Gruß - Opus manuum - Hand-werk - Abtei Königsmünster

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Gruß - Opus manuum - Hand-werk - Abtei Königsmünster
Gruß
              aus der Abtei Königsmünster

                                                     Handwerker in der Abtei
                                            Opus manuum - Hand-werk
HEFT 1/2014

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Gruß - Opus manuum - Hand-werk - Abtei Königsmünster
Impressum                       Inhalt

                                  Seite
                    Herausgeber
           Abtei Königsmünster       3    Editorial
                 Klosterberg 11      4    Opus manuum - Hand-werk
               59872 Meschede        9    „Du machst die Kutten für die Mönche?!“
                   0291.2995-0            Zwei Mitarbeitende über ihre Arbeit im Kloster
    presse@koenigsmuenster.de       12    Salbsteine

                                                                                                   Foto: Jasmin Hengsbach; Fotos Titel- und Rückseite: Roman Weis
       www.koenigsmuenster.de       14    „Sie sind dann wirklich Mönche, wenn …. !“ RB 48,8
                                    16    Lokal verwurzelt und global aktiv
                      Redaktion           Die Orgelbauwerkstatt Klais in Bonn
           P. Maurus Runge OSB      20    Neue Entwicklungen im Peramiho Hospital
               (verantwortlich)     22    Der Taifun auf den Philippinen und seine Nachwirkungen
            P. Guido Hügen OSB      26    Benedictine Education – A gift to the world
         Br. Justus Niehaus OSB     28    Der kleine Mönch - Ora et Labora
                     Gestaltung     30    Impuls zur Fastenzeit
         Br. Justus Niehaus OSB     32    Ein „farbenfrohes“ Leben Das Portrait
                          Druck     35    Termine
Vier Türme GmbH Benedikt Press,     37    Aktuelles
       Abtei Münsterschwarzach
                      Umschlag
                      Schmiede
                       Bäckerei

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Gruß - Opus manuum - Hand-werk - Abtei Königsmünster
Liebe Freundinnen und Freunde der Abtei,

wenn der erste „Gruß aus der Abtei Kö-     Ausgabe gewidmet ist, mit uns das Sil-    Die Fastenzeit, die in diesen Tagen
nigsmünster“ des Jahres 2014 erscheint,    berne Jubiläum der Handweberei, und       beginnt, kann für uns eine Gelegenheit
ist bei den meisten von uns wieder der     Bruder Andreas geht in das 60. Jahr als   sein, sich wieder in die „Tugend des
Alltag eingekehrt. Der große Theologe      Schneidermeister. Alle Produkte, die      Alltags“ einzuüben: Das zu tun, was
und Gottsucher Karl Rahner hat ein-        in unseren Werkstätten und Betrieben      uns in unserer Arbeit, in dem „Hand-
mal geschrieben: „Die Tugend des All-      produziert werden, werden im Abtei-       werk“, was uns anvertraut ist, möglich
tags ist die Hoffnung, in der man das      laden verkauft, der am 18. Januar mit     ist – und das, was uns als unmöglich er-
Mögliche tut und das Unmögliche Gott       verändertem Gesicht wiedereingeweiht      scheint, getrost Gott anzuvertrauen.
zutraut.“                                  wurde. Und wir berichten über neue        In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
Von einem wichtigen Bereich unseres        Entwicklungen unseres Orgelprojektes      eine gesegnete Vorbereitungszeit auf
klösterlichen Alltags handeln viele Bei-   und stellen in diesem Zusammenhang        Ostern hin – dass wir, wie es der hl. Be-
träge des vorliegenden Heftes. Es geht     eine auswärtige „Handwerksfirma“ vor,     nedikt sagt, „mit geistlicher Sehnsucht
um die verschiedenen Arten von Hand-       mit der wir eng zusammenarbeiten.         und Freude das heilige Osterfest er-
werkern und Handwerk, die Benedikt                                                   warten“ mögen! Herzlich grüße ich Sie
in seiner Klostergemeinschaft vorsieht     Wie immer berichten wir auch in dieser    im Namen der ganzen Gemeinschaft
und die sich in einer großen Vielfalt in   Grußausgabe aus unseren Missionsge-       von Königsmünster!
der Geschichte des Mönchtums ent-          bieten und schauen dabei auch auf den
wickelt haben. Im letzten Jahr durften     schrecklichen Taifun auf den Philippi-
wir auf 25 Jahre Kunstschmiede zu-         nen zurück, der vieles, was frühere Ge-
rückschauen, in diesem Jahr feiert Bru-    nerationen mühsam aufgebaut haben,
der Alexander, dem das Portrait dieser     über Nacht zerstört hat.                  P. Maurus Runge OSB

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Gruß - Opus manuum - Hand-werk - Abtei Königsmünster
THEMA

Opus manuum - Hand-werk
von Pater Abraham Fischer OSB, Prior und Schmied

                                                          Zum Werke, das wir ernst bereiten,
                                                         geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
                                                              wenn gute Reden sie begleiten,
                                                          dann fließt die Arbeit munter fort.
                                                       So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,
                                                       was durch schwache Kraft entspringt;
                                                   den schlechten Mann muß man verachten,
                                                          der nie bedacht, was er vollbringt.
                                                        Das ists ja, was den Menschen zieret,
                                                            und dazu ward ihm der Verstand,
                                                             daß er im innern Herzen spüret,
                                                          was er erschaffen mit seiner Hand.

                                                                                                 Fotos: Roman Weis
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Gruß - Opus manuum - Hand-werk - Abtei Königsmünster
Mit diesem Zitat aus Schillers Welten-Gedicht „Das Lied        ken deiner Wohnung im Wasser…Du hast die Erde auf Pfei-
von der Glocke“ möchte ich meine Gedanken zum Leitthe-         ler gegründet; in alle Ewigkeit wird sie nicht wanken.“ So
ma „Handwerk“ dieser Ausgabe unseres „Gruß aus der Abtei       lesen wir in Psalm 104. Damit wird Handwerk verstanden
Königsmünster“ einleiten. Schillers Gedicht ist die Übertra-   als das Verändern von Welt mit einem bestimmten Ziel und
gung handwerklicher Vorgänge auf das menschliche Leben,        Nutzen. Mit der Vorstellung, dass Gott selbst die Erde mit
beschrieben anhand archaischer Bilder aus dem Handwerk         seinen „Händen“ geschaffen hat, verbindet sich auch die
des Glockengießens. Schiller deutet auf diese Weise das        Einsicht, dass der Mensch, der diese Erde verändert, an Got-
menschliche Leben in seiner ganzen Tiefe. Viele Zitate des     tes Werk teilhat. Im Positiven verstanden, setzt der Mensch
Gedichtes finden sich im allgemeinen Sprachbewusstsein         das Werk Gottes fort. Dieser Anteil an der Schöpferkraft
der Deutschen wieder zum Teil in Originalzitaten, zum Teil     Gottes fordert aber auch eine ethische Verpflichtung. Die
in humorvoll plagiierten Versionen. Handwerk scheint in        Welt kann und soll nur im Sinne Gottes verändert und ent-
diesem Sinn gedeutet etwas Allgemeingültiges zu haben.         wickelt werden. Purer Eigennutz oder Ausbeutung, die der
Das kommt nicht von ungefähr: schon in der Bibel wird Gott     Gesamtgemeinschaft der Menschheit schaden, sind nicht im
selbst als Handwerker beschrieben. „Du verankerst die Bal-     Sinne Gottes. Das „opus manuum“ - wie man den deutschen

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Gruß - Opus manuum - Hand-werk - Abtei Königsmünster
Begriff Handwerk im Lateinischen findet - ist konvergent        in erster Linie als autarker Wirtschaftsbereich. Dieser Gedan-
zum „opus Deum“ - der Schöpfung Gottes.                         ke folgt den entsprechenden Passagen der Benediktusregel:
„Das ists ja, was den Menschen zieret, und dazu ward ihm        „Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt werden, dass
der Verstand, daß er im innern Herzen spüret, was er erschaf-   sich alles Notwendige, nämlich Wasser, Mühle und Garten,
fen mit seiner Hand.“ - so Schillers Verständnis des Hand-      innerhalb des Klosters befindet und die verschiedenen Arten
werks. Den Menschen verbindet Verstand und Herz, also           des Handwerks dort ausgeübt werden können.“ (RB 66,6)
Einsicht und moralische Bezogenheit mit seinem Werk. Und        Vor gut 25 Jahren erweiterten die damaligen Verantwortli-
genau darin unterscheidet sich der Mensch von Tier und          chen Abt Stephan Schröer und Pater Werner Vullhorst das
Maschine.                                                       vorhandene Konzept von Klosterhandwerk. Nicht mehr nur
Was nun bedeutet das für das Handwerk im Kloster, konkret       die Selbstversorgung sollte im Blickpunkt stehen, sondern
das Handwerk in der Abtei Königsmünster? Dieses bestand         auch die Herstellung von Produkten zum Verkauf, wie es die
erst einmal darin, dass möglichst alle Gebrauchsgegenstände     mönchische Tradition kennt: „Sie sind dann wirklich Mön-
von den Mönchen und den Angestellten in den klostereige-        che, wenn sie wie unsere Väter und die Apostel von ihrer
nen Betrieben produziert wurden. Das Kloster verstand sich      Hände Arbeit leben.“ (RB 48, 8)

