Performative Ästhetik am Grenzraum zwischen Israel und der Westbank
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Performative Ästhetik am Grenzraum zwischen Israel und der Westbank Körper- und Machttheorien bei Performances von Khaled Jarrar, Shelly Federman, Francis Alÿs, Rona Yefman und Tanja Schlander Ramona POHN Masterarbeit eingereicht an der Leopold-Franzens-Universität Institut für Vergleichende Literaturwissenschaft zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts betreut von: Univ.-Prof. Dr. Martin Sexl eingereicht am: 05. Juli 2020
Inhaltsverzeichnis 1 EINLEITUNG .................................................................................................................... 4 2 KÖRPER UND PERFORMANCE ART ........................................................................... 6 2.1 ÜBER DEN EUROZENTRISTISCHEN BLICK HINAUS: VOM OBJEKT ZUR AKTION.................................. 7 2.1.1 Performance Art in der Westbank ........................................................................ 7 2.1.2 Israelische Kunstgeschichte im Fokus ................................................................... 8 2.2 ÄSTHETIK DES PERFORMATIVEN ........................................................................................... 8 2.2.1 Spezifika der Performance Art .............................................................................. 9 2.2.2 Werkcharakter und Subjekt-Objekt-Relationen ................................................. 10 2.3 KÖRPERLICHKEIT KUNSTTHEORETISCH: MEHR ALS NUR EIN MEDIUM ......................................... 10 2.4 REZEPTIONSPROBLEMATIK ................................................................................................ 11 2.4.1 Werk, Aufführung und Medialisierung ............................................................... 11 2.4.2 Körper- und Signifikanzstatus im digitalen Zeitalter .......................................... 12 3 KÖRPER UND RAUM ................................................................................................... 13 3.1 EIN GEOPOLITISCHER EXKURS ............................................................................................ 13 3.2 DER PERFORMATIVE RAUM ALS ÄSTHETISCHE TOPOLOGIE ....................................................... 14 4 KÖRPER-THEORIEN NACH FOUCAULT UND BUTLER ........................................ 16 4.1 IM GRENZ-GEFLECHT BIOPOLITISCHER MACHTSTRUKTUREN .................................................... 16 4.1.1 Die Grenze als Narrativ....................................................................................... 17 4.1.2 (Re-)Produktion, Visualisierung und Verkörperung der Grenze ......................... 17 4.1.3 Checkpoints als Machtrepräsentation ............................................................... 18 4.2 PERFORMANZTHEORETISCHE ÜBERLEGUNGEN ZUR KUNST AN DER GRENZE ................................ 19 4.2.1 Der Grenzraum als Erscheinungsraum ............................................................... 20 4.2.2 In Erscheinung treten zwischen Israel und der Westbank .................................. 21 5 ANALYSE DER PERFORMANCES: METHODISCHER ZUGANG .......................... 23 5.1 BIOGRAPHISCHER EINFLUSS............................................................................................... 23 5.2 FRAGENKATALOG ............................................................................................................ 24 6 KHALED JARRAR UND DAS BRECHEN UND ANEIGNEN VON MACHTSYMBOLIK ............................................................................................................... 26 6.1 „WHOLE IN THE WALL” ................................................................................................... 26 2
6.1.1 Über die wortwörtliche Reproduktion ................................................................ 29 6.1.2 Über Löcher, Spalten und Höhen ........................................................................ 30 6.2 “LIVE AND WORK IN PALESTINE” ....................................................................................... 32 6.2.1 Anti-Border, Border-Points und Mobilität .......................................................... 32 6.2.2 Über die Symbole der Macht .............................................................................. 34 7 RONA YEFMAN UND TANJA SCHLANDER: THE STRONGEST GIRL IN THE WORLD ................................................................................................................................... 36 7.1 EINE KUNSTTHEORETISCHE EINORDNUNG UND DESSEN SCHEITERN ............................................ 36 7.2 ÜBER DIE SEITEN DES WIDERSTANDS .................................................................................. 37 7.3 DIE PARODISIERUNG DER HEGELIANISCHEN MACHT-DIALEKTIK ................................................ 39 8 SHELLY FEDERMAN, IRONIE UND PARTIZIPATION ........................................... 41 8.1 DIE SURREALISTISCHE VERFREMDUNG ................................................................................. 41 8.2 ÜBER DIE ABSURDITÄT DER PARTIZIPATION .......................................................................... 42 8.3 DER KÜNSTLERISCHE ERSCHEINUNGSRAUM ALS TEMPORÄRE AUTONOME ZONE .......................... 43 9 FRANCIS ALŸS UND DIE PARADOXA DER GRENZE ........................................... 45 9.1 EINE METAPHORISIERUNG DES POLITISCHEN ........................................................................ 46 9.1.1 Über politisch-poetisches Flanieren ................................................................... 47 9.1.2 Die Bedeutungsmacht des Körpers..................................................................... 49 9.2 EYAL WEIZMANS KRITIK DER SIMPLIFIZIERUNG ..................................................................... 50 10 FAZIT............................................................................................................................... 53 11 ANHANG......................................................................................................................... 55 QUELLENVERZEICHNIS................................................................................................................. 55 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ............................................................................................................ 61 EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG ...................................................................................................... 62 3
