ORDNUNGSRAHMEN FÜR DIE DIGITALISIERTE WIRTSCHAFT - DIE CORONA-KRISE FÜHRT ZU EINEM DIGITALISIERUNGSSCHUB IN DEUTSCHLAND. DIE ORDNUNGSPOLITIK IST ...
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IM FOKUS WIRTSCHAFTSPOLITIK ORDNUNGSRAHMEN FÜR DIE DIGITALISIERTE WIRTSCHAFT DIE CORONA-KRISE FÜHRT ZU EINEM DIGITALISIERUNGSSCHUB IN DEUTSCHLAND. DIE ORDNUNGSPOLITIK IST GEFORDERT: WELCHE RAHMENBEDINGUNGEN SOLLEN GELTEN? 13 D ie Digitalisierung wirft bezüglich der Regeln der Sozialen Marktwirtschaft – als Grund- lage der deutschen Wirtschaftspolitik – neue S C H L A G L I C H T E R J A N U A R 2 021 Fragen auf. Die zentrale Idee der Sozialen Markt- Gleichzeitig kann es auf einigen Märkten techno- wirtschaft besteht darin, die Freiheit der Wirtschaft logiebedingt auch zu einer starken Zunahme von und einen funktionierenden Wettbewerb zu schüt- Marktmacht kommen, die die Funktionsfähigkeit zen und gleichzeitig für soziale Absicherung zu sor- des Wettbewerbs dort gefährdet – diese Gefahr gen, so dass alle am Wohlstand teilhaben können. thematisierte Eucken bereits für die analoge Welt Basis sind die sogenannten Grundsätze der Ord- (Abbildung 1, Seite 16). nungspolitik, die auf den Ökonomen Walter Eucken Viele digitale Geschäftsmodelle weisen soge- IN KÜRZE und die Freiburger Schule zurückgehen. Was bedeu- nannte Skaleneffekte auf. Diese ergeben sich da- ten diese Grundsätze für eine digitalisierte Wirt- durch, dass Fixkosten typischerweise hoch sind Skalen- und Netzwerkeffekte schaft? Im Folgenden werden fünf zentrale wirt- (zum Beispiel Server- und Programmierungskosten) können zur schaftspolitische Bereiche untersucht, bei denen aus und oft nur von einzelnen, finanzkräftigen Firmen Monopolbildung ordnungspolitischer Sicht Handlungsbedarf besteht. aufgebracht werden können. Gleichzeitig sind die beitragen. variablen Kosten (die zum Beispiel durch Suchan- 1. FREIEN MARKTZUGANG UND FAIREN fragen entstehen) meist jedoch gering, so dass WETTBEWERB SICHERSTELLEN Stückkosten mit wachsendem Geschäftsumfang sinken. Zudem profitieren zum Beispiel Nutzerin- Die Digitalisierung führt zu einer Ausweitung des nen und Nutzer von sozialen Netzwerken davon, Angebots an Produkten und Dienstleistungen und dass der Nutzerkreis der Plattform insgesamt groß damit zu einer Intensivierung des Wettbewerbs, von ist und weiterhin wächst; es entstehen sogenannte der Verbraucherinnen und Verbraucher durch nied- Netzwerkeffekte. Als Folge bilden sich natürliche rigere Preise und eine höhere Produktqualität pro- Monopole und Unternehmen können zu „Super- fitieren können. star-Firmen“ aufsteigen, welche enorme finanzielle Ressourcen erwirtschaften und oftmals mehrere Marktsegmente dominieren. Schließlich können P2B-Konstellationen (Platform to Business)
WIRTSCHAFTSPOLITIK IM FOKUS ABBILDUNG 1: PLATTFORMMÄRKTE SIND DURCH MARKTKONZENTRATION GEPRÄGT © Copyright 2020 Dr. Holger Schmidt, Hamidreza Hosseini, Netzoekonom.de, TU Darmstadt, Ecodynamics.io, Plattform-Index.com 14 IN KÜRZE zu einer Abhängigkeit insbesondere kleinerer und mittlerer Unternehmen von den Superstars führen, S C H L A G L I C H T E R J A N U A R 2 021 Zugang zu gro - wodurch sich deren Marktmacht auch auf Nach- ßen und hoch - barmärkte ausdehnt. eine Firma jedoch Marktsegmente dominiert, be- wertigen Daten - Daten sind dabei ein zentrales Element vieler steht die Gefahr einer sich abschwächenden Inves- sätzen ist ein zentraler Wett - digitaler Geschäftsmodelle. Der Zugang zu großen titions- und Innovationsdynamik. Das kann wie- bewerbsfaktor. und hochwertigen Datensätzen fördert Innovation derum negative Effekte auf die Produktivitäts- und und Qualität von Produkten und Diensten. Gleich- Beschäftigungsentwicklung sowie die Einkom- zeitig kann die exklusive Nutzung von Datenbe- mensverteilung einer Volkswirtschaft haben. Letzt- ständen durch einzelne Unternehmen marktbe- lich schlägt sich geringer oder fehlender Wettbe- herrschende Stellungen