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Gruß - Opus manuum - Hand-werk - Abtei Königsmünster
Zu dieser Zeit wurden neue Handwerkstätten in Königs-        in unserem Abteiladen unsere Abteiwaren angeboten und
münster gegründet: die Handweberei, die Schmiede, die        verkauft werden.
Töpferei, die Bäckerei. Andere vorhandene Werkstätten        In der Entwicklung eines eigenen Stils und eigener hand-
wie die Tischlerei, die Mosterei und in Anteilen auch die    werklicher Kriterien haben sich unsere Werkstätten in den
Schneiderei wurden zu Erwerbswerkstätten erweitert. Das      letzten 25 Jahren profiliert: Töpferei, Handweberei, Para-
Konzept vom Kloster, in dem alles für den täglichen Bedarf   menten-Schneiderei und Schmiede leisten nicht nur einen
selbst produziert wurde, ist in unserer modernen Gesell-     Beitrag zum ökonomischen Ergebnis des Klosters, sondern
schaft nicht mehr umsetzbar. Es bedarf des Gelderwerbs,      sind auch in der Entwicklung neuer Formen und Gestaltun-
um die notwendigen Güter des alltäglichen Bedarfs zu kau-    gen maßgeblich am kulturschaffenden Auftrag unserer Be-
fen. Inzwischen hat sich dieses Konzept verfestigt und als   nediktinerabtei beteiligt. Damit folgen sie einer geschicht-
wirtschaftlich wichtiges Standbein der Abtei Königsmünster   lichen Tradition der Klöster, die sich immer als Kulturträger
herauskristallisiert. Weitere Betriebszweige wurden entwi-   verstanden. Man denke an die handschriftliche Vervielfälti-
ckelt: die Käserei und die Lebensmittelproduktionen aus      gung von Büchern und anderen kunstfertig in Klöstern her-
der Klosterküche. Dem liegt das Konzept zu Grunde, dass      gestellten Gütern für den sakralen Bedarf.

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Gruß - Opus manuum - Hand-werk - Abtei Königsmünster
Gleichzeitig fühlt sich unser Klosterhandwerk auch beson-          damit in allem Gott verherrlicht werde.“ (RB 57,7 ff) Dabei
deren Kriterien der Herstellung verpflichtet. Abteiwaren           würde ich allerdings dem Vorschlag Benedikts, Preisdum-
sollten „ehrliche“ Produkte sein. Das bezieht sich sowohl          ping zu betreiben - also mit billigeren Preisen die Konkur-
auf die Qualität der Herstellung, wie der zugekauften Roh-         renz auszustechen - nicht folgen wollen. Vielmehr sollten
stoffe und Materialien. Dabei gilt es hinsichtlich der Preise      sich Klosterbetriebe fair am Markt beteiligen.
auf Fairness bedacht zu sein. Als Wirtschaftsbetriebe finan-       Wichtig ist der letzte Satz dieses Regelzitates: „…damit in
zieren unsere Werkstätten mit ihren Gewinnen nicht nur den         allem Gott verherrlicht werde“. Dieser Gedanke gibt hand-
Unterhalt der Mönche, sondern auch unsere sozialen und             werklichem Ringen im Alltag eine neue und vertiefte Dimen-
gemeinnützigen Bereiche. Gleichzeitig sollte der Gedan-            sion. Damit schließt sich auch der Kreis, den ich zu Anfang
ke einer unreflektierten Gewinnmaximierung ferne liegen.           meiner Gedanken aufgeschlagen habe: Menschen, die ihre
Diese Gefahr sieht schon unser Ordensvater Benedikt in sei-        Umwelt gestaltend verändern, haben teil am Schöpfungsauf-
ner Regel: „Bei der Festlegung der Preise darf sich das Übel       trag Gottes. Dieser ist nicht nur als schweißtreibende Arbeit
der Habgier nicht einschleichen. Man verkaufe sogar immer          zu verstehen, sondern als konkretes Gebet im Alltag und als
etwas billiger, als es sonst außerhalb des Klosters möglich ist,   liebevoller Dienst für unsere Welt.

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Gruß - Opus manuum - Hand-werk - Abtei Königsmünster
INTERVIEW

„Du machst die Kutten für die Mönche?!“
Zwei Mitarbeitende über ihre Arbeit im Kloster

Sie ist Gesellin der Damenschneiderei - und kommt aus Me-
schede. Dass sie einmal in der Abtei schneidern würde, hätte
sie nie gedacht. „Irgendwie sieht man ja die Abtei, aber sie
ist doch weit weg,“ sagt Anke Isenberg. Sie selbst hätte auch
zu Beginn ihrer Tätigkeit in der Abtei die Mönche „über-
trieben ehrwürdig gesehen“ und Sorge gehabt, etwas falsch
zu machen. Inzwischen erlebt sie die Brüder vor allem als
freundlich und dankbar: „Das sind ‚Kunden‘, die dankbar
sind, wenn der neue Habit gut passt und sie sich darin wohl-
fühlen.“ Eine Erfahrung, die sie vorher bei ihrer Kundschaft
nicht immer unbedingt machte. Und so stellt sie in ihrem
Freundeskreis auch gleich klar: „Benediktiner tragen keine
Kutten, sondern einen Habit!“

Frank Siegert wohnte unterhalb des Klosters, als er sich in
der Abtei als Tischlermeister bewarb. Und doch hatte die
Abtei für ihn immer etwas Abgeschlossenes, Geheimnisvol-
les und Anziehendes. Seit 1997 leitet er nun die Klostertisch-
lerei. „Das waren am Anfang harte und steinige Wege,“ be-
richtet er. Er sollte nicht einfach der „Klosterschreiner“ sein,
der vor allem für die Abtei selber gearbeitet hat. Doch die
Werkstatt neu auszurichten, Aufträge zu suchen und in neue
Maschinen zu investieren, das kostete viel Kraft. Heute ist

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Gruß - Opus manuum - Hand-werk - Abtei Königsmünster
er dankbar, dass er dabei ein großes Vertrauen der Mönche
spürte und bis heute sehr selbständig arbeiten kann. „Es ist
gut, sich so unterstützt zu wissen,“ sagt er - auch wenn er sich
manchmal noch mehr Nähe und Identität zwischen Tischle-
rei und Kloster wünscht.

In einem sind sich beide einig: sie kommen gerne auf den
Klosterberg zur Arbeit. „Es ist eine ganz andere Atmosphäre,
sobald ich hier oben bin,“ beschreibt es Anke Isenberg. „Bei
aller Arbeit ist es doch irgendwie auch ein Ort, der mich zur
Ruhe kommen lässt.“ „Ich kann hier meine Ideen entwickeln
und umsetzen,“ beschreibt Frank Siegert. Dass das Auto der
Tischlerei in der Stadt längst Markenzeichen ist, zeigt, dass
die „Klostertischlerei“ im Bewusstsein ankommt.

