Obst- und Weinbau 14 - KEF-Sonderausgabe I
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14 153. Jahrgang | 14. Juli 2017 WISSEN TRÄGT FRÜCHTE Obst- und Weinbau SC HWEIZER Z E I TS C H R I F T F Ü R O B S T - U N D W E I NB A U (SZOW), W Ä D EN S W I L Agroscope I SOV I BDW KEF-Sonderausgabe I
153. Jahrgang | 14. Juli 2017 Obst- und Weinbau Nationales KEF-Monitoring 6 18 Rebbau Die Populationen der Kirschessigf liege (KEF) entwickeln sich jährlich nach ▪ Weiterbildung in der Zentralschweiz ähnlichem Muster: Wenig Fänge im Frühjahr, starke Entwicklung ab Som- ▪ Weinbauverein Zürcher Unterland in Rafz mer mit Populationsspitze im Spätherbst und starkem Einbruch der Fang- ▪ IG Jungreben in Altdorf zahlen während des Winters. Die Fangzahlen werden stark durch Tempera- ▪ Rebumgang in Fläsch GR tur und Luftfeuchtigkeit beeinf lusst. ▪ Kleinster Rebberg der Stadt Zürich ▪ Schaffhauser «Räbhüslifäscht» KEF-Bekämpfung: Wirksamkeit von Fallen, 8 ▪ Erweiterung Weingut Lindentröpfl i Lockstoffen und Netzen ▪ Hoffnung für die Klettgauer Winzer Die Kirschessigfl iege Drosophila suzukii verursacht insbesondere in Kirschen- ▪ D: DWV mit neuer Spitze und Beerenkulturen beträchtliche Schäden. 2015 und 2016 wurden Versuche ▪ D: Weinbaulich-geologischer durchgeführt, um die Wirksamkeit von Fallen, Lock stoffen und Netzen zu Rundgang in der Pfalz prüfen. 23 Weine KEF: Grosse Unterschiede bei der Anfälligkeit der Rebsorten 10 ▪ 6. Mondial du Chasselas in Aigle 2015 und 2016 wurden mit Unterstützung der kantonalen Fachstellen Wein- ▪ Mondial du Chasselas 2017: Vertikal- bau gegen 250’000 Beeren in über 600 Parzellen auf Eiablage durch die degustation Kirschessigf liege geprüft. Die Ergebnisse zeigen, dass die Anfälligkeit mit ▪ Marco Casanova – der Reife der Trauben steigt und dass rote Rebsorten stärker befallen werden. Biowinzer des Jahres 2017 ▪ «Zürcher Weine goin’ downtown» Umfrage Kirschessigfl iege 2016: 13 Kirschen, Zwetschgen und Trauben 26 Kern- und Steinobst Die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich und Agroscope ▪ Fachmodul für modernen Steinobstbau haben im Rahmen des Projekts DROSOPHRISK eine Umfrage bei Steinobst- erfolgreich abgeschlossen produzenten und Winzern zur Ernte 2016 durchgeführt. Langfristiges Ziel ▪ Aargauer Kirschenqualitäts- von DROSOPHRISK ist es, Schäden zu quantifizieren sowie gewählte Stra- wettbewerb 2017 tegien besser zu verstehen und darauf basierend Strategien für die Produ- ▪ Güttingen TG: zenten zu entwickeln. Internationale Strohballenarena ▪ Arbeiten im Obstbau Alternativen zur chemischen Bekämpfung 16 ▪ Neue Apfel-DNA-Analyse soll der Kirschessigfl iege: zum Beispiel Kalk Züchtung erleichtern Versuche mit Kalkbehandlungen gegen D. suzukii zeigten, dass behandelte Früchte eine leicht geringere Attraktivität für den Schädling aufweisen und 30 Andere Früchte der Kalk eiabtötend (ovizid) wirkt. 30 Brände 32 Bienen 33 Aktuell 37 Veranstaltungen Leuchtturm-Thema Kirschessigfl iege (KEF) Agroscope informiert ausführlich über die Kirschessigf liege und macht 37 Wetter so der landwirtschaftlichen Praxis wichtige Informationen und konkrete Lösungen aus der Forschung zugänglich. Mehr Informationen zum Thema KEF unter: www.drosophilasuzukii.agroscope.ch IMPRESSUM Herausgeber: Verein Publikationen Spezialkulturen, c/o Agroscope, Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil Titelfoto: Männliche KEF auf Erdbeere. Mitteilungsorgan für: Agroscope in Wädenswil, www.agroscope.ch, Branchenverband Deutschschweizer Wein (BDW), Schweizer (Foto: Arnaud Conne, Agroscope) Obstverband (SOV), Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Berufsbildungszentrum Wädenswil (Strickhof), Netzwerk Wädenswil Redaktion: Prof. Dr. Hans Peter Ruffner (Ruf), Weinbau, Chef redaktor; Markus Kellerhals (kem), Obstbau; Jonas Inderbitzin (ijo), Lebensmittelqualität Redaktions sekretariat und Abonnementsbestellungen: Uta Gafner, Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau, Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil, Tel. +41 (0)58 460 63 25 (morgens) oder +41 (0)58 460 61 11 (Zentrale), Fax +41 (0)58 460 63 41, E-Mail: uta.gafner@szow.ch, www.szow.ch Übersetzungen: Yvonne Pulver Anzeigenver waltung: Admedia AG, Postfach, 8040 Zürich, Tel. +41 (0)44 710 35 60, Fax +41 (0)44 710 40 73, www.obstundweinbau.ch, E-Mail: inserate@admedia.ch Layout und Druck: Stutz Medien AG, Postfach 465, 8820 Wädenswil, Tel. +41 (0)44 783 99 11, Fax +41 (0)44 783 99 22, E-Mail: info@stutz-medien.ch Bezugspreise 2017: Jahresabonnemente Inland CHF 95.–, Ausland CHF 135.–, Übersee CHF 158.–, Online CHF 85.– Erscheinungsweise: Alle 2 Wochen, 24 Hefte pro Jahr Aufl age: 2600 Ex. Copyright: © 2017, Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau, Schloss 1, 8820 Wädenswil: Vervielfältigung für Eigengebrauch und Schulen gestattet. Übrige Vervielfältigung oder Weiterpublikation, auch auszugsweise, bedürfen der Zustimmung der SZOW. ISSN 1023-2958 SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17 3
EDITORIAL Aus aktuellem Anlass ... H a ns Peter Ruffner, Chefreda k tor SZOW Im Spätherbst 2016 gelangte die Chefredaktorin treuen Leser dieser Sparte nicht wegfallen und auf der «REVUE SUISSE DE VITICULTURE, ARBORI- die Werbung konnten wir aus fi nanziellen Überlegun- CULTURE, HORTICULTURE» mit dem Vorschlag an gen nicht verzichten! Viel dicker durfte das Heft (eben- uns, diesen Sommer gemeinsam eine Sondernummer falls aus Kostengründen) auch nicht werden. zur Kirschessigfl iege (KEF) herauszugeben. Obwohl Also sind wir im Wissen, dass unsere Abonnenten fachlich der Idee nichts entgegenstand, gab die pra- gemäss Umfragen wenig an sehr langen Abhandlun- ktische Umsetzung in unserer Redaktion doch zu gen interessiert sind, mit der Bitte an die Autorinnen reden, da die «Revue» und die «Schweizer Zeitschrift und Autoren gelangt, die deutschsprachigen Texte auf für Obst- und Weinbau» (SZOW) inhaltlich recht zwei bis drei Seiten zu kürzen. Dieses Anliegen wurde unterschiedlich daherkommen. wohlwollend akzeptiert. Ein KEF-Sommer bei der «Roten»? Kurz und bündig – aber nicht erschöpfend! So erscheint die «Revue» sechsmal im Jahr mit je einem So halten Sie nun, liebe Leserin, lieber Leser, die erste halben Dutzend achtseitigen Fachartikeln. Eine nor- von zwei SZOW- Sondernummern in der Hand, die sich male Revue-Ausgabe umfasst damit (inkl. 20% Wer- von der gewohnten Struktur abheben: Es sind jetzt bung) rund 60 Seiten. Eine Sondernummer in diesem statt zwei oder drei Hauptartikel deren diesmal fünf Stil würde damit 48 redaktionelle Seiten beanspru- mit insgesamt