schaffen. Wettbewerber, die werb damit in einem entsprechend geringeren noch keine Daten sammeln konnten, können sich gesamtwirtschaftlichen Wachstum nieder. dann nur schwer am Markt etablieren. Deshalb gilt es, faire Wettbewerbsbedingun - gen sicherzustellen und Markteintrittsbarrieren zu FEHLENDER WETTBEWERB reduzieren. Missbrauch von Marktmacht muss früh und konsequent verhindert werden. Auf europäi- F Ü H RT L A N G F R I ST IG Z U scher Ebene dient insbesondere die Vertiefung des G E R I N G E R E M WAC H ST U M. digitalen Binnenmarkts dem Abbau von Marktein- trittsbarrieren durch eine Vereinheitlichung der Aus makroökonomischer Sicht bieten Monopol- Regulierung. renten und die damit verbundenen Gewinnerwar- Generell sollte der Ordnungsrahmen fortwäh- tungen zwar zunächst Anreize für Innovationen rend daraufhin überprüft werden, ob bestehende und Produktivitätssteigerungen, insbesondere in Regulierungen abgebaut werden können. Wo je- der Gründungsphase von Unternehmen. Sobald doch aufgrund von Netzwerkeffekten Monopoli- sierungstendenzen entstehen, sollte der Gesetz- geber mit geeigneten Ansätzen entgegenwirken. Dazu gehört in einer digitalen Welt zum Beispiel,
IM FOKUS WIRTSCHAFTSPOLITIK WORTMELDUNG den Zugang zu essenziellen Daten für Wettbewer- ber sicherzustellen. Auch sollte es Nutzerinnen und WIE ZEITGEMÄSS Nutzern ermöglicht werden, eigene Daten an an- dere Anbieter übertragen zu können (sogenannte IST DIE ORDNUNGS - POLITIK? Datenportabilität). 2. MARKTVERSAGEN KORRIGIEREN UND RESSOURCENEFFIZIENZ STEIGERN DIE PARAMETER DES WIRTSCHAFTENS ÄNDERN SICH. Die Digitalisierung kann auf der einen Seite helfen, DOCH BESTIMMTE GRUNDSÄTZE BLEIBEN GÜLTIG. die Funktionalität von Märkten zu verbessern, zum Beispiel, wenn Informationen für Marktteilnehmer (Digitale) Ordnungspolitik? Viele halten das Konzept der Ordnungs- leichter verfügbar sind und dadurch Unsicherheiten politik für überkommen, typisch deutsch und aus der Zeit gefallen. verringert werden. Auf der anderen Seite kann die Walter Euckens Grundsätze der Wirtschaftspolitik – also insbeson- Digitalisierung aber auch über positive und nega- dere offene Märkte, Privateigentum, Vertragsfreiheit, Haftung und tive Externalitäten zu Marktversagen führen und die Konstanz der Wirtschaftspolitik – helfen dennoch seit über staatliche Interventionen notwendig machen. 70 Jahren bei der Kursbestimmung der Wirtschaftspolitik in der Bei Externalitäten entsteht der Gesellschaft Sozialen Marktwirtschaft. Die Frage liegt jedoch nahe, wieviel ein Nutzen (positive Externalitäten) bzw. ein Scha- Orientierung diese Grundsätze für das digitale Zeitalter noch bie- den (negative Externalitäten), der jeweils in den ten können. Zweifellos verändern sich die Parameter des Wirt- Preisen der sie auslösenden Güter und Dienstleis- schaftens. Digitale Geschäftsmodelle machen nicht an nationalen tungen nicht vollständig abgebildet wird; es kommt Grenzen halt. Die Rolle von Preissystemen verändert sich, wenn zu einer Unter- bzw. Überproduktion dieser Güter Leistungen vermeintlich kostenlos angeboten werden und Preise und Dienstleistungen. ihre Informationsfunktion einbüßen. Doch bei aller Veränderung und Transformation: Funktionierender Wettbewerb mit offenen, 15 D E N AU S B AU D E R DIG I - bestreitbaren Märkten und klare Regeln zu Verantwortung und Haftung bleiben zweifellos Grundpfeiler der Wirtschaftspolitik. TA L E N I N F R A S T R U K T U R Konstanz und Verlässlichkeit in der Wirtschaftspolitik dürften S C H L A G L I C H T E R J A N U A R 2 021 WEITER FÖRDERN. zudem gerade in Zeiten schnellen Wandels wichtiger denn je sein. Der Ausbau von leistungsfähigen Breitbandan- Auch im digitalen Zeitalter ist Wirtschaftspolitik damit vor allem schlüssen bewirkt beispielsweise einen positiven für einen funktionierenden Ordnungsrahmen verantwortlich. externen Effekt in zahlreichen anderen Branchen. Möglich, dass sich digitale Ordnungspolitik