Beiden ist auch ein anderes gemeinsam: „Handwerk, das
heißt für mich vor allem, dass ich das Werk meiner Hände,
mein Produkt, sehen, in Händen halten kann.“ Für Anke
Isenberg ist das geprägt von der Tradition des Handwerks
und dem, was sie „hier lernen kann: ganz Vieles an traditi-
onellen Handwerksweisen, die mir Bruder Andreas zeigen
kann. Das habe ich in meiner Ausbildung nicht gelernt.“ Für
sie verbindet sich diese Tradition mit der Herausforderung,

10
Neues einzubringen. „Am Ende steht der schwarze Habit.            „Toll, dass ihr solche Leute habt,“ sagte mir letztens ein
Vielleicht lässt sich mancher Arbeitsgang vereinfachen, viel-     Freund, dem ich von der Abtei und unseren Werkstätten er-
leicht ein anderer Stoff sich besser tragen. Doch es bleibt die   zählte. Ja, er hat recht. Denn nicht nur Mönche leben auf
Kunst des Handwerks, das ‚Produkt‘ vom Maßnehmen bis              dem Klosterberg - sondern viele Mitarbeitende in den ver-
zum Ende zu fertigen.“                                            schiedensten Bereichen, die unsere Arbeit mittragen und
                                                                  unterstützen. Dies waren nur zwei Beispiele von vielen. Ein
Für Frank Siegert heißt das inzwischen vor allem, organisa-       „Danke“ gilt allen!
torische Dinge zu tun, zu entwerfen und nach neuen Auf-
trägen zu schauen. Umso froher ist er, dass auch sein Team        Interview: P. Guido Hügen OSB
hinter dem steht, was die Klostertischlerei sein will: Teil der
Abtei, Angebot der Abtei und auch Finanzquelle der Abtei.
„Menschen möchten der Abtei gerne etwas Gutes tun. Aber
sie fragen auch nach dem, was sie bekommen. Bei uns be-
kommen sie beste Qualität und unterstützen dennoch die
Abtei.“

Da ist es nur normal, wenn auch die Schneiderei nach neuen
Aufgabenfeldern sucht. Eines ist bereits da. Anke Isenberg:
„Und wenn mir das viele Schwarz zu viel wird, bin ich froh,
mit den Stoffen von Br. Alexander in der Paramentenschnei-
derei noch einmal eine ganz andere Herausforderung zu ha-
ben.“

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Kirche

Salbsteine

                              Dachau

In der Vorbereitung auf un-   Ein Stein im Königs-Münster
ser 50jähriges Kirchweih-     erinnert uns
jubiläum am 1. September      an ein dunkles Kapitel
2014 möchten wir Ihnen in     unserer deutschen Geschichte
den kommenden Ausgaben
des „Gruß aus der Abtei Kö-   Er erinnert uns daran
nigsmünster“ die Salbsteine   was Menschen einander
vorstellen, die unter den     antun können
Apostelleuchtern in unse-     zu welchen entsetzlichen Taten
rer Abteikirche angebracht    sie fähig sind
sind. Sie stammen von ver-
schiedensten     Glaubens-    Und er erinnert uns
Orten und weisen uns auf      an unsere älteren Geschwister
unseren     missionarischen   im jüdischen Glauben
Auftrag hin, der an jeden     an ihr sehnsüchtiges Warten
getauften Christen ergeht.    auf den Messias
                              daran, dass nicht wir die Wurzel tragen
                              sondern die Wurzel uns

12
Paderborn                                        Guadalupe

Ein Stein im Königs-Münster                      Ein Stein im Königs-Münster
erinnert uns                                     erinnert uns
an unsere Verbundenheit                          an unsere Verbundenheit
mit unserer Ortskirche                           mit der Kirche weltweit

Er erinnert uns daran                            Guadalupe
dass Kirche vor Ort beginnt                      ein Ort, der für Lateinamerika steht
in den Familien und Gemeinschaften               ein Ort vielfältiger Herausforderungen

Kirche besteht                                   Guadalupe
aus vielen Menschen                              ein Wallfahrtsort
mit ihren unterschiedlichen Gaben und Talenten   ein Ort des Gebetes und der Versöhnung
Kirche lebt                                      ein Ort der Solidarisierung mit den Armen
an konkreten Orten                               ein Ort
in menschlichen Gesichtern                       der uns an unsere Sendung erinnert
so wie Gott                                      die Liebe Gottes allen Menschen zu verkünden
in Jesus
ein menschliches Gesicht bekommen hat

                                                                                                13
Benediktsregel

„Sie sind dann wirklich Mönche, wenn …!“ RB 48,8
von Pater Jonas Wiemann OSB, Novizenmeister

Was ist das eigentlich – ein Mönch?          Mönche sieht. Ausdrücklich wird be-        ten spirituellen Grundpfeiler benedik-
Vielleicht haben sie sich ja diese Frage     tont, dass sie zu bestimmten Stunden       tinischen Mönchtums.
auch schon einmal gestellt. Was zeich-       des Tages arbeiten sollen! Auch wid-       Was ist, neben dem Erwirtschaften
net einen Mönch eigentlich aus? Ich bin      met Benedikt den Handwerkern ein ei-       einer finanziellen Lebensgrundlage,
mir sicher, würde man eine Umfrage           genes Kapitel und lässt sie ausdrücklich   ohne die auch kein Kloster bestehen
machen, würden die meisten Antwor-           ihre Kunst im Kloster ausführen (vgl.      kann, der spirituelle Mehr-Wert der
ten die spirituelle Dimension betonen.       RB 57). All das war für einen gebilde-     Arbeit?
„Der betet viel!“, „Ein Spezialist in        ten Römer, der zur Zeit Benedikts leb-     Grundlegend wird der Mönch in
Fragen Gott!“, …                             te und sich vielleicht entschied, in ein   der Arbeit zuerst einmal geerdet. Er
Auch für Benedikt ist diese Dimension        Kloster als Mönch einzutreten, mehr        kommt in der Handarbeit buchstäblich
in seiner Regel grundlegend. Für ihn ist     als ungewöhnlich. Er war es gewohnt,       mit Materie in Berührung und schafft
der Mönch jemand, der wirklich Gott          seine Zeit mit Muße (otium) zu ver-        so die Lebensgrundlage für sein geis-
sucht (RB 58,7). Doch zugleich betont        bringen und römische Philosophen zu        tiges Leben. Vielleicht erfährt er hier
er eine andere Spur, die vielleicht auf      studieren. Zum Arbeiten (nec-otium =       die spirituelle Wahrheit, dass Leib und
den ersten Blick überraschend ist. „Sie      Nicht-Muße) hatte man schließlich sei-     Geist des Menschen immer zusam-
sind dann wirklich Mönche, wenn sie          ne Sklaven! Oder als Handwerker die        mengehören! Es gibt nicht das eine
von ihrer Hände Arbeit leben!“ (RB           unteren Bevölkerungschichten!              ohne das andere. So ist z.B. Seel-Sorge
48,8) Mönche – also nicht nur Spezia-        Ganz anders Benedikt. Er verlangt von      immer auch Leib-Sorge (eine grundle-
listen in Sachen Gott, sonder auch in        allen, die im Kloster leben, dass sie      gende benediktinische Wahrheit).
Sachen (Hand-)Arbeit!?                       auch arbeiten! (vgl. RB 48) Damit wird     Auch wird die Arbeit ihn immer wie-
Tatsächlich ist auffällig, wie positiv Be-   die Arbeit, neben dem Gebet und der        der an seine eigenen Grenzen bringen.
nedikt in seiner Regel die Arbeit der        Lesung der Hl.Schrift, zu einem drit-      Nicht alles wird ihm möglich sein – in

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Bezug auf seine eigenen körperlichen        ist. In unserer heutigen Sprache: In
Grenzen, seine eigenen handwerkli-          der Arbeit kann ich eigene Stärken,
chen Fähigkeiten, der Materie selbst!       Fähigkeiten, Grundwerte entdecken
Das ist eine wirkliche Demutserfah-         und entwickeln. Und zudem kann ich
rung: „Bedenke, Mensch, dass du Staub       lernen, mit meinen eigenen Schwächen
bist und zum Staub zurückkehrst!“           umzugehen, sie einzubinden in meine
Er wird aber auch erfahren, dass er in      Gesamtpersönlichkeit und in einem
der Arbeit immer wieder wächst. Dass        Lebensprozess umzuformen, zu ver-
er Fähigkeiten entwickelt, Begabun-         wandeln! Oder, mit den Worten John
gen bei sich entdeckt – wo er vorher an     Ruskins, eines englischen Sozialphilo-
eine eigene Grenze stieß: „Mit meinem       sophen des 19. Jahrhunderts: „Nicht,
Gott überspringe ich Mauern!“ (Ps 18,       was er mit seiner Arbeit erwirbt, ist der
30)                                         eigentliche Lohn des Menschen, son-
Somit ist Arbeit in der spirituellen Tra-   dern was er durch sie wird.“
dition kein notwendiges Übel, die ne-
ben dem „Eigentlichen“, dem geistig-
geistlichen Tun, auch noch irgendwie
getan werden muss. Vielmehr ist es ein
wesentliches Instrument der geistli-
chen Formung. Die Mönchsväter spre-
chen immer wieder davon, wie wertvoll
die Arbeit im Kampf gegen die Laster

                                                                                  15
ORGEL

Lokal verwurzelt und global aktiv
Die Orgelbauwerkstatt Klais in Bonn
von Pater Maurus Runge OSB, Missionsprokurator