1 Einleitung Die Herausforderung, die eine Analyse im Bereich des Grenzraums zwischen Israel und der Westbank/dem Westjordanland darstellt, mag dem_der Leser_in schon beim Titel einen Schauder über den Rücken laufen lassen. Als mitteleuropäische Masterstudentin der Komparatistik ein Thema aufzugreifen, das sich zumindest geographisch nahe dem aufgeladenen Term „Nahostkonflikt“ einordnen lässt, wird für den einen oder die andere anmaßend wirken. Dieser Position bewusst birgt dies aber m.E. die Chance einer notwendigen und hinreichenden Distanz für gezielt spezifisches, intersubjektiv genaues und emotional weitgehend unbeeinflusstes wissenschaftliches Arbeiten. Persönlich habe ich mich dazu entschieden, mich diesem Thema zu widmen, nachdem ich ein Semester meines Masters am Beit Berl College in Israel studieren durfte. Einen Eindruck davon zu bekommen, wie sich die beständigen politischen Anspannungen auf das Kunstschaffen auswirken, weckte mein akademisches Interesse. Geklärt werden muss, dass keine politologische, geographische, soziologische oder psychologische Expertise in die Analyse miteinfließen kann und wird. Die Komplexität der Sache soll nicht im Geringsten unterschätzt, aber auch nicht als Abschreckung und Hinderungsgrund gelten. Im Gegenteil zielt diese Arbeit darauf ab, die Unvollständigkeit und die verbleibenden Leerstellen sichtbar zu machen, die Komplexität hervorzuheben und den aktuellen Stand der Forschung um die folgende Analyse zu erweitern. Der Grenzraum bedingt die künstlerischen Interventionen auf eine Art, die die Performances nicht nur in einer Metaebene konstituieren, sondern die mitunter dezidiert zum Thema gemacht werden. Der Bereich der Border Art1 ist dabei ein so großes Feld, dass er in seinen Spezifika nur in Hinblick auf den Körper und Verkörperungen eine Rolle spielen kann. Dabei stehen die Wechselwirkung des Leibs und des erfahrenen Raums im Vordergrund. Zwei zentrale Thesen dieser Arbeit dazu lauten, dass der Grenzraum erstens als per se performativ betrachtet werden kann sowie zweitens das beeinflussende Verhältnis von Körper und Raum in der Border Art gipfelt. Der vorliegende Korpus an Kunstinterventionen, die sich allesamt so oder anders in den Bereich der Performance Art eingliedern lassen, kam durch eine für diese Arbeit neu erstellte 1 Border Art bezeichnet einen Bereich zeitgenössischer Kunst, der sich aus sozio-politischen Erfahrungen speist. Er entwickelte sich an der US-mexikanischen Grenze und setzte sich terminologisch vor allem nach dem kunstgeschichtlich signifikanten Border Art Workshop/Taller de Arte Fronterizo (BAW/TAF) durch (vgl. Sheren 2015). 4
Auswahl zustande. Er ist nicht arbiträr, aber ebenso wenig methodisch paternalisierbar und hat den Versuch zum Ziel, möglichst unterschiedliche Aspekte des Forschungsgegenstands abzudecken. Die Wirkungskraft des Körpers als solche bezieht sich konkret auf die herausgenommenen Happenings und ihre Bedingungen, wobei sich für die Untersuchung verschiedenste kunsttheoretische und nicht-kunsttheoretische Kriteria anbieten. Es stellte sich früh heraus, dass neben ästhetischen Komponenten vor allem Macht, Machtverhältnisse und Machtanalysen in die künstlerischen Arbeiten aufgenommen werden, weniger oder mehr intentional einfließen und die Grundlage für den Körper in seiner Erscheinung darstellen. Signifikant erschien und erscheint mir deshalb, explizit in diesem Kontext, auf zwei Körpertheorien zurückzugreifen: die Theorie der Biomacht von Michel Foucault und die performativen Theorien der Versammlung von Judith Butler. Dem voraus geht eine grundsätzliche performativ-ästhetische Einordnung, die zu Beginn der Arbeit auf ihre Aktualität hin geprüft wird. So summiert sich ein Fragenkatalog, der dezidiert für diese Arbeit ausgearbeitet in einem Methoden-Kapitel vorgestellt und daraufhin angewendet wird. Die Wirkungskraft des Körpers wird dabei, wie bereits angedeutet, insbesondere als Analyse von Machtverhältnissen verstanden, die sowohl bei Judith Butler als auch oder insbesondere bei Michel Foucault zu lesen sind. Alle diese Punkte ordnen sich der übergeordneten Frage nach dem Verhältnis unter: Wie wirkt der Körper auf den Grenzraum, der Grenzraum in der Umkehrung auf den Körper und wie wirkt der Körper im Raum, wenn es um mehr oder weniger widerständische Performancekunst geht, die primär mit beiden Größen (Körper und Raum) arbeitet? Erneut sei darauf hingewiesen, dass die Anwendung dieser Ideen auf die ausgewählten Performances weder in Bezug auf körpertheoretische noch auf kunsttheoretische Aspekte eine Vollständigkeit verspricht. Vielmehr sollen gemäß Aby Warburgs „Mnemosyne“-Bilderatlas Verbindungen hergestellt und das Weiterspinnen von wissenschaftlichen Verknüpfungen möglich gemacht werden. Diese Arbeit präsentiert sich somit als ein experimenteller Versuch, Ver-Körperungen von Macht in der Performance Art am Grenzraum lesbar zu machen beziehungsweise zu analysieren, wie sich die geo-bio-graphische Situation künstlerisch manifestiert. 5
2 Körper und Performance Art If body art and performance art seem to us children of the postmodern and postdramatic era as historical genres […], it is because a new model of the body has taken shape. It is no longer the ‘savage’ and ‘unshackled’ body of the 1960s, nor even the explicit body […], but rather an imaginary, hybrid, fantasized body, mixed with language and discourse in search of multiple identities and of a multipolar subject (Pavis 2009: 165). Historisch hat sich die Performancekunst in den USA und in Europa in den 60ern und 70ern entwickelt. Fischer-Lichte (2004) spricht von der sogenannten performativen Wende, die eingeläutet wurde durch einen Performanceschub in den einzelnen Kunstrichtungen, einem Verschwimmen der Grenzen zwischen diesen und ein allgemeines Überwiegen des Aufführungscharakters. Insgesamt hatten diese Entwicklungen die Entstehung einer neuen „Kunstgattung“ zur Folge, die gemeinhin als Aktions- und/oder Performancekunst bezeichnet wird. Hinsichtlich der bildenden Kunst waren bereits Formen der Body Art2 bekannt, die diese Herausbildung eingehend prägten und eine erste Verbindung zum Körper andeuten (vgl. Fischer-Lichte 2004: 22). Neben Fluxus-Künstler_innen war auch die Situationistische Internationale Vorläuferin der Performancekunst. Ihre Aktionsform funktionierte als Versuch „der exemplarischen Herstellung von ‚Situationen‘, in denen Kunst und Leben zur Deckung kommen“ mit dem Ziel der „Antizipation einer durch die Revolution herzustellenden Zukunft“ (Krovoza 2009: 32). Es ging um eine Verschmelzung von Kunst und politischem Aktivismus, um einen politischen Aktivismus im