Obstbäume im Stresstest Die Route feiert Jubiläum - Klima-Energie-Portal
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Magazin der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute FRÜHJAHR / SOMMER 2020 KLIMAWANDEL Obstbäume im Stresstest CIDER, SECCO & CO. Die neue Vielfalt des Apfelweins 25 JAHRE Die Route feiert Jubiläum
EDITORIAL SEITE 3 Liebe Leserin, lieber Leser, fast 18 Jahre lang hat das Informations- medium „Apfelbote“ über Neues aus den Regionalschleifen der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute be- richtet. Diese Aufgabe übernimmt nun das Magazin, das Sie gerade in den Hän- Wir wollen den halten und das jetzt „Der Apfelbo- te“ heißt. Mit neuem Konzept und fri- schem Look wollen wir noch viel mehr Menschen für die Menschen über die typisch hessische Ap- felwein- und Obstwiesenkultur infor- Apfelwein- und mieren und sie begeistern – mit Ge- schichten und Wissenswertem aus der Region und für die Region, pünktlich Obstwiesenkultur zum 25-jährigen Jubiläum der Hessi- schen Apfelwein- und Obstwiesenroute. Das wäre ein guter Grund, gemein- der den schönen Dingen des Lebens zuwenden können. Und zu diesen zäh- begeistern. sam zu feiern. Doch im Moment ist nie- mandem nach feiern zumute: Der Coro- len zweifellos unsere Streuobstwiesen samt der leckeren Produkte, die wir ih- navirus hält uns alle in Atem und zu Hau- nen verdanken. In diesem Sinne wün- se. Wir wissen noch nicht einmal, wel- sche ich Ihnen eine interessante und che der Veranstaltungen auf unseren spannende Lektüre. Terminseiten tatsächlich stattfinden wer- den. Hinzu kommt: Viele Mitglieder der Es grüßt Sie herzlich Apfelwein- und Obstwiesenroute leiden unter enormen Umsatzeinbußen, kämp- fen gar ums wirtschaftliche Überleben. Auch für sie, für all die Gastronomen, Hotels, Läden und Keltereien haben wir uns letztlich entschieden, das Magazin trotz allem herauszubringen. Denn ir- Rouven Kötter gendwann wird auch diese Krise über- Erster Beigeordneter wunden sein und wir werden uns wie- Regionalverband FrankfurtRheinMain Im Zeichen des Apfels INHALT Von Gießen im Norden bis Rödermark im Süden: In fünf Regio- nen Hessens haben Keltereien, gastronomische Betriebe, Direkt- 03 Editorial vermarkter, Obst- und Gartenbauvereine, Naturschutzinitiativen, 04 Meldungen Baumschulen, Obsthöfe, Museen sowie Städte und Gemeinden 08 Themen ihre Aktivitäten und Attraktionen zu „Regionalschleifen“ ver- 14 Story bunden. Gemeinsam bilden sie die hessischen Apfelwein- und 18 Kolumne Obstwiesenroute. Unter diesem Label setzen sich rund 700 Partner aktiv für Nah- 19 Rezept erholung, Naturschutz und die Förderung der regionalen Wirtschaft ein. Ziel ist 20 Termine es, ein typisches Stück Hessen zu schützen und erlebbar zu machen: die Natur und 28 Berichte Kultur des Apfels. 30 Das besondere Bild Impressum Gießen, Main-Kinzig, Stadt und Kreis Offenbach, Wetterau sowie Main-Taunus Fotos: Shutterstock (Titelbild); Regionalverband FrankfurtRheinMain
SEITE 4 MELDUNGEN WEBPORTAL CORONA Starke Seite Nichts zu feiern! Welche Veranstaltungen der kommen- den Wochen stattfinden werden Eine neue Website bietet umfassende Informationen zum Thema oder verschoben bzw. abgesagt werden Streuobstwiesen in der Region – für Profis und Neugierige. müssen, war bei Redaktionsschluss unklar. So wurde der Hessentag, an Der Regionalverband FrankfurtRheinMain will die zahlreichen Streu- dem auch der Regionalverband sowie obst-Aktivitäten in der Region bündeln, vernetzen und verbessern. zahlreiche Mitglieder der Hessischen Dafür hat er nun auch eine zentrale Website (www.streuobst-frm.de) Apfelwein- und Streuobstwiesenroute aufgesetzt. Sie enthält nicht nur Informationen und Nachrichten, teilnehmen wollten, abgesagt. Die Frank- sondern nennt auch Ansprechpartner rund um die umweltfreund- furter Apfelweinmesse (www.cider-world. lichste und „hessischste“ Form des Obstanbaus. Wer eine Kelterei com) wurde dagegen erst einmal nur sucht, die Streuobst verarbeitet, oder Hilfe bei der Pflege seiner auf den 15. – 16. August verschoben. eigenen Streuobstwiese braucht, findet im Streuobst-Portal den Und stattfinden soll ebenfalls – Stand passenden Kontakt. Und wer sich bereits selbst im Bereich Streuobst Anfang April – das Frankfurter Apfel- engagiert, kann sich auf der Homepage vorstellen und so sein weinfestival auf dem Roßmarkt (7. – 16. Angebot bekannter machen. Auch der touristische Aspekt kommt August). Ganz sicher nicht verschoben nicht zu kurz: So bietet das Portal alles Wissenswerte rund um die wird dagegen der Weltapfelweintag Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute mit ihren fünf Regio- am 3. Juni. Zur Not wird das Stöffche nalschleifen. an dem Tag eben alleine getrunken. www.streuobst-frm.de www.weltapfelweintag.de Foto: Pixabay
MELDUNGEN SEITE 5 HERBSTZEITLOSE Toxische Schönheiten 3 Fragen an Im Frühling verwechselt man sie mit Bärlauch, im Herbst zur Blüte- zeit mit Krokussen. Dabei gibt es einen guten Grund, die Pflanze ... mit der lateinischen Bezeichnung „Colchicum autumnale“ etwas Wolfgang Lazar genauer zu kennen. Pomolo-Obstweine in Karben-Rendel Löwenzahn, Schafgarbe, Wilde Möhre. Streuobstwiesen sind be- kannt für artenreiche Flora. Doch nicht alle Pflanzen sind gleicher- maßen erwünscht. So ist die Herbstzeitlose zwar eine schöne Pflan- ze, die jedoch eine toxische Wirkung hat: Nutztiere wie Schafe und Rinder können bei ihrem Verzehr Vergiftungen erleiden und auch für Menschen droht Gefahr – zumal die Pflanze gerne mit Bärlauch verwechselt wird. „Im Main-Kinzig-Kreis hat sich die Herbstzeitlose stark ausge- breitet. Das stellt die Landwirte, die hier Heu verarbeiten, vor große Probleme und kann zu erheblichen finanziellen Einbußen führen“, erklärte Dr. Beatrix Tappeser, Staatssekretärin im hessischen Umwelt- ministerium, anlässlich eines Besuches in Langenselbold. Dort informierte sie sich über ein Projekt der Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung, das nun im fünften Jahr die zunehmende Ausbreitung der Herbstzeitlosen auf extensiv genutzten Grünland- flächen und Auenwiesen zu verhindern versucht. „Das Projekt gibt Antworten darauf, wie die Herbstzeitlose zurückgedrängt werden kann, ohne gleichzeitig die Biodiversität zu gefährden“, so Tappeser. „Anstelle von chemischen Unkrautvernichtern werden zum Beispiel variable Mahdmuster, verschiedene Mahdzeiten oder mechanische Bekämpfungsmethoden genutzt.“ www.gna-aue.de Alkohol oder Alkoholfrei? Beides! Unsere alkoholfreien Seccos zeigen, dass ein Perlwein keinen Alkohol braucht, um lecker zu sein. Besonders beliebt ist unser alkohol- freier Apfel-Quitte-Secco. Und die Nachfrage steigt stetig – derzeit liegt sie bei rund 20 Prozent unseres Gesamtumsatzes. Was unterscheidet den Secco von einer Schorle? Das fehlende Wasser. Unsere Seccos bestehen aus 100 Prozent perlen- dem Fruchtsaft. Wer ist die Zielgruppe der alkohol- freien Varianten? Das ist ja das Schöne: alle. Beim Anstoßen mit Alkohol sind ja nicht nur überzeugte Anti-Alkoholiker ausgeschlossen, sondern auch die Auf Streuobstwiesen strecken zahlreiche Herbstzeitlosen ihre Blütenkelche aus Autofahrer und die Kinder. der Erde. Das sieht schön aus, ist aber nicht ungefährlich. Fotos: Pixabay; privat
