihren                    Campingplatz Müller/Zeltplatz Wefelsen
Möglichkeiten bei weitem nicht ausgenutzt. Zwar
                                                                   Geführt von Manfred Müller
gibt es öffentliche Bereiche, an denen Gäste und
                                                                   Ca. 100 Dauerstellplätze
Einheimische baden können, was auch sehr gut
                                                                   2 Ferienwohnungen
angenommen wird. Die Rahmenbedingungen an
den Wasserstellen sind jedoch wenig attraktiv
                                                               Alle Campingplätze zusammen halten insgesamt
gestaltet. Es fehlen schon einfachste Infrastruktu-
                                                               ca. 650 Stellplätze für Dauercamper, ca. 80 Stell-
ren wie Spielbereiche oder Bänke. Mit den Wasser-
                                                               plätze für Wohnmobile und -wagen, zwei Zeltwie-
sportmöglichkeiten und den Übernachtungsmög-
                                                               sen sowie acht Blockhäuser bzw. Ferienwohnungen
lichkeiten könne die Stadt deutlich mehr werben.
                                                               vor. Die Campingplätze haben alle einen direkten
So sollten die Wegebeziehungen, Sport- und Über-
                                                               Zugang zur Bevertalsperre mit Möglichkeiten zum
nachtungsmöglichkeiten attraktiver und vielfältiger
                                                               Schwimmen. Darüber hinaus sind von hier aus
gestaltet werden.
                                                               weitere Wassersportarten möglich.

2.6    Angebote und Strukturen rund um die                     Die Campingplätze an sich machten bei der Bege-
       Campingplätze an der Bevertalsperre
                                                               hung im Herbst einen sehr trostlosen Eindruck. Die
Am Rande der Bevertalsperre finden sich verschie-              Dauercamper auf dem Campingplatz Bever-
dene Gastronomieangebote, die vor allem in den                 Camping Großberghausen haben sich über die
Sommermonaten Besucher anlocken.                               Jahre „eingerichtet“. Anbauten, Zäune, Markisen,
                                                               Pergolen in jeglicher Art und Farbe sorgen für Ab-
Die drei Campingplätze Freizeitparadies Beverblick,            geschirmtheit der Camper nach innen. Nach außen
Bevercamping Großberghausen und Käfernberg                     wirkt dies vernachlässigt, überaltet und wenig
sowie der Campingplatz Wefelsen bieten Über-                   attraktiv. Der Familien-Campingbereich liegt zwar
nachtungsmöglichkeiten und liegen unmittelbar an               direkt am Wasser, hat jedoch keine z. B. durch
der Bevertalsperre.                                            Hecken abgegrenzte Struktur. Auch dieser Bereich
                                                               wirkt wie der ganze Campingplatz eher lieblos.
Freizeitparadies Beverblick                                    Gutachterlich wird die Situation so eingeschätzt,
     Geführt von Familie Wickesberg                           dass die Campingplätze für die heutigen Nutzer mit
     Im Westen der Bevertalsperre, nördlicher Teil            der Lage an der Bevertalsperre zwar sicherlich
      (südlicher Teil gehört zum Campingpark Be-               ausreichend attraktiv ist, was die gute Auslastung
      ver-Talsperre)                                           mit Dauercampern zeigt. Aber sollte die Stadt die
     110 Dauerplätze                                          Potenziale der Bevertalsperre sowie der weiteren
     8 Durchgangsplätze                                       Naturpotenziale für das Erschließen weiterer tou-
     3 Blockhäuser                                            ristischer Zielgruppen nutzen wollen, ist aus gut-