Gewand einer künstlerischen Aktion. Dass die Situationistische Internationale in engem Zusammenhang mit Guy Debord steht, der als theoretischer Kern und Motor der Gruppe gilt, spannt inhaltlich einen Bogen zu den Entwicklungen in New York. Sein Werk „Die Gesellschaft des Spektakels“ (1978) deckt sich mit Susan Sontags (1967) Ausführungen zu Happenings, in denen sie terminologisch mit dem „Genre des Spektakels“ auf frühe Arbeiten von Allan Kaprow, Jim Dine, Yoko Ono, Dick Higgins etc referiert. Schlossman (2002) merkt an, dass auch die anfängliche Performancekunst in den USA aufgrund von Prägungen der europäischen Avantgarde eng mit politischen Anliegen in Verbindung stand. Er unterscheidet zwischen formalistischen und konzeptuellen Künstler_innen, die sich mit der individuellen Psyche, der Natur von Kunst und 2 Neben der Arbeitsweise mit dem Körper, geht die body art auch mit in den Körper eingeschriebenen Fragen der Identität um (sexuell-geschlechtliche, ethnische, soziale etc.). Er wird Arbeitsfläche von hybriden und unbewussten Verbindungen dieser multiplen und dynamischen Identitäten (vgl. Pavis 2009: 156). 6
Kreativität und menschlichen Grenzen beschäftigten, und jenen, die – beispielsweise inspiriert vom Widerstand gegen den Vietnam-Krieg – durch direkte und schockierende Kunsterfahrungen Bewusstseinsbildung des Publikums und sozialen Wandel anstrebten. 2.1 Über den eurozentristischen Blick hinaus: Vom Objekt zur Aktion Der historische Abriss soll insbesondere zu der Region wandern, in der die in dieser Arbeit besprochenen Performances entstanden sind. Obwohl europäische und US-amerikanische Phänomene die Performance Art als solche auf globaler Ebene stark prägten, bleibt ein Blick auf die dortigen Entwicklungen verkürzt. Im Folgenden wird versucht, sich etwaigen Entstehungsprozessen in den Gebieten des Nahen Osten anzunähern. 2.1.1 Performance Art in der Westbank Über die Entwicklungen palästinensischer Performancekunst ist anzumerken, dass künstlerische Interventionen hier in der Regel nicht unter Verwendung dieses Terms kategorisiert werden.3 Mahmoud Abuhashhash (2018) hält fest, dass er gemeinhin den Überbegriff für Theater, Tanz, Musik und Zirkus darstellt. Was Abuhashhash allerdings definitorisch anmerkt, enthält bereits einige Charakteristika der Performancekunst, die im weiteren Verlauf dieses Kapitels noch ausführlich erläutert werden. All these areas of the performing arts entail the use and the presence of the body as the main element of the art in question and its expression. Perhaps the most exciting aspect of the performing arts, as Edward Said observed, is its “uniqueness,” in the sense that it “happens as a single event, something temporary, impossible to be repeated and revisited” (ebd. 4f). Der Körper als primäres konstitutives Element deutet bereits eine Verschmelzung der Künstler_innen mit dem Kunst“werk“ an, das seinen Werkcharakter verliert und als Happening nach einer neuen Form des Betrachtens verlangt. Die Frage nach der „uniqueness“ (beziehungsweise auch „liveness“ in diesem Kontext) steht in Kapitel 2.4 im Mittelpunkt. 3 Auch die direkte Nachfrage bei einem die Szene prägenden Theaterhaus in Bayt Jala, dem Al-Harah Theater, ergab in der Recherche, wie unterschiedliche hier terminologisch gearbeitet wird. Nicht zuletzt ist dies natürlich ein (fremd-)sprachliches Phänomen. 7
2.1.2 Israelische Kunstgeschichte im Fokus In Israel ereignete sich die performative Wende ähnlich wie in Mitteleuropa graduell von den Mitte-60er-Jahren hin zur zweiten Hälfte der 70er, wo sie kulminierte in Meitzag 76, dem ersten Festival israelischer Performancekunst. Dabei waren es Künstler_innen wie Joseph Beuys, die die dortige Szene inspirierten und eingehend prägten, wie Harari (2018) in seinen Ausführungen zur Entwicklung der Performance Art anmerkt. In Kollektiven wie beispielsweise der Gruppe „10+“ [Eser Plus] fanden mehrere Künstler_innen den Rückhalt, die Normen des Kunst-Establishments auszuweiten und zu übertreten. Eine Bewegung weg vom Objekt hin zur Aktion fand statt, die im anschließenden Kapitel zur Ästhetik näher ausgeführt werden soll (vgl. Harari 2018: 41f). Der Körper als Mittel und Ausdruck war für die Entwicklungen israelisch-jüdischer Künstler_innen insofern wichtig, als vor allem nach dem Sechstagekrieg 1967 eine grundsätzliche Konzeptualisierung des Körpers als „the chosen body“ in die Gesellschaft (und in die Kunst) einfloss: der „Neue Jude“, der sich – im Vergleich zum vom Nationalsozialismus geprägten Körperbilds des schwachen, weiblich dargestellten Juden – als ein explizit maskuliner, heroischer zeigt (vgl. Weiss 2002). Dieses Bild des starken, unbesiegbaren Sabre („einheimische“, „ursprüngliche“ Jüd_innen) wurde durch die Body Art explizit hinterfragt und entstellt (vgl. Harari 2018: 53). 2.2 Ästhetik des Performativen Der performative Sprechakt (zurückgehend auf Austin (1962)) ist selbstreferentiell sowie wirklichkeitskonstituierend und führt zu einer Destabilisierung dichotomer begrifflicher Schemata. Für die Ästhetik der hier besprochenen Happenings spielt das insofern eine Rolle, als in der Performancekunst Begriffspaare wie Subjekt/Objekt und Signifikant/Signifikat zu oszillieren beginnen. Mit der Entwicklung dieser Kunstgattung begannen neue Relationen zu entstehen, die noch in hermeneutischer oder semiotischer Ästhetik eine klare Trennung erfuhren (vgl. Fischer-Lichte 2004: 33). Dem zuzufügen ist, dass insbesondere die Unterscheidung ob Performancekunst oder Theater, nicht allein eine ästhetische ist. Ökonomische Bedingungen und die Spielstätte beeinflussen die Einteilung (vgl. Román 1998) sowie der soziale Hintergrund von Beteiligten (vgl. Becker 1982). 8