                                                 Foto: Sascha Müller-Jänsch
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Im letzten „Gruß aus der Abtei Königsmünster“ hatten wir         Mit Hans Klais, der 1918 zunehmend die Werkstattleitung
darüber berichtet, dass wir mittlerweile den Auftrag zum Bau     übernahm, begann das Zeitalter der „neuen Sachlichkeit“ –
unserer neuen Abteiorgel an die Orgelbauwerkstatt Klais in       es ist das Zeitalter von Bauhaus und Werkbund, das durch
Bonn vergeben haben. Diese Ausgabe möchten wir dazu nut-         die Umbruchstimmung nach dem Ersten Weltkrieg geprägt
zen, Ihnen ein wenig diese renommierte Werkstatt, die lokal      wurde. In dieser Zeit machte sich die Firma vor allem durch
verwurzelt und zugleich weltweit aktiv ist, vorzustellen.        die sogenannten „Offenen Prospekte“ einen Namen, bei de-
Die Orgelbaumanufaktur Klais ist ein traditioneller Famili-      nen das gesamte Innenleben der Orgel frei sichtbar am ferti-
enbetrieb, der von der Familie Klais in der mittlerweile vier-   gen Werk erscheint. An der Universität Bonn wurde damals
ten Generation geführt wird. „1882 gründete Johannes Klais       ein eigenes akustisches Forschungslaboratorium eingerich-
seine eigene Orgelbauwerkstatt – in einer Zeit, in der noch      tet – eine Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung,
Kutschen das Straßenbild prägten und Komponisten wie             die bis heute Bestand hat. In die Zeit von Hans Klais fiel der
Franz Liszt und César Franck zu den herausragenden Orgel-        Orgelbau für die Brüsseler Weltausstellung 1935, die großen
virtuosen ihrer Zeit zählten.“ Schon in der ersten Generati-
                              1
                                                                 Kathedralorgeln in Brügge und Gent 1936 und – nach dem
on prägte ein großer Erfindergeist die Werkstatt der Familie,    Zweiten Weltkrieg und dem Wiederaufbau der Werkstatt –
wie beispielsweise 1906 die erste elektrisch angesteuerte Or-    1948 der Bau der Kölner Domorgel, die 2002 durch den En-
gel im Dom zu Erfurt mit vier Manualen zeigt, die der Haup-      kel Philipp C. A. Klais reorganisiert wurde.
torgel und Chororgel elektrisch über einen Zentralspieltisch     „Zur Zeit des Wirtschaftswunders übernahm Hans Gerd Klais
miteinander verbunden waren. Neben Orgelbauern und               1957 als ältester Sohn von Hans Klais die Führung der Werk-
Schreinern beschäftigte Johannes Klais in seiner Werkstatt       statt. Seine Vision ist geprägt von der Synthese der barocken
auch eine Gruppe von Holzbildhauern und Schnitzern, wo-          und symphonischen Orgel – eine künstlerische Verschmel-
durch sein Betrieb schnell überregional bedeutsam und der        zung der damals diametralen Gegensätze“. Die Würzburger
Grundstein für die weitere Entwicklung gelegt wurde.             Domorgel von 1969 ist ein Beispiel für diese dritte Phase.

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1965 richtete Hans Gerd Klais als einer der ersten eine Re-                                         von Zeit und Raum, dazu gehört auch das kulturelle, soziale
staurierungswerkstatt ein, die sich bis heute kontinuierlich                                        und geografische Umfeld der Orgel, wird eine künstlerische
weiterentwickelt hat. „Auch in der Prospektgestaltung ging                                          Reflektion in Gang gesetzt, die in eine Vision mündet, wie
Hans Gerd Klais neue Wege und suchte die Zusammenar-                                                das neue Instrument beschaffen sein soll – einzigartig und
beit mit anderen bildenden Künstlern wie den Bildhauern                                             authentisch für seine Bestimmung und seinen Ort.“
Hillebrand und Heiermann in den Domen zu Münster und                                                Wir sind dankbar dafür, dass sich die Abtei Königsmünster
Trier sowie im Münster zu Ingolstadt. Schulbildend ist übri-                                        mit der Auftragsvergabe in die so reiche Tradition der Orgel-
gens auch die große Klais Orgelbibliothek, die zu den größ-                                         bauwerkstatt Klais einreihen kann. Dankbar sind wir auch
ten im Privatbesitz zählt und heute als Präsentbibliothek der                                       für eine große Sensibilität der Orgelmanufaktur für die Be-
Universität Bonn mit den Hochschulen des Landes vernetzt                                            sonderheit einer Orgel für eine Abteikirche, die also nicht
ist.“                                                                                               zuerst eine Konzertorgel ist, sondern der Begleitung unseres
Seit 1995 führt Philipp C. A. Klais in vierter Generation die                                       Stundengebetes und unserer Liturgie dient. Hier werden
Werkstatt. Sein Credo ist, dass nur eine Werkstatt, die das                                         wir mit den Verantwortlichen der Werkstatt in einem fortlau-
Handwerk bis ins letzte Detail beherrscht, zur Weiterent-                                           fenden Gesprächsprozess bleiben.
wicklung aktiv beitragen kann. „Das Motto „Bewegung zwi-                                            Zum Jahresbeginn 2014 haben wir hinsichtlich des Spenden-
schen Zeit und Raum“ charakterisiert das Wirkungsgefüge,                                            standes die Marke von € 800.000,- erreicht. Dafür sind wir
das für Philipp C. A. Klais maßgeblich ist: aus der Dynamik                                         Ihnen, liebe Spenderinnen und Spender, zu tiefem Dank
1 Die Zitate sind dem Angebot der Firma Klais “für eine neue Orgel für die Abteikirche Königsmünster“ entnommen, das wir dankenswerterweise verwenden dürfen.

                                                                                                                                                                    Fotos: Mike Gutteridge, Sascha Müller-Jänsch (3)
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Spendenkonto
verpflichtet. Auch in der kommenden Zeit bitten wir Sie um
Ihre großzügige Unterstützung, damit in unserer Abtei bald      Bank für Kirche und Caritas
ein noch würdigeres Gotteslob erschallen kann.                  IBAN
                                                                DE96 4726 0307 0011 5609 00
Philipp C. A. Klais bringt die „Philosophie“ seiner Firma       BIC GENODEM1BKC
kurz und bündig auf den Punkt:                                  Kennwort
„Eine Orgel bewegt die Menschen dann, wenn sie ihre Spra-       Orgelpatenschaft
che spricht. Das ist die eigentliche Herausforderung. Ge-
nauso wie jeder Mensch durch sein soziales, kulturelles und
geografisches Umfeld maßgeblich geprägt wird, so schauen
wir sehr genau auf das Umfeld einer geplanten Orgel und
lassen es in der Klais-Orgel - wo immer sie auch auf der Welt
steht - widerklingen. Das beginnt bei der Konzeption, der
architektonischen Gestalt und setzt sich in der Disposition
und Intonation fort. Dann wird eine Orgel unverwechselbar
und kann das Innerste der Menschen erreichen, für die wir
sie gebaut haben – natürlich verbunden mit einem gewissen
Schuss rheinischer Lebensfreude.“

                                                                                              19
TANSANIA

Neue Entwicklungen im Peramiho Hospital
von Bruder Ansgar Stüfe OSB, Missionsprokurator der Kongregation

