Obst- und Weinbau 14 - KEF-Sonderausgabe I

Die Seite wird erstellt Wolf Wittmann
 
WEITER LESEN
Obst- und Weinbau 14 - KEF-Sonderausgabe I
14
                        153. Jahrgang       |       14. Juli 2017

                                                                                                            WISSEN TRÄGT FRÜCHTE

                        Obst- und Weinbau
                        SC HWEIZER      Z E I TS C H R I F T   F Ü R   O B S T   -   U N D   W E I NB A U   (SZOW),   W Ä D EN S W I L
Agroscope I SOV I BDW

                          KEF-Sonderausgabe I
Obst- und Weinbau 14 - KEF-Sonderausgabe I
153. Jahrgang            |    14. Juli 2017

Obst- und Weinbau

Nationales KEF-Monitoring                                                                                                          6     18   Rebbau
Die Populationen der Kirschessigf liege (KEF) entwickeln sich jährlich nach                                                                   ▪   Weiterbildung in der Zentralschweiz
ähnlichem Muster: Wenig Fänge im Frühjahr, starke Entwicklung ab Som-                                                                         ▪   Weinbauverein Zürcher Unterland in Rafz
mer mit Populationsspitze im Spätherbst und starkem Einbruch der Fang-                                                                        ▪   IG Jungreben in Altdorf
zahlen während des Winters. Die Fangzahlen werden stark durch Tempera-                                                                        ▪   Rebumgang in Fläsch GR
tur und Luftfeuchtigkeit beeinf lusst.                                                                                                        ▪   Kleinster Rebberg der Stadt Zürich
                                                                                                                                              ▪   Schaffhauser «Räbhüslifäscht»
KEF-Bekämpfung: Wirksamkeit von Fallen,                                                                                            8          ▪   Erweiterung Weingut Lindentröpfl i
Lockstoffen und Netzen                                                                                                                        ▪   Hoffnung für die Klettgauer Winzer
Die Kirschessigfl iege Drosophila suzukii verursacht insbesondere in Kirschen-                                                                ▪   D: DWV mit neuer Spitze
und Beerenkulturen beträchtliche Schäden. 2015 und 2016 wurden Versuche                                                                       ▪   D: Weinbaulich-geologischer
durchgeführt, um die Wirksamkeit von Fallen, Lock stoffen und Netzen zu                                                                           Rundgang in der Pfalz
prüfen.
                                                                                                                                         23   Weine
KEF: Grosse Unterschiede bei der Anfälligkeit der Rebsorten                                                                      10           ▪ 6. Mondial du Chasselas in Aigle
2015 und 2016 wurden mit Unterstützung der kantonalen Fachstellen Wein-                                                                       ▪ Mondial du Chasselas 2017: Vertikal-
bau gegen 250’000 Beeren in über 600 Parzellen auf Eiablage durch die                                                                           degustation
Kirschessigf liege geprüft. Die Ergebnisse zeigen, dass die Anfälligkeit mit                                                                  ▪ Marco Casanova –
der Reife der Trauben steigt und dass rote Rebsorten stärker befallen werden.                                                                   Biowinzer des Jahres 2017
                                                                                                                                              ▪ «Zürcher Weine goin’ downtown»
Umfrage Kirschessigfl iege 2016:                                                                                                 13
Kirschen, Zwetschgen und Trauben                                                                                                         26   Kern- und Steinobst
Die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich und Agroscope                                                                           ▪ Fachmodul für modernen Steinobstbau
haben im Rahmen des Projekts DROSOPHRISK eine Umfrage bei Steinobst-                                                                            erfolgreich abgeschlossen
produzenten und Winzern zur Ernte 2016 durchgeführt. Langfristiges Ziel                                                                       ▪ Aargauer Kirschenqualitäts-
von DROSOPHRISK ist es, Schäden zu quantifizieren sowie gewählte Stra-                                                                          wettbewerb 2017
tegien besser zu verstehen und darauf basierend Strategien für die Produ-                                                                     ▪ Güttingen TG:
zenten zu entwickeln.                                                                                                                           Internationale Strohballenarena
                                                                                                                                              ▪ Arbeiten im Obstbau
Alternativen zur chemischen Bekämpfung                                                                                           16           ▪ Neue Apfel-DNA-Analyse soll
der Kirschessigfl iege: zum Beispiel Kalk                                                                                                       Züchtung erleichtern
Versuche mit Kalkbehandlungen gegen D. suzukii zeigten, dass behandelte
Früchte eine leicht geringere Attraktivität für den Schädling aufweisen und                                                              30   Andere Früchte
der Kalk eiabtötend (ovizid) wirkt.
                                                                                                                                         30   Brände

                                                                                                                                         32   Bienen

                                                                                                                                         33   Aktuell

                                                                                                                                         37   Veranstaltungen
Leuchtturm-Thema Kirschessigfl iege (KEF)
Agroscope informiert ausführlich über die Kirschessigf liege und macht                                                                   37   Wetter
so der landwirtschaftlichen Praxis wichtige Informationen und konkrete
Lösungen aus der Forschung zugänglich.
Mehr Informationen zum Thema KEF unter:
www.drosophilasuzukii.agroscope.ch

IMPRESSUM        Herausgeber: Verein Publikationen Spezialkulturen, c/o Agroscope, Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil                   Titelfoto: Männliche KEF auf Erdbeere.
Mitteilungsorgan für: Agroscope in Wädenswil, www.agroscope.ch, Branchenverband Deutschschweizer Wein (BDW), Schweizer                   (Foto: Arnaud Conne, Agroscope)
Obstverband (SOV), Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Berufsbildungszentrum Wädenswil (Strickhof),
Netzwerk Wädenswil Redaktion: Prof. Dr. Hans Peter Ruffner (Ruf), Weinbau, Chef redaktor; Markus Kellerhals (kem), Obstbau; Jonas
Inderbitzin (ijo), Lebensmittelqualität Redaktions sekretariat und Abonnementsbestellungen: Uta Gafner, Schweizer Zeitschrift
für Obst- und Weinbau, Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil, Tel. +41 (0)58 460 63 25 (morgens) oder +41 (0)58 460 61 11 (Zentrale),
Fax +41 (0)58 460 63 41, E-Mail: uta.gafner@szow.ch, www.szow.ch Übersetzungen: Yvonne Pulver                 Anzeigenver waltung:
Admedia AG, Postfach, 8040 Zürich, Tel. +41 (0)44 710 35 60, Fax +41 (0)44 710 40 73, www.obstundweinbau.ch, E-Mail:
inserate@admedia.ch Layout und Druck: Stutz Medien AG, Postfach 465, 8820 Wädenswil, Tel. +41 (0)44 783 99 11,
Fax +41 (0)44 783 99 22, E-Mail: info@stutz-medien.ch Bezugspreise 2017: Jahresabonnemente Inland CHF 95.–, Ausland
CHF 135.–, Übersee CHF 158.–, Online CHF 85.–        Erscheinungsweise: Alle 2 Wochen, 24 Hefte pro Jahr           Aufl age: 2600 Ex.
Copyright: © 2017, Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau, Schloss 1, 8820 Wädenswil: Vervielfältigung für Eigengebrauch und
Schulen gestattet. Übrige Vervielfältigung oder Weiterpublikation, auch auszugsweise, bedürfen der Zustimmung der SZOW. ISSN 1023-2958

SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17                                                                                                                     3
Obst- und Weinbau 14 - KEF-Sonderausgabe I
EDITORIAL

Aus aktuellem Anlass ...
H a ns Peter Ruffner, Chefreda k tor SZOW

Im Spätherbst 2016 gelangte die Chefredaktorin                                                                                                 treuen Leser dieser Sparte nicht wegfallen und auf
der «REVUE SUISSE DE VITICULTURE, ARBORI-                                                                                                      die Werbung konnten wir aus fi nanziellen Überlegun-
CULTURE, HORTICULTURE» mit dem Vorschlag an                                                                                                    gen nicht verzichten! Viel dicker durfte das Heft (eben-
uns, diesen Sommer gemeinsam eine Sondernummer                                                                                                 falls aus Kostengründen) auch nicht werden.
zur Kirschessigfl iege (KEF) herauszugeben. Obwohl                                                                                                Also sind wir im Wissen, dass unsere Abonnenten
fachlich der Idee nichts entgegenstand, gab die pra-                                                                                           gemäss Umfragen wenig an sehr langen Abhandlun-
ktische Umsetzung in unserer Redaktion doch zu                                                                                                 gen interessiert sind, mit der Bitte an die Autorinnen
reden, da die «Revue» und die «Schweizer Zeitschrift                                                                                           und Autoren gelangt, die deutschsprachigen Texte auf
für Obst- und Weinbau» (SZOW) inhaltlich recht                                                                                                 zwei bis drei Seiten zu kürzen. Dieses Anliegen wurde
unterschiedlich daherkommen.                                                                                                                   wohlwollend akzeptiert.