zwölf Seiten. Das Thema Kirschessig- chen – (zu) viel wenn man bedenkt, dass wir in der fl iege wird darin kurz und bündig – wenn auch, wie Sie «Roten» alle 14 Tage zwei bis drei Fachartikel (Ø 9 Sei- sicher bald merken – nicht erschöpfend behandelt. Wir ten/Heft) veröffentlichen. Der Rest der im Jahres- möchten an dieser Stelle insbesondere auch Frau durchschnitt 31 Seiten einer SZOW-Nummer ist für Regula Wolz für die professionelle Übersetzung der Kurzbeiträge (43%) und Werbung (27%) reserviert. französischen Manuskripte ins Deutsche danken! Eine ausführlichere KEF-Monografie in französischer Sprache erscheint in der «Revue» 04/2017 im August Kompromiss dieses Jahres. ■ Derart rigoros wollten wir unser Sommerangebot an Fachartikeln nicht auf die KEF-Thematik beschnei- den. Die Kurzbeiträge sollten aus Rücksicht auf die 153 . Jah rga ng | 14. Juli 201 7 14 Obst- und W wissen trägt einbau frücht e D E schwe S E izer zeitsc I S hrift S U für obst - LTURE U E und weinb R E V au (szow), wäden VITICU ULTURE swil IC ARBOR ULTURE H O RT I C N° 4 | L . 4 9 V O | 7 T 2 0 1 O Û T – A L L E J U I BDW SOV I NS Agroscope I GI | CH AN KEF- Sonder A ausgabe I | AM TR ea | Agrid ora pe | Ag kii ila suzu Agro sco D rosoph spécial Dossier SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17 5
Nationales KEF-Monitoring Die Kirschessigfliege (KEF, Drosophila suzukii) ist seit 2011 in der Schweiz und verursacht jährlich Schäden im Obst- und Weinbau sowie in diversen Beerenkulturen. Seit 2012 koordiniert Agroscope in Zusammenarbeit mit den kantonalen Fachstellen ein nationales KEF-Monitoring (Kuonen and Baroffio 2016). Berater und Produzenten haben so Einblick in die Entwicklung des Schädlings und können Bekämpfungsmassnahmen ergreifen. Fa bio Kuonen, Agroscope mum. Während des Winters sinkt die Population fabio.kuonen@agroscope.admin.ch jeweils stark. Mit Köderfallen werden periodisch Fangzahlen erfasst, Beziehung zu meteorologischen Daten evaluiert und online publiziert. Sie werden mit meteo- Die Temperatur beeinflusst die Fänge auf zwei Arten: rologischen Daten verglichen und die Populationsver- Extreme Temperaturen, sowohl heiss als auch kalt, läufe in den Kantonen aufgezeigt. haben eine Verminderung der Fänge zur Folge. Dies geschieht in den Wintermonaten, wenn die Tempera- turen unter 0 °C sinken oder während Hitzeperioden Vergleich der Jahre auf schweizerischem wie im Sommer 2015. Milde Temperaturen begünsti- Niveau gen dagegen die KEF-Entwicklung (Abb. 2). Abbildung 1 zeigt, dass der Populationsverlauf jähr- Die Beziehung zwischen relativer Luftfeuchtigkeit lich nach demselben Muster verläuft: Während des und KEF-Fängen ist in Abbildung 3 dargestellt. Auch Frühlings gibt es nur sehr wenige Fänge und die Popu- hier folgen die Fänge den Fluktuationen der Feuch- lation bleibt bis zum Sommer auf niedrigem Niveau. tigkeit. Da die KEF ein gemässigtes, feuchtes Klima Erst im Juni beginnen die Fangzahlen anzusteigen. bevorzugt, wird ihre Entwicklung durch hohe Luft- Dann wachsen die KEF-Populationen sehr schnell ex- feuchtigkeit begünstigt. Bei niedriger Luftfeuchtigkeit ponentiell an und erreichen im Spätherbst ihr Maxi- scheint die Population zu stagnieren. Jedoch kann 6 S C HWEIZER ZEITS C HR IFT FÜR OB S T- UND W E I N B AU 1 4 / 1 7
KIRSCHESSIGFLIEGE sich die KEF in sehr trockenen Perioden in feuchtere 1 000 000 Zonen zurückziehen (in Gewässernähe, Wälder …) und günstigere Verhältnisse abwarten. 100 000 Schlussfolgerungen • Das nationale KEF-Monitoring gibt eine Übersicht 10 000 Fänge pro 100 Fallen über die Populationsentwicklung des Schädlings seit 2012. • Die Populationen entwickeln sich jährlich nach 1000 einem ähnlichen Muster mit einem Höhepunkt an Fängen im Spätherbst und anschliessendem Einbruch im Winter. 100 • Die Entwicklung der KEF verläuft vor allem im Temperaturbereich von ca. 8 bis 22 °C (Tagesdurch- schnitt). In diesem Bereich wird die Populations- 10 entwicklung positiv durch die Temperatur sowie die Luftfeuchtigkeit beeinflusst. ■ 1 Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Literatur 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Kuonen F. and Baroffio C.: Monitoring national D. suzukii, Agroscope Conthey, 2016. Abb. 1: Monatliche KEF-Fänge in der Schweiz für 100 Fallen von 2012 bis Mai 2017 (logarithmische Skala). 10 000 25 10 000 100 Durchschnittliche monatliche rel. Luftfeuchtigkeit (%) 90 Durchschnittliche monatliche Temperatur (°C) 20 80 1000 1000 70 Anzahl Fänge pro Falle Anzahl Fänge pro Falle 15 60 100 10 100 50 40 5 30 10 10 20 0 10 1 –5 1 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2012 2013 2014 2015 2016 2017 KEF-Fangzahlen Mittlere monatliche Temperatur KEF-Fangzahlen Mittlere monatliche Luftfeuchtigkeit Abb. 2: Monatliche KEF-Fangzahlen von 2012 bis Mai 2017 pro Abb. 3: Monatliche Fangzahlen von 2012 bis Mai 2017 pro Falle Falle in der Schweiz (blaue Balken) und mittlere monatliche in der Schweiz (blaue Balken) und mittlere monatliche rel. Luft- Temperatur (Durchschnitt der Temperaturen von Güttingen, feuchtigkeit (Durchschnitt der Luftfeuchtigkeit von Güttingen Oeschberg und Biasca; rote Linie). Die Skala für die Fänge und Oeschberg; grüne Linie). Die Skala für die Fänge (links) ist (links) ist logarithmisch. logarithmisch. Nationales Monitoring Drosophila suzukii R É S U M É Les populations de drosophiles du cerisier (Droso- Les températures extrêmes (périodes de canicule phila suzukii) évoluent chaque année suivant le en été ou épisodes de gel en hiver) limitent ou ré- même schéma: peu de captures au printemps, déve- duisent le développement des populations. L’humi- loppement marqué en été, pic de population à la fi n dité de l’air exerce, dans la plage de températures de l’automne puis chute importante du nombre de favorables aux drosophiles, une influence positive captures pendant l’hiver. Le nombre de captures sur le développement des populations. dépend de la température et de l’humidité de l’air. SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17 7