Das Jahr 2013 war für unser Peramiho Hospital durchgehend          dung verwendet werden. Man kann Renovierung aufschie-
erfreulich. Auf allen Ebenen war gediegene Stabilisierung zu       ben, aber irgendwann fällt auch ein Gebäude zusammen,
spüren. Das galt zum ersten Mal auch für das Personal. Zwar        wenn es nicht instand gehalten wird. Als erstes haben wir
kommen und gehen mehr als früher, aber die Gesamtzahl              uns entschlossen, einen Neubau für das Internat unserer
unserer Beschäftigten konnte gehalten werden. Da zwei un-          männlichen Pflegeschüler zu bauen. Der bis jetzt benutz-
serer Nachbarkrankenhäuser Krankenpflegeschulen eröff-             te Bau ist völlig heruntergekommen. Wenn ich die Schüler
nen werden, sollte das Personalproblem auf längere Sicht           dort besuche, bekomme ich immer ein schlechtes Gewissen.
beherrschbar sein.                                                 Die große Frauen- und Entbindungsstation mit 100 Betten
Ein großer Durchbruch kam von unerwarteter Seite. Unser            wurde vor 60 Jahren gebaut. Der Dachstuhl ist teilweise von
Verwalter und ich haben mit direkten Kontakten im Gesund-          Termiten zerfressen. Das Gebälk und das Dach müssen also
heitsministerium erreicht, dass der größte Teil der Gehälter       bald ersetzt werden.
jetzt von der Regierung bezahlt wird. Damit ist die Zukunft        Auch benötigen wir eine ganze Reihe von Geräten für das
unseres Hauses gesichert. In allen vergangenen Jahren hat          Labor, den Operationssaal, die Intensivstation und ein neu-
die Regierung einmal zugesagte Zahlungen durchgehalten.            es Gerät zur Magenspiegelung. Ja, es ist fast wie in einem
Daher hoffen wir, dass sie auch in der Zukunft dazu fähig          Traum, dass wir da alles angehen können, weil die tansani-
sein wird. Sicher kann man nie sein. In Uganda hat die Re-         sche Regierung fast alle Gehälter bezahlt.
gierung in diesem Jahr drei Monate lang keine Gehälter ge-         Eigentlich war es immer mein Ziel gewesen, die laufenden
zahlt. In Tansania ist das noch nie vorgekommen, obwohl            Kosten aus dem Land zu erwirtschaften. Nur Investitionen
das Land ärmer ist als Uganda. Aber das Beispiel zeigt, dass       und besondere Förderung des Personals sollten von Spen-
solche Ausfälle möglich sind.                                      dengeldern finanziert werden. Bis vor zehn Jahren war das
Jetzt können wir endlich Maßnahmen anpacken, die wir               auch so. Damals erhöhte die Regierung massiv die Gehälter,
Jahre lang aufgeschoben haben. Die Spendengelder können            ohne uns unter die Arme zu greifen. Daher kamen wir in
jetzt für Neuanschaffungen, Renovierungen und Ausbil-              die missliche Lage, fast alle Spendengelder in die laufen-

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                               Bank für Kirche und Caritas
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                               Peramiho Hospital

                             den Kosten stecken zu müssen. Jetzt sind wieder gesunde         tet haben. Inzwischen blicke ich auf 26 Jahre Leitungser-
                             Verhältnisse eingekehrt. Zwar sind wir für diese erwähnten      fahrung zurück. Dies hilft mir sehr, in unterschiedlichsten
                             Zusatzkosten immer noch auf Spenden angewiesen, aber ich        Feldern Entscheidungen zu treffen. Damit kommt meine
                             bin zuversichtlich, dass es immer Menschen geben wird, die      Arbeit noch viel mehr Menschen zugute, als wenn ich direkt
                             bereit sind, dieses Anliegen auch finanziell zu unterstützen.   als Arzt weiter gearbeitet hätte. Das ist letztlich wichtiger für
                             Es sind nun zehn Jahre vergangen, seitdem ich die Leitung       mich als der Beruf selbst. In jüngerer Zeit beschäftigt mich
                             des Hospitals vor Ort in einheimische Hände übergeben           auch mehr und mehr die Frage, wie der christliche Glaube
                             habe. Es hat sich sehr bewährt, dass ich die Gesamtleitung      in einer naturwissenschaftlich geprägten Umwelt weiter-
                             als Direktor beibehalten habe. Daher bin ich für die Gelder     leben kann. Wie kann Glauben für intellektuell geprägte
                             und Grundsatzentscheidungen immer noch direkt zustän-           Menschen zugänglich sein? Ich selbst ringe mit diesen Fra-
                             dig.                                                            gen und habe auch keine einfachen Antworten gefunden.
                             Oft werde ich gefragt, wie ich denn damit zurechtkomme,         Ich würde aber gern dieses Ringen mit anderen Menschen
                             nicht mehr ärztlich tätig zu sein. Darauf gibt es viele Ant-    austauschen. Vielleicht gelingt mir doch einmal eine längere
                             worten. Ich habe mich nie über den Beruf definiert. Als ich     Schrift darüber zu verfassen. Zur Zeit reicht es aber nur zu
Foto: Br. Ansgar Stüfe OSB

                             ins Kloster eintrat, wollte ich mich einfach dort zur Verfü-    diesem kurzen Rundbrief, mit dem ich wieder allen danke,
                             gung stellen, wo ich am meisten gebraucht werde. Das war        die mir so viele Jahre treu zur Seite gestanden sind. Ich ver-
                             zunächst als Arzt in Peramiho. Dann kamen immer mehr            traue auch darauf, dass weiter die Hilfe kommt, die zur Zu-
                             Leitungsaufgaben auf mich zu, die mir auch Freude berei-        kunftssicherung des Peramiho Hospitals notwendig ist.

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PHILIPPINEN

     Der Taifun auf den Philippinen
     und seine Nachwirkungen

     Der Taifun Haiyan, der im November 2013 über die Phil-
     ippinen zog, hat viele Tote und eine Schneise der Verwüs-
     tung hinterlassen. Unsere Mitbrüder im Kloster Digos auf
     den Philippinen haben sich schon kurz nach der Katastrophe
     dazu entschieden, schnell und unkompliziert den Ärmsten
     der Armen zu helfen. Sie sind zwar nicht direkt betroffen,
     da ihr Kloster ca. 500 km südlich des am stärksten betrof-
     fenen Ortes liegt, aber sie arbeiten mit den Missionsbene-
     diktinerinnen von Tutzing zusammen, die in der Region um
     Tacloban tätig sind. Einige Mitbrüder kommen gebürtig aus
     der betroffenen Gegend, wie z.B. Bro Moses Macalalag OSB,
     der Krankenpfleger der Gemeinschaft, der von einer Reise
     in seine Heimat berichtet:

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Daheim – drei Wochen nach dem Taifun
von Moses Macalalag OSB

Genau 17 Tage, nachdem der Taifun Haiyan zugeschlagen
hatte, konnte ich mich endlich am 25. November auf eine
Reise in meine Heimat machen, das Städtchen Capoocan auf
der Insel Leyte. Es liegt 53 km westlich von Tacloban City
und 50 km nördlich von Ormoc City. In gewissem Sinn ist
meine Heimatstadt ein Knotenpunkt zwischen den beiden            eine Art Tsunami, erreichte sie nicht, aber die starken Winde
genannten Großstädten und einer anderen Insel mit dem            von Haiyan machten viele Leute obdachlos. Mein Eltern-
Namen Biliran.                                                   haus war beschädigt, doch das Dach wurde nicht fortgebla-
Als das Schiff, mit dem ich fuhr, noch ein paar Meilen vom       sen. Denn mein Vater und mein Schwager hatten es am Tag
Hafen von Ormoc entfernt war, sah ich schon ein düsteres         vor dem Taifun mit starken Drahtseilen abgesichert. Aber
Bild von dem, was der Sturm auf Leyte angerichtet hatte.         die Fassade des Hauses brach zusammen, weil ihr Funda-
Es sah aus wie nach einer langen Trockenzeit, die Bäume          ment nachgab, als sie von dem starken Wind geschüttelt
verwelkt und ohne Äste, ja ohne Leben. Als ich in Ormoc          wurde.
Gebäude ohne Dach und eingeebnete Häuser sah, bekam
ich Angst. Ich machte mir große Sorgen über die Situation        Mein Gefühl von Traurigkeit wurde deutlicher, als ich am
zuhause. An den Straßen sah ich Plakate mit der Bitte um         nächsten Tag nach Norden fuhr in Richtung Tacloban. Ich
Hilfe. Kinder standen Schlange und bettelten um Essen,           nahm wahr, dass das Ausmaß des Schadens immer schlimmer
Kleider und Unterschlupf. Lange Reihen von Passagieren           wurde, wenn ich von einer Stadt zur nächsten fuhr. Ich hatte
warteten auf eine Fahrkarte weg von der Insel nach Cebu          das Gefühl, als sei eine Bombe auf Palo abgeworfen worden,
City. Sie wollten entweder ihre Heimat verlassen oder Le-        der Stadt vor Tacloban. Die neu renovierte Bischofskirche
bensmittel kaufen.                                               stand ohne Dach da, Häuser waren dem Erdboden gleich,
                                                                 und Schutt verstopfte die Straßen. Freiwillige Helfer waren
Als ich am Elternhaus ankam, empfing mich meine Mutter           bereits am Aufräumen. Aber sie arbeiteten mit großer
schluchzend. Ich fühlte mich sehr erleichtert, als ich erfuhr,   Vorsicht, weil sie damit rechnen mussten, noch Tote unter
dass alle meine Lieben in Sicherheit waren. Die Sturmflut,       dem Schutt zu finden.