Schloss-Stadt Hückeswagen – Regionales Strategiekonzept – Entwurf                                              17
achterlicher Sicht im Bereich der Talsperren an        :aqualon-Runde als Teil des Bergischen Trassen-
einer deutlichen Attraktivitätssteigerung zu arbei-    Trios auf einer Länge von 54 km die Balkantrasse
ten.                                                   und den Bergischen Panorama-Radweg, beides
                                                       Abschnitte der Panorama-Radwege, mit den Bergi-
Aus gutachterlicher Sicht wird die Attraktivität des   schen Höhen und der Großen Dhünntalsperre. Für
Campingplatzes für „neue“ Kurzzeiturlauber und         eine Radtour im Hückeswagener Umland bietet
„neue“ Formen der Naherholung erforderlich sein.       sich zudem die Route Wasserquintett an. Auf einer
Naturliebhaber, die Kurzurlaub auf hohem Niveau        Länge von 80 km besteht hier die Möglichkeit, die
machen wollen, finden hier aktuell nicht das ent-      Talsperren in der Region zu erkunden. Über die
sprechende Ambiente.                                   regionalen Radwege informiert unter anderem die
                                                       Radroutenkarte Bergisches Trassentreffen, die von
Im gesamten Bereich um die Bevertalsperre sind         elf Städten im Bergischen Land gemeinsam entwi-
auch keine attraktiven Spielplätze, Treffpunkte        ckelt wurde.
oder Erholungsbereiche vorhanden, die über einen
einfachen Standard hinausgehen. Zwar wird die          Im Rahmen der Regionale 2025 erarbeitete der
Bevertalsperre schon heute von vielen Hückeswa-        Arbeitskreis Radweg Oberes Tal der Wupper 2018
genern und Menschen aus der Region als Badesee         gemeinsam mit den Städten Radevormwald, Hü-
genutzt; bei einer deutlichen Aufwertung und At-       ckeswagen, Remscheid und Wuppertal sowie dem
traktivierung des Bereichs mit zeitgemäßen, au-        Oberbergischen Kreis und weiteren Akteuren zu-
ßergewöhnlichen Angeboten der Übernachtung             dem die Konzeptidee für einen neuen Radweg.
(Tiny houses, schöne Orte für den Aufenthalt und       Dieser soll mit einer Länge von etwa 30 km die
die Naturerfahrung, Themenspielplätze …) könnte        einbezogenen Städte für den Alltagsverkehr und
das Potenzial aber deutlich besser ausgeschöpft        den Tourismus verbinden. Im Rahmen der Regiona-
werden. Würde zudem eine bessere fußläufige            le 2025 wurde ein entsprechender Projektbogen
oder Radverkehrs-Anbindung an die Innenstadt           eingereicht.
geschaffen werden, könnte die Attraktivität eines
naturnahen Naherholungsstandorts deutlich er-          Die primär für Freizeitzwecke ausgerichteten Rad-
höht werden.                                           routen werden durch das für ganz Nordrhein-
                                                       Westfalen aufgebaute Radverkehrsnetz NRW er-
Die Anbindung der Bevertalsperre mit dem Auto          gänzt. Es verbindet alle Städte in NRW auf mög-
und dem Fahrrad ist über die Haupterschließungs-       lichst direktem Weg und mithilfe einer einheitli-
straßen möglich. Eine separate Fußwegebeziehung        chen Beschilderung. Das Stadtzentrum Hückeswa-
ist nicht gegeben, sodass man trotz der geringen       gens nimmt dabei die Rolle eines Knotenpunkts
Entfernung die Talsperre schlecht erreichen kann.      ein, von dem aus die Nachbarkommunen in allen
                                                       Himmelsrichtungen erreicht werden können.
Unmittelbar am Beversee in Hückeswagen befindet
sich die Europäische Akademie für biopsychosozia-      Im Rahmen der intensiven Beteiligung zur Erarbei-
le Gesundheit, Naturtherapien und Kreativitätsför-     tung des ISEK wurde häufig berichtet, dass bei-
derung EAG. Diese ist sowohl Arbeitgeber als auch      spielsweise der Radweg, der durch die Wupperau-
Anlaufstelle für Seminare und Bildungsurlaube.         en führt, sehr stark genutzt wird. Nur ein Bruchteil
                                                       der Radfahrer fühlt sich jedoch eingeladen, sich
2.7    Touristische Naherholungsangebote               Richtung Innenstadt zu begeben. Diejenigen, die
                                                       das Schloss besuchen wollen, finden häufig den
Zahlreiche regionale und überregionale Radwege
                                                       Weg nicht oder sind enttäuscht, dass im Schloss
führen durch Hückeswagen und die Umgebung.
                                                       keine Gastronomie oder weitere Attraktionen
Dazu zählt der Bergische Panorama-Radweg als Teil
                                                       angeboten werden. An dieser Stelle zeigt sich der
der Panorama-Radwege, der schleifenförmig von
                                                       Bedarf, die Innenstadt stärker in den (Fahrrad-)
Westen nach Osten durch das Stadtgebiet führt. Er
                                                       Tourismus einzubinden und eine Umnutzung des
hat eine Länge von insgesamt 133 km und verläuft
                                                       Schlosses anzustreben.
zwischen dem Bergischen Land, dem Ruhrgebiet
und dem Sauerland. Daneben verbindet die