SEITE 6 MELDUNGEN BIODIVERSITÄT Die Wiese lebt Die Naturfreunde Bad Vilbel haben ein verbuschtes Areal in eine blühende Wiese verwandelt. Im Sommer 2019 ging es los: In der Nähe ihrer Naturfreundehütte am Hexenloch machten sich Aktive der Naturfreunde Bad Vilbel über eine verbuschte Wiese her. Sie rodeten die Brombeeren, schnitten Wildsträucher und Obstbäume zurück und entsorgten jede Menge Müll. Denn: Zusammen mit der Stadt Bad Vilbel, einer Stiftung und anderen Förderern soll dort bis zum Hessentag eine blühende Wiese entstehen. Die von der Stadt Bad Vilbel zur Ver- fügung gestellten Obstbäume und Blühsträucher sind im letzten WIESENWISSEN KOMPAKT Herbst gepflanzt worden. Als Futterquelle für Insekten wurden Streuobstwiesen... attraktive Blühstreifen angelegt. Durch die Beweidung der restlichen Flächen wird die natürliche Vegetation der Fläche wiederhergestellt und so die Artenvielfalt erhöht. Ein großmaschiger Wildzaun schützt ... sind Wiesen mit hochstämmigen die Wiese zudem vor wilder Müllablage und Hunden, ermöglicht Obstbäumen, die verstreut in der aber kleineren Wildtieren die Passage. Durch ein Tor ist der Zugang Landschaft stehen – zum Beispiel für Interessierte möglich. Auch mehrere Bienenvölker der Natur- Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen freunde-Bienengruppe werden auf bereits installierten Klotzbeuten, oder auch Walnüsse. also als Bienenbehausung dienenden ausgehöhlten Baumstämmen, einziehen. Vor Ort geben Infotafel und Flyer Auskunft über das ... sind geprägt von einer extensiven Projekt. Interessierte können auch Wiesen-Pate werden – und Helfer Bewirtschaftung. Das heißt, es sind ebenfalls willkommen. werden in der Regel kaum Dünger und Pesitizide eingesetzt. www.wiesenprojekt-bad-vilbel.de ... gehören zu den artenreichsten Biotopen Mitteleuropas. Mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten leben auf einer Streuobstwiese. ... gelten als Arche Noah für alte Obstsorten. Mehr als 1200 Apfel- sorten, 1000 Birnensorten, 250 Kirschsorten und 320 Zwetschgen- sorten sind bekannt. ... werden auch von Bienen und Weidetieren geschätzt. Typische Streuobstwiesenprodukte sind deshalb auch Honig, Milch, Käse, Wurst und Wolle. Sie lassen es blühen: Norbert Nakoinz, Vorsitzender der Naturfreunde Bad Vilbel, und Dr. Sabine Mahr, Projektleiterin des Wiesenprojektes. Foto: Horst Hirschmann
MELDUNGEN SEITE 7 APFELWEINMUSEUM gründet, seit Jahren gibt es ein Konzept Es ist (fast) für ein „Haus der Apfelweinkultur“. Seit Sommer 2019 immerhin scheint ein Ort gefunden: Die geplanten Erlebnis- welten zur Apfelweinkultur sollen in vollbracht dem leerstehenden Römerkeller – also im Herzen der Altstadt – unterkommen. Aktuell hakt es daran, dass die Pächter- frage für den zugehörigen „Ratskeller“ noch nicht gelöst ist. In Hanau hingegen nimmt das Museum, das von Anfang an wesentlich kleiner geplant war, konkrete Formen an. Hatten Finanzierungsfragen zuletzt den Start verzögert, hat der Regional- verband und der Verein Frankfurt- RheinMain mit einer Unterstützung in Höhe von insgesamt 25.000 Euro den Weg frei gemacht. Jörg Stier, eben auch Vorsitzender von ACH, freut sich: „Nun kann das Museum definitiv in diesem Jahr eröffnen.“ Neben seinem Feinkostladen direkt am Heumarkt in der Hanauer Innenstadt soll das „Gerippte Museum“ bei freiem Eintritt Wissenswertes rund ums Stöffche erlebbar machen: vom Handwerk des Kelterns bis zur Verbreitung des Apfel- weins in der Welt. Im Mittelpunkt In Hanau steht der Eröffnung des wird der mit einem Fassungsvermögen „Gerippten Museums“ nichts mehr im Wege. von knapp 700 Liter „größte Bembel der Welt“ stehen. Die Kosten für den laufenden Betrieb will der Verein Seit einigen Jahren treiben im Rhein- Frankfurt kümmert sich der Trägerver- über Eintrittsgelder für Veranstalt- Main-Gebiet gleich zwei Vereine Ideen ein Deutsches Apfelweinmuseum. Ein ungen erwirtschaften. Woran Stier da für Apfelweinmuseen voran. In Hanau Wettbewerb ist das mitnichten, eher ein denkt? „Seminare, Vorträge und ist es der Verein Apfelwein Centrum paralleles Anliegen. Doch hier wie da Lesungen. Und die können übrigens Hessen (ACH) um den umtriebigen Kelter- ist der Weg beschwerlich. So wurde der schon vor der offiziellen Museums- meister in Ruhestand Jörg Stier, in Verein in Frankfurt bereits 2012 ge- eröffnung stattfinden.“ Foto: Christian Sälzer
SEITE 8 THEMEN JUBILÄUM Denn es gibt inzwischen nicht mehr nur ge und Naturschutz, als Kulturgut und einen Verein: die Hessische Apfelwein- als Erwerbszweig sowie für Naherho- Eine große und Obstwiesenroute ist in mehrere Regionen mit eigenständigen Vereinen unterteilt, die sich um die dort verlau- lung und Tourismus. Zusammen mit den Ehrenamtlichen aus den Vereinen soll das Thema jetzt neu und mit fri- Idee wird fenden Routen – die sogenannten „Schlei- fen“ – kümmern. Neben der Gründungs- Schleife gibt es heute noch die Wet- schem Elan angegangen werden. Denn es gibt viel tun! Nicht nur, dass das ins- gesamt 1.000 Kilometer lange Rad- und 25 Jahre terau, Main-Kinzig, Gießen sowie die Schleife Stadt und Kreis Offenbach, die als letztes hinzukam und in diesem Jahr Wandernetz dringend erneuert und überarbeitet werden muss, auch bei den Streuobstwiesen selbst gibt es immerhin ihr 20. Jubiläum feiern kann. Handlungsbedarf (siehe das Interview Vor genau 25 Jahren wurde die Hessi- „Geblieben ist aber der Grundgedanke“, auf Seite 10). Profitieren könnten dabei sche Apfelwein- und Obstwiesenroute so Krieger, nämlich, „dass die für unsere alle davon, dass die Themen Natur-, gegründet. Ziel war – unter anderem Regionen charakteristischen Streuobst- Arten- und Klimaschutz im Bewusstsein – der Erhalt der hiesigen Kulturland- wiesen nur erhalten werden können, der Menschen heute einen anderen schaft mit ihren prächtigen Streuobst- wenn alle Kräfte zusammenarbeiten“. Stellenwert haben und sich auch immer wiesen. Daran hat sich bis heute nichts Der Erhalt der Streuobstwiesen ist mehr junge Leute für das Thema geändert, die Dringlichkeit des Anlie- auch das zentrale Ziel des Regionalver- Streuobstwiese interessieren. „Es ist auf gens hat jedoch zugenommen. bands FrankfurtRheinMain, der die jeden Fall gut, dass wir jetzt professio- Hessische Apfelwein- und Obstwiesen- nelle Unterstützung für unser Engage- Am Anfang stand eine Idee: Naherho- route im vergangenen Jahr unter seine ment haben“, freut sich Barbara Helling: lung, Naturschutz und die Förderung Fittiche nahm. Die Motivation des Ver- „Ich glaube fest daran, dass es uns ge- der regionalen Wirtschaft sollten mehr bands ist die große Bedeutung des meinsam gelingen kann, das Thema miteinander verbunden werden – vom Streuobstanbaus – für Landschaftspfle- weiter voranzubringen.“ Obstbauer über Keltereien, Brennerei- en, Gastronomie und alle, die das Streuobst zu einer Vielzahl von regiona- len Köstlichkeiten verarbeiten, bis hin zum Verbraucher, der natürlich das Obst in jeder Form zu schätzen und zu genie- ßen weiß. „Da war eine große Euphorie bei allen Beteiligten,“ berichtet Barbara Helling vom Verein Naturlandschaft und Streuobst Main-Taunus. Als Frau der ers- ten Stunde kann sie viel von der Grün- derzeit der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute erzählen: Wie der neue Verein 1995 mit einem großen Fest im Main-Taunus-Zentrum gefeiert wurde. Wie überall mit großer Begeisterung Wander- und Fahrradrouten angelegt wurden, die den Besuchern die Streu- obstwiesen mit den Keltereien und den gastronomischen Angeboten näher- bringen sollten. Und wie das Signet – der bekannte rote Apfel mit dem grü- nen Pfeil – so beliebt war, dass er häufig geklaut und dann wieder ersetzt wer- den musste. „Mittlerweile ist viel passiert“, be- richtet Dieter Krieger. Der Obstbauer aus Kronberg gehört ebenfalls zu den Gründungsvätern und ist heute Vorsitz- ender der Regionalschleife Main/Taunus.