                                                                                                                           23
Fast drei Wochen waren seit dem Taifun vergangen, als ich     vier Stunden lang, aber es wird Jahre brauchen, den Schaden
Tacloban City erreichte. Aber es kamen mir die Tränen, als    zu beheben, den er zurück ließ.
ich im Zentrum der Stadt sieben Leichen in Stoffsäcke ein-
gepackt sah. Mehr als fünftausend Todesopfer wurden be-       Am 30. November reiste ich zu unserem Kloster hier in
reits gezählt, aber mehr als tausend Personen werden noch     Digos City zurück. Während meines fünftägigen Besuchs
vermisst, d. h. in den nächsten Tagen hofft man, noch mehr    hörte ich von den Taifunopfern direkt, dass sie zur Zeit am
Tote zu finden. Zu einem gewissen Grad konnte man mer-        dringendsten etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf
ken, dass die Überlebenden sich von den Verwüstungen          brauchen. Verschiedene Organisationen und Gruppen haben
durch den Sturm erholen wollten. Sie waren bereits dabei,     ihnen bereits Hilfe zukommen lassen. Aber sie brauchen in
die Stadt sauber zu machen, und wurden am Ende des Ta-        Zukunft noch viel mehr, weil der Sturm ja die Grundlagen
ges dafür bezahlt. Aber auf ihren ausdruckslosen Gesichtern   ihres Lebensunterhalts vernichtet hat.
spiegelte sich noch der Schmerz, den die Katastrophe verur-   Ich verließ Leyte mit einem schweren Herzen. Aber eine
sacht hatte.                                                  Botschaft, die ich las, hat mich tief bewegt: „Ohne Dach und
                                                              ohne Haus, aber niemals ohne Hoffnung.“ Von überall auf
Fachleute sagen, es werde wenigstens fünf Jahre dauern,       der Welt strömen Hilfe und Unterstützung nach Leyte und
bis der Wiederaufbau abgeschlossen ist. Aber Einheimische     das gibt den Opfern ein starkes Gefühl von Hoffnung.
meinen, es können bis zu 10 Jahre werden. Haiyan verwüste-
te Leyte an jenem Vormittag des 8. November nur ungefähr      Allen, die helfen, herzlichen Dank und Vergelt’s Gott!

24
In einer Email vom 13. Dezember 2013 schreibt P. Edgar
Friedmann OSB, der Konventualprior von Digos:

„Was die Taifunhilfe angeht, bin ich mit institutionellen
Partnern etwas vorsichtig. Es gibt eine Vereinigung von
Schwestern in Mindanao, bei der ein paar Tutzinger füh-
rend mitarbeiten. Sie haben bereits zwei Gruppen von je 30
Schwestern direkt ins Katastrophengebiet zur Sozialarbeit
geschickt. Diesen habe ich bis jetzt das meiste Geld über
Sr. Stella OSB zukommen lassen. Sie hat mir versichert, dass
                                                                                            Spendenkonto
ihre Hilfe direkt an die Opfer geht. Zweimal habe ich auch
schon der Pfarrei von Br. Moses geholfen. Er versichert mir,                                Bank für Kirche und Caritas
dass der Pfarrer ganz sozial eingestellt ist und in erster Linie                            IBAN
den Opfern hilft (statt z. B. seine Kirche zu reparieren). Den                              DE96 4726 0307 0011 5609 00
Verwandten von Br. Moses und des Postulanten Riomark                                        BIC GENODEM1BKC
habe ich nur in der ersten Not geholfen, als sie nicht an ihr                               Kennwort
eigenes Geld herankamen, weil ihre Banken nicht arbeiten                                    Taifun Philippinen
konnten. Ansonsten sind sie nicht so bedürftig. […]
Insgesamt möchte ich in den nächsten Tagen das Geld noch
direkter an die Opfer bringen. Und ich habe wirklich viel
und bekomme noch mehr. […] Ich bin ja nicht der geborene
Sozialarbeiter. Aber es ist doch schön, wenn man helfen kann
und dabei nicht einmal auf das eigene Geld zurückgreifen           geht nur schleppend voran, wie auch Br. Moses in seinem
muss.“                                                             Bericht schreibt. Wir bitten Sie daher auch weiterhin um
                                                                   Ihre Unterstützung für die Taifunopfer auf den Philippinen.
Der Taifun liegt mittlerweile drei Monate in der Vergangen-        Das Geld steht direkt unseren Brüdern zur Verfügung und
heit – in den Medien hört man nichts mehr von der Situation        wird den Opfern unkompliziert weitergeleitet, wie P. Edgar
im Land. Dennoch haben die Menschen, die alles verloren            schreibt. Wir danken Ihnen für Ihre Hilfe, auch im Namen
haben, Hilfe noch immer nötig – denn der Wiederaufbau              unserer Brüder auf den Philippinen!

                                                                                                                           25
Philippinen

Benedictine Education – A gift to the world Benet 2013 in Manila
von Pater Paulus Smuda OSB, Pater Julian Schaumlöffel OSB und Andrea Kasten, LehrerIn

26
„Duracell, keine Batterie, aber ebenso ausdauernd.“ Der        benediktinischen Prägung folgend, waren die Vorträge und
neue Name, den Father Christopher Schwester Josefina Ne-       Workshops eingebettet in Stundengebet, die Feier der Hl.
pumuceno gab, war wirklich passend, denn mit viel Kraft        Messe und das Studium der Hl. Schrift.
und Ausdauer organisierte sie BENET 2013, das Internati-       Selbst beschenkt, fragten wir uns, was nun unser Geschenk
onale Treffen benediktinischer Erzieher, das vom 22. – 26.     an die Schüler, Eltern und Kollegen sein könnte. Als erstes
Oktober im St. Scholastica’s College (einer Gründung der       sicherlich der Mut, die Ideale des Hl. Benedikt stärker im
Tutzinger Benediktinerinnen) in Manila, einer der größten      Schulleben spürbar werden zu lassen, und an ihnen unsere
Benediktinerschulen auf den Philippinen mit über 4500          Lehrpläne bzw. die Wissensvermittlung auszurichten, um
Schülerinnen, stattfand.                                       wahrhaft und lebensstiftend die uns anvertrauten Menschen
Tatsächlich bedurfte es eines großen organisatorischen Ta-     zu bilden. Auch eine unserer Welt verlorengegangene Selbst-
lents, 220 Lehrern von Benediktinerschulen aus aller Welt      verständlichkeit im Religiösen fanden wir bei den Menschen
ein so reichhaltiges und gleichzeitig interessantes Programm   in Manila wieder. Das nährte in uns den Wunsch, die Praxis
zusammenzustellen, wie wir es in Manila erlebten. Vertreter    christlichen Glaubens in unserem Schulleben noch mehr le-
verschiedener Nationen und aller Kontinente waren gekom-       bendig werden zu lassen.
men, neben den Philippinen und Sri Lanka waren Chile,          Father Christopher mahnte uns, einer Tendenz benediktini-
Kolumbien, Brasilien, die USA, Australien, Kenia, Tansania     schen Lebens nicht nachzugeben, die sich im Alltäglichen
und Südafrika vertreten und aus Europa waren Delegationen      und Lokalen verfangen kann. Deswegen empfanden wir es
aus Spanien, Großbritannien, Irland, der Schweiz, Österreich   als eine Ermutigung und Weitung, uns als Teil eines weltwei-
und Deutschland angereist – die ganze benediktinische Viel-    ten benediktinischen Netzwerks zu erleben.
falt. Aus Meschede hatten sich Andrea Kasten, P. Paulus und    Für diese reichen Erfahrungen und Begegnungen sind wir
P. Julian auf den weiten Weg gemacht.                          dankbar!
Diese Konferenz war die Fortsetzung einer Reihe von Tref-      Besonders möchten wir unseren P. Michael grüßen, der bei
fen, die sich als Forum des Austausches zu Fragen bene-        der Tagung in Manila mehrmals als Mitinitiator der Benet-
diktinischer Erziehung versteht. Es stand unter dem Motto      Treffen erwähnt wurde und damit den Grundstein dieses so
„Benedictine Education – A gift to the world” (Benedikti-      fruchtbaren Prozesses gelegt hat.
nische Erziehung – Ein Geschenk für die Welt). Ganz der

                                                                                                                        27
für junge und junggebliebene

Der kleine Mönch - Ora et Labora
von Bruder Benedikt Müller OSB, Koordinator für Jugend und Bildung