2.2.1 Spezifika der Performance Art The difference between performance and theatre is huge: In the theatre the knife is not a knife and the blood is just ketchup. In the performance the blood is the material and the razorblade or knife is the tool. (TED 2015: 3’34”-4’15”) Der zitierte TED Talks-Ausschnitt stammt von der Performancekünstlerin Marina Abramović. Durch die unterschiedliche Materialität beziehungsweise Körperlichkeit ist auch die Rolle der Betrachtenden eine andere als im Theater. Kommt es zu Othellos Mord von Desdemona, wird niemand auf die Bühne eilen und eingreifen; im Alltagsleben wäre das bei einer solchen Zeugenschaft sehr wohl der Fall, wie Fischer-Lichte (2004) schreibt. So äußern sich Performances als „Situation[en], welche die Zuschauer [sic!] zwischen die Normen und Regeln von Kunst und Alltagsleben [versetzen]“ (Fischer-Lichte 2004: 11), was an die Beschreibung der Situationistischen Internationalen (Beginn Kapitel 2) erinnert. Diese Einordnung ist ebenso zutreffend wie plakativ, wenn man die Entwicklungen innerhalb des Theaters und die zahlreichen Schnittstellen und fließenden Übergänge zwischen den Gattungen betrachtet. Auch für das postdramatische Theater spricht Lehmann beispielsweise von einer Dominanz des Körpers. Es scheint, so Lehmann, dass „alle Themen des Sozialen zuerst dieses Nadelöhr passieren, sie müssen die Form eines Körperthemas annehmen“ (Lehmann 1999: 165). Die Performancekunst zeichnet sich aber auch durch ihre Flexibilität aus, ihren Hang zum Experimentellen und durch ihre Manipulation der Konventionen anderer Kunstwelten. Sie ist weitgehend interdisziplinär veranlagt und bedient sich der verschiedensten Medien und Ausstellungs- bzw. -tragungsorte (vgl. Schlossman 2002: 209f). Die Performancekunst widersetze sich intentional und vehement dem hermeneutischen Ästhetik-Anspruch, das Kunstwerk solle oder könne verstanden werden. Die Ästhetik des Performativen, heißt es bei Fischer-Lichte (2004) weiter, funktioniert durch die Wirkmacht der Materialität und Körperlichkeit über das Erfahren der Kunst nicht über das Verstehen und den notwendigen Umgang mit der eigenen Erfahrung. Dies scheint in Zeiten digitaler Übermittlung insofern verkürzt, als es den Rezeptionswert von im Nachhinein rezipierten Performances (via Videos oder Fotografien beispielsweise) zu wenig Beachtung schenkt. Es soll deshalb in Kapitel 2.4 die Rezeptionsästhetik genauer analysiert werden, wie sich Verstehen und Erfahren zueinander verhalten und zu welcher Verschiebung es dabei hinsichtlich der Rolle der Körperlichkeit kommt. 9
2.2.2 Werkcharakter und Subjekt-Objekt-Relationen In früheren kunsttheoretischen Auffassungen wird eine klare Trennung von Subjekt und Objekt vorausgesetzt, die höchstens erkenntnistheoretisch durch die Dialektik relativiert wird, dass Kunst (qua Objekt) nur möglich sei „als durchs Subjekt hindurch gegangene“ (Adorno 1973: 253). Künstler_innen gelten als das erste Subjekt, das tradier-, fixier- und ablösbare Artefakte (Objekte) unabhängig von der eigenen Person erzeugt. Bedingung dafür stellen Rezipient_innen dar, die als zweites Subjekt das Kunstwerk zum Objekt ihrer Wahrnehmung sowie ihrer Interpretation erheben. Dabei wird garantiert, dass sich dieses zweite Subjekt dem Artefakt stetig aufs Neue widmet, neue Strukturelemente entdeckt und ihm immerfort neue Bedeutungen zuschreiben kann (vgl. Fischer-Lichte 2004: 19). Sich aus diesem hermeneutischen Zugang windend, lässt die Performancekunst die klare Objekt-Subjekt- Aufteilung zumindest in der (Erst-)Rezeption vor Ort verschwimmen. Betrachtende wurden gerade zu Beginn der Performancekunst immer öfter in die Produktion miteingebunden; die Partizipation spielt eine große Rolle. Die Kategorien von Produktions-, Werk- und Rezeptionsästhetik sind m.E. in der Praxis allerdings mitnichten obsolet zu nennen, was unter Punkt 2.4 in den Mittelpunkt gerückt werden soll. 2.3 Körperlichkeit kunsttheoretisch: Mehr als nur ein Medium Die Körper- und Materialhaftigkeit der Handlung dominierte hier also bei weitem ihre Zeichenhaftigkeit (Fischer-Lichte 2004: 21). In seinem Artikel „Physical Theatre and the Dramaturgy of the Actor” stellt Patrice Pavis (2009) eine These auf, die Body Art fast schon antiquiert erscheinen lässt. Bei der Analyse der Performance „White on White von Guillermo Gómez-Peña – der vor allem bekannt ist für seine Arbeiten im Bereich der Border Art (Mexico-USA) – behauptet er “[t]he body does not tell anything directly, it is a carrier of writing” (Pavis 2009: 160). In der Performance schreibt ein weißer Schauspieler, großteils entblößt, mit einem weißen Marker Wörter auf seinen Körper wie „white“ und „power“. Der Körper, weder an Schmerz oder Erschöpfung leidend, wird hier dennoch nicht nur als Instrument verwendet, sondern schafft mit seinen eingeschriebenen Merkmalen Rahmen und Kern der Performance. Diese Kunstsituation zeigt, dass er mehr als nur ein Medium darstellt, wie Pavis schreibt, auch wenn man dieses Medium in einer größeren Varietät denken würde als bloß im Abramović-Stil. 10
Die Körper- und Materialhaftigkeit, wie Fischer-Lichte es nennt (Zitat oben), bleibt ein wichtiger Faktor der Performance-Ästhetik. Dennoch gibt es einige kritische Ergänzungen anzumerken, die hinsichtlich der Dominanz des Körpers über die Zeichenhaftigkeit bestehen. 2.4 Rezeptionsproblematik Performances cannot be saved, recorded, documented, or otherwise participate in the circulation of representations of representations (…) (Phelan 1993: 146). Dadurch, dass die in dieser Arbeit besprochenen Performances nur in medialisierter Form (und nicht live) vorliegen, rückt die Frage in den Mittelpunkt, wie die ästhetische Analyse von Performance-Kunst wissenschaftlich besprochen werden kann. Es fällt auf, dass Forscher_innen den Aspekt von „Liveness“ fast schon romantisieren und die Bedeutsamkeit von digitalen Medien als Performance-„Übermittler“ ignorieren (siehe Zitat Phelan). Durch die Prozesse medialisierter Reproduktion aber werden viele Arbeiten im Bereich der Performancekunst erst breitflächig rezipierbar, weswegen die Problematik im Zuge dieses Kapitels als eigener Punkt geprüft werden soll. 2.4.1 Werk, Aufführung und Medialisierung In der Praxis werden viele Happenings nicht in der Realzeit der Performance rezipiert, sondern ex post durch Fotografien oder Videos „erfahrbar“ gemacht. Schlossmann (2002) versucht, dieses Phänomen durch die begriffliche Unterscheidung zwischen „live performance versus (…) ‚mediated‘ or ‚broadcast‘ performance“ einzufangen. Fand ursprünglich eine Entwicklung aus dem Galerieraum heraus statt, so gibt es Tendenzen eines Transfers in ein visuelles und/oder auditives Medium (also wieder in den Galerieraum hinein). Die Ästhetik des Performativen bleibt demzufolge sehr wohl ebenfalls eine hermeneutische, wenn auch auf anderer Ebene. Es kommt dadurch ebenso wie bei anderen Kunstgenres zu neuen Bedeutungszuschreibungen und einem Wieder-Auseinandersetzen mit den Performance- Arbeiten. Auslander (2008) betont aber, die gesamtgesellschaftliche Medialisierung von verschiedensten Phänomenen mache im Gegenteil durch ihre omnipräsente Dominanz eine Distinktion überflüssig. Weder diese Auffassung noch die Romantisierung des Live- Charakters mag der Varietät in der Performance-Kunst gerecht werden. Viel eher bietet sich an, die Situation mit dem theaterwissenschaftlichen Prinzip der Unterscheidung zwischen 11