Ein KEF-Sommer bei der «Roten»?                                                                                                                Kurz und bündig – aber nicht erschöpfend!
So erscheint die «Revue» sechsmal im Jahr mit je einem                                                                                         So halten Sie nun, liebe Leserin, lieber Leser, die erste
halben Dutzend achtseitigen Fachartikeln. Eine nor-                                                                                            von zwei SZOW- Sondernummern in der Hand, die sich
male Revue-Ausgabe umfasst damit (inkl. 20% Wer-                                                                                               von der gewohnten Struktur abheben: Es sind jetzt
bung) rund 60 Seiten. Eine Sondernummer in diesem                                                                                              statt zwei oder drei Hauptartikel deren diesmal fünf
Stil würde damit 48 redaktionelle Seiten beanspru-                                                                                             mit insgesamt zwölf Seiten. Das Thema Kirschessig-
chen – (zu) viel wenn man bedenkt, dass wir in der                                                                                             fl iege wird darin kurz und bündig – wenn auch, wie Sie
«Roten» alle 14 Tage zwei bis drei Fachartikel (Ø 9 Sei-                                                                                       sicher bald merken – nicht erschöpfend behandelt. Wir
ten/Heft) veröffentlichen. Der Rest der im Jahres-                                                                                             möchten an dieser Stelle insbesondere auch Frau
durchschnitt 31 Seiten einer SZOW-Nummer ist für                                                                                               Regula Wolz für die professionelle Übersetzung der
Kurzbeiträge (43%) und Werbung (27%) reserviert.                                                                                               französischen Manuskripte ins Deutsche danken!
                                                                                                                                               Eine ausführlichere KEF-Monografie in französischer
                                                                                                                                               Sprache erscheint in der «Revue» 04/2017 im August
Kompromiss                                                                                                                                     dieses Jahres.                                          ■
Derart rigoros wollten wir unser Sommerangebot
an Fachartikeln nicht auf die KEF-Thematik beschnei-
den. Die Kurzbeiträge sollten aus Rücksicht auf die                                                                                                                             153 . Jah rga
                                                                                                                                                                                              ng    |   14. Juli 201
                                                                                                                                                                                                                     7

                                                                                                                                                                                                                                                                    14

                                                                                                                                                                               Obst- und W                                                      wissen
                                                                                                                                                                                                                                                         trägt

                                                                                                                                                                                          einbau
                                                                                                                                                                                                                                                                 frücht
                                                                                                                                                                                                                                                                          e

                                                                                                       D       E                                                               schwe
                                                                                             S   E                                                                                   izer      zeitsc
                                                                                     I   S                                                                                                            hrift
                                                                             S   U                                                                                                                            für   obst   -

                                             LTURE
                                                                U        E                                                                                                                                                     und   weinb
                                    R   E            V                                                                                                                                                                                     au   (szow),
                                                                                                                                                                                                                                                          wäden

                                     VITICU ULTURE
                                                                                                                                                                                                                                                                swil

                                               IC
                                     ARBOR ULTURE
                                      H O RT I C
                                                                                                                                        N° 4
                                                                                                                                    |
                                                                                                                       L .   4 9
                                                                                                                   V O
                                                                                                           |
                                                                                                   7
                                                                    T                        2 0 1
                                                                O Û
                                                          T – A
                                                    L L E
                                              J U I
                                                                                                                                                               BDW  SOV I
                                        NS

                                                                                                                                                        Agroscope I
                                                GI
                                        | CH AN

                                                                                                                                                                            KEF- Sonder
                                                    A

                                                                                                                                                                                                   ausgabe I
                                            | AM TR      ea
                                                 | Agrid     ora
                                                     pe | Ag

                                                                                                                                                 kii
                                                                                                                                         ila suzu
                                                              Agro sco

                                                                                                 D                                 rosoph
                                                                                         spécial
                                                                                 Dossier

SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17                                                                                                                                                                                                                    5
Obst- und Weinbau 14 - KEF-Sonderausgabe I
Nationales KEF-Monitoring
    Die Kirschessigfliege (KEF, Drosophila suzukii) ist seit 2011 in der Schweiz und verursacht
    jährlich Schäden im Obst- und Weinbau sowie in diversen Beerenkulturen. Seit 2012
    koordiniert Agroscope in Zusammenarbeit mit den kantonalen Fachstellen ein nationales
    KEF-Monitoring (Kuonen and Baroffio 2016). Berater und Produzenten haben so Einblick in
    die Entwicklung des Schädlings und können Bekämpfungsmassnahmen ergreifen.

    Fa bio Kuonen, Agroscope                                 mum. Während des Winters sinkt die Population
    fabio.kuonen@agroscope.admin.ch                          jeweils stark.

    Mit Köderfallen werden periodisch Fangzahlen erfasst,    Beziehung zu meteorologischen Daten
    evaluiert und online publiziert. Sie werden mit meteo-   Die Temperatur beeinflusst die Fänge auf zwei Arten:
    rologischen Daten verglichen und die Populationsver-     Extreme Temperaturen, sowohl heiss als auch kalt,
    läufe in den Kantonen aufgezeigt.                        haben eine Verminderung der Fänge zur Folge. Dies
                                                             geschieht in den Wintermonaten, wenn die Tempera-
                                                             turen unter 0 °C sinken oder während Hitzeperioden
    Vergleich der Jahre auf schweizerischem                  wie im Sommer 2015. Milde Temperaturen begünsti-
    Niveau                                                   gen dagegen die KEF-Entwicklung (Abb. 2).
    Abbildung 1 zeigt, dass der Populationsverlauf jähr-        Die Beziehung zwischen relativer Luftfeuchtigkeit
    lich nach demselben Muster verläuft: Während des         und KEF-Fängen ist in Abbildung 3 dargestellt. Auch
    Frühlings gibt es nur sehr wenige Fänge und die Popu-    hier folgen die Fänge den Fluktuationen der Feuch-
    lation bleibt bis zum Sommer auf niedrigem Niveau.       tigkeit. Da die KEF ein gemässigtes, feuchtes Klima
    Erst im Juni beginnen die Fangzahlen anzusteigen.        bevorzugt, wird ihre Entwicklung durch hohe Luft-
    Dann wachsen die KEF-Populationen sehr schnell ex-       feuchtigkeit begünstigt. Bei niedriger Luftfeuchtigkeit
    ponentiell an und erreichen im Spätherbst ihr Maxi-      scheint die Population zu stagnieren. Jedoch kann

6                                                                 S C HWEIZER ZEITS C HR IFT FÜR OB S T- UND W E I N B AU 1 4 / 1 7
Obst- und Weinbau 14 - KEF-Sonderausgabe I
KIRSCHESSIGFLIEGE

  sich die KEF in sehr trockenen Perioden in feuchtere                                          1 000 000
  Zonen zurückziehen (in Gewässernähe, Wälder …)
  und günstigere Verhältnisse abwarten.
                                                                                                              100 000

   Schlussfolgerungen
 • Das nationale KEF-Monitoring gibt eine Übersicht                                                            10 000

                                                                                       Fänge pro 100 Fallen
   über die Populationsentwicklung des Schädlings
   seit 2012.
 • Die Populationen entwickeln sich jährlich nach                                                                                      1000
   einem ähnlichen Muster mit einem Höhepunkt
   an Fängen im Spätherbst und anschliessendem
   Einbruch im Winter.                                                                                                                                        100
 • Die Entwicklung der KEF verläuft vor allem im
   Temperaturbereich von ca. 8 bis 22 °C (Tagesdurch-
   schnitt). In diesem Bereich wird die Populations-                                                                                                           10
   entwicklung positiv durch die Temperatur sowie
   die Luftfeuchtigkeit beeinflusst.               ■

                                                                                                                                                                1
                                                                                                                                                                            Jan.                Feb. März     Apr.   Mai    Juni     Juli     Aug.   Sep.   Okt.   Nov.   Dez.
   Literatur
                                                                                                                                                                          2012                    2013      2014     2015     2016          2017
  Kuonen F. and Baroffio C.: Monitoring national D. suzukii,
  Agroscope Conthey, 2016.                                                              Abb. 1: Monatliche KEF-Fänge in der Schweiz für 100 Fallen von 2012
                                                                                        bis Mai 2017 (logarithmische Skala).

                         10 000                                                            25                                                                                                10 000                                                                       100

                                                                                                                                                                                                                                                                                Durchschnittliche monatliche rel. Luftfeuchtigkeit (%)
                                                                                                                                                                                                                                                                          90
                                                                                                               Durchschnittliche monatliche Temperatur (°C)

                                                                                           20
                                                                                                                                                                                                                                                                          80
                          1000                                                                                                                                                                1000
                                                                                                                                                                                                                                                                           70
Anzahl Fänge pro Falle

                                                                                                                                                                    Anzahl Fänge pro Falle

                                                                                            15
                                                                                                                                                                                                                                                                          60

                           100                                                             10                                                                                                  100                                                                        50

                                                                                                                                                                                                                                                                          40
                                                                                                     5
                                                                                                                                                                                                                                                                          30
                            10                                                                                                                                                                  10
                                                                                                                                                                                                                                                                          20
                                                                                                    0
                                                                                                                                                                                                                                                                           10

                              1                                                            –5                                                                                                     1                                                                         0
                                   2012     2013    2014       2015      2016   2017                                                                                                                      2012     2013       2014       2015      2016    2017
                                  KEF-Fangzahlen     Mittlere monatliche Temperatur                                                                                                                      KEF-Fangzahlen        Mittlere monatliche Luftfeuchtigkeit

   Abb. 2: Monatliche KEF-Fangzahlen von 2012 bis Mai 2017 pro                                                                                                      Abb. 3: Monatliche Fangzahlen von 2012 bis Mai 2017 pro Falle
   Falle in der Schweiz (blaue Balken) und mittlere monatliche                                                                                                      in der Schweiz (blaue Balken) und mittlere monatliche rel. Luft-
   Temperatur (Durchschnitt der Temperaturen von Güttingen,                                                                                                         feuchtigkeit (Durchschnitt der Luftfeuchtigkeit von Güttingen
   Oeschberg und Biasca; rote Linie). Die Skala für die Fänge                                                                                                       und Oeschberg; grüne Linie). Die Skala für die Fänge (links) ist
   (links) ist logarithmisch.                                                                                                                                       logarithmisch.

                         Nationales Monitoring Drosophila suzukii                                                                                                                                     R É S U M É
                         Les populations de drosophiles du cerisier (Droso-             Les températures extrêmes (périodes de canicule
                         phila suzukii) évoluent chaque année suivant le                en été ou épisodes de gel en hiver) limitent ou ré-
                         même schéma: peu de captures au printemps, déve-               duisent le développement des populations. L’humi-
                         loppement marqué en été, pic de population à la fi n           dité de l’air exerce, dans la plage de températures
                         de l’automne puis chute importante du nombre de                favorables aux drosophiles, une influence positive
                         captures pendant l’hiver. Le nombre de captures                sur le développement des populations.
                         dépend de la température et de l’humidité de l’air.

  SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17                                                                                                                                                                                                                    7
Obst- und Weinbau 14 - KEF-Sonderausgabe I
KIRSCHESSIGFLIEGE

          KEF-Bekämpfung: Wirksamkeit von Fallen,
          Lockstoffen und Netzen
          Die Flüssigkeit «Riga» ist weiterhin der beste in der Schweiz verfügbare Lockstoff für die
          Kirschessigfliege (KEF, Drosophila suzukii), unabhängig davon, ob er in der Überwachungsfalle
          Profatec oder in der Massenfalle Riga eingesetzt wird. Durch Insektenschutznetze kann
          der KEF-Befall deutlich gesenkt werden. Aufgrund der damit verbundenen Veränderungen
          der klimatischen Bedingungen kann dies in feuchten Jahren jedoch die Ausbreitung von
          Pilzkrankheiten begünstigen. All diese Bekämpfungsmassnahmen sind jedoch nicht wirksam,
          wenn sie nicht mit konsequent durchgeführten Hygienemassnahmen verbunden sind.

          Catherine Ba roffio und Fa bio Kuonen, Agroscope,             glichen. Schliesslich konnten den Produzenten wirk-
          Conthey                                                       same wirtschaftliche, auf ihre Bedürfnisse abge-
          Cristina M a r a zzi, K a ntona ler Pfl a nzenschutzdienst,   stimmte Strategien vorgestellt werden (Kehrli et al.
          Bellinzona,                                                   2013, Baroffio et al. 2014, Charlot et al. 2014).
          Sa bine Wiel a nd, Infor a m a, Koppigen
          catherine.baroffio@agroscope.admin.ch
                                                                        Vergleich von Fallen gegen die KEF
          Die Schweiz verfolgt seit 2012 einen eigenen Ansatz zur       Im Wallis und im Tessin wurden verschiedene Fallen
          Bekämpfung der KEF. Dieser beruht auf einem natio-            in Kirschen- und Himbeeren-Parzellen mit je drei
          nalen Überwachungsnetz und einer Bekämpfungs-                 Wiederholungen pro Parzelle getestet. Die amerikani-
          strategie, die Hygienemassnahmen, Massenfallen                schen Fallen Pherocon (www.trece.com) wurden in
          und als letztes Mittel chemische Behandlungen um-             zwei Varianten mit unseren Referenzfallen Profatec
          fasst (Haye et al. 2016). Es wurden mehrere Anläufe           (www.profatec.ch) verglichen. Die Versuche begannen
          unternommen, um die Bekämpfungsmassnahmen zu                  im Oktober 2016 und dauerten acht Wochen.
          verbessern. Verschiedene Arten von Fallen und Lock-              Die beste Kombination war die Falle Pherocon mit
          flüssigkeiten sowie Insektenschutznetzen wurden ver-          der Flüssigkeit Riga. Sie fi ng signifi kant mehr Insekten

8                                                                             S C HWEIZER ZEITS C HR IFT FÜR OB S T- UND W E I N B AU 1 4 / 1 7
Obst- und Weinbau 14 - KEF-Sonderausgabe I
KIRSCHESSIGFLIEGE

als die beiden anderen Varianten. Wurden die beiden                    nen Jahr 2015 waren die unter dem Netz gemessenen
besten Varianten mit gleichen Volumina eingesetzt                      Temperaturen höher als ausserhalb (Abb. 2); aufgrund
(Pherocon + Flüssigkeit Riga und Profatec + Flüssigkeit                der geringen Feuchtigkeit blieben Schäden durch Pilze
Riga), gab es abgesehen vom letzten Datum keinen sig-                  und Krankheiten jedoch aus.                         ■
nifi kanten Unterschied. Es gibt also keinen Grund, auf
                                                                                                  14
die teurere und im Unterhalt aufwendigere Falle

                                                                     Laven auf 50 Früchte/Woche
                                                                                                                                       12
Pherocon überzugehen. Die Schweizer Falle Profatec                                                12
bleibt eine hervorragende Falle für die Überwachung                                               10
der Kulturen.
                                                                                                   8                 7
                                                                                                   6

Vergleich kommerzieller KEF-Lockstoffe                                                             4
Zwei im Handel erhältliche Lockflüssigkeiten wurden                                                2
im Wallis bei Kirschen und Himbeeren über neun                                                                              0                 0
                                                                                                   0
Wochen zum Zeitpunkt der Populationsspitze zwi-
                                                                                                         Kontrolle       Netz
schen Ende September bis Ende November 2016 mit
drei Wiederholungen pro Kultur getestet. Die Lock-                      Abb. 1: Durchschnittliche Anzahl Larven in 50 Früchten
flüssigkeit «Riga» ist besonders wirksam bei Kirschen-                  in den beiden Verfahren (Kontrolle und Schutz durch
kulturen und ergibt signifi kant mehr Fänge als «Bio-                   Netze) mit zwei Wiederholungen in Dürrenroth (BE).
iberica». Die Ergebnisse bei Himbeerkulturen zeigen
keine signifi kanten Unterschiede zwischen den bei-                                               20.2
                                                                     Durchschnittstemperatur °C

den Lockflüssigkeiten. Die gegenwärtig im Handel er-                                              20.1
hältliche Formulierung von Bioiberica wurde gegen-
                                                                                                  20.0
über der getesteten Formulierung verbessert. Zum ge-
genwärtigen Zeitpunkt bleibt Riga weiterhin unser                                                 19.9
Lockstoff-Standard.                                                                               19.8

                                                                                                  19.7

Wirksamkeit von Netzen gegen die KEF                                                              19.6

bei Heidelbeeren                                                                                  19.5
Die Wirksamkeit eines Insektenschutznetzes wurde                                                             ausserhalb des Netzes   unter dem Netz
auf zwei Heidelbeerparzellen (eine in Sant’Antonino                     Abb. 2: Durchschnittliche Temperaturen vom 16. 3.
im Tessin, die andere in Dürrenroth im Kanton Bern)                     bis 23. 11. 2015 in den beiden Verfahren (Kontrolle
geprüft. Im Versuch in Dürrenroth wurden Tempe-                         und Schutz durch Netze) in Dürrenroth (BE).
ratursonden eingesetzt. Die Fänge im Tessin waren
deutlich höher. In beiden Fällen erwies sich der Schutz
                                                                     Literatur
mit einem Netz als wirksam. Weder im Kanton Bern
                                                                     Baroffio C., Richoz P., Fischer S., Kuske S., Linder C. und Kehrli P.:
(Abb. 1) noch im Tessin wurde eine Larve unter dem                   Monitoring Drosophila suzukii in Switzerland in 2012. Journal of
Netz gefunden.                                                       Berry Research 4 (1), 47–52, 2014.
   Insektennetze sind eine wirksame Massnahme ge-
                                                                     Charlot G., Weydert C., Millan M., Brachet M. und Warlop F.: Nets
gen D. suzukii; sie erfordern allerdings eine konse-                 and covers to protect cherry trees from rain and insects.
quente Anwendung: Um jedes Eindringen der KEF zu                     Proceedings of the 16th International Conference on Organic
verhindern, muss das Netz immer korrekt montiert                     Fruit-Growing, Ecofruit, 222-227. 2014. http://www.ecofruit.
und unbeschädigt sein. Vor dem Anbringen des Netzes                  net/2014/36SC_ Charlot_cherry_nets_covers_p222–227.pdf.
müssen strenge Hygienemassnahmen und eine Insek-                     Haye T., Girod P., Cuthbertson A. G. S., Wang X., Daane K. M.,
tizidbehandlung durchgeführt werden, um sicherzu-                    Hoelmer K., Baroffio C., Zhang J.P. and Desneux N.: Current SWD
stellen, dass der Raum unter dem Netz KEF-frei ist.                  IPM tactics and their practical implementation in fruit crops
   Das Anbringen eines Netzes kann das Klima im ge-                  across different regions around the world. J. Pest. Sci., 1–9, 2016.
schützten Bereich verändern und die im Allgemeinen                   Kehrli P., Fischer S., Linder C., Samietz J. and Baroffio C.
höheren Temperaturen begünstigen die Entwicklung                     The Swiss approach to combat Drosophila suzukii.
von Krankheiten. Im besonders warmen und trocke-                     IOBC wprs Bulletin 91, 303–304. 2013.

   Lutte contre Drosophila suzukii:
   effi cacité des pièges, des attractifs et des fi lets                                                                 R É S U M É
  Drosophila suzukii cause de considérables pertes                      doit être améliorée, car elle ne garantit pas une pro-
  économiques particulièrement dans les cultures de                     tection suffisante des récoltes dans les situations cri-
  cerises et de petits fruits. La Suisse possède une ap-                tiques. Plusieurs essais visant à évaluer l’efficacité
  proche fonctionnelle de gestion de ce ravageur qui                    des outils de lutte ont été réalisés en 2015 et 2016.

SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17                                                                                           9
Obst- und Weinbau 14 - KEF-Sonderausgabe I
KIRSCHESSIGFLIEGE

          Grosse Unterschiede in der KEF-Anfälligkeit
          von Rebsorten
          Mit Hilfe der kantonalen Fachstellen für Weinbau wurden 2015 und 2016 gegen 250’000
          Traubenbeeren in über 600 Parzellen auf Eier der Kirschessigfliege (KEF, Drosophila suzukii)
          überprüft. Die Datenauswertung zeigt, dass die Anfälligkeit der Trauben mit der Beerenreife
          steigt, dass insbesondere die roten Rebsorten Acolon, Cabernet Dorsa, Cornalin, Divico,
          Dornfelder, Dunkelfelder, Galotta, Garanoir, Humagne rouge, Mara, Regent und Syrah stärker
          gefährdet sind und dass weichhäutige Rebsorten vermehrt befallen werden.