KIRSCHESSIGFLIEGE KEF-Bekämpfung: Wirksamkeit von Fallen, Lockstoffen und Netzen Die Flüssigkeit «Riga» ist weiterhin der beste in der Schweiz verfügbare Lockstoff für die Kirschessigfliege (KEF, Drosophila suzukii), unabhängig davon, ob er in der Überwachungsfalle Profatec oder in der Massenfalle Riga eingesetzt wird. Durch Insektenschutznetze kann der KEF-Befall deutlich gesenkt werden. Aufgrund der damit verbundenen Veränderungen der klimatischen Bedingungen kann dies in feuchten Jahren jedoch die Ausbreitung von Pilzkrankheiten begünstigen. All diese Bekämpfungsmassnahmen sind jedoch nicht wirksam, wenn sie nicht mit konsequent durchgeführten Hygienemassnahmen verbunden sind. Catherine Ba roffio und Fa bio Kuonen, Agroscope, glichen. Schliesslich konnten den Produzenten wirk- Conthey same wirtschaftliche, auf ihre Bedürfnisse abge- Cristina M a r a zzi, K a ntona ler Pfl a nzenschutzdienst, stimmte Strategien vorgestellt werden (Kehrli et al. Bellinzona, 2013, Baroffio et al. 2014, Charlot et al. 2014). Sa bine Wiel a nd, Infor a m a, Koppigen catherine.baroffio@agroscope.admin.ch Vergleich von Fallen gegen die KEF Die Schweiz verfolgt seit 2012 einen eigenen Ansatz zur Im Wallis und im Tessin wurden verschiedene Fallen Bekämpfung der KEF. Dieser beruht auf einem natio- in Kirschen- und Himbeeren-Parzellen mit je drei nalen Überwachungsnetz und einer Bekämpfungs- Wiederholungen pro Parzelle getestet. Die amerikani- strategie, die Hygienemassnahmen, Massenfallen schen Fallen Pherocon (www.trece.com) wurden in und als letztes Mittel chemische Behandlungen um- zwei Varianten mit unseren Referenzfallen Profatec fasst (Haye et al. 2016). Es wurden mehrere Anläufe (www.profatec.ch) verglichen. Die Versuche begannen unternommen, um die Bekämpfungsmassnahmen zu im Oktober 2016 und dauerten acht Wochen. verbessern. Verschiedene Arten von Fallen und Lock- Die beste Kombination war die Falle Pherocon mit flüssigkeiten sowie Insektenschutznetzen wurden ver- der Flüssigkeit Riga. Sie fi ng signifi kant mehr Insekten 8 S C HWEIZER ZEITS C HR IFT FÜR OB S T- UND W E I N B AU 1 4 / 1 7
KIRSCHESSIGFLIEGE als die beiden anderen Varianten. Wurden die beiden nen Jahr 2015 waren die unter dem Netz gemessenen besten Varianten mit gleichen Volumina eingesetzt Temperaturen höher als ausserhalb (Abb. 2); aufgrund (Pherocon + Flüssigkeit Riga und Profatec + Flüssigkeit der geringen Feuchtigkeit blieben Schäden durch Pilze Riga), gab es abgesehen vom letzten Datum keinen sig- und Krankheiten jedoch aus. ■ nifi kanten Unterschied. Es gibt also keinen Grund, auf 14 die teurere und im Unterhalt aufwendigere Falle Laven auf 50 Früchte/Woche 12 Pherocon überzugehen. Die Schweizer Falle Profatec 12 bleibt eine hervorragende Falle für die Überwachung 10 der Kulturen. 8 7 6 Vergleich kommerzieller KEF-Lockstoffe 4 Zwei im Handel erhältliche Lockflüssigkeiten wurden 2 im Wallis bei Kirschen und Himbeeren über neun 0 0 0 Wochen zum Zeitpunkt der Populationsspitze zwi- Kontrolle Netz schen Ende September bis Ende November 2016 mit drei Wiederholungen pro Kultur getestet. Die Lock- Abb. 1: Durchschnittliche Anzahl Larven in 50 Früchten flüssigkeit «Riga» ist besonders wirksam bei Kirschen- in den beiden Verfahren (Kontrolle und Schutz durch kulturen und ergibt signifi kant mehr Fänge als «Bio- Netze) mit zwei Wiederholungen in Dürrenroth (BE). iberica». Die Ergebnisse bei Himbeerkulturen zeigen keine signifi kanten Unterschiede zwischen den bei- 20.2 Durchschnittstemperatur °C den Lockflüssigkeiten. Die gegenwärtig im Handel er- 20.1 hältliche Formulierung von Bioiberica wurde gegen- 20.0 über der getesteten Formulierung verbessert. Zum ge- genwärtigen Zeitpunkt bleibt Riga weiterhin unser 19.9 Lockstoff-Standard. 19.8 19.7 Wirksamkeit von Netzen gegen die KEF 19.6 bei Heidelbeeren 19.5 Die Wirksamkeit eines Insektenschutznetzes wurde ausserhalb des Netzes unter dem Netz auf zwei Heidelbeerparzellen (eine in Sant’Antonino Abb. 2: Durchschnittliche Temperaturen vom 16. 3. im Tessin, die andere in Dürrenroth im Kanton Bern) bis 23. 11. 2015 in den beiden Verfahren (Kontrolle geprüft. Im Versuch in Dürrenroth wurden Tempe- und Schutz durch Netze) in Dürrenroth (BE). ratursonden eingesetzt. Die Fänge im Tessin waren deutlich höher. In beiden Fällen erwies sich der Schutz Literatur mit einem Netz als wirksam. Weder im Kanton Bern Baroffio C., Richoz P., Fischer S., Kuske S., Linder C. und Kehrli P.: (Abb. 1) noch im Tessin wurde eine Larve unter dem Monitoring Drosophila suzukii in Switzerland in 2012. Journal of Netz gefunden. Berry Research 4 (1), 47–52, 2014. Insektennetze sind eine wirksame Massnahme ge- Charlot G., Weydert C., Millan M., Brachet M. und Warlop F.: Nets gen D. suzukii; sie erfordern allerdings eine konse- and covers to protect cherry trees from rain and insects. quente Anwendung: Um jedes Eindringen der KEF zu Proceedings of the 16th International Conference on Organic verhindern, muss das Netz immer korrekt montiert Fruit-Growing, Ecofruit, 222-227. 2014. http://www.ecofruit. und unbeschädigt sein. Vor dem Anbringen des Netzes net/2014/36SC_ Charlot_cherry_nets_covers_p222–227.pdf. müssen strenge Hygienemassnahmen und eine Insek- Haye T., Girod P., Cuthbertson A. G. S., Wang X., Daane K. M., tizidbehandlung durchgeführt werden, um sicherzu- Hoelmer K., Baroffio C., Zhang J.P. and Desneux N.: Current SWD stellen, dass der Raum unter dem Netz KEF-frei ist. IPM tactics and their practical implementation in fruit crops Das Anbringen eines Netzes kann das Klima im ge- across different regions around the world. J. Pest. Sci., 1–9, 2016. schützten Bereich verändern und die im Allgemeinen Kehrli P., Fischer S., Linder C., Samietz J. and Baroffio C. höheren Temperaturen begünstigen die Entwicklung The Swiss approach to combat Drosophila suzukii. von Krankheiten. Im besonders warmen und trocke- IOBC wprs Bulletin 91, 303–304. 2013. Lutte contre Drosophila suzukii: effi cacité des pièges, des attractifs et des fi lets R É S U M É Drosophila suzukii cause de considérables pertes doit être améliorée, car elle ne garantit pas une pro- économiques particulièrement dans les cultures de tection suffisante des récoltes dans les situations cri- cerises et de petits fruits. La Suisse possède une ap- tiques. Plusieurs essais visant à évaluer l’efficacité proche fonctionnelle de gestion de ce ravageur qui des outils de lutte ont été réalisés en 2015 et 2016. SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17 9