dort, wo die Dynamik Leistungsfähige Breitbandanschlüsse sind Grund- aus sich heraus schon hoch ist, stärker auch auf das richten muss, lage für die Nutzung digitaler Dienste und neuer was Eucken regulierende Prinzipien nannte. Wo macht drohendes Geschäftsmodelle, fördern damit Innovation und Kippen digitaler Märkte proaktiveres Handeln nötig, etwa zur Ein- Wachstum und können so auch einen Beitrag zur dämmung von Marktmacht großer Plattformen oder zur Korrektur ökonomischen Nachhaltigkeit leisten. Sie können externer Effekte? Wo ist der Ordnungsrahmen zu grob gestrickt, eine bessere soziale Teilhabe durch digital verfüg- um die Vielfältigkeit der digitalen Ökonomie zu berücksichtigen, bare Bildungsinhalte oder eine höhere Beschäfti- und braucht deshalb eine stärkere Fokussierung? Wo braucht er gungsquote und damit verbunden eine höhere schlicht ein Update? Hieran arbeiten wir tagtäglich. wirtschaftliche Aktivität ermöglichen. Zusätzlich können sie zur Kostensenkung etwa im Gesund- heitssystem beitragen. Negative Externalitäten können sich hinge- gen etwa durch einen hohen Energieverbrauch der DR. PHILIPP STEINBERG Server ergeben, während sich die resultierenden Abteilungsleiter Wirtschafts- Schadstoffemissionen in den Preisen der digitalen politik und Ressortkoordinator Güter und Dienstleistungen nicht widerspiegeln. Nachhaltigkeit im Bundes- Ein anderes Beispiel ist der Online-Handel, welcher ministerium für Wirtschaft zu einem Aussterben analoger Geschäftsmodelle und Energie. und infolgedessen zu einer Verödung der Innen- städte führen kann.
WIRTSCHAFTSPOLITIK IM FOKUS einer effizienteren Nutzung von Ressourcen führen, sollten begünstigt werden. Negative Externalitäten sollten dagegen, wo möglich, bepreist werden. 3. DATENSOUVERÄNITÄT UND HAFTUNG Daneben kann die Digitalisierung zu einer effizi- GEWÄHRLEISTEN enteren Ressourcennutzung beitragen. Beispiels- weise können im Verarbeitenden Gewerbe durch Daten sind Schlüsselressourcen für digitale Ge- IN KÜRZE den Einsatz von Algorithmen und Künstlicher schäftsmodelle (Abbildung 2). Einmal erhoben, Intelligenz Lagerzeiten optimiert, Stillstand in der können Daten zu sehr geringen zusätzlichen Kosten Nutzungsrechte sollten auch Produktion verringert und Produktionsvolumina (sogenannten Grenzkosten) immer wieder genutzt bei Daten klar erhöht werden. Auch können Arbeitssuchende werden. Klar geregelte Nutzungsrechte bei Res- geregelt sein. leichter passende Stellen finden (verbessertes sourcen sind eine wesentliche Voraussetzung für „Matching“). „Smart Meter“ können den Energie- ein funktionierendes, dezentrales Wirtschaftssys- verbrauch senken und zur ökologischen Nachhal- tem und stärken maßgeblich die wettbewerbliche tigkeit beitragen. Marktordnung, die Konsumentensouveränität und Aber auch Ansätze zur effizienteren Ressour- eine effiziente Ressourcenallokation. Gleichzeitig cennutzung können sich ambivalent auswirken. verpflichtet das Haftungsprinzip dazu, Verantwor- Plattformen zur Buchung und Vermietung von tung für das eigene unternehmerische Handeln zu Unterkünften für touristische Zwecke können zum übernehmen. Eucken postulierte den noch heute Beispiel das Problem ohnehin knappen Wohn - passenden Grundsatz: „Wer den Nutzen hat, muss raums in Städten weiter verstärken, da Wohnun- auch den Schaden tragen.“ Das gilt auch für die gen in höherem Maße nicht mehr langfristig ver- Ressource Daten. mietet werden. Bestehen jedoch Überkapazitäten beim Wohnraum, beispielsweise in ländlichen Ge- bieten, können Sharing-Plattformen eine Chance 16 bieten, diese Überkapazitäten zum Beispiel für Tou- rismus zu nutzen. Eine öffentliche Bereitstellung von Gütern S C H L A G L I C H T E R J A N U A R 2 021 oder ihre Subventionierung können dazu beitragen, die Diskrepanz zwischen privaten und sozialen Nut- zen und Kosten zu reduzieren. Technologien, die zu DIE DIGITALISIERUNG KANN ZU EINER- EFFIZIENTEREN RESSOURCENNUTZUNG B E I T R AG E N .