THEMEN SEITE 9 Für den Ebbelwoi werden vor allem säurereiche Apfelsorten benötigt. KELTEROBST wandlungen weniger Streuobstwiesen Abnahmegarantie. Gepflanzt werden gibt. Und da viele gar nicht mehr oder Halbstämme, die nach etwa fünf Jahren Mehr Saft weniger als einst gepflegt würden, fal- len auch Ernten geringer aus. Weniger Streuobstwiesen und weniger Obst er- schon nahezu voll tragen. „Für Landwir- te ist das ein interessantes Angebot, mit dem sich gute und sichere Erträge erzie- geben weniger Saft. Die Keltereien len lassen“, findet Kneip. Die Nachfrage nach heimischen Kel- müssen sich umschauen. Klar ist: Eine Kelterobstwiese hat teräpfeln ist groß. Eine Kelterei setzt Vor diesem Hintergrund ging nicht den Charakter einer Streuobstwie- auf die Anlage von Obstwiesen. Rapp’s bereits 2013 neue Wege: Am se. Da das Obst maschinell geerntet wird, Standort Karben unterstützte das Unter- werden dort zum Beispiel keine Hoch- Klaus-Dieter Kneip, fast 30 Jahre lang nehmen die Gründung der IG Streuobst. stämme gepflanzt. „Bei Kelterobstwie- Geschäftsführer bei Rapp’s, erinnert In dieser kümmern sich engagierte Bür- sen handelt es sich aber auch nicht um sich noch an die Schlangen, die sich je- gerinnen und Bürger bis heute um den Plantagen“, so Kneip, und sie sollen Flä- des Jahr zur Erntezeit vor der Abliefe- Erhalt und die Förderung von Streuobst- chen ersetzen, die bislang als Monokul- rungsstelle bildeten: Obstbauern und wiesen. Gleichzeitig pachtete die Kel- tur für Weizen- oder Maisanbau dienten. Privatleute brachten reichlich die für terei städtische Wiesen in der Umge- Wie sich Ökologie und Ökonomie verbin- den Apfelwein unabdingbaren säure- bung an und pflanzte 750 Obstbäume. den lassen, soll die drei Hektar große reichen Kelteräpfel. Doch seit einiger „Das waren gute Initiativen“, meint Musteranlage zeigen, die Rapp’s in der Zeit zeichnet sich ab, dass es mit dem Kneip. „Aber die Lücken lassen sich so Gemarkung Rosbach in enger Absprache Überfluss an heimischem Streuobst vor- nicht schließen.“ Daher kam eine Idee mit der lokalen Naturschutzbehörde an- bei ist: „Das Angebot nimmt langsam, auf, um die er sich, inzwischen im Ruhe- gelegt hat. Rand-Blühstreifen, spezielle aber stetig ab“, beschreibt Kneip die stand, für Rapp’s kümmert: das Projekt Grasmischungen und Nisthilfen für Vö- Tendenz. Mit Spätfrösten oder trocke- Kelterobstanlagen. Wer auf landwirt- gel schaffen Diversität. Klaus-Dieter nen Jahre habe dies nur am Rande zu schaftlichen Flächen in Hessen in Ab- Kneip betont: „Streuobstwiesen bleiben tun. Entscheidend sei, dass es vor allem sprache mit und beraten von Rapp’s Ap- das A und O und Rapp’s freut sich über in Ballungsräumen durch Flächenum- felbäume pflanzt, erhält eine langfristige jeden Zentner heimisches Streuobst.“ Foto: Shutterstock
SEITE 10 THEMEN Der Regionalverband Frankfurt- RheinMain hat zum 1. Januar die Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute übernom- men. Rouven Kötter, Erster Bei- STREUOBSTWIESEN geordneter, erklärt, warum „Wir freuen er und der Verband sich so für das Thema engagieren. uns auf Was interessiert den Regionalverband Frankfurt- RheinMain am Thema Streuobstwiesen? Unsere Streuobstwiesen sind ein ökologisch die Arbeit !“ wichtiges, identitätsstiftendes Element unserer regionalen Kulturlandschaft. Deshalb wollen wir gemeinsam mit den vielen Aktiven in der Region dafür sorgen, dass diese Wiesen auch kom- menden Generationen als Identifikationsstifter, Erholungsgebiete und Nahrungslieferant zur Verfügung stehen. Und wir möchten die Streu- obstwiesen auch wieder stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken, um ihren Erhalt und ihre Pflege zu fördern. Fotos: Regionalverband FrankfurtRheinMain
THEMEN SEITE 11 Wie wollen Sie dabei vorgehen? rung nicht mehr durchgängig. Soll dieses Thema Begonnen haben wir schon im Sommer 2018 mit auch angepackt werden? dem „Ersten Regionalen Streuobsttag“. Es nah- Die Routen haben sich in der Vergangenheit sehr men rund 90 Vertreterinnen und Vertreter von unterschiedlich entwickelt. Wir wollen hier zu Städten und Gemeinden, Landkreisen, Land- einheitlichen Qualitätsstandards finden, um dem schaftspflegeverbänden, Streuobst-Interessen- Nutzer ein qualitativ hochwertiges, verlässliches gruppen, Pomologen und viele weitere enga- Ausflugserlebnis zu gewährleisten. Man muss gierte Männer und Frauen teil. Am Ende wurde sich auf die Qualität der Angebote, die das Logo * In der Ausstellung „Erhalt die „Lohrberger Erklärung“ beschlossen, die un- der Routen tragen, verlassen können. Außerdem der Streuobstwiesen in ter anderem vorsieht, dass sich der Regionalver- planen wir zusammen mit dem Regionalpark der Region FrankfurtRhein- band als zentraler Akteur für die Streuobstwie- eine Ausweisung von besonderen Premium-Rou- Main" werden auf fünf sen in der Region einsetzen soll. Diesen Auftrag ten, aber dazu will ich noch nicht zu viel verra- Tafeln die ökologische und haben wir gerne angenommen, wir freuen uns ten. Sie dürfen gespannt sein! Eine Neugestal- kulturelle Bedeutung der auf die Arbeit. tung der Routen steigert auf jeden Fall die Streuobstwiesen sowie de- Attraktivität der Region und wird wieder mehr ren Erlebnis- und Erholungs- Was heißt das konkret? Was haben Sie bereits Menschen für das Thema Streuobstwiesen in wert dargestellt. Sie kann angepackt? Hessen begeistern. auf www.streuobst-ffm.de Zum Beispiel haben wir Bastian Sauer bei uns als heruntergeladen oder in regionalen Streuobstbeauftragten eingestellt Welche Rolle spielen die bisherigen Akteure, vor einer Rollup-Version kosten- und die Hessische Apfelwein- und Obstwiesen- allem die Vereinsmitglieder? los beim Regionalverband route mitsamt dem „Apfelboten“ übernommen. Sie sind das Fundament, ohne welches das ge- FrankfurtRheinMain ausge- Ganz konkret haben wir aber auch mit einer samte Engagement zusammenbrechen würde. liehen werden. ganzen Anzahl kleinerer Maßnahmen begon- Wir brauchen deren Fachwissen, Erfahrung, nen, zum Beispiel haben wir das MainÄppelHaus Ideen, Kreativität und Begeisterung. Die Einbin- in Frankfurt bei der Anschaffung einer dung der aktiven Streuobst-Akteure der Region mobilen Kelterei unterstützt, eine Fortbildung ist für uns enorm wichtig. Alleine können wir speziell für kommunale Mitarbeiter zu zertifi- uns bemühen, so viel wir wollen, nur gemein- zierten Landschaftsobstbauern auf die Beine ge- sam können wir jedoch wirklich etwas errei- stellt und für unsere Mitgliedskommunen finan- chen. Von einer Neuaufstellung und Aufwer- ziert, eine Wanderausstellung* konzipiert, das tung der „Hessischen Apfelwein- und Obst- Streuobstportal www.streuobst-frm.de erarbei- wiesen-Routen“ profitieren alle Schleifen, Ver- tet und freigeschaltet und viele, viele Gespräche einsmitglieder und Akteure. Zum Beispiel wol- geführt