Werk und Aufführung zu vergleichen. Anzumerken ist hierbei, dass der Live-Performance die Flüchtigkeit und der medialisierten Performance der festgeschriebenen Werk-Charakter anhaftet. Die Medialisierung ordnet sich konzeptuell als Drittes ein (Werk-Aufführung- Medialisierung), was nur durch das weitgehende Fehlen des Werks (des Dramas in Buch- oder Skript-Form) in der Performance-Kunst auf eine Dualität reduziert wird. Der Impuls des „Eingreifen-Wollens/-Müssens“ vonseiten der Zuschauer_innen, der einen wesentlichen Unterschied zwischen Theater und Performance darstellt, wird durch die Medialisierung allerdings ausgeschaltet. 2.4.2 Körper- und Signifikanzstatus im digitalen Zeitalter Grundsätzlich gehen sowohl die hermeneutische als auch die semiotische Ästhetik vom Kunstwerk als Zeichen aus. Alles Wahrgenommene (auch der Körper) wird dadurch zum Signifikanten, dem Bedeutung anhaftet, und existiert in der künstlerischen Arbeit niemals außerhalb einer Signifikant-Signifikat-Relation. Fischer-Lichte argumentiert, dass die Körper- und Materialhaftigkeit einer Performance-Handlung ihre Zeichenhaftigkeit „bei weitem“ dominiere. Sie begründet dies mit der körperlichen Erfahrbarkeit von Performances, die der Interpretation der Zeichen vorausgehe und somit die Ästhetik des Performativen von einer hermeneutisch-semiotischen unterscheide (vgl. Fischer-Lichte 2004: 21). Durch die mediale Mittelbarkeit, durchaus Teil einer modernen Performancekunst beziehungsweise bereits in der Konzeption mitgedacht, wird dieser strikte Ausschluss den Rezeptionsebenen nicht gerecht. Jarrar, Alÿs, Yefman und Schlander beispielsweise arbeiten gezielt mit Videoaufzeichnungen, die Medialiserung bildet also ein wesentliches Element. Der Signifikanzstatus wird wieder auf die Ebene der Körperlichkeit geholt, ein horizontales Betrachtungssystem (von Signifikanz und Körperlichkeit) anstelle eines vertikalen wird vorgeschlagen, wobei das „Anschauen“ einer gefilmten Performance eine andere Form von Körperlichkeit impliziert. So wird eine Analyse der in der Arbeit behandelten Performances von Khaled Jarrar, Rona Yefman, Shelly Federman und Francis Alÿs trotz fehlendem Live- Erlebens nicht nur möglich, sondern auch sinnvoll und für den Grenzraum zwischen Israel und der Westbank signifikant. 12
3 Körper und Raum In der Forschung wurde die Verbindung zwischen Körper und Raum im Sinne einer Performativität vor allem in einem geschlechtlichen Kontext untersucht. Für prägende Theorien wie der von Young und Butler war Maurice Merleau-Ponty richtungsweisend, der „Körper (als Gegenstand naturwissenschaftlicher Auseinandersetzung) und Leib (als gelebter, empfindender Körper in der Welt) einerseits und geometrische[n] Raum und erfahrene[n] Raum andererseits“ gegenüberstellte und so in „einer chiastischen Verschränkung sowohl den Leib als auch den Raum als erfahrungebundene Größen“ (Günzel 2010: 163) etablierte, wie Günzel in Bezug auf den „Körperlichen Raum“ auf den Punkt bringt. In dieser Arbeit wird die These verfolgt, dass in der Performancekunst die Wechselwirkung des Leibs und des erfahrenen Raums eine wesentliche Rolle einnimmt. Im Bereich der Border Art gipfelt dieses sich beeinflussende Verhältnis, das über einen ästhetischen Zugang zum Ausdruck gebracht wird. In diesem Kapitel geht es um den Körper im Raum im Sinne einer ästhetischen Topologie, wozu allerdings im Vorfeld dezidiert der analysierte Grenzraum betrachtet wird. 3.1 Ein geopolitischer Exkurs Im Nahen Osten (beziehungsweise Mittleren Osten, wie es das Englische einordnet) bildet die die Problematik rund um Staatenbildung, Territorium und Territorialität und die Frage nach Ressourcen mitunter die Basis dafür, wieso die Grenze hin zur Westbank eine so umstrittene ist. Was von Israelischer Seite meist als „Security Fence“ bezeichnet wird, nennen Palästinenser_innen eine „Apartheid Wall“, deren Verlauf nicht gänzlich geklärt ist (vgl. Steves 2017). Vor allem Francis Alÿs nimmt darauf künstlerisch Bezug (Kapitel 9). Falke stellt dazu fest: The borders of national sovereignty in Israel are not fixed even today. The drawing of political borders generally fails in large degree because of the fact that an internationally approved border serves not only to separate something against another, but it also has as a necessary condition that the other should recognize the common border (Falke 2012: 229f). Was als Grenze erkannt beziehungsweise anerkannt wird, hängt mit Machtstrukturen zusammen, die immer wieder den Körper als performatives Instrument miteinbeziehen. Spezifisch der Grenzraum zwischen Israel und der Westbank, der politisch ein stark aufgeladener ist, macht dies deutlich erkennbar. Unter Punkt 4.1.1 soll auf den Narrativ- Charakter der Grenze noch näher eingegangen werden. Jacques Rancière spricht im Zuge 13
seiner Ausführungen zur politischen Ästhetik von Grenzziehungen als einer „Aufteilung des Sinnlichen“, die – wie Ulrich Leitner in seinem Aufsatz zur „politischen Ästhetik räumlich gebildeter Körper“ anmerkt – „im Laufe der Geschichte Orte in der Landschaft entstehen [ließ], die sich die Menschen sozial aneigneten“ (Leitner 2014: 11). Anknüpfend an Gedanken aus Johannes Bilstein und Micha Brumliks „Bildung des Körpers“ (2013) geht er im Sammelband „Corpus Intra Muros“ auf einen für diese Arbeit wesentlichen Aspekt ein: Orte, die räumlich gebildet sind und ihrerseits räumlich bilden, leiten die menschliche Bewegung, den Blick, die Handlungen und Praktiken an, beeinflussen auch die Emotionen und Imaginationen oder aber, sie konstituieren sich erst durch den Körper (…). Die Annahme, dass Körper Räume bilden, dass also durch menschliche Bewegung räumliche Umgebung geschaffen wird, setzt ein Raumverständnis voraus, das die Vorstellung natürlicher Gegebenheit von Räumen ablehnt und stattdessen einen flexiblen Raumbegriff fordert (Leitner 2014: 12). Die interdependente Beziehung von Körper und Raum sieht Leitner insbesondere bei Foucault widergespiegelt (vgl. ebd.), dessen Ansätze in dieser Arbeit um das Verständnis Butlers von Materialität, Widerstand und körperlicher Vulnerabilität erweitert werden sollen. Insgesamt stellt dies die Grundlage dar für eine körper- und kunsttheoretische Analyse der Performances am mehr als prekären Grenzraum zwischen Israel und der Westbank, der sich auf die Kunstinterventionen bedeutungsentscheidend auswirkt und den diese wiederum in einer gewissen Form von Protestästhetik reversibel bilden. 3.2 Der performative Raum als ästhetische Topologie However, if one goes beyond land art, it appears that not only is space omnipresent in contemporary art production, but so is the questioning of space itself. It is known that many visual artists use the term “geography” to explain their work (Amilhat Szary 2012: 217). Im Gegensatz zum Theater sind Requisiten in Happenings weniger dezidiert platziert, sondern viel mehr verstreut oder als Haufen auffindbar (vgl. Sontag 1967: 268). Zumindest der Anschein des Nicht-Platzierten soll gewahrt werden, soll hinzugefügt werden, in dem was Sontag „environment“ der Performance nennt. Theaterreformer_innen war schon früh der Charakter des „performativen Raums“ bewusst, weswegen sie Theater immer wieder an Orten oder in Räumen spielen ließen, die zum jeweiligen Stück thematische Bezüge aufwiesen. Performances direkt am Grenzraum spielen zu lassen, ist ein zeitgenössisches Beispiel der primären Rolle des Settings. Diese Auffassung von Räumlichkeit zeichnet sich durch seine Abgrenzung vom bloßen „geometrischen Raum“ aus (vgl. Fischer-Lichte 2004: 188f). Vom dramatischen hin zum postdramatischen Raum stellt Lehmann außerdem fest, dass Letzterer weniger metaphorisch 14