18     Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Neben den Radrouten zeichnen sich das Stadtge-                 Die sogenannten historischen Rundwege verbin-
biet Hückeswagens sowie das direkte Umland                     den zudem die Wuppertalsperre, die Bevertalsper-
durch zahlreiche Wanderwege aus. Entlang der                   re und die Kernstadt. Sie setzen sich aus dem Alt-
Bevertalsperre bieten sich der 15 km lange Bever-              stadt-Rundgang, dem historischen Rundweg Wup-
rundweg sowie der 5 km lange kleine Beverweg an.               pertalsperre sowie dem historischen Rundweg
Die Wupper-Vorsperre lässt sich hingegen auf dem               Bevertalsperre zusammen und lassen sich mitei-
als familienfreundlich beschriebenen Streifzug                 nander kombinieren.
Wasserweg erkunden, der mit Informationstafeln
mit der WDR-Maus über das Thema Wasser infor-
miert.

Abbildung 2: Wichtige touristische Angebote in der Region um Hückeswagen

Schloss-Stadt Hückeswagen – Regionales Strategiekonzept – Entwurf                                             19
Daneben gibt es auf Hückeswagener Stadtgebiet die      2.8    Regionale Kooperation und aktive
unter dem Titel „Unterwegs im Talsperrenland“                 Bürgerschaft
aufgeführte 6 km lange Route „Über den Bever-          Die Schloss-Stadt verfügt über enge Kooperationen
staudamm“, die an der West- sowie der Südseite         mit einzelnen Nachbargemeinden. So wird bei-
des Staudamms verläuft, sowie die Strecke „Von der     spielsweise ein gemeinsamer Bauhof mit der Han-
Bever zur Wupper“. Diese ist 14 km lang und ver-       sestadt Wipperfürth unterhalten. Außerdem wer-
bindet die Bevertalsperre, die Hückeswagener In-       den zahlreiche Projekte in der Region gemeinsam
nenstadt sowie die Wuppervor- und Wuppertal-           durchgeführt. So schlossen sich beispielsweise im
sperre.                                                Rahmen der Regionale 2010 innerhalb der Metro-
                                                       polregion Köln/Bonn die Stadt Hückeswagen und
Neben weiteren lokalen Wanderwegen führen auch         die Kommunen Radevormwald, Wipperfürth und
regionale Fernwanderwege durch die Stadt. Dazu         Marienheide mit dem Wupperverband zum Projekt
zählt der bekannte 246 km lange Bergische Pano-        „Wasserquintett“ zusammen.
ramasteig, dessen vierte Etappe durch die Hückes-
wagener Innenstadt verläuft. Daneben verbindet         Im Rahmen der Initiative StadtUmland.NRW und
der 125 km lange Wupperweg entlang des komplet-        des Agglomerationskonzepts wurden gemeinsam
ten Verlaufs der Wupper Naturerlebnisse mit In-        mit umliegenden Städten und Gemeinden Konzepte
dustriegeschichte. Ähnliches lässt sich auf der 280    für die zukünftige Entwicklung der Region erstellt.
km langen Bergischen Straße der Arbeit – Natur-
und Museumsroute“ erleben, die ebenfalls durch         Darüber hinaus ist Hückeswagen Mitglied in der
Hückeswagen führt.                                     Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt- und Orts-
                                                       kerne, deren Ziel es ist, die individuellen Charaktere
Insgesamt sind zahlreiche Wander- und Spazier-         der historischen Stadt- und Ortskernen im aktiven
möglichkeiten in Hückeswagen gegeben. Im Rah-          Dialog zu stärken.
men einer Aufwertung und Erweiterung der fußläu-
figen Verbindungen ist der Schwerpunkt insbeson-       Im Tourismus- und Freizeitbereich gibt es in der
dere auf die Anbindung der Hauptattraktionen der       Region bereits zahlreiche Projekte und Kooperatio-
Schloss-Stadt wie Schloss bzw. Altstadt und Bever-     nen, wie die Naturarena Bergisches Land GmbH, das
talsperre zu legen.                                    Tourismusportal „Das Bergische“, gemeinsame
                                                       Radverkehrsrouten oder den Naturpark Bergisches
Übernachtungen in Hückeswagen sind in drei Hotels      Land.
möglich, davon eines in der Altstadt. Weitere Über-
nachtungsmöglichkeiten bieten 24 Ferienwohnun-         Hervorzuheben ist, dass die Hückeswagener sich mit
gen. An der Wuppertalsperre werden im Haus             der Region, der Stadt und auch mit dem Schloss als
Hammerstein in der Nähe zu Remscheid zwölf Ein-        Wahrzeichen der Stadt sehr stark identifizieren. Ein
zel- und 29 Doppelzimmer angeboten. Das Hotel          Großteil fühlt sich in Hückeswagen sehr wohl und
dient auch als Bildungs- und Erholungsstätte für       ist häufig ehrenamtlich engagiert. Die bisherige
Familien, Alleinerziehende, Kinder, Jugendliche und    intensive Beteiligung der Bürgerschaft hat gezeigt,
Erwachsene mit und ohne Behinderung der Lebens-        dass die Bereitschaft, die Stadt gemeinsam weiter-
hilfe Bildung NRW gGmbH. Neben einem Spiel- und        zuentwickeln, gegeben ist. Vor allem ist der Wunsch
Bolzplatz, einer Grillstation und verschiedenen Ter-   sehr präsent, das Schloss mit einer neuen Nutzung
rassen werden für Gäste Freizeitmöglichkeiten wie      aktiv zu beleben.
Wandern, Baden, Angeln und Bootfahren angebo-
ten.