          Patrik Kehrli und Christi a n Linder, Agroscope, Nyon;        (Kehrli et al. 2017), obwohl es im August und September
          Fa bi a n Ca henzli und Cl audi a Da niel, Forschungsinsti-   2016 zu zahlreicheren Fängen von Adulttieren als 2014
          tut für Biologischen L a ndbau, Frick                         kam. Die Eiablage auf Traubenbeeren blieb in den ver-
          patrik.kehrli@agroscope.admin.ch                              gangenen zwei Jahren gering und es kam relativ selten
                                                                        und nur sehr lokal zu nennenswertem Befall. In diesem
                                                                        Artikel fassen wir die von Agroscope und vom For-
          Im Jahr 2014 sorgte die KEF im Schweizer Weinbau für          schungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) ge-
          grosse Sorge bei den Weinbauern, da sie das Auftreten         sammelten Erfahrungen zur Anfälligkeit verschiede-
          eines neuen bedeutenden Schädlings befürchteten.              ner Rebsorten gegenüber D. suzukii im Schweizer Wein-
          Die Situation blieb 2015 und 2016 aber relativ ruhig          bau zusammen.

10                                                                           S C HWEIZER ZEITS C HR IFT FÜR OB S T- UND W E I N B AU 1 4 / 1 7
Obst- und Weinbau 14 - KEF-Sonderausgabe I
100
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          KIRSCHESSIGFLIEGE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     a: 2015
                                     80
% Parzellen mit Eiablage

                                     60
                                                                                                                 17
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  7
                                     40        11
                                                                                                                                                                                              19
                                                                                                                                                                            7
                                                                                                                                                                                                                                   43                                               28                                                     44
                                     20                                                                                                                                                                                                                                                                                       41                                                                                                      32
                                                                                                                                                 7                                                                                                    21
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 107                           12
                                                                                                                                                                                                                   10
                                       0

                                     100
                                               11
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    b: 2016
                                                                                  5                             25
% Parzellen mit Eiablage

                                     80                                                                                                        12                       11                   20
                                                                                                                                                                                                                   11
                                     60                                                                                                                                                                                            50
                                                                                                                                                                                                                                                     17                            25                      10                 52           72
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  7
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Abb. 1: Prozentualer Anteil der Par-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     5                          5
                                     40                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           43                                                                                                   zellen mit KEF-Eiablage im Schweizer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                154                                                                                    Weinbau bei den geprüften Rebsorten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               9
                                     20                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              6                                 a) 2015 und b) 2016. Orange = %
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       der Parzellen mit erreichter Schad-
                                       0                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                6              schwelle (4% der Beeren befallen);
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       blau = % der Parzellen mit Eiablage
                                                                                                               Dunkelfelder

                                                                                                                                                                                                                                   Garanoir

                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Dornfelder

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Blauburgunder

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Diolinoir
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              GUTEDEL
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Gamay

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      MÜLLER-THURGAU
                                                                                                                                               Regent

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Merlot

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Gamaret
                                                                             Dakapo

                                                                                                                                                                                                                  Divico

                                                                                                                                                                                                                                                    Cornalin
                                            Cabernet Dorsa

                                                                                                                                                                      Mara

                                                                                                                                                                                                                                                                                   Syrah

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Galotta

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Acolon

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Muscat bleu
                                                                                                                                                                                             Humagne rouge

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       unter der Schadschwelle von 4%,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       weisse Rebsorten in GROSSBUCH-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       STABEN und mattiert; Zahlen über
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       den Balken = Anzahl untersuchte
                                                  Schadschwelle erreicht                                                                                                                                     Mit Eiablage, aber unter Schadschwelle                                                                                                                                                                                                                                                                                    Parzellen.

                                     40                                                                                                                                    11
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               2015                               2016
% Beeren mit Eiablage bei der Lese

                                      35

                                     30

                                      25        11
                                                                                                                  25
                                     20
                                                                                                                                                12                                              20
                                      15                                                                                                                                                                                                                                                                          10

                                      10                                                                    17                                                                                                                                                                                              7                                                                            5                             5
                                                                                   5                                                                                                                                                                                                   25                                                      72
                                           11                                                                                                                                                                        11             50                                                                                                                                                                                                                                              9
                                                                                                                                                                                                                                                    17                                                                         52
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     7
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   43
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Abb. 2: Prozentualer Anteil der kont-
                                       5                                                                                                                                                                                           43                                                                                                                                                                                                            154
                                                                                                                                           7                          7                19                                                              28                                                                    41 44                                                                                                32                                                                        6                          rollierten Beeren mit KEF-Eiablage
                                                                                                                                                                                                               10                                  21                                                                                                                                                                                           107 12                                                                      6
                                       0                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               nach Rebsorte im Schweizer Weinbau
                                                                                                               Dunkelfelder

                                                                                                                                                                                                                                   Garanoir

                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Dornfelder

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Blauburgunder

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Diolinoir
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              GUTEDEL

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      MÜLLER-THURGAU
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Gamay
                                                                                                                                               Regent

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Merlot

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Gamaret
                                                                             Dakapo

                                                                                                                                                                                                                  Divico

                                                                                                                                                                                                                                                    Cornalin
                                            Cabernet Dorsa

                                                                                                                                                                      Mara

                                                                                                                                                                                                                                                                                   Syrah

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Galotta

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Acolon

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Muscat bleu
                                                                                                                                                                                             Humagne rouge

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       2015 und 2016 (Ø ± Standardabwei-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       chung). Weisse Rebsorten in GROSS-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       BUCH STABEN und mattiert; Zahlen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       über den Balken = Anzahl untersuchte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Parzellen.

                                     100
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   90                                                                                                                          2015                               2016
% Beeren mit Eiablage bei der Lese

                                                                                                                                                                     84
                                     80

                                                                                                               62
                                     60
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                48 48

                                     40
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          28
                                                                                                                                 24
                                     20
                                                                                                                                                                                                                12
                                                 8                                                                                                                                    6                                                                                                  6                               8                                                                                                                 6      6                                                                         6
                                                                                                                                                      4 4                                              2                                           2                                                                            2 2                                           24                                                                                                                            4
                                       0                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Abb.3: Prozentualer Anteil der geprüf-
                                                                                                                                                                                                              Diolinoir

                                                                                                                                                                                                                                              Dornfelder

                                                                                                                                                                                                                                                                                   Dunkelfelder
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Frühburgunder

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Garanoir
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           GUTEDEL
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Gamay

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              MÜLLER-THURGAU
                                                             Blauburgunder 2-45

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Gamaret

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Merlot
                                                                                                                                                                                               Dakapo

                                                                                                                                                                                                                          Divico
                                                                                                                                                                                                                                   Dolcetto

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Kimisch Lutshitsii
                                           Acolon

                                                                                  Blauburgunder Mariafeld
                                                                                                            Bondoletta
                                                                                                                              Cabarnet Dorsa

                                                                                                                                                                                  Cornalin

                                                                                                                                                                                                                                                           Dreifarbiger Heunisch

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Galotta

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Lagrein
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Mara

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Muscat bleu

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Schiava
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Syrah
                                                                                                                                                Cabernet Mitos

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Humagne rouge
                                                                                                                                                                 Chasselas rose

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Gamay précoce

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Muscat rose

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ten Beeren mit KEF-Eiablage nach
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Rebsorte zum Zeitpunkt der Weinlese
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       im Rebberg von Agroscope in Pully
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       in den Jahren 2015 und 2016. Weisse
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Rebsorten in GROSSBUCH STABEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       und mattiert.

    SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   11
Obst- und Weinbau 14 - KEF-Sonderausgabe I
KIRSCHESSIGFLIEGE

          Überwachung des Schweizer Weinbaus                         weisen im Schweizer Weinbau insbesondere die dunk-
          Zur Überwachung der KEF-Eiablage prüften Agro-             len Rebsorten Acolon, Cabernet Dorsa, Cornalin,
          scope und die kantonalen Fachstellen 2015 mehr als         Divico, Dornfelder, Dunkelfelder, Galotta, Garanoir,
          90’000 Traubenbeeren in 500 Parzellen und 2016 mehr        Humagne rouge, Mara, Regent und Syrah das höchste
          als 150’000 Beeren in 600 Parzellen. Die Zahl der durch    Befallsrisiko auf. Von allen untersuchten, hierzulande
          die KEF befallenen Parzellen war 2016 höher als 2015       wirtschaftlich bedeutenden Sorten ist einzig Gamay
          (Abb. 1). In beiden Jahren wurden die ersten Eiablagen     von einem moderaten Risiko betroffen. Je nach Ge-
          in der zweiten Augusthälfte beobachtet und der Befall      sundheit der Weinstöcke und je nach den Umweltbe-
          stieg mit zunehmender Beerenreife bis zum Beginn           dingungen bestehen innerhalb der Parzellen einer
          der Traubenlese.                                           Rebsorte jedoch grosse Unterschiede bezüglich des
             Ebenso konzentrierte sich der Befall auf rote Reb-      KEF-Befalls.
          sorten (Abb. 1 und 2). 2015 wurden KEF-Eiablagen in
          mehr als 30% der Parzellen mit Cabernet Dorsa, Dun-
          kelfelder, Humagne rouge und Dornfelder festgestellt       Dank
          (Abb. 1a). 2016 waren mindestens 60% der Parzellen         Die Autoren bedanken sich bei Corrado Cara, Yaëlle
          mit Cabernet Dorsa, Dakapo, Dunkelfelder, Regent,          Cruchon, Michael Kobelt, Nicola Stäheli und Olivier
          Mara, Humagne rouge und Divico durch KEF-Befall            Vonlanthen (alle Agroscope) sowie bei den kantonalen
          betroffen (Abb. 1b). Die Schadschwelle, die bei 4% der     Fachstellen für Weinbau und den beteiligten Wein-
          Beeren mit Eiablage festgelegt ist, wurde bei 40% der      bauern für die enge Zusammenarbeit bei der Über-
          Parzellen mit Cabernet Dorsa, Dunkelfelder, Regent,        wachung des Schweizer Weinbaus.                    ■
          Mara, Humagne rouge, Divico, Syrah, Galotta und
          Acolon erreicht oder überschritten. Der Befall bei der     Literatur
          Weinlese war am ausgeprägtesten bei den Rebsorten          Kehrli P., Cruchon Y., Stäheli N., Cara C. und Linder C.:
          Cabernet Dorsa, Dunkelfelder, Dornfelder, Regent,          Drosophila suzukii: un ravageur principal du vignoble?
                                                                     Revue Suisse de Viticulture Arboriculture Horticulture 49 (1),
          Mara und Humagne rouge (Abb. 2).
                                                                     67–69, 2017.