(die Ähnlichkeit betonend) als viel mehr metonymisch (als Teil eines Ganzen oder durch äußere Zusammenhänge bestimmt) funktioniert. Er findet seine Hauptbestimmung nicht darin, „für eine andere fiktive Welt symbolisch einzustehen, sondern als realer Teil und als Fortsetzung des Theaterraums hervorgehoben (…) zu werden“ (Lehmann 1999: 288). In den künstlerischen Performances am Grenzraum zeichnet sich dieser also nicht durch seine metaphorische Wirkungskraft aus, sondern durch die Zusammenhänge, die er denkbar macht. Beim performativen Raum handelt es sich grundsätzlich um eine Topologie, die dem Raum eine wichtige Bedeutungsmacht zuspricht und ihn zum Erlebensraum erhebt, ihn also phänomenologisch interpretierbar macht. In der sogenannten Border Art, Border Art, die ihrer Bezeichnung nach auf den Begriff der Grenze verweist, scheint dies zu gipfeln: Die Umgebung der Kunst ist insbesondere für eben jene Arbeiten wichtig, die sich in oder an Grenzräumen ereignen und diese hinterfragen. Diese Arbeit plädiert für den Grenzraum als per se performativ, wobei der performative Raum nicht als geometrisch gegebener, sondern als ein ständig neu hervorgebrachter, sich verändernder definiert wird. Kommt es nun zu einer künstlerischen Intervention, wird der Kunst-Körper zum verändernden Element des performativen Raums (sei es nur in Bezug auf oder direkt an der Grenze). Die Unterminierung des White Cubes4 oder ganz allgemein des Galerierahmens im Bereich der Performancekunst lässt den Performance-Körper mit dem systemtheoretisch abzugrenzenden Nicht-Kunst-Körper verschwimmen.5 Eine solche Einordnung scheitert und der künstlerisch geprägte sowie prägende Körper wird zu einem potentiellen Protestinstrument. Primavesi merkt dazu an, dass „neuere Artikulationsformen des Politischen in den darstellenden Künsten (…) häufig mit einer Radikalisierung des Anspruchs auf politische Stellungnahme“ einhergehen und mit „vielfältigen Strategien, die politisches Engagement und künstlerische Autonomie miteinander verbinden“ – vor allem trifft dies auf Formen der Intervention zu, „die den öffentlichen Raum nicht mehr als gegeben voraussetzen, sondern seine fortschreitende Aufteilung in ökonomische Einflusszonen reflektieren und zum Thema machen“ (Primavesi 2011: 42). 4 kunsttheoretischer Terminus, der auf die Ästhetik des Galerieraums referiert 5 Lehmann (1999) grenzt begrifflich den „ästhetischen“ vom „realen“ Körper ab. 15
4 Körper-Theorien nach Foucault und Butler Israel trennt vom palästinensischen Territorium nicht nur eine Grenze zum Westjordanland, auch im Gaza-Grenzgebiet sind verschiedene Formen der Border Art zu beobachten, die allerdings in dieser Arbeit nicht berücksichtigt werden können. Zudem werden dem Umfang geschuldet die Performances weniger hinsichtlich der Charakteristika von Grenzkunst samt ihrer U.S.-mexikanischen Geschichte analysiert, sondern konkret Verkörperungen, Performativität und andere Formen der Körperlichkeit in den Fokus gesetzt. Aspekte der Border Art sind für die vorliegende Untersuchung dann von Bedeutung, wenn es explizit um die zuvor geschilderten Ausprägungen in der Kunst am Grenzraum geht. Die Ver-körper-ung stellt zwar als Begriff einen wichtigen Wortstamm-Bezug her, verabsäumt aber gegenüber dem englischen Konzept des „embodiment“ eine Art von Eingeschrieben-Sein, das weniger eine Manifestation als vielmehr eine Implementation meint. Dieses Phänomen bezieht sich im Folgenden insbesondere auf die Grenzsituation, die sich als politisch, ethnographisch und kulturell prägende Konstante in Biographien einschreibt und für die Performances nicht (nur) als räumliches Setting dient, sondern sich als deren Protagonistin präsentiert. 4.1 Im Grenz-Geflecht biopolitischer Machtstrukturen Foucaults Grundsätze der Biopolitik beziehen sich auf die Entwicklungen des Konzepts der Bevölkerung als Gruppe, die „aus Menschen [besteht], die von biologischen Prozessen und Gesetzen durchdrungen beherrscht und gelenkt sind“, wobei „[d]ie Entdeckung der Bevölkerung“ mit der „Entdeckung des Einzelnen und des dressierbaren Körpers“ (Foucault 2008a: 231) einhergeht. Nicht nur in den dieses Zitat beinhaltenden „Maschen der Macht“, in zahlreichen von Foucaults Texten (wie zum Beispiel in seinen Vorlesungen zur „Geschichte der Gouvernementalität“ oder in „Sexualiät und Wahrheit“) macht er auf implementierte Machtverhältnisse aufmerksam6. Seine Idee der Vitalisierung von Gouvernementalität und Biomacht zur Stärkung des Staats ist für die vorliegende Analyse insofern von Bedeutung, als sie jene Mechanismen der Macht ins Auge fasst, die das Leben als politisches Thema reflektiert und auf den Körper zielt (vgl. Foucault 2019: 138ff). 6 Judith Butler wendet ein, dass die Entstehung der Gouvernementalität (und der dadurch ausgeübten biopolitischen Kontrolle) nicht zwangsläufig mit der Entkräftung von Souveränität einhergeht, wie Foucault feststellt. Souveränität tritt vielmehr durch das Ineinandergreifen der Geschichte nun innerhalb der Gouvernementalität zutage. Auch Giorgio Agamben lehnt das chronologische Argument ab, das „Souveränität“ als oppositären Vorgänger von „Gouvernementalität“ behauptet (vgl. Butler 2004: 50-56). 16