Mit einem Ausbau der Besuche der Altstadt, des
Schlosses und weiterer Freizeitziele an den Tal-
sperren ist auch der Ausbau attraktiver Übernach-
tungsmöglichkeiten zu berücksichtigen.

20    Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
2.9    Fazit und Ableiten der regionalen Themen

  Die Besonderheiten der Schloss-Stadt Hückeswagen sind das Schloss, die historische Altstadt, die kompakte
  Siedlungsstruktur, überregional bedeutsame Wirtschaftsunternehmen aus dem produzierenden Bereich
  und die Talsperren, eingebunden in die bergische Landschaft mit vielen Rad- und Wanderwegen. Zudem ist
  die Stadt eng verzahnt mit den Nachbargemeinden und bringt sich aktiv in die bestehenden interkommu-
  nalen Kooperationen ein.

  Mit dem ISEK und dem darin verankerten Maßnahmenprogramm sichert die Stadt Hückeswagen die Zu-
  kunftsfähigkeit der Alt- und Innenstadt. Es werden alle innenstadtrelevanten Themen wie Wohnen, Handel,
  Gewerbe, Tourismus, Identität und Anknüpfung an die Naherholungsgebiete behandelt mit dem Ziel, im
  ländlichen Raum einen attraktiven Siedlungskern zu sichern, der alle funktionalen Aufgaben eines Mittel-
  zentrums zeitgemäß übernimmt. Darüber hinaus sollen die Maßnahmen das Erbe der historischen Altstadt
  sichern, aber mit Funktionen und Leben füllen. Ebenso sollen die Identität und Zufriedenheit in und mit der
  Stadt gestärkt werden. Jede Bewohnerin und jeder Bewohner soll ein lebenslanges Wohnen mit den ent-
  sprechenden generationengerechten Angeboten vorfinden.

  Die Umnutzung des Schlosses Hückeswagen ist ein zentrales Projekt. Durch die Nutzung als Rathaus haben
  gerade Besucher keinen Anlass und keine Möglichkeit, das Schloss zu nutzen oder zu besuchen. Mit dem
  ISEK-Prozess hat sich die jahrelang offene Frage klären lassen, ob das Schloss einer anderen Nutzung zuge-
  führt werden soll. Diese wurde nun eindeutig und mit vielen Stimmen mit Ja beantwortet. Mit einer Um-
  nutzung sollen vielfältige Anreize zum Besuch geschaffen werden, das Schloss soll für alle Generationen
  geöffnet werden und einen Besuch durch eine überregional interessante Neunutzung lohnenswert ma-
  chen. Welche Nutzung dies final sein kann, gilt es nun im Nachgang zum ISEK zu konkretisieren. In der Dis-
  kussion kamen stets die Themen Wissenschaft, Bildung und Nachhaltigkeit sowie der Bezug zum Wasser
  auf. Somit wurde die Idee entwickelt, einen zukunftsorientierten Ausstellungs- und Bildungsort mit dem
  Thema Wasser und Nachhaltigkeit zu entwickeln.