          Beobachtungen an einer Auswahl von
          Rebsorten
          Im Rebberg von Agroscope in Pully (VD) wurde die Ent-
          wicklung der Eiablage von D. suzukii 2015 und 2016 bei
          mehreren Rebsorten verfolgt. In beiden Beobachtungs-
          jahren konzentrierte sich der Befall auf Rebsorten für
          Rot- und Roséweine. Am stärksten von der KEF betrof-
          fen waren die Sorten Gamay précoce, Chasselas rose,
          Bondoletta, Kimisch Lutshitsii, Humagne rouge, Caber-
          net Dorsa und Diolinoir (Abb. 3). Sowohl 2015 als auch
          2016 nahm die Befallsrate mit zunehmender Zähigkeit
          der Beerenhaut – je nach Rebsorte – deutlich ab.

          Schlussfolgerungen
          Die mehrjährige Erfahrung bestätigt, dass Trauben
          nicht auf dem bevorzugten Menüplan von D. suzukii
          stehen und dass die Rebe als sekundäre Wirtspflanze
          zu betrachten ist. Trotzdem kann es zur Ablage von
          Eiern in Beeren kommen. Neben einigen seltenen Sor-
          ten (Bondoletta, Chasselas rose, Kimisch Lutshitsi etc.)

            Drosophila suzukii: De grandes différences dans
            la fragilité des variétés des cépages                                           R É S U M É
            Avec l’aide des services cantonaux presque               Cabernet Dorsa, Cornalin, Divico, Dornfelder,
            250’000 baies dans plus que 600 parcelles ont été        Dunkel felder, Galotta, Garanoir, Humagne rouge,
            échantillonnées en 2015 et 2016 afi n de détecter        Mara, Regent et Syrah subissent un risque plus
            les pontes de D. suzukii. L’analyse de ces données       élevé et que les cépages à pellicule tendre sont plus
            montre que la sensibilité du raisin augmente avec        fortement attaqués par D. suzukii.
            la maturation, que les cépages rouges Acolon,

12                                                                          S C HWEIZER ZEITS C HR IFT FÜR OB S T- UND W E I N B AU 1 4 / 1 7
KIRSCHESSIGFLIEGE

  Umfrage Kirschessigfliege 2016:
  Kirschen, Zwetschgen und Trauben
    Die Obst- und Traubenproduzenten mussten in den letzten Jahren lernen, mit dem erhöhten
    Risiko eines Kirschessigfliegen- (KEF) Befalls umzugehen. Trotz zahlreicher Bekämpfungs-
    mass nahmen können die Schäden hoch sein und im schlimmsten Fall zum Ernteabbruch
    führen. Um die Steinobstproduzenten und Winzer bestmöglich zu beraten, sind Informationen
   aus der Praxis nötig. Aus diesem Grund führten die Eidgenössische Technische Hochschule
  (ETH) Zürich und Agroscope gemeinsam eine Umfrage bei Steinobstproduzenten und
   Winzern durch.

   L a dina Kna pp, M a nuel a Mer a ner und Robert Finger,                              stammanlagen, 32 % sowohl Nieder- wie auch Hoch-
   Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich                                     stamm-/Feldobstanlagen und 28 % nur Hochstamm-/
   Esther Br av in, Agroscope                                                            Feldobst-Anlagen, 4 % machten keine Angaben zur
    knappl@ethz.ch                                                                       Betriebsstruktur. Aufgrund der grossen Unterschiede
                                                                                         im Anbau werden die angewandten Strategien der
  Im Jahr 2014 verursachte die KEF erstmals wirtschaft-                                  Kirschenproduzenten für Hoch- und Niederstamm-
  liche Schäden in Schweizer Steinobstkulturen, bei                                      anlagen separat ausgewertet. Bei den Zwetschgen-
  Trauben und Beeren. Es fehlten jedoch Informationen                                    produzenten war der Anteil der Teilnehmer mit
  über die Grössenordnung der Schäden und die Wirk-                                      Hochstammanlagen sehr gering; daher werden die
  samkeit der eingesetzten Bekämpfungsmassnahmen.                                        Resultate der Zwetschgenumfrage für Hoch- und
  Deswegen befragten die kantonalen Fachstellen un-                                      Niederstammanlagen zusammengefasst.
  mittelbar nach dem ersten Auftreten Produzenten zu                                        Obwohl die Umfrage durch die kantonalen Fach-
  ihren Strategien und zur Befallssituation. 2015 wurde                                  stellen schweizweit durchgeführt wurde, gab es kanto-
  diese Umfrage auf nationaler Ebene von Agroscope                                       nal grosse Schwankungen in der Teilnehmerzahl. Die
  mit Hilfe der kantonalen Fachstellen durchgeführt,                                     wichtigsten Anbaugebiete konnten durch die Befra-
  2016 gemeinsam mit der ETH im Rahmen des Projekts                                      gung aber abgedeckt werden. So kommt ein grosser
  DROSOPHRISK wiederholt und erweitert. 2016 wur-                                        Teil der teilnehmenden Kirschenproduzenten aus dem
  den für Kirschen, Zwetschgen und Trauben getrennte                                     Aargau, Baselland und Zürich. Die Kirschenproduzen-
  online-Umfragen durchgeführt. Das Projekt wird 2017                                    ten aus dem Wallis sind jedoch untervertreten. Die
  mit schweizweiten Umfragen für Kirschen-, Zwetsch-                                     teilnehmenden Zwetschgenproduzenten stammen
  gen-, Trauben- und Beerenproduzenten weiter verfolgt.                                  am häufigsten aus den Kantonen Thurgau, Aargau
     Die an der Umfrage 2016 teilnehmenden Produzen-                                     und Luzern. Der grösste Anteil der teilnehmenden
  ten bewirtschaften durchschnittlich 0.77 ha Kirschen;                                  Winzer kommt aus den Kantonen Tessin, Waadt und
  0.46 ha Zwetschgen und 3.64 ha Trauben. 36% der                                        Aargau. Zürich, Schaffhausen und Thurgau sind bei
  befragten Kirschenproduzenten haben nur Nieder-                                        den Winzern untervertreten.

                            100

                            90
Angewandte Massnahmen (%)

                            80

                             70

                            60

                            50

                            40

                            30

                            20

                             10

                              0
                                      Insektizideinsatz           Hygienemassnahmen/              Insektennetz             Massenfang
                                                                vorbeugende Massnahmen                                    mit Becherfallen
                                  Kirschen Niederstammanlagen    Kirschen Hochstamm/Feldobst   Zwetschgen    Trauben

   Abb. 1: Massnahmen bei Kirschen (Niederstamm und Hochstamm/Feldobst), Zwetschgen und Trauben.

   SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17                                                                            13
KIRSCHESSIGFLIEGE

                      100                                                                                                                                       100

                           90                                                                                                                                        90

                           80                                                                                                                                        80

                           70                                                                                                                                        70
          KEF-Befall (%)

                                                                                                                                                    KEF-Befall (%)
                           60                                                                                                                                        60

                           50                                                                                                                                        50

                           40                                                                                                                                        40

                           30                                                                                                                                        30

                           20                                                                                                                                        20

                           10                                                                                                                                        10

                            0                                                                                                                                         0
                                     (5%)

                                             (4%)

                                                      (4%)

                                                             (3%)

                                                                      (16%)

                                                                               (12%)

                                                                                                (4%)

                                                                                                                   (15%)

                                                                                                                                   (10%)

                                                                                                                                            (10%)

                                                                                                                                                                            (11%)

                                                                                                                                                                                             (15%)

                                                                                                                                                                                                        (2%)

                                                                                                                                                                                                                   (10%)

                                                                                                                                                                                                                             (8%)

                                                                                                                                                                                                                                             (12.5%)

                                                                                                                                                                                                                                                            (20%)

                                                                                                                                                                                                                                                                                (10%)

                                                                                                                                                                                                                                                                                          (4%)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  (5%)
                                                              Star

                                                                                       Schauenburger
                                 Merchant

                                                                                                                                                                                                                                                                                        Tophit
                                                                                                                                                                                                                                    Frühe Fellenberg

                                                                                                                                                                                                                                                       Fellenberg
                                                    Vanda

                                                                     Kordia

                                                                              Regina

                                                                                                       Verarbeitung- und
                                                                                                        Schüttelkirschen

                                                                                                                           Brennkirschen

                                                                                                                                                                           Tegera

                                                                                                                                                                                                     Felsina

                                                                                                                                                                                                                           Hanita

                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Elena
                                            Grace

                                                                                                                                           Andere

                                                                                                                                                                                    Cacaks Schöne

                                                                                                                                                                                                               Dabrovice

                                                                                                                                                                                                                                                                    Cacaks Fruchtbare
                           Kein Befall         1 bis 10% Befall               Mehr als 10% Befall                                                                    Kein Befall            1 bis 19% Befall                    Mehr als 19% Befall

           Abb. 2: KEF-Befall bei Kirschen (Ernte 2016).                                                                                             Abb. 3: KEF-Befall bei Zwetschgen (Ernte 2016).
           In Klammern: Prozentualer Anteil der Kirschensorte                                                                                        In Klammern: prozentualer Anteil der Zwetschgen-
           an der gesamten Kirschenanbaufläche der Umfrage.                                                                                          sorte an der gesamten Zwetschgenanbaufläche
                                                                                                                                                     der Umfrage.