KIRSCHESSIGFLIEGE Grosse Unterschiede in der KEF-Anfälligkeit von Rebsorten Mit Hilfe der kantonalen Fachstellen für Weinbau wurden 2015 und 2016 gegen 250’000 Traubenbeeren in über 600 Parzellen auf Eier der Kirschessigfliege (KEF, Drosophila suzukii) überprüft. Die Datenauswertung zeigt, dass die Anfälligkeit der Trauben mit der Beerenreife steigt, dass insbesondere die roten Rebsorten Acolon, Cabernet Dorsa, Cornalin, Divico, Dornfelder, Dunkelfelder, Galotta, Garanoir, Humagne rouge, Mara, Regent und Syrah stärker gefährdet sind und dass weichhäutige Rebsorten vermehrt befallen werden. Patrik Kehrli und Christi a n Linder, Agroscope, Nyon; (Kehrli et al. 2017), obwohl es im August und September Fa bi a n Ca henzli und Cl audi a Da niel, Forschungsinsti- 2016 zu zahlreicheren Fängen von Adulttieren als 2014 tut für Biologischen L a ndbau, Frick kam. Die Eiablage auf Traubenbeeren blieb in den ver- patrik.kehrli@agroscope.admin.ch gangenen zwei Jahren gering und es kam relativ selten und nur sehr lokal zu nennenswertem Befall. In diesem Artikel fassen wir die von Agroscope und vom For- Im Jahr 2014 sorgte die KEF im Schweizer Weinbau für schungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) ge- grosse Sorge bei den Weinbauern, da sie das Auftreten sammelten Erfahrungen zur Anfälligkeit verschiede- eines neuen bedeutenden Schädlings befürchteten. ner Rebsorten gegenüber D. suzukii im Schweizer Wein- Die Situation blieb 2015 und 2016 aber relativ ruhig bau zusammen. 10 S C HWEIZER ZEITS C HR IFT FÜR OB S T- UND W E I N B AU 1 4 / 1 7
100 KIRSCHESSIGFLIEGE a: 2015 80 % Parzellen mit Eiablage 60 17 7 40 11 19 7 43 28 44 20 41 32 7 21 107 12 10 0 100 11 b: 2016 5 25 % Parzellen mit Eiablage 80 12 11 20 11 60 50 17 25 10 52 72 7 Abb. 1: Prozentualer Anteil der Par- 5 5 40 43 zellen mit KEF-Eiablage im Schweizer 154 Weinbau bei den geprüften Rebsorten 9 20 6 a) 2015 und b) 2016. Orange = % der Parzellen mit erreichter Schad- 0 6 schwelle (4% der Beeren befallen); blau = % der Parzellen mit Eiablage Dunkelfelder Garanoir Dornfelder Blauburgunder Diolinoir GUTEDEL Gamay MÜLLER-THURGAU Regent Merlot Gamaret Dakapo Divico Cornalin Cabernet Dorsa Mara Syrah Galotta Acolon Muscat bleu Humagne rouge unter der Schadschwelle von 4%, weisse Rebsorten in GROSSBUCH- STABEN und mattiert; Zahlen über den Balken = Anzahl untersuchte Schadschwelle erreicht Mit Eiablage, aber unter Schadschwelle Parzellen. 40 11 2015 2016 % Beeren mit Eiablage bei der Lese 35 30 25 11 25 20 12 20 15 10 10 17 7 5 5 5 25 72 11 11 50 9 17 52 7 43 Abb. 2: Prozentualer Anteil der kont- 5 43 154 7 7 19 28 41 44 32 6 rollierten Beeren mit KEF-Eiablage 10 21 107 12 6 0 nach Rebsorte im Schweizer Weinbau Dunkelfelder Garanoir Dornfelder Blauburgunder Diolinoir GUTEDEL MÜLLER-THURGAU Gamay Regent Merlot Gamaret Dakapo Divico Cornalin Cabernet Dorsa Mara Syrah Galotta Acolon Muscat bleu Humagne rouge 2015 und 2016 (Ø ± Standardabwei- chung). Weisse Rebsorten in GROSS- BUCH STABEN und mattiert; Zahlen über den Balken = Anzahl untersuchte Parzellen. 100 90 2015 2016 % Beeren mit Eiablage bei der Lese 84 80 62 60 48 48 40 28 24 20 12 8 6 6 8 6 6 6 4 4 2 2 2 2 24 4 0 Abb.3: Prozentualer Anteil der geprüf- Diolinoir Dornfelder Dunkelfelder Frühburgunder Garanoir GUTEDEL Gamay MÜLLER-THURGAU Blauburgunder 2-45 Gamaret Merlot Dakapo Divico Dolcetto Kimisch Lutshitsii Acolon Blauburgunder Mariafeld Bondoletta Cabarnet Dorsa Cornalin Dreifarbiger Heunisch Galotta Lagrein Mara Muscat bleu Schiava Syrah Cabernet Mitos Humagne rouge Chasselas rose Gamay précoce Muscat rose ten Beeren mit KEF-Eiablage nach Rebsorte zum Zeitpunkt der Weinlese im Rebberg von Agroscope in Pully in den Jahren 2015 und 2016. Weisse Rebsorten in GROSSBUCH STABEN und mattiert. SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17 11
KIRSCHESSIGFLIEGE Überwachung des Schweizer Weinbaus weisen im Schweizer Weinbau insbesondere die dunk- Zur Überwachung der KEF-Eiablage prüften Agro- len Rebsorten Acolon, Cabernet Dorsa, Cornalin, scope und die kantonalen Fachstellen 2015 mehr als Divico, Dornfelder, Dunkelfelder, Galotta, Garanoir, 90’000 Traubenbeeren in 500 Parzellen und 2016 mehr Humagne rouge, Mara, Regent und Syrah das höchste als 150’000 Beeren in 600 Parzellen. Die Zahl der durch Befallsrisiko auf. Von allen untersuchten, hierzulande die KEF befallenen Parzellen war 2016 höher als 2015 wirtschaftlich bedeutenden Sorten ist einzig Gamay (Abb. 1). In beiden Jahren wurden die ersten Eiablagen von einem moderaten Risiko betroffen. Je nach Ge- in der zweiten Augusthälfte beobachtet und der Befall sundheit der Weinstöcke und je nach den Umweltbe- stieg mit zunehmender Beerenreife bis zum Beginn dingungen bestehen innerhalb der Parzellen einer der Traubenlese. Rebsorte jedoch grosse Unterschiede bezüglich des Ebenso konzentrierte sich der Befall auf rote Reb- KEF-Befalls. sorten (Abb. 1 und 2). 2015 wurden KEF-Eiablagen in mehr als 30% der Parzellen mit Cabernet Dorsa, Dun- kelfelder, Humagne rouge und Dornfelder festgestellt Dank (Abb. 1a). 2016 waren mindestens 60% der Parzellen Die Autoren bedanken sich bei Corrado Cara, Yaëlle mit Cabernet Dorsa, Dakapo, Dunkelfelder, Regent, Cruchon, Michael Kobelt, Nicola Stäheli und Olivier Mara, Humagne rouge und Divico durch KEF-Befall Vonlanthen (alle Agroscope) sowie bei den kantonalen betroffen (Abb. 1b). Die Schadschwelle, die bei 4% der Fachstellen für Weinbau und den beteiligten Wein- Beeren mit Eiablage festgelegt ist, wurde bei 40% der bauern für die enge Zusammenarbeit bei der Über- Parzellen mit Cabernet Dorsa, Dunkelfelder, Regent, wachung des Schweizer Weinbaus. ■ Mara, Humagne rouge, Divico, Syrah, Galotta und Acolon erreicht oder überschritten. Der Befall bei der Literatur Weinlese war am ausgeprägtesten bei den Rebsorten Kehrli P., Cruchon Y., Stäheli N., Cara C. und Linder C.: Cabernet Dorsa, Dunkelfelder, Dornfelder, Regent, Drosophila suzukii: un ravageur principal du vignoble? Revue Suisse de Viticulture Arboriculture Horticulture 49 (1), Mara und Humagne rouge (Abb. 2). 67–69, 2017. Beobachtungen an einer Auswahl von Rebsorten Im Rebberg von Agroscope in Pully (VD) wurde die Ent- wicklung der Eiablage von D. suzukii 2015 und 2016 bei mehreren Rebsorten verfolgt. In beiden Beobachtungs- jahren konzentrierte sich der Befall auf Rebsorten für Rot- und Roséweine. Am stärksten von der KEF betrof- fen waren die Sorten Gamay précoce, Chasselas rose, Bondoletta, Kimisch Lutshitsii, Humagne rouge, Caber- net Dorsa und Diolinoir (Abb. 3). Sowohl 2015 als auch 2016 nahm die Befallsrate mit zunehmender Zähigkeit der Beerenhaut – je nach Rebsorte – deutlich ab. Schlussfolgerungen Die mehrjährige Erfahrung bestätigt, dass Trauben nicht auf dem bevorzugten Menüplan von D. suzukii stehen und dass die Rebe als sekundäre Wirtspflanze zu betrachten ist. Trotzdem kann es zur Ablage von Eiern in Beeren kommen. Neben einigen seltenen Sor- ten (Bondoletta, Chasselas rose, Kimisch Lutshitsi etc.) Drosophila suzukii: De grandes différences dans la fragilité des variétés des cépages R É S U M É Avec l’aide des services cantonaux presque Cabernet Dorsa, Cornalin, Divico, Dornfelder, 250’000 baies dans plus que 600 parcelles ont été Dunkel felder, Galotta, Garanoir, Humagne rouge, échantillonnées en 2015 et 2016 afi n de détecter Mara, Regent et Syrah subissent un risque plus les pontes de D. suzukii. L’analyse de ces données élevé et que les cépages à pellicule tendre sont plus montre que la sensibilité du raisin augmente avec fortement attaqués par D. suzukii. la maturation, que les cépages rouges Acolon, 12 S C HWEIZER ZEITS C HR IFT FÜR OB S T- UND W E I N B AU 1 4 / 1 7