  Zweites großes Anliegen ist es, die vorhandenen Potenziale der Flüsse und Talsperren, der Rad- und Wan-
  derwege sowie die naturräumlichen Potenziale besser für die Naherholung und den Tourismus zu nutzen.
  Diese Potenziale sind bei weitem nicht ausgenutzt. Hier kann Hückeswagen deutlich stärker als bisher Teil
  der regionalen Tourismusstrategie sein und mit zeitgemäßeren Angeboten Gäste bedienen. Dies betrifft
  sowohl die bestehenden Campingplätze als auch die gesamte Angebotsstruktur an der Bevertalsperre vom
  Erholungsplatz für Wanderer bis zum Spielplatz für die Naherholung suchende Familie mit Kindern. Zudem
  muss es eine bessere Besucherlenkung, bessere raumfunktionale Verbindungen und Verknüpfungen zwi-
  schen Radwegen und Innenstadt geben.

  Drittes großes Thema ist die Verbesserung der Mobilität. Im Rahmen des ISEKs ist die Mobilstation am
  Bahnhofsplatz mit verschiedenen Mobilitätsangeboten vorgeschlagen. Die Radwegeroute zwischen Wup-
  pertal-Oberbarmen/Langerfeld und dem Bergischen Panorama-Radweg in Hückeswagen ist als regionale
  Radroute bereits in Abstimmung. Zudem sollte die grundlegende Verbesserung über Schnellbusse, Rad-
  schnellwege und eine verbesserte Anbindung an das Schienennetz diskutiert werden.

  Somit kristallisieren sich folgende regional relevante Themen in Hückeswagen heraus:

  -   Sicherung einer attraktiven historischen Altstadt
  -   Sicherung und Weiterentwicklung der Multifunktionalität der Innenstadt
  -   Öffnung und Neunutzung des Schlosses als Ort für alle Generationen mit einem zugkräftigen Thema
  -   Verlagerung des Rathauses aus dem Schloss an einen neuen zentralen Standort
  -   Verbesserte touristische Nutzung der Naturpotenziale und Wasserflächen und sowie deren Potenziale
  -   Verbesserte Mobilität im ländlichen Raum