          Vielfältige Strategien                                                                                                                     sorten wie Schauenburger, Star oder Brennkirschen
           Erste wichtige Erkenntnis der Umfrage ist, dass Stein-                                                                                    den höchsten Befall zeigten (Abb. 2). Bei den vor Star
           obstproduzenten (Kirschen und Zwetschgen) und                                                                                             reifenden Sorten trat hingegen weniger Befall auf.
           Winzer verschiedene Bekämpfungsstrategien für ver-                                                                                        35% der Kirschenproduzenten mit mehr als 10% Befall
           schiedene Sorten einsetzen. Die angewandten Strate-                                                                                       brachen die Ernte ab.
           gien wurden daher pro Sorte abgefragt und ausgewer-                                                                                          Bei Zwetschgen ist ebenfalls ein höherer Befalls-
           tet. In Abbildung 1 ist die Häufigkeit der eingesetzten                                                                                   druck bei späteren Sorten zu erkennen. Fellenberg,
           Massnahmen dargestellt.                                                                                                                   Frühe Fellenberg und Elena werden am stärksten von
              Zur Bekämpfung der KEF setzten die Steinobstpro-                                                                                       der KEF befallen (Abb. 3).
           duzenten 2016 am häufigsten Insektizide und Hygiene-                                                                                         Kein erhöhter Befallsdruck ist bei späten Trauben-
           massnahmen bei der Ernte ein. Insektennetze wurden                                                                                        sorten zu erkennen. 50% der Blauburgunderprodu-
           von Kirschenproduzenten auf Niederstammanlagen                                                                                            zenten gaben an, einen Befall von mehr als 5% gehabt
           am meisten verwendet. Die bereits existierende Infra-                                                                                     zu haben. Stark befallen waren auch Gamay und Gara-
           struktur (Regendach) ermöglicht hier eine Einnet-                                                                                         noir, am wenigsten Weissburgunder, Chasselas und
           zung der Niederstammanlagen mit relativ begrenz-                                                                                          Chardonnay, die als weisse Trauben weniger attraktiv
           tem Aufwand (vgl. Peterhans 2015). Bei Zwetschgen                                                                                         für die KEF (Abb. 4) scheinen.
           wurden 11% der Sorten mit Insektennetzen geschützt.
           Die Winzer setzten deutlich weniger häufig auf die Be-
           kämpfung der KEF durch Insektizide, Insektennetze                                                                                          Kosten und Informationen
           und Massenfang mit Becherfallen, jedoch gaben mehr                                                                                         der Produzenten
           als 60% an, vorbeugende Massnahmen (wie Auslauben                                                                                         Die Produzenten schätzen die Zunahme der Produk-
           der Traubenzone und Mähen/Mulchen) angewandt                                                                                              tionskosten wegen der KEF auf 1 bis 19% pro Kilo-
           zu haben. 65% der Kirschenproduzenten führten Be-                                                                                         gramm Erntegut. Die zusätzlichen Kosten können
           falls-Kontrollen durch (bei Zwetschgen 50%, bei Trau-                                                                                     durch vorbeugende Massnahmen und Bekämpfungs-
           ben 34%).                                                                                                                                 strategien sowie durch Ernte- oder Qualitätsverluste
                                                                                                                                                     aufgrund des Befalls entstehen. Die befragten
                                                                                                                                                     Steinobstproduzenten und Winzer informierten sich
            Befall: Grosse Sortenunterschiede                                                                                                        hauptsächlich über die Dokumentationen der kanto-
           Aufgrund der unterschiedlichen Reifezeitpunkte der                                                                                        nalen Fachstellen (80%) und von Agroscope (75% bzw.
           Sorten gibt es bei Kirschen grosse Befallsunterschiede.                                                                                   60%). Ausserdem ist der Austausch mit anderen Pro-
           Bereits bei der Auswertung der Umfrage 2015 wurde                                                                                         duzenten wichtig. Rund 40% der Steinobstprodu-
           ersichtlich, dass Frühsorten weniger befallen waren                                                                                       zenten und Winzer gaben an, sich bei anderen Produ-
           als Spätsorten (Bravin et. al 2016). So zeigen auch die                                                                                   zenten zu informieren.
           Ergebnisse der Umfrage 2016, dass späte Kirschen-

14                                                                                                                                                                        S C HWEIZER ZEITS C HR IFT FÜR OB S T- UND W E I N B AU 1 4 / 1 7
KIRSCHESSIGFLIEGE

            100
                                                                          DROSOPHRISK
                 90                                                       Im Projekt DROSOPHRISK werden Faktoren untersucht, die
                                                                          darüber entscheiden, welche Risikomanagementstrategien
                 80
                                                                          in der Schweiz angewendet und welche Schäden von der
                 70                                                       KEF verursacht werden. Steinobst,- Beeren- und Trauben-
                                                                          produzenten werden zur Einschätzung des Risikos, zur
KEF-Befall (%)

                 60                                                       Umsetzung betrieblicher Strategien, zur Wirksamkeit ver-
                                                                          schiedener Massnahmen und zu Eigenschaften des
                 50
                                                                          Betriebs befragt. Ziel ist es, Schäden zu quantifi zieren,
                 40                                                       Strategien besser zu verstehen und daraus Entscheidungs-
                                                                          instrumente für die Landwirte zu entwickeln. In einer
                 30                                                       landesweiten Befragungsserie werden über drei Jahre
                                                                          für vier gefährdete Kulturen (Beeren, Kirschen, Zwetsch-
                 20
                                                                          gen und Trauben) die Verluste und die bisher angewandten
                 10                                                       Strategien gegen die KEF erfasst. Im interdisziplinären
                                                                          DROSOPHRISK arbeiten Forschende aus den Bereichen
                  0                                                       Ökonomie und Entomologie eng mit der Beratung und
                                                                          Produktion zusammen. Das Projekt wird durch eine Be-
                                   (1%)

                                  (3%)

                                 (36%)

                                 (20%)

                                  (4%)

                                 (10%)

                                 (10%)

                                  (2%)

                                   (1%)

                                  (6%)

                                  (4%)
                              Garanoir

                       Weissburgunder

                        Blauburgunder

                        Grauburgunder
                                Gamay

                           Chardonnay
                              Gamaret

                                Merlot

                               Riesling
                       Sauvignon blanc
                             Chasselas

                                                                          gleitgruppe aus Beratung, Branche, Forschung und Behör-
                                                                          den unterstützt.

                                                                          Mehr Informationen: www.aecp.ethz.ch/research/droso-
                                                                          phrisk.html

                 Kein Befall   1 bis 5% Befall   Mehr als 5% Befall

 Abb. 4: KEF-Befall bei Trauben (Ernte 2016).
 In Klammern: prozentualer Anteil der Traubensorte an
 der gesamten Traubenanbaufläche der Umfrage.

  Nächste Schritte 2017 und 2018                                        Literatur
 Die Befragung soll in den nächsten zwei Jahren wieder-                 Bundesamt für Landwirtschaft, Flächenstatistiken Obstbau,
 holt werden. Wir hoffen dabei weiterhin auf die Unter-                 https:/www.obst.admin.ch, 2016.
 stützung der Produzenten.                                              Arbeitsgruppe Kirschessigfl iege (Begleitgruppe Steinobst),
                                                                        Bekämpfungsstrategie gegen Drosophila suzukii in Steinobstkul-
                                                                        turen, Agroscope Merkblatt 57/2017.
  Dank                                                                  Bravin E., Gremminger F., Eder R., Mazzi D. und Kuske S.:
 Die Autoren danken den Produzenten, die an der                         Kirschessigfl iege: Strategien, Befall und Schäden im Steinobst.
 Umfrage teilgenommen haben, den Verantwortlichen                       Schweizer Z. Obst-Weinbau 14, 8 –11, 2016.
 der kantonalen Fachstellen sowie Patrik Kehrli und                     Peterhans R.: Ökonomische Bewertung der Schäden durch die
 Christian Linder von Agroscope für die ausgezeich-                     Kirschessigfl iege in der Schweiz; Bern, Hochschule für Agrar-,
 nete Zusammenarbeit.                             ■                     Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Schweiz, 2015.

                 Mouche du vinaigre 2016: état des lieux pour les cerises,
                 les prunes et le raisin                                                      R É S U M É

                 Les producteurs de fruits et de raisin ont dû ap-      les cerises et les prunes précoces étaient nettement
                 prendre à gérer un risque accru d’infestation par la   moins touchées que les variétés tardives et dans
                 mouche du vinaigre ces dernières années. L’Ecole       les vignobles, la mouche drosophile marquait une
                 polytechnique fédérale de Zurich (ETH) et Agro-        préférence pour les cépages rouges. Les produc-
                 scope ont mené conjointement une enquête auprès        teurs et les viticulteurs estiment que la lutte contre
                 de producteurs de fruits à noyaux et de viticulteurs   la mouche du vinaigre a fait monter les coûts de
                 au sujet de la récolte de 2016. Les producteurs de     production de 1 à 19% par kilogramme récolté. Le
                 fruits à noyaux ont indiqué les insecticides et des    projet DROSOPHRISK a pour objectif de long terme
                 mesures d’hygiène à la récolte comme mesures de        de quantifier les dommages, de mieux comprendre
                 lutte les plus fréquentes, tandis qu’une majorité de   les choix stratégiques et d’élaborer sur cette base
                 viticulteurs a misé sur les mesures préventives. Le    les meilleures stratégies pour les producteurs. L’en-
                 taux d’infestation dépend fortement des variétés:      quête va être répétée dans les deux ans à suivre.

 SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17                                                                        15
KIRSCHESSIGFLIEGE

          Alternativen zur chemischen
          KEF-Bekämpfung: zum Beispiel Kalk
          Im Kampf gegen die Kirschessigfliege (KEF, Drosophila suzukii) verfolgt die Schweiz einen
          Ansatz, der auf einem nationalen Überwachungsnetz und einer Bekämpfungsstrategie
          mit verschiedenen Massnahmen beruht (Baroffio 2016). Zur Verbesserung dieser Strategie
          werden weitere Methoden getestet. Dieser Beitrag befasst sich mit der Anwendung von Kalk,
          dessen starke Basizität abstossend bzw. maskierend wirkt und es den Insekten erschwert,
          die Früchte zu lokalisieren.