sowie Treffen organisiert. Diese Vernet- len wir auch die regionale Wertschöpfung zungstreffen sind wichtig, um den Austausch durch Hofläden und gastronomische Angebote zwischen den Akteuren zu intensivieren. Sie die- intensiver bewerben. nen aber auch dazu, die wirklichen Probleme und Herausforderungen herauszuarbeiten, um Welchen Bezug haben Sie persönlich zu dem diese dann Schritt für Schritt anzupacken. Thema? Zunächst einmal trinke ich sehr gern Apfelwein Welche Probleme und Herausforderungen sind (lacht). Ich bin ein Kind der Region und mit Obst- das? bäumen aufgewachsen. Obst pflücken und idea- Wir werden zum Beispiel die Streuobstwiesen lerweise direkt essen war für mich Teil meiner der Region noch besser erfassen und kartieren, Kindheit. Es ist bei uns Familientradition, im um eine solide Grundlage für die weitere Arbeit Herbst einen gemeinsamen Apfelernte-Tag zu haben. Außerdem soll unser Internet-Portal durchzuführen. Da kommen Jung und Alt zu- permanent ausgebaut und weiterentwickelt sammen. Es wird gepflückt, gewaschen, ge- werden. Es gibt so viele ehrenamtlich engagierte presst, frisch getrunken, erhitzt und abgefüllt. Fachleute in der Region – diese wollen und wer- Ein Teil des Süßen landet dabei immer in einem den wir bestmöglich unterstützen. Und über Glasballon und gärt dann in meinem Keller zu eine solche Plattform können wir unser zentrales einem leckeren Apfelwein. Ich finde es faszinie- Anliegen, den Erhalt der Streuobstwiesen, her- rend, dass man nichts tun muss, einfach nur war- vorragend transportieren. ten. Für mich persönlich sind Streuobstwiesen ein bedeutender Teil meiner Heimat. Deshalb ist Im Argen liegen auch die Routen selbst. Wander- es mir so wichtig, die Streuobstwiesen in unserer und Fahrradkarten sind vergriffen, die Beschilde- Region zu bewahren.
SEITE 12 THEMEN In dieser Reihe im Obsthof am Steinberg standen im vergangenen Jahr noch Bäume. KLIMAWANDEL der Boden in der kurzen Zeit nur einen geringen Anteil aufnehmen und den Bäume im Pflanzen zur Verfügung stellen kann. „Das restliche Wasser geht in den ober- flächlichen Abfluss“, so Brömser. Beides, Stresstest die höhere Verdunstung und die stärke- ren, aber selteneren Niederschläge, führten am Ende dann eben doch zu weniger pflanzenverfügbarem Wasser Das Klima verändert sich. Während Extremwettererscheinungen wie Sturm oder – und damit zu mehr sogenanntem Tro- Starkregen ein Problem für die gesamte Landwirtschaft sind, leiden unter Hitze ckenstress für die Bäume. und Trockenheit vor allem die Obstbauern. Dabei geht es nicht nur um vereinzel- Hinzu kommt: Durch die höheren te Ernteeinbußen, sondern auch um indirekte und langfristige Folgen. Temperaturen erfolgen Blüte, Frucht- entwicklung und Fruchtreife im vieljäh- Andreas Brömser ist derzeit ein gefrag- „Die Temperaturen sind in den letzten rigen Mittel immer früher. Da es aber ter Mann. Der Agrarmeteorologe vom Jahrzehnten bereits um rund 1,5 Grad trotzdem weiterhin Spätfröste geben Deutschen Wetterdienst in Offenbach angestiegen und sie werden in den kann, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass beschäftigt sich nämlich mit der Frage, nächsten Jahrzehnten mit großer Si- es Frost gibt, wenn die Obstbäume noch welche Auswirkungen die Klimaverän- cherheit weiter steigen“, stellt Brömser blühen – mit möglicherweise verheeren- derungen auf das Ökosystem Streuobst- klar. Und damit nimmt auch die Verdun- den Auswirkungen auf die Ernte. Und wiese haben. Dass sich das Klima verän- stung aus dem Boden und über die auch vor indirekten Folgen des Klima- dert, daran zweifelt inzwischen Pflanzen zu. Zwar sind, so der Experte, wandels auf die Streuobstwiese warnt niemand mehr. Wären es nur die beiden bei den Niederschlagsmengen in der der Experte: „Durch die frühere Blüte Hitzesommer 2018 und 2019 gewesen, Vegetationsperiode grundsätzlich keine nimmt die Anzahl der möglichen Bie- hätte man vielleicht noch an einen un- signifikanten Änderungen zu erwarten. nenflugstunden ab, da die Blüte zu ei- glücklichen Zufall glauben können. Allerdings besteht eine Tendenz hin zu ner kürzeren Tageslänge stattfindet“, Doch die Messungen sind eindeutig: mehr Starkniederschlägen, von denen erklärt Brömser. Die Bestäubungsleis- Fotos: Martin Schmitz-Kuhl
THEMEN SEITE 13 tung der Honigbienen könne so noch und dann die Äste häckseln und ver- gen wird, trockenheits- und hitzeresis- weiter sinken. brennen,“ erzählt er. Andernfalls hätte tentere Bäume anzubauen, gibt es diese Und was sagen die Betroffenen die Gefahr bestanden, dass der Erreger Möglichkeit für Besitzer von Streuobst- selbst? Ein Besuch bei Andreas Schnei- sich weiterverbreitet und dann gar nicht wiesen kaum – erklärt Angela Römer- der in Frankfurt-Erlenbach. Bereits 1994 mehr unter Kontrolle gebracht werden Zeibig von der Baumschule Rinn in Gie- hat Schneider seinen Obsthof am Stein- kann. Das Problem für den Bio-Obstbau- ßen. „Die eine Sorte ist zwar etwas sta- berg in einen Bio-Obstbaubetrieb um- er: Andere Möglichkeiten, der Krankhei- biler als die andere, unter großer Hitze gewandelt, den einzigen in Frankfurt. und Trockenheit leiden aber all unsere Rund 250 Obstsorten auf 8.500 Bäumen Obstbäume.“ Und Andreas Schneider werden dort auf seinen Wiesen ange- vom Obsthof am Steinberg ergänzt mit baut. Oder eher: wurden. Denn 1.000 einer Portion Sarkasmus: „Soll ich jetzt Bäume musste Scheider bereits roden lassen. „2018 hatten wir fünfeinhalb „Soll ich jetzt etwa Granatäpfel anbauen?“ Bleibt zu hoffen, dass wenigstens Monate am Stück keinen Regen“, be- richtet er. Es folgte ein extrem nieder- etwa Granatäpfel 2020 nicht der dritte trockene Sommer in Folge kommt, denn das würden die schlagsarmer Winter und dann der Hit- zesommer 2019. Gerade Apfelbäume, anbauen?“ geschwächten oder vorgeschädigten Bäume vermutlich nicht überleben, be- die im Gegensatz zu Birnen- oder Süß- fürchtet Agrarmeteorologe Andreas kirschenbäumen, nur sehr flache Wur- Brömser. Ob es dazu kommen wird, kann zeln ausbilden, leider darunter sehr. jedoch selbst er nicht vorhersagen, denn Und wenn, wie damals, der Boden bis in ten Herr zu werden, hat er nicht. Denn „seriöse Aussagen über die Witterungs- fünf Meter Tiefe staubtrocken ist, leidet ein extensiver Obstanbau im Allgemei- entwicklung lassen sich höchstens für ei- der ganze Bestand, erklärt der gelernte nen und ein ökologischer Obstanbau im nen Zeitraum von sieben bis 10 Tagen Obstbauer. Dabei ist die Erde am Stein- Besonderen schließt eine Bekämpfung treffen.“ Aber immerhin sei in Bezug auf berg hervorragend, rund 200 Liter kann mit chemischen Pflanzenschutzmitteln die Trockenheit die Ausgangslage zu der Kubikmeter Boden dort eigentlich natürlich aus. Beginn der diesjährigen Vegetations- speichern. Doch irgendwann sind eben Was also tun? Während in der periode unproblematisch: „Derzeit sind alle Reserven mal erschöpft. Forstwirtschaft und im Landschafts- und die Bodenwasservorräte hierzulande gut Das Problem dabei ist weniger der Gartenbau verstärkt dazu übergegan- bis überdurchschnittlich aufgefüllt.