Schloss-Stadt Hückeswagen – Regionales Strategiekonzept – Entwurf                                           21
22   Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Drittes Kapitel
Passt das? Abgleich der Themen der REGIONALE 2025 mit
                 den relevanten Themen in Hückeswagen
24   Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
3     Passt das? Abgleich der Themen der                            Bildung, Arbeit und Innovation: Das Bergische
      REGIONALE 2025 mit den relevanten                              RheinLand ist eine starke und leistungsfähige
      Themen in Hückeswagen                                          Wirtschaftsregion mit einer Vielzahl an klei-
                                                                     nen und mittelständischen Unternehmen. Es
3.1    Einleitung und Einordnung REGIONALE                           wird angestrebt, den wechselseitigen Wis-
       2025 im Bergischen RheinLand                                  senstransfer mit der starken Hochschul- und
                                                                     Forschungslandschaft der Rheinschiene zu ini-
Das Strukturförderprogramm REGIONALE 2025
                                                                     tiieren und zu stärken.
unterstützt die strukturelle Entwicklung im bergi-
                                                                    Gesundheit und Soziales: In diesem Themen-
schen Rheinland. Hiermit sind alle Kommunen des
                                                                     feld geht es um die Daseinsvorsorge, die
Oberbergischen Kreises, des Rheinisch-Bergischen-
                                                                     Sicherung der Ärzteversorgung, die Stärkung
Kreises und Teile des Rhein-Sieg-Kreises einbezo-
                                                                     des sozialen Miteinanders und die Ermögli-
gen.
                                                                     chung eines selbstbestimmten Lebens bis ins
                                                                     hohe Alter.
Die übergeordnete Leitidee lautet „Das Bergische
                                                                    Mobilität und Digitalisierung: Der Wandel der
RheinLand – Das Beste aus beiden Welten“. Ziel ist
                                                                     Mobilität zeichnet sich in ländlichen Berei-
es, gemeinsam ein eigenständiges Profil für das
                                                                     chen deutlich langsamer ab als in urbanen. Im
Bergische RheinLand zu entwickeln und dabei die
                                                                     Bereich der Digitalisierung sollen technische
Vorteile der Metropolen und des ländlichen Raums
                                                                     Anwendungen verbreitet werden, die in ver-
miteinander zu verbinden.
                                                                     schiedenen Bereichen den Nutzern Vorteile
                                                                     bringen. Dieses Themenfeld wird als Quer-
Im Rahmen der REGIONALE 2025 wurden die fol-
                                                                     schnittsthema die weiteren Themenfelder
genden Handlungsfelder definiert:
                                                                     begleiten.
                                                                    Heimat und Identität: Die regionale Identität
     Fluss- und Talsperrenlandschaft: Die zahlrei-
                                                                     und die Rahmenbedingungen, um sich zu
      chen Talsperren und Flussläufe prägen das
                                                                     Hause zu fühlen, sind voranzutreiben. Ziel ist
      Bergische RheinLand. Ziele in diesem Hand-
                                                                     hierbei, dass das Thema Heimat zukunftsge-
      lungsfeld sind gerade im Hinblick auf den Kli-
                                                                     richtet gedacht wird. Dieses Themenfeld wird
      mawandel eine intakte Gewässerlandschaft,
                                                                     als Querschnittsthema die weiteren Themen-
      ein effektiver Hochwasserschutz und die si-
                                                                     felder begleiten.
      chere Versorgung mit Trink- und Brauchwas-
      ser. Gleichzeitig gilt es, die Flüsse und Tal-
                                                               Das vorliegende Konzept soll die Voraussetzungen
      sperren als Erlebnisräume und Naherholungs-
                                                               und Grundlagen dafür schaffen, dass die hier vor-
      ziele zu gestalten.
                                                               gestellten Themen und Projekte Eingang in den
     Ressourcenlandschaft: Ziel ist in diesem The-
                                                               Prozess der Regionale 2025 finden.
      menfeld die zukunftsfähige Weiterentwick-
      lung von Umgang und Verwertung von Res-
      sourcen im Bergischen RheinLand. Themen                  3.2    Handlungsfeld Wohnen und Leben
      sind beispielsweise die Wieder- und Anders-              Mit dem Handlungsfeld Wohnen und Leben sollen
      verwertung sowie neue Stoffstrom- und Re-                die hervorragenden Voraussetzungen für gutes
      cyclingketten.                                           Wohnen und Leben im Bergischen RheinLand qua-
     Wohnen und Leben: Die Ziele in diesem The-               lifiziert werden. Dabei wird durch die Regionale-
      menfeld sind die (Re-)Aktivierung von Flächen            2025-Agentur formuliert: „Die urbane Rheinschiene
      und Gebäuden sowie die Stärkung der Leben-               liegt ebenso „vor der Haustür" wie eine attraktive
      digkeit und Identifikation mit den Zentren.              Naherholungslandschaft. Mit Blick auf die Zukunft
      Darüber hinaus geht es u. a. darum, ein viel-            gilt es jedoch, für strukturrelevante Herausforde-
      fältiges und bezahlbares Wohnangebot zu                  rungen eine Perspektive aufzuzeigen. Dabei geht es
      schaffen mit dem Ziel, junge Menschen in der             um die (Re-)Aktivierung von Flächen und Gebäu-
      Region zu halten und anzuziehen.                         den, um die Lebendigkeit und Identifikationsfunkti-
                                                               on von Zentren, um die Zukunft der Dörfer, um
                                                               moderne, öffentliche (soziale) Infrastruktur und

Schloss-Stadt Hückeswagen – Regionales Strategiekonzept – Entwurf                                               25
nicht zuletzt um ein vielfältiges und bezahlbares     Zielgruppen und Institutionen organisatorisch ver-
Wohnangebot. Auch der Verbleib bzw. die Rück-         waltet, die alle verschiedene und teilweise gegen-
kehr von jungen Menschen in die Region spielt         sätzliche Anforderungen an die Fluss- und Talsper-
dabei eine wesentliche Rolle.                         renlandschaft stellen.