          Mél a nie Dorsa z, Serge Fischer, Agroscope               einem 1 m3 grossen Käfig in einem klimatisierten Raum
          melanie.dorsaz@agroscope.admin.ch                         mit konstanten Bedingungen (22 °C; 65–70 % relative
                                                                    Luftfeuchtigkeit und 16/24h Tageslänge) durchgeführt.
                                                                    Die Erdbeeren wurden auf einem Kunststoffrahmen
          Die Versuche wurden mit Löschkalk (Nekapur 2®) der        =verteilt und befanden sich hinter einem Netz aus
          Firma KFN in der Dosierung 1.8 kg verdünnt in 1000 L      klebrigen Perlon-Fäden.
          Wasser pro Hektare durchgeführt. Die eingesetzten            Die Ergebnisse zeigen, dass die Erdbeeren nach der
          KEF stammten aus der Zucht von Agroscope in Chan-         Kalkbehandlung tendenziell, aber statistisch nicht sig-
          gins. Sie wurden in klimatisierten Räumen bei 23 °C,      nifi kant weniger attraktiv für die KEF sind (Abb. 1).
          einer Luftfeuchtigkeit von 65 bis 70% und einer Tages-
          länge von 16 h gezüchtet. Die Laborversuche wurden
          mit Erdbeeren und Heidelbeeren aus dem Handel             Ovizide Wirkung von Löschkalk auf
          durchgeführt. Die Halbfreilandversuche erfolgten          Heidel beeren (Laborversuch)
          mit Pflanzenmaterial von Agroscope in Conthey.            In diesem Versuch wurde unter denselben Bedingun-
                                                                    gen wie beim vorhergehenden Test untersucht, ob
                                                                    Löschkalk eine abtötende Wirkung auf KEF-Eier hat.
          Mit Löschkalk behandelte Erdbeeren – we-                  40 Heidelbeeren wurden während 24 Stunden in einen
          niger attraktiv für die KEF? (Laborversuch)               Käfig mit 50 befruchteten KEF-Weibchen gegeben. Die
          Ziel dieses Versuchs war herauszufi nden, ob die          abgelegten Eier wurden ausgezählt. Anschliessend
          Attrak tivität der Früchte für die KEF durch eine Kalk-   wurde eine Hälfte der Heidelbeeren mit Löschkalk
          behandlung vermindert wird. Der Versuch wurde in          behandelt; die andere Hälfte diente als Kontrolle.

16                                                                       S C HWEIZER ZEITS C HR IFT FÜR OB S T- UND W E I N B AU 1 4 / 1 7
KIRSCHESSIGFLIEGE

                                                                                                           1.0

                                                                           Anzahl gefangene KEF-Weibchen
                                                                                                                             Kontrolle      Löschkalk 2 g/L

                                                                                                           0.8

                                                                                     (Mittelwert)
   Es wurde eine statistisch signifi kante ovizide Wir-                                                    0.6
kung nachgewiesen (Abb. 2). Bei den mit Löschkalk be-
handelten Früchten betrug die Schlüpfrate 24%, wäh-                                                        0.4
rend sie bei der unbehandelten Kontrolle bei 57% lag.
                                                                                                           0.2

                                                                                                                0
Kalkbehandlung von Heidelbeeren                                                                                               4.03.             5.03.           6.03.                  7.03.        Total
(Halbfreilandversuch)                                                                                                                                    Tage des Auszählens
In einem weiteren Versuch wurde die Wirkung einer                            Abb. 1: Wirkung von Löschkalk auf die Attraktivität von Erdbeeren für
wiederholten Anwendung von Löschkalk auf den                                 D. suzukii im Labor.
KEF-Befall untersucht. Das Experiment wurde in für
Insekten undurchlässigen Zelten durchgeführt. Die                                                   100
                                                                                                                             Kontrolle      Geschlüpfte KEF
Hälfte der Heidelbeeren wurde mit Löschkalk behan-
delt, die andere Hälfte diente als Kontrolle.                                                          80

                                                                           Geschlüpfte KEF (%)
   Die unbehandelten Früchte wurden stärker befal-
                                                                                                       60
len als die behandelten (Abb. 3). In der Erhebung vom
20. August 2015 war der Unterschied zwischen den bei-
                                                                                                       40
den Verfahren mit einem p-Wert von 0.034 bei einer
Schwelle von 5% statistisch signifi kant (Tabelle).                                                    20

                                                                                                            0
Schlussfolgerungen                                                                                                                                               Varianten
Der in der Schweiz entwickelte pragmatische Ansatz                           Abb. 2: Ovizide Wirkung von Löschkalk gegenüber D.-suzukii-Eiern auf
zur KEF-Bekämpfung ist grundsätzlich richtig. Im                             Heidelbeeren im Labor.
Hinblick auf eine höhere Wirksamkeit und auf den
Einsatz in der Praxis sind aber Optimierungen notwen-                                                      160
dig. Bei hohem Befallsdruck mit D. suzukii kann eine                                                                         Eier      Larven
                                                                                                           140
                                                                           Anzahl Eier und Larven

chemische Bekämpfung, begrenzt auf eine bestimmte                                                          120
Kultur, sinnvoll sein. Wegen der ökologischen und
                                                                                                           100
räumlichen Flexibilität des Insekts dürfte sich diese Lö-
                                                                                                           80
sung allerdings langfristig nur beschränkt umsetzen
lassen. Der Einsatz von Löschkalk weist ein interessan-                                                    60

tes Potenzial auf. Eine Kalkbehandlung könnte in die                                                       40
Bekämpfungsstrategie aufgenommen werden.               ■                                                    20
                                                                                                                0
                                                                                                                         behandelt unbehandelt behandelt unbehandelt behandelt unbehandelt behandelt unbehandelt
Literatur                                                                                                                    29. 7. 2015            5. 8. 2015               13. 8. 2015       20.08.2015
Baroffio C., Kopp M., Marazzi C., Sandrini F., Thoss H,                                                                                           Daten der Erhebung pro Variante
Vuillemin D. und Zurflüh M.: Drosophila suzukii – Stratégie 2016             Abb. 3: Befall durch D. suzukii (Larven und Eier) nach Datum und Behand-
pour les petits fruits. Agroscope Fiche technique. 38, 2, 2016.              lung auf Heidelbeeren im Halbfreilandversuch.

 Mittlere Anzahl D. suzukii nach Löschkalk-Behandlung bzw. Kontrolle, sowie p-Werte des Kruskal-Wallis-Tests
 für die Anzahl Individuen pro Erhebungsdatum und für die Gesamtdauer des Versuchs.
 Erhebung                                 behandelt:                         nicht behandelt:                                                           Kruskal-Wallis
                                mittlere Anzahl Eier und Larven      mittlere Anzahl Eier und Larven                                                       p-Wert
 29.07.2015                                       7                                                                 16                                           0.272
 05.08.2015                                       8                                                                 12                                           0.275
 13.08.2015                                       2                                                                 11                                           0.063
 20.08.2015                                       0                                                                 9                                            0.034
 Kruskal-Wallis p-Wert                          0.134                                                           0.968                                             —

   Recherches d’alternatives aux traitements chimiques
   contre D. suzukii: par exemple de la chaux                                                                                         R É S U M É
   En Suisse, des méthodes sont continuellement tes-                           contribue de manière non statistiquement significa-
   tées pour compléter la stratégie de lutte contre                            tive à une baisse d’attractivité des fruits. Un effet
   Drosophila suzukii. Vu ses propriétés de masquage,                          ovicide a, quant à lui, été statistiquement vérifié. En
   des essais ont été conduit pour déterminer l’intêret                        semi-field, les fruits non traités à la chaux sont
   de la chaux contre D. suzukii. En laboratoire, elle                         constamment plus infestés.

SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 14/17                                                                                                                                           17
15
                        153. Jahrgang       |       28. Juli 2017

                                                                                                            WISSEN TRÄGT FRÜCHTE

                        Obst- und Weinbau
                        SC HWEIZER      Z E I TS C H R I F T   F Ü R   O B S T   -   U N D   W E I NB A U   (SZOW),   W Ä D EN S W I L
Agroscope I SOV I BDW

                          KEF-Sonderausgabe II
153. Jahrgang            |    28. Juli 2017

Obst- und Weinbau

Einheimische Schlupfwespen als Gegenspieler                                                                                              14   Drosophila suzukii im Rebbau
der Kirschessigfl iege                                                                                                             4          Empfehlungen 2017
Schlupfwespen könnten bei der Bekämpfung der Kirschessigf liege eine Rolle
spielen. Bei Feldsammlungen in der Schweiz wurden acht Arten einheimi-                                                                   16   Rebbau
sche Schlupfwespen von Essigf liegen gefunden. In Laborversuchen konnten                                                                      ▪ Voller Einsatz zur Halbzeit
sich diejenigen Arten, die Fliegenpuppen befallen, auf der Kirschessigf liege                                                                 ▪ Blatt-Frucht-Verhältnis beeinflusst
entwickeln, nicht jedoch solche, die Larven attackieren. Aber auch Letztere                                                                     Stickstoffgehalt von Traubenbeeren
führten gelegentlich zum Tod der Fliegen. Schlupfwespen sollten daher bei                                                                     ▪ Neuer Gamay-Klon aus «Plant Robert»
der Entwicklung von Bekämpfungsmassnahmen in Betracht gezogen werden.                                                                         ▪ Strickhof-Schlussfeier Weinbranche
                                                                                                                                              ▪ Arbeiten im Keller
                                                                                                                                              ▪ Jubiläum des SOW-Technikerlehrgangs
Netze gegen die Kirschessigfl iege im Rebbau                                                                                        7           1965/67
Seit einigen Jahren verursacht die Kirschessigf liege Schäden im Schweizer                                                                    ▪ Rebumgang am Schiterberg
Rebbau. Gemeinsam mit den kantonalen Fachstellen testete Agroscope 2016                                                                       ▪ Rebbegehung am Iselisberg
verschiedene Netztypen. Dabei bewährten sich Insektenschutznetze und                                                                          ▪ F: Grünveredlung von Reben
engmaschige Netze gegen Wespen und Vögel. Hagelnetze stellten sich hinge-
gen als ungenügend heraus. Die Montage von Netzen lohnt sich, wenn anfäl-                                                                21   Weine
lige Rebsorten mit hoher Wertschöpfung angebaut werden oder wo sich ein                                                                       ▪ Risikoverhalten von Brettanomyces-Hefen
Schutz gegen Vögel und Wespen ohnehin aufdrängt.                                                                                              ▪ Swiss Wine Promotion wird Aktien-
                                                                                                                                                gesellschaft