Meine Suche geht dahin, dass ich zeigen möchte, wie die Machtverhältnisse materiell in die eigentliche Dichte der Körper übergehen können, ohne dass sie durch die Vorstellung der Subjekte übertragen werden müssen. Wenn die Macht den Körper trifft, so nicht, weil sie zunächst im Bewusstsein der Leute verinnerlicht wurde. Es gibt das Netz einer Bio-Macht, einer Soma-Macht (…) (Foucault 2008b: 129). 4.1.1 Die Grenze als Narrativ An dieser Stelle sei ein wichtiger Punkt angemerkt: Wenn die Grenze hiermit als Konzept behandelt wird, das transformiert und produziert werden kann, wird natürlich nicht ein Zaun, die Mauer, ein Checkpoint oder eine andere Manifestation von Grenze faktisch in Frage gestellt – genauso wenig wie die Real-Effekte auf jene Menschen, die speziell zwischen Israel und der Westbank an den Auswirkungen zu leiden haben. Argumentiert wird auf einer Ebene von Narrativen – wie die Grenze erzählt, weitergetragen und angezweifelt wird (bzw. wie diese Narrative verkörpert werden), vergleichbar mit von Sexl exemplarisch dargelegten Konzepten wie Nation oder Klasse (vgl. Sexl 2020: 37f). Ein Narrativ, so heißt es weiter, „ist die Bezeichnung einer Vielzahl von konkreten Operationen, ohne gleichbedeutend mit diesen Operationen zu sein“ (ebd. 30). Anders ausgedrückt: Die Erzählung eines Phänomens unterscheidet sich von jenem selbst, ohne mit dieser Aussage anzugeben, inwiefern diese Ebenen überlappen beziehungsweise Ersteres interveniert in den „faktischen Ereignisprozess“. Immer noch stark konstruktivistisch und poststrukturalistisch geprägt, verliert die (deutschsprachige) Geisteswissenschaft die realen Auswirkungen für Betroffene oft aus den Augen und entkoppelt sich so in einem problematischen Maß von ihrem Untersuchungsgegenstand. Dabei geht es nicht mehr um die erforderliche wissenschaftliche Betrachtungsdistanz, sondern um das Misslingen einer Relationen miteinbeziehenden Kontextualisierung, durch die erst ein notwendiger und hinreichender Gesamtblick ermöglicht werden kann. 4.1.2 (Re-)Produktion, Visualisierung und Verkörperung der Grenze Anne-Laure Amilhat Szary arbeitet in ihrem Artikel über „Walls and Border Art: The Politics of Art Display“ zu den Inhalten und Motiven der Border Art. Eines davon, ein immer wiederkehrendes Thema, wie sie schreibt, sei der (leidende) Körper: The second recurrent theme is that of the body and its suffering. The embodiment of the border by the implied artists certainly appeals to Foucauldian biopolitics and should be questioned further in that direction. This perspective brings together the figurative representation of the body in a variety of visual arts, including photo and video, but also a strong accent is put on performances (Amilhat Szary 2012: 222). 17
Der Vorschlag, die von Künstler_innen implementierte Grenzsituation weiterzudenken, bringt mich zu der These, aufbauend auf Amilhat Szary, dass diese Verkörperung als Manifestation von (Bio-)Macht gelesen werden kann. Diese Macht allerdings steht vorwiegend sogar im Zentrum der behandelten Performances und schwingt nicht nur zwischen den Zeilen mit. Über die künstlerische Intervention werden also biopolitische Prozesse sichtbar gemacht. Der Körper dient dabei als Schnittstelle, aber auch als Wesentliches qua Bedeutung (Weber) und Wesentliches qua dem Wesen entsprechend (Aristoteles), als Mittel und als Zweck, als Signifikant und Signifikat, als Spielfläche und Spiel. Auf die Verkörperung der Grenze legen ferner Giudice und Giubilaro (2015) einen Fokus ihrer Border Art-Analyse. Deren Visualisierung und die der mit ihr einhergehenden Machtsituation haben zur Folge, dass Grenzen durch künstlerische Interventionen nicht nur transformiert werden, sondern auch (re-)produziert. Diesem Foucault’schen Phänomen7 schreiben die Forscherinnen einen genuin politischen Effekt zu: Making bodies and their sufferings visible is probably the most powerful way to disrupt the impression of objectivity suggested by borderlines and their apparatuses. The sense and the value of this artistic intervention is always political (Giudice/Giubilaro 2015: 80). 4.1.3 Checkpoints als Machtrepräsentation Emily Apter plädiert für den Gebrauch eines engeren Begriffs von Checkpoints „in reference to biopolitical patrol“ (Apter 2013: 72), der die Funktion zur Kontrolle von Körpern an der Grenze unterstreicht. Der ins Deutsche übernommene Anglizismus “Checkpoint“ bleibt deshalb unübersetzt, weil er sowohl den Bezug zu biopolitischen Operationen klarer hervorhebt als beispielsweise „Übergangsstelle“ oder „Grenzübergang“ als auch diachrone Assoziationen ermöglicht („Checkpoint Charlie“) im Gegensatz zu Übersetzungen wie „Kontrollpunkt“. Bei Apter heißt es weiter, dass der Checkpoint immer eine politische Situation markiert und spezifiziert – egal, ob nun von einem historischen Symbol wie dem „Checkpoint Charlie“ die Rede sei oder vom „Klage-Zaun“ durch Nogales zwischen Mexico und Arizona8. Sie spricht von einer Einrichtung mit der Zustandsfunktion spaltender, filternder Operationen wie 7 Die (Re-)Produktion von Machtverhältnissen wird im biopolitischen Sinn von weiten Teilen der Bevölkerung getragen, in einer normativ-oppressiven Situation beispielsweise nicht nur von Unterdrücker_innen, sondern gleichfalls von Unterdrückten. 8 Dem Grenzwall zwischen Mexico und Arizona, der sich durch die Stadt Nogales zieht, kann allerdings ebenso ein ikonischer Charakter zugesprochen werden. Über Jahre entwickelte sich dieser Ort zu einer ganz eigenen Art von Erscheinungsraum, in dem vor allem Migrant_innen auf der einen und ihre engsten Angehörigen auf der anderen Seite des Zauns ihre Trennung beklagen (vgl. Zemansky/Preston 2013). 18
Profiling oder Selektionierung (vgl. Apter 2013: 61). Dabei geht es nicht nur um die Kontrolle von Mobilität und Migration über die Grenze, von gesetzwidrigen Waren oder das Ausfindig- Machen von Rebell_innen und Terrorist_innen; Checkpoints haben außerdem die Aufgabe „to reproduce politically and legally encoded distintions between ‚us‘ and ‚them‘“, die immer ein „performing sovereignity“ (Mattar/Fieni 2012) einschließt. Apter nennt den Prozess, der mit dieser Souveränitätslegitimation einhergeht, „checkpointization“, wofür sie „Israel/Palestine“ als Beispiel nennt (Apter 2013: 56f). Mattar und Fieni argumentieren an einer anderen Stelle ihrer langjährigen Forschungsarbeit zu Checkpoints, dass Sicherheit eine verstörend intime Angelegenheit geworden sei, was sich am meisten an Checkpoints zeige. Dort könne man „the entire spectrum of biopolitical strategies for controlling bodies – from physical and digital strip-searches to fingerprinting DNA swabs” (Mattar/Fieni 2014: 3) beobachten. Somit wird nochmals expliziert, wieso der Checkpoint das Narrativ der Grenze und seine biopolitischen Verbindungen so anschaulich darlegen kann. Das symbolische Bild des Westbank-Checkpoints zeichnet die Begegnung zwischen dem Palästinenser, der um das Überschreiten der Grenze ansucht, und dem Israelischen Grenzsoldaten (vgl. Bernhard 2014: 88) und hat sich in Körper eingeschrieben. Gleichwohl wie eine solche Situation die bittere Realität für zahlreiche Betroffene bleibt, wurde das zugrundeliegende Narrativ naturalisiert und somit zum Mythos (vgl. Barthes 2012). Als Letztes sei zu diesem vielarmigen Thema in dieser Arbeit noch angemerkt, dass Koordinaten und Kategorien wie „Nord“, „Ost“, „Süd“ oder „West“ durch den Checkpoint zu einer Singularität komprimiert werden. Richtungen erübrigen und sammeln sich in einem konfliktären Sattelpunkt zwischen sich überlagernden Räumen, Zeiten, Kulturen, Ethnizitäten und – Körpern (vgl. Mattar/Fieni 2014: 1f). Mit anderen Worten: Ohnehin schon Wege und Richtungen beschränkende Grenzwalle gipfeln in einem einzigen Schleusenpunkt, wenn man so will, der die Souveränität über Körper der Kontrollinstanz überlässt. Im Anschluss wird vor allem Butler herangezogen, um das Erscheinen von Körpern an der Grenze näher zu betrachten. 