Im Rahmen der REGIONALE 2025 Bergisches Rhein-        Zum einen wird vor dem Hintergrund des Klima-
Land sollen sich Projekte mit diesen aktuellen The-   wandels und seiner Auswirkungen eine intakte
men beschäftigen und zukunftsweisende Ansätze         Gewässerlandschaft immer wichtiger. Ein effektiver
entwickeln. Solche Projekte müssen eine Vielzahl      Hochwasserschutz und eine sichere Versorgung mit
von Funktionen (z. B. Wohnen, Arbeiten, Bildung,      Trink- und Brauchwasser sind angesichts der Wet-
Freizeit …) mit hoher Qualität und kurzen Wegen       terextreme wie stärkere Niederschläge oder ver-
innerhalb des Raums bereitstellen.                    mehrter Trockenzeiten besonders relevant. Ande-
                                                      rerseits entdecken die Menschen aus der Rhein-
Relevante Stichworte sind Nutzungsmischung,           schiene, dem Bergischen Städtedreieck und dem
Baukultur, Bürgerbeteiligung, gesellschaftliche       Ruhrgebiet die Flüsse als Erlebnisräume und die
Vielfalt/Individualität, neue Kooperationen und       Talsperren als Naherholungsziel wieder.
Digitalisierung. Vor dem Hintergrund des ange-
spannten Wohnungs- und Gewerbeflächenmarkts           Im Rahmen der REGIONALE 2025 gilt es, die Quali-
gilt es zudem, keinen weiteren Flächenverbrauch zu    täten der Gewässerlandschaft zu identifizieren,
forcieren. Die REGIONALE 2025 legt deshalb einen      Profilierungen für unterschiedliche Raumbereiche
Schwerpunkt auf die Konversion/Umnutzung und          zu benennen und ein Raumbild für die zukünftige
auf die Entwicklung von Ortsmitten.                   Gewässerlandschaft im Bergischen RheinLand zu
                                                      entwickeln. Brauchwassertalsperren lassen ein
Ein wichtiger Baustein ist weiterhin, die Entwick-    anderes Entwicklungspotenzial in Bezug auf die
lungsdynamik der Rheinschiene aktiv einzubeziehen     Naherholung zu als Trinkwassertalsperren. In den
und mit einer guten Erreichbarkeit vor Ort zu kom-    Siedlungsbereichen am Fluss könnten Flussräume
binieren. Die Stärken des Bergischen RheinLands       mit Aufenthaltsqualität im Einklang mit dem
liegen im Freiraum und Gemeinschaftsgefühl der        Hochwasserschutz entwickelt werden. Andere Be-
Bevölkerung. Wenn diese Aspekte herausgearbeitet      reiche werden der naturnahen Entwicklung vorbe-
werden, kann das ,Bergische RheinLand' zum Refe-      halten und sind nicht zugänglich für den Menschen.
renzraum für „besseres“ Wohnen und Leben wer-
                                                      Es geht um die Umsetzung von Entwicklungspoten-
den.
                                                      zialen durch Projekte, die interdisziplinäre Ansätze
                                                      verfolgen. Unterschiedliche Akteure/Institutionen
Die wichtigsten Zukunftsaufgaben zu dem Hand-
                                                      werden unterstützt, das inhaltlich und räumlich so
lungsfeld sind:
                                                      vielfältige Thema Wasser gemeinsam zu entwickeln
                                                      und abgestimmt zu handeln.“
     Ortskerne und urbane Kerne beleben
     Dörfer fit für die Zukunft machen               Die wichtigsten Zukunftsaufgaben zu dem Hand-
     Flächen und Gebäude (re)aktivieren              lungsfeld sind:
     Moderne Orte für das Gemeinwesen gestalten
     Vielfältige und bezahlbare Wohnangebote             Gewässerlandschaft arbeitsteilig entwickeln
      schaffen“                                           Gewässerläufe in Balance zwischen unter-
                                                           schiedlichen Interesse gestalten
                                                          Gewässer in den Städten und Dörfern erlebbar
3.3    Handlungsfeld Fluss- und
       Talsperrenlandschaft                                machen
                                                          Wasserkompetenz der Region stärken
In diesem Handlungsfeld werden die große Tal-
                                                          Erholungssuchende an den Talsperren und
sperrenlandschaft und die zahlreichen Flussläufe
                                                           Flussläufen lenken
als Besonderheit des Bergischen RheinLands her-
                                                          Bestehende (Nah-)erholungs-, Tourismus- und
vorgehoben. „Diese geografischen Besonderheiten
                                                           Gesundheitsinfrastruktur in Wert setzen“
und ihre Umfelder werden von unterschiedlichen