“ Ernteausfall. Dass die Ernte mal besser und im anderen Jahr auch mal schlech- ter ausfällt, daran hat sich ein erfahre- ner Obstbauer im Laufe der Zeit ge- wöhnt. Viel schlimmer ist jedoch, dass die geschwächten Bäume anfälliger für Parasiten werden. Allen voran „Diplo- dia mutila“, ein Pilz, der für den soge- nannten Rindenbrand verantwortlich ist. Diese dunklen Stellen an Stämmen und Ästen scheinen auf den ersten Blick harmlos, führen aber dazu, dass Bäume radikal geschnitten oder gleich ganz ge- rodet werden müssen. Ähnliches gilt auch für den Feuerbrand. Auslöser ist hier ein Bakterium. Das Krankheitsbild äußert sich dadurch, dass Blätter und Blüten befallener Pflanzen plötzlich vom Blattstiel welken, sich braun oder schwarz verfärben und wie verbrannt aussehen – daher auch der Name. Andreas Schneider kennt beide Pa- rasiten aus leidvoller Erfahrung. „Im letzten Frühjahr mussten wir ausgerech- net zur Erdbeerernte raus auf die Wiese und die Bäume radikal zurückschneiden Obstbauer Andreas Schneider zeigt einen vom Rindenbrand befallenen Baum.
SEITE 14 STORY Die neue Vielfalt Von sortenrein und alkoholfrei über Rosé oder mit Cola gemischt bis zu Cider und Secco: Die hessischen Keltereien bieten viel mehr als klassischen Apfelwein. Der Versuch einer Sortierung.
STORY SEITE 15 „Es gab eine klare und eine naturtrübe Sorte, seit Generationen um den Bembel drehte“, sagt das war es.“ So einfach fällt die Antwort aus, Jörg Stier von der gleichnamigen Kelterei aus wenn man Martin Heil nach der Auswahl an Ap- Maintal. So war es Obstbauer Andreas Schneider, felweinen im Familienbetrieb vor rund 20 Jahren der bereits in den 1990er-Jahren die ersten sor- fragt. Die Kelterei Heil war damit keine Ausnah- tenreinen Apfelweine abfüllte. Hiervon inspi- me, im Gegenteil: Bei nahezu jeder Kelterei in riert, zogen andere nach, sowohl Neulinge als der Region, ob groß oder klein, war das Sorti- auch Traditionsbetriebe wie Herberth oder Nöll. ment äußerst überschaubar. Doch das hat sich Plötzlich gab es sortenfeine und sortenreine Ap- grundlegend geändert, seit einigen Jahren geht felweine, Jahrgangsweine oder auch Streuobst- es Schlag auf Schlag. Ob alkoholfrei, sortenrein wiesenapfelweine, allesamt Varianten, die jen- oder Bio, ob als fertiges Mischgetränk in der seits des typisch kräftigen Apfelweingeschmacks handlichen 0,33l-Longneckflasche oder gar in neue und feine Genusserlebnisse boten. der Dose, ob Cider und Cidre, Seccos und Schaum- Nach und nach entstand eine kreative Apfel- weine: Ausgehend von dem traditionellen Ap- weinszene, die die geschmackliche Tiefe und aro- felwein haben die Keltereien viele neue Wege matische Vielfalt des Traditionsgetränkes neu er- eingeschlagen und Welten erschlossen. kundete. Plötzlich wurden Liebhaber- und Allein bei Heil im Taunus umfasst das Ge- Kennerschaft gelebt – mit Verkostungen, Festi- samtprogramm heute mehr als 60 verschiedene Produkte. Hierzu hat erheblich beigetragen, dass Martin und sein Bruder Christof 2001 mit Cooper’s einen der ersten, vielleicht sogar den ersten Cider aus Deutschland herstellten. Ein Zufall ist diese Experimentierfreude nicht. Bei Heil wie in den Nun auch fein, cool oder meisten anderen Keltereien sind heute Menschen am Werk, die oft besser und breiter ausgebildet international: Apfelwein sind als ihre Vorgänger. Viele sind Meister oder haben studiert. Neben einem fundierten Wissen spielt heute viele Rollen. über Herstellungsprozesse ist damit auch ein Ver- ständnis von Produktentwicklung und Marketing ins Spiel gekommen. Martin Heil sagt es so: „Mein Großvater und mein Vater haben Apfelwein ge- vals, Genussläden, Pomotheken und einer an macht. Für einen Markt oder bestimmte Markt- Wein erinnernden Art, Aromenspiele zu beschrei- segmente haben sie sich nicht interessiert.“ Heute ben. Die Anlehnung an eine Weinkultur, in der aber heißt es: Welche Trends zeichnen sich ab? auch höhere Preise verlangt und bezahlt werden, Wo tut sich eine Nische auf? Wie kann man ein trug viel zur Aufwertung des hessischen Natio- Produkt positionieren und vermarkten? Solche nalgetränkes bei. Parallel zu dem neuen Stil, die Dynamiken sorgen dafür, dass Tabus gebrochen Eigenart einer Apfelsorte so rein und klar wie und Traditionen überwunden werden. möglich herauszuarbeiten, wurden ganz alte Tra- Während auch neue technische Verfahren ditionen der Streuobstkultur wiederbelebt, den für eine Qualitätssteigerung und -sicherung in Apfelgeschmack durch andere Fruchtaromen zu der Breite geführt haben, machte sich eine Kel- ergänzen und zu verfeinern, von Quitte über terei nach der anderen auf den Weg, die Mög- Eberesche und Holunder bis Sauerkirsch. lichkeiten des Apfelweins neu auszuloten – und Ein durch solche Zugaben etwas milderer, nicht nur sie: „Wichtige Impulse kamen von Sei- fruchtigerer Apfelwein: Genau das sollte zum teneinsteigern, bei denen sich nicht schon alles Trend auch bei Großkeltereien und damit bei ei-
SEITE 16 STORY nem breiteren Publikum werden. So setzte die Was so leicht klingt, ist es nicht. Daran erin- damals schon zu Rapp’s gehörende Kelterei Höhl nert Ralph Walther von der Kelterei Walther in vor rund zehn Jahren mit dem „Alten Hochstäd- Bruchköbel. „Man muss bei jedem neuen Pro- ter Rosé“ mit einer Nuance Johannisbeersaft er- dukt mit einer ein- oder gar zweijährigen Ent- folgreiche Zeichen. Das wurde wahrgenommen wicklungszeit rechnen.“ Das kostet Zeit und Geld. und heute hat fast jede Kelterei Gespritzte im Die Herausforderung sei, dass man heute ganz Sortiment, sei es Höhl, bei dem es den Blauen verschiedene Marktanforderungen und Konsu- Bock schon fix und fertig sauer, süß oder auch mentenwünsche gleichzeitig bedienen müsse. mit Cola gibt, sei es die Kelterei Trageser mit den Walther: „Es soll immer etwas Neues, aber unbe- Varianten Kirsche und Grapefruit. dingt auch weiterhin das Bekannte und alles Allerdings: Apfelwein schon bei der Abfül- noch in jedem erdenklichen Format geben.“ lung zu mischen, ihn mit einer Fruchtnote zu ver- Auch seine Kelterei hat inzwischen eine enorme feinern oder süß zu spritzen – für manchen Puris- Vielfalt im Angebot. Von veganem naturtrübem ten war und ist das mehr als gewöhnungs- Apfelwein über Mischgetränke in der Longneck- bedürftig. Martin Heil, Vorsitzender des Verban- flasche bis zur Apfelwein-Rum-Edition und dem des der Hessischen Apfelwein- und Fruchtsaft- Bruchköbeler Jahrgangs-Secco. Einen Hit in Keltereien e.V., sieht das pragmatisch: „Niemand weiten Teilen Hessens hat Walther mit der Sorte wundert sich, wenn im Sommer jemand ein Rad- Apfelwein-Cola aus der Reihe „Der Wilde Hes- ler trinkt. Wo genau ist der Unterschied?