KIRSCHESSIGFLIEGE Umfrage Kirschessigfliege 2016: Kirschen, Zwetschgen und Trauben Die Obst- und Traubenproduzenten mussten in den letzten Jahren lernen, mit dem erhöhten Risiko eines Kirschessigfliegen- (KEF) Befalls umzugehen. Trotz zahlreicher Bekämpfungs- mass nahmen können die Schäden hoch sein und im schlimmsten Fall zum Ernteabbruch führen. Um die Steinobstproduzenten und Winzer bestmöglich zu beraten, sind Informationen aus der Praxis nötig. Aus diesem Grund führten die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich und Agroscope gemeinsam eine Umfrage bei Steinobstproduzenten und Winzern durch. L a dina Kna pp, M a nuel a Mer a ner und Robert Finger, stammanlagen, 32 % sowohl Nieder- wie auch Hoch- Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich stamm-/Feldobstanlagen und 28 % nur Hochstamm-/ Esther Br av in, Agroscope Feldobst-Anlagen, 4 % machten keine Angaben zur knappl@ethz.ch Betriebsstruktur. Aufgrund der grossen Unterschiede im Anbau werden die angewandten Strategien der Im Jahr 2014 verursachte die KEF erstmals wirtschaft- Kirschenproduzenten für Hoch- und Niederstamm- liche Schäden in Schweizer Steinobstkulturen, bei anlagen separat ausgewertet. Bei den Zwetschgen- Trauben und Beeren. Es fehlten jedoch Informationen produzenten war der Anteil der Teilnehmer mit über die Grössenordnung der Schäden und die Wirk- Hochstammanlagen sehr gering; daher werden die samkeit der eingesetzten Bekämpfungsmassnahmen. Resultate der Zwetschgenumfrage für Hoch- und Deswegen befragten die kantonalen Fachstellen un- Niederstammanlagen zusammengefasst. mittelbar nach dem ersten Auftreten Produzenten zu Obwohl die Umfrage durch die kantonalen Fach- ihren Strategien und zur Befallssituation. 2015 wurde stellen schweizweit durchgeführt wurde, gab es kanto- diese Umfrage auf nationaler Ebene von Agroscope nal grosse Schwankungen in der Teilnehmerzahl. Die mit Hilfe der kantonalen Fachstellen durchgeführt, wichtigsten Anbaugebiete konnten durch die Befra- 2016 gemeinsam mit der ETH im Rahmen des Projekts gung aber abgedeckt werden. So kommt ein grosser DROSOPHRISK wiederholt und erweitert. 2016 wur- Teil der teilnehmenden Kirschenproduzenten aus dem den für Kirschen, Zwetschgen und Trauben getrennte Aargau, Baselland und Zürich. Die Kirschenproduzen- online-Umfragen durchgeführt. Das Projekt wird 2017 ten aus dem Wallis sind jedoch untervertreten. Die mit schweizweiten Umfragen für Kirschen-, Zwetsch- teilnehmenden Zwetschgenproduzenten stammen gen-, Trauben- und Beerenproduzenten weiter verfolgt. am häufigsten aus den Kantonen Thurgau, Aargau Die an der Umfrage 2016 teilnehmenden Produzen- und Luzern. Der grösste Anteil der teilnehmenden ten bewirtschaften durchschnittlich 0.77 ha Kirschen; Winzer kommt aus den Kantonen Tessin, Waadt und 0.46 ha Zwetschgen und 3.64 ha Trauben. 36% der Aargau. Zürich, Schaffhausen und Thurgau sind bei befragten Kirschenproduzenten haben nur Nieder- den Winzern untervertreten. 100 90 Angewandte Massnahmen (%) 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Insektizideinsatz Hygienemassnahmen/ Insektennetz Massenfang vorbeugende Massnahmen mit Becherfallen Kirschen Niederstammanlagen Kirschen Hochstamm/Feldobst Zwetschgen Trauben Abb. 1: Massnahmen bei Kirschen (Niederstamm und Hochstamm/Feldobst), Zwetschgen und Trauben. SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17 13
KIRSCHESSIGFLIEGE 100 100 90 90 80 80 70 70 KEF-Befall (%) KEF-Befall (%) 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 0 0 (5%) (4%) (4%) (3%) (16%) (12%) (4%) (15%) (10%) (10%) (11%) (15%) (2%) (10%) (8%) (12.5%) (20%) (10%) (4%) (5%) Star Schauenburger Merchant Tophit Frühe Fellenberg Fellenberg Vanda Kordia Regina Verarbeitung- und Schüttelkirschen Brennkirschen Tegera Felsina Hanita Elena Grace Andere Cacaks Schöne Dabrovice Cacaks Fruchtbare Kein Befall 1 bis 10% Befall Mehr als 10% Befall Kein Befall 1 bis 19% Befall Mehr als 19% Befall Abb. 2: KEF-Befall bei Kirschen (Ernte 2016). Abb. 3: KEF-Befall bei Zwetschgen (Ernte 2016). In Klammern: Prozentualer Anteil der Kirschensorte In Klammern: prozentualer Anteil der Zwetschgen- an der gesamten Kirschenanbaufläche der Umfrage. sorte an der gesamten Zwetschgenanbaufläche der Umfrage. Vielfältige Strategien sorten wie Schauenburger, Star oder Brennkirschen Erste wichtige Erkenntnis der Umfrage ist, dass Stein- den höchsten Befall zeigten (Abb. 2). Bei den vor Star obstproduzenten (Kirschen und Zwetschgen) und reifenden Sorten trat hingegen weniger Befall auf. Winzer verschiedene Bekämpfungsstrategien für ver- 35% der Kirschenproduzenten mit mehr als 10% Befall schiedene Sorten einsetzen. Die angewandten Strate- brachen die Ernte ab. gien wurden daher pro Sorte abgefragt und ausgewer- Bei Zwetschgen ist ebenfalls ein höherer Befalls- tet. In Abbildung 1 ist die Häufigkeit der eingesetzten druck bei späteren Sorten zu erkennen. Fellenberg, Massnahmen dargestellt. Frühe Fellenberg und Elena werden am stärksten von Zur Bekämpfung der KEF setzten die Steinobstpro- der KEF befallen (Abb. 3). duzenten 2016 am häufigsten Insektizide und Hygiene- Kein erhöhter Befallsdruck ist bei späten Trauben- massnahmen bei der Ernte ein. Insektennetze wurden sorten zu erkennen. 50% der Blauburgunderprodu- von Kirschenproduzenten auf Niederstammanlagen zenten gaben an, einen Befall von mehr als 5% gehabt am meisten verwendet. Die bereits existierende Infra- zu haben. Stark befallen waren auch Gamay und Gara- struktur (Regendach) ermöglicht hier eine Einnet- noir, am wenigsten Weissburgunder, Chasselas und zung der Niederstammanlagen mit relativ begrenz- Chardonnay, die als weisse Trauben weniger attraktiv tem Aufwand (vgl. Peterhans 2015). Bei Zwetschgen für die KEF (Abb. 4) scheinen. wurden 11% der Sorten mit Insektennetzen geschützt. Die Winzer setzten deutlich weniger häufig auf die Be- kämpfung der KEF durch Insektizide, Insektennetze Kosten und Informationen und Massenfang mit Becherfallen, jedoch gaben mehr der Produzenten als 60% an, vorbeugende Massnahmen (wie Auslauben Die Produzenten schätzen die Zunahme der Produk- der Traubenzone und Mähen/Mulchen) angewandt tionskosten wegen der KEF auf 1 bis 19% pro Kilo- zu haben. 