Bedeutung von Vegetationsstrukturen für die                                                                                              21   Kern- und Steinobst
Ausbreitung der Kirschessigfl iege                                                                                               10           ▪ Interpoma China: Die neue Plattform
Landschaftsökologische Aspekte zur Bekämpfung der Kirschessigfl iege wur-                                                                       für Asiens Apfelwirtschaft
den in der Diskussion über ihre Bekämpfung bisher kaum berücksichtigt. Ein                                                                    ▪ Kein Rückbehalt für Mostobst
Verständnis ihrer Ausbreitung in der Landschaft und damit bessere Kennt-
nisse ihrer Biologie sind allerdings nötig, um ergänzende Konzepte zur Be-                                                               23   Andere Früchte
kämpfung zu entwickeln. So ist die Bedeutung von Vegetationsstrukturen in                                                                     ▪ Brombeeren: Gesund und lecker
der Landschaft als Korridore bzw. Trittbretter (stepping stones) für die Kirsch-
essigfl iege noch kaum erforscht. In einem einfachen Tunnelexperiment wurde                                                              24   Branchenverband
die Bedeutung von Bäumen als Vegetationsstruk turen für Kirschessigfl iegen                                                                   Deutschschweizer Wein
untersucht.                                                                                                                                   ▪ Weinbauzentrum Wädenswil auf der
                                                                                                                                                Zielgeraden

                                                                                                                                         25   Aktuell

                                                                                                                                         27   Agrarpolitik

                                                                                                                                         29   Publikationen

                                                                                                                                         30   Aus- und Weiterbildung

IMPRESSUM        Herausgeber: Verein Publikationen Spezialkulturen, c/o Agroscope, Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil                   Titelfoto: KEF auf Erdbeere.
Mitteilungsorgan für: Agroscope in Wädenswil, www.agroscope.ch, Branchenverband Deutschschweizer Wein (BDW), Schweizer                   (Foto: Arnaud Conne, Agroscope)
Obstverband (SOV), Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Berufsbildungszentrum Wädenswil (Strickhof),
Netzwerk Wädenswil Redaktion: Prof. Dr. Hans Peter Ruffner (Ruf), Weinbau, Chef redaktor; Markus Kellerhals (kem), Obstbau; Jonas
Inderbitzin (ijo), Lebensmittelqualität Redaktions sekretariat und Abonnementsbestellungen: Uta Gafner, Schweizer Zeitschrift
für Obst- und Weinbau, Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil, Tel. +41 (0)58 460 63 25 (morgens) oder +41 (0)58 460 61 11 (Zentrale),
Fax +41 (0)58 460 63 41, E-Mail: uta.gafner@szow.ch, www.szow.ch Übersetzungen: Yvonne Pulver                 Anzeigenver waltung:
Admedia AG, Postfach, 8040 Zürich, Tel. +41 (0)44 710 35 60, Fax +41 (0)44 710 40 73, www.obstundweinbau.ch, E-Mail:
inserate@admedia.ch Layout und Druck: Stutz Medien AG, Postfach 465, 8820 Wädenswil, Tel. +41 (0)44 783 99 11,
Fax +41 (0)44 783 99 22, E-Mail: info@stutz-medien.ch Bezugspreise 2017: Jahresabonnemente Inland CHF 95.–, Ausland
CHF 135.–, Übersee CHF 158.–, Online CHF 85.–        Erscheinungsweise: Alle 2 Wochen, 24 Hefte pro Jahr           Aufl age: 2600 Ex.
Copyright: © 2017, Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau, Schloss 1, 8820 Wädenswil: Vervielfältigung für Eigengebrauch und
Schulen gestattet. Übrige Vervielfältigung oder Weiterpublikation, auch auszugsweise, bedürfen der Zustimmung der SZOW. ISSN 1023-2958

SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 15/17                                                                                                                 3
Einheimische Schlupfwespen als
    Gegenspieler der Kirschessigfliege
    Die Kirschessigfliege (KEF) verursacht grossen wirtschaftlichen Schaden und weltweit wird
    nach effektiven und nachhaltigen Bekämpfungsmöglichkeiten gesucht. Schlupfwespen sind
    wirkungsvolle Gegenspieler vieler landwirtschaftlicher Schädlinge und könnten langfristig
    auch einen Baustein im Portfolio der Massnahmen gegen die KEF darstellen.

    Ja na Coll atz und Va lery Knoll, Agroscope              anlagen und sechs halbnatürliche Standorte (Wälder
    jana.collatz@agroscope.admin.ch                          oder Hecken) je dreimal während der Saison beprobt.
                                                             Als Köder wurden Früchte mit einheimischen Essigfl ie-
    Die KEF (Drosophila suzukii) trifft in der Schweiz auf   gen infi ziert und für jeweils vier Tage im Feld ausge-
    ein Ökosystem mit zahlreichen einheimischen Essig-       bracht, um Schlupfwespen eine Eiablage zu ermögli-
    fl iegen-Arten und deren natürlichen Feinden. Räube-     chen (Abb. 2). Anschliessend wurden die Proben in
    rische Insekten kommen ebenso vor wie Schlupf wes-       einer Klimakammer aufbewahrt und regelmässig kont-
    pen, deren Larven sich in einem Wirt (in der Regel       rolliert.
    einer Insektenlarve oder -puppe) entwickeln und die-        Acht Schlupfwespen-Arten konnten so gesammelt
    sen dabei töten (Abb. 1). Wenn solche einheimischen      werden (Tab.), wobei 2015 deutlich mehr Individuen
    Schlupfwespen die Kirschessigfl iege als Wirt annäh-     und Arten gefunden wurden als 2014. Da die Populati-
    men, könnten sie deren Populationen reduzieren.          onen von Essigfl iegen wetterbedingt im Sommer 2014
                                                             wesentlich grösser waren als 2015, konkurrierten die
                                                             Köder im Feld 2014 mit einem grossen natürlichen
    Vorkommen einheimischer Schlupfwespen                    Wirtsangebot, während die Schlupfwespen 2015 rela-
    Mit Feldsammlungen wurde untersucht, welche              tiv wenige Wirte vorfanden und so möglicherweise
    Schlupfwespen von Essigfl iegen in der Schweiz vor-      eher von den Fallen angelockt wurden.
    kommen und welche Lebensräume sie bevorzugen.               Am häufigsten und in allen Regionen vertreten war
    In den Kantonen Tessin, Zürich, Thurgau und Basel-       Pachycrepoideus vindemmiae. Diese Schlupfwespe be-
    Landschaft wurden 2014 und 2015 jeweils sechs Obst-      fällt nicht nur zahlreiche Fliegenarten, sondern auch

4                                                                 S C HWEIZER ZEITS C HR IFT FÜR OB S T- UND W E I N B AU 1 5 / 1 7
Abb. 1: Schlupfwespen von Essigfl iegen: (v. l. ) Leptopilina heterotoma, Pachycrepoideus vindemmiae, Trichopria drosophilae.
(Fotos: Jana Collatz, Steffen Hagenbucher und Urs Wyss)

andere Schlupfwespen. Somit können sowohl nega-                      die aus den Kulturstandorten signifi kant mehr Indivi-
tive als auch positive Auswirkungen auf Populationen                 duen von P. vindemmiae. Es scheint, dass die ersten
von Essigfl iegen entstehen. Die Rolle dieser Schlupf-               beiden Arten empfi ndlicher gegenüber Temperatur-
wespe im Ökosystem muss daher weiter untersucht                      und Feuchtigkeitsschwankungen reagieren. Daher
werden.                                                              bevorzugen sie halbnatürliche Lebensräume, die sta-
   Einige Schlupfwespenarten traten nur in bestimm-                  bilere Klimabedingungen aufweisen als Kulturen.
ten Regionen auf. So wurde Trichopria drosophilae nur                Halbnatürliche Habitate können somit eine wichtige
im Tessin gefunden. Die Köder aus halbnatürlichen                    Rolle für die natürlichen Feinde der Essigfl iegen spie-
Lebensräumen brachten signifi kant mehr Individuen                   len. Jedoch gilt es zu klären, inwieweit sie auch der
von Leptopilina heterotoma und T. drosophilae hervor,
                                                                       Familie, Art                   Kanton                 Individuen   Fallen

                                                                       Braconidae
                                                                       Asobara tabida                 ZH, TG, BL                  58         9
                                                                       Diapriidae
                                                                       Trichopria drosophilae         TI                         520         9
                                                                       Trichopria modesta             TG                            4        1
                                                                       Figitidae
                                                                       Leptopilina boulardi           ZH, TI, BL               2498*       39*
                                                                       Leptopilina heterotoma         ZH, TI, BL, TG            695*       36*
                                                                       Pteromalidae
                                                                       Pachycrepoideus vindemmiae ZH, TI, BL, TG                7585        82
                                                                       Spalangia erythromera          BL                          62         2
                                                                       Vrestovia fidenas              BL, TG                      13         2
                                                                       *2014: Insgesamt schlüpften 1836 Leptopilina sp. aus 17 Fallen.

Abb. 2: Falle mit Ködern zur Eiablage von Essigfl ie-                Anzahl Schlupfwespen und Fallen mit Schlupf-
gen-Schlupfwespen im Feld. Die Schalen enthalten                     wespen aus den Feldsammlungen 2014 und 2015 in
Früchte, die von Larven bzw. Puppen von Drosophila                   den Kantonen Zürich (ZH), Tessin (TI) , Thurgau (TG)
melanogaster befallen sind.                                          und Basel-Landschaft (BL).

SCH W E IZ E R Z E I T S C H R I F T F Ü R OBST- UND WEINBAU 15/17                                                                                 5
Sie können auch lesen