“ Übri- se“ in auffällig lautem Design gelandet. Das mag gens ließ der Vergleich mit Bier in der Kelterei nicht jedermanns Geschmack sein. Aber es hält Heil früh auch eine andere Idee wachsen: Die oder macht das Traditionsgetränk bei jungen wachsende Nachfrage nach alkoholfreiem Bier Leute populär. inspirierte zur Entwicklung eines alkoholfeien Eine enorme Dynamik kommt aus eine ganz Stöffchens, dem ersten im Land. Auch hier ließ anderen Ecke: Internationale Brauereikonzerne der Markterfolg andere nachziehen. wie Heineken und Carlsberg haben den aus Großbritannien stammenden Cider als das prä- gende Getränk der nächsten Jahre ausgemacht. Entsprechend offensiv bringen sie mit geballter Marketingpower ihre Cider-Produktpaletten auf die Märkte. Zwar ist Cider – ebenso wie der fran- zösische Cidre – nicht das gleiche wie ein hessi- scher Apfelwein (siehe Kasten). Aber verwandt sind sie schon. Damit haben es die hiesigen Kel- tereien zumindest in den Supermarktregalen mit einer mächtigen Konkurrenz zu tun bekommen. Cidre, Cider und Apfelwein – was ist was? Martin Heil sieht das so: „Das ist für uns Gefahr Die drei Apfelgetränke sind nahe Verwandte. Stets wird im Zug der und Chance zugleich. Wir müssen mit diesem Gärung der Fruchtzucker von Apfelsaft in Alkohol umgewandelt. Beim Markt mitwachsen, aber ebenso aufpassen, dass Cidre, der ursprünglich aus der Bretagne und der Normandie stammt, wird wir nicht überrollt werden.“ Ausgehend von dieser Prozess früh gestoppt. Das Ergebnis ist ein recht alkoholarmes (zwei Heils Erfolg mit Cooper’s haben viele der Kelte- bis vier Volumenprozent Alkohol) Getränk mit lieblicher bis fein-fruchtiger reien eigene Cider- sowie Cidre-Varianten entwi- Note. Dem Cider bleibt meist mehr Zeit zum Reifen, was zu einem etwas ckelt. Possman hat eine breite Cider-Reihe, Der höheren Alkoholgehalt und einem kräftigeren Geschmack führt. Während Alte Hochstädter ist auch als Cidre erhältlich, bei bei beiden das Prickeln erwünscht ist, lässt man beim hessischen Apfel- Trageser gibt es einen Cidre Rosé. wein die natürlicherweise entstehende Kohlensäure entweichen. Außer- In der Variante Mischgetränke in handli- dem wird er länger fermentiert, was in einem herben Geschmack und fünf chen Flaschen mit coolem Design wird der Apfel- bis sieben Volumenprozent Alkoholgehalt mündet. Da es bei Cider und wein jünger und cooler. In den Varianten Cider Cidre allerdings eine erhebliche Bandbreite gibt, verschwimmen die und Cidre wird er internationaler. Und dann ist Grenzen oft. Der größte Unterschied besteht eigentlich im Image bzw. in da noch die Variante, ihn in einer Sektflasche un- den jeweiligen Trinkkulturen: Der Cidre wird in der 0,75l-Flasche verkauft ter Druck zu setzen und damit zu adeln. Auch und – obwohl in Frankreich traditonell aus einer Keramiktasse, der Bolée, das ist keine Neuerfindung. Bis Anfang des 20. getrunken – hierzulande eher als Weinalternative konsumiert. Im Gegen- Jahrhunderts hatten viele Keltereien einen „Aep- satz dazu gilt der Cider als Bierersatz: Es gibt ihn auch in kleinen Flaschen felwein-Champagner“ im Angebot. Und noch bzw. oft in Dosen. Und im Pub fließt er aus dem Zapfhahn ins Pintglas. aus Goethes Zeiten stammt die Tradition des „Herrschaftsgespritzten“. Diese lebte 2002 in
STORY SEITE 17 der Kelterei Höhl wieder auf: Als gebührendes der Apfelschaumwein in der schwarzen Flasche Getränk für die goldene Hochzeit ihrer Eltern von Bembel with Care oder der „Schneeweiß- mischte Johanna Höhl Hochstädter Apfelwein chen und Rosenrot“ von Andreas Schneider. und Rieslingssekt. Hieraus wurde die Marke Mit am konsequentesten setzt wohl die Kel- „Pomp“, die heute bei Dr. Höhl’s in mehreren terei Nöll aus Frankfurt-Griesheim auf die edle Grande-Cuvée-Varianten erhältlich ist. An den Linie: von sortenreinen Apfeltischweinen über seit Jahrzehnten ersten echten und in der Me- Seccos sowie Apfelschaumweine bis zu dem im thode der Flaschengärung erzeugten Apfel- Holzfass gereiften Dessertwein „Äppel-Dream“. schaumwein wagte sich hingegen Jörg Stier be- Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass eine in der reits in den späten 1980er-Jahren. Mainmetropole ansässige Kelterei sich hierauf Es dauerte zwar noch eine Weile, aber nach spezialisiert hat. So war es nicht zuletzt die hö- und nach etablierte sich der Trend, den guten al- herpreisige Gastronomie und Hotellerie, die eine ten Schoppe in solch feine Gewänder zu kleiden: wachsende Nachfrage nach lokalen Wein- und Plötzlich durfte und sollte er perlen, besondere Sektvarianten signalisierte. Genau das bedient Abende als Aperitif eröffnen und kulinarischer Nöll. „Unsere Spezialitäten sind dafür geeignet, Begleiter erlesener Speisen werden. So entstan- ein feines Menü zu eröffnen, zu begleiten und den aus Apfelwein hergestellte Perlweine – be- abzuschließen“, so Alexander Nöll, der aller- sonders groß ist die Auswahl an Seccos bei dings die Kirche auch im Dorf lassen will: „Wir Pomolo-Obstweine in Karben-Rendel – und ele- verdienen gut an unseren Spezialitäten. Aber gante Apfelschaumweine, die wie Sekt nach tra- dem Apfelwein als Kerngeschäft werden sie nie ditioneller Methode in der Flasche gären. Nicht den Rang ablaufen.“ Mag der Apfelwein heut- wenige Hersteller erweiterten ihr Sortiment um zutage in vielen Gewändern auftreten und ganz solch edel-feinperlige Tropfen, sei es der „Her- unterschiedliche Rollen spielen: Als Original bleibt berth Apfel-Klassiker“, der „Possmann 1881“, er unverwüstlich im Zentrum der Bühne. Erzeugnisse aus ökologischer Landwirtschaft APFELWE I N n Sie G enieß eo dukte P r uns ere is chen aus he imp feln B io -Ä Telefon: 06101/32621 E-Mail: kelterei-woerner@arcor.de Hoftag 2020 am 20. September von 11-18 Uhr Wirladen Sie ein zu einem erlebnisreichen Tag auf unserem Bio-Bauernhof mit Genussmarkt • Kutsch- und Traktorfahrten Führungen • Kinderprogramm Hofgut Marjoß •36396 Steinau • www.bwmk.de Besuchen Sie uns unter: www.walther-kelterei.de P20024_Hofgut_Anzeige_Apfelbote_Hoftage_90,5x114.indd 1 13.03.20 14:52