26     Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
3.4    Handlungsfeld Bildung, Arbeit und                       3.5    Handlungsfeld Mobilität und
       Innovation                                                     Digitalisierung
Das bergische Rheinland zeichnet sich durch eine               Für die Regionale sind die Themen Mobilität und
Wirtschaftsregion mit einer historisch gewachse-               Digitalisierung auf Basis einer derzeit gesamtgesell-
nen Struktur, einer Vielzahl an kleinen und mittel-            schaftlich geführten Diskussion von einer großen
ständischen Unternehmen und einer guten Anbin-                 Entwicklungsdynamik, die auch im Bergischen
dung an die Rheinschiene aus. „Um auch langfristig             RheinLand zu Veränderungen führen wird. Zentral
wettbewerbsfähig zu bleiben, haben die Unter-                  für die Regionale ist dabei: „Wie und in welcher
nehmen jedoch Bedarf an qualifizierten Fachkräf-               Form ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu prog-
ten und Innovation.                                            nostizieren. Überlastete Infrastrukturen, zuneh-
                                                               mendes ökologisches Bewusstsein, neue technolo-
Ein wichtiger Schlüssel zur Stärkung der Innovati-             gische Möglichkeiten und demografische Verände-
onsfähigkeit der Unternehmen im Bergischen                     rungen führen zu einer neuen Sichtweise und neuen
RheinLand und ihrer Anwendungskompetenz liegt                  Verhaltensmustern bei der Mobilität. Während das
im wechselseitigen Wissenstransfer mit der starken             städtische Umfeld für neue Anbieter und Techniken
Hochschul- und Forschungslandschaft der Rhein-                 bereits als Testfeld genutzt wird, zeichnet sich der
schiene. „Zukunft durch wissensintensive Industrie“            Wandel in eher ländlichen Bereichen wie dem Ber-
ist hier der Leitgedanke. In diesem Kontext sollen             gischen RheinLand erst langsam ab. Dazu braucht
im Rahmen des Handlungsfelds strukturwirksame                  es Lösungen, die auf diese Räume zugeschnitten
und innovative Projekte umgesetzt werden, die                  sind, wobei die Digitalisierung eine große Rolle
Antworten auf wichtige Zukunftsthemen, wie die                 spielt bzw. spielen kann. …
zunehmende digitale Transformation und den                     Mit Blick auf die Mobilität wurde von den drei Krei-
Fachkräftemangel, liefern. Der Raum verfügt über               sen eine gemeinsame Basiserfassung für den ÖPNV
großes Potenzial, Strukturen für eine veränderte               und den Radverkehr durchgeführt und in einem
Arbeitswelt zu erproben und zu etablieren. Hierzu              Geoinformationssystem aufbereitet. Aus dieser
gehören – in Kombination mit den Zielsetzungen im              Zusammenarbeit ist eine breite Partnerschaft im
Handlungsfeld „Wohnen und Leben“ – neue Ge-                    Bereich Geoinformation entstanden, die inzwischen
schäftsmodelle bei regionalen Unternehmen, Ho-                 auch für andere Handlungsfelder der REGIONALE
me-Office und Co-Working-Möglichkeiten im eher                 2025 genutzt wird. Darüber hinaus hat sich eine
ländlich geprägten Raum. …                                     kreisübergreifende Arbeitsgruppe gebildet, die
                                                               gemeinsame strategische Zielsetzungen für die
Die Basis für die Zukunftsfähigkeit einer Region sind          Mobilität im Bergischen RheinLand formuliert und
die jungen Menschen. Daher sollen auch die jungen              ggf. auch Projekte initiieren wird.
Erwachsenen – im Übergang von Schule zum Beruf
oder Studium – in die regionalen Entwicklungspro-              Es wird angestrebt, die Mobilität innerhalb des
zesse eingebunden werden.“ …                                   Bergischen RheinLands und in die angrenzenden
                                                               Räume nach den Prinzipien postfossil, multimodal
Die wichtigsten Zukunftsaufgaben zu dem Hand-                  und digital weiterzuentwickeln. Es geht darum,
lungsfeld sind u. a.:                                          Erreichbarkeit auch in Form kurzer Wege zu ge-
                                                               währleisten statt nur (noch mehr) Verkehr abzuwi-
     Wissen transferieren                                     ckeln.
     (Aus)-Bildungslandschaften stärken                       Die besonderen Anforderungen des Raums (Klein-
     Neue Arbeitskulturen etablieren                          teiligkeit, Topografie) sind dabei zu berücksichtigen
     Fachkräfte von morgen einbinden                          und Lösungen, die z. B. in urbanen Umfeldern funk-
     Gewerbegebiete weiterentwickeln“                         tionieren, entsprechend anzupassen. Das Bergische
                                                               RheinLand muss seinen eigenen Weg für die Mobili-
                                                               tät der Zukunft finden. Dazu sollen bekannte Sys-
                                                               teme verbessert werden (z. B. Radwegenetz,
                                                               ÖPNV), aber auch Pilotprojekte (z. B. digitale Tech-
                                                               nik, neue Antriebe) durchgeführt werden.

Schloss-Stadt Hückeswagen – Regionales Strategiekonzept – Entwurf                                                27
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