65% der Kirschenproduzenten führten Be- gramm Erntegut. Die zusätzlichen Kosten können falls-Kontrollen durch (bei Zwetschgen 50%, bei Trau- durch vorbeugende Massnahmen und Bekämpfungs- ben 34%). strategien sowie durch Ernte- oder Qualitätsverluste aufgrund des Befalls entstehen. Die befragten Steinobstproduzenten und Winzer informierten sich Befall: Grosse Sortenunterschiede hauptsächlich über die Dokumentationen der kanto- Aufgrund der unterschiedlichen Reifezeitpunkte der nalen Fachstellen (80%) und von Agroscope (75% bzw. Sorten gibt es bei Kirschen grosse Befallsunterschiede. 60%). Ausserdem ist der Austausch mit anderen Pro- Bereits bei der Auswertung der Umfrage 2015 wurde duzenten wichtig. Rund 40% der Steinobstprodu- ersichtlich, dass Frühsorten weniger befallen waren zenten und Winzer gaben an, sich bei anderen Produ- als Spätsorten (Bravin et. al 2016). So zeigen auch die zenten zu informieren. Ergebnisse der Umfrage 2016, dass späte Kirschen- 14 S C HWEIZER ZEITS C HR IFT FÜR OB S T- UND W E I N B AU 1 4 / 1 7
KIRSCHESSIGFLIEGE 100 DROSOPHRISK 90 Im Projekt DROSOPHRISK werden Faktoren untersucht, die darüber entscheiden, welche Risikomanagementstrategien 80 in der Schweiz angewendet und welche Schäden von der 70 KEF verursacht werden. Steinobst,- Beeren- und Trauben- produzenten werden zur Einschätzung des Risikos, zur KEF-Befall (%) 60 Umsetzung betrieblicher Strategien, zur Wirksamkeit ver- schiedener Massnahmen und zu Eigenschaften des 50 Betriebs befragt. Ziel ist es, Schäden zu quantifi zieren, 40 Strategien besser zu verstehen und daraus Entscheidungs- instrumente für die Landwirte zu entwickeln. In einer 30 landesweiten Befragungsserie werden über drei Jahre für vier gefährdete Kulturen (Beeren, Kirschen, Zwetsch- 20 gen und Trauben) die Verluste und die bisher angewandten 10 Strategien gegen die KEF erfasst. Im interdisziplinären DROSOPHRISK arbeiten Forschende aus den Bereichen 0 Ökonomie und Entomologie eng mit der Beratung und Produktion zusammen. Das Projekt wird durch eine Be- (1%) (3%) (36%) (20%) (4%) (10%) (10%) (2%) (1%) (6%) (4%) Garanoir Weissburgunder Blauburgunder Grauburgunder Gamay Chardonnay Gamaret Merlot Riesling Sauvignon blanc Chasselas gleitgruppe aus Beratung, Branche, Forschung und Behör- den unterstützt. Mehr Informationen: www.aecp.ethz.ch/research/droso- phrisk.html Kein Befall 1 bis 5% Befall Mehr als 5% Befall Abb. 4: KEF-Befall bei Trauben (Ernte 2016). In Klammern: prozentualer Anteil der Traubensorte an der gesamten Traubenanbaufläche der Umfrage. Nächste Schritte 2017 und 2018 Literatur Die Befragung soll in den nächsten zwei Jahren wieder- Bundesamt für Landwirtschaft, Flächenstatistiken Obstbau, holt werden. Wir hoffen dabei weiterhin auf die Unter- https:/www.obst.admin.ch, 2016. stützung der Produzenten. Arbeitsgruppe Kirschessigfl iege (Begleitgruppe Steinobst), Bekämpfungsstrategie gegen Drosophila suzukii in Steinobstkul- turen, Agroscope Merkblatt 57/2017. Dank Bravin E., Gremminger F., Eder R., Mazzi D. und Kuske S.: Die Autoren danken den Produzenten, die an der Kirschessigfl iege: Strategien, Befall und Schäden im Steinobst. Umfrage teilgenommen haben, den Verantwortlichen Schweizer Z. Obst-Weinbau 14, 8 –11, 2016. der kantonalen Fachstellen sowie Patrik Kehrli und Peterhans R.: Ökonomische Bewertung der Schäden durch die Christian Linder von Agroscope für die ausgezeich- Kirschessigfl iege in der Schweiz; Bern, Hochschule für Agrar-, nete Zusammenarbeit. ■ Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Schweiz, 2015. Mouche du vinaigre 2016: état des lieux pour les cerises, les prunes et le raisin R É S U M É Les producteurs de fruits et de raisin ont dû ap- les cerises et les prunes précoces étaient nettement prendre à gérer un risque accru d’infestation par la moins touchées que les variétés tardives et dans mouche du vinaigre ces dernières années. L’Ecole les vignobles, la mouche drosophile marquait une polytechnique fédérale de Zurich (ETH) et Agro- préférence pour les cépages rouges. Les produc- scope ont mené conjointement une enquête auprès teurs et les viticulteurs estiment que la lutte contre de producteurs de fruits à noyaux et de viticulteurs la mouche du vinaigre a fait monter les coûts de au sujet de la récolte de 2016. Les producteurs de production de 1 à 19% par kilogramme récolté. Le fruits à noyaux ont indiqué les insecticides et des projet DROSOPHRISK a pour objectif de long terme mesures d’hygiène à la récolte comme mesures de de quantifier les dommages, de mieux comprendre lutte les plus fréquentes, tandis qu’une majorité de les choix stratégiques et d’élaborer sur cette base viticulteurs a misé sur les mesures préventives. Le les meilleures stratégies pour les producteurs. L’en- taux d’infestation dépend fortement des variétés: quête va être répétée dans les deux ans à suivre. SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17 15
KIRSCHESSIGFLIEGE Alternativen zur chemischen KEF-Bekämpfung: zum Beispiel Kalk Im Kampf gegen die Kirschessigfliege (KEF, Drosophila suzukii) verfolgt die Schweiz einen Ansatz, der auf einem nationalen Überwachungsnetz und einer Bekämpfungsstrategie mit verschiedenen Massnahmen beruht (Baroffio 2016). Zur Verbesserung dieser Strategie werden weitere Methoden getestet. Dieser Beitrag befasst sich mit der Anwendung von Kalk, dessen starke Basizität abstossend bzw. maskierend wirkt und es den Insekten erschwert, die Früchte zu lokalisieren. Mél a nie Dorsa z, Serge Fischer, Agroscope einem 1 m3 grossen Käfig in einem klimatisierten Raum melanie.dorsaz@agroscope.admin.ch mit konstanten Bedingungen (22 °C; 65–70 % relative Luftfeuchtigkeit und 16/24h Tageslänge) durchgeführt. Die Erdbeeren wurden auf einem Kunststoffrahmen Die Versuche wurden mit Löschkalk (Nekapur 2®) der =verteilt und befanden sich hinter einem Netz aus Firma KFN in der Dosierung 1.8 kg verdünnt in 1000 L klebrigen Perlon-Fäden. Wasser pro Hektare durchgeführt. Die eingesetzten Die Ergebnisse zeigen, dass die Erdbeeren nach der KEF stammten aus der Zucht von Agroscope in Chan- Kalkbehandlung tendenziell, aber statistisch nicht sig- gins. Sie wurden in klimatisierten Räumen bei 23 °C, nifi kant weniger attraktiv für die KEF sind (Abb. 1). einer Luftfeuchtigkeit von 65 bis 70% und einer Tages- länge von 16 h gezüchtet. Die Laborversuche wurden mit Erdbeeren und Heidelbeeren aus dem Handel Ovizide Wirkung von Löschkalk auf durchgeführt. Die Halbfreilandversuche erfolgten Heidel beeren (Laborversuch) mit Pflanzenmaterial von Agroscope in Conthey. In diesem Versuch wurde unter denselben Bedingun- gen wie beim vorhergehenden Test untersucht, ob Löschkalk eine abtötende Wirkung auf KEF-Eier hat. Mit Löschkalk behandelte Erdbeeren – we- 40 Heidelbeeren wurden während 24 Stunden in einen niger attraktiv für die KEF? (Laborversuch) Käfig mit 50 befruchteten KEF-Weibchen gegeben. Die Ziel dieses Versuchs war herauszufi nden, ob die abgelegten Eier wurden ausgezählt. Anschliessend Attrak tivität der Früchte für die KEF durch eine Kalk- wurde eine Hälfte der Heidelbeeren mit Löschkalk behandlung vermindert wird. Der Versuch wurde in behandelt; die andere Hälfte diente als Kontrolle. 16 S C HWEIZER ZEITS C HR IFT FÜR OB S T- UND W E I N B AU 1 4 / 1 7