SEITE 18 KOLUMNE Sauers Sicht Diesmal: Warum die Kartierung der Streuobstbestände eine mühsame, aber lohnende Aufgabe ist. Zum Erhalt der Streuobstwiesen unserer alle Daten allgemein zugänglich sein. So ren. Etwa: Wem gehört eine bestimmte Region wurden im August 2018 in der haben Angaben, wo welche seltene Sor- Wiese? Welche Sorten wachsen hier? „Lohrberger Erklärung“ fünf Ziele for- te genau zu finden ist, zu Diebstahl von Eine zuverlässige Sortenbestimmung er- muliert. Bei drei davon – Maßnahmen Obst und Ästen, also von Veredlungs- fordert Zeit – und fachkundige Obstsor- zur Aufklärung und Schulung, für ein material geführt. Idealerweise müssten tenkenner. Hier stoßen wir auf das Pro- einheitliches Marketing und für ein On- Bund und Länder einheitliche Kriterien blem, dass es in ganz Hessen nur (noch) line-Infoportal – sind bereits wichtige entwickeln, welche Parameter unter im- sehr wenige erfahrene Pomologen gibt. Schritte getan. Die beiden anderen, die mer gleicher Methodik erfasst werden Es fehlt an qualifiziertem Nachwuchs. Initiierung einer Streuobstbörse und die sollen, dies in zentrale Datenbanken Trotzdem geht es voran. Voraus- Schaffung einer Datenbank, sind kom- überführen und den Status quo regel- sichtlich im August bekommen wir ak- plizierter. Tatsächlich kennen wir die mäßig überprüfen. Da dies nicht im tuelle Daten über unsere Streuobstwie- Situation vieler Streuobstwiesen in un- wünschenswerten Maß geschehen ist, sen, die aus der Interpretation von serer Kulisse nicht genau. Vorliegende waren es immer wieder Naturschutzver- Luftbildern gewonnen wurden. Diese Landesdaten sind zum Teil sehr veraltet. verraten viel über aktuelle Bestände Und wenn Flächen lediglich auf Karten und Zustände. Außerdem haben wir verzeichnet sind, weiß man nicht, ob sie eine Zusammenarbeit mit dem Main- längst verbuscht oder die Bäume halb verfallen sind. In einer aktuellen Daten- Vom Zustand bis zu ÄppelHaus Lohrberg begonnen, bei der es darum geht, alte Datenbanken bank wäre der Ist-Stand umfassend do- kumentiert: von der Lage und den Ei- den Sorten: Alles wäre unter Einbezug von Pomologen zu ak- tualisieren und gemeinsam weiterzu- gentumsverhältnissen bis zu Zahl, Alter und Zustand der Bäume. Mit am wich- dokumentiert. entwickeln. Das sind erste Schritte. Wenn nach und nach eine solide Da- tigsten wäre die Sortenbestimmung. tenbasis entsteht, wird uns das in vie- Denn wer weiß, wo welche Schätze lerlei Hinsicht sehr helfen: Sei es bei der wachsen und sich zum Beispiel beson- bände, die brauchbare Apps und Syste- Durchführung von Pflegemaßnahmen ders (klima)robuste Sorten finden las- me zur Arterfassung entwickelt haben. oder bei der Vermittlung von Grund- sen. Für den Erhalt der genetischen Viel- Diesen Weg wollen wir als Verband stücken – und damit auch bei der Etab- falt ist der Schutz regionaltypischer und nun auch gehen. Wünschenswert wäre lierung einer gut funktionierenden seltener Sorten entscheidend. eine eigene Plattform, bei der sich ver- Streuobstbörse. Warum gibt es keinen aktuellen schiedene Akteure an der Erfassung un- Stand? Zum Teil liegt das daran, dass serer Streuobstbestände beteiligen kön- Bastian Sauer ist ausgebildeter Landschafts- frühere Datenbanken nicht weiter ge- nen. Manche Parameter wie die gärtner und studierter Biologe. Beim Regional- pflegt und aus dem Netz genommen Bestimmung der Obstart oder des Pfle- verband FrankfurtRheinMain ist er als Regio- wurden, weil sie mit Bestimmungen des gezustandes können von allen gleicher- naler Streuobstbeauftragter tätig. Datenschutzes kollidierten. Auch aus maßen dokumentiert werden. Andere Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie an Gründen des Artenschutzes sollten nicht Angaben sind aufwändiger zu generie- sauer@region-frankfurt.de
REZEPT SEITE 19 Annette Kreiling ist Vor- sitzende der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesen- route im Wetteraukreis und Inhaberin von Kreilings Höfchen in Bad Vilbel (www.hotel-kreiling.de) Von e der Wdieesn auf r Telle REZEPT schen; Die Kirschen zugeben und aufkochen. ZUTATEN Den Ingwer fein hacken und dazu geben. Mit Pfeffer, Zimt und Apfelbalsamico abschmecken. Zutaten für das Chutney Warmer Ziegenkäse Das Chutney unter Rühren dick einkochen. Die (ergibt ca. 5 Gläser) Kirschen sollten zerfallen sein und nur noch we- 500 g Streuobst-Kirschen mit Honig-Kirsch-Chutney nig Flüssigkeit enthalten. Achtung: Ständig um- 400 g Zucker und karamellisierten rühren, denn die Masse brennt leicht an. Zum Schluss noch den Honig unterrühren. Jetzt die 100 g Honig 50 ml Wasser Walnüssen Masse in saubere Gläser füllen, verschließen und Schwarzer Pfeffer aus der Wer bei Streuobst nur an Äpfel denkt, hat die Gläser fünf Minuten auf den Kopf stellen. Mühle noch nicht das leckere Kirsch-Chutney von Dadurch entsteht ein Vakuum und das Chutney 1 daumengroßes Stück Annette Kreiling probiert. wird länger haltbar. Ingwer Nur eines der Gläser braucht man dann für 1 TL Zimt Bei Kreilings in Bad Vilbel wird schon seit 1946 den Ziegenkäse, der jetzt an der Reihe ist. Dafür 3 EL Apfelbalsamico auf regionale Küche gesetzt. Neben dem Hotel zunächst die Walnüsse knacken und grob ha- in der Rittergasse ist bei den Gästen im Sommer cken. Wasser und Zucker in einer Pfanne bei Für den Käse vor allem das schöne Gartenlokal und ganzjähr- mittlerer Hitze aufkochen. Sobald der Zucker (4 Portionen) lich auch der Partyservice beliebt. Hier hat in- aufgelöst ist und das Ganze leicht braun wird, 4 fingerdicke Scheiben zwischen Enkelin Annette die Kochmütze auf. die Nüsse zugeben. Auch hier gilt: Ständig rüh- von der gereiften Sie ist diejenige, die dort konsequent auf gesun- ren! Wenn die Nüsse komplett von Zucker um- Ziegenkäserolle de, saisonale und vor allem köstliche Spezialitä- hüllt sind, auf ein Backpapier legen. Zusam- 1 EL Rapsöl ten aus Hessen setzt – so wie bei diesem Gericht, menklebende Nüsse mit einer Gabel trennen 1 EL Honig das letztlich aus zwei Teilen besteht: zum einen und auskühlen lassen. Die Nüsse auf dem Zie- 1 TL Lavendelblüten ein delikates Honig-Kirsch-Chutney, zum zwei- genkäse verteilen und in einer Auflaufform un- 8 ganze oder 50 g ten warmer Ziegenkäse mit karamellisierten gefähr vier Minuten im Ofen grillen. Den Käse geschälte Walnüsse Walnüssen. mit Lavendelblüten bestreuen, vielleicht noch 50 ml Wasser Für das Chutney die Streuobst-Kirschen wa- mit Kirschen verzieren und zusammen mit dem 50 g Zucker schen und entsteinen. Dann Zucker in der Pfan- Chutney servieren. Und fertig ist ein leckeres ne karamellisieren lassen und mit Wasser ablö- Streuobstwiesengericht! Foto: Privat
SEITE 20 TERMINE APRIL BIS SEPTEMBER In den Schleifen ist was los Kurz vor Redaktionsschluss zeichnet sich ab, dass die Corona-bedingten Einschrän- Lauterbach kungen im öffentlichen Leben noch länger andauern könnten. Das wird auch hier aufgeführte Termine betreffen. Wir drucken Gießen die Übersicht dennoch unverändert ab, weil Fulda sie die Vielfalt der geplanten Aktivitäten der Mitglieder der Regionalschleifen zeigt. Wetzlar Auskünfte, ob eine Veranstaltung abgesagt wird, erteilen die Veranstalter. Die Redaktion. Limburg Usingen Friedberg Gelnhausen Frankfurt Hanau Wiesbaden Offenbach Gießen Wetterau Darmstadt Offenbach Reichelsheim Main/Taunus Von Blütenfesten über geführte Main-Kinzig Wanderungen und Baumschnittkurse bis zu Saftpressen für Kinder: Bei den Aktivitäten der Mitglieder der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesen- route ist für jeden etwas dabei.