4.2 Performanztheoretische Überlegungen zur Kunst an der Grenze Die theoretischen Überlegungen dazu, wie der Körper sich in diesem „Grenzfeld“ einordnen lässt, gehen über die Untersuchungen zur Grenz-Kunst hinaus. Ist der Körper in der Performance Art als performativ konstitutiv definiert, so kann sein performativer Charakter bereits viel früher erläutert werden. Judith Butler liefert mit ihren „Anmerkungen zu einer 19
performativen Theorie der Versammlung“ (2016) unumgängliche Ideen zur Wirkungskraft des Körpers am Grenzraum, die für eine Rückführung auf die Perfomancekunst dienlich sind. 4.2.1 Der Grenzraum als Erscheinungsraum Butlers performative Analyse zur Versammlung bezieht sich unter anderem auf Hannah Arendts These, durch das Handeln und somit zwischen den Menschen würde der politische Raum erst entstehen. Bedingung dafür sei, dass der Körper erscheint (Erscheinungsraum), wobei sie nicht auf ein potentielles Außerhalb der Erscheinungssphäre eingeht (vgl. bspw. Arendt 2008). Die alleinige Fähigkeit, die dem Handeln dementsprechend zufalle, kritisiert Butler wie folgt: Eine solche Sicht vergisst oder verwirft, dass jedes Handeln unterstützt wird und unweigerlich körperlich ist (…) (Butler 2016: 99). Für Butler kommt es zu einer Ambivalenz zwischen dem den politischen Raum erzeugenden Handeln einerseits und der Notwendigkeit gewisser äußerlicher Umstände und Gegebenheiten für ein solches Handeln andererseits. „[D]as Recht, Rechte zu haben“ (Butler 2016: 113) nennt sie die eigentliche Grundlage der politischen Forderung, wobei „das rechtlose Leben immer noch der Sphäre des Politischen zugehört“ (ebd. 113). Daraus folgt, dass „die Rechtmäßigkeit des Staates genau durch das öffentliche Erscheinen“ jener rechtlosen Menschen angezweifelt wird und „der Körper selbst ein Recht [ausübt], das kein Recht ist (…)“ (ebd. 112). Dieses Miteinbeziehen kennzeichnet im Wesentlichen den Unterschied zwischen Butler und Arendt hinsichtlich des Verständnisses vom Konzept des Erscheinungsraums. Das Erscheinen von Körpern im Sinn einer Pluralität (Stichwort: Assemblage9 (vgl. Butler 2016: 94)) führt dabei zu einem kollektiven Ereignis, das die geteilte Zeit und den gemeinsamen Raum auf eine neue Weise organisieren, wie Primavesi anmerkt (vgl. Primavesi 2011: 67). Insbesondere der Grenzraum lässt sich in vielen Fällen als Erscheinungsraum festmachen. Beide Konzepte sind in ihrer genuinen Gestalt performativ, beiden haftet das „räumliche Zwischen“ an. Anschließend an Kapitel 4.1.3 können Grenzübergänge, Checkpoints etc. als Beispiel für das Konstruieren und Markieren der Grenze dienen – in solcherlei Hinsicht, dass 9 Der Metapher „Assemblage“ bedient sich Butler, um ihre Unterscheidung von Versammlung und Ansammlung deutlicher zu machen. Der Begriff stammt aus der bildenden Kunst und meint eine Collage, die durch diese Bildhaftigkeit methodologisch die Anwendbarkeit von Butlers Theorien auf die Kunstanalyse untermauert. 20
es ein In-Erscheinung-Treten von gewissen Bewachungsinstanzen braucht, wie zum Beispiel Kontrolleur_innen oder Grenzsoldat_innen beziehungsweise passierende Menschen, die Pässe bereithalten, sich in Warteschlangen begeben, sich der Grenzsituation fügen oder sie boykottieren. Über diese unterschiedlichen Handlungen im räumlichen Zwischen funktioniert die Grenze erst wie wir sie als Grenze kennen, wobei es je nach Position und auf den unterschiedlichen Seiten der Grenze jeweils andere Unterstützungen des Handelns braucht. Bei Kunstperformances am und über den Grenzraum spielt dieser Faktor eine grundlegende Rolle: Was braucht es, damit der Körper überhaupt künstlerisch in Erscheinung treten kann, beziehungsweise: wo liegt sein künstlerisches Potential? 4.2.2 In Erscheinung treten zwischen Israel und der Westbank Diese Arbeit ist keine politologische. Performances, die sich in verschiedenster Ausprägung nicht (nur) an der Grenze ereignen, sondern diese auch zum Thema machen, verlangen aber im Zuge einer räumlichen Beschreibung nach einer Kontextualisierung. Eine detaillierte Aufschlüsselung davon, was in unseren Breitengraden als „Nahost-Konflikt“ verhandelt wird, macht im Zuge dieser Arbeit weder Sinn noch halte ich ansatzweise genügend Expertise für ein solches Vorhaben bereit. Ein Forscher, der diese sehr wohl aufweist und sich mit der „Architektur der Okkupation“ beschäftigt hat, ist Eyal Weizman (2007), auf den an dieser Stelle exemplarisch verwiesen sei. Grundsätzlich ist anzumerken, dass es bei der Situation zwischen Israel und der Westbank in vielerlei Hinsicht darum geht, mit dem Körper Bereiche, Gebiete, Land, Straßen für sich zu beanspruchen. In dem mit jüdischen Settlements durchzogenen palästinensischen Territorium herrscht ein ständiger Kampf um Länder-, Besiedelungs- und Staatenrecht. Butler untermauert ihre Theorie zur Performanz auch am Beispiel Hebron, das als meistbesetzte Stadt in der Westbank gilt: Menschen mobilisieren sich (…) für das Recht von Palästinenser/innen, jede Straße in Hebron zu betreten, wo Bedingungen der Apartheid herrschen. (…) Für bestimmte Regime stellt jedoch die Ausübung einer so kleinen Freiheit wie der Gang auf die Straße eine Herausforderung dar, sie bedeutet eine geringfügige performative Störung, ausgelöst durch eine Bewegung – im körperlichen wie im politischen Sinne des Wortes (Butler 2016: 182). Diese performative Störung können sich künstlerische Interventionen nun sogar zunutze machen, wenn man den häufig subversiven Charakter der Performance Art bedenkt. Damit setzt Butler ein, wo Foucault aufhört: bei der Körperlichkeit und der Visualisierung von Machtverhältnissen. Sie legt den sich in der Öffentlichkeit organisierenden Körpern „die Bitte 21
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