KIRSCHESSIGFLIEGE 1.0 Anzahl gefangene KEF-Weibchen Kontrolle Löschkalk 2 g/L 0.8 (Mittelwert) Es wurde eine statistisch signifi kante ovizide Wir- 0.6 kung nachgewiesen (Abb. 2). Bei den mit Löschkalk be- handelten Früchten betrug die Schlüpfrate 24%, wäh- 0.4 rend sie bei der unbehandelten Kontrolle bei 57% lag. 0.2 0 Kalkbehandlung von Heidelbeeren 4.03. 5.03. 6.03. 7.03. Total (Halbfreilandversuch) Tage des Auszählens In einem weiteren Versuch wurde die Wirkung einer Abb. 1: Wirkung von Löschkalk auf die Attraktivität von Erdbeeren für wiederholten Anwendung von Löschkalk auf den D. suzukii im Labor. KEF-Befall untersucht. Das Experiment wurde in für Insekten undurchlässigen Zelten durchgeführt. Die 100 Kontrolle Geschlüpfte KEF Hälfte der Heidelbeeren wurde mit Löschkalk behan- delt, die andere Hälfte diente als Kontrolle. 80 Geschlüpfte KEF (%) Die unbehandelten Früchte wurden stärker befal- 60 len als die behandelten (Abb. 3). In der Erhebung vom 20. August 2015 war der Unterschied zwischen den bei- 40 den Verfahren mit einem p-Wert von 0.034 bei einer Schwelle von 5% statistisch signifi kant (Tabelle). 20 0 Schlussfolgerungen Varianten Der in der Schweiz entwickelte pragmatische Ansatz Abb. 2: Ovizide Wirkung von Löschkalk gegenüber D.-suzukii-Eiern auf zur KEF-Bekämpfung ist grundsätzlich richtig. Im Heidelbeeren im Labor. Hinblick auf eine höhere Wirksamkeit und auf den Einsatz in der Praxis sind aber Optimierungen notwen- 160 dig. Bei hohem Befallsdruck mit D. suzukii kann eine Eier Larven 140 Anzahl Eier und Larven chemische Bekämpfung, begrenzt auf eine bestimmte 120 Kultur, sinnvoll sein. Wegen der ökologischen und 100 räumlichen Flexibilität des Insekts dürfte sich diese Lö- 80 sung allerdings langfristig nur beschränkt umsetzen lassen. Der Einsatz von Löschkalk weist ein interessan- 60 tes Potenzial auf. Eine Kalkbehandlung könnte in die 40 Bekämpfungsstrategie aufgenommen werden. ■ 20 0 behandelt unbehandelt behandelt unbehandelt behandelt unbehandelt behandelt unbehandelt Literatur 29. 7. 2015 5. 8. 2015 13. 8. 2015 20.08.2015 Baroffio C., Kopp M., Marazzi C., Sandrini F., Thoss H, Daten der Erhebung pro Variante Vuillemin D. und Zurflüh M.: Drosophila suzukii – Stratégie 2016 Abb. 3: Befall durch D. suzukii (Larven und Eier) nach Datum und Behand- pour les petits fruits. Agroscope Fiche technique. 38, 2, 2016. lung auf Heidelbeeren im Halbfreilandversuch. Mittlere Anzahl D. suzukii nach Löschkalk-Behandlung bzw. Kontrolle, sowie p-Werte des Kruskal-Wallis-Tests für die Anzahl Individuen pro Erhebungsdatum und für die Gesamtdauer des Versuchs. Erhebung behandelt: nicht behandelt: Kruskal-Wallis mittlere Anzahl Eier und Larven mittlere Anzahl Eier und Larven p-Wert 29.07.2015 7 16 0.272 05.08.2015 8 12 0.275 13.08.2015 2 11 0.063 20.08.2015 0 9 0.034 Kruskal-Wallis p-Wert 0.134 0.968 — Recherches d’alternatives aux traitements chimiques contre D. suzukii: par exemple de la chaux R É S U M É En Suisse, des méthodes sont continuellement tes- contribue de manière non statistiquement significa- tées pour compléter la stratégie de lutte contre tive à une baisse d’attractivité des fruits. Un effet Drosophila suzukii. Vu ses propriétés de masquage, ovicide a, quant à lui, été statistiquement vérifié. En des essais ont été conduit pour déterminer l’intêret semi-field, les fruits non traités à la chaux sont de la chaux contre D. suzukii. En laboratoire, elle constamment plus infestés. SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17 17
15 153. Jahrgang | 28. Juli 2017 WISSEN TRÄGT FRÜCHTE Obst- und Weinbau SC HWEIZER Z E I TS C H R I F T F Ü R O B S T - U N D W E I NB A U (SZOW), W Ä D EN S W I L Agroscope I SOV I BDW KEF-Sonderausgabe II
153. Jahrgang | 28. Juli 2017 Obst- und Weinbau Einheimische Schlupfwespen als Gegenspieler 14 Drosophila suzukii im Rebbau der Kirschessigfl iege 4 Empfehlungen 2017 Schlupfwespen könnten bei der Bekämpfung der Kirschessigf liege eine Rolle spielen. Bei Feldsammlungen in der Schweiz wurden acht Arten einheimi- 16 Rebbau sche Schlupfwespen von Essigf liegen gefunden. In Laborversuchen konnten ▪ Voller Einsatz zur Halbzeit sich diejenigen Arten, die Fliegenpuppen befallen, auf der Kirschessigf liege ▪ Blatt-Frucht-Verhältnis beeinflusst entwickeln, nicht jedoch solche, die Larven attackieren. Aber auch Letztere Stickstoffgehalt von Traubenbeeren führten gelegentlich zum Tod der Fliegen. Schlupfwespen sollten daher bei ▪ Neuer Gamay-Klon aus «Plant Robert» der Entwicklung von Bekämpfungsmassnahmen in Betracht gezogen werden. ▪ Strickhof-Schlussfeier Weinbranche ▪ Arbeiten im Keller ▪ Jubiläum des SOW-Technikerlehrgangs Netze gegen die Kirschessigfl iege im Rebbau 7 1965/67 Seit einigen Jahren verursacht die Kirschessigf liege Schäden im Schweizer ▪ Rebumgang am Schiterberg Rebbau. Gemeinsam mit den kantonalen Fachstellen testete Agroscope 2016 ▪ Rebbegehung am Iselisberg verschiedene Netztypen. Dabei bewährten sich Insektenschutznetze und ▪ F: Grünveredlung von Reben engmaschige Netze gegen Wespen und Vögel. Hagelnetze stellten sich hinge- gen als ungenügend heraus. Die Montage von Netzen lohnt sich, wenn anfäl- 21 Weine lige Rebsorten mit hoher Wertschöpfung angebaut werden oder wo sich ein ▪ Risikoverhalten von Brettanomyces-Hefen Schutz gegen Vögel und Wespen ohnehin aufdrängt. ▪ Swiss Wine Promotion wird Aktien- gesellschaft Bedeutung von Vegetationsstrukturen für die 21 Kern- und Steinobst Ausbreitung der Kirschessigfl iege 10 ▪ Interpoma China: Die neue Plattform Landschaftsökologische Aspekte zur Bekämpfung der Kirschessigfl iege wur- für Asiens Apfelwirtschaft den in der Diskussion über ihre Bekämpfung bisher kaum berücksichtigt. Ein ▪ Kein Rückbehalt für Mostobst Verständnis ihrer Ausbreitung in der Landschaft und damit bessere Kennt- nisse ihrer Biologie sind allerdings nötig, um ergänzende Konzepte