IM FOKUS WIRTSCHAFTSPOLITIK ABBILDUNG 2: UMSATZ MIT BIG DATA IST IN DEUTSCHLAND STARK GEWACHSEN Quelle: bitkom 17 S C H L A G L I C H T E R J A N U A R 2 021 Eucken formulierte auch das Prinzip der Vertrags- freiheit. Auf die Digitalisierung übertragen bedeu- tet das, dass es keinen „Lock-in-Effekt“ (die Kosten für Kundinnen und Kunden, einen Anbieter zu Im Kern geht es hier aus ordnungspolitischer Sicht wechseln, sind zu hoch) geben darf und es auch darum, auch im digitalen Zeitalter die individuel- auf Datenmärkten ausreichenden Wettbewerb ge- le Freiheit zu wahren. Datensouveränität bedeutet ben muss, zum Beispiel durch die Portabilität von in diesem Zusammenhang, dass die Nutzer (Konsu- Daten. Gleichzeitig müssen Investitionsanreize menten und Unternehmen) von Plattformen und insbesondere für Start-ups gewährleistet sein. anderen datengetriebenen Geschäftsmodellen selbstbestimmt über die Verwendung ihrer Daten DAT E N S O U V E R Ä N I TÄT: verfügen können. Ziel ist es, Regelungen zu ent- wickeln, die dem freiheitlichen Handeln und der SELBSTBESTIMMT Selbstbestimmung der Wirtschaftsakteure gerecht ÜBER DIE VERWENDUNG werden. Es müssen faire und gleiche Wettbewerbs- bedingungen auf der Grundlage offener Systeme P E R S Ö N L IC H E R gelten: Datenauswertung und algorithmenbasierte DAT E N V E R F Ü G E N. Analysen müssen diskriminierungsfrei, transparent und nachvollziehbar erfolgen. Dabei darf der regu- latorische Rahmen Innovationen nicht hemmen, sondern muss Rechtsunsicherheit minimieren (zum Beispiel hinsichtlich des Zugangs und der Nutzung von Daten).
4. TRANSFORMATION AUF DEM ARBEITS - MARKT BEGLEITEN, BESTEUERUNG UND SOZIALEN SCHUTZ ZEITGEMÄSS WEITERENTWICKELN Infolge der Digitalisierung findet ein Strukturwan- del auf dem Arbeitsmarkt statt. Bestimmte Tätig- keiten werden im Zuge der technischen Entwick- lungen zunehmend durch Automatisierung, Ro- DI E W I RT S C H A F T S - botik und Künstliche Intelligenz ergänzt und er- setzt. Dadurch kann es in bestimmten Berufsfeldern P O L I T I K M U S S AU F zu einer Veränderung der Tätigkeitsprofile oder N E U E T E C H N O LO G I E N sogar zu einem Rückgang der Arbeitsnachfrage mit der Folge eines (vorübergehenden) Anstiegs der UND ANBIETER Arbeitslosigkeit kommen. Dem gegenüber stehen R E AG I E R E N . mögliche Produktivitätssteigerungen und positive Beschäftigungseffekte infolge der Entwicklung neu- er Geschäftsmodelle sowie die Verfügbarkeit neuer und gegebenenfalls günstigerer Waren und Dienst- leistungen für Verbraucherinnen und Verbraucher. Gleichzeitig gehen mit der Digitalisierung neue Herausforderungen für die Besteuerung einher. Hier stellt sich beispielsweise nicht nur die Frage 18 N E U E H E R AU S F O R D E R U N - nach dem Ort der digitalen Wertschöpfung, son - G E N AU F D E M A R B E I T S - dern auch nach der Aufteilung besteuerbarer Ge- winne zwischen verschiedenen Staaten, in denen MARKT UND BEI S C H L A G L I C H T E R J A N U A R 2 021 digitale Plattformen tätig sind. Wie auch im Zuge DER BESTEUERUNG der Globalisierung muss das Thema Steuervermei- dung durch multinationale Unternehmen adäquat Auf dem Arbeitsmarkt gilt es deshalb, Potenziale adressiert werden – im besten Fall nach interna- des Transformationsprozesses zu fördern und nach- tional