TERMINE SEITE 21 Main-Kinzig Die Streuobstwiesen im Main-Kinzig-Kreis zählen aufgrund ihrer Größe zu den bedeutendsten in Hessen. So ist die 1997 gegründete Regional- schleife Main-Kinzig denn auch eine der längsten und vielfältigsten. Ihre Wege führen entlang naturbelassener Streuobstwiesen, Lehrgärten und Lehrpfaden zu Keltereien und Gaststätten, Direktvermarktern, Handwerksbetrieben, Sehenswürdigkeiten, Museen und Naturdenkmä- lern. Attraktive Touren finden sich zum Beispiel rund um die Ronneburg und zu den „Perlen der Jossa“. Pflanzenbörse in Lanzingen Wandern in Ulmbach Hoftag in Marjoß 20. September, 11 bis 17 Uhr 25. April, 10 bis 11 Uhr 9. Mai, 16 Uhr Seit 1976 gehört das Hofgut Marjoß zum Behinderten-Werk Main- Die Pflanzentausch- und Verschenk- Die Wanderung des OGV Ulmbach Kinzig e.V. und bietet Menschen mit Handicaps Arbeitsplätze und börse des OGV Lanzingen 1946 für führt zur Bogenhütte der Familie Qualifizierungsmöglichkeiten in der ökologischen Landwirtschaft. Der alle Interessierten hat ein einfaches E. Müller. Vereinsmitglieder werden Bio-Betrieb am Rande des Steinauer Stadtteils Marjoß bietet viel zu Prinzip: Wer überzählige Pflanzen, gebeten, sich bis zum 8. Mai entdecken. So verwundert es nicht, dass sich das jährliche Familienfest zu Sämereien usw. hat, bringt diese beim Vorsitzenden Erwin Mahr einem Besuchermagneten entwickelt hat – mit Genussmarkt, Kutsch- mit für andere Gartenbesitzer. Wer anzumelden und Traktorfahrten, Führungen und einem prallen Kinderprogramm. nichts mitbringen kann, nimmt mit. Ulmbach, Dorfplatz, Steinau-Marjoß, Barackenhöfe, Hofgut Marjoß, www.bwmk.de Und all das kostenlos. www.ogv-ulmbach.de Biebergemünd-Lanzingen, im Hof der Schreinerei Schick, Mühlgraben 1 Sommerschnittkurs in Wächters- Erwin Mahr anzumelden. Gäste Apfelweinfest mit Wandertag in bach 18. Juli, 9 Uhr sind willkommen. Sotzbach 20. September Blütenfest in Schöneck Der OGV Wächtersbach lädt in Steinau-Ulmbach, Gemarkung Beim traditionellen Wandertag des 26. April, ab 10 Uhr seinem Lehrgarten in der Brunnen- Ausspann SKC Sotzbach kann man zwischen Der Lehrgarten Kilianstädten des straße zum kostenlosen Sommer- 10 und 12 Uhr am Dorfgemein- OGV Schöneck ist ab 10 Uhr zum schnittkurs. Kelterfest in Schöneck schaftshaus auf eine 7 oder 10 km Frühschoppen geöffnet. Auch für Wächtersbach, Brunnenstraße, 13. September, ab 11 Uhr lange Strecke starten. Für Ver- ein deftiges Mittagessen ist gesorgt. www.ogv-waechtersbach.de Der OGV Schöneck veranstaltet im pflegung unterwegs ist gesorgt. Schöneck-Kilianstädten, Feldstraße 0, Lehrgarten in Kilianstädten wieder Die drei größten Gruppen sowie Lehrgarten, www.ogv-schöneck.de Sommerschnittkurs in Niederissig- sein Kelterfest. Der Eintritt ist frei. der jüngste und älteste Teilneh- heim 22. August, 13.30 bis 15.30 Uhr Schöneck-Kilianstädten, Feldstraße 0 mende erhalten ein Geschenk. Im Schachblumenfest in Altengronau Der OGV Niederissigheim lädt DGH Untersotzbach warten dann 26. April in seinem Lehrgarten zum kosten- Pilzwanderung in Lanzingen beim Sommerfest allerlei Leckerei- Das Schachblumenfest der Land- losen Sommerschnittkurs. 20. September, 14 Uhr en auf hungrige Gäste. Auch die frauen Altengronau bietet wieder Bruchköbel-Niederissigheim, Der OGV Lanzingen 1946 bietet mobile Kelterei ist direkt vorm DGH ein volles Programm: Bei Führun- Lehrgarten des OGV für alle Interessierten kostenfrei wieder vertreten. gen mit Naturparkführern lässt eine geführte Pilzwanderung an. Birstein-Untersotzbach, Infos unter sich mehr über die unter Natur- Sommerschnittkurs in Schöneck Biebergemünd-Lanzingen, am skcsotzbach@t-online.de oder Tel: schutz stehende Schönheit erfahren. 16. August, 14 Uhr Parkplatz B276 zwischen Lanzingen 06054 900314. Für das leibliche Wohl ist ebenso Der OGV Schöneck lädt in seinem und Kassel gesorgt wie für musikalische Unter- Lehrgarten Kilianstädten zum haltung. Kinder können Vogelnist- kostenlosen Sommerschnittkurs. kästen bauen und bemalen. Schöneck-Kilianstädten, Feldstraße 0, Altengronau www.ogv-schöneck.de Apfelblütenfest in Niederissig- Vereinsjubiläum in Ulmbach heim 1. Mai, 11 bis 18 Uhr 30. August, ab 11 Uhr Beim Apfelblütenfest des Der OGV Ulmbach wird 20 Jahre OGV-Niederissigheim werden im alt und feiert dies mit einem Lehrgarten allerlei Köstlichkeiten Sommerfest an der Feldscheune geboten. der Familie Freser. Vereinsmit- Bruchköbel-Niederissigheim, glieder werden gebeten, sich bis Lehrgarten des OGV zum 29. August beim Vorsitzenden Foto: Pixabay
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