zur Be- 23 Andere Früchte kämpfung zu entwickeln. So ist die Bedeutung von Vegetationsstrukturen in ▪ Brombeeren: Gesund und lecker der Landschaft als Korridore bzw. Trittbretter (stepping stones) für die Kirsch- essigfl iege noch kaum erforscht. In einem einfachen Tunnelexperiment wurde 24 Branchenverband die Bedeutung von Bäumen als Vegetationsstruk turen für Kirschessigfl iegen Deutschschweizer Wein untersucht. ▪ Weinbauzentrum Wädenswil auf der Zielgeraden 25 Aktuell 27 Agrarpolitik 29 Publikationen 30 Aus- und Weiterbildung IMPRESSUM Herausgeber: Verein Publikationen Spezialkulturen, c/o Agroscope, Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil Titelfoto: KEF auf Erdbeere. Mitteilungsorgan für: Agroscope in Wädenswil, www.agroscope.ch, Branchenverband Deutschschweizer Wein (BDW), Schweizer (Foto: Arnaud Conne, Agroscope) Obstverband (SOV), Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Berufsbildungszentrum Wädenswil (Strickhof), Netzwerk Wädenswil Redaktion: Prof. Dr. Hans Peter Ruffner (Ruf), Weinbau, Chef redaktor; Markus Kellerhals (kem), Obstbau; Jonas Inderbitzin (ijo), Lebensmittelqualität Redaktions sekretariat und Abonnementsbestellungen: Uta Gafner, Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau, Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil, Tel. +41 (0)58 460 63 25 (morgens) oder +41 (0)58 460 61 11 (Zentrale), Fax +41 (0)58 460 63 41, E-Mail: uta.gafner@szow.ch, www.szow.ch Übersetzungen: Yvonne Pulver Anzeigenver waltung: Admedia AG, Postfach, 8040 Zürich, Tel. +41 (0)44 710 35 60, Fax +41 (0)44 710 40 73, www.obstundweinbau.ch, E-Mail: inserate@admedia.ch Layout und Druck: Stutz Medien AG, Postfach 465, 8820 Wädenswil, Tel. +41 (0)44 783 99 11, Fax +41 (0)44 783 99 22, E-Mail: info@stutz-medien.ch Bezugspreise 2017: Jahresabonnemente Inland CHF 95.–, Ausland CHF 135.–, Übersee CHF 158.–, Online CHF 85.– Erscheinungsweise: Alle 2 Wochen, 24 Hefte pro Jahr Aufl age: 2600 Ex. Copyright: © 2017, Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau, Schloss 1, 8820 Wädenswil: Vervielfältigung für Eigengebrauch und Schulen gestattet. Übrige Vervielfältigung oder Weiterpublikation, auch auszugsweise, bedürfen der Zustimmung der SZOW. ISSN 1023-2958 SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 15/17 3
Einheimische Schlupfwespen als Gegenspieler der Kirschessigfliege Die Kirschessigfliege (KEF) verursacht grossen wirtschaftlichen Schaden und weltweit wird nach effektiven und nachhaltigen Bekämpfungsmöglichkeiten gesucht. Schlupfwespen sind wirkungsvolle Gegenspieler vieler landwirtschaftlicher Schädlinge und könnten langfristig auch einen Baustein im Portfolio der Massnahmen gegen die KEF darstellen. Ja na Coll atz und Va lery Knoll, Agroscope anlagen und sechs halbnatürliche Standorte (Wälder jana.collatz@agroscope.admin.ch oder Hecken) je dreimal während der Saison beprobt. Als Köder wurden Früchte mit einheimischen Essigfl ie- Die KEF (Drosophila suzukii) trifft in der Schweiz auf gen infi ziert und für jeweils vier Tage im Feld ausge- ein Ökosystem mit zahlreichen einheimischen Essig- bracht, um Schlupfwespen eine Eiablage zu ermögli- fl iegen-Arten und deren natürlichen Feinden. Räube- chen (Abb. 2). Anschliessend wurden die Proben in rische Insekten kommen ebenso vor wie Schlupf wes- einer Klimakammer aufbewahrt und regelmässig kont- pen, deren Larven sich in einem Wirt (in der Regel rolliert. einer Insektenlarve oder -puppe) entwickeln und die- Acht Schlupfwespen-Arten konnten so gesammelt sen dabei töten (Abb. 1). Wenn solche einheimischen werden (Tab.), wobei 2015 deutlich mehr Individuen Schlupfwespen die Kirschessigfl iege als Wirt annäh- und Arten gefunden wurden als 2014. Da die Populati- men, könnten sie deren Populationen reduzieren. onen von Essigfl iegen wetterbedingt im Sommer 2014 wesentlich grösser waren als 2015, konkurrierten die Köder im Feld 2014 mit einem grossen natürlichen Vorkommen einheimischer Schlupfwespen Wirtsangebot, während die Schlupfwespen 2015 rela- Mit Feldsammlungen wurde untersucht, welche tiv wenige Wirte vorfanden und so möglicherweise Schlupfwespen von Essigfl iegen in der Schweiz vor- eher von den Fallen angelockt wurden. kommen und welche Lebensräume sie bevorzugen. Am häufigsten und in allen Regionen vertreten war In den Kantonen Tessin, Zürich, Thurgau und Basel- Pachycrepoideus vindemmiae. Diese Schlupfwespe be- Landschaft wurden 2014 und 2015 jeweils sechs Obst- fällt nicht nur zahlreiche Fliegenarten, sondern auch 4 S C HWEIZER ZEITS C HR IFT FÜR OB S T- UND W E I N B AU 1 5 / 1 7
Abb. 1: Schlupfwespen von Essigfl iegen: (v. l. ) Leptopilina heterotoma, Pachycrepoideus vindemmiae, Trichopria drosophilae. (Fotos: Jana Collatz, Steffen Hagenbucher und Urs Wyss) andere Schlupfwespen. Somit können sowohl nega- die aus den Kulturstandorten signifi kant mehr Indivi- tive als auch positive Auswirkungen auf Populationen duen von P. vindemmiae. Es scheint, dass die ersten von Essigfl iegen entstehen. Die Rolle dieser Schlupf- beiden Arten empfi ndlicher gegenüber Temperatur- wespe im Ökosystem muss daher weiter untersucht und Feuchtigkeitsschwankungen reagieren. Daher werden. bevorzugen sie halbnatürliche Lebensräume, die sta- Einige Schlupfwespenarten traten nur in bestimm- bilere Klimabedingungen aufweisen als Kulturen. ten Regionen auf. So wurde Trichopria drosophilae nur Halbnatürliche Habitate können somit eine wichtige im Tessin gefunden. Die Köder aus halbnatürlichen Rolle für die natürlichen Feinde der Essigfl iegen spie- Lebensräumen brachten signifi kant mehr Individuen len. Jedoch gilt es zu klären, inwieweit sie auch der von Leptopilina heterotoma und T. drosophilae hervor, Familie, Art Kanton Individuen Fallen Braconidae Asobara tabida ZH, TG, BL 58 9 Diapriidae Trichopria drosophilae TI 520 9 Trichopria modesta TG 4 1 Figitidae Leptopilina boulardi ZH, TI, BL 2498* 39* Leptopilina heterotoma ZH, TI, BL, TG 695* 36* Pteromalidae Pachycrepoideus vindemmiae ZH, TI, BL, TG 7585 82 Spalangia erythromera BL 62 2 Vrestovia fidenas BL, TG 13 2 *2014: Insgesamt schlüpften 1836 Leptopilina sp. aus 17 Fallen. Abb. 2: Falle mit Ködern zur Eiablage von Essigfl ie- Anzahl Schlupfwespen und Fallen mit Schlupf- gen-Schlupfwespen im Feld. Die Schalen enthalten wespen aus den Feldsammlungen 2014 und 2015 in Früchte, die von Larven bzw. Puppen von Drosophila den Kantonen Zürich (ZH), Tessin (TI) , Thurgau (TG) melanogaster befallen sind. und Basel-Landschaft (BL). SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 15/17 5
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