abgestimmten Prinzipien. teilige Auswirkungen abzumildern. Das Bildungs- Digitale Geschäftsmodelle müssen angemes- system muss auf die sich ändernden Tätigkeits- sen besteuert werden, um eine adäquate Beteili- profile reagieren und insbesondere lebenslanges gung der digitalen Wirtschaft an der Finanzierung Lernen ermöglichen. der öffentlichen Haushalte und damit verbunden an den sozialen Sicherungssystemen zu gewähr- leisten. Durch den digitalen Strukturwandel be- dingte sinkende Steuereinnahmen und Sozial- versicherungsbeiträge könnten andernfalls desta- bilisierend wirken. 5. WIRTSCHAFTSPOLITIK DATEN- UND EVIDENZBASIERT WEITERENTWICKELN Die Wirtschaftspolitik muss auf neue Technolo- gien, Geschäftsmodelle und Anbieter reagieren. Ein verlässlicher Ordnungsrahmen, der ausreichend Flexibilität bietet, ist zentral für eine erfolgreiche
Implementierung und Erprobung neuer, digital IN KÜRZE basierter Geschäftsmodelle und Innovationen, etwa in Form von Reallaboren. Reallabore erlauben Die Initiative Reallabore wurde es, digitale Zukunftstechnologien oder Geschäfts- in den Schlag- modelle (zum Beispiel autonomes Fahren) im rea- lichtern der len Umfeld kontrolliert zu erproben, obwohl sie Wirtschaftspolitik im allgemeinen Recht noch an Grenzen stoßen. bereits im Januar Dazu nutzen sie rechtliche Ausnahmemöglichkei- 2019 ausführlich ten und ermöglichen so gleichzeitig regulatori- vorgestellt. sches Lernen. Gleichzeitig sollte die Wirtschaftspolitik eine strategische Langfristperspektive einnehmen, die verschiedene Zukunftsszenarien beleuchtet, um nicht nur flexibel auf disruptive Veränderungen zu reagieren, sondern auch gleichzeitig den Digi- talisierungsprozess aktiv begleiten zu können. Langfristig wirkende Investitionsentscheidungen brauchen einen stabilen und verlässlichen Ord - nungsrahmen, der Vertrauen schafft. DI E G R U N D L AG E N D E R W I RT S C H A F T S O R D N U N G HABEN WEITERHIN B E S TA N D. Dieses Spannungsfeld zwischen verlässlichen und MEHR ZUM THEMA gleichzeitig dynamischen Rahmenbedingungen lässt sich nicht vollständig auflösen. Es gilt daher, Der Artikel basiert auf einem Konzeptpapier, welches Teil der Umsetzungsstrategie der Bundesregierung einen flexiblen Ordnungsrahmen zu schaffen, der „Digitalisierung gestalten“ ist und zum Umset- einerseits die nötige Anpassungsfähigkeit und Fle- zungsschritt „Gestaltung einer digitalen Ordnungs- xibilität mit sich bringt und andererseits mögliche politik“ beiträgt. Risiken in angemessener Weise berücksichtigt. Das gesamte Papier finden Sie unter: FAZIT www.bmwi.de/wirtschaftspolitische-leitlinien KONTAKT Die Analyse fünf zentraler wirtschaftspolitischer PROJEKTGRUPPE DIGITALE WIRTSCHAFTSPOLITIK Handlungsfelder vor dem Hintergrund der Digi- talisierung zeigt, dass die ordnungspolitischen DR. ANNA AUF DEM BRINKE Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft Bestand Referat: Grundsatzfragen der Wirtschaftspolitik , haben und auch eine Orientierung für eine Wirt- schaftspolitik im digitalen Zeitalter liefern. DR. DIRK NEUMANN Referat: Wirtschaftspolitische Analyse DR. CHRISTIAN WITTNEBEN Referat: Beobachtung, Analyse und Projektion der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung schlaglichter@bmwi.bund.de
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