 Grüß Gott, ich bin der kleine Mönch vom Klosterberg in Me-           Tagesablauf ist auf das Gebet ausgerichtet, und Arbeit gilt auch
 schede und möchte euch gerne von meinen Erlebnissen in den           als Gebet. Wieder Fragezeichen? Also, unserem Ordensgründer,
 Klosterwelten erzählen. Das Leben im Kloster ist sehr erlebnis-      dem hl. Benedikt, war die Arbeit mit Kopf, Herz und Hand wich-
 reich und es passieren immer viele tolle Dinge. Neulich waren       tig. A-ha! Wieso das denn? Nun, um einerseits das Überleben
 wieder einige Schüler in der OASE zu Gast. Auf dem Programm         der Mönche zu sichern und andererseits den Glauben der Brüder
 steht auch immer ein Rundgang über das Klostergelände. Be-          zu entwickeln und zu fördern. Und so soll das LABORA mit zum
sonders überrascht waren die Schüler von den unterschiedli-          ORA werden, die Arbeit zum Gebet. Noch mehr Fragezeichen?
chen Werkstätten und Betrieben der Abtei: die Schreinerei und        Dann will ich auf deine Fragezeichen weitere Antworten geben:
die Schmiede, die Mosterei und die Hausmeisterei, die Weberei        In der Mönchsregel schreibt der hl. Benedikt: „damit in allem,
und die Schneiderei, die Töpferei und die Küche, die Bäckerei        was wir tun, Gott verherrlicht werde“ (RB 57,9). Gott in der Ar-
und die Metzgerei. „Ich dachte immer, dass Mönche nur beten?“        beit verherrlichen? Wie komisch! Ob nun beim Unkraut zupfen,
fragte ein Mädchen. „Mensch, wie dumm bist du denn! Die ma-          Pflaumen entkernen, Fenster putzen, beim Anstreichen, beim
chen doch ORA et LABORA!“ rief ein Junge zurück. In vielen           Apfelsaft abfüllen, beim Treppenhaus wischen, beim Auf- und
Gesichtern der Schüler waren auf einmal Fragezeichen zu sehen:       Abbauen von Möbeln oder im Klosterladen. Wie funktioniert
„ORA et LABORA – was ist das denn?“ Vielleicht kannst du dir         denn das? Es geht in den Kloster-Arbeitswelten nicht eben da-
ja auch nichts unter diesen Begriffen vorstellen, nun, dann will     rum, die Arbeit einfach zu erfüllen oder abzuarbeiten, sondern
ich es dir gerne erklären: ORA et LABORA ist Latein und bedeu-       in der Arbeit auch Erfüllung und Freude zu finden. Als junger
tet Bete und Arbeite. Das Leben in einem Benediktinerkloster         Novize habe ich im Kloster gelernt, über die Arbeit nachzuden-
kann man am besten mit diesen Worten zusammenfassen. Unser           ken. Die Noviziatszeit hat mich gelehrt, dass es eine kontempla-

28
tive, d.h. eine besc
                                              hauliche, ruhige, st
                                                                   ille Art und Weise
                        gibt zu arbeiten. Un
                                              d die genauso bede
                       ten, Singen und Le                          utsam ist wie Be-
                                             sen. Darum hat je
                                                                der Mönch eine be
                       stimmte beruflich                                            -
                                           e Tätigkeit im Klos
                                                                ter. Die Arbeit wird
                       auf Grund der jewe
                                            iligen besonderen
                                                                 Gaben und Talente
                      des einzelnen Mönc
                                            hes zugeteilt. Du
                                                               weißt ja sicher vo
                      dir selbst: Das, wa                                         n
                                          s du gut kannst, ma
                                                               chst du auch gerne!
                      Die Handarbeit, di
                                          e Werkstätten und
                                                               die vielen anderen
                     Arbeitsbereiche so
                                          rgen im Kloster da
                                                              für, dass fast alles,
                     was die Gemeinsc
                                         haft zum Leben br
                                                              aucht, auch selbst
                     hergestellt wird.

                     Bei ORA et LABORA
                                            kannst du echt et
                     entdecken: auch du                       was Spannendes
                                         kannst lernen, dass
                     Gebet wird, wenn                        deine Arbeit zum
                                       du während der Ar
                                                         beit mit Gott in Be
                    ziehung (im Gebe                                          -
                                       t) bleibst. Denke
                                                         während der Arbe
                    doch mal an Gott                                        it
                                      und sprich in dein
                                                         em Herzen mit ihm
                    Probiere es doch                                         .
                                     einfach mal aus,
                                                        z. B. bei den Haus
                   aufgaben / Schula                                        -
                                     rbeiten – auch in
                                                        dieser schweren, of
                   mühsamen Arbeit                                          t
                                      ist Gott dir nah.
                                                          Vielleicht geht es
                   dann besser mit de
                                      m Lernen!
Foto: Roman Weis

                                                                                29
IMPULS

Zärtlichkeit:
Je vollkommener sie ist,
desto verletzbarer ist sie auch.
Sie nimmt den Schmerz in sich auf.
Der Schmerz Gottes ist darum
der vollkommenste Ausdruck
seiner Liebe.        Kazoh Kitamori

Die Jahreswende liegt hinter uns. Jetzt heißt es, Schritte des
Vertrauens in eine unbekannte Zukunft zu setzen.
Das Fest der Epiphanie hat uns auf Christus, den König und
Herrn aller Völker, verwiesen. Jetzt heißt es, Sein Licht nicht
aus den Augen zu verlieren.
Die Darstellung des Herrn hat uns den greisen Simeon vor
Augen geführt. Jetzt heißt es, der Sehnsucht des eigenen
Herzens Raum zu geben und uns erneut auf Christus hin
auszurichten.

Wenn Sie den Gruß in Händen halten, dann befinden wir uns
schon wieder in der Fastenzeit.
Wie klingt das Wort FASTENZEIT in Ihren Ohren?
Der heilige Benedikt spricht: „ Mit geistlicher Sehnsucht
und Freude das heilige Osterfest erwarten“.
Ein ganz anderer Ton!
Es geht in dieser Zeit nicht um das Besondere und Außeror-
dentliche, sondern darum, wieder den Anschluss an das We-
sentliche des christlichen Lebens zu finden.
Es geht also nicht um „Verzicht um des Verzichtes willen“,
sondern die Seelenkräfte sollen wieder gestärkt werden, wir

30
sollen das Ziel unseres Lebens ins Auge fassen.
                   Deshalb betet die Kirche in einer Fastenpräfation: So führst
                   du uns mit geläutertem Herzen zur österlichen Freude und
                   zur Fülle des Lebens durch unseren Herrn Jesus Christus.
                   Am Ende der vierzig Tage steht das Osterfest, das Leben!
                   Jesus geht nicht in die Wüste, um darin umzukommen, son-
                   dern um als veränderter Mensch seinen Weg gehen zu kön-
                   nen.
                   Ich wünsche uns, dass wir am Ende dieser heiligen Zeit als
                   andere Menschen herauskommen, als die wir hereingegan-
                   gen sind.

                   40 Tage Zeit
                   Zeit der Begegnung mit sich selbst.
                   Zeit der Klärung und Auseinandersetzung.
                   Zeit des Gebetes.
                   40 Tage Zeit!

                   Gehen wir dem Osterfest mit Sehnsucht und Freude entge-
                   gen!
Foto: Roman Weis

                   Abt Aloysius Althaus OSB

                                                                            31
PORTRAIT

Ein „farbenfrohes“ Leben
Ein Porträt von unserem Bruder Alexander Aust OSB

Am 21. März 1963, dem Hochfest des hl. Benedikt, wurde          absolvierte er eine dreijährige Ausbildung als Technischer
Bruder Alexander (Thomas) Aust OSB in Paderborn gebo-           Zeichner.
ren – in einem evangelischen Krankenhaus, wie er betont,        Neben der Suche nach einer Arbeit, die ihm entspricht, lief
ein frühes Zeichen seiner ökumenischen Prägung. Er und          für den jungen Thomas mal mehr, mal weniger immer die
seine vier Jahre ältere Schwester wuchsen in Neuenbeken in      religiös-geistliche Suche mit. Während der Schulzeit war es
katholischer Sozialisation auf – „aber nicht in einem engen     die KLJB (Katholische Landjugendbewegung), wo er bald
Sinn“, wie Br. Alexander betont. Im Kindergarten machte er      zum „inner circle“ gehörte, später waren es dann die Jugend-
seine ersten Berührungspunkte mit dem Ordensleben durch         messen im Salesianum in Paderborn und die jährliche Ak-
eine Ordensschwester, die dort tätig war. Aber auch in seiner   tion, Missionspakete nach Mosambik zu schicken, die ihm
Familie mütterlicherseits gab es viele Ordens- und Priester-    Halt im Glauben gaben.
berufungen. Eine Besonderheit ist, dass er schon im zweiten     Am Beginn seiner Ausbildung hat er mit einem Freund zum
Schuljahr, also ein Jahr vor der Erstkommunion, als Mess-       ersten Mal die Abtei Königsmünster im Hochsauerland be-
diener den Dienst am Altar verrichtete: „Der Chorraum war       sucht. „Eigentlich war es eher Zufall. Wir sind auf einem
schon ein ganz besonderer Ort für uns Kinder.“                  anderen Weg nach Hause gefahren, und da hat mir mein
Nach den Grundschuljahren in Neuenbeken besuchte er             Freund auf einmal die Abtei gezeigt“. Die beiden blieben
von 1974 bis 1979 die St.-Kilian-Hauptschule in Paderborn       zur Sonntagsvesper. Thomas war fasziniert von den alten
und legte in einem freiwilligen 10. Schuljahr die Fachober-     Melodien der Psalmen und von der feierlichen Liturgie. Im-
schulreife an der St.-Bußdorf-Schule ab.                        mer wieder kehrte er sonntags als Gast nach Meschede zu-
In den 1980er Jahren war es sehr schwer, einen Ausbildungs-     rück. Später besuchte er Kurse in der Oase. In Erinnerung ist
platz zu bekommen. Und als er dann seine Ausbildung als         ihm besonders ein Kurs mit P. Reinald geblieben: „Du hast
Maschinenschlosser beginnen konnte, ging die Firma nach         mich stark gemacht wie einen Stier“.
einem halben Jahr in Konkurs. Nach einer Zeit der Suche         Kurzzeitig stellte sich ihm auch die Frage nach dem Priester-
hatte er dann im Herbst 1981 – „an einem sonnigen Frei-         tum, aber letztlich war es dann doch die bewusste Entschei-
tagmorgen“, wie er sich erinnert – etwas gefunden, was auch     dung, Mönch zu werden und nicht Priester. „Der liebe Gott
seinen Talenten besser entsprach. In Altenbeken-Buke            wird sich später noch mal melden, wenn ich tatsächlich auch

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Foto: Sebastian Wenner

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Priester werden soll.“                                           webt er auch für evangelisch-lutherische, reformierte und
Am 17. August des Jahres 1984 trat er in die Abtei ein – mit     altkatholische Geistliche. Seine ökumenische Offenheit und
dem Fahrrad machte er sich von Neuenbeken nach Mesche-           gesellige Art sind ihm dabei sicher von Vorteil. Seine Spe-
de auf den Weg. Am 4. Oktober 1984 wurde er als Bruder           zialität sind besonders fließende Farbübergänge – mit sei-
Alexander in das Noviziat aufgenommen, am 27.9.1985 legte        ner Regenbogenstola ist er weit über das Sauerland bekannt
er die Zeitliche Profess ab. Von 1986 bis 1989 machte er eine    geworden. Die benediktinischen Gemeinschaften z.B. in
Ausbildung zum Handweber bei den Schwestern vom Kost-            Münsterschwarzach und im englischen Worth und die Kleri-
baren Blut in seiner Heimatstadt Neuenbeken, die er mit          ker im Speyerer Dom tragen von ihm handgefertigte Gewän-
der Gesellenprüfung abschloss. Er war der erste männliche        der. Seit einigen Jahren arbeitet er mit Frau Dickel und Frau
Azubi im Schwesternkloster, der bei Sr. Maria-Klara lernte:      Isenberg in der Paramentenschneiderei zusammen.
„Die Kaffeepause war in den ersten Jahren von den anderen        Bedingt durch die Arbeit und durch seine Biographie ist Br.
Schülerinnen getrennt“, erzählt er lachend. In die Zeit der      Alexander die Liturgie unserer Gemeinschaft ein besonderes
Ausbildung fiel die Entscheidung, sich in der Feierlichen        Anliegen. So arbeitet er seit mehreren Jahren in der Liturgi-
Profess am 2. Oktober 1988 ein Leben lang an die Gemein-         schen Kommission unserer Abtei mit und wurde im Advent
schaft von Königsmünster zu binden.                              2013 von Abt Aloysius als einer der Zeremoniare unserer Ge-
Nach der vollständigen Rückkehr in die Abtei baute er 1989       meinschaft berufen. Die liturgische Beauftragung erhielt er
im alten Wäscheraum des Klosters die Handweberei auf, die        am 6. Januar 2014.
in diesem Jahr ihr 25jähriges Jubiläum feiert. Die Meister-      Auch wenn Br. Alexander vor einem Jahr sein 50. Lebens-
prüfung legte er 1996 in Hannover und Arnsberg ab; ein Jahr      jahr vollendet hat, fühlt er sich noch lange nicht alt. So zeigt
lebte er bei den Brüdern in der Cella St. Benedikt, eine Zeit,   er eine große Begeisterung für den Umgang mit den neuen
die ihm sehr wichtig ist. Nach bestandener Prüfung konnte        technischen und sozialen Kommunikationsmitteln, die sei-
er sein Wissen an andere weitergeben, und so bildete er un-      ner geselligen Art sehr förderlich sind. In seiner Freizeit liest
seren ehemaligen P. Ansgar aus.                                  er leidenschaftlich gern Krimis.
Neben dem Aufbau der Weberei war Br. Alexander zeitwei-          Voll Zuversicht und Optimismus geht er in dieses Jubiläums-
se auch in anderen Bereichen des Klosters tätig: als Abend-      jahr „seiner“ Weberei und freut sich auch weiterhin auf vie-
pförtner, im Abteiladen und bis heute in der Druckerei.          le Begegnungen mit Freunden und Kunden, denen er über
Doch seine Passion ist und bleibt die Handweberei, wo er         seine handwerkliche Kunst etwas vom Klosterleben und von
viele Aufträge für einen weit gefächerten Kundenkreis über-      der benediktinischen Spiritualität weitergeben kann: ein
nimmt: neben Gewändern für römisch-katholische Priester          wahrhaft missionarischer Dienst!

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Termine

abteigespräche 2013/14                                                             Lesung mit
                                                                                   Reimer Gronemeyer

Des Lebens Übergänge:                       24. März 2014                          „Das 4. Lebensalter – Demenz ist keine
Geburt und Tod                              Prof. Dr. theol.                       Krankheit“
Geheimnis und Herausforderung               Heribert Niederschlag SAC
                                            Ars moriendi                           10. März 2014 um 19.30 Uhr im Aus-
Die Übergänge des Lebens am Anfang          Kann man das Sterben lernen?           stellungsraum der Abtei
und am Ende sind auch für das moderne
Denken und Fühlen vom Geheimnis um-         26. Mai 2014                           Das Thema Demenz wird in Deutschland
geben. Wissenschaftlicher und techni-       Prof. Dr. phil. Annelie Keil           mit großer Aufmerksamkeit behandelt,
scher Fortschritt allein vermag es nicht    Unerhört, ungesehen, unbestimmt        besonders bei prominenten Schicksalen
auszuleuchten. Seine rapiden Erfolge        - aber immer gegenwärtig!              wie dem von Rudi Assauer und Gunter
sind zweischneidig. Geburt und Tod          Gebären, Werden und Sterben als        Sachs. Die Angst vor dem Verlust der
markieren deshalb zugleich menschliche      Rhythmen und Prinzipien allen Lebens   geistigen Kontrolle über das eigene Le-
Herausforderungen und aktuelle Kon-                                                ben wächst.
fliktfelder des Einzelnen und der Gesell-   8. September 2014                      Und dennoch gibt es keine tragfähigen
schaft. Die Abteigespräche lassen sich      Dr. med. Ludwig Janus                  Lösungen und keine wirksamen Therapi-
einerseits vom Gespür für das Geheimnis     Der Seelenraum des Ungeborenen         en.
des Lebens leiten und erkunden heutige      Lebensgeschichtliche Bedeutung von     Reimer Gronemeyer, Theologe und So-
Entwicklungen im Umgang mit Geburt          Schwangerschaft und Geburt             ziologe, fragt nach den Ursachen dieser
und Tod. Sie bieten auf diese Weise Ori-                                           Entwicklungen und fordert Verständnis
entierungshilfen in den Herausforderun-                                            für die Generation der Hochaltrigen.
gen unserer Zeit.                                                                  Er erteilt der Pflegeindustrie eine Absa-
                                                                                   ge und fordert eine Kultur des gegensei-
Die Vorträge finden um 19:30 Uhr in der                                            tigen Helfens mit dem Ziel einer Gesell-
Aula des Benediktinergymnasiums auf                                                schaft, die den Hochaltrigen ein Leben
dem Klosterberg statt.                                                             in Würde ermöglicht.

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